Post on 30-Sep-2020
transcript
Nutztiere und Umwelt: Welche ökologischen Auswirkungen hat die Haltung
von Nutztieren und wie können wir diese beeinflussen?
Prof. Dr. med. vet. Steffi Wiedemann, Professorin für Nutztierwissenschaften und Umweltwirkungen, Hochschule Rhein-Waal
BäuerinnenForum
18. Februar 2020
Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse
Die Hochschule Rhein- Waal
Eine Hochschule für angewandte Wissenschaften in der Region am
Niederrhein
- innovativ – international – interdisziplinär - in der Region verwurzelt
• Gegründet: 2009
• Aufnahme des
Lehrbetriebes: 2010
• 2 Standorte• Campus Kleve
• Campus Kamp-Lintfort
• >7.300 Studierende aus
über 100 verschiedenen
Nationen
2Bäuerinnenforum 2020
Hochschule Rhein-Waal
- Campus Kleve
Bäuerinnenforum 2020
Warum halten wir eigentlich „Nutz“tiere ?
• Traditionell als wesentlicher Treiber des Fortschritts unserer Kulturlandschaft
• Ernährung der Bevölkerung
• Pflegen der Kulturlandschaft und Erhalt des ländlichen Raums
• Als Bestandteil einer Kreislaufwirtschaft
• Generierung von Einkommen für Landwirtschaft und Volkswirtschaft
5Bäuerinnenforum 2020
Nutztierhaltung aktuell – Beispiel Schweinehaltung in Deutschland
• Statistisches Bundesamt; Stand: November 2019; Tierschutznutztierhaltungs-Verordnung, EU-Öko-Basis-VO
• Bildquellen: www.schwein.net; QS-Fachtagung Verzicht auf betäubungslose Ferkelkastration
• zahlreiche detaillierte, gesetzlichen Vorschriften, insbesondere zu
Bodenbeschaffenheit und Platzbedarf pro Tier, z.B.
• Mastschwein (50 – 110 kg):
• Konventionelle Haltung: ≥ 0,75 m2
• Ökologische Haltung: ≥ 1,30 m2 + 1 m2 Auslauf im Freien
25,9 Mio Schweine werden in Deutschland in 21.100 Betrieben* gehalten
* Betriebe mit mind. 50 Mastschweinen oder 10 Sauen; Anteil ökologische Haltung: 0,4%
6Bäuerinnenforum 2020
Nutztierhaltung aktuell – Beispiel Legehennenhaltung
• eine Ebene: 9 Hennen pro m2, mehr als eine Ebene: 18 Hennen pro m2
• max. 6000 Hennen pro Gruppe
• 0,11 m2 Stallfläche + 4 m2 Auslauf pro Henne
• 0,16 m2 Stallfläche + 4 m2 Auslauf pro Henne
• max. 3000 Hennen pro Stall
• 0,08 – 0,09 m2 Fläche pro Henne
• 20 – 60 Hennen in einer Gruppe
Bodenhaltung (63%)
Freilandhaltung (16%)
Ökologische Haltung (8%)
Kleingruppenhaltung (12%)
(wird 2025 auslaufen)
• BMEL
• Tierschutznutztierhaltungs-Verordnung, EU-Öko-Basis-VO
7Bäuerinnenforum 2020
Nutztierhaltung aktuell – Anforderungen unter Berücksichtigung der
Ökonomie
Aktuelle Nutztierhaltung
8Bäuerinnenforum 2020
.
Quelle(n): BMEL; ID 198031
27
21
12
7
5
3
3
72
96
16
22
22
6
9
0 20 40 60 80 100 120
Rindfleisch zum Kochen (1 kg)
Schweinekotelett (1 kg)
Dunkles Mischbrot (1 kg)
Butter (250 g)
Eier (10 Stück)
Kartoffeln (1 kg)
Milch (1 l)
2018 1970
Arbeitszeit in Minuten
Arbeitszeit für den Erwerb ausgewählter Lebensmittel in Deutschland in
den Jahren 1970 und 2018 (in Minuten)
9Bäuerinnenforum 2020
Nutztierhaltung aktuell – Zukünftige Herausforderungen für die
Landwirtschaft
Aktuelle Nutztierhaltung
10Bäuerinnenforum 2020
Zukünftige Herausforderungen für die Landwirtschaft –
Zunahme der Weltbevölkerung
• Momentan in 2020: 7.7 Mrd. zu ernährende Menschen weltweit
• Prognose für 2050: 9 Mrd. (FAO, 2018) oder 10 Mrd. (Searchinger, 2018) zu ernährende Menschen weltweit
• Prognose für 2100: 12 Mrd. (Smith, 2018) zu ernährende Menschen weltweit
Höherer Bedarf an Ressourcen (z.B. Ackerland, Wasser, fossile Energieträger,
Mineralstoffe als Dünger) in den kommenden Jahrzehnten.11Bäuerinnenforum 2020
Zukünftige Herausforderungen für die Landwirtschaft –
durchschnittliche Erhöhung der Einkommen aller Menschen
Höherer Bedarf an tierischen Lebensmitteln in den nächsten Jahrzehnten.
GDP: Bruttoinlandprodukt pro Kopf12
Zukünftige Herausforderungen für die Landwirtschaft –
Rückgang der relativen landwirtschaftlichen Nutzfläche
1970
0,38 ha pro Einwohner
2000
0,24 ha pro Einwohner
2050
0,15 ha pro Einwohner
Zitiert nach Flachowsky et al., 2019
Globale landwirtschaftliche Nutzfläche pro Einwohner
Rückgang auch für die relative Verfügbarkeit von Wasser, fossiler Energie und einigen Mineralstoffen
13Bäuerinnenforum 2020
Zukünftige Herausforderungen für die Landwirtschaft –
Die Bevölkerung sieht die Wichtigkeit der Landwirte
6
6
10
12
14
15
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43
47
54
0 10 20 30 40 50 60
Verkäufer
Journalist
Rechtsanwalt
Politiker
Automechaniker, Kfz-…
Schreiner, Tischler
Sozialarbeiter
Forscher
Lehrer
Polizist
Landwirt
Arzt
Frage: Ich lese Ihnen jetzt einige Berufe vor und Sie sagen mir bitte, welche davon Ihrer Ansicht nach auch
in der Zukunft für die Gesellschaft besonders wichtig sein werden. (1000 Befragte)
KANTAR EMNID, Image der deutschen Landwirtschaft, März 2017)14Bäuerinnenforum 2020
Zukünftige Herausforderungen für die Landwirtschaft –
Es wurde schon viel getan…
Produktion findet in weniger, aber
größeren Betrieben statt
Erhöhung der Produktmenge (z.B.
Milch) pro Tier und Zeiteinheit
In den letzten Jahrzehnten fand eine Intensivierung, Spezialisierung und Konzentrierung der Tierhaltung
statt – Beispiel Milchviehhaltung im Kreis Kleve
15Bäuerinnenforum 2020
Nutztierhaltung aktuell – kann es so weiter gehen?
Aktuelle Nutztierhaltung
16Bäuerinnenforum 2020
Zukünftige Herausforderungen für die Landwirtschaft –
Stärkere Berücksichtigung der Bedürfnisse des Tierschutzes
CZYCHOLL, 2015; GAREIS, 2015
Prävalenz
• bei konventioneller Haltung auf Teil-/Vollspaltenböden:
• Beginn der Mastperiode: 31 %
• Mitte der Mastperiode: 50 %
• Ende der Mastperiode: 59 %
• bei Haltung auf Betonboden mit Stroheinstreu und Auslauf (ökologisch):
• Ende der Mastperiode 14 %
Bursitis bei Mastschweinen
17Bäuerinnenforum 2020
Nutztierhaltung aktuell – Anforderungen unter Berücksichtigung der
Ökonomie
Aktuelle Nutztierhaltung
18Bäuerinnenforum 2020
Zukünftige Herausforderungen für die Landwirtschaft –
Verbesserung der Akzeptanz der Nutztierhaltung
Aber:
• Einschätzung der Befragten über ihre Kenntnisse der modernen Tierhaltung
• 12 % hoch
• 70 % gering
• 15 % kein Wissen
66
64
61
54
45
45
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6
6
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11
3
5
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6
4
6
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8
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Masthühnerhaltung
Legehennenhaltung
Mastschweinehaltung
Muttersauenhaltung
Milchviehhaltung
Fleischrinderhaltung
(sehr) verbesserungswürdig
eher verbesserungswürdig
weder noch
eher zufriedenstellend
(voll und ganz) zufriedenstellend
kann ich nicht beurteilen
Frage: Wie beurteilen Sie die heute mehrheitlich gängigen Haltungsformen bei den folgenden Tierarten?
Hartmann, SocialLab, 2019 19Bäuerinnenforum 2020
Nutztierhaltung aktuell – Anforderungen unter Berücksichtigung der
Ökonomie
Aktuelle Nutztierhaltung
ökologische Auswirkungen
20Bäuerinnenforum 2020
Nachhaltige Nutztierhaltung –
eine Herausforderung im Spagat zwischen unterschiedlichen Interessen
Ressourcen
Energieverbrauch
Tierwohl
Eutrophierung /
Übersäuerung
Wasser
Luft (THG)
Biodiversität
Boden
Landschaft/
Lebensraum
Milcherzeugung
(Menge und Qualität)
Fleischerzeugung
(Menge und Qualität)
Wollproduktion / andere
Produkte / Transport
21
2
7
26
65
Miozän
Pliozän
Pleistozän
Oligozän
Gräser Bovidae
Mil
lio
nen
J
ah
re
Dicotyle-donen
CervidaeGiraffidae TragulidaeAndereMono-cotyle-donen
Rinder gehören zur Unterordnung der Wiederkäuer
(Janis 1976, Hume & Warner 1980)22
• hoher Faseranteil
• wenig Protein
Das Problem mit den Gräsern
Video 1: Prof. M. Kaske
Protozoen (Einzeller)
Pilze
Bacterien
Methanbildner
200 - 600l CH4 pro Tag und Kuh
23Bäuerinnenforum 2020
Das Vormagensystem der Wiederkäuer - Potentiale
Konvertierung von minderwertigen,
für den Menschen direkt
nicht nutzbaren Ressourcen zu
hochwertigem tierischen Protein.
24Bäuerinnenforum 2020Quelle: UBA, Globale Landflächen und Biomasse
nachhaltig und ressourcenschonend nutzen
Die Haltung von Nutztieren hat ökologische Effekte
based on data from the meta-analysis by Joseph Poore and Thomas Nemecek (2018), Science 25
Nachhaltige Milchviehhaltung –
gibt es mögliche Ansätze für „Green cows“?
Ressourcen
Energieverbrauch
Tierwohl
Eutrophierung /
Übersäuerung
Wasser
Luft (THG)
Biodiversität
Boden
Landschaft/
Lebensraum
Milcherzeugung
(Menge und Qualität)
Fleischerzeugung
(Menge und Qualität)
Wollproduktion / andere
Produkte / Transport
27
„Green cows“ – was steckt dahinter?
„Green cows“ = Effiziente Kühe
Ressourceneffizienz = Produkt (Fleisch, Milch)
Ressource (Futter, Energie, Fläche, Biodiversität,…)
28Bäuerinnenforum 2020
„Green Cows“ – was steckt dahinter?
„Green cows“ = Effiziente Kühe
Hohe Leistung
29Bäuerinnenforum 2020
Je höher die Leistung der Tiere desto geringer der Anteil des
Erhaltungsbedarf – und desto positiver die „Umweltbilanz“
Flachowsky et al., 2002
Energy requirement[ MJ NEL / d ]
0
50
100
150
200
Erhaltungs-
bedarf
+ 10 + 20 + 30 + 40 + 50 kg Milch/Tag
Anteil am Erhaltungs-
bedarf [%]
100
80
60
40
0
20
Energiebedarf [MJ
NEL / Tag ]
31Bäuerinnenforum 2020
Proteinquelle
(Körpergewicht)
Leistungshöhe
(je Tag)
Essbarer
Proteinertrag
(g/Tag)
Land-
Footprint
(m2/kg)1,2
Wasser
Footprint
(m3/kg) 1
Carbon-
Footprint
(kg CO2eq/kg)1
Milchkuh (650 kg)10 kg 323 22-88 10,9 30
40 kg 1292 15-70 12,3 12
Mastrind (350 kg)500 g 48 72-295 34 110
1500 g 143 35-155 24,5 35
Mastschwein (80 kg)500 g 45 36-176 35,8 16
1000 g 90 24-120 26,1 10
Masthuhn (1,5 kg)40 g 4,8 14-68 14,4 4
60 g 7,2 12-60 11,8 3
Je höher die Leistung der Tiere desto geringer der Anteil des
Erhaltungsbedarf – und desto positiver die „Umweltbilanz“
LMZ: Lebendmassezunahme pro Tag1 jeweils pro kg Protein
²Unterschiedliche Kalkulation des Land-Footprints von unterschiedlichen Autoren Flachowsky et al., 201732Bäuerinnenforum 2020
„Green cows“ – was steckt dahinter?
„Green cows“ = Effiziente Kühe
hohe Leistung - aber nicht um jeden Preis
33Bäuerinnenforum 2020
Mastitis
Klauenerkrankungen
Ovarialzysten
Endometritis
Nachgeburtsverhaltungen
Hypokalzämie („Milchfieber“)
Eine zu starke metabolische Belastung der Tiere ist einhergehend mit
einem erhöhten Risiko von Erkrankungen
34
FLEISCHER ET AL. 2001
Ris
iko f
ür
Erk
rankungen (
%)
Milchleistung (kg in Tausend)Bäuerinnenforum 2020
„Green cows“ – was steckt dahinter?
„Green cows“ = Effiziente Kühe
hohe Leistung - aber nicht um jeden Preis
Langlebigkeit – hohe Lebensleistung
35Bäuerinnenforum 2020
Wie alt sollten unsere Kühe werden?
Kuh „Nena“, 1986 - 2016,
52.000 kg Milch and 25 Kälber
( ostseezeitung; Wangler 2010 )
Jersey – Kuh Korinchen
22 Jahre alt, 7 Kälber
aus ethischen Gründen – sehr alt!
aus ökonomischen und ökologischen
Gründen???
36Bäuerinnenforum 2020
Kuh „Quote“ (14 Jahre)
Kuh „Zote“ (8 Jahre)
aus ökonomischen und ökologischen
Gründen???
LL: 66.000 kg Milch
ND: Nutzungsdauer; LL: Lebensleistung
ND: 12
ND: 6 LL: 60.000 kg Milch
Wie alt sollten unsere Kühe werden?
= 5.500 kg Milch pro Laktation
= 10.000 kg Milch pro Laktation
= 13 kg Milch pro Lebenstag
= 20,5 kg Milch pro Lebenstag
37Bäuerinnenforum 2020
Umweltwirkungen unserer Nutztiere sind niedriger bei höheren Leistungen
pro Lebenstag
THG: Treibhausgas
Kuh Quote
Zehetmeier et al., 2014
Milchleistung pro Lebenstag
TH
G E
mis
sio
ne
n [
kg
CO
2-e
q/k
g M
ilc
h]
Leistung pro Lebenstag ist entscheidend
38Bäuerinnenforum 2020
Kuh Zote
21 kg Milchleistung pro Lebenstag 24 kg Milchleistung pro Lebenstag 39Bäuerinnenforum 2020
„Green cows“ – was steckt dahinter?
„Green cows“ = Effiziente Kühe
hohe Leistung pro Lebenstag
Haltung, Management, Fütterung, Zucht, etc.
40Bäuerinnenforum 2020
„Green cows“ – was steckt dahinter?
„Green cows“ = Effiziente Kühe
hohe Leistung pro Lebenstag
Haltung, Management, Fütterung, Zucht etc.
kurze unproduktive Lebensabschnitte
Vermeidung und Früherkennung von Erkrankungen
Hinterfragen von tradierten Managementmaßnahmen
Bäuerinnenforum 2020
Auch tradierte Managementmaßnahmen sollten hinterfragt werden.
• Die Fruchtbarkeit der Milchkühe sinkt seit Jahrzehnten.
portal-rind42Bäuerinnenforum 2020
Verlängerte Laktation – eine Option zur Reduktion der Umwelteffekte?
1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr
traditionell
Verlängerte
Laktation
43Bäuerinnenforum 2020
Der Ansatz:
Eine prospektive Feldstudie
• Milchviehanlage in Sachsen
• ca. 1100 gemolkenen Tiere
• Milchleistung von ca. 11.500 kg
• 3 Gruppen
• freiwillige Wartezeit: 40 Tage (n = 136)
• freiwillige Wartezeit: 120 Tage (n = 135)
• freiwillige Wartezeit: 180 Tage (n = 132)
Kaske, Wiedemann et al., 2016 44Bäuerinnenforum 2020
Eine verlängerte Laktation erhöht die Fruchtbarkeit der Tiere deutlich…
36.349.6 50
0
20
40
60
FWZ 40 Tage FWZ 120 Tage FWZ 180 Tage
Erstbesamungserfolg
FWZ = freiwillige Wartezeit
ECM = energie-korrigierte Milchmenge
Laktationsleistung
(kg ECM)12.025 13.840 15.454
Laktationsleistung
(kg ECM/Tag)34,8 34,9 34,9
….ohne Einbußen bei der Leistung
Kaske et al., 201645Bäuerinnenforum 2020
„Green cows“ – was steckt dahinter?
„Green cows“ = Effiziente Kühe
hohe Leistung pro Lebenstag – optimierte Haltung, Management, Fütterung, etc.
Langlebigkeit
kurze unproduktive Lebensabschnitte
niedriges Erstkalbealter, kurze Trockenstehperioden
möglichst selten krank!
Hinterfragen von tradierten Managementmaßnahmen
Effiziente Nutzung von Ressourcen – optimierte Fütterung und Haltung
Reduktion von Abfällen
46Bäuerinnenforum 2020
Ist Fleischverzicht eine Lösung?
Deutschland
GDP: Bruttoinlandprodukt pro Kopf 47
Von der WHO
empfohlene Menge
Seth Wynes and Kimberly A Nicholas 2017 Environ. Res. Lett. 12
58.6
2.4 1.6 1.5 1.09 0.490
10
20
30
40
50
60
70
Ein Kind wenigerbekommen
Ohne Auto leben EinenTransatlantikflug
streichen
Grüne Energienutzen
Veganer werden Vegetarierwerden
Ein
spa
run
g v
on
Em
issio
nen
(C
O2e
q p
ro J
ah
r [in T
on
ne
n])
Individuelle Maßnahmen zur Einsparung von Emissionen
Reduktion von Emissionen – hier entstehen Zielkonflikte, nicht nur bei
der Tierhaltung…
48
Reduktion des Fleischkonsum ist aus gesundheitlichen Gründen
anzustreben, aber aus ökologischen?
- Bislang unklare bzw. widersprüchliche Effekte zum sog. Rebound Effekt
- Entstehen, wenn eingesparte Mittel beim Fleischverbrauch für andere Nahrungsgüter und Nicht-
Nahrungsgüter ausgegeben werden
Ohne Rebound Effekt Mit Rebound Effekt
Energie -16% 0% +30%
Treibhausgase -20% -10% -2,4%
Grabs, Ecological Economics, 2015 zitiert nach Schmitz, 2019
Studie zum Wechsel eines typischen schwedischer Haushalts zum Vegetarismus
49
Es bleibt dennoch festzuhalten, dass die momentane Haltung von Nutztieren neben Effekten auf
Emissionen auch maßgeblich zur globalen Zunahme der Eutrophierung, dem Verlust an Biodiversität
und zu Landnutzungsänderungen beiträgt
Reduktion des Fleischkonsum ist aus gesundheitlichen Gründen
anzustreben, aber aus ökologischen?
- Der Mensch benötigt 50-60 g Protein pro Person pro Tag
- Tiere als Bestandteil einer Kreislaufwirtschaft
- 1/3 des täglichen Proteinbedarfs kann durch tierisches Protein ersetzt werden ohne Nahrungs- und
Flächenkonkurrenz
50Bäuerinnenforum 2020 de Boer und van Ittersum “Circularity in
agricultural production” 2018
Stärkere Berücksichtigung der Ökologie – gibt es das nicht schon?
Ökologische
Landwirtschaft
51Bäuerinnenforum 2020
Anteil der ökologisch erzeugten Produkte an der Gesamtproduktion
tierischer Produkte (2016)
11.1
10.5
4.3
2.5
1.1
0.4
0 2 4 6 8 10 12
Schaf- und Ziegenfleisch
Eier
Rindfleisch
Milch
Geflügelfleisch
Schweinefleisch
Anteil in %
53Bäuerinnenforum 2020 Quelle: AMI, BLE
Zukunftsfähige Nutztierhaltung
Aktuelle Nutztierhaltung
Zukunftsfähige Nutztierhaltung:
Haltungssysteme unter stärkerer Berücksichtigung
von Tierwohl und Ökologie
Wissenschaft
Politik
Landwirtschaft
Verbraucher/Bürger
ökologische Auswirkungen
54Bäuerinnenforum 2020
Anforderungen der zukünftigen Nutztierhaltung
• Die aktuelle Nutztierhaltung hat sich überwiegend aus den Anforderungen der
Ökonomie heraus entwickelt.
• Größte Herausforderung stellt die Erzeugung von mehr Lebensmitteln für mehr
Menschen mit weniger Ressourcenverbrauch dar.
• Die Nutztierhaltung wird sich zukünftig mehr an den Bedürfnissen des
Tierschutzes und der Ökologie orientieren (müssen), um gesellschaftlich
akzeptiert zu bleiben.
• Aber auch die zukünftige Nutztierhaltung wird immer den ökonomischen
Rahmenbedingungen Rechnung tragen müssen.
• Insofern sind die Landwirtschaft, die Verbraucher, das politische Umfeld und die
Wissenschaft gleichermaßen gefordert.
55Bäuerinnenforum 2020
Wir haben schon viel erreicht – aber es gibt noch einiges zu tun…
3000 kg Milch pro Laktation
~ 30 kg CO2eq/kg Milchprotein10.500 kg Milch pro Laktation
~ 14 kg CO2eq/kg Milchprotein
56Bäuerinnenforum 2020
Nutztiere und Umwelt: Welche ökologischen Auswirkungen hat die Haltung
von Nutztieren und wie können wir diese beeinflussen?
Prof. Dr. med. vet. Steffi Wiedemann, Professorin für Nutztierwissenschaften und Umweltwirkungen, Hochschule Rhein-Waal
BäuerinnenForum
18. Februar 2020
Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!