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Seminararbeit: SE Fachdidaktisches Seminar
Modul (aus L4): Eros et Amor
Bereich: Große Liebende und ihr
Schicksal
Name: Verena Penz
Matrikelnummer: 1107863
Lehrveranstaltung: SE Fachdidaktisches Seminar (WS2013/14)
LV-‐Leiter: Mag. Friedrich Fassler
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
2
Inhaltsverzeichnis:
Einleitung ............................................................................................................................... 3-‐6
1) Zu den Texten und Schulbuchseiten ..................................................................... 3-‐4
2) Ziele ..................................................................................................................................... 4-‐6
3) Aufbau der Seminararbeit ............................................................................................. 6
Bibliographie .........................................................................................................................6-‐7
Schulbuchseiten ............................................................................................................. 8 -‐ 21
Maturaaufgaben ........................................................................................................... 22 -‐ 25
Lösungen ........................................................................................................................... 26-‐33
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
3
Einleitung:
In dieser Seminararbeit für die Lehrveranstaltung „SE Fachdidaktisches Seminar“ wird
das Thema „Große Liebende und ihr Schicksal“ kompetenzorientiert aufgearbeitet.
Dieses Thema kann im Kurzlatein ein möglicher Unterpunkt für das Modul „Eros et
Amor“ sein und bietet meiner Meinung nach viele Übungen für den
kompetenzorientierten Bereich an.
1) Zu den Texten und Schulbuchseiten:
Ich habe die Texte ausgewählt, da sie meiner Meinung nach äußerst wertvoll für den
Lateinunterricht sind. Das Interessante liegt vor allem in der Substanz der
Einzelgeschichte, die trotz der Verknüpfung mit der vorhergehenden und nachfolgenden
Geschichte eine sprachlich und inhaltlich in sich geschlossene Aussageeinheit darstellt.
Der Mythos ist ein Aspekt der menschlichen Kultur, und da Bildung zuerst als
Vermittlung von Kulturerfahrung verstanden wird, kann auf die Beschäftigung mit dem
Mythos nicht verzichtet werden. Der Mythos ist sozusagen auch im Bereich der Schule
„unüberwindlich“. 1 „Der Lateinunterricht bringt den antiken Mythos nahezu in seiner
originären Form zur Anschauung und erreicht sehr viele Schüler.“2 Außerdem ist die
Lektüre von Ovids Metamorphosen z.B. eine gute Voraussetzung, wenn man im
Musikunterricht die Geschichte der Oper oder im Kunstunterricht Relieftechniken in der
Rezeption von Mythen erarbeitet. 3
Bei der Gestaltung der Arbeitsaufgaben habe ich mich vor allem an „Texterschließung.
Ein Hand-‐ und Übungsbuch zu den Kompetenzbereichen“ von Renate Oswald (u.a.) 4
orientiert. Ich habe insgesamt zwei Texte im Umfang von 248 Wörtern für den Bereich
„Große Liebende und ihr Schicksal“ ausgewählt. Bei beiden Texten handelt es sich um
tragische Liebesgeschichten aus den Metamorphosen des Ovid. Der erste Text im
1 Maier, F., Lateinunterricht zwischen Tradition und Fortschritt. Band 3. Zur Praxis 2 Maier, F., Lateinunterricht zwischen Tradition und Fortschritt. Band 3. Zur Praxis des lateinischen Lektüreunterrichts, Bamberg 2 1988, 168. 3 Hey, G., Kompetenzorientiertes Lernen im Lateinunterricht. In: Maier, F., Westphalen, K. (Hrsg.), Lateinischer Sprachunterricht auf neuen Grundlagen I (Auxilia 59. Unterrichtshilfen für den Lateinlehrer), Bamberg 2008, 100-101. 4 Oswald, R., Texterschließung. Ein Hand- und Übungsbuch zu den Kompetenzbereichen, Wien 2011.
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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Umfang von 143 Wörtern erzählt die Geschichte von Pyramus und Thisbe (Ovid. Met. 4,
142-‐166)5, die aufgrund unglücklicher Umstände Selbstmord begehen.
Der zweite Text im Umfang von 105 Wörtern behandelt die Geschichte von Orpheus und
Eurydike (Ovid Met. 10, 48-‐63)6, die bei ihrer Hochzeit durch einen tödlichen
Schlangenbiss voneinander getrennt werden.
Die Informationen zu den Metamorphosen bzw. den Themen in den Schulbuchseiten
habe ich aus mehreren Werken entnommen (siehe Bibliographie auf Seite 7 unter Punkt
2).
2) Ziele:
Welche Kompetenzen bzw. Ziele sollen mit den Texten und Aufgabenstellungen
erreicht werden?
„Kompetenzen beschreiben grundlegende Fähigkeiten, die in einem längeren Lernprozess
aufgebaut und Schritt für Schritt erweitert werden und so Ergebnisse eines <kumulativen
Lernprozesses> sind.“ 7
Textkompetenz & Sachkompetenz: Mithilfe der Aufgabe zum Gliedern des Textes auf
Seite 17 möchte ich sicherstellen, dass die SchülerInnen es selbständig schaffen, einen
Text sinngemäß in passende Abschnitte zu teilen und Überschriften zu finden. Die
Paraphrase-‐Aufgaben auf Seite 13/14 und 18 sollen den SchülerInnen helfen, den Text
zu verstehen und den logischen Ablauf eines Textes erklären zu können,8 während sie
anhand der Aufgaben zur Stilmittelsuche auf Seite 13 und 17 in der Fähigkeit geschult
5 Kautzky, W., Medias In Res! 7-‐8. Texte: Mythos, Liebe und Humor. Linz 2010, S. 18. Außerdem: Klug, J., Kurz, R., Zins, I., LEGE ET INTELLEGE. Lateinische Textsammlung (Teil 1) für den Unterricht in der 7. und 8. Klasse (Kurzform: vierjähriges Latein), Wien 2009, S. 126. 6 Kautzky, W., Medias In Res! 7-‐8. Texte: Mythos, Liebe und Humor. Linz 2010, S. 20. 7 Hey, G., Kompetenzorientiertes Lernen im Lateinunterricht. In: Maier, F., Westphalen, K. (Hrsg.), Lateinischer Sprachunterricht auf neuen Grundlagen I (Auxilia 59. Unterrichtshilfen für den Lateinlehrer), Bamberg 2008, 102. 8 Kuhlmann, P., Lateinische Literaturdidaktik. In: Markus Janka u.a. (Hrsg.), Studienbücher Latein. Praxis des altsprachlichen Unterrichts, Bamberg 2010, 34.
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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werden sollen, Stilmittel erkennen und ihre Funktion erklären zu können. 9 Indem die
SchülerInnen Grundwörter für heutige Fremd-‐ und Lehnwörter auf Seite 13 auflisten,
soll ihnen bewusst werden, wie sehr Latein in der heutigen Sprache noch präsent ist.
Das Auflisten von Konjunktiven zielt darauf ab, dass die SchülerInnen sich intensiver mit
der gelernten Grammatik und dem vorliegenden Text auseinandersetzen. Die
Rechercheaufgabe auf Seite 18 dagegen soll SchülerInnen dazu befähigen, eigenständig
Informationen zu behandelten Texten und Themen zu suchen.10
Vergleich: Auf Seite 17/18 werden die SchülerInnen dazu aufgefordert, den
Ausgangstext mit einer Plastik von Rodin zu vergleichen, wodurch beabsichtigt wird,
dass sie den Originaltext genau betrachten bzw. lesen. Das soll zu einer Vertiefung des
sprachlichen und inhaltlichen Verständnisses führen. 11
Metrik: Bei der Arbeitsaufgabe auf Seite 17 steht nicht das Beherrschen der Metrik im
Vordergrund – da es ja auch im vierjährigen Latein nicht verlangt wird –, sondern nur,
dass den SchülerInnen im Zuge des Textes zu Pyramus und Thisbe ein Mal die
Möglichkeit gegeben ist, die Metrik kennenzulernen, sich damit auseinanderzusetzen
und deren Funktion zu verstehen, da die Behandlung des Metrums auch aufgrund des
unterschiedlichen Klangeindrucks, der je nach metrischer Struktur entsteht, wichtig ist.
Außerdem stellt ja das Metrum das gattungskonstitutive Merkmal von Lyrik (neben dem
Umfang) dar. 12
Kreativität: Da Kreativität schon seit langer Zeit zu einem hohen Lernziel geworden ist,
wollte ich z.B. mit dem Dialog zwischen den Eltern von Pyramus und Thisbe (Seite 13)
genau jene Fähigkeit fördern, da Schule lehren muss, „produktiv-‐kreativ zu sein“. 13
Außerdem lässt sich diese Aufgabe auch gut als Auflockerung des Unterrichts
einbringen, da es keine einschränkenden Vorgaben zur Bewältigung dieser Aufgabe gibt.
9 Kuhlmann, P., Lateinische Literaturdidaktik. In: Markus Janka u.a. (Hrsg.), Studienbücher Latein. Praxis des altsprachlichen Unterrichts, Bamberg 2010, 34. 10 Kuhlmann, P., Lateinische Literaturdidaktik. In: Markus Janka u.a. (Hrsg.), Studienbücher Latein. Praxis des altsprachlichen Unterrichts, Bamberg 2010, 35. 11 Maier, F., Lateinunterricht zwischen Tradition und Fortschritt. Band 3. Zur Praxis des lateinischen Lektüreunterrichts, Bamberg2 1988, 146. 12 Kuhlmann, P., Lateinische Literaturdidaktik. In: Markus Janka u.a. (Hrsg.), Studienbücher Latein. Praxis des altsprachlichen Unterrichts, Bamberg 2010, 73. 13 Fink, G., Maier, F., Konkrete Fachdidaktik Latein L2, München 1996, 138.
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Die SchülerInnen können ihre ganze Kreativität „walten“ lassen. Im Weiteren kann man
diese beiden Texte z.B. im Rahmen einer Schulaufführung als Theaterstück aufführen
lassen, wodurch wiederum die Kreativität der SchülerInnen gefordert wird.
3) Aufbau der Seminararbeit:
Nach dieser Einleitung folgt die Bibliographie zu meiner Arbeit. Im Anschluss an diese
folgen die Schulbuchseiten, in denen Informationen zu den Texten und verschiedene
Aufgabenstellungen enthalten sind, und dann die Maturaaufgaben. Bei diesen wurden
die Forderungen des Bildungsministeriums für Unterricht und Kunst und Kultur14
umgesetzt. Am Ende werden schlussendlich die Lösungen sowohl zu den
Aufgabenstellungen der Schulbuchseiten als auch zu den Maturaaufgaben gegeben.
Bibliographie:
1) Zur Einleitung:
Sekundärliteratur:
Fink, G., Maier, F., Konkrete Fachdidaktik Latein L2, München 1996.
Hey, G., Kompetenzorientiertes Lernen im Lateinunterricht. In: Maier, F.,
Westphalen, K. (Hrsg.), Lateinischer Sprachunterricht auf neuen Grundlagen I
(Auxilia 59. Unterrichtshilfen für den Lateinlehrer), Bamberg 2008.
Kuhlmann, P., Lateinische Literaturdidaktik. In: Markus Janka u.a. (Hrsg.), Studienbücher
Latein. Praxis des altsprachlichen Unterrichts, Bamberg 2010.
Maier, F., Lateinunterricht zwischen Tradition und Fortschritt. Band 3. Zur Praxis des
lateinischen Lektüreunterrichts, Bamberg 2 1988.
Internetquellen:
14 Bildungsministerium für Unterricht, Kunst und Kultur: Die kompetenzorientierte Reifeprüfung: Latein und Griechisch: http://www.bmukk.gv.at/medienpool/21679/reifepruefung_ahs_lflg.pdf (abgerufen am 2.12.13 um 19:26).
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• Bildungsministerium für Unterricht, Kunst und Kultur:
http://www.bmukk.gv.at/medienpool/21679/reifepruefung_ahs_lflg.pdf
2) Texte und Informationen in den Schulbuchseiten: Primärliteratur:
Ovid: Metamorphosen. Lateinisch/Deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Michael
von Albrecht, Stuttgart 1994, 961-‐962.
Sekundärliteratur:
Glas, R., Zedrosser, U., Ewige Liebe (Latein Lektüre aktiv!), Wien 2004, 61.
Grobauer, F-‐J. u.a., Expressis Verbis. Eine Reise durch die Welt des Latein, Graz 2012, 71,
83-‐85.
Kautzky, W., Medias In Res! 7-‐8. Texte: Mythos, Liebe und Humor. Linz 2010, 18 -‐ 21.
Klug, J., Kurz, R., Zins, I., LEGE ET INTELLEGE. Lateinische Textsammlung (Teil 1) für den
Unterricht in der 7. und 8. Klasse (Kurzform: vierjähriges Latein), Wien 2009, 126-‐127.
Oswald, R., Texterschließung. Ein Hand-‐ und Übungsbuch zu den Kompetenzbereichen,
Wien 2011.
Internetquellen:
• Zur Metrik:
http://www2.uni-‐erfurt.de/renzi/latein/metrik/
• Vergleichstext (Vergil, Georgica 4, 453-527): http://home.schule.at/cometo/latein-‐griechisch/html/orpheus_und_eurydike_interpretation.htm
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Modul: Eros et Amor
Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
Verena Penz
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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Der Dichter Publius Ovidius Naso (43 v. – 17 n. Chr.) verfasste sein Hauptwerk, das Epos
„Metamorphosen“ („Verwandlungen“), kurz nach der Zeitenwende. In fast 12.000
Versen, verteilt auf 15 Bücher, erzählt er rund 250 Verwandlungsgeschichten. Sehr oft
wird dabei ein Brauch oder ein Naturphänomen erklärt. Es kommt auch vor, dass die
Personen, die verwandelt werden, die Gestalt erhalten, die am besten zu ihnen passt.
Das eigentliche Thema der Metamorphosen ist der Mensch, der von Liebe, Tod und Leid
bestimmt ist. Vom Fortwirken der Metamorphosen zeugen bis heute unzählige Werke
der Literatur, Musik und bildenden Kunst.
Beispiele für die Metamorphosen:
Lykaon: Lykaon soll Zeus das Fleisch eines Gefangenen, teils gekocht und teils geröstet,
vorgesetzt haben. Zeus lässt daraufhin das Dach einstürzen und verwandelt den
fliehenden Lykaon in einen Wolf.
Apollon und Daphne: Apollon verspottet den
Liebesgott, der sich an ihm rächt, indem er einen
Liebespfeil mit einer goldenen Spitze auf ihn und einen
mit bleierner Spitze auf Daphne abschießt. Apollon
verliebt sich unsterblich in Daphne, während diese für
jene Liebschaft unempfänglich wird. Apollon folgt
Daphne solange, bis Daphne ihren Vater anfleht, sie zu
verwandeln. Ihr Wunsch geht in Erfüllung: sie wird ein Lorbeerbaum. Der Lorbeer ist Apollon seither heilig.
Hyakinthos: Hyakinthos erregt die Aufmerksamkeit von Apollon. Beim Diskuswerfen
kommt es zu einem Unfall: Apoll trifft Hyakinthos aus Versehen mit dem Diskus und
tötet ihn so. Aus dem Blut lässt der trauernde Apollon eine Blume entstehen, deren
Blütenblätter jeweils den Klageruf („AI“) bilden.
Apollon et Daphnée, John William Waterhouse
Inform
ationen
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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Weltzeitalter: Das goldene Zeitalter
ist ein idealer Urzustand, das silberne
Zeitalter bezeichnet schon einen
Niedergang. Es folgt das eherne
Zeitalter und dann das schlechteste
der Zeitalter: das eiserne Zeitalter.
Außerdem erscheint bei Ovid im
Gegensatz zu Hesiod kein Zeitalter der
Heroen -‐ es sind also vier Zeitalter bei
Ovid.
Deukalion und Pyrrha: Die Menschen sind so verdorben, dass Zeus beschließt, die
Menschen des Ehernen Zeitalters mit einer großen Flut zu töten. Nur Deukalion und
Pyrrha überleben dabei. Das Orakel von Themis sagt ihm, dass er die Knochen seiner
Mutter über die Schulter werfen müsse, um die Erde wieder zu bevölkern. Nachdem sie
den Hinweis verstanden haben, werfen sie daher Steine über ihre Schultern. Es
entstehen daraus Menschen. Pyrrhas Steine werden zu Frauen, während Deukalions zu
Männern werden.
Phaeton: Epaphos, der Sohn der Io und
Jupiters, meint, Phaeton stamme nicht
von Sol ab, aber Phaetons Mutter
versichert ihm, dass Sol sein Vater sei.
Sie rät ihm, den Vater aufzusuchen, um
einen Beweis zu haben. Sol verpflichtet
sich durch einen Eid, dem Sohn ein
Geschenk seiner Wahl zu gewähren. Der
wünscht sich, den Sonnenwagen lenken
zu dürfen, was gänzlich schief geht, denn die
Erde geht in Flammen auf und Phaeton kann den Wagen nicht mehr lenken. Erst Zeus
kann das Unglück durch einen Blitz beenden, wobei aber Phaeton stirbt. Seine
Schwestern trauern um ihn und werden in Pappeln verwandelt, von denen Tränen in
Form von Pflanzenharz herabtropfen. Auch der Freund Cycnus trauert so sehr, dass er
Der Sturz des Phaethon, Peter Paul Rubens
Das Goldene Zeitalter, Lucas Cranach der Ältere
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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Pyramus und Thisbe, Mosaik aus Paphos
von Apoll in einen Schwan verwandelt wird.
Die Geschichte von Pyramus und Thisbe kommt in einem
Bericht für eine Feier zu Ehren des Gottes Bacchus vor. In
diesem erzählen die Töchter des Minyas verschiedene
Liebesgeschichten.
Pyramus und Thisbe sind ein Liebespaar im fernen
Babylon und bewohnen benachbarte Häuser. Da ihre
Väter verfeindet sind und ihnen die Verbindung
untersagen, versuchen sie durch einen Spalt in der Mauer miteinander zu sprechen und
machen sich aus, gemeinsam in der Nacht zu fliehen. Als Treffpunkt machen sie sich
einen Maulbeerbaum aus. Thisbe erreicht früher als Pyramus den Treffpunkt. Dort sieht
sie eine Löwin mit blutigem Maul, flieht vor dieser und verliert dabei den Schleier, den
die Löwin zerreißt und mit Blut verschmiert. Pyramus findet den Schleier und glaubt,
Thisbe sei tot und stürzt sich ins Schwert. Thisbe kehrt zurück und findet den toten
Pyramus:
Ovid. Met. 4, 142 ff.: 5
„Pyrame,“ clamavit, „quis1 te mihi casus ademit?
Pyrame, responde! Tua te carissima Thisbe
nominat; exaudi vultusque2 attolle iacentes!“
Ad nomen Thisbes oculos a morte gravatos
Pyramus erexit3 visaque recondidit illa.
Quae postquam vestemque suam cognovit et ense
vidit ebur4 vacuum, „Tua te manus“ inquit
„amorque
perdidit, infelix! Est et5 mihi fortis in unum
hoc6 manus, est et amor: dabit hic in vulnera vires.
1 quis = qui 2 vultus ... iacentes: poet. Plur. 3 erigo 3, -rexi, -rectus = aufschlagen, öffnen 4 ebur, -oris n. = (aus Elfenbein gefertigte) Schwertscheide
5 et = etiam
6 in unum hoc = nur dafür, zu diesem einzigen Zweck
Text & Kom
mentar
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12
10
15
Persequar extinctum letique miserrima dicar
causa comesque tui: quique a me morte revelli
– heu! – sola poteras, poteris nec morte revelli.
Hoc7 tamen amborum verbis estote8 rogati,
o multum miseri9, meus illiusque parentes10,
ut, quos certus amor, quos hora novissima11 iunxit,
conponi12 tumulo non invideatis eodem.
7 hoc = darum (Objekt zu „rogati“) 8 estote! = ihr sollt sein (Imperativ II) 9 multum miseri = miserrimi 10 parentes = patres 11 novissimus, -a, -um = letzter 12 conpono 3, -posui, -positus = beisetzen, bestatten
Aber Du Baum, der du mit deinen Ästen den Körper eines einzelnen bedauernswerten
bedeckst, bald wirst Du zwei bedecken, bewahre die Zeichen des Blutes und trage als
Zeichen des Todes immer dunkle, der Trauer angepasste Früchte, als Andenken an
zweifach vergossenes Blut!“
20
Dixit et aptato14 pectus mucrone sub imum15
incubuit ferro, quod adhuc a caede tepebat.
Vota tamen tetigere16 deos, tetigere parentes;
nam color in pomo est, ubi permaturuit, ater.
Quodque rogis superest, una requiescit in urna.
14 apto 1 = ansetzen 15 pectus ... sub imum = unten an der Brust 16 tetigere = tetigerunt
26 color in pomo ... ater: Laut Ovid waren die Früchte des Maulbeerbaumes
ursprünglich weiß.
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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Arbeitsaufgaben:
• Sammeln und Auflisten: Finde in beiden Texten die Wurzeln für folgende Fremd– bzw.
Lehnwörter und trage die entsprechenden Textzitate in die Tabelle ein.
• Liste drei verschiedene Stilfiguren aus den Versen 11 – 19 auf:
Verfasse einen (fiktiven) Dialog zwischen den beiden Familien, in dem es um die
Folgen des Todes ihrer Kinder geht.
Wie verhalten sich die Eltern nach dem Tod von Pyramus und Thisbe?
Können sich die beiden Familien versöhnen?
Skandiere die Verse 17 – 19 und versuche aus dem Verhältnis der Spondeen zu den
Daktylen Rückschlüsse auf die Stimmungslage des Textes zu ziehen. Benutze dazu als
Hilfe die Informationen zur Metrik.
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• Fasse den Inhalt der Textstelle mit möglichst wenigen Worten zusammen!
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Gravitation Mortalität
Monokel Extinktion
Maniküre letal
Arbeitsaufgaben
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
14
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William Shakespeare: „Ein Sommernachtstraum“ (1595): Bei einer Hochzeitsfeier im
Hause des Herzogs von Athen, Theseus, führen Handwerker das Stück „Pyramus und
Thisbe“ als parodistische Rüpelszene auf.
Andreas Gryphius: „Herr Peter Squentz“ (1663): Auch in dieser Barockkomödie bringt
eine Gruppe von Handwerkern die Liebesgeschichte von Piramus und Thisbe zur
Aufführung.
William Shakespeare: „Romeo und Julia“ (1595): Die jeweils einzigen Kinder der
mächtigen Familien Montague und Capulet in Verona verlieben sich ineinander. Doch
die beiden Familien sind seit langem verfeindet. Julia, die einen anderen Mann heiraten
soll, nimmt einen Schlaftrunk zu sich und wird in einen todesähnlichen Zustand versetzt.
Romeo findet sie so und glaubt, sie sei tot. Daraufhin nimmt er sich das Leben. Erst jetzt
versöhnen sich die Familien.
Christoph Willibald Gluck komponierte die Oper „Pyramus und Thisbe“ (1746).
Leonard Bernstein: „West Side Story“
(1959): Hier wird auch das Thema „verbotene
Liebe“ behandelt. Die verfeindeten Familien
sind zwei rivalisierende Straßenbanden in
New York, die „Jet“ und die „Sharks“. Auch hier
endet die Liebe der beiden Hauptfiguren Tony
und Maria tragisch durch die blutigen
Auseinandersetzungen.
hier West Side Story: Tony und Maria
Rezeption
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
15
Die Hochzeit von Orpheus und Eurydike steht bevor. Aber als Eurydike über die
Wiese geht, wird sie von einer Schlange gebissen, woraufhin sie stirbt. Orpheus
trauert um sie und beschließt in die Unterwelt zu gehen und das Herrscherpaar der
Unterwelt durch ein Lied zu überreden, ihm Eurydike zurückzugeben. Dieses ist
gerührt und erlaubt ihm, Eurydike zurück ins Leben zu nehmen. Es gibt aber eine
Bedingung:
Ovid Met. 10, 48 ff.
5
10
15
Eurydicenque vocant: umbras1 erat illa recentes
inter et incessit passu de vulnere tardo.
Hanc simul et legem2 Rhodopeius accipit heros3,
ne flectat retro sua lumina4, donec Avernas
exierit valles; aut inrita dona futura5.
Carpitur6 adclivis per muta silentia trames,
arduus, obscurus, caligine densus opaca,
nec procul afuerunt telluris margine summae:
hic, ne deficeret, metuens avidusque videndi
flexit amans oculos, et protinus illa relapsa est,
bracchiaque intendens prendique et prendere
certans
nil nisi cedentes infelix arripit7 auras.
Iamque iterum moriens non est de coniuge
quicquam
questa suo (quid enim nisi se quereretur
1 umbras...recentes inter = inter recentes umbras 2 lex, legis f. = hier: Bedingung 3 Rhodopeius heros = „der thrakische Held“ (à Orpheus) 4 lumen, -‐inis n. = hier: Blick 5 inrita dona futura = „das Geschenk werde ungültig“ 6 carpo 3 carpsi, carptum = zurücklegen 7 arripio M, arripui, arreptum = erhaschen 8 amatam: erg. esse
Text & Kom
mentar
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
16
amatam8?)
supremumque 'vale,' quod iam vix auribus ille
acciperet, dixit revolutaque9 rursus eodem10 est.
9 revolvo 3, -‐volvi, -‐volutum = pass. zurücksinken 10 eodem = an denselben Ort
1 umbras ... recentes: Eurydike ist erst vor kurzem verstorben. Deshalb befindet sie sich
unter den „neuen“ Schatten der Unterwelt (damit sind die Seelen gemeint).
3 Rhodopeius heros: Rhodope ist eine Bergkette in Thrakien, die auf der östlichen
Balkanhalbinsel liegt. Dies ist die Heimat des Orpheus.
4 Avernas valles: Mit diesem Ausdruck ist der Eingang der Unterwelt beim Averner See
gemeint, der in der Nähe von Neapel liegt.
Die Geschichte des Orpheus in der Unterwelt ist schon sehr alt. Das beweisen antike
Darstellungen. Schon Vergil erzählte vor Ovid die Orpheusgeschichte. Er nannte die
Liebe als eine zerstörerische Kraft, der Orpheus unterlag. Ovid setzt aber andere
Akzente. Orpheus findet nach seinem Tod im Elysium doch noch zu seiner Eurydike.
Orpheus war nicht der einzige, der seine Geliebte in der Unterwelt traf: in Vergils Aeneis
trifft Aeneas im 6. Buch in der Unterwelt auf Dido, die Selbstmord begangen hatte, da
Aeneas sie verlassen hatte, um nach Italien zu segeln.
Das Nachleben des Orpheusmythos ist sehr
reichhaltig, wie die folgenden Beispiele zeigen:
Musik: Opern von Monteverdi, Gluck, Haydn
und die Operette von Offenbach.
Bildende Kunst: Gemälde von Tintoretto und
Rubens, Plastik von Rodin
Literatur: Rilke im Bereich Lyrik, Anouilh im
Inform
ation & Rezeption
Orpheus und Eurydike, Rubens
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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Bereich Drama
Film: Orfeu negro (1959, Regie: Marcel Camus)
Arbeitsaufgaben:
• Sammeln und Auflisten: Wie viele Konjunktive kannst du in dem Text vorfinden? Gib
diese gemeinsam mit der Zeilenangabe und deren Zeit an!
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• Sammeln und Auflisten: Liste vier verschiedene Stilmittel auf!
• Gliedere den Text in Sinnabschnitte und finde jeweils eine passende Überschrift.
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• Vergleichsmedium: Vergleiche den Text mit der Plastik von A. Rodin auf der
nächsten Seite. Welche Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten lassen sich hier finden?
Welcher Moment ist dargestellt? Analysiere Gestik und Mimik der Figuren!
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Arbeitsaufgaben
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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• Kommentiere den Text anhand folgender Leitfragen:
Ø Aus welchem Grund dreht sich Orpheus um?
Ø Wie reagiert Eurydike, als Orpheus sich unerlaubterweise umdreht?
Ø Was wollte Ovid deiner Meinung nach mit der Geschichte von Orpheus und
Eurydike aussagen?
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• Recherchiere den weiteren Verlauf der Geschichte und suche jeweils zwei
Liebesgeschichten mit glücklichem und traurigem Ende (Märchen, moderne Literatur, klassische Literatur, ...) und informiere dich kurz über den Inhalt der Geschichten!
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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Der daktylische Hexameter besteht aus sechs Versfüßen, deren letzter ein Spondeus
-‐ -‐ oder Trochäus – u ist. In den ersten vier Füßen kann statt eines Daktylus – u u
regelmäßig ein Spondeus eintreten, im fünften Fuß nur selten. Während viele
Daktylen dem Vers ein eher fröhliches Gepräge geben und z.B. lebhafte Bewegung
signalisieren, vermittelt ein Vers mit vielen Spondeen Schwerfälligkeit, Schwermut
und Trauer.
• Wenn auf die Verschlußlaute (lat. "Muta" von mûtus a um) "p", "b"; "t", "d"; "k",
"g" die Fließlaute (lat. "Liquida" von liquidus, a, um) "l" oder "r" folgen, wird die
Silbe im Vers meist kurz, seltener lang gemessen.
• Der Buchstabe "h" gilt nicht als Konsonant und erzeugt daher keine
Positionslänge.
• Die Kombination "qu" erzeugt keine Positionslänge.
• Der Buchstabe "x" gilt als Doppelkonsonant ("ks" bzw. "gs").
Die Regeln:
Naturlange und von Natur kurze Silben:
• Eine Silbe gilt als lang, wenn hinter dem Vokal der Silbe mindestens zwei
Konsonanten folgen (die nicht zum selben Wort gehören müssen), wenn der
Vokal der Silbe ein Diphthong ist (ae, au, ei ...) oder wenn die Silbe von Natur aus
lang gesprochen wird (z.B. natura).
• Kurz ist ein Vokal in der Regel dann, wenn auf ihn ein weiterer Vokal folgt:
Vocalis ante vocalem corripitur. – Vokal vor Vokal wird gekürzt. Ausnahmen zu
dieser Regel finden sich: a) in griechischen Lehnwörtern und Eigennamen wie
z.B. " ". b) Der in der Prosa lang gemessene Genitiv auf "-‐îus" der Pronomina
"ille", "iste", "ipse" und der Pronominaladjektive "ûter", "alter", "ûnus", "tôtus"
Zur Metrik
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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etc. wird in der Dichtung bald lang, bald kurz gemessen.
• Alle anderen Vokale können sowohl lang als auch kurz sein. Auskunft gibt in
Zweifelsfällen ein Wörterbuch. Hilfreich ist es zudem, wenn man die Quantitäten
der Deklinations-‐ und Konjugationsendungen kennt.
Elision: Wenn ein Wort vokalisch auslautet (+m) und das nächste mit einem Vokal oder
einem "h" beginnt, wird der auslautende Vokal nicht gesprochen (elidiert, von lat.
"êlîdere = ausstoßen"), so dass auf den letzten Konsonant des vorausgehenden Wortes
sofort der anlautende Vokal des nächsten folgt:
primaque ab -‐ saepe ubi -‐ peregrinum ut -‐ quantum haec -‐ perque hiemes.
Außerdem gibt es die Aphärese : nur bei es bzw. est wird das e nicht gesprochen:
sata est -‐ nimium est -‐ via est
Tropen
Metonymie Ein Wort ersetzt ein anderes, mit
dem es in irgendeinem, meist
kausalen Zusammenhang steht.
Mars = bellum (Mars = Krieg)
ferrum = gladius (Stahl =
Schwert)
tectum = domus (Dach =
Haus) [pars pro toto: ein Teil
steht für das Ganze]
Metapher bildhafte Übertragung amore uror (ich brenne vor
Liebe)
Stilm
ittel
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Figuren (bewusst gewählte Anordnung von Wörtern und Wortgruppen)
Alliteration Stabreim patent portae (die Tore
stehen offen)
Anapher Sätze od. Satzteile beginnen mit
demselben Wort.
non feram, non patiar, non
sinam (Nicht will ich es
ertragen, nicht erdulden,
nicht zulassen. = Trikolon)
Hyperbaton Sperrung omnes in me terrores
impendent (mir drohen alle
Schrecken)
Pleonasmus Stilmittel der Fülle retro redire (wieder
zurückkehren)
Enallage Ein Adj. gehört grammatikalisch
zu einem, sinnmäßig zu einem
anderen Subst.
solitaeque cupidine caedis
(...und mit gewohnter
Mordlust)
Asyndeton unverbundene Aufzählung Veni, vidi, vici (ich kam, sah
und siegte)
Antithese Gegenüberstellung odit populus Romanus
privatam luxuriam, publicam
magnificentia diligit. (Es hasst
das römische Volk privaten
Luxus, öffentlichen Prunk
liebt es.)
rhetorische Frage Frage, die keine Antwort
erwartet
quis ignorat ...? (wer weiß
nicht...?)
Klimax Steigerung abiit, excessit, evasit, erupit
(Er ging weg, zog aus, entkam,
brach aus.)
Ellipse Auslassung manus manum <lavat> (Eine
Hand <wäscht> die andere.)
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal Aufgabenstellung:
1. Paraphrasieren Sie den Text mit eigenen Worten!
2. Welche moderneren Werke außer Shakespeares „Romeo und Julia“ nehmen noch das
Thema „verbotene Liebe“ auf?
3. Erklären Sie kurz, worum es sich bei den Metamorphosen handelt und inwiefern die
Erzählung von Pyramus und Thisbe in die Metamorphosen passt! Welche anderen
Erzählungen aus den Metamorphosen fallen Ihnen ein?
4. Schon Goethe vermutete, dass mehrere Motive von Shakespeares „Romeo und Julia“ auf
die Novelle von Pyramus und Thisbe zurückgehen. Welche Parallelen und Unterschiede
gibt es zwischen diesen beiden Geschichten? Beziehen Sie sich dabei auf das
Vergleichsmedium!
5. Gehen Sie kurz darauf ein, ob und in welchen Bereichen es in der heutigen Zeit noch
„verbotene Liebe“ gibt!
Ovid. Met. 4, 142 ff.:
MÜNDLICHE REIFEPRÜFUNG IM FACH LATEIN (vierjährig)
TEXT 1
„Pyrame, responde! Tua te carissima Thisbe 1
nominat; exaudi vultusque attolle iacentes!“
Ad nomen Thisbes oculos a morte gravatos
Pyramus erexit visaque recondidit illa.
Quae postquam vestemque suam cognovit et ense 5
vidit ebur vacuum, „tua te manus“ inquit „amorque
perdidit, infelix! Est et mihi fortis in unum
hoc manus, est et amor: Dabit hic in vulnera vires.
Persequar extinctum letique miserrima dicar
causa comesque tui: [...]“ 10
Dixit et aptato pectus mucrone sub imum15
incubuit ferro. [...] 73 W.
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Shakespeare, Romeo and Juliet (1597), 5,3, 161 – 170:
What's here? A cup, closed in my true 1
Love's hand?
Poison, I see, hath been his timeless end:
O churl! Drunk all, and left no friendly drop
To help me after? I will kiss thy lips; 5
Haply some poison yet doth hang on them,
To make me die with a restorative.
Thy lips are warm.
Lead, boy: which way?
Yea, noise? Then I'll be brief. O happy dagger! 10
This is thy sheath; there rust, and let me die.
[Falls on Romeo's body, and dies.] 88 W.
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal Aufgabenstellung:
1. Paraphrasieren Sie den Inhalt des Ausgangstextes!
2. Finden Sie vier verschiedene Stilfiguren im Ausgangstext!
3. Erklären Sie kurz, worum es sich bei den Metamorphosen handelt, und nennen Sie eine
Liebesgeschichte mit gutem und eine Liebesgeschichte mit schlechtem Ausgang und
fassen Sie beide kurz zusammen! Welche anderen Erzählungen aus den Metamorphosen
fallen Ihnen ein?
4. Vergleichen Sie den Ausgangstext mit dem Vergleichsmedium: Welche Unterschiede
oder Gemeinsamkeiten können Sie feststellen? Wie motiviert Ovid bzw. Vergil das
Umschauen des Orpheus?
5. Argumentieren Sie, inwiefern die Menschheit heute – genauso wie Orpheus – versucht,
den Tod zu umgehen bzw. hinauszuzögern! Welche Möglichkeiten stehen heutzutage zur
Verfügung?
Ovid Met. 10, 48 ff.
Hanc simul et legem Rhodopeius accipit heros. [...] 1
Carpitur adclivis per muta silentia trames,
arduus, obscurus, caligine densus opaca,
nec procul afuerunt telluris margine summae:
Hic, ne deficeret, metuens avidusque videndi 5
flexit amans oculos, et protinus illa relapsa est,
bracchiaque intendens prendique et prendere certans
nil nisi cedentes infelix arripit auras.
Iamque iterum moriens non est de coniuge quicquam
MÜNDLICHE REIFEPRÜFUNG IM FACH LATEIN (vierjährig)
TEXT 2
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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questa suo (quid enim nisi se quereretur amatam?) 10
supremumque 'vale,' quod iam vix auribus ille
acciperet, dixit revolutaque rursus eodem est. 79 W.
Vergil, Georgica 4, 453-527 (Proteus spricht zu Aristäus):
Auch Eurydike stieg erlöst empor zu des Tages Lüften, hinter ihm drein -‐ so wollte Proserpinas Vorschrift -‐, da überfiel urplötzlich den Liebenden, bar aller Vorsicht, Wahnsinn, verzeihlicher, gäbe es nur bei Manen Verzeihung; blieb er doch stehn, nach seiner Eurydike, fast schon am Lichte, 490 sah er sich um, vergaß des Gebots, überwältigt vom Herzen. Da zerrann all Mühen in nichts, des unholden Herrschers Pakt war gebrochen und grell kracht dreimal donnernd der Orkus. Klagend rief sie: "Wer nur verdarb mich Arme und dich, mein Orpheus, was für ein Wahn? Schon ruft mich grausam das Schicksal 495 wieder zurück, schon bricht Todschlaf die verschwimmenden Augen. Leb nun wohl, die gewaltige schlingt mich, die Nacht, ich versinke, kraftlos nach dir-‐ weh! nicht mehr dein! -‐ausbreitend die Arme.« Sprach's und jäh seinen Augen entrückt, wie Rauch in die Lüfte zart verweht, so schwand sie hinab, sah nicht mehr den Armen, 500 wie er vergeblich die Schatten umfing und viel, ach, so viel noch sagen wollte. 172 W.
(http://home.schule.at/cometo/latein-‐
griechisch/html/orpheus_und_eurydike_interpretation.htm)
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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Lösungen: Arbeitsaufgaben: Pyramus und Thisbe:
• Sammeln und Auflisten: Finde in beiden Texten die Wurzeln für folgende Fremd–
bzw. Lehnwörter und trage die entsprechenden Textzitate in die Tabelle ein.
• Liste drei verschiedene Stilfiguren in den Versen 11 – 19 auf:
• Skandiere die Verse 17 – 19 und versuche aus dem Verhältnis der Spondeen
zu den Daktylen Rückschlüsse auf die Stimmungslage des Textes zu ziehen.
Benutze dazu als Hilfe die Informationen zur Metrik.
-UU| --| --| --| -UU| –U
-UU| --| -UU| -- |-UU| –U
-UU| –UU| –UU|-UU| -UU| --
Im ersten Vers dominieren Spondeen, was heißt, dass die Stimmung sehr düster ist
(immerhin tötet sich Thisbe ja gerade). Im nächsten Vers ist die Stimmung nicht mehr
ganz so düster, was an der Ausgewogenheit von Daktylen und Spondeen zu erkennen
ist. Im Vers darauf gibt es nur Daktylen – d.h. die Stimmung ist nun eher „heiter“.
Meiner Meinung nach könnte das daran liegen, dass Thisbes letzter Wunsch in
Erfüllung gegangen ist.
Gravitation gravatos Mortalität morte
Monokel oculos Extinktion extinctum
Maniküre manus letal letique
Anapher Pyrame [...] Pyrame
Hyperbaton visaque recondidit illa
Parallelismus tetigere deos, tetigere parentes
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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• Fasse den Inhalt der Textstelle mit möglichst wenigen Worten zusammen!
Thisbe findet den sterbenden Pyramus und bittet ihn, seine Augen zu öffnen. Pyramus
schafft es kurz, das zu tun, schließt die Augen aber wieder. Thisbe sieht das Schwert und
sie beschließt, sich auch zu töten. Sie will, dass ihre Väter es erlauben, dass sie im
gleichen Grabhügel begraben werden und dass die Früchte des Baums, unter dem sie
beide sich befinden, sich als Zeichen der Trauer dunkel färben. Sie stürzt sich nun ins
Schwert und ihre Wünsche gehen in Erfüllung.
Orpheus und Eurydike:
• Sammeln und Auflisten: Wie viele Konjunktive kannst du in dem Text
vorfinden? Gib diese gemeinsam mit der Zeilenangabe und deren Zeit an!
flectat in der Zeile 4, Konjunktiv Präsens
exierit in der Zeile 5, Konjunktiv Perfekt
deficeret in der Zeile 9, Konjunktiv Imperfekt
quereretur in der Zeile 13, Konjunktiv Imperfekt
acciperet in der Zeile 16, Konjunktiv Imperfekt
• Sammeln und Auflisten: Liste vier verschiedene Stilmittel auf!
Hyperbaton aclivis ... trames rhetorische
Frage
quid...amatam
Asyndeton arduus... opaca Alliteration coniuge ... questa
• Gliedere den Text in Sinnabschnitte und finde jeweils eine passende
Überschrift.
Abschnitt 1: Eurydike erscheint und folgt Orpheus in Richtung „Oberwelt“. Überschrift:
Der Weg zum Leben.
Abschnitt 2: Orpheus hält es nicht mehr aus und dreht sich um. Überschrift: Der Fehler.
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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Abschnitt 3: Eurydike versucht Orpheus zu ergreifen, aber schafft es nicht. Überschrift:
Der verzweifelte Kampf.
Abschnitt 4: Sie verabschiedet sich und verschwindet. Überschrift: Lebe wohl!
• Vergleichsmedium: Vergleiche den Text mit der Plastik von A. Rodin auf der
nächsten Seite. Welche Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten lassen sich hier finden?
Welcher Moment ist dargestellt? Analysiere Gestik und Mimik der Figuren!
Es wird dargestellt, wie die beiden Liebenden gemeinsam zur Welt der Lebenden
hinaufgehen. Orpheus hält sich die Augen zu und Eurydike scheint ihn leicht zu
berühren. Man bekommt durch den Ausdruck von Eurydikes Gesicht den Eindruck, als
wäre sie nicht glücklich darüber, wieder zu den Lebenden zu kommen. Der
Gesichtsausdruck ist eher leidend. Das wird bei Ovid nicht so dargestellt. Natürlich
könnte es ein Ausdruck des Schmerzes sein, da sie ja die Wunde vom Schlangenbiss noch
hat, was besser zur Darstellung Ovids passen würde. Orpheus hält sich bei Ovid nicht
die Augen zu und es ist auch von keiner Berührung die Rede.
• Kommentiere den Text anhand folgender Leitfragen:
Ø Aus welchem Grund drehte sich Orpheus um?
Ø Wie reagiert Eurydike, als Orpheus sich unerlaubterweise umdreht?
Ø Was wollte Ovid, deiner Meinung nach, mit der Geschichte von Orpheus und
Eurydike aussagen?
Orpheus hat sich umgedreht, da er sich vergewissern wollte, ob Eurydike noch hinter ihm
war, und weil er es einfach nicht mehr aushielt, sie nicht anzuschauen, da er sie schon
länger nicht mehr gesehen hatte.
Eurydike versucht noch, ihn anzugreifen oder zu erreichen, dass er sie angreift, aber sie
sinkt zurück. Sie fängt nicht über ihren Ehemann zu klagen an, da er sie ja nur liebt. Sie
sagt ein letztes Mal „Leb Wohl“ und verschwindet.
Ovid will mit dieser Geschichte deutlich machen: das Schicksal ist nicht zu besiegen.
Wenn man sich dagegen auflehnt, macht es alles noch viel schlimmer als vorher.
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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Matura 1:
1) Paraphrasieren Sie den Text mit eigenen Worten!
Thisbe ruft nach Pyramus und bittet, die Augen zu öffnen. Pyramus öffnet diese,
obwohl er schon dem Tode nahe ist. Thisbe wird bewusst, was passiert ist, und sie
entschließt sich, sich ebenfalls durch das Schwert zu töten.
2) Welche moderneren Werke außer Shakespeares „Romeo und Julia“
nehmen noch das Thema „verbotene Liebe“ auf?
William Shakespeare: „Ein Sommernachtstraum“ (1595)
Andreas Gryphius: „Herr Peter Squentz“ (1663)
Christoph Willibald Gluck komponierte die Oper „Pyramus und Thisbe“ (1746)
Leonard Bernstein: „West Side Story“ (1959)
3) Erklären Sie kurz, worum es sich bei den Metamorphosen handelt und
inwiefern die Erzählung von Pyramus und Thisbe in die Metamorphosen passt!
Welche anderen Erzählungen aus den Metamorphosen fallen Ihnen ein?
Die Metamorphosen sind ein episches Werk in 15 Büchern von Ovid, der in der
augusteischen Zeit lebte. Es handelt sich dabei um etwa 250
Verwandlungsgeschichten. Dabei wird oft ein Brauch oder ein Naturphänomen erklärt.
Personen, die verwandelt werden, erhalten oft eine Gestalt, die am besten zu ihnen
passt. Das eigentliche Thema ist der Mensch, der von Liebe, Tod und Leid geprägt ist.
Beispiele: Weltzeitalter, Deukalion und Pyrrha, Jupiter und Io, Caesars Apotheose
u.v.m.
Thisbe wünscht sich, dass der Baum, unter dem sie sterben, die Zeichen des Blutes
bewahren soll und daher dunkle Früchte tragen solle, die der Trauer angepasst sind.
Nachdem sie sich ins Schwert gestürzt hat, verwandeln sich die ehemals hellen Früchte
in dunkle Früchte. Das ist die Metamorphose dieser Geschichte.
Die Geschichte selbst wird von den Töchtern des Minyas bei einem Fest zu Ehren des
Gottes Bacchus erzählt.
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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5) Schon Goethe vermutete, dass mehrere Motive von Shakespeares „Romeo und
Julia“ auf die Novelle von Pyramus und Thisbe zurückgehen. Welche Parallelen
und Unterschiede gibt es zwischen diesen beiden Geschichten? Beziehen Sie sich
dabei auf das Vergleichsmedium!
Allgemein: die Geschichten spielen an unterschiedlichen Orten. Pyramus und Thisbe
spielt im Orient, während Romeo und Julia in Verona spielt. In beiden Fällen sind die
Familien verfeindet und die Verliebten versuchen sich heimlich zu treffen, was auch in
beiden Fällen schief geht. Es wird in den Metamorphosen nicht gesagt, dass Thisbe mit
einem anderen Mann verheiratet werden soll, was bei Shakespeare der Fall ist.
Zum Vergleichstext: Die Art, wie die Verliebten umkommen, ähnelt sich auf gewisse
Weise. Doch während Pyramus und Thisbe sich durch ein Schwert töten, sterben
Romeo und Julia durch Gift. Der Vorgang ist aber ähnlich: denn in beiden Fällen
glauben die jungen Männer, dass ihre Geliebten tot seien (Pyramus glaubt, Thisbe
wäre von einer Löwin gefressen worden, da er einen blutigen Schleier sieht; Romeo
glaubt, Julia wäre tot, obwohl diese nur einen Schlaftrunk zu sich genommen hat), und
begehen daraufhin Selbstmord. Die totgeglaubten Frauen bemerken das Unglück,
nachdem sie aufgewacht bzw. vom Versteck zurückgekehrt sind, und können ohne
ihren Geliebten nicht weiter leben, weswegen sie sich auf die gleiche Weise wie ihre
Geliebten töten (Thisbe: Schwert; Julia: Gift – durch Kuss).
6) Gehen Sie kurz darauf ein, ob und in welchen Bereichen es in der heutigen Zeit
noch „verbotene Liebe“ vergleichbar mit der Geschichte von Pyramus und Thisbe
gibt!
Auch wenn es heute vielleicht nicht mehr solche Ereignisse in diesem Ausmaß geben
wird, denke ich, dass es dennoch genug Vorurteile zwischen den heutigen „Schichten“
gibt, die dazu führen können, dass Eltern einen Partner des eigenen Kindes ablehnen.
Ein Beispiel wäre: Die Eltern sind AkademikerInnen und ihre Tochter oder ihr Sohn
findet einen Partner, der aber nie eine so hohe Bildung genossen hat wie die eigene
Familie und aus anderen bzw. „einfacheren“ Verhältnissen stammt. Die Eltern wollen
aber lieber, dass ihr Kind einen Partner aus der eigenen „Schicht“ hat.
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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Religion: Auch heute ist es noch schwierig, dass z. B. ein Christ eine Beziehung mit
einer Muslimin führen darf. Denn muslimischen Frauen ist es nicht erlaubt, Männer
einer nichtmuslimischen Religionsgemeinschaft zu heiraten. Sollten solche Ehen
dennoch bestehen, muss die Ehe geschieden werden. Muslimischen Männern ist es
dagegen erlaubt, Frauen, die einer Buchreligion angehören, zu heiraten.
Homosexualität: Nicht nur in der Vergangenheit wurden homosexuelle Menschen z.B.
in der NS-‐Zeit verfolgt – auch heute werden sie in einigen Staaten Afrikas
strafrechtlich verfolgt. Das Strafausmaß variiert: Haft (kann auch lebenslang sein),
Todesstrafe. Auch wenn man in den westlichen Staaten aufgeschlossener gegenüber
homosexuellen Menschen ist, gibt es trotzdem nicht überall eine (rechtliche)
Gleichstellung. Homosexualität wird von Religionsgemeinschaften teilweise noch
immer abgelehnt.
Matura 2:
1) Paraphrasieren Sie den Inhalt des Ausgangstextes!
Orpheus und Eurydike gehen den Weg hinauf, um die Unterwelt zu verlassen. Orpheus
hält es nicht mehr aus, weil er sich fürchtet, dass Eurydike nicht mehr hinter ihm ist,
und er sie unbedingt sehen will. Somit bricht er die Bedingung und Eurydike
entschwindet, nachdem sie noch „Lebe wohl“ sagen kann.
2) Finden Sie vier verschiedene Stilfiguren im Ausgangstext!
3) Erklären Sie kurz, worum es sich bei den Metamorphosen handelt, und nennen
Sie eine Liebesgeschichte mit gutem und eine Liebesgeschichte mit schlechtem
Ausgang und fassen Sie beide kurz zusammen! Welche anderen Erzählungen aus
den Metamorphosen fallen Ihnen ein?
Hyperbaton umbras ... recentes rhetorische Frage quid...amatam
Asyndeton arduus... opaca Alliteration coniuge ... questa
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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Die Metamorphosen sind ein episches Werk in 15 Büchern von Ovid, der in der
augusteischen Zeit lebte. Es handelt sich dabei um etwa 250
Verwandlungsgeschichten. Dabei wird oft ein Brauch oder ein Naturphänomen erklärt.
Personen, die verwandelt werden, erhalten oft eine Gestalt, die am besten zu ihnen
passt. Das eigentliche Thema ist der Mensch, der von Liebe, Tod und Leid geprägt ist.
Beispiele: Weltzeitalter, Deukalion und Pyrrha, Jupiter und Io, Caesars Apotheose
u.v.m.
Liebesgeschichten:
mit schlechtem Ausgang: Hero und Leander: Hero ist eine Priesterin der Aphrodite bei der Meerenge des Hellespont, den Leander allnächtlich durchschwimmt, um mit ihr zusammen
zu sein. Die Lampe, die Hero als Wegweiser aufgestellt hat, erlischt eines Tages in einem
Sturm, weshalb er sich verirrt und ertrinkt. Am nächsten Tag entdeckt Hero seinen
Leichnam und stürzt sich von einer Klippe in den Tod.
mit gutem Ausgang: Dornröschen: Ein Königspaar bekommt nach langer Zeit ein Kind
namens Dornröschen. Der König gibt ein Fest, lädt aber nur 12 von den 13 weisen Frauen
ein. Die 13. weise Frau belegt Dornröschen mit einem Fluch, der sie in ihrem fünfzehnten
Jahr an einer Spindel stechen und sterben lassen soll. Doch die zwölfte Weise mildert den
Fluch und lässt sie lediglich in einen hundertjährigen Schlaf fallen. Daher lässt der König
alle Spindeln im Reich verbieten. Doch trotz dieser Vorsichtsmaßnahme sticht sich
Dornröschen an einer Spindel. Dornröschen fällt in den hundertjährigen Schlaf und mit ihr
der komplette Hofstaat. Doch als die hundert Jahre vorbei sind, gelingt es einem Prinzen,
durch die große Dornenhecke, die in dieser Zeit gewachsen ist, zu ihr zu gelangen, da alle
Dornen plötzlich zu Rosen werden. Er küsst sie wach und das ganze Schloss erwacht wieder
und der Prinz und Dornröschen heiraten.
4)Vergleichen Sie den Ausgangstext mit dem Vergleichsmedium: Welche
Unterschiede oder Gemeinsamkeiten können Sie feststellen? Wie motiviert
Ovid bzw. Vergil das Umschauen des Orpheus?
Ovid schreibt, dass Orpheus sich umdreht, weil er befürchtete, dass sie die Kraft verliert
(also nicht mehr hinter ihm ist) und außerdem, weil er sie unbedingt sehen will.
Modul: Eros und Amor Themenbereich: Große Liebende und ihr Schicksal
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Vergil dagegen deutet Orpheus’ Tat als Wahnsinn. Er hätte auf das Gebot von den
Unterweltsgöttern vergessen.
Bei Ovid wird der Aufstieg zur Oberwelt ausführlicher beschrieben als bei Vergil. Bei Vergil
beginnt ab der dritten Zeile die Schilderung, wie Orpheus sich umdreht, während Ovid erst
im 7. Vers mit der Schilderung beginnt. Bei Vergil kommt keine Beschreibung der Umwelt
vor. Während Ovid den Moment, in dem Orpheus sich umdreht, kurz mit den Worten „hic,
ne deficeret, metuens avidusque videndi flexit amans oculos“ schildert, nimmt dieser
Moment bei Vergil mehr Platz ein. Vergil beschreibt die Reaktion der Eurydike etwas
anders als Ovid. Ovid schreibt, dass Eurydike die Hände ausstreckt um seine Hand zu
ergreifen. In seiner Schilderung klagt sie nicht, sondern bringt nur mehr ein „vale“ heraus.
Bei Vergil dagegen klagt sie 5 Verse lang. Sie selbst erwähnt hier, dass sie die Arme
ausbreitet, was Ovid bloß erwähnt.
5) Argumentieren Sie, inwiefern die Menschheit heute – genauso wie Orpheus –
versucht, den Tod zu umgehen bzw. hinauszuzögern! Welche Möglichkeiten
stehen heutzutage zur Verfügung?
Heute versucht man z.B. in der Medizin das Leben der Menschen so lange wie möglich
in die Länge zu ziehen. Auch wenn die Situation oft ausweglos erscheint, versucht man
einen Menschen möglichst lang „am Leben zu erhalten“ – z.B. einen Komapatienten, da
Angehörige oft nicht loslassen können. Durch medizinische Forschung versucht man
ebenfalls, dass man in Zukunft Menschen von bisher unheilbaren Krankheiten heilen
und somit ihr Leben verlängern kann. Krankheiten, die früher meist zum Tod führten,
können heute durch Medikamente geheilt werden. Man denke nur einmal an die
Grippe: früher konnte man an einer normalen Grippe sterben, heute nimmt man
dagegen Medikamente. Die Syphilis, unter der auch berühmte Persönlichkeiten wie z.B.
Beethoven litten, oder Tuberkulose können heute geheilt werden, wobei es nach wie
vor Todesfälle gibt. Der Krebs, der in der Antike als unheilbar galt, kann heute bei
rechtzeitiger Erkennung geheilt werden. Vielleicht wird die Forschung in naher oder
ferner Zukunft in der Lage sein, alle Krebsarten, Alzheimer, etc. zu heilen. Vielleicht
wird es irgendwann möglich sein, menschliche Organe im Labor zu züchten, damit
Menschen, die infolge eines Unfalles oder einer Erkrankung ein Organ benötigen, mehr
Chancen auf ein längeres Leben bekommen.