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Das BuchNeue vertrackte Fälle für Mma Ramotswe und ihre Kodetektivin Grace Makutsi! Diesmal ist Mma Ramotswe gezwungen, ihr gelieb-tes Gaborone zu verlassen: Ein Auftrag führt sie in ein Safaricamp im Okavango-Delta. Eine amerikanische Touristin hat nämlich ei-nem der dortigen Führer nach ihrem Tod eine stattliche Geldsumme hinterlassen. Nur leider ist gänzlich unklar, wer der glückliche Erbe ist … Besonderes Feingefühl muss Mma Ramotswe in einem weite-ren Fall beweisen: Eine Freundin bittet sie herauszufinden, ob ihr Mann eine heimliche Affäre hat. Mma Ramotswes Kodetektivin Grace Makutsi ist währenddessen mit großen persönlichen Problemen konfrontiert: Ihr Verlobter hat einen schweren Autounfall erlitten. Und dann macht ihr auch noch seine Tante den Platz am Krankenbett streitig! Könnte es sein, dass die Tante einen unlauteren Plan verfolgt?

Zum AutorAlexander McCall Smith, Jahrgang 1948, wuchs in Zimbabwe und Schottland auf und lebt in Edinburgh mit seiner Frau, zwei Kindern und einer Katze. Er war bis vor kurzem Professor für Medizinrecht. Er veröffentlichte zahlreiche Fach- und Kinderbücher, bevor ihm mit der Serie um Mma Ramotswe ein Welterfolg gelang. Die Ro-mane dieser Reihe wurden in 42 Sprachen übersetzt. Zuletzt bei Heyne erschienen: Übles Spiel mit Mma Ramotswe.

Lieferbare TitelDas Herz des fremden Toten – Blaue Schuhe für eine Kobra – Mma Ramotswe und das verhängnisvolle Bett – Mma Ramotswe und der verschollene Bruder – Übles Spiel mit Mma Ramotswe

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Alexander McCall Smith

Schweres Erbe fürMma Ramotswe

ROMAN

Aus dem Englischenvon Verena Kilchling

WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN

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Die Originalausgabe The Double Comfort Safari Cluberschien bei Little, Brown, London

Verlagsgruppe Random House FSC®N001967Das für dieses Buch verwendete

FSC®-zertifizierte Papier Holmen Book Creamliefert Holmen Paper, Hallstavik, Schweden.

Vollständige deutsche Erstausgabe 04/2014Copyright © 2010 by Alexander McCall Smith

Copyright © 2014 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbHPrinted in Germany 2014

Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich, unter Verwendung einer Illustration

von © Kim BeckerSatz: Christine Roithner Verlagsservice, BreitenaichDruck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-453-26571-4

www.heyne-verlag.de

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Dieses Buch ist meinem guten FreundGuy Kinder gewidmet

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1. Man ändert einen Menschen nicht, indem man ihn anschreit

Kein Auto, dachte Mr. J.L.B. Matekoni, der nicht nur ein hervorragender Mechaniker war, sondern auch ein guter Mensch. Kein Auto ist …

Er hielt inne. Wenn man über tiefgreifende Themen nachgrübeln wollte, musste man zunächst Ordnung in seine Gedanken bringen, das wusste er. Mr. J.L.B. Ma-tekoni befand sich kurz vor einer äußerst wichtigen Er-kenntnis, deren endgültige Form sich ihm allerdings erst noch offenbaren musste. Wie viel leichter fielen Mma Ramotswe solche Dinge! Sie war eine Meisterin darin, sich prägnant und bedeutsam auszudrücken, und das auch noch ohne jede Mühe. Als Mechaniker tat man sich damit ungleich schwerer, weil man es nicht gewöhnt war, den Leuten möglichst freundlich und überzeugend beibringen zu müssen, wie sie ihr Leben zu führen hatten. Denn genau darin bestand oft Mma Ramotswes Aufgabe als Detektivin. Ein Mechaniker wie er musste hingegen lange überlegen, um die rich-tigen Worte zu finden, Worte, bei denen die Leute auf-merkten und sagten: »Da haben Sie absolut recht, Rra!« Oder, falls es sich bei diesen Leuten um Mma Ramotswe handelte: »Das ist doch allseits bekannt!«

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Er hatte nur sehr wenig auszusetzen an seiner Frau Precious Ramotswe, der Gründerin der No. 1 Ladies’ Detective Agency. Aber wenn er eine Liste ihrer Fehler hätte anlegen müssen – wobei es sich um ein winziges, mit dem bloßen Auge kaum zu erkennendes Schriftstück gehandelt hätte –, hätte er darin vermutlich ihre absolut liebenswerte Angewohnheit aufgeführt, Dinge, die sie rein zufällig wusste, für allseits bekannt zu erklären. Dieses Prädikat verlieh ihren Aussagen eine unanfechtbare Au-torität und den Status von Tatsachen, die jeder klar den-kende Mensch bereitwillig anerkennen musste – zum Beispiel, dass die Sonne im Osten aufging, über den ge-schwungenen Baumkronen der Akazien, die entlang der Grenze nach Südafrika und Simbabwe wuchsen, über dem großen Limpopo, der nun, auf dem Höhepunkt der Regenzeit, tief und reißend dahinfloss auf dem Weg zu einem Ozean, der einen halben Kontinent entfernt lag; oder dass Seretse Khama der erste Präsident von Botswana gewesen war; oder gar die Binsenweisheit, dass Botswana zu den schönsten und friedlichsten Ländern der Welt zählte. Diese Tatsachen waren absolut unbe-streitbar, wohingegen Mma Ramotswes Behauptungen meist eher Meinungsäußerungen waren, auch wenn sie sie als allseits bekannte Fakten verkaufte. Zwischen einer Meinungsäußerung und einer Tatsache bestand ein him-melweiter Unterschied, wie Mr. J.L.B. Matekoni fand, aber er hatte nicht vor, seine Frau darauf anzusprechen. Wie er nur allzu gut wusste, gab es Themen, die ein Mann gegenüber seiner Ehefrau besser unerwähnt ließ, und dieses Thema gehörte mit Sicherheit dazu.

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Nachdem er nun solcherart seine Gedanken sortiert hatte, fielen ihm endlich die richtigen Wörter ein, die sich zu einem knappen, aussagekräftigen Satz formier-ten: Kein Auto ist vollkommen perfekt. Genau das wollte er ausdrücken, und mehr als diese fünf Wörter war dazu nicht notwendig. Also wiederholte er sie noch einmal: Kein Auto ist vollkommen perfekt.

Seine beträchtliche Erfahrung als Inhaber der Auto-werkstatt Tlokweng Road Speedy Motors und Mecha-niker des Vertrauens für eine ganze Flotte von Mittel-klassewagen hatte ihn gelehrt, dass jedes Auto seine Schwachpunkte aufwies, seine Marotten, seine losen Schrauben, seine Unpässlichkeiten. Diese äußerten sich in den ganz spezifischen Motorengeräuschen, mit de-nen sich ein Wagen demjenigen mitzuteilen versuchte, der ihm zuhörte, und das war normalerweise ein Me-chaniker wie Mr. J.L.B. Matekoni, der die Sprache der Automobile perfekt beherrschte. Aber es hatte nicht nur jedes Auto seine Schwächen, sondern auch seine Stär-ken: einen besonders bequemen Fahrersitz zum Bei-spiel, der sich im Laufe der Jahre an die Gesäßform seines Besitzers angepasst hatte, oder einen Motor, der stets sofort und ohne zu murren ansprang, selbst nach den kältesten Winternächten, wenn die Luft über Bots-wana so trocken und kalt war, dass sie einem in der Lunge brannte. Es hatte also jeder Wagen seine ganz eigene Persönlichkeit, und wenn es Mr. J.L.B. Mate - koni endlich gelang, seinen Lehrlingen diesen Umstand begreiflich zu machen, lieferten sie vielleicht solidere Arbeit ab, und er musste nicht immer nachbessern. Sie

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handelten meist nach dem Motto schieben, stoßen, ru­ckeln, aber das war nicht die richtige Philosophie für einen Mechaniker. Stattdessen hätte über dem Eingang jeder guten Werkstatt ein Schild mit der Devise zu­hören, gut zureden, besänftigen hängen müssen; oder die Worte, die er einmal in der Werbebroschüre einer Werkstatt aus Francistown gelesen hatte: Ihr Auto ist unser Auto.

Dieser Slogan hatte zunächst überzeugend geklun-gen, bis ihm seine Doppeldeutigkeit zu denken gegeben hatte. Man konnte ihn nämlich auch so interpretieren, dass die Werkstatt den Kunden ihre Autos stahl, wes-halb die Wortwahl vielleicht doch ein wenig ungünstig war. Die andere Auslegung, nämlich dass das Werkstatt-personal die Fahrzeuge seiner Kunden genauso pfleglich behandelte wie seine eigenen, war vermutlich die Bot-schaft, die der Inhaber bezweckt hatte. Allerdings wäre es besser gewesen, wenn er dies auch genauso geschrie-ben hätte, fand Mr. J.L.B. Matekoni. Es ist immer besser, wenn man sagt, was man meint – so lautete eine Lebens-weisheit von Mma Ramotswe, die sie auch genauso meinte, da war er sich sicher.

Nein, grübelte er, das perfekte Auto gab es nicht, und so hatte jedes Fahrzeug seine Stärken und Schwächen. Bei den Menschen war es schließlich genauso: Jeder hatte seine kleinen Eigenheiten – Angewohnheiten, mit denen er seine Mitmenschen nervte, Laster und Fehler, egoistische Momente –, aber es hatte auch jeder seine guten Seiten: ein einnehmendes Lächeln, einen beson-ders ansteckenden Humor, die Fähigkeit, das Leibge-

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richt seines Ehepartners so zu kochen, wie dieser es am liebsten mochte …

So war es generell mit der Welt. Sie setzte sich zu-sammen aus einigen wenigen Personen, die so gut wie perfekt waren (uns selbst), einer recht großen Menge an Leuten, die sich sehr bemühten, aber trotzdem nicht annähernd perfekt waren (unseren Freunden und Kol-legen), und schließlich einigen wenigen durch und durch unangenehmen Zeitgenossen (unseren Feinden und Konkurrenten). Die meisten Menschen gehörten der mittleren Gruppe an (der, die sich bemühte), wäh-rend die letzte Gruppe zum Glück sehr klein war und an Orten wie Botswana – wo auch Mr. J.L.B. Matekoni lebte, worüber er sehr froh war – nicht besonders häufig in Erscheinung trat.

Diesen Gedanken über Perfektion hing er nach, während er in seinem Abschleppwagen die Lobatse Road entlangfuhr. Er war zu einer seiner »guten Taten« unterwegs, wie Mma Ramotswe es nannte, wenn er Menschen, die eine Panne hatten, zu Hilfe eilte. In die-sem Fall handelte es sich dabei um eine gewisse Mma Constance Mateleke, die eine erfahrene und hoch ange-sehene Hebamme und zufällig auch eine langjährige Freundin von Mma Ramotswe war. Ihr Wagen war am Straßenrand liegen geblieben, von wo aus ihn ihr Anruf ereilt hatte.

»Tot«, hatte Mma Mateleke gesagt, und er hatte sie durch das Knistern ihrer Handyleitung kaum verstan-den. »Stehen geblieben, obwohl der Tank noch fast voll ist. Einfach ausgegangen, Mr. Matekoni. Tot.«

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Mr. J.L.B. Matekoni hatte in sich hineingelächelt. »Kein Auto ist für immer tot«, hatte er sie getröstet. »Meist sieht es nur so aus, während der Wagen in Wirk-lichkeit schläft. Wie Lazarus, Sie wissen schon.« Er war sich nicht ganz sicher, ob die Analogie so stimmte. Als kleiner Junge hatte er die Geschichte von Lazarus in der Sonntagsschule in Molepolole erzählt bekommen, aber er konnte sich nur noch verschwommen an die Einzel-heiten erinnern. Das war viele Jahre her, und die Ge-schichten aus jener Zeit vermischten sich mittlerweile in seinem Gedächtnis – die echten mit den erfunde- nen, diejenigen, die in Büchern gestanden hatten, mit den langatmigen Anekdoten der Dorfältesten. Hatte sein Großvater wirklich von sieben mageren Kühen ge-träumt, oder waren es fünf magere Kühe und sieben fette gewesen?

»Sie halten sich also neuerdings für Jesus Christus, Mr. Matekoni, das ist ja interessant. Dann heißt es jetzt nicht mehr Tlokweng Road Speedy Motors, sondern Jesus­Christus­Autoreparaturen, oder wie?«, fragte Mma Mateleke. »Sie behaupten, Sie könnten Autos von den Toten auferstehen lassen, sehe ich das richtig?«

Mr. J.L.B. Matekoni lachte. »Natürlich nicht. Nein, ich bin nur ein einfacher Mechaniker. Aber ich weiß, wie man schlafende Autos wieder weckt. Das ist aller-dings nichts Besonderes, jeder Mechaniker kann das.« Bis auf meine Lehrlinge, fügte er in Gedanken hinzu.

»Das werden wir ja sehen«, entgegnete sie. »Ich habe großes Vertrauen in Sie, Mr. Matekoni, aber mein Auto macht wirklich einen sehr kranken Eindruck. Außer-

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dem läuft mir die Zeit davon. Vielleicht sollten wir das Telefonat langsam beenden, damit Sie herkommen und mir helfen können.«

Aus diesem Grund fuhr er also an diesem angenehm kühlen Vormittag die Lobatse Road entlang und er-laubte es seinen Gedanken, abzuschweifen und sich mit den vielfältigen Stärken und Schwächen von Menschen und Fahrzeugen zu beschäftigen. Auf beiden Seiten der Straße erstreckte sich die Landschaft in einem graugrü-nen Teppich aus Dornbüschen bis zum Horizont, wo die felsigen Ausläufer der Berge den Übergang vom Land zum Himmel markierten. Die Regenfälle hatten üppiges junges Gras zwischen den Büschen und Bäu-men sprießen lassen. Das war gut für die Rinder, die bald dick und rund werden würden von dem reichlich vorhandenen süßen Futter, und es war auch gut für Botswana, denn dicke Rinder bedeuteten dicke Men-schen – nun ja, natürlich nicht zu dick, sondern wohl-genährt und gesund –, Menschen, die zufrieden waren mit ihrem Leben und gerne in Botswana lebten.

O ja, dachte Mr. J.L.B. Matekoni. Natürlich war kein Land auf der Welt vollkommen, aber Botswana kam der Perfektion schon sehr nahe, fand er und schloss genie-ßerisch die Augen, bis ihm einfiel, dass er ja am Steuer saß. Also riss er die Augen schnell wieder auf und ent-deckte im Rückspiegel, dass der Fahrer hinter ihm bis auf wenige Meter herangefahren war und mit merk-licher Aggression auf eine Gelegenheit drängte, ihn zu überholen. Das Problem bestand jedoch darin, dass die Lobatse Road stark befahren war und sie daher jede

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Menge Gegenverkehr hatten. Schneller fahren konnte Mr. J.L.B. Matekoni auch nicht, weil das Fahrzeug vor ihm es ganz und gar nicht eilig zu haben schien. Wahr-scheinlich war der Fahrer so wie Mma Potokwani, die gerne gemütlich vor sich hin zockelte, sich mit ihrem Beifahrer unterhielt und beim Gestikulieren nicht sel-ten an den Schaltknüppel kam und versehentlich den Gang aushebelte. Aber es war das gute Recht solcher Fahrer, die Dinge ein wenig gemächlicher angehen zu lassen, wenn ihnen danach war. Lobatse lief nicht davon, und ob man nun um elf Uhr oder um halb zwölf dort ankam, war nun wirklich nicht so wichtig.

Mr. J.L.B. Matekoni blickte erneut in den Rückspie-gel, konnte das Gesicht des aggressiven Fahrers aber nicht erkennen, weil dieser sich auf seinem Sitz nach hinten lehnte. Er sollte sich lieber in sein Schicksal fü-gen, dachte Mr. J.L.B. Matekoni, weil Überholen ohne-hin nicht … Sein Gedankengang wurde jäh unterbro-chen, als der Wagen des ungeduldigen Fahrers plötzlich nach links ausscherte. Mr. J.L.B. Matekoni umklam-merte fest das Lenkrad und murmelte leise vor sich. Er hatte im Straßenverkehr schon so einiges erlebt und wusste, dass das, was dieser Fahrer versuchte, das Ge-fährlichste aller Manöver war: überholen auf der fal-schen Seite!

Er hielt einen geraden Kurs und bremste leicht ab, damit der andere Fahrer so schnell wie möglich an ihm vorbeikam. Verdient hatte er so viel Rücksichtnahme natürlich nicht, aber Mr. J.L.B. Matekoni wusste, dass es am besten war, ungeduldige Verkehrsteilnehmer

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nicht bei gefährlichen Vorhaben zu behindern. Umso schneller war es vorbei, und der Verkehr konnte wieder seinen normalen Lauf nehmen. In einer Wolke aus auf-gewirbeltem Staub und Split schoss der risikofreudige Fahrer vorbei und lenkte seinen Wagen dann wieder zurück auf die asphaltierte Straße. Mr. J.L.B. Matekoni hätte seiner Verärgerung gerne durch anhaltendes Hu-pen und Aufblenden Luft gemacht, verkniff es sich aber. Der Mann wusste genau, dass es verboten war, auf dem Seitenstreifen zu überholen, weshalb es nicht das Ge-ringste brachte, ihm seinen Unmut kundzutun. Damit hätte er nur einen sinnlosen Streit herausgefordert, der nirgendwohin führte und das Verhalten des Fahrers si-cherlich nicht beeinflusste. »Man ändert einen Men-schen nicht, indem man ihn anschreit«, hatte Mma Ra-motswe einmal gesagt, und er fand, dass sie damit absolut recht hatte. Es war im Grund dasselbe, ob man herumbrüllte oder hupte. Man erreichte mit dem einen so wenig wie mit dem anderen.

Was nun passierte, überraschte Mr. J.L.B. Matekoni. Kaum hatte der Verkehrsrowdy sein illegales Manöver beendet, blickte er in den Rückspiegel und bezeugte Mr. J.L.B. Matekoni seine Dankbarkeit, indem er äußerst höflich die Hand hob. Und dieser quittierte den Dank völlig überrumpelt mit einem ebenso freundlichen Winken. Das war das Merkwürdige an Botswana: Selbst wenn seine Einwohner sich rücksichtslos verhielten – und eine gewisse Rücksichtslosigkeit war manchmal unvermeidlich –, bewahrten sie sich dabei ihre Höflich-keit.

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Die Straße führte an dieser Stelle bergauf, und das Auto des Mannes verschwand kurz darauf hinter einer Kuppe. Mr. J.L.B. Matekoni fragte sich, warum er es wohl so eilig gehabt hatte. Vielleicht war er spät dran für einen wichtigen Geschäftstermin, oder er war Anwalt und wurde beim Obersten Gericht in Lobatse erwartet. Wenn man zu spät zu einer Gerichtsverhandlung zu kommen drohte, war das natürlich äußerst unangenehm und entschuldigte eine gewisse Eile. Mr. J.L.B. Mate-koni hatte einmal das Auto eines Anwalts repariert, und dieser hatte ihm erzählt, dass es schwerwiegende Folgen haben konnte, wenn man nicht pünktlich vor Gericht erschien. Nicht nur für den Anwalt selbst, sondern auch für seinen Klienten, weil der Richter bestimmt kein wohlwollendes Urteil über jemanden fällte, der ihn war-ten ließ. Aber selbst wenn der Fahrer ein unter zeit-lichem Druck stehender Anwalt war, entschuldigte dies nicht, dass er auf der falschen Seite überholte, womit er das Leben anderer Verkehrsteilnehmer gefährdete. So etwas war unverzeihlich.

Mr. J.L.B. Matekoni ertappte sich bei der Über-legung, was Mma Ramotswe wohl dazu gesagt hätte. In der Phase ihres Kennenlernens hatte es ihn regelmäßig in Erstaunen versetzt, wie aufmerksam sie die Handlun-gen ihrer Mitmenschen beobachtete und wie glaubhaft sie hinterher deren Beweggründe erklären konnte. In-zwischen war diese Fähigkeit seiner Frau für ihn zur Selbstverständlichkeit geworden, und er nickte nur noch zustimmend, wenn sie ihm die undurchsichtigsten Taten auseinandersetzte. Es wäre ihm niemals in den

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Sinn gekommen, an ihren Erklärungen zu zweifeln. Na-türlich war das der Grund, warum jemand dies getan oder jenes eben nicht getan hatte. Mma Ramotswe wusste so etwas einfach.

Er malte sich aus, wie er ihr am Abend von dem Vorfall erzählen würde: »Heute Morgen habe ich auf der Lobatse Road ein ziemlich gefährliches Fahrverhal-ten beobachtet. Ein lebensgefährliches Fahrverhalten.«

Sie würde nicken und antworten: »Das überrascht mich nicht, Mr. J.L.B. Matekoni. Die Leute fahren wie die Verrückten.«

»Ein Mann hat mich auf der falschen Seite überholt, auf dem Seitenstreifen! Zack, war er an mir vorbei! Of-fenbar hatte er es wahnsinnig eilig, nach Lobatse zu kommen.« Er würde eine Pause machen und dann bei-läufig fragen: »Was glaubst du, warum jemand sein Le-ben – und meines dazu – riskiert, nur um schneller in Lobatse zu sein?«

Mma Ramotswe würde ein nachdenkliches Gesicht machen. »War es ein neues Auto?«, würde sie fragen. »Ein großes?«

»Ein sehr großes«, würde er antworten. »3,6 Liter- Motor mit variabler Ventilsteuerung und …«

»Ja, schon gut.« Mma Ramotswe wollte keine tech-nischen Details wissen. »Und welche Farbe hatte das Auto?«

»Rot. Knallrot.«Mma Ramotswe würde lächeln. »Und der Fahrer?

Weißt du, wie er aussah?«»Nicht wirklich. Ich konnte nur seinen Hinterkopf

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sehen. Für einen Verkehrsrowdy war er allerdings ziem-lich höflich. Nachdem er mich auf der falschen Seite überholt hatte, hat er sich doch tatsächlich bei mir be-dankt!«

Mma Ramotswe würde entschieden nicken. »Er hat bestimmt eine Affäre und war gerade auf dem Weg zu seiner Geliebten. Wahrscheinlich war er spät dran und wollte die Dame nicht warten lassen.«

»Unglaublich, Mma! Wie kannst du das allein aus der Farbe des Autos schließen?«

»Nicht nur aus der Farbe, auch aus der Höflichkeit. Dieser Mann ist über irgendetwas sehr glücklich und möchte sich bei jemandem bedanken. Also hat er dir gedankt.«

Während sich Mr. J.L.B. Matekoni die Antworten seiner Frau ausmalte, konnte er förmlich ihre Stimme hören. Eine solche Erklärung wäre typisch für sie gewe-sen, und sie hätte vermutlich sogar recht gehabt damit, auch wenn er nicht verstand, wie sie anhand derart dürf-tiger Hinweise zu einem Ergebnis gelangen konnte. Aber das war eben der Unterschied zwischen einer De-tektivin und einem einfachen Mechaniker. Ein sehr be-deutsamer Unterschied, der …

Er unterbrach sich, als er in einiger Entfernung ein Auto am Straßenrand auftauchen sah, das er beim Nä-herkommen als Mma Matelekes Auto erkannte. Direkt dahinter hatte das große rote Auto angehalten, das noch vor wenigen Minuten an ihm vorbeigeschossen war. Der Fahrer war ausgestiegen und stand neben Mma Matele-kes Fenster und plauderte mit ihr. Vorhin war er noch so

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furchtbar in Eile, und jetzt steht er hier und unterhält sich in aller Ruhe, dachte Mr. J.L.B. Matekoni. Was wohl Mma Ramotswe davon gehalten hätte, fragte er sich, während er auf die Bremse trat und den Ab-schleppwagen am Straßenrand zum Stehen brachte.

Mma Mateleke stieg aus, als sie ihn sah, und lächelte ihm entgegen.

»Habe ich heute aber ein Glück«, sagte sie. »Erst ei-len Sie mir mit Ihrem Abschleppwagen zu Hilfe, Mr. Matekoni, und dann hält auch noch ein zweiter Mann, der zufällig hier vorbeikommt. Etwas Besseres kann ei-ner Frau in einer Notlage nicht passieren, als gleich zwei starke Helfer an ihrer Seite zu wissen.«

Während sie dies sagte, warf sie dem Fahrer des ro-ten Wagens einen Blick zu, der wiederum ihr Kompli-ment mit einem Lächeln quittierte.

»Das ist übrigens Mr. Ntirang«, stellte Mma Mate-kele den hilfsbereiten Fahrer vor. »Er war gerade unter-wegs nach Lobatse, als er mich am Straßenrand gesehen hat.«

Mr. Ntirang nickte Mr. J.L.B. Matekoni zu und sag-te ernst: »Mir war sofort klar, dass sie eine Panne hatte, und hier ist weit und breit nichts als Wildnis.« Er mach-te eine kurze Pause, bevor er hinzufügte: »Wie Sie ja sehen können.«

Mr. J.L.B. Matekoni zog ein Papiertuch aus der Ta-sche und wischte sich daran die Hände ab. Diese Ange-wohnheit stammte noch aus Zeiten, in denen er in der Werkstatt Mull zum Beseitigen von Schmiere verwen-det hatte. Inzwischen hatte sich das Abwischen der

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Hände zu einem nervösen Tick entwickelt, so wie sich andere die Hemdsärmel glatt streichen oder mit der Hand über die Stirn fahren.

»Allerdings«, antwortete er und erwiderte den Blick des anderen Mannes. »Hier ist weit und breit nur Wild-nis. Andererseits …« Er zögerte, weil er nicht unhöflich sein wollte, aber er konnte die rücksichtslose Fahrweise des Mannes auch nicht einfach unkommentiert lassen. »Andererseits ist die Lobatse Road ziemlich stark be-fahren, meinen Sie nicht? Und ganz schön gefährlich, so schlecht, wie manche Leute fahren.«

Das Schweigen, das nun folgte, wurde vom Gesang eines Vogels unterbrochen, der auf einer Akazie hinter dem Begrenzungszaun der Straße saß. So war das im afrikanischen Busch. Immer sang irgendwo ein Vogel.

Mr. Ntirang zuckte nicht mit der Wimper, als er antwortete: »Oh ja, da haben Sie recht, Rra. Es gibt wirklich furchtbar schlechte Fahrer. Manche fahren Schlangenlinien, weil sie offenbar schon mit dem Ge-radeausfahren völlig überfordert sind. Ich habe Leute gesehen, die beim Fahren getrunken haben – nicht vor dem Fahren, sondern währenddessen. Man erlebt die unglaublichsten Dinge.« Er drehte sich zu Mma Ma-teleke. »Finden Sie nicht auch, Mma?«

Mma Mateleke warf ungeduldig einen Blick auf die Uhr. Sie schien sich nicht besonders für dieses Ge-sprächsthema zu interessieren. »Gut möglich«, antwor-tete sie. »Schlechtes Benehmen ist leider weit verbreitet, aber wir haben jetzt wirklich keine Zeit, weiter mitein-ander zu plaudern.« Sie wandte sich an Mr. J.L.B. Ma-

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tekoni. »Könnten Sie sich die Sache mal ansehen, Rra? Vielleicht finden Sie ja heraus, was meinem Auto fehlt.«

Mr. J.L.B. Matekoni ging zu Mma Matelekes Wagen und öffnete die Fahrertür. Er mochte dieses Auto nicht, was er Mma Mateleke natürlich nicht verriet. Irgend-etwas an diesem Fahrzeug erregte seinen Argwohn, aber er hätte nicht genau zu sagen gewusst, worum es sich dabei handelte. Noch bevor er den Schlüssel im Zünd-schloss herumdrehte, hatte er die dunkle Vorahnung, dass er es mit einem Elektronikproblem zu tun hatte. In der guten alten Zeit – so nannte Mr. J.L.B. Matekoni alles, was mehr als zehn Jahre zurücklag – hatten sich Mechaniker noch keine Gedanken über die Elektronik eines Autos machen müssen, aber heutzutage gab es kaum noch einen Wagen, in den kein Computerchip eingebaut war. Manchmal war er versucht, den Leuten zu sagen: »Bringen Sie Ihr Auto doch zu einem Compu-terladen, da kann man Ihnen sicher besser helfen.«

Wie Mma Mateleke bereits am Telefon gesagt hatte, reagierte die Zündung nicht. Seufzend beugte er sich in den Fußraum, um den Hebel zu suchen, mit dem sich die Motorhaube öffnen ließ. Aber es gab keinen Hebel. Er wollte das Fenster herunterkurbeln, um Mma Ma-teleke zu fragen, wo sich der Hebel befand, aber das Auto hatte natürlich elektrische Fensterheber, die eben-falls nicht funktionierten. Also machte er die Tür auf.

»Wie kommt man bei diesem Wagen an den Mo-tor?«, fragte er. »Ich kann keinen Hebel finden.«

»Es gibt auch keinen«, antwortete sie. »Aber es gibt einen Knopf. Dort in der Mitte, sehen Sie?«

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Nach einigem Suchen entdeckte er den Knopf, auf dem eine kleine geöffnete Motorhaube abgebildet war, und drückte ihn. Nichts passierte.

»Der Knopf ist auch tot«, erklärte Mma Mateleke trocken. »Das ganze Auto hat den Geist aufgegeben.«

Mr. J.L.B. Matekoni stieg wieder aus. »Irgendwie kriege ich die Haube schon auf«, sagte er. »In solchen Fällen gibt es immer eine Lösung.« Er war sich nicht sicher, ob das wirklich stimmte.

Jetzt meldete sich Mr. Ntirang zu Wort. »Ich glaube, ich muss allmählich aufbrechen«, sagte er. »Sie sind jetzt in guten Händen, Mma. In den angeblich besten Me-chanikerhänden von Gaborone.«

Mr. J.L.B. Matekoni war ein bescheidener Mann, freute sich aber dennoch über das Kompliment und be-dankte sich mit einem Lächeln. Er war drauf und dran, Mr. Ntirang sein rüpelhaftes Verhalten von vorhin zu verzeihen, aber dann fiel ihm auf, wie Mma Mateleke und Mr. Ntirang einen Blick austauschten, der nicht leicht zu interpretieren war. Entdeckte er da etwa einen Anflug – nur einen Anflug – von Tadel in Mma Matele-kes Gesichtsausdruck? Aber was hatte sie diesem Mann vorzuwerfen, der am Straßenrand gehalten hatte, um ihr zu Hilfe zu kommen?

Mr. Ntirang ging auf sein Auto zu. »Auf Wiederse-hen, Rra«, sagte er. »Ich hoffe, Sie finden heraus, was das Problem ist. Aber da brauche ich mir bei Ihnen ja keine Sorgen zu machen.«

Mr. J.L.B. Matekoni blickte dem davonfahrenden Mann neugierig hinterher, weil er sich für seinen Wagen

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interessierte, ein teures Modell, das man nur selten auf den Straßen sah. Er überlegte, was für einen Motor es wohl hatte, und entkleidete das Auto in Gedanken, was bei Mechanikern ganz normal war. So wie manche Männer sich eine Frau ohne ihre Kleider vorstellten, malten sich Mechaniker aus, wie ein Auto ohne Karos-serie aussah. Beides bereitete gleichermaßen Vergnügen. Mr. J.L.B. Matekoni war so vertieft in seine Gedanken, dass Mr. Ntirang schon beinahe am Horizont ver-schwunden war, als ihm auffiel, dass er nicht nach Lo-batse, sondern zurück nach Gaborone fuhr. Mma Ma-teleke hatte doch gesagt, dass Mr. Ntirang auf dem Weg nach Lobatse gewesen sei, und dieser hatte bestätigend genickt. Und dennoch fuhr er nun in die Richtung da-von, aus der er gekommen war. Hatte er etwa vergessen, wohin er wollte? Konnte ein Mensch so zerstreut sein, dass ihm nicht mehr einfiel, dass er von Gaborone nach Lobatse unterwegs gewesen war, und nicht umgekehrt? Die Antwort lag auf der Hand. Mr. J.L.B. Matekoni hatte beispielsweise eine Tante, die sich mit dem Auto auf den Weg nach Serowe gemacht hatte und auf hal-bem Weg umgekehrt war, weil sie den Grund für die Fahrt vergessen hatte. Allerdings konnte sich Mr. J.L.B. Matekoni nicht vorstellen, dass Mr. Ntirang ein Mensch war, der zu Gedankenlosigkeit neigte. Dagegen sprach allein schon seine Fahrweise. Dieser Mann wusste ge-nau, wo er hinwollte.

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2. Teekannen und Effizienz

Mma Mateleke mochte keine ausgewiesene Technik-expertin sein, aber ihre Einschätzung, dass der Motor ihres Autos den Geist aufgegeben hatte, stellte sich als zutreffend heraus.

»Sehen Sie«, sagte sie zu Mr. J.L.B. Matekoni, als sie sich mit ihrem Auto im Schlepptau, dessen Vorderreifen auf den Abschleppwagen aufgebockt waren, auf den Rückweg nach Gaborone machten. »Sehen Sie, ich hat-te recht. Der Motor ist tot. Was soll ich denn jetzt ma-chen, Mr. J.L.B. Matekoni? Wie soll ich ohne Auto zurechtkommen? Was, wenn eine Frau in den Wehen liegt und ich erst warten muss, bis ein Minibus vorbei-kommt? Und dann sagt der Fahrer womöglich: ›Tut mir leid, in diese Richtung fahre ich nicht, Mma, aber ich kann Sie ein Stück mitnehmen.‹ Was dann? Man kann schließlich zu einer werdenden Mutter nicht sagen: ›Mma, Sie müssen leider warten, bis ich den richtigen Minibus erwische.‹ Das geht nicht. Wenn ich eines im Laufe der letzten fünfzehn Jahre gelernt habe, dann, dass man einem Baby nicht vorschreiben kann, wann es zur Welt kommen soll. Das entscheidet so ein Baby nämlich ganz alleine, Rra.«

Mr. J.L.B. Matekoni hörte ihr höflich zu. Er kannte

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Mma Mateleke und wusste genau, wie gern sie redete. Wenn Mma Ramotswe von einem Besuch bei ihrer Freundin zurückkam, erkannte er das immer daran, dass sie völlig erledigt und vor allem wortkarg war. »Mma Mateleke hat mein Redepensum für heute bereits mit erledigt«, hatte sie einmal gesagt. »Bis morgen sage ich jetzt gar nichts mehr. Vielleicht sogar bis übermorgen. Es ist alles schon gesagt.«

Mma Mateleke blickte aus dem Autofenster und entdeckte eine Straße, die nach Westen führte. Es war eine jener holprigen Schotterpisten, die mehr Schlag-löcher als glatte Oberfläche aufwiesen, aber Menschen, Rindern und dem einen oder anderen Wildtier seit Jahr und Tag als Verkehrsader dienten. Und so würde es auch bleiben, bis die Straße während einer besonders hef-tigen Regenzeit fortgeschwemmt wurde und die Men-schen vergaßen, dass sie jemals in diese Richtung gefah-ren waren. »In dem Dorf, zu dem diese Straße führt, wohnt eine Frau, die ich sehr gut kenne«, bemerkte Mma Mateleke. »Sie erraten sicher, warum, Rra. Weil sie fünfzehn Kinder hat, können Sie sich das vorstellen? Fünfzehn! Ganze vierzehn von ihnen leben noch, nur eins ist gestorben, ein Junge. Weil er eine Batterie geges-sen hat, Rra. Danach ist er sehr schnell verschieden. Der Junge war nicht ganz richtig im Kopf.«

Mr. J.L.B. Matekoni runzelte nachdenklich die Stirn. Hatte es immer tödliche Folgen, wenn man eine Batterie verspeiste, oder kam es drauf an, um was für eine Batterie es sich handelte? Spielte es eine Rolle, ob die Batterie aufgeladen war? Er wusste, dass sich Frauen

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derlei technische Fragen niemals gestellt hätten, wes-halb er sie lieber nicht zur Sprache brachte, sondern sich darauf beschränkte, Mma Mateleke zu antworten: »Wie traurig, Mma. Selbst wenn man sechzehn Kinder hat, ist es traurig, wenn man eins davon verliert.«

»Fünfzehn«, korrigierte Mma Mateleke spitzfindig. »Sie hatte fünfzehn Kinder, und jetzt sind es nur noch vierzehn. Und das auch noch ohne Ehemann. Die Kin-der stammen alle von unterschiedlichen Vätern.«

Mr. J.L.B. Matekoni schüttelte den Kopf. »Wie trau-rig«, wiederholte er.

»Da haben Sie recht«, stimmte ihm Mma Mateleke zu. »Was ist nur mit der guten alten Ehe passiert, Mr. J.L.B. Matekoni?«

»Das dürfen Sie mich nicht fragen«, erwiderte er. »Ich bin ein absoluter Verfechter der Ehe.« Er ver-stummte und dachte erneut an die Szene, die sich vor-hin am Straßenrand abgespielt hatte. Wie war es dazu gekommen, dass dieser Mr. Ntirang trotz seiner großen Eile angehalten hatte, um nach Mma Mateleke zu se-hen? Er erinnerte sich, dass Mma Ramotswe bei seinem Fantasiegespräch die Theorie aufgestellt hatte, Mr. Nti-rang habe eine Affäre. Stimmte das? War er so rasant nach Lobatse gefahren, um dort seine Geliebte zu tref-fen – und war diese Geliebte vielleicht keine andere als Mma Mateleke?

Er warf einen flüchtigen Blick zum Beifahrersitz hinüber und musste zugeben, dass Mma Mateleke eine attraktive Frau war, auch wenn er persönlich sich nicht von übermäßig redseligen Frauen angezogen fühlte.

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Aber manche Männer fanden solche Frauen beeindru-ckend und genossen es, ihrem ständigen Geplapper zuzuhören. Es gab angeblich sogar Männer, die so et-was sexuell stimulierend fanden … Er biss sich auf die Lippe, weil er sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, körperliche Gelüste für jemanden wie Mma Mateleke zu empfinden. Wie sollte man eine Person, die unaufhörlich redete, denn jemals küssen? Es war bestimmt nicht leicht, seine Lippen auf einen Mund zu drücken, der sich ständig öffnete und schloss. Das brachte einen doch völlig aus dem Konzept, und man fühlte sich vielleicht sogar derart gehemmt, dass man jegliche Lust verlor. Aber es war müßig über so etwas nachzudenken, zumal es ihn überhaupt nichts anging, ob Mma Mateleke eine Affäre mit Mr. Ntirang unter-hielt oder nicht. Ihm fiel ein, dass Mma Mateleke mit einem Pastor verheiratet war – ausgerechnet! –, und zwar glücklich, wie er immer geglaubt hatte. Mr. Ma-teleke war zwar nur Teilzeitpastor, aber so hoch ange-sehen, dass er manchmal sogar in einer Sendung von Radio Botswana predigte, die sich Neues von der Kan­ zel nannte. Aber es ist nicht meine Aufgabe, mich in so etwas einzumischen, dachte Mr. J.L.B. Matekoni. Meine Aufgabe ist es, Autos zu reparieren, während es Mma Matelekes Aufgabe ist, Babys auf die Welt zu bringen.

Aber er konnte Mma Mateleke immerhin fragen, wie es ihrem Mann ging, und genau das tat er auch. »Meinem Mann geht es sehr gut, danke der Nachfrage, Rra«, erwiderte sie.

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Ihre knappe Antwort hatte fast ein wenig abweisend geklungen, dachte Mr. J.L.B. Matekoni, so als wollte sie Diskussionen über den Pastor von vornherein vermei-den. Danke der Nachfrage konnte manchmal auch be-deuten: Bis hierhin und nicht weiter.

»Das freut mich zu hören«, sagte er. »Wie schön.«»Ja«, bestätigte Mma Mateleke. »Das ist schön.«Sie schwiegen, und Mr. J.L.B. Matekoni ergriff die

Gelegenheit, das Fenster herunterzukurbeln und frische Luft hereinzulassen. Dann sagte er: »Beliebt wie er ist, hat er als Pastor sicher alle Hände voll zu tun, oder? Auch wenn er nur in Teilzeit predigt.«

Mma Mateleke nickte und blickte seitlich aus dem Fenster. »Ständig ist irgendwas los«, bestätigte sie. »Die Leute vergessen gerne, dass er nur Teilzeitpastor ist und nebenher ein Unternehmen zu führen hat. Sie heiraten und sterben und tun auch sonst ständig Dinge, für die man einen Pastor braucht. Außerdem muss er sich jede Woche genau überlegen, was er in seinen Radiopredig-ten sagen will. Das ist ganz schön harte Arbeit, weil man im Radio schließlich nicht irgendwas sagen kann, nicht wahr?«

Er schüttelte den Kopf. »Das ist absolut richtig, Mma. Wenn man weiß, dass einem das ganze Land zuhört, kann man nicht einfach dahersagen, was einem als Erstes in den Sinn kommt.«

»So viele hören ihm auch wieder nicht zu«, wider-sprach Mma Mateleke. »Ich glaube, es gibt viele Men-schen, die ihr Radio ausschalten, wenn mein Mann auf Sendung geht.«

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Mr. J.L.B. Matekoni runzelte überrascht die Stirn. Es kam ihm seltsam vor, dass eine Frau so etwas über ihren Mann sagte. Wenn der eigene Gatte eine Radio-sendung hatte, musste man doch ein wenig loyal sein und ihn unterstützen, fand er, sagte aber lediglich: »Es sind bestimmt nur die schlechten Menschen, die ab-schalten. Menschen, die etwas auf dem Kerbholz haben, hören sich nicht gerne Predigten im Radio an, weil sich sonst ihr Gewissen meldet. Also schalten sie alle gleich-zeitig ab – klick, klick, klick.«

Er warf ihr einen Seitenblick zu, weil er erwartete, dass sie über diese scherzhafte Feststellung lachte oder zumindest schmunzelte, aber ihr Gesicht blieb völlig unbewegt. Geistesabwesend starrte sie aus dem Fenster, und er fragte sich, ob sie ihn überhaupt gehört hatte.

»Nächste Woche hat er Geburtstag«, sagte sie plötz-lich. »Ich werde ihm eine ganz besondere Torte backen. Er wird nämlich vierzig, und ich plane eine große Party für ihn.«

Mr. J.L.B. Matekoni war erleichtert. Damit hatte sich die Sache mit der Affäre wohl erledigt. Wenn Mma Mateleke einen Geliebten gehabt hätte, hätte sie wohl kaum davon gesprochen, ihren Mann mit einer Feier überraschen zu wollen. So verhielt sich keine un-treue Ehefrau. Er schämte sich für seinen Verdacht und überlegte, wo sie hinkamen, wenn jeder, der eine verhei-ratete Frau bei einer Unterhaltung mit einem ande- ren Mann beobachtete, sofort daraus schloss, dass sie fremdging. Dann hätte er selbst zum Beispiel nicht mehr mit Mma Makutsi sprechen dürfen, und sie nicht

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mit ihm. Und Mma Ramotswe hätte sich nicht mit den Lehrlingen unterhalten dürfen, vor allem nicht mit Charlie, der bei jedem Ehemann Argwohn erregt hätte mit seinen protzigen Schuhen und der Sonnenbrille, die er selbst an bewölkten Tagen und sogar abends nicht abnahm, wie Mr. J.L.B. Matekoni beobachtet hatte. Nein, es gab nicht das Geringste, was seinen Ver-dacht bezüglich Mma Mateleke rechtfertigte, und er hörte besser auf, sich Gedanken zu machen. Anderer-seits … warum war der Mann mit dem roten Auto nach Gaborone zurückgefahren, statt seinen Weg nach Lo-batse fortzusetzen? Wie auch immer er diese Frage drehte und wendete, sie blieb ihm ein Rätsel. Er würde mit Mma Ramotswe darüber sprechen. Sie kannte sich mit solchen Dingen aus. Wenn es eine harmlose Erklä-rung gab – und er war sich sicher, dass dem so war –, würde sie sie finden.

Während Mr. J.L.B. Matekoni Mma Mateleke und ihr unkooperatives Auto zurück nach Gaborone brachte, war Mma Makutsi, Kodetektivin und herausragende Absolventin des Botswana Secretarial College, damit be-schäftigt, den täglichen Vormittagstee zu kochen. Wie üblich benutzte sie dafür zwei verschiedene Teekannen, da ihre Chefin am liebsten Rotbuschtee trank und sie selbst am liebsten Schwarztee. Beide Teekannen hatten die gleiche Farbe – ein undefinierbares Braun –, aber es gab ein maßgebliches Unterscheidungsmerkmal: Mma Ramotswes Kanne war deutlich größer. Mma Makutsi war schon ihr ganzes Leben daran gewöhnt, nur sehr

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Alexander McCall Smith

Schweres Erbe für Mma RamotsweRoman

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Taschenbuch, Broschur, 304 Seiten, 11,8 x 18,7 cmISBN: 978-3-453-26571-4

Heyne

Erscheinungstermin: März 2014

Der New York Times-Bestseller als deutsche Erstausgabe! Ihr neuester Auftrag führt Mma Ramotswe in ein Safaricamp im wunderschönenOkavango-Delta. Eine amerikanische Touristin hat nämlich einem der dortigen Führer einestattliche Geldsumme hinterlassen – doch leider ist komplett unklar, welchem. Die KodetektivinGrace Makutsi ist währenddessen mit einem großen persönlichen Problem konfrontiert: IhrVerlobter hat einen schweren Autounfall erlitten. Seine Tante kommt, um ihn zu pflegen –allerdings mit nicht ganz lauteren Absichten ...


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