Post on 14-Jul-2020
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I. Motivation
II. Modelle zur Analyse von Web-Interfaces
III. Durchführung der Studie & Erkenntnisse
IV. Fazit & Ausblick
Motivation
– „Der Computer als Medium“
Begreifen der (Graphischen) Benutzerschnittstellen nicht nur als
technische, sondern auch als kulturelle und soziale Artefakte, die
ständiger Entwicklung unterliegen und deren Gestalt von vielerlei
Einflussfaktoren bestimmt wird
– Bisherige „Geschichtsschreibung“ im Diskursbereich
Informationstechnologie größtenteils fokussiert auf Hardware-/
Betriebssystementwicklungen (technikzentriert)
Entwicklung der Web-Interfaces kaum/nicht erforscht
Motivation
– 2008: Gründung der Special Interest Group „User Interface History“
im Rahmen der CHI 2008
– Zielsetzung: Ausweitung des Untersuchungsfokus in Bezug auf die
Entwicklung der Benutzerschnittstellen - über eine rein GUI- und
technikzentrierte Sichtweise hinaus
Forderung einer umfassenden Geschichte der Benutzerschnittstelle
sowohl als technisches als auch kulturelles / soziales Phänomen,
welche die Entwicklung der Web-Interfaces mit einschließt
Bisherige Studien zur Webseitenentwicklung
– Entwicklung der Accessibility von Webseiten (Hackett et al. 2003, Ivory & Megraw 2005)
– Verbreitung von Templates auf Webseiten und deren Entwicklung (Gibson et al. 2005)
– Erkenntnisse für das Information Retrieval (Suchmaschinencrawlerentwicklung) (Brewington & Cybenko 2000)
Analysen in der Regel „Mittel zum Zweck“, bisher keine umfassenden Studien zur Evolution der Web-Interfaces
Ziel der Studie
1. Theoretische Modellbildung zur Analyse von Web-Interfaces
2. Untersuchung der Entwicklung (eines Teilbereiches) der Web-
Interfaces durch Anwendung empirischer Methoden
Grundlage für eine „Designgeschichte der Web-Interfaces“
Präsentation
Inhalte
Struktur
Web-Interface
Technologischer Kontext
Verh
alt
en
,In
tera
kti
on
Kultureller Kontext
1. Allgemeines Modell für Web-Interfaces
Modellkomponenten:
• Struktur
• Präsentation
• Inhalte
• Verhalten & Interaktion
• Technologischer Kontext
• Kultureller Kontext
Element-Ebene
Gruppen-Ebene
Seiten-Ebene
Globale Ebene2. Untersuchungsebenen
1. Globale Ebene
2. Seiten-Ebene
3. Gruppen-Ebene
4. Element-Ebene
5. (Code-Ebene)
3. Untersuchungsperspektiven
- Accessibility & Usability Forschung
- Information Architecture
- Kunst-/Designgeschichte
- Bildwissenschaft
- Sprachwissenschaft
- Medienwissenschaft
- Informatikgeschichte
- (…)
Entwicklung der Web-Interfaces als interdisziplinärer
Untersuchungsgegenstand
Vorgehensweise
1. Untersuchungsfokus der Studie:• Modellkomponente „Struktur“
• Untersuchungsperspektive „Information Architecture“
2. Zusammenstellung eines Kriterienkatalogs mit auf Entwicklungen hin zu untersuchenden Merkmalen
3. Auswahl der Stichprobe
4. Erfassung der Kriterien über mehrere Jahre hinweg mit Hilfe des Internet Archive (http://web.archive.org)
5. Statistische Auswertung der Daten
Kriterienkategorien
1. Links allgemein
2. Links und Text
3. Navigation und deren Präsentation
a. Navigation allgemein
b. Strukturelle Navigation
c. Assoziative Navigation
d. Utility-Navigation
e. Ergänzende Navigation
4. Strukturierung von Inhalten und Navigation
5. Sonstige Kriterien
4
4. Erweiterte
Funktionen
1. Global
2. Lokal
3. Kontextuell
5. Meta-Content
1
2
3.1
3.2
3.3
3.4
5
Strukturell
Assoziativ
Utility
Stichprobe
- Internetauftritte von fünfzehn IT-Firmen
(beschränkt auf die Startseite)
- Analyse des Zeitraums 1996 bis
einschließlich 2007
Erhebung der Kriterien
• Auszählen und Kategorisieren
der Links
• Auszählen der Wörtern
• Markieren, Auszählen und
Kategorisieren von
Navigationsgruppen
• Lokalisieren von Ergänzenden
Navigationssystematiken
• Erfassung der Realisation von
Inhalts- und Navigations-
strukturierung (Mark-Up)
Statistische Auswertung der Daten
- Für 39 der 169 aus den Kriterien abgeleiteten Variablen zeigt sich ein
signifikanter Zusammenhang zwischen Jahr und Kriterium (p ≤ 0,05)
- davon sechs Werte höchst signifikant (p ≤ 0,001)
Existenz signifikanter Entwicklungen über den Zeitverlauf für die
Stichprobe
• Kriterium „Anzahl Wörter
Gesamt“ ist „höchst signifikant“
(p=0,005)
• Anstieg gleichermaßen auf den
Anstieg der Wörter im reinen
Text
sowie der Wörter als Label von
Grafiken zurückführbar
• Beide Kriterien weisen einen
statistisch sehr signifikanten
Zusammenhang mit dem
Archivjahr auf
• Anteil der Bildlinks an der
Gesamtlinkzahl (p=0,005)
Anteil der Textlinks an der
Gesamtlinkzahl (p=0,004)
• Allgemeine Steigerung der
Linkzahl maßgeblich durch den
Anstieg der Textlinks auf den
Startseiten begründet
• Im Jahr 2000 relativ starker
Anstieg der Bildlinks zu
verzeichnen wobei der Anteil der
Bildlinks an der Gesamtlinkzahl
sogar den den Textlinks übertrifft
• Anzahl Gruppen Struktureller
Navigation nicht signifikant
(p=0,587)
Anzahl Gruppen Utility Navigation
nicht signifikant (p=0,868)
• Anzahl Gruppen Assoziativer
Navigation „höchst“ signifikant
(p=0,002)
• Zurückführbar auf die
zunehmende Anzahl Kontextueller
Navigationsgruppen
• Anzahl der Gruppen Lokaler Navigation signifikant (p=0,023)Anzahl Gruppen Kontext Navigation „höchst“ signifikant (p=0,000)
• Hohe Signifikanz auf die Verdopplung des Medians für das Kriterium „Anzahl der Gruppen Kontext Navigation“ zurückführbar
• Anstieg der Anzahl der Gruppen kontextueller Navigation maßgeblich für die Zunahme der Inhalte auf den Startseiten
• Kein signifikanter Zusammenhang
für Anteil Assoziativer Links,
Anteil der Strukturellen Links und
Anteil der Utility Links an der
Gesamtlinkzahl ermittelbar
• Dennoch Tendenzen hinsichtlich
der Verteilung von
Navigationskonzepten erkennbar
• Auffällig ist die Zunahme des
Anteils der Assoziativen Links an
der Gesamtlinkzahl bei simultaner
Abnahme des Anteils der
Strukturellen Links an der
Gesamtzahl der Links
• Anzahl der unsichtbaren Links in
der Globalen Navigation „höchst
signifikant“ (p=0,000)
• Gibt Aufschluss über die mögliche
Ursache für die Zunahme der
Anzahl der Links Gesamt
• Lücke als Hinweis für Nullstellen
in der Datenerhebung
• Verortung der Suchfunktion zeigt
„höchst“ signifikante Veränderung
(Pearson=0,000)
• 1996–1998 Paradigma der
„Suchfunktion auf eigener Seite“
vorherrschend
• In Folgejahren wird die
Suchfunktion immer mehr auf der
Startseite integriert
• Kriterium „Realisierung der
Strukturierung von Inhalten“
„höchst“ signifikant
(Pearson=0,000)
• 1996-2001 Strukturierung der
Inhalte vorwiegend durch
Tabellen
• Seit 2002: Paradigma des „Box-
Modell“ auf Basis von <div>-
Elementen beginnt sich
durchzusetzen
• 2007: immerhin 46,7% der Seiten
verwenden ausschließlich das
„Box-Modell“ zur Strukturierung
der Inhalte
• Ähnliches Verhältnis wie bereits
bei der Strukturierung der Inhalte
• 1996-2003 Verwendung von
Frames zur Realisierung von
Navigationssystematiken (insb.
Strukturelle / Utility – Navigation)
• Trend geht bei der Strukturierung
der Navigationsgruppen
gleichfalls hin zum „Box-Modell“
Fazit
– Web-Interfaces haben sich seit Anbeginn des WWW merklich verändert und
weiterentwickelt
– Veränderungen sind nicht nur sicht- sondern auch messbar
– Empirische Methoden ermöglichen die Analyse von Entwicklungen und
Trends über Einzelphänomene hinaus
– Analyse komplexerer Zusammenhänge theoretisch möglich (multivariate
Verfahren)
– Wissen über Trends & Entwicklungen potentiell relevant für die
verschiedensten Disziplinen
Interdisziplinäre, empirische Herangehensweise Voraussetzung
für eine umfassende „Designgeschichte der Web-Interfaces“
Ausblick
In Arbeit: Abschlussarbeiten zur Designgeschichte der Web-Interfaces
• Evolution von Webtypographie. Eine empirische Studie als
Beitrag zur Designgeschichte des World Wide Web
• Graphiken und Bilder im Web. Eine empirische Studie als
Beitrag zur Designgeschichte des World Wide Web
Quellen / Literatur
Brewington, Brian E. & Cybenko, George (2000). How Dynamic Is The Web? In: Computer Networks: The International Journal of Computer and Telecommunications Networking, Jg. 33, Ausg. 1-6, S. 257–276. <http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/summary?doi=10.1.1.42.6548> – Zugriff am 20.03.2009.
Gibson, David; Punera, Kunal & Tomkins, Andrew (2005). The volume and evolution of web page templates.
In: Special interest Tracks and Posters of the 14th international Conference on World Wide Web (Chiba, Japan, May 10 -14, 2005). WWW '05. New York: ACM, S. 830–839. <http://doi.acm.org/10.1145/1062745.1062763> – Zugriff am 20.03.2009.
Hackett, Stephanie; Parmanto, Bambang & Zeng, Xiaoming (2003). Accessibility of Internet websites through time.
In: SIGACCESS Accessibity and Computing, Ausg. 77-78 (Sep. 2003), S. 32-39. <http://doi.acm.org/10.1145/1029014.1028638> – Zugriff am 20.03.2009.
Ivory, Melody Y.& Megraw, Rodrick (2005). Evolution of Web Site Design Patterns. In: ACM Transactions on Information Systems (TOIS). Jg. 23 , Ausg. 4, S. 463–497. <http://doi.acm.org/10.1145/1095872.1095876> – Zugriff am 20.03.2009.
Jørgensen, Anker Helms & Myers, Brad A. (2008). User interface history. In: CHI '08 Extended Abstracts on Human Factors in Computing Systems (Florence, Italy, April 05 - 10, 2008). CHI '08. New York: ACM, S. 2415–
2418. <http://doi.acm.org/10.1145/1358628.1358696> – Zugriff am 20.03.2009.
Will, Sarah & Meier, Florian (2008). Designgeschichte der Web-Interfaces. Analyse der Evolution struktureller Aspekte des Webdesign mit Hilfe des Internet Archive. Projektseminararbeit Universität Regensburg.