Vorlesung 5: Marxismus ‚wegen schlechten Wetters fand die Revolution in der Musik statt‘

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Vorlesung 5: Marxismus

‚wegen schlechten Wetters fand die Revolution in der Musik statt‘

Lernziele

• Grundstrukturen Marxistischer Ansätze

• Wissen über die 4 wichtigsten Strömungen: – Imperialismus – Weltsystemansatz– Gramsci– Franz. Regulationsschule

Warum Marx? • Zeigt nicht der Fall der UdSSR, dass Marx falsch lag?

• Aber: wer glaubt, dass Weltpolitik auf militärische Fragen reduziert werden kann?

• Gibt es nicht eine globale Ungleichheit, die sich nicht aus einem Wettbewerb ableitet, sondern systemische Ursachen hat?

• Gibt es nicht soziale Kräfte, die weitreichender sind als bisher angenommen? – Kapitalismus und Produktion– Wissen und Wissenschaft (und damit auch die IB)

-> diese Fragen führen uns zur den marxistischen Ansätzen

Hintergrund: Grundelemente der Marxistischen Wirtschaftstheorie

• Der Ablauf der Geschichte bestimmt sich naturgesetzlich nach dem Stand und der Entwicklung der Produktivkräfte– Produktionsmittel: Besitz/Nichtbesitz -> Klassenzugehörigkeit

– (Wörterbuch) Produktionsmittel sind Arbeitsmittel, die zur Herstellung bzw. Fertigung bestimmter Erzeugnisse erforderlich sind, stofflich nicht in die jeweiligen Endprodukte eingehen und in entsprechenden Produktionsprozessen wiederkehrend verwendet bzw. eingesetzt werden. Zu den Produktionsmitteln gehören z. B. Gebäude, Verkehrs- und Nutzflächen, technische Anlagen, Maschinen, Geräte, Werkzeuge und die damit verbundenen produktionstechnischen Verfahren.

– Produktionsverhältnisse : Beziehung zwischen Personen, die an der Produktion von Gütern beteiligt sind -> Eigentumsverhältnisse Stellung der Klassen in der Produktion

– Produktivkräfte: die Menschen in ihrem praktischen Leben, ihre schöpferische Kraft; Maschinen; Wissenschaft; Kommunikationsmittel

Klassenkampf

• Prinzip der Geschichte• Dialektische Bewegung• deterministisch und teleologisch

– Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaften ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Freier und Sklaven, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, Zunftbürger und Gesellen,

– Kurz: Unterdrücker und Unterdrückte standen in stetem Gegensatz zueinander

– 20. Jahrhundert/Kapitalismus: – Bourgeoisie: Konzentration der Produktionsmittel

(Warencharakter der Arbeit; Ausbeutung der Arbeiter)– Proletariat: Entfremdung, Ausbeutung; Verelendung

Bourgeoisie und Proletariat Bourgeoisie: → Arbeiter abhängig = Fokus

auf der Produktivität der Arbeiter

Auflösung/Vernichtung des gewerblichen Mittelstandes

Abschaffung der Klassengesellschaft

Soziales Handeln soll von Materialismus gelöst werden

Proletariat: Völlige Entfremdung von der

Arbeit → Selbstentfremdung Fühlen sich ausgebeutet Unterdrückung Dadurch Zusammenschluss,

um sich gegen Bourgeoisie aufzulehnen

Geschichtsablauf

1. Arbeits - kräfte → Arbeits - verhältnisse

Ökonomische Basis

Ideologischer Überbau

2. Arbeitskräfte vs. Arbeits – verhältnisse

IDEOLOGIE

3. → Beseitigung der Widersprüche in der Revolution

Arbeitskräfte

Arbeitsverhältnisse

IDEOLOGIE

Entfremdungstheorie Zusammenhang zwischen Arbeitsteilung und Ausbeutung

Keine Beziehung mehrdes Arbeiters zu Produktdurch Kapitalismus

Keine Beziehung mehr zum Arbeitsprozessdurch Zwang zu „minderwertiger“Arbeit

Sinn der Arbeit geht verloren→ Produkt verselbstständigt sichdadurch geht Beziehung von Sinn und Arbeitverloren

Ich ist in Arbeit „gefangen“→ Entfremdung von sich selbst

Erfüllung durch Arbeit führt zur körperlichen und psychischen Selbstverwirklichung und dadurch zu Zufriedenheit

Ausbeutung des Proletariats/Mehrwerttheorie

Arbeitstag

Notwendige Arbeit vs. Mehrarbeit

Lohn MehrwertLohnarbeitführt zu Entfremdung und dadurch zur Verelendung

Arbeiter verfügt nur über Arbeitskraft

Kapitalisten schlagen Profitaus Arbeitskräften

Bourgeoisie kontrolliert sowohlArbeiter, als auchProduktion

Verelendungstheorie Entstehung einer klassenlosen Gesellschaft

Proletariat

Ausbeutung der Arbeitskraft

Körperliche und psychische Verelendung

Unterverbrauch

Bourgeoisie

Aneignung des Mehrwerts

Vermehrung des Kapitals

Entstehung von Konkurrenz und daher Förderung von Finanzkrisen

Zusammenhang

Entstehung einer klassenlosen Gesellschaft

Verelendung steigert sich Prozesse der Rationalisierung

Entstehung von MonopolenArbeit wird zum gesellschaftlichen Merkmal

Revolution durch Proletariat→ Enteignung und Vernichtung der BourgeoisieVERSTAATLICHUNG

KLASSENLOSE GESELLSCHAFT → KOMMUNISMUS

Relevanz für die IB

• Generell: internationale Arbeitsteilung, Form des Wettbewerbs und Strukturen des Weltmarkts stellen die eigentliche materielle Basis der internationalen Beziehungen dar

• Zentrale Themen: Ungleichheit, Entwicklung, Kolonialismus/Arbeitsteilung

• Zentrale Ansätze: – Kapitalismus und Imperialismus – Weltsystemansatz: Zentrum, Peripherie– Gramsci: Wissen und Macht – Regulationsschule: Fordismus und Post-Fordismus

Imperialismus• Kommunistisches Manifest (1848)• „the need of a constantly expanding market for its products

chases the bourgeoisie over the whole surface of the globe. It must nestle everywhere, settle everywhere, establish connections everytwhere. The bourgeoisie has through its exploitation of the world market given a cosmopolitan character to production and consumption in every country…In place of the old local and national seclusion and self-sufficiency, we have intercourse in every direction, universal interdependence of nations…The bourgeoisie, by the rapid improvement of all instruments of production, by the immensly facilitated means of communication, draws all, even the most barbarian nation into civilisation“

Imperialismus• Sinkende Profitraten (1873-1898) -> führt zu Rüstungswettbewerb,

Kolonialismus und schürt die Kriegsbereitschaft

• Monopolökonomie: von freiem Wettbewerb zur Zentralisation und Konzentration des Kapitals -> Bildung von nationalen Monopolen

• Überproduktion und Überakkumulation -> Ausbreitung

• Nationale Ökonomie: Protektionistisch gegenüber Importen

• Warum wichtig? Bourgeoisie des Zentrums ist es möglich, die Arbeiter des Zentrums besser zu stellen und aus dem internationalen Proletarierbündnis herauszukaufen.

Weitere Entwicklung (zur Information)

• John A Hobson: – Belebt die Unterkonsumptionstheorie wieder (Krisen resultieren aus fehlender Nachfrage)– Imperialismus als Resultat einer Verelendung der eigenen Bevölkerung _> Druck nach

Außen – Schutz der eigenen Investitionen als Motivation für Kolonien – Kapitalexport als Resultat einer ungehemmten Entwicklung des Kapitalismus

• Hilf Erding • Rosa Luxemburg • Lenin

– WK 1 als „Imperialismuskrieg“, nicht als Verteidigungskrieg, wie die SPD ihn legitimiert – Merkmale

• Konzentration der Produktion und des Kapitals -> Monopole• Verschmelzung des Bankkapitals mit dem Industriekapital und Entstehung einer Finanzoligarchie auf

der Basis dieses Finanzkapitals • Kapitalexport zum Unterschied vom Warenexport gewinnet besonders wichtige Bedeutung es bilden

sich internationale monopolistische Kapitalistenverbände, die die Welt unter sich aufteilen• Territoriale Aufteilung der Erde unter den kapitalistischen Großmächten ist beendet

Kritik

• Kapital und Arbeit: Trifft die Unterscheidung heute noch so zu?

• Sind Bourgeoisie und Proletarier die heutigen Klassen?

• Primat der Ökonomie: Kann sich eine gesellschaftliche Ordnung aus den ökonomischen Verhältnissen ableiten lassen?

WELTSYSTEMANSATZ

Hintergrund Dependenztheorie • Kernfigur: Raul Prebisch

• Ausgangsfrage: warum gibt es eine Vielzahl von unterentwickelten Staaten?

• Gegenbewegung zu: Modernisierungstheorie– Der Westen: Unterentwicklung ist das Resultat veralteter Strukturen und

Traditionen (z.B. Klientismus, Korruption, etc.) Kurzum: ihr selbst seid schuld!

• Kernthese: stetige Verschlechterung der Handelsbedingung für den globalen Süden durch die einseitige Abhängigkeit ehemaliger Kolonien -> Ricardos Vorstellung komparativer Vorteile und ‚Harmonie der Interessen‘ sind unzutreffend (Prebisch-Singer These)

• Konsequenz: Abspaltung

Geschichtliche Dimension der Dependenztheorie

• Ost-West Konflikt führt zum Versuch einer Einbindung LA in den Block der USA (Kennedy: Allianz für den Fortschritt), um den Einfluss der UdSSR zu reduzieren

• Jedoch: ‚Modernisierung‘ der Armut, keine Reduktion • Rechter Militärputsche, z.B.

– 1964: Bolivien, Brasilien– 1966: Argentinien– 1973: Ecuador – > Flucht vieler linker Intellektueller nach Santiago de Chile,

insbesondere zum CEPAL -> hier ist die intellektuelle Heimat der Dependenztheorie

Weltsystemansatz: Immanuel Wallerstein

• Geboren 28. September 1930 in NY, • Inspiriert durch Annales Schule (Ferdinand

Braudel) und Marxistischer Sozialtheorie • Arbeitet zur Zeit an der Yale University

• http://www.iwallerstein.com/

• Zentrales Werk: Die Entwicklung des Kapitalismus, 3 Bände

Weltsystem • Nationale und internationale Politik bestimmen sich aus dem globalen

Wirtschaftssystem; – die existierenden Kräfte lassen sich nicht in nationale vs internationale Politik

einfangen, sondern produzieren die Unterscheidung– es gibt weitere Kräfte als nur militärische Sicherheit: z.B. Kapitalismus, Klassenkampf

• nicht Staaten, sondern Klassen als zentrale Akteure

• Jedoch noch andere Akteure: Banken, Universitäten MNU, globale Medien

• Internationale Institutionen: dienen dem Zentrum

• > das System dient nur dem Zentrum, es produziert keinen Wettbewerb, sondern Unterdrückung und Ungleichheit

Zentrum/ (Semi-) Peripherie• Ausbeutung

– Z > P– Aber auch: ZZ und ZP kooperieren

• Rolle der Semiperipherie: einzelne Industrien, die jedoch am unterem Ende der globalen Wertschöpfungskette angesiedelt sind. Funktion: Bereitstellung billiger Arbeitskräfte (Textilindustrie)

• Zeigt gleich zwei Unterschiede an: a) es gibt Mobilität in der Peripherie (Gegensatz zu Prebisch) b) Semi-Peripherie verhindert eine Abspaltung; es hat keine Interesse die bestehenden Strukturen zu ändern

• Politikimplikation: – Kapitalismus muss als Ganzes überwunden werden – Importsubstitution als Entwicklung

Geschichtliche Entwicklung: Hegemonien

Habsburger Niederlande Großbritannien USA

Aufsteigende Hegemonie

1450- 1575-1590 1798-1915 1897-1913/20

Sieg der Hegemonie

1590-1620 1815-1850 1913/20-1945

Reifephase der Hegemonie

-1559 1620-1650 1850-1873 1945-1967

Absteigende Hegemonie

1559-1575 1650-1672 1873-1897 Ab 1968/1973

Quelle: Hopkins/Wallerstein 1982: 118

Staat

• Zentrum: Doppelfunktion in der Aufrechterhaltung des Weltsystems; a) stellen Großmächte bzw. Hegemonien; b) Einsatz militärischer Gewalt gegenüber der Peripherie und Semiperipherie, um die dominante Position aufrechtzuerhalten

• Semiperipherie: relativ funktionierende Verwaltungsstrukturen; autoritärer Charakter dieser Staaten; kleine Elite regiert; Einsatz des Militärs um Gewerkschaften zu verhindern/klein zu halten um billige Arbeitskräfte bereitzustellen

• Peripherie: kleine Elite ‚beherrscht‘ den Staat, dient der dominanten Klasse im Zentrum, nicht der eigenen Bevölkerung;

Unterschied Dependenz und Weltsystemansatz

• Beide: strukturelle Ungleichheit jenseits des Mächtegleichgewichts, sondern in der globalen Produktionsweise verankert

• Semi-Peripherie: – es gibt Mobilität in der Peripherie – Semi-Peripherie verhindert eine Abspaltung ->

Kapitalismus muss als Ganzes überwunden werden

• Politikimplikation: Importsubstitution

Weiterentwicklung (zur Information)

• Galtung: strukturelle Gewalt -> Zentrum-Zentrum Verbindung – Vertikale Interaktion: Zentrum vs. Peripherie– Horizontale Interaktion– Feudale Interaktionsstruktur: Peripherieländer sind einseitig auf die Zentralnation ausgerichtet, so

dass eine Interaktion zwischen den Peripheriländern weitgehend ausgeschlossen ist, was die Abhängigkeit von der Zentralnation weiter verstärkt.

• Postimperialismus (Sklar und Becker)– MNC als zentrale Akteure > transnationaler Klassenformation– Postnationale Ära

• Post-koloniale und subalterne Ansätze (Edward Said; siehe IB II )

• Empire (Hardt/Negri)– Nicht Staat, sondern Netzwerk – Die ganze Gesellschaft ist jetzt einer biopolitischen Ordnung unterworfen.– Es besteht keine bestimmbare Arbeiterklasse mehr, sondern nur noch die Multitude der Menge. – Kontrollgesellschaft ->(Überwachung)

GRAMSCI-ANSATZ

Hintergrund (zur Information)• Antonio Gramsci, geb. 22. Jan 1891 in Sardinien, gestorben 27. April 1937 in Rom

• Herausgeber der Zeitung L‘Ordine Nuovo (Neue Ordnung) in der „Betriebsratbewegung“

• Gehört zu den Begründern der Kommunistischen Partei in Italien, Vorsitz: 1926

• Am 27. Februar 1927 von Mussolini verhaftet und zu 20 Jahren Gefängnishaft verurteilt Inhaftiert im Gefängnis San Vittore

• Im Gefängnis: stetige Verschlechterung der Gesundheit

• Dort verfasst er die ‚Gefängnishefte‘: 32 Hefte mit über 2800 Seiten

• Stirbt an Hirnblutung

Kerngedanken von Gramsci

• Kerninteresse: Erklärung der bürgerlichen Herrschaft westlicher Nationalstaaten

• Staat = politische Gesellschaft + Zivilgesellschaft; das heißt Hegemonie gepanzert mit Zwang -> Kampfplatz sozialer Kräfte

• Hegemonie: nicht Gewalt, sondern über Wissensstrukturen und Subjektivierungsprozesse,

Gramsci in den IB

• Erklärung der transnationalen Macht-und Herrschaftsverhältnisse – Soziale Kräfte; Wissen; Produktionsweisen– Unterscheidung von positiver und kritischer

Wissenschaft• Produktionsverhältnisse werden in eine

Vernunftkritik übersetzt• Hegemonialer Diskurs vs. marginalisierte Ansätze• Staat: als Kampfplatz sozialer Kräfte

Wichtige Unterscheidung

• Unterscheidung zwischen problemlösungsorientierter und kritischer Forschung: – problemlösende Theorien nehmen die Weltordnung

als gegeben an; funktionalistische Fragestellung – Kritische Theorie: fragt nach der Herkunft und

Wandel der globalen Ordnung – mit dem Ziel eine andere Ordnung möglich zu machen

Beispiel Cox, Social Forces • „theory is always for somebody and for some purpose. All theories

have a perspective. Perspectives derive from a position in time and space, specifically social and political time and space. The world is seen from a standpoint defineable in terms of nation or social class, of dominance or subordination, of rising or declining power, of a sense of immobility or of present crisis, of past experience and of hopes and expectations for the future. Of course, sophisticated theory is never just the expression of a perspective. The more sophisticated a theory is, the more it reflects upon and transcends ist own perspective; but the initial perspecive is always contained within a theory in itself, divorced from a standpoint in time and space. When any theory so represents itself, it is the more important to examine it as ideology, and to lay bare its concealed perspective.

Quotes

• This relative strength of problem solving theory, however, rests upon a false premise, since the social and political order is not fixed but […] is changing.

• Problem solving theories can be represented…as serving particular national, sectional or class interests.

• „it is methodologically value-free as it treats the variables it considers as objects…but it is value bound by virtue of the fact that it implicitly accpets the prevailing order as its own framework“

Weltordnung• Historische Strukturen aus materiellen Möglichkeiten, Ideen und Institutionen

– Materie: Produktion und Organisation

– Ideen: Bedeutung und soziale Beziehungen (die auf Habitus und Erwartungsbildung wirken); ‚geteilte Bilder ‚ (collective images)

– Institutionen: verstetigen Machtbeziehungen (hegemoniale und nicht hegemoniale Strategien); ‚encourage collective images consistent with these power relations‘

• Drei Ebenen oder Handlungssphären: Organisation der Produktion (social forces), Staatsformen und Weltordnungen

• Konsequenzen: – Handlung daher nicht mechanisch, sondern nur:

• „Men make their own history, but they do not make it just as they please; they do not make it under circumstances chosen by themselves, but under circumstances directly encountered, given and transmitted from the past. The tradition of all the dead generations weighs like a nightmare on the brain of the living”

Handeln • Marx: „Men make their own history, but they do not make it just

as they please; they do not make it under circumstances chosen by themselves, but under circumstances directly encountered, given and transmitted from the past. The tradition of all the dead generations weighs like a nightmare on the brain of the living”

• Cox: „historical structure: a particular combination of thought patterns, material conditions and human institutions“ (135)…these structures do not determine people‘s actions in any mechanical sense but constitute the context of habits, pressures, expectations and constraints whiwhin which action takes place.“

Historische Strukturen: eine Konfiguration von Kräften (als Möglichkeiten)

Institutionen

Materielle Ideen Möglichkeiten

Ziel

• Rekonstruktion hegemonialer historischer Strukturen durch das Offenlegen der gesellschaftlichen und internationalen Zusammenhänge von Produktion, Macht und Herrschaft

• z.B. Finanzkapital und Dominanz globaler Finanzmärkte– Transformation von Wohlfahrtssystemen– Arbeitsbedingungen (Ausnutzen von inter-nationalen

Unterschieden führt zu einer Abwärtsspirale – Kooperation zwischen Staaten

Hegemonie und soziale Kräfte

• Hegemonie ist verbunden mit allen drei Dimensionen: material capability/idea/institution

> soziale, politische und wirtschaftliche Dimension> nicht auf einen Staat reduzierbar> historisch Kontingent

• Van der Pijl: heute dominiert eine transnationale kapitalistische Oligarchie

Hegemonie bei Cox

Hegemonie auf der internationalen Ebene ist…nur eine Ordnung von Staaten. Es ist eine Ordnung innerhalb einer Weltökonomie mit einer dominanten Produktionsweise, die alle Länder durchdringt und zu anderen, untergeordneten Produktionsweisen führt. Es ist auch ein Komplex internationaler Sozialbeziehungen, der die sozialen Klassen unterschiedlicher Länder verbindet.

Hegemonie ist nicht Macht, sondern ‘fit between material power, ideology and institutions’ , also > soziale, politische und wirtschaftliche Dimension

Spheres of Activities

Soziale Produktionsbeziehungen

Staatsformen Weltordnungen

Dynamik

• Veränderungen in der Produktionsweise – führen zu Veränderungen in der Staatsorganisation – und damit die Dynamik der Weltordnung

• Beispiel: Buchdruck im 16. Jhd.; Arbeit im 19. Jhd. (> Nationalismus und Imperialismus); 20. Jahrhundert – Massenproduktion, 21. Jhd.: Internet?

Weitere Theoretiker (z.I.)

• Stephen Gill – Neuer Konstitutionalismus: Marktdisziplin

• Henk Overbeek – Corporate governance und ungleiche Entwicklung

• Kees van der Pijl – Transnationale Klassenbildung

Regulationsschule und Finanzialisierung

• Begründer: Michel Aglietta

• Theoretische Wurzeln: – Strukturalismus Althusser – Antonio Gramsci – Ferdinand Braudel

• Kernargument: Krisen und Ordnungen gehören zusammen: jede Ordnung hat ihre eigenen Krisen, die sich aus spezifischen Widersprüchen ableiten

Kernbegriffe• Akkumulationsregime: Organisation von Produktion und Kapitalströmen

– Entlohnung, Mehrwert und Renten – Transformation, Produktionstyp und Staat/Gesellschaft Verhältnis

• Regulationsweise– Regulation: Prozess, in dem das gesellschaftliche Handeln so ausgerichtet

wird, dass es mit der erweitereten Reproduktion des Kapitals vereinbar bleibt. > Gesamtzusammenhang sozialer Verhältnisse

– Regulierung: pol Eingriff in ökonomische Prozesse – Institutionelle Formen

• Arbeitsbeziehungen • Geldsystem• Staat• Das Internationale • Form des Wettbewerbs

Fordismus

• Fokus auf Arbeitsbeziehungen– Massenproduktion und Konsumption– Fokus: Arbeit und Lohn (mit dem Ziel der

Vollbeschäftigung)– Keynesianischer Wohlfahrtsstaat– Korporatismus – Klare Grenze national/international– Auf Preisen aufbauender Wettbewerb

Postfordismus

• Fokus auf Finanzmärkte: Verschuldung, Ungleichheit und Rentiers

• Institutionen: – Produktdifferenzierung– Wettbewerbsstaat; Individualisierung und Risiko– Niedergang der Gewerkschaften– Globalisierung– Intellectual Property Rights _> Patente; Monopole

Unterschied zu bisherigen Ansätzen

• Französische Regulationsschule analysiert primär nationalstaatliche Systeme.

• Grund: Kritik an Dependenz und Weltsystemtheorie: haben die Dynamiken des Weltmarkts analysiert- und können nicht die unterschiedlichen Dynamiken zwischen den Staaten ausreichend erklären

• Ebenso: Klassenkampf und Verteilungsfragen sind immer noch nationalstaatlich organisiert

Weitere Vertreter (z.I.)

• Robert Boyer

• Pascal Petit

• Dominique Philon

• Alain Lipietz

• Robert Jessop

Weitere Entwicklung (z.I.)

• Spielarten des Kapitalismus [VOC]– Liberalisierte Formen– Koordinierte Formen

Komplementaritäten von Liberal Market Economies (LME) und Coordinated Market Economies (CME)

Institutioneller Bereich LME CME

Industrielle Beziehungen bzw. Arbeitsbeziehungen

Weitgehend begrenzt auf die Lohn-ProfitverteilungKontrolle durch Management

Wichtig für strategische Interaktion und VerhandlungenBeteiligungsform der Beschäftigen, Mitbestimmung

Corperate Governance Bezug auf Kapitalmarkt; kurzfristige Orientierung

Bezug auf/Abhängigkeit von Bankkrediten; langfristige Orientierung

Zwischenbetriebliche Beziehungen Kompetitiv; preisbestimmte Lieferbeziehungen

Netzwerkbeziehungen, Kapitalverflechtungen, strategische Interaktion

Berufliche Bildung Hohes Gewicht allgemeiner Fähigkeiten; begrenzt Berufsausbildung

Hohes Gewicht spezifischer Fähigkeiten; Auszubildenden-System o.ä.

Soziale Sicherung Residuale soziale Sicherung; geringe Entlassungshürden

Relativ „großzügige“ soziale Sicherung; Kündigungsschutz

Produktmarktregulierung Geringe Begrenzung des Wettbewerbs; Laissez-faire-Prinzip

Ausmaß des Wettbewerbs von weiteren, z.B. Zielen abhängig

Quelle: nach Becker 2007: 267

ZUSAMMENFASSUNG

System

• Es gibt eine Arbeitsteilung zwischen Staaten

• IB ist blind für die produktive Macht des Kapitalismus

• Verbindung Wirtschaft/Politik und Wissen/Macht

• Ordnung: nicht nur horizontale sondern auch vertikale Machtverhältnisse zwischen Staaten

Kritik am Neorealismus

• Neorealismus bleibt blind für das Verhältnis von Staat und Gesellschaft/Zivilgesellschaft. Nur aus diesem Grund kann er behaupten, der Staat sei eine ahistorische ‘Variable’

• Historischer Materialismus erlaubt eine Verbindung zwischen inter-und intra-nationalen Beziehungen, durch die Analyse von historischen Strukturen und damit die Analyse von unterschiedlichen Staatsformen