Post on 17-Sep-2018
transcript
Junge Erwachsene mit
psychischer Behinderung
und ihr Berufseinstieg
Ausserordentliche IV-Rente – ein fragwürdiger Anreiz
Prof. Dr. Oskar Baenziger, eMBA UZH
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Wetzikon
Telefon: 044 930 00 18
E-Mail: kinderarzt@bluewin.ch
19.11.2014
1. Einleitung
2. Ziel der Arbeit
3. Methodik
4. Resultate
5. Diskussion
6. Zusammenfassung und Ausblick
Inhalt
19.11.2014
Einleitung – Versicherte
Wer ist in der Invalidenversicherung versichert?
• Personen mit zivilrechtlichem Wohnsitz in der Schweiz
• In der Schweiz erwerbstätige Personen
• Diverse Sonderregelungen (z.B. für Auslandschweizer,
Vertragsstaatenausländer, Asylsuchende)
19.11.2014
Einleitung – Leistungen der Invalidenversicherung
Sachleistungen
(Eingliederungsmassnahmen)
• Früherfassung, Frühintervention
• Medizinische Massnahmen (GG)• < 20 Jahre
• Berufliche Massnahmen
• Hilfsmittel
Gelddienstleistungen
• Renten
• Hilflosenentschädigung
• Assistenzbeitrag
19.11.2014
Einleitung – Das Dilemma
• Die Invalidenversicherung dient der Existenzsicherung behinderter
Menschen
• Die Leistungen der Invalidenversicherung werden durch das Parlament und
im Gesetz zur Invalidenversicherung festgelegt
• Die Invalidenversicherung steckt in einer miserablen finanziellen Situation
• Die Invalidenversicherung wird durch Lohnprozente und Steuern finanziert
und seit 1.1.2011 temporär durch 0,4% Mehrwertsteuer zusatzfinanziert
19.11.2014
Einleitung – IV als Sanierungsfall
Die IV ist finanziell sanierungsbedürftig !!
19.11.2014
Einleitung – Sanierung im Gange
Die IV wird finanziell saniert !!
19.11.2014
Einleitung – Sanierung erscheint erfolgreich
Neue IV-Renten in der SchweizMonitoring der IV: Bestände
220'400
242'100 249'500 257'500 254'600 250'400 246'500 242'300231'800
252'800
0
50'000
100'000
150'000
200'000
250'000
300'000
Jan 02 Jan 03 Jan 04 Jan 05 Jan 06 Jan 07 Jan 08 Jan 09 Jan 10 Jan 11
Ge
wic
hte
te R
en
ten
Anzahl IV-Renten in der Schweiz
19.11.2014
Einleitung – ist die Sanierung nachhaltig?
Neue ausserordentliche Renten / 1000 Einwohner im Alter 18 - 25 Jahren
0
0.5
1
1.5
2
2.5
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Schweiz
Neue IV-Renten in der Schweiz•13‘500 ordentliche Renten
• 1‘400 ausserordentliche Renten
19.11.2014
Einleitung – Wer erhält ausserordentliche Renten?
Ausserordentliche Renten
Renten für Versicherte im Alter von 18 – 25 Jahren, welche bisher nicht am
Erwerbsleben teilgenommen haben.
Gefahr:
Diese Rentner bleiben bis zum Ende ihres Erwerbsleben von der Rente
abhängig. Sie führen zu einem nachhaltigen Anstieg des Rentenbestandes.
Anteil neuer IV-Rentner - Ursache
IV-Statistik 2012 19.11.2014
Rentenbestand totalohne Unfälle und Geburtsgebrechen
Psychische Gründe
20122010200820062004
Einleitung – Anteil psychischer Erkrankungen steigend
19.11.2014
Invalidenversicherung und psych. Erkrankungen
Autismus/frühkindl. Psychosen (CH)
19.11.2014
Von der IV unterstützte erste berufliche Ausbildung
2007 2008 2009 2010 2011 2012
Anzahl ebA /Jahr
IV-Statistik 2012
19.11.2014
Von der IV unterstützte erste berufliche Ausbildung
2007 2008 2009 2010 2011 2012
Anzahl ebA /Jahr
IV-Statistik 2012
Männer (blau)Frauen (rot)
19.11.2014
Entwicklung der ausserordentlichen IV-Renten
0
500
1000
1500
2000
2500
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012Zürich
Schweiz
19.11.2014
19.11.2014
Einleitung - von wem sprechen wir?
19.11.2014
Einleitung – Entwicklung psychischer Erkrankungen bei Jugendlichen
Jugendliche
ADHS
Autismus
Depression
Sucht
Entwicklungs-
störung
Schwierige Pubertät
Normal
Junge Erwachsene
Persönlichkeitsstörung
Depression
Psychosen
Sucht
Normal
Renten-
empfänger
Erwerbs-
leben
19.11.2014
Einleitung – Entwicklung Sonderschüler im Kanton Zürich)
19.11.2014
… komplexe Hintergründe, Zusammenhänge, Wechselwirkungen und
Anreizsysteme aufzeigen welche zu diesem Anstieg ausserordentlichen
Berentungen junger Menschen führen
… mögliche Hebel für eine erfolgreichere berufliche Integration dieser
jungen Erwachsenen identifizieren
… unterschiedliche Ansatzpunkte zur Schaffung positiver Anreizsysteme
diskutieren
2. Ziel der Arbeit
Wir wollen…
19.11.2014
Ziel der Arbeit – Drei Thesen
T1 Bei anhaltender Fall-Zunahme junger Erwachsener mit Renten-
ansprüchen werden die „psychischen und Persönlichkeits-Störungen“ innert
weniger Jahre mehr als 60% aller Gründe für einen Rentenbezug ausmachen
und den Rentenbestand weiter erhöhen.
T2 Es besteht ein komplexer Zusammenhang zwischen der Medikalisierung
junger Erwachsener, den erhöhten Anforderungen im beruflichen Alltag und
der Erhöhung der Fallzahlen der ausserordentlichen IV-Renten.
T3 Es bestehen soziale- und ökonomische Anreizsysteme, welche die berufliche
Integration junger Erwachsener erschweren (Rentenhöhe, Invaliditätsgrad,
Ergänzungsleistungen, Prämienverbilligungen, Verlust der Rente bei
Aufnahme einer Erwerbsarbeit).
19.11.2014
3. Methodik
• Systemtheoretische Konzepte fokussieren Wechselbeziehungen statt
linearer Ursache-Wirkungs-Ketten, Veränderungsprozesse statt
Momentaufnahmen
• „Feedback-Konzepte“ bzw. Rückkopplungsprozesse zeigen auf, wie
Handlungen sich wechselseitig verstärken oder ausgleichen
Systemtheoretische Modellierung
19.11.2014
• Verstärkende / amplifizierende Rückkopplungsprozesse: Motoren
des Wachstums
• Ausgleichende / stabilisierende Rückkopplungsprozesse: bringen
analog „Homöostase“ ein Gleichgewicht ins System
• Verzögerte Rückkopplungsprozesse:
können Überkompensation, Instabilität bewirken und System durch
Eskalation zum Kollabieren bringen
Methodik – Arten von Rückkopplungsprozessen
19.11.2014
Methodik – Einflussportfolio AS – PS
AS - PS Diagramm: aktive / passive Beeinflussung
0.0
2.0
4.0
6.0
8.0
10.0
12.0
14.0
16.0
18.0
20.0
0.0 2.0 4.0 6.0 8.0 10.0 12.0 14.0 16.0 18.0Aktivsumme
Pa
ss
ivs
um
me
Diagnose/ Medikalisierung
Schulische Leistungen
Unterstützungsleistungen / Taggelder IV
Berufsausbildung / Qualität der Institution
Qualität IV
Eingliederung 1. AM
Eingliederung geschützter AM
Geschäftserfolg
Arbeitsplätze 1. AM
Wirtschaftslage / Konjunktur
Sozialausgaben Staat / Steuern
Anreizsystem für Arbeitgeber
Arbeitslosenquote / -kosten
Gesetzl. Leistungsanspruch
BVG-Risikobeiträge AG
IV-Renten
Eingliederungsmassnahmen
Übertritt geschützter Rahmen in 1. AM
Eltern und ihre Werte
Neg. Anreizsystem für IV-Rentner
reaktiv kritisch
puffernd aktiv
Wir beleuchten in
unserer Präsentation
vor allem die
Variablen mit hoher
Aktivsumme bzw.
„Power“
19.11.2014
grau: Stakeholder mit direktem
Einfluss
rot: Institutionen der IIZ
blau: „externe“ Faktoren höherer
Aggregationsebene
4. Resultate
Systembeschreibung und Abgrenzung
19.11.2014
Resultate – Stakeholder & Schlüsselindikatoren
19.11.2014
Resultate – Ausgewählte Variablen
1 Diagnose / Medikalisierung
2 Schulische Leistungen
3 Unterst.leistungen / Taggelder IV
4 Berufsausbildung / Qualität
der Institution
5 Qualität IV
6 Eingliederung 1. AM
7 Eingliederung geschützter AM
8 Geschäftserfolg AG
9 Arbeitsplätze 1. AM
10 Wirtschaftlage / Konjunktur
11 Sozialausgaben Staat / Steuern
12 Anreizsystem für Arbeitgeber
13 Arbeitslosenquote / -kosten
14 Gesetzlicher Leistungsanspruch
15 BVG-Risikobeiträge AG
16 IV-Renten
17 Eingliederungsmassnahmen
18 Übertritt geschützter Rahmen in
1. AM
19 Eltern und ihre Werte
20 Neg. Anreizsystem für IV-Rentner
19.11.2014
Resultate – Die Modellentwicklung
Lenkbarkeit/
HebelZielgrössen Gleiche
Wirkung
Umgekehrte
WirkungLegende: Externe
Grössen
Eingliederungsmassnahmen
Eingliederung 1. AMAnspruchsberechtigte:
Diagnose / Medikalisierung
Eingliederung geschützter
Arbeitsmarkt
IV-Rentner
Berufsausbildung/
Qualität der Institution
Berufseinstiegskreis
Systemtheoretisches Modell psychisch behinderter junger Erwachsener und ihres Berufseinstiegs
19.11.2014
Resultate – Entwicklung Teilmodell A
Lenkbarkeit/
HebelZielgrössen Gleiche
Wirkung
Umgekehrte
WirkungLegende: Externe
Grössen
Eingliederungsmassnahmen
Eingliederung 1. AMAnspruchsberechtigte:
Diagnose / Medikalisierung
Eingliederung geschützter
Arbeitsmarkt
IV-Rentner
Berufsausbildung/
Qualität der Institution
BerufseinstiegskreisArbeitgeber
Arbeitsplätze 1. AM
Geschäftserfolg
Sozialausgaben Staat /
Steuern
BVG Risikoprämien
Wirtschaftslage /
Konjunktur
Wirtschaftskreis
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Resultate – Entwicklung Teilmodell B
Kinder / Schüler
Kindheitskreis
Eingliederungsmassnahmen
Eingliederung 1. AMAnspruchsberechtigte:
Diagnose / Medikalisierung
Eingliederung geschützter
Arbeitsmarkt
IV-Rentner
Berufsausbildung/
Qualität der Institution
Eltern und ihre Werte
Permissive Ärzte/
Therapeuten
Schulische
Leistungen
Berufseinstiegskreis
Lenkbarkeit/
HebelZielgrössen Gleiche
Wirkung
Umgekehrte
WirkungLegende: Externe
Grössen
19.11.2014
Resultate – Das Modell
Lenkbarkeit/
HebelZielgrössen Gleiche
Wirkung
Umgekehrte
WirkungLegende: Externe
Grössen
Systemtheoretisches Modell psychisch behinderter junger Erwachsener und ihres Berufseinstiegs
19.11.2014
Resultate – Einflussmatrix mit Aktiv- & Passivsummen
9 Arbeitsplätze 1. AM
10 Wirtschaftlage/ Konjunktur
12 Anreizsystem für Arbeitgeber
14 gesetzlicher Leistungsanspruch
Hohe AS 13
3 Unterstützungsleistungen / Taggelder IV
6 Eingliederung 1. AM
7 Eingliederung geschützter AM
14 gesetzlicher Leistungsanspruch
16 IV-Renten
17 Eingliederungsmassnahmen
18 Übertritt von geschützten Rahmen in 1. AM
Hohe PS 13
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Resultate – Einflussportfolio von Aktiv- & Passivsummen
AS - PS Diagramm: aktive / passive Beeinflussung
0.0
2.0
4.0
6.0
8.0
10.0
12.0
14.0
16.0
18.0
20.0
0.0 2.0 4.0 6.0 8.0 10.0 12.0 14.0 16.0 18.0Aktivsumme
Pa
ss
ivs
um
me
Diagnose/ Medikalisierung
Schulische Leistungen
Unterstützungsleistungen / Taggelder IV
Berufsausbildung / Qualität der Institution
Qualität IV
Eingliederung 1. AM
Eingliederung geschützter AM
Geschäftserfolg
Arbeitsplätze 1. AM
Wirtschaftslage / Konjunktur
Sozialausgaben Staat / Steuern
Anreizsystem für Arbeitgeber
Arbeitslosenquote / -kosten
Gesetzl. Leistungsanspruch
BVG-Risikobeiträge AG
IV-Renten
Eingliederungsmassnahmen
Übertritt geschützter Rahmen in 1. AM
Eltern und ihre Werte
Neg. Anreizsystem für IV-Rentner
reaktiv kritisch
puffernd aktiv
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Resultate – Einflussportfolio AS - PS
Aktive Variablen
(Lenkungsvariablen)
Kritische Variablen
(Initialzünder)
1 Diagnose / Medikalisierung
19 Eltern und ihre Werte
20 Neg. Anreizsystem für Rentner
2 Schulische Leistungen
9 Arbeitsplätze im 1. AM
10 Wirtschaftslage / Konjunktur
13 Arbeitslosenquote / -kosten
8 Geschäftserfolg Arbeitgeber
14 gesetzlicher Leistungsanspruch
16 IV-Renten
11 Sozialausgaben Staat / Steuern
12 Anreizsystem für Arbeitgeber
6 Eingliederung 1. AM
18 Übertritt von geschützten Rahmen in 1. AM
19.11.2014
Resultate – Einflussportfolio AS - PS
Reaktive Variablen
(Symptombekämpfung)
Puffernde Variablen
(vergebliche Eingriffe)
3 Unterstützungsleistungen / Taggelder IV
17 Eingliederungsmassnahmen
7 Eingliederung geschützter AM
15 BVG-Risikobeiträge AG
5 Qualität IV
4 Berufsausbildung / Qualität der Institution
19.11.2014
Resultate – Portfolio Aktivsumme – Produzierte Verzögerung
AS - PV Diagramm: Interventionsvariablen
0.0
2.0
4.0
6.0
8.0
10.0
12.0
14.0
16.0
18.0
0.00.51.01.52.02.53.03.5
Produzierte Verzögerung
Ak
tiv
su
mm
e
Diagnose/ Medikalisierung
Schulische Leistungen
Unterstützungsleistungen / Taggelder IV
Berufsausbildung / Qualität der Institution
Qualität IV
Eingliederung 1. AM
Eingliederung geschützter AM
Geschäftserfolg
Arbeitsplätze 1. AM
Wirtschaftslage / Konjunktur
Sozialausgaben Staat / Steuern
Anreizsystem für Arbeitgeber
Arbeitslosenquote / -kosten
Gesetzl. Leistungsanspruch
BVG-Risikobeiträge AG
IV-Renten
Eingliederungsmassnahmen
Übertritt geschützter Rahmen in 1. AM
Eltern und ihre Werte
Neg. Anreizsystem für IV-Rentner
verzögernd-aktiv lebhaft-aktiv
lebhaft-pufferndverzögernd-puffernd
19.11.2014
Diskussion – Ad These 1
• Der gesetzliche Leistungsanspruch ist gemäss unserem Modell
erwartungsgemäss eine kritische und deshalb hoch relevante
Interventionsvariable im System der beruflichen Integration junger
Erwachsener mit psychischer Behinderung.
• Die gesetzliche Grundlage zur Zusprache von IV-Leistungen beeinflusst die
Neurentenquote direkt und führt in ein negatives Anreizsystem, wenn
der Einstieg ins System der IV schon im Kindesalter mit einem zweifelhaften
Gesundheitsschaden erfolgt.
• Bleibt der Status quo erhalten, werden die psychisch bedingten IV-Renten in
den nächsten Jahren 60% übersteigen.
Entwicklung ao. und psychisch begründeter IV-Renten
19.11.2014
Jugendpychiatrische Versorgungsdichte und Behandlungserfolge
• Bisher konnte nicht gezeigt werden, dass eine frühzeitige Behandlung von
Kindern mit ADHS und frühkindlichem Autismus, wie sie in der Schweiz
praktiziert wird, zu einer Verbesserung der beruflichen Integration geführt
hätte.
• Es stellt sich darum die Frage, ob die aktuelle Häufung solcher Diagnosen
und die entsprechenden medikamentösen Behandlungen bei Kindern
gerechtfertigt sind oder ob sie für die Betroffenen für die berufliche Integration
nicht sogar schädlich sein könnten.
Diskussion – Ad These 2
19.11.2014
• U.U. wirkt die Pathologisierung junger Menschen
den Bemühungen von Politik und Gesellschaft,
Anreize für Arbeitgeber zu schaffen und damit die
Chancen für einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz
im ersten Arbeitsmarkt für psychisch Behinderte zu
erhöhen, auch direkt entgegen.
Diskussion – Ad These 2 ff
• Gemäss neueren Studien ist das Verständnis von Arbeitgebern und Lehrmeistern
gegenüber Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen – und hier
besonders gegenüber jungen Erwachsenen mit häufig diagnostizierten
Persönlichkeitsstörungen – sehr gering.
Jugendpychiatrische Versorgungsdichte und Behandlungserfolge
19.11.2014
Negative Anreizsysteme
• Es existieren Anreizsysteme, welche über den Wegfall von Ergänzungs-
leistungen den Wiedereinstieg von IV-Rentnern ins Arbeitsleben als wenig
attraktiv erscheinen lassen.
• Die Anreize für einen Verbleib in der Rente wurden von Politik und
Gesellschaft im guten Glauben geschaffen, um soziale Härtefälle zu
vermeiden. Dabei wurde die konträre Wirkung dieser Anreize für einen
anderen Teil der Rentner nicht richtig eingeschätzt oder bewusst in Kauf
genommen.
• Überdies gibt es ein Anreizsystem, das u.a. in der Subventionierung der
geschützten Ausbildungs- und Arbeitsplätze und in der sozialen Haltung des
ausbildenden pädagogischen Personals begründet liegt.
Diskussion – Ad These 3
19.11.2014
6. Zusammenfassung und Ausblick
• Wichtigste Lenkungs- und Interventionsvariablen finden sich im Gesellschafts-
und Wirtschaftsumfeld mit „Arbeitsplätzen im 1. AM“, „Negativ-Anreizen für
IV-Rentner“, Geschäftserfolg“ und „Anreizsystemen für Arbeitgeber“.
• Aus dem Kindheitskreis stellen sich Variablen wie „Eltern und ihre Werte“,
„Schulleistungen“, „Diagnose/Medikalisierung“ als Lenkungsvariablen
heraus.
• Der „gesetzliche Leistungsanspruch“ sowie „IV-Renten“ besitzen als
Initialzünder sowohl aktive Kraft für Veränderungen im System wie auch hohe
passive Beeinflussbarkeit.
Lenkungsmassnahmen zur Verbesserung der beruflichen
Integration psychisch Behinderter sollten bei all diesen
Gegebenheiten parallel ansetzen!
19.11.2014
• Ausräumen der Negativ-Anreize: Anpassung des Leistungsanspruchs
• Klärung der diagnostischen Grundlagen zur Anspruchberechtigung
• Klärung der Rolle der IV-Stellen und des RAD – mehr als Überprüfung der
medizinisch-diagnostischen Grundlagen?
• Weitere Anreize für Arbeitgeber schaffen: im Gange
• Sensibilisierung von Ärzten, Therapeuten, Pädagogen, Ausbildnern und Eltern:
• Folgen von Diagnose-Entscheiden und Ausbildungskonzepten aufzeigen.
• Jugendliche nicht auf den geschützten , sondern auf den freien Arbeitsmarkt
vorbereiten
• Berufsabschlüsse nicht in allen Fällen zur Pflicht machen
Ausblick 2012 – Denkbare Lenkungsmassnahmen
Entwicklung der ausserordentlichen IV-Renten
0
500
1000
1500
2000
2500
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012Zürich
Schweiz
19.11.2014
19.11.2014
• Sensibilisierung in Presse und Politik
• Erwähnung der Studie im des OECD-Forschungsbericht 2013
• Ausräumen der Negativ-Anreize: Diskussionen in Politik findet statt,
Ergänzungsleistungen werden politisch überdacht.
• IVG-Revision 6b wurde im Parlament gestoppt
• Klärung der Rolle der IV: BSV sensibilisiert, jährliches Audit beschäftigt sich mit dem
Thema
• Weitere Anreize für Arbeitgeber schaffen: im Gange,
• supported Education
• Sensibilisierung von Ärzten, Therapeuten, Pädagogen, Ausbildnern und Eltern:
• Folgen von Diagnose-Entscheiden und Ausbildungskonzepten aufzeigen und die
Ärzte, Lehrer und Therapeuten sensibilisiert.
• Jugendliche nicht auf den geschützten , sondern auf den freien Arbeitsmarkt
vorbereiten, es werden mehr Ausbildungsstellen im ersten Arbeitsmarkt angeboten
Rückblick – Was wurde erreicht
19.11.2014
Ausblick – Die erfolgreiche berufliche Integration!
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
19.11.2014
Entwicklung der Ausgaben der IV
2005 2006 2007 2008 2009 2010
Angaben in Mio Franken
Veränderung
2009 -10