Post on 25-Feb-2021
transcript
Ausgabe 84 8. Jahrgang 3. Dezember 2015www.immobilienreport-rhein-neckar.de
Das Glückstein Quartier in Mannheim belebt sich:
Dornröschen ist aufgewacht
u
ImmobilienReportMetropolregion Rhein-Neckar | BR | KA
In den vergangenen Wochen war es relativ ruhig
beim Thema Glückstein Quartier - ausgenom-
men die Frage nach dem Standort des neuen
Technischen Rathauses. Doch der scheinbare
Dornröschenschlaf täuschte, jenseits der me-
dialen Öffentlichkeit waren die Verantwortlichen
aktiv, wurden neue Verträge unterzeichnet, viele
Gespräche mit potentiellen Investoren geführt.
Wir haben uns mit dem Leiter der Projektkoordi-
nation, Ottmar Schmitt, unterhalten und einen
Einblick in die Fortschritte der einzelnen Baufel-
der gewonnen.
Zur Erinnerung einige Zahlen: Das Plangebiet des neuen Stadt-
quartiers am Mannheimer Hauptbahnhof umfasst insgesamt
329.000 Quadratmeter, wovon 100.000 Quadratmeter auf Bau-
grundstücke entfallen. Die bauliche Nutzung sieht 169.000 Qua-
dratmeter Bruttogrundfläche für Büro und Verwaltung vor, 14.000
Quadratmeter für weitere Dienstleistungen, 91.000 Quadratme-
ter für Wohnen und 17.000 Quadratmeter für ein Parkhaus mit
etwa 600 Stellplätzen. Das Glückstein Quartier soll rund 4.600
Arbeitsplätze beinhalten und circa 1.500 Einwohnern eine neue
Heimat bieten.
Die Baufelder 1 und 2, rechts oben im Plan eingezeichnet, wer-
den behandelt, sobald die Vermietungsfrage für die sich links an-
schließenden Baufelder positiv beantwortet ist; nach
Unsere Medienpartner:
ImmobilienReport MRN | BR | KA Ausgabe 84 Seite 2
Mannheim
Lesen Sie u.a. in dieser Ausgabe:
Q 6 Q 7 wird auch Ärztezentrum:
Neues Stadtquartier mit Rundum-
versorgung
Seite 4
Der Verbindungssteg Q 6 und Q 7:
Schwergewicht am Haken
Seite 5
Bau- und Immobilienrecht:
Eigentumsumschreibung trotz
offenem Kaufpreis
Seite 6
37. ImmobilienDialog Rhein-Neckar:
Männer im Damenbad
Seite 7
Wohnen der Zukunft:
Nachhaltigkeit im Fokus
Eigentum schlägt Miete
Seite 8
kurz & fündig
Seite9u
Unsere Medienpartner
dem vorläufigen Zeitverlauf der einzelnen Entwicklungsstufen soll auch dieser Prozess
bis 2020 abgeschlossen sein.
„Für das Baufeld 3 sind wir in konkreten Gesprächen mit Investoren, das Baufeld 3.1
ist verkauft“, so Schmitt. Hier stehen der ehemalige Lokschuppen und das alte Werk-
stattgebäude; erworben hat das Ensemble die Mannheimer Erwerbergemeinschaft von
Matthias Jarcke, Dirk Kuchenbuch und Martin Köster. Im Lokschuppengebäude planen
die Investoren, die Büros für ihre beiden Firmen – das Architekturbüro von Matthias Jar-
cke und das Unternehmen Organic - unterzubringen. Für die erforderlichen Parkplätze
soll unter dem Platz eine Tiefgarage errichtet werden. In dem Werkstattgebäude, das
dem Lindenhof zugewandt ist, werden ein Biomarkt und Gastronomie entstehen, der
Platz zwischen den Gebäuden soll für Außengastronomie genutzt werden. Die Sanie-
rung und der Umbau der Gebäude werden in enger Abstimmung mit der Denkmal-
schutzbehörde vorgenommen.
Auf Baufeld 4 entsteht das Quartier4 von Diringer &
Scheidel. Mit dem Baubeginn für das mit LEED® Gold
vorzertifizierte Projekt kann im Frühjahr 2016 gerech-
net werden. Im ersten Bauabschnitt werden rund
8.000 Quadratmeter Bürofläche entlang der Südtan-
gente, die unter dem Areal geplante Tiefgarage mit
280 Stellplätzen sowie 70 Wohneinheiten in einem se-
paraten Gebäude am südlichen Ende von Quartier4
realisiert.
Die hohe Hecke um die vermeintlich schlafende Prin-
zessin wurde auch vom Gemeinderat kühn durch-
schlagen: Das neue Technische Rathaus der Stadt
Mannheim wird auf dem Baufeld 5 realisiert. Nach ei-
nigem parteigefärbtem Hickhack und jahrelanger
Standortsuche einigte sich der Mannheimer Gemein-
derat schließlich mit breiter Mehrheit auf einen Neu-
bau im Glückstein Quartier.
Gebaut werden soll das 80-Millionen-Projekt - die vorgesehene
Summe schließt die Kosten für Ausstattung und Umzug ein - von
der stadteigenen Gesellschaft GBG, die das Gebäude zurück an
die Stadt Mannheim vermietet. 2019 soll der Neubau bezugsfer-
tig sein. Für das alte, marode Technische Rathaus am Neckarufer
stehen laut Aussage von Oberbürgermeister Peter Kurz bereits
interessierte Investoren in den Startlöchern, die an dieser mar-
kanten Stelle Wohnungen und Büros errichten wollen.
Auf dem Baufeld Nummer 6 wird das Parkhaus gebaut. Der
Aushub zu dem Gebäude soll jetzt - nach Verzögerung - im kom-
menden Frühjahr beginnen. Bauherr des Vorhabens sind die
städtischen Mannheimer Parkhausbetriebe (MPB), die dafür ein
2.800 Quadratmeter großes Grundstück von der Stadt erworben
haben. Geplant sind sieben oberirdische und zwei unterirdische
Geschosse, die rund 800 Stellplätze mit einer zeitgemäßen Breite
von mindestens 2,50 Metern sollen Bahnreisenden, Firmenbe-
suchern sowie Bewohnern des Lindenhofs zur Verfügung stehen.
50 Fahrradstellplätze und zehn Ladestationen für Elektroautos
ergänzen Angebot an Parkraum. "Für das Glückstein-Quartier ist
der Bau des Parkhauses eine wichtige Impulsinvestition", so Ott-
mar Schmitt.
Bilfinger wollte ursprünglich das Baufeld 14 nutzen, um hier die
neue Firmenzentrale zu errichten. Das Gelände ist nach wie vor
Mannheim
ImmobilienReport MRN | BR | KA Ausgabe 84 Seite 3
Den ersten Preis des Architektenwettbewerbes zum Parkhaus im Glückstein
Quartier gewannen die Weinmiller Architekten, Berlin
im Besitz einer Bilfinger-eigenen Grundstücksgesellschaft und
hat das Interesse einer überregionalen Investorengesellschaft
geweckt. „Das Ziel ist, bis Anfang 2016 hier eine Lösung zu fin-
den, die auch unsere Zustimmung findet“, so Schmitt, der betont,
dass der Weiterverkauf der Immobilie und dessen Bebauung mit
der Stadt abgestimmt werden muss. Angedacht werden an die-
ser exponierten Stelle Büro und gewerbliche Nutzung; dass auch
zumindest ein Teilbereich einem Hotel vorbehalten sein könnte,
ist ebenfalls denkbar.
Beim Baufeld 13 sind die Verhandlungen für eine Mischbebau-
ung noch im Anfangsstadium. Anders sieht’s bei benachbarten
Baufeld 12 aus. Hier will, wie bereits in der Ausgabe 81 des Im-
mobilienReports berichtet, die Familienheim Rhein-Neckar eG,
die nach Erwerb der Treureal personell aus allen Nähten platzt,
ein sechsgeschossiges Bürogebäude als neue Unternehmens-
zentrale errichten. Für die Treureal ist’s kein weiter Umzug, sie ist
derzeit noch im Victoria-Turm beheimatet.
Auf dem Baufeld 11 errichten die Projektentwickler und Archi-
tekten Kaupp+Franck Immobilien GmbH & Co. KG aus Mann-
heim das „HAUS im GLÜCKstein“. Das Wohngebäude mit 34
Mieteinheiten und insgesamt 2.700 Quadratmetern Wohnfläche
auf sechs Etagen entsteht auf einem 700 Quadratmeter großen
Grundstück. Überwiegend werden moderne Zwei- und Drei-Zim-
mer-Appartements, aber auch größere Wohnungen mit bis u
praxis Mannheim der Ärzte Dr. Mickisch, Dr. Jost, Dr. Sigel, Dr.
Drücker und B. Vohmann ihren Sitz von O 7 (in der Nähe des
Wasserturms) nach Q 6 Q 7 verlegen, ebenso Dr. Monika Isele,
die Ihre Zahnarztpraxis mit den Schwerpunkten ästhetische
Zahnmedizin, Parodontologie, Implantologie
und Oralchirurgie derzeit noch in der Mann-
heimer Bachstraße hat.
Achim Ihrig, Mitglied der Geschäftsführung
der Diringer & Scheidel Unternehmens-
gruppe, die das Stadtquartier Q 6 Q 7 baut
und entwickelt: „Als Vorbild für die Entwick-
lung des Startquartiers diente uns ein opti-
mal ausgestattetes Wohnviertel. Neben Shopping-Erlebnissen,
Wellness und Wohnen gehört dazu natürlich auch die medizini-
sche Versorgung.“
Im Stadtquartier Q 6 Q 7 entstehen nicht nur Einzelhandel, ein
Hotel und Büros, es soll auch zu einer der ersten Anlaufstellen in
der Metropolregion Rhein-Neckar werden, wenn es um die me-
dizinische Versorgung geht - insbesondere bei der Facharzt-
Wahl. Auf circa 2.770 Quadratmetern werden
Ärzte aus zehn Disziplinen ihre Patienten be-
treuen. Die ersten Arztpraxen aus Mannheim
haben den Umzug ins neue Stadtquartier be-
reits im Blick. Die Eröffnung des Ärztezen-
trums ist für Ende 2016 geplant.
Im neuen Ärztezentrum Q 6 Q 7 erwarten me-
dizinische Teams in Praxen der Größenord-
nung von 150 bis 700 Quadratmetern Fläche
ihre Besucher. Schon heute, rund ein Jahr vor der Eröffnung des
Ärztezentrums Q 6 Q 7, sind die ersten Mietverträge unter-
schrieben. So wird etwa die Gastroenterologische Schwerpunkt-
Mannheim
ImmobilienReport MRN | BR | KA Ausgabe 84 Seite 4
zu 150 Quadratmetern Wohnfläche gebaut. Die geplante Immo-
bilie an der Ecke der Glücksteinallee und der Gontardstraße
wurde von der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau aus Hei-
delberg erworben. Sie wird später die Wohnungen vermieten. Die
Bauarbeiten starten noch in diesem Jahr, die Fertigstellung des
„HAUS im GLÜCKstein“ ist für 2017 geplant.
Dornröschen ist hellwach. Nicht geküsst vom Prinzen, sondern
von Investoren, die mittlerweile ihr Potential erkannt haben: die
Chancen und Lage dieses ökonomisch, ökologisch und städte-
baulich richtungsweisenden neuen Stadtquartiers. Spätestens im
nächsten Jahr wird dieses Erwachen verstärkt auch nach außen
sichtbar sein.
Q 6 Q 7 wird auch Ärztezentrum:
Stadtquartier mit Rundumversorgung
Zentimetergenaues rangieren mit einem 52
Tonnen schweren Stahlteil - da müssen
Könner mit ruhigen Händchen ran. Genau
diese waren am letzten Wochenende ge-
fragt, als am neuen Mannheimer Stadt-
quartier die Verbindungsbrücke zwischen
den Shopping-Mall-Bereichen Q 6 und Q 7
eingesetzt wurde.
Vier Tage lang war ein 100-Tonnen-
Schwertransport aus Ungarn unterwegs,
der das Teil in der gesperrten Fressgasse
anlieferte, wo es mit einem 500-Tonnen-Au-
tokran an seine
endgültige Posi-
tion gehievt wur-
de.
Der Brückenbo-
den der Verbin-
dung zwischen
den beiden Häu-
sern ist 27 Meter
lang und 5,35
Meter breit. Er
wird zur endgültigen Fertigstellung
ergänzt durch neun ovale Stahl-
Spangen, jede 900 Kilogramm
schwer, 5,50 Meter breit und vier
Meter hoch. Zum „transparenten
Tunnel“ wird die Brücke durch 80
gebogene Glas-Elemente, die
selbst nochmals 25 Tonnen wie-
gen, so dass die beiden Gebäude
Q 6 und Q 7 letztlich ein Gesamt-
gewicht der Brücke von 90 Tonnen
tragen. Die einzelnen Stahlele-
mente werden zum Teil ver-
schraubt, zum Teil miteinander
verschweißt.
Mannheim
ImmobilienReport MRN | BR | KA Ausgabe 84 Seite 5
Der Verbindungssteg zwischen Q 6 und Q 7:
Schwergewicht am Haken
Bau- und Immobilienrecht
ImmobilienReport MRN | BR | KA Ausgabe 84 Seite 6
Die Fachanwälte für Bau- und Architektenrecht der Heidel-
berger Kanzlei MELCHERS nehmen in dieser Kolumne re-
gelmäßig Stellung zu aktuellen Problemen und erörtern
entscheidende Beispiele . Wenn Sie aus diesem Bereich
Fragen oder Anregungen haben – wir leiten diese gerne an
die Experten weiter.
Mail: redaktion@immobilienreport-rhein-neckar.de
Eigentumsumschreibung trotz offenem Kaufpreis!Verweigert der Bauträger die Beseitigung von Mängeln, so dass
der Erwerber von seinem Leistungsverweigerungsrecht Ge-
brauch macht und vom Kaufpreis einen Betrag in Höhe der dop-
pelten Mängelbeseitigungskosten einbehält, ist der Bauträger
nach einer Entscheidung des OLG Hamburg vom 17.04.2015
(Az.: 9 U 35/14) gleichwohl zur Auflassung und Bewilligung der
Eigentumsumschreibung verpflichtet.
Im vom OLG Hamburg entschiedenen Fall verkauft der Bauträger
dem Erwerber in 2006 zwei Wohnungen für € 1,5 Mio. Wegen
Mängeln an der Alarmanlage (Beseitigungskosten ca. € 72.000),
behält der Erwerber € 150.000 des Gesamtkaufpreises ein,
indem er den beim Notar hinterlegten Betrag nicht zur Auszah-
lung an den Bauträger freigibt. Der Bauträgervertrag bestimmt,
dass die Eigentumsumschreibung erst nach vollständiger Kauf-
preiszahlung erfolgt. Der Bauträger verklagt den Erwerber auf
Freigabe des hinterlegten Betrages, während der Erwerber im
Wege der Widerklage die Eigentumsumschreibung begehrt.
Entscheidung des OLG Hamburg
Das OLG Hamburg gibt dem Erwerber Recht. Die Zahlungsklage
des Bauträgers wird abgewiesen, weil die nach dem Vertrag er-
forderliche Fälligkeitsvoraussetzung (schriftliche Bestätigung des
Architekten über die Mängelfreiheit der Alarmanlage) nicht vorlag.
Auf die Widerklage hin wird der Bauträger verurteilt, den Notar
zum Vollzug der Umschreibung anzuweisen. Der Bauträger kann
sich bzgl. der Eigentumsumschreibung ausnahmsweise nicht auf
ein Zurückbehaltungsrecht (wegen des offenen Restkaufpreises)
berufen. Grundsätzlich gilt nach § 320 Abs. 1 BGB, dass derje-
nige, der aus einem gegenseitigen Vertrag verpflichtet ist, die ihm
obliegende Leistung bis zur Bewirkung der Gegenleistung ver-
weigern kann. Für den Bauträgervertrag bedeutet das im Nor-
malfall, dass der Erwerber erst nach vollständiger Kaufpreiszah-
lung Eigentümer wird.
Das OLG Hamburg durchbricht diesen Grundsatz. Nach § 320
Abs. 2 BGB kann, wenn von einer Seite nur teilweise geleistet
wurde, die Gegenleistung - hier die Zustimmung zur Eigentums-
übertragung - nicht verweigert werden, wenn dies gegen Treu
und Glauben verstößt. Das Gericht würdigt folgende Umstände:
Der Bauträger habe es selbst in der Hand, die Mängelbeseitigung
durchzuführen und damit die Voraussetzungen für die restliche
Kaufpreiszahlung zu schaffen. Hinzu komme, dass der offene Be-
trag von € 150.000 im Verhältnis zum Gesamtkaufpreis ca. 10%
betrage und damit noch einen verhältnismäßig geringfügigen An-
teil am Gesamtkaufpreis ausmache. Schließlich überwiege das
Interesse des Erwerbers an einer Eigentumsumschreibung das
Interesse des Bauträgers auch deshalb, weil seit Wohnungs-
übergabe 8 Jahre vergangen seien und dem Bauträger während
dieses langen Zeitraums keine Mängelbeseitigung gelungen sei.
Deshalb sei der Bauträger weniger schutzwürdig als der Erwer-
ber. Nach Treu und Glauben sei es dem Bauträger verwehrt, sich
auf sein Zurückbehaltungsrecht zu berufen.
Praxishinweis
Sowohl das OLG München (Urteil vom 13.11.2007 - 13 U
3419/07) als auch das LG Heilbronn (Urteil vom 11.07.2001 -
2 O 3003/00 IV) haben über ähnliche Sachverhalte entschieden.
Beide Gerichte haben wie das OLG Hamburg trotz offener Kauf-
preisforderung den Auflassungsklagen der Erwerber stattgege-
ben. Bemerkenswert ist allerdings, dass in den genannten Ent-
scheidungen der offene Kaufpreis mit 2 Prozent bzw. 1,2 Prozent
des Gesamtkaufpreises viel niedriger war. Sollten andere Ge-
richte der Auffassung des OLG Hamburg folgen und einen rück-
ständigen Kaufpreis von 10 Prozent des Gesamtkaufpreises als
verhältnismäßig geringfügig einstufen, ist nicht auszuschließen,
dass sehr viel mehr Erwerber als bislang trotz offener Kaufpreis-
forderung die Eigentumsumschreibung vom Bauträger verlangen
und notfalls gerichtlich geltend machen.
Andreas Pauli
Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht
ImmobilienNetzwerk Rhein-Neckar
ImmobilienReport MRN | BR | KA Ausgabe 84 Seite 7
37. ImmobilienDialog Rhein-Neckar:
Männer im Frauenbad
Begrüßung der Gastgeber: Hans-Jörg
Kraus, Geschäftsführer der Kraus Im-
mobilien GmbH und Tobias Wellensiek,
Partner Melchers Rechtsanwälte
Michael Paak von der MWS Projektentwick-
lungsgesellschaft referierte über den Stand
der Konversion in Mannheim...
...Wolfgang Polivka, Geschäftsführer der
Konversionsgesellschaft Heidelberg, stellte
die Situation in Heidelberg vor
„Die Lage ändert sich täglich“, „erfolgreiche Integration durch soziale Durchmischung“
- die Diskussion mit Moderator Ralph Kühnl vom RNF, mit Gernot Jakobi, Vorstand
der Wohnbau Bergstrasse eG, Christian Hildenbrand, Geschäftsführer Heberger, Mi-
chael Paak und Wolfgang Polivka ergab wenig Neues
Die Durchführung des Immobiliendialogs
Rhein-Neckar, der jetzt in seiner 37. Auf-
lage stattfand, ist mittlerweile eine der Auf-
gaben des Immobiliennetzwerks Rhein-
Neckar. Dieses Netzwerk aus regionalen
Playern der Immobilienwirtschaft wurde
Ende 2012 von den Gründungs-Partnern
BIC Blum Immobilienconsulting, Treureal,
Engel & Völkers Commercial, Rich Immo-
bilien sowie DIC Onsite aus der Taufe ge-
hoben. Jetzt, drei Jahre später, umfasst
das Immobiliennetzwerk 38 Partner; elf
von ihnen kamen allein in 2015 hinzu, wei-
tere neun ernsthafte Interessenten stehen
in den Startlöchern. Die weiteren Ziele des
Netzwerkes definieren sich in der Verbes-
serung der Außendarstellung: Durch akti-
ves Standortmarketing gemeinsam die
Metropolregion Rhein-Neckar als Immobi-
lienstandort sichtbarer machen und als at-
traktive, innovative und wettbewerbsfähigeRegion etablieren. Dazu kommen der Aufbau
und die Pflege von persönlichen und berufli-
chen Kontakten sowie die Kooperation auf
neutraler Ebene mit Partnern aus der glei-
chen Branche.
Der 37. Immobiliendialog, veranstaltet im
Frauenbad des Alten Hallenbads in Heidel-
berg, gab ein Update zur Situation der Kon-
version in der Region. Etwa 110 Gäste aus
der Branche informierten sich durch Kurzre-
ferate, eine moderierte Gesprächsrunde und
das anschließende Get together über die
Entwicklung und weitere Nutzung der freige-
wordenen Immobilien und Areale - auch im
Kontext der neuen Herausforderungen durch
die Aufnahme von Flüchtlingen.
ImmobilienTrends
ImmobilienReport MRN | BR | KA Ausgabe 84 Seite 8
Wohnen der Zukunft: Nachhaltigkeit im Fokus
Eigentum schlägt MieteDie Wohnwünsche junger Menschen sind erstaunlich konservativ:
Die sogenannten digitalen Einwohner, die angeblich - anders als
ihre Eltern - nicht auf Geld und Status setzen, sondern auf Sinn-
haftigkeit und Glück, sind mit Blick auf ihre Wohnträume dann doch
wieder fast wie ihre Eltern. Das ergab eine Studie von EY Ernst &
Young Real Estate. Rund 1.650 Studenten und Berufstätige - im
Durchschnitt 27 Jahre alt - gaben Auskunft darüber, wie sie in Zu-
kunft wohnen möchten. Demnach ist Eigentum zur Selbstnutzung
besonders gefragt: 90 Prozent der Teilnehmer favorisieren die ei-
genen vier Wände, ob als Eigentumswohnung oder Einfamilien-
haus. Auch im Eigentum als Kapitalanlage sehen rund 70 Prozent
hier einen Beitrag zu ihrer Altersvorsorge.
"Jungen Menschen wird oft zugeschrieben, dass sie sich alle Op-
tionen offenhalten, dass sie sich nur schwerlich festlegen möchten.
Der Eigentumsgedanke ist hier auf den ersten Blick ein Wider-
spruch", sagt Christian Schulz-Wulkow. Er ist Partner bei EY Real
Estate in Berlin und hat die Studie verantwortet. Auf den zweiten
Blick aber werde klar: Die sogenannte Generation Y ist mit globalen
Bedrohungen wie Terrorismus, Finanz- und Staatsschuldenkrisen
aufgewachsen. "Die jungen Menschen sind in einer Welt groß ge-
worden, die stark von Veränderung geprägt ist. Der Wunsch nach
Sicherheit und Beständigkeit in Form der eigenen vier Wände ist
dann doch wieder nachvollziehbar." Oft sei gar von einem Neo-Bie-
dermeier die Rede: dem nostalgischen Rückzug ins eigene Heim.
Traditionelle Werte - ruhig und privat
Dort möchte man am liebsten traditionell mit seinem Partner leben
- die Ehe oder die eheähnliche Gemeinschaft sind für insgesamt 90
Prozent der Befragten das bevorzugte Lebensmodell. Das soge-
nannte Mehrgenerationenwohnen hingegen ist derzeit kein Thema:
Nur vier Prozent sehen dies als Option für die Zukunft. "Wie ein roter
Faden ziehen sich vermeintlich alte Werte durch die Umfrage", so
Schulz-Wulkow. Man wolle eher das Einfamilienhaus und nicht den
Wohnturm. Am liebsten möchte man in den Groß- und Mittelstädten
leben (49 Prozent). Überschaubarkeit scheint in der globalisierten
Welt ein wichtiger Gegenpol zu sein: Idylle in Form von Kleinstäd-
ten oder gar ländlichen Regionen ist stärker gefragt als der Puls,
den die Millionenmetropolen vorgeben - dorthin zieht es nur 22 Pro-
zent. Eine ruhige, private Lage ist eher gewollt als Nähe zum Nacht-
leben. Bei der Wohnung selbst sind klassische Merkmale wie
Balkon und Parkplatz wichtig, ausgefallene Services wie einen Con-
cierge wollen die Befragten hingegen eher nicht.
Smart Home - wenig gefragt
"Auffällig ist, dass auch technische Neuerungen nicht sonderlich im
Fokus stehen", so Schulz-Wulkow. Smart Home mit intelligentem
Kühlschrank, Haushaltsroboter, Räume für 3-D-Druck oder Wände
mit projizierten Oberflächen - all diese Themen seien bereits real
oder würden es sehr bald, und all diese Themen seien der Umfrage
zufolge nicht sonderlich wichtig.
Die Befragten bevorzugen mindestens die gleiche Wohnungsgröße
wie die, die sie aus ihrer Kindheit kennen. Verkleinern möchten sich
nur sieben Prozent. Neue Wohnungen würden heute größer konzi-
piert als früher, sodass Angebot und Nachfrage aktuell noch über-
einstimmten. Aber: "Flächen, vor allem in den attraktiven Städten,
sind knapp, und kleinere, effiziente Grundrisse könnten bald die
Norm werden, wenn im größeren Stil noch benötigte Wohnungen
geschaffen werden sollen", so Schulz-Wulkow. Die Verdichtung in
den Städten werde zunehmen. "Für Einfamilienhäuser wird es in
dicht besiedelten Märkten kaum noch neue Flächen geben." Der
Wohnturm, so schlecht er in der Umfrage abgeschnitten habe,
werde dagegen eine Zukunft haben. "Der Wohnturm von heute ori-
entiert sich an internationalen Vorbildern. Er ist luxuriöser und auf-
wendiger gestaltet als sein Pendant von früher".
Nachhaltigkeit boomt
So wenig aktuelle Trends auf Gegenliebe stoßen - ein Trend zu-
mindest scheint Zukunft zu haben: das zunehmende Bewusstsein
für Nachhaltigkeit und Ökologie. Ob eigene Stromerzeugung, bei-
spielsweise über Solarzellen auf dem Dach, eine hohe Energieeffi-
zienz oder Green-Building-Zertifikat - junge Menschen wollen
umweltbewusst wohnen. Die entsprechenden Angebote sollten hier
vorhanden sein. "Die Immobilienwirtschaft legt schon seit Jahren
großen Wert auf nachhaltige Gebäude", so Schulz-Wulkow.
kurz & fündig
ImmobilienReport MRN | BR | KA Ausgabe 84 Seite 9
Herausgeber:Hartmut Suckow undMichael Tschugg
Adresse:Max-Frisch-Straße 2868259 Mannheim0621 | 717689-0
Texte:Michael Tschugg,Hartmut Suckow
Fotos:Hartmut Suckow
Anzeigen:anzeigen@immobilienreport-rhein-neckar.de
Produktion:Kommunikation & Design
Der ImmobilienReportMetropolregion Rhein-Neckarerscheint zurzeit monatlich.Er wird kostenlos im Abonnementper E-Mail als pdf-file verschickt.
Bei Verwendung der Texte oderTextpassagen muss die Quelle genannt werden; Nachdruck odergewerbliche Verwendung bedarf der Genehmigung der Herausge-ber.
Der nächste ImmobilienReport
Metropolregion Rhein-Neckar
erscheint am Donnerstag,
den 14. Januar 2016
ImpressumImpressum
ImmobilienReportMetropolregion Rhein-Neckar
Meinungen,Kommentare
oder Leserbriefe an:
redaktion@immobilienreport-
rhein-neckar.de
Heidelberg: Das Züricher Büro Ho-
soya Schaefer Architects hat mit seinem
Entwurf zur künftigen Nutzung der ehemali-
gen US-Militärfläche Patton Barracks in
Kirchheim eine Jury aus Architekten, Wirt-
schaftsexperten, Vertretern des Stadtteils
Kirchheim und aus der Bürgerschaft über-
zeugt. Nun hat der Gemeinderat beschlos-
sen, das Architektenbüro mit der vertiefen-
den Bearbeitung des städtebaulichen Kon-
zepts und der Erstellung einer Rahmenpla-
nung zu beauftragen. Auf der Konversions-
fläche sollen innovative Wirtschaftsflächen
entwickelt werden.
Mannheim: Greenfield Development
errichtet laut Thomas Daily auf dem Konver-
sionsareal Taylor eine rund 24.000 Quadrat-
meter große Immobilie für Logistik und
Komponentenfertigung. Künftiger Mieter ist
das Unternehmen Transco Logistik, das dort
Dienstleistungen für Daimler erbringen wird.
Die Investitionssumme beträgt 26 Millionen
Euro. Nach Angaben von Greenfield wird
auch ein Teil der alten Bausubstanz der ehe-
maligen Kaserne saniert, um Büroflächen zu
schaffen. Der erste Bauabschnitt soll spä-
testens im Juni 2016 fertiggestellt sein. Als
Architekt und Generalplaner fungiert das
Stuttgarter Unternehmen BFK Plan.
Bensheim: NCC startete mit dem
Verkauf des MeerbachQuartier in Bensheim.
Hier entstehen in einem kernsanierten Be-
standsgebäude acht und in einem Neubau
weitere zehn neue Eigentumswohnungen.
Die Appartements bieten eine Wohnfläche
von 74 bis 106 Quadratmetern, verteilt auf
drei bis fünf Zimmer. Die Kaufpreise starten
bei 235.000 Euro, die Fertigstellung der ers-
ten Eigentumswohnungen ist für Ende 2016
geplant.
Mannheim: Bilfinger wird auch in
den kommenden sechs Jahren für große
Teile der Instandhaltung der TOTAL Raffine-
rie Mitteldeutschland in Leuna verantwort-
lich sein. Das Gesamtvolumen des jetzt
verlängerten Rahmenvertrags beläuft sich
einschließlich budgetierter Revisions- und
Projektleistungen auf mehr als 100 Millionen
Euro. Bilfinger Maintenance ist seit der In-
betriebnahme der Raffinerie im Jahr 1997
für die Instandhaltung des Anlagenkomple-
xes zuständig.
Heidelberg: Die internationale An-
waltssozietät Clifford Chance hat Heidelber-
ger Druckmaschinen beim Verkauf ihres
Firmensitzes in der Kurfürsten-Anlage bera-
ten. Käufer ist der Heidelberger Immobi-
lienentwickler Andreas Epple. Das ge-
samte Areal in Innenstadtlage hat eine
Größe von rund 1,6 Hektar. Zum Kaufpreis
haben die Parteien Stillschweigen verein-
bart. Die Hauptverwaltung von Heidelberger
Druckmaschinen wird sich künftig in Wies-
loch befinden.
Mannheim: Die LBBW Immobilien-
Gruppe hat im Palais auf den Planken einen
Mietvertrag über rund 600 Quadratmeter
Bürofläche mit der IMPACT GmbH aus
Mannheim abgeschlossen. Das Unterneh-
men aus der Zeitarbeit- und Personal-
dienstleistungsbranche hat sich damit das
gesamte 3. Obergeschoss im Neubau gesi-
chert.