Post on 14-Aug-2019
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HUMBOLDT-UNIVERSITÄT ZU BERLIN
Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät
„Kriterien der Nachhaltigkeit in der kommerziellen Binnenfischerei und
deren Überprüfung an einer Fallstudie in Mecklenburg-Vorpommern“
Masterarbeit im Studiengang: Fishery Science and Aquaculture
vorgelegt von: Bork, Martin
Betreuer und Erstgutachter: Prof. Dr. Arlinghaus, Robert
Department Nutzpflanzen- und Tierwissenschaften
Fachgebiet Binnenfischerei-Management
und
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei
Abteilung Biologie und Ökologie der Fische
Zweitgutachter: Dr. Brämick, Uwe
Institut für Binnenfischerei e.V., Potsdam-Sacrow
Berlin, den 24.02.2011
1
I. Inhaltsverzeichnis
I. Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................................. 1
II. Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................... 3
III. Tabellenverzeichnis ....................................................................................................................... 4
IV. Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................................. 5
1. Einleitung ..................................................................................................................................... 6
1.1. Zielformulierung .................................................................................................................... 8
2. Literatur: ....................................................................................................................................... 9
2.1. Überfischung .......................................................................................................................... 9
2.2. Nachhaltigkeit ...................................................................................................................... 12
2.3. Nachhaltigkeit in der Fischerei ............................................................................................ 16
2.4. Binnenfischerei .................................................................................................................... 19
2.5. Binnenfischerei in Deutschland ........................................................................................... 21
2.6. Gesetzgebung Binnenfischerei Mecklenburg-Vorpommern ............................................... 23
2.7. Vorstellung verschiedener Richtlinien für eine nachhaltige Fischerei ................................ 25
2.7.1. Marine Stewardship Council ....................................................................... 29
2.7.2. KRAV .......................................................................................................... 32
2.7.3. Naturland ..................................................................................................... 35
3. Erstellung eines Indikatorenkataloges für eine nachhaltige Seenfischerei ................................ 38
4. Bewertung der Nachhaltigkeit einer norddeutschen Erwerbsfischerei ...................................... 44
4.1. Datengewinnung und Methoden .......................................................................................... 44
4.1.1 Charakterisierung der Seenfischerei und Bewirtschaftung des Ökosystems 44
4.1.2. Abschätzung der fischereilichen Ertragserwartung ..................................... 51
2
4.1.3. Abschätzung angelfischereilicher Entnahmen ............................................. 53
4.1.4. Abschätzung nachhaltiger Fischerträge ....................................................... 59
4.1.5. Bewertung der Indikatoren .......................................................................... 62
4.2. Ergebnisse ............................................................................................................................ 64
4.2.1. Dokumentation der Bewirtschaftung ausgewählter Seen ............................ 64
4.2.2. Vergleich zwischen Indikatorenliste und Ist-Situation des Betriebes.......... 69
4.2.3. Begründung der Beurteilung des Testunternehmens ................................... 74
5. Diskussion .................................................................................................................................. 91
6. Schlussfolgerungen .................................................................................................................... 94
7. Danksagung ................................................................................................................................ 95
8. Erklärung .................................................................................................................................... 96
9. Literaturverzeichnis .................................................................................................................... 97
V. Anhang ........................................................................................................................................ 106
3
II. Abbildungsverzeichnis
Abb. 1. MSY, MEY, OSY; modifizierte Darstellung aus Charles (2000) und Christensen (2010)
Abb. 2. Entwicklung der Nachhaltigkeit in der Betrachtung von Einzelarten nach Quinn und Collie
( 2010)
Abb. 3. Fließschema zum Ablauf einer Zertifizierung
Abb. 4. Vergleich der Quantitäten zugekaufter und gefangener Fische in Direktvermarktung
Abb. 5. Vergleich der Quantitäten zugekaufter und gefangener Fische insgesamt
Abb. 6. Anteil der einzelnen Arten für die Direktvermarktung (% Gesamtfang einer Art)
Abb. 7. Jahreszeitliche Ausprägung Reusenfischerei in der Seenfischerei (2005 – 2006)
Abb. 8. Durchschnittliche Entnahmen (kg) in der Reusenfischerei (2005 – 2009)
Abb. 9. Jahreszeitliche Ausprägung der Zugnetzfischerei in der Seenfischerei (2005 – 2009)
Abb. 10. Durchschnittliche Entnahmen (kg) in der Zugnetzfischerei (2005 – 2009)
Abb. 11. Jahreszeitliche Ausprägung der Stellnetzfischerei in der Seenfischerei (2005 – 2009)
Abb. 12. Durchschnittliche Zanderentnahmen (kg) in der Stellnetzfischerei (2005 – 2009)
Abb. 13. Durchschnittliche Entnahmen (kg/ha) der Seenfischerei (2005 - 2009)
Abb. 14. Einheitsentnahme der Reusenfischerei (kg/Reusentag) der Seenfischerei (2005 – 2009)
Abb. 15. Netzdiagramm 1 (Ergebnis) und Netzdiagramm 2 (volle Übereinstimmung)
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III. Tabellenverzeichnis
Tab. 1. Gesetzliche Mindestlängen ausgesuchter Fischarten in Mecklenburg-Vorpommern
Tab. 2. Übereinstimmung von FAO und Zertifizierern
Tab. 3. Prinzipen der Zertifizierung nach MSC
Tab. 4. Prinzipien der Zertifizierung nach KRAV
Tab. 5. Prinzipien der Zertifizierung nach Naturland
Tab. 6. Checkliste zur Einschätzung der Nachhaltigkeit in Binnenfischereibetrieben
Tab. 7. Auswahl der Seenklassifizierung nach Bauch (1962) und Mehner et al. 2005
Tab. 8. Absolute Mengen gefangener Arten (in kg) in Direktvermarktung und Besatzfischverkauf
Tab. 9. Lebensparameter ausgewählter Fischarten
Tab. 10. Spannweite der gewonnenen Parameter
Tab. 11. Mittlerer Aufwand, Ertrag und Einheitsentnahme (±SD) kommerzieller Fischereimethoden
auf Testgewässern der Seenfischerei (2005 - 2009)
Tab. 12. Potentielle fischereiliche Ertragserwartung der Testgewässer
Tab. 13. Geschätzte angelfischereilichen Entnahmen im Testunternehmen auf Basis von Dorow und
Arlinghaus (im Druck)
Tab. 14. Vergleich der Gesamterträge aus Angel- und Berufsfischerei mit den fischereilichen
Ertragserwartungen in kg/ha
Tab. 15. Einschätzung der Entnahmen mittels Beddington und Kirkwood (2005)
Tab. 16. Kalkulation nachhaltiger Erträge nach Garcia et al. (1989) und Vergleich
Tab. 17. Fischbesatz der Testgewässer (2005 -2009)
Tab. 18. Bewertung der Nachhaltigkeitsindikatoren
Tab. 19. Mögliche Variablen für ein angelfischereiliches Fangtagebuch und deren
Erfassungseinheiten orientiert an Cooke et al. (2000); Dorow und Arlinghaus (2009)
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IV. Abkürzungsverzeichnis
Abs Absatz
CoC Code of Conduct ( = Verhaltenskodex)
EAF Ecosystem Approach to Fisheries
ExB0 (Bv) ursprüngliche, unbefischte Biomasse
FAO Food and Agricultural Organisation der Vereinten Nationen
FFH Flora Fauna Habitat
Jh. Jahrhundert
ha Hektar
K von Bertalanffy Wachstumsfunktion
KRAV Kontrollverband für den Alternativen Anbau
l Fischlänge in m
m Fischmasse in kg
M natürlicher Sterblichkeitskoeffizient
MEY Maximun Economical Yield (= Maximal Ökonomischer Ertrag)
MSC Marine Stewardship Council
MSY Maximum Sustainable Yield (= Maximal Nachhaltiger Ertrag)
NGO Non-Gouvernement Organisation (= Nicht-Regierungs-
Organisationen
OSY Optimal Social Yield (= Optimaler Sozialer Ertrag)
PM Postrelease Mortality (= Sterblichkeit nach Fang)
SD Standardabweichung
SN Seenutzfläche
WWF World Wide Fund for Nature
Y Yield ( = Ernte, Ertrag)
z Steepness ( = Steilheit)
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1. Einleitung
Fischerei ist historisch bedeutend und dient der Menschheit seit tausenden von Jahren als Quelle für
Nahrung und Wohlstand (FAO, 1995; Welcomme, 2001; Pauly et al., 2005). Weltweit werden in
jedem Jahr über 90 Mio. t aquatischer Organismen (ohne aquatische Pflanzen) gefangen und direkt
oder indirekt dem menschlichen Konsum zugeführt. Davon werden 10 Mio. t durch die Aktivitäten
der Binnenfischerei bereitgestellt (FAO, 2010). Die Fischerei dient weltweit der Sicherung von
Ernährung, Einkommen und Erholung (Welcomme et al., 2010). Die marine Fangfischerei trägt
nach Schätzungen der FAO (2003) für 80 – 90 Millionen Menschen täglich, hauptsächlich in den
Entwicklungsländern, zur Grundversorgung mit tierischen Eiweißen bei. Weltweit decken 1,5
Milliarden Menschen ihre tägliche Eiweißaufnahme zu 20 % aus Fischprodukten (FAO, 2010).
Allerdings hat die Kapazität so der Fischerei so stark zugenommen (Beddington et al., 2007), dass
die Ausbeutungsrate vieler Fischbestände zu hoch ist (Hilborn und Stokes, 2010). Marine
Populationen und Bestände gelten seit mehreren Jahrzehnten in weiten Teilen der Weltmeere unter
Druck oder werden häufig, zumindest regional, als überfischt angesehen (FAO, 1995a). Die
Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) spricht davon, dass dieser Trend seit 10
- 15 Jahren auf einem Niveau verharrt (FAO, 2009b). Mittlerweile sind nach Schätzungen ca. 32 %
aller marinen Fischbestände entweder überfischt oder bereits wieder in Erholung begriffen (FAO,
2010). 51 % der weltweiten Fischbestände sind dagegen auf einem Niveau, bei dem die Fischerei
als vollständig ausgebeutet bezeichnet werden kann und nur 15 % sind auf einem geringen oder gar
nicht ausgebeuteten Niveau (FAO, 2010). Nachgewiesen wurde ebenfalls, dass der
durchschnittliche trophische Level der Fänge in den letzten 50 Jahren gesunken ist (Pauly et al.,
1998, Christensen et al., 2003). Auch hat die durchschnittliche Größe der angelandeten Fische
abgenommen (Pauly, 2002) und häufig werden enorme Mengen von unerwünschten Beifängen
wieder über Bord geworfen. Das hat hohe Mortalitäten zur Folge und hat schwerwiegende
Konsequenzen für nicht genutzte Fischbestände (FAO, 2010). Ein weiteres Problem in der
Fangfischerei ist die illegale, unregulierte und unkontrollierte Fischerei, die nach Schätzungen einen
Anteil von 25 % an den Gesamtanlandungen ausmachen könnte (FAO, 2009b). Besonders
dramatisch waren die Entwicklungen in den 70ern, 80ern und 90ern des 20. Jh. (FAO, 2009b).
Gravierende Beispiele für Überfischungserscheinungen sind die Zusammenbrüche der peruanischen
Anchovisfischerei Anfang der 1970er, sowie der Kabeljaubestände vor Neufundland Anfang der
1980er und 90er (Hilborn und Walters, 1992; Pauly, 2002).
Als Überfischung wird allgemein der Umstand bezeichnet, dass aus einer Fischpopulation oder
einem Fischbestand mehr Fisch entnommen wird, als durch Nachwuchs oder Zuwanderung neu
hinzukommt. Auf einen Fischbestand oder eine Population wirken vielzählige biotische und
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abiotische Faktoren. Die wichtigsten biotischen Faktoren sind individuelles Wachstum, Anzahl der
Nachkommen, sowie natürliche und fischereiliche Sterblichkeit (Quinn und Collie, 2010). In der
ersten Hälfte des 20. Jh. resultierte der fischereibiologische Erkenntnisgewinn aus der Annahme,
dass jeder Bestand einen maximal nachhaltigen Dauerertrag (MSY) erbringen könne und Fischerei
diesen Ertrag anstreben sollte (Larkin, 1977). Dadurch, dass die dazugehörige Ertragskurve oft in
Bezug zur Biomasse der Population gesetzt wird, spricht man von der Biomasse im Punkt MSY
(BMSY). Im Laufe der Jahre hat sich bei vielen Institutionen der Fischerei und Behörden eine auf das
MSY-Konzept bezugnehmende Definition von Überfischung entwickelt und zur Formulierung von
Grenzwerten für die fischereiliche Entnahmen geführt (Mace, 2001). Hilborn und Stokes (2010)
meinen, dass die Betrachtung der Biomasse den größten Einfluss auf die Definition von
Überfischung gehabt hat.
Zeitgleich rückte der Begriff Nachhaltigkeit immer stärker in den Fokus der wissenschaftlichen und
politischen Betrachtung. Das Konzept „Nachhaltigkeit“ und „Nachhaltige Entwicklung“ als der
dazugehörige Prozess, haben das Ziel, heutige Aktivitäten im Umgang mit natürlichen Ressourcen
und zukünftige Ansprüche in der Ressourcennutzung auszugleichen bzw. zu beachten (FAO, 2003,
Von Hauff und Kleine, 2009 S. 2 ff). Das Konzept der Nachhaltigkeit hat sich auch in der Fischerei
durchgesetzt und permanente Weiterentwicklung erfahren (Quinn und Collie, 2010). Anfangs
wurden einzelne Bestände analysiert, um die fischereiliche Sterblichkeit auf das Niveau von BMSY
zu bringen. In den 1980er Jahren wurden verstärkt Grenzwerte etabliert, die keinesfalls
überschritten werden dürfen (Quinn und Collie, 2010). Weiteren Einfluss auf das Konzept der
Nachhaltigkeit hat der Vorsorgeansatz, resultierend in Grenzwerten für z. B. die Laicherbiomasse
eines Bestandes. In den letzten Jahren wurde verstärkt ein Ansatz verfolgt, der Nachhaltigkeit auf
der Ebene ganzer Ökosysteme positioniert (Pajak, 2000; FAO, 2003; FAO, 2010) und sich von der
alleinigen Betrachtung eines Fischbestandes entfernt. Dadurch können weitergehende Nutzen
fischereilicher Aktivitäten bewertet und gegebenenfalls angepasst werden.
Die negative Entwicklung vieler Fischbestände forcierte die Gründung unabhängiger Institutionen,
die Nutzer fischereilicher Ressourcen sensibilisiert und an einer nachhaltigen Entwicklung
partizipieren lässt. Diesem übergeordneten Ziel dienen Zertifizierungen von Fangfischereien.
Delphinsichere Thunfisch-Fischerei und die Entwicklung eines Marine Stewardship Council (MSC)
waren erste Zertifizierungen und gaben Anstoß für die Etablierung weiterer Institutionen
(Gullbrandsen, 2009, Thrane et al., 2009). Einschränkend sei erwähnt, dass die nachhaltige
Zertifizierung von Fischbeständen fast ausschließlich auf der Bewertung mariner Populationen
basierte und erst in den letzten Jahren auch die Aktivitäten der Binnenfischerei berücksichtigte.
In den beiden Bereichen trägt die Fischerei entscheidend zur Versorgung mit tierischen Eiweißen
bei (FAO, 2010). Darüber hinaus dienen Fischbestände weltweit auch der Befriedigung
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weitergehender nutzungsabhängiger und nutzungsunabhängiger Bedürfnisse (Holmlund und
Hammer, 1999). In industrialisierten Ländern erfüllt besonders die Freizeitfischerei diese Funktion
(Welcomme et al., 2010; FAO, 2010).
1.1. Zielformulierung
Um die Nachhaltige Entwicklung in der kommerziellen Binnenfischerei zu fördern und
diesbezüglich eine greifbare Selbsteinschätzung in Binnenfischereibetrieben zu ermöglichen, soll
eine Indikatorenliste erstellt werden.
Dieses Referenzsystem soll überprüfbare Werte realisieren und orientiert sich an den
internationalen Richtlinien und Schemata von Zertifizierungsorganisationen.
Die qualitativen und quantitativen Kriterien finden anschließend in einem Testbetrieb Anwendung
und werden einer Bewertung unterzogen. Die Ergebnisse dienen anschließend als Grundlage, um
betriebsspezifische Handlungshinweise zu formulieren.
Zum Abschluss wird der Kriterienkatalog einer kurzen Prüfung unterzogen und seine Bedeutung für
die Binnenfischerei eingeschätzt.
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2. Literatur:
2.1. Überfischung
Weltweit wird heute ein Viertel alle Fischbestände als übernutzt bzw. überfischt und weitere 51 %
als vollständig ausgenutzt (FAO, 2010) angesehen. Dies gilt insbesondere für große, pelagisch und
demersal lebende Fischarten, deren Populationen in den vergangen Jahrzenten besonders drastisch
reduziert wurden (Meyrs und Worm, 2003). Ebenso ist der trophische Level der gefangen
Organismen gesunken (Pauly, 1998). Die durchschnittliche Größe angelandeter Fische geht zurück
(Pauly, 2002) und zu große, ungenutzte Beifangmengen gefährden Populationen und Bestände
(FAO, 2010). Immer effizientere Fangtechniken, z. B. schwimmende Fischfabriken, hydraulische
Winden, moderne Dieselmotoren oder Echolote führten nicht nur zu höheren Entnahmen, sondern
auch zu einer insgesamt zu hohen Fischereikapazität (Beddington et al., 2007). Dafür gibt es
vielfältige Beispiele aus mariner Fischerei und Binnenfischerei (Hilborn und Walters, 1992 S. 18 ff;
Allan et al., 2005).
Schon zu Beginn des 20 Jh. sind fischereibiologische Grundlagen zur Analyse von
Fischpopulationen immer stärker in den wissenschaftlichen Fokus gerückt (Larkin, 1977; Caddy,
1999). Grund dafür waren schon damals sinkende Erträge etablierter Fischereien, besonders in den
von industrialisierten Ländern genutzten Fischereigründen der nördlichen Hemisphäre. Gerade die
beiden Weltkriege zeigten, dass sich vorher stark genutzte Fischbestände zwar wiedererholen
können, aber anschließend mit einer enormen Steigerung der Fänge durch effizientere Fangtechnik
(Pauly, 2002) konfrontiert waren. Diese Ereignisse führten zu der Erkenntnis, dass Zusammenhänge
zwischen Entnahmen und Wachstum der Fischbestände stärker analysiert werden mussten (Pauly,
2002).
Bereits in den 30er Jahren erarbeitete von Bertalanffy Erkenntnisse über die individuelle
Wachstumsfunktion von Fischen. Eine Grundlage späterer Fischereiforschung sind die einfacheren
Biomassemodelle (Caddy, 1999), die eine direkte Fang-Aufwand-Beziehung nutzen. Zur
Bewertung von Fischbeständen ist das Konzept des Maximal Nachhaltigen Ertrages (MSY)
besonders bedeutend geworden. Der MSY wurde von Schaefer (1954) auf der Basis logistischen
Populationswachstums als „Überschußproduktion“ deklariert.
Damit sich das Konzept der Überschussproduktion inhaltlich erschließt, ist es wichtig es als
fischereiliches Paradigma, das auf der Beziehung von Aufwand und Ertrag basiert, kurz zu
erläutern. Nach der Theorie erreichen einzelne Populationen die Kapazitätsgrenze eines Systems,
wenn sie sich im unbefischten Zustand befinden. Dann haben sie den Gleichgewichtszustand
(Equilibrium) erreicht. Wie sich die Fischpopulation auf diese Kapazitätsgrenze zubewegt, kann
durch eine logistische Wachstumsfunktion dargestellt werden. Der Punkt des stärksten Anstieges in
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der Funktion entspricht in etwa der Hälfte der unbefischten Biomasse. Wird die Hälfte der
unbefischten Biomasse durch Fischerei entnommen, entsteht theoretisch ein zusätzliches Angebot
an Nahrung und Raum für die verbliebenen Fische. Dadurch nimmt der innerartliche
Konkurrenzdruck ab. In der Folge können die Fische ihr Wachstumspotential besser ausnutzen und
die Population gleicht den Verlust durch die fischereiliche Entnahme dauerhaft aus. Diese Annahme
dauerhaft nachhaltiger Erträge ist abhängig von verschiedenen Voraussetzungen, die so in der Natur
nicht immer als konstant angesehen werden (Holling, 1973). Dies führt zu Schwierigkeiten in der
Ressourcenausbeutung (Larkin, 1977; Quinn und Collie, 2010). Sei es, das einzelne Arten niemals
isoliert von anderen Organismen existieren oder dass die Reduzierung einer Art durch Fischerei
unerwünschte Einflüsse auf andere Arten oder das Nahrungsnetz haben kann. Trotzdem bleibt das
Konzept der Maximal Nachhaltigen Erträge die Definitionsbasis für „Überfischung“, sowie
Grundlage der Ausrichtung von Bewirtschaftungsmaßnahmen, wie zum Beispiel in der
Formulierung von aktuellen Zielen der EU Fischereipolitik (EU, 2006).
Es lassen sich verschiedene Formen der Überfischung von dem Konzept des MSY ableiten.
Nachwuchs-Überfischung und Wachstum-Überfischung sind, ausgehend von der Theorie der sich
selbst erhaltenden Überschussproduktion, Situationen, in denen kein Maximal Nachhaltiger Ertrag
erzielt wird (Abb. 1. auf Ertragskurve rechts des Punktes MSY) und es zu einer negativen
Entwicklung in der Bestandssicherheit kommen kann. Die Überfischung des Wachstums bedeutet,
dass Fische zum Zeitpunkt des Fanges ihr volles Wachstumspotential noch nicht erreicht haben.
Während für die Überfischung des Nachwuchses eine zu starke Reduzierung der Laicherbiomasse
charakteristisch ist, was eine mangelnde Rekrutierung aus dem noch vorhandenen Bestand nach
sich zieht (Hilborn und Stokes, 2010). Als Konsequenzen können Überschreitungen der
kompensatorischen Möglichkeiten eines Bestandes auftreten und depensatorische Effekte (Walters
und Kitchell, 2001; Post et al., 2002;) könnten zum Zusammenbruch der Fischbestände führen.
In den 50er Jahren des 20 Jh. trugen die Theorien von Ricker (1954), sowie Beverton und Holt
(1957) zum besseren Verständnis des dichteabhängigen Verhältnisses zwischen der Bestandsdichte
von Elterntieren und ihrem Nachwuchs bei. Es wurden die relativ komplizierten und aufwendigen
Modelle zur Analyse der Altersstruktur von Fischbeständen entwickelt (Caddy, 1999). Heutzutage
wird der direkte Zusammenhang zwischen der Laicherbiomasse einer Fischpopulation und der
möglichen Anzahl von Nachkommen als einer der wichtigsten biologischen Indikatoren für
Überfischung (Walters und Kitchell, 2001; Hilborn, 2010) angesehen. Verschiedene, relativ
komplexe Verfahren (Yield per Recruit, Virtual Population Analysis etc.) sind mittlerweile
gebräuchlich und finden in der Bestandsanalyse Anwendung (Caddy, 1999).
Zur Kontrolle fischereilicher Aktivitäten und Verhinderung von Überfischung wurden
internationale Institutionen zur Erfassung und Kontrolle der Fischerei gegründet. Problematisch
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war, dass fischereiliche Ressourcen lange Zeit für jeden Fischer frei zugänglich waren. Oftmals
nutzten Organisationen wie z. B. ICNAF (International Commission on North Atlantic Fisheries)
oder NEAFC (North-East Atlantic Fisheries Commission) das Konzept des Maximal Nachhaltigen
Ertrages (MSY) als Begrenzung der fischereilichen Entnahmen (Mace, 2001). Aber es mussten
noch andere Wege gefunden werden, um die weiter ansteigende Aufwände zu bremsen und
Fischbestände effektiv bewirtschaften zu können. Dazu wurden die „Exclusiv Economic Zones“
(EEZ) etabliert, die jedem Staat mit Zugang zum Meer eine 200 Seemeilen Zone entlang der
Küstenlinie zuweist. Mit Verabschiedung der United Nations Convention on the Law of the Sea im
Jahr 1982 wurden die hoheitlichen Rechte, die jeder Staat auf diesen Meeresflächen ausüben darf,
ratifiziert (UNCLOS, 1982; FAO, 1995). Nun verfügten Staaten mit Küstenzugang über
Hoheitsrechte innerhalb der 200 Seemeilenzonen. Aufgrund positiver sozioökonomischer
Wirkungen (z. B. Einkommen, Verarbeitung und fischereiliche Dienstleistungen) und der
Ernährungssicherung durch Fischerei (FAO, 2010; Welcomme et al., 2010), entwickelte sich in der
Folge ein Interesse an der Bewirtschaftung und Kontrolle von Fischbeständen in den jeweiligen
landeseigenen EEZ. Fischbestände sind aber nicht eindeutig bestimmten Gebieten oder EEZ
zuzuordnen, denn Arten können Wanderungsbewegungen durchführen, sehr mobil größere Gebiete
nutzen oder aus vielen Subpopulationen bestehen. Solche Bestände können nur sinnvoll
bewirtschaftet werden, wenn multilaterale Abkommen geschlossen werden. Gemeinsame Interessen
beteiligter Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Umweltverbänden führten zu einer
Vielzahl internationaler Vereinbarungen zum Schutz von Fischbeständen (Garcia und Cochrane,
2005; Gullbrandsen, 2009). Diese Vereinbarungen waren ein erster Anstoß zur gemeinsamen
Kontrolle der Fischerei innerhalb der 200 Seemeilenzonen, in denen über 90 % der weltweiten
Fangfischerei stattfindet (FAO, 1995b). Beispielhaft für gemeinschaftliche Anstrengungen zum
Schutz von Fischbeständen sind die United Nations Conference on Straddling Fish Stocks and
Highly Migratory Fish Stocks (UN, 1995), der FAO Verhaltenskodex für eine verantwortungsvolle
Fischerei (FAO, 1995a) oder die Gemeinsame Fischereipolitik der Europäischen Union (EU,
2008).
Die Erhebung grundlegender Daten hat für viele marine Bestände eine Kalkulation der Biomasse im
Punkt MSY (BMSY) ermöglicht. Dieser widerum wurde zu Zielgrößen oder später zu Grenzwerten,
für die fischereiliche Entnahme (FMSY) weiterentwickelt, die es keinesfalls zu überschreiten galt
(Abb. 2). Beispielsweise werden 20 – 50 % der BMSY von verschiedenen Behörden als Grenze zur
Überfischung (Hilborn und Stokes, 2010) und als einer der wichtigsten Grenzwerte zur Steuerung
der Fischerei angesehen (Beddington et al., 2007). Das führte zur Formulierung von TACs
(Höchstmengen der Entnahme) für eine Vielzahl von Beständen. Grenzen oder Grenzwerte sind
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dabei jedoch variabel (FAO, 1999), denn sie hängen von den Eigenschaften der Fischbestände
(Hilborn, 2010) und der Datenverfügbarkeit ab.
Völlig unterschätzt wurden lange Zeit die fischereilichen Entnahmen durch die Freizeit- oder
Angelfischerei in marinen Systemen (Coleman et al., 2004; Cooke and Cowx, 2004), wie auch im
Bereich der Binnenfischerei (Post et al., 2002). Freizeitfischerei dient im Gegensatz zur
kommerziellen Fischerei nicht der Sicherung von Ernährung und Einkommen, sondern trägt zur
Erholung der Beteiligten bei (Welcomme et al., 2010; FAO, 2010). Problematisch scheint zu sein,
dass Freizeitfischer weit weniger durch Fischereistatistiken erfasst werden. Durch fehlende
Informationen der anglerischen Entnahmen, können die wissenschaftlichen Modelle zur Kalkulation
von nachhaltigen Erträgen oder Grenzwerten der Bewirtschaftung zur Unterschätzung
fischereilicher Entnahmen führen. Daraus resultiert eine Überschätzung von Bestandsgrößen, was
folglich zur Gefährdung beliebter Arten führen kann (Coleman et al., 2004).
Zusammenfassend formuliert kann Überfischung im marinen- und Binnenbereich auftreten und
drastische ökonomische, ökologische und soziale Konsequenzen für die Bevölkerung nach sich
ziehen (FAO, 2010). Um eine dauerhaften Sicherung ökosystemarer Dienstleistungen (Holmlund
und Hammer, 1999) zu garantieren, müssen alle verfügbaren Informationen herangezogen werden.
Abschließend muss dieses Wissen unter Einhaltung nationaler und internationaler Richtlinien
Eingang in die Bewirtschaftungspraxis finden.
2.2. Nachhaltigkeit
„Nachhaltigkeit“ und „Nachhaltige Entwicklung“ sind normative Konzepte, werden variabel
definiert und finden für verschiedenste Systeme, so auch die Fischerei, Anwendung (Held und
Nutzinger, 2009 S. 100 ff). Die wahrscheinlich bekannteste Definition der Nachhaltigkeit geht auf
die 1987 abgehaltene UN Konferenz The World Commission on Environment and Development
(WCED, 1987) zurück und hat nach der UN Konferenz über Umwelt und Entwicklung (1992)
Eingang in die Leitbilder Internationaler Umwelt- und Entwicklungspolitik gefunden (Glavic und
Lukman, 2007, Bauer, 2010). Zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien mittels
Handlungsempfehlungen, wurde 1992 die Agenda 21 von 178 Nationen verabschiedet und auch das
Übereinkommen über den Erhalt der biologischen Vielfalt in Rio de Janeiro 1992 (Bauer, 2010)
geschlossen. Auf dem 2002er Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg (UN, 2002)
wurde dann nochmals eine stärkere Orientierung auf die Kernbereiche Wasser, Energie,
Gesundheit, Landwirtschaft und Artenvielfalt vereinbart (Bauer, 2010). Neben entscheidenden
Beiträgen zur Entstehung und Weiterentwicklung eines allgemeinen Konzepts, wurde auf der 87er
Konferenz eine Definition der Nachhaltigkeit von der Brundtland-Kommission geprägt.
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Nachhaltigkeit ist somit als eine Entwicklung zu verstehen, die heutigen Ansprüchen gerecht wird,
ohne die Möglichkeiten der zukünftigen Generation, ihre eigenen Ansprüche zu befriedigen, zu
beeinträchtigen (WCED, 1987).
Eine andere Definition besagt: „Nachhaltigkeit ist Nutzung, Erhalt und Steigerung der Ressourcen
einer Gemeinschaft, so dass ökologische Prozesse, auf denen das Leben basiert, erhalten bleiben
und die Gesamtqualität des Lebens, jetzt und in der Zukunft, gesteigert werden kann.“ (FAO, 1999).
Eine modifizierte Definition der FAO besagt: „Nachhaltigkeit ist die Bewirtschaftung und
Erhaltung der natürlichen Ressourcen und die Orientierung auf technologische und institutionelle
Änderungen, in einer Weise, die die Verwirklichung dauerhafter Befriedigung gegenwärtiger und
zukünftiger menschlicher Bedürfnisse sichert. Nachhaltige Entwicklung (in der Land-, Forst und
Fischwirtschaft) erhält Land und Wasser, sowie die genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren,
zerstört nicht die Umwelt, ist technisch angepasst, wirtschaftlich existenzfähig und sozial
akzeptiert.“ (FAO, 1995b; FAO, 1999). Nachhaltige Entwicklung kann demzufolge als
Optimierung der Nachhaltigkeitsdefinition gesehen werden. Sie berücksichtigt die dynamischen
Prozesse, die über eine gewissen Zeitraum ablaufen und hat somit evolutionären Charakter (Glavic
und Lukman, 2007).
Historisch gesehen ist das Konzept der Nachhaltigkeit in seiner heutigen Form zwar auf die 70er
und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts zurückzuführen, in den wesentlichen Grundzügen ist es
jedoch schon viel älter (Von Hauff und Kleine, 2009 S. 3 ff). Im 17. Jh. wurde von Carlo von
Carlowitz der Begriff in der Forstwirtschaft geprägt. Er war Urheber einer Schrift zum Thema und
empfahl, nur so viel Holz zu entnehmen, wie in einem Jahr nachwächst (Bauer, 2010). Auch nach
den beiden Weltkriegen des 20. Jh. wurden Umweltproblematiken in den Fokus gerückt, um einer
Umweltkrise entgegenzuwirken (Marsden, 2009). Die Überlegungen waren eng verknüpft mit dem
intergenerationellen ökonomischen Nutzen durch den Verbrauch limitierter natürlicher Ressourcen
(Von Hauff und Kleine, 2009 S. 2 ff). Es geht um die Frage, wie Wachstum erzeugt und trotzdem
der nächsten Generation im gleichen Maße Ressourcen zur Verfügung gestellt werden können. In
den 60er und 70er Jahren des 20 Jh. waren diese ökonomischen Überlegungen Auslöser rasant
wachsender Debatten, die zu vieldiskutierten Veröffentlichungen, wie “The Limits of Growth“ des
Club of Rome (Von Hauff und Kleine, 2009 S. 4 ff), führten. Wirtschaftlicher Aufschwung basierte
besonders auf nicht erneuerbaren Rohstoffen, wie Kohle, Gas und Öl (Marsden, 2009). Von
gesellschaftlicher Relevanz waren auch die negativen Effekte künstlichen Düngers auf lokale
Ökosysteme. Da die steigende Umweltbeeinträchtigung auf der ökonomischen Entwicklung und
steigenden Bevölkerungszahlen beruhte, schien ein Umdenken in der Nutzung natürlicher
Ressourcen unerlässlich. Marsden (2009) hat drei wesentliche Gründe zusammengetragen, die zu
der o.g. Sensibilisierung von Umweltproblemen zu Beginn der 80er des 20. Jh. beigetragen haben.
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Der Autor sieht zum Ersten die intensivere Landwirtschaft in den entwickelten Ländern, zum
Zweiten die steigende Gefahr verheerender Umweltverschmutzung durch Industrien und Drittens
die Bedeutung von Kohlenstoffdioxidausstößen als Gründe für eine wachsende Nachfrage nach
nachhaltiger Ressourcennutzung. Damit einhergehende Erscheinungen, die in den Blick der
Öffentlichkeit geraten sind, waren z. B. reduzierte Biodiversität, Eutrophierung von Gewässern,
Erosionserscheinungen, Grundwasserverschmutzung, diverse umweltbedingte Erkrankungen bei
Pflanzen und Tieren und Überfischungserscheinungen (Marsden, 2009).
Zeitgleich mit der Entstehung des Nachhaltigkeitskonzeptes wurden auch unterschiedliche Ansätze
in der Nachhaltigkeitsdebatte diskutiert. Die Grundfrage dabei ist, ob der Mensch oder die
Ressourcen das Bezugsystem in der Ressourcennutzung darstellen (Held und Nutzinger, 2009 S.
100 ff). In der philosophischen Definition unterscheidet man zwischen „anthropozentrischer“ und
„biozentrischer“ Nachhaltigkeit. Anthropozentrische Nachhaltigkeit begreift sich als ein Weltbild,
welches die Bedürfnisse des Menschen über die Generationen hinweg in den Mittelpunkt rückt.
Biozentrische Nachhaltigkeit beschreibt die grundsätzliche Gleichwertigkeit allen Lebens und die
Natur als Einheit von Mensch und Umwelt (Bauer, 2010). Die Biozentrische Sichtweise hat sich in
der praktischen Ausgestaltung von Richtlinien und Handlungshinweisen allerdings nicht
durchgesetzt, trägt aber zu wichtigen Impulsen in der Debatte bei (Held und Nutzinger, 2009 S. 100
ff).
Nachhaltigkeit wird prinzipiell von drei oder vier Subkategorien beeinflusst. Subkategorien sind
ökologische, soziale, ökonomische und institutionelle Nachhaltigkeit (Charles, 2000; FAO, 2008,
Bauer, 2010) oder ökologische, gesellschaftliche und institutionelle Nachhaltigkeit (Pajak, 2000).
Ökologische Nachhaltigkeit fasst den Bestand aller erneuerbaren Ressourcen eines Ökosystems
zusammen (Von Hauff und Kleine, 2009 S. 15 ff). Diese können direkt verfügbar sein, z. B.
Sonneneinstrahlung, oder indirekt, als Dienstleistungen der Ökosysteme. Ökologische
Dienstleistungen sind Grundlagen der menschlichen Existenz (Stoffkreisläufe, Primärproduktion,
Bodengenese), regulierender Natur (z. B. Klima, Wasserhaushalt, Erosion etc.), dienen der
Beschaffung (z. B. Wasser, Brennstoffe, Nahrung etc.) und haben kulturellen Nutzen (z. B.
Schönheit, Bildung, Erholung etc.) (Holmlund und Hammer, 1999; Carpenter und Folke, 2006).
Ebenso wichtig ist der Erhalt von Ressourcen für zukünftige Nutzen, sowie eine
Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen oder unvorhergesehenen Ereignissen, z. B. Havarien
(Charles, 2000). Ziel ist es demzufolge, einerseits das bestehende Naturkapital zu erhalten und
andererseits die ökologischen Bedingungen des menschlichen Überlebens zu sichern (Bauer, 2010).
Die ökonomische Komponente ist die zweite bedeutende Subkategorie der Nachhaltigkeit. Sie
umfasst das wirtschaftliche Produktionskapital in Form von Sach-, Wissens-, und Humankapital
(Von Hauff und Kleine, 2009 S. 15 ff). Sie wird außerdem durch den Begriff der
15
sozioökonomischen Wohlfahrt charakterisiert und steht für die dauerhafte Generierung von Nutzen
aus der Bewirtschaftung einer Ressource (Naturkapital). Für die Fischerei bedeutet das, dass die
gesellschaftliche Wohlfahrt über die direkten Beteiligten an der Fischerei hinaus geht und gerecht
verteilt sein sollte (Charles, 2000). Zusätzlich beinhaltet die ökonomische Nachhaltigkeit die
Fähigkeit eines Systems innerhalb lokaler, regionaler und globaler Wirtschaftskreisläufe seine
Funktion aufrecht zu erhalten (FAO, 2003).
Als dritte Komponente der Nachhaltigkeit fungiert die Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft ist ein
menschliches Wertesystem sich wechselnder Werte und Normen, dass das Zusammenleben
interagierender Individuen regelt. Ausgerichtet ist die „soziale Nachhaltigkeit“ auf die Beteiligung
aller Akteure und den Ausgleich sozialer Kräfte (Bauer, 2010). Sie dient der Befriedigung von
Grundbedürfnissen und unterstützt die Weiterentwicklung der Gesellschaft (Von Hauff und Kleine,
2009 S. 15 ff). Eine nachhaltige Gemeinschaft steht demzufolge für die dauerhafte Selbsterhaltung
durch sinnvolles Ressourcenmanagement, das im Interesse aller Bürger dieser Gesellschaft liegen
sollte (Charles, 2000).
Es gibt noch eine vierte Komponente der Nachhaltigkeit, die jedoch übergeordnet zu den anderen
drei Komponenten steht und im Zusammenspiel mit ihnen als Regelsystem wirkt (Pajak, 2000). Die
„institutionelle Nachhaltigkeit“ fasst die langfristige Ausrichtung der finanziellen, administrativen
und organisatorischen Bedingungen zusammen und erfüllt eine wichtige Funktion für den Aufbau
und Erhalt nachhaltiger Strukturen (Charles, 2000). Beispielsweise bilden Gesetze und
Verordnungen und ihre langfristige Ausrichtung wichtige Faktoren für eine institutionelle
Nachhaltigkeit, denn sie bilden den Rahmen für die inhaltliche Ausrichtung von
Bewirtschaftungsplänen.
Nach Pajak (2000) wird die Umsetzung der Nachhaltigkeit oder nachhaltiger Entwicklungen und
ihrer Subkategorien mittels der „Ökosystembasierten Bewirtschaftung“ (“Ecosystem-Based
Management“) realisiert, die zum Erhalt und der Sicherung von natürlichen Systemen beiträgt.
Durch Indikatoren ist sie überprüfbar und vergleichbar mit anderen Bewirtschaftungsmaßnahmen.
Dieser Ansatz wird auch in der Fischerei verfolgt und als „Ökosystembasierte Fischerei“
(“Ecosystem Approach to Fisheries“) bezeichnet (FAO, 2003; Garcia und Cochrane, 2005).
Zusammenfassend formuliert ist Nachhaltigkeit ein Konzept, dass in der Bewirtschaftung von
natürlichen Ressourcen schon relative lange bekannt ist. Aufgrund von weltweiten
Umweltbeeinträchtigungen und Störungen von Ökosystemen in den letzten fünfzig Jahren und den
damit verbunden Folgen, wurde das Konzept der Nachhaltigkeit auf internationalen Kongressen
und in der Wissenschaft weiterentwickelt. Es findet mittlerweile eine breite Anwendung in der
Formulierung von Gesetzen, Verträgen, Richtlinien und erfasst neben ökologischen Faktoren auch
soziale, ökonomische und institutionelle Zusammenhänge. Nachhaltige Entwicklung soll dabei
16
helfen die Nutzung von Ressourcen jeglicher Art für jetzige und zukünftige Generationen zu
sichern oder auszubauen.
2.3. Nachhaltigkeit in der Fischerei
Nachhaltigkeit ist in der Fischerei im 20. Jh. ein wesentlicher Faktor für die Etablierung und
Beurteilung von Bewirtschaftungsmaßnahmen fischereilicher Ressourcen geworden (FAO, 2003;
Gulbrandsen, 2009). Zu Beginn der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts wurden grundlegende
fischereiwissenschaftliche Fortschritte durch die Erfassung und Analyse von Fängen und
fischereilichen Aufwänden erzielt (Pauly, 2002). Diese Entwicklung war eng verknüpft mit der
Erkenntnis, dass viele Fischbestände nicht dauerhaft den stetig weiter steigenden Aufwänden
standhalten können. Die klassische Form der Nachhaltigkeit konzentrierte sich auf einzelne
Bestände und Populationen, um wissenschaftlichen Fortschritt zu erlangen (Quinn und Collie,
2010). Die genutzten Fischbestände wurden analysiert, um die wichtigsten Parameter für eine
Bestandsanalyse zu gewinnen. Charles (2000) beschreibt das Konzept der Nachhaltigen Erträge
(MSY) als obsolete Perspektive der Fischerei. Als physische Größe eines Gleichgewichtsmodells
diente es dem Zweck, Fänge stabil zu halten, um so einfach wie möglich aussagekräftige Ergebnisse
zu erlangen (Larkin, 1977).
Abb. 1. MSY, MEY, OSY; modifizierte Darstellung aus Charles (2000) und Christensen (2010)
Anfang der 50er des 20. Jh. wurde damit begonnen Fangstatistiken für verschiedene Bestände und
Populationen nicht nur zu erheben, sondern auch gezielt zu analysieren (Pauly, 2002). Der Maximal
Nachhaltige Ertrag (MSY) für einzelne Arten, Populationen oder Bestände wurde zum Ziel der
Bewirtschaftung und in der Fachsprache als Target Reference Point (TRP) bezeichnet (Abb. 2).
In der zweiten Hälfte des 20. Jh. entwickelte sich das Konzept des MSY weiter. Zuerst zum MEY,
dem „Maximal Ökonomischen Ertrag“. Gordon hat die „Überschußproduktion“ mit der Ökonomie
17
in Zusammenhang gebracht (Abb. 1.). Er hat damit berücksichtigt, dass bei steigendem
Fischereiaufwand auch die Kosten steigen. Dadurch, dass die Kosten linear steigen, ist der
maximale Abstand zwischen Ertrag und Kosten bereits vor dem Punkt MSY erreicht (Bromley,
2009; Christensen, 2010). Eine spätere Weiterentwicklung war der OSY, der „Optimale Soziale
Ertrag“, bei dem die z. B. maximale Beschäftigung im Fischereisektor vorliegen würde (Charles,
2000). Es werden keine Gewinne mehr erzielt werden, da sich die Kostengerade und die
Ertragskurve schneiden (Abb. 1.).
Die Aufgabe, Daten zu sammeln, übernahm die Welternährungsorganisation der Vereinten
Nationen, die zu Beginn der 1950er Jahre in Rom gegründet wurde. Die Analyse erfolgte dann bei
den regionalen Fischereiorganisationen (z. B. ICES, NAFC, NEAFC etc.) und führte zur
Formulierung von Entnahmemengen, die sich am Zielpunkt MSY orientierten. Leider hat diese
Maßnahme nicht ausgereicht, um Fischereiaufwände und Effizienz der eingesetzten Methoden
nachhaltig zu begrenzen (FAO, 1995; Pauly et al., 2002, Gulbrandsen, 2009).
Abb. 2. Entwicklung der Nachhaltigkeit in der Betrachtung von Einzelarten nach Quinn und Collie
( 2010)
18
Fehlende Kenntnisse über populationsdynamische Prozesse, die einen Einfluss auf Fischbestände
haben können, machten ein Sicherheitspolster notwendig. Das Konzept des MSY musste durch
Untergrenzen bei der der Bestandsbiomasse, Laicherbiomasse, beim Fangalter u. a. erweitert
werden (Beddington et al., 2007; Hilborn und Stokes, 2010). Zielpunkte wurden zu Limit Reference
Points (LRP) entwickelt, also Grenzwerten, die nicht unterschritten werden dürfen (Abb. 2) (Mace,
2001). Mittlerweile berücksichtigen die Einzelartmodelle Zielpunkte und Grenzwerte
gleichermaßen (Abb. 2.). Wenn die Grenzen erreicht sind, wird in der Regel der Aufwand
eingeschränkt. Das Einzelartenmodell steht jedoch aufgrund seiner Simplifizierung in der Kritik
(Larkin, 1997, Quinn und Collie, 2010). Unerwünschte und unvorhersehbare Veränderungen im
Ökosystem lassen präzise Aussagen für einzelne Fischbestände nur mit großen Sicherheitsreserven
zu (Pauly, 2002) und es scheint eine Orientierung auf das ganze Ökosystem notwendig.
Die Säulen der Nachhaltigkeit fanden auch Eingang in die Formulierung von Richtlinien und
Bewirtschaftungsmaßnahmen. Es wurde die „Ökosystembasierte Fischerei“ (“Ecosystem Approach
to Fisheries“) entwickelt (FAO, 2003), die funktionierende, ökologische Strukturen und die
Befriedigung vielzähliger sozialer Bedürfnisse ganzheitlich zu erhalten und auszugleichen versucht
(Garcia und Cochrane, 2005). Der ökosystemare Ansatz zur Bewirtschaftung von Fischereien
berücksichtigt über die Fischerei hinausgehenden Nutzen für die Gesellschaft. Dabei sollen die
unterschiedlichen gesellschaftlichen Zielvorstellungen ausgeglichen sein, in dem verfügbares
Wissen eingesetzt und mögliche Unsicherheiten beachtet werden (FAO, 2003; Zhou et al., 2010).
Dieses Verfahren ist einen integrierter Ansatz, die zwei Zielstellungen miteinander verknüpft.
Erstes Ziel ist die Bereitstellung von Nahrung und wirtschaftlicher Sicherheit, zweites Ziel ist die
Funktion des Ökosystems (oder seiner Dienstleistungen) zu erhalten. Beides soll auch zukünftig in
nutzbaren Strukturen zur Verfügung stehen. Der Mensch und die mit ihm verbundenen
Wechselbeziehungen, sind dabei von zentraler Bedeutung für die ganzheitliche Betrachtung eines
Ökosystems und der daraus resultierenden nachhaltigen Nutzung (FAO, 2009). Das macht eine
anpassungsfähige Bewirtschaftung notwendig, die die Bedürfnisse aller Akteure mit einbezieht, wie
z. B. die Interessen von kommerziellen Fischern, Anglern, Touristen, Naturschützen oder
Ornithologen und der Gesellschaft berücksichtigt. Es gilt, bei aller Unsicherheit, einen integrierten
Ansatz innerhalb ökologischer Grenzen für ein Fischereisystem zu etablieren (FAO, 2003).
Der „Vorsorgeansatz“ (“Precautionnary Approach“) berücksichtigt die Erkenntnisse, dass
Änderungen in Fischereisystemen immer sehr langsam umkehrbar, schwer zu kontrollieren und
teilweise noch nicht verstanden worden sind (FAO, 1995b). In der Bewirtschaftung von
Fischereien, im marinen - und Binnenbereich, spielt der Vorsorgeansatz eine immer bedeutendere
Rolle und ist einer der zentralen Punkte des FAO Verhaltenskodex für eine verantwortliche
Fischerei (FAO, 1995a). Die Berücksichtigung des Vorsorgeansatzes ist auf jeder Stufe der
19
Fischerei, und auch für die, der Fischerei vor- und nachgelagerten Bereiche, sinnvoll (FAO, 1995b).
Der Vorsorgeansatz bezieht mit ein, dass der Zusammenbruch von Fischbeständen unvorhersehbare
ökologische, soziale und ökonomische Konsequenzen nach sich ziehen kann (Cochrane, 2000).
Solche Änderungen könnten auch durch Fischfang induzierte evolutionäre Prozesse sein, da durch
die Entnahme bestimmter, meist gewünschter, Eigenschaften aus Fischbeständen eine anthropogene
Selektion stattfindet (Francis et al., 2007; Allendorf & Hard, 2009). Ebenso bedeutsam ist die
ständige Gefahr, dass gebietsfremde Arten eingeschleppt werden und damit ganze Ökosysteme in
Gefahr geraten (FAO, 1995b).
Abschließend lässt sich festhalten, dass die Nachhaltigkeit in der Fischerei über die bloße Entnahme
von Fischen hinaus gewachsen ist. Es hat sich gezeigt, dass die Konzentration auf
fischereibiologische Aspekte der Bewirtschaftung zwar wichtig, aber nicht umfassend genug ist
(Arlinghaus et al., 2002, Garcia und Cochrane, 2005). Sie bezieht sich mittlerweile auf jegliche
ökologische, soziale und ökonomische Interaktion. Nur eine ganzheitliche Betrachtung der
Fischerei und angeschlossener Systeme kann den Ansprüchen aller Akteure gerecht werden. Die
Bedeutung fischereilich genutzter Ökosystemen geht weit über die Fischerei hinaus (Carpenter und
Folke, 2006; Welcomme et al., 2010) und stellt eine großer Herausforderung für die Nachhaltige
Entwicklung im Bereich der Fischerei dar.
2.4. Binnenfischerei
Binnenfischerei umfasst alle Aktivitäten, die zur Gewinnung von Fischen und anderen lebenden
Organismen aus Oberflächengewässern innerhalb der Küstenlinie beitragen (Welcomme et al.,
2010). Sie umfasst eine Vielzahl von Aktivitäten. Neben der Seen- und Flussfischerei in natürlichen
oder künstlichen Gewässer, zählt auch die Fischzucht in Teichen und Kreislaufsystem, sowie
Freizeit- oder Angelfischerei (FAO, 2010) zur Binnenfischerei. Diese breite Palette an
unterschiedlichen Aktivitäten macht eine genaue Eingrenzung und verlässliche Erfassung
grundlegender Daten sehr schwer (FAO, 2010).
In der vorliegenden Arbeit soll aber ausschließlich die kommerzielle und freizeitorientierte
Fangfischerei in natürlichen Oberflächengewässern betrachtet werden. Diese Gewässer sind im
Vergleich zur marinen Fischerei wesentlich stärker terrestrischen Einfluss- bzw. Störfaktoren
ausgesetzt (Arlinghaus et al., 2002; Welcomme, 2010). Zu den Einflussfaktoren zählen
Industrialisierung, Urbanisierung, Entwaldung, Bergbau, landwirtschaftliche Nutzung, der Einfluss
gebietsfremder Arten (FAO, 1997b; Allan et al., 2005, Welcomme et al., 2010), wasserbauliche
Maßnahmen oder Eutrophierung (FAO, 2010). Alle diese Prozesse können zu einer Veränderung
der aquatischen Ökosysteme beitragen und die fischereiliche Aktivität stark beeinflussen (FAO,
2010). Im Gegensatz zur negativen Entwicklung innerhalb marinen Bestände durch zu hohe
20
fischereilicher Entnahmen, sind in der Binnenfischerei die von außerhalb des Sektors kommenden
Störfaktoren eher der Grund für einen Verlust an Erträgen und Fischereiressourcen (FAO, 2010).
Die Erträge aus der weltweiten Binnenfischerei stiegen dennoch in den letzten Jahren an. Im Jahr
2006 wurden erstmals mehr als 10 Mio. t aquatische Organismen in der Binnenfischerei erzeugt.
Dabei stellen China und die Entwicklungsländer mit mehr als 95 % den größten Anteil an diesem
Ertrag (FAO, 2010) dar. Die Qualität dieser Statistiken wird jedoch immer wieder in Frage gestellt.
Die Industrienationen tragen zu einem geringeren Teil zu den Fängen der weltweiten
Binnenfischerei bei, nur 0,18 Mio. t oder 1,8 %. In den industrialisierten Ländern ist häufig die
Freizeitfischerei die dominante Nutzungsform von Süßwasserfischbeständen geworden (Arlinghaus
et al., 2002; FAO, 2010, Welcomme et al., 2010), während ausschließlich fangorientierte
kommerzielle Binnenfischerei rückläufig ist. Schätzungen korrigieren die weltweiten
Fangstatistiken unter Beachtung der Freizeitfischerei um bis zu 14 % nach oben (Cooke & Cowx,
2004).
Überfischung tritt auch in Binnengewässern auf. Nach Welcomme (2001) sind beispielsweise
bereits im 17. Jh. Regularien zur maximalen Entnahme erlassen worden. Die Lachsbestände an der
Amerikanischen Pazifikküste oder die Welsbestände des Mekong sind nur wenige Beispiele von
Überfischung in Binnengewässern (Allan et al., 2005). Mögliche Ursachen für Überfischung in
Binnengewässern zeigen sich variabel. Einer der Hauptgründe ist die mangelhafte Erfassung von
Daten (FAO, 2010). Auch die Vielzahl unterschiedlicher Zielarten und die sehr variablen
Fangmethoden können zur Reduzierung des trophischen Levels im Fang beitragen (Allan et al.,
2005; Welcomme et al., 2010) und Überfischung über einen breiten Aufwandsbereich verschleiern.
Besonders in der Nähe großer Ballungsgebiete kann auch die Freizeitfischerei zu einer
Verringerung der Bestände und Populationen beitragen (Post et al., 2002). In der Freizeitfischerei
ist diese Situation durch die Vielzahl unterschiedlicher Zielfischarten, der Heterogenität der
Angelbedingungen und der großen Mobilität der Freizeitfischer bedingt (Post et al., 2002; Allan et
al., 2005). Weiterhin können negative Effekte auch durch eine gemeinsame Nutzung von
Fischbeständen durch kommerzielle und freizeitorientierte Fischerei hervorgerufen werden. Mit der
Überfischung von Binnengewässern sind in der Folge vielfältige Probleme verbunden,
beispielsweise die Reduzierung der Biodiversität, der Verlust wertvoller Habitate oder die
Entkopplung trophischer Nahrungsbeziehungen (Allan et al., 2005). Dass Fischpopulationen sich
räumlich und zeitlich sehr variabel zeigen und besonders häufig Kompensation durch Besatz
betrieben wird, sind weitere Gründe für die breite Unterschätzung negativer fischereilicher
Einflüsse (Post et al., 2002).
In den entwickelten Ländern zeichnen sich die Binnenfischereien u. a. durch private Eigentums-
oder Nutzungsrechte, kleinteiligere Strukturen oder durch höhere nutzungs- und
21
nutzungsunabhängige gesellschaftliche Wohlfahrt aus (Arlinghaus et al., 2002). Aber diese Struktur
birgt auch Nachteile in sich. Denn die breite Palette der Habitate und Vielzahl der Gewässer sowie
unterschiedlicher Interessen von Nutzergruppen, können eine nachhaltige Bewirtschaftung durch
Allokationskonflikte (Arlinghaus, 2005) hemmen. Nach Arlinghaus et al. (2002) werden für eine
nachhaltige Bewirtschaftung von Binnenfischereien Prinzipien benötigt, die auf Verantwortlichkeit,
Verhältnismäßigkeit, Vorsorge, anpassungsfähiger Bewirtschaftung, voller Kostenbeteiligung und
der Beteiligung aller Akteure basieren. Demnach ist nachhaltige Fischerei nur unter Beteiligung der
Gemeinschaft zu erzielen, die alle Akteure mit einbezieht, sich auf langfristige Schutzziele einigen
kann und Konfliktlösungen bereit hält (Arlinghaus et al., 2002; FAO, 2009).
2.5. Binnenfischerei in Deutschland
In Deutschland fasst die Binnenfischerei alle fischereilichen Aktivitäten in natürlichen und
künstlichen Süßwasserökosystemen zusammen, und findet in Seen, Flüssen und Teichen statt
(Brämick, 2009). Es werden 570.000 ha, der in Deutschland verfügbaren 870.000 ha Wasserfläche,
für Zwecke der Binnenfischerei genutzt. Auch in Deutschland ist die Bedeutung des Angelns erst in
den letzten Jahren in den Fokus wissenschaftlicher Betrachtung gerückt und die damit verbundene
gesamtgesellschaftliche Wertschöpfung abgeschätzt worden (Arlinghaus, 2004). Die Bedeutung
freizeitfischereilicher Dienstleistungen ist für traditionelle Binnenfischereiunternehmen, wie in
einer Vielzahl von entwickelten Ländern, auch in Deutschland lebenswichtig geworden
(Welcomme et al., 2010). Die kommerzielle Binnenfischerei findet in weit geringerem Umfang
statt. Für Deutschland lässt sich seit Jahren eine teilweise rückläufige oder stagnierende Bedeutung
der kommerziellen Binnenfischerei nachweisen (Brämick, 2009). Neben sinkenden kommerziellen
Erträgen, die auf ein Niveau von ca. 3.300 t pro Jahr gesunken sind, ist auch die Zahl der
Arbeitsplätze, die wirtschaftliche Gesamtleistung und die Anzahl der Binnenfischereibetriebe
insgesamt rückläufig (Brämick, 2009). Es gibt vielfältige Gründe für diese Entwicklung und sowohl
in den aquatischen Ressourcen, als auch in den Interessen und Eigenschaften der Fischer und
gesellschaftlichen Veränderungen, zu finden. Insbesondere nach der politischen Einheit wurden in
den neuen Bundesländern größere, flächendeckende Betriebsstrukturen aufgelöst. Gesicherte
Absatzwege der Binnenfischerei, deren Märkte gesteuert wurden, waren nicht mehr vorhanden.
Somit war ein Umdenken zu marktwirtschaftlichem Handeln immer notwendiger. In der Folge kam
es zur Gründung sehr kleiner, privater Unternehmen, die weniger Personal benötigten und ihre
Bewirtschaftung anpassen mussten.
So sind Oberflächeneinträge nicht mehr im selben Maße in die Gewässer gelangt, wie es z. B. in der
ehemaligen DDR, aufgrund fehlender Abwasseraufbereitung und intensiver Düngegabe in
Landwirtschaftsbetrieben, die Realität war (UBA, 2010). Diese Entwicklung führte zwar zu einer
22
Verbesserung der Wasserqualität, aber gleichzeitig zu einem Rückgang der Produktivität vieler
Gewässer und folglich zu einem Rückgang der Fänge. Zusätzliche Einflüsse von fischfressenden
Vögeln sind deutschlandweit nachweisbar und mit einem Verlust bis zu 20.000 t Fisch jährlich zu
beziffern (Brämick, 2009). Außerdem sind sehr häufig naturschutzrechtliche Einschränkungen der
Bewirtschaftung, beispielsweise durch Speergebiete oder Besatzverbote, problematisch für
Binnenfischereibetriebe. Es können auch Konflikte zwischen unterschiedlichen Nutzergruppen (z.
B. Angler, Tourismus, Schifffahrt, Wasserkraft) für einen Rückgang kommerzieller
binnenfischereilicher Aktivitäten und Erträge ursächlich sein (Brämick, 2009). Solche
konfliktreichen Situationen zwischen unterschiedlichen Akteuren können durch
Nutzungseinschränkungen zu einem Verlust ökonomischer Nutzen führen (Arlinghaus, 2005).
Dennoch gibt es in einigen Regionen Deutschlands noch eine relativ bedeutende Stellung der
Binnenfischerei, z. B. in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Bayern oder Schleswig-
Holstein (Brämick, 2009). Eine besondere Schwierigkeit für den gesamten kommerziellen
Binnenfischereisektor ist allerdings, die Transformationsprozesse hin zur
Dienstleistungsgesellschaft für einzelne Fischereibetriebe nutzbar zu machen (Lasner, 2006).
Unternehmen würden somit durch das Anbieten angeltouristischer Dienstleistungen oder von
Möglichkeiten der Direktvermarktung profitieren und dadurch eine alternative Einkommensquelle
entwickeln.
Anders, als in der marinen Fischerei, sind Binnengewässer in Deutschland mit wenigen
Ausnahmen, wie der Koppelfischerei am Bodensee, langfristig vom Staat, Bundesländern und
Kommunen an private Unternehmen oder Vereine verpachtet. Dieser Umstand kann nachhaltigere
Bewirtschaftungsstrategien oder -konzepte besser umsetzbar machen (Arlinghaus et al., 2002).
Allerdings ist die mangelnde Erfassung grundlegender Daten für die Etablierung nachhaltiger
Bewirtschaftungsmaßnahmen ein sehr großes Problem (FAO, 2010). Die große Zahl nutzbarer
Gewässer ist die Ursache dafür, denn die Kosten der Datenerfassung müssen von den beteiligten
Akteuren getragen werden. Somit sind sehr oft keinerlei Daten, die Aufwand und Ertrag erfassen,
vorhanden. Folglich können auch keine Aussagen zur Situation einzelner Bestände getroffen
werden und Überfischung wird zu spät oder gar nicht erkannt (Post et al., 2002; Allan et al., 2005;
Welcomme et al., 2010).
Solche Bestandsentwicklungen sind für lange Zeit nicht in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt.
Besonders in Situationen, in denen Fischer und Angler gleiche Arten nutzen, könnten sich diese
Effekte jedoch verstärken und unerwünschte Konsequenzen haben. Diese können entweder
anglerische Möglichkeiten limitieren oder die Einschränkung kommerzieller Fischerei nach sich
ziehen. Der Wohlfahrtsverlust würde durch die damit verbundene Reduzierung vor- und
nachgelagerter Dienstleistungen weiter steigen.
23
2.6. Gesetzgebung Binnenfischerei Mecklenburg-Vorpommern
Eine wichtige Voraussetzung für die Ausrichtung von binnenfischereilichen Aktivitäten ist die
Umsetzung internationaler Vereinbarungen (UN, EU, FAO) für eine nachhaltige Fischerei in
nationale und föderale Gesetze. Die betriebliche Praxis in der Binnenfischerei orientiert sich an der
nationalen Gesetzgebung (BNatSchG, TierSchG, WHG) der Bundesrepublik Deutschland und der
Fischereigesetzgebung (LFischG M-V) des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern (LFishG vom
13.04.2005 und der Änderung der VO 2009). Dem überarbeiteten Naturschutzgesetz (BNatSchG,
2010) folgend, sollen Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege unter
Berücksichtigung natur- und landschaftsverträglicher [...] Fischwirtschaft für die Erhaltung der
Kultur- und Erholungslandschaften genutzt werden (BNatSchG, 2010; § 5 Abs. 1). Dabei gilt für
die fischwirtschaftliche Nutzung, dass Gewässer und ihre Uferzonen als Lebensstätten und -räume
zu erhalten und zu fördern sind. Außerdem ist der Besatz mit nicht einheimischen Arten zu
unterlassen (BNatSchG, 2010; § 5 Abs. 4) und Beeinträchtigungen bei der Erzielung nachhaltiger
Erträge an heimischer Tier- und Pflanzenwelt so gering wie möglich zu halten. In § 14 Abs. 2
benennt das Gesetz auch die „Gute Fachliche Praxis“ (GFP) als naturschutzfachliche Anforderung
an die Fischwirtschaft. Mit der Umsetzung der „GFP“ sollen Erhalt und Nutzung der biologischen
Vielfalt gesichert werden (Lewin et al., 2010).
Unter Umständen kann es dazu kommen, dass beispielsweise Besatzmaßnahmen in FFH Gebieten
einer behördlichen Genehmigung bedürfen (BNatSchG § 33 & § 34). Das sollte allerdings nur der
Fall sein, wenn in diesem Gebiet auftretende Fischarten besonders geschützt sind (Baer et al.,
2007). Der Umgang mit gefangenen Fischen wird im Tierschutzgesetz (TierSchG) geregelt. Wer
aus gewerblichen Gründen Wirbeltiere tötet, muss dieses unter Vermeidung unzumutbarer
Umstände, am besten unter Betäubung und in jeden Fall unter Nachweis seiner Sachkunde tun
(TierSchG § 4 Abs. 1 und 1a). Das Tierschutzgesetzt ist ebenfalls von Bedeutung, wenn Fische
lebend zum Zwecke des Verkaufes transportiert werden. Hier gilt bei der Erlaubnisbeantragung, die
verantwortlichen Personen und die zu transportierenden Fischarten, zu benennen (TierSchG § 11
Abs. 3). Spezifischer ist die Tierschlachtverordnung (TierSchlV). Darin wird auf fischgerechte
Betäubungs- und Tötungsmethoden verwiesen (TierSchlV § 13) und auch die Haltung von Fischen
behandelt (TierSchlV § 10).
Das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) ist ebenfalls ein wichtiges Gesetz für die fischereiliche Praxis.
Der Zweck dieses Gesetztes (WHG § 1 und § 6) ist die Sicherung der Gewässer als Bestandteil des
Naturhaushaltes, als Lebensgrundlage des Menschen, als Lebensraum für Pflanzen und Tiere sowie
als nutzbares Gut. Eingeschlossen sind oberirdische Gewässer, die ständig oder zeitweilig in Betten
fließen oder aus Quellen wild abfließender Gewässer stammen (WHG § 3). Das schließt also auch
24
die Gewässer der Mecklenburgischen Seenplatte mit. Die Bewirtschaftung soll nach
Flussgebietseinheiten erfolgen (WHG § 7). Für den Gewässerbereich der Mecklenburgischen
Kleinseenplatte erfolgt eine Einordnung in die Flussgebietseinheit Elbe. Nach § 27 (WHG)
umfassen die Bewirtschaftungsziele u. a. eine Verschlechterung des ökologischen und chemischen
Zustandes zu verhindern, bzw. den guten Zustand zu erhalten. Diese Formulierungen entsprechen
auch der europäischen Gesetzgebung, der Wasser-Rahmen-Richtlinie (WRRL). Diese soll den
guten ökologischen Zustand europäischer Gewässer gewährleisten. Dass bedeutet, dass die
natürliche Trophie der Gewässer erhalten bleibt oder dieser Zustand, wenn möglich, mittels
geeigneter Maßnahmen wieder hergestellt wird (EU, 2000).
Das Fischereirecht umfasst laut Landesfischereigesetz Mecklenburg-Vorpommern (LFischG § 3
Abs. 1 Punkt 1 und 2), die Verpflichtung zur Hege von Gewässern, das Recht Fische zu fangen und
Rohr zu werben. Das Landesgesetz definiert unter Hege (§ 3, Abs. 3): „Hege beinhaltet alle
Maßnahmen, zur Erhaltung, zum Aufbau und zur Pflege eines dem Gewässer angepassten
heimischen Fischbestandes. Sie dient dem Schutz der Fische vor Krankheiten und sonstigen
Beeinträchtigungen und dem Schutz der Lebensräume“. Heimische Fischbestände sind laut Gesetz
(§ 3 Abs. 4) wilde Fischarten mit Reproduktions- oder Wandergebiet in Mecklenburg-Vorpommern
oder Fischarten die verwildert sind oder durch den Menschen eingebürgert wurden. Die
Voraussetzung dafür ist, dass sich diese Fischarten über mehrere Generationen ohne menschlichen
Einfluss als Populationen erhalten haben. In der aktuellen Fassung des Naturschutzgesetzes
(BNatSchG, 2010) wird die Einteilung heimischer und nicht heimischer Arten nach dem gleichen
Erklärungsmuster vorgenommen. Der Karpfen (Cyprinus carpio) ist als heimische Art anzusehen.
Da diese Art bereits vor 1492 in Deutschland als Besatz Verwendung fand, spricht man von
Archäbiota (Baer et al., 2007). In Deutschland existieren nur wenige sich selbst erhaltene
Karpfenpopulationen, z. B. in der Donauregion (Kohlmann et al., 2003), allerdings nicht in
Mecklenburg-Vorpommern. Ein Besatz mit Karpfen (Cyprinus carpio) sollte allerdings nur dann
erfolgen, wenn die Art zum gewässertypischen Artenbestand gehört (Baer et al., 2007).
Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern regelt in der „Verordnung zur Ausübung der Fischerei
in den Binnengewässern“ vom 15.08.2005 folgende Schonbestimmungen für relevante Arten, die
auch vom Testunternehmen in den Pachtgewässern gefangen werden. Für den Wels (Silurus glanis)
umfassen die Schonzeiten den Zeitraum vom 01. Mai bis zum 30. Juni eines jeden Jahres.
Schonmaße sind die Mindestlängen, für folgende Arten (Tab. 1), die auch von der Seenfischerei
gefangen werden. Die angegebenen Mindestlängen sind Totallängen (Länge von der Kopfspitze bis
zum Ende der Schwanzflosse).
25
Tab. 1. Gesetzliche Mindestlängen wirtschaftlich genutzter Arten in Mecklenburg-Vorpommern
Aal (Anguilla anguilla) 50 cm
Barsch (Perca fluviatilis) 17 cm
Hecht (Esox lucius) 45 cm
Karpfen (Cyprinus carpio) 40 cm
Schleie (Tinca tinca) 25 cm
Wels (Silurus glanis) 70 cm
Zander (Stizostedion lucioperca) 45 cm
Neben einer Vielzahl von Gesetzten und Verordnungen, die die Bewirtschaftung der
Fischereiressourcen regeln, sind für die Direktvermarktung und Verarbeitung in einem Betrieb noch
weitere wichtige gesetzliche Regelungen zu berücksichtigen. Neben dem Fischetikettierungsgesetz
und der Hygieneverordnung, ist eine Vielzahl von Dokumentations- und Mitteilungspflichten zu
erfüllen, z. B. die Dokumentationspflichten für den Handel mit gefährdeten Arten, wie dem
Europäischen Aal (Anguilla anguilla). Gemeinsam bilden alle Gesetze und Verordnungen das
Regelsystem für die Fischerei und sollen einen grundlegenden Beitrag zur institutionellen
Nachhaltigkeit leisten (Charles, 2000; Pajak, 2000).
2.7. Vorstellung verschiedener Richtlinien für eine nachhaltige Fischerei
Mit der zunehmenden Thematisierung von Überfischungsproblemen in der globalen Fangfischerei
vollzog sich zeitgleich in industrialisierten Gesellschaften eine Sensibilisierung für das Thema
Nachhaltigkeit (Marsden, 2009, Van Hauff und Kleine, 2009 S. 2 ff; Gulbrandsen, 2009). Durch die
Erkenntnis, dass die ungebremste und unkontrollierte Entwicklung der Fangfischerei zu
gravierenden Folgen führen kann, entwickelte sich ein steigendes Umweltbewusstsein.
Beispielsweise trug die Beifangproblematik von Säugetieren und Schildkröten zu einer
Sensibilisierung der Bevölkerung in den entwickelten Ländern bei. Insbesondere Beifänge von
Delphinen waren Grundlage steigender Bedenken bei den Konsumenten. Es folgten Initiativen zum
Schutz von Delphinen beim Fang von Thunfischen (Gulbrandsen, 2009). Zu diesem Zwecke
wurden Institutionen gegründet, die aus Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO), staatlichen
Institutionen, wissenschaftlichen Einrichtungen, Fischereibehörden und -Unternehmen bestehen.
Sie haben das gemeinsame Ziel, die Fischereitätigkeit und den Schutz der Ressourcen in Einklang
zu bringen und damit nachhaltiges Bewirtschaften von Fischbeständen zu sichern (FAO, 2010).
Daraus entsprangen eine Vielzahl von Handlungsempfehlungen (z. B. Verhaltenskodizes und
Richtlinien), bestimmte technische Vorschriften bei Fanggeräten (z. B. nationale Umsetzung von
Bewirtschaftungsplänen) oder Verbraucherhinweise (z. B. Greenpeace Fischführer).
26
Internationale Bedeutung erlangte die Zertifizierung von kommerziellen marinen Fangfischereien
durch die Gründung des Marine Stewardship Council (MSC) im Jahr 1996. Initiiert wurde die
Gründung durch die Nicht-Regierungsorganisation WWF und den Nahrungsmittelkonzern
Unilever. Hintergrund dieser Zusammenarbeit waren verstärkte Konsumentenwünsche zur
Beifangreduktion und der Thematisierung von Überfischung. Die Nachfrage nach nachhaltig
produzierten Fischereiprodukten ist in den vergangen Jahren stark gestiegen (FAO, 2010).
Allerdings fand diese Entwicklung nur für Produkte der Fangfischerei statt, die auf den Märkten der
entwickelten Länder (besonders der EU) gehandelt werden (FAO, 2010). Die jährlichen
Wachstumsraten im Groß- und Einzelhandel allein bei den Produkten des MSC bestätigen diesen
Trend. Im Jahr 2010 sind insgesamt 1.632 Fischprodukte mit einem MSC Siegel ausgezeichnet
worden. Innerhalb eines Jahres sind über 700 neue Artikel dazugekommen. Mengenmäßig sind in
Deutschland allein 92.500 t Fischprodukte und Meeresfrüchte mit dem MSC Siegel verkauft
worden. Legt man die Gesamtfangmenge aus der deutschen Fischerei im marinen und
Binnenbereich zugrunde (ca. 500.000 t), so sind rund 20 % der in Deutschland gehandelten
Produkte aus der Fangfischerei bereits (mündliche Kommunikation, MSC 2010) nachhaltig
zertifiziert. Nach Angaben des Marine Stewardship Council (MSC) und Friends of the Sea (FoS)
decken diese Institutionen 7 % respektive 10 % der globalen Erträge aus der Fangfischerei mit ihrer
Zertifikation ab (FAO, 2010). Für Fangfischereien in der EU kann nur eine Zertifizierung der
Fischerei als nachhaltig in Frage kommen, weil die europäische Gesetzgebung es ablehnt eine
Zertifizierung, der aus Jagd oder Fischerei stammenden Produkte als ökologisch oder biologisch,
anzuerkennen (EU, 2007).
Auf dem Markt für Produkte aus der Fangfischerei haben sich in den vergangen Jahren einige
Organisationen etabliert, die mittels eines spezifischen Kriterienkataloges den Grad der
Nachhaltigkeit von Fischereien bewerten (Gulbrandsen, 2009; FAO, 2010). Sie sichern die
Standards, die über die nationalen Gesetze hinausgehen, da noch nicht alle internationalen
Vereinbarungen in nationales Recht umgesetzt worden sind. Demzufolge sind also auch nicht alle
Kriterien, die für eine stärkere Nachhaltigkeit in der Fischerei sorgen könnten, umgesetzt (Thrane et
al., 2009).
Für die vorliegende Arbeit wurde drei Organisationen und ihre Schemata zur Entwicklung eines
Indikatorenkataloges genutzt. Um ein sinnvolles Referenzsystem zu erstellen, wurde auf das
Zertifizierungschema des MSC (MSC, 2010), das hauptsächlich für die Zertifizierung mariner
Fangfischerei entwickelt wurde, zurückgegriffen. Weiterhin wurde die Wildfisch-Richtlinie des
Naturland-Verbands mit übernommen, da diese Organisation ihr Schema auch an die
Anforderungen der Binnenfischerei angepasst hat (Naturland, 2009). Weiterhin ist die Schwedische
KRAV Organisation berücksichtig worden, weil deren Richtlinien auch Teile der Verarbeitung
27
aufnimmt (Thrane et al., 2009; KRAV, 2009). Diese Organisationen stellen ein Referenzsystem zur
Verfügung, welche von akkreditierten Unternehmen oder Expertenkommissionen, in Anwendung
auf ein zertifizierungswilliges Fischereiunternehmen überprüft wird. Als Grundlage für die
unterschiedlichen Zertifizierungsschemata dienten u. a. FAO Dokumente (Tab. 2.) und andere
wissenschaftliche Literatur. Die generellen Prinzipien des FAO Verhaltenskodex für
verantwortungsvolle Fischerei zeigen sich in deutlich in den Richtlinien der genutzten
Zertifizierungsorganisation (Tab. 3.- 5.). Abbildung 3 zeigt den grundlegenden Ablauf einer
Zertifizierung. Um Übersichtlichkeit zu bewahren können, nicht alle Zertifizierungsschemata, die
am Markt etabliert sind, vorgestellt und berücksichtigt werden.
Tab. 2. FAO Kodex für ein verantwortungsvolle Fischerei
FAO Verhaltenskodex für verantwortungsvolle Fischerei (§ 6 Generelle Prinzipien)
1. Erhalt aquatischer Ökosysteme (Fischen heißt Verantwortung tragen)
2. dauerhafter Erhalt der Vielfältigkeit und Verfügbarkeit aquatischer Ressourcen für aktuelle und zukünftige Nutzen
3. Reduzierung von Überfischung und Überkapazitäten (Sicherung der Ressource zur dauerhaften Nutzung)
4. an aktuellen, verifizierten, wissenschaftliche Erkenntnissen ausrichten, sowie ökologische, soziale und ökonomische Faktoren berücksichtigen
5. Vorsorgeansatz zum Schutz und Erhalt aquatischer Ressourcen für Bewirtschaftung und Entnahme anwenden
6. Fanggeräte haben keinen negativen Einfluss auf Artenvielfalt und genutzte Bestände
7. Erhalt des nutritiven Wertes der gewonnenen Produkte, Reduzierung von Beifang und Abfall
8. Kritische Habitate schützen (Laichhabitate etc) und Wiedererholung ermöglichen
9. Schutz der fischereilichen Ressourcen implementieren (Planung und Entwicklung in z.B. Küstengebieten)
10. Kontrollmechanismen etablieren
11. Verantwortlichkeiten bei Nicht-Einhaltung der Regularien klären
12. Vergleichbare Bedingungen für verantwortungsvolle Fischerei grenzübergreifend schaffen
13. Entscheidungen sollten aktuell und transparent und zeitnah sein
14. Handel von Produkten in Übereinstimmung mit internationalen Vereinbarungen
15. Reduzierung von Konflikten (friedlich, zeitnah, kooperativ)
16. Förderung des Verständnisses für die getroffen Maßnahmen bei Fischern (zu deren Nutzen) durch Bildung, Training und Beteiligung
17.Sichere, gesunde und faire Arbeitsbedingungen schaffen
18. Besondere Bedeutung der Subsistenzfischerei beachten und deren Schutz fördern
19. Ressourcennutzung für Fischzucht so gestalten, dass sie Einkommen und Nahrung generieren und Ressourcen schonen
Die Nachfrage nach nachhaltig erzeugten Fischprodukten ist auf den Märkten der entwickelten
Länder in den letzten Jahren stark angestiegen (MSC, 2010; FAO, 2010). Produkte aus der marinen
Fangfischerei und der Binnenfischerei können von verschiedenen Organisationen als „Nachhaltig“
zertifiziert werden (MSC, 2010; KRAV, 2009; Naturland, 2009).
Auch wenn die Strukturen der Binnenfischerei in Deutschland auf die Direktvermarktung ausgelegt
sind (Knösche, 1998; Lasner, 2006; Brämick, 2009), könnten Fischereiunternehmen die
Möglichkeiten der Zertifizierung nutzen und ihre Nischenprodukte noch besser, also hochpreisiger,
anbieten (Thrane et al., 2009) und damit auch ihre Kompetenz in der Bewirtschaftung von
Oberflächengewässern nachweisen. Verbraucher in den entwickelten Ländern zeichnen sich durch
ein hohes Umweltbewusstsein aus und durch die Nachfrage nach besonders hochwertig
28
verarbeiteten und regionalen Produkten (Gehrling und Fick, 2007; FAO, 2010). Diese regionalen
Produkte werden mit einem besonderen Qualitätsanspruch verknüpft. Diese Ansprüche können
kurze Wege, besondere Frische, eine Förderung der heimischen Produzenten oder die Verknüpfung
von Natur und Heimat sein (Gehrlich und Fick, 2007). Zusätzlich könnte eine zertifizierte
Produktion die Aufmerksamkeit für Binnenfischereien in Deutschland erhöhen und ihre Bedeutung
für die Gesellschaft, durch die Gewinnung gesunder Nahrungsmittel und den Erhalt wertvoller
aquatischer Ökosysteme betonen.
Abb.3. Fließschema zum Ablauf einer Zertifizierung
Antragsteller strebt Zertifizierung bestimmter Fischereimethoden oder ganzer Fischereien als nachhaltig an
externe Unternehmen gewinnen Daten und gleichen mit spezifischem Schema eines Zertifizierers ab
Konsultationsprozeße unter Beteiligung möglichst aller betroffenden Akteure
Modifikation der Bewirtschaftung bzw. Erfüllung bestimmter Auflagen
Zertifikation beantragter Fischereimethoden und zeitlich definierte Überprüfung der Zertifikationsgrundlagen
Produkte dürfen Siegel des Zertifizierers tragen
29
2.7.1. Marine Stewardship Council
Entwicklung und Ziele
Am Beispiel des Forest Stewardship Council (FSC) orientierte sich der WWF bei der Initialisierung
seines Zertifizierungsschemas für den Fischereisektor und gewann den Lebensmittelkonzern
Unilever für eine Kooperation. Im Jahr 1998 wurde der MSC als vollständig unabhängige
Organisation anerkannt (MSC, 2010). Weitere Entwicklungen in der Organisationsstruktur und zur
Sicherung des freien Zugangs für verschieden Akteure, auch von außerhalb des Fischereisektors,
sowie zahlreiche Konferenzen und Expertenrunden, führten zu einem Zertifizierungsschema. Dieses
Schema ist Grundlage einer Zertifizierung, die von einer dritten, unabhängigen Organisation
vorgenommen wird. So kann dem Verbraucher vom Fang zur Verarbeitung und bis zum Handel,
die gewünschte, nachvollziehbare und nachhaltige Fischerei angeboten werden. Basis der
Zertifizierungprinzipien sind internationale Abkommen und Richtlinien, wie beispielsweise der
Verhaltenskodex für eine verantwortungsvolle Fischerei der FAO (Tab. 2.) (Gulbrandsen, 2009).
Zertifiziert wird auf der Grundlage der MSC Principles and Criteria for Sustainable Fishing aus
dem Jahr 2010 (MSC, 2010).
Grundsätze und Prinzipien
Die MSC Prinzipien und Standards stellen die Grundlage eines überparteilichen, freiwilligen und
unabhängigen Zertifizierungsschemas dar, auf dem ein vom MSC akkreditierter Zertifizierer seine
Beurteilung fällt. Eine nachhaltige Fischerei nach MSC Prinzipien hat den Erhalt oder den
Wiederaufbau gesunder Bestände und Zielfischarten zum Ziel. Außerdem ist der Erhalt der
Funktionalität und Integrität des Ökosystems von zentraler Bedeutung. Um die Entwicklung und
den Erhalt von Fischereien zu fördern, sind alle verfügbaren Aspekte zu berücksichtigen. Darunter
fallen biologische, technologische, ökonomische, soziale, kommerzielle und umweltbedingte
Faktoren. Ebenso ist die Einhaltung lokaler und nationaler Gesetze und internationaler
Übereinkommen zu beachten. Spezifischer formuliert, bedeutet dies:
unendliche Fortführung der Fischerei auf begründetem Niveau
Erhalt und Ausbau der maximalen ökologischen Gesundheit und Vielfältigkeit
Erhalt der Diversität, Struktur und Funktionalität des betroffenen Ökosystems und
enthaltender Lebensräume, sowie die Reduzierung schädlicher Einflüsse
Erhalt gegenwärtiger und zukünftiger sozialer und ökonomischer Nutzen
Ausgestaltung der Fischerei in sozial und ökonomisch fairer und verantwortungsvoller
Weise
30
Tab. 3. Prinzipien der Zertifizierung nach MSC
Prinzip 1 (Ziele, Hintergründe, Kriterien)
Keine Überfischung oder Ausrottung von genutzten Fischpopulationen. Überfischten Beständen Erholung ermöglichen.
Produktivität der Bestände erhalten, Langzeitnutzen sichern, mögliche Fehlentwicklungen und Unsicherheiten beachten.
1. Fischerei auf Fangniveau ausrichten, das lang anhaltend hohe Produktivität der Bestände sichert
2. übernutzte Bestände schützen und wieder aufbauen, Vorsorgeprinzip mit einfließen lassen und hohen Dauerertrag absichern
3. Fischerei so ausrichten, dass weder Alters- oder Genstruktur, Geschlechterverhältnis oder Reproduktionspotential des Bestandes gestört wird
Prinzip 2 (Ziele, Hintergründe, Kriterien)
Fischerei soll den Erhalt der Struktur, der Produktivität, Funktion und Vielfalt derer Ökosysteme (inklusive Habitate und damit verbundener
abhängiger und ökologisch verknüpfter Arten) erlauben, auf denen die Fischerei basiert.
Förderung ökosystembasierter Fischerei, bei der die Bewirtschaftung Erfassung und Kontrolle der Einflüsse der Fischerei erlaubt.
1. Fischerei erlaubt den Erhalt natürlicher Funktionen zwischen den Arten und sollte nicht zu Veränderungen in den trophischen Kaskaden oder dem
Zustand des Ökosystems führen.
2. Fischerei sollte nicht die Biologische Vielfalt auf Arten-, Gen- oder Populationsebene gefährden und die Sterblichkeit gefährdeter, bedrohter oder
geschützter Arten verhindern oder zumindest reduzieren.
3. Sollten genutzte Arten ausgebeutet sein, wird die Fischerei ausgesetzt, bis die Erholung oder Wiederauffüllung des Bestandes auf ein bestimmtes
Niveau innerhalb vorgegebener Zeit nach dem Vorsorgeprinzip und der Möglichkeit lang anhaltender Dauererträge sichergestellt ist.
Prinzip 3 (Ziele, Hintergründe, Kriterien)
Fischerei ist Gegenstand effektiver Bewirtschaftung die lokale, nationale und internationale Gesetzgebung und Standards respektiert und
institutionelle und operationelle Richtlinien beachtet, um die verantwortliche und nachhaltige Nutzung der Ressource sicherzustellen.
Trägt zu Sicherstellung bei, dass institutionelle und operationelle Richtlinien zur Etablierung der o.g. Prinzipien der Größe und Bedeutung der
Fischerei angepasst sind.
A. Kriterien des Bewirtschaftungssystems:
1. Fischerei sollte nicht an kontroversen einzelstaatlichen Ausnahmen von internationalem Recht ausgerichtet sein.
das Bewirtschaftungssystem sollte:
2. langfristige Zielstellungen in Übereinstimmung mit MSC Prinzipien demonstrieren inklusive konsultativer Prozesse, die transparent sind und
interessierte und betroffene Parteien und alle relevanten Informationen und lokales Wissen berücksichtigen.
3. an den kulturellen Hintergrund, Größe und Intensität der Fischerei angepasst sein, spezifische Zielstellungen reflektieren, operationelle Kriterien
und Implementierungsprozesse beinhalten, Überwachung und Leistungsbewertung und das Einbringen aktueller Erkenntnisse ermöglichen.
4. das langfristige Interesse abhängiger (Nahrung und Auskommen) Personen, ausgerichtet auf ökologische Nachhaltigkeit, beobachten.
5. angepasste Mechanismen zur Konfliktlösung innerhalb des Systems beinhalten.
6. ökonomische und soziale Anreize für nachhaltige Fischerei schaffen und keine Subventionen für nicht nachhaltige Maßnahmen zahlen.
7. in zeitlich naher und angepasster Weise die besten verfügbaren Daten sammeln und bei Unklarheiten dem Vorsorgeprinzip folgen
8. einen Forschungsplan beinhalten, angepasst an die Größe und Intensität der Fischerei, um benötigte Daten für die
9. Bewirtschaftung zu gewinnen und zeitnah Forschungsergebnisse allen interessierten Parteien zur Verfügung stellen
10. die benötigten Messungen des biologischen Zustandes und des fischereilichen Einflusses periodisch erfassen
11. spezifische Messungen und Strategien demonstrativ zur Kontrolle der Ausbeutung der Bestände heranziehen, z. B.
a) Festsetzung von Entnahmemengen die die Zielpopulationen und die hohe Produktivität von Gemeinschaften in
Relation zu ihrem Potential erhalten und damit einhergehenden Fang von Nicht-Zielarten beachten
b) Identifizierung angepasster Fischereimethoden zur Reduzierung nachteiliger Effekte auf Habitate, besonders in
kritischen und sensiblen Zonen mit Reproduktions- oder Aufwuchsgebieten
c) Schutz und Wiedererholung gefährdeter Fischpopulationen auf ein bestimmte Niveau in bestimmte Zeit zu
ermöglichen
d) Mechanismen zur Beendigung der Fangsaison wenn eine vorher bestimmte Fangmenge erreicht wird
e) Etablierung von Sperrgebieten wo möglich
12. beinhaltet angepasste Methoden für eine effektive Überwachung der Regularien, die Absichern das maximale Entnahmemengen und nötigenfalls
entsprechende Gegenmaßnahmen eingehalten werden.
B. Operationale Kriterien
Fischereiunternehmen sollten:
13. Fanggeräte und -Methoden verwenden, die eine Reduzierung unerwünschten Beifanges, Reduzierte Mortalitäten von Nicht-Zielfischarten oder
die Reduzierung von unvermeidlichem Beifang ermöglichen.
14. angepasste Fischereimethoden etablieren, die zu einer Reduzierung unerwünschter Einflüsse auf Habitate, besonders in sensiblen Reproduktions-
und Aufwuchsgebieten, führen.
15. keine destruktiven Fangmethoden wie Fischgifte oder Explosionsmaterialen verwenden.
16. operationale Abfälle, wie verlorenes Fanggerät, Reste fossiler Energieträger oder Fischabfälle, minimieren.
17. in Übereinstimmung mit dem Bewirtschaftungssystem und allen rechtlichen und administrativen Anforderungen organisiert sein.
18. mit Bewirtschaftungsbehörden zusammenarbeiten und helfen Fang- und Beifangdaten, sowie aller anderen Informationen die zu einer effektiven
Bewirtschaftung der Ressourcen und Fischerei beitragen, zu sammeln.
31
Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen
Zu Beginn der Arbeit des MSC sind ausschließlich marine Fangfischereien zertifiziert worden.
Mittlerweile sind allerdings auch Binnenfischereien zertifiziert (MSC, 2009). Eine Übertragung der
MSC Prinzipien auf Süßwasserökosysteme ist möglich, aber in ihrer Ausprägung anzupassen. Die
Kosten einer Zertifizierung, die MSC Standards folgen, können sehr hoch sein (Thrane et al., 2009)
und der Nutzen für die Verbraucher muss sich, aus Produzentensicht, auch im Preis widerspiegeln.
Beispiel für eine Bewertung nach MSC Prinzipien
Im Jahr 2007 ist die Winterstellnetzfischerei auf Zander (Stizostedion lucioperca) im Hjälmären-
See (Schweden) mit einem durchschnittlichen Ertrag von 110 t im Jahr, im Auftrag des MSC
bewertet und als nachhaltig zertifiziert worden. Das Zertifizierungsschema für diese Fischerei im
Hjälmaren - See wird im Folgenden auf Grundlage des Public Certification Reports (Hanson &
Hough, 2007) kurz vorgestellt. Dieser Report beschreibt den kompletten Zertifizierungsprozess und
wird am Ende des Verfahrens veröffentlicht. Zunächst wird mit einer Einschätzung der
Ausgangssituation der zu bewertenden Fischerei begonnen. Das beinhaltet die Biologie der
Zielfischart, die Fischereihistorie, die Eigenschaften der gegenwärtigen Fischerei, einschließlich der
eingesetzten Fanggeräte, sowie Aufwands- und Ertragskontrollen. Zusätzlich werden Informationen
zum Ökosystem gesammelt. Das umfasst die potentiellen Gefahren für gefährdete Arten durch
Fangmethoden. Außerdem werden Auswirkungen auf andere bedrohte Tierarten und
Besonderheiten anderer Fischereimethoden beschrieben. Weiterhin werden die administrativen
Zusammenhänge erläutert und Gesetzgebung, Fischereigesetze und die Verantwortlichkeiten
geklärt. Im Anschluss, wird der Fischbestand der betreffenden Zielfischart untersucht bzw. die
nötige Literatur zusammengetragen. Weiterhin wird die fischereiliche Bewirtschaftung beschrieben.
Im Fall der Zanderfischerei scheint ein wichtiger Punkt, dass die Fischerei in hohem Maße über
Aufwandskontrollen beeinflusst wird. An der Bewertung der Fischerei haben die Experten aus den
unterschiedlichsten Bereichen, so z. B. Fischereiwissenschaftler, Fischer, Akteure aus lokaler,
nationaler und internationaler Administration, wesentlichen Anteil. Zusätzlich setzen sich weitere
Akteure in Konsultationen mit der Zertifizierung der Fischerei auseinander und begleiten den
Prozess durch Kommentare zu allen Bereichen der Prinzipien. Anschließend erfolgt eine Auswahl
von Akteuren beteiligter Disziplinen. Diese haben die Aufgabe, aufgrund vorhandener Daten, die
Prinzipien (Tab. 3.) des MSC mittels eines Punktesystems zu bewerten. Dabei wird allen Prinzipien
die gleiche Bedeutung bzw. Wertigkeit eingeräumt. So sind jedem Prinzip maximal 100
Wertungspunkte zugeordnet. Für ein erfolgreiches Zertifizierungsverfahren werden eine
Mindestanzahl von durchschnittlich 80 Punkten in jedem der drei Prinzipien, aber nicht weniger als
32
60 Punkte in einem Prinzip, benötigt. (Hanson und Hough, 2007). Erst im Anschluss an die
Benotung werden Zertifizierungsbedingungen und Modifikation für die Fischerei vorgeschlagen.
Verbesserungen sind dann erforderlich, wenn einzelne Benotungskriterien mit weniger als 80
Punkten bewertet wurden. Ihre Erfüllung wird in einem verbindlichen Zeitrahmen mit der
Zertifizierung verknüpft.
Für die Hjälmären Zanderfischerei wurden explizit Verbesserungen in der Erfassung und Analyse
von Bestandsparametern gefordert, um beispielsweise die Erfassung des Geschlechterverhältnisses
und der Alters-Längen-Beziehungen innerhalb einer Zeitvorgabe nachzuweisen. Zusätzlich wurde
auf die erweiterte Erfassung von Beifischfängen verwiesen, um eine verbesserte und ganzheitlichere
Erfassung der Aktivitäten zu ermöglichen. Weiterhin müssen Versuche zur Bestimmung der
Entnahme durch Vögel durchgeführt werden. Als einer der letzten Punkte wurde die Notwendigkeit
einer externen Begutachtung durch unabhängige Dritte formuliert. Abschließend enthält der MSC
Public Certification Report noch Empfehlungen, die jedoch nicht verpflichtend sind.
2.7.2. KRAV
Entwicklung und Ziele
Neben den Aktivitäten des MSC entstanden im vergangenen Jahrzehnt weitere
Zertifizierungsmöglichkeiten für die kommerzielle Fangfischerei (Thrane et al., 2009). In Schweden
etablierte sich KRAV und in Deutschland Naturland zur Zertifizierung von kommerziellen
Binnenfischereien. KRAV Zertifizierungsschemata entstehen seit dem Jahr 1985 und begannen mit
Prinzipien zur Zertifizierung organischer landwirtschaftlicher Produktion in Schweden. Dabei wird
von der ursprünglichen Produktion bis zum fertigen Endprodukt, also entlang der gesamten
Produktionskette, analysiert, ggf. modifiziert und durch KRAV akkreditierte Unternehmen
zertifiziert (Thrane et al., 2009). Bislang geschah dies jedoch ausschließlich in Schweden und
Norwegen. Man hatte sich allerdings zuerst auf die Grundlagen einer organischen Landwirtschaft
beschränkt und erst im Verlauf der Entwicklungen auch der marinen Fangfischerei und der
Aquakultur zugewendet (KRAV, 2009). Zielvorstellung ist die Produktion von Nahrungsmitteln im
Einklang mit den fundamentalen Funktionen der Umwelt unter weltweit solidarischen
Gesichtspunkten. Es sollen hochwertige Produkte entstehen, die Vertrauen durch Verbraucher
rechtfertigen und Nachhaltigkeit garantieren.
33
Tab. 4. Prinzipien der Zertifizierung nach KRAV
1. Bestandsanalyse (Ziele, Hintergründe, Kriterien)
Es soll eine langfristig nachhaltige Fischerei eingerichtet werden, ohne die biologische Kapazität zu überschreiten. Außerdem sollen Fanggeräte
weder die Fischbestände noch die Umwelt gefährden oder stören.
Hintergrund sind große Unsicherheiten bezüglich genauer Bestandsinformationen und die Notwendigkeit dem Fischereikomitee, zur Einschätzung
der Fischerei, möglichst umfassende Informationen zu Verfügung zu stellen.
1. Fischereidruck sollte nicht die Produktionskapazität überschreiten
2. Bewertung und Analyse der Bestände basiert auf dem Vorsorgeprinzip
3. Produktionssicherheit durch biologische Grenzen, z. B. kritische Laicherbiomasse und kritischer Mortalität
4. Datenbasis so breit wie möglich
5. Fischereimethoden sollten keine langfristigen Schäden anrichten
6. Schädlich oder ungewollte Substanzen in den Produkten vermeiden (Schweden spezifisch!)
2. Zertifizierung von Schiffen (Ziele, Kriterien)
Von Fangschiffen sollte so wenig Einfluss auf die Umwelt wie möglich (Betriebsstoffe und Methode) ausgehen, was Größtenteils durch die
Qualifikation der Crew zu steuern ist und Einhaltung von Gesetzen und zur Sicherung eines geringen Einflusses auf die Umwelt.
1. Zertifizierung des Bootes und seines Fanges → Verantwortlichkeit des Eigners
2. Nachweispflicht über Einhaltung der Standards, Verantwortlichen bestimmen
3. Kompetenzbildung bzgl der Standards und Umsetzung
4. Dieselmotoren nur mit E10, Gas darf maximal 0,05 % Schwefelanteil haben
5. unreines Benzin und Zweitaktmotoren sind nicht gestattet
6. Hydrauliköl und Schmierstoffe aus Bioproduktion
7. Reinigungsmittel dürfen nicht giftig, krebserregend oder anderweitigen Einfluss auf Gesundheit haben
8. toxische Bootsanstriche sind verboten
3. Fischereimethoden (Ziele, Kriterien)
Sie sollen so ausgerichtet sein, dass nur der beabsichtigte Ertrag gefangen wird und nur im zertifiziertem Fanggebiet. Der Einfluss von
Fangmethoden auf die Umgebung sollte so gering wie möglich sein und eine unangemessene Handhabung verhindern. Außerdem soll die
Herstellung zurückverfolgt werden können. Zusätzlich sollen Geisterfischerei und Beifänge verhindert werden.
1. Einhalten gesetzlicher Vorgaben, z. B. Sperrgebiete
2. nur zugelassene Fangmethoden dürfen angewandt werden
3. keine verbotenen Fanggeräte mitführen
4. keine Befischung zertifizierter Bestände mit nicht-zertifizierten Fanggeräten
5. lückenlose Dokumentation der Fangreise
6. VMS ist Plicht, wenn Trip länger als 24 h
7. Aufbewahrungsbehältnisse müssen gekennzeichnet werden
8. Fanggeräte kennzeichnen
9. Beschädigte Fanggeräte nicht vor Reparatur nutzen
10. Beifangdokumentation (Säugetiere, Wirbellose, Vögel)
11. Länge des Fangtrips darf keine negativen Einflüsse auf Produktqualität haben
12. Notwendigkeiten bei Einsatz von Schleppnetzen: Verboten, außer wenn zertifiziert; Grundfisch- oder Kabeljaufänger mit BacomaFenster
ausstatten, erhöht Selektivität des Fanggerätes
13. Notwendigkeiten bei Stellnetzfischerei: nur wo Einsatz zertifiziert; nicht länger als 24 Stunden im Wasser lassen; Meeressäuger schützen
14. Notwendigkeit beim Einsatz von Leine und Haken → nur Einsatz wenn zugelassen
15. Notwendigkeiten beim Einsatz von Reusen und anderen Fischfallen: nur verwenden wenn zugelassen; Zweimal pro Woche kontrollieren
4. Anlandung und Verarbeitung (Ziele, Kriterien)
Zertifizierte Produkte werden gesondert gelagert. Zusätze, Rohstoffe, Geschmacksverstärker, Verarbeitungszusätze dürfen nur aus
umweltfreundlichen oder natürlichen Quellen stammen. Müll und Abfälle müssen weitestgehend vermieden werden. Minimaler Energieaufwand
zum Transport und zur Verarbeitung ist sicherzustellen. Lange Wege und billige Lohnkosten in Verarbeitung werden nicht zertifiziert. Die
Sicherheit über Produktionsweise und Entlohnung der Mitarbeiter müssen nachvollziehbar sein.
1. nur nach zertifizierten Verfahren zulässig (Zertifizierte Verarbeitung)
2. Warenempfänger ist für Einhaltung der Zertifizierungsstandards verantwortlich
3. Rückverfolgbarkeit absichern (Verpackungsmaterialien mit wichtigsten Arten
4. Verarbeiter ist für Einhaltung der Standards verantwortlich
5. kurz- und langfristige Zielsetzung im Zusammenhang mit der Umwelt formulieren
6. Information über Rohmaterialien sammeln und betriebliche Dokumentation
7. Schlachtkörperausbeute maximieren und so wenig Fischabfall wie möglich
8. erlaubte Zusatzstoffe (siehe Standard) könnne verwendet werden
9. umweltfreundliche Verpackungen (Schweden spezifisch Zertifizierung
34
Grundsätze und Prinzipien
Durch das Zertifizierungsschema (Tab. 4.) soll prinzipiell das Ökosystem erhalten und die
biologische und genetische Vielfalt geschützt werden. Weiterhin soll die Nutzung nicht-
erneuerbarer Ressourcen minimiert und Umweltverschmutzung, z. B. durch potentiell gefährliche
Abfallstoffe, verhindert werden. Zusätzlich ist in den Prinzipien festgelegt, dass die Verarbeitung
von Fischprodukten nur nach ausgesuchten Prozeduren erfolgen soll und dadurch möglichst wenige
Zusätze Verwendung finden. Die Einkünfte der Produzenten sollen angemessen und die Arbeit
sicher und befriedigend sein. Auch die Zugänglichkeit der Konsumenten zu allen Produkten und der
Betonung einer nachhaltigen Entwicklung auf Produzenten- und Konsumentenseite ist besonders
wichtig (KRAV, 2009).
Die Kriterien der KRAV Zertifizierung unterliegen der ständigen Revision und werden
nachvollziehbar und offen den aktuellen Erkenntnissen und Entwicklungen im Sinne der
Zielsetzung angepasst. Das Schema der KRAV basiert nach eigenen Aussagen auf vier Eckpfeilern;
erstens eine intakte, natürliche Umwelt; zweitens der fürsorgliche Umgang mit Tieren; drittens
Gesundheitsaspekte und viertens soziale Verantwortlichkeit. Umgesetzt werden diese Ansprüche
für eine nachhaltige Fischerei mittels eines standardisierten Zertifizierungsschemas.
Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen
Neben den Übereinstimmungen der Zertifizierungskriterien mit dem Verhaltenskodex für eine
verantwortungsvolle Fischerei (Tab. 2.) (FAO, 1995a) wird von der KRAV zusätzlich die
Verarbeitung kontrolliert. Dieses Verfahren bietet den Konsumenten mehr Sicherheit bezüglich der
Nachhaltigkeit des Produktes und stellt besser nachvollziehbare Kriterien zur Verfügung. Leider
wurde bisher nicht explizit festgelegt, dieses Verfahren auch auf die Binnenfischerei anzuwenden.
Und es könnte sein, dass die Berücksichtigung der gesamten Produktionskette, die nötigen
Nachweise für eine erfolgreiche Zertifizierung zu erbringen, betriebswirtschaftlich nur funktioniert,
wenn ausschließlich Hochpreismärkte angestrebt werden.
Ein Vorteil der Zertifizierung nach KRAV Schema ist, dass Verarbeitungstechniken zertifiziert
werden können, z. B. Räuchern, enzymatische Reifung und saure Reifung (KRAV, 2009). Entlang
der gesamten Produktionskette sollen Nachhaltigkeitsindikatoren etabliert werden, um die
gewünschte ganzheitliche Erzeugung von Fischereiprodukten zu ermöglichen.
35
2.7.3. Naturland
Entwicklung und Ziele
Naturland hat mit seiner Marke „Wildfisch“ ein Zertifizierungsverfahren für die Binnenfischerei auf
den Weg gebracht. Wesentlich ist, dass mit diesen Prinzipien unverarbeitete Erzeugnisse aus Fisch,
Wirbellosen, oder Pflanzen aus der Binnenfischerei zertifiziert werden können. Die Naturland
Richtlinien streben an, ganze Betriebe zu zertifizieren (Gesamtbetriebsumstellung), d. h. einen
Erzeugervertrag abzuschließen. Auf den Grundlagen sozialer, ökonomischer und ökologischer
Komponenten, soll Nachhaltigkeit erhalten oder aufgebaut werden.
Grundsätze und Prinzipien
Unter „Ökologischer Nachhaltigkeit“ wird dabei der Erhalt der befischten Bestände und des
umgebenen Ökosystems verstanden. Zusätzlich wird auf die Bedeutung von hochwertigen,
gesunden Fischereierzeugnissen verwiesen, die weder durch Umwelteinflüsse, noch durch die
Verarbeitung, beeinträchtigt werden dürfen. „Soziale Nachhaltigkeit“ meint im Sinne von Naturland
die Schaffung befriedigender Arbeitsverhältnisse und mehr Rücksicht auf die Gemeinschaft, die
durch die Fischerei beeinflusst wird. „Ökonomisch Nachhaltig“ ist die Fischerei durch die
Schaffung von Wertschöpfungsketten, die auf gegenseitiger Verantwortung basieren und stabil
sind.
Nach erfolgreicher Prüfung durch die Anerkennungskommission wird ein Erzeugervertrag
besiegelt. Der Betrieb darf aber vor der Unterzeichnung eines gesonderten Lizenzvertrages noch
nicht das Naturland Siegel tragen. Der zertifizierte Erzeuger muss sich schrittweise oder umgehend
den Richtlinien von Naturland annähern, bzw. eine konstante Einhaltung gewährleisten. Richtlinien
werden bei Naturland von der Richtlinienkommission vorgegeben. Bei Umstellung oder
Weiterentwicklung von Richtlinien werden Fristen zur Anpassung in den betroffenen Betrieben
vereinbart. Ein wichtiger Punkt nach der Zertifizierung ist, dass weiterhin alle Informationen
ständig verfügbar sein müssen. Ob die Richtlinien eingehalten werden, wird in Abständen
unangemeldet kontrolliert. Jährlich wird dann ein Zertifizierungsbescheid durch die
Anerkennungskommission von Naturland ausgesprochen (Naturland, 2009).
36
Tab. 5. Prinzipien der Zertifizierung nach Naturland
Allgemeine (Bewirtschaftungs-) Auflagen bzw. sonstige übergeordnete Bestimmungen
1. Lagerung: Lagerung ist zugelassen, Chemische Lagerschutzmittel nicht, Trennung zw. Produkten vers. Anerkennungsstufen
2. Zukaufsware: allg. möglich, klare Trennung, konventionelle Ware nur mit Nachweis (ohne Alternative)
3. Betriebsmittel: Umweltverträglichkeit ist bedeutend 4. Maschinentausch zw. Unterschiedlichen Betriebsformen: möglich, Reinigung beim Einsatz von Substanzen nötig
5. Materialeinsatz: muss mit Naturland abgeklärt werden
6. GVO & GVO-Derivate: kein Einsatz erlaubt, wenn kein Einfluss auf Störung, trotzdem relevant 7. Qualitätssicherung: hohe sensorische und gesundheitliche Güte, Vorkehrung zur Vermeidung von Verunreinigung → Kühlkette zw. Fang und
Vermarktung
Soziale Verantwortung
1. Menschenrechte: Einhaltung der UN Konventionen, ILO und UN Kinderrechtskonvention
2. Zwangsarbeit: jede Art unfreiwilliger Arbeit ist ausgeschlossen 3. Versammlungsfreiheit und Gewerkschaftszugang: muss gewährt werden und darf nicht zu Nachteilen führen
4. Gleichstellung: Ethnie, Glauben, Geschlecht, Mitgliedschaften, pol. Überzeugungen dürfen nicht zu Ungleichbehandlung führen
5. Kinderarbeit: ausgeschlossen, außer Familienbetrieb, dann nur unter Aufsicht, nicht gefährlich oder während Schule 6. Gesundheit und Sicherheit: Trinkwasser, Essen, Unterkunft und med. Grundversorgung sichern
7. Arbeitsverhältnisse: Zertifizierung umschließt auch Leih-, und Teilzeitarbeiter
7.1. Verträge müssen schriftlich fixiert sein
7.2. Gleichbehandlung der Angestellten
7.3. Mindestlöhne zahlen
7.4. Alternativ Kost und Logis anbieten 7.5. angemessene Arbeitszeiten
7.6. Sozialleistungen: Grundabsicherung durch Arbeitgeber, mind. gesetz. Minimum
7.7. Weiterbildung ermöglichen
Regelungen für die Nachhaltige Fischerei
1. Projektspezifische Bewirtschaftungsauflagen (PB) und Zertifizierungsverfahren
1.1. für jedes zertifizierungswillige Projekt gelten auch PB; PB + Inhalte aus Richtlinien führen zu einem Maßnahmenkatalog (für Bewirtschaftungsplan und Qualitätssicherung); PB fußt auf Expertenbefragung (NGO, Verwaltung, Wissenschaft, Fischereiorganisationen)
1.2. zweijähriger Turnus der Expertenbefragung, Projekt ist für Organisation und Daten prinzipiell verantwortlich;
Anerkennungskommission gibt neuen PB frei 1.3. Veröffentlichung des Kontrollberichts für zusätzliche positive oder negative Resonanz, Veröffentlichung 4 Wochen
vor Anerkennungskommission, Einwände durch Antragssteller auszuräumen
2. Ökologie
2.1. Bestände und angeschlossene Ökosysteme langfristig erhalten
2.2. Beurteilt wird das geogr. Einzugsgebiet und Anteil an Nutzung einer Spezies 2.3. Wandernde Arten werden individuell für jedes Projekt überprüft und beurteilt (wenn alle anderen auch so handeln)
2.4. Zertifizierung nur, wenn nicht noch andere, externe Gründe die Bestände gefährden
2.5. falls kein exklusiver geogr. Bereich befischt wird, wird auch die Gesamtbestandssituation herangezogen 2.6. Nicht zulässig (ökologische Sicht): Fangen von Meeressäugern und -schildkröten; Finning; Fischerei mit Gift- oder Explosionsstoffen;
Beschädigung von Korallen, Baumkurrenfischerei und Grundschleppnetze, Grundschleppnetze ohne Fluchtfenster zur Reduzierung von Beifang
2.7. PB regeln insbesondere: Mindestgrößen und Höchstmengen; Gerät und Technik; Schonzeiten- und Gebiete; Beifangregularien; Maßnahmen zum Schutz aquatischer Ökosysteme; Protokolle zur Überwachung von Umweltschadstoffen
3. Soziale und ökonomische Gesichtspunkte
3.1. Naturland Richtlinien zur sozialen Verantwortung beachten 3.2. Fischer in Entwicklungsländern (Unterkunft, Versicherung, Gesundheit, Bildung, Transport) bes. beachten
3.3. PB regeln: besondere Sozialaspekte; Maßnahmen zur aktiven Vermeidung von Konflikten
4. Rechtlicher Rahmen und Management
4.1. Fischerei in Übereinstimmung mit nationalen und internationalem Recht
4.2. Fischereiprojekt ist verantwortlich für die Information der Fischereiberechtigten bzw. -ausübenden 4.3. Umsetzung: Nachweis das Richtlinien und PB zeitnah, effektiv und systematisch umgesetzt werden, inklusive: konsistente Erfassung und
Auswertung der Fangdaten; Rückkopplung zw. Fangdaten und Fischereipraxis; Kenntnis und Erfüllung nat. und internat. Gesetze; Strukture zur
Kommunikation sozialer Belange; Etablierung und Einhaltung eines Entwicklungsplanes
4.4. PB regelt besonders die Dokumentationspflicht und Internes Kontrollsystem
37
Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen
Der Aufwand der Naturland Wildfisch Zertifizierung erscheint im Vergleich mit den beiden
anderen Schemata sehr hoch. Aber die Verfügung über Betriebsdaten und deren Veröffentlichungen
sollen Transparenz und Rückverfolgbarkeit ermöglichen. Ob Binnenfischereibetriebe in dem Maße
kooperieren können, wie von Naturland vorgesehen, erscheint teilweise schwer vorstellbar und ist
mutmaßlich ein Grund dafür, dass bislang keine Zertifizierung abgeschlossen wurde. Auch sind
einige der Standards der sozialen Verantwortung auf Entwicklungsländer zugeschnitten und müssen
in Deutschland ohnehin von jedem Unternehmen erfüllt werden. Insgesamt gehen die
Anforderungen nicht auf praktische Tätigkeiten zur Sicherung oder Herstellung von Nachhaltigkeit
ein. Es werden keine ökologischen Nachhaltigkeitsindikatoren formuliert. Diese werden von Fall zu
Fall individuell von der Expertenrunde aufgestellt und erschweren eine Vergleichbarkeit zwischen
ähnlich strukturierten Betrieben.
38
3. Erstellung eines Indikatorenkataloges für eine nachhaltige Seenfischerei
Die Vielzahl der Anforderungen an eine nachhaltige Entwicklung in der Fischerei macht eine
Selbsteinschätzung für Fischereiunternehmen schwierig. Aufgrund der Strukturen des
Binnenfischereisektors in Deutschland sind bislang keine Vorstöße zum Nachweis einer
nachhaltigen Bewirtschaftung unternommen worden.
In Deutschland enthalten Gesetze und Verordnung zwar bereits die Grundzüge des
Vorsorgeprinzips oder ökosystemarer Effekte (BNatScG, TSchG, LFischGMV), haben aber längst
noch nicht alle Maßnahmen implementiert (Thrane et al., 2009). Auch die gesetzlich verankerte
„Gute fachliche Praxis“ berücksichtigt überwiegend nur ökologische Aspekte (Lewin et al., 2010).
Zur Sicherung einer fischereilichen Praxis der Berufsfischerei sollten andere Akteure möglichst
fundiert informiert und von der Nachhaltigkeit in der Bewirtschaftung überzeugt werden. Außerdem
sollte die gesellschaftliche Bedeutung der Fischerei betont werden. Dazu sollten Empfehlungen
internationaler Institutionen (FAO etc.) genutzt und Fortschritte aus der Wissenschaft in die Praxis
integriert werden. Im Anschluss könnten sie dann in die betrieblichen Bewirtschaftungspläne
eingearbeitet werden.
Bislang sind jedoch keine greifbaren Kriterienkataloge oder Handlungsempfehlungen für die
fischereiliche Praxis geschaffen worden. Vorhandene Zertifizierungschemata sind häufig sehr
allgemein und qualitativ formuliert (MSC, 2009; Naturland, 2009; KRAV, 2009) und werden
mittels betriebsindividueller Indikatoren von unabhängigen Zertifizierungsunternehmen umgesetzt
und verursachen hohe Kosten (Thrane et al., 2009). Ein Kriterienkatalog mit konkreten Mahnahmen
für die deutsche Seenfischerei liegt bisher nicht vor. Dadurch ist es Binnenfischereiunternehmen
derzeit nicht möglich, ihre eigene Wirtschaftsweise in Bezug auf Nachhaltigkeitskriterien o. g.
Institutionen zu prüfen und selbstständig die Bewirtschaftung und die Ausrichtung des
Unternehmens mit den Kriterien nachhaltiger Bewirtschaftung abzugleichen und gegebenenfalls zu
optimieren.
Daher scheint es angebracht, einen Kriterienkatalog mit relevanten Indikatoren zur Einschätzung
der Bewirtschaftung aufzustellen. Ein solcher Katalog ist immer der Größe des Fischereisystems
angepasst und im Fall einer einzelnen Unternehmung, relativ operationell formuliert. Er
berücksichtigt außerdem die Bedeutung funktionierender Ökosysteme für die beteiligten Akteure
(FAO, 1999; FAO, 2003; Garcia und Cochrane, 2005). Der Indikatorenkatalog versucht nachhaltige
Entwicklung also vom anthropozentrischen Standpunkt aus zu fördern. Er dient primär dem Erhalt
des potentiellen Nutzens der Fischereiökosysteme für den Menschen. Zur vollständigen Abdeckung
aller Komponenten der Nachhaltigkeit, sind die Prinzipien des FAO Verhaltenskodex (1995a), die
Zertifizierungsschemata von MSC (Hanson & Hough, 2007; MSC, 2010), KRAV (KRAV, 2009)
39
und Naturland (Naturland, 2009), sowie wissenschaftliche Literatur die Grundlagen für den
Indikatorenkatalog.
In Charles (2000) und Veröffentlichungen der FAO (FAO, 1999; FAO, 2003) werden spezifische
Bewertungssysteme entwickelt. Ein Vorgehen, wie das „Pressure-State-Response“ Verfahren,
(FAO, 1999; Pajak, 2000) schließt auch institutionelle Ebenen mit ein. Für die spezifischen
Anforderungen zur Bewertung einer Binnenfischerei scheint das „Ökologisches Referenzsystem zur
Nachhaltigen Entwicklungen“ aufgrund seiner einfachen Struktur besser geeignet (FAO, 1999).
Dabei wird ein Bewertungsansatz vorgegeben, der zuerst eine Begrenzung relevanter Komponenten
der Nachhaltigkeit für das Fischereisystems festgelegt. Im vorliegenden Kriterienkatalog sind das
die „Ökologische Nachhaltigkeit“ und die „Gesellschaftliche Nachhaltigkeit“ (als Kombination von
„Sozialer“ und „Ökonomischer Nachhaltigkeit“). Als zweiter Schritt sollte die Formulierung eines
spezifischen Kriterienkataloges (Checkliste) die Untersuchung der beiden relevanten Komponenten
ermöglichen. Den Komponenten werden Indizes zugeordnet und mit Nachhaltigkeitsindikatoren
aufgefüllt. Die Indikatoren korrespondieren mit den Indizes und diese widerum mit den
Komponenten (Charles, 2000). In Tab. 6. sind die Komponenten, Indizes und Indikatoren
aufgelistet und vermeintliche Grenzen für eine Umsetzung formuliert. Die entwickelten Indikatoren
werden unter 4.2.2. mit den aktuellen Gegebenheiten in einem Testunternehmen (Seenfischerei
„Obere Havel“ eG Wesenberg) verglichen und bewertet und unter 4.2.3. eingehender analysiert, um
Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Der Indikatorenkatalog soll auch dazu dienen, die Binnenfischerei so auszurichten, dass sie den
Ansprüchen einer möglichen Zertifizierung standhalten würde. Ein Vorteil dieses Verfahrens
könnte im Zusammenhang mit Einsparungen bei einer Zertifizierung oder eine ausreichende
Positionierung im Kontext der nachhaltigen Fischerei zur Befriedigung von Konsumentenwünschen
und Ansprüchen anderer Akteure (Holmlund und Hammer, 1999; FAO, 2010), gesehen werden.
Entweder entspricht die zu beurteilende Fischerei den geforderten Kriterien oder es sind die
empfohlenen Maßnahmen einzuleiten, um eine Nachhaltige Entwicklung der Bewirtschaftung zu
fördern.
Nun folgt die Indikatorenliste mit den Komponenten und Indizes. Eine inhaltliche Ausgestaltung
und mögliche positive Auswirkungen werden benannt. Weiterhin werden mögliche Limitationen
auf operationeller Ebene kurz dargestellt. Eine Literaturliste soll die Ausgestaltung der Checkliste
nachvollziehbar gestalten.
40
Tab. 6. Checkliste zur Einschätzung der Nachhaltigkeit in Binnenfischereibetrieben
Indikator Maßnahme Auswirkungen Limitation Literatur
Subkategorie Ökologische Nachhaltigkeit
Index Hege / Bestandsmanagement
Bestandssicherheit überfischte Bestände nicht nutzen und Wiedererholung ermöglichen
Erreichen eines ursprünglichen oder sogar erhöhten Ertragsniveaus
Überfischungen identifizieren und
reagieren können
FAO, 1995a Baer et al. 2007
MSC, 2010
Zielformulierung Erstellen von Bewirtschaftungszielen oder Referenzpunkten, andere Akteure
beachten
Unter Einbezug aller Informationen und Akteure kommt es zu einer
stärkeren Identifikation mit der
Fischerei
Fischer oder einzelne Unternehmen könnten
best. Akteure unbewusst
ausschließen
FAO, 1997a S.66 FAO, 1999 S. 60
FAO, 2003 S. 38
Kontrolle Effiziente 3 % der Anglerschaft Beitrag zur Einhaltung von
Regularien, Reduzierung illegaler
Entnahmen
saisonaler Aufwand Walker et al. 2007
Altersstruktur Altersstruktur einzelner Bestände so
natürlich wie möglich erhalten
Rekrutierungsausfälle vermeiden Tierschutzgesetz Arlinghaus et al.,
2008
Lewin et al., 2010
Artenzusammen-
setzung
Gewässerspezifische Artendiversität
erhalten, irreversible Änderungen der
aquatischen Lebensgemeinschaft verhindern
Ausgewogene Nutzung aller Arten
sichert beständige und naturnahe
Artenzusammensetzung
Verarbeitungskosten
und
Vermarktungpotentiale
MSC, 2010
Zhou et al., 2010
Lewin et al. 2010
Laicherbiomasse Sicherstellung das ausreichende Anzahl
von Nachkommen in den Bestand eintreten
ausreichende Rekrutierung erhält
Widerstandsfähigkeit von Beständen
Laicherbiomasse müsste
bestimmt werden
MSC, 2010
Walters und Kitchell,2001
Index Gewässerpflege/Fischartenschutz
Schutz von
Habitaten
Diversität der Habitate und Ökosysteme
und gefährdete Arten schützen ,
Laichhabitate und Makrophytenbestände schützen
Schutz und Nutzung sind vereinbar, Identifikation der
gefährdeten Habitate,
Bewirtschaftungspraxis
FAO, 1995b
FAO, 1997b
MSC, 2009 KRAV, 2009
Lewin et al. 2010
Beifang I Fangstatistiken für untermäßige Fische, bes. der Top Prädatoren
Altersstruktur erfassen, Bewertung von Besatzmaßnahmen
Betriebswirtschaftlicher Aufwand sehr hoch
Baer et al., 2007
Beifang II Reduzierung von Beifängen die zu
erhöhten PM führen könnten, durch angepasste Fangmethoden z. B.
Maschengrößen
Je geringer Beifang umso geringer
ist möglicher Einfluss auf trophische Kaskaden und das
gesamte Ökosystem
Beifang lässt sich nicht
gänzlich verhindern
KRAV, 2009 S. 125
Beifang III Dokumentation des ungewollten Beifanges von Vögeln und Säugetieren
Entspricht dem EAF Gedanken Dokumentations-aufwand
KRAV, 2009 S. 127
Nicht-
Wirtschaftsarten
Nutzung von bislang ungenutzten
Fängen verstärken z. B. noch stärker alternative Produkte entwickeln (Hoher
Verarbeitungsgrad → gereifte Produkte,
Fischbouletten etc.)
auch als ausgewogene Ausbeutung
(balanced exploitation)
Erhöhung des Fischangebotes
(weniger attraktive Angelfischarten) und der
Serviceorientierung, Entnahme
aller nutzbaren Fische
unterstützt das Konzept der
ökosystembasierten Fischerei
Spezialisierung der
Binnenfischereibetriebe auf bestimmte Arten
Selektivität der
Fanggeräte
Lasner, 2006
Zhou et al. 2010
Energieeffizienz Biodiesel verwenden (E10),
Hydrauliköl auf regenerativer Basis,
Benzinaußenborder nur als 4 Takter, am besten Ökoprodukte auf natürlicher
Basis auch für Außenanstriche
Erhöhung der Betriebssicherheit
durch verminderte Havariegefahr
und verringerten Schadstoffausstoß
Betriebswirtschaftliche
Umstellungskosten bzw.
Investitionen nötig
FAO, 2003 S.44
KRAV, 2009 S.
124 Naturland, 2009 S.
7
Abfall Verschmutzungen verhindern z. B. keinen Abfall durch Fischer und
fischereiliche Tätigkeiten (Zigaretten,
Papier, Folien etc.)
Verminderung schädlicher Einflüsse ungewünschter
Substanzen
Kontrolle der Einhaltung und
individuelle
Verhaltensmuster
FAO, 2003 S.44 KRAV, 2009 S. 124
Index Fangmethoden
Zugnetze Zugnetzfischerei ausschließlich im Herbst und Winter durchführen
Reduziert Stress für laichreife Fische und Schonung saisonaler
Laichhabitate im Frühjahr
Betriebswirtschaftliche Zwänge in saisonaler
Abfolge
FAO, 1995b
41
Stellnetze Stellnetze nicht länger als 24 h im
Wasser lassen
Negative Auswirkungen auf die
Produktqualität verhindern
Einfluss der
Wassertemperatur
bedingt Nutzung
KRAV, 2009 S. 128
Selektivität der Stellnetzfischerei erhöhen, so dass
sichergestellt ist, dass hauptsächlich geschlechtsreife Tiere der Zielfischart
gefangen werden
Reduzierung ungewünschter
Beifänge /Jungfische
Mehrartenfischerei in
der Binnenfischerei limitiert
Mindestmaschengrößen
Froese, 2004
Public Cert. Report Lake Hjälmaren
Reusen Stationäre, passive Fanggeräte mindestens zweimal wöchentlich
kontrollieren
Negative Auswirkungen auf die Produktqualität verhindern,
Mortalitäten verringern
Einfluss der Wassertemperatur
KRAV, 2009 S. 128 Knösche, 1998
Geisterfischerei Verlust von Fanggeräten (z. B. Stellnetzen) verhindern z. B. durch
sichere Verankerung und abbaubare Materialien
Verhinderung von Schäden im Ökosystem
Investitionskosten für abbaubare Materialien,
Angelfischereiliche „Geisterfischerei“
FAO, 2003 S.42 Lewin et al., 2010
Bodenschutz Reduzierung von Fangtechniken die
den Gewässergrund schädigen könnten, d.h. Grundschluss von Zugnetzen
mittels Abstandhalter
(Gummiführungen, Rollen)
Minimierung des möglicherweise
störenden Einflusses von mechanischen Einrichtungen auf
Habitate und Bodensubstrat
Betriebswirtschaftliche
Situation und Vermarktung lebender
Fische als Besatz
FAO, 1997b S. 27,
FAO, 2003 S.44 Lewin et al., 2010
Index Fischtransport und Hälterung
Tiergerechtheit I Stellnetzfischerei Box mit Eis, wenn
möglich Betäuben & Abstechen der
Tiere am Fangplatz, sofortiges Ausweiden im Betrieb,
bei Massenfängen Methoden anpassen
Vermeiden unnötiger Qualen,
Produktsicherheit und Kühlkette
gesichert
Betriebswirtschaftlicher
Aufwand z. B. bei
Stellnetzfischerei auf Maränen zu hoch
TSchG § 4 Abs. 1
& 1a
Tiergerechtheit II Zugnetzfischerei (Wassertemperatur. max. 8°C) Fische ohne Keschern in
Transportboot zum Anlandeplatz
verbringen, Zwischenhälterung so kurz wie möglich, Wasseraustauch und O2
Versorgung sichern
Vermeiden von Stress Keine artspezifische Beschreibung der
notwendigen
tiergerechten Voraussetzungen
TSchG § 11 Abs. 1 Z. 3b;
TierSchlV § 7 Abs.
2 Z. 5 & 6; § 10 Abs. 1
Tiergerechtheit III Reusenfischerei auf gleiche Wassertemperaturen achten,
Höchstmengen pro Schweff,
Wasseraustauch und O2 Versorgung absichern
Stress vermeiden optimale Haltungsbedingungen schaffen
Platzbedarf in Spitzenzeiten als
limitierender Faktor
TSchG § 2; § 2a TierSchlV § 7 Abs.
2 Z. 5 & 6;§ 10
Abs. 1
Haltungs-
einrichtungen
Auf optimale Umweltbedingungen
achten, Besatzdichten angemessen
auswählen,
Schutz vor Stresseinwirkungen durch Raubtiere (Vögel, Säugetiere),
vorsichtige Handhabung beim Keschern
und Transportieren
Minimaler Stress bei maximaler
Gesundheit, z.B. in Angelteichen,
Zwischenhälterung
Wer Besatzfische
vermarktet, muss
potentielle Stressoren
kennen und beachten
TSchG § 2 und 2
Abs. a
Index Verarbeitung
Verarbeitung Vermeiden von Leid und unnötigen
Qualen, Betäubung per Kopfschlagen,
Kohlendioxidexposition, elektr. Durchströmung, Stoffe mit
Betäubungseffekt
Sicherheit im Sinne des Tierschutz
weitgehend stressfrei
Betriebswirtschaftlicher
Aufwand, Umsetzung
durch Veterinärämter sehr unterschiedlich
streng
TierSchlV § 3 Abs.
1 & 2, § 4 ; § 13
Abs. 6 Anlage 3
Zusatzstoffe Zutaten und Zusatzstoffe aus zertifizierter oder EU 889/2009
Herstellung, keine GVO nutzen
Produktsicherheit für Verbraucher erhöht
Betriebswirtschaftliche Grenzen der
Substitution
KRAV, 2009 S. 95 Naturland 2008 S. 7
Produktqualität Erhalt der nutritiven Eigenschaften,
Reduzierung von Abfall, keine neg.
Einflüsse auf die Umwelt, z. B. lokales Räucherholz
Effektive und verlustarme
Produktion im Einklang mit
gesellschaftlichen Anforderungen
Direktvermarktung
basiert darauf und
sichert regionale Absatzwege
FAO 1995a FAO,
1998 S. 30 + S. 36
KRAV, 2009
Transport Minimaler Aufwand für Transport von
Fischprodukten
Ressourcenschonung Zugekaufte Ware und
lange Transportwege
KRAV, 2009
Index Daten
Mitarbeiter-qualifikation
Jeden Mitarbeiter von der Wichtigkeit genau erfasster Daten überzeugen z. B.
beim Auszählen oder -wiegen
gefangener Fische
Höheres Vertrauen in gewonnene Daten verbessert die Sicherheit im
Umgang mit der Ressource
Optimierung betrieblicher Abläufe
zur Reduzierung des
Aufwandes
FAO, 1997b S.31
42
Datenerfassung Grundlage der Datenerfassung auf
Einfaches und Bedeutendes (gesetzl.
Rahmen) konzentrieren Aufwand
und Ertrag erfassen, Mengen einzelner
Fischarten pro Gewässer und Fanggerät, Alters- und Längendaten gewinnen
Gute Bewirtschaftung erfordert
gute Daten, bessere
Datengrundlage erlaubt präzisere
Vorhersagen und damit ein
potentiell höheren Nutzen durch sicherere Annahmen
Vermeidung
von doppelter
Datenerfassung, Kosten
der Datenerfassung,
Qualifikation der Mitarbeiter
FAO, 1997a
S.35und 38
FAO, 1999 S. 35
KRAV, 2009 S. 127
Welcomme et al., 2010
Angeltagebuch Fangtagebuch für Angelfischerei bei
Lizenzkauf etablieren Aussagekräftige Fangstatistik
anglerischer Entnahmen → Tab. 19.
Abschätzungen anglerischer
Entnahme wird möglich
Kosten der Analyse und
Stichprobengröße, Erfassung aller
Angelkarten,
Cooke et al., 2000
Cooke & Cowx, 2004
CoPRecFish, 2008
Datengrundlage Zusammenfassung der Daten, Aufwand und Ertrag von Fischern und Anglern,
Gewinnung von Populationsparametern
Transparenz und Übertragbarkeit Datengrundlage muss in aussagefähigem Format
vorliegen
FAO, 1997a S. 35
Datenanalyse Ertragsfähigkeit der Gewässer schätzen,
inkl. Fang- und Aufwandstatistiken k und m abschätzen um Bestände
beurteilen zu können
Einschätzung von Beständen
ermöglichen und Überfischung verhindern, LRP für Fischerei
formulieren
Verlässlichkeit der
Daten, Kosten und Komplexität der
Analysen
FAO, 1995a
FAO, 1997a FAO, 1999
MSC, 2009
Index Besatz
Allgemein Gewässerspezifisch angepasster Besatz
(GME) unter Beachtung fachlicher
Standards und Leitfäden
Altersstruktur erhalten,
Vorsorgeprinzip und Ökosystemare
Ansätze
Qualität des
Besatzmaterials
(Inzucht, Selektion, Pathogene) aus
Einzugsgebiet
FAO, 2003 S.48
Baer et al., 2007
Bedarf
Kompensationsbesatz: (z. B. Aal, Hecht, Zander) Nachweis
eines Mangels an Reproduktion
(Ausfall von Jahrgängen aufgrund Habitatverlust, o.ä.) oder zu hoher
fischereilicher Entnahmen nötig
Ertragssteigerung: Karpfen- und
Maränenbesatz
Reproduktion trägt Bestand nach Besatz
Ertragsteigerung in Form gesteigerter Fänge und Entnahmen
Beseitigung störender Faktoren nicht immer
durch
Fischereiberechtigten zu gewährleisten (z. B.
Gewässerverbau,
Bootsverkehr etc.)
Vorsicht vor
ungewollter Manipulation der
Artenzusammensetzung im Gewässer
Baer et al., 2007
Durchführung und
Erfolgskontrolle
Gewässerindividuelle Planung und
Durchführung , Beachtung von Höchstmengen, empfohlenen
Altersklassen für Besatz nutzen und
GME achten
Effiziente Durchführung
notwendiger Besatzmaßnahmen
gefühlte
Besatznotwenigkeit
Baer et al., 2007
Lewin et al. 2010
Subkategorie und Index Gesellschaftliche (Soziale und Ökonomische) Nachhaltigkeit
Wertschöpfung Schaffung von Arbeitsplätzen,
Einkommen in der Region, Beitrag zur
Entwicklung ländlicher Räume, Direktvermarktung
höhere Regionalität erzielt höhere
Preise
Konfliktreiche
Situationen und
Bestandsituation können hemmend wirken
Charles, 2000
FAO, 1995b
Tradition Fischerei als Jahrhunderte altes Handwerk zur Sicherung der
Ernährung, des Einkommens von
Familien etc. betonen
Sich der Tradition aktiv bewusst sein und der Moderne zugewandt
Persönliches Engagement nötig
Welcomme, 2001, FAO, 1995b
Bildung Bildungsveranstaltungen für
Schulklassen anbieten,
Praktikumsplätze bereithalten,
Ferienangebote auf dem Fischereihof,
Fischerfeste
Verständnis für aquatische
Systeme, Herstellung von
Fischerzeugnissen und den Beruf
Fischwirt/in erzeugen
Ohne qualifiziertes
Personal nicht möglich
FAO, 1999 S.18
Entlohnung Gerechte Entlohnung der Mitarbeiter, Zugang zu Gewerkschaften
Stärkere Motivation/ bessere Befriedigung, führt zur mehr
Identifikation
Betriebswirtschaftliche Situation und
Vermarktungswege
Naturland, 2009 S. 9
Familie Vereinbarkeit von Familie und Beruf beachten (Teilzeitarbeit und Elternzeit)
Stärkere Motivation durch flexible und individuelle Ausgestaltung
Unternehmenseigene Versorgung von allg.
Situation abhängig, Struktur des
Unternehmens
Naturland, 2009 S. 9
Gleichheit Gleichstellung im Zusammenhang mit Naturland, 2009 S.
43
Ethnie, Glauben, Geschlecht,
10
Konflikte Kommunikation mit anderen Akteuren
zur Reduzierung möglicher Konflikte,
z. B. öffentliche Versammlungen besuchen, Medien nutzen, Erklären was
man warum macht!
Fischerei als kompetenter Partner
im aquatischen Bereich (z. B.
Angelvereine, FFH, Seenrestaurierung, etc.)
Möglicherweise
ausschließlich indirekter
Nutzen für Fischerei. Sind alle Akteure
angesprochen?
Arlinghaus, 2005
Einheitlichkeit Gleiche Regularien für Fischer und Angler auf einem Gewässer anwenden
Reduziert Konfliktpotential und erhöht Sicherheit der
Ressourcennutzung
Nutzen beider Aktivitäten müsste für
jeden spez. Fall
gemessen werden
FAO, 1997b S. 35 Arlinghaus, 2005
Bereitschaft Aktive Mitarbeit bei Bestimmung von
Schutzgebieten, Formulierung notwendiger Maßnahmen zum Schutz
der genutzten Ressourcen
Vereinbarkeit von Naturschutz und
Fischerei
Nutzungskonflikte zw.
Fischer und Naturschutz in Schutzgebieten
FAO, 1997b
S. 29
Mitarbeiter-schulung
Inner- und außerbetriebliche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen
um Kundenzufriedenheit und
Mitarbeitermotivation zu erhöhen
Perspektiven der Persönlichkeits-entwicklung, Nachhaltigkeit
transportieren
Abhängig von Motivation der
Mitarbeiter und
Führungsstil der Unternehmung
FAO, 2009 S. 54
44
4. Bewertung der Nachhaltigkeit einer norddeutschen Erwerbsfischerei
Im Folgenden sollen die entwickelten Kriterien an der betrieblichen Praxis einer norddeutschen
Erwerbsfischerei getestet werden. Dazu wurden durch das Unternehmen alle Informationen zur
Verfügung gestellt. Diese werden zuerst aufbereitet und analysiert, um dann anhand des Kataloges
bewertet zu werden. Zum Abschluss werden für jeden Indikator Empfehlungen ausgesprochen, die
zu einer Verbesserung der Bewertung führen würden. Alle Abbildungen und Berechnungen wurden
mittels MS Excel 2010 (Home and Student Version) angefertigt.
4.1. Datengewinnung und Methoden
4.1.1 Charakterisierung der Seenfischerei und Bewirtschaftung des Ökosystems
Das Testunternehmen hat seinen Sitz im Landkreis Mecklenburg-Strelitz und bewirtschaftet 5.416
ha Wasserfläche im Süden des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Die Gewässer befinden
sich in der Mecklenburgischen Kleinseenplatte, südlich des Müritznationalparkes und werden
größtenteils von der Oberen Havel durchflossen.
Entstanden sind die Gewässer der Mecklenburgischen Seenplatte (inkl. Kleinseenplatte) während
der letzten glazialen Serie vor etwa 9.500 Jahren, als Grundmoränenseen (Schwoerbel und
Brendleberger, 2005). Zur gepachteten, fischereilich nutzbaren Wasserfläche zählen 51 Seen und 13
Fließgewässerabschnitte, wobei der flächenmäßig größte Anteil über die Obere Havel und Kanäle
miteinander verbunden ist. Die Gewässer sind mehrheitlich in Besitz des Bundeslandes
Mecklenburg-Vorpommern, sowie Eigentum des Landes Brandenburg. Einige kleinere Gewässer
sind in kommunaler Hand.
Über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus (Tab. 1), hat die Seenfischerei verschiedene
zusätzliche Regularien für die Angelfischerei erlassen. Der fischereiliche Aufwand wird durch
Schonzeiten und Begrenzung der Anzahl der Fanggeräte auf 2 Routen, einheitlich für alle
bewirtschafteten Gewässer, kontrolliert. Weiterhin wird auch der Ertrag, durch die maximale
Anzahl von drei Fischen (Zander, Aal, Hecht, Karpfen) pro Fangtag, limitiert. Weitergehend sind
Schonzeiten für Hecht (01.02. - 30.04) und Zander (15.03. - 15.06.) formuliert. Für den Wels
(Silurus glanis) liegt das Mindestmaß bei 90 cm.
Das Testunternehmen verfügt über 4 Fischereihöfe mit ähnlicher Struktur. Auf diesen sind jeweils
Wirtschaftsgebäude mit einem Fischgeschäft zur Direktvermarktung, einem Bootshaus und
mehrerer Bauten zur Fischhaltung vorhanden. Von diesen Stützpunkten aus werden vier, in etwa
gleich große, Reviere (Meisterbereiche) durch Fischwirtschaftsmeister und -gesellen bewirtschaftet.
In der Seenfischerei sind ständig 17 Vollzeitarbeitsplätze vorhanden, die in den Sommermonaten
um mindestens 6 sozialversicherungspflichtige, zeitlich begrenzte Vollzeitarbeitsplätze für die
45
Direktvermarktung ergänzt werden. Es werden kontinuierlich Lehrlinge ausgebildet. Derzeit ist ein
Auszubildender im Betrieb angestellt. Die Größe der bewirtschafteten Gewässer ist sehr
unterschiedlich, der Sürlingsee ist das Gewässer mit der kleinsten Fläche (4,5 ha SN) und der größte
See, ist der Woblitzsee mit 497 ha SN. Auch morphologische Eigenschaften sind zwischen den
einzelnen Gewässern sehr unterschiedlich und lassen sich nach der Seenklassifizierung von Bauch
(1962) und Mehner et al. (2005) wie folgend (Tab. 7.) einordnen.
Tab. 7. Auswahl der Seenklassifizierung nach Bauch (1962) und Mehner et al. 2005
Fischereilicher Seentyp Beschreibung Fischartengemeinschaft
Bau
ch,
19
62
Plötzensee Gealterter norddeutscher
Coregonensee, tief, sommerliche
Sichttiefe 2- 3 m, Untergrund
überwiegend schlammig,
Sauerstoff ist in der Tiefe sehr
gering oder fehlt im Sommer,
Ertragspotential 25 – 80 kg /ha
Leitart: Plötze
Begleitarten: Blei, Güster,
Rotfeder, Barsch, Aal, Hecht,
Zander
Bleisee Flach (5 – 20 m), mit weitem,
flachem Ufer, sommerliche
Sichttiefe ca. 1 m, ohne Sauerstoff
in der Tiefe,
Schwefelwasserstoffbildung,
Untergrund schlammig,
Ertragspotential: 20 – 100 kg /ha
Leitart: Blei
Begleitarten: Plötze, Barsch,
Zander, Güster, Ukelei, Rotfeder,
Hecht, Aal
Hecht-Schlei-See Flach, über große Flächen
krautreich, ausgeprägt Gelegezone,
relativ klares Wasser, Untergrund
sandig-schlammig,
Ertragspotential: 25 – 120 kg /ha
Leitart: Hecht, Schleie
Begleitarten: Karausche, Rotfeder,
Güster, Plötze, Barsch, Aal
Meh
ner
et
al.
200
5 Kaltwassergemeinschaft Tiefere Gewässer (> 6-8m mittlere
Tiefe)
Leitart: Maräne
Begleitarten: Barsch und Plötzen
Warmwassergemeinschaft
Karpfenartiger
Flachgewässer bis 6-8 m mittlere
Tiefe, mittlere bis hohe
Produktivität (je produktiver umso
höher der Brassenanteil)
Leitarten: Plötze, Brassen, Ukelei
Durch die exponierte Lage der vier Fischereihöfe in der Mecklenburgischen Kleinseenplatte kann
ein großer Teil, der von der Seenfischerei gefangen Fische direkt vermarktet werden. Die
Ausstattung der Geschäfte ermöglicht die Bereitstellung küchenfertiger Fische. Notwendige
Arbeitsschritte für eine Weiterverarbeitung, z. B. Marinieren oder Räuchern, werden ebenso vor Ort
durchgeführt. Räucherfischerzeugnisse sind in der touristischen Hauptsaison, den Sommermonaten,
stark nachgefragt. Deutlich zu bemerken ist eine kontinuierliche Steigerung der direkt vermarkteten
Mengen heimischer und zugekaufter Fische (Abb. 4.). Die Verarbeitung und Veredelung besonders
beliebter Salmoniden, wie z. B. dem Elsässer Saibling (Salvinus fontinalis X alpinus) und der
Regenbogenforelle (Onchorhynchus mykiss) ist in den vergangenen 5 Jahren gestiegen (Abb. 4).
46
Aufgrund der großen Nachfrage können die lebenden Salmoniden nur von dänischen Erzeugern
bezogen werden, da kein regionaler Erzeuger die Ansprüche des Testunternehmens in Bezug auf
das Stückgewicht und die Gesamtmengen befriedigen kann. Die gestiegene Anziehungskraft der
Seenplatte als Urlaubsregion führte in den letzten beiden Jahrzehnten zu konstant steigenden Zahlen
von Erholungssuchenden und Anglern. Deren Wunsch Produkte (Abb. 6) zu genießen, die vor Ort
gefangenen und verarbeitet werden und gleichzeitig ein hervorragendes Angelrevier angeboten zu
bekommen, kann die Seenfischerei nachkommen. Erfahrungsgemäß legen die Verbraucher einen
großen Wert auf regionale Produkte. Gleichzeitig bedeutet diese Nachfrage auch eine
Herausforderung für die Seenfischerei, denn nur 53 % der direkt vermarkteten Fische stammen aus
dem Eigenfang.
Abb. 4. Vergleich der Quantitäten zugekaufter und gefangener Fische in der Direktvermarktung
Abb. 5. Vergleich der Quantitäten zugekaufter und gefangener Fische insgesamt
23275
32047
24587
30180
20537 23484
26081 27825
0
5000
10000
15000
20000
25000
30000
35000
2006 2007 2008 2009
kg Gefangen
Zukauf
93066 101196
81295 88944
20537 23484 26081 27825
0
20000
40000
60000
80000
100000
120000
2006 2007 2008 2009
kg
Gefangen
Zukauf
47
Die Hochpreisigkeit der verarbeiteten Produkte scheint für die Kaufentscheidung eine
untergeordnete Rolle zu spielen, denn die Kunden der Fischerei sind willens für ein handwerklich
und qualitativ hochwertiges Produkt einen relativen hohen Preis zu zahlen.
Zusätzlich vermarktet die Seenfischerei auch lebende Fische in ganz Deutschland. Im
Winterhalbjahr werden Fische verschiedener Arten, besonders Brassen (Abramis brama), Rotaugen
(Rutilus rutilus), Schlei (Tinca tinca) und Hecht (Esox lucius) für den Besatz von Angelgewässern
bestellt (Tab. 8.).
Tab. 8. Absolute Mengen gefangener Arten (in kg) in Direktvermarktung und Besatzfischverkauf
Art Vermarktung 2005 2006 2007 2008 2009
Aal
Direkt 4269 3815 5520 4953 6336
Besatz 0 0 0 0 0
Barsch
Direkt 2274 1813 3381 1893 2475
Besatz 629 544 335 933 640
Hecht
Direkt 7842 6701 12377 9658 8221
Besatz 5511 2840 2764 2522 3616
Zander
Direkt 4839 4703 3911 3463 3957
Besatz 5775 3837 6054 5727 2772
Karpfen
Direkt 5219 3138 3207 1955 3311
Besatz 1202 1069 679 2029 1557
Schlei
Direkt 1015 1125 171 485 1040
Besatz 1630 2851 4317 3497 1679
Plötzen
Direkt 865 600 1750 1013 2350
Besatz 29000 20500 19000 25000 28000
Brassen
Direkt 1300 1350 1730 1167 2490
Externe
Verarbeitung
43000 38150 36000 17000 20500
Auf den Pachtgewässern des Testunternehmens wird traditionelle Binnenfischerei, unter
Verwendung moderner Techniken und Materialien betrieben. Ebenso findet eine ausgesprochen
aktive Angelfischerei auf beinah allen Gewässern statt (Tab. 13.). Bewirtschaftungsmaßnahmen
folgen heute immer der Befriedigung aller fischereilichen Tätigkeiten. Verschiedene
Fischereimethoden wechseln sich im Jahresverlauf ab, beginnend mit der Reusenfischerei (Abb. 7.
und 8.) nach dem Eisabgang. Reusen als stationäre, passive Fangeinrichtungen verbleiben bis
Anfang Juni in den Gewässern und werden dann aufgrund starker touristischer Frequentierung der
Gewässer häufig geborgen, gereinigt und gelagert. Nur ein Teil der Reusen verbleibt vom März bis
Anfang Oktober in weniger frequentierten Gewässern. Dem Fischfang dient weiterhin auch die
Stellnetzfischerei, die im Jahresverlauf in den Monaten mit Eisbedeckung und vor dem
Weihnachtsgeschäft flexibel eingesetzt wird (Abb. 11.). Dabei gilt, dass die Fische aus den
48
Stellnetzen ausschließlich in der Direktvermarktung genutzt werden können (Abb. 12). Zusätzlich
praktiziert die Seenfischerei „Obere Havel“ im Winterhalbjahr Zugnetzfischerei (Abb. 9. und 10.)
zum Fang von Fischen für die Direktvermarktung im Weihnachts- und Silvestergeschäft und zur
Bereitstellung von Besatzfischmaterial für Angelvereine. Zugnetze sind aktive Fanggeräte, die bei
entsprechender Handhabung sehr selektiv eingesetzt werden können. Die besonders schonende
Behandlung von Fischen sichert dabei einen weitestgehend stressfreien Transport und optimale
Haltungsbedingungen mit höchstmöglicher Überlebensrate.
Abb. 6. Anteil der einzelnen Arten für die Direktvermarktung (% Gesamtfang einer Art)
Abb. 7. Jahreszeitliche Ausprägung Reusenfischerei in der Seenfischerei (2005 – 2006)
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
2005 2006 2007 2008 2009
%
Barsch
Hecht
Zander
Karpfen
Schlei
Plötz
Brassen
Aal
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov
Du
rsch
sch
nit
tlic
he
An
zah
l Re
use
nta
ge
Prieperter
Labus
Vilz
Woblitz
49
Abb. 8. Durchschnittliche Entnahmen (kg) in der Reusenfischerei (2005 – 2009)
Abb. 9. Jahreszeitliche Ausprägung der Zugnetzfischerei in der Seenfischerei (2005 – 2009)
0
50
100
150
200
250
Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov
kg Aal
0
20
40
60
80
100
120
140
160
Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov
kg Barsch
0
50
100
150
200
250
300
350
400
Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov
kg Hecht
0
20
40
60
80
100
120
140
Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov
kg Zander
0,0
1,0
2,0
3,0
4,0
5,0
6,0
7,0
Feb Mar Apr Jul Aug Sep Okt Nov Dez
du
rch
sch
nit
tlic
he
An
zah
l Zü
ge/a
Prieperter
Labus
Vilz
Woblitz
50
Abb. 10. Durchschnittliche Entnahmen (kg) in der Zugnetzfischerei (2005 – 2009)
Abb. 11. Jahreszeitliche Ausprägung der Stellnetzfischerei in der Seenfischerei (2005 – 2009)
0
100
200
300
400
500
Feb Mar Apr Jul Aug Sep Okt Nov Dez
kg Hecht
0
100
200
300
400
500
600
700
800
Feb Mar Apr Jul Aug Sep Okt Nov Dez
kg Zander
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
Feb Mar Apr Jul Aug Sep Okt Nov Dez
kg Brassen
0
1000
2000
3000
4000
5000
Feb Mar Apr Jul Aug Sep Okt Nov Dez
kg Plötzen
0
10
20
30
40
50
60
Jan Feb Mar Apr Jun Jul Aug Dez
Du
rch
sch
nit
tlic
he
An
zah
l Ste
llne
tze
/a
Prieperter
Labus
Vilz
Woblitz
51
Abb. 12. Durchschnittliche Zanderentnahmen (kg) in der Stellnetzfischerei (2005 – 2009)
4.1.2. Abschätzung der fischereilichen Ertragserwartung
Die Erfassung fischereilicher Ertragspotentiale hängt von der Verfügbarkeit der Daten ab. Ein
Verfahren zur Abschätzung der fischereilichen Ertragserwartung nutzt die Zusammenhänge
zwischen dem Gesamtphosphorgehalt und der Primärproduktion eines Gewässers und den
langjährigen Fangerträgen (Barthelmes und Knösche, 1998). Dieses Verfahren wurde von Brämick
und Lemcke (2003) weiterentwickelt, unter besonders Beachtung flacher Gewässer und dem Anteil
der hypolimnischen Fläche, und soll einer Aktualisierung der Ertragserwartung dienen. Die zur
Abschätzung der Ertragspotentiale benötigten Gesamtphosphormengen (TP) und Flächenanteile des
Hypolimnion (H %) wurden den Pachtverträgen des Testunternehmens entnommen. Die
Kalkulation der potentiellen fischereilichen Erträge (Tab. 12.) erfolgte nach Brämick und Lemcke
(2003). Zur Anwendung kamen folgende Formeln:
TPTransformiert:
𝑇𝑃𝑡𝑟𝑎𝑛𝑠(𝜇𝑔
𝑙) = 1,48198 ∗ 𝑇𝑃2(
𝜇𝑔
𝑙)1,2278
𝑇𝑃𝑡𝑟𝑎𝑛𝑠(𝜇𝑔
𝑙): umgerechneter Gesamtphosphor in µg/l für flache Gewässer
TP2(𝜇𝑔
𝑙): Gesamtphosphor in µg/l für flache Gewässer
Hd
= 45
Hd: Hypolimnische Differenz
H %: Hypolimnische Fläche in %
0
50
100
150
200
250
300
Jan Feb Mar Apr Jun Jul Aug Dez
kg
Prieperter
Labus
Vilz
Woblitz
52
Primärproduktion
o Fall a. (Hd = 0)
𝑃𝑃(𝑔𝐶
𝑚2∗ 𝑎) = 148 ∗ log 𝑇𝑃(
𝜇𝑔
𝑙) 39,6
PP(gC/m2
* a): Primärproduktion in Gramm Kohlenstoff pro m2
und Jahr
log TP(𝜇𝑔
𝑙): logarithmierter Gesamtphosphorgehalt in µg/l
o Fall b. (Hd > 0)
𝑃𝑃 (𝑔 𝐶
𝑚2∗ 𝑎) = (
1 ∗ (148 ∗ log 𝑇𝑃𝑡𝑟𝑎𝑛𝑠 39,6)) ((1 (
1 )) ∗ (148 ∗ log 𝑇𝑃 39,6)
PP (gC/m2
* a): Primärproduktion in Gramm Kohlenstoff pro m2
und Jahr
Hd: Hypolimnische Differenz
log TPtrans: logarithmierter, transformierter Gesamtphosphorgehalt in µg/l für Flachgewässer
log TP: logarithmierter Gesamtphosphorgehalt in µg/l
o Fall c. (Hd < 0)
𝑃𝑃 (𝑔 𝐶
𝑚2∗ 𝑎) = (1 (
1 )) ∗ (148 ∗ log 𝑇𝑃 39,6)
PP (gC/m2
* a): Primärproduktion in Gramm Kohlenstoff pro m2
und Jahr
Hd: Hypolimnische Differenz
log TP: logarithmierter Gesamtphosphorgehalt in µg/l
Ertragspotential für Seen mit Primärproduktion von ≤ 380 g C/m² * a
𝑃 ( 𝑔
𝑎∗ 𝑎) = 6,315 ∗
, 2∗ (𝑔 𝑚 ∗𝑎)
FYP (kg/ha*a): Potentielle Fischereiliche Ertragserwartung in kg/ha*a
PP (gC/m2
* a): Primärproduktion in Gramm Kohlenstoff pro m2
und Jahr
Ertragspotential für Seen mit Primärproduktion von > 380 g C/m² * a
𝑃 ( 𝑔
𝑎∗ 𝑎) = 57,937 ∗ l 𝑃𝑃(
𝑔𝐶
𝑚2∗ 𝑎) 78, 9
FYP (kg/ha*a): Potentielle Fischereiliche Ertragserwartung in kg/ha*a
53
Ln PP (gC/m2
* a): natürlicher Logarithmus der Primärproduktion in Gramm Kohlenstoff pro
m2
und Jahr
Korrektur des Ertragspotentials nach Fläche 𝑃𝑐𝑜𝑟𝑟𝐴 (𝑘𝑔
ℎ𝑎∗ 𝑎)
𝑃𝑐𝑜𝑟𝑟𝐴 ( 𝑔
𝑎∗ 𝑎) = (1 ,6 ∗ (1 (
(𝐴(ℎ𝑎)7 ℎ𝑎
)))) ∗ 𝑃 (
𝑔
𝑎∗ 𝑎)
FYPcorrA (kg/ha*a): Potentielle Fischereiliche Ertragserwartung in kg/ha*a nach
Flächenkorrektur
FYP (kg/ha*a): Potentielle Fischereiliche Ertragserwartung in kg/ha*a
A (ha): Fläche des Gewässers in ha
Ertragspotential Raubfische 𝑃 𝑟𝑒𝑑𝑎𝑡𝑜𝑟 (𝑘𝑔
ℎ𝑎∗ 𝑎)
𝑃 𝑟𝑒𝑑𝑎𝑡𝑜𝑟 ( 𝑔
𝑎∗ 𝑎) = 𝑃𝑐𝑜𝑟𝑟𝐴 (
𝑔
𝑎∗ 𝑎) ∗ ,3
FYPPredator (kg/ha*a): Potentielle Fischereiliche Ertragserwartung für Raubfische in kg/ha*a
FYPcoorA (kg/ha*a): Potentielle Fischereiliche Ertragserwartung in kg/ha*a nach
Flächenkorrektur
4.1.3. Abschätzung angelfischereilicher Entnahmen
In der Seenfischerei „Obere Havel“ eG werden Angeldienstleistungen in Form von
Angelberechtigungsscheinen (Angellizenzen) angeboten. Erträge aus der Angelfischerei sind zu
erwarten, da durchschnittlich 7898 (± 170; n = 4) Lizenzen pro Jahr unterschiedlicher Lizenztypen
für die gepachteten Gewässer der Seenfischerei von Anglern verkauft wurden. Die verkauften
Lizenzen beinhalten verschiedene Lizenztypen (Jahreslizenzen 1503 (± 55; n = 4); Monatslizenzen
525 (± 80; n = 4); Wochenlizenzen 3386 (± 628; n = 4) und Tageslizenzen 2845 (± 490; n = 4)).
Arithmetisches Mittel x:
𝑒𝑛 𝑒𝑛 =∑ 𝑘 1
𝑛
xGesamt: Mittelwert ausgegebener Lizenzen
∑ 𝑘 1 : Summe der ausgegebenen Lizenzen
n: Anzahl der Jahre im Untersuchungszeitraum
54
Die Berechnung der Standardabweichung und der empirischen Varianz erfolgten immer nach dem
vorgegebenen Muster. Aus Gründen der Übersichtlichkeit soll dieses nur einmal aufgeführt werden.
Im weiteren Verlauf orientieren sich die Parameter für die Berechnung der Standardabweichung
und der empirischen Varianz immer an den Parametern der Mittelwertberechnung.
Standardabweichung s:
= √ 2
s: Standardabweichung ist die durchschnittliche Abweichung aller Merkmalswerte vom
arithmetischen Mittel x
s2: empirische Varianz (mittlere Summe der Abweichungsquadrate)
Empirische Varianz s2:
2 =∑
2
𝑛
1
(∑ 2
𝑛
1
)
2
𝑛
2: mittlere Summe der Abweichungsquadrate
∑ 2𝑛
1 : Summe der Abweichungsquadrate
n: Stichprobenumfang
Allerdings sind keine ausreichend großen Stichproben zu anglerischen Entnahmen vorhanden.
Kalkulationen anglerischer Entnahmen erfolgten auf Basis des Datensatz aus Dorow und
Arlinghaus (im Druck). Datengrundlage der Angelstudie (Dorow und Arlinghaus, im Druck) waren
Fangtagebücher von Anglern die in Mecklenburg-Vorpommern geangelt haben (N=648). Die
relevanten Fangtagebücher wurden ausgewählt, indem die Gewässer des Testunternehmens mit den
Angaben in allen Fangtagebüchern verglichen wurden. 23 dieser Fangtagebücher enthielten
Angaben zu Angeltrips und Fängen, die auf den Gewässern der Seenfischerei „Obere Havel“ eG
stattgefunden haben. Aus diesen 23 Fangbüchern konnten 192 erfolgreiche (mindestens 1 Fisch der
Zielarten gefangen) Angeltrips und dazugehöriger Entnahme auf Artenebene ermittelt werden. Das
Hauptaugenmerk richtet sich auf die Angaben zu den Raubfischarten (Aal (Anguilla anguilla),
Barsch (Perca fluviatilis), Hecht (Esox lucius), Zander (Sander lucioperca)). Der gewonnene
Datensatz wurde auf drei unterschiedliche Wege untersucht.
a) Verfahren 1: Ermittlung angelfischereilicher Entnahmen auf Tripniveau
Zur Ermittlung der durchschnittlichen Angeltrips im Zeitraum eines Jahre auf den, von der
Seenfischerei gepachteten Gewässern, konnten die Verkaufszahlen der Lizenzen der Jahre 2005-
2008 (s.o.) genutzt werden. Um den individuellen Lizenzbesitzern eine mittlere Tripanzahl je
55
Lizenz zuordnen zu können, mussten folgenden Annahmen vorausgehen:
Tagesangellizenzbesitzer absolvieren einen Angeltrip
Wochenangellizenzbesitzer absolvieren angenommene 4 Angeltrips
Monatsangellizenzbesitzer absolvieren angenommene 8 Angeltrips
Jahresangellizenzbesitzer absolvieren 20 Angeltrips pro Jahr
Durchschnittlich wurden nach Zuordnung der Annahmen über Angeltrips/Lizenz 51.364 (± 2138; n
= 4) Angeltrips pro Jahr absolviert.
Arithmetisches Mittel x:
𝑟 𝑝𝑠 =∑ 𝑘 1
𝑛
xTrips: Mittelwert Trips pro Jahr
∑ 𝑘 1 : Summe jährlich absolvierten Angeltrips auf den Gewässern des Testunternehmens
n: Anzahl der Jahre im Untersuchungszeitraum
Um eine Artenindividuelle Entnahme je Trip zu berechnen, wurden die 192 Angeltrips der Studie
(Dorow und Arlinghaus, im Druck) untersucht. Hierzu wurden die erfolgreichen und nicht
erfolgreichen Angeltrips (n=192) zur Berechnung einer durchschnittlichen Entnahme auf
Artenniveau genutzt.
Arithmetisches Mittel x:
𝑛𝑡𝑛𝑎ℎ𝑚𝑒 =∑ 𝑘 1
𝑛
xEntnahme: Mittlere Entnahme in Fischen je Trip
∑ 𝑘 1 : Summe der entnommenen Fische erfolgreicher und nicht erfolgreicher Trips
n: Anzahl der Angeltrips
Um eine Einschätzung der durchschnittlichen jährlichen Entnahme abgeben zu können, wird die
mittlere Entnahme (Fische/Trip) und die Schätzung der mittleren Anzahl (Trips/Jahr) zu einem
Punktschätzer multipliziert.
𝑛 𝑛𝑡𝑛𝑎ℎ𝑚𝑒 𝑎 = 𝑛𝑡𝑛𝑎ℎ𝑚𝑒 ∗ 𝑟 𝑝𝑠
xEntnahme/a: Entnahme in n Fischen / Jahr
56
Auf Basis dieser sehr kleinen Stichprobe, kann ein sehr breiter Vertauensbereich und damit eine
geringe und unsichere Aussagekraft erwartet werden (Bernard und Clark, 1996; Hoyle and
Cameron, 2003). Die 95 %igen Konfidenzintervalle zur Punktschätzung der Entnahmemenge einer
Art wurden mittels Bootstrap-Verfahren bestimmt (Efron und Tibshirani, 1993; Hoyle und
Cameron, 2003). Die, in der Stichprobe ermittelte Gesamtentnahme und der Schätzer zur
Grundgesamtheit der Angeltrips werden per Zufallsauswahl aus den beobachteten Verteilungen für
die Bestimmung der Gesamtentnahme durch Multiplikation n mal wiederholt. Basis der 95 %igen
Konfidenzintervalle waren die n=5000 Wiederholungen im Bootstrap-Verfahren. Berechnungen
zum Bootstrap-Verfahren wurden mittels der Statistiksoftware R durchgeführt.
Konfidenzintervalle (Richter und Kroschewski, 2002):
𝑃 ( 1 ∗
√𝑛 1
∗
√𝑛) = ,95
x: arithmetisches Mittel aus Bootstrap-Verfahren (n Fische/a)
s: Standardabweichung
n: Stichprobenumfang
α: Irrtumswahrscheinlichkeit 5 %
b) Ermittlung angelfischereilicher Entnahmen auf Basis Mittelwert pro Angler
In diesem Verfahrensweg wird zuerst die Gesamtentnahme einer Art (n Fische/Angler) für jeden
Angler summiert.
𝑛𝑡𝑛𝑎ℎ𝑚𝑒𝐴𝑛𝑔𝑙𝑒𝑟
=∑
𝑘
1
xEntnahme/Angler: Entnahme pro Angler in Fischen / Jahr
∑ 𝑘 1 : Summe entnommener Fische / Art
Im Anschluss wird die durchschnittliche, jährliche Entnahme einer Fischart aller Angler (n Fisch /
Angler) errechnet.
𝑛𝑡𝑛𝑎ℎ𝑚𝑒𝐴𝑛𝑔𝑙𝑒𝑟
∗𝑎 =∑ 𝑘 1
𝑛
∗𝑎 : Mittlere Entnahme pro Angler in Fischen / Jahr
∑ 𝑘 1 : Summe entnommener Fische / Art
n: Anzahl der Angler in Fangbuchstudie
57
Im Anschluss wird die mittlere Entnahme pro Angler (in n Fischen/Jahr) mit der durchschnittlichen
Anzahl der verkauften Lizenzen (Lizenzen/a) multipliziert.
𝑛𝑡𝑛𝑎ℎ𝑚𝑒𝑎
= 𝑛𝑡𝑛𝑎ℎ𝑚𝑒𝐴𝑛𝑔𝑙𝑒𝑟
∗𝑎 ∗ 𝑒𝑛 𝑒𝑛
Auch in diesem Fall, ist durch die geringe Größe des Stichprobenumfanges, eine große Unsicherheit
vorhanden (Bernard & Clark, 1996; Hoyle and Cameron, 2003). Die in der Stichprobe ermittelte
Gesamtentnahme und der Schätzer zur Grundgesamtheit der Lizenzen werden per Zufallsauswahl
aus den beobachteten Verteilungen für die Bestimmung der Gesamtentnahme durch Multiplikation
n mal wiederholt. Die 95 %igen Konfidenzintervalle zur Punktschätzungen der Entnahmemenge
einer Art für die Gewässer des Testunternehmens wurden mittels Bootstrap-Verfahren bestimmt
(Efron und Tibshirani, 1993; Hoyle und Cameron, 2003). Erneut waren die n=5000
Wiederholungen im Bootstrap-Verfahren Basis der 95 %igen Konfidenzintervalle.
Konfidenzintervalle:
𝑃 ( 1 ∗
√𝑛 1
∗
√𝑛) = ,95
x: arithmetisches Mittel
s: Standardabweichung
n: Stichprobenumfang
α: Irrtumswahrscheinlichkeit 5 %
c) Ermittlung angelfischereilicher Entnahmen auf Tripbasis je Angler
Basis dieses Verfahren ist wieder die Anzahl der verkauften Lizenzen im Testunternehmen (siehe
Verfahren a.). Bei der Errechnung der durchschnittlichen Entnahme je Trip, wird jedoch dieses Mal
zuerst die durchschnittliche Entnahme (n Art/Trip) für jeden Angler im Untersuchungszeitraum
errechnet. Für jeden der 23 Angler wird also zunächst die durchschnittliche Entnahme/Trip
errechnet:
𝑛 𝑟 𝑝 =∑ 𝑘 1
𝑛
xn/Trip: Mittlere Entnahme in Fischen je Trip und Angler
∑ 𝑘 1 : Summe der entnommenen Fische einer Art
n: Anzahl der Angeltrips
58
Vorteil dieser Methode ist, dass jeder Angler mit seiner durchschnittlichen Entnahme je Trip in die
Stichprobe einfließt (n = 23), so dass eine Überrepräsentation einzelner, sehr aktiver, Angler (hohe
Anzahl an Trips) nicht mit in die mittlere Entnahme je Trip einfließt. Im Anschluss wird die
durchschnittliche Entnahme je Trip über alle Angler (n = 23) errechnet:
𝑛 𝑟 𝑝 =∑ 𝑘 1
𝑛
xn/Trip: Mittlere Entnahme in Fischen je Trip
∑ 𝑘 1 : Summe der entnommenen Fische erfolgreicher und nicht erfolgreicher Trips
n: Anzahl der Angler in Stichprobe
Um eine Einschätzung der durchschnittlichen jährlichen Entnahme abgeben zu können, wird die
mittlere Entnahme (Fische/Trip) und die Schätzung der mittleren Anzahl (Trips/Jahr) zu einem
Punktschätzer multipliziert.
𝑛𝑡𝑛𝑎ℎ𝑚𝑒 = 𝑛 𝑟 𝑝 ∗ 𝑟 𝑝𝑠
xEntnahme: Entnahme in Fischen / Jahr
Die in der Stichprobe ermittelte Gesamtentnahme und der Schätzer zur Grundgesamtheit der
Angeltrips werden wieder per Zufallsauswahl aus den beobachteten Verteilungen für die
Bestimmung der Gesamtentnahme durch Multiplikation n mal wiederholt (Bernard und Clark,
1996; Hoyle and Cameron, 2003). Die 95 %igen Konfidenzintervalle zur Punktschätzungen der
Entnahmemenge einer Art wurden mittels Bootstrap-Verfahren bestimmt (Efron und Tibshirani,
1993; Hoyle und Cameron, 2003). Basis der 95 %igen Konfidenzintervalle waren die n=5000
Wiederholungen im Bootstrap-Verfahren.
Konfidenzintervalle:
𝑃 ( 1 ∗
√𝑛 1
∗
√𝑛) = ,95
x: arithmetisches Mittel
s: Standardabweichung
n: Stichprobenumfang
α: Irrtumswahrscheinlichkeit 5 %
Zur Umrechnung von Fischlängen in Fischmasse, wurden Länge-Masse Beziehungen verwendet,
die für das Bundeland Mecklenburg-Vorpommern ermittelt wurden (unveröffentlichte Daten, LFA
59
MV). Es wurden allerdings nur Angeltrips verwendet, bei denen ein Tier der Zielfischart
entnommen wurde (Arlinghaus und Dorow, 2008). Aus diesen wurde die mittlere Länge berechnet:
𝑛𝑔𝑒 =∑ 𝑘 1
𝑛
XLänge: Mittlere Länge der Fischart in cm
∑ 𝑘 1 : Summe der Längen entnommener Fische
n: Anzahl der Trips bei denen 1 Fisch gefangen wurde
Mittels folgender Formeln wurden die mittleren Längen in ein durchschnittliches Stückgewicht
umgerechnet:
𝐴𝑎𝑙 = , 111 ∗ 𝑙2, 277
𝑎𝑟𝑠𝑐ℎ = , 136 ∗ 𝑙2,9779
𝑒𝑐ℎ𝑡 = , 43 ∗ 𝑙3,12 7
𝑎𝑛𝑑𝑒𝑟 = , 68 ∗ 𝑙3, 893
Art: durchschnittliches Stückgewicht der Zielfischart in g
𝑙: durchschnittliche Länge der Zielfischart in cm
Basis der möglichen angelfischereilichen Entnahmen je Hektar ist die Größe der zum Angeln im
Testunternehmen freigegebenen Fläche (5.100 ha). Die Ergebnisse der drei
Untersuchungsverfahren, mittlere Stückgewichte und jährlichen Entnahmen (kgGesamt und kg/ha)
sind in Tabelle 13. dargestellt.
4.1.4. Abschätzung nachhaltiger Fischerträge
Die Ermittlung von Maximal Machhaltigen Erträgen spielt in der Fischereiwissenschaft eine große
und vieldiskutierte Rolle, um das Ertragspotential eines genutzten Fischbestandes abzuschätzen.
Aufgrund der datenarmen Situation im Testunternehmen kann, um eine Beurteilung der
durchschnittlichen jährlichen kommerziellen Entnahmen zu fällen, das Verhältnis von aktueller
Entnahme und ursprünglicher Biomasse genutzt werden (Beddington und Kirkwood, 2005).
Alternativ kann auch eine Berechnung des MSY nach Garcia et al. (1989) erfolgen. Beide
Verfahrensweisen sind mit großer Unsicherheit behaftet, denn es stehen nur gewässerspezifische
Entnahmen (kg/ha) zur Verfügung. Alle anderen Parameter sind aus der Literatur (Tab. 9) und
60
müssen als Minimum- und Maximum-Angaben zur Gewinnung einer Spannweite (Tab. 10.) genutzt
werden.
Tab. 9. Lebensparameter ausgewählter Fischarten
Fischart LMindestmaß L∞ (m) K M h Bv (kg/ha) Literatur
Barsch 0,32 0,2052 0,42 49,1 Johnston et al.
0,57 – 0,76 Myers et al. 1999
0,25 0,1 – 0,17 0,16 Froese und Pauly, 2010
0,17 Seenfischerei
Hecht 128,8 Casselmann, 1996
36 - 74 Barthelmes, 1982
100 - 150 Knösche, 1998
80 - 150 Grimm, 1994
16,1 Johnston et al.
0,816 0,2 0,26 Froese und Pauly, 2010
0,57 – 0,64 Myers et al., 1999
0,45 Seenfischerei
Zander 0,954 0,0841 0,2 50,2 Balik et al., 2004
61 Johnston et al.
0,57 – 0,76 Myers et al. 1999
0,86 0,2 Froese und Pauly, 2010
0,45 Seenfischerei
Mittels einer Formel aus Beddington und Kirkwood (2005), lässt sich das Verhältnis vom aktuellen
Ertrag und der ursprünglichen Biomasse mit Parametern der Populationsdynamik vergleichen.
= 𝑎 (𝑙𝑐, ) ∗
: Relation zwischen Ertrag und ursprünglicher, unbefischter Biomasse
𝑎 (𝑙𝑐, ): konstanter Multiplikator aus Länge beim ersten Fang und Steilheit
K: Wachstum der von Bertalanffy Form
Der dimensionslose Parameter h, die Steepness („Steilheit“), ist der Grad der Dichteabhängigkeit
der Nachkommenschaft (Beddington und Kirkwood, 2005; Hilborn, 2010). Der Parameter h nimmt
Werte zwischen 0,2 und 1 an und gibt Informationen darüber, wie stark die Nachkommenschaft
zunimmt, wenn der Elterntierbstand 20 % der unbefischten Biomasse entspricht (Beddington und
Kirkwood, 2005; Hilborn, 2010). Ein Wert von 1 entspricht dabei einer konstanten
Nachkommenschaft und umso mehr sich h in Richtung 0,2 bewegt, desto stärker ist die
Nachkommenschaft von der Elterntierdichte abhängig. Bei h = 0,2 ist die Anzahl der
61
Nachkommenschaft linear von der Elterntierdichte abhängig (Beddington und Kirkwood, 2005;
Hilborn, 2010).
Die Länge beim ersten Fang lc (Länge beim ersten Fang in m) fließt ebenfalls ein (Beddington und
Kirkwood, 2005) und wird als Mindestmaß (Länge in m im Testunternehmen) relativ zur
asymptotischen Länge L∞ (m) berechnet.
𝑙𝑐 =𝑙 𝑛𝑑𝑒𝑠𝑡𝑚𝑎
𝑙
Das Wachstum K wird der Wachstumsfunktion nach van Bertalanffy (aus Beddington und
Kirkwood, 2005) und nimmt für Länge (l) und Gewicht (w) im Alter (t) folgende Form an:
𝑙( ) = 𝑙 (1 𝑡)
( ) = (1 𝑡)
Der konstante Multiplikator 𝑎 (𝑙𝑐, ) wird aus einer Graphik von Beddington und Kirkwood (2005)
abgelesen. Nach der Bestimmung von 𝑙𝑐 wird mittels der dazugehörigen Kurve für h ein Wert für
den Multiplikator von der Y-Achse abgelesen (Figure 3; Beddington und Kirkwood, 2005). Sich
dabei an der unteren Grenze von h zu orientieren, bedeutet, vorsorglich von einer schwächeren
Dichteabhängigkeit auszugehen (Beddington und Kirkwood, 2005). Deshalb wird für die weitere
Berechnung nur die untere Grenze für h aus Myers et al. (1999) angenommen.
Tab. 10. Spannweite der gewonnenen Parameter
Art Lc h a (lc;h) K a (lc; h) * K Bv (kg/ha)
Barsch 0,53 – 0,68 0,57 0,28 – 0,36 0,1 - 0,2052 0,03 – 0,07 49,1
Hecht 0,35 – 0,55 0,57 0,2 – 0,28 0,2 0,04 – 0,06 16,1 - 150
Zander 0,47 – 0,5 0,57 0,25 0,0841 – 0,2 0,02 – 0,05 50,2 - 61
Nach der Multiplikation von a (lc, h) und K lässt sich das Verhältnis zwischen den
durchschnittlichen Fängen im Testunternehmen und der unbefischten Biomasse nutzen, um ein
Aussage zur Nachhaltigkeit der Fänge zu tätigen. Dabei gilt die derzeitige Entnahme als nachhaltig,
wenn
𝑎 (𝑙𝑐, ) ∗
Die Ergebnisse für die einzelnen Gewässer sind in Tab. 15. dargestellt.
62
Nach Garcia et al. (1989) lassen sich mittels einer einfachen Formel nachhaltige Erträge bestimmen.
= ∗ ∗
MSY: maximal nachhaltiger Ertrag in kg/ha
M: natürlicher Sterblichkeitskoeffizient
B0: ursprüngliche, unbefischte Biomasse in kg/ha
x: dimensionsloser Faktor von 0,3
Die Ergebnisse werden in Tab. 16. dargestellt und zeigen eine Spannbreite möglicher nachhaltiger
Erträge (MSY in kg/ha) in Abhängigkeit von den Ausgangsparametern (Tab. 9.)
4.1.5. Bewertung der Indikatoren
Um ein derzeitigen Zustand des untersuchten Systems bewerten zu können, ist eine Beurteilung der
einzelnen Indikatoren notwendig. Um die einzelnen Indikatoren ihrer Relevanz entsprechend zu
gewichten, werden unterschiedliche Ansätze verfolgt (Pajak, 2000; Charles, 2000).
Die einzelnen Indikatoren werden mit einem Punktesystem von 0 bis 20, in Fünferschritten,
bewertet. Dabei bedeuten 20 Punkte die vollständige Übereinstimmung zwischen Indikator und
betrieblicher Praxis, 15 Punkte beschreiben eine überwiegende Übereinstimmung mit dem Indikator
und 10 Punkte eine mittlere Übereinstimmung zwischen Indikator und Betrieb. Werden 5 Punkte
vergeben, bedeutet dies eine geringe Übereinstimmung und bei der Vergabe von 0 Punkten, konnte
keine Übereinstimmung erreicht werden. Die Wichtung der beiden Subkategorien erfolgt nach der
absoluten Anzahl der Indikatoren in den Subkategorien.
𝑛𝑔 𝑎 𝑜 = (𝑚 𝑔𝑙 𝑃 𝑛 𝑎 𝑙 𝑎𝑡𝑒𝑔𝑜𝑟 𝑒
𝑎𝑚 𝑝 𝑛 𝑎 𝑙 𝑎𝑡𝑎𝑙𝑜𝑔) ∗ 1
Zum einen lässt sich die einfache Relation der erreichten Ergebnisse in den Subkategorien
darstellen. Zusammengefasst werden die erreichten Punkte in den Bereichen:
Ökologische Nachhaltigkeit: 405 von möglichen 700 Punkten
Soziale und Ökonomische Nachhaltigkeit: 130 von möglichen 200 Punkten
Um eine Gesamteinschätzung zu ermöglichen, findet folgende Formel Anwendung:
𝑎 𝑔𝑜 = ( 𝑙 𝑃 𝑛 𝑎 𝑙 𝑎𝑡𝑒𝑔𝑜𝑟 𝑒
𝑚 𝑔𝑙 𝑃 𝑛 𝑎 𝑙 𝑎𝑡𝑒𝑔𝑜𝑟 𝑒) ∗ 𝑛𝑔 𝑎 𝑜
63
Für die zwei Subsysteme der Nachhaltigkeit ergeben sich somit folgendermaßen gewichtete Anteile
am Gesamtergebnis:
Ökologische Nachhaltigkeit: 44 %
Soziale und Ökonomische Nachhaltigkeit: 15 %
Das Gesamtergebnis (Übereinstimmung mit Indikatorenkatalog) ist die Summe der beiden
gewichteten Teilergebnisse.
Alternativ lässt sich das erzielte Ergebnis auch als Amoebaplot (Pajak, 2000) oder Netzdiagramm
darstellen. Hierfür wird als Bezugsebene für eine Bewertung die Bildung von Indizes aus den
einzelnen Indikatoren herangezogen. Für den vorliegenden Kriterienkatalog erfolgte eine
modifizierte Indexbildung, um die vollständige Wiederspiegelung betriebspraktischer Indikatoren
zu ermöglichen. Diese Indizes sind die Unterkategorien der Subkategorien und werden durch die
Relation zwischen erreichter und maximaler Punktzahl bewertet.
𝑛 = ( 𝑙 𝑃 𝑛 𝑎 𝑙 𝑛𝑑𝑒 𝑚 𝑔𝑙 𝑃 𝑛 𝑎 𝑙 𝑛𝑑𝑒
) ∗ 1
Die Ergebnisse der Überprüfung mittels des Indikatorenkataloges sind in Abbildung 15. als
Netzdiagramm dargestellt.
64
4.2. Ergebnisse
4.2.1. Dokumentation der Bewirtschaftung ausgewählter Seen
Zur näheren Analyse wurden vier Gewässer ausgewählt, die eine möglichst große morphologische
Unterschiedlichkeit (Tab. 7.) aufweisen: der Woblitzsee (497 ha SN, Bleisee), der Vilzsee (199 ha
SN, Bleisee), der Labussee (258 ha SN, Bleisee) und der Priepertsee (91 ha SN, Plötzensee). Nach
Mehner et al. (2005) sind hierbei ausschließlich Gewässer mit Warmwasser-Cypriniden
Gemeinschaften in die Untersuchung mit einbezogen worden.
Besatz, Fischereiaufwand und Erträge, einschließlich angelfischereilicher Entnahmen, sind Basis
der Analysen des derzeitigen Status und Vergleichs mit dem Indikatorenkatalog. Fischereiliche
Erträge und Besatzstatistiken der zu untersuchenden Gewässer, sind für einzelne Arten in
Statistiken der Seenfischerei zu finden. Aufgrund der gesetzlich verankerten, statistischen
Mitteilungspflicht, liegen verschiedene Bewirtschaftungsparameter für einzelne Fischereimethoden
und Fangzahlen auf Artenniveau vor. Zusätzlich gewonnene Informationen zu anglerischen
Entnahmen, potentiellen fischereilichen Ertragserwartungen und nachhaltiger Erträge sind den
Entnahmen der kommerziellen Binnenfischerei zum Vergleich gegenübergestellt.
Tab. 11. Mittlerer Aufwand, Ertrag und Einheitsentnahme (±SD) kommerzieller Fischereimethoden
auf Testgewässern der Seenfischerei (2005 - 2009)
Gewässer Woblitz Vilz Labus Prieperter
ha SN 497 199 258 91
Reusenaufwand (d/a) 3627 (±1170) 1619 (±495) 1664 (±156) 598 (±129)
Reusenertrag (kg/a) 1295(±243) 716(±332) 639(±191) 237(±79)
HPUE Reuse (kg/d) 0,36 0,44 0,38 0,40
Zugnetzaufwand (Züge/a) 7(±2) 7(±5) 7(±4) 3(±1)
Zugnetzertrag (kg/a) 11407(±5911) 1804 (±430) 2444 (±1560) 4844 (±3661)
HPUE Zugnetz (kg/Zug) 1630 258 349 1615
Stellnetzaufwand (Netze/a) 8(±4) 48(±15) 31(±12) 25(±15)
Stellnetzertrag (kg/a) 14(±6) 263(±154) 120(±73) 188(±137)
HPUE Stellnetz (kg/Netz) 1,8 5,5 3,9 7,5
HPUE = Harvest per Unit Effort
65
Abb. 13. Durchschnittliche Entnahmen (kg/ha) der Seenfischerei (2005 - 2009)
Abb. 14. Einheitsentnahmen der Reusenfischerei (kg/Reusentag) der Seenfischerei (2005 – 2009)
Zusätzlich stehen Informationen zum Gesamtphosphorgehalt (TP) und des relativen Anteiles der
hypolimnischen Fläche (H%) der Gewässer zur Verfügung. Letztmalig wurde im Jahr 2000 die TP-
Konzentration gemessen, aktuellere Zahlen stehen nicht zur Verfügung, seien aber mutmaßlich
geringer als vor zehn Jahren (mündliche Kommunikation, LALLF MV, 2010). Auf Basis dieser
Werte wurden die potentiellen fischereilichen Ertragserwartungen der Gewässer nach Knösche und
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
4,0
Woblitz Vilz Labus Prieperter
kg/ha
Aal
Barsch
Hecht
Zander
0,000
0,020
0,040
0,060
0,080
0,100
0,120
0,140
0,160
0,180
0,200
20
052
006
20
072
008
20
092
005
20
062
007
20
082
009
20
052
006
20
072
008
20
092
005
20
062
007
20
082
009
Woblitz Vilz Labus Prieperter
kg/d Aal
0,000
0,050
0,100
0,150
0,200
0,250
0,300
0,350
0,400
20
05
20
06
20
07
20
08
20
09
20
05
20
06
20
07
20
08
20
09
20
05
20
06
20
07
20
08
20
09
20
05
20
06
20
07
20
08
20
09
Woblitz Vilz Labus Prieperter
kg/d Barsch
0,000
0,020
0,040
0,060
0,080
0,100
0,120
0,140
0,160
0,180
20
052
006
20
072
008
20
092
005
20
062
007
20
082
009
20
052
006
20
072
008
20
092
005
20
062
007
20
082
009
Woblitz Vilz Labus Prieperter
kg/d Hecht
0,000
0,020
0,040
0,060
0,080
0,100
0,120
0,140
0,160
0,180
20
05
20
06
20
07
20
08
20
09
20
05
20
06
20
07
20
08
20
09
20
05
20
06
20
07
20
08
20
09
20
05
20
06
20
07
20
08
20
09
Woblitz Vilz Labus Prieperter
kg/d Zander
66
Barthelmes (1998) bestimmt; u. a. zur Bestimmung der Pachthöhe. Brämick und Lemcke (2003)
haben eine Weiterentwicklung dieser Berechnungen veröffentlicht, die Auslöser einer
Neuberechnung der möglichen fischereilichen Erträge war. In Tab. 12. sind die potentiellen
Fischerträge der Testgewässer nach Knösche und Barthelmes (1998), sowie die neuberechneten
potentiellen Fischerträge nach Brämick und Lemcke (2003), dargestellt.
Tab. 12. Potentielle fischereiliche Ertragserwartung der Testgewässer
Gewässer ha SN TP µg/l H % FYPalt FYPRaubAlt FYPneu FYPRaubNeu
Woblitz 497 148 0 46 14 33 10
Vilz 199 125 60 23 7 22 7
Labus 258 131 48 28 8 27 8
Prieperter 91 110 79 18 6 18 5
H% Fläche des Hypolimnions an % der Gesamtfläche
FYPalt fischereiliche Ertragserwartung nach Knösche und Barthelmes (1998) in kg/ha*a ( aus Pachtverträgen)
FYPRaubAlt fischereiliche Ertragserwartung (Raubfische) nach Knösche und Barthelmes (1998) in kg/ha*a (aus Pachtverträgen)
FYPneu fischereiliche Ertragspotential nach Brämick und Lemcke (2003) in kg/ha*a
FYPRaubNeu fischereiliche Ertragserwartung (Raubfische) nach Brämick und Lemcke (2003) in kg/ha*a
Tab. 13. Geschätzte angelfischereilichen Entnahmen im Testunternehmen auf Basis von Dorow und
Arlinghaus (im Druck)
Parameter Aal Barsch Hecht Zander
Ver
fahre
n a
.
n Entnahme / Trip (± SD; n) 0,109 (±0,4;192) 1,88 (±4,6;192) 0,745 (±1,1;192) 0,048 (±0,27;192)
n Entnahme / Jahr 5599 96564 38266 2465
95 % Konfidenzintervall ± 35 ± 592 ± 232 ± 16
Stückgewicht kg / Fisch 0,29 0,28 1,85 1,63
Entnahme kg / Jahr 1624 20738 70792 4018
Entnahme kg / ha * Jahr 0,32 4,07 13,88 0,79
Ver
fah
ren b
.
n Entnahme/ Angler (± SD; n) 0,91 (±0,37;23) 15,65 (±9,12;23) 6,22 (±2,66;23) 0,35 (±0,19;23)
n Entnahme / Jahr 7211 123621 49105 2747
95 % Konfidenzintervall ± 150 ± 2773 ± 1026 ± 62
Stückgewicht kg / Fisch 0,29 0,28 1,85 1,63
Entnahme kg / Jahr 2091 34614 90844 4478
Entnahme kg / ha * Jahr 0,41 6,79 17,81 0,88
Ver
fah
ren c
.
n Entnahme / Trip (± SD; n) 0,22 (±0,10;23) 1,18 (±0,52;23) 0,43 (±0,13;23) 0,05 (±0,04;23)
n Entnahme / Jahr 11300 60610 22087 2568
95 % Konfidenzintervall ± 242 ± 1281 ± 464 ± 61
Stückgewicht kg / Fisch 0,29 0,28 1,85 1,63
Entnahme kg / Jahr 3277 16971 40860 4186
Entnahme kg / ha * Jahr 0,64 3,33 8,01 0,82
Spannbreite der Entnahme kg/ha 0,32 – 0,64 3,33 – 6,79 8,01 – 17,81 0,79 – 0,88
67
Tab. 14. Vergleich der Gesamterträge aus Angel- und Berufsfischerei mit den fischereilichen
Ertragserwartungen in kg/ha
Gewässer FYPneu FYPRaubNeu YBifi YBifiRaub YRec
Woblitz 33 10 26 (±12) 6 (±2) 12,5 – 26,1
Vilz 22 7 12 (±4) 6 (±2) 12,5 – 26,1
Labus 27 8 12 (±7) 5 (±1) 12,5 – 26,1
Prieperter 18 5 58(±41) 6 (±2) 12,5 – 26,1
FYPneu Fischereiliche Ertragserwartung nach Brämick und Lemcke (2003)
FYPRaubNeu Fischereiliche Raubfischertragserwartung nach Brämick und Lemcke (2003)
YBifi Erträge der Binnenfischerei 2005 - 2009 (Mittelwert Gesamtfang ± Standardabweichung)
YBifiRaub Erträge der Binnenfischerei 2005 - 2009 (Aal, Wels, Barsch, Hecht, Zander (Mittelwert Gesamtfang ± SD))
YRec Spannbreite der möglichen Raubfischentnahme nach Dorow und Arlinghaus (2010) aus Tab. 12
Tab. 15. Einschätzung der Entnahmen (kg/ha) mittels Beddington und Kirkwood (2005)
Gewässer YBifi (kg/ha)
2005 - 2009
YAngler
(kg/ha)
YGesamt
(kg/ha)
YGesamt / B0
(kg/ha)
a(lc,h)*K
Entnahme auf
nachhaltigem
Niveau?
Zander
Woblitz 1,30 0,79 – 0,88 2,1 – 2,2 0,03 – 0,04 0,02 – 0,05 möglich
Vilz 3,40 0,79 – 0,88 4,2 – 4,3 0,07 – 0.09 0,02 – 0,05 nein
Labus 2,46 0,79 – 0,88 3,3 0,05 – 0,07 0,02 – 0,05 möglich
Prieperter 3,48 0,79 – 0,88 4,3 – 4,4 0,07 – 0,09 0,02 – 0,05 nein
Barsch
Woblitz 0,51 3,33 – 6,79 3,8 – 7,3 0,08 – 0,15 0,03 – 0,07 nein
Vilz 1,02 3,33 – 6,79 4,4 – 7,8 0,09 – 0,16 0,03 – 0,07 nein
Labus 0,52 3,33 – 6,79 3,9 – 7,3 0,08 – 0,2 0,03 – 0,07 nein
Prieperter 0,64 3,33 – 6,79 4,0 – 7,4 0,08 – 0,15 0,03 – 0,07 nein
Hecht
Woblitz 1,90 8,01 – 17,81 9,9 – 19,7 0,07 – 1,2 0,04 – 0,06 nein
Vilz 2,33 8,01 – 17,81 10,3 – 20,1 0,07 – 1,2 0,04 – 0,06 nein
Labus 1,15 8,01 – 17,81 9,2 – 19,0 0,06 – 1,2 0,04 – 0,06 möglich
Prieperter 1,16 8,01 – 17,81 9,2 – 19,0 0,06 – 1,2 0,04 – 0,06 möglich
YBifi: kommerzielle Entnahmen
YAngler: Entnahmen der Freizeitfischerei
YGesamt: Gesamtentnahmen (Kommerziell und Freizeitfischerei)
YGesamt/B0: Verhältnis zwischen Gesamtentnahme und unbefischter Biomasse
a(lc,h)* K: Produkt aus konstantem Multiplikator a(lc,h) und Wachstum K
68
Tab. 16. Kalkulation nachhaltiger Erträge nach Garcia et al. (1989) und Vergleich
Gewässer YBifi (kg/ha) 2005 - 2009 YAngler (kg/ha) YGesamt (kg/ha) MSY (kg/ha)
Zander
Woblitz 1,30 0,79 – 0,88 2,1 – 2,2 1,27 – 3,66
Vilz 3,40 0,79 – 0,88 4,2 – 4,3 1,27 – 3,66
Labus 2,46 0,79 – 0,88 3,3 1,27 – 3,66
Prieperter 3,48 0,79 – 0,88 4,3 – 4,4 1,27 – 3,66
Barsch
Woblitz 0,51 3,33 – 6,79 3,8 – 7,3 0,62 – 2,4
Vilz 1,02 3,33 – 6,79 4,4 – 7,8 0,62 – 2,4
Labus 0,52 3,33 – 6,79 3,9 – 7,3 0,62 – 2,4
Prieperter 0,64 3,33 – 6,79 4,0 – 7,4 0,62 – 2,4
Hecht
Woblitz 1,90 8,01 – 17,81 9,9 – 19,7 1,00 – 9,00
Vilz 2,33 8,01 – 17,81 10,3 – 20,1 1,00 – 9,00
Labus 1,15 8,01 – 17,81 9,2 – 19,0 1,00 – 9,00
Prieperter 1,16 8,01 – 17,81 9,2 – 19,0 1,00 – 9,00
YBifi: kommerzielle Entnahmen
YAngler: Entnahmen der Freizeitfischerei
YGesamt: Gesamtentnahmen (Kommerziell und Freizeitfischerei)
MSY: Maximal Nachhaltiger Ertrag
Besatzmaßnahmen wurden durch die Seenfischerei „Obere Havel“ eG ebenfalls durchgeführt und
sind in Tabelle 17. für die Testgewässer aufgeführt.
Tab. 17. Fischbesatz der Testgewässer (2005 -2009)
Gewässer/ Jahr Aalbesatz in St./ha
(Stückgewicht in g)
Hechtbesatz H0 in
St./ha
Karpfenbesatz in St./ha
(Stückgewicht in g)
Woblitz
2005 As 6 (30) 382 1,5 (1000)
2006 As 5 (20) 322
2007 Av 28 (8,5) 322 1,3 (750)
2008 Av 24 (8,2) 302
2009 As 5,7 (35) 724 5,5 (1000)
Vilz
2005 641
2006
2007 Av 61 (8,5)
2008 641
2009 As 7,3 (35) 1923
Labus
2005 775 1,4 (1000)
2006 As 6 (20) 504
2007 Av 11 (8,5) 388 3 (750)
2008 Av 28 (8,2) 620
2009 As 4,4 (35) 1124 3,4 (1000)
Prieperter
2005 As 10 (30)
2006 As 16 (20) 769
2007 Av 26 (8,5)
2008 Av 40 (8,2) 220
2009 As 16 (35) 330
69
4.2.2. Vergleich zwischen Indikatorenliste und Ist-Situation des Betriebes
Tab. 18. Bewertung der Nachhaltigkeitsindikatoren
Indikator Maßnahme Punkte Begründung Empfehlung
Subkategorie Ökologische Nachhaltigkeit
Index Hege / Bestandsmanagement
Bestandssicherheit überfischte Bestände nicht nutzen und
Wiedererholung ermöglichen 5 Entnahmen der
Raubfischbestände liegen über
MSY, CPUE in Reusenfischerei scheint zu
sinken
Reduktion Fangaufwand,
genauere Datengrundlage
Zielformulierung Erstellen von Bewirtschaftungszielen oder Referenzpunkten, andere Akteure
beachten
0 Bislang keinerlei Formulierung von Bewirtschaftungszielen
Formulierung von Bewirtschaftungszielen
mittels Indikatorenkatalog
Kontrolle Effiziente 3 % der Anglerschaft 10 Zu geringer Kontrollaufwand, hauptsächlich durch die Kosten
der Kontrollen limitiert
Bei ca. 8000 Lizenzen/a wären Kontrollen von ca. 250
Personen bes. im Mai, Juni,
Juli effizient
Altersstruktur Altersstruktur einzelner Bestände so
natürlich wie möglich erhalten 5 Entnahme liegt über den
gesetzlichen Mindestmaßen
Limitierte Möglichkeiten für
Betriebe z.B.
Tierschutzgesetz
Artenzusammen-setzung Gewässerspezifische Artendiversität
erhalten, irreversible Änderungen der
aquatischen Lebensgemeinschaft verhindern
15 Breite Palette genutzter Arten Nicht alle vorhandenen Arten
sind wirtschaftlich sinnvoll zu
nutzen
Laicherbiomasse Sicherstellung das ausreichende Anzahl von Nachkommen in den Bestand
eintreten
10 Bislang nur durch Mindestmaß sichergestellt
Mindestmaß bedeutet bei hoher Intensität starke
Verjüngung
Index Gewässerpflege
Schutz von
Habitaten
Diversität der Habitate und Ökosysteme
und gefährdete Arten schützen ,
Laichhabitate und
Makrophytenbestände schützen
10 Betriebliche Anweisung zum
Schutz von Ufer, Schilf
Gelegen und Laichhabitaten,
in der Reusenfischerei kann es in geringfügigem Maße zu
Störungen in Seerosenfeldern
kommen
Wissen um Bedeutung
gesunder Ökosysteme und
vielstrukturierter Habitate
weiter fördern
Beifang I Fangstatistiken für untermäßige Fische,
bes. der Top Prädatoren 0 Nicht etabliert Erfassung würde Aussagen zur
Jahrgangsstärke zulassen,
frühzeitiges Erkennen von Bestandsschwankungen
Beifang II Reduzierung von Beifängen die zu
erhöhten PM führen könnten, durch angepasste Fangmethoden z. B.
Maschengrößen
15 Weitestgehend reduziert, Fang
von Massenfischarten mit geringfügigen Verlusten (PM)
Maschenweite des
Zugnetzsackes verringern > 12mm
Beifang III Dokumentation des ungewollten Beifanges von Vögeln und Säugetieren
0 Wird nicht praktiziert, es treten keine ungewollten Beifänge
auf
Dokumentationsvorlage in Fangbücher einarbeiten, mit
geringem Aufwand verbunden
Nicht-Wirtschaftsarten Nutzung von bislang ungenutzten
Fängen verstärken z. B. noch stärker
alternative Produkte entwickeln (Hoher
Verarbeitungsgrad → gereifte Produkte, Fischbouletten etc.)
auch als ausgewogene Ausbeutung
(balanced exploitation)
15 In den letzten Jahren sind vers.
Produkte aus bislang
ungenutzten Arten etabliert
worden, Boulette aus Brassen, Plötzen- und
Schleifiletprodukte, Fischerschinken aus
Karpfenartigen etc.
Weitere Anstrengungen zur
Nutzung von Beifischarten in
der Direktvermaktung
unternehmen
Energieeffizienz Biodiesel verwenden (E10), Hydrauliköl auf regenerativer Basis,
Benzinaußenborder nur als 4 Takter, am
besten Ökoprodukte auf natürlicher Basis auch für Außenanstriche
10 Es werden noch ältere Diesel-Einzylinder-Motoren genutzt,
kein Biodiesel
Modernisierung und Umstellung beschleunigen
70
Abfall Verschmutzungen verhindern z. B. keinen Abfall durch Fischer und
fischereiliche Tätigkeiten (Zigaretten, Papier, Folien etc.)
20 Fischer sind Vorbild für Umgang mit Ressource
In der Regel bergen die Fischer Müll und Anderes beim
Fischen mit dem Zugnetz
Index Fangmethoden
Zugnetze
Zugnetzfischerei ausschließlich im
Herbst und Winter durchführen 15 Zugnetzfischerei fast
ausschließlich im Herbst und Winter
keine Zugnetzfischerei in den
Frühling hinein
Stellnetze
Stellnetze nicht länger als 24 h im Wasser lassen
20 Stellnetze verbleiben max. 12 h im Wasser
Selektivität der Stellnetzfischerei erhöhen, so dass sichergestellt ist, dass hauptsächlich
geschlechtsreife Tiere der Zielfischart
gefangen werden
15 Maschenweite ist in den letzten Jahren für Raubfische auf
60mm angehoben worden
Keine Verwendung von Stellnetzen mit Maschenweiten
unter 60 mm
Reusen
Stationäre, passive Fanggeräte
mindestens zweimal wöchentlich
kontrollieren
10 Betriebswirtschaftliche
Zwänge ermöglichen nur
einmalige Kontrolle
Weniger Reusen, mehr
Personal besonders in der
fangintensiven Frühjahrssaison
Geisterfischerei Verlust von Fanggeräten (z. B.
Stellnetzen) verhindern z. B. durch sichere Verankerung und abbaubare
Materialien
20 Ist sichergestellt, da Verlust
gleichbedeutend mit wirtschaftlichen Einbußen ist
Problem: Angelzubehör und
IUU könnten gefährlich sein
Effiziente Kontrollen und
Reduzierung von IUU könnten auch noch verbleiben
Geisterfischerei verhindern
Bodenschutz Reduzierung von Fangtechniken die
den Gewässergrund schädigen könnten, d.h. Grundschluss von Zugnetzen
mittels Abstandhalter
(Gummiführungen, Rollen)
20 Bodenschonende Fischerei ist
sichergestellt
Index Fischtransport und Hälterung
Tiergerechtheit I Stellnetzfischerei Box mit Eis, wenn
möglich Betäuben & Abstechen der
Tiere am Fangplatz, sofortiges Ausweiden im Betrieb,
bei Massenfängen Methoden anpassen
15 Eisbox bislang unüblich Leichte Modifikation zw. Fang
und Verarbeitung sind
durchaus möglich und praktikabel
Tiergerechtheit II Zugnetzfischerei (Wassertemperatur. max. 8°C) Fische ohne Keschern in
Transportboot zum Anlandeplatz
verbringen, Zwischenhälterung so kurz wie möglich, Wasseraustauch und O2
Versorgung sichern
20 Geringste Verluste während Zugnetzsaison und hohe
Kundenzufriedenheit mit
gesunden Fischen
Tiergerechtheit III Reusenfischerei auf gleiche Wassertemperaturen achten,
Höchstmengen pro Schweff,
Wasseraustauch und O2 Versorgung absichern
15 Nicht immer kann ausgeschlossen werden, dass es
kurzzeitig zu hohen
Besatzdichten kommt
Größere Transportkapazitäten schaffen, öfter zum
Betriebshof und entladen
Haltungseinrichtungen Auf optimale Umweltbedingungen
achten, Besatzdichten angemessen auswählen,
Schutz vor Stresseinwirkungen durch Raubtiere (Vögel, Säugetiere),
vorsichtige Handhabung beim Keschern
und Transportieren
20 Nur geringe Störung durch
Vögel durch Lage der Teiche, Besatzdichten gering,
Fischschonendes Abfischen sichergestellt
Index Verarbeitung
Verarbeitung
Vermeiden von Leid und unnötigen
Qualen, Betäubung per Kopfschlagen,
Kohlendioxidexposition, elektr. Durchströmung, Stoffe mit
Betäubungseffekt
15 Zu geringe Nutzung
elektrischer
Betäubungsmöglichkeiten
Anschaffung passender
Technik wäre kostengünstig zu
realisieren
Zusatzstoffe Zutaten und Zusatzstoffe aus
zertifizierter oder EU 889/2009
Herstellung, keine GVO nutzen
10 Zwar keine GVO, aber auch
keine Orientierung auf
zertifizierte Zutaten und Zusatzstoffe
Möglichkeiten und Angebote
prüfen und
Zutaten/Zusatzstoffe testen und zum Einsatz bringen
71
Produktqualität Erhalt der nutritiven Eigenschaften, Reduzierung von Abfall, keine neg.
Einflüsse auf die Umwelt, z. B. lokales Räucherholz
20 Verwendung lokalen Erlenholzes, angeschlossene
Direktvermarktung, ständige Beprobung durch
Lebensmittelüberwachung
Transport Minimaler Aufwand für Transport von Fischprodukten
10 Abb. 5. Lokale Anbieter finden
Index Daten
Mitarbeiterqualifikation
Jeden Mitarbeiter von der Wichtigkeit
genau erfasster Daten überzeugen z. B. beim Auszählen oder -wiegen
gefangener Fische
10 Verständnis für Sinnhaftigkeit
genauer Daten scheint u. U. zu gering
Personalführer und
Vorgesetzte sind in der Pflicht
Datenerfassung Grundlage der Datenerfassung auf
Einfaches und Bedeutendes (gesetzl.
Rahmen) konzentrieren statistisch aussagefähiges Format, vergleichbar
mit anderen, formulieren z. B. Aufwand
und Ertrag erfassen, Mengen einzelner Fischarten pro Gewässer und
Fanggerät,
Alters- und Längendaten gewinnen
15 Fang- und Aufwandsstatistiken
werden individuell für alle
Gewässer, Arten und Fangmethoden geführt
Keine Kalkulation von
Größenklassenverteilung
möglich, für genauer Analyse notwendig
Angeltagebuch
Fangtagebuch für Angelfischerei bei
Lizenzkauf etablieren
Aussagekräftige Fangstatistik anglerischer Entnahmen → Tab. 19.
0 Bislang nicht etabliert Nutzen bei richtiger
Anwendung sehr groß
Abschätzung der anglerischen Entnahmen möglich
Datengrundlage
Zusammenfassung der Daten, Aufwand
und Ertrag von Fischern und Anglern,
Gewinnung von Populationsparametern
5 Datenaufbereitung und
Vergleichbarkeit erhöhen
Viel stärkere Nutzung der
bereits vorhandenen Daten
nötig
Datenanalyse
Ertragsfähigkeit der Gewässer schätzen,
inkl. Fang- und Aufwandstatistiken k und m abschätzen um Bestände
beurteilen zu können
5 Geringe Aussagekraft der
vorhandenen Daten, TP Daten nicht aktuell,
CPUE laufend analysieren!!
Aktueller TP Messungen,
Ermittlung von m und k oder anderer Parameter nötig
Index Besatz
Allgemein
Gewässerspezifisch angepasster Besatz
(GME) unter Beachtung fachlicher
Standards und Leitfäden
10 Besatz wird nicht geplant,
sondern als nötig vorausgesetzt
Gewässerindividuelle
Besatzmengen empfohlener
Altersklassen und heimischer Genpool
Bedarf Kompensationsbesatz: (z. B. Aal, Hecht, Zander) Nachweis
eines Mangels an Reproduktion
(Ausfall von Jahrgängen aufgrund Habitatverlust, o.ä.) oder zu hoher
fischereilicher Entnahmen nötig
Ertragssteigerung: Karpfen- und Maränenbesatz
10 Reproduktion heimischer Hechte und in geringfügigem
Umfang Zander
Unterstützung von
Maränenbestand in zwei Gewässern geplant
Stärkere Identifikation von Besatzbedarf nötig, wird
bislang eher aus Tradition als
aus Notwendigkeit durchgeführt
Durchführung und
Erfolgskontrolle
Gewässerindividuelle Planung und
Durchführung , Beachtung von Höchstmengen, empfohlenen
Altersklassen für Besatz nutzen und
GME achten
10 Durchführung nicht
nachvollziehbar, Erfolgskontrolle gefühlt
Erfolgskontrolle etablieren, für
Aal, Hecht und Karpfen kann das nicht vollständig
nachvollzogen werden
Subkategorie Gesellschaftliche (Sozial und Ökonomisch) Nachhaltigkeit
Wertschöpfung Schaffung von Arbeitsplätzen,
Einkommen in der Region, Beitrag zur Entwicklung ländlicher Räume,
Direktvermarktung
10 Direktvermarktung (nur 53 %
des Gesamtfanges) und zu hohe E
Erhöhung der
Direktvermarktung, Reduzierung des Aufwands
Tradition Fischerei als Jahrhunderte altes Handwerk zur Sicherung der
Ernährung, des Einkommens von
Familien etc. betonen
10 Wahrnehmung innerhalb lokaler Gesellschaft zu gering,
trotz Fischereimuseum
Fischerfeste und Bildungsangebote durch
Fischerei auf Darstellung der
Tradition ausweiten
72
Bildung Bildungsveranstaltungen für Schulklassen anbieten,
Praktikumsplätze bereithalten, Ferienangebote auf dem Fischereihof,
Fischerfeste
15 Findet statt, könnte aber noch ausgeweitet werden
didaktisch qualifizierten Personals, Aufwand und
Kosten
Entlohnung Gerechte Entlohnung der Mitarbeiter, Zugang zu Gewerkschaften
15 Ortsübliches Lohnniveau, entspricht
Mindestlohnforderungen
Verbesserung des Einkommens, könnte auch
einem Fachkräftemangel
entgegenwirken
Familie Vereinbarkeit von Familie und Beruf
beachten (Teilzeitarbeit und Elternzeit) 20 Teilzeit möglich, flexible
Arbeitszeitplanung
Gleichheit Gleichstellung im Zusammenhang mit Ethnie, Glauben, Geschlecht,
20 Geschlechterverhältnis 50:50, jeder Mitarbeiter wird an
seiner fachlichen
Qualifizierung gemessen
Konflikte Kommunikation mit anderen Akteuren
zur Reduzierung möglicher Konflikte,
z. B. öffentliche Versammlungen besuchen, Medien nutzen, Erklären was
man warum macht!
10 Keine gemeinsamen
Veranstaltungen mit lokalen
Angelvereinen, keine Publikation geplanter
Maßnahmen
Transparenz fördert
Verständnis und hemmt
möglicherweise Allokationskonflikte und
andere Konflikte
Einheitlichkeit Gleiche Regularien für Fischer und Angler auf einem Gewässer anwenden
5 Schonzeiten nur für Angler Möglichkeiten für stärkere Identifikation mit Fischerei
sollten genutzt werden
Bereitschaft Aktive Mitarbeit bei Bestimmung von Schutzgebieten, Formulierung
notwendiger Maßnahmen zum Schutz
der genutzten Ressourcen
15 Beteiligung an FFH Konsultationen
betriebswirtschaftliche Zwänge weiter abbauen, Etablierung als
kompetenter Ansprechpartner
im aquatischen Bereich
Mitarbeiter-schulung Inner- und außerbetriebliche Aus- und
Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen
um Kundenzufriedenheit und Mitarbeitermotivation zu erhöhen
10 Wird genutzt und im Betrieb
umgesetzt
Möglichkeiten noch stärker
nutzen, Identifikation mit der
Arbeitsstelle erhöhen
Aufsummiert, multipliziert und gewichtet ergibt sich damit ein Gesamtergebnis von 59 %
Übereinstimmung mit dem Indikatorenkatalog.
73
Als Netzdiagramm (FAO, 1999; Pajak, 2000) zur Einschätzung der einzelnen Indizes, stellt
sich das Ergebnis wie folgt dar.
Abb.15. Netzdiagramm 1 (Ergebnis) und Netzdiagramm 2 (volle Übereinstimmung)
0
20
40
60
80
100
Gesellschaftlich
Daten
Hege
Gewässerpflege
Besatz
Verarbeitung
Fangmethoden
Hälterung
aktuelle Übereinstimmung in %
0
20
40
60
80
100
Gesellschaftlich
Daten
Hege
Gewässerpflege
Besatz
Verarbeitung
Fangmethoden
Hälterung
vollständige Übereinstimmung in %
74
4.2.3. Begründung der Beurteilung des Testunternehmens
Die Beurteilung der Bewirtschaftung eines Testunternehmens und vier Testgewässern nach den
Indikatoren der Nachhaltigkeit (Tab. 18.) führte zu einer Übereinstimmung von 59 %. Alternativ
lässt sich das Ergebnis als Netzdiagramm (Abb. 15.) darstellen. Die in Tabellenform kurz
angegebenen Begründungen werden im Folgenden ausformuliert, um Verbesserungsmöglichkeiten
anzuführen.
Die ökologische Subkategorie der Nachhaltigkeit stellt den größten Block des Indikatorenkataloges
dar und wird durch 7 Unterkategorien (Indizes) charakterisiert.
Index Hege/Bestandsmanagement
Indikator „Bestandsicherheit/Wiedererholung“: 5 von 20 Punkten
Die Ergebnisse analysierter Fangdaten (Tab. 16) zeigen eine zu hohe fischereiliche Entnahme, wenn
man die kalkulierten Anglerentnahmen als realistisch einschätzt. Die kommerziellen
Einheitsentnahmen in der Reusenfischerei gehen zurück (Abb. 14.) Eine Verjüngung der Bestände
ist offensichtlich. Die, über dem nachhaltigen Ertrag hinaus, abgeschöpfte Menge Fisch könnte als
Wachstumsüberfischung angesehen werden (Hilborn und Stokes, 2010). Dies würde bedeuten, dass
bei einem reduzierten kommerziellen Fischeraufwand, die Fische ihr Wachstumspotential besser
ausnutzen und eine potentielle Zunahme möglicher Erträge der Raubfischarten Barsch, Hecht und
Zander erwartet werden könnte (Abb. 1.). Würde der Aufwand nicht nur auf den MSY, sondern bis
auf den MEY reduziert, könnte aus kommerzieller Sicht eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit
erreicht werden (Christensen, 2010). Auch die Berücksichtigung angelfischereilicher Erträge (Tab.
13.) macht eine Reduzierung kommerzieller Aufwände und Erträge notwendig (FAO, 1995a).
Besonders auch auf den von Anglern vermeintlich am häufigsten frequentierten Gewässern. Diese
Gewässer sind in der Nähe der Hauptwasserwege und Campingplätze zu vermuten. Hier würde sich
aufgrund der Reviergröße der Seenfischerei eine Diversifizierung der fischereilichen Tätigkeiten
anbieten. Häufig ist in den kleineren Gewässern der Seenfischerei, kein oder nur ein geringer Fang
zu verbuchen. Eine Nutzung dieser Gewässer und ihrer Fischpopulationen könnte den Druck einer
Wachstumsüberfischung von den am stärksten genutzten Gewässern abwenden. Hierzu müssten
technische Strukturen geschaffen werden, die einen flexiblen, schnellen und schonenden Einsatz
von z. B. Stellnetzen und Zugnetzen ermöglichen.
Indikator „Zielformulierung“: 0 von 20 Punkten
Derzeit ist noch kein Bewirtschaftungsplan etabliert. Das Formulieren von Bewirtschaftungszielen,
stellt einen sehr wichtigen Schritt zur ökosystembasierten Fischerei dar (FAO, 2003). Insbesondere
die Festlegung sinnvoller Grenzwerte bei Bewirtschaftungsparametern, wie zum Beispiel
75
Höchstmengen kommerzieller Entnahmen, die auf den MSY-Schätzungen basieren, wären ein
Anfang (FAO, 2003). Wegen des, von dem Testunternehmen langfristig gepachteten,
Fischereirechts, sollte eine Umsetzung der Bewirtschaftungspläne, die Gesamtfangmengen
festlegen, grundsätzlich relativ einfach sein und erscheint dringend nötig. Dem Vorsorgeansatz
entsprechend, könnte EMSY beispielsweise nur 80 % des Ertrages im Punkt MSY betragen. Dieser
EMSY könnte dann auf die Fischer und Angler aufgeteilt werden und beispielsweise folgende
Zielpunkte enthalten: ECOM = 50 % EMSY (kommerzielle Entnahme) und EREC = 50 % EMSY
(Entnahme Freizeitfischerei). In einen Bewirtschaftungsplan müsste auch die Analyse aller anderen
Gewässer mit aufgenommen werden. Bewirtschaftungspläne beinhalten neben den ökologischen
Faktoren auch soziale und ökonomische Faktoren der Fischereitätigkeit. Die Berücksichtigung der
Interessen beteiligter Akteure, (z. B. der Kanutourismus/Charterbootverkehr), der Erhalt von
Arbeitsplätzen oder die Gewinnmaximierung können wichtige Ziele eines Bewirtschaftungsplanes
(FAO, 2003) für eine nachhaltige Fischerei sein. Um der vorhandenen Unsicherheit durch das
Prinzip der Vorsorge gerecht zu werden (FAO, 1995b), sollten die im Testunternehmen gewonnen
Daten möglichst konservativ interpretiert werden. Das bedeutet, eher untere Grenze bei den
fischereilichen Ertragspotentialen anzunehmen und bei den anglerischen Entnahmen sollten eher die
oberen Entnahmegrenzen Berücksichtigung finden, bis eine bessere Datengrundlage geschaffen
wurde.
Indikator „Kontrolle fischereilicher Tätigkeit“: 10 von 20 Punkten
Bestandsmanagement ist auch im Zusammenhang mit der Frage nach möglichen illegalen
Entnahmen und der Kontrolltätigkeit ein wichtiges Argument (FAO, 2010) für eine nachhaltige
Bewirtschaftung. Aufgrund eines relativ geringen Kontrollaufwandes und der vermutlich hohen
Frequentierung des Reviers ist eine Einschätzung illegaler Tätigkeiten mit großer Unsicherheit
behaftet. Eine effiziente Einschränkung illegaler Tätigkeiten würde durch einen erhöhten
Kontrollaufwand zu Beginn der Angelsaison, besonders im Mai und Juni, gesichert. (Walker et al.,
2007). 3 % der ausgegebenen Lizenzen zur Zielgröße in der Kontrolle zu machen, würde bedeuten
ca. 250 Angler zu überprüfen. Die Zusammenarbeit mit den lokalen Angelvereinen in der
Fischereiaufsicht würde dieses Vorhaben sinnvoll unterstützen. Zusätzlicher Nutzen einer
gemeinsamen Fischereiaufsicht könnte aus einer verbesserten Zusammenarbeit und
Kommunikation zwischen kommerziellen und freizeitorientierten Fischern gezogen werden.
Dadurch würden intrasektorielle Konflikte möglicherweise reduziert werden (Arlinghaus, 2005).
76
Indikator „Altersstruktur“ (5 von 20 Punkten) und Indikator „Laicherbiomasse“ (10 von 20
Punkten)
Aufgrund der hohen fischereilichen Entnahme in den Testgewässern ist eine starke Verjüngung der
Bestände anzunehmen. Eine Verbesserung der Altersstruktur genutzter Fischbestände würde durch
einige Maßnahmen initiiert werden. Die Erhöhung der Mindestmaße und Fangbeschränkungen
wären erste Schritte. Einige Möglichkeiten wurden bisher jedoch nur in der Literatur diskutiert.
Eine Küchenfensterregulierung (Kombination von Mindest- und Höchstmaß) der Entnahme wäre
eine Chance für eine positive Manipulation der Altersstruktur (Arlinghaus et al., 2008; Venturelli et
al., 2009) und würde den Erhalt einer wertvollen Laichfischpopulation unterstützen (Lewin et al.,
2010). Diese wertvolle Laichfischpopulation könnte die Wahrscheinlichkeit von
Rekrutierungsausfällen reduzieren (Walters und Kitchell, 2001). Mit dieser Maßnahme könnten
auch Effekte fischereilich-induzierter Selektion reduziert werden. Da Fischarten auf intensive
Fischerei mit einem früheren Eintritt der Laichreife (bei geringerer Länge) reagieren könnten
(Allendorf und Hard, 2009), würde ein Küchenfenster eine Verminderung dieses Effektes erreichen
und könnte sich für das Testunternehmen als positiv erweisen. Aber auch die
Küchenfensterregulierung birgt Probleme in sich, denn eine ungewollte Sterblichkeit nach
Fangereignissen würde diese Maßnahme konterkarieren und ist nach dem Tierschutzgesetz (TSchG,
2009) in Deutschland verboten. Ein Problem, mit dem die Berufs- und Freizeitfischerei
gleichermaßen konfrontiert wären und das artenspezifisch gelöst werden müsste (Cooke und Suski,
2005).
Indikator „Artenzusammensetzung“: 15 von 20 Punkten
Der Erhalt der gewässerspezifischen Artenzusammensetzung auf den Pachtgewässern der
Seenfischerei ist in überwiegender Übereinstimmung mit den Anforderungen (MSC, 2010; Zhou et
al., 2010). Dieses Kriterium soll eine negative Beeinflussung der aquatischen Lebensgemeinschaft
verhindern. Um eine ausgewogene und naturnahe Artenzusammensetzung zu erhalten und die
Reduzierung negativer Einflüsse, beim Fang einer Art auf das ganze Ökosystem, zu minimieren,
schlagen Zhou et al. (2010) das Konzept der “Balanced Exploitation“ („ausgewogene Ausbeutung“)
vor. Der Versuch, so wenig Beifang wie möglich zu verursachen, soll nicht durch eine Erhöhung
der Selektivität des Fanggerätes, sondern durch eine möglichst vollständige Nutzung der
gefangenen Fische erreicht werden (Zhou et al., 2010). In der Seenfischerei ist diese Entwicklung in
den letzten Jahren schon vorangeschritten, da die große Nachfrage nach Fisch und die limitierten
Erträge hochpreisiger Fischarten zu einer stärkeren Nutzen von „Beifängen“ führten (Tab. 8.)
77
Index Gewässerpflege/Fischartenschutz
Indikator „Schutz von Habitaten“: 10 von 20 Punkten
Der Schutz von Habitaten, gleich ob direkt genutztes Fischereihabitat oder angrenzender
Lebensraum, ist für die Ausrichtung nachhaltiger fischereilicher Tätigkeiten essentiell (FAO,
1995a; KRAV, 2009; Naturland, 2009; MSC, 2010). Es werden betriebliche Anweisung zum
Schutz von Ufer, Schilfgürtel, Gelegen und Habitaten (Makrophyten, Laichsubstrate) formuliert.
Die Forderungen können im Testunternehmen aber nicht vollständig erfüllt werden. Die Fischerei
mit passiven Reusen im Frühjahr, kann aber unter Umständen in Gebieten erfolgen, die später
Vegetationszonen von Seerosen sind und daher nicht vom Schutzgedanken getragen werden.
Die Struktur und Funktion von Ökosystemen zu schützen und gleichzeitig Nutzen aus ihnen zu
ziehen, stellt den Anspruch der ökosystembasierten Fischerei dar (FAO, 2003). Schutzgebiete
besonders wertvoller Laichhabitate (Welcomme, 2001; Berkeley et al., 2004) die weder befahren
noch befischt werden dürfen, wären ein erster Schritt zum Schutz. Leider können
Binnenfischereiunternehmen keine Schutzgebiete selber bestimmen, da das in Mecklenburg-
Vorpommern die Obere Fischereibehörde regelt (LFishGMV, 2005). Außerdem scheint es keine
gesicherten wissenschaftliche Erkenntnisse zur Effizienz von Schutzgebieten im Binnenbereich zu
geben (Lewin et al., 2010) und die negative Beeinflussung fischereilicher Habitate hat eher externe
Gründe (Allan et al., 2005; Welcomme et al., 2010).
Lediglich eine Verschlechterung genutzter Habitate durch fischereiliche Tätigkeiten muss entgegen
gesteuert werden und eine aktive Beteiligung an der Formulierung von Schutzmaßnahmen, (z. B.
im Rahmen von FFH Schutzgebieten) könnte Vorteile bei der Identifizierung degradierter
Lebensräume bringen.
Indikator „Beifang I: Fangstatistiken untermaßiger Fische“: 0 von 20 Punkten
Die Beifangproblematik ist in der Binnenfischerei geringer ausgeprägt, als in der marinen Fischerei
(Welcomme et al., 2010). Trotzdem ist im Testunternehmen keinerlei Dokumentation über Beifänge
etabliert. Es wäre empfehlenswert, Beifänge untermaßiger Fische der wichtigsten Raubfischarten zu
dokumentieren. Die daraus potentiell ermittelbaren Jahrgangsstärken könnten weitere wichtige
Hinweise zum Status der Nachkommenschaft liefern, den Erfolg von Besatzmaßnahmen
dokumentieren (Baer et al., 2007) oder bei der Identifikation notwendiger Schutzmaßnahmen
(Fangstopp, Erhöhung Mindestmaß, etc.) helfen.
Indikator „Beifang II: Reduzierung von Beifängen“: 15 von 20 Punkten
In der Zugnetzfischerei könnte eine Minimierung der Sterblichkeit von Beifängen (Knösche, 1998;
KAV, 2009) durch eine Reduzierung der Maschengröße des Zugnetzsackes erreicht werden. Dazu
78
müsste eine betriebsspezifische Maschengröße von 12mm angestrebt werden, da kleine Plötzen und
Barsche dann nicht mehr in die Maschen passen.
Indikator „BeifangIII: Beifang von Vögeln und Säugetieren“: 0 von 20 Punkten
Eine Dokumentation ungewollter Beifänge von Säugetieren und Vögeln ist derzeit keine
Maßnahme des Fischereiunternehmens. Nach Auskunft treten Beifänge nur in ganz geringem
Ausmaß auf. Im Sinne der ökosystembasierten Fischerei wäre zumindest eine Erfassung
ungewollter Beifänge zu prüfen (KRAV, 2009). Man würde damit signalisieren, dass man auch
dem von der Fischerei beeinflussten System Beachtung schenkt (Garcia und Cochrane, 2005) und
mögliche Einflüsse berücksichtigt würde.
Indikator „Nicht-Wirtschaftsarten“: 15 von 20 Punkten
In der Direktvermarktung lassen sich immer mehr hochwertig verarbeitete Fischprodukte aus z. B.
Plötzen (Rutilus rutilus), Brassen (Abramis brama), Schleien (Tinca tinca) und Rotfedern
(Scardinius erythrophthalmus) in Form von Fischbouletten, gereiften Produkten, Fischchips etc.
absetzen (Abb. 6). Diese Ausrichtung auf eine möglichst vollständige Nutzung aller gefangenen
Arten (Zhou et al., 2010), spiegelt auch eine notwendige Orientierung auf Servicedienstleistungen
in der Direktvermarktung wieder (Lasner, 2006).
Indikator „Energieeffizienz“: 10 von 20 Punkten
Die Energieffizienz einer Binnenfischerei ist ein weiteres wichtiges Kriterium in der Beurteilung
ökologischer Nachhaltigkeit (KRAV, 2009). Hier liegen, je nach Unternehmen, Möglichkeiten für
Verbesserungen. Im Testunternehmen muss konstatiert werden, ist die Verwendung alter
Einzylinder-Motoren nicht mit den Ansprüchen an die Energieffizienz vereinbar und hält damit
Potentiale für Verbesserungen bereit. Auch wäre bei der Verwendung von hydraulischen
Einrichtungen konsequent auf biologisch unbedenkliche Schmier- und Betriebsstoffe zu achten, um
eine volle Punktzahl zu erreichen. Ein Einsatz von Biodiesel könnte die Übereinstimmung in
diesem Indikator weiter erhöhen.
Indikator „Abfall“: 20 von 20 Punkten
Die Verhinderung von Abfall, prozessbedingt oder durch menschliche Handlungen, ist im
Testunternehmen durch betriebliche Anweisungen sichergestellt und befindet sich damit in voller
Übereinstimmung mit den Ansprüchen einer nachhaltigen Bewirtschaftung (KRAV, 2009;
Naturland, 2009; MSC, 2010) und den Gedanken einer ökosystembasierter Fischerei (FAO, 2003).
79
Index Fangmethoden
Die Anforderungen an die Fangmethoden im vorliegenden Kriterienkatalog sind fast vollständig in
voller Übereinstimmung mit dem Testunternehmen. Die Schonung der Habitate durch angepasste
Fangmethoden (Indikator „Bodenschutz“: 20 von 20 Punkten), eine konsequente Verhinderung von
Materialverlusten (Indikator“ Geisterfischerei“: 20 von 20 Punkten) und angepasste
Stellnetzfischerei (Indikator „Stellnetze“: 20 von 20 Punkten) befinden sich im Einklang mit den
Anforderungen (FAO, 1995b; KRAV, 2009; Naturland, 2009; MSC, 2010). Drei Indikatoren zeigen
dennoch Verbesserungspotentiale.
Indikator „Zugnetzfischerei“: 15 von 20 Punkten
Wie in Abb. 9. dargestellt hat die Zugnetzfischerei in den letzten fünf Jahren auch im März und
April auf den Testgewässern stattgefunden. Es könnte durch das Überfahren von Laichhabitaten
oder durch das Scheuchen Stress bei den Fischen induziert werden. Die potentielle Störung des
beginnenden Laichgeschäfts wichtiger Zielarten (z. B. Zander) muss als ungünstig beurteilt und
weiter beschränkt werden (FAO, 1995b).
Indikator „Selektivität“: 15 von 20 Punkten
Besonders in der Stellnetzfischerei ist auf die Verwendung von Maschengrößen zu achten, die
Absichern das 100 % der gefangenen Fische bereits geschlechtsreif sind (Froese, 2004). Die
Verwendung von 60 mm Maschenweite für den Fang von Zandern scheint eine effektive
Reduzierung von ungewünschten Beifängen zu ermöglichen (Hanson und Houghes, 2007).
Problematisch erscheint der Fang von durchschnittlich kleineren Arten, z. B. der kleinen Maräne
(Coregunus albula). Ein möglicher Beifang von Jungfischen anderer pelagischer Arten scheint
dabei nicht vollständig verhindert werden zu können.
Indikator „Reusen“: 10 von 20 Punkten
Die Kontrolle passiver Fanggeräte (KRAV, 2009) müsste für eine höhere Übereinstimmung mit den
Kriterien verbessert werden. Die Anforderungen liegen bei einer zweimaligen Kontrolle in der
Woche. Im Testbetrieb wird dies jedoch nur einmal die Woche durchgeführt. Die Verbesserung
dieses Indikators würde möglichen Stress der gefangenen Fische minimieren und damit die
Möglichkeiten, diese Tiere lebend hältern und bedarfsgerecht vermarkten zu können (Knösche,
1998), verbessern.
Index Fischtransport und Hälterung
Durch kleinere Änderung in der Betriebspraxis des Testunternehmens würden zusätzlich positive
Effekte auf Fischgesundheit und Tiergerechtheit während des Transports und der Hälterung
80
realisierbar. Die Indikatoren „Tiergerechtheit III: Zugnetzfischerei“ und „Haltungseinrichtungen“
stimmen vollständig mit den Anforderungen überein. Das Testunternehmen ist seit vielen Jahren
durch den Verkauf von besatzfähigen Fischen am Markt etabliert und es wurden jeweils 20 von 20
Punkten erreicht.
Indikator „Tiergerechtheit I: Stellnetzfischerei“: 15 von 20 Punkten
Eine Mitnahme von Eis in Kühlboxen, um den Fang direkt nach dem Heben von Stellnetzen zu
lagern, erhält die Produktqualität und verringert die Gefahr von unerwünschten Veränderungen des
Rohproduktes (KRAV, 2009). Die Stellnetzfischerei wird zwar in den Sommermonaten weit
weniger genutzt wird als in der Vorweihnachtszeit (Abb. 11.), aber die hohen Temperaturen der
Gewässer können bakterielle Zersetzungsprozesse beschleunigen. Eine sofortige Eiskühlung
leichtverderblicher Fischprodukte dient somit der Sicherung hoher Qualität während des
Transportes zum Verarbeitungsort (Tülsner, 1994). Wenn viele Fische mit einem Mal gefangen
werden und eine sofortige Kühlung nicht möglich ist, sollte überprüft werden, wie man dieser
Anforderung anders gerecht werden kann. Ob der fischereiliche Aufwand verringert wird oder
zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden sollten, müsste betriebsindividuell entschieden werden.
Indikator „Tiergerechtheit II: Reusenfischerei“: 15 von 20 Punkten
In der Reusenfischerei ist eine Überschreitung der Besatzdichten im gut durchströmten Schweff zu
verhindern, um Stresssituationen für die Fische weitestgehend zu minimieren (EFSA, 2009).
Besonders im Frühjahr könnte ein mehrmaliges Entladen oder eine Vergrößerung der
Transportkapazitäten zu einer Reduzierung von potentiellem Stress der Fische beitragen.
Index Verarbeitung
Indikator „Verarbeitung“: 15 von 20 Punkten:
Regularien für eine möglichst schonende und leidfreie Tötung von Fischen sind durch nationale
Gesetzgebungen bereits vorgegeben (TierSchlVO, 2006; TierSchG, 2009) und werden im
Testunternehmen angewendet. Es bieten sich allerdings noch Verbesserungsmöglichkeiten, um eine
volle Punktzahl zu erreichen: z. B. durch das konsequente Anwenden von elektrisch durchströmten
Wasserbehältnissen. Durch eine kürzere Luftexposition und vermindertes Handtieren mit den
Fischen würde eine Verhinderung von Stress für die Fische, die per Kopfschlagen getötet werden,
erreicht.
Indikator „Zusatzstoffe“: 10 von 20 Punkten
Für die Weiterverarbeitung der Rohprodukte bietet sich eine Konzentration auf Zusatzstoffe aus
zertifizierter Produktion an (KRAV, 2009), die den nutritiven Wert der Produkte unterstützt bzw.
81
nicht vermindert. Dadurch steigen zwar die Kosten der Verarbeitung, aber eine Verwendung
zertifizierter Zutaten oder Zusatzstoffe erhöht die Wertschätzung durch die Kunden (FAO, 2010).
Indikator „Produktqualität“: 20 von 20 Punkten
Die Einhaltung einer hohen Produktqualität ist sichergestellt (FAO, 1995a). Zum Räuchern wird
ausschließlich lokal gewonnenes Erlenholz verwendet (KRAV, 2009). Die Wege zwischen
verschiedenen Verarbeitungsschritten sind sehr kurz und die Kühlketten werden strikt eingehalten.
Die verarbeiteten Produkte werden ausschließlich in der Direktvermarktung verkauft. Eine ständige
Kontrolle des nutritiven und bakteriologischen Zustands der Fischprodukte ist durch die
Lebensmittelüberwachung des Veterinäramtes sichergestellt.
Indikator „Transport“: 10 von 20 Punkten
Die Bewertung hängt mit der hohen Zukaufsquote im Testunternehmens zusammen (Abb. 4.). Eine
Erhöhung des Anteiles gefangener Fische in der Direktvermarktung könnte die Quantität
zugekaufter Produkte verringern und die negativen Einflüsse von Transporten über lange Strecken
verringern (KRAV, 2009). Eine Erhöhung des Direktvermarktungsgrades wird im Indikator
Wertschöpfung diskutiert.
Index Daten
Indikator „Mitarbeiterqualifikation“: 10 von 20 Punkten
In der Mitarbeiterqualifikation sind noch Potentiale für eine nachhaltige Entwicklung zu erkennen.
Die Erfassung der Aufwands- und Ertragsdaten scheint teilweise mit Unsicherheiten behaftet und
muss noch genauer erfolgen. Um die Erfassung relevanter Daten zu verbessern, sind Schätzungen
oder irreführende Angaben zu minimieren (FAO, 1997b). In die betrieblichen Anweisungen sind
Vorschriften zu integrieren, die die Verlässlichkeit und Präzision der erfassten Daten noch weiter
erhöhen, beispielsweise für das CPUE-Monitoring (Abb. 14).
Indikator „Datenerfassung“: 15 von 20 Punkten
Möglicherweise ließen sich durch eine Erweiterung der Datenerfassung über die gesetzliche
Mitteilungspflicht hinaus, Parameter für die Bewirtschaftung wirtschaftlich wichtiger Arten
gewinnen. Ergebnisse punktueller Beprobungen der Größen (Länge und Gewicht) und des Alters
genutzter Raubfische (Zander, Hecht, Barsch) sollten mit in die Datengrundlage einfließen (Lewin
et al., 2010). Besonders wichtig ist die Etablierung möglichst einfacher Erfassungsvorlagen (FAO,
1997a).
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Indikator „Angeltagebuch“: 0 von 20 Punkten
Eine Erfassung anglerischer Entnahmen wird für notwendig gehalten (Cook et al., 2000; Post et al.,
2002). Ziel ist die Gewinnung aussagekräftiger und statistisch valider Daten und eine Erhöhung des
Stichprobenumfangs, über die bislang, 23 Angler (Dorow und Arlinghaus, im Druck) umfassende,
Stichprobe hinaus. Die Anglerschaft auf den Gewässern der Seenfischerei sollte zumindest teilweise
mit Angeltagebüchern ausgestattet werden. Die entsprechende Ausgestaltung und Kontrolle sind in
Cooke et al. (2000) untersucht worden. 78 % der initiierten Fangbuchprogramme dienten der
Erfassung des Einheitsfanges mittels Erfassung der Triplänge und der Entnahmen spezifischer
Fischarten (Cooke et al., 2000). Die Ausgestaltung der Tagebücher sollte sich an den in Tab. 19.
aufgelisteten Variablen orientieren und so nutzungsfreundlich wie möglich aufgebaut sein.
Unter Umständen ist damit zu rechnen, dass die Rückkehr nicht ordnungsgemäß erfolgt. Es könnte
sich als nötig erweisen, durch die Fischereiaufsicht Fangtagebücher zu kontrollieren. Außerdem
könnten bestimmte Anreizsysteme geschaffen werden (Cooke et al., 2000; Dorow und Arlinghaus,
2009), die bei ordnungsgemäß ausgefüllten Fangtagebüchern eine Rabattierung bestimmter
Angelkarten im Folgejahr beinhaltet. Die in Tab. 13. erzielten Resultate zeigen die große
Unsicherheit in der präzisen Schätzung der anglerischen Entnahmen.
Tab. 19. Mögliche Variablen für ein angelfischereiliches Fangtagebuch und deren
Erfassungseinheiten orientiert an Cooke et al. (2000); Dorow und Arlinghaus (2009)
Variable Erfassungseinheiten
Gewässer Name des betreffenden Sees
Angelkartenvariante Tages-, Wochen-, Monats-, oder Jahreskarte
Triplänge Erfassung des Angelausflugs in h
Entnahme Art und Länge/Gewicht der entnommenen Fische je Trip
Beifang Art und Größe des Beifanges
Indikator „Datengrundlage“: 5 von 20 Punkten
Die Schaffung einer methodischen Datengrundlage ist essentiell für die Ausrichtung von
Bewirtschaftungsmaßnahmen (FAO, 1997a, FAO, 1999). In der Seenfischerei werden
gewässerspezifische Aufwand- und Ertragsdaten auf Arten - und Fangmethodenebenen erfasst, aber
nicht hinreichend geordnet. Sie stehen daher nicht ohne weiteres für eine Analyse zur Verfügung.
Die Reduzierung der mittleren Länge befischter Arten ist bislang nicht beachtet worden und ein
Absinken des CPUE (Abb. 14.) blieb unbemerkt. Beide Faktoren lassen vermuten, dass eine
83
Wachstumsüberfischung vorliegt (Hilborn und Stokes, 2010). Ein kontinuierliches CPUE-
Monitoring erscheint dringend notwendig.
Die Feststellung, dass zum Beispiel eine zu starke Verjüngung genutzter Bestände auftritt, kann
aufgrund der Vielzahl genutzter Arten in der Binnenfischerei lange verborgen bleiben (Allan et al.,
2005; Welcomme et al., 2010) und eine Erweiterung der vorhanden Datengrundlage notwendig
machen. Die Ergebnisse der Untersuchung zu den Raubfischbeständen (Tab. 15. und 16.) zeigen
deutlich, dass auf den untersuchten Gewässern, unter Beachtung freizeitfischereilicher Entnahmen,
eine Reduzierung des Aufwandes erfolgen sollte.
Es ließen sich evtl. Synergien mit fischereiwissenschaftlichen Institutionen oder Ausbildungsstätten
nutzen, um aussagekräftige Daten zu gewinnen. Die verbesserte Datengrundlage könnte zu einer
Bestimmung der aktuellen Biomasse führen. Einfache Biomassemodelle (Garcia et al., 1989;
Beddington und Kirkwood, 2005; Quinn und Collie, 2010) könnten dann eine präzisere
Einschätzung des nachhaltigen Ertrages ermöglichen und es ließen sich auf Basis einer verbesserten
Datengrundlage einfache Indikatoren zur Verhinderung von Überfischung etablieren (Mace, 2001;
Froese, 2004; Hilborn und Stokes, 2010).
Indikator „Datenanalyse“: 5 von 20 Punkten
Die Datenanalyse wird im Testunternehmen nur in geringem Umfang praktiziert. Eine Datenanalyse
mittels der fischereilichen Ertragserwartung (Brämick und Lemcke, 2003) kann zwar Anhaltspunkte
liefern, aber nur in Zusammenhang mit den gewässer- und artenspezifischen Daten zu einem
Gesamtbild kompiliert werden. Denn das Verfahren basiert, neben dem Verhältnis von
Gesamtphosphor und Primärproduktion, auch auf der Korrelation zwischen Primärproduktion und
langjährigen Erträgen in Nordostdeutschland (im Zeitraum von 1970 bis 1990). Aber die
Phosphoreintragungen sind zurückgegangen (UBA, 2010). Außerdem waren die Fangdaten der
Binnenfischerei der 70er und 80er durch eine relativ starke Gewässermanipulation beeinflusst. Der
Besatz mit gebietsfremden Arten (Silberkarpfen Hypophthalmichthys molitrix und Marmorkarpfen
Hypophthalmichthys nobilis) und ein hoher Besatz mit heimischen Fischarten sollte eine hohe
Produktivität der Gewässer ausnutzen und eine starke Überformung der fischereilichen Habitate
kompensieren. Das Ausweisen potentieller Ertragserwartungen für Raubfische spiegelt nicht die
mögliche Dynamik ihrer Entnahme, die zeitliche Variabilität der Populationsparameter und
mögliche Veränderungen der Artenzusammensetzung der letzten 20 Jahren wider (Tab. 13. und
16.). Besatzmaßnahmen könnten z. B. beim Hecht eine Ursache für eine Überschreitung der
Ertragserwartung durch die fischereiliche Entnahme sein (Tab. 14.). Der Vergleich der Verfahren
(Tab. 12.), nach Knösche und Barthelmes (1998) und von Brämick und Lemcke (2003), zeigen bei
gleichen Ausgangsparametern eine sinkende Ertragserwartung. Die mögliche Überschreitung der
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potentiellen Ertragserwartung für Raubfische, durch die Kombination der anglerischen und
kommerziellen Entnahmen (Tab. 14.) würde, vor dem Hintergrund weiter sinkender
Phosphorgehalte (UBA, 2010) in den Gewässern, noch verschärft.
MSY Berechnungen auf Basis fischereiwissenschaftlicher Literatur sind nützlich (Tab. 9), spiegeln
aber nicht gewässerspezifische Unterschiede der Populationsdynamiken wider. Eine Erweiterung
der Datenerfassung und -grundlage scheint wie o. g. dringend nötig. Die gewässerindividuelle
Ermittlung des Natürlichen Sterblichkeitskoeffizienten M wäre von Nutzen. Entweder über die
Erfassung von Alter und Länge spezifischer Arten und eine Analyse der
Altersklassenzusammensetzung oder einer Kalkulation nach Pauly (1980). Allerdings sind beide
Verfahrensweisen mit erheblichem Aufwand verbunden. Auch die Bestimmung des
gewässerindividuellen Wachstums der Arten sollte erfolgen, um die einfachen Biomassemodelle
zur Abschätzung nachhaltiger Erträge zu präzisieren. Für Hechtpopulationen könnte eine
verbesserte Abschätzung der ursprünglichen Biomasse nach Pierce und Tomcko (2005) über den
Anteil der Litoralfläche ermöglicht werden und die Spannweiten möglicher Erträge verringern. Eine
Analyse vorhandener Daten zur Bestimmung der optimalen Länge wichtiger Fischarten könnte zu
weiteren, einfachen Indikatoren führen, die Überfischung zu verhindern helfen (Froese, 2004;
Froese und Binohlan, 2000) und für eine Steuerung von Mindestmaßen in kommerzieller und
freizeitorientierter Fischerei hilfreich sind.
Weiteres Ziel der Verbesserungsmaßnahmen im Bereich der Datenanalyse ist eine Präzisierung
vorhandener Ergebnisse (FAO, 1995b; FAO, 1997a) und die Etablierung von Analysemodellen der
Altersstruktur von Fischbeständen (Hilborn und Walters, 1992 S. 79 ff). Ein kritischer Punkt in der
Analyse vorhandener Daten ist allerdings der Umstand, dass es sich bei den untersuchten
Standgewässern mehrheitlich um durchflossene Gewässer handelt (Winkler et al., 2007). Diese
Fluss-Seen-Systeme bieten den verschiedenen Fischarten die Möglichkeit von einem in ein anderes
Gewässer zu gelangen. Damit wird eine Bestandschätzung, unabhängig, ob nach FYP (Brämick und
Lemcke, 2003) oder MSY (Garcia et al. 1989; Beddington und Kirkwood, 2005), mit weiterer
Unsicherheit belastet und kann unter Umständen nur eingeschränkt aussagefähig sein. Das könnte
es notwendig machen, mehrere Gewässer als Einheit anzunehmen, um Bestände zu analysieren.
Index Besatz
Indikator „Besatz Allgemein“: 10 von 20 Punkten
Besatzmaßnahmen stellen in Deutschland sehr gebräuchliche Methoden zur Stabilisierung,
Wiedererholung oder Ertragssteigerung von Fischbeständen dar (Knösche, 1998; Baer et al., 2007)
und haben eine lange Tradition. Sie können allerdings auch dazu beitragen, dass
Überfischungserscheinungen länger verborgen bleiben (Post et al., 2002). Die Notwendigkeit von
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Besatzmaßnahmen sollte in der Binnenfischerei stets sorgfältig geprüft werden. Dem Besatz sind
Habitat-fördernde und Habitat-verbessernde Maßnahmen vorzuziehen (Baer et al., 2007; Lewin et
al., 2010) Wird Besatz dennoch für Nötig befunden, sollte er nur unter Verwendung von
Erfolgskontrollen stattfinden.
Der Vergleich mit der gegenwärtigen Besatzstrategie in der Seenfischerei (Tab. 17.) zeigt stark
schwankende Besatzdichten bei allen besetzten Arten. Die Schwankungen zwischen den Jahren sind
zu stark. Zwar sind die Aalbesatzmaßnahmen vom Preis der Satzfische abhängig und somit auch die
verfügbaren Mengen, aber dies sollte nicht dazu führen, per Augenmaß eine bestimmte
Besatzmenge für ein Gewässer zu wählen. Die fachliche Begleitung der Landesforschungsanstalt
MV erhöht anscheinend die Sicherheit des ordnungsgemäßen Aalbesatzes.
Indikator „Besatz Bedarf“: 10 von 20 Punkten
Der Bedarf in der Seenfischerei wird nicht festgestellt, sondern vorausgesetzt. Für das
Testunternehmen scheint ein Kompensationsbesatz mit Aalen sinnvoll und wird durch die
Maßnahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik der EU (GFP) gefördert. Die fehlende bzw. stark
reduzierte Rekrutierung junger Aale ist Ursache der Besatzmaßnahmen. Begleitende
Untersuchungen durch die Landesforschungsanstalt MV (Steigaalfang in der Oberen Havel) werden
in Kooperation mit dem Fischereiunternehmen durchgeführt. Dies trägt zu einer Beurteilung der
Effektivität dieses Kompensationsbesatzes bei.
Ein Besatz zur Ertragssteigerung Kleiner Maränen (Coregonus albula) erscheint für einige
reoligotrophierende Gewässer zielführend. Bereits vor den Eutrophierungserscheinungen der letzten
50 Jahre waren Maränen-Populationen in den spezifischen Gewässern vorhanden und sind derzeit in
geringer Stückzahl wieder im Fang vertreten. Genauso ist der Besatz mit Karpfen (Cyprinus carpio)
zur Ertragssteigerung nur unter Beachtung der fachlichen Standards durchzuführen, denn er ist eine
heimische Art und gehört für die meisten Gewässer des Testunternehmens zum Arteninventar.
Indikator „Besatz Durchführung und Erfolgskontrolle“: 10 von 20 Punkten
Eine Voraussetzung zur Durchführung von Besatzmaßnahmen ist die Einhaltung der „Genetischen-
Management-Einheiten (GME)“. Die GME stellen Populationen dar, die einen Großteil der
gesamten genetischen Erbmasse einer Art repräsentieren (Baer et al., 2007).
Erste GME ist die „Evolutionäre Gesamtgruppe“. Zu ihr gehören Aal, Wels, Zander und Karpfen.
Eine Verwendung als Besatzfisch innerhalb Deutschlands (unter Beachtung des Bedarfs) ist
möglich. Zweite GME Einheit ist die „Evolutionäre Großraumgruppe“. Sie bedingt, dass nur
Besatzmaterial aus demselben Einzugsgebiet für Besatzmaßnahmen genutzt werden sollte (z. B.
Hecht). Die Reproduktion von Hechten findet auch im Testunternehmen statt. Es werden jährlich
mehrere Millionen Larven (H0) erzeugt und in den heimischen Gewässern ausgesetzt. Dritte GME
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ist die evolutionäre Kleinraumgruppe. Sie fasst alle Arten zusammen, die potentiell zwischen
unterschiedlichen Gewässern des gleichen Einzugsgebietes verschiedene evolutionäre Linien
ausgebildet haben könnten. Sollte ein Besatz mit Kleinen Maränen zur Ertragssteigerung geplant
werden, müsste auf in dem Gewässer vorkommende Bestände zurückgegriffen werden (Lewin et
al., 2010).
Ist eine Besatzmaßnahme geplant, müssen die fachlichen Standards eingehalten werden (Baer et al.,
2007). Eine empfohlene flächenspezifische Besatzdichte sollte daher nicht überschritten werden
und Besatzfische so jung wie möglich sein (Baer et al., 2007). Ebenso wichtig ist die Etablierung
von Erfolgskontrollen. Der Besatz mit Hechten (H0) kann aufgrund der vorliegenden Daten nicht
beurteilt werden und sollte in einigen Gewässern testweise ausgesetzt werden (Baer et al., 2007),
um die Bedeutung des Besatzes zu verifizieren und eine volle Übereinstimmung mit den Vorgaben
zu erreichen.
Index Gesellschaftlich
Die soziale und ökonomische Nachhaltigkeit sind in Subkategorie Gesellschaftlich zu einem Index
zusammengefasst. Sie besteht aus zehn Indikatoren. Diese dienen der Sicherung von Nahrung,
Einkommen (Welcomme et al. 2010) und über Fischbestände hinausgehende ökosystemarer
Dienstleistungen (Hammer und Holmlund, 1999; Carpenter und Folke, 2006). Außerdem sollen sie
einen Beitrag zur Identifikation potentieller Konflikte zwischen der Berufsfischerei und anderen
Akteuren leisten (Arlinghaus, 2005).
Indikator „Wertschöpfung“: 10 von 20 Punkten
Die hohe Nachfrage nach Fisch (Angelfischerei, Besatzfisch) und Fischprodukten
(Direktvermarktung) sind die Geschäftsgrundlage des Testunternehmens. Doch nur rund 53 % der
direkt vermarkteten Fischprodukte stammen aus Eigenfang. Es lässt sich zwar eine leicht steigende
Tendenz in der Direktvermarktung heimischer Produkte erkennen (Abb. 6.), aber dieser Zweig
müsste dringend weiter ausgebaut werden, um der nachhaltigen Bewirtschaftungspraxis stärker
entgegenzukommen und im Bereich der Wertschöpfung volle Übereinstimmung zu erlangen.
Der Anteil, der für Besatzfischverkäufe aufgewandten an Menge Fisch müsste reduziert werden, um
eine Erhöhung des Direktvermarktungsgrades zu ermöglichen, ohne den Aufwand zu steigern.
Viele Beispiele in der Direktvermaktung des Testunternehmens zeigen die Erfolgschancen
regionaler Fischprodukte. Noch stärker als bisher sollte versucht werden, den Eigenfang, z. B.
Produkte aus „Weißfischen“, in die Vermarktung einzubringen (Lasner, 2006; Zhou et al., 2010).
Vorteile sind eine geringere Zukaufquote und eine noch höhere Regionalität der Produktion. Wenn
diese Produkte erfolgreich vermarktet werden, könnten positive Auswirkungen auf die
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Wirtschaftlichkeit des Unternehmens erwartet werden. Denn der Deckungsbeitrag heimischer
Produkte ist im Testunternehmen, trotz höherer Kosten, besser, als der Deckungsbeitrag im
Besatzfischverkauf.
Problematisch erscheint in diesem Zusammenhang der saisonal variierende Fangertrag (Abb. 7. –
12.). Ein großer Teil des Fanges wird im Winterhalbjahr mit dem Zugnetz gewonnen. In den letzten
Jahren wurden hierfür erfolgreich Strukturen geschaffen (schonender Fang und Transport, Teiche,
Sortieranlagen, flexibel einsetzbare Fischtransporter etc.), die es der Seenfischerei erlauben, die
touristische Nebensaison für die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens zu nutzen. Eine Ursache
dafür ist, dass die Direktvermarktung im Herbst und Winter, bis auf die Weihnachts- und
Silvesterzeit, deutlich reduziert ist; besonders im Vergleich mit der Zeit zwischen Ostern und
Oktober, inklusive der am stärksten besuchten Monate Juli und August. Für eine direkte
Weiterverarbeitung der im Winter gefangenen Fische, fehlen bislang die Produktionsstrukturen im
Testunternehmen. Möglichkeiten vorverarbeitete Produkte und Rohprodukte tiefgekühlt zu lagern
müssten hierfür erweitert werden. Dann ließen sich noch mehr einheimische Produkte in der
touristischen Hochsaison vermarkten. Dann könnte eine wirtschaftlich bessere „Ausbeute“ in der
Sommersaison eine Reduzierung der Fänge für den Besatzfischverkauf ermöglichen und die Menge
zugekaufter Salmoniden (Abb. 4.) reduzieren.
Zusätzlich ließen sich lokal wichtige Beiträge zur Entwicklung ländlicher Räume leisten (FAO,
2007). Besonders in der strukturschwächen nordostdeutschen Region leistet die Seenfischerei einen
Beitrag zur Entwicklung des ländlichen Raumes und der Generierung sozialer Wohlfahrt. Betrachtet
man die kommerziellen Entnahmen der hochpreisigen Raubfischarten, liegen sie teilweise über dem
vorsichtig geschätzten MSY. Die bioökonomische Modellierung aber zeigt, dass für Monopolisten
oder private Pächter des Fischereirechtes auf einem Gewässer, ein Ertrag links vom MSY (Abb. 1.)
anzustreben ist. Der Maximal Ökonomische Ertrag MEY hält aufgrund des optimalen
Fischereiaufwands einen maximalen Gewinn bereit (Charles, 2000; Bromley, 2009). Sollte der
MEY erreicht werden, dürfte von einer besseren Wirtschaftlichkeit ausgegangen werden. Die
Befriedigung der Anglerschaft darf dabei aber nicht vergessen werden. Deren Entnahmen können
durchaus auch die Höhe der kommerziellen Entnahmen erreichen oder überschreiten (für Barsch
und Hecht in Tab. 16.) und müssen beachtet werden. Eine einseitige Einschränkung der Entnahme
für Angler, mit dem Ziel dem MEY kommerziell näher zu kommen, könnte im Umkehrschluss zu
einer Reduzierung der Umsätze mit Angeldienstleistungen führen. Es würde zu einem steigenden
Konfliktpotential mit Anglern kommen, was für die Unternehmung und die Gemeinschaft keine
nachhaltige Wirkung hätte (Arlinghaus, 2005). Eine Konsequenz daraus wäre ein Verlust sozialer
Wohlfahrt.
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Indikator „Tradition“: 10 von 20 Punkten
Weiterhin sollten Binnenfischereibetriebe auch auf ihre jahrhundertealte Tradition verweisen
(Knösche, 1998, Welcomme, 2001) und gleichzeitig ihre Anpassung an die Moderne demonstrieren
(Lasner, 2006). So könnten sie die Gewinnung und Bereitstellung lokaler und äußerst gesunder
Lebensmittel rechtfertigen und abzusichern (FAO, 2010). Ein Fischereimuseum, das von einem
Gründungsmitglied der Seenfischerei zusammengetragen wurde, unterstützt dieses Vorhaben
ebenfalls, müsste im Marketing der Seenfischerei aber stärkere Berücksichtigung finden. Die
Bedeutung der Tradition wird vom Fischereiunternehmen zwar zu Marketingzwecken genutzt, z. B.
für Fischerfeste, ist aber noch ausbaufähig. Gerade die Bewirtschaftung der Ressourcen unter
Beachtung weitergehender Nutzen (Gesunde Fischbestände, regionale Produkte, gutes Angelrevier)
bietet den Binnenfischereibetrieben eine Möglichkeit, ihre Tradition aufrecht zu erhalten. Der
kompetente Ansprechpartner im aquatischen Bereich könnte der Berufsfischer sein, der es vermag,
eine Kommunikation innerhalb der Gemeinschaft über die Ressourcennutzung zu führen, die
Befriedigung nutzungsabhängiger und nutzungsunabhängiger Bedürfnisse zu erkennen und im
Sinne seiner Unternehmung zu beeinflussen. Das könnte zu einer Aufrechterhaltung der
binnenfischereilichen Tradition und einer Weitergabe von Erfahrung und Wissen in die nächsten
Generationen beitragen.
Indikator „Bildung“: 15 von 20 Punkten
Bildungsangebote für Schulklassen, Betriebsführungen und Schulpraktika sind nicht nur für eine
Sensibilisierung junger Menschen aus der Gemeinschaft nützlich, sondern es lässt sich auch für den
Beruf des Fischers Werbung machen. Gerade, der im Testunternehmen steigende Bedarf an
qualifiziertem Personal, macht eine konsequente Nachwuchswerbung nötig. Der Bedarf entsteht
aufgrund des Renteneintritts einiger älterer Mitarbeiter in den nächsten Jahren.
Mehrmals im Jahr werden von den Mitarbeitern der Seenfischerei Schul- und Berufsschulklassen
durch den Betrieb geführt. Eine durchweg positive Rückmeldung durch die Teilnehmer ist eine
Motivation für die Genossenschaft, diesem Weg noch stärker zu folgen und in Zusammenarbeit mit
Kindergärten, Schulen und anderen Einrichtungen zu einer Sensibilisierung für den nachhaltigen
Umgang mit natürlichen Ressourcen (FAO, 1999) und eine nachhaltige Entwicklung der lokalen
Gemeinschaft beizutragen. Eine Verbesserung der didaktischen Fähigkeiten der Mitarbeiter und
eine altersgerechte Ausgestaltung von Bildungsangeboten, könnten zusätzlichen Nutzen haben.
Indikator „Entlohnung“: 15 von 20 Punkten
Eine überwiegende Übereinstimmung der betrieblichen Realität mit dem Indikator Entlohnung
(KRAV, 2009; Naturland, 2009), soll auf das allgemein niedrige Lohnniveau in der Branche
verweisen. Die Entlohnung in der Binnenfischerei entspricht als Einstiegsgehalt zwar den
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Mindestlohnforderungen großer Gewerkschaften, aber mit einer höheren Entlohnung wächst auch
die Bedeutung des Unternehmens für die Gemeinschaft und eine stärkere Identifizierung der
Mitarbeiter mit dem Unternehmen könnte die Folge sein.
Indikator „Familie“: 20 von 20 Punkten
Bereits hervorragend umgesetzt erscheint der Indikator, der die Vereinbarkeit von Beruf und
Familie bewertet. Junge Eltern machen ein Drittel der Belegschaft aus und eine flexible
Arbeitszeitgestaltung (Halbtags- und Kurzzeit) motiviert zusätzlich.
Indikator „Gleichheit“: 20 von 20 Punkten
Es herrscht volle Übereinstimmung mit dem Indikator, da die Hälfte der Belegschaft weiblich ist.
Eine qualifizierte und aussagefähige Bewerbung würde potentiell jedem Mitbürger einen
Arbeitsplatz bereithalten.
Indikator „Konflikte“: 10 von 20 Punkten
Für eine volle Übereinstimmung mit dem Indikator „Konflikte“ wäre jedoch ein stärkeres
Engagement des Betriebes in der Gemeinschaft nötig. So sollten Konsultationen mit lokalen
Angelvereinen eingeführt werden und eine gewisse Offenheit im Umgang mit betriebseigenen
Fang-, Aufwands-, und Besatzzahlen realisiert werden. Eine effektive Reduzierung von
Allokationskonflikten (Arlinghaus, 2005) könnte zu einer höheren Befriedigung der Bedürfnisse
von Anglern (einheitliche Schonzeiten, bessere Angelbedingungen) und Fischern (Einhaltung von
Regularien, reduzierte illegale Fischerei) beitragen.
Weitere Konfliktfelder können beispielsweise die Rohrwerbung oder der Fanggeräteeinsatz sein.
Welche Maßnahmen, in welchem Umfang, wann geplant sind, könnte über lokale Medien der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und für Verständnis in der Gemeinschaft sorgen. Wird
dabei die nachhaltige Strategie des Unternehmens transparent dargelegt, könnte ein reduziertes
Konfliktpotential, das Ansehen der Binnenfischerei weiter erhöhen.
Indikator „Einheitlichkeit“: 5 von 20 Punkten
Ein wichtiger Schritt zu Verbesserung des Ergebnisses wäre, die gleichen Regularien für
kommerzielle und freizeitfischereilicher Aktivitäten anzuwenden. Eine Aufhebung
betriebsspezifischer Schonzeiten für Hechte wäre eine Maßnahme, da immer wieder konfliktreiche
Situationen entstehen können. Gerade wenn die Berufsfischerei im Februar, März und April Hechte
anlandet, kann es zu einem Konflikt mit den Anglern kommen, da ihre Möglichkeiten Hechte
anzulanden, aufgrund der Schonzeit, limitiert sind. Die Bedeutung der Schonzeit für Hechte scheint
nicht nachgewiesen (Lewin et al., 2010) und zum Zwecke der Konfliktreduktion sollte über eine
Aussetzung der Maßnahme nachgedacht werden.
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Wenige Anlässe reichen oft aus, um dauerhaft Konflikte in einer Gemeinschaft hervorzurufen
(FAO, 1997b). Mit einheitlichen Regularien für Berufsfischer und Angler könnte man deutlich
zeigen, dass die Bewirtschaftung nach klaren ökologischen und gesellschaftlichen Prinzipien
organisiert ist und nicht vom Willen des Fischereiberechtigten abhängt. Alternativ könnte ein von
der Seenfischerei formulierter Bewirtschaftungsplan, bestehende Ungleichheiten erklären versuchen
und ihre Notwendigkeit begründen.
Indikator „Bereitschaft“: 15 von 20 Punkten
Essentiell für die Berücksichtigung fischereilicher Interessen ist die Mitwirkung bei der Entstehung
von Schutzgebieten. Es werden betriebliche Ressourcen zur Beteiligung an Konsultationsprozessen
bereitgehalten werden. Es sind in einigen Regionen Deutschlands im Rahmen der Natura 2000- und
FFH-Vorhaben Schutzgebiete entstanden, in denen teilweise auch die Fischerei eingeschränkt wird
(STAUN, 2010). Ein aktuelles Vorhaben in der Seenplatte wird auch durch das Testunternehmen
unterstützt. Umso qualifizierter und engagierter Fischereiunternehmen auftreten, desto eher werden
ihre Argumente auch wahrgenommen und Schutz und Nutzung lassen sich besser vereinen. Die
Mortalitäten geschützter Arten, sollte im Sinne der Beachtung ökosystemarer Effekte der Fischerei,
durch häufiges Kontrollieren der Fanggeräte reduziert werden. Die Dokumentation ungewollten
Beifangs (Indikator Beifang) wäre ein Signal für das Engagement der Berufsfischerei. So könnten
Einschränkungen des Einsatzes von Fischereimethoden reduziert werden. Ein „Otterkreuz“ zum
Beispiel, kann die Fangeffizienz von Reusen deutlich reduzieren (Lewin et al., 2010) und ist
kommerzieller Sicht als nachteilig anzusehen.
Indikator „Mitarbeiterschulung“: 10 von 20 Punkten
Nicht zu vernachlässigen ist im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit die Schulung der Mitarbeiter.
Nur, wenn jeder einzelne Mitarbeiter die Möglichkeiten erhält, sich weiter zu entwickeln und zu
qualifizieren, wird eine vollständige Übereinstimmung mit dem Indikator erreicht (FAO, 2009). Die
persönlichen Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu nutzen, kann die Umsetzung nachhaltiger
Bewirtschaftung verbessern. Es sollten Maßnahmen der außerbetrieblichen Weiter- und Fortbildung
noch stärker zum Einsatz kommen. Besonders ein qualifiziertes Auftreten im Kundengespräch und
eine verbesserte Kommunikation mit beteiligten Akteuren, können der Fischerei zu einer höheren
Akzeptanz innerhalb der Gemeinschaft verhelfen. Die mit dem Indikatorenkatalog angestrebten
Entwicklungen, ließen sich auch zum Inhalt innerbetrieblicher Ausbildungsmaßnahmen
umfunktionieren und die Persönlichkeitsentwicklung der Angestellten unterstützen.
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5. Diskussion
Der vorgestellte Kriterienkatalog stellt den Versuch dar, Binnenfischereibetrieben in Deutschland
eine Selbsteinschätzung ihrer Bewirtschaftungspraxis zu ermöglichen, um eine Zertifizierung als
„Nachhaltig“ anstreben zu können. Der Nachweis einer nachhaltigen Fischereipraxis spielt für
Marktteilnehmer eine immer wichtigere Rolle. Die Konsumenten, besonders in der EU, fordern
über ihre Kaufentscheidungen den Nachweis nachhaltiger Fischerei ein (FAO, 2010). Dass dieser
Umstand auch für Produkte der kommerziellen Fangfischerei gilt, zeigt die starke Steigerung der
nach MSC Prinzipien zertifizierten Produkte (mündliche Kommunikation, MSC 2010).
Für Binnenfischereibetriebe in Deutschland spielen mögliche Nachhaltigkeitszertifikate (MSC,
Naturland, KRAV) bislang eine untergeordnete Rolle. Gründe dafür sind in Deutschland noch nicht
untersucht, aber hängen mutmaßlich mit fehlenden Informationen, unsicherer Planung und hohen
Kosten eines solchen Vorhabens zusammen (Thrane et al., 2009). Die Zertifizierer, wie auch der
vorliegende Kriterienkatalog, greifen mehr oder weniger in den betrieblichen Alltag ein und fordern
berechtigterweise eine vollständige Dokumentation aller betrieblichen Vorgänge. Das ermöglicht
ein transparentes Zertifizierung-Verfahren (FAO, 2005). Der Verzicht auf einen Nachweis
nachhaltiger Bewirtschaftungspraxis sorgt allerdings dafür, dass Informationen zum
Themenkomplex „Nachhaltigkeit“ und „Nachhaltige Entwicklung“ in der Binnenfischerei von
Kunden oft nicht wahrgenommen werden und Märkte für hochpreisige Fischprodukte daher
möglicherweise nicht angesteuert werden können. Die vorliegende Bewertung des
Testunternehmens zeigt aber deutlich, dass bei reduziertem Aufwand ein höherer Preis für die
Produkte der Binnenfischerei erzielt werden müsste. Dadurch könnten die Ressourcen geschont, die
Wirtschaftlichkeit gesichert und den Verbrauchern die gewünschten Produkteigenschaften
angeboten werden (Gehrlein und Fick, 2007).
Zur Einschätzung der Angepasstheit des Kriterienkataloges an die vorher formulierten Ansprüche
und Zielstellungen können einige Reflexionen hilfreich sein (FAO, 1999; FAO, 2005).
Ein wichtiger Punkt in der Bewertung von Kriterienkatalogen ist die zeitlich definierte Revision
einzelner Indikatoren (Gulbrandsen, 2009). Nach den Prinzipien der FAO sind immer wieder
Aktualisierungen, wegen neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, der Gewinnung aussagefähiger
Daten oder durch unvorhersehbare Veränderungen im System, nötig und vorgeschrieben (FAO,
2005). Die Revision ist auch mit dem hier entwickelten Katalog durchführbar. Einzelne Indikatoren
können jederzeit an neuere Erkenntnisse ausgerichtet werden. Wenn z. B. Alters- und Längendaten
erfasst und entsprechend analysiert werden, ließen sich Grenzwerte für Bestandsparameter
formulieren, einarbeiten und der Kriterienkatalog somit evolutionär weiterentwickeln (FAO, 2009).
92
Der Kriterienkatalog hat das Ziel „Nachhaltige Entwicklung“ auf operationeller Ebene zu
implementieren und den Zweck Binnenfischereibetrieben eine Zertifizierung zu ermöglichen. Eine
Anpassung an die Größe des zu betrachtenden Fischereisystems ist dabei nötig (Garcia und
Cochrane, 2005) und durchgeführt worden.
Ein Vorteil des Kriterienkataloges ist die Überprüfung der gesamten binnenfischereilichen
Aktivitäten (FAO, 2005). So wird ein ganzes Fischereiunternehmen und seine Tätigkeiten
überprüft, um Handlungsempfehlungen zu geben, was z. B. auch mit der Naturland
Gesamtbetriebsumstellung verfolgt wird. Es sollte der Versuch unternommen werden, eine
kostengünstige und realistische Einschätzung der fischereilichen Aktivität selbst vornehmen zu
können. Der Kriterienkatalog kann auf operationeller Ebene angewendet werden und in den
Kontext einer nachhaltigen Entwicklung im Fischereisektor eingefügt werden (FAO, 1999).
Die einfachen Methoden zur Gewinnung der Aussagen sind mittels der Indikatorenliste und
ausgewiesener Literatur nachvollziehbar, wurden dokumentiert und sollten den Betrieb dem Ziel
der Untersuchung näher bringen. Umso größer die Unsicherheit in der Datengewinnung ist, umso
konservativer sollten die Daten interpretiert und genutzt werden (FAO, 2005).
Der Indikatorenkatalog schafft es nicht eine ausreichende Datengewinnung im Bereich der
gesellschaftlichen Nachhaltigkeit zu implementieren und deren Indikatoren quantitativ überprüfbar
zu machen. Für die Bereiche der sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit ist die Gewinnung
verlässlicher Daten sehr schwierig und hauptsächlich verbaler Natur. Trotzdem sind diese
Kategorien der Nachhaltigkeit notwendig um eine Fischerei ganzheitlich einschätzen und ausrichten
zu können und ihre Bedeutung für die Gemeinschaft herauszuarbeiten (Garcia und Cochrane, 2005),
sowie über das Fangen von Fischen hinausgehende Nutzen zu sichern (Holmlund und Hammer,
1999). Durch die gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsindikatoren des vorliegenden Kataloges, soll die
Aufmerksamkeit auf mögliche konfliktreiche Situation gelenkt werden. Konflikte mit Nutzern der
gleichen Ressourcen können die nachhaltige Bewirtschaftung des Systems gefährden und machen
vorsorgende Maßnahmen notwendig (Arlinghaus, 2005). Der Kriterienkatalog müsste eventuell
noch intensiver die beteiligten Akteure identifizieren helfen und sie stärker mit einbeziehen.
Möglicherweise ließen sich durch eine genaue Feststellung beteiligter Akteure, über die im Katalog
angesprochenen Angler hinaus, Gespräche und Versammlungen etablieren. So ließe sich eine noch
stärkere Verbindung mit der Gemeinschaft fördern.
Am ehesten kann die Entwicklung anwendungsorientierter und leicht erfassbarer Referenzen im
Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit gelingen, da hierfür Daten aus der betriebswirtschaftlichen
Praxis zur Verfügung stehen und besonders die FAO zahlreiche Richtlinien zu diesem Thema
veröffentlichte. Der Kriterienkatalog nutzt wissenschaftliche Erkenntnisse zur Formulierung
ökologischer Indikatoren. Defizite in der Datenanalyse konnten, z. B. im Rahmen der Abschätzung
93
von MSY und FYP, mit wissenschaftlichen Methoden reduziert werden. Problematisch ist, dass
kaum fundierte Aussagen zu einzelnen Beständen möglich sind, da in der Regel keine Information
zu Populationsdynamiken genutzter Fischbestände gewässerindividuell zur Verfügung stehen und
einfache Biomassemodelle nur aus der Literatur, mit großer Sicherheitsreserven, formuliert werden
können (Garcia et al., 1989; Beddington und Kirkwood, 2005; Quinn und Collie, 2010).
Allgemein spricht man in der Binnenfischerei von einer datenarmen Situation (Welcomme et al.,
2010). Dieses Defizit gilt es mit dem hier entwickelten Indikatorenkatalog zu beseitigen, sowie die
Erfassung effizienter zu gestalten und die Analyse gewonnener Daten zu verbessern. Die
Ergebnisse zeigen, dass ohne die Indikatorenliste, eine mögliche Überfischung noch länger
verborgen geblieben wäre. Mit der vorsichtigen Kalkulierung potentieller Entnahmemengen
wichtiger Zielfischarten und einer Festlegung auf Grenzwerte, die auch die Freizeitfischerei stärker
berücksichtigen, wäre ein erster wichtiger Schritt getan (FAO, 2005).
Insgesamt wurden Indikatoren und die spezifischen Referenzwerte zu ihrer Überprüfung im
Rahmen des „Ökologisch Nachhaltigen Referenzsystems“ entwickelt und nachvollziehbar mit der
betrieblichen Praxis verglichen (FAO, 1999).
In jedem Fall fördert der Katalog die Verantwortlichkeit und Führerschaft der Berufsfischer für die
Nutzung der aquatischen Ressourcen. Er benennt für das Testunternehmen Defizite und zeigt
mögliche Lösungen, die zu einer Verbesserung des erzielten Ergebnisses führen würden, auf. Der
Indikatorenkatalog ließe sich in diesem Zusammenhang auch als eine Basis für einen betrieblichen
Bewirtschaftungsplanes oder betriebsinterner Weiterbildung nutzen. Weiterhin könnte er helfen die
Ansätze der ökosystembasierten Fischerei (FAO, 2003) und des Vorsorgeprinzips (FAO, 1995b) in
die Bewirtschaftung zu implementieren und in der Gemeinschaft zu kommunizieren.
Ein Mechanismus zur Veröffentlichung der Methoden und Ergebnisse unter den beteiligten
Akteuren ist bislang allerdings nicht entwickelt. Die für diesen Katalog gewonnenen Daten mit der
Öffentlichkeit zu teilen, stellt für die Betriebsführung der Seenfischerei eine enorme
Herausforderung dar, weil eine große Unsicherheit bezüglich der potentiellen Reaktionen besteht.
Eine Diskussion zu diesem Themengebiet auf der Ebene von Fischereiverbänden scheint bislang
wenig Aufmerksamkeit gefunden zu haben, könnte aber mit dem vorliegenden Kriterienkatalog
angestoßen werden.
Der Indikatorenkatalog stellt aus Sicht der FAO (2005) den ersten von drei Schritten zur
Entwicklung einer Zertifizierung von Fangfischereien dar. Als mögliches Label wäre „Nachhaltige
Binnenfischerei Mecklenburg – Vorpommern“ denkbar. Solange aber für ein solches Vorhaben
keine Grundlage auf regionaler Ebene geschaffen wird, bleibt es Binnenfischereibetrieben
überlassen, ihre Übereinstimmung mit dem, in dieser Arbeit abgeleiteten, Referenzsystem zur
„Nachhaltigen Entwicklung“ selbst zu überprüfen.
94
6. Schlussfolgerungen
Gesunde Fischbestände haben weltweit eine große Bedeutung für die Gewinnung von
Nahrungsmitteln und Einkommen. Sie sorgen aber auch für die Befriedigung einer Vielzahl
weitergehender Ansprüche. Werden Fischbestände in ihrer Funktion und Struktur gestört, sind
weitreichende negative Effekte zu erwarten. Konsequenzen einer nicht nachhaltigen
Bewirtschaftung sind weltweit nachgewiesen und können auf unterschiedlichen Ebenen, von
lokalen Gemeinschaften bis zu Gesellschaften, für Konflikte sorgen und sind Mittelpunkt
zahlreicher Diskussionen.
Die hohe Nachfrage nach Fischprodukten in den entwickelten Ländern scheint eine verantwortliche,
nachvollziehbare, an den neusten Erkenntnissen orientierte und sozial gerechte Fangfischerei
einzufordern. Zahlreiche Organisation versuchen über eine Zertifizierung von Fangfischereien, die
gestiegenen Ansprüche von Konsumenten an die Produkte und die Anforderungen an eine
nachhaltige Fischerei zu vereinen. Fangfischereien, die auf Direktvermarktung angewiesen sind,
könnten über kurz oder lang mit diesen, von den gesellschaftlichen Entwicklungen implizierten und
von den Zertifizierungsorganisationen und Umweltverbänden formulierten Ansprüchen, an die
Gewinnung von Fischprodukten, überfordert sein. Eine Problemstellung die in der deutschen
Binnenfischerei bislang keine Berücksichtigung gefunden hat. Denn eine Zertifizierung in
Deutschland ist für den Bereich der Binnenfischerei bislang nicht erfolgt.
Aufgrund der hohen Kosten einer Zertifizierung und der Vielzahl an möglichen Richtlinien könnte
eine Einschätzung von Binnenfischereien oder auch Fischereiverbänden bislang ausgeblieben sein.
Der vorliegende Katalog versucht den Ansprüchen einer nachhaltigen Fischereipraxis näher zu
kommen und eine Entwicklung in Gang zu setzen. Dabei ist die Gewinnung von aussagekräftigen
Daten eine große Herausforderung für den Abgleich mit Indikatorensystemen, ebenso wie die
Ableitung operationeller Kriterien.
Die Ermittlung der Indikatoren und ihre Bewertung zeigen aber, dass auch eine erfolgreich am
Markt etablierte kommerzielle Binnenfischerei große Potentiale für eine nachhaltige Entwicklung
hat und diese umgehend in Angriff genommen werden sollten.
Die Thematik „Nachhaltige Entwicklung“ müsste auf der Ebene von Fischereiverbänden verstärkt
diskutiert werden. Soll eine Zukunftsperspektive entwickelt werden, müssen sich die
Binnenfischereien dem Themenkomplex weiter annähern. Daraus könnte in der Folge eine breite
Diskussion über die Sicherung einer binnenfischereilichen Praxis entstehen oder sogar die
Initiierung eines eigenen, Landes- oder Verbandsweiten, Zertifizierungsschemas gelingen.
95
7. Danksagung
Ich möchte mich außerordentlich für die fachliche Begleitung und die große Geduld meiner
Betreuer, Prof. Dr. Robert Arlinghaus und Dr. Uwe Brämick, bedanken. Weiterhin bin ich Dipl.
Biologe Malte Dorow und Jeanne Wellnitz für ihr Engagement zu ganz besonderem Dank
verpflichtet. Eine große Unterstützung habe ich durch meine Eltern, Conny und Wolfgang Bork,
erfahren. Für ihre Liebe, ihre Geduld und ihr Verständnis kann ich mich gar nicht genug bedanken.
Einen besonderen Dank möchte ich auch David Sutter, Hanno Slawski, meinem Bruder Christoph
und meiner lieben Freundin Jule aussprechen, die mir während der Entstehung dieser Arbeit immer,
mit Diskussionen und Anregungen, hilfreich und unterstützend zur Seite gestanden haben.
Ferner möchte ich meiner ganzen Familie, allen ehemaligen Dozenten und Studienkollegen, sowie
den Kollegen der Seenfischerei, für die unzählbaren positiven Erlebnisse der letzten Jahre danken.
96
8. Erklärung
Hiermit erkläre ich, die vorliegende Masterarbeit selbständig verfasst und keine anderen als die
angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt zu haben.
Berlin, den 24.02.2011 Martin Bork
97
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Zhou, S., Smith, A.D.M., Punt, A.E., Richardson, A.J., Gibss, M., Fulton, E.A., Pascoe, S.,
Bulman, C., Bayliss, P., Sainsbury, K. (2010). Ecosystem-based fisheries management
requieres a change to selective fishing philosophy. Proceedings of the National Academy of
Sciences 107(21):9485-9489.
106
V. Anhang
Anhang 1:
Gesamtfischerträge der Seenfischerei „Obere Havel“ eG Wesenberg 2005 – 2009 in kg
Jahr SN ha Aal Barsch Hecht Zander Karpfen Schlei Plötzen Brassen Wels
2005 5416 4269 2903 13353 10614 6421 2645 29865 44300 385
2006 5416 3815 2357 9541 8540 4237 3976 21100 39500 325
2007 5416 5520 3716 15141 9965 3886 4488 20750 37730 356
2008 5416 4953 2826 12180 9190 3984 3982 26013 18167 206
2009 5416 6336 3115 11837 6729 4868 2719 30350 22990 603
Gesamtangellizenzen der Seenfischerei
Jahr Monatskarten Wochenkarten Tageskarten Jahreskarten Total
2005 417 3007 2522 1502 7448
2006 478 2559 3269 1519 7825
2007 609 3880 2130 1572 8191
2008 594 4097 2017 1418 8126
107
Anhang 2:
Aufwand und Ertrag auf den Testgewässern 2005 – 2009 in kg (1 = Reusenfischerei; 2 = Zugnetzfischerei; 3 = Stellnetzfischerei)
Woblitzsee:
2005
FischereiMethode * 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 1 93 79 34 19 32 22 280 0 0 280
Barsch 2 5 58 14 11 13 18 10 5 126 10 0 136
Hecht 100 100 181 14 9 8 22 6 50 280 340 430 0 770
Zander 3 5 2 5 27 2 12 32 0 44
Karpfen 80 17 34 26 32 40 77 152 0 229
Schlei 2 2 1 10 1 4 7 30 27 30 0 57
Plötz 100 2500 0 2600 0 2600
Blei 3300 0 3300 0 3300
Wels 4 4 0 0 4
Flusskrebs 6 1 7 0 0 7
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
190000
750 750
110000 80000
9191
0
Gesamtbesatz in kg oder St.
1 53
150 100 1945
1
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
234 540 558 288 75
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni
2006
FischereiMethode * 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 98 165 73 55 47 438 0 0 438
Barsch 20 14 15 10 24 3 15 5 83 23 0 106
Hecht 189 15 37 62 24 28 450 400 327 878 0 1205
Zander 2 7 8 3 4 20 165 520 230 24 935 0 959
Karpfen 4 12 100 850 330 16 1280 0 1296
Schlei 1 2 120 50 3 170 0 173
Plötz 200 1700 500 0 2400 0 2400
Blei 200 1150 11000 2000 0 14350 0 14350
Wels 8 8 0 0 8
Flusskrebs 5 2 7 0 0 7
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
160000
0
160000
5050
0
Gesamtbesatz in kg oder St.
2 82 2 2
2644
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
528 682 540 558 336
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni
108
2007
FischereiMethode * 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 65 140 111 62 80 71 61 48 14 652 0 0 652
Barsch 19 28 38 36 45 22 16 12 10 2 10 218 20 0 238
Hecht 270 90 24 14 18 22 12 4 100 4 260 458 360 0 818
Zander 16 11 8 2 2 4 50 220 43 270 0 313
Karpfen 5 50 300 5 350 0 355
Schlei 1 12 11 12 9 10 45 10 0 55
Plötz 0 0 0 0
Blei 16050 0 16050 0 16050
Wels 0 0 0 0
Flusskrebs 13 13 0 0 13
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
160000
500 500
160000
120120
0
Gesamtbesatz in kg oder St.
3 41
450 310 50 4098
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
322 690 713 540 558 465
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni
2008
FischereiMethode * 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 13 109 151 38 38 46 37 87 16 535 0 0 535
Barsch 45 3 31 14 15 18 8 21 20 80 9 140 139 265 0 404
Hecht 120 90 130 15 10 16 10 8 11 30 8 720 298 870 0 1168
Zander 240 5 7 2 20 1215 14 1475 0 1489
Karpfen 35 678 0 713 0 713
Schlei 2 4 4 5 10 5 0 15
Plötz 200 800 1500 0 2500 0 2500
Blei 1500 108 0 1608 0 1608
Wels 26 0 26 0 26
Flusskrebs 3 1 1 4 1 0 5
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
150000
0
150000
9898
0
Gesamtbesatz in kg oder St.
5 91 1
660 682 255 5183
2
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
220 660 682 660 682 682
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni
109
Vilzsee:
2009
FischereiMethode * 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 35 227 91 99 115 65 93 70 795 0 0 795
Barsch 12 23 12 12 16 17 18 1 26 9 250 122 273 1 396
Hecht 120 202 65 20 13 12 20 2 16 10 85 200 256 507 2 765
Zander 15 2 7 2 2 12 2 3 70 300 18 385 12 415
Karpfen 15 2 4 9 6 11 2 15 960 34 990 0 1024
Schlei 5 5 3 2 2 5 2 4 2 175 25 180 0 205
Plötz 80 1000 250 0 1330 0 1330
Blei 200 200 2850 0 3250 0 3250
Wels 5 5 10 0 0 10
Flusskrebs 3 6 9 0 0 9
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
360000
1760 2760
200000 160000
100
1000
100
8
Gesamtbesatz in kg oder St.
3 9
8
2
480 256 4264
3 1
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
286 660 682 660 620 620
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni
2005
Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 58 57 49 22 186 0 0 186
Barsch 10 40 15 19 15 14 20 12 74 71 0 145
Hecht 15 50 60 8 12 4 13 35 7 70 134 0 204
Zander 150 47 90 36 17 90 140 60 13 100 543 0 643
Karpfen 0 0 0 0
Schlei 5 5 2 0 12 0 12
Plötz 700 0 700 0 700
Blei 500 100 0 600 0 600
Wels 15 0 15 0 15
Flusskrebs 0 0 0 0
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
100000
0
100000
0
0
Gesamtbesatz in kg oder St.
3 151 4 2
1391
2 3
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
338 403 390 260
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni
110
2006
Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 35 20 30 20 15 120 0 0 120
Barsch 30 5 25 10 10 12 3 80 12 3 95
Hecht 100 80 10 25 10 110 25 225 110 25 360
Zander 40 25 30 45 20 300 255 160 300 255 715
Karpfen 8 10 10 33 5 28 33 5 66
Schlei 3 25 3 25 0 28
Plötz 0 0 0 0
Blei 2000 0 2000 0 2000
Wels 0 0 0 0
Flusskrebs 0 0 0 0
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
0
0
0
60 60
Gesamtbesatz in kg oder St.
4 4
420 196 1820
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
434 420 350
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni
2007
Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 10 87 85 42 35 90 20 369 0 0 369
Barsch 20 65 46 35 15 35 5 35 10 221 35 10 266
Hecht 50 170 21 14 17 58 3 253 15 333 253 15 601
Zander 30 55 65 38 32 43 5 33 200 268 33 200 501
Karpfen 4 8 30 15 57 0 0 57
Schlei 19 13 12 2 3 80 2 49 80 2 131
Plötz 500 0 500 0 500
Blei 500 0 500 0 500
Wels 5 15 25 45 0 0 45
Flusskrebs 0 0 0 0
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
0
0
8080
40 40
Gesamtbesatz in kg oder St.
33
450 140 2490
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
130 560 580 420 210
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni
111
2008
Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 25 22 50 4 76 25 0 101
Barsch 30 48 75 3 126 30 0 156
Hecht 200 10 140 40 3 16 183 200 26 409
Zander 70 33 22 2 350 57 0 420 477
Karpfen 0 0 0 0
Schlei 4 13 5 22 0 0 22
Plötz 0 0 0 0
Blei 0 0 0 0
Wels 0 0 0 0
Flusskrebs 8 2 3 13 0 0 13
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
100000
0
100000
0
46 64
Gesamtbesatz in kg oder St.
0
18
1098
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
165 390 403 140
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni
2009
FischereiMethode * 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 25 48 33 18 27 151 0 0 151
Barsch 19 30 10 10 5 5 52 60 52 19 131
Hecht 12 80 20 15 10 10 70 30 135 100 12 247
Zander 65 15 25 25 6 8 140 30 79 170 65 314
Karpfen 0 0 0 0
Schlei 2 3 4 5 5 41 10 19 51 0 70
Plötz 1000 0 1000 0 1000
Blei 0 0 0 0
Wels 8 6 14 0 0 14
Flusskrebs 0 0 0 0
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
300000
0
300000
4040
28
Gesamtbesatz in kg oder St.
4
28
3 1
330 1298
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
165 341 165 297
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni
112
Labussee:
2005
Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 42 22 14 1 110 188 1 0 189
Barsch 15 15 54 6 4 45 30 109 60 0 169
Hecht 5 15 50 7 125 2 1 40 30 10 100 173 200 12 385
Zander 30 3 125 50 66 22 3 245 130 45 120 224 535 80 839
Karpfen 10 200 14 10 50 0 260 24 284
Schlei 1 70 2 10 5 40 3 125 0 128
Plötz 250 500 0 750 0 750
Blei 250 1200 0 1450 0 1450
Wels 12 10 20 42 0 0 42
Flusskrebs 0 0 0 0
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
200000
350 350
100000 100000
0
50
Gesamtbesatz in kg oder St.
5 14
10 40
4 1
450 1412
4
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
100 360 372 120 10
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni
2006
Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 36 41 1 40 30 30 25 203 0 0 203
Barsch 28 14 1 30 2 3 78 0 0 78
Hecht 2 120 12 2 20 3 2 25 5 159 30 2 191
Zander 30 95 40 2 100 5 6 175 8 248 183 30 461
Karpfen 5 50 3 5 53 0 58
Schlei 1 2 3 40 5 6 45 0 51
Plötz 0 0 0 0
Blei 0 0 0 0
Wels 5 5 0 0 5
Flusskrebs 2 2 0 0 2
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
130000
0
130000
3030
20
Gesamtbesatz in kg oder St.
3
20
2 1
160 140 1580
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
300 280 90 300 310
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni
113
2007
Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 9 56 12 14 16 25 15 147 0 0 147
Barsch 5 2 5 60 5 11 4 11 6 20 40 3 99 70 3 172
Hecht 10 110 20 55 4 8 5 9 5 20 15 30 196 65 30 291
Zander 100 36 100 120 51 20 16 28 16 45 20 92 45 287 357 45 689
Karpfen 50 50 8 7 15 100 0 115
Schlei 5 15 5 1 30 10 5 16 55 0 71
Plötz 700 0 700 0 700
Blei 600 0 600 0 600
Wels 11 3 14 0 0 14
Flusskrebs 4 7 11 0 0 11
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 10 0 10 0 10
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
100000
600 600
100000
2525
20 20
Gesamtbesatz in kg oder St.
2 81 1
180 1680
2 2
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
200 300 330 230 210 230
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni
2008
Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 6 30 23 1 21 20 22 55 178 0 0 178
Barsch 12 15 10 4 1 8 15 13 17 10 85 20 0 105
Hecht 70 20 30 3 2 2 12 8 24 30 40 141 100 0 241
Zander 4 130 6 330 11 5 20 50 25 30 15 30 151 375 130 656
Karpfen 5 10 5 10 0 15
Schlei 2 20 3 2 23 0 25
Plötz 300 600 0 900 0 900
Blei 400 0 400 0 400
Wels 5 5 10 0 0 10
Flusskrebs 3 3 0 0 3
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
160000
0
160000
6060
16
Gesamtbesatz in kg oder St.
1 5
16
1
180 140 1820
3
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
200 300 330 230 210 230
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni
114
Prieperter See:
2009
FischereiMethode * 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 16 47 24 6 25 24 34 38 214 0 0 214
Barsch 3 9 7 35 5 5 3 3 6 3 10 15 7 30 5 90 42 14 146
Hecht 10 60 60 22 30 6 2 2 5 3 6 17 1 70 60 20 119 220 35 374
Zander 60 15 19 65 24 80 9 4 40 7 25 12 13 7 25 60 60 95 230 200 525
Karpfen 20 5 4 4 5 20 8 33
Schlei 50 5 3 4 1 30 35 4 120 4 128
Plötz 150 1000 1300 0 2450 0 2450
Blei 400 200 1200 0 1800 0 1800
Wels 5 4 5 0 4 9
Flusskrebs 1 2 1 4 8 0 0 8
Rotfeder 5 0 5 0 5
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
290000
880 880
140000 150000
4040
15 47
Gesamtbesatz in kg oder St.
2 6
8 4 8 12
1
240 90 1826
2 1
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
150 300 310 240 248 248
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni
2005
Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 26 7 33 0 0 33
Barsch 85 85 0 0 85
Hecht 95 5 95 5 0 100
Zander 50 23 50 60 80 73 190 0 263
Karpfen 0 0 0 0
Schlei 0 0 0 0
Plötz 500 100 0 600 0 600
Blei 500 900 0 1400 0 1400
Wels 0 0 0 0
Flusskrebs 0 0 0 0
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
0
0
3030
20 20
Gesamtbesatz in kg oder St.
32 1
500
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
270 230
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni
115
2006
Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 19 36 4 2 61 0 0 61
Barsch 42 18 2 10 72 0 0 72
Hecht 65 10 3 5 78 5 0 83
Zander 18 40 5 30 93 0 0 93
Karpfen 10 15 25 0 0 25
Schlei 1 1 0 0 1
Plötz 500 0 500 0 500
Blei 0 0 0 0
Wels 0 0 0 0
Flusskrebs 0 0 0 0
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
160 248 120 60 588
1 1
0
Gesamtbesatz in kg oder St.
30 30
0
70000
0
70000
2007
Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 4 16 6 4 6 10 46 0 0 46
Barsch 20 2 19 4 5 5 5 5 40 20 5 65
Hecht 40 30 30 5 30 5 65 70 5 140
Zander 250 10 48 21 2 15 15 70 180 111 320 180 611
Karpfen 0 0 0 0
Schlei 2 2 0 0 2
Plötz 3500 7000 0 10500 0 10500
Blei 0 0 0 0
Wels 0 0 0 0
Flusskrebs 1 1 2 0 0 2
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
0
0
2020
25 25
Gesamtbesatz in kg oder St.
42
837
2
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
90 180 186 130 130 121
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni
116
2008
Fangmethode 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 14 26 2 5 47 0 0 47
Barsch 10 4 5 10 19 10 0 29
Hecht 10 35 6 3 5 44 15 0 59
Zander 74 80 9 11 7 10 80 2 37 156 80 273
Karpfen 20 0 20 0 20
Schlei 0 0 0 0
Plötz 200 2700 400 0 3300 0 3300
Blei 400 0 400 0 400
Wels 0 0 0 0
Flusskrebs 4 4 0 0 4
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
20000
0
20000
3030
15
Gesamtbesatz in kg oder St.
1 5
15
2
595
2
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
180 185 130 100
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni
2009
FischereiMethode * 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 See
Aal 6 17 4 4 31 0 0 31
Barsch 1 16 2 3 15 2 22 15 2 39
Hecht 30 15 7 45 50 52 45 50 147
Zander 5 10 18 15 4 75 220 27 85 235 347
Karpfen 7 0 0 7 7
Schlei 3 25 1 3 25 1 29
Plötz 20 2500 0 2520 0 2520
Blei 20 4000 100 0 4020 100 4120
Wels 0 0 0 0
Flusskrebs 0 0 0 0
Rotfeder 0 0 0 0
Karausche 0 0 0 0
Giebel 0 0 0 0
sonstige 0 0 0 0
Aufwand in Tagen
Reusen
Zugnetz
Stellnetz
Besatz
Aal in kg (Stückgewicht = X)
Karpfen kg
Hecht Anzahl Ho
Zander Anzahl Zv 0
30000
0
30000
5050
28 40
Gesamtbesatz in kg oder St.
3
12
2
468
1
Gesamtertrag
Gesamtaufwand in d/a
33 165 180 90
Juli August September Oktober November DezemberJanuar Februar März April Mai Juni