Date post: | 05-Apr-2015 |
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einÄrztliche Versorgung im ländlichen Raum
Erkenntnisse und Vorschläge der KVSH
Dr. Ingeborg KreuzVorstandsvorsitzende der KVSH
Molfsee, 7. Mai 2010
Amtsvorstehertagung 2010 des SHGT
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Wer wir sind und was wir tun
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Wer ist Mitglied der KVSH?
Mitglieder der Kassenärztlichen
Vereinigung sind alle an der
Versorgung gesetzlich versicherter
Patienten teilnehmenden
niedergelassenen Ärzte und
Psychotherapeuten.
In Schleswig-Holstein sind dies
ca 5.000 Ärzte und
Psychotherapeuten.
Diese beschäftigen in ihren
Praxen rund 20.000 Mitarbeiter.
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Was tut die KVSH?
Wir stellen die haus- und fachärztliche sowie
psychotherapeutische Versorgung in Schleswig-Holstein
sicher und organisieren den ärztlichen Bereitschaftsdienst
außerhalb der Sprechzeiten. (Sicherstellungsauftrag)
Wir sorgen dafür, dass alle niedergelassenen Ärzte und
Psycho-therapeuten ihre medizinischen Leistungen auf einem
dauerhaft
hohen Qualitätsniveau anbieten (Qualitätssicherung)
Wir handeln mit den Krankenkassen Verträge über die
Vergütung der Ärzte aus. Dieser Kollektivvertrag nimmt den
Ärzte die Arbeit ab, selbst oder in Gruppen ihr Honorar
aushandeln zu müssen. Vorteil für die Patienten: Jeder
Vertragsarzt behandelt Patienten aller Kassen.
(Vertragshoheit)
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Wir unterstützen unsere Mitglieder durch Beratung in Fragen der Praxisgründung, Abrechnung, Fortbildung, Qualitätssicherung etc.
Wir vertreten die Interessen die niedergelassenen Ärzte gegenüber Krankenkassen, Politik und Öffentlichkeit.
Wir wirken an der Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung in Schleswig-Holstein aktiv mit.
Die KVSH ist eine Körperschaft des
öffentlichen Rechts mit Sitz in Bad
Segeberg. Sie beschäftigt rund 310
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Was tut die KVSH?
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Die ambulante medizinische Versorgung in Schleswig-Holstein
Herausforderung
en und
Lösungsansätze
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Überalterung der Ärzteschaft am Beispiel der Hausärzte- in Klammern absolute Anzahl der Ärzte -
22 % der Hausärzte in Schleswig-Holstein sind 60 Jahre älter
Quelle: KVSH, Januar 2009
Herausforderung drohender Ärztemangel
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Arztzahlprognose Schleswig-HolsteinHausärzte, Gynäkologen, Augenärzte
- Annahme: ohne Nachbesetzung, Ruhestand mit 62 -
2009 2012 2015
Hausärzte 1.927 1.354 1.076
Gynäkologen 332 239 197
Augenärzte 175 129 115
Quelle: KVSH, Januar 2009
Herausforderung drohender Ärztemangel
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Herausforderung drohender Ärztemangel
Fast jeder vierte Hausarzt in Schleswig-Holstein ist älter als 60 Jahre, die Hälfte älter als 55 Jahre.
Nahezu jeder zweite Hausarzt in Schleswig-Holstein geht bis 2015 in den Ruhestand (ca. 900 Hausärzte)
Bis 2020 werden bundesweit 15.000 Hausärzte fehlen (AOLG).
Nachwuchs in gleicher Größenordnung nicht in Sicht.
Mangelnde Attraktivität der Niederlassung.
Niederlassung konkurriert mit Beschäftigungsmöglichkeiten im Ausland, der Industrie usw.
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Herausforderung drohender Ärztemangel
Für keinen der 13 Planungsbereiche hat der Landesausschuss
bisher eine eingetretene oder drohende Unterversorgung festgestellt.
Aber
Besonders in ländlichen Kreisen wird die kommende Krise sichtbar
Beispiel Steinburg
11 freie Hausarztsitze
Beispiel Dithmarschen
7 freie Hausarztsitze
Beispiel Nordfriesland
6 große Allgemeinarztpraxen suchen einen Nachfolger
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Demografische Entwicklung in Schleswig-Holstein
Einwohner Veränderunggegenüber
2006
60 Jahre und älter
Veränderunggegenüber
2006
Anteil an der Gesamtbev.
2006 2.834.254 744.139 26,3 %
2015 2.832.700 - 0,05 % 833.400 + 12 % 29,4 %
2025 2.764.300 - 2,5 % 978.080 + 31,4 % 35,3 %
Quelle: Statistikamt Nord: Bevölkerungsentwicklung in Schleswig-Holstein bis 2025, November 2007
Herausforderung Bevölkerungsentwicklung
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Morbiditätsentwicklung in einer alternden Gesellschaft
Herausforderung Morbiditätsentwicklung
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Herausforderung Morbiditätsentwicklung
Deutliche Zunahme altersbedingter Erkrankungen, z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall, Demenz, Diabetes
„(....) kann aufgrund der demographisch
nachvollziehbaren Morbiditätsentwicklung (...)
insgesamt von einer
um mindestens 20 Prozent erhöhten Arbeitslast
für die Primärversorgung, allen voran für die
hausärztliche Versorgung, im Jahre 2020
ausgegangen werden.“Bericht der AOLG zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung an die Gesundheitsministerkonferenz (Juli 2008)
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Drohende Konsequenzen für die Patienten
Eingeschränkte ärztliche Präsenz vor Ort
Längere Wege
Längere Wartezeiten
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Bedarfsplanung in der ambulanten Versorgung
Defizite und Reformnotwendigkeit
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Defizite der derzeitigen Bedarfsplanung
Starr vorgegebenes Einwohner-/Arzt-Verhältnis als verbindliche Planungsrundlage bildet den wachsenden Versorgungsbedarf einer alternden Gesellschaft nicht ab
Verteilung innerhalb der Planungsgebiete nicht geregelt, Konzentration in den Städten
Detailreiche bundesweite Vorgaben (G-BA-Richtlinie,SGB V), kaum regionale Handlungsmöglichkeiten
Keine rechtlichen Möglichkeiten für die KVSH, von den Bundesvorhaben abzuweichen.
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Arztdichte im Vergleich
Quelle: KBV
Die derzeitige Bedarfsplanung löst die Probleme nicht
und verhindert keine Ungleichgewichte in der
Versorgung
Defizite der derzeitigen Bedarfsplanung
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Defizite der derzeitigen Bedarfsplanung
Beispiel: Die chirurgische Versorgung in Ostholstein
Verhältniszahl nach Bedarfsplanungs-Richtlinie:
62.036 Ew. pro Chirurg („Ländlicher Kreis“)
„Sollversorgung“ (100 Prozent): 4 Chirurgen in OH
In Ostholstein sind 15 Chirurgen zugelassen
Versorgungsgrad: 424,1 %
Theoretisch müsste die chirurgische Versorgungin Ostholstein optimal sein...
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Die Verteilung der Chirurgen in Ostholstein
Nach der derzeitigen
Bedarfsplanungs-
Richtline hat die KVSH
keine Möglichkeit, die
regionale Verteilung der
Ärzte im Planungsbereich
zu steuern!
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Kriterien für eine künftige Bedarfsplanung
Einwohnerzahl, Altersstruktur, Morbidität der Bevölkerung
Lokale bzw. regionale Versorgungssituation unterhalb der Kreisebene,
orientiert an Siedlungszusammenhängen (statt Verwaltungsgrenzen)
Berücksichtigung der Mitversorgung des Umlands durch städtische
Praxen
Wie arbeiten die vorhandenen Ärzte: Auch in einer Zweigpraxis?
Vollzeit oder Teilzeit? Versorgerpraxis oder Spezialist?
Berücksichtigung der Krankenhausstandorte,
vor allem für die fachärztlichen Versorgung
im ländlichen Raum
Lage anderer Versorgungsangebote
(Zahnärzte, Apotheken, Einzelhandel)
Kleinräumige und morbiditätsorientierte Bedarfsplanung
Versorgung gestalten
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Ziel: Sektorenübergreifende Versorgungsplanung
Ein grundsätzliches Problem ist die
unabgestimmte
Planung im stationären und ambulanten Bereich
Forderung an die Landespolitik
Entwicklung eines gemeinsamen Konzepts unter
Einbeziehung aller Beteiligten mit dem Ziel einer
sektorenübergreifenden Versorgungsplanung
Einbeziehung der KVSH als unmittelbar Beteiligte
in die Beteiligtenrunde zur Krankenhausplanung
Versorgung gestalten
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Was die KVSH heute schon tut
Neustrukturierung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes
Förderung der Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin, gemeinsam mit den Krankenkassen. Zusätzliche KVSH-Mittel für die Förderung angehender Haus- und Fachärzte.
Verbundweiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin, Koordinierungsstelle für Weiterbildungsassistenten, (Kooperationsverträge KVSH/Krankenhäuser)
Engagement für einen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin
Kooperation mit Krankenhäusern(z.B. Verbundweiterbildung)
Umfangreiche Beratungsangebote für Ärzte
Unterstützung neuer Formen der Berufsausübung(Zweigpraxen, Teilzeitmodelle)
Versorgung gestalten
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Versorgung gestaltenOptimierung des Neubesetzungsverfahrens
Veröffentlichung der Ausschreibung einer Vertragsarztpraxis bis zur
erfolgreichen Neubesetzung (statt bisheriger einmaliger
Ausschreibung)
Kein Bewerber, Praxis ist aus Sicherstellungsgründen nicht
erforderlich
(z.B. in überversorgten Ballungszentren)
Angebot einer „Aufkaufprämie“
Kein Nachfolger, Praxis ist aber für die Versorgung unverzichtbar
(z.B. auf dem Lande):
Förderung der Fortführung als Zweigpraxis durch
einen benachbarten Arzt
notfalls: Eigenbetriebsgründung durch KVSH
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Wandel der ärztlichen Berufsausübung
Daten und Faktenund
die Auswirkungen auf die Versorgung
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Zahl der Medizinstudenten
Quelle: Statistisches Bundesamt, KBV
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Absolventen im Fach Humanmedizin
Quelle: Statistisches Bundesamt, KBV
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Verlust von Medizinstudenten im Verlauf des Studiums
Quelle: Bundesärztekammer / KBV
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Berufliche Alternativen für Mediziner
Immer weniger Ärzte kommen nach dem Studium
in der Patientenversorgung an.
Zunehmend werden Ärzte in anderen Bereichen tätig,
z.B. in der Pharmaindustrie, in Forschung und Wissenschaft,
Unternehmensberatungen, Verwaltungen. Diese Mediziner
fehlen in der Versorgung.
„Nahezu die Hälfte aller Medizinstudierenden
entscheidet
sich für einen Beruf im nicht-kurativen Bereich“ (Deutsches Ärzteblatt, Januar 2008)
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Im Ausland tätige deutsche Ärzte
Knapp 20.000 deutsche Ärzte sind im Ausland tätig.- USA: 5.830
- Großbritannien: 4.129
- Schweiz: 2.565
- Österreich: 1.457
- Schweden: 1.118
- Frankreich: 975
2008 sind insgesamt 3.065 ursprünglich in Deutschland tätige Ärzte ausgewandert, hiervon 67 Prozent deutsche Ärzte.
35 Prozent der Studierenden im Praktischen Jahr denken über eine spätere Berufsausübung im Ausland nach.
Quelle: Bundesärztekammer, Deutsches Ärzteblatt, Heft 1-2 / 2010
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Entwicklung der berufstätigen Ärztinnen
Jahr Ärztinnen
1991 33,6 %
2006 40,0 %
2007 40,6 %
2008 41,5 %
Medizin wird weiblich
Quelle: Bundesärztekammer
Zwei Drittel der Studienanfänger
im Fach Humanmedizin sind weiblich.
60 Prozent der Absolventen im
Fach Humanmedizin sind weiblich.
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Medizin wird weiblich
Anteil der Ärztinnen und Psychotherapeutinnen in SH
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Faktoren - Ortswahl bei der Niederlassung (fünfstufige Skala)
Quelle: Analyse von Anreizen für die Niederlassung von Ärzten
Die Höhe des Einkommens ist nur ein Faktor unter vielen, die die Niederlassungsentscheidung beeinflussen.
4,21
3,903,72 3,72 3,69
3,34
0,00
0,50
1,00
1,50
2,00
2,50
3,00
3,50
4,00
4,50
Schul- undBetreuungs-
angebot für dieKinder
Höhe des zuerzielendenEinkommens
beruflicheZukunft des
Partners
beruflicheKooperationmit Kollegen
Anzahl derBereitschafts-
dienste
Angebot anFreizeitmög-
lichkeiten
Quelle: KBV
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Versorgung braucht Partner
Die ambulante ärztliche Versorgung lässt sich nicht am grünen Tisch planen, die KVSH kann Standortfaktoren nur begrenzt beeinflussen.
Notwendig ist die Zusammenarbeit aller Organisationen und Institutionen, die für die ambulanten Versorgung der Menschen Verantwortung tragen.
Besondere Bedeutung: Gespräche und gemeinsames Handeln mit Ämtern, Gemeinden, Städten und Kreisen und ihren Spitzenorganisationen.
Austausch und Kooperation mit anderen gesellschaftliche Gruppen, Beispiele: Seniorenräte, Wohlfahrtsverbände etc.
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Denkbare Aktivitäten der kommunale Seite - Beispiele
Gespräche mit den Ärzten vor Ort (auch, um rechtzeitig
zu wissen, wann es einen Nachbesetzungsbedarf gibt)
Unterstützung der Ansiedlung von neuen Ärzten
(Instrumente der Wirtschaftsförderung)
Soziales Umfeld: Kinderbetreuung,
Unterstützung der Berufstätigkeit des Partners
Erreichbarkeit der Praxen: Anpassung des ÖPNV,
Einrichtung von Fahrdiensten, Ausschilderung
Engere Kooperation mit den Kreisstellen der KVSH
Neue Ideen aus den Städten, Kreisen, Ämtern und
Gemeinden
Versorgung braucht Partner
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Honorarsystem und
flächendeckende Versorgung
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Honorar und Versorgung
Auswirkungen der Honorarreform 2009/2010 in SH
Gesamtzuwachs deutlich unter dem Bundesdurchschnitt,
keine wesentliche Verbesserung 2010
Selbst geringe Zuwächse kommen in der Versorgung
nicht an. Honorar pro Patient sinkt in Schleswig-Holstein
(I. Q. 2009)
gedeckelte Budgets bleiben
finanzieller Spielraum bleibt äußerst begrenzt
unzureichende Planungssicherheit für die Praxen
leistungsfeindliches Honorarsystem
(Pauschalen, Deckelung)
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
KVSH-Modellprojekt zur Einzelleistungsvergütung als Beitrag zur Sicherstellung im ländlichen Raum
Statt planwirtschaftlicher Budgetvorgaben transparentes Vergütungssystem mehr regionale Gestaltungsmöglichkeiten angemessene Vergütung der ärztlichen Leistung
Neue Wege in der Honorierung
KVSH-Vorschlag: Modellhafte Erprobung einer
Einzelleistungsvergütung in Schleswig-Holstein
Ein Baustein: Wegfall der Praxisgebühr, stattdessen
intelligente Formen der Eigenbeteiligung zur
Steuerung der Inanspruchnahme ärztlicher
Leistungen
Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit