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Neue BücherBilder und Geschichten
Neue BücherBilder und Geschichten
Frühjahr 2007
Die literarische Welt feiert. Die Leserinnen und Leser freuen sich, denn sie feiern mit, indem sie erstmals alle dreizehn Bände der großen Wortkünstlerin und poetischen Literatin Marie-Thérèse Kerschbaumer in einem lesen können. Und die literarische
Welt feiert, weil jetzt auch das gesamte Werk des großen slowenischen Erzählers Florjan Lipuš in deutschsprachiger Übersetzung vorliegt. Und der Verlag feiert mit den Buch-händlerinnen und Buchhändlern die runden Geburtstage der Autorin und des Autors.
Die begonnene Verführung setzen wir mit Predrag Matvejević und seiner Erzählung Das andere Venedig fort – seiner Entführung in eine geheimnisvolle Lagune, wo wir vom Schicksal der Pfähle aus Eichen- und Mandelholz, von istrischen Samen und Leinkraut erfahren. Wir folgen Georgi Danailov in Ein Haus jenseits der Welt, der uns ironisch und liebevoll aus dem tristen Sofia hinauf in die Rhodopen lockt, von der Sehnsucht getrieben, sich in der Ursprünglichkeit wiederzufinden, und wir ertappen uns mit ihm beim Philo-sophieren über den Unsinn großer Hunde und den Sinn des Todes, die Schönheit der Berge und der Pomakenjungfern und verweilen in der Dorfkneipe, um deren tragisches Ver-schwinden zu bejammern.
Wie Arthur Schoppenhauer, der illusionslose, aber mitfühlende Reporter des Elends aller Wesen, verabscheut Alexander Widner die »ruchlosen Optimisten«, rebelliert seit je gegen sie in seinem sarkastischen, vor Wahrheiten aus allen Nähten platzenden Werk. Wie Ilse Aichinger bewegt er sich auch in NY 11235 vorzugsweise mit Cioran und grim-migem Humor durch die Zumutungen des Alltags und der Erinnerungen.
In diese geleitet uns auch Miroslav Krležas Essay Zadars Gold und Silber, wie uns auch Cornelius Hell und Sigi Faschingbauer den Schreibenden näher bringen und der Poetik des Liedes anvertrauen, die in Bertl Mütters CD-Buchausgaben eine eigene Tonalität finden.
Norbert Schreiber fungiert als Herausgeber eines Bandes über und mit Texten von Anna Politkowskaja – Chronik eines angekündigten Mordes –, in welchem Fritz Pleitgen, Margareta Mommsen, Irina Scherbakowa, Rupert Neudeck, Harald Loch und Natalia Liublina die Bürger- gesellschaft in Russland, die Vergangenheitsbewältigung, die
Pressefreiheit und den Wandel von Gorbatschows bis Putins Russland hinterfragen.
Yusuf Halaçoğlu liefert im Band Die Armenierfrage erst-mals einen anderen türkischen Blick und macht Dokumente lesbar, um sie zur Diskussion zu stellen, nicht zuletzt dem Wunsch geschuldet, dieses belastete und belastende Thema zu enttabuisieren. Es nützt nichts, außer Augen zu öffnen, wenn es um das Türkenbild in Europa geht. Dazu wird auch der von Kerstin Tomenendal edierte Band Das Türkenbild in Österreich-Ungarn während des Ersten Weltkriegs im Spiegel der Kriegspostkarten beitragen.
Europa erlesen entführt Sie nach Kreta; Karl-Markus Gauß und Martin Pollack versetzen Sie in Das reiche Land der armen Leute, Galizien; Agata Rybářová und Franz Viktor Spechtler verzaubern wieder einmal das Mittelalter mit Tkadleček und Oswald von Wolkenstein. Magdalena Pleiweis entfaltet die Gerüche der slowenischen Küche, Fabjan Hafner und ich selbst begleiten dieses in slowenischer Spra-che erschienene Kochbuch aus dem Jahre 1868 in einem kleinen Band Europa leben, in welchem sie die Autorinnen des meistverkauften slowenischen Buches vorstellen und Rezeptkostproben anführen.
Und auch zum Abschluss feiern wir: den Großen Preis für Osteuropäische Literatur, der heuer erstmals unter der Schirmherrschaft von Bank Austria Creditanstalt, Kultur-Kontakt Austria und dem Wieser Verlag verliehen wurde, und dass wir dank dieses Preises drei weitere Bücher in der schön gestalteten EditionZwei herausbringen dürfen: Theo-dora Dimova: Maitike / Die Mütter; Florin Lăzărescu: Trimi-sul nostru spezial / Unser Sonderberichterstatter; Anna Zonová: Za trest a za odménu / Zur Strafe und zur Belohnung.
Ich denke, Sie werden sich selbst belohnen, indem Sie nach diesen Büchern greifen, sie lesen oder verschenken, denn Sie werden sicherlich wieder neue, andere Welten für sich entdecken.
In diesem Sinne freue ich mich, wenn wir uns beim Lesen treffen. Denn nur die Kultur kann die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln sein,
denkt Ihr
Lojze Wieser
Antescriptum
NORBERT SCHREIBER (HG.) Anna Politkowskaja – Chronik eines angekündigten MordesSe
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EUROPA ERLESEN GERHARD KOFLER
Trilogie neu antik / Trilogia nuova anticaSe
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4/25
KERSTIN TOMENENDAL
Das Türkenbild in Österreich-Ungarn …
EUROPA ERLESENGesamtverzeichnis
Seite
20/
21
EUROPA ERLESEN THOMAS BRUNNSTEINER
Bis ins Eismeer
PREDRAG MATVEJEVIC
Das andere Venedig
Seite
6/7 MARIE-THÉRÈSE
KERSCHBAUMER
13-bändige Werkausgabe
Seite
18/
19
EUROPA ERLESEN MITTELALTER
OSWALD VON WOLKENSTEIN
Sämtliche Gedichte
Seite
29
Seite
36
THEODORA DIMOVA Maitike / Die Mütter
Seite
35
Seite
30
GEORGI DANAILOV
Ein Haus jenseits der Welt
Seite
10/
11
EUROPA ERLESENKreta
Seite
22
Seite
31
CORNELIUS HELL
Lesen ist Leben
Seite
12
EUROPA ERLESENDas reiche Land der armen LeuteLiterarische Wande-rungen durch Galizien
Seite
23
Seite
32
Seite
33
MIROSLAV KRLEŽA
Zadars Gold und Silber
Seite
14
MAGDALENA PLEIWEIS
Slovenska kuharica
Seite
26
BERTL MÜTTER
muetters muellerin
Seite
37
MARÍA ELENA BLANCO
Wilde Lohe
Seite
15
EUROPA LEBEN / EUROPO ŽIVETI
FABJAN HAFNER UND LOJZE WIESER (HG.)Slovenska kuharica /Die slowenische Köchin
Seite
27
EINE SAMMLUNG
Internationales Maler-symposium Casino VeldenKunstwerke von 1998 bis 2005
Seite
38
SIGI FASCHINGBAUER� elonious Monk’s Walk – an Invention� elonious Monk’s Walk– Projektdokumentation
Seite
16
ALEXANDER WIDNER
NY 11235Aufzeichnungen 2004–2006Se
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3
FLORJAN LIPUŠ
Die Regenprozessionund andere ProsaSe
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/9
Seite
28
LOJZE WIESER
S knjigo v svetEssays und Anmerkungen 1982–2006Se
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7
FLORIN LAZARESCU
Trimisul nostru special /| Unser Sonder-berichterstatter
Inhalt
YUSUF HALAÇOGLU
Die Armenierfrage
INANÇ ATILGAN (HG.)Österreichisch-türkische Wirtschaftsbeziehungen
EUROPA ERLESEN MITTELALTER
AGÁTA DINZL-RYBÁROVÁ
Tkadleček
4 | Frühjahr ’07
Zum Buch
Anna Politkowskaja – ein Symbol und Vorbild für Mut im Kampf um die Wahrheit. Die russische Journalistin schrieb kri-tische Reportagen über Russland, Putin, Tschetschenien, gegen Terror, Krieg, Korruption und Gewalt. Sie wurde Opfer eines feigen Mordanschlags, weil sie unbeugsam der Pressefreiheit diente. Hat Russland noch eine Chance auf dem Weg zu einer Bürgergesellschaft? Der ehemalige Moskau-Korrespondent Fritz Pleitgen (ARD), Irina Scherbakowa (MEMORIAL), Rupert Neudeck, der Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur und der GRÜNHELME, analysieren die Ursachen und Folgen ihrer Ermordung. Harald Loch beschreibt ihre journalistischen Arbeiten und Bücherveröff entlichungen. Der Band versam-melt auch Interviews von Harald Loch, Natascha Liublina und Norbert Schreiber mit Anna Stepanowna Politkowskaja und ihre wichtigsten Reportagen über Russland, den Tschetschenien-Krieg und die Pressefreiheit im gelenkten Staat Wladimir Putins.
Mit bisher unveröffentlichten Beiträgen von Anna Politkowskaja und Beiträgen zu Anna Politkowskaja
Vorwort Norbert SchreiberPolitkowskaja und Russlands Gewissen
Fritz PleitgenBürgergesellschaft in Russland
Margareta MommsenGorbatschow – Jelzin – Putin.
Russlands Demokratie ohne Demokraten
Irina ScherbakowaDas Gedächtnis Russlands.
Vergangenheitsbewältigung als Beitrag zur Zivilgesellschaft
Rupert NeudeckVon Wladimir Putin und anderen »lupenreinen Demokraten«.
Pressefreiheit in Staaten der Dritten Welt
Harald LochPolitkowskaja und ihre politische Literatur
Natascha Liublina / Harald Loch / Norbert SchreiberInterviews mit Anna Politkowskaja
DokumentationChronik eines angekündigten Mordes
5Frühjahr ’07 |
NORBERT SCHREIBER (HG.)Anna Politkowskaja –
Chronik eines angekündigten Mordesca. 200 Seiten, englische Broschur
EUR 19,80/33,60 sfr
ISBN-10 3-85129-652-4ISBN-13 978-3-85129-652-5
EAN 9783851296525
PressestimmeAnna Politkowskaja sollte eine internationale Ehrung von hohem Rang posthum erhalten. Das wäre weltweit für Menschen, die sich für die Menschenrechte einsetzen, eine große Ermutigung und darüber hinaus eine dauerhafte Erinnerung an das Lebenswerk von Anna Politkowskaja. Fritz Pleitgen, ARD
Norbert Schreiber, langjähriger Hörfunkjournalist der ARD, ist im Programmbereich Kultur, Bildung, Wis-senschaft des Hessischen Rundfunks tätig. Er moderiert unter anderem die Talksendung »Doppelkopf«. Als Initiator der Tschernobyl-Hilfsbewegung erhielt er den Robert-Bosch-Preis für ehrenamtliches Engagement in Osteuropa. Buchveröff entlichungen u. a. Verstrahlt – vergiftet – vergessen. Die Folgen von Tschernobyl (Insel), Die Zukunft unserer Demokratie (dtv) und Die aufgeklärte Republik (C. Bertelsmann).
Aus einem Gespräch mit Anna PolitkowskajaWas erwarten Sie in Bezug auf Ihre eigene Person, auch Sie sind ja
gefährdet, auch Sie haben Morddrohungen, auch Sie müssen ständig mit einer Gegenwehr des russischen Staates rechnen?
Na ja, ich versuche nicht daran zu denken und das auszublenden, weil ich ansonsten nicht arbeiten könnte, es wäre unmöglich. Also blende ich diese
Gedanken aus und sage, dass ich einfach das Schicksal derjenigen teile, die dafür kämpfen, dass demokratische Prinzipien in Russland endlich instal-liert werden und das Leben ein demokratisches wird, wobei es möglich ist,
dass dieser Kampf nicht gut ausgeht. Aber das ist dann einfach so.
6 | Frühjahr ’07
PressestimmenEin inhaltlich wie formal subtiles und poetisches Buch. Ein Meister-werk an Feinheit und Gelehrsamkeit, das die unmögliche und mutige Reise zum Reichtum eines neuen Blicks wagt (…), mit dem Eff ekt, Venedig wirklich präsent zu machen – und das auf eine wunderbare Weise.Raphaëlle Rérolle, Le Monde
Zwischen »Asyl und Exil« ist Predrag Matvejević zu einem der größ-ten Kenner des Mittelmeerraums und Mitteleuropas geworden. Alles in seinem Buch Das andere Venedig (Premio Strega, Rom 2003) zeugt von einer außerordentlichen Fähigkeit des (Zu-)Hörens und des Be-obachtens. Es gibt da keinerlei Ambition, das tausendste Werk über die Schönheiten Venedigs zu schreiben. Nichts Lyrisches bei diesem Autor. Er beobachtet. Er sieht richtig. Mehr noch, er triff t den rich-tigen Ton. Er spricht das Wesentliche an; das, was uns anspricht.Frédéric Vitoux, Le Nouvel Observateur
Predrag Matvejević wurde 1932 in Mostar (Bosnien und Herzegowina) geboren. Studium der Romanistik in Sarajevo, Abschluss in Zagreb. 1967 Dissertation in Komparatistik und Ästhetik an der Sorbonne in Paris. 1991 verließ er seine Heimat und wählte sich eine Position zwischen Asyl und Exil. 1994 verteidigte er an der Sorbonne seine Habilitation für den Status als ordentlicher Professor. Seit 1994 Professor für Slawistische Komparative Literatur an der Universität La Sapienza in Rom.Vizepräsident des Internationalen PenClubs und einer der Mitgründer der Assoziation Sarajevo in Paris und Rom.
Seine Erzählung Das andere Venedig erscheint erstmals in Deutsch.
Zur ÜbersetzerinAlida Bremer, geboren 1959 in Split, Kroatien. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft, Romanistik, Slawistik und Germanistik in Belgrad. Langjährige Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lektorin an den Universitäten in Münster und Gießen. Zahlreiche Übersetzungen aus dem Kroatischen, Serbischen und Bosnischen (Gedichte, Prosa, Th eaterstücke, Essays von Antun Šoljan, Janko Polić Kamov, Ivana Sajko, Milena Marković, Bora Ćosić, Slavenka Drakulić, Dragan Velikić, Veljko Barbieri, Miroslav Krleža, Tin Ujević, Asmir Kujović, Milko Valent, Edo Popović u. a.).
7Frühjahr ’07 |
PREDRAG MATVEJEVIC
Das andere VenedigAus dem Kroatischen von Alida Bremer
Mit einem Vorwort von Raff aele La CapriaMit Reproduktionen von Veduten aus
dem 17., 18. und 19. Jahrhundertca. 140 Seiten
EUR 18,80/sfr 32,00
ISBN-10 3-85129-653-2ISBN-13 978-3-85129-653-2
EAN 9783851296532
Zum Buch
Predrag Matvejević erzählt nicht vom banalen Venedig, es ist nicht das Venedig der Brücken und Kanäle, und es sind nicht die Gondeln und die Katzen, die er beschreibt. Er ent-führt uns in ein geheimnisvolles Venedig, das von Feuchtig-keit beschlichene, von Rost und Patina überzogene, in dem unbekannte duftende und geheimnisvolle Pfl anzen sprießen und Möwen auf Friedhöfen Ruhe suchen und in den Lagu-nen ihre letzte Ruhe fi nden. Das andere Venedig verführt uns und berichtet vom Schicksal der Pfähle aus Eichen-, Kasta-nien- und Mandelholz, von istrischen Samen, dem Leinkraut, das »wie andere verwandte Arten wohl gemeinsam mit dem weißen istrischen Stein hierhergebracht« wurde.
Eine Erzählung, die uns in den Stein horchen lässt, wo man hinter den Molen Unerwartetes fi ndet und zögert, wenn man in Friedhöfen auf bekannte Namen triff t oder Gräser emporsprießen sieht, von denen man nicht angenommen hat, sie hier zu schauen.
Predrag Matvejević entführt uns in eine geheimnisvolle Lagune, wo wir vom Schicksal der Pfähle aus Eichen- und Mandelholz, von istrischen Samen, der Bora und vom Leinkraut erfahren.
Erscheint erstmals auf Deutsch
8 | Frühjahr ’07
Slowenische Werkausgabe 1–8ISBN-10 3-85129-213-8EUR 115,00/sfr 182,00
Limitierte Ausgabe in SeideISBN-10 3-85129-213-8EUR 218,00/sfr 345,00
1. Črtice mimogrede2. Zmote dijaka Tjaža3. Odstranitev moje vasi4. Jalov Pelin5. Srčne pege6. Prošnji dan7. Stesnitev8. Sršeni
VOn FlOrjan LiPuŠ Bei Wieser iM Frühjahr 2007
Florjan Lipuš, geboren 1937 in Lobnig in Kärnten. Studium der Th eologie in Klagenfurt/Celovec. 1960–1980 Herausgeber der Kärntner-slowenischen Kulturzeitschrift mladje; veröff entlichte Erzählungen, Romane und Essays. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und ist korrespondierendes Mitglied der Slowenischen Akademie der Wissenschaften. 1995 Literaturpreis des Landes Kärnten. Lebt als Schriftsteller in Sele/Sielach, Unterkärnten. 2004 erhielt er den France-Prešeren-Preis.
Der Zögling TjažISBN-10 3-85129-197-2ISBN-13 978-385129-197-1EUR 21,00/sfr 36,90
Die Verweigerung der WehmutISBN-10 3-85129-198-0ISBN-13 978-385129-198-8EUR 21,00/sfr 36,90
Die Beseitigung des DorfesISBN-10 3-85129-199-9ISBN-13 978-385129-199-5EUR 21,00/sfr 36,90
Boštjans FlugISBN-10 3-85129-484-XISBN-13 978-385129-484-2EUR 21,00/sfr 36,90
Verdächtiger Umgang mit dem ChaosISBN-10 3-85129-196-4ISBN-13 978-385129-196-4EUR 21,00/sfr 36,90
Herzfl eckenISBN-10 3-85129-288-XISBN-13 978-385129-288-6EUR 25,80/sfr 45,20
Lipuš lesenISBN-10 3-85129-330-4ISBN-13 978-385129-330-2EUR 26,80/sfr 46,90
Freude und WehmutVeselje in otožnostGioia e tristezzaJoy and sorrowISBN-10 3-85129-448-3ISBN-13 978-385129-448-4EUR 5,00/sfr 9,00
FLORJAN LIPUŠ IM WIESER VERLAG, GESAMTERKAUSGABE ERSTMALS AUCH IN DEUTSCHER SPRACHE
Neuer Band der deutsch sPrachiGen WerKausGaBe
9Frühjahr ’07 |
VOn FlOrjan LiPuŠ Bei Wieser iM Frühjahr 2007Als abschließender Band der deutschsprachigen
Werkausgabe von Florjan Lipuš erscheint im Frühjahr 2007
FLORJAN LIPUŠ
Die Regenprozessionund andere Prosa
Aus dem Slowenischen von Johann Strutzca. 250 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
EUR 21,00/sfr 35,50
ISBN-10 3-85129-654-0ISBN-13 978-3-85129-654-9
EAN 9783851296549
Zum Buch
Im vorliegenden Band der Werkausgabe wird mit der Regen-prozession nun auch der letzte noch unübersetzte Roman auf Deutsch herausgebracht, zusammen mit einer Auswahl der frühen Kurzprosa sowie der essayistischen und polemisch-satirischen Schriften, größtenteils aus dem Kontext der von Lipuš mitbegründeten und über zwanzig Jahre lang geleite-ten Literaturzeitschrift mladje. Auch die kürzeren Prosatexte sind Dokumente der Brillanz seiner sprachkünstlerischen Gestaltung an der Schnittstelle zwischen Engagement und Ästhetik.
So öff net die romaneske Darstellung eines »verspäteten« dörfl ichen Hexenprozesses – im Roman Die Regenprozession – in beklemmender Weise den Blick auf andere, durchaus gegen-wärtige Akte der Repression, Zurichtung und Auslöschung nicht nur des unangepassten oder auch blindlings zum Opfer gemachten Subjekts. Dieser und ebenso die kleineren Texte beschränken sich nicht auf die Abrechnung mit den schau-erlichen Exzessen des christlichen Fundamentalismus und kirchlichen Totalitarismus, die Erduldung nationalistischer Repression und Arroganz der Obrigkeiten. Die Sprache dieser Texte und Miniaturen zieht sämtliche stilistischen Register – ruhig fl ießende Passagen von beharrlicher Klassizität ebenso wie die harte Fügung der regionalen Groteske, des ironischen Sprachspiels, Rap und Rhapsodie.
Aus dem Buchaus Filip Murn (»Tschuschengeschichten«)… Eines nach dem anderen gingen die Häuser ins Deutsche über, mit jeder Generation zwei oder drei. Der selbstbewußten Generation folgte die abfallende, dann kam die abgefallene. Nur Murns Familie wurde von dieser merkwürdigen Regel nicht erfaßt; sie war die letzte im Dorf, die am Slowenischen festhielt. So kam ihr die traurige Rolle zu, den Punkt ans Ende des letzten slowenischen Satzes, der in Črepina gesprochen wurde, zu setzen. Wie ein verblaßter Fettfl eck hockte er hinter dem Satz, wie Spucke hing er daran und schwankte er, daß es einem jeden durch die Knochen fuhr. Offi ziell existierte Črepina natürlich nicht, wie es offi ziell auch keine Kärntner Slowe-nen auf der Welt gab, die offi ziell daher auch nirgends siedeln, nicht Dörfer noch Unterschlupf haben; und trotzdem zittern vor ihnen achtzehnjährige Nazis schon, ängstigen sich vor den wenigen, die noch sind, was sie sind, und noch nicht sind, was sie sein sollten. Ihr habt euer Scherbendorf, wir haben Črepina nicht, obwohl wir alle auf ein und demselben Fleckchen Erde leben, war die Rede der Murnischen …
Zum ÜbersetzerJohann Strutz, geboren 1949, lebt als Literaturwissenschaft-ler und Übersetzer in Ruden/Ruda, Südkärnten.
Neuer Band der deutsch sPrachiGen WerKausGaBe
10 | Frühjahr ’07
Zur ÜbersetzerinSeit Abschluss ihres Gartenbau-Studiums in Bulgarien übersetzt und dolmetscht Ines Sebesta nebenberufl ich. 2004 erschien ihre erste Buchübersetzung aus dem Bulgarischen: Wanga – das Phänomen. Sie schreibt Prosa und Kurzgeschichten und hat bisher zwei eigene Bücher veröff entlicht. Zuletzt erschienen im Wieser Verlag: Nackte Unterhaltung. Saunageschichten.
Die gelernte Touristikerin arbeitet saisonal als Reiseleiterin. Sie lebt mit zwei Töchtern bei Berlin.
Stimmen zum BuchSeit langem habe ich kein Manuskript eines bulgarischen Autoren mehr gelesen, das in einer so lebendigen, ausdrucks-starken, natürlichen Sprache verfasst wurde … Für mich ist dieses Buch ein kulturelles Ereignis! Tončo Žečev, Literaturwissenschaftler
Man muss dieses Buch einfach lesen, um bis zu den teuren Winkeln der Seele vorzudringen. Ein Haus jenseits der Welt ist urbulgarisch. Georgi Veličkov, Schriftsteller
Das bulgarischste Buch seit Čičovci (Novelle des Klassikers der modernen bulgarischen Literatur Ivan Vasov aus dem Jahr 1885). Stefan Gečev, Lyriker und Übersetzer
Selten schaff t es ein so tiefgründiger und scharfer Geist gegenüber der Unvollkommenheit des Lebens und den mensch-lichen Schwächen derart tolerant zu sein. Mit viel Liebe, einem herrlichen Sinn für Humor und einer klaren bulgarischen Sprache ist dem Autor ein Werk gelungen, das, und da bin ich mir sicher, die bulgarischen Leser lieben werden.Fedia Filkova, Lyrikerin und Übersetzerin
Seit langem habe ich kein Buch mehr zugeschlagen, von dem ich mir gewünscht hatte, es würde nie enden – so anziehend und magisch ist seine Welt. Valentina Radinska, Autorin
Georgi Danailov wurde 1936 in Sofi a geboren. Er lebt in einem Bergdorf in den Rhodopen. Während der Zeit des kommunistischen Regimes wurde seine Familie für drei-zehn Jahre in die Stadt Svištov an der Donau interniert. Nach dem Studium der Chemie und Mathematik in Sofi a arbeitete er als Schriftsteller, Dramaturg und Drehbuch-autor für Th eater und Film. Seine Bühnenwerke wurden in vielen Ländern Europas aufgeführt. Er ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Schriftsteller Bulgariens und seit 1998 ausschließlich literarisch tätig. Verschiedene Preise; u. a. gewann er den 1997 in Paris ausgeschriebenen internationalen Rousseau-Wettbewerb, an dem 566 Autoren aus dreißig Ländern teilnahmen.Buchveröff entlichungen: Kinder spielen draußen (1970); Bei niemandem (1973); Der Mord an Mozart (1982); Erinnerungen an den städtischen Idioten (1993); Bis Chicago und zurück – Hundert Jahre später (1990); Über Jean-Jacques Rousseau und andere Dummheiten (1997); Soweit ich mich erinnere (2000–2002); Ein lustiges Buch über das bulgarische Volk (2004); Ein Haus jenseits der Welt (1997 erstmals erschienen; 2003 Neuaufl age, der die deutschsprachige Übersetzung folgt).
11Frühjahr ’07 |
Erscheint erstmals auf Deutsch
GEORGI DANAILOV
Ein Haus jenseits der WeltRoman
Aus dem Bulgarischen von Ines Sebestaca. 230 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
EUR 21,00/sfr 35,50
ISBN-10 3-85129-656-7ISBN-13 978-3-85129-656-3
EAN 9783851296563
Zum Buch
Das Buch erzählt die Geschichte einer mehr als zwanzig Jahre währenden Flucht. Was den Autor Ende der 1970er Jahre aus dem tristen Sofi a in das entlegene Rhodopen-Dorf Kovačevica treibt, ist Sehnsucht – Sehnsucht nach Einsamkeit und Ursprünglichkeit. Schon bei seiner aben-teuerlichen ersten Fahrt in das vom Sozialismus vergessene Dörfchen wird klar, dass sich zu dieser Sehnsucht auch Liebe zu den Bergen, den Bäumen und dem silbern glänzenden Bäch-lein unter der schwindelerregend hohen Feldsteinbrücke gesellt. Auf der Suche nach einem »Haus mit Eigentümer« wirft der Autor einen ersten, zaghaften Blick in die dörfl iche Welt. Hier scheinen die Uhren nicht nur langsamer zu ticken, sondern auch intensiver. Oberfl ächlichkeit ist ein Fremdwort, und stoisch Anmutendes wird schon bald als eine besondere Lebensart dechiff riert – als Lebensnotwendigkeit. Abgeschiedenheit macht aufmerksamer und schärft den Blick für das Wesentliche.
In dem Buch wird viel gestaunt – darüber, dass dieser Sofi oter verrückt sein muss, wenn er in seinem Garten Gras anbaut, genau wie Gerd, der sich aus dem fernen Deutschland, noch dazu aus dem westlichen, in dieses Dorf verirrt hat; oder darüber, dass der Tome erst seine strenge Schwester zu Grabe tragen muss, um dann, mit mehr als siebzig Jahren, seine Jungfräulichkeit zu verlieren.
Dieses auf den ersten Blick so enge Dorf gibt Anlass, Globales zu betrachten und zu philosophieren: über den Unsinn großer Hunde und den Sinn des Todes, die Schönheit der Berge und der Pomakenjungfern oder gar über das tragische Verschwinden von Dorfkneipen.
Georgi Danailov erzählt die im Bulgarien des Jahres 2003 endenden Geschichten und Biografi en mit einem erstaun-lichen Gespür für den im Alltag verwurzelten Humor. Herzhafte Dialoge machen das Buch erfrischend lebendig. Danailovs Roman ist gleichwohl eine Reportage über das Nebeneinander und Miteinander, über Aufmerksamkeit, Anteilnahme und Akzeptanz in einem Gebirge, das seit Jahrhunderten sowohl christlichen als auch muslimischen Bulgaren Heimat ist. Ein Haus jenseits der Welt beschreibt das Augenzwinkern im herben Gesicht des Volkes. Es ist niedergeschriebener bulgarischer Charme.
Ein ironisch-liebevoller Roman, von der Sehnsucht getrieben, die Ursprünglichkeit wiederzufi nden, gibt uns Anlass, über
den Unsinn großer Hunde und den Sinn des Todes, die Schön-heit der Berge und der Pomakenjungfern oder gar über das
tragische Verschwinden von Dorfkneipen zu grübeln.
12 | Frühjahr ’07
Aus dem InhaltTh eodor W. Adorno, Hans Christian Andersen, Heinrich Böll, Christine Busta, Albert Camus, Paul Celan, Erhart Kästner, Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine, Johann Gottfried Herder, Ödön von Horváth, Immanuel Kant und Th omas Bernhard, Imre Kertész, Friedrich Klopstock, Nikolaus Lenau, Lesen und Leben, Th omas Mann, Hl. Maria, Eduard Mörike, John Henry Newman, George Orwell, Tagebuch.
CORNELIUS HELL
Lesen ist Lebenca. 210 Seiten, englische BroschurEUR 18,80/sfr 33,20
ISBN-10 3-85129-569-2ISBN-13 978-3-85129-569-6EAN 9783851295696
Cornelius Hell, geboren 1956 in Salzburg, Literatur-kritiker, Essayist und Übersetzer, Autor von über 150 Sendungen für den ORF und den Bayerischen Rundfunk, seit 2002 Feuilletonchef der Wochenzeitung Die Furche.
LeseprobeDie tiefe Trauer einer Kinderseele ist so groß wie die größte, die der Erwachsene kennt; das Kind kennt in seinem Schmerz keine Hoff nung, die Vernunft reicht dem Kind nicht ihre stützende Hand, es hat im Augenblick nichts als seine Betrübnis, an die es sich klammert.In Hans Christan Andersens Märchen tummeln sich viele arme, des-orientierte Kinder, die von Erwachsenen ausgenutzt und gedemütigt werden. So, wie es Andersen, dem Sohn eines armen Schusters und einer Wäscherin, selbst ergangen ist. Andersen war der Erste, der nicht, wie Rousseau oder die Romantiker, Kindheit idealisiert und schön über Kinder spricht, sondern sie selbst in seiner Literatur zu Wort kommen lässt.
Zum Buch
Seit ich denken kann, gehört das Lesen zu meinem Leben. Das erste Aufschlagen eines Buches, sein Geruch und die Faszination der ersten Zeilen – das sind noch immer lichte Momente meiner Kindheit. Viele andere Faszinationen gab es ja nicht: Zum Sport taugte ich nicht, für das Indianer-spielen war ich zu ungeschickt, und überhaupt war es nicht lustig, Außenseiter zu sein in der kleinen Welt des Dorfes. So hat es mich in die Welt der Bücher verschlagen.
13Frühjahr ’07 |
Zum Buch
Wie Arthur Schopenhauer, der illusionslose, aber mit-fühlende Reporter des Elends aller Wesen, verabscheut Alexander Widner die »ruchlosen Optimisten«, rebelliert seit je gegen sie in seinem sarkastischen, vor Wahrheiten aus allen Nähten platzenden Werk. Wie Ilse Aichinger bewegt er sich vorzugsweise mit Cioran und grimmigem Humor durch die Zumutungen des Alltags und die Erinnerungen.
Ergibt ein Schreiben, das nicht zuletzt auf Klagenfurts Kreuzberglwaldboden fußt, den weiten Schneefeldern des Rosentals, dem Asphalt von Wien, Venedig, New York, wieder (einem »Autor von Weltrang« gespendetes Kritiker-lob) ein Buch »für wenige«? Betriff t nicht vielmehr auch Widners neues, fortgesetztes »Brevier des abendländischen Pessimismus« jeden einzelnen von uns armen Würmern? (Gewidmet ist es Julia.)
ALEXANDER WIDNER
NY 11235Aufzeichnungen 2004–2006
190 Seiten, englische BroschurEUR 18,80/sfr 32,00
ISBN-10 3-85129-655-9ISBN-13 978-3-85129-655-6
EAN 9783851296556
Alexander Widner, 1940 in Wien geboren, aufgewachsen in Kärnten und Niederösterreich, längere Auslandsaufenthalte, u. a. sechs Jahre in den USA. Prosaschriftsteller und Dramatiker. Lebt in Klagenfurt und New York. Veröff entlichungen (Auswahl): Kataraktis, Stück (1982, Villach); Arktis, Hörspiel (1983, ORF); Dichter, Flucht und Alma. Ein Bergstück (1994, Reichenau); Stark wie ein Nagel, Roman (1996, Deuticke); Tag und Nacht und Tag (1998, Wieser); Sergej. 21 Szenen aus der Manege (1998, raz); Gegen Tagesende. Komödie des Alltags (2000, Deuticke); Am Abgrund der Bücher. Anmerkungen zur mir bekannten Welt (2005, Wieser); Wozzek oder das Leben liebt die Klinge, Stück (Klagenfurt, 2006).
Aus dem BuchIch steh auf, und schon sitzt mir der Tag im Nacken.Ich mag die sich Verbergenden. Fernando Pessoa: arbeitet wie ein Pferd, säuft sich daneben zu Tode und verkriecht sich mitsamt seinen Dingen hinein in die Aufgabe. Er kapituliert vor einer Welt, die er dem Nebel überlässt. Ein Entsetzen, leben zu müssen, erhob sich mit mir aus dem Bett. So schreibt und so lebt der Pessoa.Wer Brot verschwendet, verletzt Himmel und Erde.Sich an Dinge zu hängen in einer Welt, die einen bald entlässt, ist Eifer, der einen verletzen muss.Von der Baustelle übergangslos zur Ruine. Ich rede von mir.Die Grenzen der menschlichen Vernunft ziehen sich zusammen. Wir enthemmen die Wirtschaft und gehen vor die Hunde. Der Mensch wird Stein. Das schäbige Wort vom ganz normalen Wahnsinn wird das einzige sein, das uns erklären wird.
PressestimmeWährend in Anton Tschechows Tagebüchern das Ich hinter die Landschaftsbilder und Charakterstudien zurücktritt, ist es bei Widner immer präsent, aber nie als eitle Selbstbeschau, als peinliche Konfession. Derjenige, der hier fi ltert und destilliert, ist unaufdringlich und selbstkritisch, am Detail interessiert. »Im Fragment«, schreibt Widner, »kommen wir der Ehrlichkeit am nächsten.« Sabine Gruber, Die Presse
Die »ruchlosen Optimisten« werden rebellieren gegen ein weiteres sarkastisches Buch voller Wahrheiten.
14 | Frühjahr ’07
Zum ÜbersetzerGero Fischer, geboren 1939 in Hagen. Besuch eines humanistischen Gymnasiums. Studium der Germanistik und Roma-nistik. 25 Jahre Forschung und Entwicklung bei einem industriellen Großunternehmen, automatische Lexikografi e, Daten-banksysteme, künstliche Intelligenz. Herausgeber eines Buches über Datenbanksysteme und natürliche Sprache im K. G. Saur Verlag. Studien- und Forschungsaufenthalt in den USA an der Carnegie-Mellon-Universität in Pittsburgh und an einer Forschungseinrichtung in Princeton. Studium der Slawistik. Im Wieser Verlag erschienen (gemeinsam mit Miloš Okuka): Europa erlesen: Terra Bosna; Slawonien; Kvarner.
MIROSLAV KRLEŽA
Zadars Gold und SilberEssayAus dem Kroatischen von Gero Fischerca. 100 Seiten, englische BroschurEUR 14,80/sfr 25,80
ISBN-10 3-85129-657-5ISBN-13 978-3-85129-657-0EAN 9783851296570
In diesem 1951 geschriebenen Essay wendet sich Miroslav Krleža entschie-den gegen die jahrhundertealte Voreingenommenheit Westeuropas, die Kunst-werke an der Ostküste der Adria nur als »barbarische Anachronismen«, »lom-bardische Derivate« und »Epigonentum« zu bezeichnen. Er sieht dagegen die große Eigenständigkeit der slawischen künstlerischen, ethischen und sozialen Gedankenwelt, die Grundelemente der europäischen Zivilisation antizipiert, die im Westen erst Jahrhunderte später in Erscheinung treten. Er schildert die originale Kunstauff assung in Malerei, Bildhauerei und Architektur und hebt die Bedeutung der Glagolica als einer hochentwickelten, weitverbreite-ten Literatursprache hervor. Er verweist auf die in diesem slawischen Raum stattfi ndende Grundsatzdebatte um die internationale Gleichberechtigung der Sprachen »bereits im 9. Jahrhundert«, erörtert den bogomilischen Protestantis-mus, der sich fünfhundert Jahre vor der Reformation in viel radikalerer Form zu Wort gemeldet hat als die Reformation selbst. Auch die Gold- und Silberschät-ze in den Kirchen und Museen Zadars, vor allem der von der angevinischen Königin Jelisava Kotromanić 1380 gestiftete Reliquienschrein des heiligen Simeon, sind Zeugnisse eines hochentwickelten Goldschmiedehandwerks, das zwar den fränkisch-karolingischen, lateranisch-benediktinischen und byzanti-nischen Einfl uss nicht leugnen kann, aber in den psychologisch fein heraus-gearbeiteten Heiligenphysiognomien und der präzisen Darstellung von Details schöpferische Originalität zum Ausdruck bringt und zu höchster künstlerischer Vollendung gelangt.
Miroslav Krleža, enzyklopädischer Geist und streitbarer Humanist, Poeta doctus, ist ein Jahrhundertgenie Europas, das nicht nur das literarische und kulturelle Gesicht des zerfal-lenen Jugoslawien prägte. Krleža wurde 1893 in Zagreb geboren, er begann sein umfang- und einfl ussreiches literarisches und essayistisches Werk unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs. Den Pressionen der Zeiten setzte er streitbare Unruhe, ästhetischem Reglement vielseitige, subversive dichterische Innovation entgegen. Miroslav Krleža starb 1981.Werke in einer Auswahl: Glembay-Zyklus (1932), Die Rückkehr des Filip Latinovicz (1932), Ballade des Petrica Kerempuh (1936), Bankett in Blitwien (1938/1939), Flaggen (1962–1968); im Wieser Verlag erschienen: Illyricum sacrum (1996).Miroslav Krležas Essay ist das brillante, kundige und beklemmend aktuelle Plädoyer für das historische Verständnis einer ureuropäischen Kulturlandschaft zwischen Schwarzem Meer, Ägäis und Adria.
Zum Buch
MIROSLAV KRLEŽA
Illyricum sacrum Fragmente aus dem SpätherbstAus dem Kroatischen von Klaus Detlef Olof 96 SeitenEUR 14,80/sfr 25,80
Erscheint erstmals auf Deutsch
Engagiert und fundiert wendet sich Krleža gegen die jahrhundertealte Voreingenom-menheit des Westens, die Kunstwerke an der Ostküste der Adria wären nur als »barba-rische Anachronismen«, »lombardische De-rivate« und »Epigonentum« zu bezeichnen.
15Frühjahr ’07 |
Zum Buch
Wilde Lohe, der Gedichtband von María Elena Blanco, zeigt uns eine Dichtung der Moderne in den Klangfarben von heute. Die Dichte-rin reicht die Stafette der Romantik und des Fin de Siècle, gesehen mit den Augen der (französischen) Lehrmeister des zwanzigsten Jahr-hunderts, in das neue, einundzwanzigste Jahrhundert weiter. Die seit 1986 in Wien lebende Dichterin spanischer Muttersprache legt mit diesem Gedichtband zum ersten Mal eine größere Auswahl ihres lyrischen Œuvres in deutscher Übertragung vor.
Felix Austria, Camera Lucida, Wilde Lohe, Epigramme, Mythen-führer (Matta gewidmet), Alchemie der Erinnerung, Besitz durch Verlust sind die Kapitelüberschriften der sieben Gedichtfolgen und Zyklen, sie bilden das thematische Gerüst des Gedichtbandes Wilde Lohe von María Elena Blanco; die Überschriften, programmatischer Leitfaden, sind Hinweise der Dichterin auf die Möglichkeiten der Dichtung als Stoff und als Formel oder Gattung, anders gesagt, auf das Imaginäre der Motive und die Techné ihrer Neuformung und Deutung.
Marie-Th érèse Kerschbaumer
Stimme zum BuchBlanco arbeitet mit der Sprache auf der Suche nach dem unfasslichen Bild, dem fragmentierten Gedächtnis (…), sie visualisiert verschach-telte Dialoge, schaff t Rituale der Gemeinschaft und verwebt ihre über-wältigenden Bilder meisterhaft zu einer Struktur transparenter Schich-ten. (…) Ihre Lyrik wühlt in der Erinnerung und erforscht alle ihre Winkel, um aus ihr eine geläuterte, jubelnde Essenz zu gewinnen.
Carlota Caulfi eld
MARÍA ELENA BLANCO
Wilde LoheGedichte
Aus dem Spanischen übertragen von Marie-Th érèse Kerschbaumer,Wolfgang Ratz, Monika Veegh
Mit einem Nachwort von Marie-Th érèse Kerschbaumerca. 200 Seiten, gebunden
EUR 19,80/sfr 33,60
ISBN-10 3-85129-658-3ISBN-13 978-3-85129-658-7
EAN 9783851296587
María Elena Blanco, Dichterin, Essayistin, Literaturkriti-kerin, literarische Übersetzerin, geboren 1947 in Havanna, Kuba. Grundschule und Gymnasium in Havanna und New York, Romanistikstudium (französische und lateinamerika-nische/spanische Philologie und Literatur) in New York und Paris. 1971–1973 Universitätsdozentin an der Katholischen Universität Valparaiso, Chile. Lebt seit 1986 als Beamtin der Vereinten Nationen und als freischaff ende Dichterin, Essayistin und literarische Übersetzerin in Wien.Blanco veröff entlichte mehrere Lyrikbände, einen Essayband sowie zahlreiche Texte in Anthologien und Zeitschriften, Übersetzungen österreichischer Dichter wie Marie-Th érèse Kerschbaumer, Gerhard Kofl er, H. C. Artmann, Heidi Pataki. Mehrere literarische Auszeichnungen und Stipendien.
ORDNUNGSRUF
Sie erwacht mit der Blüte und dem Schluchzenzwischen den Schenkelnöff net ein Anemonenaugein der Flaute der Frühe(Versprechen eines schmerzlosen Friedens)neines war nicht der lebensspendende Purpurder mit kraftvollemZieldie gereifte Frucht ausstößtes wardie lebende (und stumme) Ader des Todesdas warme Badder Scharlachfunkender Ausbruch:Granatapfel:deine Kammern beginnen aufzuplatzen.
16 | Frühjahr ’07
Zum Buch»Bildtexte« nennt der Maler Sigi Faschingbauer, der zum Texter wird, fünfzig Gedichte und acht Prosaausschnitte aus dem Bilderzyklus und Projekt Th elonious Monk’s Walk – an Invention, eine imaginäre Geschichte über einen Spaziergang von Monk durch die Straßen New York.
Der Leser begegnet auf diesem Spaziergang den Großen und ganz Großen der Jazz-Avantgarde aus der Mitte des ver-gangenen Jahrhunderts, geschrieben mit verbaler Verve, viel-leicht nicht weniger exstatisch als die Musik des Th elonious Sphere Monk.
Harald Neuwirth, Jazz-Pianist und Vorstand des Insti-tutes für Jazz an der Kunstuniversität Graz, ergänzt die Texte mit einer ausführlichen Monk-Biografi e und -Discografi e.
SIGI FASCHINGBAUER
� elonious Monk’s Walk – an InventionBildtexteca. 160 SeitenEUR 14,80/sfr 25,80
ISBN-10 3-85129-668-0ISBN-13 978-3-85129-668-6EAN 9783851296686
Sigi Faschingbauer, geboren 1940 in Graz. 1971–1997 als Grafi kdesigner tätig.26 österreichische und internationale Auszeichnungen. Staatspreis für Buchgestaltung; Printissimo, erster Preis der österreichischen Papierindustrie für Buchgestaltung. Neben seinem Hauptberuf als bildender Künstler und Autor tätig. Buchveröff entlichungen: Polenta magenta (2004, Wieser), 7 Essays zu Werken behinderter bildender Künstler (2003, Styria). Ausstellungen (Auswahl): Von Mund zu Mund, eine spontane Philippica auf 350 Meter Packpapier (2003); Out of Advertising (2003, Graz); Jazz Booklets (2002).
Zum BuchDer Leser verfolgt anhand einer Chronologie die Erfi ndung, Entstehung und Präsentation des Projektes, er taucht ein in die große Zeit der Jazz-Avantgarde Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts und erlebt die Sichtbarmachung des heute Unsichtbaren mit.
Neben der Dokumentation, die Roberto Grill mit einem fotografi schen Block begleitet, sind dreiundsiebzig Textbilder, Monotypien, Zeichnungen und Objekte bzw. Objektentwürfe abgebildet.
� elonious Monk’s Walk N.Y.C. Projektdokumentation
ca. 96 SeitenEUR 14,80/sfr 25,80
ISBN-10 3-85129-669-9ISBN-13 978-3-85129-669-3
EAN 9783851296693
17Frühjahr ’07 |
Zum Buch
Die hier in slowenischer Sprache vorliegenden Texte sind das Porträt eines Denkprozesses, im Laufe von 25 Jahren entstanden, und kreisen eigentlich immer um das gleiche Th ema: Wie geht man mit der Achtung der verschiedenen Kulturen und Menschen und wie mit Grenzen um, die his-torische Kulturräume trennen. Der Bogen reicht von den Anfängen der verlegerischen Tätigkeit des Autors bis heute, wo in polemischer und off ener Weise die Versäumnisse der eigenen Kulturpolitik der slowenischen Minderheit in Kärnten aufgegriff en werden; wo über die veränderten Be-dingungen einer Verlagsarbeit von Kärnten aus für die ge-samte slowenische Kultur Th esen entwickelt werden; wo die ersten Schritte zur Vermittlung der an den Rand geschobenen slowenischen Literatur – sowohl in den gesamten inner-slowenischen Kulturraum wie auch in den deutsch-sprachigen Raum – gemacht werden; wo in späterer Folge die Erfahrungen des Zerfalls Jugoslawiens anhand der Tragödie in Bosnien und Herzegowina zum Anlass genommen werden, über die Wurzeln dieser nachzudenken; und wo nicht zuletzt in tagebuchartigen Aufzeichnungen aus dem Jahre 2005 das letzte Vierteljahrhundert vorbeizieht, wie aus den Abschieblingen und der an den Rand gedrückten, sich selbst bemitleidenden Minderheiten ein selbstbewusster und gestaltender Teil der europäischen Kultur wird. Der schmale Band endet mit dem vom Verleger initiierten Aufruf pro Kärnten / za Koroško vom Feber 2006 und einem in der Zeit veröff entlichten literarischen Resümee über einen mehr als 150 Jahre schwelenden Konfl ikt. Denn die sogenannte Kärntner Spezifi k mit ihrer nationalistischen Überhöhung ist eine von zweihundert in Europa, die sich in dieser oder jener Form bemerkbar machen und an welchen die Widersprüche im Zusammenleben der Menschen und Kulturen aufbrechen. Eine essayistische Metamorphose der Th ese vom einheitlichen Kulturraum der Slowenen, wie sie Anfang der achziger Jahre vom Verleger erstmals formuliert wurde, bis zur Formulierung der Th ese, dass es an der Kultur ist, zur Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln zu werden.
Lojze Wieser lebt als Verleger, Herausgeber und Autor in Klagenfurt/Celovec und legt den Schwerpunkt seines Programms auf ost- und südosteuropäische Literatur. Der Großteil obiger Beiträge ist im Band Die Zunge reicht weiter als die Hand (Czernin Verlag, 2004) ent-halten; zuletzt erschienen: Wieser/Rinner (Hg.): Der Vielfalt verpflichtet. Europa im Gespräch, 2005; Perryman/Wieser (Hg.): Zwischen Fels und Nebel. Lyrik, Europa erlesen 2006.
LOJZE WIESER
S knjigo v svetEssays und Anmerkungen 1982–2006
Slowenische Originalausgabeca. 160 Seiten, englische Broschur
erscheint zum 20. Jahrestag der Gründung des VerlagesEUR 14,80/sfr 25,80
ISBN-10 3-85129-667-2ISBN-13 978-3-85129-667-9
EAN 9783851296679
Der SchwimmerRomanISBN-10 3-85129-645-1ISBN-13 978-3-85129-645-7EUR 14,80/sfr 25,80
SchwesternRomanISBN-10 3-85129-646-XISBN-13 978-3-85129-646-4EUR 21,00/sfr 35,50
bilder immermehrGedichte 1964−1987 ISBN-10 3-85129-650-8ISBN-13 978-3-85129-650-1EUR 14,80/sfr 25,50
HANS HÖLLER
Das Werk von Marie-� érèse KerschbaumerEin EssayISBN-10 3-85129-647-8ISBN-13 978-3-85129-647-1EUR 9,90/sfr 17,70
18 | Frühjahr ’07
MARIE-THÉRÈSE KERSCHBAUMER
13-bändige Werkausgabeund ein Essayband von Hans Höller
ISBN-10 3-85129-644-3ISBN-13 978-3-85129-644-0
EAN 978851296440EUR 135,00/sfr 214,00
Subskription bis 28. Februar 2007EUR 99,00/sfr 177,00
Werkausgabe in dreizehn Bänden und einem Essayband von Hans Höller zu ihrem Werk
MARIE-THÉRÈSE KERSCHBAUMER IM WIESER VERLAG
Versuchung ProsapoemISBN-10 3-85129-364-9ISBN-13 978-3-85129-364-7EUR 21,00/sfr 36,90
Der weibliche Name des WiderstandsRomanISBN-10 3-85129-542-0ISBN-13 978-3-85129-542-9EUR 18,80/sfr 33,20
Die FremdeRomanISBN-10 3-85129-063-1ISBN-13 978-3-85129-063-9EUR 21,00/sfr 36,90
AusfahrtRomanISBN-10 3-85129-150-9ISBN-13 978-3-85129-150-6EUR 21,00/sfr 36,90
FernRomanISBN-10 3-85129-310-XISBN-13 978-3-85129-310-4EUR 21,00/sfr 36,90
OrfeoProsaISBN-10 3-85129-365-7ISBN-13 978-3-85129-365 4EUR 21,00/sfr 36,90
Calypso. Über Welt, Kunst, LiteraturISBN-10 3-85129-561-7ISBN-13 978-3-85129-561-0EUR 14,80/sfr 26,60
Neun Canti auf die irdische LiebeMit neun Zeichnungen von Helmut Kurz-GoldensteinISBN-10 3-85129-017-8ISBN-13 978-3-85129-017-2EUR 12,50/sfr 23,10
Neun Elegien / Nueve elegíasISBN-10 3-85129-485-8ISBN-13 978-3-85129-485-9EUR 17,00/sfr 30,20
Wasser und WindGedichte 1988–2005ISBN-10 3-85129-595-1ISBN-13 978-3-85129-595-5EUR 17,00/sfr 30,20
Anlässlich des siebzigsten Geburtstags der Autorin gratuliert ihr der Wieser Verlag mit einer dreizehnbändigen Werkausgabe.
Die Sammlung umfasst in einer Neu-aufl age die frühen Romane Der Schwimmer und Schwestern sowie Versuchung, Der weibliche Name des Widerstands und die Romantrilogie Die Fremde, Ausfahrt, Fern, den Prosaband Orfeo. Bilder Träume und den Essayband Calypso. Über Welt, Kunst, Literatur. Die Lyrikbände Neun Canti über die irdische Liebe; bilder immermehr; Neun Elegien / Nueve elegías; Wasser und Wind vervollständigen die Werkausgabe.Im Essayband Das Werk von Marie-Th érèse Kerschbaumer unternimmt der Salzburger Germanist Hans Höller eine kritische Würdigung des bisherigen Werkes der Autorin.
13-bändige Werkausgabeund ein Essayband von Hans Höller
ISBN-10 3-85129-644-3ISBN-13 978-3-85129-644-0
EAN 978851296440EUR 135,00/sfr 214,00
Subskription bis 28. Februar 2007EUR 99,00/sfr 177,00
Werkausgabe in dreizehn Bänden und einem Essayband von Hans Höller zu ihrem Werk
Anlässlich des siebzigsten Geburtstags der Autorin gratuliert ihr der Wieser Verlag mit
Die Sammlung umfasst in einer Neu-Der Schwimmer
Versuchung, Der weibliche und die Romantrilogie Die Fremde,
Orfeo. Bilder Träume und den EssaybandDie Lyrikbände Neun Canti über die irdische
Neun Elegien / Nueve elegías; Wasser und Wind vervollständigen die Wasser und Wind vervollständigen die Wasser und Wind
MARIE-THÉRÈSE KERSCHBAUMERMARIE-THÉRÈSE KERSCHBAUMER
Alle Bände sind auch einzeln lieferbar
19Frühjahr ’07 |
Pressestimmen
Zum Zyklus Die Fremde, Ausfahrt, FernIch wage jedoch die Behauptung, dass dieser Zyklus, ist er einmal voll-endet, zu den wenigen Werken gehören wird, die dem Th ema der österrei-chischen Identität sowohl in der Triftigkeit der Diagnose wie auch in der literarischen Gestaltung gerecht zu werden vermögen. Wendelin Schmidt-Dengler, ORF, Ex libris
Marie-Th érèse Kerschbaumer gibt ihrer Geschichte einer Selbsterziehung, einer hartnäckigen Suche nach dem Schönen und nach der Schönheit des Geistes eine hoch entwickelte poetische Form. Julia Kospach, profi l
Das Wie dieses ästhetischen Gelingens macht Fern zu einem der unge-wöhnlichsten Bildungsromane der zeitgenössischen Literatur, die, zumal in Österreich, nicht gerade arm an ungewöhnlichen Bildungsromanen ist, denkt man nur an Th omas Bernhards Auslöschung (…), an Peter Handkes Lebens-Bildungs-Reise (…) Die Wiederholung oder an die »geistige, imagi-näre Autobiografi e« von Ingeborg Bachmans Malina. Hubert Lengauer, kolik
Zu Neun Canti über die irdische LiebeEs steht nicht so schlecht um die Lyrik (und auch nicht um die Liebe), solange solche Gedichte geschrieben werden. Stuttgarter Zeitung
Zu Der weibliche Name des WiderstandsMan kann, fi nde ich, der Hölle der Hitlerzeit nur in zwei Formen ge-recht werden: durch authentische Dokumentation oder durch dichterische Gestaltung auf hoher Ebene – entweder Das Tagebuch der Anne Frank oder Paul Celans Todesfuge, Ernst Jandls deutsches gedicht – und jetzt Marie-Th érèse Kerschbaumers Der weibliche Name des Widerstands. Hans Weigel
Der weibliche Name des Widerstands von Marie-Th érèse Kerschbaumer be-legt auf eine bis heute überzeugende Weise, dass Anstand und literarische Ambition keineswegs einen Widerspruch darstellen. Das 1980 erstmals erschienene Buch darf zu den bedeutendsten Publikationen der österrei-chischen Nachkriegsliteratur und darüber hinaus – anders als manches im patriotischen Eifer provinziell überschätzte Werk – der Weltliteratur gezählt werden. Th omas Rothschild, ORF-Bestenliste
Marie-Thérèse Kerschbaumer, 1936 nahe Paris geboren; Studium der Germanistik und Romanistik (Dr. phil. 1973). Seit 1971 freie Schriftstellerin und Übersetzerin. Lebt in Wien. Marie-Th érèse Kerschbaumer zählt zu den bedeutendsten österrei-chischen Dichterinnen der Gegenwart; für sie ist die Sprache »der Ort, wo die Einheit in der Vielfalt ihren Ausdruck, die strukturalistische Methode das Mittel, womit die Tendenz der Vielheit zur Einheit ihre wissenschaftliche Fragestellung erfährt«, so Kerschbaumer in ihren Wiener Vorlesungen zur Literatur. Fern allen Moden und populistischen Einmischungen ist Kerschbaumer eine genaue Beobachterin der Wirklichkeit der gesellschaftlichen Ent-wicklungen und setzt »die Poetik der Sprache wider die Beschleunigung des Nichts … um das Maß aufzuspüren im Jetzigen und dem Kommen des ungewissen Neuen das Fließen von Sprache entgegenzusetzen«.Literatur ist immer auch die Aneignung von Wirklichkeitserfahrung ineiner bestimmten ästhetischen Formenwelt, aber auch das Einnehmen von Haltung und Achtung gegenüber dem Gegenstand. Davon zeugen Marie-Th érèse Kerschbaumers Texte, und dabei ist die Autorin unbeugsam.
Zum Roman SchwesternMit der Familie hatte sich all diesen Frauen in der frühen Kindheit schon das gesellschaftliche System eingeprägt; seine Macht als eine fremde, nichtweibliche verkörperte sich im Vater. Psychische und politische Strukturen erhellen sich hier im Sinne der jüngeren Psychoanalyse wechsel-seitig, wenn Marie-Th érèse Kerschbaumer den existenziellen Prozess der sieben Frauen als Auseinandersetzung mit dem Vater beschreibt. Ihr Unbewusstes bleibt vom Vater besetzt, in der Bindung an den Vater haben sie sich dem gesellschaftlichen System unterworfen, als hätten sie die fremde Macht verinnerlicht. Hansjoachim Bleyl, Frankfurter Allgemein Zeitung
Zu Calypso. Über Welt, Kunst, LiteraturCalypso nennt die österreichische Autorin Marie-Th érèse Kerschbaumer ihren neuen Band, in dem Gebrauchstexte im besten Sinn versammelt sind. Grundsätze der Poetik, Lobreden und Rezensionen aus den letzten Jahren ergeben das Gesamtbild einer forschenden, mitunter auch forschen Intelligenz. Ohne Zweifel sind Kerschbaumers Texte kämpferisch. Und in dieser Haltung sind sie variantenreich. Kerschbaumers klare Prosa bleibt auch bei nichtigsten Anlässen, denen das Buch einige Texte verdankt, auf der Höhe ihrer Prägnanz. Paul Jandl, Neue Zürcher Zeitung
Zu Wasser und WindMarie-Th érèse Kerschbaumer ist eine Meisterin der Zeitlosigkeit, sie setzt jahrhundertealte Verse im richtigen Winkel zur Gegenwart und vermisst die Bilder mit den poetisch-geometrischen Einheiten von Wasser und Wind. Helmut Schönauer, Buchkultur
Zu Neun Elegien / Nueve elegíasEin schmales Buch, gerade nur achtzig Seiten, von denen zehn dem ein-fühlsamen wie leidenschaftlichen Nachwort von Julian Schutting vor-behalten sind. Die Hälfte des Bandes macht die Übersetzung der Elegien ins Spanische durch die kubanische Dichterin María Elena Blanco aus. Bleiben gezählte dreißig Seiten, die zum Gewichtigsten gehören, was heute in deutscher Sprache geschrieben wird. Karl-Markus Gauß, Neue Zürcher Zeitung
Episch sind diese Elegien, und (…) gerät man bei deren Lektüre in ein Rezitieren mit innerer Stimme, (…) die absurde Vornehmheit dieser Dichtung, zu zart, einem den Atem zu verschlagen, macht einen seufzen. Aus dem Nachwort von Julian Schutting
EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN
EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EU-ROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ER-LESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EU-ROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ER-
LESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESE EU-ROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLE-
SE EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EURO ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN
20 | Frühjahr ’07EUROPA ERLESEN
1. Amsterdam 3 85129 294 42. Athos 3 85129 337 13. Barcelona 3 85129 296 04. Basel¹ 3 85129 612 55. Belfast 3 85129 626 56. Belgrad 3 85129 318 57. Berlin 3 85129 250 28. Bodensee 3 85129 315 09. Bratislava 3 85129 319 310. Brüssel 3 85129 317 711. Budapest 3 85129 350 912. Bukarest 3 85129 284 713. Czernowitz 3 85129 481 514. Dalmatien 3 85129 225 115. Dublin 3 85129 261 816. Dubrovnik 3 85129 335 517. Friaul 3 85129 270 718. Galizien 3 85129 252 919. Georgien 3 85129 603 620. Graz 3 85129 391 621. Graz (englisch) 3 85129 394 022. Island 3 85129 295 223. Istrien 3 85129 219 724. Kärnten 3 85129 254 525. Karst 3 85129 222 726. Klagenfurt/Celovec 3 85129 546 127. Kopenhagen 3 85129 351 728. Köln 3 85129 572 229. Krakau 3 85129 369 X30. Kreta 3 85129 659 131. Kvarner 3 85129 627 332. Lappland 3 85129 297 933. Leipzig 3 85129 547 134. Liechtenstein 3 85129 316 935. Ljubljana 3 85129 281 236. Ljubljana (englisch) 3 85129 382 737. London 3 85129 359 238. Mähren 3 85129 218 939. Montenegro 3 85129 320 340. Moskau 3 85129 272 341. München 3 85129 285 542. New York 3 85129 629 X43. Niederösterreich 3 85129 298 744. Notizen 3 85129 399 145. Oberösterreich 3 85129 480 746. Oslo 3 85129 333 947. Plovdiv 3 85129 299 548. Prag 3 85129 251 049. Provence 3 85129 336 350. Rheinland 3 85129 398 351. Rom 3 85129 280 452. Russland A–Z 3 85129 423 8
53. Salzburg 3 85129 449 154. Salzkammergut 3 85129 253 755. Sankt Petersburg 3 85129 260 X56. Schottland 3 85129 326 657. Siebenbürgen 3 85129 262 658. Sizilien 3 85129 353 359. Slawonien 3 85129 428 960. Steiermark 3 85129 546 361. Südtirol 3 85129 548 X62. Tallinn 3 85129 392 463. Terra Bosna* 3 85129 370 364. Tirol 3 85129 314 265. Transkarpatien 3 85129 435 1
1 Ausgabe Schwabe Verlag ISBN 3-7965-2221-1 bzw. ISBN 978-3-7965-2221-5
66. Triest 3 85129 215 467. Venedig 3 85129 214 668. Vienna (englisch) 3 85129 376 269. Weiter Osten 3 85129 400 970. Weinviertel 3 85129 549 871. Wien 3 85129 216 272. Zagreb 3 85129 334 773. Zürich 3 85129 259 674. Zwischen Fels und Nebel 3 85129 628 1
Literaturschauplatz75. Brunnsteiner:
Bis ins Eismeer 3 85129 660 576. Gauß/Pollack:
Das reiche Land der armen Leute 3 85129 661 377. Hergouth:
Das lyrische Werk 3 85129 541 278. Holzbauer:
Das Lied vom Hürnen Seyfrid 3 85129 348 779. Jäger/Sitzmann:
Bulgarien Prosa* 3 85129 483 1* Doppelband
EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN
EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EU-ROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ER-LESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EU-ROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ER-
LESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESE EU-ROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLESEN EUROPA ERLE-
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21Frühjahr ’07 |EUROPA ERLESEN
80. Kofl er: Poesie von Meer und Erde* 3 85129 325 8
81. Kofl er: Poesie von Meer, Erde und Himmel* 3 85129 425 4
82. Kofl er: Notizbuch der Wasserrosen 3 85129 575 7
83. Kofl er: Trilogie neu antik 3 85129 620 6
84. Neubauer/Hassler: Masken und Gesicht.Peter Turrini im Portrait 3 85129 619 2
85. Perryman: Meerwärts 3 85129 578 1
Europa erlesen – englischje Band EUR 14,80/sfr 25,80
Graz 3 85129 394 0Ljubljana 3 85129 281 2Vienna 3 85129 376 2
Klein: Kochbuch für zukünftige Millionäre 3 85129 422 XOrtner: Die Kunst des Einbratens 3 85129 401 7Santoninos Kost, dt. 3 85129 346 0Santoninos Kost, ital. 3 85129 437 8Santoninos Kost, slow. 3 85129 436 XWieser/Hafner: Slovenska kuharica / Die slowenische Köchin 3 85129 648 6
Europa leben – Kochbücherje Band EUR 9,00/sfr 17,70
je Band EUR 12,95/sfr 22,80* DoppelbandEUR 25,90/sfr 43,00
86. Piccolo: Von Rasten leben wir 3 85129 495 587. Slataper: Mein Karst 3 85129 313 488. Velikić: Via Pula 3 85129 322 389. Verne: Mathias Sandorf * 3 85129 287 1
� emenbände90. Es war einmal in Lipizza 3 85129 431 991. Die letzte Reise 3 85129 283 992. Die 100 bedeutendsten Frauen
des europäischen Ostens* 3 85129 421 193. Eros 3 85129 320 794. Frühjahr 3 85129 321 595. Sommer 3 85129 352 596. Herbst 3 85129 357 697. Winter 3 85129 358 498. In anderer Augen 3 85129 264 299. Kurorte/Bäder 3 85129 393 2100. Phantom Fremdes Wien 3 85129 433 5101. Nackte Unterhaltung 3 85129 580 3102. Senza confi ni / Brez meja /
Ohne Grenzen 3 85129 274 X103. Vierbergelauf 3 85129 410 6104. Weihnachten 3 85129 263 4
105. Wiener Einstellungen 3 85129 300 2106. Wiener Wandertage* 3 85129 381 9107. Weiter Osten 3 85129 400 9
Mittelalter108. Blum (Hg.): Fabliaux* 3 85129 482 3109. Der Mönch von Salzburg:
Sämtliche Lieder 3 85129 424 6110. Ulrich von Lichtenstein:
Frauendienst* 3 85129 309 6111. Rybářová: Tkadleček 3 85129 581 1112. Spechtler: Oswald von
Wolkenstein 3 85129 640 0113. Walther von der Vogelweide:
Sämtliche Gedichte 3 85129 390 8
22 | Frühjahr ’07
EUROPA ERLESEN
KRETA
Herausgegeben von Oswald und Paulina Maria Klotzca. 256 Seiten, gebunden, bedruckter Vor- und Nachsatz,Lesebändchen, PrägedruckEUR 12,95/sfr 22,80
ISBN-10 3-85129-659-1ISBN-13 978-3-85129-659-4EAN 9783851296594
Mit Texten vonHerbert Asbeck, Giacomo Badoaro, Carl A. Berndt, Helmut Bouzek, Th eocharis E. Detorakis, Lawrence Durrell, Epimenides von Kreta, Egon Friedell, Erich Fried, Rea Galanaki, Elena Galini, Hesiod, Homer, Jorgi Jatromanolakis, Irini Kalpadaki, Ioanna Karystiani, Nikos Kazantzakis, Evangelist Lukas, Oswald M. Klotz, Paulina Maria Klotz, Zacharias G. Mathioudakis, Otto F. A. Meinardus, Henry Miller, Marianthi Milona, Lilika Nakou, Publius Ovidius Naso, Dimitris Papadakis, Bischof Louis Petit, Platon, Pandelis Prevelakis, Talia Sailer, Antonis Samarakis, Johann Sauerschnig, Lambert Schneider, Gaius Plinius Secundus dem Älteren, Katerina Servi, Franz Wilhelm Sieber, Eva Switala, Gianbattista Varesco, Uwe Wandrey, Lily Zografou.
23Frühjahr ’07 |
Zum Buch
Galizien, jene legendenumwobene östlichste Provinz der alten kaiserlichen und königlichen Welt, ist als historische Realität in den blutigen Wirren zweier Weltkriege für immer versunken. Zum Mythos geworden, hat es einzig in der Lite-ratur eine wundersame Existenz bewahrt: Seine unvergleich-liche Vielfalt, Reichtum und Zauber einer einzigartigen Symbiose von Völkern und Kulturen erstehen noch einmal in diesem Lesebuch.
EUROPA ERLESEN – LITERATURSCHAUPLATZ
GAUSS/ POLLACK (HG.)Das reiche Land der armen Leute
Literarische Wanderungen durch Galizienca. 300 Seiten, gebunden, bedruckter Vor- und Nachsatz,
Lesebändchen, PrägedruckEUR 12,95/sfr 22,80
ISBN-10 3-85129-661-3ISBN-13 978-3-85129-661-7
EAN 9783851296617
Karl-Markus Gauß, geboren 1954, Mitherausgeber der Zeitschrift Literatur und Kritik, ist Publizist und Essayist, u. a. Mitarbeiter von Die
Zeit und Die Presse. Bei Wieser: Tinte ist bitter (1988); in Fortsetzung dazu Die Vernichtung Mitteleuropas (1991). Zuletzt erschien Die Hundeesser von
Svinia (Zsolnay Verlag, 2004).
Mit Beiträgen vonHermann Blumenthal, Hnat Chotkewytsch, Jósef Doboszyński, Willhelm Feldman, Ivan Franko, Karl Emil Franzos, Alexander Granach, Franz Kratter, Mychajło Kozjubynskyj, Jan Lam, Saul Raphael Landau, Walery Łoziński, Wenzel Cäsar Messenhauser, Soma Morgenstern, Hans Normann, Josef Rohrer, Joseph Roth, Leopold von Sacher-Masoch, Bruno Schulz, Manès Sperber.
Martin Pollack, geboren 1944 in Bad Hall. Studium der Slawistik und Geschichte in Wien und Warschau. Hauptberufl ich als Spiegel-Kor-
respondent in Wien tätig, ist als Übersetzer polnischer Literatur (Ryszard Kapuściński) hervorgetreten und verfasste die Bücher Nach Galizien und
Des Lebens Lauf. Jüdische Bilder aus Zwischeneuropa. Mehrjähriger Aufent-halt in Polen und Jugoslawien. Redakteur, Korrespondent, Herausgeber. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise, u. a. Österreichischer Staatspreis
für literarische Übersetzung (2003). Lebt und arbeitet in Wien.
24 | Frühjahr ’07
Gerhard Kofler, geboren 1949 in Bozen, Italien, lebte als freier Schriftsteller, Literaturkritiker und General-sekretär der Grazer Autorinnen Autoren Versammlung in Wien. Er schrieb Lyrik und Essays in Italienisch und Deutsch sowie einen Gedichtband in spanischer Sprache und zwei Sammlungen im neapolitanischen Dialekt. Bisher erschienen zwölf Gedichtbände und ein Band mit Kurzprosa. Mehrere Literaturpreise und Stipendien. Gerhard Kofl er starb am 2. November 2005 in Wien.
Im Wieser Verlag erschienen: Poesie von Meer und Erde / Poesie di mare e terra (2000), Poesie von Meer, Erde und Himmel / Poesie di mare, terra e cielo (2003) und Notiz-buch der Wasserrosen / Taccuino delle ninfee (2005).
Notizbuch der Wasserrosen / Taccuino delle ninfeeDeutsch-ItalienischEUR 12,95/sfr 22,80ISBN-10 3-85129-575-7ISBN-13 978-3-85129--575-7EAN 9783851295757
Poesie von Meer, Erde und Himmel / Poesie di mare, terra e cielo2000–2002Deutsch-ItalienischEUR 25,90/sfr 43,00ISBN-10 3-85129-425-4ISBN-13 978-3-85129-425-5EAN 9783851294255
Poesie von Meer und Erde / Poesie di mare e terraDeutsch-ItalienischEUR 25,90/sfr 43,00ISBN-10 3-85129-325-8ISBN-13 978-3-85129-325-8EAN 9783851293258
GERHARD KOFFLER IM WIESER VERLAG
PressestimmeKofl er ist hochmusikalisch: Er hört in die Melodie der Worte hinein. Drängt sich ein melancholischer Ton zu sehr auf, schickt er sofort ironische Brechungen nach. Er fürchtet den Bedeutungsverlust von Bildung. Im Italienischen bedeutet Tasso nicht nur den Namen eines nicht korrumpierbaren Dichters (Torquato T.), sondern auch Eibe und Dachs, »dort wo / den Tasso / sie nur mehr / eibe nennen / oder dachs / ohne blätter / ohne zettel / sing ich / ins leere«. Das tut er nicht. Reinhold Reiterer, Kleine Zeitung
25Frühjahr ’07 |
EUROPA ERLESEN – LITERATURSCHAUPLATZ GERHARD KOFLER
Trilogie neu antik / Trilogia nuova anticaDeutsch-Italienisch
132 Seiten, gebunden, bedruckter Vor- und Nachsatz,Lesebändchen, Prägedruck
EUR 12,95/sfr 22,80
ISBN-10 3-85129-620-6ISBN-13 978-3-85129-620-4
EAN 9783851296204
Zum Buch
konzentriert / in der peripherie / jongleur / der ernsten / dinge / wirst du / gehen in dem / was bleibt
Als mein Mann im August 2005 erkrankte, hatte er erst einige wenige Gedichte der vorliegenden Sammlung aus seinen handgeschriebenen Arbeitsbüchern in den Computer übertragen.
Es lag ihm sehr viel daran, diesen Gedichtband fer-tigzustellen. Anfang September, als er das Krankenhaus vorübergehend verlassen konnte, begann ich die noch fehlenden Gedichte für ihn abzutippen. Viel länger als eine Stunde pro Tag konnte er sich nicht auf die Arbeit konzent-rieren. Aber es waren für uns die schönsten, intensivsten Stunden des Tages. Wir waren ganz auf die Arbeit und aufeinander konzentriert, konnten die Krankheit und die Bedrohung für kurze Zeit ausblenden, fanden einen Augenblick der Ruhe und Sammlung. Es waren Momente großer Nähe.
Ende Oktober musste Gerhard wieder ins Krankenhaus. Seiner einfühlsamen, engagierten Ärztin verdanken wir, dass er ein Einzelzimmer bekam, in das man ein zweites Bett für mich stellte. Ich konnte also Tag und Nacht bei ihm sein. In diesem Zimmer setzten wir die Arbeit fort. Da Gerhard schon sehr geschwächt war, tippte ich die Texte zunächst ohne seine Hilfe ab und las sie ihm erst später vor, zuletzt bloß die Stellen, die schwer zu entziff ern waren. So konnte ich mehrere Stunden täglich schreiben und auch das Taccuino su Nuova York a distanza fertigstellen, eine Art Tagebuch in poetischer Prosa, das in der Übersetzung von Leopold Federmair 2007 erscheinen soll. Wenige Tage vor Gerhards Tod begann ich mit dem Korrek-turlesen. Wir konnten noch alle Änderungen miteinander besprechen. Noch am Vormittag des 1. November, dem Tag, bevor er starb, diktierte er mir letzte Verbesserungen. Da war er schon sehr kurzatmig und konnte kaum sprechen.
Gerhard arbeitete also bis zuletzt. Dadurch stellte er der Krankheit etwas entgegen. Er wollte sich nicht als Patient defi nieren lassen. Er wollte den Augenblick leben – selbst unter diesen äußersten Umständen.
Hannelore Kofl er, Mai 2006
26 | Frühjahr ’07
Ihren Grundstein legte Magdalena Pleiweis, Schwester Felicita Kalinšek machte sie berühmt, Schwester Vendelina IIc machte sie millenniumstauglich:
Die slowenische Köchin erschien erstmals im Jahr 1868, heute wird die 28. überarbeitete und ergänzte Ausgabe vertrieben. Kein anderes Handbuch im slowenischen Raum kann auf anderthalb Jahrhunderte bewegte und bewegende Geschichte zurückblicken, und doch ist es (trotz aller Wechselfälle, Zeitläufte und der veränderten Lebensumstände) noch immer lebendiger Bestandteil unseres Alltags.
Magdalena Pleisweis, geborene Knaff el (Rosegg, 21. 6. 1815 – Ljubljana, 20. 6. 1890), war nicht nur die Urheberin des ersten slowenischen Kochbuches im eigentlichen Sinne des Wortes, des meistverkauften slowenischen Buches aller Zeiten obendrein, sondern, weil ihr Werk zunächst im Selbstverlag erschien, auch die erste slowenische Verlegerin.
Die Ordensschwester Felicita Terezija Kalinšek (Podgrad bei Kamniku, 5. 9. 1865 – Ljubljana, 21. 9. 1937) arbeitete seit 1912, ab der sechsten Aufl age, an der Vervollkommnung des Kochbuches. Die Beschreibungen wurden ausführlicher und detaillierter, sie erklärte kulinarische Fachbegriff e und erstellte Serviervorschläge. In der achten Aufl age 1935 etwa kam ein umfangreiches Pilzkapitel hinzu. Bis zur siebenten Aufl age wurde Magdalena Pleiweis als Autorin genannt, Kalinšek nur als Bearbeiterin geführt. Erst die achte Aufl age erschien unter ihrem alleinigen Namen.
Die Ordensschwester Izabela Regina Gosak (Žiče, 29. 11. 1868 – Ljubljana, 9. 12. 1976) sah sich vor der delikaten Aufgabe, das Kochbuch dem Geist des Sozialismus anzupassen. So mussten fortan »Fastenspeisen« als »fl eischlose« fi rmieren. Aber sie erweiterte auch das lukullische Einzugsgebiet. Entlegenere slowenische Landschaften wie das Übermurgebiet und das Küstenland kamen endlich zu ihrem kulinarischen Recht. Selbst die Balkanküche hielt Einzug in Slowenien. Auch diese Adaption wurde achtmal aufgelegt.
Schließlich war es eine weitere Ordensschwester, Vendelina Marija Ilc (Dolenji Lazi, 1916 – 2003, Ljubljana), die sich seit 1976 einer Grunderneuerung dieses Standardwerkes widmete, das in neuer Gestalt und mit zeitgemäßem Gehalt als 18. Aufl age 1994 erscheinen konnte. Seit 1999 trägt es stolz den Titel Die große slowenische Köchin und erscheint seither unter den Namen aller drei Hauptautorinnen.
PressestimmeDie Eröff nungsfeierlichkeit wurde mit der Vorstellung des Reprints des »am besten verkauften slowenischen Buches«, näm-lich des im Jahre 1868 erschienenen und von der Kärntner Slowenin Magdalena Pleiweis verfassten Kochbuches Slovenska kuharica (Die slowenische Köchin), das im Laufe von fast 140 Jahren insgesamt 28 – auch stark erweiterte – Ausgaben erlebte, umrahmt. Das Buch wurde mit Hilfe der Zveza Bank vom Klagenfurter Wieser Verlag nachgedruckt. Den Gästen der Eröff nungsfeier wurden Speisen serviert, die nach Rezepten der Frau Pleiweis, die mit einem Bankdirektor verheiratet war, zubereitet wurden.APA, Ljubljana
MAGDALENA PLEIWEIS
Slovenska kuharica ali Navod okusno kuhati navadna in imenitna jedila. NarekovalaMagdalena Pleiweis-ova rojena Knafelj-nova. Pisala Neža Lésar-jeva.V Ljubljani 1868.Založila in izdala Magdalena Pleiweis-ova.EUR 34,00/sfr 54,00
ISBN-10 3-85129-651-6ISBN-13 978-3-85129-651-8EAN 9783851296518
Ihren Grundstein legte Magdalena Pleiweis, Schwester Felicita Kalinšek machte sie berühmt, Schwester Vendelina IIc machte sie millenniumstauglich:
Die slowenische Köchin
Reprint der ersten slowenischen Ausgabe aus dem Jahre 1868
27Frühjahr ’07 |
Fabjan Hafner, geboren 1966 in Klagenfurt. Studium der Slowenistik und Deutschen Philologie in Graz und Klagenfurt, Diplomarbeit über Gustav Januš, Dissertation über Peter Handke. Akademische Fachkraft am Robert-Musil-Institut für Literaturforschung der Alpen-Adria-Uni-versität Klagenfurt, Lektor am Institut für theoretische und angewandte Translatologie der Karl-Franzens-Universität Graz. Autor in beiden Kärntner Landessprachen (vier Ge-dichtbände), Übersetzer aus dem Slowenischen (25 Bücher, zwei abendfüllende Dramen). Zahlreiche Auszeichnungen als Autor, Übersetzer und Wissenschaftler. Lebt in Feistritz im Rosental.
EUROPA LEBEN / EUROPO ŽIVETI
FABJAN HAFNER UND LOJZE WIESER (HG.)Slovenska kuharica / Die slowenische Köchin
Slowenisch-Deutsch78 Seiten, gebunden, bedruckter Vor- und Nachsatz,
LesebändchenEUR 9,90/sfr 17,70
ISBN-10 3-85129-648-6ISBN-13 978-3-85129-648-8
EAN 9783851296488
Zum BuchMagdalena Pleiweis entfaltet die Gerüche der slowenischen Küche, Fabjan Hafner und der Verleger selbst begleiten dieses in slowenischer Sprache erschienene Kochbuch aus dem Jahre 1868 in einem kleinen Band Europa leben, in wel-chem sie die Autorinnen des meistverkauften slowenischen Buches vorstellen und Rezeptkostproben anführen.
Lojze Wieser lebt als Verleger, Herausgeber und Autor in Klagenfurt/Celovec und legt den Schwerpunkt seines Programms auf ost- und südosteuropäische Literatur. Der Großteil obiger Beiträge ist im Band Die Zunge reicht weiter als die Hand (Czernin Verlag, 2004) enthalten; zuletzt erschienen: Wieser/Rinner (Hg.): Der Vielfalt verpflichtet. Europa im Gespräch, 2005; Perryman/Wie-ser (Hg.): Zwischen Fels und Nebel. Lyrik, Europa erlesen
28 | Frühjahr ’07
Als 1401 Johannes von Tepl den frühneuhochdeutschen Ackermann aus Böhmen geschaff en hatte, konnte niemand ahnen, wie wichtig dieses Werk für die sich gerade ent-wickelnde alttschechische Literatur sein würde. Um 1407 schrieb ein unbekannter böhmischer Gelehrter aus dem Um-
kreis des Johannes von Tepl das Streitgespräch Tkadleček, auch Streit des Liebhabers mit dem Unglück genannt. Dieses ist eines der wichtigsten Werke der tschechischen Literatur. Im Ackermann führen der Witwer und der personifi zierte Tod einen Streit über den Tod der Gattin, im Tkadleček der verlassene Liebhaber und das personifi zierte Unglück. Mit diesen beiden Werken beginnt sich sowohl in der deutschen wie auch in der tschechischen Literatur eine neue Prosa zu entwickeln. Der Tkadleček löste sich von seiner Vorlage. So entstand ein modernes Werk, das durch Zitate aus Th eologie und Philosophie, durch Weis-heiten, Anspielungen und dargestellte Lebenssituationen seine Zeit auf eindrucksvolle Weise beschreibt. Dieses Werk kann unsere Kenntnisse über die europäische Literatur des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit wesentlich erweitern.
Prag war in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ein europäischer Mittelpunkt für Literatur und Kunst. Wesentlich waren unter Karl IV. die Gründung der Prager Universität im Jahr 1348 und der Einfl uss des italienischen Frühhumanismus durch Francesco Petrarca, der auch am kaiserlichen Hofe wirkte. Dadurch wurde das Latein der Spätantike ein wesentlicher Faktor für die Entstehung der neuen Prosa in der deutschen und tschechischen Sprache des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit (Rhetorik, Philosophie). Die beiden Texte zeigen als erste diese Entwicklung und stehen daher am Anfang einer neuen literarischen Epoche. Ihre Bedeutung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Agáta Dinzl-Rybářová wurde 1973 in der ehemaligen Tschechoslowakei geboren. Nach dem Studium der Germanistik und Slawistik in Salzburg lehrte sie an der Karls-Universität in Prag, derzeit unterrichtet sie an der Universität Salzburg. Forschungsarbeiten zu deutschsprachig-slawischen Literaturbeziehungen, Schwerpunkt deutschsprachig-tschechische Litera-tur: Ackermann aus Böhmen und der alttschechische Tkadleček. Mitarbeit an Projekten wie Literatur in der Wiener Moderne oder Der Mönch von Salzburg.
Zum Buch
EUROPA ERLESEN – MITTELALTER
AGÁTA DINZL-RYBÁROVÁ (HG.)TkadlečekHerausgegeben und aus dem Alttschechischen übertragen von Agáta Dinzl-RybářováMit einem Vorwort von Jiří Grušaca. 400 Seiten, gebunden, bedruckter Vor- und Nachsatz,Lesebändchen, PrägedruckEUR 25,90/sfr 45,30
ISBN-10 3-85129-581-1ISBN-13 978-3-85129-581-8EAN 9783851295818
29Frühjahr ’07 |
Zum Buch
Oswald von Wolkenstein (1376/78–1445) gilt als der berühmteste deutschsprachige Lyriker des späten Mittelalters. Er ent-stammte der Südtiroler Adelsfamilie Vilanders und Wolkenstein und lebte ab 1417 mit seiner Gattin Margarethe von Schwangau auf der Burg Hauenstein am Schlern, die er nach heftigen Streitigkeiten, die ihn auch ins Gefängnis brachten, erkämpft hatte. 1411 hatte er für sich und zwei Knechte das Wohn- und Unterhaltsrecht im Kloster Neustift erworben und war seither auch in bezahlten Diensten des Bischofs von Brixen. Das Konstanzer Konzil (1414–1418) gab seinem Leben eine besondere Wende: Der dort anwesende König Sigmund nahm ihn am 14. Februar 1415 für 300 Gulden Jahressold in seine diplomatischen Dienste, was den streitbaren Haudegen bei seinen Auseinandersetzungen mit dem Landesherrn Herzog Friedrich stärkte. Er bereiste ganz Europa, wobei er die Ehrungen durch die Königinwitwe Margerita de Prades in Spanien und durch die Gemahlin Karls IV. von Frankreich in seinen Liedern als die Höhepunkte seines Lebens schildert. 1431 fi nden wir ihn auf dem Reichstag von Nürnberg, wo ihn der König in den von ihm gegründeten Drachenorden aufnahm. Mit dem Kanzler des Königs war er auch auf dem Konzil von Basel, denn damals wurde jedes Konzil zur Hälfte von weltlichen Adeligen beschickt. 1434 ernannte ihn der König zum Beschützer von Neustift, wo er nach seinem Tod am 2. August 1445 auch beigesetzt wurde.
Die 133 Gedichte Oswalds, großteils mit Melodien, also Lieder, umfassen alle Th emen der spätmittelalterlichen Lyrik, wobei in mehreren Texten der Einfl uss des Mönchs von Salzburg unverkennbar ist. So hat der Südtiroler auch geistliche Lieder geschrieben und sogar lateinische Sequenzen übersetzt, was schon deswegen nicht verwunderlich ist, weil er ja im Kloster Neustift bei Brixen die Liturgie und die Kirchenmusik kennen gelernt hat. Und man konnte ja nur in einem Kloster, in einer bischöfl ichen oder fürstlichen Kanzlei schreiben und lesen lernen. Berühmt ist Oswald aber durch seine autobiografi schen Lieder und durch seine Reiselieder geworden, die es vorher nicht gegeben hat. Die Selbststilisierung des »Ich Wolkenstein« ist einmalig. Die umfangreiche Liebeslyrik spannt den Bogen von den Tageliedern, herkömmlichen Liebesliedern bis zu den Liedern für seine »Gret«, Margarethe von Schwangau.
EUROPA ERLESEN – MITTELALTER
OSWALD VON WOLKENSTEIN
Sämtliche GedichteAus dem Mittelhochdeutschen ins Neuhochdeutsche
übertragen von Franz Viktor Spechtlerca. 300 Seiten, gebunden, bedruckter Vor- und Nachsatz,
Lesebändchen, PrägedruckEUR 12,95/sfr 22,80
ISBN-10 3-85129-670-2ISBN-13 9-783-85129-670-9
EAN 9783851296709
Franz Viktor Spechtler ist Universitätsprofessor am Fachbereich für Germanistik der Universität Salzburg und hat im Wieser Verlag mehrere Bände mit Übersetzungen veröff entlicht:Ulrich von Liechtenstein (2000), Walther von der Vogelweide (2003), Mönch von Salzburg (2004); ferner gemeinsam mit Barbara Maier: Ich – Ulrich von Liechtenstein. Literatur und Politik im Mittelalter (1999).
Leseprobe
Es war so weit, als ich zehn Jahre alt erst war
IEs war so weit, als ich zehn Jahre alt erst war,dass ich die Welt schon sehen wollt’, wie sie denn sei.Hilfl os und arm hab’ ich gehaust in manchem Landin Hitze, Kälte unter Christen, Orthodoxen, Heiden.Drei Pfennige im Beutel und ein Stücklein Brotnahm ich als Wegzehrung mir mit, als ich ins Elend lief.Durch falsche Freunde hab’ ich manchen Tropfen Blutvergossen seither – ich war nah’ dem Tode.
30 | Frühjahr ’07
Stimme zum BuchTh omas Brunnsteiner, geboren 1974 in Leoben, lebt in Finnland und bereichert unsere Literatur mit einer also auch bio-grafi sch begründeten exotischen Farbe. Seine Erzählungen oszillieren auf faszinierende Weise zwischen dokumentarischen bzw. ethnografi schen Elementen und reiner Fiktion. Das Fremde wird dabei nicht um seiner selbst willen mythologisiert oder idealisiert, sondern auf quasi journalistische, reportagenhafte Art als das Normale, als uns bereichernde andere Normalität vergegenständlicht. Ein Mitglied der Jury für das Literaturstipendium des Landes Steiermark
EUROPA ERLESEN – LITERATURSCHAUPLATZ
THOMAS BRUNNSTEINER
Bis ins EismeerZwölf Reportagen von den Einwohnern der
Welt zwischen Kaukasus und Polarkreisca. 256 Seiten, gebunden, bedruckter Vor- und Nachsatz,
Lesebändchen, PrägedruckEUR 12,95/sfr 22,80
ISBN-10 3-85129-660-5ISBN-13 978-3-85129-660-0
EAN 9783851296600
Zum Buch
»I geh jetzt weg. Bis ins Eismeer.« Mit diesem Schwur, getan von einem Halbwüchsigen in den Tiroler Bergen, beginnt die Geschichte des wahren Anton aus Tirol. Im Jahre 1931 zieht er aus, um »Lopp« zu werden auf immerdar. Und in der titelgebenden Geschichte begegnen wir dem bemerkens-werten Anton Neumeier, 93 Jahre alt, in den Weiten Lapp-lands. Doch noch viel weiter spannt sich der Bogen in den restlichen elf »Reportagen von den Einwohnern der Welt zwischen Kaukasus und Polarkreis«: von russischen Fischern im Eis der Fjorde Norwegens, die monatelang auf ihren Booten darben ohne Heuer und Arbeit, über den fi nnischen Juden Salomon Klass, dem die deutsche Wehrmacht das Eiserne Kreuz an die Brust heften wollte, bis zum Aserbaidschaner Kamran, der den allmählichen Untergang seines Landes am Kaspischen Meer schön fi ndet. An die nördlichen und östlichen Ränder Europas, an abseitige Orte und in die Küchen und Erinnerungen der Menschen zwischen Baku, Kirkenes und Sankt Petersburg verirrt sich der Leser gemeinsam mit dem Reporter. Und in den Gesprächen mit dem vermeintlich letzten Koltta-Samen am Inari-See, mit einem Fernfahrer aus Rügen oder einem illegalen Immigranten in Moskau spricht die Weisheit wie die Dummheit, vor allem aber die Unvorhersehbarkeit der Welt. Literarisch und subjektiv sind die Geschichten dieser Menschen erzählt, den gängigen Klischees dabei ganz leise widersprechend.
Thomas Brunnsteiner, gebo-ren 1974 in Leoben. Lebt seit fünf Jahren mit seiner Familie in Venejärvi, einem Dorf in Lapp-land, Finnland. Verheiratet, eine Tochter und zwei Söhne.Arbeitet als freier Journalist und Schriftsteller, veröff entli-cht Reportagen und Texte u. a. in der Neuen Zürcher Zeitung, Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung und der Presse.
31Frühjahr ’07 |
Zum BuchEuropa ist auf dem Weg, seine tiefen Furchen aus der Vergan-genheit zu überwinden. Europa zeigt sich gewillt, alte Trenn-linien, durch Kriege und »ethnische Säuberungen« entstanden, zu überwinden. Europa proklamiert, dass in der Vergangen-heit entstandenen Vorurteilen durch sachliche Aufarbeitung und wissenschaftliche Einschätzung der Boden entzogen werden soll. Die gemeinsame Zukunft soll nicht durch die getrennte Vergangenheit beeinträchtigt werden.
In diesem Sinne bemüht sich der Wieser Verlag mit der Herausgabe dieses Buches zur Armenierfrage auch einen an-deren türkischen Blick lesbar zu machen, um sie zur Diskus-sion zu stellen, nicht zuletzt auch von dem Wunsch getragen, dieses belastete und belastende Th ema zu enttabuisieren. Zu viele Tragödien basieren auf der ständigen Wiederholung alter Schuldzuweisungen, denen es gemeinsam ist, dass sie nicht die Zukunft des Kontinents und der Menschen im Auge haben. Es gibt keine Region, es gibt kein Land, das nicht von gewaltsamen Auseinandersetzungen und Grenzziehungen gezeichnet ist und wo nicht bis heute laut oder unterschwellig Abrechnungen vorgenommen werden.
Ich werde mich mit meinem Verlag weiterhin um Publikationsmöglichkeiten bemühen, damit diese überfällige Debatte erfolgt – auch dann, wenn ich dem Inhalt der von mir publizierten Bücher nicht oder nicht unbedingt zustimmen oder mit ihm nicht konform gehen sollte, solange es Texte und Abhandlungen sind, die von dem Wunsch getragen werden, zum Aufeinander-zugehen der Menschen beizutragen, und die Menschen nicht noch mehr auseinandertreiben. Als Verleger bin ich kein Zensor.
Es kommt auch nicht auf das gebetsmühlenartige Wiederholen, welches Unglück in der Vergangenheit den Menschen zugefügt wurde, an. Dies zu ändern ist uns durch das Faktische der Vergangenheit genommen; es ist geschehen, mit allen seinen Ungerechtigkeiten und Katastrophen, und dafür bezahlen wir noch heute. Meine Funktion als Verleger sehe ich darin, den zaghaften Versuch zu unternehmen, das Aufeinanderzugehen zu gestalten. Wir sind nicht nur dazu da, die Geschichte zu interpretieren, sondern aus ihr Wege abzuleiten, die Welt zu ändern, und Bedingungen zu schaff en, damit die Menschen sich verstehen, sich achten und miteinander friedlich umgehen und zukünftigen Kriegen, »ethnischen Säuberungen« und Vernichtungen in Konzentrationslagern der Boden entzogen wird.
Dazu beizutragen wird auch weiterhin mein Interesse sein, um mich nicht mitschuldig zu machen: nicht als Akteur der Vernichtung, nicht als Mitläufer und schon gar nicht als Befehlsempfänger, der nur seine vermeintliche Pfl icht getan hat. Eine beschämendere Bankrotterklärung als diese gibt es nicht, und sie ist meine Sache nicht. Darum wage ich mich auch an Th emen, die vielleicht jahrzehntelang tabuisiert, einseitig, sektiererisch oder apologetisch abgehandelt wurden.
Denn, wie die Beduinen sagen: »Vor mir geht die Vergangenheit, hinter mir die Zukunft.« In diesem Sinne wünsche ich diesem Buch, dass es zu einer off enen und ehrlichen Debatte beiträgt.
Lojze Wieser
von gewaltsamen Auseinandersetzungen und Grenzziehungen gezeichnet ist und wo nicht bis heute laut oder unterschwellig
YUSUF HALAÇOGLU
Die ArmenierfrageAus dem Englischen von İnanç Atılgan
134 Seiten, englische BroschurEUR 19,80/sfr 33,60
ISBN-10 3-85129-535-8ISBN-13 978-3-85129-535-1
EAN 9783851295351
Univ.-Prof. Dr. Yusuf Halaçoğlu ist ein Historiker, der in der internationalen Fachwelt eine außerordentliche Anerkennung genießt. Er behandelte u. a. Th emen wie die Siedlungspolitik innerhalb des Osmanischen Reiches oder die sozialen, öko-nomischen und demografi schen Eigenschaften einiger osmanischer Städte in Südosteuropa. 1898–1992 war er General-direktor des Osmanischen Archivs des Staatsarchivs der Republik Türkei; seit September 1993 Präsident der Türkischen Historischen Gesellschaft, die weltweit als wichtigste akademische Forschungsstätte für die türkische Geschichte gilt.
32 | Frühjahr ’07
Aus dem InhaltChristoph Leitl, Präsident der WKOÖsterreich-Türkei: langjährige WirtschaftspartnerRifat Hisarcıklıoğlu, Präsident der TOBBTürkische Wirtschaftswelt und ÖsterreichTahsin Kesici, Rektor der TOBB ETÜSich auf das neue Jahrhundert vorbereitenManfred Pittioni, Universität Wien Institut für Sozial- und WirtschaftsgeschichteÖsterreichisch-osmanische WirtschaftsbeziehungenRichard Bandera, Handelsdelegierter der WKO in der Türkei/AnkaraTürkei: Vom Handels- zum InvestitionspartnerEine Bestandsaufnahme aus österreichischer SichtÖmer Berki, Türkische AußenhandelsstiftungWirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischenÖsterreich und der Türkei in der Periode der Republik(1923 und danach). Analyse des heutigen ZustandesAhu Geniş-Gruber, TOBB ETÜ – Institut für BetriebwissenschaftBestandsaufnahme der ausländischen Direktinvestitionen zwischen der Türkei und Österreichİnanç Atılgan, TOBB ETÜ – Institut für GeschichtePatent zur Gründung der »Kayserlich priviligirten OrientalischenCompagnie« vom 27. Mai 1719
Zum Buch
Der vorliegende Band ist ein Nachschlagewerk über die Grundlinien der österreichisch-türkischen Wirtschafts-beziehungen.
Die zweisprachige Beitragssammlung von Fachleuten soll gleichzeitig als erster Band den Anfang einer Schriften-reihe zu den türkischen bilateralen Wirtschaftsbeziehungen bilden. Sie setzt sich zum Ziel, die wirtschaftlichen Bezie-hungen Österreichs und der Türkei in ihren historischen Grenzen und ihrer momentanen Stellung als EU-Mitglied bzw. Beitrittskandidat zu bearbeiten und eine diesbezüg-liche Bestandsaufnahme zu ermöglichen. Damit gelingt es erstmals, bilaterale Wirtschaftsbeziehungen in einer Mono-grafi e zu präsentieren.
Die Bestandsaufnahme wird mittels eines einfachen, in-terdisziplinären Konzeptes realisiert: Neben einer historischen Abhandlung der Grundlinien der Wirtschaftsbeziehungen der beiden Länder kommen Beiträge von Wissenschaft-lerInnen und den jeweiligen bilateralen Handelsdelegierten zur Sprache. Die direkte Unterstützung der Präsidenten der beiden Wirtschaftskammern schaff t eine solide Basis für die Vervollständigung der Schriftenreihe, für die der vorliegende Band als Muster dient.
Als Orte der Forschung und Lehre dienen Universitäten als Bindeglied zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Ge-wiss schaff t die Wirtschaft die materiellen Voraussetzungen, unter denen die Wissenschaft gedeihen kann. Es handelt sich bei diesem Sammelband also um eine gegenseitige Unter-stützung von großer Bedeutung.
Der vorliegende Band wird in Zusammenarbeit mit der Universität von Ankara und dem Institut für Geschichte vom Wieser Verlag und dem Verlag Grafi ker ltd. herausgegeben.
Ass.-Prof. Dr. İnanç Atılgan
INANÇ ATILGAN (HG.)Österreichisch-türkische WirtschaftsbeziehungenEine BestandsaufnahmeTürkisch-Deutsch 280 Seiten, gebundenin Zusammenarbeit mit dem Verlag Grafi ker ltd., AnkaraEUR 18,80/sfr 33,20
ISBN-10 3-85129-649-4ISBN-13 978-3-85129-649-5EAN 97831296495
33Frühjahr ’07 |
KERSTIN TOMENENDAL
Das Türkenbild in Österreich-Ungarn während des Ersten Weltkriegs im Spiegel
der Kriegspostkarten500 Seiten, gebunden
EUR 24,80/sfr 41,60
ISBN-10 3-85129-666-4ISBN-13 978-3-85129-666-2
EAN 9783851296662
Zum Buch
Kerstin Tomenendals beabsichtigt anhand von 472 Kriegs-postkarten das Türkenbild der Donaumonarchie auf die-sem Propagandamedium während der Kriegsjahre 1914 bis 1918 zu dokumentieren. Um zu einer schlüssigen Analyse zu gelangen, muss man sich im Klaren darüber sein, dass das Bild, das man sich über eine Nation macht, aus vielschich-tigen Komponenten besteht, die sich außerdem im Bereich ihres politischen kontextuellen Zusammenhanges situations-bedingt präsentieren und ausrichten.Eine ganz wichtige Voraussetzung für diese Arbeit ist das Einfühlen in den Komplex des damaligen Denkens im Kontext eines Kriegsalltages, der sich wesentlich von einem normalen Alltag unterscheidet, der die alltäglichen Wieder-holungen, regelmäßigen Aktionen, Interaktionen und Re-aktionen im gemeinsamen Lebensraume beinhalten sollte. Es muss verständlich werden, was für die damals lebenden Menschen bedeutsam war, was sie bewegte, was wichtig war und es vielleicht heute nicht mehr ist, welche Symbole da-mals sofort Refl exe auslösten und vielleicht heute schon in ihrer Bedeutung nicht mehr vorhanden sind. Auch stellt sich die Frage, was damals als Allgemeinwissen galt, was wieder-um vielleicht heute nicht mehr diesen Stellenwert einnimmt. In diesem Sinne sind insbesondere »kulturelle Codes« wie beispielsweise Spruchgut, Liedgut, Parolen, Metaphern, na-tionale Symbolfi guren und Tiersymbole zu berücksichtigen, die wegweisend sein können.
Kerstin Tomenendal, geboren 1970 in Baden bei Wien, lebt in Wien. Studium der Arabistik und Hispanistik. Erweiterungsstudium der Turkologie und Islamwissenschaften.Lebt und arbeitet als Autorin, Übersetzerin und Leiterin des Österreichisch-Türkischen Wissenschaftsforums. Verschiedene Preise und Stipendien – Kulturpreis der Stadt Baden; Bundesehrenzeichen der Republik Österreich, verliehen durch den Bundeskanzler. Veröff entlichung: Tarihi ve Etimolojik Türkiye Türkçesi Lugatı. Sprachgeschicht-liches und etymologisches Wörterbuch des Türkei-Türkischen, dessen erster Band (A–E) 2002 erschienen ist.
34 | Frühjahr ’07
DER GROSSE PREIS FÜR OSTEUROPÄISCHE LITERATUR ZUM ERSTEN MAL VERLIEHEN
500 gesichtete Titel aus 10 Ländern20 Nominierungen 10 Preisträger
Die international prominent besetzte Jury für den Großen Preis für Osteuropäische Literatur hat in ihrer Sitzung am 26. Juni 2006 unter dem Vorsitz von Jiří Gruša, dem Präsidenten des internationalen P.E.N.-Clubs und Direktor der Diplomatischen Akademie in Wien, die Preisträger dieser erstmals verliehenen literarischen Auszeichnung ermittelt.Im Vorfeld haben nationalen Jurys die Produktion des Jahres 2005 und vereinzelt aus den vorhergehenden Jahren gesichtet und insgesamt gut 500 in Frage kommende Titel geprüft. Aus dieser Auswahl wurden der internationalen Jury 20 Publikationen für den Preis vorgeschlagen.Die erste Preisträgerin des Großen Preises für Osteuropäische Literatur ist die Bulgarin Theodora Dimova mit ihrem Roman Maitike / Die Mütter.Der zweite Platz geht ex aequo an den rumänischen Autor Florin Lăzărescu für seine Erzählung Trimisul nostru special / Unser Sonderberichterstatter sowie an die Tschechin Anna Zonová (erscheint im Herbst 2007) für ihren Roman Za trest a za odménu / Zur Strafe und zur Belohnung.Die drei Autoren wurden auf der Frankfurter Buchmesse der Öff entlichkeit vorgestellt. Im Frühjahr bzw. Herbst 2007 erscheinen die ausgezeichneten Texte zweisprachig in der EDITIONZWEI im Wieser Verlag.Der Weg zum gemeinsamen, größeren Europa ist nicht nur ein politischer und wirtschaftlicher Prozess, er ist vor allem gekennzeichnet durch den kulturellen Dialog.Der Große Preis für Osteuropäische Literatur wird alle zwei Jahre von der Bank Austria Creditanstalt, Kultur-Kontakt Austria und dem Wieser Verlag verliehen.
Bisher in der EDITIONZWEI erschienen
35Frühjahr ’07 |
THEODORA DIMOVA
Maitike / Die MütterRoman
Bulgarisch-DeutschAus dem Bulgarischen von
Alexander Sitzmannca. 130 Seiten, gebunden
EUR 14,80/sfr 25,80
ISBN-10 3-85129-662-1ISBN-13 978-3-85129-662-4
EAN 9783851296624
Aus dem BuchUnd bist du jemals glücklich gewesen, Mama, hatte sie sie einmal gefragt, und Christina hatte wirklich gelacht, und in ihren Augen war sogar ein schelmischer Glanz aufgetaucht – ja, als ich ein Kind war – ich sammelte für mein Leben gern Marienkäfer in einer Streichholzschachtel – ich vergrub mich gerne im Grün der Sträucher – dort herrscht eine andere Stille – die Stille der Sträu-cher – man hört ganz verschiedene Geräusche, das Summen von Fliegen und Bienen, das Vorbeifl iegen eines Käfers, das Flattern eines Spatzen in den Blättern – ich war sehr klein und stand mit nach oben gerecktem Gesicht da – und das Grün und das Blau des Himmels vermischten sich, und ich sah einen Marienkäfer und nahm ihn auf meinen Finger, er hinterließ hinter sich eine gelbliche Flüssigkeit, die nach Erde roch, nach Gras, nach Wald, und dann legte ich den Marienkäfer vorsichtig in die Streichholzschachtel, und ja, dann war ich glücklich. Liebst du mich, Mama?Und hast du Vater geliebt?Nein, natürlich nicht.
EDITIONZWEI
Theodora Dimova, geboren 1960 in Sofi a, Bulgarien. MA der Universität Sofi a in English. Arbeitet in der Abteilung für Schauspiel im nationalen bulgarischen Radio.Aufgeführte Stücke: Die Unschuldigen (Bühnenversion des Romans Die Mütter), Schlangenmilch, Die Hexe, Ohne Haut, Der Stopper …
AUS EINEM GESPRÄCH MIT DER PREISTRÄGERIN THEODORA DIMOVA
Ihr Text »Die Mütter« handelt von der Mutter-Kind-Beziehung. Wie haben Sie das Thema gefunden?Dimova: Die Geschichte basiert auf einem Mordfall, der sich 2004 zugetragen hat. In Plovdiv haben zwei vierzehnjährige Mädchen ihre Mitschülerin getötet. Die Zeitungen waren voll damit und mit Geschichten von Gewalt von Kindern. Wie kommt es, dass Kinder so gewaltsam werden? Die beiden Vierzehnjährigen kamen nicht aus zerrüttetem Umfeld. Ihre Familien waren ziemlich normal, nicht arm, nicht reich.Was ist der Grund für die Gewalttätigkeit?Dimova: Nun, es hat mit der Zeit des Übergangs in Bulgarien zu tun. Das waren die Jahre zwischen dem Fall des Kommunismus und dem Entstehen der Demokratie. Es war eine harte Zeit, die Not war groß. Eltern waren mit Demonstrationen, Arbeitslosigkeit, Armut und Emigration beschäftigt. Kinder brauchen aber einen Kokon aus Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit, um gesund aufzuwachsen. Und das haben sie nicht bekommen. Die Eltern waren zu beschäftigt, ihr Leben zu bewältigen.Der Roman beschreibt sieben Kinder und die Beziehung zu ihren Müttern. Am Ende töten sie ihre Lieblings-lehrerin. Zwar sind die Kinder die Mörder, in Wirklichkeit ist es aber die Gesellschaft. Die Mütter sind Symbol für die bulgarische Gesellschaft und den Zusammenbruch der Werte. Und die Lehrerin symbolisiert einen Engel.Glauben Sie an Engel?Dimova (zögert): Ja. Jeder hat einen Schutzengel. Und Literatur ist eigentlich die Verbindung zwischen Erde und Himmel.(BANK EXKLUSIV 6/2006, Magazin für Kunden der BA-CA)
36 | Frühjahr ’07
Florin Lăzărescu, geboren 1974 in Doroscani, Iaşi, Rumänien. B. A. der Alexandru-Ioan-Cuza-Universität, Iaşi. Arbeitet als Lehrer beim ProHelvetia, ArtistNe(s)t Project.Bücher: Unser Sonderberichterstatter (Erzählung, 2005), Sechs Arten, sich ein Pferd zu erinnern (Kurzgeschichten, 2003), Was man über Panda-bären sagt (Roman), Die Nester des Mistelzweigs (Kurzgeschichten, 2000).
Aus dem BuchDas erste Hindernis, auf das sie auf dem Wasser traff en, war ein Baum. An seinen riesigen Ästen hingen Teppiche und verschiedene Kleidungsstücke, die zum Trocknen aufgehängt waren. Am Baum entdeckten sie auch ein Opfer der Über-schwemmung, das mit dem Hintern auf einem Ast saß, Hände und Kopf hingen nach unten, ins Wasser. Ein regungsloser Mann. Er schien tot zu sein. Als das Boot nahe genug gekom-men war, bewegte sich eine Hand des Opfers, zum Gruße.»Tag, liebe Leute«, rief der Mann.
FLORIN LAZARESCU
Trimisul nostru special / Unser Sonderberichterstatter
ErzählungRumänisch-Deutsch
Aus dem Rumänischen von Aranca Munteanuca. 140 Seiten, gebunden
EUR 14,80/sfr 25,80
ISBN-10 3-85129-663-XISBN-13 978-3-85129-663-1
EAN 9783851296631
DER VERLEGER ÜBER LITERATUR AUS DEM EUROPÄISCHEN OSTEN
Unterscheidet sich Literatur aus den ehemaligen Ostblockländern von jener im Rest Europas?Wieser: Ja, schon dadurch, dass man sie in der Regel nicht kennt, und weiters dadurch, dass man ihr mit einer gewissen Distanz begegnet ist. Man hat sie nur wahrgenommen, wenn es politische Verfolgungen gab oder in Anfangszeiten eines Krieges.Sie unterscheidet sich aber auch dadurch – und hier von der ästhetischen Seite betrachtet – , dass sie ebenfalls erzählende Kunst bester Güte ist, poetisch und bilderreich, nicht zuletzt imstande, die kulturelle und sprach-liche Verwobenheit, die unterschiedliche Begrifflichkeit und Tonalität des Raumes in einem Text miteinander zu verweben.Sind die Themen in der Literatur Osteuropas andere?Wieser: Je nach Zeit, je nach Autor oder Autorin. Oft sind sie der Zeit voraus, so wie Gellu Naum in Rumänien oder der schon fast wieder vergessene Schwejk in Tschechien, der Tantadruj eines Kosmac und die konstruktivistischen Gedichte eines Kosovel in Slowenien.Oft ist Literatur aus Osteuropa zeitgleich und doch wieder einnehmend anders. Nicht zuletzt sind Fragen, die bei uns in erzählerischer Form nicht mehr aufgegriffen werden, ein Thema, wie das Mutter-Kind-Bild bei der Preisträgerin des Großen Preises für osteuropäische Literatur Theodora Dimova.Auch hat die Erzählsicht einen besonderen Reiz, da in ihr die Situation und das Auftreten gesellschaftlicher und menschlicher Widersprüche individuell, oft ironisch und auch traurig, verarbeitet werden.(BANK EXKLUSIV 6/2006, Magazin für Kunden der BA-CA)
EDITIONZWEI
37Frühjahr ’07 |
BERTL MÜTTER
muetters muellerinCD-Buch ARBE 13, 2006
Bertl Mütter: Posaune, NachKompositionEUR 25,00/sfr 41,90
ISBN-10 3-85129-640-0ISBN-13 978-3-85129-640-2
EAN 9783851296402
Bertl Mütter, geboren 1965, der große österreichische Posaunen-individualist, lebt als freischaff ender Musiker und Komponist in Wien. Mit seiner Posaune vermag er faszinierende Geschichten zu erzählen, denn: Worüber ich nicht sprechen kann, davon muss ich spielen – und umgekehrt. Er hat sich, unmerklich, das verbale Erzählen zu seiner künstlerischen Arbeit gesellt, und auch die Texte seiner CDs stellen mittlerweile einen immer wichtigeren Anteil an seinem Gesamtkunstwerk dar.
Zum CD-Buch
»Ich stelle mir vor, dass der Jäger, der dem armen Müller die eingebildete Geliebte ausspannte und ihn so in den Tod trieb, auch damals, im September 1966, Fritz Wunderlich in dessen Jagdhaus aufl auerte und somit auf dem Gewissen hat. Welchen Namen hat der Jäger? Sollte man beim Jäger Grac-chus nachforschen?« In muetters muellerin pickt sich Bertl Mütter Elemente und Parameter des verehrten Originals heraus, zitiert über Strecken sogar wörtlich, man meint, das Bächlein rauschen zu hören; unvermittelt schleicht sich ein irritierender Klang ein, als läge sich eine kalte Hand aufs Herz. Aus dieser Einsamkeit sprießt wiederum eine beglückende Wärme, wie sie die von Bertl Mütter geblasene Posaune eben zu verströmen in der Lage ist. Dieses CD-Buch umfasst ein Journal und den Essay Über den Hals oder Wie in einem Luftkurort sich das Schicksal des Jägers erfüllte von Bertl Mütter, weiters eine Betrach-tung von Otto Brusatti sowie einen Brief von Gert Jonke.
BERTL MÜTTER
parlando CD ARBE 12, 2004ISBN-10 3-85129-641-9ISBN-13 978-3-85129-641-9EAN 9783851296419
BERTL MÜTTER
grenzkæmpfe CD ARBE 2, 1993ISBN-10 3-85129-643-5ISBN-13 978-3-85129-643-3EAN 9783851296433
BERTL MÜTTER
schubert:winterreise:muetter CD ARBE 9, 2001ISBN-10 3-85129-642-7ISBN-13 978-3-85129-642-6EAN 9783851296426
38 | Frühjahr ’07
Mit Reprografi en vonMartina Aigner, Christine de Pauli-Bärenthaler, Olimpia Bassi, Rudi Benétik, Dare Birsa, Brigitte Brand, Martina Braun, Teodolinda Caorlin, Caroline, Metka Erzar, Jelka Flis, Pope Galli, Alessandro Gamba, Gerhard Gepp, Milan Golob, Eva Heimer, Fulvio Juričić, Richard Kaplenig, Angelika Kaufmann, Paolo Cervi Kervischer, Anka Luger, Maria Morganti, Suzan-ne Kiraly-Moss, Gerhild Tschachler-Nagy, Paolo Patelli, Beppo Pliem, Vojko Pogačar, Luka Popić, Arno Popotnig, Sarah Seidmann, Brane Sever, Majda Skrinar, Daniele Slapota, Mojca Smerdu, Rudi Stanzel, Claudia Steiner, Johann Julian Taupe, Lara Ušić, Giorgio Valvassori, Jana Vizjak, Petar Waldegg, Rudolf Weisgrab, Linda Wolfsgruber, Wanda Casaril-Zamicheli, Eef Zipper, Mojca Zlokarnik, Carmelo Zotti, Zdenka Žido.
Mit Gedichten vonAleš Debeljak, Sabine Gruber, Slavko Grum, Fabjan Hafner, Maximilian Hendler, Rupert Henning, Marie-Th érèse Kerschbaumer, Gerhard Kofl er, Srečko Kosovel, Tone Kuntner, Cvetka Lipuš, Slavko Mihelič, Erich Prunč, Jana Putrle Srdić, Tomaž Šalamun, Maja Vidmar, Dane Zajc, Uroš Zupan u. a.
EINE SAMMLUNG
Internationales Malersymposium Casino Velden
Kunstwerke von 1998 bis 2005 aus Österreich, Italien, Slowenien, Kroatien
Herausgegeben von Martina Braun, Othmar Resch und Lojze Wieser
48 Reprografi en korrespondieren mit 48 Gedichten von Autorinnen und Autoren
Die Gedichte im jeweiligen Original und ins Deutsche übertragenca. 240 Seiten, Kunstmappe
Format 24,5 x 34,5 cmEUR 34,00/sfr 54,00
ISBN-10 3-85129-665-6ISBN-13 3-85129-665-5
EAN 9783851296655
Zur Kunstmappe
In den Jahren 1998 bis 2005 hat das Casino Velden inter-nationale Malersymposien mit Teilnehmern aus dem Alpen-Adria-Raum durchgeführt. Die Künstler wurden von der Kuratorin Mag. Martina Braun ausgesucht und eingeladen. Darüber hinaus lagen das Konzept, die Umsetzung und Betreuung in ihren Händen.
Ein fantastischer Raum mit großen versenkbaren Glasscheiben, über der Veldener Bucht, hauchdünn durch Glas vom Spielsaal des Casinos getrennt, wurde in ein großes Atelier für jeweils sechs Künstler verwandelt. In diesem Spannungsfeld zwischen der leichten Muse der Unterhaltung und des Spiels und der frühherbstlichen Ruhe des Wörthersees wurden groß-artige Kunstwerke – Bilder und Skulpturen – geschaff en.
Das Atelier war während der Betriebszeit des Casinos geöff net und stand allen Gästen zum Diskutieren und Über-die-Schulter-Schauen bei den Künstlern zur Verfügung.
Mit Eröff nung durch eine Persönlichkeit des öff entlichen Lebens – Dr. Wolfgang Petritsch, Prof. Dr. Gerda Fröhlich, Dr. Günther Ziesel, Prof. Lojze Wieser, Intendant Michael Weger, Dipl.-Ing. Ivo Vajgl, Dr. Michael Ley – und einer Finissage wurden kulturelle Höhepunkte gesetzt. Am Ende der Woche wurde durch das Casino von jedem Teilnehmer ein Werk angekauft. Eine Sammlung ist im gesamten Casinogebäude im Original präsent und ist in diesem Katalog dargestellt.
39
NORBERT SILBERBAUER
Was steuert die Ameisen?Eine WeihnachtsgeschichteISBN-10 3-85129-623-0ISBN-13 978-3-85129-623-5
WOLFGANG KOCH
Das Glück des JánosRomanISBN-10 3-85129-635-4ISBN-13 978-3-85129-635-8
ADAM ZIELINSKI
An der WeichselRomanISBN-10 3-85129-632-XISBN-13 978-3-85129-632-7
GÜNTHER FREITAG
Piazza. Trieste.RomanISBN-10 3-85129-604-4ISBN-13 978-3-85129-604-4
HARALD SCHWINGER
Das dritte MoorRomanISBN-10 3-85129-579-XISBN-13 978-3-85129-579-5
CVETKA LIPUŠ
Beugung der Gnade / Spregatev milostiGedichte/PesmiISBN-10 3-85129-624-9ISBN-13 978-3-85129-624-2
ERIK PRUNC
Still-LebenTihožitjaGedichte/PesmiISBN-10 3-85129-622-2ISBN-13 978-3-85129-622-8
EE GEORGIEN
ISBN-10 3-85129-603-6ISBN-13 978-3-85129-603-7
EE NEW YORK
ISBN-10 3-85129-629-XISBN-13 978-3-85129-629-7
EE KLAGENFURT/CELOVEC
ISBN-10 3-85129-564-1ISBN-13 978-3-85129-564-1
EE ZWISCHEN FELS UND NEBEL
ISBN-10 3-85129-628-1ISBN-13 978-3-85129-628-0
EE BASEL
ISBN-10 3-85129-612-5 (Wieser Verlag)ISBN-13 978-3-85129-612-9 (Wieser Verlag)ISBN-10 3-7965-2221-1 (Schwabe Verlag)ISBN-13 978-3-7965-2221-5 (Schwabe Verlag)
EE MEERWÄRTS
ISBN-10 3-85129-578-1ISBN-13 978-3-85129-578-8
EE BELFAST
ISBN-10 3-85129-626-5ISBN-13 978-3-85129-626-6
EE KVARNER
ISBN-10 3-85129-627-3ISBN-13 978-3-85129-627-3
EE CD-HÖRBUCH
Lojze Wieser liest Texte aus der ReiheEuropa erlesen: Senza confi ni / Brez meja / Ohne Grenzen,Kärnten, Friaul, Ljubljana
ISBN-10 3-85129-638-9ISBN-13 978-3-85129-638-9
OE JEMEN
ISBN-10 3-85129-625-7ISBN-13 978-3-85129-625-9
ANDREAS P. PITTLER
Das Dokument. Drakes allererster FallRomanISBN-10 3-85129-621-4ISBN-13 978-3-85129-621-1
TATORT INTERNET
Kärntner Krimipreis 2006ISBN-10 3-85129-636-2ISBN-13 978-3-85129-636-5
FRIED NIELSEN
Wind, der weht. Georgien im WandelReportageISBN-10 3-85129-611-7ISBN-13 978-3-85129-611-2
WGEO SLOWENIEN
von Dušan Nečak und Božo RepeMit einer chronologischen Übersicht von Darja KerecISBN-10 3-85129-440-8ISBN-13 978-3-85129-440-8
PEACE CONNECTION MOSTAR 3000Projektbericht – Project report – Projektni izvještajISBN-10 3-85129-637-0ISBN-13 978-3-85129-637-2
Rückblick Herbst 2006
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