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02 2003

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ZEITSCHRIFT DES LCH 2/2003 Guter Zweck mit Lerneffekt • Schweizer Schulklassen sammeln Millionen, doch nützt das auch der Schule? «Kindergärtnerin nur Teilzeitjob» • Bundesgericht empört Freiburgs Kindergarten- Lehrpersonen
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Guter Zweck mit Lerneffekt• Schweizer Schulklassen sammeln Millionen, doch

nützt das auch der Schule?

«Kindergärtnerin nur Teilzeitjob»• Bundesgericht empört Freiburgs Kindergarten-

Lehrpersonen

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Inhalt

Aktuell5 St.Gallen: Keine schnelleren

Schulausschlüsse5Basel-Stadt reformiert die Reform5 Nachrichten7 «Kein Teilzeitjob» – Freiburger Kin-

dergärtnerinnen wehren sich

Sammlungen10 Der gute Zweck mit Lerneffekt

Aus dem LCH15 Brigitte Koch-Kern: Was tut eine

Lehrerin, wenn sie gerade keineFerien hat?

15 Neu auf der LCH-Homepage20 PEZA: Weiterbildung in Afrika –

und wie weiter?

Objets trouvés22 C’est le directeur qui dirige

Bildungsnetz25 TV-Websites: Alles auf Empfang!

Magazin und Rubriken16 LCH-Dienstleistungen23 Magazin, Termine, Hinweise29 Bildungsforum, Impressum31 Vorschau

Rufnummer31 «Die Gedanken sind frei...»

Titelbild: Sternsinger, unterwegs für doppelt guten ZweckFoto: Peter Larson

Nummer 2 . 2003, 28. Januar 2003

Zeitschrift des Dachverbandes Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH)148. Jahrgang der Schweizer Lehrerinnen-und Lehrerzeitung (SLZ)

Guten Schultag!

«Geschlechtsspezifische Merkmale sind beispielsweise Körpergrösseoder Kraft, nicht jedoch Intelligenz oder geistige Fähigkeiten sowiepsychische oder zwischenmenschliche Fähigkeiten.» – Wir zitierenhier nicht etwa einen fortschrittlichen Anthropologen des 19. Jahr-hunderts, sondern das Urteil des Schweizerischen Bundesgerichtsvom 8. Oktober 2002 betreffend Lohnklage der Kindergarten-Lehr-personen des Kantons Freiburg. Im Übrigen bestätigten die Richterinnenund Richter einerseits das Recht des Staates, seine Angestellten mieszu entlöhnen (Freiburger Lehrpersonen inkl. Kindergarten liegen 20Prozent unter dem nationalen Durchschnitt). Er darf nur Frau undMann für gleichwertige Tätigkeit nicht unterschiedlich mies bezah-len. Anderseits erklärte das Gericht Freiburger Kindergärtnerinnenaufgrund ihres Pensums «faktisch» zu Teilzeitbeschäftigten, die sich– falls ihnen an einem existenzsichernden Lohn gelegen sei – ja einezusätzliche Arbeit suchen könnten (Bericht Seite 7). Unsere oberste Instanz hat die Freiburger Kindergärtnerinnen ent-täuscht, aber sie hat auch auf einen interessanten Punkt hingewie-sen. Das Pensum der Lehrpersonen ist weitgehend unhinterfragt anden Bedürfnissen einer Klasse der jeweiligen Schulstufe orientiert.Das mag sich im Einzelfall und übers Jahr gesehen mit einer Norm-Arbeitszeit von 42 Wochenstunden decken. Die Regel dürften aberAbweichungen nach unten oder nach oben sein. Während die Ab-weichung nach unten (wie bei den Freiburger Kindergärtnerinnen)voll lohnwirksam ist, bleibt jene nach oben in der Regel «Privat-sache». Immer mehr Lehrpersonen arbeiten Teilzeit, weil sie einVollpensum mit (nun auch bundesgerichtlich anerkannten) 50Wochenstunden nicht leisten wollen oder können. Damit entlastensie letztlich den Arbeitgeber von der Pflicht, Arbeitsbedingungen zuschaffen, die nicht nur Kraftmenschen und Selbstausbeutern einHundertprozent-Pensum ermöglichen.Die Freiburger Lehrpersonen beziehungsweise ihr BerufsverbandLDF haben sich zurzeit nicht nur mit einem unangenehmen Ge-richtsurteil auseinander zu setzen, sondern auch mit rigorosen Spar-plänen ihrer Kantonsregierung. Sie wehren sich energisch. Wir wün-schen ihnen Glück und Erfolg.

Heinz Weber

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Schüleraustausch

MotivierendEtwa 5500 Schülerinnen undSchüler aus 280 Klassen mit521 Lehrkräften und Begleit-personen nahmen am Aus-tauschprojekt Exchange.02im Rahmen der letztjährigenExpo teil. Jede angemeldeteKlasse aus der Expo-Region(Bern, Freiburg, Jura, Neuen-burg, Waadt) wurde eineranderssprachigen Partner-klasse in einem Nicht-Expo-Kanton vermittelt. Wie dieVerantwortlichen in einerMitteilung unterstreichen,bot das Projekt zahlreichenLehrpersonen erstmals Gele-genheit, einen Austausch zuorganisieren. Von diesen «Neu-lingen» gedenken rund 57Prozent weitere Austausch-Aktionen zu unternehmen.

Deutschland

Nürnberg ruft600 Aussteller und 70 000erwartete Besucherinnenund Besucher machen dieBildungsmesse 2003 inNürnberg (31.3.–4.4.) zum«Zentralen Forum Deutsch-lands für die Bildung in allihren Aspekten», schreibendie Organisatoren (www.bil-dungsmesse.nuernberg.de).

Als die St. Galler Regierungvor etwas mehr als einemJahr Pläne zur Schaffungeines speziellen Internats füruntragbar gewordene Schüle-rinnen und Schüler bekanntgab, setzte landesweit eineKontroverse über Sinn undUnsinn einer solchen Ein-richtung ein. Mittlerweileliegen über die «BesondereUnterrichts- und Betreuungs-stätte» (BUB) im KantonalenJugendheim Platanenhof inOberuzwil erste praktischeErfahrungen vor. (Ausge-schlossene Schülerinnenwerden in Oberuzwil nichtaufgenommen, sie werden ineinem ähnlichen Heim fürMädchen in Altstätten SGuntergebracht.) Statt den 40 Jugendlichen,mit denen man ursprünglichgerechnet hatte, sind seitdem 1. Februar 2002 im Pla-tanenhof nur gerade achtaufgenommen worden. Mitein Grund für die relativgeringe Zahl an Eintrittendürften die hohen Unter-bringungskosten von 350Franken pro Tag und Person

sein. Diese werden je zurHälfte von der jeweiligenSchulgemeinde und vomKanton getragen. Die Befürchtung, dass durchdie neu geschaffene Einrich-tung schneller von der Mög-lichkeit eines Schulaus-schlusses Gebrauch gemachtwerde, sei klar widerlegt wor-den, betonte die zuständigeRegierungsrätin, Karin Kel-ler-Sutter, anlässlich einerMedienorientierung. Überdie Heimeinweisung kannnicht der Schulrat, sondernmuss die zuständige Vor-mundschaftsbehörde ent-scheiden.

Rückkehr kaum möglich Beim Heimeintritt werdenmit jedem einzelnen Jugend-lichen klare Ziele festgelegt,die er während der kommen-den drei bis maximal siebenMonate erreichen soll. DieHalbwüchsigen würden vonden Betreuungspersonentäglich mit Rückmeldungenkonfrontiert, wo sie geradestehen und wie sie sich ent-wickeln, erzählt Erziehungs-

leiter Hans-Peter Amann.«Auf diese Weise sollen dieJugendlichen wieder einenMassstab dafür entwickeln,was in unserer Gesellschaftgefragt ist.» Zum sozial-pädagogischen Erziehungs-konzept gehört auch einBelohnungs- und Bestra-fungssystem. Die enge Be-treuung werde von denJugendlichen geschätzt, be-richten die Platanenhof-Verantwortlichen. Ziel derMassnahme ist es unteranderem auch, die Heran-wachsenden auf einenSchulabschluss oder eineBerufslehre vorzubereiten. Eine Rückkehr nach Pro-grammende in eine Regel-klasse ist für die meistenJugendlichen kaum realis-tisch, so Hans-Peter Amann,dort seien sie ja nach massi-ven Vorfällen ausgeschlos-sen worden. Die meistenBUB-Absolventen verbleibenim Platanenhof oder wech-seln in eine ähnliche Institu-tion.

Adrian Zeller

Keine schnelleren SchulausschlüsseDas besondere Betreuungsprogramm für untragbare Schüler im KantonSt. Gallen scheint sich zu bewähren.

Basel-Stadt reformiert die ReformEine «Abkehr von der reinen Lehre der Gesamtschule nach dem Basler Modell» («Basler Zeitung»)

hat der Regierungsrat des Stadtkantons vorgelegt. Die bisher einheitliche Weiterbildungs-schule (WBS) für das 8. und 9. Schuljahr soll ab 2004/2005 in zwei Leistungszüge aufgeteiltwerden, um so die als «Restschule» kritisierte Stufe unterhalb des Gymnasiums für stärkereSchülerinnen und Schüler attraktiver zu machen.

Den integrativen Ansatz der in den 90er-Jahren eingeführten Schulreform will man nicht überBord werfen. Die Leistungszüge sollen «kooperativ» gestaltet werden. Das heisst: BeideZüge werden in den gleichen Schulhäusern geführt, die Lehrkräfte unterrichten in beidenZügen und die Züge führen gemeinsame Projekte durch. Längerfristig ist geplant, die«förderorientierte integrative Volksschule» in Basel weiterzuentwickeln, unter anderemdurch einen abgestimmten Sprachenunterricht vom Kindergarten bis zum Ende der Schulzeitund eine flexible Einschulungsphase.

Während sich viele Lehrkräfte der WBS von den Massnahmen eine dringend nötige Entlastungerhoffen, sind Kolleginnen und Kollegen vor allem der vorangehenden Orientierungsstufe(OS) skeptisch: «Viele Lehrpersonen werden sich mit der Widersprüchlichkeit von Integrationversus Selektion auseinander setzen und ihre Identifikation mit der Schule neu übedenkenmüssen», heisst es in einer Stellungnahme der Freiwilligen Schulsynode (FSS) Basel-Stadt. Indie WBS treten rund 55 Prozent der OS-Absolventen ein; 51 Prozent der WBS-Schüler stam-men aus nicht-deutschsprachigen Familien. hw.

Neue SpitzeAuf Mitte dieses Jahres trittAndreas Basler altershalberals Sekretär der Nordwest-schweizer Erziehungsdirekto-renkonferenz (NW EDK) zu-rück. Zum Nachfolger wurdeWalter Weibel gewählt. Wei-bel ist Leiter der FachstellePädagogik im aargauischenDepartement für Bildung,Kultur und Sport. Das Präsidium der NW EDKwechselte per 1.1.2003 vonRegierungsrat Buschor (Zü-rich) zu Staatsrätin IsabelleChassot, Erziehungsdirekto-rin des Kantons Freiburg. ZurNW EDK gehören die Kanto-ne Aargau, Baselland, Basel-Stadt, Solothurn, Freiburg,Luzern, Bern und Zürich.

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«Kein Teilzeitjob» – Freiburger Kinder-gärtnerinnen wollen sich wehrenDie Freiburger Kindergärtnerinnen haben ihren jahrelangen Kampf um mehr Lohn verloren. Mit ihrer Lohnklage, die vor Bundesgericht endete, haben sie zudem ein «Eigengoal» geschossen: Gemäss Urteil aus Lausanne gelten sie nur als Teilzeit-beschäftigte. Doch sie wollen weiter kämpfen.

«Die Frustration der Freiburger Kinder-gärtnerinnen ist gross», schreiben vierBetroffene in einem Leserbrief in den«Freiburger Nachrichten» und in BIL-DUNG SCHWEIZ (Nr. 1/2003). Nach-dem das Bundesgericht festgestellt hat,weshalb es sich bei der Funktion einerKindergärtnerin im Kanton Freiburgfaktisch um eine Teilzeitstelle handle,seien Erstaunen und Befremden gross.Und: «Das Urteil ist juristisch fragwür-dig, weil wir gemäss Vertrag zu hundertProzent angestellt sind und es nicht denRealitäten am Arbeitsplatz entspricht.»

Maya Egert

Die Leserbriefschreiberinnen wollen alsVollzeitbeschäftigte anerkannt und ent-löhnt werden und fordern, dass die Prä-senzzeit der Kinder im Kindergartenjener der Primarschule angeglichen, derKindergarten für obligatorisch erklärtund das zweite Kindergartenjahr einge-führt wird. Sollten diese Forderungennicht erfüllt werden, drohen sie, nurnoch vier Tage pro Woche zu arbeiten.

Aufwertung durch BerufsauftragRuth Gauderon, ehemalige Gewerk-schafterin, ist mit den Forderungenihrer Kolleginnen einig. Sie hat als Vor-standsmitglied des deutschfreiburgi-schen Lehrerverbandes, LDF, dem seitdem Jahr 2000 auch die Kindergärtne-rinnen angehören, die Lohnklage vonAnfang an mitvertreten. Seit Septemberist sie nicht mehr im Amt. Eine Nachfol-gerin wurde noch nicht gefunden.«Wir kämpfen weiter», so Ruth Gaude-ron, «obwohl wir mit unserem jahre-langen Kampf letztlich ein Eigengoalgeschossen haben.» Statt mehr Lohngab es überraschenderweise die Deklas-sierung zur Teilzeitangestellten – zwarohne Folgen auf die Sozialleistungen,wohl aber für Status und Image. Jammern will Ruth Gauderon deshalbnicht: «Resignation bringt nichts. Wirmüssen über einen anderen Weg zum

Ziel kommen.» Dieser Weg führe übereinen Berufsauftrag für Kindergärtnerin-nen: «Wir wollen einen gesetzlich ver-ankerten Auftrag, der uns als qualifizier-te Lehrpersonen anerkennt und unsletztlich eine entsprechende Entlöh-nung bringt.»Der Berufsauftrag, der Pflichten, Rechteund Arbeitszeit regelt, soll zu einer Auf-wertung des Berufs führen. «Viele Leuteglauben immer noch, dass wir eineSpielschule oder ein Kinderhütedienstsind», sagt Gauderon. «Sie haben nichtbegriffen, dass sich unser Berufsbildmarkant verändert hat und wir wieLehrpersonen auch pädagogische Arbeitmit Verantwortung leisten.»Vor Weihnachten haben die Kindergärt-nerinnen eine Petition beim Staatsrateingereicht, in der sie unter anderem

den Berufsauftrag fordern. Sollte dieAntwort negativ ausfallen, planen sieein «Time-out», eine gemässigte Formvon Streik. Dabei wird die Arbeit zwarniedergelegt, die Kinder halten sich aber trotzdem im Kindergarten auf.Während die Kinder beispielsweise vonEltern betreut werden, diskutieren dieKindergärtnerinnen mit Politikern undBehördenvertretern.Dem zweiten Anlauf für mehr Lohn undAnerkennung sieht Ruth Gauderonzuversichtlich entgegen: «Wir habendazugelernt. Ein zweites Eigengoal solluns nicht mehr passieren.»

Jahrelanger KampfDer Lohnstreit begann 1994, als rund200 Kindergärtnerinnen vom Staatsratmehr Lohn verlangten, weil sie sich dis-

Das Berufsbild Kindergärtnerin hat sich markant verändert.

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«Viele Leute glauben immer noch, dass wir eineSpielschule oder ein Kinderhütedienst sind. Siehaben noch nicht begriffen, dass sich unserBerufsbild markant verändert hat und wir wieLehrpersonen auch pädagogische Arbeit mitVerantwortung leisten.»

Ruth Gauderon

kriminiert fühlten. Der Forderungschlossen sich auch die Handarbeits-und Hauswirtschaftslehrerinnen an.1997 wurden die Kindergärtnerinnenvon Lohnklasse neun in Lohnklassezehn versetzt. Das genügte ihnen nicht,denn sie wollten höchstens eine Lohn-klasse tiefer als die Primarlehrer (also abLohnklasse 15) eingestuft sein. Deshalbbeschwerten sie sich beim kantonalenVerwaltungsgericht. Nachdem diese Be-schwerde vor zwei Jahren abgewiesenwurde, gelangten sie schliesslich ansBundesgericht.Auch bei der höchsten Instanz blitztensie ab. Und – quasi als Dessert – begrün-dete das Bundesgericht noch, weshalbes sich bei der Funktion einer Kinder-gärtnerin faktisch um eine Teilzeitstellehandle: Während ein Primarlehrer – mitUnterricht, Vorbereitung, Teamarbeitusw. bis 50 Stunden pro Woche arbeite,komme eine Kindergärtnerin nur auf37,5 Stunden. Also, so das Bundesge-richt, dürfe eine Kindergärtnerin ent-sprechend proportional tiefer als einPrimarlehrer entlöhnt werden.Es sei nicht einzusehen, meinten dieobersten Richter, «weshalb es ausge-schlossen sein sollte, dass die Kinder-gärtnerinnen – sofern sie das wünschen– einer Nebenerwerbstätigkeit im Um-fang von 25 Prozent nachgehen». Auchwenn der Unterricht auf beide Halbtageverteilt sei, erscheine es «nicht unmög-lich, diesem Stundenplan einen Neben-erwerb von rund zehn Stunden anzu-passen».

Unklares Arbeitspensum«Diese Zahlen sind mir neu», so RuthGauderon. Denn: «Obwohl wir gemässVertrag nur 20 bis 22 Lektionen unter-richten sollen, ergeben sich tatsächlichnur schon zwei Lektionen mehr durchdie Teamarbeit.» Dazu komme beispiels-weise die so genannte Auffangzeit, jenefünf halben Stunden vor Unterrichtsbe-ginn, in denen von der Kindergärtnerinerwartet wird, anwesend zu sein, um dieKinder zu empfangen.So betrachtet betrage der Unterschiedzwischen der Präsenzzeit einer Kinder-gärtnerin und der eines Primarlehrersnicht wie vom Gericht festgestellt 6,5Lektionen pro Woche, sondern nurnoch 1,5 Lektionen – auf dem Lohn-konto allerdings macht die Differenzrund 20 Prozent aus.«Den Unterschied von zwei Lektionensind wir bereit, auszumerzen, wenn wir

dafür standesgemäss entlöhnt werden»,so Ruth Gauderon. Möglich wäre diesdurch die Erhöhung der Präsenzzeit umzwei Lektionen. Würde das zweite Kin-dergartenjahr eingeführt, ergäbe sichfür die älteren Kinder die gewünschteerhöhte Präsenzzeit von alleine.

Woher das Geld nehmen?Nach der Begründung des Bundesge-richtes hat das freiburgische Büro fürGleichstellungsfragen seine Unterstüt-zung angeboten. Offenbar gäbe esgenug gute Gründe für bessere Löhne,wäre da nicht die prekäre finanzielleLage im Kanton Freiburg. Mitte Novem-ber hat der Staatsrat rigorose Sparmass-nahmen angekündigt, für welche diefreiburgischen Lehrerverbände öffent-lich die Verantwortung abgelehnthaben.In einem Interview sagte Erziehungsdi-rektorin Isabelle Chassot: «Die finanzi-elle Lage wird schwierig werden. Schonkein Rückschritt ist für unsere Schuleein Fortschritt.»Den Kindergärtnerinnen gegenüberzeigt sie Verständnis: «Ich bin über-zeugt, dass Kindergärtnerinnen miteiner Vollzeitanstellung eine Vollzeitar-beit mit hoher Professionalität ausü-ben.» Versprechungen in Bezug aufLohn oder Berufsauftrag macht IsabelleChassot aber nicht, sondern signalisiertlediglich Gesprächsbereitschaft: «Wirsind daran, die Fakten zu studieren.»

«Genug diskutiert»Das Urteil könnte sich im Übrigen alsBumerang für den Freiburger Staatsratentpuppen. Seit Jahrzehnten liegennämlich die Freiburger Löhne, laut LDF-Interimspräsidentin Marie-Therese Lot-taz, rund 20 Prozent unter dem schwei-zerischen Durchschnitt, was nun auchdas Bundesgericht bestätigt hat.Die Benachteiligung der FreiburgerPädagogen wirkt sich laut Marie-The-rese Lottaz so aus, «dass wir heute eineeigentliche Lehrerflucht erleben.» Jedezweite neu eingestellte Oberstufen-

Lehrperson (Orientierungsschule) seinicht genügend qualifiziert, und vieleJunglehrer sprängen nach zwei, dreiJahren wieder ab. «Bei der grossen Belas-tung, die der Beruf bringt, arbeiten dieLeute nicht mehr zu diesem bescheide-nen Lohn», so Lottaz.Seit Jahren kämpfen die Lehrerverbändefür mehr Lohn und 70 Prozent allerFreiburger Kindergärtnerinnen undLehrpersonen haben innerhalb vonzwei Wochen eine Petition an denStaatsrat mitunterzeichnet, die letztlichallen mehr Lohn und bessere Rahmen-bedingungen bringen soll.Das Hauptargument für mehr Lohn fürdie Primarlehrer haben Staatsrat undBundesgericht mit der 50-Stunden-Woche selbst geliefert. «Dass wir zwarauf dem Niveau von mittlerem Kaderarbeiten, aber nicht entsprechend ver-dienen, geht nicht», so Marie-ThereseLottaz. Sollte der Staatsrat auf die Peti-tion negativ reagieren, würden die Leh-rerverbände prüfen, ob eine Lohnklageeinzureichen sei.Sollte auch das mit den Kindergärtne-rinnen zusammen organisierte «Time-out» nichts bringen, sei man notfallsund nach einer Urabstimmung auchbereit, so Marie-Therese Lottaz, nurnoch Dienst nach Vorschrift zu leisten,keine Praktikanten mehr auszubildenund aus sämtlichen Arbeitsgruppen aus-zusteigen.«Wir haben genug diskutiert, jetzt mussgehandelt werden», so Marie-ThereseLottaz. Persönlich sei sie der Meinung,dass auch im Kanton Freiburg genugGeld für Bildung und Löhne vorhandenwäre.

Weiter im Netzwww.bger.ch/jurisdiction-recht – Bun-desgericht, im Suchprogramm «Kinder-gärtnerinnen Freiburg» eingebenwww.ldf – Lehrerinnen und LehrerDeutschfreiburg

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Der gute Zweck mit LerneffektLästige Tradition oder wertvolle Einübung in sozialem Verhalten? Nach wie vor beteiligen sichSchulen an Sammlungen von Hilfswerken – und nach wie vor scheinen die meisten Lehrerinnenund Lehrer motiviert bei der gemeinnützigen Sache zu sein.

«Chaufed Sie au en Schoggitaler?» «HeiSie scho es 1.-August-Abzeiche?» «Bru-che Sie das Johr au Pro JuventuteMarke?» – Wer kann schon widerstehen,wenn zwei kecke Schülerinnen oderzwei charmante Boys an der Haustürestehen und die mehr oder weniger nütz-lichen Kleinigkeiten zugunsten sozialerund kultureller Organisationen zumKauf anbieten?

Doris Fischer

Falls sie dann auch noch kompetentAuskunft geben können, wem das Geldzugute kommt, sitzt vielen Leuten auch

heute noch das Portemonnaie locker inder Hosentasche. Und wenn zusätzlichzum Fünfliber für die Bedürftigen einTrinkgeld für die Klassenkasse raus-springt, strahlen die jungen Gesichternoch ein bisschen mehr.170 Klassen mit 6000 Kindern undJugendlichen sammelten im Jahr 2001mehr als 225 000 Franken bei der Aktion«Strassenkind – nur für einen Tag» vonTerre des Hommes. Der Verkauf derSchoggitaler zugunsten des Heimat-und Naturschutzes erbrachte im letztenJahr einen Reingewinn von 1,6 Millio-nen Franken. Über 100 000 Schulkindersind auch dieses Jahr wieder für Pro

Juventute unterwegs gewesen undhaben 15,5 Millionen Briefmarken, über100 000 Velovignetten und verschiede-ne weitere Artikel verkauft und damitder gemeinnützigen Organisation zueinem Netto-Verkaufserlös von 6,1 Mil-lionen Franken verholfen.

Lust oder Last?Auch die Schulen der Stadt Olten ma-chen an verschiedenen Sammelaktio-nen mit. Laut Auskunft von Schuldirek-tor Roland Giger führt die Oberstufeflächendeckend für das Stadtgebiet unddie 15 umliegenden Gemeinden denPro Juventute-Markenverkauf durch.Die Lehrkräfte seien durchwegs moti-viert, denn auf dieser Stufe könne dieThematik im Unterricht aufgenommenund in verschiedenen Fächern behan-delt werden. «Entscheidend ist, dasssich daraus ein gewisser Lerneffekterzielen lässt, dann helfen wir gerne»,betont Giger. Aus diesem Grund sei esauch wichtig, dass die InstitutionenInformationen und Unterlagen zu ihrerTätigkeit zur Verfügung stellen, welcheim Unterricht eingebaut werden kön-nen.

Gespräche führen und kalkulierenFür Peter Fröhlich, Schulleiter der Ober-stufen und Kassier der Stiftung ProJuventute in der Region Olten, ergebensich wertvolle erzieherische Effekte:«Die Jugendlichen lernen ein Gesprächzu führen und eine gewisse Hartnäckig-keit und Zielstrebigkeit an den Tag zulegen. Aber auch im praktischen Be-reich, beispielsweise im Informatik-unterricht, können Abrechnungen alsTabellenkalkulation geübt werden oderkann ein elektronisches Strassenver-zeichnis erstellt werden.» Die Schülerinnen und Schüler werdenfür die sozialen Aspekte der Gesellschaftsensibilisiert und sehen gelegentlichauch direkten Gegenwert: Sie könnenfür ein Projekt (z.B. Miete einer Kletter-wand, Projektwoche Rettungsschwim-men) mit einem Zustupf der Pro Juven-tute rechnen.Auf dem Stadtgebiet Olten und in den15 Aussengemeinden haben die Ober-

Millionenspenden durch Kinderhände: Nicht nur für grosse Hilfswerke, sondernauch für lokale Aktionen sammeln Schülerinnen und Schüler beachtliche Summen.

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stufen mit dem Markenverkauf in denletzten Jahren durchschnittlich 90 000Franken Umsatz erzielt und für die Klas-senkassen dabei einen Zustupf vongegen 1800 Franken erwirtschaftet. Auffünf Stunden Unterrichtszeit und eben-soviel Freizeit schätzt Fröhlich denBedarf pro Sammlung.

Kein Zwang zum VerkaufDie Lehrpersonen der vierten bis sechs-ten Klassen organisieren die Sammlung«Winterhilfe», den Verkauf der 1.-August-Abzeichen und der Schoggitaler.Die Jugendlichen können sich freiwilligzum Verkaufseinsatz melden. Einen all-fälligen Verdienst dürfen sie als persön-liches Taschengeld einstreichen. DieFreiwilligkeit garantiere, dass beispiels-weise eine Überlastung von Kindern imPrüfungsstress vermieden werde, erklärtGiger.Die Unterstützung der genannten Hilfs-werke sei «eine Goodwill-Aktion», habe

aber Tradition und der Solidaritätseffektspiele nach wie vor. Für neue Anfragenhätte man jedoch keine Kapazität mehr,betont Giger. Das bestätigt Peter Fröh-lich, der allerdings auch zwei Gemein-den im Bezirk kennt, die aus dem«Geschäft» ausgestiegen sind.Ein leichter Rückgang sei in den letztenfünf bis zehn Jahren beim Markenver-kauf zu verzeichnen. Einerseits führtFröhlich diesen Einbruch auf die Kon-kurrenz durch die elektronische Post,andererseits auf die steigende Nachfragenach selbstklebenden Marken zurück,die Pro Juventute noch nicht anbietet.

Wenige AussteigerThomas Vielemeyer, Koordinator derRegion Nordwestschweiz von ProJuventute, sieht im leichten Rückgangeher Spargründe und einen Informati-onsmangel. «Noch funktioniert der Ver-kauf flächendeckend und nur wenigeGemeinden sind bis jetzt ausgestiegen.

«Eine bewährte Tradition weiterführen»LCH-Zentralsekretär Urs Schildknecht nennt drei zentrale Aspekte, welche den Einsatz der Schulen im Zusammenhangmit den Sammeltätigkeiten der verschiedenen Organisationen rechtfertigen.

• Der pädagogische Nutzen: Die Jugendlichen erfahren den Hintergrund einer für das Gemeinwohl tätigen Institutionund lernen die verschiedenen Hilfsprojekte kennen. «Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler an der Haustüre mitmindestens einem Satz sagen können, wofür sie sammeln.» Das dürfte nach Ansicht von Urs Schildknecht zum Sam-melerfolg und damit auch zur Motivation der Sammelnden beitragen. Allerdings müssten die Kinder und Jugendlichenauch auf gewisse Vorsichts- und Verhaltensmassnahmen aufmerksam gemacht werden, betont Schildknecht (Etwa: Wieverhalte ich mich bei einem aggressiven Kunden?).

• Der individuelle Nutzen: Die Schülerinnen und Schüler machen wichtige soziale Erfahrungen und sammeln Lebenser-fahrung. Sie lernen Verkaufsstrategien und unterstützen gleichzeitig eine gute Sache. Als beliebter Nebeneffekt wird erstnoch die Klassenkasse gefüllt.

• Der finanzielle Aspekt: Den Jugendlichen sollte bewusst gemacht werden, dass die Sammeltätigkeit unter anderem auchihnen wieder zugute kommt, in dem beispielsweise ein Schulprojekt finanziert wird. Aus diesem Grunde darf nachAnsicht des Zentralpräsidenten des LCH das Sammeln auch zur Hälfte in der Freizeit stattfinden.

Das Mitmachen müsse freiwillig sein. Sowohl Lehrpersonen und Eltern als auch Schülerinnen und Schüler sollten sichvon einzelnen Aktionen distanzieren können. «Es steht der Schule jedoch gut an, eine bewährte Tradition weiterzu-führen», so Urs Schildknecht.

«Entscheidend ist, dass sich aus der Sammeltätigkeitein gewisser Lerneffekt erzielen lässt, dann helfenwir gerne.»

Schulleiter Roland Giger

Die Kontakte sind in der Regel sehr dau-erhaft und deshalb auch sehr personen-bezogen.» Zu den Aussteigern zählt der KantonBasel-Stadt, der aufgrund eines regie-rungsrätlichen Beschlusses seit über 25Jahren keine Sammlungen durchführt.Zu beobachten ist laut Vielemeyer auch,dass sich die Schulgemeinden auf weni-ge Sammlungen konzentrieren, weshalbab und zu eine Organisation über dieKlinge springen müsse.Pro Juventute plane im Moment eineNeuausrichtung und in die Überlegun-gen werde auch der Verkauf durch dieSchulen einbezogen, erklärt Medien-sprecher Thomas Graf. Man prüfe, obdiese Art des Verkaufs noch zeitgemässsei. Graf: «Der Bedarf nach unserenDienstleistungen steigt permanent unddie finanziellen Mittel nehmen ab, wes-halb sich eine Kosten-Nutzen-Rech-nung aufdrängt.»

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sich die Unterlagen an: Sind darinZweck, Notwendigkeit und Umfangdes Vorhabens beschrieben? Wennnoch Fragen offen sind, holen Sienähere Auskünfte direkt bei der sam-melnden Organisation ein.

• Bevorzugen Sie Organisationen, dieüber aussagekräftige Jahresberichteund -rechnungen verfügen und dieseallen Interessierten zugänglich ma-chen. Wer in der ÖffentlichkeitSpenden sammelt, muss dieser Öf-fentlichkeit gegenüber jederzeitRechenschaft über Tätigkeit undMittelverwendung ablegen können.

• Wenn Sie an der Haustüre, auf derStrasse oder mittels Telefon umSpenden gebeten werden, verlangen

Sie Unterlagen und einen Einzah-lungsschein.

• Lassen Sie sich nicht zum Spendendrängen! Es ist Ihre freie Entschei-dung, ob, wann und wem Sie spen-den.

• Treffen Sie eine Auswahl. Es ist wir-kungsvoller, einige sorgfältig ausge-suchte Organisationen mit einemetwas grösseren Betrag zu unterstüt-zen, als die verfügbaren Mittel aufzahlreiche Organisationen zu vertei-len. Dadurch können Sie sich auch in-tensiver mit den von Ihnen ausge-wählten Organisationen befassen.

Weiter im Netzwww.zewo.ch

Auf rund 1,2 Milliarden Franken schätztdie Stiftung Zewo (Fachstelle für Ge-meinnützige Spenden sammelndeOrganisationen) das jährliche Spen-denvolumen für Hilfswerke in derSchweiz. Zewo verleiht ein «Gütesie-gel», das zurzeit rund 300 Organisa-tionen tragen dürfen, welche denKriterien der Stiftung genügen. Hier dieZewo-Tipps für Spenderinnen undSpender: • Überlegen Sie zuerst, wofür Sie spen-

den wollen. Welche Anliegen möch-ten Sie mit Ihrer Spende unterstüt-zen?

• Fragen Sie sich vor dem Spenden, obSie genügend über die Organisationund ihre Projekte wissen. Schauen Sie

Wer hat überhaupt das Recht, die Schu-len um Mithilfe beim Spendensammelnzu bitten? Nicht überall ist das so klargeregelt wie in der Stadt Zürich, wo dasSchul- und Sportdepartement eine Listeder betreffenden Organisationen veröf-fentlicht. Sie gilt für jeweils drei Jahreund wurde Anfang Januar 2003 von derKonferenz der Schulpflegepräsidentin-nen und -präsidenten wieder abgeseg-net. Die Stadt lässt sich dabei von derFachstelle «Zewo» beraten. Zurzeit kön-nen folgende Organisationen undAktionen auf Unterstützung durch dieSchulen zählen:

Wen will ich eigentlich unterstützen?

• Abzeichenverkauf der StiftungZürcher Schülerferien

• Gabensammlung der Schützengesell-schaft der Stadt Zürich (Knaben-schiessen)

• Pro Juventute• Pro Patria• Schoggikäfer-Aktionen• Schweizer Heimat- und Naturschutz• Schweizerischer Samariterbund• Schweizerische Flüchtlingshilfe• Stiftung Kinderdorf Pestalozzi• Swissaid

• Wanderkalender Schweiz.Jugendherbergen

• Winterhilfe Schweiz

Die Bewilligungspraxis in Zürich seirestriktiv, man neige eher zur Reduktionder Liste, sagte auf Anfrage Peter Enz,Leiter der Abteilung Schulbetrieb undKindergarten. Es handle sich seit vielenJahren um dieselben Organisationenund die Hürde für neue Bewerbungensei hoch. Wichtigste Kriterien für dieZulassung sind: Kein Verstoss gegen gel-tende Erziehungs- und Bildungsgrund-sätze sowie kein Gewinnstreben.«Die Mithilfe von Schülerinnen undSchülern, Lehrerinnen und Lehrern istfreiwillig, das Einverständnis der Elternjedoch Bedingung», hält das städtischeSchulamt fest. Die Organisatoren vonSammelaktionen müssen die Teilneh-menden gegen die Folgen von Unfällen«ausreichend versichern». Die Schüle-rinnen und Schüler sollen sich im Übri-gen «wenn möglich nur zu zweit, vonder dritten Primarklasse an und nur inder schulfreien Zeit beteiligen», heisst esim Reglement, und: «Die Sammlungensind jeweils spätestens um 19 Uhr ein-zustellen und sind in Gaststätten jederArt untersagt.» hw.

Zürich regelt den Zugang

Ihre Meinung!?Helfen Sie als Lehrerin, als Lehrer gerne mit an gemeinnüt-

zigen Sammlungen? Oder halten Sie das für einen alten Zopf, Verschwendung von Unterrichtszeit? Schreibenoder mailen Sie an: Redaktion BILDUNG SCHWEIZ,Ringstrasse 54, 8057 Zürich; [email protected].

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LCH-Dienstleistungen

Reiselust plusBeachtlicher Aufschwung fürden LCH-Reisedienst mit sei-nem Partner-UnternehmenStudiosus. Trotz widrigerUmstände für die gesamteReisebranche erhöhte sich imJahr 2002 die Zahl der Rei-senden, die via LCH bei Stu-diosus buchten um 14,6 %.Der gebuchte Umsatz stieggegenüber dem Vorjahr garum 21,4%. Weitere Auskünfte sowie dieStudiosus-Kataloge für dieSaison 2003 bei LCH-Reise-dienst, Postfach 189, 8057Zürich, Telefon 01 315 54 64,Internet www.lch.ch/Formu-lare/index_studiosus.htm.

Neu auf der LCH-Homepage

Die Homepage des LCH wirdlaufend aktualisiert. Hier dieneuesten Aufschaltungen.12. Treffen schweizerischer

Mehrklassenlehrkräfte, 9./10.

November 2002 in Appenzell AI;

Tagungsbericht von Gerd Ober-

dorfer, Referate aus Deutschland,

Österreich und der Schweiz,

Folien und weitere Dokumente:

www.lch.ch/pk_sub-agl.htm

«Hot Pot» für LCH-Mitglieder

(Kochen auf dem Feuer im

Freien) mit Online-Anmeldefor-

mular: www.lch.ch/Veranstal-

tungen/hotpot03.htm

Fünftes SFIB-Kolloquium: Die

Zukunft in den Schulen beginnt

heute! www.lch.ch/Veranstal-

tungen/sfib-kolloquium03.htm

Studiosus Eventreisen

Kultur und traditionelle Medizin

in China, russische Ostern in

Moskau... 21 Reise-Ideen zum

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Studiosus Reisesicherheit aktuell:

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BILDUNG SCHWEIZ-Archiv:

www.bildungschweiz.ch

Haben Sie sich auch schongefragt, was eine Lehrerin sotut, wenn sie gerade keineFerien hat?Sie tröstet einfühlsam dieKinder, sie korrigiert fehler-frei alle Hefte und Blätter, sieunternimmt lehrreiche, blei-bende Schulreisen, sie infor-miert die Eltern ausführlichüber die Leistungen ihresKindes, sie beteiligt sich ak-tiv im Lehrerinnenteam, sieleitet den örtlichen Fussball-verein, sie arbeitet bei derNeuverfassung des Rechen-buchs mit, sie berät Eltern,wenn das Kind fernsehsüch-tig ist, sie gibt jedem Kindden Lernstoff, den es indivi-duell braucht, sie verteilt nieGruppenstrafen, sie setzt e-learning positiv ein, sie leitetbewegungsfördernde Sport-stunden, sie legt besonderenWert aufs Lesen und Verste-hen, sie lacht mit den Kin-dern, sie hat immer Zeitzuzuhören, sie hilft nachdem Unterricht bei den Haus-aufgaben, sie singt mit derKlasse die neusten Hitpara-densongs mit Playback, sieinformiert wöchentlich denSchulleiter, sie kennt sichmit Computern bestens aus,sie spricht akzentfrei eng-lisch und französisch, siekann sich auf kroatisch ver-ständigen, sie ist eine Per-sönlichkeit mit natürlicherAutorität, sie kommuniziertprofessionell, sie bildet sichwochenlang weiter, sie istimmer aufgestellt und siemag nicht mehr!Viele junge Lehrerinnen undLehrer verlassen den Lehrbe-

ruf, bevor sie richtig damitbegonnen haben. Sie er-klären uns «Alten», dassunser Beruf ihnen die Luftzum Atmen nehme. Diesmacht mich betroffen undnachdenklich.Ich bin überzeugt davon,dass ich den schönsten Berufgewählt habe, den es gibt –aber jetzt wird es gefährlich.Es ist an der Zeit abzubauen,Aufgaben zu verteilen unddafür Geld locker zu machen– denn wie wir alle wissen:Bildung ist unser Kapital.Kapital braucht Investitio-nen. Investitionen für einen

Beruf mit Zukunftsperspekti-ven, der auch junge Men-schen anspricht. Erst dannentsteht der gewünschte«return on investment», wiees wirtschaftlich so schönausgedrückt wird.Nur so kommt es nicht zurFrage: Lehrerin sein odernicht (mehr) sein.

Brigitte Koch-Kern,Präsidentin LAR

(Nachdruck aus «SchulAktiv– Schulblatt des Kantons Ap-penzell Ausserrhoden» mitfreundlicher Genehmigungder Autorin.)

Was tut eine Lehrerin, wenn siegerade keine Ferien hat?Brigitte Koch-Kern, Präsidentin des Verbandes Lehrerinnen und LehrerAppenzell Ausserrhoden (LAR), über «Lehrerin sein oder nicht sein».

Junge Lehrerinnen fügen sich nicht mehr klaglos in die ver-schlechterten Arbeitsbedingungen.

«Ich bin überzeugt davon, dass ich den schönsten Beruf gewählt habe,den es gibt – aber jetzt wird es gefährlich. Es ist an der Zeit abzu-bauen, Aufgaben zu verteilen und dafür Geld locker zu machen.»

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verfügten am Ende des Kurses über soli-de Grundkenntnisse im Bereich Wer-ken, ein erweitertes Methodenreper-toire, über einen Satz Werkzeuge undüber ein Arbeitsbuch mit Beschreibun-gen zu den wichtigsten Arbeiten. Beson-ders bewährt hat sich der Beizug vonKursleitern aus Togo, die in früherenJahren ausgebildet worden waren. Das Programm in Burkina Faso habenwir im Sommer 2002 wie vorgesehenabgeschlossen. Die ausgebildeten Kurs-leiterinnen und Kursleiter können vor-aussichtlich in weiteren Kursen, diedurch das Syndicat National des Ensei-gnants Africains du Burkina (SNEAB)und das Schweizerische Arbeiterhilfs-werk (SAH) organisiert werden, mitwir-ken.

Tansania: Englisch und Umwelt-bildung In den Jahren 2000 und 2001 bildeteein schweizerisches-tansanisches Lei-tungsteam rund 14 Kursleiterinnen undKursleiter aus. Am erweiterten Kader-seminar im Sommer 2002 nahmen nun75 tansanische Primarlehrpersonen teil.Zu den Zielen dieses Kurses gehörte es, die Kenntnisse in der englischenSprache zu vertiefen, aber auch das Repertoire an didaktisch-methodischenMöglichkeiten (wie Gruppenarbeiten,Unterrichtsspiele usw.) zu erweitern. Im Bereich der Umwelterziehung galtenähnliche Zielsetzungen. Als Themenkamen hier Fragen der Abfallentsor-gung, der Überbevölkerung, des Boden-schutzes (Bodenerosion, Übernutzung)und der Luftverschmutzung zur Spra-che. Hier zeigten sich einige Schwierig-keiten: Die bestehenden Materialien inSuaheli wiesen inhaltliche Mängel auf,während die englischsprachigen Mate-rialien nicht von allen Teilnehmendenvoll verstanden wurden. Für 2003 istgeplant, die vorbereiteten englischspra-chigen Hand-Outs vorgängig in Suahelizu übersetzen. Erstmals konnten ge-meinsam vorbereitete Lektionen in Pri-marschulklassen in Arusha auch prak-tisch durchgeführt werden, was sichsehr bewährt hat.

Der Weiterbildungskurs 2002 in Arushawurde einer ausführlichen und systema-tischen Evaluation unterzogen. Die Teil-nehmerinnen und Teilnehmer beurteil-ten den Kurs allgemein sehr positiv,insbesondere die Arbeit der schweizeri-schen und tansanischen Kursleiterin-nen und Kursleiter. Viele wünschtensich indessen einen längeren Kurs, wasjedoch auf organisatorische und finan-zielle Schwierigkeiten stösst. Auch äus-serten viele Lehrpersonen den Wunschnach noch mehr Unterrichtsmateriali-en, da in den tansanischen Schulen einfür uns kaum vorstellbarer Mangel anLehrmitteln besteht. Die Verantwortlichen unserer Partneror-ganisation Tanzanian Teachers Union(TTU) und die örtlichen Schulbehördenhaben für die Zeit zwischen dem Kursvon 2002 und dem Kurs von 2003 ein«Monitoring» für die Teilnehmerinnenund Teilnehmer organisiert: Es sollüberprüft werden, wie sich der Besuchdes Weiterbildungskurses auf die Lehr-tätigkeit in den Schulen auswirkt. Nach der Planung der PEZA wird dasProgramm der Weiterbildungskurse inEnglisch und Umwelterziehung miteinem letzten dreiwöchigen Kurs imSommer 2003 abgeschlossen. Im Sinneder Nachhaltigkeit hat das schweize-risch-tansanische Leitungsteam seit

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Weiterbildung in Afrika – und wie weiter? Die internationale Entwicklungsarbeit der Schweiz im Bildungsbereich ist neu zu gestalten.

Wie in früheren Jahren, führte dieArbeitsgruppe für Pädagogische Ent-wicklungszusammenarbeit (PEZA) desLCH auch 2002 Weiterbildungskursefür Lehrerinnen und Lehrer in Afrikadurch. Die Kurse beruhten aufMehrjahresprogrammen, die gemein-sam mit afrikanischen Partnerorganisa-tionen erarbeitet worden sind. In Bur-kina Faso haben wir das Programm2002 beendet, in Tansania wird dies2003 der Fall sein. Wie könnte einEngagement des LCH im Bereich derinternationalen Zusammenarbeit inZukunft aussehen?

Burkina Faso: Werken In den Jahren 2000 und 2001 bildeteein schweizerisch-togolesisches-burki-nabeisches Team rund 25 Lehrerinnenund Lehrer der Grundschule in BurkinaFaso im Fach Werken in textilen undnichttextilen Techniken sowie als künf-tige Kursleiter aus. Der Kurs des Jahres2001 war durch eine Evaluation derDirektion für Entwicklung und Zusam-menarbeit (DEZA) des Bundes ausführ-lich überprüft worden.

Daniel V. Moser-LéchotPräsident PEZA

Im Sommer 2002 traten diese künftigenKursleiterinnen und Kursleiter vorerstnochmals zu einem kurzen «Wiederho-lungskurs» an. Anschliessend gestalte-ten sie – gemeinsam mit dem schweize-risch-togolesischen-burkinabeischenLeitungsteam – einen dreiwöchigenKurs für rund 60 Primarlehrerinnenund Primarlehrer aus allen Regionendes Landes. Dabei ging es sowohl umdie Vermittlung von neuen Technikenwie auch um neue didaktisch-methodi-sche Arbeitsweisen im Bereich Werken. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmerarbeiteten mit grossem Engagementmit, obwohl es an Problemen wie feh-lendes Material, unterschiedliche Werk-zeuge, Stromausfall und Malaria nichtfehlte. Die Lehrerinnen und Lehrer

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einiger Zeit die Arbeiten für ein Nach-folgeprojekt für die Jahre 2004 bis 2006aufgenommen.

Zusammenarbeit – wie weiter? Der Zentralvorstand des LCH hat imletzten Jahr beschlossen, die Arbeits-gruppe für Pädagogische Entwicklungs-zusammenarbeit (PEZA) auf 31. Dezem-ber 2002 aufzulösen, wobei dasbegonnene Projekt in Tansania zu Endegeführt werden soll. Die Geschäftslei-tung des LCH forderte einen Schlussbe-richt und Vorschläge zur Neugestaltungder internationalen Zusammenarbeit. Nach mehr als 30 Jahren der pädago-gischen Entwicklungszusammenarbeitdes LCH in Afrika haben sich die Vor-aussetzungen in verschiedener Hinsichtstark verändert. Wichtige Elementesind: • Die Arbeit in der pädagogischen Ent-

wicklungszusammenarbeit muss so-wohl auf der Ebene des Manage-ments, im Felde und in der Eva-luation professionalisiert werden. DieLeiter müssen über die entsprechen-den Qualifikationen verfügen odersie erwerben. Idealistische, von mis-sionarischem Eifer getragene Freiwil-ligenarbeit reicht heute nicht mehraus: In vielen afrikanischen Staatenfinden wir heute gut qualifizierte

Kaderleute, die einen zumindestebenbürtigen europäischen Partnerverdienen.

• Lehrpersonen aus der Schweiz kön-nen nicht gleichzeitig professionelleKursleiterinnen und Kursleiter undMultiplikatorinnen und Mulitplika-toren für die Belange der interkultu-rellen Erziehung sein. Der LCH solltedeshalb versuchen, unterschiedlicheFormen der internationalen Bezie-hungen zu entwickeln und seinenMitgliedern anzubieten. Nebeneinem Angebot an Weiterbildungs-kursen für Lehrpersonen könntenauch Beratungen im Bildungsbe-reich, Austausche zwischen Schulen(Lehrpersonen und Schülerinnenund Schüler) und Studienreisen mitentwicklungspolitischen Inhaltenhinzuzukommen.

• In der Organisation der internationa-len Zusammenarbeit könnte eineIntensivierung der Beziehungen zwi-schen LCH und der Education Inter-national (EI) nützlich sein, nichtzuletzt auch im Kontext der zuneh-menden Internationalisierung vonBildungsfragen, etwa den Plänen zurLiberalisierung im Bildungsbereichim Rahmen der WTO.

• Bisher beschränkten sich die interna-tionalen Kontakte auf die Education

International und diejenigen afrika-nischen Lehrergewerkschaften, mitdenen die PEZA gemeinsame Projektedurchführte. Der Kreis der Kontakteist zu erweitern, beispielsweise auchmit Osteuropa, Asien und Südame-rika.

• Es muss geklärt werden, ob der LCHmit dem Syndicat des EnseignantsRomands (SER) in der Pflege derinternationalen Beziehung engerzusammenarbeiten kann und welcheorganisatorische Formen sich dazueignen.

• Schliesslich gilt es auch, in der Orga-nisation der vielfältigen internatio-nalen Beziehungen zwischen derstrategischen und der operativenEbene zu unterscheiden. Hier könn-ten gemeinsam mit aussenstehendenOrganisationen neue Lösungengefunden werden.

• Aussenpolitik ist bekanntlich nichtdie Lieblingsbeschäftigung derSchweizerinnen und Schweizer, undes mag auch für viele Mitglieder desLCH noch eine ungewohnte Vorstel-lung sein, neben dem altgewohntenRahmen der kantonalen Bildungspo-litik mit gelegentlichen Ausflügenauf die nationale Ebene sich nunauch noch auf das internationale Par-kett zu wagen. Wer die Zeichen derZeit zu lesen vermag, wird es den-noch tun, auch im eigenen Interesse.

Zur Weiterführung der Programme in Tansania benötigt die PEZA bzw. die Pestalozzi-Weltstiftung, welcheneben der DEZA das Projekt mit-finanziert, weiterhin Ihre Unterstüt-zung. Wir bitten Sie um Ihre Spendenauf das Postcheckkonto der Pesta-lozzi-Weltstiftung (ZEWO anerkannt)80-906-6. Besten Dank!

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Idealistische, von missio-narischem Eifer getrageneFreiwilligenarbeit reichtnicht mehr aus: In vielenafrikanischen Staatenfinden wir heute gut quali-fizierte Kaderleute, dieeinen zumindest ebenbürti-gen europäischen Partnerverdienen.

Nach mehr als 30 Jahren pädagogischerEntwicklungszusammenarbeit des LCH inAfrika haben sich die Voraussetzungenstark verändert.

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Beim zweiten Besuch ging sie ohne ihn.«Der Direktor sitzt manchmal hinten inunserem Klassenzimmer und schaut zu.Hie und da kommt er in die Pause, erraucht und bringt Blätter für die Lehre-rin mit. Er kam auch auf den Bahnhof,als wir auf die Schulreise gingen.» Soumschreibt jene Zweitklässlerin, die fürdie 3. Klasse den Schulort und fastsämtliche Kameraden wechseln musste,das Oberhaupt ihrer Schule. Neben or-ganisatorischen Aufgaben wie Klassen-zuteilungen wird er auch gerufen, wenn bei einer Lehrerin die Disziplinnicht so ist, wie es sich die Eltern wün-schen. Er hat das letzte Wort bei derAnstellung neuer Lehrkräfte. Ihm müs-sen die Schulreisepläne und die Absen-zenlisten eingereicht werden, und errichtet das Wort an die Festgemeindebei der grossen Abschlussfeier für alleSchulen der Gemeinde am Schuljahres-ende.

Gesprächskultur fördernSo autoritär dürfte es nach Ansicht vonMarie-Claire Tabin, der Präsidentin desDachverbandes der Westschweizer Lehr-kräfte SER, in den Schulen der Roman-die nicht mehr zugehen. Sie verweistauf ein kürzlich erschienenes Arbeitspa-pier des Genfer Lehrervereins, in dem esheisst: «Die Gesprächskultur zwischenSchülern, Lehrpersonen, Eltern undBehörden soll gefördert werden. Wir er-mutigen die Schulen zu einer konstruk-tiven Autonomie und dazu, Verantwor-tung zu übernehmen.» Damit würdenEngagement und Einsatzfreude derLehrpersonen gefördert.Allerdings wolle man ja nichts überstür-zen. Zuerst müssten die Strukturen erar-beitet werden und erst dann könneman damit beim Departement der ein-zelnen Kantone vorstellig werden, be-tont Marie-Claire Tabin. Auf keinen Fallmöchte sie, dass sich die einzelnenSchulen nach dem Übergang zur Teilau-

tonomie konkurrenzieren. Darum sol-len die finanziellen Belange weiterhinausgeklammert bleiben und die freieSchulwahl auf der Grundstufe auch.Auf der Sekundarstufe bleibt «le direc-teur» bis auf weiteres erhalten.Um lange Entscheidungswege abzubau-en, sei es am besten, die Entscheidungs-kompetenzen auf die tiefstmöglicheEbene zu delegieren, um damit dasGefühl von Entscheidungsfreiheit undVerantwortung in den unteren Instan-zen zu stärken. Die finanziellen Ge-schäfte sollen aber weiterhin «höherenOrtes» beim Departement belassenwerden, wie das jetzt im Kanton Genfder Fall ist, wo sich in fast allen SchulenSchulleiter – teilweise entlastete Lehr-personen – um die pädagogischen An-liegen kümmern.

Direkt an die höchste StelleIm Erziehungsdepartement kümmernsich vier Direktoren um Budgetfragen,Anstellungsbedingungen, aufwändigepsychologische und pädagogische Pro-bleme. Zwischenglied sind die Schul-inspektoren. Wenn allerdings Elternetwas zu reklamieren hätten, würden siesich noch immer direkt an die obersteInstanz wenden, wie eine Departe-mentsmitarbeiterin sagt.Im Kanton Wallis wird wie im KantonWaadt der vollamtliche Direktor vonder Schulkommission gewählt. Im Kan-ton Freiburg gibt es bereits in einigenSchulen Schulleiter nach Deutsch-schweizer Vorbild.Die Departements-Sprecherin des Kan-tons Jura betont, dass der Direktor beiihnen kein «Super-Patron» sei, wie etwaim Kanton Waadt, sondern ein Primusinter pares und nie hauptamtlich ange-stellt. Sie hätten das System seit derTrennung vom Kanton Bern noch nichtgrundlegend geändert. Man überlegesich jedoch, die Kompetenzen desDirektors zu erweitern...

«Nach den Sommerferien besucht IhrKind die dritte Klasse in Crans undnicht mehr wie bisher in Commugny.Den Fahrplan für den Schulbus erhaltenSie rechtzeitig zum Schulbeginn. Fallsnoch Fragen sind, können diese demDirektor am kommenden Donnerstagzwischen 17 und 18 Uhr im Schulsekre-tariat gestellt werden.» So stand es ineinem Elternbrief des Direktors der Pri-marschulen von Coppet und Umge-bung. Die betroffenen Eltern telefonier-ten einander, man schimpfte einbisschen über das autoritäre Gehabe,versuchte gar eine schriftliche Interven-tion, allerdings erfolglos.

Käthi Kaufmann-Eggler

Die bisherige Zweitklasslehrerin desKindes in Commugny weiss von derganzen Geschichte nichts. Sie kümmertsich nicht um die organisatorischen,sondern um die pädagogischen Belange.Schliesslich schicken alle Eltern ihreKinder pünktlich am Schulbeginn zubesagtem Schulbus, der sie sieben Kilo-meter weiter in die 3. Klasse nach Cransbringt, weil die 3. Klasse im eigenenDorf schon voll ist. Aus der gleichenFamilie fährt ein weiteres Kind ebenfallsmit dem Schulbus ins drei Kilometerentfernte Dorf Tannay mit einem archi-tektonischen Meisterwerk von Schul-haus, aber zu wenig Erstklässlern.

Nur nach AnmeldungDiese Schülerzuweisung ist nur eine derzahlreichen Aufgaben des Schuldirek-tors. Er residiert in einem Büro imSchulhaus von Coppet. Allerdings ge-langt man dort nur über Voranmeldungbei seiner Sekretärin zu ihm, und das istschwierig, denn die Sekretärin iststreng. Bei ihr haben alle Eltern derzukünftigen Kindergärtler in einer be-stimmten Woche Ende Juni zur Ein-schreibung vorzutraben, mit Geburts-schein und Impfausweis. Das Originalmuss es sein. Mit der Kopie wurde eineMutter wieder heimgeschickt. Dabeihatte sie den Kindergartenkandidatenextra mitgebracht, um ihn diesen for-mellen Schulanfang möglichst ein-drücklich hautnah erleben zu lassen.

C’est le directeur qui dirige...In den Köpfen existieren zwar Pläne für teilautonome Schulen in der Romandie, in Wirklichkeithat aber noch vorwiegend der Direktor das Sagen.

Er hat das letzte Wort bei der Anstellung neuerLehrkräfte. Ihm müssen die Schulreisepläne und die Absenzenlisten eingereicht werden. Er richtetdas Wort an die Festgemeinde bei der grossen Abschlussfeier.

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MAGAZIN Hinweise

Nase imWindAn der Swiss Nautique vom 15.

bis 23. Februar in Bern wird am

Stand des Segelverbandes «Swiss

Sailing» gezeigt, was der Ver-

band in der Nachwuchsförde-

rung unternimmt. Jugendliche,

Eltern und Lehrpersonen erhal-

ten Informationen über die Aus-

bildung: Wo kann ich segeln

lernen? In Segelclubs, in Segel-

schulen? Welche Boote eignen

sich für Anfänger, für Fortge-

schrittene?

Am Mittwoch, 19. Februar, steht

der Schulsport Segeln «SchuS»

im Zentrum. Seit sieben Jahren

wird Schulen die Möglichkeit

angeboten, Segellager durchzu-

führen.

Segeln ist pädagogisch wertvoll;

das beweisen die vielen Segel-

projekte, die im Zusammenhang

mit der Eingliederung von dro-

genabhängigen oder verhaltens-

auffälligen Jugendlichen bereits

laufen. Der Segelsport fördert

Selbständigkeit und Selbstbe-

wusstsein, stellt auch Anforde-

rungen an den Intellekt, an die

manuellen Fertigkeiten und

weckt Emotionen.

Am Stand von «Swiss Sailing»

erhalten Schüler und Schülerin-

nen, Lehrpersonen und Eltern

einen Einblick, wie die öffent-

lichen Schulen mit den

Segelclubs zusammenarbeiten

können. B.S.

plattform. Aus den einge-reichten Projekten werdendie Teilnehmenden für denKongress in Strassburg ausge-wählt. Schulklassen könnenvia Netz auch direkt miteiner Partnerschule Kontaktaufnehmen.Koordination: Esther Bäum-ler, Ökozentrum Langen-bruck, Telefon 062 387 31 54,Christoph Berchtold, GlobeSchweiz , Tel. 031 301 26 05,[email protected].

TermineImmer diese Buben!Schulische Bubenarbeit versteht

sich als pädagogischer Ansatz,

der bubenspezifische Verhaltens-

weisen ins Zentrum des Interes-

ses rückt. Eine Tagung vom 15.

März 2003, 9–16 Uhr, widmet

sich dieser Thematik. Veranstal-

tungsort: Aarau, Fachhochschule

Aargau/Nordwestschweiz; Weg-

beschreibung wird nach Anmel-

dung zugeschickt. Die Veranstal-

tung ist als Lehrerfortbildung

konzipiert. Info und Anmeldung

(bis 3. März): Tagungssekretariat

Netzwerk Schulische Bubenar-

beit c/o Lu Decurtins, Bertastr.

35, 8003 Zürich, 01 451 28 56,

[email protected].

Religion & ErziehungDem Thema «Kulturelle Tradie-

rung und religiöse Sozialisation»

widmet sich eine Tagung vom,

29.–30. März 2003, an der Uni-

versität Zürich. In vielen Schwei-

zer Kantonen werden angesichts

des zunehmenden religiösen

Pluralismus derzeit neue Lehr-

pläne entwickelt. Dabei werden

verschiedene Modelle diskutiert,

die von einer konfessionellen bis

konfessionsunabhängigen Aus-

richtung des Religionsunter-

richts reichen. Diesen Umstand

nimmt die Religionswissenschaft

zum Anlass, in einer Tagung die

aktuelle Problematik mit grund-

sätzlichen Überlegungen zur

religiösen Sozialisation zu ver-

knüpfen. www.theol.unizh.ch/

tagung2003.

Trommeln AfrikasIn den Frühlings-, Sommer- und

Herbstferien finden Workshops

für Lehrkräfte auf Afrikanischen

Djembé-Trommeln statt. Vermit-

telt werden Grundlagen des

Spielens der Djembé und Bass-

trommel. Im Verlauf des Work-

shops erfolgt die Einführung in

die Westafrikanische Djembékul-

tur und das Lernen der traditio-

nellen Arrangements und Rhyth-

men der Malinke. Kurskosten Fr.

250.– Djembés zur Verfügung.

Kontakt: Didier Gilgen, Chäse-

reimatt 27, 1793 Jeuss, Tel.

079 222 66 37 / 031 972 82 32,

E-Mail: [email protected]

Auf nachStrassburg2003 ist das UNO-Jahr desWassers und überall entste-hen interessante Projekte.Die Plattform «Unser Rhein –mehr als Wasser» bietet Gele-genheit, Projekte zu vernet-zen, virtuell und reell. Höhe-punkt ist am 24./25. Mai eininternationaler Kongress inStrassburg – auch für etwaKlassen aus der Schweiz. Einweiterer Event ist in derSchweiz geplant.Teilnehmen können Klassenaller Schultypen, die ein Pro-jekt zum Thema Wasserdurchführen. In Frage kom-men einerseits Globe-Mes-sungen (www.globe-swiss.ch)Es können aber auch ganzandere Projektthemen ausge-wählt werden, sei es Lebens-raum Bach, Kultur und Ge-schichte oder menschlicheNutzung rund ums Wasser. Die Seite www.our-rhine.degibt zahlreiche Anregungenund Hinweise zu möglichenArbeitsformen und Zielen.Im Fenster Schweiz steht einAnmeldeformular zur Verfü-gung. Die eingesandten Pro-jekte werden im Internet auf-geschaltet, damit entstehteine spannende Austausch-

Technorama

Kostnix-Experimente

Das Technorama in Winterthur

möchte mit seinen interaktiven

Exponaten den experimentellen,

handelnden Zugang zur Physik

unterstützen, wobei das Lernen

im Technorama nicht als Ersatz,

sondern als Ergänzung zum

Unterricht gedacht ist. Über die

Benutzung der Ausstellung als

experimentelle Bereicherung des

eigenen Unterrichts hinaus bietet

das Technorama in diesem Früh-

jahr eine Lehrerfortbildung zum

Thema «Low-Cost Experimente

für den Physikunterricht» an.

Als Referenten konnten Prof. Dr.

Michael Vollmer und Prof. Dr.

Klaus-Peter Möllmann von der

Fachhochschule Brandenburg

gewonnen werden. Ähnliche

Fortbildungen haben die beiden

Referenten mit Erfolg auch am

Physikzentrum der Deutschen

Physikalischen Gesellschaft in

Bad Honnef durchgeführt.

So sollen auch die Ideensprudeln.

Es werden eigens für jede Schul-

stufe angepasste Kurse angebo-

ten, von der Primarstufe bis zur

Maturitätsklasse. Zahlreiche Ex-

perimente werden von den Kurs-

teilnehmerinnen und -teilneh-

mern selbst durchgeführt.

Anmeldefrist: 15. Februar 2003.

Bitte Anmeldeformular im Inter-

net benützen: www.technora-

ma.ch/kurs.html.

Kontakt: Technorama, Techno-

ramastrasse 1, 8400 Winterthur,

Telefon 052 244 08 44, E-Mail

[email protected].

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Endlose Werbeblöcke, be-langlose Serien, geschwätzigeTalkshows – das TV-Pro-gramm plätschert rund umdie Uhr durch die Kanäle.Um die Rosinen, sorgfältigeReportagen und seriöse Hin-tergrundberichte, im Bilder-fluss zu entdecken, brauchtsneben Glück vor allem Ge-duld. Sorgfältiges Studiumvon Programmzeitschriftenkann helfen, falls die Print-medien Spartensender oder«Minderheitenprogramme»überhaupt noch vollständigabdrucken.Eine elegante Chance, dieTV-Highlights nicht zu ver-passen beziehungsweise denVideorecorder zu program-mieren, bieten spezielleSuchmaschinen des Inter-nets, das bekanntlich diegrösste mediale Konkurrenzdes Fernsehens ist. Die Web-site www.tvtv.de (Untertitel:«Alles andere ist nur Fernse-hen») machts möglich, sichnach gewünschten Themenquer durch alle wichtigenSender die Beiträge anzeigenzu lassen. Da ist alles gutgemacht, das Spektrum istbreit und man kennt sichschnell aus.Nicht verstecken muss sichwww.fernsehen.ch. Auch aufdieser Schweizer Website las-sen sich eigene Nutzerprofilekreieren, um die regelmässi-ge Suche nach Sendungenund Themen zu erleichtern.Und in der Rubrik «Bildungs-fernsehen» findet man spie-lend leicht den Zugriff aufSendungen der Sparte Schul-fernsehen. Sendungen kön-nen nach vielen Themen –z.B. Berufskunde, Medien-kunde, Geschichte – abgeru-fen werden.So stolpert man unverhofftüber Sendungen, die Titelwie «Arbeitswelten: MeinVater ist Tierpfleger» tragen.Diesen Beitrag strahlt derSender Südwest 3 übrigensan einem Dienstag von 6.45bis 7.00 Uhr aus. «fernsehen.ch» bringt nacheigenen Angaben Zugang zu rund 100 000 Sendungen

von 105 verschiedenen Sen-dern. Das Schwergewichtliegt bei europäischen Statio-nen. Die Programmvorschaudeckt in der Regel vier biszehn Wochen ab. Hervorra-gend ist die Linkliste von«fernsehen.ch»: Sie führtdirekt auf die Websites fastaller wichtigen TV-Stationen.Doch der Link auf «Tele24»führt ins Leere...

Schulfernsehen en vogueÜber sein Schulfernsehen in-formiert SF DRS auf der Web-site www.sfdrs.ch. Dank demFenster auf der Startseite lässtsich das Schulfernsehenschnell finden. Die klar undübersichtlich gestaltete Siteder Rubrik garantiert denBlick über das inländischeAngebot. Klar, das Wochen-

programm liegt bereit, dochauch die geplanten Sendun-gen für die nächsten paarWochen sind zu studieren. Ein Leckerbissen ist das«Zusatzmaterial»: In dieserRubrik lassen sich Arbeits-blätter und Merkblätter (PDFoder Word) herunterladen.Die Angebote stammen ausder offiziellen Fachzeitschrift«Achtung Sendung». DasSchweizer Fernsehen setztseine Kompetenz als Medien-unternehmen perfekt ein. Al-les andere wäre ja auch ent-täuschend.Herausgeputzt präsentiertsich das Schulfernsehen desWestdeutschen Rundfunks(WDR) www.wdr-schulfern-sehen.de. Die Site bestichtmit ihren breit gefächertenDienstleistungen, darunter

selbstverständlich Links aufdie Websites der anderenARD-Anstalten. Die Rubrik«Service» gibt den Lehrper-sonen zum Beispiel Anregun-gen, um einige Kino-Klassi-ker im Unterricht zu be-sprechen. Praktisch: Wer sicheinen Newsletter abonniert,erfährt automatisch vonallen Neuerungen. Die Web-site des WDR ist die besteAnlaufstelle, um sich überSendungen des deutschenSchulfernsehens ins Bild zusetzen.

Wie früher: College RadioDann gibts auch das, was anfrühere Zeiten erinnert: Das«College Radio» des Bayri-schen Rundfunks (BR) über-zeugt mit seinem Auftritt aufcharmante Art www.br-on-line.de/bayern2/collegeradio.College Radio ist eine her-vorragend strukturierte undgestaltete Website, die dasTor zu vielen Schulfunksen-dungen öffnet. Beiträge las-sen sich über die Rubriken«Fächer» oder «Schularten»aufrufen. Eine Fülle von Ar-beitsblättern und Quellen-texten liegt bereit, ebenso dieManuskripte der Sendungen.Die meisten Audiobeiträgekönnen (als MP3-Dateien)heruntergeladen werden. Wie sorgfältig und alltagsnahder BR das College Radiomacht, sieht man an diesemDetail: Die Audiobeiträgegibts in drei Qualitätsstufen– damit ein langsames Mo-dem nicht schlappmacht.Auch wer keine Audiobei-träge vor der Klasse abspielt,erhält durch die Ideenvielfaltdes College Radio Impulsefür den Unterricht. Unbe-dingt mal anschauen – undhören. Thomas Gerber

Bitte meldenDas Internet ist ruhelos. Kei-ne Zusammenstellung kannden ultimativen Überblickbieten. Wenn Sie eine inter-essante Homepage zu Schuleund Bildung entdecken, in-formieren Sie uns bitte unter:[email protected].

25B I L D U N G S N E T Z2 • 2 0 0 3

TV-Sites: Alles aufEmpfang!Als sicherer Wegweiser durch den Dschungel der TV-Sendun-gen erweist sich das Internet. Quer durch alle Stationenlassen sich Beiträge und Spielfilme finden, um den Video-recorder rechtzeitig zu programmieren. Auch die Schul-fernsehen der Schweiz und Deutschlands setzen das Internetals Service mit vielen Zusatzangeboten sinnvoll ein.

Page 16: 02 2003

27S C H U L E I M N E T Z2 • 2 0 0 3

In einer anderen Gruppe hat Julian einArbeitsblatt vor sich. Er diktiert Florian,der neben ihm am Computer sitzt,kurze Sätze, die er direkt in den Compu-ter tippt. Aus der zur Verfügung stehen-den Fotodatenbank ergänzen sie ihrenText mit geeigneten Bildern. Wieder andere benutzen eine CD-ROMzum Thema. Sie zeichnen ab, machenZusammenfassungen und suchen Er-gänzungen unter dem richtigen Stich-wort mit einer Suchmaschine im Inter-net. Das Ganze wird abgerundet miteiner Auswahl unter mindestens 20 stu-fengerechten Weltall-Büchern, die aufdem Tisch ausgebreitet sind. Sicherlichein Mehrwert für den Lernprozess.Für die Weiterentwicklung der Con-tents sind mehr Mittel vorzusehen. Esfehlen Angebote, welche von Schüle-rinnen und Schülern auf eigene Initiati-ve genutzt werden können. Befragtman Lehrkräfte auf unterschiedlichenStufen, werden am häufigsten die Fra-gen nach Content-Empfehlungen, eva-luierten, von Fachkreisen geprüftenund kommentierten Inhalten gestellt.

«Use ICT to teach» heisst das Motto fürdie jetzt angebrochene Phase der Inte-gration von ICT in den Unterricht. Umdies umzusetzen, braucht es entspre-chende Lehr- und Lernmittel. EineArbeitsgruppe ist daran, im Auftrag derTask Force ICT und Bildung einen erstenBericht zum Thema «Content» zu ver-fassen. Dieser soll als Grundlage für dieEntwicklung eines Aktionsplans dienenund erfasst die vorhandenen Bedürf-nisse.

Ursula Mollet, SFIB*

Der Handlungsbedarf ist unumstritten.Es braucht adäquate pädagogische Res-sourcen, wenn die Forderung nachneuen Lehr- und Lernstrategien bis aufdie Primarschulstufe hinunter erfülltwerden soll. Diese müssen einer ganzenReihe von Kriterien entsprechen undsind zu unterscheiden in statischen unddynamischen Content.Bei der ersten Kategorie handelt es sichum Produkte, die von den Benutzerngelesen, aber nicht verändert werdenkönnen. Bei dynamischen Produktenhaben die User eine Einflussmöglichkeitauf den Inhalt. Diese Unterscheidungist für einen stufengerechten Einsatzeines Produktes wichtig. Erst- bis Dritt-klässler zum Beispiel können sehr wohlmit statischen Trainingsprogrammenlernen und üben; ab der Mittelstufewenden die Lernenden aber bereits mul-timediale Funktionen an und kombinie-ren sie zu eigenen Produkten.

Mehrwert für den UnterrichtSo kann es auch in der Praxis sein, wiefolgendes Beispiel zeigt:Die 4.–6. Klässler der PrimarschuleMatzwil BE erarbeiten einen Vortragzum Thema «Weltall». Das Projekt istden Schülerinnen und Schülern be-kannt. Sie bekommen vom Lehrer,Philippe Sasdi, die Stichworte und orga-nisieren sich sofort selbst. Eine Zweiergruppe setzt sich an denComputer. Im Internet haben sie mitder Unterstützung des Lehrers ein kur-zes Video über das Planetensystemgefunden. Beim zweiten Durchlaufnotieren sie sich einige Stichworte, ver-gleichen mit ihrem Lehrbuch, schreibenauf, schlagen im Lexikon nach.

«Content» – noch zappelt zu wenig im NetzLehrpersonen verlangen evaluierte, von Fachkreisen geprüfte und kommentierte Inhalte.

Per Internet ins Weltall: Projektunterricht mit Computer in Matzwil BE.

Weitere Informationen, Anmeldeformular und Programmangaben zum Kolloquium: www.educa.ch/kolloquium

Primarschule Matzwil BE: www.educanet.ch/home/prima E-Mail: [email protected]

Auskunft zum Bericht «Content» E-Mail: [email protected]

Denn diese Vorarbeiten zu leisten, umzu geeigneten Produkten zu kommen,kostet die Lehrkräfte viel Aufwand undZeit. Und die steht den wenigsten zurVerfügung.

Information und AustauschDies sind die Themen des Kolloquiums«Use ICT to teach», das vom 14. und 15.März 2003 in Bern stattfindet und vonder Schweizerischen Fachstelle fürInformationstechnologien im Bildungs-wesen SFIB organisiert wird. In Work-shops und Präsentationen werden The-men reflektiert, die mit der Nutzung desInternets und dem Einsatz von neuenLehr- und Lernmitteln im Unterrichteinen direkten Zusammenhang haben.Das Kolloquium bietet zudem guteGelegenheiten zum informellen Infor-mationsaustausch.

* Ursula Mollet ist Mitarbeitein der SFIB,Schweizerische Fachstelle für Informati-onstechnologien im Bildungswesen(www.sfib.ch).

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Impressum BILDUNG SCHWEIZ erscheint monatlichBILDUNG SCHWEIZ-Stellenanzeiger erscheint inallen Ausgaben sowie nach Bedarf separat; 148. Jahrgang der Schweizer Lehrerinnen- undLehrerzeitung (SLZ)

Herausgeber/VerlagDachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer

(LCH)• Beat W. Zemp, Zentralpräsident, Erlistrasse 7,

4402 Frenkendorf E-Mail: [email protected]

• Urs Schildknecht, ZentralsekretärE-Mail: [email protected]

• Anton Strittmatter, Leiter PädagogischeArbeitsstelle LCH, Jakob-Stämpflistr. 6, 2504 Biel-BienneE-Mail: [email protected]

Zentralsekretariat/Redaktion: Ringstrasse 54, Postfach 189, 8057 Zürich

Telefon 01 315 54 54 (Mo bis Do 8.00 bis 9.00und 13.00 bis 17.00 Uhr, Fr bis 16.00 Uhr)Fax 01 311 83 15, E-Mail: [email protected]

Redaktion• Heinz Weber (hw.), Verantwortlicher Redaktor,

Doris Fischer (dfm.), RedaktorinE-Mail: [email protected]

• Peter Waeger (wae), Grafik/Layout E-Mail: [email protected]

Ständige MitarbeitMadlen Blösch (mbl.), Thomas Gerber (ght.), UteRuf, Martin Schröter (ms.), Pia Wermelinger (pia),Adrian Zeller (aze.)

Internetwww.lch.chwww.bildungschweiz.chAlle Rechte vorbehalten.

Abonnemente/AdressänderungenZentralsekretariat LCH, Postfach 189, 8057 Zürich,Telefon 01 315 54 54, E-Mail: [email protected]ür Aktivmitglieder des LCH ist das Abonnementvon BILDUNG SCHWEIZ im Verbandsbeitragenthalten.

Schweiz AuslandJahresabonnement Fr. 95.50 Fr. 162.–Studierende Fr. 67.50

Einzelexemplare: Fr. 12.– jeweils zuz. Porto/Mwst. (ab 5 Exemplaren halber Preis)

DienstleistungenBestellungen/Administration: Zentralsekretariat LCHE-Mail: [email protected]/Reisedienst: Martin SchröterE-Mail: [email protected]

Inserate/DruckInserate: Kretz AG,Zürichsee Zeitschriftenverlag, 8712 StäfaTelefon 01 928 56 09, Fax 01 928 56 00Postscheckkonto 80-3-148Anzeigenverkauf: Martin Traber E-Mail: [email protected]: Zürichsee Druckereien AG, 8712 Stäfa

ISSN 1424-6880

Wichtige AufgabeBeat W. Zemp: «Bildung muss eine öffentlicheAufgabe bleiben!», BILDUNG SCHWEIZ 1/2003

Geschätzter Zentralpräsident des LCHMeines Erachtens ist das Engagementbzw. der Kampf gegen das GATS einesehr wichtige Aufgabe und ich möchteIhnen herzlich für Ihren Einsatz dankenund Ihnen viel Mut und Beharrlichkeitwünschen, damit diese negative Verän-derung abgewendet werden kann.Mit freundlichen Grüssen!

Urs Bienz,Gymnasium Kirschgarten, Basel

Fürchtet euch nichtFürchtet euch nicht! Es gibt bereitsheute öffentliche Schulen in privaterTrägerschaft. An sich ist das noch nichtsGefährliches. Rudolf Steiner Schulenzum Beispiel erfüllen die Lehrplankrite-rien der jeweiligen Kantone und sinddeshalb zurecht staatlich anerkannt. Siesind öffentlich und stehen allen Elternoffen, die eine solche Schule wollen.Die Organisation ist nicht-kommerziell:Die Eltern finanzieren die Schule, so gutoder so schlecht, wie es eben geht. Dasshier der Staat nicht mithilft, die Ge-meinden nicht einmal das Schulmateri-al bezahlen, welches ja in der Volks-schule der Wohngemeinden der Kindereingespart wird, ist ein Skandal! Nurwenn die Schweiz eigene Finanzierungs-modelle für solche Non-Profit-Schulenfindet, kann sie eine Kommerzialisie-rung der Schulszene verhindern.Denn dass die Schule der Vielfalt anErziehungsstilen mit einem Einheitsbreigerecht werden will, ist je länger umsoweniger machbar. Die zunehmendenBurn-out-Raten bei Lehrkräften zeigendies deutlich. Der Verein ElternlobbySchweiz sucht für solche Anliegen zur-zeit Unterschriften: Petitionsbögen sindzu beziehen bei www. Elternlobby.ch.

Felix Glatz-Böni, Wiedlisbach

Zu teure ReisenbahnOffener Brief eines Lehrers an die SBB

Als verantwortungsvoller Lehrer unter-stütze ich den öffentlichen Verkehr,indem ich kein Auto besitze und allesmit dem Velo und öffentlichen Ver-kehrsmitteln fahre. Dazu zähle ich auchunsere Exkursionen und Lehrausgängemit der Klasse.Doch bei Ihren Gruppentarifen kommeich bei meinen Kolleginnen und Kolle-gen immer mehr ins Hintertreffen. Viele

LehrerkollegInnen weichen auf das«Gratis-Fahr-Angebot» der Eltern aus,mit grossen Privatautos Ausflüge zumachen. Dieser Entwicklung sollte manmit einem attraktiven Angebot der SBBentgegenwirken.Wie wäre es mit • einem Gruppenangebot für Schulen

für Viertel-Preis pro Kind oder• Klassenkarten für Schulgemeinden

(auch zum Dosieren bei Schulreisen)oder

• einer Lehrerkarte für Klassenausflügezu einem attraktiven Preis usw.

Ideen gäbe es viele! Egal was, der Grup-pentarif für Schulklassen sollte einfachmassiv verbilligt werden, um weiterhinverantwortungsvoll und günstig mitKlassen zu reisen.

Philipp Zihlmann,Beckenried

Schweizer HomepageBildungsnetz: «Surfend durch die Sportwelt»,BILDUNG SCHWEIZ 20/2002

Vielen Dank für Ihren Bericht übermeine private Homepage Turn- undSportunterricht.ch (www.sportunter-richt.ch) in BILDUNG SCHWEIZ20/2002. Besonders erfreut hat mich,dass Sie sich durchwegs positiv übermein Projekt äusserten. Bei Ihrer Re-cherche ist Ihnen aber ein Fehler unter-laufen. Sie schreiben: «Trotz der Schwei-zer Internetadresse handelt es sich beidieser Website über weite Strecken umein deutsches Angebot, das teilweise andie Schweizer Verhältnisse adaptiertworden ist, beispielsweise bei der aus-führlichen Link-Sammlung.»Dies stimmt so nicht. Ich habe diesesProjekt im Jahr 2000 lanciert, um dengegenseitigen Austausch von Lehrunter-lagen übers Internet zu fördern. Ichstehe in keiner Verbindung zum deut-schen Angebot «sportunterricht.de».Alle Lehrunterlagen von Turn- undSportunterricht.ch verstehen sich alsErgänzung zum neuen SchweizerischenLehrmittel «Sporterziehung». Ich habekeine deutschen Angebote auf Schwei-zer Verhältnisse adaptiert, auch wenndies die fast gleiche Internetadresse sug-geriert. Marcel Cavelti

Turn- und Sportlehrer, Chur

Ihre MeinungBriefe von Leserinnen und Lesern sindin BILDUNG SCHWEIZ willkommen –am liebsten kurz und prägnant. Wir bit-ten um Verständnis dafür, dass umfang-reiche Texte gekürzt werden müssen.

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Was ist musikalisch, lustig und bunt? – Der Fisch.Was ist viereckig und gescheit? – Die Schildkröte.Meine Schülerinnen und Schüler können also denken, nur manchmal nicht das,was ich meine, das sie denken müssten.

Da steht im Buch der Satz «Denk nicht, ich sei eitel». «Wisst ihr, was ‹eitel› bedeutet?»

Die Gedanken sind frei «Wissen wir auch nicht, aber mach doch ein B davor, dann heisst es Beitel.»Ich verkünde die Hausaufgaben:«Nr. 1 und 3. Macht ein H vor diese Nummern.»«Ach so, H wie Hufzgi!» ruft einer. «Nein, wie H wie Haufgaben!» ein anderer.

«Susi, die Hälfte von 66 ist...»Längere Denkpause, dann. «27».

Wer kann sie erraten «Rechne das vor.» «Die Hälfte von 60 ist 30, die Hälfte von 6 ist 3, 30 minus 3 gleich 27.»Da hilft kein Kopfschütteln, da helfen nur Zehnerstäbli und Einerwürfeli.

Karin liest: «Was ist dumm?»Ich: «Und – weisst du etwas?»«Ja, wenn man andern sein Fudi zeigt.»Jonas ruft: «Ich weiss auch was Dummes!»«Ich auch!»«Ich was ganz ganz Dummes!»«Moment!» Ich stoppe die Einwürfe. «Schön der Reihe nach. Jeder kommt dran.Karin, du darfst nochmal anfangen.»

Sie fliegen vorbeiWie nächtliche Schatten

Da steht Karin auf und lässt die Hosen runter.

Ich diktiere einen Satz (mittlere Lautstärke). Dann (geflüstert): «Jetzt verrate icheuch etwas: «Rotkehlchen schreibt man mit h.» Zwei Minuten später (von Bruststimme zur Kopfstimme und wieder zurück): «Dochnicht mit chck!! Das gibt’s doch auf der ganzen Welt nicht, ein Wort mit chck!!»

Chckein Mensch chckann sie wissenChckein Chckerchcker einschliessen

Rehe im Wald. Wandtafelbild. Gemalt von Richi. Danke, Richi. Ich: «Manchmal nervt sich der Förster wegen dieser Rehe. Weshalb?»«Weil sie immer wegspringen, sobald er sie streicheln will.» «Mm, wer weiss noch was?»«Ich kann meine ganze Faust in den Mund nehmen, schau mal.»

Es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei.

«Die Gedanken sind frei...»

BILDUNGSCHWEIZdemnächst• Gemeinsam gehts besserDer private Sabe-Verlag und der Lehr-mittelverlag des Kantons Aargau brin-gen im Frühjahr 2003 gemeinsam denersten Band einer Lesebuch-Reihe fürdie Mittelstufe auf den Markt. BIL-DUNG SCHWEIZ zeigt am konkretenBeispiel, wie Synergien zwischen einerprivaten und einer kantonalen Instituti-on genutzt werden. Inhalte, Pädagogik,Marketing – wer liefert was? Wie wirdder Gewinn verteilt und wie das Risiko?

• Schneller, weiter, gescheiter?Wie bringen junge Athleten Spitzen-sport und Schule unter einen Hut? BIL-DUNG SCHWEIZ berichtet von denErfahrungen mit Sportklassen-Versu-chen und der neuen Lehre Berufssport.

• So gross ist die Schweiz«SwissArena» nennt sich ein neues An-gebot des Verkehrshauses Luzern. Besu-cherinnen und Besucher können dieSchweiz auf einer riesigen Landkarteerwandern.

Die nächste Ausgabe – einSonderheft zu den ThemenLehrmittel, Sport und Spiel –erscheint am 11. Februar.

Ute Ruf


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