Post on 27-Jan-2021
transcript
Thienemann
Johanna Samt
Sehnsuchts- schimmern schimmern
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1»Ava, komm mal her, das musst du sehen!« Katja saß an dem wackeligen, knallblau-en Holztisch in der Laube und betrachtete zufrieden die Spielkarten, die sie in einem für Au-
ßenstehende undurchschaubaren Muster vor sich
ausgebreitet hatte. Ihre knallroten Haare leuchteten
vor dem grünen Efeu und dem blauen Tisch. Ava
war immer wieder fasziniert davon, wie ihre Tante
es schaffte, alles so unglaublich bunt erscheinen zu
lassen.
»Ich muss los!«
Avas Schicht im Rixx begann in zwanzig Minu-
ten. Heute sollte sie eine neue Kellnerin einarbeiten
und da durfte sie auf keinen Fall zu spät kommen.
Außerdem hielt sie nicht viel von den Zukunftsaus-
sichten, die ihre Tante in den Karten las. Natürlich
verdiente sie ihr Geld damit, saß zweimal die Woche
live im Fernsehen und gab unbekannten Leuten Le-
benstipps per Telefon, aber Ava konnte nun wirklich
nicht glauben, dass das etwas mit der Wahrheit zu
tun haben sollte.
Aufgeregt winkte Katja sie zu sich. »Komm doch
mal!«
Ava seufzte, fuhr sich durch die kurzen, pech-
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schwarzen Haare, stellte ihr Fahrrad noch einmal ab
und ging zu ihr.
»Hier, mein Schatz, siehst du den? Das ist der Ma-
gier. Er ist im Anmarsch, dein ganz persönlicher Zau-
bermeister!«
Ava warf einen kurzen Blick auf das verschlisse-
ne Bild eines Mannes in weißem Gewand mit rotem
Umhang, die Hände sehr magisch erhoben. »So, und
wo steht das?«
Die langen, jung gebliebenen Finger ihrer Tante
flogen über die Karten. »Hier, das bist du, hier unten
diagonal der Magier, dazwischen drei Liebeskarten.
Drei! Also, das ist ja wohl mehr als eindeutig!«
Ava legte Katja die Hand auf die Schulter und
nickte grinsend. »Na, dann müssen wir uns ja keine
Sorgen mehr machen!«
Katja schob die Karten zusammen und nickte ih-
rerseits zufrieden. »Nein, ganz sicher nicht!«
Ava wusste, dass ihre Tante es nur gut mit ihr
meinte. Sie wollte zu gerne, dass Ava sich endlich
mal so richtig verliebte und mit einem Mann glück-
lich würde. Immerhin war sie jetzt zwanzig und hatte
immer noch keinen festen Freund gehabt. Aber das
war eben ihr Konzept. Sie wollte nicht irgendeinen,
wollte ihre Liebe und ihren Körper nicht hergeben,
ohne genau zu wissen, dass dieser eine der Richtige
war. Und der war bisher leider noch nicht gekom-
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men. Davon abgesehen, dass Ava keine Vorstellung
hatte, wie sie ihn erkennen sollte. Es würde ja nicht
»Ich bin der Richtige« auf seiner Stirn geschrieben
stehen.
»Dann sollte ich wohl mal ein paar Rosen ab-
schneiden, damit wir schöne Blumen auf dem Tisch
haben, wenn du deinen Magier mitbringst!«, grinste
Katja.
Ava verdrehte die Augen, gab ihr einen Kuss in
das rote Haargestöber und machte sich auf den Weg.
Sollte die Tante Rosen schneiden, sie würde sich auf
ihr Studium konzentrieren und jetzt erst mal wieder
ein bisschen Geld verdienen gehen. Für einen Magier
hatte sie im Moment sowieso absolut keine Zeit.
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2 Im Rixx war bereits die Hölle los, als Ava eintraf. Die Kneipe war im Mo- ment ziemlich angesagt. Die dunkle Höhle, in die man durch schwere, rote Samtvorhän-
ge eintauchte, zog die Leute magisch an und es störte
sie auch nicht, wenn sie keinen Platz an einem der
massiven, schwarz lasierten Holztische fanden. Tran-
ken sie eben im Stehen und lauschten der meist et-
was finsteren mystischen Musik.
»Endlich, die Chefin!«, wurde Ava von Steff be-
grüßt. Ihm standen die Schweißperlen auf der Stirn
und er war froh über den Schichtwechsel.
»Lass das!«, grinste Ava ihn an und warf ihm da-
bei einen gespielt mahnenden Blick durch ihre Brille
mit dem dunklen Rahmen zu. »Wenn ich die Che-
fin wäre, würde ich mir jetzt nicht gleich die Hacken
ablaufen, sondern hinten sitzen und Geld zählen. Ist
die Neue schon da?«
Steff zuckte mit den Schultern und schüttelte den
Kopf. »Schaffst du das, ich hab nämlich gleich noch
einen Termin!«
Ava ließ ihren Blick durch die volle Kneipe schwei-
fen und seufzte. »Wird schon gehen!« Sie nickte
Tom hinter der Theke zu, tippte ihren Kassencode
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ein und stürzte sich in die Menge, um neue Bestel-
lungen aufzunehmen. Vom hintersten Ecktisch aus
winkte Conelly, ein amerikanischer Student und mit
seiner Clique Stammgast im Rixx. Eigentlich hieß er
Justin, aber alle riefen ihn nur bei seinem klingenden
Nachnamen. Ava kämpfte sich zu ihm durch.
»Hey, Ava, ich warte schon die ganze Zeit auf
dich!«, begrüßte er sie strahlend mit amerikani-
schem Akzent.
»Conelly, was wollt ihr trinken?«
Ava wusste, dass Conelly ein Auge auf sie gewor-
fen hatte, und traf ihn gelegentlich in der Uni, wo
er wie sie Germanistik und Anglistik studierte. Wie
oft schon hatte er sie zum Kaffee in die Mensa ein-
laden wollen, aber Ava lehnte standhaft ab, wollte
ihm keine Hoffnungen machen. Wie ein Magier sah
er nun wirklich nicht aus, obwohl seine wasserblau-
en Augen sehr eindringlich aus dem hellen Gesicht
schauen konnten. So auch jetzt, als er die Bestellung
für sich und seine Freunde aufgab.
»Setzt du dich ein bisschen zu uns?«
Ava zog die Augenbrauen hoch und grinste leicht.
»Wenn du dafür den Leuten ihr Bier bringst!«
Conelly seufzte theatralisch und ließ sie ziehen.
Endlich zurück an der Theke, rief Ava Tom die
Wünsche der Gäste zu und schaute genervt auf die
Uhr. Das fing ja gut an mit der Neuen. Schon zwan-
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zig Minuten zu spät! Und wenn sie einfach gar nicht
kam? Na, das konnte ja ein Abend werden!
Gerade als sie mit dem vollen Tablett durch die
Menge balancierte, betrat ein sehr blondes Mädchen
das Rixx. Ihre Augen strahlten, ihr riesiger Mund
grinste von einem Ohr zum anderen und sie steuerte
ihren durchtrainierten Körper direkt auf Ava zu. »Hi,
ich bin Saskia.«
Ava stellte vier Bier auf einem Stehtisch ab. »Ava.
Du kommst zu spät!«
Saskia riss erschrocken die Augen auf und warf
ihre blonde, stangengerade Mähne nach hinten.
»Echt, oh, tut mir leid. Dann werde ich wohl gleich
mal loslegen. Ist ja ganz schön was los hier!«
Ava zeigte mit dem Kopf Richtung Theke und
Tom. »Warte da auf mich, dann erklär ich dir alles!«
Saskia strahlte. Unwiderstehlich. »Supi!«
Ava wandte sich Richtung Conellys Tisch und
bemerkte missmutig, dass er sie anschaute. Immer
wenn sie zufällig zu ihm sah, sah er auch zu ihr. Ava
fühlte sich beobachtet, drehte sich kurz entschlossen
wieder um und überreichte Saskia das volle Tablett.
»Bringst du das bitte zu dem Tisch da hinten?«
»Klar!«
Saskia schwebte los, als wäre das Tablett ohne
Gewicht, und die Leute machten ihr ganz von selbst
Platz. Diese Frau war eine Erscheinung, Ausstrah-
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lung pur, gute Laune in Person und Ava wusste jetzt
schon, dass sie immer zu spät kommen und sie ihr
nie böse sein würde. Sie wartete an der Theke auf
sie, gab ihr ihren Kassencode und wies ihr den Be-
reich zu, den sie übernehmen sollte. Den Conellybe-
reich. Saskia war nicht nur gut gelaunt, sondern auch
schnell von Begriff und die Ruhe selbst. Nur einmal
fiel ihr ein Glas vom Tablett und ergoss sich über ei-
nen Gast. Aber weil sie sich strahlend entschuldigte,
strahlte der nasse Typ zurück und meinte, dass er
schon immer mal in Bier baden wollte.
Später am Abend wurde es ruhiger. Nur Conel-
ly und seine Jungs waren noch da und ein weiterer
Tisch füllte sich mit Freunden von Saskia, die ihren
Einstand als Kellnerin mit ihr feiern wollten. Laute,
schöne Menschen, die Saskia immer wieder zupros-
teten.
»Hey Ava, trink einen mit!«
Es war eine von Avas Regeln, während der Arbeit
keinen Alkohol zu trinken. Und heute galt sie ganz
besonders. Sie hatte am nächsten Morgen einen
wichtigen Termin bei ihrem Professor. Sie wollte ihn
von ihrem Thema für die Semesterarbeit überzeugen
und dafür brauchte sie dringend einen klaren Kopf.
Aber Saskia strahlte, legte ihr einen Arm um und zog
sie an sich. »Komm, sei nicht so. Wenn du nicht mit-
trinkst, bringt es Unglück. Es ist doch eh fast nichts
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mehr los!« Sie nahm Ava einfach mit zu dem Tisch,
an dem ihre Freunde saßen, und stellte sie vor. »Das
ist die schöne Ava!«
Die Freunde prosteten ihr zu und Ava konnte sich
nicht erinnern, wann Saskia ihr das Bierglas in die
Hand gegeben hatte. Jedenfalls brach sie die Regel
und stieß mit allen an.
»Nach Feierabend ziehen wir noch ein bisschen
um die Häuser«, plauderte Saskia, als sie die letzte
Runde für den Conellytisch an der Theke holte und
Ava die Kasse machte.
»Ich …« Ava wollte widersprechen, aber Saskia
ließ sie nicht aussprechen.
»Du kommst mit!«
In den dunklen Straßen war nicht mehr viel los. Halb
zwei. Die feierlustigen Menschen, die noch wach wa-
ren, hatten sich in die einschlägigen Klubs oder Bars
verzogen. Die Luft war lau, der Sommer kündigte
sich mit Macht an und Ava genoss die leichte Brise
nach dem hitzigen Abend. Saskia hängte sich bei ihr
ein und wollte alles wissen. Sie mochte dieses stille
Mädchen und hatte sich anscheinend vorgenommen,
sie aus der Reserve zu locken. Und Ava konnte ihr
kaum widerstehen. Schon immer hatten sie diese
schönen, lebenslustigen, lauten Menschen fasziniert,
die kein Blatt vor den Mund nahmen und denen es
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nicht im Geringsten peinlich zu sein schien, wenn
sie alle Blicke auf sich zogen. Zu gerne hätte Ava mal
einen Tag in ihrer Haut verbracht.
»Was machst du denn sonst so außer Kellnern?«
Ava erzählte von ihrem Studium.
»Germanistik? Ist das nicht total trocken?«
»Trocken? Im Gegenteil!« Es kam Ava ganz fremd
vor, dass jemand so etwas auch nur vermuten konn-
te. »Ich liebe Bücher und ich liebe es, die deutsche
Sprache zu zerpflücken, genau zu analysieren, wie
Worte gesetzt sind, wo sie herkommen und was mit
ihnen gemeint ist. Jedes Wort hat einen Stamm und
unendlich viele Bedeutungen, je nachdem, in wel-
chem Zusammenhang man es verwendet.«
Saskia legte den Kopf schief. »Hört sich ganz gut
an. Schreibst du auch selber?«
Ava nickte. Sie sprach nicht gerne darüber, weil
die Leute dann immer eine Kostprobe haben wollten,
und das ging für Ava gar nicht. Ihre Texte waren ihre
Schätze und sollten ein Geheimnis bleiben. Aber Sas-
kia ging nicht näher darauf ein, sondern wechselte
das Thema. »Hast du eine eigene Bude?«
»Nein. Ich wohne bei meiner Tante ein bisschen
außerhalb. Sie hat ein kleines Häuschen mit Garten,
sehr gemütlich. Außerdem könnte ich mir die Miete
gar nicht leisten! Und du?«
Saskia zuckte mit den Schultern. »Meine Eltern
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zahlen mir eine kleine Wohnung. Die haben so viel
Geld, dass sie das gar nicht merken. Und deine? Wo
sind die?«
»Meine Mutter leitet einen kleinen Buchladen in
Lübeck.« Ava grinste. »Aber da wollte ich auf keinen
Fall hin. Deswegen Tante Katja!«
Saskia schaute sie mit ihren strahlenden Augen
an. »Und dein Vater? Ach, lass mich raten. Hat sich
verpisst!«
»Jepp. Als ich ganz klein war. Ich kann mich nicht
an ihn erinnern und deswegen fehlt er mir auch
nicht!«
Saskia seufzte theatralisch. »So sind sie, die Typen.
Nehmen sich eben immer nur das Angenehme!«
Ava zog die Augenbrauen hoch. »Was soll denn
das heißen? Ich bin angenehm!«
Saskia lachte laut. »Wo du recht hast, hast du
recht. Hast du einen Freund?«
Ava schüttelte den Kopf. »Du?«
Saskia schaute verträumt in die Ferne. »Mal hier,
mal da. Irgendeiner ist immer am Start. Ich hab’s
nicht so mit dauerhaften Beziehungen. Im Gegensatz
zu Sophia!« Sie drehte sich zu einem der anderen
Mädchen um. Eine große Schönheit, sehr klassisch
und streng gekleidet, die Haare zu einem Zopf geord-
net. Unauffällig auffällig. »Stimmt’s, Sophia?«
»Was?« Sophia holte zu ihnen auf.
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»Na, du bist doch in festen Händen und das wird
sich auch nie mehr ändern!«
»Stimmt. Aber ab und zu ist es auch mal ganz nett,
ohne Dave die Sause zu machen!« Sie zwinkerte Ava
zu.
»Stell dir vor, dieses schöne Mädchen ist Single.
Ganz alleine. Da müssen wir dringend was dran än-
dern«, schwatzte Saskia weiter.
Sophia lächelte Ava freundlich an. »Ich glaube,
das sollten wir ihr selbst überlassen, oder, Ava?«
Ava nickte und lächelte zurück. »Ich warte auf den
Richtigen!«
Saskia blieb abrupt stehen, hielt Ava am Arm fest
und starrte sie vollkommen fassungslos an. »Nicht
dein Ernst. Welcher ist das denn?«
Ava zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.
Das werde ich dann schon merken.«
»Woran?«
Ava wusste es nicht. »Ich sag dir Bescheid!« Sie
wollte den anderen in den Irish Pub folgen, der ihre
nächste Anlaufstation war, aber Saskia hielt sie wei-
ter fest und auch Sophia lauschte interessiert.
»Soll das heißen, du hast noch nie …?«
Ava schaute sie ernst an. »Was? Bohnenkraut ge-
pflückt?«
»Du weißt schon … Sex gehabt!«
Ava schüttelte den Kopf. »Nein, noch nie!«
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Saskia schlug theatralisch die Hände vor den
Mund. »Wie schrecklich! Weißt du eigentlich, was
dir da entgeht?«
Sophia legte ihr beruhigend die Hand auf die
Schultern. »Lass doch, Saskia, das muss jeder so ma-
chen, wie es für ihn richtig ist!«
Ava nickte zustimmend, aber Saskia schüttelte fas-
sungslos den Kopf. »So was habe ich echt noch nie
gehört. Mädchen, dir muss geholfen werden!«
Sie legte Ava den Arm um und lenkte sie in die
Kneipe.
»Ah, da sind ja die anderen!« Saskia zog Ava ziel-
strebig in Richtung eines langen Holztisches, an dem
nicht nur ihre Freunde saßen, sondern auch Conelly
und seine Jungs.
»Ava!« Er strahlte sie aus den Wasseraugen an
und sein Lächeln erzeugte links ein Grübchen.
Saskia stieß Ava in die Seite. »Na, da haben wir
ja schon einen Kandidaten. Das habe ich mir schon
den ganzen Abend gedacht. Der ist voll verknallt in
dich!«, raunte sie Ava zu und schob sie neben Conel-
ly auf die Bank.
»Lass das bloß!«, raunte Ava zurück und merkte,
wie ihr das Blut in die Wangen schoss. »Ich finde
den Richtigen schon alleine!«
Saskia lachte laut und bestellte eine Runde Bier.
Alle prosteten sich zu und die Musik wurde lauter
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gedreht. Conelly rutschte ein Stück näher zu Ava.
Er roch erstaunlich gut in dieser Hölle aus Bier und
Männern, die alle schon viel zu viel gesoffen hatten.
»Dein Referat neulich in Mediävistik war wirk-
lich beeindruckend«, brüllte er in Avas Ohr, und sie
hoffte, er würde die kleinen schwarzen Haare nicht
sehen, die auf ihrem oberen Ohrrand wuchsen, ein
Überbleibsel aus ihrer sehr behaarten Babyzeit. »Ich
habe das erste Mal verstanden, warum es sich lohnt,
sich mit den Wurzeln eurer Sprache zu beschäfti-
gen.«
Ava rutschte ein Stück weg und nickte Dank.
Conelly lächelte leicht. »Ava?«
Sie zwang sich, ihn anzuschauen.
»Du musst keine Angst vor mir haben. Wenn du
nicht willst, werde ich dich nicht belästigen.«
Ava war erstaunt über seine Offenheit, trank ihr
Bier in einem Zug aus und lächelte ihn an. »Gut zu
wissen.«
Saskia bestellte die nächste Runde und Ava fühlte
sich plötzlich leicht und frei. Sie diskutierte mit Co-
nelly Aspekte der deutschen und englischen Sprache
und war begeistert darüber, wie sehr auch er sich in
diese Thematik reinsteigern konnte. Nach der dritten
Runde kam Saskias Lieblingslied. Sie sprang auf den
Tisch, tanzte wild, warf ihre langen blonden Haare
durch die Welt und zog sich einen ihrer gut ausse-
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henden Freunde hoch, der damit die Chance auf eine
Nacht mit ihr bekam. Avas Sicht auf die Dinge verne-
belte sich durch das Bier und ihre Gedanken flogen
durcheinander: Das kann man doch nicht machen, der
arme Kerl wird sich hoffnungslos in sie verlieben und
dann furchtbar leiden, jetzt gibt sie das ganze Geld
aus, das sie heute verdient hat, aber macht ja nichts,
Geld scheint kein Problem zu sein, aber warum muss
sie dann kellnern? Sie ist echt anders und Conelly ei-
gentlich doch ganz nett. Und hübsch. Hübscher Typ!
Hübscher, schlauer Typ! Oh Mann, ich muss morgen
früh zum Professor!
»Willst du tanzen?« Conelly holte sie aus dem Ka-
russell. Tanzen! Warum nicht? Ava und der ameri-
kanische Student kletterten zu den anderen auf den
Tisch und tanzten, bis es draußen hell wurde.
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