Kommunale Strategien zum Ausbau Erneuerbarer Energien und die Rahmensetzung des Bundes Prof. Dr....

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Kommunale Strategien zum Ausbau Erneuerbarer Energien und die Rahmensetzung des Bundes

Prof. Dr. Peter Hennicke

Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie

Vortrag auf dem 5. Fachforum Erneuerbare Energie

im Rheingau Taunus Kreis

30.10. 2010 in Bad Schwalbach

Die Verknappung von Naturkapital wächst bedrohlich – aber auch die ökonomischen Chancen

Techniken für Klima- und Ressourcenschutz bleiben ein Megatrend – auch wenn Cancun scheitert

Der Expertenkonsens über die Vorteile des Energiewende ist groß – der politische Dissens auch

Die Effizienz- und Solarwirtschaft braucht keine „Brücke“ – aber verlässlichere Rahmenbedingungen

“Erneuerbare + Energieeffizienz = Kostenminimierung“ – sonst könnte die Energiewende scheitern

Regionen sind Profiteure der Energiewende – aber nur, wenn sie unternehmerisch handeln

Ist Energieautonomie das Ziel?

Regionale Wertschöpfung maximieren, Exportabhängigkeiten minimieren, Kreisläufe schließen und

die endogenen Potentiale ausschöpfen („Plusenergie-Regionen“).

Kernthesen

Eine unbequeme Wahrheit? Fünf nach 12 ?

Konzentration in 2010: 387 ppm CO2

- steigt im Trend um ca. 2 ppm/Jahr

Das bedeutet:

Die Konzentration ist bereits auf dem Niveau, das vom IPCC mit Temperaturanstieg von 2°C assoziiert wird

Eigentlich müssten die globalen Emissionen SOFORT um 60-80% reduziert werden, um Stabilisierung bei 2°C SICHER zu garantieren

Notwendige THG-Emissionsminderung/a für eine maximale Temperaturerhöhung von 2OC – ab 2020 nur noch mit „negativen“

Emissionen (CCS+Biomasse) möglich (Quelle: Meinshausen 2009)

Global 750 Gt CO2 in 2010-2050; 67% Chance für 2°CQuelle: WBGU 2009

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Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

Dramatische Volatilität: Ölpreis zwischen 54 und 248 $/ b? (GermanHy2008)?

Maximum der globalen Ölförderung bereits um 2010 ? (ASPO 2004)?

source: The Association for the Study of Peak Oil&Gas (ASPO): Oil and Gas Liquids 2004 Scenario, updated by Colin J. Campbell, 2004-05-15, in: www.peakoil.net, Recherche v.

„Der „depletion mid-point“ für konventionelles Erdöl...dürfte innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre erreicht sein. So ist ein sukkzessiver Rückgang der Förderung spätestens ab diesem Zeitpunkt vorprogrammiert“ (BGR 2005)

Entwicklung des Rohölpreises in ausgewählten Energieszenarien

Ist-Wert für 2010 ist aktueller Rohölpreis (September 2010).

World Energy Outlook: Energieeffizienz= 50% der Lösung! Aber reicht Technik?IEA 450 ppm CO2eq scenario to achieve 2° target

Main strategy elements energyefficiency and renewables

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Ziele des Energiekonzepts der Bundesregierung vom 28.9.2010

04/11/23 Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

Primärenergieverbrauch in den Jahren 2030 und 2050 in ausgewählten Energieszenarien

Ist-Daten (vorläufig) für 2009 nach AG Energiebilanzen.

Entwicklung des Anteils erneuerbarer Energien (inkl. REG-Import) an der Primärenergieversorgung

Ist-Wert für 2010 stellt (vorläufigen) Wert von 2009 (8,7 %) nach AG Energiebilanzen dar.

Kurve von Szenario II B überdeckt durch Kurve von Szenario IIA, da Verläufe praktisch identisch sind.

Biomasse in der Primärenergieversorgung

Ist-Daten (vorläufig) für 2009 nach AG Energiebilanzen.

Bruttostromverbrauch nach Energieträgern in den Jahren 2030 und 2050

Ist-Daten (vorläufig) für 2009 nach AG Energiebilanzen.

Entwicklung des Anteils erneuerbarer Energien (inkl. REG-Import) am Bruttostromverbrauch

Ist-Wert für 2010 stellt (vorläufigen) Wert von 2009 (16,3 %) nach AG Energiebilanzen dar.

Rückgang der energiebedingten CO2-Emissionen gegenüber 1990 (in %)

Ist-Wert für 2010 ist (vorläufiger) Wert für 2008 nach UBA.

Eine Effizienzrevolution ist möglich – bisher aber nur in Szenarien

04/11/23 Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

04/11/23 Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

04/11/23 Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

04/11/23 Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

Laufzeitverlängerung: „Brücke“ oder „Bremse“ der Energiewende?

Wieviel erneuerbarer Strom, bis wann und zu welchen Kosten?

Wieviel neue Kohlekraftwerke? Mit oder ohne CCS?

Chancen für Rekommunalisierung und Re-Vergesellschaftung?

Für Effizienz sind alle – solange der Energieabsatz steigt?

Konfliktfelder der deutschen Energiepolitik

Plazebo oder Ansporn für Klimaschutzpolitik?

Immer mehr Studien begründen die volkswirtschaftlichen Vorteilevon Klimaschutz und GreenTech

September 2009

UBA (Hrsg.) 2009

ISI/ Roland Berger (2009)

McKinsey (2009)

PIK et al (2009)

WWF/Prognos/Öko/Ziesing (2009)

ADAM (EU27, 2009)

FVEE (2010)

SRU/Hohmeyer (2010)

04/11/23 Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

Ein „New Green Deal“ für Klima- und Ressourcenschutz würde die schwache deutsche Investitionsquote anheben!

Bruttoinvestitionen im internationalen Vergleich, 1970-2006

Quelle: C.Jäger, PIK, 2009

04/11/23 Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

1000 jobs

Beschäftigungseffekt einer Reduktion der C02-Emissionen bis 2020 um 40% Treiber: Höhere Nettoinvestitionsquote und Importsubstitution (grün); reduzierte

Energiekosten (blau)

Source: ISI,PIK,BSR,ECF 6/2008

Eine machbare Vision : Die “2000Watt/Kopf Gesellschaft”

04/11/23 Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

70 Technologien zum Stromsparen: 120 Mio t C02 (ca. 20% des Stromverbrauchs) sind mit gesamtwirt. Gewinn vermeidbar !

(Quelle: Wuppertal Institut im Auftrag von E.ON 2006)

Unscheinbar, aber revolutionär: ca.40 TWh Sparpotential in EU27 (5 TWh:D) durch Hocheffizienzpumpen

04/11/23 Source:

Ein Energiespar- und Gewinnpotential für viele Gemeinden

04/11/23 Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

Quelle: Literaturverzeichnis Wuppertal Institut

Gute Perspektiven für kommunale Infrastrukturen - wenn der Gute Perspektiven für kommunale Infrastrukturen - wenn der „öffentliche Zweck“ („public value“) Leitidee würde !„öffentliche Zweck“ („public value“) Leitidee würde !

(Quelle: Infrafutur 2009) (Quelle: Infrafutur 2009)

Über die traditionelle Daseinsvorsorge hinaus...(Energie, Wasser/Abwasser, Abfall, Verkehr)

..hin zur nachhaltigen Daseinsvorsorge(incl. Klima- und Ressourcenschutz, nachhaltige Mobilität)

Stärkerer Beitrag zur kommunalen Beschäftigungspolitik(lokaler Arbeitgeber, Ausbildungsplätze, Auftraggeber f. lokales Handwerk)

Partner für kommunale Finanz- u. Organisationspolitik(Steuern u. Abgaben, Sicherung nicht rentabler, aber zur Lebensqualität notwendiger Bereiche, Partner für neue kommunale Dienstleistungen)

Instrument kommunaler Wirtschaftsförderung(Beitrag zur kommunalen Wertschöpfung, Partner für innovative Lösungen bei lokalen Unternehmen, Koordinator „virtueller Kraftwerke“)

Weiterentwicklung zum „Infrastruktur-Dienstleister der Zukunft“ (Qualitätssicherung und Kostensenkung durch Synergien zwischen Energie, Abfall,

Wasser/Abwasser etc. erschließen)

Aber: Anreize für EDU-Energiesparprogramme fehlen!

04/11/23

Fünf nationale Modelle für die Anschubförderung wirtschaftlicher Effizienzmaßnahmen

(Quelle: WI / Infrafutur 2009)

EnergieSparFonds des Bundes (Vorbilder z.B. DK, NO)

Finanzierung Programmkosten über Netzgebühren (BE, DK)

Finanzierung Programmkosten über Steuererleichterungen für Energieunternehmen (NL, 1999-2003)

NEEG-Modell (Ankaufpflicht für Energiespar-Zertifikate zum Festpreis und Umlage der Kosten analog EEG) (innovativ)

„weiße Zertifikate“ (Pflicht zur Abgabe einer bestimmten Menge an handelbaren Energiespar-Zertifikaten) (IT, FR; UK)

Zusätzlich möglich: Ein regionaler Effizienzfonds (Vorbild: Hannover)

Warum sind Kommunen und Regionen die potentiellen Gewinner von Klima- und Ressourcenschutz?

04/11/23 Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

04/11/23 Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

04/11/23 Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

04/11/23 Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

04/11/23 Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

04/11/23 Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

04/11/23 Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

04/11/23 Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

04/11/23 Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

• Fernziel: Regionale Vollversorgung mit erneuerbaren Energien bis 2030

• als GmbH gegründet 2000 von 20 Bürgern - seit 2007 nicht-börsennotierte AG

• aktuell über 700 Gesellschafter - Privatpersonen und Firmen - Stadtwerke

• Investitionsvolumen bisher gesamt: ~ 60 Mio ; Modell „Bürgercontracting“o ~ 7 MW Dachanlagen PV ; ~ 5 MW Freilandanlagen PV o Wasserkraftwerk Musikinsel Singeno Biogasanlagen Hof Schönbuch u. Hof Buchelio 5 Bioenergiedörfer (Mauenheim, Lippertsreute, Schlatt, Randegg, Lautenbach)o Holzenergie-Contracting, ca. 6 MWth

o ca. 25 km Nahwärmenetze

Ein Beispiel für die stille Energierevolution auf dem Land

Gesellschafter (Energie-Bereich)

04/11/23

Regionale Transformation notwendig -Großstadt-Szenarien für Wege zur „CO2-Freiheit“

(Quelle: WI/Siemens Studie für München 2009)

Für eine Reduzierung der CO2-Emissionen unter 2 t pro Kopf und Jahr gibt es unterschiedliche Wege

Betrachtung des 50-Jahres-Zeitraums 2008-2058 mit unterschiedlichen Entwicklungsannahmen

1.300 kgim „Brücken“ Szenario

750 kg im „Ziel“ Szenario

Forderung der EU-Umweltminister: 2t CO2-Äquivalent pro Kopf

Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

04/11/23

Münchner Optionen zu CO2-Reduktion um 89% im Szenario „Ziel“ bis 2058(Quelle: WI/Siemens Studie für München 2009)

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Quelle: Literaturliste des Wuppertal Instituts

Nachhaltigkeit

Suffizienz (“weniger”) +

Konsistenz (“anders”)

25% weniger Energie/Rohstoffe pro $ BIP, aber Wachstum der Weltwirtschaft um 82%: Ein integrierter Lösungsansatz ist notwendig

Effizienz - Suffizienz - Konsistenz

Rebound Effekt: Effizienzgewinne

werden durch steigende Nachfrage

„aufgefressen“

Effizienz („besser“) +

Nachhaltige Konsummuster und

Lebensstile

Reduzierung des Ressourcen-einsatzes pro Einheit eines

Produktes/Services

„European Way of Life“ und halbierte C02-Emission/Kopf: Machbar, aber nur durch neue Lebenstile!

(Quelle: Barthel 2008)

Mögliche Verbesserung der individuellen C02-Bilanz:• ein Flug weniger nach Thailand = - 5t/a• 1500km mit ÖPNV statt PKW = - 1,6t/a

Quelle:WI 2007

Wirtschaftswachstum und Lebenszufriedenheitin Deutschland

„Vielleicht sollten wir den Hinweis Ernst nehmen, dass unser heutiger Lebensstil jede Menge Verzicht von uns fordert“. ( Bundespräsident Köhler)

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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http://www.wupperinst.org