Sentience Politics – Politische Veganismusförderung

Post on 03-Dec-2014

92 views 4 download

description

Sentience-Politics versucht effektive, d.h. Win-Win-Strategien zu finden, allgemein politisch und konkret tierrechtlich. Klimawandel, ökologische Ressourceneffizienz, Welthunger, öffentliche Gesundheit und Tierwohl sind anerkannte Politik- und globale Problembereiche. Der Ernährungsbereich bietet die Möglichkeit zu einen vergleichsweise enormen Hebeleffekt, der sich über alle genannten Bereiche erstreckt. Dennoch findet er in der aktuellen Politik kaum Beachtung, was hochgradig ineffektiv ist. Tierrechtlich existieren diverse strategische Lager, u.a. der "Abolitionismus" und der "Reformismus". Kontroversen dieser Art kombiniert mit epistemischer Bescheidenheit (d.h. mit der Überzeugung, dass das widersprechende Lager nicht völlig inkompetent ist) implizieren: Es besteht empirische Unsicherheit darüber, was im entsprechenden Bereich am effektivsten ist. Dies wiederum legt zwei Schlussfolgerungen nahe: 1) Wir sollten nach Win-Win-Strategien suchen, die nach Ansicht beider Lager einer jeweiligen Kontroverse hochgradig effektiv sein müssten. Dazu scheint die politisch-strukturelle Veganismusförderung zu gehören. Ebenso die Bereitstellung von Grundeinkommen für Vollzeit-AktivistInnen (nur sehr wenige sind Vollzeit-AktivistInnen, viele möchten und sollten es sein) – etwa dadurch, dass gewisse AktivistInnen dennoch gezielt finanziell lukrative Berufe ergreifen, um mehreren anderen ein Grundeinkommen zu finanzieren. 2) Wir sollten nach aktuell vernachlässigten Aktionsbereichen suchen und entsprechende Nischen besetzen (was allgemein eine empfehlenswerte Effektivitätsheuristik ist). Die politisch-institutionelle Veganismusförderung scheint ein solcher Bereich zu sein. Die konkrete Forderung sollte gesellschaftliche Grundsatzdiskussionen anstossen, realpolitisch aber dennoch anschlussfähig sein. Auch hier: Win-Win.

transcript

Sentience PoliticsPolitische Veganismusförderung in der Schweiz

Adriano Mannino, Co-Präsident GBS Schweizadriano.mannino@sentience.ch

Dr. Sebastian Leugger, Projektleiter Sentience Politicssebastian.leugger@sentience.ch

Sommer 2011: M. Balluch in Bern

• «Widerstand in der Demokratie»

• «Zunächst alle legalen Mittel ausschöpfen»

• Schweiz: Tierschutz (STS) nutzt politische Instrumente

• Vegane bzw. Tierrechtsorganisationen nutzen politische Instrumente kaum

• Schweiz: Direkte Demokratie!

Ziel und Strategien

• Möglichst vielen Tieren helfen bzw. möglichst schnell Tierrechte etablieren

• Mit unseren limitierten Ressourcen an Zeit, Geld und Arbeitskraft

• => Effektivität / Rationalität (GBS)

• Welche Punkte sind dazu zu beachten?

Effektivität

• Kontroversen (Abolitionismus vs. Reformismus) => Unsicherheit über die Effektivität=> Nach sicheren Win-Wins suchen

• Welche Bereiche werden vernachlässigt?10. Person bei X bewirkt weniger als 1. bei Y

• Wo befinden sich die meisten Tiere?Forschung vs. Landwirtschaft vs. Tierheime

• Wohin fliesst aktuell das meiste Spendengeld?

Effektivität

• www.animalcharityevaluators.org

Effektivität • Win-Win, Spendengeld:

Möglichst vielen AktivistInnen mit einem Grundeinkommen Vollzeit-Arbeit ermöglichen

• Spendenaufrufe oft nur zur Adoption von Tieren oder für Tierheime

• Wie viele Leute im Saal sind Vollzeit-AktivistInnen?

• Koordinationsproblem: Diejenigen mit besten Verdienstmöglichkeiten könnten versuchen, den anderen ein Grundeinkommen zu spenden.

• Das Spendenvolumen in der Bewegung sollte allgemein steigen!

Ethische Spendenpflicht?

• Philosophische Argumentation:

(1) Angenommen, wir laufen mit 1000 (Luxus-)Euro in der Tasche an einem Teich vorbei, in dem ein Ferkel ertrinkt. Waten wir (völlig gefahrlos) in den Teich, um das Ferkel zu retten, und opfern das Geld?

(2) Angenommen, der vegane Konsum wäre jährlich €1000 Euro teurer. Würden wir dennoch vegan konsumieren?

• Teich: Pflicht, €1000 auszugeben, um 1 Tier zu retten• Konsum: Pflicht, €1000 auszugeben, um 10 Tiere zu retten

Ethische Spendenpflicht?

• Wenn es geboten ist, zur Rettung eines Tieres €1000 auszugeben, dann ist es umso mehr geboten, für zehn Tiere €1000 auszugeben.

• Wie viele Tiere etwa kann eine €1000-Spende an vegan-fördernde Projekte retten?

€1000 = 100‘000 Flyer€1000 = 1 Monat aktivistische Vollzeitarbeit

• Angenommen, die Flyer bzw. die aktivistische Arbeit erzeugen nur eine zusätzliche vegane Person. => hunderte Tiere gerettet

Ethische Spendenpflicht?

• Angenommen, die €1000-Flyer bzw. die aktivistische Arbeit erzeugen nur eine zusätzliche vegane Person.

=> hunderte Tiere gerettet

• Wenn es geboten ist, zur Rettung eines Tieres €1000 auszugeben, dann ist es umso mehr geboten, für zehn Tiere €1000 auszugeben...

...und erst recht für hunderte Tiere.

Ethische Spendenpflicht?

• Angenommen, die €1000-Flyer bzw. die aktivistische Arbeit erzeugen nur eine zusätzliche vegane Person. => hunderte Tiere gerettet

• Zum Vergleich: Rettung bzw. Hilfe für ein Tier in einem Tierheim für mehr als €10‘000

• Möglichst viele Individuen vor Schäden zu bewahren, ist ethisch sehr bedeutsam: Bsp. Strassenverkehrsgesetz, Gesundheitssystem

Ethische Spendenpflicht?

• Entscheidend für die Finanzierung von Sentience Politics sowie der GBS (und zur Vergrösserung des Spendenvolumens in der Tierrechtsbewegung)!

Effektivitätspotenzial der Politik

• 51% eines demokratischen Organs vs. 100% der Marktteilnehmer

• Psychologie: Politische Zustimmung zu strukturellen Massnahmen fällt uns leichter als Konsumumstellung

• Politisch-gesetzliche Initiativen (zu kontroversen Themen, die gerade noch anschlussfähig sind) erzeugen viel Aufmerksamkeit und treiben die gesellschaftliche Debatte voran

Effektivitätspotenzial der Politik?

• Parteipolitische Einordnung? Enger Tier-Fokus?

Antispe: Was, wenn Menschen derselben Bewusstseinsstufe betroffen wären?

• => Unbestrittene ethische Priorität, Fokus

• Links vs. liberal? – Mehr Support links, weil mehr Altruismus– Breiter Support für die ethische Priorität wichtig– Negative Rechte philosophisch nicht links– Analog: „GSoA“, Anti-Armee in der Schweiz

Winter 2012/13: Vegi-Mensa

• Studi-Parlament der Uni Basel will fleischfreie Mensa

• Schweizweit grosses Medienecho:«Fleischverbot», «Vegan-Taliban»

• Engagement der Hochschulgruppen der Giordano Bruno Stiftung Schweiz (GBS)

• Nachahmung an Uni Bern, Zürich, Fribourg

• Ergebnis: mehr vegetarische/vegane Menüs

Sommer 2013: Volksinitiative?• Direkte Demokratie als einmalige Chance

• Inhalt der Initiative: Tiere oder Ernährung?

• Wenn Tiere: für «viele» oder für «wenige»?

• «Abolitionistisch» oder «reformistisch»?

• Utopisch oder pragmatisch?

• Volk lehnte 2010 Tieranwalt-Initiative ab

• STS, TIR,… machen Tierschutz-Lobbying

• SVV macht Ernährungs-Lobbying (Gesundheit)

Sommer 2013: Volksinitiative?

• Gegen Landwirtschaftslobby oder quer dazu?

• Entlang Parteigrenzen oder quer dazu?

• Ernährung ist politisch unbesetztes Gebiet

• National vs. kantonal/städtisch: Aufwand 1Mio CHF vs. 100k, Ertrag ähnlich

• Ziel: öff. Debatte und/oder Gesetzesänderung?

• Wahlniederlage Grüne Deutschland u.a. wegen «anti-liberalem» Vegi-Tag-Vorschlag?

Herbst/Winter 13: Positionspapier• Thema Ernährung

• Nationalrat Bastien Girod: Türöffner

• Richtung «mehr pflanzliche Ernährung»

• Argumente: Umwelt/Ressourceneffizienz, Nord-Süd-Gerechtigkeit, Gesundheit, Tiere

• GBS: „rationale Politik“

• Massnahmenkatalog: vegane Menüoptionen/Alternativen fördern, pflanzliche Kochkunst

• «Wahlfreiheit», «(politisch) liberal»

Winter 13/14: Wo, wie, wer?

• Welche Kantone/Städte kommen in Frage?

• Welche PolitikerInnen unterstützen uns?

• Welche Parteien/NGOs unterstützen uns?

• Medienarbeit vorbereiten, Homepage:www.sentience.ch

• = Arbeit für eine 100% Stelle, Arbeitgeber: GBS Schweiz

• Finanzierung: ethische Bedeutung des Spendens

Winter 13/14: Wo, wie, wer?

• 2 Initiativen: Kanton Basel-Stadt & Stadt Bern

• Einzelne PolitikerInnen, AkademikerInnen und Promis unterstützen uns

• Keine etablierte Partei, keine bekannte NGO unterstützt uns

• Feedback einiger PolitikerInnen: «Initiative Nein, parlamentarischer Weg Ja.» - Ernsthaft?

Nur 2 Vegan-Images: „unpolitisch“ oder „Taliban“

Frühling 2014: Forderungen

• 1 veganes Menü, wo mehr als 1 Menü zur Auswahl (in Kantinen der öffentlichen Hand)

• Weiterbildung Kochpersonal in pflanzlicher Küche (VEBU, GV-nachhaltig.de, Albert Schweitzer Stiftung, VGÖ)

• Pflanzliche Küche im schulischen Kochunterricht

Frühling 2014: Öffentlichkeit

• Einladung Medienkonferenz => NZZ am So: «Veganer starten politische Offensive»

• Unterstützung u.a. durch Moritz Leuenberger (ehem. Mitglied Landesregierung)

• 25+ Medienberichte in der Woche vor der Medienkonferenz (Fehler? Unerfahrenheit!)

• Abwehrschlacht gegen «Diät-Diktatur», Vorwürfe: «Wahlfreiheit», «liberal»

Frühling 2014: Öffentlichkeit

• Medienkonferenz: GBS-Karte spielen

«Denkfabrik für kritisch-rationales Denken, Humanismus und den Brückenschlag von Wissenschaft und Gesellschaft»

• Hebelwirkung von Ernährungspolitik auf verschiedene wichtige Bereiche

• Tiere als ein wichtiger Bereich

• Journalist: «Ihr fordert zu wenig!»

Frühling 2014: Öffentlichkeit

• Mediale Debatte

• «mehr vegan»: legitimes politisches Anliegen vs. Zwängerei einer kleinen Minderheit

• Sachliche Argumente vs. Omnivoren-Bingo

• Rostiger Paragraph der Rechtskonservativen: «mehr vegan» = dümmstes und unnötigstes Gesetz?

• 1h-Debatte auf Radio SRF 1

Frühling 2014: Hinter den Kulissen

• Interesse bei PolitikerInnen steigt

• Linke & grüne Jungparteien unterstützen uns

• Sentience Politics schreibt bei parlamentarischen Vorstössen mit

• Foodwaste-Vorstoss (mehrere Kantone)

• «Nachhaltiges Essensangebot» (Stadt Bern)

Sommer 2014: Lancierung Initiatve

• Lancierung der Initiative im Kanton Basel-Stadt Soll: 3000 Unterschriften in 1.5 JahrenIst: 1500 Unterschriften nach 4 Monaten

• Stadt Bern: vorläufig keine Initiative, sondern parlamentarische Vorstösse

• Spendenaktion: «Matching Challenge»

• In 2 Wochen wurden 27’000 CHF gespendet und von GrosspenderInnen verdoppelt => Finanzierung gesichert bis Ende 2014

Herbst 2014:

• Medieninteresse hält an: weniger Quantität, mehr Qualität (?)

• Dok-Film der Schweizer Fernsehens(Ausstrahlung am 18. Dezember)

• www.schweine-report.ch

• 1 Jahr Sentience Politics: Fazit?

• Planung bis 2015: Agrarpolitik?

Deutschland, Österreich, ... ?• Weniger direkte Demokratie – Problem?

• Petition statt Volksinitiative? (GAP)

• Aktionen/Kampagne?

• Öffentliche Debatte – worüber? „Mehr Pflanzliches“ als Politikum?

• Parlamentarisches Lobbying und Vorstösse

• Effektivität? Opportunitätskosten?

Sentience PoliticsPolitische Veganismusförderung in der Schweiz

Adriano Mannino, Co-Präsident GBS Schweizadriano.mannino@sentience.ch

Dr. Sebastian Leugger, Projektleiter Sentience Politicssebastian.leugger@sentience.ch