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KlimaschutzsymposiumForum II: Alpentourismus im Wandel – Anpassung
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Klimawandel - und was nun?
Reaktionen der Touristen und Folgen für die
AnbieterProf. Dr. Jürgen Schmude
Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie und Tourismusforschung
LMU München
Klimaschutzsymposium – Impulse. Austausch. Kooperation
Garmisch-Partenkirchen
29./30. April 2016
Klimawandel – und was nun? © 2016 Department für Geographie | Prof. Dr. Jürgen Schmude
Klimawandels und Akteure
Region/Raum als "Spielfeld" der
(touristischen) Akteure
� Unterschiedliche Einflüsse und
Betroffenheit der jeweiligen Akteure
� Vielfältige Fragestellungen
erfordern inter- bzw.
transdisziplinären
Ansatz
Problemstellung und Motivation
Touristische Leistungsträger
Touristische Nachfrager
Einheimische
Region/
Raum
Quelle: Eigene Darstellung.
Klimawandel – und was nun? © 2016 Department für Geographie | Prof. Dr. Jürgen Schmude
Klimafolgenforschung und Tourismus
Zunehmende Zahl an Studien in den vergangenen Jahren (Becken 2013)
� Bisherige Studien: starker Einfluss des Klimawandel bzw. der Folgen
des Klimawandels auf den Tourismus,
� Klimabedingungen als Teil der Destinationswahl (Rutty; Scott 2010 /
Reintinger et al. 2014),
� Gewinner- und Verliererregionen (Bujosa, Riera, Torres 2015),
� Marktsegmente: Wintersport (Balbi et al. 2013) und Strandurlaube
(Moreno, Becken 2009).
Was wissen wir?
Klimawandel – und was nun? © 2016 Department für Geographie | Prof. Dr. Jürgen Schmude
Klimafolgenforschung und Tourismus
Aber:
• Touristen denken eher über Wetter als über Klima nach, Klimawandel-
folgen schwer greifbar bzw. zu abstrakt (Gössling, Hall 2006).
• Bisher gibt es wenige Untersuchungen mit direktem/persönlichem Bezug
zu Touristen, d.h. über die Wahrnehmung und die zukünftigen
Reaktionen auf Folgen des Klimawandels.
Was wissen wir?
Klimawandel – und was nun? © 2016 Department für Geographie | Prof. Dr. Jürgen Schmude
Zentrale Fragestellung
Welchen Einfluss haben die Folgen des Klimawandels aus Sicht der
Nachfrager (Touristen) und der Einheimischen für den Tourismus im
Alpenraum?
� Wahrnehmung des Klimawandels durch Touristen und Einheimische im
Alpenraum,
� Reaktion der Touristen auf ausgewählte Folgen des Klimawandels
(z.B. Zunahme der Hitzetage, Abnahme der Schneesicherheit,
Veränderung des Landschaftsbildes)
� Welche Folgen ergeben sich für die Anbieterseite?
Was wollen wir wissen?
Klimawandel – und was nun? © 2016 Department für Geographie | Prof. Dr. Jürgen Schmude
Betriebstage in GLOWA-Teilgebieten 2011 bis 2049
Folgen des Klimawandels:
Wintertourismus
Quelle: Eigene
Berechnungen
2012.
Klimawandel – und was nun? © 2016 Department für Geographie | Prof. Dr. Jürgen Schmude
0
20
40
60
80
100
120
140
Pröller
Silvretta Arena
Linear (Pröller)
Linear (Silvretta Arena)An
za
hl Ö
ffnu
ngst
age
Betriebstage der Skigebiete Silvretta und Pröller 2012 -2060
Quelle: Schmude 2015, S. 14.
Folgen des Klimawandels:
Wintertourismus
Klimawandel – und was nun? © 2016 Department für Geographie | Prof. Dr. Jürgen Schmude
1971
-20
00;
+1°
C
+2°
C
+3°
C
+4°
C
0%
20%
40%
60%
80%
100%
1971
-20
00; 1
+1°
C
+2°
C
+3°
C
+4°
C
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Schneesichere Pisten am Sudelfeld:
für 100 Betriebstage an Weihnachten
Quelle: Mayer, Steiger 2013, S.199ff.
Anteil Pisten-fläche mit Beschneiung
schneesichernicht schneesicher
Anteil Pisten-fläche mit Beschneiung
Folgen des Klimawandels:
Wintertourismus
Klimawandel – und was nun? © 2016 Department für Geographie | Prof. Dr. Jürgen Schmude
Optimaler Skitag
Variable Ausprägung
Kein Niederschlag Niederschlagsumme = 0
Geschlossene Schneedecke in Umgebung
Schneehöhe > 0
Skigebiet vollständig in Betrieb ja
Genug Schnee auf den Pisten ja
Genug Kunstschnee auf den Pisten ja
Angenehme gefühlte Temperatur -5 bis +5 °C
Sonnenscheindauer (klarer Himmel) ab 5 h/Tag
Windgeschwindigkeit max. 10 m/s
Quelle: Berghammer/Schmude 2014, S. 328.
Folgen des Klimawandels:
Wintertourismus
Klimawandel – und was nun? © 2016 Department für Geographie | Prof. Dr. Jürgen Schmude
Zahl optimaler Skitage je Saison und Landkreis
2011/12 bis 2018/19 2049/50 bis 2058/59
Quelle: Eigene Berechnungen 2012.
Folgen des Klimawandels:
Wintertourismus
Klimawandel – und was nun? © 2016 Department für Geographie | Prof. Dr. Jürgen Schmude
Anteil optimaler Skitage in Skigebieten des Berchtesgadener
Land nach Monaten (6 Szenario-Berechnungen)
Konfidenzintervall
Ant
eil o
ptim
aler
Ski
tage
Quelle: Berghammer/Schmude 2014, S. 332.
2010-2019
2030-2039
2050-2059
Folgen des Klimawandels:
Wintertourismus
Klimawandel – und was nun? © 2016 Department für Geographie | Prof. Dr. Jürgen Schmude
Reaktion der Touristen
0 10 20 30 40 50
Business-as-usual
Destination-Switcher
Activity-Switcher
Stop it
Persönliche Reaktion auf Klimawandel durch SkitouristenWintersport-Typologie nach Verhalten (n = 369)
Prozent
Ja Nein
Quelle: eigene Berechnung und Darstellung nach Weisenbach 2015, S. 26ff.
Verhaltensänderung?
Persönliche Betroffenheit Klimawandel (Relevanz)Touristen vs. Einheimische
Ja, sehr (4)
Ja, eher (3)
Nein, eher nicht (2)
Nein, überhaupt nicht (1)
Tourist (n=902) Einheimisch
(n=618)
aktuell aktuellkünftig künftig
2,38
3,13
2,32
3,10
Variationskoeffizienten 38,1% 26,1% 42,5% 28,6%
Reaktion der Touristen
Quelle: Eigene
Berechnungen
2015.
Klimawandel – und was nun? © 2016 Department für Geographie | Prof. Dr. Jürgen Schmude
Persönliche Betroffenheit Klimawandel
Welche Faktoren spielen für die Wahrnehmung des Klimawandels eine Rolle*?
� Unterscheidung Touristen (n=732) <-> Einheimische (n=533)
↗ Pfeil nach oben: Faktor zutreffend bzw. hoch, dann Einfluss zunehmend
↘ Pfeil nach unten: Faktor zutreffend bzw. hoch, dann Einfluss abnehmend
* statistisch signifikant (Chi2-Test bzw. Rangkorrelation nach Spearman (Signifikanzniveau jeweils < 0,01))
Tourist Einheimisch
aktuell künftig aktuell künftig
• Allergie ↗ • Allergie ↗ • Heuschnupfen ↗ • Alter ↘
• Heuschnupfen ↗ • Bildung ↗
• Alter ↘ • Geschlecht ♀↗
• Bildung ↗
• Geschlecht ♀↗
Reaktion der Touristen
Ja, sehr (4)
Ja, eher (3)
Nein, eher nicht (2)
Nein, überhaupt nicht (1)
Meran
(n=662)
Garmisch-Partenkirchen
(n=240)
aktuell aktuellkünftig künftig
2,35
3,11
2,47
3,18
Variationskoeffizienten: 38,4% 26,2% 36,8% 25,8%
Persönliche Betroffenheit Klimawandel (Relevanz)Nord- vs. Südalpen
Reaktion der Touristen
Quelle: Eigene
Berechnungen
2015.
Klimawandel – und was nun? © 2016 Department für Geographie | Prof. Dr. Jürgen Schmude
Urlaubstypen und Reaktion auf Folgen des Klimawandels
Welcher Urlaubstyp zeigt welche Reaktion?
� Primärmotivation (Typ) und Reaktionen der Touristen (n=672)
� Urlaubstypen:
� Erholungsurlaub (ERH) (n=295)
� Natururlaub (NAT) (n=106)
� Aktivurlaub (AKT) (n=236)
� Kultururlaub (KUL) (n=19)
� Gesundheitsurlaub (GES) (n=16)
� Folgen des Klimawandels:
� Zunahme von Hitzetagen (mind. 30° C)
� Weniger Schnee auf Skipisten/allgemein
� Verstärktes Auftreten von Stechmücken
� Verstärktes Auftreten von Zecken
� Erhöhtes Allergierisiko
� Abnahme der Luftqualität
� Veränderung des Landschaftsbildes
� Erhöhtes Risiko Extremwetterereignisse
Reaktion der Touristen
Klimawandel – und was nun? © 2016 Department für Geographie | Prof. Dr. Jürgen Schmude
Urlaubstypen und Reaktion auf Folgen des Klimawandels
Welcher Urlaubstyp zeigt welche Reaktion (stören)? (Mittelwertvergleich)
� Primärmotivation (Typ) und Reaktionen der Touristen (n=672)
Klimawandelfolgen / Urlaubstyp ERH NAT AKT KUL GES
� Zunahme von Hitzetagen (mind. 30° C)* 2,19 2,25 2,20 2,58 2,25
� Erhöhtes Allergierisiko 2,10 2,09 2,08 2,72 2,50
� Abnahme der Luftqualität* 3,15 3,12 3,13 3,26 3,07
� Veränderung des Landschaftsbildes 3,05 2,97 3,06 2,79 2,88
ERH = Erholungsurlaub, NAT = Natururlaub, AKT = Aktivurlaub,
KUL = Kultururlaub, GES = Gesundheitsurlaub
* signifikanter Zusammenhang (Chi2-Test), Signifikanzniveau < 0,01
(1 = nicht störend, 2 = eher störend, 3 = störend, 4 = absolut störend)
Reaktion der Touristen
Quelle: Eigene Berechnungen 2015.
Klimawandel – und was nun? © 2016 Department für Geographie | Prof. Dr. Jürgen Schmude
Urlaubstypen und Reaktion auf Folgen des Klimawandels
Welcher Urlaubstyp zeigt welche Reaktion (meiden)? (Mittelwertvergleich)
� Primärmotivation (Typ) und Reaktionen der Touristen (n=672)
Klimawandelfolgen / Urlaubstyp ERH NAT AKT KUL GES
� Zunahme von Hitzetagen (mind. 30° C) 1,42 1,36 1,41 1,29 1,27
� Erhöhtes Allergierisiko* 1,46 1,38 1,37 1,79 1,50
� Abnahme der Luftqualität 1,74 1,70 1,67 1,63 1,67
� Veränderung des Landschaftsbildes* 1,67 1,71 1,62 1,37 1,46
ERH = Erholungsurlaub, NAT = Natururlaub, AKT = Aktivurlaub, KUL = Kultururlaub,
GES = Gesundheitsurlaub
* signifikanter Zusammenhang (Chi2-Test), Signifikanzniveau < 0,01
(1 = nicht meiden, 2 = meiden)
Reaktion der Touristen
Quelle: Eigene Berechnungen 2015.
Nein, überhaupt nicht (1)
Ja, sehr (4)
Ja, eher (3)
Nein, eher nicht (2)
Meider
(n=1.148)
Nicht-Meider
(n=241)
aktuell aktuellkünftig künftig
2,39
3,15
2,17
2,95
Variationskoeffizienten: 38,6% 25,7% 45,1% 31,6%
Persönliche Betroffenheit Klimawandel (Relevanz)Meider vs. Nicht-Meider
Reaktion der Touristen
Quelle: Eigene
Berechnungen
2016.
Zunahme von Hitzetage
Weniger Schnee auf Skipisten
Weniger Schnee allgemein
Zunahme von Stechmücken
Zunahme von Zecken
Erhöhtes Allergierisiko
Abnahme der Luftqualität
Veränderung des Landschaftsbildes
Erhöhtes Risiko für Extremwetter
nicht störend (1) eher störend (2) störend (3) absolut störend
(4)
nicht meiden (1) meiden (2)
Cluster MüZeAll-MeiderCluster LandLuftExtrem-Meider
Cluster Hitze-MeiderCluster Schnee-Meider
Clusteranalyse des Verhaltens nach TypenMeider vs. Nicht-Meider
Reaktion der Touristen
Quelle: Eigene Berechnungen 2016.
Klimawandel – und was nun? © 2016 Department für Geographie | Prof. Dr. Jürgen Schmude
Fazit und Folgen für die touristischen Leistungsträger
Es gibt keine „einheitliche“ Reaktion der Touristen, sondern sie differiert nach
• Aktivität bzw. Marktsegment im Tourismus,
• Wahrnehmung durch die Touristen,
• „Ausprägung“ der Klimawandelfolgen,
• zeitlichem Horizont,
• Art der Reaktion.
Es gibt keine „Blaupause“ zur Anpassung für die touristischen Leistungsträger,
sondern die Anpassungsmaßnahmen sind abhängig von
• Ausmaß und Art der Klimawandelfolgen,
• ursprünglichem und abgeleitetem Angebot,
• Marktsegmenten, die bedient werden sollen.
Fazit und Folgen
Klimawandel – und was nun? © 2016 Department für Geographie | Prof. Dr. Jürgen Schmude
Herzlichen Dank
für Ihre Aufmerksamkeit.
Impuls
Herbert Gschoßmann
1. Bürgermeister der Gemeinde Ramsau; Bergsteigerdorf