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Soziale Normen und Anthropo- morphismus als Werkzeuge der Naturschutzkommunikation? Gerhard Reese Universität Leipzig* Vilm, 04.11.2014
*ab 15.11.2014: Friedrich-Schiller-Universität Jena
Outline
Naturschutzkommunikation im sozialen Kontext
Soziale Normen
Klärung
Empirische Befunde
Anthropomorphismus
Klärung
Emprirische Befunde
Diskussion & Ausblick auf Workshop
Naturschutzkommunikation
Naturschutz = menschliches Handeln für den Erhalt der natürlichen Umwelt
Kognitionen, Emotionen, Motivationen
Wie kann dieses Wissen genutzt werden, um Naturschutzkommunikation zu optimieren?
Soziale Normen
Regeln/Vorschriften des Denkens und Verhaltens, die innerhalb einer sozialen Gruppe geteilt werden und das Sozialverhalten beeinflussen
Unbewusst/bewusst
Verschiedene Ebenen
Gesellschaftlich/kulturell geprägt
Soziale Normen
„Du sollst nicht töten“
„Das haben wir aber schon immer so gemacht“
„Schau mal, die Nachbarn haben ein neues Auto…“
„Wie schön hier der Müll sortiert ist, das mach ich auch…“
Starker Einfluss sozialer Normen auf Verhalten
Soziale Normen
Unterscheidung: Präskriptive Normen (“Es ist unsere Pflicht…”) vs. deskriptive Normen (“Es wird genug getan um…”)
So sollte es sein vs. so isses
NBS 2011
Soziale Normen
Einfluss sozialer Normen auf Verhalten (Nolan, Schultz,
Cialdini, & Goldstein, 2008)
“Was glauben Sie wie oft Ihr Nachbar versucht, Energie einzusparen?”
r=.45 mit selbst berichteten Maßnahmen…
… obwohl Testpersonen angaben: Soziale Verantwortung, Umweltschutz wichtiger
Verschmutzung am
Stärksten, wenn andere es
auch tun (Cialdini, 2003)
Soziale Normen
Soziale Normen (Goldstein et al., 2004; Reese et al., 2014; Schlüter & Bohner, 2014)
Studie über Handtuchverwendung Effektivität abhängig von Norm
Lokale Norm Globale Norm
Aber: Scheinbar kein universeller Effekt
kontextabhängig
Soziale Normen
“Keine-Werbung”-Sticker (Reese, Löschinger, Hamann, & Neubert, 2013)
Platzierung von Stickern an und in Briefkästen
An Nachbarbriefkästen: Sichtbarkeit einer deskriptiven Norm durch angebrachte Sticker
In Interventionsbriefkästen Möglichkeit, Sticker selbst anzubringen
Ergebnisse:
Soziale Normen
Zusammenfassung
Soziale Normen sind gesellschaftlich oder innerhalb einer Gruppe geteilte Verhaltensregeln
Soziale Normen können (Sozial)verhalten substantiell beeinflussen
Umwelt- und Naturschutzverhalten (z.B. Recycling, Müllreduktion, Ressourcenschonung) lässt sich mittels sozialer Normen stärken…
… aber nicht bei allen Menschen zu jeder Zeit
Anthropomorphismus
Alltägliche Reaktion auf Gegenstände, Tiere, Wolkenformationen etc.
tlw. unterbewusst / automatisch
Hume (1757/1957): universeller und natuerlicher Prozess
Neurowissenschaft: ähnliche Hirnregionen aktiviert
Anthromorphen Objekten werden menschliche „Charakterzüge“ zugesprochen
Anthropomorphismus
Warum ist das relevant?
Anthromorphierte Objekte = Fähigkeit zu bewusstem Erleben
Wahrnehmung als moralische Entitäten
Quelle sozialer Beziehung
Damit wert, beschützt und entsprechend behandelt zu werden
Anthropomorphismus
Wie kann Anthropomorphismus genutzt werden, um Natur- und Umweltschutzverhalten zu kommunizieren?
Anthropomorphismus
Umweltrelevante Informationen anthropo-morph darstellen (Ahn, Kim, & Aggarwal, 2014)
Anthropomorphismus
Umweltrelevante Informationen anthropo-morph darstellen (Ahn, Kim, & Aggarwal, 2014)
Anthropomorphismus
Anthropomorphismus von Natur (Tam, Lee, & Chao, 2013)
Zuschreibung menschlicher Eigenschaften auf die Natur („Mutter Natur“)
Anthropomorphierte Entität stärkere Verbundenheit mit Natur Naturschutzverhalten
Anthropomorphismus
Studie 1: Anthropomorphierende Personen zeigten stärkere pro-Umwelt-Intentionen
Studie 2: Stärkere Naturverbundenheit wenn Information über „Mr. Nature“
Studie 3: Anthropomorphe Poster stärkere Verbundenheit pro-Umwelt-Intentionen
Anthropomorphismus
Zusammenfassung
Anthropomorphismus geht einher mit Zuschreibung menschlicher Eigenschaften
Stärker schützenswert
Stärkeres Naturschutzverhalten als Folge anthropomorphierter Darstellungen
Ausblick Workshop
Diskussion
Wie kann man dieses Wissen umsetzen?
Spielerei für Kinder oder auch für Erwachsene?
Workshop
Diskussion über Anwendung
Ideensammlung für Kommunikationsstrategien
Wen wie überzeugen?
Quellen
Ahn, H.-K., Kim, H. J., & Aggarwal, P. (2014). Helping fellow beings: Anthropomorphized social causes and the role of anticipatory guilt. Psychological Science, 25, 224-229.
Bohner G, Schlüter LE (2014). A Room with a Viewpoint Revisited: Descriptive Norms and Hotel Guests' Towel Reuse Behavior. PLoS ONE 9(8).
Cialdini, Robert. (2003). Crafting Normative Messages to Protect the Environment. Current Directions in Psychological Science, 12, 105–109.
Goldstein, N. J., Cialdini, R. B., & Griskevicius, V. (2008). A room with a viewpoint: using social norms to motivate environmental conservation in hotels. Journal of Consumer Research, 35, 472–482.
Hamann, K., Reese, G., Loeschinger, D. L., & Seewald, D. (under review).
Nolan, J., Schultz, P., Cialdini, R., Goldstein, N., & Griskevicius, V. (2008). Normative social influence is underdetected. Personality and Social Psychology Bulletin, 34(7), 913-923.
Reese, G., Hamann, K., Loeschinger, D. C., & Neubert, S. (2013). Sticker in the Box! Object-person distance and descriptive norms as means to reduce waste. Ecopsychology, 5, 146-148.
Reese, G., Loew, K. & Steffgen, G. (2013). A towel less: Social norms enhance pro-environmental behavior in hotels. Journal of Social Psychology. doi: 10.1080/00224545.2013.855623.
Tam, K.-P., Lee, S.-L., & Chao, M. M. (2013). Saving Mr. Nature: Anthropomorphism enhances connectedness and protectiveness toward nature. Journal of Experimental Social Psychology, 49, 514-521.