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Themen dieser Ausgabe
Aus der Forschung
Neues Forschungsprojekt:
Gender, Pendeln, Aktivitätsmuster 1
Projektstart:
„Zukunft-Stadt-Region-Ruhr“ 1
Abschluss des DFG-Projektes:
„Mobility Biographies—A Life-Course
Approach to Travel Behaviour and
Residential Choice“ 2
Joachim Scheiner als Gastprofessor
an der Universität für Bodenkultur
in Wien 6
Jahrestagung des AK Verkehr
der DGfG 7
Neues Forschungsprojekt: Der Weg
zur Schule in Lünen 7
Lisa Döring—
Promotion abgeschlossen 8
Walter Alando —PhD completed 9
Aus der Lehre
Fortgeschrittenen-Projekt F12:
„Public Transportation in a
growing city—A case study of
Kisumu, Kenya“ 10
Fortgeschrittenen-Projekt F11:
„Nahmobilität in Dortmund“ 11
Jährlicher Fachgebietsworkshop:
Meinerzhagen im September 2017 12
Tobias Hesch:
„Radverkehrsförderung – eine Analyse
guter Beispiele“.
Bachelorarbeit am Fachgebiet VPL 13
Vorträge 13
Veröffentlichungen 14
Personalia 15
vorlesungsfreie Zeit, etwas Zeit für einen neuen VPLetter. Im Folgenden infor-
mieren wir Sie über unsere Arbeiten des letzten Jahres sowie der näheren Zu-
kunft und über personelle Veränderungen. Wir hoffen auf Ihr Interesse und wün-
schen Ihnen gleichzeitig eine schöne Frühlingszeit.
Christian Holz-Rau und das gesamte Fachgebiet
Liebe Leserinnen und Leser,
VPLetter Die elektronische Zeitschrift des Fachgebiets
Verkehrswesen und Verkehrsplanung der TU Dortmund
Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 1
Neues Forschungsprojekt:
Gender, Pendeln,
Aktivitätsmuster
meinsam betrachtet; es handelt sich
also nicht um jeweils "abhängige Va-
riablen" in separaten Analysen. Ne-
ben der Geschlechterdifferenzierung
werden auch direkt gemessene ge-
schlechterspezifische Interaktionen
der Mobilität und der Aktivitätsmu-
ster zwischen zusammen lebenden
Personen – also in Partnerschaften –
untersucht. Schlussfolgerungen für
Politik und Planung sowie für die wei-
tere Forschung werden entwickelt.
Text: Joachim Scheiner
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Joachim Scheiner
Tel. 0231/ 755 – 4822
joachim.scheiner@tu-dortmund.de
Dr. rer. agr. Bhuvanachithra
Chidambaram
Tel. 0231/ 755 – 4167
bhuvanachithra.chidambaram@tu-
dortmund.de
Die DFG hat dem Fachgebiet VPL das
Projekt "Pendeln und Aktivitätsmu-
ster im Genderkontext" bewilligt, das
im November begonnen hat. In dem
Projekt werden in den kommenden
drei Jahren die Forschungen des
Fachgebiets zu Geschlechterunter-
schieden in der Mobilität weiterge-
führt und vertieft (siehe DFG-Projekt
"Alltag im Wandel des Geschlechter-
verhältnisses" (http://www.vpl.tu-
dortmund.de/cms/de/forschung/
f o r s c h u n g s p r o j e k t e /
GenderundMobilitaet/index.html).
In dieser Forschung werden Unter-
schiede der Aktivitätsmuster und der
Mobilität zwischen Männern und
Frauen auf eine Reihe von theoreti-
schen Hypothesen zurückgeführt
(ökonomische Macht und Arbeits-
markt, Zugang zu Ressourcen, soziale
Rollen, Normen und Präferenzen, Pa-
triarchat). Das Projekt möchte durch
systematische Tests einiger dieser
Hypothesen einen Beitrag zur empiri-
schen Klärung und gleichzeitig zur
theoretischen Weiterentwicklung des
Forschungsfeldes liefern. Hierfür
werden die beiden jüngsten Zeitver-
wendungserhebungen für Deutsch-
land (2001/02 und 2012/13) genutzt.
Das Projekt konzentriert sich auf Pen-
delwege (Entfernung, Dauer, Ver-
kehrsmittel) sowie auf die Komplexi-
tät von Aktivitätsmustern. Die Kom-
plexität wird über Maße wie die En-
tropie, den Diversitätsindex, den Dis-
similaritätsindex oder das Multitas-
king abgebildet. Pendeln und Aktivi-
tätsmuster werden dabei auch ge-
Projektstart: „Zukunft-
Stadt-Region-Ruhr—
ZUKUR“
Mehr als fünf Millionen Menschen
leben in der Metropole Ruhr, dem
größten Ballungsraum Europas mit
insgesamt 53 Städten. Gerade in den
letzten Jahren waren die Auswirkun-
gen des Klimawandels hier immer
wieder spürbar: Hochwasser, Stürme
oder Hitzewellen.
Das Projekt „Zukunft-Stadt-Region-
Ruhr“ (ZUKUR) bringt seit Juli Vertre-
terinnen und Vertreter aus Wissen-
schaft, Kommunen und Gesellschaft
zusammen, um gemeinsam ein Kon-
zept für die zukunftssichere Entwick-
lung des Ruhrgebiets zu erarbeiten.
2
Im Projekt kooperieren zehn Profes-
suren der Fakultät Raumplanung der
Technischen Universität Dortmund
mit drei Praxispartnern. Die Partner
repräsentieren die drei räumlichen
Ebenen, die untersucht werden sol-
len: Für die Region ist der Regional-
verband Ruhr (RVR) beteiligt, die
kommunale Ebene vertritt die Stadt
Bottrop und die Perspektive des
Quartiers wird durch das Dortmunder
Stadtgebiet Marten beleuchtet. Im
Projekt bilden die drei Ebenen Regi-
on, Stadt und Quartier die Kulissen
für „Reallabore“, in denen gemein-
sam mit Bürgerinnen und Bürgern
innovative Lösungen zum Umgang mit
dem Klimawandel und sozial-
ökologischer Ungleichheit entwickelt
werden sollen.
Sozial-ökologische Ungleichheit zeigt
sich zum Beispiel in Quartieren, in
denen Bürgerinnen und Bürger be-
sonders stark von Lärm und Luftver-
schmutzung betroffen sind. „Das sind
in der Regel auch Gebiete, in denen
eher sozial Schwache leben. Wie man
dieser kombinierten Ungleichheit
entgegen wirken kann, indem man
zum Beispiel eine attraktivere Naher-
holung schafft, ist eine Fragestellung
im Projekt“, sagt Dr. Andrea Rüdiger
von der Fakultät Raumplanung der TU
Dortmund. Zudem soll die Zusam-
menarbeit der drei Ebenen gestärkt
werden.
Eine klimagerechte Entwicklung kann
nur erfolgreich sein, wenn das an-
Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 2
grenzende Quartier, die Nachbarstadt
und die Gesamtregion eine gemeinsa-
me strategische Richtung haben. Alle
Aktivitäten verfolgen das Ziel, die
„Resilienz“ der Region zu steigern
und zu erhalten. Der Begriff be-
schreibt, wie eine Region es schafft,
Störungen oder Klimaveränderungen
aufzunehmen, ohne ihre grundlegen-
den Qualitäten und Funktionen zu
verlieren.
Aus Sicht der TU Dortmund bietet das
ZUKUR-Projekt Gelegenheit, die in-
terdisziplinäre Forschung praxisnah
auf aktuelle Themen anzuwenden und
die Zukunftsfähigkeit der eigenen
Region mitzugestalten. Der RVR hat
mit fachlicher Grundlagenarbeit be-
reits eine gute Ausgangslage geschaf-
fen, auf der ZUKUR nun aufbauen
kann. Der Verband ist unter anderem
dafür zuständig, die gesamtregionale
Perspektive in das Forschungsprojekt
einzubringen. Die Stadt Bottrop will
im Projekt den Austausch von Gesell-
schaft und Verwaltung stärken und
die Ergebnisse in einen klimagerech-
ten Stadtumbau einbringen. Die Stadt
Dortmund erhofft sich ebenfalls Er-
kenntnisse dazu, wie die Kooperation
zwischen Politik, Gesellschaft und
Verwaltung gestaltet sein muss, um
dem Klimawandel im Quartier zu be-
gegnen.
Insgesamt drei Jahre lang fördert das
B u n d e s fo r s c h u n g s m in is t er iu m
(BMBF) das Projekt „Zukunft-Stadt-
Region-Ruhr“ (ZUKUR) mit 1,88 Mil-
lionen Euro. Es ist Teil der Leitinitiati-
ve Zukunftsstadt, mit der das Mini-
sterium seit 2016 innovative Ansätze
unterstützt, die dazu beitragen, Städ-
te nachhaltiger zu gestalten.
Gerda Hartl und Joachim Scheiner
unterstützen die anderen Beteiligten
in Hinblick auf räumliche Analysen
und Evaluationen.
Text: http://www.raumplanung.tu-
dortmund.de/rp/zukur.html
Ansprechpartnerin:
Dr. techn. Gerda Hartl
Tel. 0231/ 755 – 4815
gerda.hartl@tu-dortmund.de
Nach fünf Jahren Bearbeitungszeit
wurde das DFG-Projekt „Mobility Bio-
graphies – A Life-Course Approach to
Travel Behaviour and Residential
Choice” abgeschlossen (Bearbeitung:
Lisa Döring und Janna Albrecht, Lei-
tung: Prof. Holz-Rau und Prof. Schei-
ner); die Projektdurchführung erfolgte
in Kooperation mit der Professur für
Mobilitätsforschung der Goethe-
Universität Frankfurt (Prof. Lanzen-
dorf) und dem Institut für Verkehrs-
planung und Transportsysteme der
ETH Zürich (Prof. Axhausen).
Projektziel
Die mobilitätsbiografische Forschung
mit den Untersuchungsfeldern
„ V e r k e h r s m o b i l i t ä t “ u n d
„Wohnstandortmobilität“ ist ein rela-
tiv neues Forschungsfeld, das weitere
Erklärungen des individuellen Verhal-
tens im Raum verspricht. Das Projekt
hat hierzu vier grundlegende Hypo-
thesen formuliert und überprüft:
(1) Sozialisationseffekte beeinflus-
sen Mobilitäts- und Wohnstandort-
präferenzen sowie Verkehrsverhalten
Abschluss des DFG-
Projektes „Mobility
Biographies—A Life-
Course Approach to Travel
Behaviour and Residential
Choice“
Nur ein Teil aller MitarbeiterInnen von ZUKUR: ProjektteilnehmerInnen der TU
Dortmund, des RVR, der Stadt Bottrop und der Stadt Dortmund.
Foto: Uwe Grützner
3
Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 3
und Wohnstandortentscheidungen in
einer Weise, die zu Ähnlichkeiten zwi-
schen Generationen einer Familie
führt.
(2) Der Einfluss der innerfamiliären
Sozialisation auf Präferenzen und
Verhalten wird von weiteren Lernpro-
zessen und Erfahrungen im Lebens-
lauf sowie von strukturellen – sozio-
ökonomischen und räumlichen – Um-
ständen im Lebenslauf überlagert.
(3) Verkehrsverhalten ist aufgrund
von Routinen über die Zeit hinweg
relativ stabil, kann sich aber aufgrund
von Lebensereignissen deutlich än-
dern.
(4) Kohortenspezifische Erfahrungen,
die in Beziehung zu historischen tech-
nologischen, räumlichen, sozialen
und ökonomischen Kontexten und
Entwicklungen stehen, sind häufig an
Verkehrsmittel, Wohnstandortpräfe-
renzen und -entscheidungen gebun-
den. Entsprechende kohortenspezifi-
sche Unterschiede sind zu erwarten,
wobei gleichzeitig mit starker Hetero-
genität innerhalb von Kohorten zu
rechnen ist.
Daten und Methoden
Datenerhebung
Das Forschungsprojekt baute auf ei-
n em in d er D ip l o m a r b e it
„Generationsübergreifende Mobili-
tätsbiographien“ (Klöpper und Weber,
2007; Betreuung Holz-Rau) entwickel-
ten Fragebogen auf. Es fanden Befra-
gungen in Dortmund (seit 2007 fort-
laufend), Zürich und Frankfurt (2012-
2015) statt. Die Befragung wird in
Dortmund weiterhin jährlich fortge-
setzt, wobei die Erfahrungen dieses
Projektes zu einer Verbesserung des
Erhebungsinstruments genutzt wer-
den.
In der Erhebung an der TU Dortmund
wurden Raumplanungsstudierende im
ersten Semester im Zuge der Veran-
staltung „Empirische Erhebungsme-
thoden“ befragt. Die befragten Stu-
dierenden füllten die Fragebögen
selbst aus und interviewten, sofern
erreichbar, im Anschluss beide El-
ternteile und einen Teil der Großeltern
mütterlicherseits und einen Teil der
Großeltern väterlicherseits (Scheiner
et al. 2014). Die Rücklaufquoten
schwankten zwischen 20 und 95 Pro-
zent, was sich aus unterschiedlichen
Verbindlichkeiten zur Teilnahme an
der Befragung in den Lehrveranstal-
tungen erklären lässt. Teilweise war
die Durchführung der Befragung,
nicht aber die Abgabe der Fragebö-
gen, für die Studierenden verpflich-
tend. Insgesamt liegen nun Daten von
über 6800 Personen aus mehr als
1400 Familien vor.
Die elektronische Erfassung der Fra-
gebögen erfolgte durch studentische
Hilfskräfte. Dabei fanden regelmäßige
Kontrollen der Daten- und Einga-
bequalität statt. Zudem wurde doku-
mentiert, welche Schwierigkeiten es
bei der Eingabe einzelner Fälle gab,
sodass diese im Nachhinein mit den
wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen
besprochen und Änderungen vorge-
n o m m e n w e r d e n k o n n t e n
(ausführlicher in Scheiner et al. 2014).
Datensatzbeschreibung
Insgesamt sind durch die Auswahl der
Befragten als Erstsemester der
Raumplanung an der TU Dortmund
deutliche Unterschiede zwischen den
Befragten und der bundesdeutschen
Bevölkerung hinsichtlich vieler Merk-
male zu erkennen. Die Altersstruktur
ist dreigipfelig: Die 18- bis Mitte 20-
Jährigen, die Mitte 40- bis Ende 50-
Jährigen sowie die Anfang 70- bis
Mitte 80-Jährigen sind jeweils überre-
präsentiert. Der Akademikeranteil
und der Anteil von Personen mit deut-
scher Staatsangehörigkeit sind höher
als im Bundes- und NRW-
Durchschnitt. Gleiches gilt für Wohn-
orte in urbanen Räumen. Damit ist der
Datensatz nicht repräsentativ für
Deutschland oder NRW und nicht ge-
eignet, Hochrechnungen für die Ge-
samtbevölkerung vorzunehmen.
Trotzdem spiegelt der Datensatz ge-
sellschaftliche Entwicklungen und
allgemeine Veränderungen des Mobi-
litätshandelns im Zeitverlauf wider.
So lässt sich die Bildungsexpansion
und die zunehmende Erwerbstätigkeit
von Frauen am Vergleich der Großel-
tern- und Elterngeneration erkennen
(Döring et al. 2014a). Des Weiteren
entspricht die Verkehrsmittelnutzung
der Befragten der bundesweiten Ver-
kehrsmittelnutzung auf Berufswegen
und zeigt deutlich die Zunahme der
MIV-Nutzung und den Rückgang des
nicht motorisierten Berufsverkehrs
von Generation zu Generation (Döring
et al. 2014a).
Datenqualität
Vergleiche der Angaben verschiede-
ner Familienangehöriger und Fehl-
wertanalysen zeigen ergänzend, dass
die Datenqualität in den Fragebögen
befragter Frauen höher ist als unter
den befragten Männern (Albrecht et
al. 2017). Fehlende Angaben von Be-
fragten konnten aufgrund des Erhe-
bungsdesigns z.T. durch die Angaben
anderer Personen ergänzt werden.
Beispielsweise konnten Fehlwerte in
der Wohnbiografie durch die Angaben
der Eltern oder des Partners ergänzt
werden, sofern sie in einem gemein-
samen Haushalt mit der befragten
Person gewohnt haben (zum Vorge-
hen s. Albrecht et al. 2017).
Gleichzeitig wurde deutlich, dass re-
trospektive Erhebungen zur Erfas-
sung einiger Datentypen nur bedingt
geeignet sind. Die Aussagen zu der
Anzahl der Umzüge im Lebensverlauf
und den Umzugszeitpunkten sind
weniger verlässlich als die Angaben
zum Namen der Gemeinde, in der in
der Vergangenheit gewohnt wurde
(Albrecht et al. 2017). Schließlich
zeigt eine anonyme Nachher-
Befragung unter Studierenden, dass
96% der Befragten die Mobilitätsbio-
grafien ehrlich ausgefüllt haben, so-
dass die Datenqualität für eine retro-
spektive Erhebung als gut einge-
schätzt wird.
Analysemethoden
Der statistischen Modellbildung lag in
Dortmund der Half-Split-Ansatz zu-
grunde. Mit einer 50%igen Zufalls-
auswahl des Datensatzes wurde hy-
pothesengestützt ein statistisches
Modell schrittweise entwickelt, das
an der zweiten Hälfte der Stichprobe
überprüft wurde. Dieser Ansatz dient
einer rigorosen Prüfung von Hypothe-
sen und vermeidet die Überanpas-
4
Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 4
jedoch nicht eindeutig. Die Besonder-
heit dieser Untersuchungen liegt dar-
in, dass sowohl die biografischen als
auch die elterlichen Einflüsse beider
Partner (eines Familienhaushaltes)
berücksichtigt werden. Zudem wird
dem Ort der Kindheit und Jugend ein
besonderes Interesse gewidmet, was
in der Forschung bisher wenig Beach-
tung fand. Insgesamt zeigt sich ein
hohes Maß an Sesshaftigkeit, sogar
über Generationen hinweg.
Zusammenfassung und Aus-
blick
Insgesamt konnte das Projekt einen
relevanten Beitrag zur mobilitätsbio-
g r a f i s c h e n F o r s c h u n g
(Alltagsmobilität und Wohnstandort-
mobilität) leisten. Dabei ergänzt das
generationsübergreifende Erhebungs-
format die bisherige mobilitätsbiogra-
phische Forschung und ermöglicht die
Untersuchung von generationsüber-
greifender Mobilitätssozialisation.
Der Aufwand in Erhebungsdurchfüh-
rung und Sicherung der Datenqualität
ist jedoch erheblich und sicher nicht
für repräsentative Erhebungen an-
wendbar.
Die beiden Dissertationen erfolgten
anhand der Daten aus Dortmund und
ergänzen mobilitätsbiographische
Untersuchungen, die sich auf Le-
bensereignisse innerhalb der Biogra-
phie einer Person (z. B. Heirat, Um-
zug, Arbeitsplatzwechsel…) bezogen,
um den Kontext mehrerer Generatio-
nen einer Familie. Während entspre-
chende Zusammenhänge anhand der
Wohnstandortentscheidungen belegt
werden konnten, war ein solcher
Nachweis für die Alltagsmobilität an-
hand der Daten nicht möglich. Die
Vermutung, dass die autogeprägten
Mobilitätserfahrungen von Kindern zu
einer Autoprägung in der eigener Er-
wachsenenphase führen, zeigt sich in
den Daten und hier untersuchten Ge-
nerationen also nicht. Dies schließt
jedoch nicht aus, dass dies für die
heutigen Kinder, deren Kindheit meist
noch stärker autogeprägt ist, zutref-
fen kann oder in größeren Stichpro-
ben nachzuweisen wäre.
sung von Modellen an die Stichprobe.
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen,
dass ohne diese Kreuzvalidierung
hinsichtlich mehrerer Einflüsse ande-
re Schlüsse gezogen worden wären.
Die Half-Split-Methode vermeidet
damit eine Überschätzung der Rele-
vanz des Untersuchungsgegenstan-
des (Döring et al. 2017, Albrecht et al.
eingereicht).
Darüber hinaus wurde in der Disserta-
tion von Lisa Döring (s.u.) das in der
Verkehrsforschung relativ neue Ver-
fahren der Markov Modelle erprobt.
Mittels Markov Modellen wurden zeit-
konstante und zeitvariierende Ein-
flussfaktoren für die Autoverfügbar-
keit und Verkehrsmittelnutzung be-
rücksichtigt und verkehrsmittelspezi-
fische Übergänge modelliert. Mit
Standard-Kohorten-Tabellen wurden
Alters-, Kohorten- und Periodeneffek-
te identifiziert. Diese Methode eignet
sich, um Regime in quantitativen Mo-
bilitätsbiografien aufzudecken.
Darüber hinaus sind multivariate logi-
stische Regressionen zur Untersu-
chung von Wohnbiografien genutzt
worden (Albrecht et al. (eingereicht),
Albrecht et al. 2015). Des Weiteren ist
die Anwendung multinomialer Re-
gressionen in der Dissertation von
Janna Albrecht vorgesehen.
Intergenerationale Unter-
schiede und Zusammenhänge
(1) Mobilitätsbiografien und Mobili-
tätssozialisation – Eine quantitative
Analyse von Sozialisations-, Alters-,
Perioden- und Kohorteneffekten in
Alltagsmobilität (L. Döring)
Im Rahmen Ihrer Dissertation unter-
suchte Lisa Döring alltägliches Mobi-
litätshandeln im Lebensverlauf und
verglich Geburtskohorten. Die Arbeit
erarbeitet einen theoretischen Ansatz
zur Untersuchung von Mobilitätsso-
zialisation im Lebensverlauf und
zeigt, dass quantitative Mobilitäts-
biografien mit der in der Mobilitäts-
forschung neuen Methode der Markov
Modelle untersucht werden können.
Entgegen der häufig formulierten Ver-
mutung konnte hinsichtlich Pkw-
Verfügbarkeit und Verkehrsmittelnut-
zung auf Berufswegen kein genera-
tionsübergreifender Sozialisationszu-
sammenhang nachgewiesen werden.
Die Untersuchung bezog sich dabei
auf die Generation um die Geburtsko-
horte 1957 und ihre Eltern (Eltern und
Großeltern der Studierenden). Die
empirischen Ergebnisse entlang der
Biographien zeigten, dass Verände-
rungen in der Berufswegedistanz
maßgeblich mit Veränderungen in der
Autoverfügbarkeit und Verkehrsmit-
telnutzung verbunden sind. Dagegen
sind andere Ereignisse, wie beispiels-
weise eine Hochzeit oder die Geburt
eines Kindes, von geringerer Bedeu-
tung. Darüber hinaus sind von älteren
zu jüngeren Kohorten eine Standardi-
sierung und eine Homogenisierung
von Mobilitätsbiografien bezüglich
des Führerscheinerwerbs, der Auto-
verfügbarkeit und der Verkehrsmittel-
nutzung zu erkennen.
(2) Wohnstandortentscheidungen—
Biografische und familiäre Einflüsse
(J. Albrecht)
Die Arbeit von Janna Albrecht setzt
sich mit Wohnbiografien auseinander.
Im Gegensatz zu den generations-
übergreifenden Analysen der Motori-
sierung und Verkehrsmittelnutzung
konnte für die Wohnstandortent-
scheidungen in der Familiengrün-
dungsphase ein wohnbiografischer
Einfluss (Anzahl der Umzüge und
Wohndauer) bestätigt werden. Der
Nachweis erfolgte anhand der Biogra-
phien der Eltern der Studierenden,
bezieht sich also auf die Generation
um die Geburtskohorte 1957 und de-
ren Eltern. Es zeigen sich außerdem
„vererbte“ Wanderungstypen sowie
eine hohe Bedeutung des großelterli-
chen Wohnstandortes für den Wohn-
standort der Eltern (im Sinne von ge-
ringen Distanzen zwischen den
Wohnorten der Generationen). Dabei
scheint in der Familiengründungs-
phase der Eltern der Wohnort der
Großeltern mütterlicherseits von gro-
ßer Bedeutung zu sein. Zum Teil deu-
ten die Ergebnisse auch auf die häu-
fig diskutierte Dominanz der Männer
bei Wohnstandortentscheidungen hin
(Erwerbstätigkeit konnte nicht kon-
trolliert werden), bestätigen diese
5
Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 5
Auf der Grundlage jüngster Forschun-
gen wäre des Weiteren die Verknüp-
fung von Mobilitätsbiografien mit
multilokalen Lebensweisen sinnvoll.
Dies beträfe sowohl die Multilokalität
als Dimension des Wohnens als auch
deren Auswirkungen auf (bzw. Be-
stimmtheit durch) die berufliche und
freizeitbezogene Mobilität. Darüber
hinaus zeigte sich vor allem in den
Forschungen zur Wohnstandortwahl
ein so hohes Maß an Sesshaftigkeit,
dass es sich als schwierig erwies,
Effekte von raumstrukturellen Erfah-
rungen und konkreten Ortserfahrun-
gen auf spätere Wohnstandortent-
scheidungen voneinander zu trennen.
Dies wäre ein weiteres lohnendes
Feld für die Wohnforschung. Die hier
zum Ausdruck kommende Trägheit
des Wohnstandortverhaltens stellt
auch in Frage, inwieweit diese Pro-
zesse überhaupt planerisch steuerbar
sind.
Text: Christian Holz-Rau, Janna Albrecht,
Lisa Döring, Joachim Scheiner
Veröffentlichungen im Rahmen des
DFG-Projektes “Mobility Bio-
graphies—A Life-Course Approach
to Travel Behaviour and Residential
Choice”
Die nachfolgende Liste enthält eine
Auswahl der Veröffentlichungen, die
im Projektzusammenhang entstanden
sind.
ALBRECHT, Janna / DÖRING, Lisa /
HOLZ-RAU, Christian / SCHEINER,
Joachim (2015): The Relevance of the
Place of Childhood and Adolescence
for Residential Choice in Later Life. A
Life-Course and Intergenerational
Approach (15-0739). In: TRB Trans-
portation Research Board (Hg.): The
2015 Annual Meeting Compendium of
Papers. TRB Transportation Research
Board 94th Annual Meeting. Washing-
ton, D.C., 11.-15.01.2015
ALBRECHT, Janna / HOLZ-RAU, Chris-
tian / SCHEINER, Joachim (2017): Life
-course data reconstruction using
complementary information taken
from linked lives. In Transportation
Research Part A 104, S. 308-318. DOI:
10.1016/j.tra.2017.03.016
ALBRECHT, Janna/ SCHEINER, Joa-
chim / DÖRING, Lisa / HOLZ-RAU,
Christian: Residential Location Choic-
es of Couples Considering Both Part-
ners’ Life-Courses and Family Ties. In:
Population, Space and Place.
(eingereicht)
ALBRECHT, Janna (2015): Die räumli-
che Bindung an den Wohnort der Kind-
heit und Jugend in der Familiengrün-
dungsphase. Wohnstandortentschei-
dungen im Biografien- und Generatio-
nenansatz. In: Scheiner, Joachim /
Holz-Rau, Christian (Hrsg.): Räumliche
Mobilität und Lebenslauf. Studien zu
Mobilitätsbiografien und Mobilitätsso-
zialisation. Wiesbaden: Springer. S.
241-238. DOI: 10.1007/978-3-658-
07546-0_13
DÖRING, Lisa: Mobilitätsbiografien
und Mobilitätssozialisation. Eine
quantitative Analyse von Sozialisa-
tions-, Alters-, Perioden- und Kohor-
teneffekten in Alltagsmobilität. Wies-
baden. Springer VS (Studien zur Mobi-
litäts- und Verkehrsforschung).
(angenommen)
DÖRING, Lisa (2015): Biografieeffekte
und intergenerationale Sozialisations-
effekte in Mobilitätsbiografien. In:
Scheiner, Joachim / Holz-Rau, Chri-
stian (Hrsg.): Räumliche Mobilität und
Lebenslauf. Studien zu Mobilitätsbio-
grafien und Mobilitätssozialisation.
Wiesbaden: Springer. S. 23-41. DOI:
10.1007/978-3-658-07546-0_2
DÖRING, Lisa / ALBRECHT, Janna /
HOLZ-RAU, Christian (2014a): Genera-
tionsübergreifende Mobilitätsbiogra-
fien – Soziodemografische Analyse der
Erhebung: In: Fachgebiet Verkehrswe-
sen und Verkehrsplanung (Hg.): Raum
und Mobilität. Arbeitspapiere des
Fachgebietes Verkehrswesen und Ver-
kehrsplanung, Bd. 30. Dortmund. On-
line verfügbar: http://www.vpl.tu-
dortmund.de/cms/Medienpool/
PDF_Dokomunte/Arbeitspapiere/
AP30_von_Lisa_Doering_und_Janna_A
lbrecht_und_Christian_Holz-Rau.pdf
DÖRING, Lisa / ALBRECHT, Janna /
SCHEINER, Joachim / HOLZ-RAU,
Christian (2015): Mobility Socialization
in Work Trip Biographies: Work Trips
Over the Life Course of Two Genera-
tions (15-2105) In: TRB Transportation
Research Board (Hg.): The 2015 Annu-
al Meeting Compendium of Papers.
TRB Transportation Research Board
94th Annual Meeting. Washington,
D.C., 11.-15.01.2015
DÖRING, Lisa / ALBRECHT, Janna /
SCHEINER, Joachim / HOLZ-RAU,
Christian (2014b): Mobility biog-
raphies in three generations – sociali-
zation effects on commute mode
choice. In: Transportation Research
Procedia 1(1), S. 165-176. DOI:
10.1016/j.trpro.2014.07.017
DÖRING, Lisa / KROESEN, Maarten /
HOLZ-RAU, Christian (2017): The Role
of Parents‘ Mobility Behavior for Dy-
namics in Car Availability and Com-
mute Mode Use. In: Transportation.
DOI: 10.1007/s11116-017-9823-x
HOLZ-RAU, Christian / SCHEINER,
Joachim (2015): Mobilitätsbiografien
und Mobilitätssozialisation: Neue
Zugänge zu einem alten Thema. In:
Scheiner, Joachim / Holz-Rau, Chri-
stian (Hrsg.): Räumliche Mobilität und
Lebenslauf. Studien zu Mobilitätsbio-
grafien und Mobilitätssozialisation.
Wiesbaden: Springer VS. S. 3-22. DOI:
10.1007/978-3-658-07546-0_1
MÜGGENBURG, Hannah (2016): Le-
bensereignisse und Mobilität. Eine
generationsübergreifende Untersu-
chung von Mobilitätsbiographien.
Wiesbaden: Springer VS (Studien zur
Mobilitäts- und Verkehrsforschung,
32). DOI: 10.1007/978-3-658-16068-5
MÜGGENBURG, Hannah (2015): Bleibt
alles anders? – Eine Untersuchung
zum Einfluss privater Lebensereignis-
se auf das Verkehrshandeln im Gene-
rationenvergleich. In: Umweltpsy-
chologie 19 (1), S. 121-143.
MÜGGENBURG, Hannah / BUSCH-
GEERTSEMA, Annika / LANZENDORF,
Martin (2015): Mobility biographies: A
review of achievements and challeng-
es of the mobility biographies ap-
proach and a framework for further
research. In: Journal of Transport
Geography 46. DOI: https://
doi.org/10.1016/
j.jtrangeo.2015.06.004
MÜGGENBURG, Hannah / LANZEN-
DORF, Martin (2015): Beruf und Mobi-
lität – eine intergenerationale Unter-
6
Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 6
sozialisation. Wiesbaden: Springer
VS. DOI: 10.1007/978-3-658-07546-0
Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Christian Holz-Rau
Tel. 0231/ 755 – 2270
christian.holz-rau@tu-dortmund.de
Dipl.-Ing. Janna Albrecht
Tel: 0231/ 755 – 2390
janna.albrecht@tu-dortmund.de
Dipl.-Geogr. Lisa Döring
0231/ 755 – 8017
lisa.doering@tu-dortmund.de
Prof. Dr. Joachim Scheiner
Tel. 0231/ 755 – 4822
joachim.scheiner@tu-dortmund.de
Gleichstellung der Geschlechter am Beispiel von freizuhaltenden Sitzplätzen in der
Wiener U-Bahn. Foto: Joachim Scheiner
sen, dass Wien eine ausnehmend
(oder besser einnehmend?) schöne
Stadt ist, zeigen die Bilder, dass sich
viel von Wien lernen lässt, etwa über
kurze Wege im Bereich der Kultur
("Wiener Bücherschmaus – der litera-
rische Nahversorger") oder über
Gleichstellung der Geschlechter
("Sitzplätze in der U-Bahn").
Text: Joachim Scheiner
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Joachim Scheiner
Tel. 0231/ 755 – 4822
joachim.scheiner@tu-dortmund.de
suchung zum Einfluss beruflicher Le-
bensereignisse auf das Verkehrshan-
deln In: Scheiner, Joachim / Holz-Rau,
Christian (Hrsg.): Räumliche Mobilität
und Lebenslauf. Studien zu Mobili-
tätsbiografien und Mobilitätssoziali-
sation. Wiesbaden: Springer. S. 79-95.
DOI: 10.1007/978-3-658-07546-0_5
SCHEINER, Joachim / HOLZ-RAU,
Christian (2013): A comprehensive
study of life course, cohort, and pe-
riod effects on changes in travel mode
use. In: Transportation Research A 47,
S. 167-181. DOI: 10.1016/
j.tra.2012.10.019
SCHEINER, Joachim / HOLZ-RAU,
Christian (2013): Changes in travel
mode choice after residential reloca-
tion: a contribution to mobility biog-
raphies. In: Transportation 40(2), S.
431-458. DOI: 10.1007/s11116-012-
9417-6
SCHEINER, Joachim / SICKS, Kathrin /
HOLZ-RAU, Christian (2014): Genera-
tionsübergreifende Mobilitätsbiogra-
fien - Dokumentation der Datengrund-
lage In: Fachgebiet Verkehrswesen
und Verkehrsplanung (Hg.): Raum und
Mobilität. Arbeitspapiere des Fachge-
bietes Verkehrswesen und Verkehrs-
planung, Bd. 29. Dortmund. Online
verfügbar: http://www.vpl.tu-
dortmund.de/cms/Medienpool/
PDF_Dokomunte/Arbeitspapiere/
AP29_von_Joachim_Scheiner_und_Ka
thrin_Sicks_und_Christian_Holz-
Rau.pdf
SCHEINER, Joachim (2014): Gendered
key events in the life course: effects
on changes in travel mode choice over
time. In: Journal of Transport Geogra-
phy 37, S. 47-60. DOI: 10.1016/
j.jtrangeo.2014.04.007
SCHEINER, Joachim (2014): Residen-
tial self-selection in travel behavior:
towards an integration into mobility
biographies. In Journal of Transport
and Land Use 7 (3), S. 15-29. DOI:
http://dx.doi.org/10.5198/
jtlu.v7i3.439
SCHEINER, Joachim / HOLZ-RAU,
Christian (Hrsg., 2015): Räumliche
Mobilität und Lebenslauf. Studien zu
Mobilitätsbiografien und Mobilitäts-
Joachim Scheiner als
Gastprofessor an der
Universität für
Bodenkultur in Wien
Joachim Scheiner hat im Rahmen
einer Gastprofessur im Mai/Juni 2017
zwei Wochen in Wien verbracht. Dort-
hin war er vom Institut für Verkehrs-
wesen an der Universität für Boden-
kultur eingeladen worden. Er bot dort
zwei Blockseminare zu aktuellen The-
men aus "Traffic and Transport Plan-
ning" an. Neben den Lehrveranstal-
tungen diente der Aufenthalt der Wei-
terentwicklung von Kontakten für
gemeinsame Forschungsvorhaben.
Auch die Freizeit kam angesichts von
konstant rund 30°C, dauerhaftem
Sonnenschein und eines Besuchs der
Familie nicht zu kurz. Jenseits des-
„Wiener Bücherschmaus – der literari-
sche Nahversorger“, Wien.
Foto: Joachim Scheiner
Wilhelm-Exner-Haus der Universität
für Bodenkultur, Wien.
Foto: Joachim Scheiner
7
Jahrestagung des AK
Verkehr der DGfG
Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 7
Die Jahrestagung des Arbeitskreises
Verkehr der Deutschen Gesellschaft
f ü r G e o g r a p h i e ( h t t p : / /
vgdh.geographie.de/verkehr/) –
Joachim Scheiner ist Mitglied des
Sprecherteams – wurde diesmal von
der Arbeitsgruppe Mobilitätsfor-
schung der Goethe Universität Frank-
furt (Martin Lanzendorf) ausgerichtet.
Von 18.-20. Mai 2017 trafen sich rund
130 Interessierte, um Themen rund
um das Leitthema "Sozialer Wandel,
neue Technologien und andere Mobi-
lität? – Fachliche und institutionelle
Herausforderungen für die Mobili-
tätsforschung" zu diskutieren. Zu
Beginn der Konferenz gedachten die
Anwesenden in einer Schweigeminute
des Kollegen Dirk Vallée (Lehrstuhl
und Institut für Stadtbauwesen und
Stadtverkehr, RWTH Aachen), der
kurz zuvor im Alter von nur 51 Jahren
unerwartet verstorben war. Dirk
Vallée hinterlässt eine Frau und drei
Kinder. Die, die ihn kannten, vermis-
sen ihn.
Die Konferenz kam gerade rechtzei-
tig, um das Buch zu präsentieren, das
die AK Verkehr-Jahrestagung 2015 in
Erfurt dokumentiert (Wilde, Gather,
Neiberger und Scheiner, 2017). Aus
institutioneller Perspektive wurde mit
der Tagung in Frankfurt der Versuch
unternommen, die jährliche Tagung
auf eine breitere Basis zu stellen.
Zum einen war sie interdisziplinär
ausgerichtet; der AK Verkehr, das
Pegasus Netzwerk und die Deutsche
Verkehrswissenschaftliche Gesell-
schaft traten gemeinsam als Veran-
stalter auf. Zum anderen unterstrich
ein Programmbeirat aus 16 Wissen-
schaftler/innen verschiedener Dis-
ziplinen, dass die Tagung mehr sein
sollte als eine öffentliche Arbeits-
kreissitzung.
Dies wurde auch durch den Untertitel
der Konferenz betont, der die große
Frage nach fachlichen und institutio-
nellen Herausforderungen für die Mo-
bilitätsforschung aufwarf. Diese wur-
de in einer Vortragssitzung und einer
Podiumsdiskussion zum Thema
"Zukunft der Mobilitätsforschung"
vertieft. Die Podiumsdiskussion
schloss sieben Diskutant/innen aus
Geografie, Verkehrsplanung, Soziolo-
gie und verkehrlicher Praxis ein. Zur
Debatte standen mögliche Bedürfnis-
se nach und Kapazitäten zu einer
Neuausrichtung und/oder einer brei-
teren Basis der Verkehrsforschung in
Deutschland – im Sinne von mehr
inter- und transdisziplinärer Koope-
ration, veränderter institutioneller
Settings, stärkerer Vernetzung und
mehr Forschungsförderung. Einer der
Diskutanten argumentierte stark im
Sinne praktischer Tests neuer Mobili-
tätsformen in Form von 'Living labs'
unter Einschluss wissenschaftlicher
Evaluationsforschung. Ein Vertreter
der Deutschen Bahn dagegen stellte
dies als verengtes Verständnis wis-
senschaftlicher Forschung in Frage.
Auch der These, die Verkehrsfor-
schung bräuchte mehr interdiszipli-
näres Denken – vermutlich eines der
hervorstechenden Merkmale der Geo-
grafie, aber auch der Raum- und Ver-
kehrsplanung – wurde entgegnet,
dass dies ohnehin passiere, wie man
an Zeitschriften wie "Global Environ-
mental Change" unschwer erkennen
könne. Auf der anderen Seite wurde
deutlich, dass weder Geografie noch
Soziologie in führenden verkehrspoli-
tischen Organisationen angemessen
vertreten sind. So sitzt im Wissen-
schaftlichen Beirat des Bundesver-
kehrsministeriums kein einziger Geo-
graf.
Ansonsten behandelten die Sitzungen
sehr unterschiedliche Themen, etwa
die Mobilität junger Erwachsener,
Elektrofahrzeuge, nachhaltigen Ver-
kehr, Radfahren, Mobilitätsbiogra-
fien, Mobilitätskulturen, Güterver-
kehr, Verhaltensveränderungen und
Transformationen. Eine der Sitzungen
diente im Wesentlichen als Forum für
die Abschlusspräsentation des lang
laufenden Projekts über Mobilitäts-
biografien des Fachgebiets VPL der
Technischen Universität Dortmund,
der Goethe Universität (AG Mobili-
tätsforschung) und der ETH Zürich
(Institut für Verkehrsplanung und
Transportsysteme) (http://www.vpl.tu
-dortmund.de/cms/de/forschung/
f o r s c h u n g s p r o j e k t e /
Mobilitybiographies/index.html).
Neues Forschungsprojekt:
Der Weg zur Schule in
Lünen
Die nächste Jahrestagung findet von
7.-9. Juni 2018 in Lüneburg statt. Den
Call for Papers finden Sie hier: http://
vgdh.geographie.de/verkehr/. Sie
sind herzlich eingeladen!
Wilde, Mathias / Gather, Matthias /
Neiberger, Cordula / Scheiner,
Joachim (Hrsg.) (2017): Verkehr und
Mobilität zwischen Alltagspraxis und
Planungstheorie – ökologische und
soziale Perspektiven. Wiesbaden:
Springer VS.
Text: Joachim Scheiner
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Joachim Scheiner
0231/ 755 – 4822
joachim.scheiner@tu-dortmund.de
Die DFG hat dem Fachgebiet VPL das
Projekt "Verkehrsinfrastruktur,
Raumstruktur und der Weg zur Schule
– Fallstudie Lünen (NRW)" bewilligt.
In dem Projekt werden Befragungsda-
ten aus der Masterarbeit von Stefan
Lohmüller (siehe Abschlussarbeiten")
durch weitere Erhebungen aus Online
-Quellen und Kartierungen vor Ort
ergänzt. Dies dient dazu, Einflüsse
der räumlichen und verkehrsinfra-
strukturellen Rahmenbedingungen
des Weges auf die Verkehrsmittelnut-
zung und die selbstständige Mobilität
von Grundschulkindern detailliert zu
untersuchen.
Trotz einer frühen Beteiligung
Deutschlands an den Forschungen
zur Mobilität von Kindern liegen prak-
tisch keine Studien aus Deutschland
vor, in denen die Mobilität von Kin-
dern unter dem Blickpunkt einer Viel-
zahl von Einflüssen systematisch und
multivariat untersucht wird. Mit den
vorliegenden nationalen Haushalts-
befragungen zur Mobilität ist dies nur
sehr eingeschränkt möglich, weil we-
sentliche Variablen fehlen. In der an-
gesprochenen Masterarbeit wurden
Anfang 2017 in einer Befragung der
Eltern von Schüler/innen der Jahr-
gangsstufen 1-4 an sieben Grund-
8
Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 8
schulen in Lünen entsprechende Da-
ten in hoher Qualität erhoben.
Am Fachgebiet VPL bearbeitet Oliver
Huber gemeinsam mit Joachim Schei-
ner und mehreren studentischen und
wissenschaftlichen Hilfskräften das
Projekt. Ergebnisse sind in den näch-
sten Monaten zu erwarten.
Text: Joachim Scheiner
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Joachim Scheiner
0231/ 755 – 4822
joachim.scheiner@tu-dortmund.de
M.Sc. Oliver Huber
Tel. 0231/ 755 – 6932
oliver.huber@tu-dortmund.de
seits wird Stabilität im Lebensverlauf
durch Pfadabhängigkeit sowie Stabi-
lität zwischen Kohorten durch Sozia-
lisation betrachtet.
Es werden im Wesentlichen drei Me-
thoden genutzt: Durch die theoreti-
sche Auseinandersetzung mit Soziali-
sation und die Anwendung des Mo-
dells der produktiven Realitätsverar-
beitung von Hurrelmann (1986) auf
die Mobilitätssozialisation wird ein
theoretisch-konzeptueller Rahmen
geschaffen. Standard-Kohorten-
Tabellen werden dazu genutzt, Alters
-, Kohorten- und Periodeneffekte zu
identifizieren, und Markov Modelle
dienen schließlich der Analyse von
Veränderungen in individuellen Mobi-
litätsbiografien unter der Berücksich-
tigung von persönlichen Eigenschaf-
ten sowie von Veränderungen auf der
individuellen und Haushaltsebene.
Damit führt die Arbeit eine neue Me-
thodik zur Analyse von Mobilitätsbio-
grafien ein.
Die theoretische Auseinandersetzung
mit und die empirische Analyse von
Mobilitätsbiografien und Mobilitäts-
sozialisation hat Folgendes ergeben:
(1) Durch die Verknüpfung des Mo-
dells der produktiven Realitätsverar-
beitung mit dem Ansatz der Mobili-
tätsbiografien bietet diese Arbeit ei-
nen neuen theoretischen Untersu-
chungsrahmen zur Analyse von Mobi-
litätssozialisation im Lebensverlauf.
(2) Die quantitativen Analysen der
Mobilitätsbiografien der Geburtsko-
horten 1911-1920 bis 1991-2000 zei-
gen von älteren Kohorten zu jüngeren
Kohorten eine Standardisierung und
eine Homogenisierung von Mobili-
tätsbiografien bezüglich des Führer-
scheinerwerbs, der Autoverfügbarkeit
und der Verkehrsmittelnutzung.
Gleichzeitig wird eine Flexibilisierung
der Erwerbstätigkeit von Kohorte zu
Kohorte deutlich.
(3) Die Analyse von Personen geboren
um 1957 zeigt keinen direkten Zu-
sammenhang zwischen Veränderun-
gen in der Autoverfügbarkeit oder
Verkehrsmittelnutzung auf Berufswe-
gen und dem Mobilitätshandeln ihrer
Lisa Döring—Promotion
abgeschlossen
Mit der Disputation am 13.07.2017
schloss Dipl.-Geogr. Lisa Döring ihr
Promotionsvorhaben zum Thema
„Mobilitätsbiografien und Mobilitäts-
sozialisation - Eine quantitative Ana-
lyse von Sozialisations-, Alters-, Pe-
rioden- und Kohorteneffekten in All-
tagsmobilität“ ab. Betreut wurde die
Arbeit durch Prof. Dr-Ing. Christian
Holz-Rau und und Prof. Dr. Simone
Strambach von der Philipps-
Universität Marburg. Den Vorsitz der
Prüfungskommission übernahm Prof.
Dr.-Ing. Sabine Baumgart vom Fach-
gebiet Stadt- und Regionalplanung.
Die Dissertation war eingebettet in
das von der DFG geförderte Projekt
„Mobility Biographies – A Life-Course
Approach to Travel Behaviour and Re-
sidential Choice“ (für weitere Informa-
tionen siehe Projektabschluss-Bericht
in dieser Ausgabe). Das Fachgebiet
VPL gratuliert ganz herzlich zur erfolg-
reichen Promotion.
Text: Janna Albrecht
Kurzfassung der Dissertation
In den letzten Dekaden fanden tief-
greifende, sich gegenseitig beein-
flussende Veränderungen in der Ge-
sellschaft, der Raumstruktur und der
Wirtschaft in Deutschland und ande-
ren westlichen Ländern statt. Diese
zeigen sich auch in Veränderungen
des alltäglichen Mobilitätshandelns.
So gehen die Emanzipation der Frau,
der Wertewandel, komplexere Famili-
enstrukturen und die Pluralisierung
von Lebensstilen sowie die Suburba-
nisierung, der Ausbau von Verkehrs-
infrastruktur und Informations- und
Kommunikationstechnologien und
darüber hinaus der wirtschaftliche
Wandel vom Fordismus zum Postfor-
dismus mit weiteren alltäglichen Di-
stanzen, einer zunehmenden Pkw-
Nutzung und einem Angleichen des
Mobilitätshandelns von Frauen an das
der Männer einher.
Neben diesen langfristigen Verände-
rungen der makrostrukturellen Rah-
menbedingungen, die zu einem Wan-
del des aggregierten Mobilitätshan-
delns führen, ist das alltägliche indivi-
duelle Mobilitätshandeln durch indivi-
duelle Rahmenbedingungen und Ver-
änderungen im Lebensverlauf beein-
flusst. Auf der individuellen Ebene
wird Mobilitätshandeln eher als routi-
niert und stabil beschrieben. Darüber
hinaus zeigen Studien Ähnlichkeiten
zwischen der Abfolge und dem Ein-
treffen von Lebensereignissen sowie
dem Autofahrstil und mobilitätsbezo-
genen Einstellungen zwischen Kin-
dern und ihren Eltern. Demzufolge
wirkt familiäre Sozialisation ebenfalls
stabilisierend auf Mobilitätshandeln
über Kohorten hinweg. Allerdings wer-
den in diesen Studien Schulkinder und
junge Erwachsene berücksichtigt,
sodass es offen bleibt, ob das Mobili-
tätshandeln der Eltern von ihren Kin-
dern angeeignet und auch in späteren
Lebensphasen, wenn sie selbststän-
dig am Verkehr teilnehmen, reprodu-
ziert wird.
Die Analyse von kohortenspezifischen
Mobilitätsbiografien sowie von Verän-
derungen im Mobilitätshandeln unter
Berücksichtigung der Mobilitätssozia-
lisation und anderer individueller Rah-
menbedingungen sind Gegenstand der
Dissertation von Lisa Döring. Die Dis-
sertation untersucht das Mobilitäts-
handeln im Spannungsfeld von Verän-
derungen und Stabilität. Einerseits
werden Veränderungen im Zeitverlauf
und Veränderungen in Biografien zwi-
schen Kohorten untersucht. Anderer-
9
Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 9
Eltern. Dagegen zeigt sich deutlich,
dass die meisten Mitglieder dieser
Generation im Alter zwischen 18-25
Jahren ein Auto erworben haben und
dass Veränderungen im weiteren Le-
bensverlauf selten sind. Veränderun-
gen in der Berufswegedistanz sind
dabei maßgeblich mit Veränderungen
in der Autoverfügbarkeit und Ver-
kehrsmittelnutzung verbunden. Dage-
gen sind andere Ereignisse, wie bei-
spielsweise eine Hochzeit oder die
Geburt eines Kindes, von geringerer
Bedeutung.
Das Markov Modell ist anhand von
einer zufällig gewählten Hälfte des
gegebene Datensatzes entwickelt
und mit der anderen Hälfte validiert
worden (Half-split Methode). Aus die-
sem Grund werden die Ergebnisse als
valide eingeschätzt. Mit ihren Ergeb-
nissen leistet die Arbeit einen Beitrag
dazu, das Verständnis von Mobilitäts-
handeln im Lebensverlauf zu verbes-
sern. Dies kann eine weitere Grundla-
ge für Mobilitätsprognosen, -
projektionen und -modellierungen
darstellen.
Text: Lisa Döring
Ansprechpartnerin:
Dipl.-Geogr. Lisa Döring lisa.doering@tu-dortmund.de
Walter Alando —PhD
completed
Walter Alando completed his PhD pro-
ject with the successful passing of his
defence in March 2017. His subject
was "A framework for inclusive
transport planning in medium-sized
Sub-Saharan African cities. The case
of cycling in Kisumu, Kenya". The dis-
sertation was supervised by Joachim
Scheiner (TU Dortmund) and Prof. Dr.
Mark Zuidgeest (University of Cape
Town). Prof. Dr. Sabine Baumgart (TU
Dortmund) was the head of the exam
commission.
Walter Alando joined VPL in October
2013 after successfully applying for a
DAAD scholarship. He is now back in
Kenya, researching and teaching at
the University of Kisumu. The depart-
ment VPL sincerely congratulates and,
as an exception, writes this short note
in English to make sure that you won't
miss it, Alando!
Text: Joachim Scheiner
Summary of PhD thesis
Cycling remains poorly integrated into
urban transport in many sub-Saharan
African cities despite its potential to
contribute positively to inclusive
transport. Although the mode is ac-
tively used in medium-sized cities of
the region, it remains unsupported by
the prevailing infrastructure and traf-
fic conditions. This lack of support is
attributed to the neoliberal orienta-
tion of transport planning, which ig-
nores the needs of the poor majority
who are the dominant cyclists in the
region. Specifically, the tools that
support transport planning exclude
cyclists from the streets and from
access to socio-economic opportuni-
ties thereby aggravating their social
disadvantage. This dissertation ques-
tions whether social exclusion can
form a basis for revealing the need for
street spaces and traffic conditions
that support cycling.
The main objective of the study is to
find out whether, and the extent to
which, the concept of social exclusion
Am Fachgebiet VPL ist es Tradition,
dass frisch Promovierte einen indivi-
duell gestalteten Doktorhut erhalten.
Foto: Janna Albrecht
can offer a complementary framework
for identifying the need to support
cycling.
The study searches for empirical evi-
dence of this exclusion from three
main sources, namely 1) the condi-
tions of street spaces and traffic
thereupon; 2) the objectives of poli-
cies that relate to the changing
transport conditions; and 3) the ongo-
ing transport policy reforms and infra-
structure development.
This empirical evidence is collected
from Kisumu, a medium-sized city in
western Kenya. The mixed methods
approach is adopted to investigate
these dimensions of social exclusion.
Accordingly, the study sets off by
qualitatively identifying the dimen-
sions of exclusion from expert inter-
views, interviews with users of differ-
ent modes, and field observations.
Quantitative data on these dimen-
sions is then collected through house-
hold surveys, interviews, and refer-
ence to secondary sources. Resulting
data is analysed quantitatively and
qualitatively. Data on the conditions
of streets and traffic behaviour is ana-
lysed through a log-linear analysis to
find its association with exclusion.
Multinomial logistic regression analy-
sis is conducted to understand the
influence of the changing transport
conditions on mode choices and by
extension of the restriction of cycling.
The study also conducts a content
analysis of economic and transport
policies to find out how they accom-
modate cycling. The results of these
analyses are interpreted quantitative-
ly from the statistical coefficients
while their qualitative meaning to ex-
clusion is sought from qualitative
sources.
The key findings of the study are that
cycling is excluded by the conditions
of the streets and traffic, changes in
transport conditions and the pursuit
of policies that emphasise capital
transport infrastructure projects but
fail to consider the implications of
these projects for the transport of the
poor. These results are interpreted
10
Fortgeschrittenen-Projekt
F12: „Public
Transportation in a
growing city—A case
study of Kisumu, Kenya“
Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 10
within the framework of the critical
urban theory to find out if social ex-
clusion can be a basis for negotiating
street spaces and traffic that address
the needs of cycling. The critical ur-
ban theory argues against the modes
of thought and behaviour that su-
press aspirations, values, and ideas
which do not conform to the rationali-
ty of the dominant thought. In this
regard, the prevailing neoliberal ori-
entation to transport planning in Ki-
sumu is critiqued for creating devel-
opment priorities, policies, and con-
ditions of infrastructure and traffic
that suppress modes that do not con-
form to motorisation that this orien-
tation holds to signify modernity. The
study thus presents social exclusion
as the frame through which the short-
comings of the prevailing orientation
to transport planning can be exam-
ined with a view to reversing it.
The original contribution of this dis-
sertation is its exposition of how un-
derlying social exclusion under the
neoliberal orientation to transport
planning generates development pri-
orities, policies, and conditions of
infrastructure and traffic that exclude
cyclists. Current tools of evaluating
transport decisions should be tem-
pered with the need to minimise
these forms of exclusion to make
them responsive to the needs of cy-
clists.
Text: Walter Alando
Ansprechpartner:
M. Sc. Walter Alando
walter.alando@tu-dortmund.de
In diesem Jahr hat das Fachgebiet
erstmals ein Studienprojekt au-
ßerhalb Europas angeboten. Das Pro-
jekt, das von Alexander Reichert be-
treut wurde, beschäftigte sich unter
dem Titel „Public Transportation in a
growing city – A case study of Kisumu,
Kenya“ mit dem Verkehrsangebot der
Stadt Kisumu und den Mobilitätsbe-
dürfnissen der Bewohner. Unterstützt
wurde das Projekt von Nadine Appel-
hans vom Fachgebiet Stadt- und Re-
gionalplanung und von Walter Alando,
der am Fachgebiet Verkehrswesen
und Verkehrsplanung promoviert hat
(eigener Beitrag in diesem VPLetter).
Kisumu, nach Nairobi und Mombasa
die drittgrößte Stadt Kenias, ist eine
schnell wachsende Stadt im Westen
von Kenia mit Zugang zum Viktori-
asee. Die Verkehrsnachfrage wird in
Kisumu zu einem großen Teil zu Fuß
abgedeckt; auffällig ist aber auch der
hohe Radverkehrsanteil. Die Fahr-
radtaxis, sogenannte „Boda Bodas“,
prägen das Stadtbild und sind ein
wichtiger Bestandteil des öffentlichen
Verkehrs. Der Anteil der Wege, die mit
Boda Bodas zurückgelegt werden, ist
jedoch in den letzten Jahren stark
zurückgegangen.
Die aufkommende Motorisierung sorgt
in Kisumu dafür, dass der Anteil des
Pkw-Verkehrs an der gesamten Ver-
kehrsnachfrage und, im Teilbereich
des öffentlichen Personennahver-
kehrs, der Anteil an Motorradtaxis
(ebenfalls „Boda Boda“ genannt), Tuk-
Tuks (Rikschas) und Minibussen
(Matatus), zunimmt. Radfahrer und
Fußgänger werden dadurch an den
Rand der Straße gedrängt wo zumeist
aber auch Händler ihre Waren anbie-
ten. Daraus resultieren in erster Linie
Verkehrssicherheitsprobleme.
Zudem führt das teils unkontrollierte
Wachsen der Stadt durch den infor-
mellen Siedlungsbau zu Erreichbar-
keitsproblemen in der monozentri-
schen angelegten ehemaligen Koloni-
alstadt. Die Projektgruppe hat sich
dieser Problematiken in zwei Studien-
semestern angenommen. In einer
zweiwöchigen Exkursion im April 2017
konnte die Lage vor Ort näher analy-
siert werden und die vorher per Litera-
turrecherche gesammelten Informa-
tionen überprüft werden.
Dazu ging es zunächst nach Nairobi.
Hier wurden Experteninterviews mit
Behörden und Nichtregierungsorgani-
sationen geführt. In den drei arbeits-
intensiven Tagen führte die Gruppe
u.a. Interviews bei der UN im UN-
Hauptquartier, im Ministerium für
Transport sowie mit Organisationen
und Akteuren, die vor Ort planen und
forschen, durch. Neben diesen auf-
schlussreichen Interviews konnte sich
die Gruppe auch vor Ort akklimatisie-
ren und einen Einblick in das Ver-
kehrssystem in Nairobi gewinnen.
Nairobi ist es sicherlich wert, eigens
erforscht zu werden. Die Stadt ist in
den letzten Jahren extrem gewachsen
und selbst hohe Investitionen in die
Verkehrsinfrastruktur scheinen nicht
auszureichen, um dem wachsenden
Verkehr der Bevölkerung gerecht zu
werden. Das tagtägliche Verkehrscha-
os zu den Spitzenzeiten gehört zu Nai-
robi, wie das Symbol Kenias, der Ele-
fant.
Aus der Lehre:
Walter after his disputation.
Foto: Janna Albrecht
Der tägliche Stau in Nairobi zur Rush
Hour. Foto: Fotosammlung F-Projekt
12, 2016/2017
Kisumu ist davon noch ein ganzes
Stück entfernt: Mit einem Reisebus
ging es quer durch das Land, vorbei an
den Teeplantagen der Welt, in Rich-
tung Viktoriasee.
11
Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 11
An dieser Stelle auch noch einmal ein
Dank an den Dekan der School of
Planning and Architecture, Dr. Moses
Otieno Kola und Prof. Mark George
Onyango, die an den Folgetagen für
den wissenschaftlichen Austausch
bereitstanden und den Studierenden
bei ihrem weiteren Vorgehen halfen.
Im Anschluss an dieses Gespräch
folgten dann die offizielle Vorstellung
und ein Experteninterview bei den
Behörden vor Ort. Steve Sule, Stadt-
planer von Kisumu, berichtete von
den aktuellen Vorhaben in den ver-
schiedenen Stadtteilen. Dabei waren
vor allen Dingen die Planungen in den
informellen Siedlungsbereichen der
Stadt interessant, zu denen bislang
kaum Informationen vorlagen.
Die verbliebenen Tage wurden dann
für die eigene Feldforschung genutzt.
Unterstützt von Studierenden der
Maseno University gingen die Studie-
renden in gemischten Gruppen in die
einzelnen Stadtteile (vor allem in die
informellen) und führten Observatio-
nen sowie eine Befragung der ortsan-
sässigen Bevölkerung durch.
Mittlerweile ist das Projekt abge-
schlossen. Die Eindrücke, die die Pro-
jektgruppe bekommen hat, wird wohl
keiner der Projektteilnehmenden so
schnell vergessen. Besonders die
Rahmenbedingungen sind für eine/n
Planer/in aus Deutschland schwer
begreifbar. Während in Deutschland
kleinere Infrastrukturmaßnahmen
mehrere Jahre diskutiert und geplant
werden, müssen Planungen in Kisumu
oder auch in Nairobi innerhalb kürze-
ster Zeit umgesetzt werden, um den
steigenden Anforderungen durch das
hohe Stadtwachstum und die zuneh-
mende Motorisierung gerecht zu wer-
den. Dabei bewegen sich die PlanerIn-
nen vor Ort in einem relativ jungen
politischen System. Die Verfassung
und damit auch die Neugliederung von
Kenia ist keine acht Jahre alt und die
politischen Prozesse und Zuständig-
keiten sind noch nicht eingespielt,
teilweise auch noch ungeklärt. So en-
det beispielsweise eine Straße mitten
in der Stadt, weil sich diese auf einer
Zuständigkeitsgrenze befindet.
Hinzu kommt eine nach wie vor hohe
Abhängigkeit von Geldgebern. Hierbei
handelt es sich meist um ausländi-
Fahrrad Boda-Boda im Stadtzentrum
von Kisumu. Foto: Fotosammlung F-
Projekt 12, 2016/2017
sche Investoren mit eigenen Interes-
sen. Trotz dieser Widrigkeiten passiert
viel in Kisumu. So gibt es Bestrebun-
gen, den Rad- und Fußverkehr mehr in
die Planungen zu integrieren. Es wur-
de auch ein strategischer Plan für die
kommenden Jahre entworfen in Hin-
blick darauf, wie sich die Stadt und
ihre Verkehrsinfrastruktur entwickeln
soll. Allerdings ist die Bindungswir-
kung des Plans gering. Die Herausfor-
derung der kommenden Jahre wird es
sein, den informellen Siedlungsbau
(dies gilt auch für die reichen infor-
mellen Siedlungen) stärker zu regulie-
ren und, aus verkehrsplanerischer
Sicht, die informellen Siedlungen zu
erschließen und die Belange der är-
meren 80 Prozent der Bevölkerung,
die sich keinen PKW leisten können,
verstärkt zu berücksichtigen.
Zum Schluss möchte ich mich in aller
Form bei Nadine Appelhans und be-
sonders bei Walter Alando für ihre
tatkräftige Mithilfe in diesem Projekt
bedanken! Durch eure Orts- und Fach-
kenntnisse ward ihr mir eine große
Unterstützung, die über die normale
Aufgabe der Beratung weit hinaus-
ging, vielen Dank!
Text: Alexander Reichert
Ansprechpartner:
Dipl.-Ing. Alexander Reichert
Tel. 0231/ 755 – 4150
alexander.reichert@tu-dortmund.de
Betrachtet man das Erscheinungsbild
deutscher Städte, hat sich die kom-
munale Verkehrsplanungspraxis jahr-
zehntelang an der Mobilität mit dem
Auto orientiert. Dadurch geriet der
Fuß- und Radverkehr häufig ins Hin-
tertreffen.
Mittlerweile setzen sich immer mehr
kommunale und regionale Entschei-
dungsträger mit Maßnahmen zur Ver-
besserung des Fuß- und Radverkehrs
auseinander.
Ein Blick aus dem Hotelzimmer in
Kisumu. Foto: Fotosammlung F-
Projekt 12, 2016/2017
In Kisumu angekommen, wurde der
Sonntag für erste Feldforschungen
genutzt. Mit einer Ortserkundung und
der Nutzung verschiedener Verkehrs-
mittel kamen die Studierenden erst-
mals selber mit ihrem Untersuchungs-
gebiet in Kontakt und konnten die
Erfahrungen vor Ort mit ihrer Litera-
turrecherche abgleichen. Am Montag
wurden sie dann von Emanuel
Midheme, einem wissenschaftlichen
Mitarbeiter der Partneruniversität in
Kisumu (Maseno University), begrüßt.
Motorisiertes Boda-Boda. Foto: Foto-
sammlung F-Projekt 12, 2016/2017
Fortgeschrittenen-Projekt
F11: „Nahmobilität in
Dortmund“
12
Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 12
an vielen Stellen nicht eingehalten
werden. Als Resultat der Projektar-
beit entstanden Handlungskonzepte
für die untersuchten Stadtgebiete,
aber auch generelle Leitlinien zur
Stärkung der Nahmobilität in Städ-
ten.
Text: Kurzfassung des Projektberichtes
des F11 (2016/2017),
adaptiert von Christian Holz-Rau
Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Christian Holz-Rau
Tel. 0231/ 755 – 2270
christian.holz-rau@tu-dortmund.de
Laternenpfahl auf dem Gehweg als
typisches Beispiel unzureichender
Bedingungen für die Nahmobilität in
Wickede, Dortmund.
Foto: Hanna Smola
schiedenheit des grünen Sauerlandes
verlagern konnten.
Dabei wurden unter anderem die kon-
kreten Lehrinhalte des anstehenden
Wintersemesters 2017 / 2018 bespro-
chen, Termine festgelegt, spannende
Abschlussarbeiten vorgestellt und
über zukünftige Aufgabenstellungen
diskutiert.
Des Weiteren wurde über die Zwi-
schenstände der laufenden Promotio-
nen debattiert.
Text: Christian Holz-Rau
Der Schlüsselbegriff zur Förderung
einer fußgänger- und fahrradfreundli-
cheren Umwelt ist der Terminus der
„Nahmobilität“.
Unter Nahmobilität versteht man die
individuelle Mobilität auf kleinräumi-
ger Ebene, also über kurze Distanzen
und Zeiten, vor allem zu Fuß und mit
dem Rad, aber auch mit Pedelec, E-
Bike und E-Scooter. Nahmobilität
setzt lokale Möglichkeiten und Gele-
genheiten voraus, die Aktivitäten in
geringer räumlicher und zeitlicher
Entfernung überhaupt erst ermögli-
chen.
Eine Förderung der Nahmobilität un-
terstützt gesellschaftliche Teilhabe,
verbessert die Lebensqualität und die
Qualität städtischer Räume. Aus die-
sen Gründen untersuchte das Fortge-
schrittenen-Projekt 11 (Studierende
im 3. Studienjahr des B.Sc Raumpla-
nung) unter der Leitung von Christian
Holz-Rau, Karin Kirsch und Gerda
Hartl von Oktober 2016 bis Juni 2017
die Ausgangslage der Nahmobilität in
ausgewählten Stadtteilen Dortmunds.
In den Stadtteilen Scharnhorst-Ost,
Schüren, Hafen-Nord, Wickede, Saar-
landstraße und Stadtkrone-Ost wurde
nach einer detaillierten Bestandsauf-
nahme geprüft, inwieweit die Bedin-
gungen für die Nahmobilität lokal ver-
bessert werden könnten.
Jährlicher
Fachgebietsworkshop:
Meinerzhagen im
September 2017
Die schöne Landschaft Meinerzhagens (Sauerland, Nordrhein-Westfalen).
Foto: Gerda Hartl
Wie in den letzten Jahren führte das
Fachgebiet VPL auch 2017 wieder
einen dreitägigen Workshop fernab
des geschäftigen Normalbetriebs an
der TU Dortmund durch.
Dieses Jahr verschlug es uns erneut
nach Meinerzhagen, wo wir die letz-
ten Sonnentage des Jahres nutzten
und den „Büro“-Alltag in die Abge-
Wenn man uns alle erwischen will,
dann braucht es ein Selfie.
Foto: Janna Albrecht
Dabei zeigte sich selbst im Neubau-
gebiet Stadtkrone-Ost, dass die in
den Richtlinien der FGSV formulierten
Ansprüche des Fuß- und Radverkehrs
13
Tobias Hesch:
„Radverkehrsförderung –
eine Analyse guter
Beispiele“. Bachelorarbeit
am Fachgebiet VPL
Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 13
aber nicht der Umwelt- und Klima-
schutz im Vordergrund, sondern die
Vorteile des Fahrrads im städtischen
Verkehr und die Vermittlung eines
urbanen Lebensgefühls.
Von großer Relevanz erscheint ein
breiter politischer Konsens zur För-
derung des Radverkehrs. Die Verab-
schiedung der Konzepte und die da-
mit verbundene politische Legitimati-
on ist eine wichtige Voraussetzung für
eine funktionierende Radverkehrsför-
derung.
Trotz des grundsätzlich vorhandenen
politischen Willens den Radverkehr
zu fördern, zeigen sich in allen Städ-
ten Schwierigkeiten bei der Umset-
zung. Dazu gehören einerseits perso-
nelle und finanzielle Engpässe. Ande-
rerseits ist die Verwirklichung von
Radverkehrsinfrastrukturmaßnahmen
auch in diesen Städten immer dort
problematisch, wo sie mit Einschrän-
kungen des Kfz-Verkehrs verbunden
sind. Es erscheint sinnvoll, hier auch
von „guten Beispielen“ aus dem Aus-
land zu lernen.
Text: Tobias Hesch, adaptiert von
Christian Holz-Rau
Ansprechpartner:
Tobias Hesch
tobias.hesch@tu-dortmund.de
kehrsemissionen wirklich senken?
Heureka '17 der FGSV und des VDV,
Stuttgart, 22.03.2017.
HOLZ-RAU, Christian (2017): bRENN-
punkt: Mobilität; RENNwest ARENA
2017: Zielmarke 2030 – Mit der Deut-
schen Nachhaltigkeitsstrategie jetzt
die richtigen Weichen stellen. Dort-
mund, 7. September 2017.
HOLZ-RAU, Christian (2017): Integrier-
te Siedlungs‐ und Verkehrsentwick-
lung für Metropolregionen: Welche
Verkehrseffekte können wir erwarten?
BUND- und HCU-Fachtagung
„Metropolregion Hamburg ohne Plan?
Mehr Wohnungen, mehr Gewerbege-
biete, mehr Straßen – bleiben Natur
und Lebensqualität auf der Strecke?“,
Hamburg, 16. Juni 2017.
HOLZ-RAU, CHRISTIAN (2017): "Stadt
der kurzen Wege - zwischen Utopie
und Machbarkeit"; Workshop unter
dem Titel „Die Verkehrswende in Klein
- und Mittelstädten gestalten“, orga-
nisiert in Kooperation des Zukunfts-
netzes Mobilität NRW und des Netz-
werks Innenstadt, Brühl, 14. Novem-
ber 2017.
REICHERT, ALEXANDER (2017): THG-
Emissionen von mono- und multimo-
dalen Personengruppen – ein Ver-
gleich; Universitätstagung Verkehrs-
wesen 2017, Schneverdingen, 18.
September 2017.
RIEDEL, Natalie / VAN KAMP, Irene /
KÖCKLER, Heike / SCHEINER,
Joachim / LOERBROKS, Adrian / CLA-
ßEN, Thomas / BOLTE, Gabriele
(2017): Kognitiv-motivationale Deter-
minanten von Gesundheit und politi-
scher Beteiligung - ein konzeptionel-
les Modell zur Erklärung potentieller
Ungleichheitseffekte von planerischen
Interventionen am Beispiel der
Lärmaktionsplanung; ARL-Kongress
"Gesundheit in der räumlichen Pla-
nung verankern", Potsdam,
12.05.2017.
Die Bachelorarbeit von Herrn Hesch
vergleicht die Radverkehrsförderung
der Städte Münster, Karlsruhe und
Mannheim, die häufig als gute Bei-
spiele beschrieben werden. Dabei hat
die Stadt Münster seit Jahrzehnten
einen hohen Radverkehrsanteil, Karls-
ruhe und Mannheim konnten diesen in
den letzten Jahren deutlich steigern.
Die Radverkehrsförderung in diesen
Städten wurde einerseits anhand von
Veröffentlichungen der Kommunen,
w i e R a d v e r k e h r s k o n z e p t e n ,
„Verkehrsentwicklungsplänen“ etc.,
andererseits durch leitfadengestützte
ExpertenInneninterviews mit Mitar-
beiterInnen, die in der Verkehrs- bzw.
Radverkehrsplanung tätig sind, unter-
sucht. Die Radverkehrsförderung in
den drei Städten ist im Grundsatz
ähnlich aufgestellt.
Von entscheidender Bedeutung ist die
ganzheitliche Betrachtung des The-
mas. Alle Maßnahmen, auch solche
die den Radverkehr nur indirekt be-
rühren, sollen darauf ausgerichtet
sein, ein radfreundliches Klima in der
Stadt zu schaffen. Die Städte orientie-
ren sich dabei am Leitbild Radverkehr
als System aus dem Nationalen Rad-
verkehrsplan 2020, verfolgen dieses
Leitbild aber schon länger.
Die Radverkehrskonzepte umfassen
daher nicht nur Aussagen zur Infra-
struktur für den fließenden und ru-
henden Radverkehr, sondern auch zu
den Handlungsfeldern der Öffentlich-
keitsarbeit sowie der Service- und
Dienstleistungen. Diese breite Förde-
rung ist nach den Aussagen der Exper-
tinnen und Experten eine entschei-
dende Grundlage für den Erfolg. Ins-
besondere der Öffentlichkeitsarbeit
wird dabei eine große Bedeutung zu-
gemessen. In der Öffentlichkeitsarbeit
der Städte steht, anders als in vielen
verkehrsplanerischen Diskussionen
Vorträge
ALBRECHT, JANNA (2017): Biographi-
sche und intergenerationale Einflüsse
auf Wohnstandortentscheidungen in
der Familiengründungsphase; Jahres-
tagung des AK Verkehr der DGfG, Goe-
the Universität Frankfurt, Frankfurt
am Main, 20. Mai 2017.
DÖRING, LISA (2017): Veränderungen
im Mobilitätshandeln über den Le-
bensverlauf; Jahrestagung des AK
Verkehr der DGfG, Goethe Universität
Frankfurt, Frankfurt am Main, 20. Mai
2017.
HOLZ-RAU, Christian / SCHEINER,
Joachim (2017): Raum und Verkehr –
ein Feld komplexer Wirkungsbezie-
hungen. Können Interventionen in die
gebaute Umwelt klimawirksame Ver-
14
Veröffentlichungen
Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 14
BAUER, UTA / HERGET, MELANIE /
MANZ, WILKO / SCHEINER, JOACHIM
(2017): Mobilität von Familien – Was
ist charakteristisch? Was erleichtert
ihren Alltag? In: Handbuch der kom-
munalen Verkehrsplanung, Kap.
3.2.6.7. (77. Ergänzungs-Lieferung,
2/2017). Berlin: VDE Verlag.
DEUTSCH, VOLKER / BECKMANN,
KLAUS J. / GERTZ, CHRISTIAN/ GIES,
JÜRGEN/ HUBER, FELIX / HOLZ-RAU,
CHRISTIAN (2016): Integration von
Stadtplanung und ÖPNV für lebens-
werte Städte. In: Der Nahverkehr 4, S.
28-40.
DÖRING, LISA / ALBRECHT, JANNA /
RAKOW, LAURA / HOLZ-RAU, CHRI-
STIAN / SCHEINER, JOACHIM (2016):
Methoden zur Evaluation eines mobi-
len Reiseassistenzsystems - Teil 2. In:
Verkehr + Technik 69(1), S. 19-23.
DÖRING, LISA / KROESEN, MAAR-
TEN / HOLZ-RAU, CHRISTIAN (2017):
The role of parents’ mobility behavior
for dynamics in car availability and
commutemode use. In: Transporta-
tion, S. 1-38. DOI: https://
doi.org/10.1007/s11116-017-9823-x.
SCHEINER, JOACHIM / HOLZ-RAU,
CHRISTIAN (2017): Women's complex
daily lives: a gendered look at trip
chaining and activity pattern entropy
in Germany. In: Transportation 44(1),
S. 117-138. DOI: 10.1007/s11116-015-
9627-9.
SCHEINER, JOACHIM (2016): Rezen-
sion: Bliemer, Michiel C. J.; Mulley,
Corinne and Moutou, Claudine J.
(eds., 2016): Handbook on Transport
and Urban Planning in the Developed
World. Edward Elgar, Cheltenham,
UK. In: Erdkunde 70(3), S. 293-294.
SCHEINER, Joachim (2017): AK Ver-
kehr page. In: Journal of Transport
Geography 63, 53-54. DOI: 10.1016/
j.jtrangeo.2017.06.006.
SIEDENTOP, STEFAN / KREHL, ANGE-
LIKA / GUTH, DENNIS / HOLZ-RAU,
CHRISTIAN (2016): Morphologische
Polyzentralität der Beschäftigungin
deutschen Metropolregionen – Aktu-
elle Befunde und Veränderungen seit
1970. In: Danielzyk, Rainer/Münter,
Angelika / Wiechmann, Thorsten
(Hrsg.): Polyzentrale Metropolregio-
nen. Lemgo. Rohn Verlag. S. 45-75.
WILDE, MATHIAS / GATHER, MATTHI-
AS / NEIBERGER, CORDULA / SCHEI-
NER, JOACHIM (Hrsg.) (2017): Verkehr
und Mobilität zwischen Alltagspraxis
und Planungstheorie – ökologische
und soziale Perspektiven. Wiesbaden:
Springer VS. DOI: 10.1007/978-3-658-
13701-4.
AutorIn Titel der Arbeit betreut
durch:
Bachelorarbeiten
Tobias Frank Förderung von Nahmobilität im Bestand -
Die "Quartiersachse" Sedanstraße in Hamm
G. Hartl
Tobias Hesch Radverkehrsförderung – eine Analyse guter
Beispiele
C. Holz-Rau
Markus Jütter-
mann
Radverkehrsförderung in Deutschland -
Strategien deutscher Großstädte
J. Scheiner
Ann-Kathrin Koch Bewertungsmethodik der Bundesverkehrs-
wegeplanung im Zeitvergleich
C. Holz-Rau
Julia Quast Radschnellwege als Möglichkeit zur Ver-
kehrsverlagerung im Pendlerverkehr im
Ruhrgebiet- Handlungsempfehlungen zur
Steigerung des Radverkehrsanteils am Ge-
samtverkehr durch den Radschnellweg Ruhr
(RS1)
A. Reichert
Marko Unterauer Kritische Auseinandersetzung mit der Rad-
verkehrsinfrastruktur an Radialstraßen
in Münster
A. Reichert
Isabelle Wachter Fußverkehrsförderung am Beispiel der Stadt
Kopenhagen K. Kirsch
Jelena Zamjatnins Das Dortmunder Projekt Nordwärts. Ein zu-
kunftsweisendes Dialog- und Beteiligungs-
konzept?
J. Scheiner
Masterarbeiten
Markus Bednarek Umsetzung städtischer Verkehrskonzepte
als Städtevergleich C. Holz-Rau
Teresa Culemann Mobilitätskonzepte für Geflüchtete C. Holz-Rau
Jana Funke Fußverkehrsförderung - eine Analyse guter
Beispiele C. Holz-Rau
Jan Wustmans ÖPNV-Planung im Horizont der Inklusion
Asylsuchender in Deutschland. Erfahrungen
– Herausforderungen - Handlungs-
empfehlungen
K. Kirsch
Überblick über ausgewählte Abschlussarbeiten am
Fachgebiet VPL (2017)
15
Herausgeber:
Fachgebiet Verkehrswesen und Verkehrsplanung
Fakultät Raumplanung, Technische Universität
Dortmund, 44227 Dortmund
E-Mail-Verteiler: vp.letter@tu-dortmund.de
Tel. (0231) 755 2270 Fax (0231) 755 2269
http://www.raumplanung.tu-dortmund.de/vpl/
Redaktion: Christian Holz-Rau (V.i.S.d.P.), Gerda
Hartl
Personalia:
Februar 2018, Heft 27, 16. Jahrgang 15
Seit dem ersten
November 2017
ist Dr.rer.agr.
Bhuvanachithra
Chidambaram als
w i s s en s c h a f t -
l i c h e M i t -
arbeiterin an
unserem Fachge-
biet tätig.
Sie war zuvor fünf Jahre an der Hum-
boldt Universität Berlin am Fachge-
biet Ressourcenökonomie sowie im
BMBF Projekt ‘Sustainable Hydera-
bad‘ beschäftigt.
Sie hat dort zum Thema
‘Fahrzeugemissions-reduzierung - Ein
experimenteller Ansatz für die Ana-
lyse von nachhaltigem Verkehr, Strat-
egien und Lösungen‘ promoviert. Des
Weiteren hat sie bereits als wissen-
schaftliche Mitarbeiterin an der TU
Dresden gearbeitet.
Am Fachgebiet VPL bearbeitet sie das
DFG Forschungsprojekt „Gender,
Pendeln, Aktivitätsmuster“.
Text: Bhuvanachithra Chidambaram
Walter Alando
left VPL as of
first April after
the completion
of his PhD. Alan-
do was in Dort-
mund for three
and a half years.
His research was
funded by DAAD. He is now back in
Kenya, researching and teaching at
the University of Kisumu.
His heart – as regards transport –
belongs to cycling, and we are sure
that there remains plenty to do in Ke-
nya to support this mode. Good luck
for your further career!
Text: Joachim Scheiner
Neue Wissenschaftliche
Mitarbeiterin
Bhuvanachithra
Chidambaram
Foto: Uwe Grützner
Walter Alando leaves VPL
Foto: Uwe Grützner
Bis zum nächsten VPLetter im Herbst wünschen wir Ihnen alles Gute und viel
Erfolg im Jahr 2018! Foto: Gerda Hartl
Nachwuchs am
Fachgebiet: Jette Kirsch
Mama bei Wanderungen querfeldein
im Tragetuch – angewandte Mobili-
tätsforschung in einer etwas abge-
wandelten Form.
Wir wünschen der neu-erweiterten
Familie alles Gute.
Text: Karin Kirsch
Foto: Gerda Hartl
Das Fachgebiet VPL wächst stetig
weiter! Für den jüngsten Nachwuchs
sorgte Karin Kirsch, die Ende April
Mutter einer kleinen Tochter gewor-
den ist.
Ganz „fachgebietsgemäß“ beteiligte
Jette sich auch schon an der jährli-
chen, spätsommerlichen VPL-Fahrt
ins Grüne (Meinerzhagen) und testete
sowohl die Geländegängigkeit ihres
Kinderwagens bei gewagten Offroad-
Touren, als auch die Fitness ihrer