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30 Gesundheitstipp Mai 2011
AKNE
Einige Tage vor der Mens -truation spriessen die Pickelam heftigsten. Wangen und
Kinn sind von grossen Pusteln undMitessern überzogen. «Ich fühlemich dann völlig entstellt», sagtIngrid Meier. An solchen Tagen ver-lässt die Berner Hausfrau und Mut-ter kaum einmal die Wohnung.
Seit vier Jahren leidet die 36-Jäh-rige an einer Erwachsenen-Akne –auch Acne tarda genannt. DieseKrankheit tritt gemäss Hautärztenimmer häufiger auf. Betroffen sindvor allem Frauen zwischen 25 und45 Jahren. Untersuchungen zeigen:Der Auslöser sind häufig Stress undHormone.
Ingrid Meier kämpft mit allenMitteln: Sie reinigt die Haut,macht Peelings, pflegt und cremtsie ein. Laserbehandlungen hat diePatientin auch schon ausprobiert,ebenso Antibiotika-Salben und Ho-möopathie. Genützt hat all das nurwenig. Nun überlegt sich Meier, obsie Trétinac-Kapseln schlucken soll.Ihr Hautarzt empfiehlt die era-pie. Sie dauert zwischen sechs undachtzehn Monaten und soll dauer-haft nützen. Doch Medikamente
wie Trétinac, Roaccutan oder Cur -akne sind umstritten. Sie enthaltenden Wirkstoff Isotretinoin undkönnen heftige Nebenwirkungenhaben. Dieser Wirkstoff reduziertdie Talgproduktion der Hautzellen.Er trocknet deshalb Haut, Lippen, Augen und Schleimhäute aus – teilsmassiv. Im vergangenen Jahr warntedie Arzneimittelbehörde Swiss -medic, dass Medikamente mit Iso-tretinoin zu schweren Hautaus-schlägen führen könnten (Gesund-heitstipp 5/2010).
Bei mittlerer Akne genügen Cremes
Hautärztin Bettina Schlagenhauffaus Küssnacht am Rigi SZ sagt, Isotretinoin verändere sehr seltenauch die Leberwerte und Blutfette:«Es ist deshalb absolut notwendig,dass der Arzt diese Werte regel -mässig kontrolliert.»
Am wichtigsten aber ist: Frauendürfen während der Behandlungauf keinen Fall schwanger werden.Denn das Mittel kann Kinder imMutterleib schädigen. HautärztinSchlagenhauff: «Erwachsene be-kommen in der Regel eine nied -rigere Dosis des Medikaments alsTeenager. Dennoch ist eine zuver-lässige Verhütung Pflicht.»
Vielen Patientinnen macht gera-de dieser Umstand Angst: Sie sindin einem Alter, in dem sie schwan-ger werden wollen. Schlagenhauffberuhigt: Der Wirkstoff bleibe nacherapie-Ende nicht lange im Körper. Werde eine Frau zwei
Monate später schwanger, bestehekein höheres Risiko mehr, dass dasBaby missgebildet auf die Weltkomme.
Bei schwacher oder mittlererAkne genügen äusserliche Behand -
lungen: Dazu gehören spezielleCremes und Lotionen: Eine rezept-freie Creme mit Benzoylperoxidkann gegen die Bibeli helfen.
Rezeptpflichtige Vitamin-A-Säu-re-Präparate wie Retin A und Diffe-
Sie haben Pusteln und Pickel, dabei ist die Pubertätlängst vorbei: Viele Erwachsene leiden unter Akne.Ärzte verschreiben Medikamente wie Roaccutan. Doch diese sind umstritten.
Auch Erwachsene kämpfen g eg Vor allem Frauen zwischen 25 und 45 leiden an der Krankheit – Auslöser sind oft Stress und Hormon st
«Eine Umstellung der Ernährung kann die Tendenz zuAkne mindern»
Bettina Schlagenhauff,Hautärztin
Maske mit Heilerde: Wohltuend bei entzündeter Haut
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rin regulieren die Ver hornung undwirken vor allem bei Mitessern. Antibiotika-Cremes unterstützendie Behandlung – aber auchFruchtsäure-Peelings, durchgeführtbei der Kosmetikerin.
Spezielle Antibabypillen könneneine Akne ebenfalls lindern. BettinaSchlagenhauff: «Manchmal hilft esbereits, wenn die Frau mittels Antibabypille Hormone zu sichnimmt.» Die Crux dabei ist: Häufigist die Akne wieder da, sobald dieFrau die Pille absetzt.
Behandlung dauertoft Monate oder Jahre
Nebst all den kosmetischen undmedizinischen erapien solltensich Frauen, die oft unter Akne lei-den, vermehrt entspannen. DennStress kann das Übel begünstigen.Auch ein Umstellen der Ernährungkann helfen: Laut Bettina Schla-genhauff deuten neue Untersu-chungen darauf hin, dass eine Ernährung ohne viele Kohlen -hydrate die Tendenz zu Akne min-dert. «Was aber letztendlich hilft,ist sehr individuell.»
Die Erfahrung zeigt: Erwachseneleiden in der Regel noch viel stärkeran der Akne als Pubertierende. Unddie Behandlungen dauern oft Mo-nate oder Jahre. Die Hautärztinsagt denn auch: «Es braucht einigesan Geduld.» Man solle aber nicht
aufgeben. Das weiss auch IngridMeier. Sie salbt, probiert und hofftweiter. Sie sei positiv eingestellt,sagt sie. «Doch dann erkenne ichmein Gesicht vor lauter Pickelkaum wieder. Dann belastet michdie Krankheit enorm.»
Gabriela Braun
g egen Akne n störungen
} Meiden Sie zu viel Sonne,Stress, Nikotin, Pflege mitMineralölen (Paraffine) odergesättigten Fetten (Shea-,Kakaobutter, Jojoba-Öl).
} Auch Medikamente könnenAkne verursachen: Kortison-präparate, Antidepressiva,bestimmte Antibiotika undEpilepsiemedikamente.
} Sie sollten die Antibabypillenicht immer wieder absetzen.
} Fassen Sie sich nicht insGesicht, drücken Sie nicht anden Pickeln.
} Bei entzündeter Haut könnenMasken mit Heilerde undKamille helfen.
} Gehen Sie zum Hausarzt oderzum Hautarzt.
TIPPS
Akne bei Erwachsenen: Das müssen Sie wissen
MEDITEL
0900 57 35 54Fr. 1.49/Minute
Do und Fr 12. und 13. MaiMo bis Fr 16. bis 20. Maijeweils von 8.30 bis 12 Uhr
Akne-MittelOb Teenager oder erwach-sen: Bei Akne nimmt manfrüher oder später meistMedikamente. Doch nichtalle sind gleich gut. DieFachleute der unabhängi-gen Schweiz. Medikamen-ten-Informationsstelle SMIbeantworten Leserfragen,zum Beispiel:
} Wann genügt bei Akneeine lokale Therapie?
} Mit welchen Neben -wirkungen muss ichrechnen?
} Was passiert, wenn ichdie Therapie abbreche?
} Muss ich gegen Aknewirklich ein Antibio -tikum schlucken?
} Ich verhüte mit der Pille.Warum bekomme ichtrotzdem Akne?
Hinweis:Damit wir Sie gut beratenkönnen, sollten wir wissen,welche Medikamente Sieverwenden. Am besten nehmen Sie alle Produktemit ans Telefon.
Bedenken Sie bitte:Beratung braucht Zeit. Istdas Telefon besetzt, rufenSie bitte 5 bis 10 Minutenspäter wieder an. Wir sindan 7 Vormittagen für Sieda.
Die wichtigsten Fragen undAntworten fasst die SMI in der Juni-Ausgabe zusam-men.
Buchtipp
Alles Wichtige zum Thema undzu Therapien erfahren Sie imGesundheitstipp-Ratgeber«Gesunde Haut» (2. Auflage, 140 Seiten). Zu bestellen aufSeite 34 oder unter www.gesundheitsipp.ch.
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