Post on 03-Mar-2021
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Teppichmuseum BAKU, AserBAidschAn
hOFFMAnn - JAnZ ArchiTeKTen
Ziviltechniker GmbhWien
presented by
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Teppichmuseum in Baku, Aserbaidschan.
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IDEENFINDUNG
Wurde die Idee der Teppichrolle
sofort gedacht?
da für die Ausarbeitung des Wettbewerbs-
beitrages seitens des Kulturministeriums
12 Tage zur Verfügung standen, ist die idee
der Teppichrolle spontan gefallen.
der „gerollte Teppich” bildet die Grund-
idee des neuen Teppichmuseums, das mit
seiner symbolwirkung auf die Gebäude -
nutzung hinweist und als weiterer Baustein
zur steigerung des Tourismus der stadt
Baku beitragen soll.
Zur Verstärkung der symbolwirkung wird
die rollenförmige Gebäudehülle im Außen-
und innenbereich mit einem Farbton in
gold-bronze versehen. die Gebäudehülle
wird durch „drei Teppichausläufer”
akzentuiert: ansteigend als haupteingang,
horizontal als Freiluftausstellung und
abfallend wird die Verbindung mit den be-
stehenden Grün- und Wasserflächen des
Primorskiy Parkes hergestellt.
die Besuchererschließung erfolgt über den
zur city Plaza orientierten hauptzugang.
die An- und Ablieferung der exponate
sowie der Zugang für das Personal erfolgen
über die Marina Plaza im norden.
Wer hat das Modell gebaut?
Konnten Sie den Bauherrn eher
durch die 3D-Visualisierungen oder
das Modell überzeugen?
die Modellbauarbeiten wurden von
Thomas Gürtler durch geführt.
Für die Präsentation des Wettbewerbs -
beitrages beim staatspräsidenten,
der First Lady und dem Kulturminister
waren das Modell und die 3d-schaubilder
zur Vermittlung der idee wichtig.
Gab es ein Nachhaltigkeitskonzept?
das Projekt wurde nach europäischen
standards geplant und ausgeführt.
FORM- UND MATERIALWAHL
Stand von vornherein fest, die Dach-
und Fassadenrolle als Stahltrapez -
konstruktion auszuführen?
Auf Grund der Gebäudesymbolik wurde
vom statikerbüro Gmeiner-haferl eine
stahlkonstruktion vom Beginn an
empfohlen.
Welche weiteren Aspekte der Material-
wahl sind bei einer Stahltrapezblech-
konstruktion zu berücksichtigen?
die Art der Befestigung des weiteren
dachaufbaues unter Vermeidung von
Wärmebrücken, sowie die Berücksich -
tigung von Bauteilbewegungen auf Grund
der leichten Konstruktion.
Hätten Sie die Gebäudeform auch in
Beton oder Holz ausführen können?
die Ausführung in Beton wäre auf Grund
der vorgegebenen Form zu schwer
ge wesen, auch im hinblick auf die erd -
bebenthematik. holz wäre von der dimen -
sio nierung und dem Brandschutz
problematisch gewesen.
Welche klimatischen Bedingungen
mußten in Hinblick auf
Klimaanlagen und Wärmedämmung
berücksichtigt werden?
durch die klimatischen Verhältnisse in Baku
und der vorgegebenen Kühlung der innen-
räume war eine dampfsperre auch auf der
Außenseite der dämmung erforderlich.
Welche Vorteile bietet Alucobond®?
Wie wurden die Alucobond®-Fassaden-
elemente befestigt?
Aluminiumblech ist ein leichtes und
korrosionsbeständiges Material. es wurde
auf die im FOAMGLAs® dämmstoff einge-
bundenen Krallenplatten ein Trapezblech
mit geringer Bauhöhe montiert, auf denen
genietet die dekoraluminiumelemente
befestigt wurden.
Warum wurde Alucobond® mit
Dekoroberfläche gewählt und keine
schlichte metallische Oberfläche?
im Zuge der Bearbeitung wurden auf
Wunsch des Kulturministeriums mehrere
detailvorschläge erstellt, und ein
historisches Teppichmuster zur Ausführung
ausgewählt.
Visualisierung: beyer.co.at
inTerVieW MiT FrAnZ JAnZ, Architekt hoffmann-Janz Architekten, Wien
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Was ist alles untergebracht
im Teppichmuseum?
im Teppichmuseum wird nicht nur ausge-
stellt, sondern auch gelagert und ge-
forscht, verwaltet und konferiert.
Organisation Erdgeschoss.
Museumsbesucher:
im Bereich des „aufsteigenden Teppich -
ausläufers” befinden sich die zentrale ein-
gangshalle mit Museumsinformation,
Garde roben, Be sprechungsräumen,
souvenirshop, sicherheitsdienst mit Leit-
technikzentrale sowie nebenräume.
Mit Ausrichtung Park ist ein kleiner Gastro-
nomiebetrieb mit Wartezone und sitz -
bereich untergebracht.
die ver tikale Anbindung an die Ausstel-
lungsebene erfolgt mit rolltreppen und
einem Personen aufzug vom Foyer aus.
Administrative und wissenschaftliche Zone:
entlang der südlichen Glasfassade sind die
Museums direktion, Buchhaltung, Büros
und die wissenschaftliche Ab teilung unter-
gebracht.
richtung Park unter der Freiluftausstel-
lungszone befindet sich mit Anbindung an
die eingangshalle der Besucher service.
im mittleren Teil befinden sich das wissen-
schaftliche Archiv, das Foto labor, die edV-
Abteilung und zentrale Garderoben mit
Wasch räumen und Wc-Anlagen.
Zone für Exponate:
Mit Anbindung an die fassadenseitige
sicherheitsschleuse sind für die An- und
Ablieferung der exponate die räumlich -
keiten für Quarantäne, desinfektion,
Teppichreinigung und Trocknung, der
Verpackungsraum mit Lager sowie der
Prüfungs- und Kon trollraum für
Ausstellungs gegenstände untergebracht.
in dieser Funktionseinheit werden über
einen Lastenlift mit Treppenhaus die
restaurations- und Lagerzone in ebene -1,
sowie die Ausstellungsebenen angebunden.
Technik im Untergeschoss.
das Untergeschoss ist mit einem begrünten
Belichtungsatrium entlang der südlichen
Gebäudelängsseite versehen. der Belich-
tungszone zugeordnet befinden sich die
Lagerabteilung und registrierung mit Foto-
archiv, die Manipulationsfläche, die restau-
rations- und Konservierungs abteilung mit
Labor und den zugeordneten Zentrallager-
flächen für die Ausstellungsobjekte.
Unter dem Museumsfoyer gibt es einen
70 m2 Tresorraum für schmuckpräsenta -
tionen.
im östlichen Teil liegen die nebenräume für
das Museums café sowie der Zugang für die
haustechnikzentralen.
Es gibt 3 Ausstellungsebenen
über dem Erdgeschoss.
1. Obergeschoss: entlang der gekrümmten
Außenwand beginnt die erste Teppichaus-
stellungszone. im ersten Obergeschoss be-
findet sich das Lager der heiklen Textilien,
die dort ohne chemikalien, mit hilfe einer
sauerstoffreduzierungsanlage bei einer
maximalen Temperatur von 12 Grad
gelagert werden.
richtung Park sind die Biblio theken mit
Leseterrasse, Ausbildungscenter für
Teppichweben, Knüpfen und stickerei
sowie der souvenir- und Büchershop unter-
gebracht. dieser Zone vorgelagert befindet
sich der „gerade Teppichausläufer” mit
dem Freiluftausstellungsbereich für
Teppiche und skulpturen.
das Museumscafé schwebt als Box über der
vorgelagerten Grünfläche mit raumhohen
schiebe- und Fixglaselementen und sicht
auf Park und Meer.
Für eine museumsunabhängige nutzung
führt eine Freitreppe zu dem außen liegen-
den Zugang.
2. Obergeschoss: neben den räumlich -
keiten für Besprechungen und audiovisuelle
Präsen tationen befindet sich die Ausstel-
lungsebene mit vor gelagertem Luftraum
entlang der südlichen Längsfassade.
richtung Park beginnt die gekrümmte
Gebäudehülle des „gerollten Teppichs”
mit Aus stellungsfunktion.
3. Obergeschoss: Als schwebende Galerie
konstruiert und stützenfrei umhüllt endet
die variabel gestaltbare Ausstellungsebene
als „raum-in-raum-Konzept”.
der Bereich des horizontalen sichtschlitzes
mit sichtbeziehung zum Park eignet sich
für eine sitzgruppe.
Gibt es Stützen im Bereich des
'gerollten Teppichs'?
Mittig in Längsachse befinden sich die
vertikalen erschließungskerne und Beton-
scheiben, auf denen die gerollten stahl -
träger befestigt sind. dadurch ist die
gerollte Gebäudehülle von den einzelnen
Ausstellungsebenen durch Lufträume frei-
gespielt.
Erläutern Sie das
Raum-in Raum-Konzept
die erschließungskerne sowie das
Auditorium wurden von der Gebäudehülle
abgesetzt ausgeführt. ebenso gibt es
keinerlei haustechnische Verbindungen zur
gerollten Außenhülle.
URBANES KONZEPT
Die zum UNESCO-Welterbe gehörende
Altstadt von Baku ist geprägt durch
gelungene Altstadt-Sanierungen und
modernste Architektur.
Welches urbane Konzept liegt der
Projektentwicklung an der Uferpro -
menade, Netchilar Avenue, zugrunde?
ein vom Ministerium zur Verfügung gestell-
ter Masterplan. das neue Teppichmuseum
von Baku liegt in einem park ähnlichen
Gelände an der Uferpromenade, die sich
über mehrere Kilometer Länge erstreckt
und auch als „Vorzimmer der stadt” be-
zeichnet wird.
Was reizt Sie an Projekten in Vorder-
asien?
Mehr Freiheiten im kreativen Prozess durch
weniger reglementierungen von Behörden
und Bauherr.
nUTZUnGKOnZePT
Foto: hoffmann - Janz
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details Fensterbox. Übersicht, Vertikalschnitt.Bauphysik zur Ausführung freigegeben von dr. Pfeiler Gmbh, Wienskizze: hoffmann - Janz Architekten
VerTiKALschniTT deTAiL FensTerBOX eBene +3
Fensterbox ebene +3. Fassaden nord, Achse 7-8-9-10.Vertikalschnitt. Bauphysik zur Ausführung freigegeben von dr. Pfeiler Gmbh, Wienskizze: hoffmann - Janz Architekten
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AUssTeLLUnGsKOnZePT
Warum ein Museum für
Teppiche? Ist das Gebäude nur
irgendein Designmuseum für
Gebrauchsgüter?
nein. seit 2010 sind Aserbaid -
schanische Teppiche als Meister-
werke des immateriellen, d.h.
lebendigen Kulturgutes von der
UnescO unter schutz gestellt.
die Geschichte der Teppichkunst
reicht in Aserbaidschan mehrere
Jahrtausende zurück. Teppich und
Leben sind in dem Land kaum zu
trennen. Tradition, Geschichte,
handwerkskunst sind hier eng
verbunden.
Bei der extravaganten
Gebäudeform vermute ich, dass
Sie als Architekt am Ausstel-
lungskonzept mitwirkten?
in Zusammenarbeit mit dem
Museumsteam und dem Kulturmi-
nisterium wurden von uns die Aus-
stellungsbereiche, die Gestaltung
und detaillierung der Möblierung
durchgeführt.
Aus welchem Material
besteht die gold-bronze
Innenverkleidung?
eine farbbeschichtete 2-lagige
Gipskartonplatte, auf einer stahl-
unterkonstruktion befestigt.
Wie wurden die Teppiche auf
den gekrümmten Flächen
befestigt?
Vorgefertigte, gerade und ge-
krümmte Trägerplatten, die mit
distanz auf den vorgegebenen
systembohrungen verankert sind.Pre-Opening mit staatspräsident und Kulturminister.
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Vorhandene Exponate
Teppiche 4.600
Metallkunstwerke 1.300
Kleidungsstücke 1.200
Keramik, Glas, holz 1.200
Papier 1.000
schmuck 700
Bücher 3.000
Foto 350
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die UFerPrOMenAde in BAKU
Fotos: hoffmann - Janz Architekten
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erÖFFnUnG 26.08.2014
Fotos: hoffmann - Janz Architekten
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Wärmedämmung
FOAMGLAS®
Kompaktdach mit Falzblech-eindeckung auf Trapezblech
1 Trapezblech2 FOAMGLAs® reAdY BOArd, verklebt3 Krallenplatte Pc® sP 150 / 1504 Bituminöse Abdichtung5 Trennlage6 Falzblech bzw. Alucobond®
Fassadenelemente
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Projektdaten
Verbaute Fläche: 4.711,00 m2
Unterbaute Fläche: 4.791,00 m2
Bruttogeschossfläche OG/UG: 18.446,00 m2
Gebäudelänge: 121,25 m2
Gebäudebreite: 22,30 m2
Gebäudehöhe: 18,50 m2
Geschosshöhe ebene -1: 3,95 m2
Geschosshöhe ebene 0: 4,00 m2
Geschosshöhe ebene 1: 4,50 m2
Geschosshöhe ebene 2: 4,00 m2
Geschosshöhe ebene 3: 6,00 m2
Konstruktionsraster: 7,50 m2
Ausbauraster Büro: 1,25 m2
Ausstellungsflächen innen, Gesamt 4.250,00 m2
ebene 1 horizontal: 850,00 m2
ebene 1 gekrümmt (9x100 m): 900,00 m2
ebene 2 horizontal: 800,00 m2
ebene 2 gekrümmt (9x90 m): 800,00 m2
ebene 3 horizontal: 900,00 m2
Freiluftausstellung: 600,00 m2
Zentrallager für exponate: 1.620,00 m2
Aufzüge
1 Personenaufzug
2 Lastenaufzüge
6 rolltreppen
Personal: 200 Personen
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hoffmann-Janz Architekten Ziviltechniker Gmbh
Architekt Prof. dipl.-ing. ernst hoffmann & Architekt Franz JanzFriedensgasse 2/12 | 1020 Wien | AustriaFon +43 1 7202002-0 | Fax +43 1 7202002-20e-Mail janz@e-hoffmann.atwww.hoffmann-janz.com
Realisierte und in Bearbeitung befindliche Projekte (Auswahl)
- dc Tower 1, donaucity Wien, mit dominique Perrault
- Marina Tower in Wien
- Gate 2 Office, Wien, simmering
- hotel schubertring, Wien 1
- BOKU Biotech Zentrum, Wien 19
- Bürogebäude st. Marx, Wien 3
- Wohnhausanlagen, Wien 9., 10., 19., 22., 23.
- strabag Konzernzentrale in Wien
- headquarter nÖ Gebietskrankenkasse + PVA, st. Pölten
- schlosshotel Waidhofen an der Ybbs, nÖ
- Masterplan eliteuniversität Gugging, nÖ
- instrumentenmuseum in Baku, Aserbaidschan
- Teppichmuseum in Baku, Aserbaidschan
- Floreasca city center Bukarest, rumänien
- sky Tower Bukarest, rumänien
- Property Tower, Baku, Aserbaidschan
- sport diagnostic center, Baku, Aserbaidschan
- new sadko Water Pavillon, caspian sea
- Wohnsiedlung in sofia, Bulgarien
seit 1983 Zusammenarbeit hoffmann Janz Architekten
2001 Gründung der hoffmann-Janz ZT Gmbh
Franz Janz
Federführender Architekt fürdas Teppichmuseum in Baku, AzerbaidschanPhoto: Bildredaktion Wien, Gregor Tatschl
dAs ArchiTeKTUrBÜrO