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Makroökonomie I/Grundlagen der Makroökonomie
Kapitel 4: Geld- und Finanzmärkte
Günter W. Beck
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Überblick• Die Geldnachfrage• Die Bestimmung des Zinssatzes ohne Banken• Die Bestimmung des Zinssatzes mit Banken
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Die Geldnachfrage (Kapitel 4.1)• Funktionen des Geldes:
• Transaktionsmittel• Recheneinheit• Wertaufbewahrung
• Was bestimmt die Nachfrage nach Geld?• Nominaleinkommen (Transaktionsvolumen)• Zins (Opportunitätskosten der Geldhaltung)
• Formal:
• L(i): Liquiditätsnachfrage
( )dM PYL i=)(−)(+
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Die Geldnachfrage: Ableitung der Geldnachfrage
Interpretation:Für ein gegebenensNominaleinkommenerhöht ein niedrigererZinssatz die Geld-nachfrage.
Die Geldnachfrage: Graphische Darstellung
Md (PY)
Geldmenge, M
Zin
ssat
z, i
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Geldmenge, M
Md
(PY)
M
ia
Zin
ssat
z, i
⇒ EineErhöhung des Nominalein-kommensverschiebt die Geldnachfragenach rechts.
M´
Md´
(PY´ > PY)
b
Die Geldnachfrage: Effekt einer Erhöhung des Nominaleinkommens
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Geldnachfrage und Zinsen – Empirische Evidenz• Wie gut bildet die Geldnachfragegleichung die Realitätab?• Umformen der Geldnachfragefunktion ergibt:
• L(i): Kassenhaltungskoeffizient: Geldhaltung / Nominaleinkommen• Wenn Zinssatz hoch ist, dann sollte L(i) niedrig sein.• Wenn Zinssatz niedrig ist, dann sollte L(i) hoch sein.• Empirische Evidenz: Siehe folgende Folien
)(iLYP
M d
=)(iLYPM d = Teile beide Seiten durch PY
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Geldnachfrage und Zinsen – Empirische Evidenz(USA, 1970-2005)
⇒ Der Zinssatz und der Kassenhaltungskoeffizient bewegen sich gegenläufig.
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Geldnachfrage und Zinsen – Empirische Evidenz(Deutschland, 1970-2005)
⇒ Der Zinssatz und der Kassenhaltungskoeffizient bewegen sich gegenläufig.
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Geldnachfrage und Zinsen – Empirische Evidenz
Streudiagramm (Deutschland, 1970‐2005)
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Die Bestimmung des Zinssatzes (Kapitel 4.2)• Nehmen wir an, die Zentralbank entscheidet sich, eine
Geldmenge (Bargeld) in Höhe von M zur Verfügung zustellen, so dass M = Ms .
• Die Rolle von Banken als Anbieter von Geld (und Sichguthaben) wird im nächsten Abschnitt eingeführt.
• Ein Gleichgewicht auf dem Geldmarkt stellt sich dannein, wenn das Geldangebot gleich der Geldnachfrageist:
( )S DM M M PYL i= ⇔ =
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Ms
Md
i
MM
Die Bestimmung des Zinssatzes
Interpretation:Der Zinssatz spieltsich im Gleich-gewicht so ein, dassdie (zinsabhängige) Geldnachfrage demGeldangebotentspricht.i
Gleichgewichtszins i,Md = Ms
A
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Die Bestimmung des Zinssatzes: Offenmarktge-schäfte (Steuerung des Geldangebotes)• Wie kann die Zentralbank das Geldangebot verändern und was geschieht, wenn sie es verändert?
• Geldmengenerhöhung: Zentralbank kauft Wertpapiere und bezahlt mit neu geschöpftem Geld.
• Geldmengenverringerung: Zentralbank verkauftWertpapiere und entzieht damit dem WirtschaftskreislaufGeld.
⇒ Offenmarktgeschäfte, da sie am “Offenen Markt” fürWertpapiere durchgeführt werden. ⇒ In modernen Volkswirtschaften steuern alle Zentralbankendie Geldmenge über solche Offenmarktgeschäfte.
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Die Bilanz der Zentralbank und die Wirkung einer expansivenOffenmarktpolitik
Die Bestimmung des Zinssatzes: Offenmarktge-schäfte (Steuerung des Geldangebotes)
⇒ Menge an Zentralbankgeld imWirtschaftskreislauferhöht sich.
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Md
Ms
M
i1A
i
MM
⇒ Eine Zunahme des Geldangebotsverschiebt die Geldangebotskurvenach rechts; derGleichgewichtszinssinkt.
Die Auswirkungen eines höheren Geldangebots auf den Gleichgewichtszins
Die Bestimmung des Zinssatzes: Offenmarktge-schäfte (Steuerung des Geldangebotes)
i2
Ms´
M´
A´
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• Beispiel:• Wertpapier mit Auszahlung von 100 im nächsten Jahr• Laufzeit ein Jahr• i: Zinssatz für Laufzeit von einem Jahr
• Wie bestimmt sich der Preis PB des Wertpapiers (B) heute?
⇒ inverse Beziehung zwischen Wertpapierpreis und Zins.
iPB +
=1100
Die Bestimmung des Zinssatzes: Offenmarktgeschäfteund Wertpapierpreise
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• Warum? • Angenommen, es gibt eine Alternativanlage vom Betrag € X, die morgen den Betrag € X * (1 + i) erbringt.• Will ich einen Ertrag von 100, muss ich heute anlegen:
• Falls PB > X, würde keiner das Papier B kaufen.⇒ Der Preis des Bonds wäre zu teuer; er müsste auf PB =X sinken.• Falls PB < X, würden alle das Papier B kaufen.⇒ Dies treibt den Preis des Bonds auf PB =X hoch.
i1100X+
=
Die Bestimmung des Zinssatzes: Offenmarktge-schäfte und Wertpapierpreise
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Die Bestimmung des Zinssatzes: Offenmarktge-schäfte und Wertpapierpreise• Bisher: Wertpapier mit einjähriger Laufzeit• Nunmehr: Wertpapier mit unendlich langer Laufzeit• Gegenwartswert eines Papiers mit jährl. Ertrag X beiZins i:
iX
tX
iX
iX
iXP
tt
B
=+
⋅=
++
++
++
=
∑∞
=1
32
)1(1
...)1()1(1
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Die Bestimmung des Zinssatzes: Zusammen-fassung• Der Zinssatz wird durch Gleichheit von Geldnachfrage
und Geldangebot bestimmt.• Die Zentralbank kann den Zinssatz beeinflussen, indem
sie das Geldangebot verändert.• Die Zentralbank verändert das Geldangebot mittels
Offenmarktgeschäften. • Der Kauf von Wertpapieren erhöht das Geldangebot und
reduziert den Zinssatz.• Der Verkauf von Wertpapieren senkt das Geldangebot und
erhöht den Zinssatz.
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Die Bestimmung des Zinssatzes, II: Die Rolle von Banken (Kapitel 4.3)• Banken sind Finanzintermediäre:
Institutionen, die Einlagen von Privatpersonen und Unternehmen erhalten und damit festverzinslicheWertpapiere oder Aktien kaufen oder auch Kredite an anderePrivatpersonen oder Unternehmen vergeben.
• Einen Teil der eingezahlten Einlagen behalten die Geschäftsbanken als Reserve (zum Teil als Bargeld, zum Teilauf Konten, die die Geschäftsbanken bei der Zentralbankhaben).
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Die Bestimmung des Zinssatzes, II: Die Rolle von Banken (Kapitel 4.3)• Gründe für die Reservehaltung von Banken:
• Einzahlungen und Auszahlungen der Anleger sind nichtgleich groß⇒ die Geschäftsbank muss immer eine gewisse Mengean Bargeld bereithalten.
• Deckung von Schulden gegenüber anderen Banken• Erfüllung der gesetzlichen Mindestreserveverpflichtun-
gen. ⇒ Seit 1999 liegt der Mindestreserve-Satz (festgelegtvon der EZB) bei 2%.
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Die Bestimmung des Zinssatzes, II: Die Rolle von Banken (Kapitel 4.3)• Bilanz der Zentralbank mit Banken:
• Vermögen: Wertpapiere. • Verbindlichkeiten: Zentralbankgeld.
• Zentralbankgeld = Bargeld + Reserven von den Geschäftsbanken.
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Die Bestimmung des Zinssatzes, II: Die Rolle von Banken (Kapitel 4.3)
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Die Bestimmung des Zinssatzes, II: Die Nach-frage nach Geld, Reserven und Zentralbankgeld
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Die Bestimmung des Zinssatzes, II: Die Nach-frage nach Geld, Reserven und Zentralbankgeld
• Nachfrage nach Zentralbankgeld:
• Annahme: Nachfrage nach Bargeld:
• Nachfrage nach Reserven durch die Geschäftsbanken:
• D: Sichteinlagen
CU cMd d=
H CU Rd d d= +
dR Dθ=
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Die Bestimmung des Zinssatzes, II: Die Nach-frage nach Geld, Reserven und Zentralbankgeld• Annahme: Nachfrage nach Sichtguthaben:
⇒ Nachfrage nach Reserven durch die Geschäftsbankendeshalb:
D c Md d= −( )1
( ) dd McR −= 1θ
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Die Bestimmung des Zinssatzes, II: Die Nach-frage nach Geld, Reserven und Zentralbankgeld
• Nachfrage nach Zentralbankgeld daher:
• Mit der gegebenen Geldnachfrage:
• Im Gleichgewicht: Angebot an Zentralbankgeld = Nachfrage an Zentralbankgeld
( ) ( )1 1d d d d d dH CU R cM c M c c Mθ θ= + = + − = + −⎡ ⎤⎣ ⎦
( )1 ( )d d dH CU R c c PYL iθ= + = + −⎡ ⎤⎣ ⎦
[ ] ( )(1 )dH H c c PYL iθ= = + −
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Page 27Makroökonomie I/Grundzüge der Makroökonomie 27
⇒ Der Gleichge-wichtszins spielt sichso ein, dass Nachfrageund Angebot an Zentralbankgeldgleich sind.
Gleichgewicht auf dem Markt für Zentralbankgeld
Die Bestimmung des Zinssatzes, II: Die Nach-frage nach Geld, Reserven und Zentralbankgeld