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Werkstoffwoche 2015: Erstes Treffen des Industriebeirats zur Werkstoffwoche
Einleitung Am 5. Juni 2014 fand im Wissenschaftszentrum in Bonn das erste Treffen des Industriebeirats zur Werkstoffwoche auf Einladung des VDEh und der DGM statt. Der Industriebeirat zur Werkstoffwoche soll als ständiges Beratungsgremium die fachlichen Inhalte und die Veranstaltungsformate der Werkstoffwoche als Anwenderkonferenz mitgestalten. Dies geschieht in enger Abstimmung mit den Fachausschuss-‐ und Fortbildungsleitern von VDEh und DGM.
Im Zentrum des Treffens standen drei Fragen, die Rahmen eines World-‐Cafés mit den Industrievertretern diskutiert wurden.
1. Die Rolle der Industrie in der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik? 2. Bewertung des Outputs der deutschen Grundlagenforschung im Bereich der
Materialwissenschaft und Werkstofftechnik aus Sicht der Industrie? 3. Welchen Beitrag kann die Werkstoffwoche zur Stimulierung des Technologietransfers leisten
und wie sollte sie sich von einer klassischen wissenschaftlichen Tagung abheben?
Aus den Diskussionsergebnissen lassen sich wichtige Handlungsempfehlungen zur Werkstoffwoche ableiten. Der Industriebeirat hat nun sehr genau definiert, für welche Branchen, Unternehmen und Mitarbeiter eine Veranstaltung wie die Werkstoffwoche relevant sein sollte. Auch wurde sehr genau beschrieben, auf welche Weise die Werkstoffwoche die Ziele eines Unternehmens unterstützen muss, damit ein Mehrwert erkennbar wird.
Eine weitere wichtige Frage war, wie die Industrie von der öffentlich geförderten Forschung in Deutschland profitieren kann. Unisono wurde von allen Beteiligten bestätigt, dass viele Erkenntnisse der Grundlagenforschung nicht den Weg in die Industrie finden, da die Fachjournals im Industriealltag nicht gelesen werden, der Zugriff auf Journals nicht gegeben ist und bei zu kleiner Unternehmensgröße die Manpower fehlt. In diesem Zusammenhang wurde auch unterstrichen, dass aus Sicht der Industrie die wissenschaftliche Community meist nicht die richtige Sprache und Kommunikationskanäle zur Vermittlung neuer Forschungserkenntnisse nutzt. Die Werkstoffwoche könne sich als Innovationsplattform und Vernetzungsforum zwischen Wissenschaft und Industrie positionieren, um als Bindeglied zwischen Grundlagenforschung und Anwendung zu fungieren. Hierzu wünsche man sich insbesondere Symposien und Seminare zur Vertiefung spezieller
Werkstoffthemen sowie Übersichtsvorträge mit Innovationsimpulsen für zukünftige Werkstoffanwendungen. Auch eine Fachmesse als Vernetzungsplattforum sei aus Sicht der Industrie notwendig, um den Austausch zu fördern.
Das World-‐Café hat noch viele weitere Handlungsempfehlungen geliefert, die jetzt ins Konzept zur Werkstoffwoche einfließen werden. Als Kernaussage des ersten Treffens des Industriebeirats kann festgehalten werden, dass sich die Werkstoffwoche als Vernetzungsforum zwischen Grundlagenforschung und industriellen Anwendung positionieren sollte.
Ergebnisse des World Cafés Kunde oder Partner -‐ Die Rolle der Industrie in der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik In der ersten Diskussionsrunde des World Cafés sollte die Frage thematisiert werden, welche Rolle sich die Industrie im Innovationssystem Materialwissenschaft und Werkstofftechnik selbst zuschreibt. Dazu wurde der provokante Titel „Kunde oder Partner?“ gewählt. In den zehn moderierten Gruppen wurde parallel darüber diskutiert, welche Akteure aus der Industrie eine zentrale Rolle im Innovationssystem übernehmen. Dazu wurden die Branchen, die Struktur der Unternehmen und die betroffenen Individuen aus Sicht der Teilnehmer benannt.
Betroffene Branchen: Anders als in der chemischen Industrie oder der Automobilindustrie ist es im Fachgebiet Materialwissenschaft und Werkstofftechnik nicht so, dass ein offensichtlicher Zusammenhang zwischen Forschungscommunity und homogener Branche besteht. Das Fachgebiet Materialwissenschaft und Werkstofftechnik wirkt mit seinen Innovationen mittelbar und unmittelbar in viele Branchen und Industriezweige ein. Dies hat zur Folge, dass oft ein komplementärer Beitrag zu einer Vielzahl von Innovationen geleistet wird und die Material-‐ und Werkstoffforschung unverzichtbarer Bestandteil der Innovationsaktivitäten in den meisten wichtigen Branchen am Standort Deutschland ist. Das wurde auch in der Diskussion im Rahmen des World Café bestätigt. So waren sich die Teilnehmer weitgehend einig, dass die gute Wettbewerbsposition der deutschen Industrie ohne die Beiträge der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik nicht denkbar wäre. Insbesondere in den folgenden Branchen wird dieser Beitrag unmittelbar deutlich: Maschinenbau, Automobilindustrie, Medizintechnik, Luft-‐ und Raumfahrt, Bau-‐ und Chemiewesen, Stahlbau, Schienenverkehr, Schiffsbau, Energiesektor (konventionell wie auch regenerativ), Elektronik (insbesondere Mikroelektronik), Konsumgüterindustrie oder die Verpackungsindustrie. Bei dieser Betrachtung nicht zu vernachlässigen sind jedoch auch wichtige vorgelagerte Branchen, die ebenfalls eine große volkswirtschaftliche Bedeutung haben. Ein dichtes Netzwerk von Werkstoffentwicklern, Ingenieurdienstleistern, Firmen aus dem Bereich der Werkstoffprüfung und der Messtechnik, Leichtbau-‐, Halbzeug-‐ und Verbundwerkstoffherstellern schaffen erst die Grundlage für innovative Endprodukte, auch wenn dieser Beitrag in der öffentlichen Wahrnehmung weniger Aufmerksamkeit erhält. Zudem wird die Bedeutung des Fachgebietes deutlich, wenn wichtige Zukunftsmärkte wie das Recycling, Automatisierungs-‐ oder Produktionstechnik betrachtet werden.
Struktur der betroffenen Industrie: Ebenso heterogen, wie die Branchenzuordnung ist die Zusammenarbeit der Akteure in den betrachteten Branchen zu bewerten. Als besondere Stärke des Innovationssystems wird die fruchtbare, fachbezogene Zusammenarbeit über die Branchen hinweg angesehen. In der Diskussion wurde die besondere Bedeutung des sehr spezialisierten Mittelstandes und der vielen innovativen kleinen und mittelständischen Betriebe hervorgehoben. Als Schlüssel für den erfolgreichen Technologietransfer zwischen diesen heterogenen Innovationspartnern wird daher die Einbeziehung der gesamten Lieferkette – die durch die Komplexität der Leistungsbeziehungen eher als Netzwerk bezeichnet werden kann – dringend empfohlen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass allein aufgrund der Größe der Unternehmen und der Verfügbarkeit der innovativen Ressourcen,
auch die Anforderungen an einen Technologietransfer bei den Akteuren häufig völlig unterschiedlich sein können. Während ein Großunternehmen oft eine eigene leistungsfähige Forschungsabteilung vorhält, die in der Lage ist, die Werkstoffforschung in der Tiefe wie auch in der Breite abzudecken, ist dies für Mittelständler meist nur in engen Grenzen möglich.
Betroffene Mitarbeitergruppen: Auch die Frage nach den betroffenen Personen wurde in den Gruppen thematisiert. Nicht alle Angestellten in den benannten Branchen und Unternehmen sind unmittelbar mit Fragen aus der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik befasst. Für einen erfolgreichen Technologietransfer gilt es daher die Schnittstellen in den Unternehmen und Abteilungen zu identifizieren und deren Transferfähigkeit zu fördern. Die offensichtliche Gruppe bilden die Beschäftigten der F&E-‐Abteilungen. Diese sind oft schon aufgrund Ihrer Ausbildung oder durch Forschungskooperationen als Ingenieur oder Naturwissenschaftler eng mit der akademischen Forschung vernetzt. Eine weitere Gruppe bilden Konstrukteure und Produktentwickler deren Aufgabe es ist technische Machbarkeit und wirtschaftliche Darstellbarkeit in Produktkonzepten zu realisieren. Die Entscheidung über die Markteinführung hängt oft von einer Vielzahl weiterer Akteure ab. Diese reichen von Geschäftsführern und Abteilungsleitern, die in ihren Entscheidungen von Beratern, Technologiescouts oder Produktionsleitern beeinflusst werden. Hier gilt es natürlich, dass den verschiedenen Gruppen gemäß ihres Wissensstandes entsprechende Informationsangebote zur Verfügung stehen.
Beiträge von Aktivitäten des Technologietransfers zu übergeordneten Unternehmenszielen: Die direkte Wirkung des Technologietransfers auf den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens ist selten direkt messbar. Häufig tragen viele Prozesse zum Unternehmenserfolg bei. In der Expertendiskussion wurden vor allem drei wichtige Problembereiche identifiziert, in denen Technologietransferpotenzial aktiviert werden kann. Ein häufig unterschätzter, schwer messbarer, aber wichtiger Faktor für den Unternehmenserfolg sind die sozialen Netzwerke der Mitarbeiter eines Unternehmens. Neue Impulse für Produktverbesserungen stammen oft aus dem persönlichen Kontakt. Daher trägt eine Förderung dieser Netzwerkbildung – z.B. durch die Intensivierung der disziplin-‐ und branchenübergreifenden Beziehungen oder den Aufbau von wechselseitigem Vertrauen – direkt zum erfolgreichen Technologietransfer bei. Eine Rolle dabei spielt nicht nur die Größe des persönlichen Netzwerkes, sondern vor allem der Kontakt zu den richtigen Personen für konkrete Fragestellungen zum richtigen Zeitpunkt. Neben den Netzwerken als „sozialer Schmierstoff“ im Innovationssystem wurde auch der konkrete Technologietransfer über den unmittelbaren Wissens-‐ und Informationstransfer thematisiert. Hier wurde vor allem der „Transfer über Köpfe“ – z.B. über die Personalentwicklung und die Sicherung der Fachkräftebasis – angesprochen. Um konkreten Informationsbedarf zu decken, wurden zudem Schulungsveranstaltungen oder das Aufzeigen neuer Entwicklungen, Technologien, Trends und globaler Einflüsse aus der Politik durch Vorträge und Publikationen genannt.
People, Patents, Paper -‐ Bewertung des Outputs der deutschen akademischen Forschung im Bereich der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik aus Sicht der Industrie. In der zweiten Runde des World Cafés wurde die Interaktion zwischen der wissenschaftlich geprägten akademischen Forschung einerseits und der Industrie andererseits thematisiert. Es wurde diskutiert, wie die Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Tätigkeitsbereichen intensiviert werden kann. Während in der akademischen Forschung der Erfolg vornehmlich über den Erkenntnisgewinn definiert wird, stehen bei der Industrie meist wirtschaftliche Zielgrößen im Vordergrund. Die Förderung des Technologietransfers zwischen diesen beiden „Welten“ war das Thema in den zehn Gruppen der zweiten Runde.
Nutzen der meist öffentlich finanzierten Forschung für die Industrie: Die Qualität des Deutschen Forschungssystems wurde in allen Gruppen grundsätzlich positiv bewertet. Insbesondere der Förderung des BMBF, AIF und DFG ist es zu verdanken, dass das Fachgebiet Materialwissenschaft und Werkstofftechnik im internationalen Vergleich glänzend aufgestellt ist. Damit wird nicht nur ein Beitrag zum Erkenntnisgewinn geliefert, sondern ermöglicht auch die Ausbildung und Spezialisierung von Fachkräften, die häufig den Weg in die Industrie finden. Weiterhin wurde hervorgehoben, dass die eindeutige Trennung zwischen akademischer und industrieller Forschung ohne weiteres nicht möglich ist. Durch eine große Zahl von Kooperationsprojekten zwischen Universitäten, institutioneller Forschung und Industrie wird der Technologietransfer gefördert. Die staatliche Förderung ermöglicht es zudem der Industrie auch Forschungsprojekte durchzuführen, die andernfalls aufgrund von Risiko-‐ und Kostenüberlegungen nicht realisiert würden. Dies gilt insbesondere dann, wenn kleinere Unternehmen betrachtet werden. Allerdings wurden im World Café auch einige Hürden des Technologietransfers herausgestellt. Weitgehende Einigkeit in den Diskussionsgruppen bestand darüber, dass insbesondere in der Grundlagenforschung viele wertvolle Erkenntnisse produziert werden, die jedoch nicht so aufbereitet vorliegen, dass das Wissen in innovative Produkte einfließen kann. Dies ist aus Sicht der Teilnehmer vor allem der Tatsache geschuldet, dass Wissenschaftler in Journalen publizieren und bei Konferenzen präsentieren, die von der Industrie wenig Aufmerksamkeit erhalten. Grundsätzlich wurde erkennbar, dass die Aufbereitung der Ergebnisse für die Industrie kompakter und zielgruppenorientierter erfolgen sollte. Transfermedien, die Forschungsergebnisse aus der Sprache der Akademia in die Sprache der Industrie übersetzen, wurden angeregt. Auch das Konzept der Werkstoffwoche als Anwenderkonferenz und Forum kann hierfür einen Beitrag leisten.
Konkreter Beitrag von Forschungsergebnissen und Informationsfluss: Die Teilnehmer des Workshops diskutierten Ihre Erfahrungen in der Nutzbarmachung von Forschungsergebnissen und ihrem Kontakt zur akademischen Forschung. Viele Erfolge sind auf die Funktion der akademischen Forschung als „verlängerte Werkbank“ der Industrie zurückzuführen. Einmütig hoben die Gruppen den persönlichen Kontakt zwischen den Beteiligten hervor. Als Beispiele wurden sowohl bilaterale Gespräche mit Wissenschaftlern und Instituten wie auch die Zusammenarbeit in Fachausschüssen und Arbeitskreisen genannt. Eine zentrale Hürde ist die Frage nach der Vertraulichkeit und der Wunsch nach Geheimhaltung. Der Aufbau persönlicher, von Vertrauen geprägter Netzwerke, auf die bei Bedarf zurückgegriffen werden kann, wird als unverzichtbar angesehen. Der Wunsch der Teilnehmer bestand darin, dass neue Möglichkeiten und Angebote geschaffen werden sollten, die diese eher von Zufall bestimmten Prozesse durch strukturierte Maßnahmen flankieren. Informationsangebote wie Transferbörsen, onlinegestützte Verzeichnisse, zielgruppenorientierte Dokumentation oder „Matchmaking-‐Veranstaltungen“ wurden vorgeschlagen.
Sprache und Kommunikationskanäle der wissenschaftlichen Community: Einig waren sich die Gruppen bei der Frage nach der Nutzbarkeit der Forschungsergebnisse in der derzeitigen Form. Vielen Wissenschaftler scheint es nicht zu gelingen, ihre Ergebnisse anwendungsorientiert dazustellen. Insbesondere spielen der Kundennutzen, die Kosten oder der Aufwand oft keine Rolle in wissenschaftlichen Fachbeiträgen. Die Teilnehmer wünschen sich als Ergänzung zur derzeitigen Situation eine Aufbereitung der Ergebnisse in einer weniger akademischen und dafür mehr nutzen-‐, praxis-‐, und anwendungsorientierten sowie kompakteren Form. Die wissenschaftlichen Publikationsmedien oder wissenschaftlichen Konferenzen sind den Mitarbeitern in den Forschungsabteilungen zudem aus Kostengründen häufig nicht zugänglich oder es fehlt an Ressourcen und Wissen dies entsprechend zu verwerten. Dies gilt besonders für kleinere Unternehmen.
Bedeutung von wissenschaftlichen Fachtagungen im Technologietransferprozess: Eine klassische wissenschaftliche Fachtagung ist meist als Vortragsveranstaltung organisiert, bei der sehr spezielle Themen sehr tief diskutiert werden. Häufig findet diese Diskussion zwischen einer kleinen Gruppe von Wissenschaftlern statt. Auch wenn die Diskussionsteilnehmer den Wert dieser Veranstaltungen für den Erkenntnisfortschritt im Fachgebiet Materialwissenschaft und Werkstofftechnik ausdrücklich hervorheben, so wird gleichzeitig der Nutzen für den unmittelbaren Technologietransfer als gering eingestuft. Insbesondere aus Sicht von KMU wird die Wahrnehmung dieser Veranstaltungen als zu aufwändig angesehen. Alternative Veranstaltungsformen werden daher einmütig begrüßt, in denen der Fokus eher auf die Breite und weniger auf die Tiefe gelegt wird. Insbesondere Einführungs-‐ und Übersichtsvorträge, die die Möglichkeit bieten, in ein Thema einzusteigen und neue Impulse geliefert bekommen, wären sinnvoll. Zudem sollte eine Veranstaltung durch Pausen und interaktive Bestandteile die Möglichkeit zur Diskussion, Nachfragen und Kontaktknüpfung bieten.
Zufal l oder Planung – Welchen Beitrag kann die Werkstoffwoche zur Stimulierung des Technologietransfers leisten und wie sol lte s ie s ich von einer klassischen wissenschaftl ichen Tagung abheben? In der dritten Diskussionsrunde wurde die Frage nach der Ausgestaltung einer Anwendungskonferenz allgemein und der Werkstoffwoche konkret nochmals aufgegriffen.
Abgrenzung der Werkstoffwoche von einer klassischen wissenschaftlichen Tagung: Ausgehend von den vorangegangen Diskussionen wurden konkrete Vorstellungen an die Organisation, inhaltliche Ausgestaltung und den Ablauf der Werkstoffwoche formuliert. Die Werkstoffwoche sollte vor allem Entwicklungen mit einer breiten Anwendungsmöglichkeit thematisieren. Der Fokus der Vorträge könnte auf einer Systembetrachtung liegen. So sollen zwar neuste Erkenntnisse aus dem Fachgebiet Materialwissenschaft und Werkstofftechnik vorgestellt werden, allerdings müsse immer auch der Bogen zwischen technischer Entwicklung und der wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Bedeutung geschlagen werden. Anders als bei klassischen wissenschaftlichen Tagungen, bei denen häufig Mitarbeiter aus Instituten vortragen, die mit einem konkreten Problem befasst sind und über sehr tiefes Fachwissen verfügen, sollten die Referenten bei der Werkstoffwoche in der Lage sein, ein Material-‐ und Werkstoffproblem in einem größeren Kontext darzustellen. Die Vorträge sollten zudem in deutscher Sprache stattfinden, um die Verständlichkeit zu erhöhen und um Barrieren der Diskussionen zu reduzieren. Auch sei viel Raum für die Interaktion der Teilnehmer wichtig und weniger Fokus auf Frontalvorträge mit kurzer intensiver Taktung. Zusätzlich sollten auch Industrievertreter als Referenten gewonnen werden, die die Anforderungen von Unternehmen und Branchen an die wissenschaftliche Community formulieren. Auf reine Unternehmensvorstellungen mit Werbecharakter sollte im Vortragsprogramm verzichtet werden. Marketing und Kundenkontakt sind jedoch wichtige Gesichtspunkte bei der Werkstoffwoche und diese sollten in der Planung der Fachausstellung „Werkstoffe für die Zukunft“ ausreichend berücksichtigt werden.
Angebote der Werkstoffwoche: An oberster Stelle könne daher bei der Werkstoffwoche die Förderung des Dialogs und persönlichen Austausches stehen. Im World Café wurde daher insbesondere die gezielte Information im Vorfeld der Veranstaltung angeregt. Über Schlagwort-‐ und Personenverzeichnisse sowie neue Vernetzungskonzepte soll den Teilnehmern die systematische Planung erleichtert werden. Zielgruppenspezifische Veranstaltungen sollen der Heterogenität des Publikums gerecht werden. Dies könnte durch Informationsstände, Posterpräsentationen oder moderierte Diskussionen und Workshops in kleineren Kreisen erfolgen. Eine enge inhaltliche und transparente Verzahnung zwischen den Vorträgen, der Fachmesse und den Seminaren wir ebenfalls angeregt.
Spezielle Angebote für ein Industriepublikum: Die zentrale Herausforderung für die Werkstoffwoche wird es sein, dass die mitunter unterschiedlichen Bedürfnisse der Wissenschaftler und der Industrie in Einklang gebracht wird. Die Gliederung in einzelne fachspezifische Symposien darf nicht dazu führen, dass in sich geschlossene Gruppen entstehen. Innerhalb der Symposien sollte durch die Programmverantwortlichen darauf geachtet werden, dass der Industriebezug hergestellt wird, ohne dass der wissenschaftliche Tiefgang der Vorträge leidet. Über diese Anforderung an die Vorträge müssen die Referenten im Vorfeld informiert werden, möglichst mittels eines Leitfadens für ihre Präsentation. Der Vorschlag, dass neben den Programmen der parallelen Fachsymposien ein übergreifendes Programm für die Teilnehmer, die eher an einem breiten Überblick über Themen des Fachgebietes interessiert sind, erstellt wird, wird positiv bewertet. Dadurch kann es gelingen, dass eine Klammer um die Vorträge gespannt wird und die Schnittstellen zwischen den Symposien verdeutlicht werden. Durch die entsprechende Kennzeichnung der inhaltlichen Beiträge im Tagungsprogramm als Übersichtsvorträge und durch Angabe der Zielgruppe für die verschiedenen Beiträge kann sich jeder Teilnehmer sein individuelles Programm zusammenstellen.
Beitrag und Rolle des Industriebeirates: Während der Programmbeirat und die Symposienleiter die thematische und fachliche Ausgestaltung der Fachsymposien bei der Werkstoffwoche übernehmen, kommt dem Industriebeirat die wichtige Rolle als „Querdenker“ zu. Der Industriebeirat kann aus Perspektive eines Generalisten beurteilen, welche Beiträge sich z.B. als Übersichtsvorträge eignen. Zudem soll durch ergänzende High-‐Light-‐Vorträge aus der Industrie der Bezug zur Anwendung hergestellt werden. Der Vorschlag und die Ansprache von geeigneten Referenten könnten durch den Industriebeirat erfolgen. Auch das Identifizieren von technologie-‐ und branchenbezogenen Schwerpunktthemen kann durch den Industriebeirat erfolgen.