Reichsbank

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Geld- und Währungspolitik der Reichsbank 1875 – 1914

Matthias Wühle

Von den Zettelbanken zum Giroverkehr

2

Inhalt1. Hintergrund

2. Gründung und Aufgabe der Reichsbank

3. Währungspolitik

4. Diskontpolitik

5. Der Goldstandard

6. Die Banking Theorie und die Real Bills Doktrin

7. Steigt oder fällt die Zinsrate?

8. Die Liquiditätskrise von 1907 und ihre Folgen

9. Fazit

3

Zeitgenössische Geld-, Kapital- und Zinstheorien

• 1867 Karl Marx: Das Kapital• 1884 Eugen v. Böhm-

Bawerk: Kapital und Kapitalzins

• 1898 Knut Wicksell: Geldzins und Güterpreise

• 1911 Irving Fisher: The Purchasing Power of Money. Its Determination and Relation to Credit, Interest and Crises

• 1912 Ludwig v. Mises: Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel

1. Hintergrund

4

Zahl der Aktiengesellschaften

Vgl. Fohlin, Caroline: Finance Capitalism and Germany’s Rise to Industrial Power, New York NY 2007, S. 21

1. Hintergrund

5

Exponentielle Kapitalstockentwicklung vor 1871

• 1850 – 1876 um 2,3%

• 1876 – 1895 um 2,7%

• 1896 – 1913 um 3,4%

Vgl. Steitz, Walter: Einleitung zu Quellen zur deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte von der Reichsgründung bis zum Ersten Weltkrieg (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte der Neuzeit, Freiherr vom Stein Gedächtnisausgabe, Bd. 37), Darmstadt 1985, S. 1

1. Hintergrund

6

Organisatorisch-technischer Wandel

• 1883 Krankenversicherung

• 1884 Unfallversicherung

• 1884 Aktiengesetz

• 1889 Invaliden- bzw. Altersversicherung

• 1900 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB)

1. Hintergrund

7

Situation vor Reichsbankgründung

„Die Belästigung mit fremden Papiergeld reißt wieder insteigendem Maße ein. Namentlich die Banken zuMeiningen, Sondershausen und Rostock beginnenwieder, ihre 10-Reichs-Talernoten durchgewinnsüchtige Unterhändler in die Grenzprovinzen zuwerfen und aus den Reichen Reuß, jüngere und ältereLinie, Waldeck, Rudolstadt, Sondershausen, Altenburg,Kurhessen etc. kommen wieder 1-Reichs-Taler und 5-Reichs-Talerscheine in Massen zum Vorschein, aufderen meist gar nicht einmal zu ersehen ist, wo man sich ihrerwieder durch Einwechselung entledigen kann“

1. Hintergrund

Bericht der Handelskammer Eilenburg von 1862, Vgl. Ruppel, Willy: Kleine Reichsbanknoten, Leipzig 1908, S. 67

8

Aufgaben der Reichsbank

§12 Bankgesetz:

Unter dem Namen „Reichsbank“ wird eine unterAufsicht und Leitung des Reichs stehende Bankerrichtet, welche die Eigenschaft einerjuristischen Person besitzt und die Aufgabe hat, denGeldumlauf im gesammten Reichsgebiete zu regeln, dieZahlungsausgleichungen zu erleichtern und für dieNutzbarmachung verfügbaren Kapitals zu sorgen.

2. Gründung und Aufgabe der Reichsbank

Bankgesetz (Reichs-Gesetzblatt 1874, No 1 bis incl. No 32) 14.03.1875, §12, S.180

9

Das Grundkapital

2. Gründung und Aufgabe der Reichsbank

Grundkapital in Mio M

0

20

40

60

80

100

120

140

160

180

200

1874 1899 1906

10

Die Palmer-Regel

§9 Bankgesetz:

Banken, deren Notenumlauf ihren Baarvorrath und den ihnen nach Maßgabeder Anlage zugewiesenen Betrag übersteigt,haben vom 1. Januar 1876 ab von demÜberschusse eine Steuer von jährlich Fünfvom Hundert an die Reichskasse zuentrichten.

2. Gründung und Aufgabe der Reichsbank

Bankgesetz (Reichs-Gesetzblatt 1874, No 1 bis incl. No 32) 14.03.1875, §9, S.179

11

§24 Bankgesetz:

“Zunächst [wird] den Antheilseignern eine

ordentliche Dividende von vier und einhalb Prozent des

Grundkapitals berechnet, sodann von dem Mehrbetrage

eine Quote von zwanzig Prozent dem Reservefonds

gutgeschrieben, […] der alsdann verbleibende

Ueberrest zur Hälfte an die Antheilseigner und zur

Hälfte an die Reichskasse gezahlt“

Bankgesetz (Reichs-Gesetzblatt 1874, No 1 bis incl. No 32) 14.03.1875, §24, S.183

2. Gründung und Aufgabe der Reichsbank

Dreiteilung des Gewinns

12

Geld und Nichtgeld

Geld Goldmünze

Geldsurrogat/Geldzertifikat Banknote

Nichtgeld/Umlaufmittel Kassenschein

3. Währungspolitik

13

Problemfall Landesgeld

Banknote der Bayerischen Notenbank vom 1. Januar 1900 3. Währungspolitik

14

§42 Bankgesetz:

„Banken, welche sich bei Erlaß dieses Gesetzes im

Besitze der Befugnis zur Notenausgabe befinden,

dürfen außerhalb desjenigen Staates, welcher ihnen

diese Befugnis ertheilt hat, Bankgeschäfte durch

Zweiganstalten weder betreiben noch durch Agenten für

ihre Rechnung betreiben lassen, noch als

Gesellschafter an Bankhäusern sich betheiligen“

Bankgesetz (Reichs-Gesetzblatt 1874, No 1 bis incl. No 32) 14.03.1875, §42, S.189f.

Problemfall Landesgeld

3. Währungspolitik

15Reichskassenschein über 5 Mark vom 11. Juli 1874

Reichskassenscheine (1874 bis 1906)

3. Währungspolitik

16

Staatsschuld und Reichskassenscheine

„Das Staats-Papiergeld hat ebenso wie das nur sehr vereinzeltvorkommende Kommunal-Papiergeld einen ganz anderenZweck. Es hat den Zweck, dieMünze zu vertreten, es ist einAusfluß des Münzregals und istdas Mittel, um eine unverzinslicheStaatsschuld zu kontrahiren. Essteht also in rechtlicherBeziehung, in Bezug auf seinenUrsprung und seinen Zweckvollkommen auf einer anderenLinie, als die Banknoten“

Delbrück, Rudolf, in: O.V.: Das Münzgeld und das Papiergeld (Provinzial-Correspondenz No. 20), Berlin 14. Mai 1873, S. 2

3. Währungspolitik

17

Reichsbanknoten

Reichsbanknote 100 Mark, vom 07. Februar 1908

       

       

       

3. Währungspolitik

18

- „Differenz um welche der Wert der Kapitalgüter hinter jenem ihres voraussichtlichen Produktes zurückleibt“ (Mises)

- „Pareto-Optimum zwischen investieren und sparen “ (Fisher „Fisher-Separation“)

- Der Zinssatz des freien Marktes bildet sich als Gleichgewichtspreis zwischen Geldnachfrage und Geldangebot heraus

Der Zins

4. Diskontpolitik

Natürlicher und Kapitalzins

• Natürlicher Zins: Realkapitalien in natura

• Veränderung z.B. durch Innovationen

• Kapitalzins: Der Geldzins

• Veränderung z.B. durch Geldschöpfung

19

4. Diskontpolitik

Vgl. Wicksell, Knut: Geldzins und Güterpreise (Jena 1898), Aalen 1984, S. 112

20

Der Zins

4. Diskontpolitik

Zinsanstieg Zinssenkung

Ursachen

Geldmangel Geldangebotsüberschuß

Steigendes Volkseinkommen Sinkendes Volkseinkommen

Vermehrte Wechselankäufe Verringerte Wechselankäufe

Folgen

Einschränkung der Kreditnachfrage

Stimulierung der Kreditnachfrage

Goldzufluß Goldabfluß

Kapitalimport Kapitalexport

21

Rudolf Havenstein über Diskontpolitik

„Die Reichsbank kannihn [den Diskont] – dasist schon oftangesprochen wurden –nicht schaffen, sie kannihn nur konstatiren undihn nur innerhalbmaßvoller Grenzenbeeinflussen“

Havenstein, Rudolf, zitiert in: James, Harold: Die Reichsbank 1876 bis 1945 (Fünfzig Jahre Deutsche Mark), München 1998, S. 44

4. Diskontpolitik

22

Das Hochzins- Niedrigzinsdilemma

„Aber wenn man es unternähme, der Industrie

billiges Geld zu schaffen durch niedrigen

Zinsfuß, dann kann man ihr wohl augenblicklich

damit einen Gefallen thun, auf Dauer gewiß

nicht. Es kommt eine Zeit, wo sich das billige

Geld rächt„

Delbrück, Rudolf: Ausführung des Reichsmünz-Gesetzes. Leitende Gesichtspunkte für die Vorlage des Bankgesetzes (Provinzial-Correspondenz Nr. 46), Berlin 18.11.187 4

4. Diskontpolitik

23

Der Zielkonflikt der Diskontpolitik

4. Diskontpolitik

Stabilität Wirtschaftsförderung

Langfristziel Kurzfristziel

Sicherung der WährungNutzbarmachung des verfügbaren Kapitals

Hochzinspolitik Niedrigzinspolitik

24

Die drei Funktionen des Diskontzinses

1. Kapitalflußfunktion: Zinserhöhung zieht Kapital (auch ausländisches) an

2. Steuerungsfunktion: Verhindert Überhitzung der Konjunktur bzw. kann Konjunktur ankurbeln

3. Indikationsfunktion: Hoher Diskontzins zeigt (im internationalen Vergleich) Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeit an

4. Diskontpolitik

25

Deckung der Banknote zwischen ökonomischer Nutzung und rechtlicher Einlösegarantie

5. Der Goldstandard

1. Depositum regulare

2. Depositum irregulare

Die volle Verfügbarkeit ist unökonomisch: Suche nach alternativen Wertenzur Währungsdeckung

26

Adam Smith über Edelmetall

“Metals can not only be kept

with as little loss as any

other commodity, scarce

anything being less

perishable than they are,

but they can likewise,

without any loss, be divided

into any number of parts, as

by fusion those parts can

easily be reunited again”

Smith, Adam: An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations (1776), Indianapolis IN 1993, S. 18

5. Der Goldstandard

27

Otto Camphausen über die Goldwährung

„Soweit die Banken Notenim Umlauf haben, fürwelche das baare Gold imKasten liegt, erweisen Siedem Gemeinwesen einengroßen Dienst, dass Sie dieAbnutzung des Geldesentbehrlich machen, dassSie dem Verkehr statt desschwerfälligen Metalls einbequemeres ZahlungsmittelAnschaffen“

Camphausen, Otto: Umlauf des Silbergeldes. Goldvorräthe des Reiches und Gold-Ausfuhr. Stellung der preußischen Finanzverwaltung zur Reichsbankfrage (Provinzial-Correspondenz Nr. 46), Berlin 18.11.1874

5. Der Goldstandard

28

§14 Bankgesetz:

Die Reichsbank ist verpflichtet, Barrengold

zum festen Satze von 1392 Mark für das

Pfund fein gegen ihre Noten umzutauschen.

9. Juli 1873: Reichsgoldstandard

5. Der Goldstandard

Bankgesetz (Reichs-Gesetzblatt 1874, No 1 bis incl. No 32) 14.03.1875, §12, S.180

29

Wirtschaftsentwicklung und Handelsbilanz

0

1000

2000

3000

4000

5000

6000

7000

8000

1875 1905

Einfuhr Ausfuhr

vgl.: Ruppel, Willy: Kleine Reichsbanknoten, Leipzig 1908, S. 89

5. Der Goldstandard

30

1. Steigender Wohlstand2. Höheres Volkseinkommen3. Anstieg diskontierter Wechsel4. Anstieg des Kapitalumlaufs5. Anstieg der Geldnachfrage6. Anstieg der Importe7. Handelsbilanzdefizit8. Überangebot an Mark9. Steigender Bedarf an Fremdwährung10. Überbewertung der Mark11. Fester Wechselkurs Mark – Gold – Dollar12. Mark kann nicht abgewertet werden13. Aufkauf von überbewerteter Mark gegen Devisen14. Einlösen der Mark gegen Gold und Export15. Ankauf von Gold mit überbewerteter Mark und Export16. Arbitragegewinn17. Ausgeglichene Zahlungsbilanz durch Devisen

Das Problem des Goldexports

5. Der Goldstandard

31

Weg vom reinen Goldstandard...

„We cannot continue

fanatically to defend

gold as the best

standard when it

produces such

violent and opposite

fluctuations“

Vgl. Fisher, Irving: The Equation of Exchange, 1896 – 1910 (The American Economic Review, Vol. 1, No. 2), Nashville TN Juni 1911, S. 305

6. Die Banking Theorie und die Real Bills Doktrin

32

... Hin zur Banking Theorie

6. Die Banking Theorie und die Real Bills Doktrin

33

Der Handelswechsel (Real Bill)

Bill of Exchange, to pay Captain Dewis Spicer forty pounds sterling, 26 December 1899

6. Die Banking Theorie und die Real Bills Doktrin

34

1. Zeitperiode, die der Produktionsprozeß in Anspruch nimmt

2. Differenz zwischen Forderung und Fälligkeit3. Einreichung bei der Bank vor Ablauf der

Fälligkeit4. Überlassung der Wechselsumme gegen

Leihgebühr5. Beschleunigung des Kapitalumschlages6. Diskontzins

Vom Handelswechsel zum Diskontzins

Vgl. Sombart, Werner: Banken in Deutschland (1913), in: Quellen zur deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte von der Reichsgründung bis zum Ersten Weltkrieg (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte der Neuzeit, Freiherr vom Stein Gedächtnisausgabe, Bd. 37), Darmstadt 1985, S. 461

6. Die Banking Theorie und die Real Bills Doktrin

35

Nominalzinsentwicklung

1

2

3

4

5

6

7

Diskontsatz MarktsatzLinear (Diskontsatz) Linear (Marktsatz)

Vgl. Deutsche Bundesbank: Deutsches Geld- und Bankwesen in Zahlen 1876 – 1975, Frankfurt 1976, S. 278

7. Steigt oder fällt die Zinsrate?

36

Bis 1896

- Sinkende Preise- Fallender Zins- Abnehmender Geldbestand- Kapitalexport- Auswanderung- Kolonialpolitik

1896 – Die Zinswende

7. Steigt oder fällt die Zinsrate?

Nach 1896

- Steigende Preise- Steigender Zins- Wachsender Geldbestand- Vermehrte Investitionen- Auswanderung geht zurück- Spekulation Krise

- Verfall des Goldpreises (Goldfunde, effektivere Verfahren)

- zunehmende Buchgeldvermehrung

Vgl. Eichengreen, Barry: Vom Goldstandard zum Euro, Berlin 2000, S. 65

37

MV+M’V‘=PT

• M: Im Umlauf befindliche Geldmenge• V: Umlaufgeschwindigkeit• M‘: Umfang der Bankeinlagen• V‘: Aktivität der Bankeinlagen

(=Umlaufgeschwindigkeit der Bankeinlagen)• P: Preisniveau• T: Handelsvolumen• Daraus folgt:

r = i - π

Die Quantitätsgleichung

Vgl. Fisher, Irving: The Equation of Exchange, 1896 – 1910 (The American Economic Review, Vol. 1, No. 2), Nashville TN Juni 1911, S. 296

7. Steigt oder fällt die Zinsrate?

38

Preisentwicklung

Vgl. Statistisches Bundesamt: Bevölkerung und Statistik 1872 – 1972, Stuttgart 1972, S. 250

70

75

80

85

90

95

100

105

Verbraucherpreise (Index 100) Linear (Verbraucherpreise (Index 100))

7. Steigt oder fällt die Zinsrate?

39

1. Anstieg der Goldproduktion (M)2. Wachsende Urbanisierung (V‘)

MV+M’V‘=PT

Gründe für den Preisanstieg

Fisher, Irving. : The Equation of Exchange, 1896 – 1910 (The American Economic Review, Vol. 1, No. 2), Nashville TN Juni 1911, S. 302

7. Steigt oder fällt die Zinsrate?

40

„Damit die Beziehungen zwischenGläubiger und Schuldner währenddes Steigens der Preise die gleichenbleiben wie vorher und nachher,verlangen steigende Preise einenhöheren Geldzins als ihn gleichbleibende Preise erfordern“

Der Fishersche Preiserwartungseffekt

Fisher, Irving: Die Kaufkraft des Geldes, Berlin 1916, S. 46

7. Steigt oder fällt die Zinsrate?

41

Lohnentwicklung

vgl. Grabas, Margrit: Konjunktur und Wachstum in Deutschland von 1895 bis 1914 (Schriften zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 39), Berlin 1992, S. 502

700

800

900

1000

1100

1200

1300

Jahr 1895 1896 1897 1898 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910

Metall Chemie Verkehr

7. Steigt oder fällt die Zinsrate?

42

Wohlstand und Nominalzinsanstieg

Überproportionale ZunahmeDer Bankeinlagen (M‘) imVerhältnis zur im UmlaufBefindlichen Geldmenge (M),da die Unternehmer, die aufZinsgewinne bedacht sind,ihre Anleihen stets über denUrsprünglichen Punkt ausdehnen.

Wohlstand und Zins

7. Steigt oder fällt die Zinsrate?

Fisher, Irving: Die Kaufkraft des Geldes, Berlin 1916, S. 49

Wohlstand und Realzinsanstieg

Ein Individuum, das über eingrößeres Einkommen verfügt,sorgt besser für die Zukunftals ein solches mitGeringerem Einkommen. JeGeringer das Einkommen Eines Individuums ist, destogrößer ist seineÜberschätzung gegenwärtigerGüter im Verhältnis zukünftigen Gütern.

Mises, Ludwig v.: Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel, Berlin 1924, S. 133

43

Die Liquiditätskrise von 1907 und ihre Folgen

„Ich halte unseren

Aufschwung, wie den

jetzigen […] für ungesund,

weil zu rapid und stark – zu

Gunsten des Großkapitals.

Auch nicht einmal für

Arbeiter ein bleibender

Gewinn, für die

Mittelklassen ruinös“

Wagner, Adolph, zitiert in Ruppel: Kleine Reichsbanknoten, Leipzig 1908, S. 159

8. Die Liquiditätskrise von 1907 und ihre Folgen

44

Metallvorräte der Reichsbank (in Mio Mark)

0

200

400

600

800

1000

1200

1400

1895 1896 1897 1898 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911 1912

vgl. Grabas, Margrit: Konjunktur und Wachstum in Deutschland von 1895 bis 1914 (Schriften zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 39), Berlin 1992, S. 423

8. Die Liquiditätskrise von 1907 und ihre Folgen

45

Immobilienkrise

Vgl. Carthaus, Vilma: Zur Geschichte und Theorie der Grundstückskrisen in deutschen Großstädten, Jena 1917, S.139

8. Die Liquiditätskrise von 1907 und ihre Folgen

Zwangsversteigerungen in Berlin-Charlottenburg

0

50

100

150

200

250

300

350

1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911 1912 1913

46

Das Ende der klassischen Diskontpolitik

„Die gegenwärtige

ungewöhnlich starke

Inanspruchnahme der

Reichsbank beruht

ausschließlich auf dem

Geldbedarf des Inlands und

diesem kann nur durch eine

entsprechende Steigerung

der Diskontsätze begegnet

werden“

Koch, Richard, zitiert in: Ruppel, Willy: Kleine Reichsbanknoten, Leipzig 1908, S. 111

8. Die Liquiditätskrise von 1907 und ihre Folgen

47

1. Emission von Staatsanleihen

2. Emission von 20 und 50 Mark Noten

3. Förderung des bargeldlosen

Zahlungsverkehrs (Scheckgesetz vom

1. März 1908)

Der Weg aus der Krise:

8. Die Liquiditätskrise von 1907 und ihre Folgen

48

Emission von Staatsanleihen

vgl. Carthaus, Vilma: Zur Geschichte und Theorie der Grundstückskrisen in deutschen Großstädten, Jena 1917, S.234

0

1000

2000

3000

4000

5000

6000

1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911 1912 1913 1914

8. Die Liquiditätskrise von 1907 und ihre Folgen

49

Emission von Reichsbanknoten in Höhe von 20 und 50 Mark

Reichsbanknote 20 Mark, vom 10. März 1906 8. Die Liquiditätskrise von 1907 und ihre Folgen

50

„Wir haben das Problem, daß die Kronen

länger vom Verkehr festgehalten werden

und die Banknotendeckung bei der

Reichsbank vermindern, was das Land unter

Umständen mit erhöhtem Diskont bezahlen

muß“

Emission von 20 und 50 Mark Noten

8. Die Liquiditätskrise von 1907 und ihre Folgen

Koch, Richard, zitiert in: Ruppel, Willy: Kleine Reichsbanknoten, Leipzig 1908, S. 151

51Scheckformular nach dem Scheckgesetz von 1908

Die Entstehung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs

8. Die Liquiditätskrise von 1907 und ihre Folgen

52

„The establishmentof a great publicbank has atendency topromote theinstitution of privatebanks“

Das Entstehen von Großbanken

8. Die Liquiditätskrise von 1907 und ihre Folgen

Thornton, Henry: An Enquiry Into The nature And Effects Of The Paper Credit Of Great Britain, London 1802, S. 38

53

Reichsbank und Privatbanken 1903

8. Die Liquiditätskrise von 1907 und ihre Folgen

Vgl. Huber, Franz Carl: Fünfzig Jahre Deutschen Wirtschaftslebens (1906), in: Quellen zur deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte von der Reichsgründung bis zum Ersten Weltkrieg (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte der Neuzeit, Freiherr vom Stein Gedächtnisausgabe, Bd. 37), Darmstadt 1985, S. 373

Grundkapital in Mio M

0

50

100

150

200

250

300

350

400

Reichsbank Deutsche Bank Diskontogesellschaft Dresdner Bank Bank für Handel undIndustrie