Post on 17-Sep-2018
transcript
WEGWORTE
WEGBILDER
AUF DER SUCHENACH DER KRAFT
DER MÜTTERLICHKEIT
VorWort
1. RückSicht
2. EinSicht
3. AufWachen
4. Wunden und Schmerz
5. Weg gehen
6. Wahr werden
NachWort
VorWort
unbeholfenes Suchennach den verschütteten Quellen
der Mütter
IrrWegeüberall
stolpernd tastest du dichdurch die Dunkelheit deiner Seele
die den Weg birgt
manchmal beweinst dudeine Einsamkeit voll Trauer
manchmal schreit alles in dirvor heiligem Zorn
spüredie WiederGeburt des Lichtes
als verletzliche Ahnunghinter deinen geschlossenen Lidern
(aus den WahrWorten mütterlicher Kraft)
2
1. RÜCK-SICHTEN
verlassene SchneckenHäusersammeln
war eine Leidenschaftmeiner Kindheit
bis heutebezaubert mich
die VollKommenheitihrer wachsenden Windung
ein Zeichenvon GeBorgenheit
und Schutz
so neige ich michzu jedem SchneckenHaus
trage es bei mirals Hoffnung auf ein ZuHausdas verlassen werden kann
ohne Bitterkeit
3
die WürdeLebendigkeitund Wärme
meiner GroßMutternährte in mirdie Ahnung
uralter FrauenKraft
gern wäre ich ihre Tochter gewesenwar sie doch die Einzige
bei der ich mich geborgen fühlteund frei
als ich sahdass sie gehen wolltehabe ich sie verlassen
ohne AbSchied
- den tiefen Schmerzihres VerLustes
zu meiden
4
gutgläubig und arglostrotz schmerzhaften Mangelsan Liebe und GeBorgenheit
betäubt von Oberflächlichkeit und GeSchwätzzerschlagen von roher GeWalt
zwang ich mich Rüstung anzulegenda meine Haut bloß lag
und ich bluteteaus vielen Wunden
schwerfällig suchte ich Schutzfand meine Einsamkeit
harrte lange in meinem UnGlück
denn mein Herz war er-zogenzur Härte gegen mich selbst
ungelenk begann ich irgendwannmeiner SehnSucht zu folgen
zäh und eigensinnig
ganz allmählich nahm der Schmerz abvernarbten die Wunden
wagte ich Rüstung abzulegenbereit mich selbst zu schützen
in all meiner Verletzlichkeit
- um endlich berührbar zu sein
5
Mutter
ich bindie Mutterdie ich bingeworden
ohne Tochter sein zu dürfen
wie alsosollte ich vertrauen
dass in mirMütterlichkeit lebt
ich weiß jetzt:
ichbin nicht
die Schlechtestevon allen
6
mit jeder EntTäuschungdie ich ablege
spüre ich den Schmerz meiner Schulternim BeWusstSein der aufgezwungenen Lasten
des zurückliegenden Weges
jedes AufRichten meiner WirbelSäulemahnt voll Zorn das GeBeugtWerden durch GeWalt
jeden VerRatden ich dornengleich aus meinem Herzen entfernespüre ich noch einmal als Schmerz in den Wunden
die das fließende Blutreinigt und heilt
jedes Bröckeln der einengenden Mauernverstärkt den Drangauch die letzte Hülle
von meiner Haut zu reißendass Luft an die Wunden kommtund mir ein neues Fell wächst
mit jedem Heben des Kopfesmit jedem standhaltenden Blick
werden die alten Er-Niedrigungen wachund meine UnSicherheit
nach Trotz und Wutnun endlich auch Würde und Stolz
meiner Seele sind die Flügel wieder gewachsen
7
gehäutetbinich
meine Fühlermeldenjede
unaufrichtige AnNäherung
und ich ziehe mich zurück
in den Schutzmeiner innersten Höhle
unterbrechemeinen
langsamenWeg
keine GeDuld mehrin mir
für unsichere UnAufRichtigkeit
keine GeDuld mehrdie fühlende Lebendigkeit
des AugenBlicksin den Rachen
der Angstzu werfen
der kleinlichen Furchtvor jeder wahrhaftigen BeGegnung
8
hart und kantigfühle ich mich
wenn ich die Restemildernder UnAufRichtigkeit
ablege
meine Knochen zeigeim Fleisch
das nie so weichnie so verletzlich war
meine Seelenackt
doch endlich ohne Schamund Schuld
die sich nun abwendenund gehen
sind einfach noch
zu gutgeschminkt
9
ich will nichtdass du von mir verlangst
ich solle geduldig seinmit deiner Angst vor dem Leben
ich verweigere michder Bitte um Schonungdie ich auch mir selbst
nicht mehr gewähren kann
zu lange schon gesäumtzu lange gewartetauf irgendetwas
auf irgendeine BeGegnungdie doch nicht zustande kam
wenn das verglimmende Feuerder Gemeinsamkeit
die Kraft meiner Seele frisst...
wie sollte ich da noch geduldig sein
wennfast
keine MenschenSeelemehr nah bleibt
greiftdie Einsamkeitmit Bitterkeit
und Kältenach der letzten Glut
meiner Seele
die unbeirrbar Wege sucht aus der Sinnlosigkeit
die noch immerHerzBeRührung sehnt
lebendige Wärmedie gemeinsam genährt wird
10
wieder gefühlt:in jedem AbSchied
ist ein Beginn enthalten
nichts Lebendiges geht verloren
und UnGeLebtes
kann nicht gehalten werden
wieder gespürtwie nahe
Schmerz und Lustbeieinander liegen
wieder geahnt:
in mir ist Hoffnungwenn ich wageohne VorBeHalt
zu leben
ich habe den Winter im Blut
bin träge und faul
knurrewenn ich meine warme und ruhige Höhle
verlassen soll
weil ich noch immer dort lebewo das GeSchenk des Winters missachtetdie RückZug und EinKehr gebietende Kälte
gescholtenund die tiefe Kraft der Dunkelheit
beklagt wird
auch ich habe verlerntmich den reinigenden WinterStürmen
entgegen zu stellenmich an sie zu lehnen
mir den Rücken kraulen zu lassen
undBitterkeit
nagt mit spitzen Zähneneinen Weg
aus der er-stickenden Bequemlichkeit
ich die den Winter nie mochte
ziehe zur Mutter des Nordensden Winter in mir zu entdecken
11
irgendwoin mir
sitzt noch manchmalein kleines Mädchen
das hofftalles möge irgendwann
irgendwieeinfach nur gut werden
weil es Angst hatvor LeidSchmerz
KälteEinsamkeit
vor dem VerlorenSein
will nur LiebeSchutz
GeBorgenheittraut sich nicht mehr
behutsamsuche ich dann wirksamen Trost
ich sage:nichts bleibtalles fließt
lebe bevor du stirbst
undvergiss nicht zu wünschen
vergiss nicht zu dankendem UnVorHerSehbaren
12
ich konnte mich sehen:
im offenen Landvoll wärmender Sonne
stapfte ich knietief im Schneemit kindlicher Freude
spielerischer ÜberMutzog mich
in die unberührte Weite
ich spürteich war nicht allein
überraschtentdeckte ich drei Frischlinge
die meinen träumenden Weg berührten
nur kurz war mein Staunen
unmittelbar folgte das Wissen um die WildSau
die kommen würde
und die Angst
sie würde mich niederwerfenzum Schutz ihrer Kinder
ich suchte einen AusWeg
Rettung
vermochte mich nicht von der Stelle zu rühren
lief endlichwahllos
ihr entgegen
spürte ihr Ungestüm
ihre Kraftin meinem Bauch.
als wir uns ganz nah warenverletzte
mich nichts
13
2. EIN-SICHTEN verordnete Sattheit
hat uns des Hungers beraubtund des Durstes
nurkeine
GrenzBeRührungen
in der Mittelebt es sich
sicherer
am Randist der Wind
schärfer
ruft dichoder
vertreibt dich
besserHunger und Durst
nie wiederentbehren
14
jedekann wieder heil werden
wenn wir miteinanderGemeinSchaft leben
dann wird der Schmerz
aufhören
unddie Einsamkeit
enden
im ZwischenRaumin der ZwischenZeit
wächst
in uns
die heilende Kraft der Liebe
15
alles Leid lässt sich wandeln
es verlangtdie Wehrhaftigkeit
und den Mutfremde GeBote
zu brechen
lauthalsKlage zu führen
mit Tränen in den Augenund
Zorn in der Kehle
es gibt nichtszu verlieren
nur die eigene Schwächeund Furcht
wagedie eigene Wahrheit zu leben
16
jede BeGegnungdie meinen Weg
berührte
urinnerte michan die NotWendigkeitzu mir selbst zu gehen
bei mir zu bleibenwie immer es sich auch anfühlen mag
nichts war verzichtbar
undim Härtesten
wurzeltmeine Weichheit
17
spüredein innerstes BeDürfnis
genaubevor du AnGeBote
prüfst
übe dich dabeiin SorgFaltund GeDuld
vertraueimmer
deiner eigenen WahrNehmung
vielesist entbehrlich
wenn du genau fühlst
widersteheden VerSuchungender leichteren Wege
bleib bei dirum jeden Preis
18
sich fühlenwie ein mutterloses Kinddas die nährende Süße
nie gekannt
den Hungermit Brotgestillt
wenn dues lange genug
kaustahnt dein Gaumendie entbehrte Süße
weckst dudeine SehnSucht
führt sie dichzum innersten Wissen
um die ursprüngliche Quelleheiliger Nahrung
19
endlicheine fühlende Stimme
die es wagtum den VerLust
des Lebenszu klagen
inbrünstigund
ohne Scham
diedie schrecklichen VerLuste
betrauertohne die GeWissheit
des Trostes
nur wissenddass Sterbendes Raum gibt
dem EntStehendenin der Mitteder Nacht
20
SchweigenMutter aller Worte
gebärend und verschlingendmit allen GeSichtern
des Seins
Tochter der RuheSchwester der Stille
vor dem Sturmund nach dem Sturm
undimmerund
immer wieder
an - und abschwellendwie die Mondinin den Höhlen
der Frauen
21
müdefaul
träge
heutekeine
Wunder
ichfließenurzäh
willnur
Ruhe
keineAnRegung
nurmeinLeiblebtleise
meineSeeledöst
Schlummer
schwer werdenin sich selbst einsinken
eintauchenin die ZwischenRäume
mühelostreiben
mit dem StrandGutdes noch UnGeTräumten
absichtsloszeitlos
wunschlos
der eigenen Schwerefolgen
immer tiefer
gelegentlichnach oben gespült werden
undwieder sinken
nurganz
allmählichsehr langsamauftauchen
zögerndzurückkehren
22
fruchtbare Leerewirbelt
in meinemBauch
diealle Kräfte
bindet
nichtssoll
nach außendringen
Müdigkeitlegt sich
als schützender Schleierüberjede
meiner spärlichen BeWegungen
nochist nichtsspruchreif
23
wie ein glimmendes Feueraus UrKräften genährt
ist die SehnSucht in mirzu schweigen
im dichter gesponnenen Netzmeiner Ahnungenentsteht das Bild
einer Stilledie Raum gibt
dem ursprünglichen Klangdem berührenden Wortdem innigen GeSang
dem wilden Tanz
beschwörenddie Kraft und die Weisheit
der Mütter
24
jahrhundertelangscham-haftgefangen
in den GeBoten der Väter
ent-mündigtvon Herren
leiseund kraftvoll
drängt SchamLosigkeitin die Kerker
bis sie bersten
und die uralte Lust der Frauen
hervorbricht
zu reinigenund
zu heilendie Wunden der Erde
26
fassungslose Bitterkeit in mirals ich wahr-nahm
die Spuren der Mütter wurden verwischtZeugnisse vernichtetUrInnerungen getilgt
mit grenzenloser GeWaltuns in die Irre zu führen
misshandeltvergewaltigt
verbrannt
bis zur SelbstVerLeugnungSelbstAufGabe
BeSinnungslosigkeit
bis wir willenlos wurden und brauchbarbei der VerGeWaltigung von Mutter Erde
und ich verstand die dumpfe Wut meiner Blindheit
begriff ihre RechtMäßigkeitbegann mich zu wehren in hellem Zorn
verbrauchte meine Kraft im Kampf gegen HerrSchaft
wurde müde und mutlos
…
zog mich zurück
als es stiller wurdehörte ich die Stimme meiner SehnSucht
stärkte meine Wurzeln
suchte lebendige Nahrungfür das BeGehren meiner Seele
verließ all die Schlachtfelderauf denen ich mein Leben
fast verloren hätte
verließ die Stätten des Sterbenszu suchen die Quellen des Lebens
auf unvorstellbaren Pfaden verstand ichdass die Zeichen nicht verloren waren
sah den SilberStreif am Horizont
27
brennende Wuttobt in meinem Bauch
frisst sich ins Hirnwill den Schädel sprengen
alles niederreißenwas einengt
keine BeGrenzungen mehr duldenfremden GeBoten widerstehen
schreienbrüllen
bis die Kehle heiser wirdmich so ver-rückt zeigen
wie ich bininfolge der GeWalt seit JahrTausenden
infolge des VerSchweigensder EntWürdigung
des Leidesdes Duldens
der lebenszerstörenden Dummheitdie jeden MitGeFühls
und jeder VorAusSicht entbehrtjeder echten Leidenschaft
und LebensFreudedie den Schein mehr schätzt
als das innerste Heiligtum der freien Seeleals die tiefe Weisheit der Erde
als den vielfältigen GeSang des Alls
28
die alten Weiberwaren schon tot
oder fern
ich kannte ihre Warnungen nicht
nichtswar zu hören
nur Lärm
ich kannte nichtihre EntSchlossenheit
jede Grenze zu berühren
nur Hast ringsumund laue GleichGültigkeit
ich kannte nichtihre Wildheit
die auch das Sterben verlangte
alles war zerstückeltauch in mir
bis ich dem Schmerz nicht mehr widerstandund mich zusammenfügte
29
noch einmalkehrt sie zurückdie wilde Frau
aus der nachtschwarzen Tiefeunserer uralten Seele
bringt noch einmaldas wärmende Feuer
auf das wir fühlend sehen können
um endlich umzukehren
uns zu besinnen auf das MenschenMöglichedie Zauber
für die wir verantwortlich sind im All
ein letztes Malsind wir gerufen
um AntWort zu geben
verweigern wir sievernichten wir
mehr als nur uns
30
wohlgehütetdoch unverborgen
ruhtdas GeHeimnis
des Lebensin jeder Höhlemeines Leibes
unabhängig vom ZeitMaßdes ihr eigenen Wandels
nur zu ahnenim heiligen Netz
der WahrNehmungenaller Sinne
in das eine sich einspinnen musswill sie die Wahrheit
des Lebens und des Sterbensteilen
31
dieserzuweilen schmerzliche
Mangelan SelbstVerTrauen
nährtZweifel
selbst dortwo meine Füße
den Weg begrüßenund tanzen
tief in mirbrennt der uralte Wunsch
nach bedingungslosem GeBorgenSeinim Schoß
der Ewigen Mutter
dort sein dürfenbis ich von selbst gehe
um mich zu finden
endlich heimzukehrenzu mir
auf verschlungenen Wegen
32
Hexen*leben
oft alleinaus eigener EntScheidung
zurückgezogenzu finden
den nötigen Raumin der Zeit
sehneneine Gemeinschaft
von Freienim lebendigen Wandel
nur dem innersten Werdenund VerGehen
verpflichtet
wartenbeharrlichund zäh
(*Hexe von ägyptisch ‚heq’ = ‚weise Frau’)
33
meiner SehnSuchtnach der Mondin
und ihrem ZeitMaßin meinem Blutwachsen Flügel
dem EinHornbin ich
Schwestergeworden
nunbin ich bereitder Drachin
zu begegnen
undmir
in ihr
34
MondMutter der GeZeiten
dein SilberLichtgibt uralte AntWort
MondHütende des Blutes
der Frauenderen Schmerz
die SehnSucht urinnert
MondZaubernde der LebensKraft
in den Nächten dererdie sich noch wagenmit Leib und Seele
zu träumen
35
4. WUNDEN UND SCHMERZ
SchmerzschlägtKrallen
in jede Zelle
ichbeiße
die Zähne aufeinanderganz fest
fürchtendden Schrei
der an der Taubheitzerschellen
müsste
hilflose Wuttobt
wühlteinen Weg
für den Schrei
36
schwarze Bildermalen
für die verzweifelte SprachLosigkeitverwundeter Herzen
die noch nicht heil werden könnendurch die Wunden der Erde
doch besserbrennender Schmerzals bedeckt zu sein
von taubem NarbenGeFlecht
die Leprahat die Herzender Menschen
befallen
wohl denendie den Schmerz
noch fühlen
37
unberührtstreuen sie Salzin die Wunden
die sie geschlagen habenohne davon auch nur Kenntnis zu nehmen
der brennende Schmerzzwingt mich zur NotWehr
mich zu rettenbevor sie mich aussaugen
und wegwerfen
sich das lächelnde Maul wischendas von Blut trieft
undsie wissenvon nichts
38
schreien
aus voller Kehle
alles herausschreien
aus vollem Hals
bis der Druckim Bauchnachlässt
die Wutihre Glut verliert
und der Zorn verraucht
was bleibtist der bittere NachGeSchmack
der NotWendigkeitdieses AusBruchs
unddas Ende
einer Täuschung
39
ich weiß es
wennich mich
diesem Klangganz öffne
wird nichts mehrso sein
wie bisher
und ich werde
mein VerRücktSeinleben müssen
mit ganzer Seelemit ganzem Leib
mit aller Kraft
ohne jede Schonung
bis an den Rand gehen
den Schreifreigeben
ich habeAngst und Schmerz
gesehenin deinen Augen
auch in mirwar die Trauer um den VerLust
einer verbindenden Hoffnung
doch ich weißjedegeht
nur so weitsie sich traut
so weitsie sich wagt
und manchmal
bleibt eine gefangenin sich
40
undwiederdringt
aus dem UrGrundmeiner Seele
das vertraute KlageLiedvom UnGeBorgenSein
vom FremdFühlen
das immer wiederkehrtlauter wird
deutlicher klagtund trauert
bis es aus mir herauszu schreien beginnt
schon langwarte ich
auf diesen Schreider meinen GeSang
befreit
41
verzagenicht
noch nicht
gehenoch einmal los
auch wenndie Angst
vor der VerGeblichkeitdich müde werden lässt
gib nicht auf
noch nicht
beginnenoch einmal
zu leben
mit allem Ernstund
mit aller Lust
undsei es
im Staubder Erde
in deinem Innerstenbist du
der Gabe des Lebensverpflichtet
entstandenaus Blut
Lustund Schmerz
der Großen Mutter
halte dem Schmerz standund lerne
die Wandlungaus dem unaufhörlichen Quell
deines Blutes
die Klagesteht dir zu
verwirfst du dich aberehe du den letzten
dir möglichen Schrittgegangen bist
schlägst auch duWunden
in Mutter Erde
42
besinne dichmit all deiner Kraftwenn der Schmerzdein Herz zerreißt
sieh die Wundeund reinige sie
mit der heilenden Kraftdeiner Tränen
fürchte nicht die Schwächebleib dennoch
trotz allembei dir
verlasse dich nicht selbstschlage nicht Wunden
ins Fleisch
wage zu fühlenwage zu sehnen
lass dich nicht daran hindernvom Zweifel
der VerGeblichkeit schreit
höre nach innenden leisen GeSangdas tröstende Lied
urinnere die Liebedie Sanftheitdie Hoffnung
und behüte sie in dir
43
allmählichspüre ich
die Kraft und Weisheitder uralten Mütter
in meinem Leib
in meinem BeGreifenverbinden sich
Trauer und Schmerzmit
Freude und Lust
undich
beginnezu ahnen
dass VerZweiflungendlich
ist
44
es gibtkein Er-Barmen
wirksame Heilungkommt nur von innen
Wunderentstehen nur
im hingebungsvollen Heilenindem du auch den Schmerz
teilst
warteauf nichts
folge vorbehaltlosdeiner Seele
und liebe dich
warte nichtauf Hilfe von außen
sie entsteht in dirwenn du
dich liebst
45
nichtsvermag
dichzu zerstören
allesist
schonüberlebt
trau dichnoch einmalzu glauben
nichts kann dich tötennur der VerLustdeiner Hoffnung
nähre alsomit aller Kraftdeine Seele
nichts kann dir dann geschehen
46
wie ein Blitzschlägt der Schmerzin dein träges Fließen
begehrtdie FreiGabe
deiner ungenutzten Kraft
verlangtdass deine Haut
bloß liegt
will dichvöllig
ungeschützt
fordertvon dir
die Wunden zu heilen
47
wennwieder einmal
allesaus den Fugen gerät
und dudein inneres GleichGeWicht
verlierst
vergeht nurwas schon verloren war
damit Raum entstehtfür das
was kommen will
vergiss nichtin der Trauer
um das VerGehendedas EntStehende
willkommenzu heißen
manchmalwird es eng
in mirund
Schmerzurinnert
die Wundendie ich fürchte wahrzunehmen
ich weißniemand
kann sie für mich heilen
langsamwende
ichmichihnenwieder
zu
48
angesichtsder Wunden und Trümmer
bleibt dir nurdie heiligen Orte
zu urinnernund aus der Kraft
deiner Träumeneu zu gestalten
im ZeitRaum
das FremdSeinverlangt
dir den GrenzGang ab
vollkommene HinGabe
dir bleibt nurdich selbst zu führen
selbst einzuweihenmit der Weisheitdeines Herzens
49
wenndas Sterben
als ungewollte MöglichkeitGeStalt gewinnt
unddas EntSetzendie Endlichkeitallen Lebens
nahe werden lässt
stecken wir den Kopfin den Sandungläubig
auf Wunder hoffend
oder
stürzenin die kostbare Wirklichkeit
des AugenBlicks
die Wundereigenmächtig
zu wirken
aufgelöstund
aufgewühltzugleich
allemein Endebereiten
undalles
aufs Neue beginnen
Zeit der Häutungdes Schwindens von Sicherheit
des Wachsens von Hoffnung
tiefstes EinVerStändnismit der ZwischenZeit
des Wandels
nichts mehr zurückhalten wollenes nicht mehr können
endlich mir selbst vertrauenmit ganzem Herzen
50
WandlungsZeit
AufBruchund VerLassen
nach eigenem Willen
das GeFühlnot-wendiger Häutung
das kein VerHarren mehr duldet
das Ende der GeDuldan diesem Ortin dieser Zeit
mit mir
ein WachWerdenin mir
das ich nur ahnen kann
die HerAusForderungzu wachsen
ins UnBeKanntemit Schmerz und Lust
die Zeit des ÜberGangsvom Sterben zum Leben
51
5. WEG GEHEN
du bist
enterbt wordenvon der GeWöhnlichkeit
des UnRechts
du weißtnichts
wirst du hinterlassen
außer einer Spurdie nur gesehen werden kann
mit den Augen der Liebe
dochfürchte dich nicht
Liebeheilt
jegliche Einsamkeit
52
nur immer schön brav seinklein und bescheiden
verständnisvoll und nett
damitnur keine
die gähnende Leere ahntdie MutLosigkeit
und die Schwäche
nur immer den richtigen Tondas passende Wort
zur rechten Zeit findendamit alles stimmt
was ja doch nicht zusammen passtund
nur gehalten wirddurch AnPassung
nur keine eigene Regungnur keinen eigenen Traum
nur keinen AnSpruchnur keinen Raum verlangen
für Leben…
es könnte gewährt werden
53
ich kann keinen Sinnmehr finden
in demwas mann
hier Leben nennt
michkann ich hier
nicht mehr fühlenohne zugleich
den brennenden Schmerzzu spüren
dieser ÜberLebensLüge
die VerGeblichkeitalles GeSagten
versiegeltden drängenden Fluss
meiner Klagedie mich nun
wegtreibt
die Ahnungin mir
ist leibhaftig gewordeneindeutiges GeFühl
GehenWegGehen
was immerauch kommen mag
ist stimmigerund
sinnvollerals zu bleiben
mit Staunenund Dankbarkeit
spüre ichdie Kraft meiner Seele
54
verlassealles
was dich unglücklichund unfrei
werden lässt
auchwenn es sicherer scheint
zu bleiben
wageden aufrechten Gangim eigenen ZeitMaß
wilde Tieresterben
im GeHege
dieauf ihr eingeborenes Wissen
verzichtenüberleben
durch SelbstAufGabe
55
mit BeFremdendas eigene EntFerntSein ahnen
das uralte FremdFühlenauf’s Neue spüren
im FernWeh
verstehenwie brüchig
VerBindungen sindwenn HerzBeRührung fehlt
den Bruchnicht mehr fürchten
auf BeFangenheit verzichten
sich dem AnSturmder Träumehingeben
Zeitnicht mehr messen
sondernfließen lassen
56
da ich weißdass ich weggehen mussum meiner Seele willen
beginne ichzu fürchten
dass mich das Sterbeneinholen könnte
an dem Ortden ich im Innersten
schon verlassen habe
wenndichkeine
Stimmeruft
keine Seeleverlangt
wirddein FremdSein
offenbar
findest duden Weg
unterdeinen Füßen
57
wiekann ich
Raum findenin der Zeit
wennetwas
tief in mirunbeirrt mahnt
keine Zeit zu verlieren
undviertelherzige Vernünftigkeitnichts mehr beschwichtigt
UnGeDuldan den Seilen zerrt
in die ich mich noch gebunden habe
ohne Sicherheitwarte ich
auf das Kommende
58
istdie Seele
wach
wirddas Warten
schwer
undUnGeDuld
lässtAllTäglichesschal werden
angesichtsder SehnSucht
endlichaufzubrechen
raschwerde ich
fremd
meine Sinnenehmen
AbSchied
folgendem Herz
das schon auf dem Weg istnach Haus
59
unvermitteltganz überraschend
kurz vordem AbSprung
noch einmalstehen bleiben
Atem holen und
innehalten
das VerSäumte noch tundas die Seele braucht
um frei zu gehenohne Schuld
im WegGehenwird der Blick
schärfer
das EntFernenlässt
ZusammenHängesichtbar werden
undSchmerz
bricht hervorder nur verdrängt war
aus Angstvor EntTäuschung
Zornbrennt
schwärende Wunden aus
60
nicht mehrbrav mitspielen
sondernaus der Rolle fallen
mit Lustaus der Reihe tanzen
sich wonnevoll häutenwenn das Fell juckt
undAltes zurücklassen
im eigenen Saft schmoren
undhingebungsvoll
NabelSchau halten
61
esbleibtnur
tastendzu suchen
IrrWegezu wagen
undauch
Verletzungen
den ZwischenRaumzu durchqueren
in der ZwischenZeit
ganz gemächlichwächst
aus der GeWohnheitder VerLusteGeLassenheit
die dich des Zitternsenthebt
jeder GrenzGangmindert
die Furchtim GrenzLand
das du nun ruhiger betrittstim Wissen
um die UnAusWeichlichkeit
jeder Schrittden du gehst
wirdin der Tiefe
deiner Seelegeboren
und genährt
bis deine Kraftreicht
für die BeWegungdeines Fußes
62
ich beginnezu ahnen
jeder Schrittauf dem gewundenen Weg
entfernt michvom AnKommen
dass das BeWusstSeinder wachsenden Schwingungen
immer tiefer wird
dass es immer mehr werdenmit denen wahrhaftiger AusTausch geschieht
überraschendnah und eng
die VerBundenheitvon Hartem und Weichem
von Leere und Füllevon Licht und Dunkel
in mir
63
in der Fremdewird es offenbardie dort lebenwurzeln fest
dich treibtdie SehnSuchtdie wohl weiß
das fremde Landtaugt zur Suche
nicht zum AnKommen
Heimatfindest du
nur im Innerstenwenn du
immer aufs Neueablegst
was fremd ist
ungewisswasdannbleibt
im GrenzLandleben
ist mir so vertrautdass ich mich dort
als Fremdesofort
angekommen fühltezu Haus
ein GeFühlgerufen zu sein
von innen und außen
unten und oben
gestern und morgen
die SehnSuchtheim zu kommen
schlägtWurzeln
im steinig vertrauten Grundvon Mutter Erde
64
ich weiß nichtwohin
mich mein Wegführen wird
ich staunebei jedem Schritt
wie ein Kinddas im Spielsich selbstentdeckt
unddie eigene Sicherheitim VerBundenSein
mit allem Lebendigenwiederfindet
65
aus der GeBorgenheitdes UrSprungs
durch die Himmelfallen
undder Schwerkraft
folgen
irgendwannaufschlagen
mehr oder minder hart- je nach dem
dann wieder der SchwerKraft folgenund einem Weg
ein Rinnsal werdendas irgendwo versickert
odereinmündet
in einen Bacheinen See
einen Flussein Meer
undirgendwann zurückkehrt
in die GeBorgenheit des UrSprungs
um wieder durch alle Himmel zu fallen
66
6. WAHR WERDEN
nichtmehr
zerteiltwill ich leben
das innere Feuerlässt schmerzlich GeTrenntes
endlich verschmelzen
so dass ich eins werdemit mir
zu gebenmeine eigene Art
für die WiederGeBurtlebendigen Sterbens
67
unaufhaltsamwar sie in mein BeWusstSein gedrungen
diese GeWissheit:
der Boden auf dem ich noch stehewird nicht mehr lange tragen
was ich für sicheren Grund gehaltenschwindet unmerklich
vor meinem inneren Augedas Bild einer Höhle
auf deren Wölbung ich stehewissend mit jeder Faser
ich muss auf ihren Grund
ahnende ZuStimmungmit Schrecken gepaart
dann wird sich also wieder alles ändernund ich muss in das Unterste hinein
fallenstürzenfliegen
ohne jede VorStellungwie es sich anfühlen
wie lange es dauern wirdund ohne jede GeWähr
wie und woich ankommen werde
nur wissend:kein anderer Weg ist möglich
68
alle Eitelkeitenentfernen
aus sich selbst
dass sie nicht umschlingendie Hoffnung
sie in die Irre zu führen
leise Gefahrderen Gift
den Tod bringt
achtsam bleiben
unddiese Mühemit GeDuld
immer aufs Neuevollbringen
69
beharrlichist die EntTäuschung
dringt in alle Winkelstöbert
nach und nachjede noch so verborgene
Täuschungauf
allmählichwird’s leerer
wenigerverstellt den Blick
mein Selbstbeginnt sich zu gewöhnenan die befreiende Schwere
dieser Arbeit
ihren bittersüßen GeSchmackder lange haftet
undsich in die UrInnerung
unauslöschlich eingräbt
auf dasnichts
vergessen werde
ichwill
Raumin dieser Zeit
zu langeschon
gezögertfällt es mir schwer
meinen Schrittvom Hunger
nach wahrhaftigem Leben getriebenzu mäßigen
unddie Gaben
des AugenBlicksin liebevoller AufMerksamkeit
anzunehmen
undmeiner Dankbarkeit
lebendigen AusDruck geben
70
wiedereine Hoffnung
die sich als Täuschungenthüllt
die wie eine SternSchnuppein die verschlingende Dunkelheit
eintaucht
ohnedich
zu berühren
dochschon immer
ist die EntTäuschungdie dunkle Schwester
der SehnSucht
rastlosfördern
meine ZweifelGeWissheiten
aus den dunklen Kammernmeines Herzens
bringen sieins helle Licht
der Sonne
drehenund
wenden sie
zeigenmit spitzen Fingern
auf jede wunde Stelle
verwerfen alleswas nicht trägt
dringen vorbis zum Kern
…
warten auf die Frucht
71
hartnäckigund zäh
wurzelt MissTrauenim Grunde meines Herzens
wohlgenährtaus den Verletzungen
von AnBeginn
meine SehnSuchtnährt
die Saat des VerTrauens
undmeine Hoffnung und ZuVerSicht
rodenPfahlWurzeln
im HerzensGrund
bereiten den Boden...
72
welch ein Genussden StarrSinn
entbehren zu können
undsich dem schweren Fließen
allmählichen Werdensanzuvertrauen
ungewohntschön
wenn sich der Ortinnerster Sicherheit
durch die Wachsamkeitdes Zweifels
fruchtbarweitet
UnGeDuldliegt auf der Lauer
in mir
sprungbereit
angriffslustig
wirft mich aus dem GleichGeWicht
knurrtwenn ich ihr zu wehren suche
mich der GeDuld zu widmenihrer stillen Schwestermit dem längeren Atem
die warten kannvoller LangMut
voller GleichMut
beharrlichundsanft
zwischen ihnenübe ich mich
in GleichGeWicht
73
wenndie UnRuhe
durchs GeFlechtder Sonne
wirbelt
beschwöre ichdie ZuVerSichtaus allen Zellen
zu strömen
gelingt es
berühren sichmeine Angst
undmeine SehnSucht
als Schwesternfür die AusGeWogenheit
des Glücks
74
ziellosumherstreifen
ohnemich von der Stelle
zu bewegen
ungebetenalle EinDrücke
von außennur geduldet
durch GeDuldmit mir
hingegebeneinem Wartendas nicht weiß
worauf
einen Schnitt machenzwischen
mir und der Welt
mich zu öffnenden Himmeln
der Erde
die mein tastendes Suchengleichmütig aufnehmengleichgültig einschließen
manchmalsehnt
alles in mirnur
das einfachste Tun
müdemein Kopf
VerGeblichkeitumschlingt
meine Seele
will sie vom Schmerzder SehnSucht
entbinden
nocheinen Schritt
gehenzu mir
in die EigenMachtmeines aufrechten Gangs
75
immernachdrücklicher
verlangtmeine Seelenach Tiefe
sich zu erden
zu wurzeln
immerkürzer die Zeitendie ich bereit bin
im Seichtenzu verbringen
gegenläufigdie Suche
nach Weiteund
die zunehmende Strengein mir
vielleichtweil mehr Werdendes
mehr Klarheitverlangt
der Mutden du brauchst
für den nächsten Schritt
ist die überraschende Fruchtdes beharrlichen Wachsens
entlang den EinSchränkungendes Lebens
unddie Angst
not-wendiges Zeichenfür das WahrNehmen
des rechten AugenBlicks
76
wenn duaus Angst
vor EntTäuschungzu wünschen vermeidest
entbehrst duder VerWirklichung
aus eigener EntScheidung
wenn duaus Furcht vor VerLustBeGegnung verhinderst
verzichtest duauf lebensspendende Wärme
aus eigener EntScheidung
wenn duaufgibst
und nicht mehr zu träumen wagst
verschenkst dudie Möglichkeit zu leben
aus eigener EntScheidung
wenn dudich endlich entscheidest
zu wünschen aus vollem Herzen
zu träumen mit ganzem Sein
zu leben aus eigener Kraft
dann öffnet sich deine Seeleder unendlichen BeGegnung
77
da alles geboren wirdum nach eigenen Möglichkeitenunter zufälligen BeDingungen
ganz zu lebenund irgendwann zu sterbenund sich einzuschwingen
in den ewigen Tanz
da es die Freiheit der Wahlalso nicht gibt
und dir unwiderruflich gewiss wirddass Fülle nicht geschaffen werden kann
in der Zeitsondern nur im AugenBlick
enthalten ist
wenn du zu ahnen vermagstdass der letztendliche Sinn
jenseits allen Wissbaren wurzelt
dann kannst du beginnendie Schönheit deines UnVollKommenSeins
zu spüren und zu genießenals einzigartige Schwingung des Lebensals GeSchenk der Wandlung allen Seins
dann gestatte dir jetzt achtsam zu sein
bereichere jeden AugenBlickum VerGehendes und Kommendes
undvergiss nie zu träumen
78