Schulprogramme – eine wichtige Literaturgattung zum ......2017/10/20  · Bibliographie und...

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Schulprogramme – eine wichtige Literaturgattung zum Austausch mathematischer Kenntnisse im

deutschsprachigen Raum im 19 Jh.

Esch-sur-Alzette

20. Oktober 2017

Schulprogramme

Schulprogramme

Schulprogramme

Schulprogramme der Großregion

Schulprogramme der Großregion

Schulprogramme der Großregion

Schulprogramme in der Großregion

Schulprogramme in der Großregion

Luxemburg:

Martha, Nicolas: Des points harmoniques(Athenäum, 1853)

Engling, Jean: Über den Begriff der Philosophie (Athenäum, 1849)

Michaelis, Jean-Pierre. Intégration d‘une classed‘équations différentielles (Athenäum, 1848)

Bodson, Nicolas: Sur les rayons de courbure des sections coniques (Athenäum, 1846)

Schulprogramme der Großregion

Paquet, Joseph: Esquisse historique de l‘enseignement public dans le pays de Luxembourg (Athenäum, 1845)

Joachim, Pierre-Dominique: Fortsetzung des Versuches einer statistisch-graphischen Beschreibung des Großherzogtums Luxemburg (Athenäum, 1841)

Muller, Michel-Nicolas: Chronique de l‘ancienCollège de Luxembourg (Athenäum, 1838)

Auch Programme des Gymnasiums in Echternach.

Aufbau eines Schulprogrammes

Zwei Teile:

- Schulnachrichten, geliefert vom Direktor der Schule

- Wissenschaftliche Abhandlung, geschrieben von einem Lehrer der Schule

Schulnachrichten

Schulnachrichten

Wissenschaftliche Abhandlungen in der Großregion

Lehrer Schmidt: Eine analytisch-geometrische Abhandlung (Trier, 1852)

Dr. Heilermann: Zerlegung der homogenen, quadratischen, cubischen und biquadratischen Functionen zweier veränderlichen in Formen (Trier, 1855)

Flesch, J.: Ueber die Bewegung der Himmelskörper (Trier, 1857)

Güntzel, E.: Systematische Zusammenstellung der Gewölbeformen (Trier, 1872)

Ottemann, Fr.: Abriß der Theorie der Parabel für den Schulunterricht (Saarbrücken, 1841)

Wissenschaftliche Abhandlungen in der Großregion

Ottemann, Fr.: Theorie der Cissoide(Saarbrücken, 1842)

Faber, Ph. W.: Einige Bemerkungen über den Unterricht in der Mathematik an Gymnasien und Gewerbsschulen(Kaiserslautern, 1840)

Güntzel „Gewölbeformen“

Güntzel „Gewölbeformen“

Verbreitung

• Produktion der Schulprogramme: strikt lokal (in der Regel gedruckt in der Stadt, in der die Schule ansässig war – Verlage spielen keine Rolle)

• Schulprogramme wurden ausgetauscht zwischen Schulen

• Schulprogramme wurden zentral gesammelt (z. B: Düsseldorf, Gießen, Heidelberg)

• Schulprogramme wurden angezeigt, z. B. in der Zeitschrift für den mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht

Verbreitung

• Schulprogramme wurden in Publikationen zitiert, z. B. exzessiv bei Max Simon „Die Entwicklung der Elementargeometrie …“(Erster Ergänzungsband zum Jahresbericht der DMV)

Inhalte (mathematische)

• Beiträge zu Stellung und Bedeutung der Mathematik an Schulen, insbesondere zur Frage Mathematik und Bildung;

• Beiträge zu didaktischen (pädagogischen) Fragen: Schulmathematik vom höheren Standpunkt aus

• Fachliche Themen, hauptsächlich Geometrie, elementare Algebra, kaum Analysis

• Historische und philosophische Themen

Inhalte

Die Schulprogramme waren ein wichtiges Forum, in dem sich die „Mathematik der Lehrer“ entwickeln und verbreiten konnte. Deren Schwerpunkt lag eindeutig in der Geometrie.

Typisches Beispiel: die „neuere Dreiecksgeometrie“Vgl. Baptist, P.: Die Entwicklung der neueren Dreiecksgeometrie (Mannheim: BI, 1992) und Romero-Lebret, P.: Die neue Dreiecksgeometrie (Mathematische Semesterberichte 59 (2012), 75 –102).

Hintergründe

- Hohe Durchlässigkeit zwischen Schulen und Universitäten, viele bekannte Mathematiker waren eine Zeit lang Lehrer gewesen (z. B. Kummer, Weierstrass, Steiner, Killing); viele Mathematiklehrer mit Promotion

- Entstehung eines technisch-gewerblichen Bildungswesens mit polytechnischen Schulen an der Spitze, viele bekannte Mathematiker waren eine Zeit lang an Polytechnika beschäftigt (Clebsch, Klein, Weierstrass, Fr. Schur)

- Existenz einer „Mathematik der Lehrer“ mit Schulprogrammen als wichtiges Medium des Austausches

- Bildungswesen stark lokal geprägt; lokale Rolle des Mathematiklehrers als Repräsentant des neuen wissenschaftlich-technischen Zeitalters; Rolle in Vereinen (z. B. naturforschende Gesellschaften): Mathematik und Öffentlichkeit

Hintergründe

Nachbemerkung:

Im 19. Jh. sind in Deutschland zu unterscheiden Universitäten, polytechnische Schulen (ab etwa 1870: Technische Hochschulen);

Gymnasien (humanistisch, also altsprachlich), Realgymnasien (neusprachlich, mit mehr Naturwissenschaften) und Oberrealschulen (lateinlos, mit viel Mathematik und Naturwissenschaften).

Problem

Vor allem:

Man weiß sehr wenig über Schulprogramme.

Quellen

Schubring, Gert: Bibliographie der Schulprogramme in Mathematik und Naturwissenschaften (1800 –1875) [Bad Salzdetfurt: Franzbecker, 1986](nur Mathematik und angrenzende Gebiete).

http://www.uni-giessen.de/ub/ueber-uns/sam/schulprogramme/schulprog-erg.html#digitalisierung(alle Gebiete, sehr umfangreich); insbesondere findet man hier den Link zu: Franz Kössler: Bibliographie und Katalog der Schulprogramme