Post on 05-Apr-2015
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Kabale und LiebeIV. Akt, 7. Szene
1. Wählen Sie zu jeder Folie ein passendes Bild aus der beigefügten Datei aus, das jeweils die Aussage der beiden Protagonistinnen (Luise (blau) und Lady Milford (violett)) veranschaulicht. (siehe als Beispiel Folie 2 und 3)
2. Erläutern Sie kurz mit eigenen Worten in dem Kommentarbalken am unteren Rand der Folie das innere und äußere Geschehen.
Nur ganz nah –Gutes Kind, ich
glaube, du fürchtest mich?
Aha, Ist Sie hier? – Eine
gewisse – Wie nennt man Sie noch?
Gnädige Frau, ich erwarte
Ihre Befehle.
Nein, Mylady. Ich verachte das
Urteil der Menge.
Nur ganz nah –Gutes Kind, ich
glaube, du fürchtest mich?
Lady Milford fürchtet die Begegnung mit Luise, versucht ihre Unsicherheit aber mit herablassender Überlegenheit zu überspielen
Aha, Ist Sie hier? – Eine
gewisse – Wie nennt man Sie noch?
Gnädige Frau, ich erwarte
Ihre Befehle.
Nein, Mylady. Ich verachte das
Urteil der Menge.
Meine Sophie heiratet. Du
sollst ihre Stelle haben!
16 Jahre! – Nichts ist verführender – Und auch
er liebt zum erstenmal. Nichts, nichts als die süße
frühverfliegende Träumerei. Es kann nicht
von Dauer sein.
Man sehe die große Dame! – wo will denn
Sie hinaus, meine Kostbare? Sind die
Finger zur Arbeit zu niedlich? Ist es ihr
bisschen Gesicht, worauf sie so trotzig tut?
Ich danke für diese Gnade, Mylady, als
wenn ich sie annehmen dürfte.
Mein Gesicht, gnädige Frau, gehört mir so
wenig als meine Herkunft
Oder glaubt Sie vielleicht, das werde nimmer ein Ende
nehmen? Was dir dein Spiegel für massiv und ewig hält, ist nur ein dünner angeflogener
Goldschaum.
Verzeihen Sie, gnädige Frau – Ich war soeben im Begriff, diesen
prächtig blitzenden Rubin zu beweinen, der es nicht wissen muss, dass seine Besitzerin so scharf wider Eitelkeit eifert.
Was in der Welt könnte Sie abhalten, einen Stand zu
wählen, der der einzige ist, wo –sie Manieren und Welt
lernen kann, wo sie sich Ihrer bürgerlichen
Vorurteile entledigen kann?
Auch meiner bürgerlichen Unschuld, Mylady? Die Paläste gewisser Damen sind oft Freistätten der
frechsten Ergötzlichkeiten
Wer sollte sich träumen lassen, dass Lady Milford ihrem Gewissen einen ewigen Skorpion halte, dass sie
Geldsummen aufwende, um den Vorteil zu haben, jeden
Augenblick schamrot zu werden?
Würde Sie mein Anblick ergötzen? ... Welche Folter für
Sie, im Gesicht Ihres Dienstmädchens die heitere Ruhe zu lesen, womit die Unschuld ein reines Herz zu belohnen pflegt.
Unerträglich, dass sie mir das sagt! Unerträglicher,
dass sie recht hat!
Mädchen, du wirst mich nicht überlisten. Hinter diesen Maximen lauert ein feuriges Interesse, dass dir meine Dienste besonders abscheulich
malt.
Ich fürchte Ihre Rache nicht, Lady – Mein Elend ist so hoch
gestiegen, dass selbst Aufrichtigkeit es nicht mehr
vergrößern kann. (...)
Ich will nur fragen, was Mylady bewegen konnte, mich für die Törin zu
halten, die über ihre Herkunft errötet? Was sie berechtigen konnte, sich zur Schöpferin meines Glücks
aufzuwerfen, ehe sie noch wusste, ob ich mein Glück auch von ihren
Händen empfangen wolle?
Wie kommt es, Mylady, dass Ihr gepriesenes Glück das Elend so gern
um Neid und Bewunderung anbettelt? – Hat Ihre Wonne die Verzweiflung so
nötig zur Folie?Sind sie glücklich, Mylady?
Unerhört! Unbegreiflich! Diese Größe hast du nicht
auf die Welt gebracht. Und für einen Vater ist sie zu
jugendlich. Ich höre einen anderen Lehrer
Es sollte mich doch wundern, Mylady, wenn Sie jetzt erst auf diesen Lehrer
fielen
Ja denn! Weil ich dir doch nicht entwischen kann. Ich
kenn ihn – weiß alles.
Aber wag es, Unglückliche – wag es ihn jetzt noch zu lieben oder von ihm geliebt zu werden. Wag es, an ihn
zu denken oder einer von seinen Gedanken zu sein – Ich bin mächtig, Unglückliche – fürchterlich – So wahr Gott
lebt. Du bist verloren!
Ich kann nicht mit ihm glücklich werden –aber du sollst es auch nicht werden – Wisse das
Elende! Seligkeit zerstören ist auch
Seligkeit
Ohne Rettung, Mylady, sobald Sie
ihn zwingen, dass er Sie lieben muss.
Eine Seligkeit, um die man Sie schon gebracht hat, Mylady- Lästern sie Ihr eigenes Herz nicht. Sie sind nicht fähig, ein Geschöpf zu quälen, das
Ihnen nichts zuleide getan, als dass es
empfunden hat wie Sie – Aber ich liebe Sie um dieser Wallung willen,
Mylady.
O Luise, edle, große, göttliche Seele! Vergib‘s
einer Rasenden – Ich will dir kein
Haar kränken, mein Kind. Wünsche! Fordre! Ich will diesen Schmuck
verkaufen – meine Garderobe – Dein
sei alles, aber entsag ihm!
Nehmen Sie ihn denn hin. Mylady! Aber Sie haben den
Himmel zweier Liebenden geschleift, voneinandergezerrt,
zwei Herzen, die Gott aneinanderband.
Jetzt ist er Ihnen! Nur vergessen sie nicht, dass
zwischen Ihrem Brautkuss das Gespenst
einer Selbstmörderin sürzen wird.
Bin ich so tief gesunken (...) dass
das prahlende Gebäude deiner Ehre neben der höheren Tugend
einer verwahrlosten Bürgerdirne
versinken soll?Auch ich habe
Kraft zu entsagen!
In deine Arme werf ich mich,
Tugend!