Information und Gesellschaft

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Information und Gesellschaft. Rafael Capurro Hochschule der Medien Sommersemester 2004 www.capurro.de. Übersicht. World Summit on the Information Society (WSIS) Informationspolitik Charta der Bürgerrechte für eine nachhaltige Informationsgesellschaft E-Europe 2005 - PowerPoint PPT Presentation

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Information und Gesellschaft

Rafael CapurroHochschule der Medien Sommersemester 2004

www.capurro.de

R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2004)

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Übersicht World Summit on the Information Society (WSIS) Informationspolitik Charta der Bürgerrechte für eine nachhaltige

Informationsgesellschaft E-Europe 2005 „Informationsgesellschaft“: Wandel der

Konnotationen Ubiquitous Computing Theorien der Informationsgesellschaft

R. Capurro: Vorlesung Information und Gesellschaft (2004)

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WSIS: Genf 2003, Tunis 2005

„Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel“ (Wolfgang Kleichwächter)

- Deklarationen (Prinzipien, Aktionsplan)- Neues globales Problembewußtsein- Neues globales Verhandlungsforum- „Internet Governance“ (ITU, ICANN,

Arbeitsgruppe)- Neue Rolle der Zivilgesellschaft

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WSIS: Declaration of Principles„A. Our Common Vision of the Information SocietyWe, the representatives of the peoples of the world,

declare our common desire and commitment, to build a people-centred , inclusive and development-oriented Information Society, where everyone can create, access, utilize and share information and knowledge, enabling individuals, communities and peoples to achieve their full potential in promoting their sustainable development and improving their quality of life, premised on the purposes and principles of the Charter of the United Nations and respecting fully and upholding the Universal Declaration of Human Rights.“

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WSIS: Declaration…

B. An Information Society for All: Key Principles1. The role of governments and all stakeholders

in the promotion of ICTs for development2. Information and communication

infrastructure: an essential foundation for an inclusive information society

3. Access to information and knowledge

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WSIS: Declaration…

4. Capacity building5. Building confidence and security in the use

of ICTs6. Enabling environment7. ICT applications: benefits in all aspect of life8. Cultural diversity and identity, linguistic

diversity and local content

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WSIS: Declaration…

9. Media10. Ethical dimensions of the Information

Society11. International and regional cooperation

C. Towards an Information Society for All Based on Shared Knowledge

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Die WSIS-PrinzipienNach: R. Kuhlen: Interessenverflechtungen. In: Information. Wissenschaft & Praxis 54, 2003, 137-148.

„Oberziel von WSIS: Überwindung des Digital divide“

„Zugang und Zugriff (Access) zur Information und freier Wissensaustausch soll zu den fundamentalen menschlichen Rechten gezählt werden. Universaler Zugriff auf Wissen und Information zu (v)erträglichen Kosten (affordable costs) ist Bedingung für Überwindung des Digital divide auf allen Ebenen.

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Die WSIS-Prinzipien „Die Informationsgesellschaft muss sich in

transparenten, für alle nachvollziehbaren Umgebungen entwickeln: „democracy, transparency, accountability and good governance“ gehören zusammen.“

„Nur informationell gebildete Bürger (empowerment human capacity) können an der Informationsgesellschaft teilnehmen. Wissenschaft und Technologie müssen ausreichend abgesichert sein, damit sie weiter innovativ bleiben können.“

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Die WSIS-Prinzipien „ Kulturelle und sprachliche Vielfalt muss als

Bedingung für Entwicklung in der Informationsgesellschaft weiter erhalten und gefördert werden, wesentlich auch durch die Produktion lokaler Inhalte.“

„Die Probleme der komplexen Politik-Bereiche der Informationsgesellschaft können nur durch die Beteiligung der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft gelöst werden („establishing new and innovative multi-stakeholder public-private partnerships“)

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Die WSIS-Prinzipien „Auch in elektronischen Räumen müssen

sich Vertrauen, Privatheit und Sicherheit entwickeln können, um bisherige Werte moderner Gesellschaften in die Informationsgesellschaft zu transformieren.“

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WSIS: Plan of action- to connect villages with ICTs and establish

community access points (by 2010)- to connect universities (by 2005), colleges,

secondary schools (by 2010) and primary schools (by 2015) with ICTs

- to connect public libraries, cultural centres, museums, post offices and archives with ICTs

- to connect health centres (by 2010) and hospitals (by 2005) with ICTs

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WSIS: Plan of action- to connect all local and central government

departments (by 2010) and establish websites and email addresses (by 2005)

- to adapt all primary and secondary school curricula to meet the challenges of the Information Society, taking into account national circumstances

- To ensure that all of the world‘s population have access to television and radio services

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WSIS: Plan of action- To encourage the development of content

and to put in place technical conditions in order to facilitate the presence and use of all world languages on the Internet.

- To ensure that more than half the world‘s inhabitants have access to ICTs within their reach.

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„Die WSIS-Dokumente sind Kompromiss-Papiere“Chr. Dietz, G. Amshoff: Ein zaghafter Schritt zur

Überwindung des digitalen Grabens. http://www.worldsummit2003.de/de/web/588.htm

„We, the representatives of the peoples…“„Der Plan of Action begrenzt diese Vision aber gleich

in seinem ersten Artikel auf „promoting the use of ICT-based products, networks, services and applications“. Dementsprechend beschränken sich die Empfehlungen, die der Aktionsplan bis zum Jahr 2015 vorschlägt, weitgehend auf die Stärkung der ICT.“

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„Die WSIS-Dokumente…“„Umstritten war der Bereich der Internet-Sicherheit.

Insbesondere von zivilgesellschaftlichen Gruppen wurde befürchtet, dass Information Security in Folge des 11. September 2001 leicht einen Vorwand zur Überwachung von Privatpersonen bieten könnte.“

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„Die WSIS-Dokumente…“„Ebenfalls sehr umstritten war der Bereich der

„traditionellen“ Massenmedien. So betont die Declaration of Principles die Bedeutung von Pressenfreiheit und Pluralität der Medien. Im gleichen Atemzug aber kann ihr Aufruf zu „responsible use and treatment of information by the media in accordance with the highest ethical and professional standards“ auch als Einladung zur staatlichen Zensur interpretiert werden.

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„Die WSIS-Dokumente…“ Und die Betreiber der Community Media

(Bürgerradios, Nachbarschaftszeitungen etc.) können mit dieser Formulierung ausgegrenzt werden, weil sie oft nicht über eine journalistische Ausbildung verfügen. Andererseits empfiehlt der Plan of Action aber auch die Förderung von „media based in local communities.“

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„Die WSIS-Dokumente…“ „Wer reguliert das Internet?„Eine aus Regierungsvertretern,

Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft gebildete Arbeitsgruppe soll jetzt die technischen und politischen Aspekte der „Internet-Governance“ studieren und bis zum zweiten Teil des Gipfels im November 2005 konsensfähige Vorschläge erarbeiten“.

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„Die WSIS-Dokumente…“ „Neue Fördermechanismen erforderlich?

„Ebenfalls heftig umstritten war der „Digitale Solidaritätsfonds“ (…) So hat die US-Regierung angekündigt, auf bilateraler Basis 400 Millionen Dollar zur Förderung von US-Investitionen im Telekommunikations- und ICT-Bereich in Entwicklungsländern zur Verfügung zu stellen. Microsoft teilte mit, dass das Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) für einen Zeitraum von 5 Jahren eine Milliarde Dollar in den Ausbau von ICT in „underserved communities“ stecken will.“

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„Die WSIS-Dokumente…“ Armutsbekämpfung durch ICT?„So wünschenswert diese Absichten

erscheinen mögen, erwecken sie doch allzu leicht die Erwartung, durch die Investition in die IuK-Technologien ließen sich diese Probleme weitgehend aus der Welt schaffen. Und tatsächlich zieht sich dieser Fortschrittsglaube wie ein roter Faden durch die Declaration of Principles wie den Plan of Action.“

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„Die WSIS-Dokumente…“

Informationsbörse und Erfahrungsaustausch:„Großes Interesse fand das World Forum on

Communication Rights, das u.a. von der Kampagne Communication Rights in the Information Society (CRIS) und der Heinrich-Böll-Stiftung getragen war.“

„Besonders Augenmerk fanden auch die Werkstattberichte zu Open-Source-Software und freien Betriebssystemen.“

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„Die WSIS-Dokumente…“

„Bisher ist noch offen, wie die zweite Phase des Weltinformationsgipfels (16. bis 18. November 2005 in Tunis) gestaltet sein wird. Schon jetzt lässt sich aber absehen, dass die beiden vertagten und besonders umstrittenen Themen Internet Governance und Digital Solidarity Fund im Mittelpunkt der Diskussion stehen werden.“

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„Die WSIS-Dokumente…“„War es Zeit und Geld wert, 14.000 Teilnehmer aus

170 Ländern nach Genf zu bringen, um zwei wenig innovative Papiere zu verabschieden? (…)

Wo sonst, wenn nicht in einem globalen Forum, sollten Kernfragen von Global Governance wie die internationale Regulierung des Internets diskutiert werden? Die erste Phase des WSIS war ein wichtiges Forum zur Sondierung von Konflikten, es hat eindeutig das Problembewußtsein aller daran aktiv Beteiligten geschärft.“

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WSIS: Civil Society http://www.wsis-cs.org„Shaping Information Societies for Human

Needs“ Social Justice and People-Centred Sustainable

Development Centrality of Human Rights Culture, Knowledge and Public Domain Enabling Environment

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Informationspolitik Deutschland: Rückblick und Ausblick

IuD-Programm 1974-77 und nachfolgende Fachinformationsprogramme Vgl. Vorlesungsskript Kap. 2: www.capurro.de/iwmodul2.html

Informationsgesellschaft Deutschland 2006 Europa: eEurope 2005: Eine

Informationsgesellschaft für alle. Aktionsplanhttp://europa.eu.int/information_society/index_en.htm

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Informationsgesellschaft Deutschland 2006 Aktionsprogramm „Informationsgesellschaft

Deutschland 2006“ (BM für Wirtschaft und Arbeit/BMWA und BM für Bildung und Forschung/BMWF) http://www.bmwi.bund.de/

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NRI - Networked Readiness Index

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Aktionsplan: Ziele

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Aktionsplan: Ziele

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Aktionsplan: Ziele

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Internetnutzer ab 14 Jahren in Deutschland 1997-2003

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PCs je 100 Einwohner im Jahr 2002

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Festnetzkanäle und Mobilfunkteilnehmer in Deutschland 2000-2003

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Charta der Bürgerrechte für eine nachhaltige WissensgesellschaftHeinrich-Böll-Stiftung: http://www.worldsummit2003.de/

„Die „Charta der Bürgerrechte für eine nachhaltige Wissensgesellschaft“ fordert einen an Nachhaltigkeitsprinzipien orientierten freizügigen und inklusiven Umgang mit Wissen und Information. Die Herausforderung der Wissensgesellschaft besteht darin, den Menschen das Wissen anderer über den Zugang zu Information offen zu halten und sie so auf einer sicheren Grundlage handlungsfähig zu machen.

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„Charta…“

Die Charta setzt einen Akzent gegen die zunehmende Privatisierung und Kommerzialisierung von Wissen und Information. Denn eine Gesellschaft, in der der Schutz von geistigem Eigentum das Wissen zunehmend zum knappen Gut macht, ist nicht nachhaltig.

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„Charta…“Nachhaltig ist die Wissensgesellschaft,

wenn der Zugang zum Wissen freizügig und inklusiv ist, und kooperative Formen der Wissensproduktion als Grundlage für die Entfaltung von Innovation und Kreativität gefördert werden.

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„Charta…“Nachhaltig ist die Wissensgesellschaft,

wenn in ihr erstrittene Menschen- und Bürgerrechte für die Zukunft elektronisch bestimmter Umwelten bewahrt und gefördert werden.

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„Charta…“Nachhaltig ist die Wissensgesellschaft,

wenn in ihr gesichertes Wissen die Grundlage für wirksame Maßnahmen für die Bewahrung unserer natürlichen Umwelt bildet. Denn diese ist gerade auch durch den steigenden Ressourcenverbrauch bedroht, der von der massenhaften Verbreitung von Informationstechnologien ausgeht.

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„Charta…“ Nachhaltig ist die Wissensgesellschaft, wenn

der Zugriff auf Wissen und Information allen Menschen weltweit die Chance eröffnet, sich in ihrem privaten, beruflichen und öffentlichen Leben selbstbestimmt zu entwickeln, und wenn er zukünftigen Generationen den Zugang zu dem in medialer Vielfalt dargestellten Wissen der Vergangenheit bewahrt.

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„Charta…“Nachhaltig ist die Wissensgesellschaft

dann, wenn die Entwicklungsmöglichkeiten des Nordens nicht weiter zu Lasten des Südens und die Entwicklungsmöglichkeiten von Männern nicht weiter zu Lasten von Frauen gehen.

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„Charta…“

Die „Charta der Bürgerrechte für eine nachhaltige Wissensgesellschaft“ proklamiert folgende Werte und Rechte, die es für BürgerInnen in der globalen Wissensgesellschaft zu bewahren und zu fördern gilt:

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„Charta…“1. Wissen ist Erbe und Besitz der Menschheit

und damit frei.2. Der Zugriff auf Wissen muss frei sein.3. Die Verringerung der digitalen Spaltung

muss als Politikziel hoher Priorität anerkannt werden.

4. Alle Menschen haben das Recht auf Zugang zu den Dokumenten öffenlticher und öffentlich kontrollierter Stellen.

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„Charta…“5. Die ArbeitnehmerInnenrechte müssen auch

in der elektronisch vernetzten Arbeitswelt gewährleistet und weiterentwickelt werden.

6. Kulturelle Vielfalt ist Bedingung für individuelle und nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung.

7. Mediale Vielfalt und das Angebot von Information aus unabhängigen Quellen sind unerlässlich für den Erhalt einer aufgeklärten Öffentlichkeit.

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„Charta…“

8. Offene technische Standards und offene Formen der technischen Produktion garantieren die freie Entwicklung der Infrastrukturen und somit eine selbstbestimmte und freie Kommunikation

9. Das Recht auf Achtung der Privatheit ist ein Menschenrecht und ist unabdingbar für die freie und selbstbestimmte Entfaltung von Menschen in der Wissensgesellschaft.

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eEurope 2005: Eine Informationsgesellschaft für alle Ziele des Aktionsplans:

Breitbandanschlüsse für öffentliche Verwaltungen, Schulen und das Gesundheitswesen

Interaktive öffentliche Dienste Bereitstellung von Online-Gesundheitsdiensten Beseitigung von Schranken, die die Einführung von

Breitbandnetzen behindern Überprüfung der Rechtsvorschriften für den elektronischen

Geschäftsverkehr Bildung eines Sonderstabs für Computer- und

Netzsicherheit.

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„Informationsgesellschaft“: Wandel der Konnotationen(nach: D. Klumpp: Informationsgesellschaft – nur eine „symbolische“ Diskussion? In: D. Klumpp et al.:

next generation information society? Mössingen 2003, S. 27)

MODERNISIERUNG ARBEIT TECHNIKGESTALTUNG INFRASTRUKTUREN MEDIENREFORM WISSEN NACHHALTIGKEIT GLOBALISIERUNG DEMOKRATIE SICHERHEIT POLITIKSYMBOLIK

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Ubiquitous Computing (nach F. Mattern)

„Quantensprünge“ des Internet 70er-Jahre: Experimentier- und Forschungsnetz

(remote login, Datentransfer) 80er-Jahre: Kommunikationsmedium von Mensch

zu Mensch (Email) 90er-Jahre: Kommunikationsmedium Mensch-

Maschine (WWW-Server) 10er Jahre des 21.Jahrhunderts:

Kommunikationsmedium Ding-Ding (Alltagsgegenstände, Sensoren, ubiquitous computing, pervasive computing)

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Ubiquitous Computing (Forts.)"Der in diesem Sinne zu verstehende Begriff

'ubiquitous computing' wurde bereits vor über zehn Jahren von Mark Weiser, bis zu seinem frühen Tod 1999 leitender Wissenschaftler am Forschungszentrum von XEROX in Palo Alto, geprägt (Weiser 1991). (...) Generell solle der Computer als Gerät nach Weisers Auffassung verschwinden, dessen informationsverarbeitende Funktionalität aber (eben ganz im wörtlichen Sinne des ubiquitous computing) überall verfügbar sein. Aufdringliche Technik solle einer 'calm technology' Platz machen.“

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Ubiquitous Computing (Forts.)„Während Weiser den Begriff ''ubiquitous computing' eher in

akademisch-idealistischer Weise als eine unaufdringliche, humanzentrierte Technikvision versteht, die sich erst in der weiteren Zukunft realisieren lässt,

hat die Industrie dafür inzwischen den Begriff 'pervasive computing' mit einer leicht unterschiedlichen Akzentuierung geprägt (Hansmann u.a. 2001; Burkhardt u.a. 2001): Auch hier geht es um die überall eindringende und allgegenwärtige Informationsverarbeitung, allerdings mit dem primären Ziel, diese eher kurzfristig im Rahmen von Electronic-Commerce-Szenarien und Web-basierten Geschäftsprozessen nutzbar zu machen.“

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Ubiquitous Computing (Forts.)

EU-Website zum Thema ‚disappearing computing‘:

The Disappearing Computer: http://www.disappearing-computer.net/

Future and Emerging Technologies: http://www.cordis.lu/ist/fet/dc.htm

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Theorien der IG (1) (nach Webster)

Ökonomische Definition Technologische Definition Arbeitsbezogene Definition Raum-zeitbezogene Definition Kulturelle Definition

(nach Frank Webster: Theories of the Information Society, London 1995)

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Theorien der IG (2) (nach Webster)

"The information society as post-industralism“: Daniel Bell

"Information, the Nation State and Surveillance“: Anthony Giddens

"Information and Advanced Capitalism“: Herbert Schiller

"Information Management and Manipulation“: Jürgen Habermas and the Decline of the Public Sphere„

Information and Restructuring: Beyond Fordism?

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Theorien der IG (3) (nach Webster)

Information und Postmoderne Jean Baudrillard: Verlust des Realen Gianni Vattimo: Pluralismus Mark Poster: „mode of information“ Jean-François Lyotard: das postmoderne Wissen Ignacio Ramonet: Infotainment Jeremy Rifkin: The Age of Access

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Theorien der IG (4)"modern societies have been... 'information societies'

since their inception. There is a fundamental sense... in which all states have been 'information societies', since the generation of state power presumes reflexively gathering, storage, and control of information, applied to administrative ends. But in the nation state, with its peculiarly high degree of administrative unity, this is brought to a much higher pitch than ever before." (A. Giddens: The Social Theory and Modern Sociology, Cambridge 1987: 178; Zitat nach Webster 1997, 59).

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Theorien der IG (5)Das gilt ganz besonders für die moderne

Kriegsführung, die ebenfalls wesentlich eine Informationskriegsführung ist. Der moderne Staat ist ein Überwachungsstaat. Giddens steht in der Tradition kritischer Sozialtheoretiker wie Karl Marx, Emile Dürckheim und Marx Weber, aber auch in intellektueller Nachbarschaft mit postmodernen Autoren wie Michel Foucault, der Jeremy Benthams Metapher des Panoptikums als eines (informationellen) Überwachungssystems übernimmt.

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Theorien der IG (6)Hier sind, wie Webster mit Recht bemerkt, deutliche

Anspielungen auch an G. Orwells "Big Brother" (Webster 1995, 73). Giddens hebt aber auch die Chancen der Informationsgesellschaft hervor: Sie muß nicht nur dazu dienen, die Kontrollmöglichkeiten staatlichen Managements zu stärken, sondern sie kann auch die Wahlmöglichkeiten der Bürger mehren (A. Giddens: The Consequences of Modernity, 1990; ders.: Modernity and Self-Identity 1991)