Post on 04-Mar-2016
description
transcript
NEUE ZEITUNG 5
nebenberuflich Schlesier“ - eine Idee: Nienburg brauct
ein Museum für die Heimat im Osten. Kurzer Hand
kaufte er das gerade verfügbare historische Traufen-
haus in der Weserstraße und zusammen mit Dieter
Lonchant, seit Jahrzehnten der Geschichte und Kultur
der Vertreibungs- und Siedlungsgebiete der Deutschen
verbunden, ging es an die Arbeit. Nach Gründung des
Trägervereins öffnete im Herbst 1996 das „Ostdeut-
sche Heimatmuseum“ (OHM). Nach 10 Jahren ist die
anfängliche „Heimatstube“ nun zum öffentlich aner-
kannten historischen Museum gewachsen, das zugleich
als Zentrum grenzüberschreitender Kulturarbeit weit-
hin Anerkennung findet. In über drei Geschossen prä-
sentieren sich Hinterpommern, Ostbranden-
burg/Preußen, Ost-West-preußen, Danzig, Schlesien
sowie das Sudetenland mit den Siedlungsgebiete von
Deutschen in Osteuropa, Asien und Übersee.
Trotz beengtem Raum werden vielfältigste Exponate
aus Geschichte und Kultur gezeigt, darunter Volks-
trachten, Uniformen, Dokumente, Bilder, Landkarten,
Porzellane, sowie Glas- und Handwerkskunst. Vorträ-
ge und Kulturveranstaltungen ergänzen das Angebot.
Einmalig in Niedersachsen entsteht dieser Tage
Adress-
aufkleber
Aus dem Inhalt NZ aktuell S. 2
OHM-Flyer „Preußen:
Herrscher, Land und Leute“ Neues OHM S. 3
„Größer und schöner“
Geschichte S. 4
Staatsraison, Macht, Geist,
Toleranz und Pflicht
Persönlichkeiten S. 5
Generalfeldmarschall und
Reichspräsident
Lebendiges Museum S. 6
Gäste im OHM
Landschaft S. 7
Von Krummhübel auf
die Schneekoppe
Soziale Konflikte S. 8
Großbürgertum und
proletarische Revolution
Schiffe und Schicksale S. 9
Der Großsegler
„Gorch Fock“
Termine S. 10
„OHM-Club“- Gliederungen Kulinaria S. 11
Berliner Erbsen mit Ohr
und Schnauze
Partnerschaft S. 12
Feuerwehrfahrzeug für
Bartenstein / Bartoszyce
Festliche Eröffnung der Preußenausstellung im OHM in Nienburg-Holtorf. (v.l.n.r.)
Landrat Heinrich Eggers, Kultusminister Lutz Stratmann, amtierender Bgm. Rolf
Warnecke, stellv. Bgm. Hanno Liebtrau und Museumsleiter Dieter Lonchant.
Nienburg. Über 100 „Promis“ aus Politik, Wirtschaft, Verwal-
tung und Kulturleben drängten sich beim traditionellen „Valen-
tins-Empfang“ am Montag, den 13. Februar im OHM an der Ver-
dener Landstraße. Niedersachsens Kultusminister Lutz Stratmann,
der das neue Domizil des Museums und zugleich die Ausstellung
„Preußen: Herrscher, Land und Leute“ eröffnete, war voller An-
erkennung für die Arbeit des OHM. Die Tatsache, daß bedeuten-
de Museen Leihgaben bereitstellen, wertete er als Beweis der
Wertschätzung auch der Fachwelt für die Qualität der Ausstellun-
gen, die im neuen Haus noch eindrucksvoller präsentiert werden
können. In Grußworten betonten Landrat Heinrich Eggers, amtie-
render Bürgermeister Rolf Warnecke und Holtorfs Ortsbürger-
meister Gerhard Munk die feste Einbindung des OHM in das Kul-
turleben von Stadt und Landkreis Nienburg.
Die vom Land Niedersachsen über die Landschaftsverbände neu
gegliederte regionale Kulturförderung schaffe jetzt Möglichkei-
ten, die Arbeit auch kleinerer Kulturträger besser zu unterstützen.
Aus der vorläufigen Bleibe müsse ein dauerhaftes zu Hause er-
wachsen. Ratsvorsitzender Janus Dabrowski, der mit einer Dele-
gation aus der Partnerstadt Bartoszyce (Bartenstein) angereist
war, unterstrich das gute völkerverbindende Miteinander zwi-
schen den Einwohnern beider Städte. Vom gemeinsam geplanten
Aufbau des Regionalmuseums in Bartoszyce erhofft er sich weite-
re fruchtbare Impulse für die Städtepartnerschaft. -nt.
Kultusminister Lutz Stratmann
eröffnete Preußenausstellung im OHM
+ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +
Aus dem OHM-Gästebuch,,Es war wirklich eine tolle gelegenheit hier zubesuchen. Man lernt nicht so was in der Ame-rikanischen Schulen! Sie haben alles wunder-schön zusammengestellt. Alles war wirklichinteresant. Ich wunsche Ihnen alles Gute undviel spass als Sie sammeln weiter."
El{er Spencer Culler, Bountiful, luJAH, VSA
"Bs war sehr interesant, wir haben sehr vielerfahren, wir freuen uns hier gewesen zu sein,vielen Dank für alles."
Deutsche cesellschaFt Olecko (rüher TreuburgOstpreu{3en) - Michaela Dabrowski, Olecko
,,Exhibits beautiful presented and it is all veryinteresting."
Yill farnily, 84rkley, West Yorkshere, Enqland
Wrn BEGRüssEr.tAt*S
NEUE MI-rCIIEDERHermann Bartels (Steimbke), Anton Scher-baum (Liebenau), Günter Winckler (Draken-burg) Udo Tiede, Frtedrich-Wilhelm Gall-meyer, Werner Göllner, Jan-Peter Schicht,und Magdalena Sieling (alle Nienburg).
Neuer Flyerwirbt für das Museum
Erstmals in eigener Regie hat das OHM einenl2seitigen Museumsführer erstellt, der an Ver-eine, Reiseveranstalter und Interessengruppenversandt wird, um für den Besuch des Muse-ums zu werben. Er stellt in Texten und Bilderndie Abteilungen des OHM vor und beschreibtinsbesondere die neue Sonderausstellung
,,Preußen: Herrscher, Land und Leute".Er liest sich wie ein kleines Geschichtsbuch.Vom Ritterorden, den Fürsten Brandenburg-Preußens, ihrem Urnfeld, den Siedlungsgebie-
ten in Osteuropa undden Kolonien wirdberichtet.
Die Krönungs- undResidenzstädte Kö-nigsberg/Ostpreußenund Berlin findenebenso Erwähnung,wie Glanz und Glo-ria des Großbürger-tums und der Wegder in materiellerAbhängigkeit leben-den Arbeiterschaftin die ,,proletarischeRevolution".
m@firToHrgroRIscHES MUSEUM
PRASENTATIONENzvR
GESCHICHTE UND KULTURoER OSTPRoVINZEN
DES EHEMALIGENDEUTSCHEN REICHES
UND DERSIEoLUNGSGEBTETE VON
DEUTSCHEN
SoEderausstellung:
"iotcoben: 9>cnsc6en
2er:6,lurf, 26rtt"
OstdeutschesHeimatmuseum
(oHM)HrsroRlscHEs
MUSEUMRedaktion:
Dieter LonchantKorrektur:
lnge KoslowskiAuflage: 700 Expl.
Anschrift:
NBUS ZBmuNcVerdener Landstr.224
3 1582 Nienburg-HoltorfTel. / Fax:
05021 /91 15 63Die in [rserbriefen oderKommentaren vertrete-nen Auffassungen dek-ken sich nicht unbedingtmit der Meinung derRedaktion.
schöne ;iuros E;b{'s Lrei Ardeisl
5. Jahrg. 2006 / 17 NEUE ZEITUNG Seite 3
Besucher bewerten
das „neue“ OHM
übereinstimmend:
„Größer
und
Schöner“
Wer hätte das gedacht. Allen Unkenrufen zum Trotz, das OHM wird am neuen Standort besser
angenommen als zuvor in der Innenstadt. Die vom Zentrum entfernte Lage an der B 215 im
Nienburger Ortsteil Holtorf erweist sich in keiner Weise als hinderlich – im Gegenteil, sie scheint
extrem besucherfreundlich zu sein. Anders lässt sich der Besucherstrom nicht erklären, der dem Haus
bereits zur Eröffnung, dem „Tag der offenen Tür“ am Sonntag, den 22. Januar, mehr als 500 (!)
Besucher bescherte. Auch die neu eingeführten Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag und Freitag
von 10.00 – 13.00 Uhr, sowie Mittwoch und Sonntag 14.00 – 17.00 Uhr werden überraschend gut
angenommen. Hierbei hilfreich sind die Bushaltestellen vor der Tür für den Stadt- und
Regionalverkehr mit Direktanschlüssen zu Bahnhof und City-Treff und ebenso die günstige
Parkmöglichkeit vor dem Eingangsbereich.
Angetan zeigen sich die Besucher von den neu gestalteten Abteilungen „Brandenburg-Preußen“,
„Ostpreußen / Danzig“, „Pommern / Westpreußen“ und „Schlesien“. Mit neuem Gesicht stellen sich
ebenso vor die Siedlungsgebiete „Ost-Europa“ und „Übersee“, sowie die Sonderausstellungen
„Flucht und Vertreibung“ und „Partnerstadt Bartenstein – Bartoszyce“.
Als besonders günstig erweist sich das wesentlich größere Raumangebot, in dem sich die vielen
Exponate vorteilhafter vorstellen lassen. Der in die Abt. Schlesien integrierte Konferenzraum mit
Teeküche (40 Plätze) und der Vortragssaal (180 Plätze) bringen weitere Vorteile. Bleibt zu hoffen,
daß dem OHM ein längerfristig gesichertes Bleiberecht zugebilligt wird. –nt.
Integriert in die Abteilung „Schlesien“: der Konferenzbereich
Seite 4 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/17
Bildergalerie und seltene Exponate aus der Zeit Friedrich des Großen in
der Abteilung Brandenburg-Preußen im Ostdeutschen Heimatmuseum.
vieren. Berlin machte er zum Mittelpunkt der
Warenproduktion. Bei der ersten Polnischen Tei-
lung (1772) gewann er das Ermland und West-
preußen.
Die von ihm veranlasste Zusammenfassung aller
Rechtsbestimmungen im später veröffentlichten
„Allgemeinen Landsrecht“ brachten beachtliche
Fortschritte in der Rechtspflege.
Das bereits von seinem Vater geübte Prinzip der
Toleranz gegenüber Religionsbekenntnissen war
Bestandteil der Innenpolitik des aufgeklärten
Königs. In Kunst, Wissenschaft und Literatur
wurde Friedrich zum Wegbereiter deutscher
Einigung.
Im Volk genoss er bereits zu Lebzeiten eine hohe
Verehrung. Manfred Schlenke
In den 46 Jahren seiner Regierungszeit hat Fried-
rich II. (* 1712, † 1786) - auch „Friedrich der
Große“ genannt - Leistungen erbracht, die Staat
und Gesellschaft in Preußen nachhaltig geprägt
haben. In drei Kriegen (1740-1742, 1744 -1745,
1756-1763) sicherte er – durch eigenes Verdienst
aber auch vom Glück begünstigt – seinem Land
die wirtschaftlich ertragreiche Provinz Schlesien.
Mit der Besitzergreifung Ostfrieslands (1744) ver-
schaffte er Preußen Zugang zur Nordsee. Als er-
ster europäischer Fürst schloss er 1785 mit den ge-
rade gegründeten Vereinigten Staaten von Ameri-
ka einen völkerrechtlich wegweisenden Handels-
und Freundschaftsvertrag. Er führte ein allgemei-
nes Schulwesen ein, ließ den Oder-Neiße-Bruch
im Zug einer weitsichtigen Siedlungspolitik kulti-
5. Jahrg. 2006/17 NEUE ZEITUNG Seite 5
Wir bieten an: I a Schlesische Wurst
1a lecker Braten warm oder kalt
I a frische Salate
- deftige Suppen mit Einlage
- knusprige Haxen
- kaltes und warmes Buffet
- nach Ihren Wünschen zusammengestellt
Verdener Landstr. 113 – 31582 Nienburg / Holtorf
Telefon. (05021) 41 41 – Fax: (05021) 6 58 27
Paul von Beneckendorff und von
Hindenburg (* Posen, 2. Oktober 1847, †
Familiengut Domäne Neudeck bei Frey-
stadt / Westpreußen, 2. August 1934), bei-
gesetzt am 2. Oktober 1934 in der Gruft
der späteren „Reichsgedenkstätte“ Tannen-
berg. Das Gemälde von Prof. Walter Pe-
tersen „Unser Hindenburg“ zeigt Hinden-
burg als Generalfeldmarschall. (Ausstel-
lung, Abt. Brandenburg-Preußen im OHM)
Paul von Beneckendorff
und von Hindenburg Generalfeldmarschall und Reichspräsident
Hindenburg, kommandierender General der kaiserlichen Armee,
aus Altersgründen 1911 in den Ruhestand versetzt, wurde zu Be-
ginn des 1. Weltkrieges 1914 reaktiviert und nach dem Zusam-
menbruch der deutschen Front in Ostpreußen zum Oberbefehls-
haber der der 8. Armee ernannt. Zusammen mit seinem Stabschef
Ludendorff besiegte er im selben Jahr in einer der größten Ein-
kreisungsschlachten der Weltgeschichte die in Ostpreußen einge-
fallenen zahlenmäßig weit überlegenen Russen bei Tannenberg
und an den Masurischen Seen und gewann als „Befreier Ost-
preußens“ Volkstümlichkeit und Vertrauen.
Zum Chef des Generalstabs aufgestiegen, leitet er bei Kriegsende
1918 den Rückmarsch der geschlagenen deutschen Armeen, legte
sodann den Oberbefehl nieder und zog sich ins Privatleben nach
Hannover zurück. 1925 zum Reichspräsidenten gewählt, übte er
sein Amt, obwohl im inneren Abstand zur Weimarer Republik,
verfassungsgetreu aus.
Am 30. Januar 1933 ernannte er nach langem Zögern - dem Er-
gebnis der Reichstagswahl folgend und unter Einfluss seiner
engsten Umgebung – Adolf Hitler, den Führer der Nationalsozia-
listen zum Reichskanzler.
Nach seinem Tod am 2. August 1934 wurde er im ehem. Tannen-
berg-Nationaldenkmal bei Hohenstein/Ostpreußen beigesetzt. Das
Denkmal wurde aus Sorge vor Schändung durch die Rote Armee
zum Ende des 2. Weltkrieges von deutschen Truppen gesprengt.
Der Sarkophag mit den sterblichen Überresten Hindenburgs
wurde nach Marburg in die dortige Elisabethkirche überführt.
Paul Lindenberg
Fleischerei + Partyservice
Seite 6 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/17
Stahlbau Vieregge GmbH & Co. KG Telefon (05021) 97 46-0 Schipse 6 Telefax (05021) 6 26 25 31582 Nienburg info@stahlbauteam.de
Traditioneller „Valen-
tins - Empfang“ im
OHM: über 100 Reprä-
sentanten aus Politik,
Wirtschaft, Verwal-
tung und Kulturleben
drängten sich am 13.
Februar in den neu
gestalteten Ausstel-
lungsräumen.
Einhelliges Urteil:
„Das OHM hat aus der
Not der Kündigung
eine Tugend gemacht“.
Und: “Dank an die
Sponsoren, Mitarbeiter
und den Vorstand“.
Das Komitee des „Freundeskreises Bartenstein“, das sich um Kon-
takte zur Partnerstadt Bartoszyce (ehem. Bartenstein / Ostpr.) be-
müht, tagte im Februar im OHM. Von den Ressortbeauftragten wur-
den beraten: Tagung der „Deutsch-poln.-Jugend-AG“ (April in
Nienburg), Entsendung von Jagdhorn-Bläsern, Reservisten und einer
Rockband zu den „Bartensteiner Tagen“ (Juni in Bartoszyce), Teil-
nahme poln. Sportler am internationalen Volley-Ball-Tournier in
Nienburg und das vom OHM konzipierte deutsch-poln. Symposium
im November in Nienburg. Auf dem Foto (v.l.n.r.): Dieter Meister
(Jagdhornbläser), Bernd Brieber (Jugend), Dieter Lonchant (Mu-
seum), Peter Goetze (Streitkräfte) und Rosemarie Volger (Landwirte).
Der alljährliche OHM-Kaminabend Ende Dezember fand
wiederum großen Zuspruch. Eingeladen waren diesmal alle
Helfer und Sponsoren, die zum Umzug beigetragen hatten.
Das neue Domizil in Holtorf war zunächst vorgerichtet und
die Räume mit Bilderschienen und Strahlern ausgestattet
worden. Ein großes Wandgemälde (Kurisches Haff) wurde
geschaffen. Dann erfolgte mit 12 LKW-Ladungen der
Transport aller Museumsgüter, darunter über 40 Vitrinen und
12 Stellwände.
Mit der Neugestaltung nach einer überarbeiteten Museums-
konzeption vergingen bis zur Eröffnung über 4 Monate.
5. Jahrg. 2006/17 NEUE ZEITUNG Seite 7
Schlesien:
Von Krummhübel
auf die
Schneekoppe
Blick auf das Riesengebirge, höchster Teil der Sudeten an der Grenze
vom heute polnischen Niederschlesien zur Tschechei. Das Bild zeigt das
Granitmassiv der Schneekoppe und die Riesenbaude. Das Riesengebirge
ist Quellgebiet der Elbe. Bedeutende Wasserkraftwerke wie die
Bobertalsperre versorgen die Region mit Stromenergie.
Das Riesengebirge ist das am schroffsten
ansteigende Mittegebirge. Der kahle, nur
mit Flechten überzogene und mit zahl-
losen Gesteinstrümmern bedeckte Kamm
überragt die Waldgrenze um mehrere
hundert Meter. Wie ein mächtiger Wall
von über 1000 m Höhe baut sich das
Gebirge vor uns auf – ein Anblick, wie er
sich in Mitteleuropa außerhalb der Alpen
sonst nirgends darbietet.
In den Hang des Riesengebirgskammes sind vier runde Kessel (Kare)
eingesenkt, die 250 m tiefen sogenannten Schneegruben. Ihre letzten
Schneereste blinken noch im Hochsommer in die Ebene hinaus, sie
halten sich mitunter sogar bis zum Frühherbst, wenn wieder Neuschnee
fällt.
Der Weg führt von Krummhübel, am Fuße des Gebirges zwischen den
Vorbergen, in einem Tal aufwärts. In etwa 600 Meter Höhe hören die
Felder auf. An ihre Stelle tritt der Wald, der sich zunächst streifenförmig
zwischen die Felder schiebt. Bäche eilen die Höhen herunter.
Der Melzergrund, eine lange Waldschlucht, zieht sich bis dicht an den
steilen Absturz der Schneekoppe hin. Am Ende der Schlucht führt der
Pfad in Windungen zum Gebirgskamm empor.
Die Bäume werden immer zerzauster und niedriger. Bei 1300 m
überschreitet man die Baumgrenze. Auf der Höhe liegen Bergwiesen.
Über dem kurzen Rasen wächst dicht an der Erde Knieholz und bildet
runde Büsche. Hier und dort ragen kahle Felsen über den moorigen
Wiesen empor.
Das weiße, zottige Haar des Teufelsbartes zwischen Moosen und
Steinflechten mahnt an den Berggeist Rübezahl.
Langsam windet sich der Werg aufwärts. Wenn der Nebel sich etwas
lichtet erkennt man auf der 1600 m hohen Gipfelfläche der Schneekoppe
die Wetterwarte mit der runden Kuppel und das Gasthaus. Kalt weht hier
oben der Wind.
Die mittlere Jahrestemperatur ist nur 0 Grad. Für Breslau beträgt sie +
8,5 Grad.
Eine herrliche Aussicht bietet sich. 100 bis 150 km weit schaut man
hinab in das Land ringsum. Wie auf einer Landkarte erscheinen der
schlesische und der böhmische Kamm, dazwischen die Sieben Gründe, in
denen sich die Quellbäche der Elbe sammeln.
Mehr als 1000 m tiefer liegt das grüne Land des Hirschberger Kessels.
5. Jahrg. 2006/17 NEUE ZEITUNG Seite 8
Großbürgertum
und
Proletarische Revolution
Das Großbürgertum genoss Glanz und Gloria der
„Wilhelminischen Epoche“, Wohlstand und Pracht
des höfischen Lebens. Damen und Herren der
besseren Gesellschaft“ gaben sich standesgemäß
von Kopf bis Fuß.
Zur gleichen Zeit gärte es in der in materieller und
sozialer Abhängigkeit lebenden Arbeiterschaft. Sie
forderte gleiche Rechte.
Auf Kaiser Wilhelm I. - dessen Kanzler Fürst von
Bismarck das „Sozialistengesetz“ geschaffen hatte
- und seinen Sohn Friedrich Wilhelm III., den „99-
Tage-Kaiser“, folgte 1888 Kaiser Wilhelm II.
In Erkenntnis der Diskriminierung der Arbeiter-
schaft, die unter Führung von Sozialdemokraten
und Kommunisten aufbegehrte, bemühte sich der
in der Außenpolitik gern säbelrasselnde Hohen-
zoller um inneren Frieden. Bei Ausbruch des 1.
Weltkrieges rief er dem Volk zu: „Ich kenne keine
Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche“.
Die Wandlung Deutschlands vom Agrar- zum
Industriestaat führte zu übervölkerten Städten,
deren Fabriken Arbeit gaben. In den hastig
errichteten Baracken und Mietskasernen mit
Wohnungen, die je Zimmer oft mit 6 und mehr
Personen belegt waren, entwickelte sich Frust.
Niedrige Löhne und hohe Lebenshaltungskosten
führten zur Erbitterung gegen „die da oben“,
zumeist gegen die Werkmeister, die vielfach als
„Antreiber“ verhasst waren und gegen die
„Kapitalisten“, wie die Fabrikherren allgemein
bezeichnet wurden. L. W.
Der Studentischer Zweikampf: Die Mensur. Satis-
faktionsdenken bestimmte das Leben in den
akademischen Kreisen.
Die Titelseite der sozialdemokratischen
Zeitung „DER WAHRE JACOB“ vom
18. April 1914 zeigt die für ihre Rechte
demonstrierenden Frauen.
5. Jahrg. 2006/17 NEUE ZEITUNG Seite 9
Segelschulschiff „Gorch Fock“ (I) nahe der damaligen Lotsensta-
tion im Stadthafen von Stralsund (Vorpommern). Der durch die
vorgelagerte Insel Dänholm geschützte Hafen von Stralsund diente
bereits 1287 als Ankerplatz. Wegen des niedrigen Wasserstandes
konnten größere Schiffe jedoch nicht anlegen. Sie mussten auf
Reede mit Hilfe von Schuten und Prahmen entladen werden.
Das Segelschulschiff wurde 1933 auf der
Hamburger Werft „Blohm & Voss“
gebaut und diente dem in Stralsund
stationierten 1. Schiffs-Stamm-Regiment
zur Ausbildung des Offiziersnach-
wuchses.
Am 30. April 1945 bei der Halbinsel
Drigge gesprengt und versenkt, wurde das
Schiff 1947 auf sowjetischen Befehl geho-
ben und in Rostock und Wismar wieder in-
standgesetzt. Am 15. Juni 1951 stellte die
sowjetische Marine den Großsegler unter
dem Namen „Towarischtsch“ in Dienst.
Die fast baugleichen Schwesterschiffe
„Horst Wessel“ und „Albert Leo Schlage-
ter“ gingen als Reparationsleistungen unter
den Namen „Eagle“ an die USA und „Sa-
gres“ an Portugal. Die „Gorch Fock“ (I)
konnte von einem Hamburger Verein
erworben werben. Am 25. September 2003
kehrte das aufgrund nachlässiger Pflege
stark beschädigte Schiff in seinen
ursprünglichen Heimathafen zurück und
liegt zur Reparatur auf der Stralsunder
Werft im Stadthafen. Ein Verein sorgt für
die völlige Wiederherstellung.
Der nach dem Krieg bei der Bundesmarine
– heute Deutsche Marine – in Dienst ge-
stellte Großsegler „Gorch Fock“ (II) dient
wiederum der Ausbildung des Offiziers-
nachwuchses.
Der Name Gorch Fock war das Pseudonym
des Dichters Johann Kinau (geboren am 22.
8. 1880, gefallen in der Skagerak-Schlacht
am 31. 5. 1916), der in Erzählungen und
Romanen volkstümlich, anschaulich und in
derbem Humor die Welt der Seefahrer und
Fischer, oft in Niederdeutscher Mundart
darstellte. Nach dem Schriftsteller Rudolf
Kinau, Bruder von „Gorch Fock“,
benannte die Stadt Nienburg eine Straße.
Der
Großsegler
„Gorch Fock“
ERB
V
Seite 10 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/17
Landsmannschaften
POMMERN Do. 02. 03. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag
Do. 06. 04. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag
Do. 04. 05. 15.00 Uhr OHM Pommernnachmittag
OST/WESTPREUSSEN–DANZIG
Fr. 17. 03. 15.00 Uhr OHM Schabberstunde
Fr. 21.04. 15.00 Uhr OHM Schabberstunde
Fr. 19. 05. 15.00 Uhr OHM Schabberstunde
Freundeskreise
BERLIN-BRANDENBURG
Di. 28. 02. 15.00 Uhr OHM Fasching
DIEPENAU (Termine und Tagungsort werden noch
bekannt gegeben)
EYSTRUP (VdV) Gasthaus Brinkmann , Eystrup
Sa. 18. 03. 15.00 Uhr Heimatabend
UCHTE Gasthaus Hofmeister, Uchte
Mi. 22. 03. 15.00 Uhr Plaudernachmittag
Mi. 16. 04. 15.00 Uhr Plaudernachmittag
Mi. 17. 05. 15.00 Uhr Plaudernachmittag
Exkursion 2006
2-Tages-fahrt
nach Berlin
Mo. 24./Di. 25. Juli 2006 (geplant)
Museumsinsel – Berliner Dom
Nds. Landesvertretung
Checkpoint Charly
Deutsche Staatsoper
Stadtrundfahrt - Pfaueninsel
Interessenten, bitte anmelden!
Neue Öffnungszeiten: Montag – Freitag 9.30 – 19.00 Uhr, Sonnabend 9.00 – 18.00 Uhr
-Montags-Club
Mo. 27. 03. 15.00 Uhr „Preußen: Herrscher, Land
und Leute“ Vortrag u. Film
Mo. 24. 04. 15.00 Uhr „Allradabenteuer Namibia“
„Bwana Tucke Tucke“ (Car-
sten Möhle) berichtet
Berliner Dom, erbaut 1894-1905 von Kaiser Wilhelm II.
5. Jahrg. 2006/17 NEUE ZEITUNG Seite 11
.
Tipps
vom
Fach:
Chefköchin
Teresa
Lonchant
Der stellt vor:
Berliner Erbsen
mit
Ohr und Schnauze
Berliner Erbsen sind seit Generationen
eine Berliner „Institution“ – ebenso wie die
Bierlokale von „Aschinger“, in denen
dieser Eintopf schon frühmorgens zu haben
war. Dazu gab es noch bis in die 50er Jahre
des vorigen Jahrhunderts kostenlos so viel
Schrippen wie man haben wollte.
Zutaten: Fleisch von ½ gepökeltem Schweinekopf
(Ohr, Backe, Schnauze), 250 g gelbe Erbsen, 2
Zwiebeln, 1 Lorbeerblatt, 2 Nelken, einige Pfeffer-
und Gewürzkörner, 1 Bund Suppengrün, 2 Kartof-
feln, Salz, 2 Esslöffel gewürfelter Speck oder
Schmalz, 1 Teelöffel Majoran.
Anwendung: Zunächst das Fleisch über Nacht wäs-
sern, sowie die gelben Erbsen über Nacht einwei-
chen. Fleisch mit 1 ½ Liter aufsetzen, 1 Zwiebel ab-
ziehen und in Würfel schneiden, mit Lorbeerblatt,
Nelken sowie Pfeffer- und Gewürzkörnern in den
Topf geben und alles etwa 1 ½ Stunden weich
kochen.
Dann das Fleisch aus der Brühe nehmen, in Würfel
schneiden und warm stellen. Die Erbsen in der
durchgesiebten Schweinebrühe weich kochen, das
geputzte und gewaschene Suppengrün und die ge-
schälten Kartoffeln zu den Erbsen geben. Nochmals
½ Stunde kochen lassen und mit Salz abschmek-
ken. Sodann die andere Zwiebel abziehen, würfeln
und mit zerlassenem Speck oder Schmalz goldbraun
anbraten. Mit Majoran und dem gewürfelten Fleisch
zu der Suppe geben. Sehr gern nimmt man auch
Spitzbein oder Würstchen. Die Suppe in einer Ter-
rine mit frischen Schrippen (Brötchen) servieren.
„Aschinger“ am Alexanderplatz im Jahre 1909
ProSENIS Service
gem. GmbH
Senioren- und Blindeneinrichtungen
www.prosenis.de
Seniorensitz
Parkhaus
Hannoversche Str. 34-36 31582 Nienburg
Tel: 05021-7088
Fax: 05021-61849 Email: senioreneinrichtung-
nienburg @ prosenis.de
Seniorendomizil
„Im Meerbachbogen“
Im Meerbachbogen 20
31582 Nienburg Tel: 05021-887828
Fax: 05021-887822 Email: senioreneinrichtung-
meerbachbogen @ prosenis.de
Seite 12 NEUE ZEITUNG 5. Jahrg. 2006/17
Der betagte Fuhrpark der Feuerwehr Bartoszyce / Bartenstein
hat Bedarf an brauchbarem Ersatz. Zu günstigen Konditionen
will Nienburgs Feuerwehr helfen. Gerade wird hier das Fahr-
zeug „FL 8“ mit einer Feuerlöschkreiselpumpe ausgemustert,
das trotz seiner 32 Jahre und bei nur 75.000 Kilometerleistung
noch voll einsatzfähig ist. Fachleute meinen: es kann noch gut
12 Jahre Dienste leisten.
Feuerwehrkommandant Leonard Boiwko war mit dem dorti-
gen Stadtkämmerer Jaroslaw Sielawa und Ratsvorsitzendem
Janusz Dabrowski erschienen, um nach Begutachtung in
Kaufverhandlungen einzutreten. Ratsherr Dr. Ralf Weghöft
und Museumsleiter Dieter Lonchant, beide Sprecher des
„Freundeskreises Bartenstein“, hatten die Kontakte zu Bartos-
zyce hergestellt. Stadtbrandmeister Ellermann stellte nicht nur
das Fahrzeug vor, sondern übernahm auch eine Führung durch
Nienburgs Feuerwehr-Hauptwache am Berliner Ring.
Dr. Ralf Weghöft und die poln. Gäste besichtigen das Löschfahrzeug
Feuerwehr Bartoszyce will
Löschfahrzeug aus Nienburg
Ratsvorsitzender Janusz Dabrowski, Leiter
der poln. Delegation aus Bartoszyce / Barten-
stein, die vom 11.- 14. Februar in Nienburg
zu Beratungen weilte, überbrachte Grüße von
Stadtverwaltung und Rat. Teresa Lonchant
zeichnete verantwortlich für die Organisation
und managte das Programm in Nienburg.