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Zwischen Beheimatung und neuer Heimat
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Zwischen Beheimatung und Heimat:
Die Tücken und Türken der Integration in Deutschland
Vortrag Klinik Wahrendorff am 19.11.2014
•Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan•Wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung
Professor für Moderne Türkeistudien an der Universität Duisburg-Essen; Fakultät für Geisteswissenschaften
Kontakt: haci.uslucan@uni-due.de uslucan@zfti.de ww.uslucan.de
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Vortragsprogramm
1. Migration und Integration als Thema der Psychologie2. Akkulturationsorientierungen türkischer Migranten3. Wertedivergenzen von Migranten4. Vorurteile, Diskriminierungen und stereotype Wahrnehm ungen
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Raum und Zeit als zentrale Parameter gesellschaftlicherZusammensetzung
Raum: Verhältnis von Einwanderung zu Auswanderung
Zeit: Verhältnis von Fertilität zu Mortalität
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Warum Zuwanderung? Demographische Entwicklung in Deutschland: Weniger, älter, bunter !
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Ergebnisse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zur Entwicklung Erwerbsbevölkerung:
Verringerung des Erwerbspersonenpotenzials von 44,7 Millionen auf 38 Millionen Menschen (- 6,7 Mio) bei konstanter Erwerbsquote zwischen den Jahren 2008 und 2025!
Setzen sich diese Trends nach 2025 fort, geht das Arbeitskräfteangebot im Prognosezeitraum 2008 bis 2050 um insgesamt 12 Mio. Personen zurück (nur noch 26 Millionen Erwerbspersonenpotenzial!)
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Ein Ausweg: mehr qualifizierte Zuwanderung!
� Seit 2012 - nach Jahren der Abwanderung, wieder eine Netto-Zuwanderung von 369.00 Personen(Statistisches Bundesamt 2012). Realistisch ein zukünftig positiver Wanderungssaldo zwischen100.000-200.000 Zuwanderern p. a.
� Zuwanderung findet heute an den Extremen statt: hochqualifizierte Migration vs.Armutsmigration
o Wenn hochqualifizierte Fachkräfte kommen und sich wohlfühlen sollen, bedarf es derEtablierung einer Kultur der Wertschätzung und Anerkennung!
Aber: Willkommenskultur ist nicht nur für hochqualifizie rte Neuzuwanderer da, sondern für alle Einwanderer in Deutschland!
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EU 15 (vor 2004):Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Grossbritannien, Italien, Irland, Luxemburg, Niederlande,Österreich, Portugal, Schweden und Spanien (EU 14: ohne Deutschland)EU 10 (2004):Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn und ZypernEU 2 (2007): Bulgarien, Rumänien
Neuzuwanderer aus den EU StaatenTrotz punktueller Probleme: Deutschland profitiert von EU-Migration
Quelle: SVR-Jahresbericht 2013, S. 103
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Eigenschaften der EU- Zuwanderer:
Jung, männlich (60%), Qualifiziert (Anteil Doktortitel aus EU 14: 2.8%; Deutsche oMi: 1.3%): Gute Voraussetzungen für Arbeitsmarkt und Sozialsysteme
Dilemma: Sowohl Brain drain vermeiden als auch den eigenen Arbeitsmarkt mit Hochqualifizierten versorgen
Zugleich:Seit den Erweiterungsrunden der Jahre 2004 und 2007 ist in Deutschland auch derAnteil der Niedrigqualifizierten Zuwanderern gestiegen, was eine echteHerausforderung für einige Kommunen darstellt
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•Berry, 1997
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Interaktives Akkulturationsmodell (IAM)Berry et.al (1987)
Akkulturationsorientierungen: Aufnehmende Gesellschaft
Einwanderer
Integration Assimilation Separation Marginalisierung
Integration Konsens problematisch Konflikt problematisch
Assimilation problematisch Konsens Konflikt problematisch
Segregation Konflikt Konflikt Konflikt Konflikt
Marginalisierung Konflikt Konflikt Konflikt Konflikt
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Jugendliche
Mütter
Akkulturationsorientierungen:Mittelwerte: Jugendliche und Eltern (M)
II. Exemplarische Ergebnisse eigener Studien zu Akkulturationsorientierungen
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Jugend T MH
Andere MH
Akkulturationsorientierungen: MittelwerteTürkische Jugendl. und andere Jugendl. mit MH
Keine signifikanten Unterschiede in der Akkulturationsorientierung
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Zusammenhang von jugendlichen (J) und elterlichen A kkulturationsorientierungen (M)
Variablen Integration (M) Assimilation (M) Separation (M) Marginalisierung (M)
Integration (J) .36* .01 -.08 -.07
Assimilation (J) .10 .26* -.08 .09
Separation (J) -.19* -.04 .16 .08
Marginalisierung (J) -.09 .09 .00 .15
***: p<.001; **: p<.01; *:p<.05
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Ergebnisse der Befragung – identifikative Integratio n
• Hoher Anteil „Mischidentitäten“, aber hohe und zunehmende Ver bundenheit mit Deutschland• Identifikation in der zweiten Generation deutlich ausgeprä gter• Aber Skepsis gegenüber Einbürgerung
Identifikative Orientierung (Index, Prozentwerte)
11,7 22,2 30,0 36,0
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Türkeiorientiert Eher türkeiorientiert Eher deutschlandorientiert Deutschlandorientiert
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Ergebnisse der Befragung – gesellschaftliche Integr ation
• Leichte Zunahme der Kontakte über die Zeit; stärkere Einbin dung der Nachfolgegeneration• Ausgeprägter Wunsch nach Kontakten insbesondere bei Befra gte ohne solche• Gleichbleibend kleine Gruppe, die freiwillig keinen Konta kt zu Einheimischen hat (2%)• 2010: deutliche Zunahme der Diskriminierungswahrnehmung (81%)
Interkulturelle Freizeitbeziehungen (Prozentwerte)
20,4 19,9 26,3 17,1 16,3
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Jeden Tag Häufig Manchmal Selten Nie, so gut wie nie
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Bedingungen gelingender Integration
Akkulturationsstile auf individueller Ebene
Akkulturationsstress gering bei
• Einreise in jüngeren Lebensjahren (Sensible Phasen in der Entwicklung: Bspw. Zweitspracherwerb)
• Freiwilligkeit der Migration• Personen mit hoher Schulbildung/Vorerfahrungen im Herkunftsland• Personen mit optimistischem Charakter,• hoher sozialer Kompetenz, internalem „locus of control“
Psychologische Bedingungen und Hemmnisse gelingender Int egration
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Umgang mit Diversity (Nestvogel, 2008):
•1. Affirmativ: Wertschätzung und Akzeptanz von Unterschiedlichkeit
•2. Normativ-demokratisch:Menschenrechts- und Demokratievorstellungen verpflic hten zum Prinzip der Chancengleichheit : Alter, Geschlecht, Rasse, Reli gion, Lebensweise etc. kein Ausgrenzungsmerkmal
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4 grobe Traditionslinien im Umgang mit Diversity (Nestvogel, 2008):
• 3. Utilitaristische Haltung: – In globalisierten Wirtschaften zweckmäßig, andere k ulturelle
Verhaltensweisen zu kennen, zu erwerben etc., um mit den Kunden bessere Geschäfte machen zu können, um neue Märkte sich erschließen zu können; rein unter wirtsc haftlichen Aspekten ist eine positive Haltung zu Diversity einzu nehmen.
• 4. Ungleichheitskonstrukte: Wahrnehmung von Ungleichheit, aber keine Wertschätzu ng; Konstruktion von Differenzen: Wir vs. Ihr (Andere); Abwertung der Anderen
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III. Welche Werteunterschiede lassen sich zwischen D eutschen und Türken identifizieren?
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• Konstruktion von Parallelgesellschaften: Stets als Defizit- oder Bedrohungsszenario;
• Parallelgesellschaft: Auch als kritischer Spiegel gegenüber der Mehrheitsgesellschaft (Ressource)
Kulturelle Wertkonflikte
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Intergenerationale Transmission von Werten:
•Komplette Transmission: kein Wandel
•Keine Transmission: kein koordiniertes Handeln zwischen den Generationen
•In Migrationskontexten häufig intensivere Transmission
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Strukturelle Beziehung der Werte untereinander
Macht
Hedonismus
Stimulation
SelbstbestimmungUniversalismus
Großzügigkeit
Tradition
Konformität
Sicherheit
Leistung
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Stichprobenkennzeichnung: Lebensort
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Deutsche
Türkische Migranten inDeutschland
Türken i.d. Türkei
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Tabelle : Stichprobenkennzeichnung (Angaben in Prozente)
Deutsche (n= 234) TürkischstämmigeMigranten inDeutschland (n = 205)
Türken in der Türkei(n= 327)
GeschlechtMännlich 20.5 50.7 59Weiblich 79.5 49.3 41
BildungshintergrundGrundschule 1.3 16.1 14.1Mittlere Reife(Mittelschule i. d.Türkei)
21.4 23.9 30.0
Gymnasium 65.8 31.7 18.3Universität 1.3 14.1 8.0Anderer Abschluß 6.4 2.9 3.4Schüler 2.6 8.3 20.8
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Tabelle : Religiosität der Befragten (Angaben in Prozente)
Deutsche TürkischstämmigeMigranten inDeutschland
Türken in der Türkei
Ja 38.9 83.4 91.1Bezeichnen Siesich als religiös? Nein 60.7 16.1 8.0
Ja 5.1 33.7 34.6Gehen Sieregelmäßig in dieMoschee (Kirche)? Nein 80.3 60.5 59.6
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Höflichkeit Achtung v.Tradition
NationaleSicherheit
Autorität FamiliäreSicherheit
Deutsche
TürkischeMigranten
Türken
Werteausprägung
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Freiheit AnregendesLeben
Reichtum Spiritualität Freundschaft
Deutsche
TürkischeMigranten
Türken
Werteausprägung
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Werte Deutsche (N=231) Türkische Migranten(N=212)
Türken in der Türkei(N=341)
MW (SD)
Innere Harmonie 5.90 (1.17) 5.87 (1.42) 5.68 (1.52)
Soziale Ordnung 4.43 (1.45) 5.57 (1.33) 5.48 (1.27)
Freiheit 5.79 (1.30) 5.94 (1.38) 5.86 (1.46)
Soziale Macht 1.54 (1.71) 2.61 (2.50) 3.53 (2.23)
Höflichkeit 4.80 (1.40) 5.47 (1.48) 5.14 (1.71)
Anregendes Leben 5.28 (1.31) 3.52 (2.35) 4.15 (2.14)
Reichtum 3.00 (1.53) 3.55 (2.10) 3.99 (1.96)
Nationale Sicherheit 4.26 (1.96) 5.25 (2.20) 5.67 (1.78)
Kreativität 4.74 (1.58) 5.18 (1.79) 5.07 (1.78)
Welt in Frieden 5.58 (1.66) 6.36 (1.20) 6.02 (1.42)
Familiäre Sicherheit 6.32 (1.04) 6.40 (1.09) 6.22 (1.33)
Spiritualität 1.36 (2.17) 4.22 (2.42) 4.45 (2.31)
Freundschaft 5.87 (1.41) 5.97 (1.25) 6.10 (1.24)
Einheit mit der Natur 3.90 (1.85) 4.73 (1.93) 4.48 (1.98)
Abwechslungsreiches Leben 4.81 (1.52) 4.28 (1.90) 4.44 (2.01)
Autorität 1.73 (1.78) 1.68 (2.35) 2.27 (2.39)
Eine Welt voller schöner Dinge 4.01 (1.73) 5.42 (1.57) 4.97 (1.77)
Achtung vor der Tradition 2.76 (1.66) 4.68 (2.12) 4.46 (2.17)
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Tabelle: Herkunftsspezifische Ausprägung der Wertvorstellungen: Effektstärken
Deutsche Türkische Migranten Türken
Effektstärke d (D-TM) Effektstärke d (TM-T)
Höflichkeit -.45 .31
Achtung vor Tradition -1.00 .07
Nationale Sicherheit -.46 -.20
Autorität .04 -.26
Familiäre Sicherheit -.06 .13
Freiheit -.11 .07
Anregendes Leben .91 -.35
Reichtum -.27 -.26
Spiritualität -1.22 -.11
Freundschaft -.07 -.16
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Werte: Differenziert nach der selbstberichteten Religiosität (Mittelwerte):Non-Relig: nicht religiös; Relig: religiös
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Diskussion: WerteErgebnisse zusammenfassend:
Keine "Parallelgesellschaft" der Migranten: zu große Anzahl an positivenWerteübereinstimmungen wie gemeinsamer Negationen.
Dennoch: Migranten, insbesondere aber Migrantenjugendliche: weitausstärker als ihre deutsche Bezugsgruppe Favorisierung einer konservativenWertewelt.Deutung der Daten: Vorsicht geboten, als dass diese Studie trotz einerrelativ großen Stichprobe keine Repräsentativität, weder für die deutschenoch für die türkische Stichprobe, beanspruchen kann; u.a. hoheinnertürkische Varianz bei der Werteausprägung (starkes Ost-West-Gefälle)
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IV. Vorurteile, Diskriminierungen und stereotype Wahrneh mungen
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Stress, Bluthochdruck, Depression, Ängstlichkeit, sozialer Rückzug
Erhöhung der Vulnerabilität
Rückgang protektiver Ressourcen
Physische Auswirkungen von Vorurteilen und Stereotypen:(Metaanalyse mit 134 Studien, Pacoe & Richman, 2009)
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Auswirkungen von Vorurteilen und Stereotypen:
Integrationsverhalten:
Erfahrung, zu den „Ausgestoßenen“ zu zählen, wird dazu führen, dass Migranten ihrerseits als „Ausgestoßene“ keinen zwingenden Grund sehen, sich zu ändern und die Normen jener anzunehmen, die sie ausgrenzen.
Eher wahrscheinlich: Durch Vorurteile wird das Risiko der Viktimisierung von abgewerteten Gruppen erhöht;
Brüß (2004): Befürwortung sozialer Dominanz bei deutschen Jugendlichen führte zu
einem Anstieg an aggressiven antisozialen Aktivitäten.
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Auswirkungen von Diskriminierungen:
Wirtschaftsstandort Deutschland:
• Verlust von Spitzenkräften/Humankapital
• Imageschaden im Ausland
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Diskriminierungserfahrungen Türkeistämmiger in verschiedenen Lebensbereichen (Prozentwerte)
Mehrthemenbefragung des ZfTI inNRW, 2010
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“Problematische” Integrationsperspektive: Muslime in DeutschlandZu negative mediale Darstellung von Migranten aus der Perspektive verschiedener Gruppen (SVR, 2013)
Wahrnehmung von Muslimen in Deutschland
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Negative Einstellung gegenüber Muslimen, Hindus, Buddhisten und Juden
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Muslime Hindus Buddhisten Juden
W-Deutschl.
O-Deutschl.
Dänemark
Frankreich
Holland
Portugal
Wahrnehmung von Muslimen
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Politische und gesellschaftliche Maßnahmen
Politik:
• Der Staat muss mit gutem Beispiel vorangehen und als Arbeitgeber Vielfalt undaktive Antidiskriminierungsstrategien vorleben.
• Betriebe, die eine offensichtlich diskriminierende Praxis zeigen, sollten stärker sank-tioniert und bspw. von der Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen ausgeschlossen undBetriebe hingegen, die sich sensibel für kulturelleHeterogenität zeigen, öffentlich gewürdigt und ggf. prämiert werden.
• Interkulturelle Sensibilisierung von Mitarbeitenden derVerwaltung vorantreiben und diskriminierenden Praktiken in der Verwaltungentgegenwirken.
• Der Gesetzgeber muss zum Teil legalisierte Diskriminierungen abschaffen, wie z. B.ausbeuterische Beschäftigungsverhältnisse mit Eingewanderten. Denn bei gleicherLeistung weniger entlohnte Arbeitskräfte werden als weniger wertvolle Menschengesehen.
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Politische und gesellschaftliche Maßnahmen
• Die Anerkennung im Ausland erworbener Abschlüsse istzu erleichtern, um die Integration in den Arbeitsmarkt zu beschleunigen.
• Die rechtliche Schlechterstellung von Drittstaatenausländerinnen und -ausländern,die seit vielen Jahren in Deutschland leben, muss dringend abgeschafft werden. Umrechtliche Gleichstellung sowie höhere Identifikation mit Deutschland zu erreichen,sollte allen Eingewanderten und ihren Nachkommen das Recht auf doppelte Staats-bürgerschaft sowie kommunales Wahlrecht eingeräumt werden.
• Antidiskriminierungsstellen sowie andere Anlaufstellen sollten besser vernetzt undunterstützt werden, um bei Diskriminierungen Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
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Politische und gesellschaftliche Maßnahmen
Medien:
• Medien haben durch ihre Meinungs- und Deutungshoheit eine starke einbindendebzw. ausgrenzende Wirkung. Sie können zur Vermeidung von Stereotypen beitragen,indem sie in ihrer Berichterstattung auf pauschale Zuschreibungen verzichten.Wichtig ist hier, die explizite Betonung von „Deutschen“ und „Ausländern“ infragezu stellen und nur bei Bedarf zu verwenden.
• Die Mitarbeitenden in den Redaktionen sollten die gesellschaftlichen Verhältnissewiderspiegeln. Auch Menschen mit Migrationshintergrund sollten Teil der Beleg-schaft sein, um sich in der medialen Darstellung der Gesellschaft einzubringen.
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Politische und gesellschaftliche Maßnahmen
Bildung:
• Lebenswelten von Einwanderungsfamilien und die Geschichte der Migration solltenobligatorischer Bestandteil von Lehrplänen an Schulen sein.
• An Universitäten sollten Lehrstellen für interkulturelle Bildung eingerichtet werden,um künftige Lehrerinnen und Lehrer besser auf kulturelle Heterogenität in denKlassenzimmern vorbereiten zu können. Das Fach interkulturelle Bildung sollte alsTeil des Studiums der Lehrkräfte implementiert werden.
• Schulen sollten die Gleichwertigkeit aller Sprachen betonen und keine Abwertungder Muttersprache zulassen, weil Abwertung der Muttersprache als Abwertung derHerkunft gedeutet werden kann
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!Und nun Schluss, sonst...
•Kontakt: haci.uslucan@uni-due.de uslucan@zfti.de www.uslucan.de