Post on 18-Oct-2019
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Leitfaden für die Qualitätssicherung in der
Transfusionspraxis
Vorbereitung und Durchführung auf Station
Swisstransfusion 2017_Fribourg
Dr. Giorgia Canellini
Chefärztin_Abteilung für Transfusionsmedizin CHUV_Interregionale Blutspende SRK
Chefärztin_ Abteilung Transfusionsmedizin_Zentralinstitut der Walliser Spitäler_Spital Wallis und
Hôpital Riviera-Chablais
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Verschreibung, ärztliche Anordnung Information des Patienten Blutentnahmen Entgegennahme und Handhabung von Blutprodukten Kontrolle vor der Transfusion Ablauf der Transfusion Spezialfall: Neonatologie Überwachung der Transfusion Antworten auf Fragen
Menü
Swisstransfusion 2017_Canellini
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Die verfügbaren und relevanten Daten zur Vorgeschichte im
Zusammenhang mit Transfusionen, wie Allo-Antikörper, müssen
dem Labor, welches das Blutprodukt liefert, sofort übermittelt
werden
Grenzwerte/Transfusionsschwellen müssen in den internen
Leitlinien festgelegt sein und dem aktuellen Wissensstand
entsprechen
Es müssen Verfahren für Krisen- oder Notfallsituationen sowie
Indikationen für die betreffenden Blutprodukte (bestrahlt,
phänotyp-kompatibel…) festgelegt sein
Die Verschreibung liegt in der Verantwortlichkeit des
behandelnden Arztes, sie ist schriftlich festzuhalten
Verschreibung/ärztliche Anordnung
Swisstransfusion 2017_Canellini
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Ärztliche Verordnung
Swisstransfusion 2017_Canellini
www.laboiteverte.fr
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Im QS-System muss festgehalten sein, wie der Patient und seine
Angehörigen zu informieren sind
Es ist nach den betreffenden gesetzlichen Bestimmungen des
Bundes und der Kantone vorzugehen, wenn der Patient seine
Zustimmung nicht geben kann
Information des Patienten
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• Die Pflegefachpersonen müssen am Patientenbett nochmals die
Personalien überprüfen (Patienten fragen nach Name, Vorname,
Geburtsdatum; falls im Spital eingesetzt, Patientenarmband
überprüfen).
• Die Pflegefachpersonen führen die beiden unabhängigen
Blutentnahmen vor der Transfusion durch
• Das entnommene Blut wird am Patientenbett eindeutig
gekennzeichnet und die Übereinstimmung zwischen Patient und
Identifikation des Blutröhrchens wird überprüft.
Blutentnahmen
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• Das QS-System regelt, welche auswärtigen Dokumente als BG-
Bestimmungen akzeptiert werden (z.B. BG-Ausweise) und welche
nicht (z.B. ausländische Ausweise, Impf- und
Blutspenderausweise, militärische Erkennungsmarke,
Neugeborenen-Ausweise und Dokumente, die älter als 20 Jahre
sind).
• Die Transfusionskommission oder die Institution, in welcher die
Transfusion durchgeführt wird, regelt den Ablauf bei z.B. nicht
ansprechbaren, verwirrten oder nicht identifizierbaren Patienten.
Blutentnahmen
Swisstransfusion 2017_Canellini
Near Miss Grad 3 (lebensbedrohlich) – Ereignisse
2016 in der Schweiz
8
Fehler Anzahl
Wrong Blood in Tube (WBIT), falsches Blut im
Röhrchen
59
Diskrepante Blutgruppe 58
Laborfehler: Interpretation, Eingabe,
Laborinformationssystem LIS
8
Sonstige: Patienten-ID, Administration 5
Total 130
Provisorische Daten
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Prävention dank zweiter Blutentnahme
(Fast) Alle diese Fehler hätten zu einer ABO-Fehltransfusion* geführt,
wenn sie nicht durch eine bestehende oder neue 2. Blutentnahme
entdeckt worden wären.
* ABO-inkompatible Fehltransfusion oder nur zufällig kompatibel
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Reçu 2 tubes d’un nouveau né , au nom de Dupont
Jumeaux : Dupont Drilon Dupont Dilon
Exemple
www.waldighoffen.com
| Seite 11 Swisstransfusion 2017_Canellini
WHAT YOU SEE
Adapted from www.teachtofishdigital.com
Die Spitze des Eisbergs
für eine ABO-inkompatible Bluttransfusion
100 WBIT-Fehler
Wieviele Fehler bleiben unentdeckt?
SHOT Annual Report 2011
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Underreporting / nicht gemeldete Fälle
Swissmedic 2016: provisorische Daten
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
2011 2012 2013 2014 2015 2016
Établissements suisses annonçant des Near MissEinrichtungen, welche Near Miss melden
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Die Blutprodukte werden auf der Abteilung rasch transfundiert. Wenn
immer möglich, werden keine Blutprodukte ausserhalb der
Laborräumlichkeiten gelagert. Sollte ein solches Lager nötig sein (z.B.
auf Intensivstationen), muss es kontrolliert (z.B. vom QS
Verantwortlichen) und von der Institution und/oder der
Transfusionskommission bewilligt worden sein.
Das QS-System regelt, in welchen Fällen Blutprodukte, die nicht mehr
unter vom Blutlager kontrollierten Bedingungen aufbewahrt wurden,
zurückgenommen werden dürfen oder entsorgt werden müssen.
Umgang mit Blutprodukten
Swisstransfusion 2017_Canellini
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Rücknahme eines Produkts ans Lager
Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit ein EK ins Lager
zurückgenommen werden kann:
Rückgabe innerhalb von 30 Minuten nach Auslieferung, bei Kontrolle
durch Temperaturchip bis zu einer festgelegten Temperatur oder in
einer validierten Kühlkette
ununterbrochene Lagerung in temperaturüberwachtem Kühlschrank
Ausgabestelle hat Einsicht in Wartungs- und Überwachungsprotokolle
und trägt Verantwortung für das Produkt
Rücknahme und Wiederabgabe (inkl. Kontrollen) müssen dokumentiert
sein
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entscheidendes Glied in der
Transfusionskette
letzte Sicherheitskontrolle vor der
Transfusion
vorgenommen in der Regel durch zwei
diplomierte und berechtigte Personen,
unabhängig voneinander und bei jedem
Produkt
Einheit der Zeit: ohne Unterbruch
Einheit der Handlung: durch dieselbe
Person
(Einheit des Ortes): am Patientenbett,
Durchführung am Anfang in der Abteilung
möglich
Kontrolle vor der Transfusion
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http://www.c-leblog
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2
4
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8
10
12
2013 2014 2015 2016
Sources d'erreurs transfusionnelles ABO
(y c. compatible fortuitement seulement)
Erreurs d’ident. patient lors de la dernière phase Erreur ailleurs dans la chaîne transf.
Kontrolle vor der Transfusion:
Hämovigilanz-Daten der Schweiz
Fehlerquellen für ABO-Fehltransfusionen
(einschliesslich nur zufällig kompatibel)
Fehler bei Pat.‐ID beim letzten Arbeitsschritt Fehler sonstwo in der Tf‐Kette
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Schritte:
Bei Erhalt des Produkts:
Aussehen von Produkt und Verpackung
Verfalldatum
Übereinstimmung der Patientenidentität
auf Beutel und Begleitschein
Übereinstimmung von Art und Anzahl des
Produkts mit der ärztlichen Verschreibung
Kontrolle vor der Transfusion
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Schritte:
Vor der Transfusion, am Patientenbett
Identifikation des Patienten durch seine aktive Wiedergabe
Überprüfung der Übereinstimmung der Patientendaten zwischen dem
aktuellen Blutgruppenausweis, dem Blutproduktbegleitschein und den
Angaben auf dem Blutprodukt
Überprüfung der Blutgruppenverträglichkeit von Produkt und Patient
Überprüfung der Gültigkeit der Prätransfusionstests (96h)
Kontrolle vor der Transfusion
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The Royal Marsden Manual of Clinical Nursing Procedures
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Wenn alle Kontrollleuchten auf grün stehen -> das Produkt kann transfundiert werden
Wenn eine Kontrolleuchte auf orange oder rot steht -> keine Transfusion, Labor kontaktieren
Kontrolle vor der Transfusion
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https://i1.wp.com
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Kontrolle dokumentieren
Die Institution legt die Kontrolle in
besonderen Fällen fest: Patient nicht
identifiziert, bewusstlos usw.
Es wird empfohlen, dass die
Kontrolle absichert wird (Bedside-
Test, elektronische Kontrolle…)
Mit einem elektronischen System für
die Kontrolle vor der Transfusion
kann eine der beiden Personen
ersetzt werden. Die Identität des
Patienten muss erfragt werden.
Kontrolle vor der Transfusion
Swisstransfusion 2017_Canellini
M . Murphy_Question of Quality Conference
2016-Healthcare Technology-Barcoding at
the point of care
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M . Murphy_Question of Quality Conference
2016-Healthcare Technology-Barcoding at
the point of care
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Diplomiertes
(Pflegefachperson FH) und
ermächtigtes Personal.
Validierte SOP.
Soweit möglich sind
Transfusionen während der
Nacht zu vermeiden
Ablauf der Transfusion
Swisstransfusion 2017_Canellini
Etwa 40% der Fehler geschehen nachts (20.00 - 8.00 Uhr)
SHOT 2004
Venöse Verabreichung
Die Transfusion von Blutprodukten kann
grundsätzlich über einen peripheren oder
zentralen Venenkatheter, über einen intraossären
Zugang oder über einen Portkatheter erfolgen.
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Niederlande: Blood Transfusion Guideline 2011 (National Users’ Board Sanquin Blood
SupplyAdministration methods): In general, blood components can be administered safely
via a peripheral indwelling catheter, a Central Venous Catheter (CVC), Peripherally Inserted
Central Catheter (PICC) or Port-a-Cath.
UK: Handbook of Transfusion Medicine (United Kingdom Blood Services 5th edition, 2013):
Blood components can be transfused through most peripheral or central venous catheters,
although the flow rate is reduced by narrow lumen catheters and long peripherally inserted
central catheters (PICC lines).
Deutschland: Querschnitts-Leitlinien (BÄK) zur Therapie mit Blutkomponenten und
Plasmaderivaten, 2014: Die Transfusion erfolgt in der Regel über periphere Venen,
möglichst über einen eigenen venösen Zugang.
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Infirmiers.com
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Transfusionssets mit Filter (170 bis 200 µm). Herstellerangaben
beachten. Sets regelmässig wechseln (all 2 bis 4 EK), ausser bei
Massenblutung.
Möglichkeit der Verwendung automatisierter Infusionsgeräte, mit
regulierter Fliessgeschwindigkeit.
Schnelle Transfusion: grosskalibriger venöser Zugang, bei Druck auf
den Beutel 300 mmHg nicht überschreiten.
Transfusion innerhalb von 6 Stunden nach dem Verlassen der
Kühlkette und/oder nach dem Einsetzen des Transfusionssets
abschliessen.
Blutprodukte erwärmen auf 37°C (mit einem für diesen Zweck
validierten Gerät) in bestimmten Situationen: Kälteagglutinine,
Massentransfusion, Neonatologie, Austauschtransfusion…
Ablauf der Transfusion
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Die Transfusionsgeschwindigkeit hängt von der klinischen Situation ab
Bei Blut: Maximalgeschwindigkeit von 4 ml/Min. nicht überschreiten,
ausser bei Massenblutung
Bei Patienten mit Risikofaktoren für eine Volumenüberlastung langsam
transfundieren ( > 70 Jahre, Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz,
Hypalbuminämie, Überhydrierung)
Richtwerte für die Dauer einer Transfusion beim klinisch stabilen
Erwachsenen:
Erythrozytenkonzentrat: 90 bis 120 Minuten
Thrombozytenkonzentrat: 10 bis 30 Minuten
Frisch gefrorenes Plasma: 30 Minuten
Transfusionsgeschwindigkeit
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TACO, wichtigste vermeidbare TR
Swissmedic 2017
Lebensbedrohliche oder tödliche
Transfusionsreaktionen (hohe Imputabilität)
Andere
Hyperkaliämie
Hypotensive TR
Bakterielle Infektion
TAD
TRALI
Hämolytische TR, akut
TACO
Allergische TR
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Risikofaktoren für TACO
TRANSFUSION 2017;57;1684–1690
TRANSFUSION 2011;51;338-43
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Entnahme nur aus einem Beutel pro Spritze
In der Neonatologie erfolgt die Kontrolle vor der
Transfusion bei jeder Spritze und jedem Beutel
Bei Kindern wird die zu transfundierende Menge in
ml/kg angegeben
Bei Kindern werden Erythorzytenkonzentrate im
Allgemeinen mit einer Geschwindigkeit von 2 bis 5
ml/kg/h transfundiert
Neonatologie und Pädiatrie
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fhs.mcmaster.ca
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Überwachung der Transfusion
Swisstransfusion 2017_Canellini
Vor der Transfusion müssen die Vitalparameter (Blutdruck,
Puls, Temperatur und ev. sO2) gemessen und der klinische
Zustand des Patienten geprüft werden.
Enge klinische Überwachung in den ersten 15 Minuten.
Danach sollten die Vitalparameter regelmässig während und
nach dem Ende der Transfusion gemessen werden. Weitere
Kontrollen sind bei Auftreten einer Reaktion und je nach
klinischer Situation nötig. Die Kontrollen gelten für jeden
Beutel neu.
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Swissmedic atelier hémovigilance 2015
Zeit bis zum Wirkungseintritt
Total der Fälle 2008-2013: 5883
akute TR mit berechenbarer Time-to-onset: 2451 (42%)
davon die Hälfte mit hoher Imputabilität: n=1223
Histogramm (Time-to-onset)
Rela
tiv
e H
äu
fig
keit
Time-to-onset (Stunden)
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Schlussfolgerung
Swisstransfusion 2017_Canellini
Dieser Leitfaden ist eine Hilfe zur Verbesserung/Umsetzung
eines QS-Systems in Pflegeeinrichtungen, die Transfusionen
durchführen.
Er orientiert sich an den gesetzlichen Bestimmungen und
bietet den Einrichtungen die Möglichkeit, die Empfehlungen
ihrem Praxisalltag anzupassen.
Den Einrichtungen wird empfohlen, Transfusionen durch
elektronische Systeme abzusichern.
Diese erste Version ist sicher noch optimierbar, und
ensprechende Hinweise von Anwendern werden für spätere
Versionen sehr hilfreich sein.
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Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
http://fr.hdyo.org
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