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Sonntag, 27. Dezember 2015 (20:05-21:00 Uhr) KW 52 Deutschlandfunk / Abt. Hörspiel/ Hintergrund Kultur
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Himmelslandschaften
Über die Faszination der Wolken
Von Achim Hahn
Regie: der Autor
Redaktion: Klaus Pilger
Produktion: Deutschlandfunk 2012
M a n u s k r i p t Urheberrechtlicher Hinweis
Dieses Manuskript ist urheberrechtlich ge-schützt und darf vom Empfänger aus-schließlich zu rein privaten Zwecken ge-nutzt werden. Die Vervielfältigung, Verbreitung oder sons-tige Nutzung, die über den in §§ 44a bis 63a Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. © - ggf. unkorrigiertes Exemplar -
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SONGAUSSCHNITT ALIN COEN: Wolken
Komm mit mir mit,
wir geh'n;
irgendwo hin und dann,
schauen wir hoch
und sehen uns die Wolken
an.
AUTOR: Himmelslandschaften
PLÖGER: Wenn man dann in den Himmel kuckt, und es ist immer blau – das ist schon ganz schön
langweilig.
AUTOR: Über die Faszination der Wolken
THOMAS DOSSLER: Wolken spiegeln das Leben wieder. Es ist Teil meiner Lebensfreude....
SPRECHER 1: Ein Feature von Achim Hahn
Gewitter
Ladies & Gentlemen, aufgrund der Wettermeldungen müssen wir nach dem Start mit einigen Turbu-
lenzen rechnen, die wir aber sehr bald hinter uns lassen werden.
GEWITTER / Düsenjetgeräusch /dramatische Musik
SPRECHER 2: Eigentlich hätte es ein Routineflug werden sollen. Auch wenn Gewitter angesagt waren.
Denn die konnte er mit seinem F8-Kampfjet mühelos übersteigen. Dachte William Rankin. Oberstleut-
nant des US-Marine Corps. Doch dann passierte es:
At 6 pm on a summernight in 1959, Pilot Ltcn. William Rankin F8 suffered an engine failure while flying
at 47.000 feet.
SPRECHER 2: Um 18:00h an diesem Sommerabend des Jahres 1959 fiel bei Rankins F8 plötzlich das
Triebwerk aus. Direkt über dem Wolkengipfel, in 14.000m Höhe. Er musste schnell handeln, zog den
Hebel, um die Hilfsturbinen auszulösen. Doch auch der brach ab.
Rankin was about to have a very bad day.
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SPRECHER 2: Rankin konnte nur noch eins: Aussteigen. Direkt über dieser Gewitterwolke. Ohne
Druckanzug. Er hatte keine Wahl. Die Lufttemperatur betrug minus 50 Grad. Raus in die Todesszone. –
Damit war er der erste Mensch, der mitten durch eine der mächtigsten aller Wolken fiel – und der dies
überlebte. „The man who rode the thunder“, hieß sein Bericht, den er später als Buch herausbrachte.
DOORS REFRAIN Riders on the storm
SPRECHER 2: Auch sie hat die gefährlichste aller Wolken überlebt: Ewa Wisnierska
PLÖGER: Die Gleitschirmpilotin, die im Januar 2007 in Australien in eine Gewitterwolke geriet. Und
zwar hat sie zu tun gehabt mit einer aufsteigenden Luftmasse, die ging so massiv nach oben. Die Wol-
ke hat soviel Energie verbraucht, soviel eingezogen, dass Ewa miteingezogen wurde.
COLLAGE aus mehrsprachigen Nachrichtensendungen über den Sturmflug:
Ewa Wisnierska: Ich war unter einer kleinen Wolke, wie wir sonst Wolken anfliegen, die aus der Ther-
mik entstehen und leider zu diesem Moment ist diese kleine Wolke – sag ich mal – explodiert und aus
ihr hat sich ein neues Gewitter gebildet. Ich hab das erst nicht als gefährlich eingestuft, aber dann
eben, als ich stieg und stieg, da wusste ich jetzt wird’s ernst, jetzt bin ich in richtiger Gefahr.
PLÖGER: Ein Chinese ist dabei auch tragischer Weise tödlich verunglückt. Sie hat das überlebt, und
zwar aus folgendem Grund. Sie ist ohnmächtig geworden in einer Höhe ab ca. 6000m, ihr Höhenmes-
ser hat gezeigt, dass sie auf 9600m unterwegs war, also da wo die Airliner sind, im bewusstlosen Zu-
stand, das hat sie gerettet. Der Körper kann dann mit solchen Temperaturen klar kommen, im bewuss-
ten Zustand nicht, und dann ist sie selbst runter gekommen und hat eine Landung hinlegen können. ...
Ein unglaubliches Ereignis, aber das zeigt uns, die Kräfte von solchen atmosphärischen Bewegungen,
von solchen Wolken sind unwahrscheinlich groß.
GEWITTER
SPRECHER 2: Wolken – ein Natur- und manchmal auch Medienereignis, das die Menschen bewegt.
Nicht nur in solchen dramatischen Ausnahmesituationen, wenn Gewitter aufziehen und sich zu be-
drohlichen Wolkengebirgslandschaften auftürmen.
THOMAS DOSSLER Unten dunkel und oben ganz hell, manchmal spektakulär beleuchtet. Die flacht
oben ab durch diese Eiseskälte, die da ist, durch dieses Abfrieren haben Sie das Gefühl, da ist nen Eis-
block, der sieht aus wie’n Amboss und Thors Hammer schlägt darauf und dann geht's los.
SPRECHER 2: Kommt der Wolkengucker Thomas Dossler ins Schwärmen.
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THOMAS DOSSLER Sie haben das Gefühl, als würden die Wolken von sich aus oben leuchten, wie
glühendes Eisen können die aussehen, ist toll.
SPRECHER 2: „Könige der Wolken“ nennt man sie – oder auch „Darth Vader des Wolkenreichs“. Von
Wolkenkennern als cumulonimbus capilatus incus bezeichnet. Auch der Meteorologe Sven Plöger ist
von dieser einzigartigen Wolkenformation ziemlich begeistert.
PLÖGER: Wenn ich die dann ankündige, und wenn ich die dann möglicherweise im Zeitraffer mal so
richtig schön sehen kann oder den Zuschauern zeigen kann, dann hüpft das Herz der Meteorologen
ganz hoch.
SPRECHER 2: Schon seit frühester Kindheit sind Wolken für ihn ein extrem faszinierendes Erlebnis.
PLÖGER: Ich war wirklich son klassischer Hans-Kuck-In-die-Luft und dann war Wolken das große
Thema: wie sehen die aus? Dann hab ich Bücher, dann hab ich jede Wolke 417.000mal angeschaut und
fand alles ganz faszinierend, hab die Wolken beobachtet, hab die Entwicklung beobachtet, hab den Re-
gen Gewitter beobachtet, nächtelang auf dem Balkon zugebracht, jeden Blitz angekuckt und wie die
Wolken dann nachts angeleuchtet sind, wenn’s blitzte. Also ich war da schon fast pathologisch unter-
wegs.
SPRECHER 2: Auch Sven Plöger ist ein Wolkengucker – nicht nur als passionierter Gleitschirmflieger,
sondern schon lange auch aus professionellen Gründen. Denn er ist einer der Wetterfrösche der ARD.
Sein Metier: im Fernsehen das Wetter in maximal 2 Minuten und 19 Sekunden zu präsentieren:
TV-MOD Begrüßung, dann unter Interviewtake ausblenden
Schönen Guten Abend, willkommen zum Wetter im Ersten. ...
PLÖGER: Also die Wolke zu beobachten, zu sehen, wie sie sich verändert, formt, für mich ist das etwas
unglaublich Beruhigendes. Der Natur zuzuschauen, wie sie so ganz selbstständig Dinge tut, wie Pro-
zesse ablaufen, im einen Moment, wenn ich das beobachte, bin ich einfach fasziniert, weil ich mir als
Meteorologe vorstellen kann, was in der Wolke passiert, das ist dann, glaub ich, mehr die linke Hirn-
hälfte, dann schaltet sich die rechte Hirnhälfte dazu, die dann sagt: o ja, meine Güte, das sieht ja
spannend aus. Es gibt ja auch viele Menschen, die dann sagen, wenn sie auf eine Wolke schauen, die
stellt – ich sag's jetzt mal ganz banal – einen Elefanten oder ein Nilpferd dar. Ich finde das faszinie-
rend, einfach nur zu kucken, diese Bilder, die gemalt werden anzukucken. Und ich glaube in unserer
heutigen, immer hektischer werdenden Welt ist etwas was eine Ruhe ausstrahlt, eine Entspanntheit,
eine Gemütlichkeit, etwas, was man brauchen kann.
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HANS-MAGNUS ENZENSBERGER:
Majestätisch einsam und weiß
steigen sie auf vor seidigem Blau,
oder drängeln sich aneinander...
WETTERFRAU: Im Süden sind insgesamt mehr Wolken unterwegs.
ENZENSBERGER... wie frierende Tiere, kollektiv / und dumpf,
WETTERMANN: Da gab’s, wie erwartet, noch ein paar größere Quellwolken.
ENZENSBERGER... ballen sich tintig / zu elektrischen Katastrophen, /
dröhnen, leuchten, ungerührt, / hageln und schütten sich aus.
WETTERMANN: Das war eher Mückenpipi, das war kaum spürbar, und nach Süden, man sieht’s, wer-
den die Wolken im Tagesverlauf – eben wie gesehen – immer dünner.
ENZENSBERGER...Wie sie sich seidig hinzieht, diese Population
von glänzenden Rippen, Flocken und Schleiern, wie sie sich eilig aufbauschen, diese Bänke,
Ballen, Walzen, Kuppeln, Türme
GEWITTERGRUMMELN
PLÖGER: Es ist viel viel spannender, wenn sich was tut, wenn man sich wirklich so sprichwörtlich ins
Gras legt und beobachtet so ein, zwei Stunden daliegend, wie ein Wolke sich formt, umformt und wie-
der verschwindet und neu entsteht. Das hat eine unglaubliche Faszination.
SPRECHER 2: Wolkengucker lieben den Himmel, sofern sich dort mehr abspielt, als nur dieses ewige
Blau, von dem nicht nur Hans Magnus Enzensberger in seinem Gedichtzyklus „Die Geschichte der
Wolken“ lapidar schreibt:
ENZENSBERGER Der blaue Himmel ist blau.
Damit ist alles gesagt
über den blauen Himmel.
DOSSLER Für den Wolkenliebhaber gibt's nichts Schlimmeres als ein blauer Himmel.....
SPRECHER 2: Einschläfernd, langweilig, manchmal schweißtreibend: Der Blick ins Einerlei. Für Säug-
linge empfohlen. So liegen sie dann da – entdecken irgendwann die ersten, weißen, bauschigen Gebil-
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de, die über ihnen vorüberziehen. Verführerisch flauschig, zum Greifen zu fern. Sehnsuchtsgebilde im
watteweichen Himmelskino.
PETER BEXTE: Das ist so’n gewisses Urerlebnis, in die Wolken reinzukucken und irgendwann Gestal-
ten zu sehen
SPRECHER 2: ... und vielleicht werden manche damit schon früh ebenfalls zu Wolkenguckern – ihr Le-
ben lang.
SONGAUSSCHNITT: Ich & Ich: Wolken ziehn vorbei
Wolken ziehen vorbei
dunkel und hell
langsam und schnell
sie ziehen vorbei
GAVIN PRETOR-PINNEY (übersetzt): Leonardo da Vinci nannte die Wolken einmal “Körper ohne
Oberfläche”. Sie haben etwas sehr Mysteriöses, und das ist wohl auch ein Grund, warum kleine Kinder
das so spannend finden. Wolken sehen aus wie Objekte, aber man kann sie nicht wirklich greifen.
SPRECHER 2: Auch Gavin Pretor-Pinney ist Wolkengucker – und Brite, was schon bedeutsam ist, wenn
man erfährt, dass er es war, der die Idee zu einem weltweit ganz besonderen Club hatte: der Cloud Ap-
preciation Society, einer Gesellschaft von Menschen, die den Wolken die Anerkennung erweisen, die
sie verdienen.
PRETOR-PINNEY Ich gründete die Cloud Appreciation Society, die Gesellschaft zur Wertschätzung der
Wolke, im Jahr 2004. Eine Freundin von mir lud mich ein, einen Vortrag über Wolken auf einem Litera-
turfestival in Cornwall zu halten. Sie wusste, ich bin ein Wolkenfan, und natürlich sagte ich zu, denn
ich möchte ja versuchen, die negativen Gefühle der Menschen den Wolken gegenüber zu ändern. Die
sind ja schon in unserer Sprache verankert, wenn man z.B. im Englischen sagt – da hängt eine Wolke
über jemanden – dann ist das negativ. Und weil ich deshalb befürchtete, es würden gar keine Leute zu
so einem Wolken-Vortrag kommen, überlegte ich, wie ich Leute neugierig machen könnte; und so gab
ich dem Vortrag den Titel: “Eröffnungsvorlesung der Gesellschaft zur Wertschätzung der Wolken”. Ich
dachte, das klingt ziemlich ungewöhnlich. Aber es hat offenbar funktioniert. Es kamen am Ende sogar
viele Zuhörer zu mir und sagten: Super, wie kann ich Ihrer Gesellschaft beitreten?
SPRECHER 2: Was Gavin Pretor-Pinney anfangs noch mit einem leicht ironischen Understatement ins
Leben gerufen hatte, entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem medienwirksamen Netzwerk, das
sich vor allem über das Internet rasch vergrößerte.
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PRETOR-PINNEY Tatsächlich ist es doch so: wir brauchen die Gesellschaft zur Wertschätzung der
Wolken. Jemand muss sich doch für sie einsetzen. Wolken gehören zum Schönsten, was die Natur ei-
nem bietet. Man muss nur seine Einstellung dazu verändern, um das auch zu merken.
SPRECHER 2: Manifest der cloud appreciation society.
PRETOR-PINNEY:
Wir glauben, dass Wolken zu Unrecht
verleumdet werden und das Leben ohne sie
unendlich viel ärmer wäre.
Wir halten Wolken für die Poesie der Natur und die
demokratischste ihrer Schönheiten, da jedermann
einen fantastischen Blick auf sie hat.
Wir geloben, den „Blauen-Himmel-Kult“ zu
bekämpfen, wo immer wir ihn antreffen.
Das Leben wäre langweilig, müssten wir jeden Tag zu einer
wolkenlosen Monotonie aufblicken.
COLLAGE Wolkenwetterberichte
PRETOR-PINNEY Das Ziel der Gesellschaft zur Wertschätzung der Wolken ist Menschen an etwas zu
erinnern, was sie eigentlich wissen. Dass der Himmel der großartigste und schönste Teil der Natur ist.
Auch der poetischste. Ich sage poetisch, weil Wolken sich immerzu verändern, so wie unsere Gefühle.
Sie überwältigen uns. Natürlich unterliegen sie physikalischen Gesetzmäßigkeiten, aber gefühlt haben
sie etwas Poetisches. Und deshalb allein schon lohnt es sich, den Himmel zu beobachten. Auf der ei-
nen Seite, weil wir damit das Wetter vorhersagen können. Auf der anderen Seite ist es aber auch eine
Art von meteorologischer Meditation.
SPRECHER 2: Über 30.000 Mitglieder sind inzwischen bekennende Wolkengucker. Menschen wie Ga-
vin Pretor-Pinney, die glauben, dass Wolken für Träumer da sind und ihr Anblick der Seele gut tut.
PRETOR-PINNEY: We believe that clouds are for dreamers.
SPRECHER 2: Mit Zertifikat, Button und Mitgliedsnummer.
DOSSLER: Die sind so’n bisschen skurril. Also, das war für mich son Monty-Python-Phänomen. Ich
hab gedacht, die müssen Humor haben, um so eine Society zu gründen. So hab ich das erst gedacht.
Wie viel Ernst dahinter steckt, hab ich dann erst später erlebt.
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SPRECHER 2: Thomas Dossler aus Solingen, Gynäkologe im Ruhestand, und seit eh und je Wolkengu-
cker, bevor er sich selbst der Cloud Appreciation Society anschloss.
DOSSLER: Aber zunächst hab ich gedacht, das sind irgendwelche Spinner – sorry, falls der Gavin das
jetzt hört – aber ich fühlte mich da zugehörig.
SPRECHER 2: Genau wie Frank Lloyd, Professor für Horn an der Folkwang Hochschule in Essen:
FRANK LLOYD: Ich habe immer ein Auge oben, um zu kucken dann, was da oben läuft, und was für
Wetterbedingungen und die Verhältnisse und was für Wolkenformen können, und welche schon da
sind
SPRECHER 2: Oder auch der Kölner Künstler und Werbetexter Bernd Straub-Molitor.
BERND STRAUB-MOLITOR: Verrückt? Nein verrückt find ich’s nicht. Es gibt wesentliche verrücktere
Vereine, ich find's noch nicht mal besonders exaltiert oder typisch britisch exzentrisch irgendwie.
SPRECHER 2: Immerhin ist er auch ein wenig stolz darauf, schon recht früh dabei gewesen zu sein.
STRAUB-MOLITOR: Das Ganze ist ja eher so ‘ne symbolische, ideelle Angelegenheit. Aber ich fand’s l
– ja – cool, da mal ausgerechnet in dieser Gesellschaft, dieser Society (lacht) klingt ja fast son bisschen
wie Royal Society – da Mitglied zu sein. Ich glaube auch, ich weiß es nicht genau, aber ich bin eins der
frühen Mitglieder in Deutschland. Meine Mitgliedsnummer ist eine 4000er Nummer.
SPRECHER 2: In Deutschland gibt es derzeit 670 organisierte Wolkengucker. Im Vergleich zu den Bri-
ten, die mit fast 20.000 Mitgliedern an der Spitze der Vereinsstatistik stehen, ist das immerhin Platz
vier. Gleich nach den USA und Australien.
STRAUB-MOLITOR: Ach so hier übrigens, das ist meine Mitgliedsurkunde: „we do hereby certify that
Bernd Straub-Molitor was elected as a member of this society on June 16th 2006 and will handforce
seek to persuade all who listen of the wonder and beauty of clouds. Membership 4073 number.
SPRECHER 2: Das Kleingedruckte, wenn man so will. Das Versprechen, die Menschen vom Wunder
und von der Schönheit der Wolken zu überzeugen. Denn Wolken sind mehr als nur ein meteorologi-
sches Phänomen.
PLÖGER: Manche Menschen sagen ja, wenn's um Wolken geht, das sei Wasserdampf. Das ist natür-
lich Unsinn. Denn Wasserdampf kann man nicht sehen und auch übrigens nicht riechen. Die Wolken
bestehen aus Wassertropfen. Aber diese Wassertröpfchen sind ungeheuer klein und deswegen können
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diese Wassertröpfchen eben auch schweben, sonst würd ne Wolke ja auch gern auf den Boden fallen,
aber das tut sie nicht. Dieser Wassertröpfchen schweben und sind dann sichtbar, und dadurch sehen
wir eine Wolke, die wir so empfinden, als wären das Wattebäusche, die dann so in der Luft wären .
SPRECHER 2: Für viele sind sie ein Synonym für das Unklare und Unbestimmbare. Für das Glück, aber
auch für das Düstere in uns. Eine Art Universalbegriff, von dem die Berliner Klimatologin Anja Pagen-
kopf sagt:
ANJA PAGENKOPF Man kann alles mit Wolke verknüpfen in Zusammengesetzten Substantiven. Z.B.
kann man sich son Spiel machen: Nimm ein deutsches Wort und setze Wolke daran und dann versuch
das zu erklären und es kommt immer irgendwas dabei raus. Selbst Krautwolke gibt es.
SPRECHER 2: Und seit neustem geistert sie nicht minder nebulös als cloud durch die Computersphä-
ren.
KLAUS KLEBER Dort kann ich alles, was ich bisher auf dem Computer hatte, abspeichern
SPRECHER 2: Es gibt Wolkenkratzer und Wolkenschieber, die Punktwolke in der Mathematik oder die
Figur in der Heraldik, es gibt die Dunkelwolke in der Astronomie oder das Land der großen weißen
Wolke, die Wölkchen-Werbung eines Puddingherstellers, aber auch die Kölner Popband Wolke. Und
manche Menschen nutzten sie auch zum einzigartigen Vornamen Ihres Kindes .
SONGAUSSCHNITT: TORI AMOS REFRAIN: "pick out your cloud"
COLLAGE Wolke Hegenbarth
Harald Schmidt: Herzlich Willkommen – Wolke Hegenbarth. //
Stefan Raab: Wolke Hegenbarth. //
Wolke: Hallo, ich bin Wolke. Ich bin Schauspielerin.
Harald Schmidt: Sag es bitte einmal noch mal ganz kurz für alle, die es nicht wissen, warum heißt Du
Wolke?
Wolke: (etwas genervt) Weil meinen Eltern der Name gut gefiel. Ich hab’s etwas abgekürzt.
STRAUB-MOLITOR Ich finde das Faszinierende an Wolken ist ja, dass sie gleichzeitig konkret und abs-
trakt sind.
PAGENKOPF Das Problem ist bei den Wolken, die sind ja immer da und deswegen werden die gar
nicht mehr als so speziell wahrgenommen.
STRAUB-MOLITOR Aber man schaut sich nicht Wolken mit Vorsatz an. Man schaut sie an, wenn Wol-
ken da sind und dem Wolkengucker fällt der Himmel dann auch auf.
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PAGENKOPF Also das A und O sich mit Wolken zu befassen ist, man muss raus und möglichst mit
viel Zeit.
SPRECHER 2: Wolken – unfassbare Himmelslandschaften, die viele Menschen faszinieren und sie zum
fantasievollen, luftigen Betrachten motivieren.
DOSSLER: Himmelslandschaften ist ein Begriff, mit dem die meisten Leute nichts anfangen können,
weil sie den Himmel nicht plastisch sehen .
ENZENSBERGER: Eine Prise Staub genügt, ein bisschen Salz oder Rauch.
DOSSLER: Sie sehen ne Wolke, ein bisschen blau, es fällt ihnen nichts auf. Aber schaut man in den
Himmel rein, dann sieht man die Tiefe plötzlich.
ENZENSBERGER: Ja, sie mutieren unentwegt, über Nacht
diese Kreaturen, gewaltlos und einfallsreich
DOSSLER: Sie sehen Wolken, die vorne sind. Sie sehen Wolken, die hoch sind. Sie wissen, diese Wolke
ist 4,5, km über mir. Und sie sehen, wie sich Wolkenschichten wie die Kulissen im Theater voreinander
herschieben und variieren und ständig ändern, und dann ist da ein schnellerer Wind, und dann ist da
ein anderer Wind, der die Wolken auflöst und da ist ein anderer Wind, der die Wolke zusammenballt…
ENZENSBERGER: Variationen noch und noch,
DOSSLER: ...und dann sehen sie plötzlich ein Loch in der Wolkenschicht entstehen, und sie sehen wie
die Falltür beim Henker aufgeht, und dann fällt son ganzes Wolkenstück runter, und sie sehen durch
dieses Loch dann plötzlich den blauen Himmel, fallstrick-holes nennen sie das.
ENZENSBERGER: und bei alledem
bleibt alles beim alten.
SPRECHER 2: Die meisten Menschen dagegen sehen, wenn sie denn überhaupt die Wolken beachten,
vielleicht so was wie Teddybären oder Gesichter mit langen Nasen, Tierfiguren, UFOs oder auch den
Sensenmann, den Gavin Pretor-Pinney in seinen Vorträgen sogar durch ein Foto belegen kann.
PRETOR-PINNEY: The grimm reaper. – Whooo!
SPRECHER 2: Genau wie den Michelin-Mann, der eine Bank ausraubt.
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PRETOR-PINNEY: Then this next one is a Michelin man going to rob a bank. (LACHEN)
PRETOR-PINNEY: Es scheint ein menschliches Bedürfnis zu sein, Sinn in die Dinge der Welt zu brin-
gen, sie in Schubladen zu packen. Entweder durch Klassifizierung oder durch die unterschiedlichsten
Formen, die man in den Wolken zu erkennen glaubt. Wolken wie Herzen oder auch Fragezeichen z.B.;
und das macht ja auch Spaß. Aber man wird nichts entdecken können, wenn man in einer ernsten,
düsteren Stimmung ist oder wenn man gestresst ist. Da muss man schon etwas unbeschwert sein und
Spaß haben, deshalb ist Wolkengucken etwas so Tolles.
SPRECHER 2: Wenn man nicht gerade als Wolkenforscher lediglich in die Röhre guckt.
FRANK STRATMANN: Wir machen das so, dass wir unsere Wolke erst mal in ein Rohr einsperren, das
wir durchströmen, und das wir dieses Rohr dann kühlen. D.h. wir bilden das nach, was in der Atmo-
sphäre passiert...
SPRECHER 2: ...erklärt Frank Stratmann, Leiter des Wolkenlabors am Troposphärischen Institut in
Leipzig. Es ist eines der führenden Forschungsinstitute, in denen die Simulation einer Wolke auch
Antworten auf die drängenden Probleme des Klimawandels geben soll.
STRATMANN: Ist technisch doch relativ aufwendig auch nur Teilprozesse von Wolken zu simulieren,
und was ein bisschen tragisch ist, selbst für uns, die wir tagtäglich damit umgehen: unsere Wolke se-
hen wir gar nicht oder wir sehen praktisch nur ihre Reaktionen. Sie selbst sehen wir nur auf unseren
Messgeräten.
SPRECHER 2: Beginnen wir also zunächst mit den Basics:
STRATMANN: Eine Wolke entsteht draußen dadurch, dass ein Luftpaket, was sich am Boden befindet,
dass das aufgewärmt wird und aufsteigt. So und dabei während des Aufsteigens kühlt es sich ab. Und
damit passiert eigentlich was ähnliches, was auch im Badezimmer z.B. passiert, wenn ich dusche, dass
dieser Wasserdampf, der in dieser Luft vorhanden ist, dass der kondensiert. D.h. der bildet Tropfen, so
ähnlich wie mein Spiegel im Badezimmer beschlägt. Um aber Kondensieren zu können – das macht
der nicht aus sich heraus – sondern dafür braucht er irgendwas, worauf der kondensieren kann – im
Badezimmer z.B. der Spiegel – für uns oder in der Atmosphäre sind das eben so genannte Feinstaub-
oder Aerosolpartikel. Und dadurch, dass der Wasserdampf auf diesen Partikeln kondensiert, bildet sich
dann ne Wolke.
SPRECHER 2: Am Institut für Troposphärenforschung in Leipzig werden diese komplexen Entste-
hungszusammenhänge der Wolken untersucht – und nachgebildet.
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STRATMANN: Der Versuchsaufbau sieht von außen eigentlich sehr unspektakulär aus, weil man viel
Isolationsmaterial sieht. Generell besteht der Aufbau aus einem 7m langen Edelstahlrohr, das hat nen
Durchmesser von 15mm und in diesen 15mm befindet sich dann diese 2mm dicke Wolke; und die
wird oben gebildet, wo wir die Partikel mit der Luft einströmen, und kann sich dann eben verändern in
der Art und Weise, was uns gerade interessiert, nämlich wie sich Wolkentropfen bilden und die andere
Sache ist, wie diese Wolkentropfen gefrieren.
SPRECHER 2: Hintergrund für diese Forschungen – wie auch für das weltweit zunehmende Interesse
an Wolken überhaupt – ist ihre Rolle für das Weltklima, – denn die ist noch längst nicht eindeutig ge-
klärt. Wolken stellen nämlich den größten Unsicherheitsfaktor bei allen Klimaprognosen dar.
PAGENKOPF Denn sie können sowohl ne Treibhausverstärkung hervorrufen, als auch ne Temperatur-
abkühlung. Das Problem ist nur bei Wolken, dass sie so schlecht erfassbar sind. Es ist fast die letzte
meteorologische Größe, die noch von einem Wetterbeobachter nur gemessen werden kann, es gibt
zwar schon gewisse Messgeräte, die den Wetterbeobachter dabei unterstützen, aber selbst damit kann
man den Beobachter nicht ganz streichen,
SPRECHER 2: Wolkengucker wissen das, auch wenn sich ihr Gespür besonders auf die Poesie der Wol-
ken richtet. Denn Wolken sind mehr, als klimarelevanter Wasserdampf.
PLÖGER: Dieses wilde Hin- und her aus dicken dunklen Wolken mit Hagel und Graupelschauern und
dann wieder blauer Himmel, dieser Kontrast dieses klaren, tiefblauen Himmels zu der weißen, aufra-
genden Schauerwolke, das ist auch sehr faszinierend.
SPRECHER 2: Und so gehörten Wolken schon immer zu den prägenden Naturereignissen vieler Kultu-
ren.
PRETOR-PINNEY: Allerdings hängt das davon ab, über welche Kultur wir sprechen. Hier in Europa
werden sie als etwas gesehen, das die Sonne verdunkelt und sich zwischen uns und die lebensspen-
dende Kraft der Sonne schiebt. Deshalb haben wir oft diese negativen Assoziationen.
SPRECHER 2: erklärt Gavin Pretor-Pinney, der Gründer der Cloud Appreciation Society und heimliche
Wolkenguckerpapst.
PRETOR-PINNEY: In anderen Kulturen ist es anders. In Indien z.B. haben die Menschen eine sehr ro-
mantische Vorstellung von Sturm-Wolken, von den großen Cumulo-Nimbus Wolken, die heftigen Re-
gen und Hagel bringen. Wir denken, das ist schlechtes Wetter. In Indien aber bedeuten sie den Beginn
der Regenzeit und damit das Ende der extremen Hitze des Sommers. Eine Zeit, in der das Leben in
den Gärten explodiert und in der sich die Pfauen rituell treffen, eine sehr romantische Vorstellung. Wir
sehen viele Elefanten im Himmel, keine Ahnung warum. Aber die alten Hindus hatten auch diese Ver-
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bindung von Elefanten und Wolken. Sie glaubten, Elefanten hätten die Macht, Wolken und Regen zu
machen. Oder es gibt ein arabisches Sprichwort im Iran und Irak. Wenn man sagt, dass jemand Glück
hat oder gesegnet ist sagen sie: sein Himmel ist immer mit Wolken gefüllt. Das ist völlig anders als bei
uns in Europa. Die Bedeutung der Wolken ist also sehr unterschiedlich in den verschiedenen Kulturen,
aber Wolken sind immer auch voller Metaphern. Sie haben eben eine poetische Qualität, und das finde
ich faszinierend.
SPRECHER 2: Wolkengucker sind dafür empfänglich. Denn für sie hat die Wolke am Himmel nichts
Deprimierendes. Im Gegenteil.
DOSSLER: Es ist relaxing, es ist entspannend, es ist wie schöne Musik, irgendwie – es geht in die See-
le, ins Herz, es ist pure Schönheit, es ist Ästhetik,. Teil der Gelassenheit, die man immer sucht. Abseits
der Hektik, Sie sitzen im lautesten Straßenverkehr auf einer Bank und schauen die Wolken an und sie
vergessen das. Das ist eine Art Meditation.
ENZENSBERGER Wüstenscheu wandern sie, leicht,
lentissimo maestoso,
über den Erdboden hin,
lassen sich treiben, gelassen
STRAUB In dem Moment finde ich eine bestimmte Atmosphäre, eine Stimmung, ein Licht. Etwas von
Weite und Tiefe, was über unsere banale Alltagsexistenz hinausweist.
ENZENSBERGER und manchmal versammeln sie sich
zu Palavern, die schweigsam verlaufen.
ENZENSBERGER Dann wieder wehen sie auseinander, /
und langsam verdunsten sie in der Höhe.
DOSSLER: Wolken spiegeln das Leben wieder: sie entstehen, vergehen. lösen sich auf, sie vereinigen
sich, verändern sich pausenlos – so wie wir Menschen uns auch pausenlos verändern.
ENZENSBERGER Bis nur noch eine einzige, klein
wie eine sehnsüchtige Erinnerung, weiß am Himmel verweilt.
STRAUB-MOLITOR: Wolken ham ja auch, ich finde, so was Metaphysisches. Der Wolkenhimmel erin-
nert einen doch immer daran, dass mehr existiert als hier unten diese Geschäftemacherei und dieses
Rumwuseln.
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ENZENSBERGER Ihre hohen Wanderungen
sind ruhig und unaufhaltsam. Es kümmert sie nichts.
PLÖGER Von den Wolken kann man lernen, indem man sich sagt, ja, die Wolke steht über den Dingen,
und vielleicht sollten wir selber mal über den Dingen stehen....
ENZENSBERGER Wahrscheinlich glauben sie
an die Auferstehung,
DOSSLER: Es ist ne Parabel des Lebens auch ne Wolke. Man soll da jetzt nicht zu viel philosophieren,
es ist ein Teil dieser omnivalenten Schönheit.
STRAUB-MOLITOR: und eigentlich muss man nur offen dafür sein, das auch wahrzunehmen.
ENZENSBERGER gedankenlos glücklich wie ich, der ihnen auf dem Rücken liegend eine Weile lang zu-
sieht.
EIN MÜNCHNER IM HIMMEL
und er setzte sich, wie ihm befohlen, auf eine Wolke, und begann zu frohlocken.
SPRECHER 2: Wolken als Wohnort, mindestens aber als himmlisches Sitzmöbel, für Götter – und
ehemalige Bahnbedienstete.
EIN MÜNCHNER IM HIMMEL Halleluja.
BEXTE: Wolken sind so etwas zwischen Himmel und Erde, und sie sind irdisch und himmlisch zu-
gleich. Dieser Zwischenzustand scheint mir ganz wichtig zu sein.
SPRECHER 2: Volker Bexte, Kunsthistoriker und Professor für Ästhetik an der Kunsthochschule in Köln.
BEXTE: Und dieses Spiel von Dazwischensein, von oben und unten, von eben nicht definiert von
Himmel und Erde, sondern in diesem Zwischenraum, der nach christlicher Definition den Engeln und
nach heidnischer Tradition den Dämonen vorbehalten war, da spielen die Wolken.
EIN MÜNCHNER IM HIMMEL Luja sag ich!
PLÖGER Ja die Wolke hat in der Kultur, insbesondere in der Malerei, immer schon ne große Rolle ge-
spielt.
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SPRECHER 2: “Ein Mensch des Mittelalters malte Wolken ausschließlich zu dem Zweck, einen Engel
darauf zu setzen.” Schrieb der viktorianische Kunstkritiker John Ruskin.
ANGELI JANHSEN: Die interessieren sich nicht für Wolken, die interessieren sich nicht für das, was
man sieht. Wenn die Wolken malen sind das merkwürdige Girlanden und komische Bänder in den Bil-
dern, die deutlich machen, hier guckt Gott oder hier sitzt Christus.
SPRECHER 2: Erklärt Angeli Janhsen, Professorin für Kunstgeschichte in Freiburg. Das habe sich erst
mit den Künstlern im 15. Jahrhundert geändert. Denn:
JANHSEN: Sobald die Landschaften malen, malen die nicht nur blaue Himmel, sondern auch Wolken.
Bei Giotto gibt’s nur so blaue Himmel, die sind aber nicht eigentlich schon Himmel mit Wolken, der
malt auch keine Wolken. Das sind noch blaue Flächen, die im Grunde anders sind als Goldgründe.
Aber dann mit der Malerei in der frühen Renaissance tauchen dargestellte Himmel auf, Künstler be-
obachten das, zeigen das, malen das. Dürer wäre ein ganz wichtiges Beispiel. Leonardo hat Wolken
gezeichnet, bei Dürer kommen die auf Aquarellen vor. Das sind frühe Darstellungen von gesehenen
Wolken, von Himmel. Das kommt dann in der Kunstgeschichte immer weiter vor, ab da sind Wolken
vorhanden.
SPRECHER 2: Für Maler sind Wolken eine echte Herausforderung. Das Abbild der Himmelslandschaf-
ten bereitet nämlich Probleme, mit denen jeder, der es einmal versucht, zuallererst zu kämpfen hat.
JANHSEN: Wenn man Wolken sieht und malt, dann sind die im nächsten Moment schon wieder an-
ders. Während man mit dem Pinsel noch zugange ist, hat sich die Wolke schon geändert. Man kann
nicht gleichzeitig sehen und malen und so was wie Wolken auch festhalten. Die Maler zuerst kompo-
nieren Wolken. Von Roistall etwa gibt es ein Bild, in dem die Wolken in den schönsten Diagonalen bil-
den, die ihm ins Bild passen. Die hat er so gar nicht gesehen, die hat er erfunden.
SPRECHER 2: Erst im 19 Jahrhundert interessierten sich die Künstler vermehrt dafür, was wirklich am
Himmel geschieht. Und auch in der Wissenschaft, begann für die Wolken ein neues Zeitalter.
BEXTE: Das hat einiges verändert, und seitdem geht es nicht mehr, dass Götter auf Wolken sitzen. Die
Aufmerksamkeit war dadurch geschärft worden.
SPRECHER 2: Und wieder waren es vor allem die Briten, die in Sachen Wolken eine Vorreiterrolle spiel-
ten. John Constable vor allem gilt für viele als der Wolkenmaler schlechthin.
SPRECHER 1 GAVIN: Constable, ein sehr guter Wolken-Maler, sagte einmal, der Himmel ist der
Grundton, die Grundstimmung seiner Gemälde. Sie bringen die Gefühle in seine Landschaftsmalerei.
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BEXTE Constable hat es mit einer quasi wissenschaftlichen Akribie betrieben, Landschaften zu betrach-
ten. Und er war in England, östlich von London, off the River Stour, da kann man heute noch Constab-
le- Wanderungen unternehmen, genau an die Aussichtspunkte seiner Malerei hingehen, und dann die
weiten Landschaftsblicke gesucht hat, wo dann die Wolken langziehen. Für Constable waren die Wol-
ken die große Herausforderung an die Malerei. Dieses Driftende doch im Bild festhalten zu können,
und am Wolkenfleck das Bildliche entwickeln zu können, das war für ihn das große Phänomen und das
hat ihn zum Lehrmeister für ganz viele andere gemacht, sogar auch für Leute, die dann später zum
Film als Hintergrundmaler nach Hollywood gegangen sind.
JANHSEN: Das ist vielleicht der Maler, der Wolken am meisten als erster in den Blick gekriegt hat, aber
andere Romantiker haben das auch gemacht. Alexander Cosens etwa hat experimentiert mit verschie-
denen Wolkenformationen, Caspar David Friedrich hat Wolken gemalt, – da gibt’s viele verschiedene
gerade in der Romantik, die versuchen, das, was man kaum packen kann, was die Stimmung ausmacht
in einer Landschaft, an einem Menschen, in einer Situation, also genau das, was man nicht beschrei-
ben kann, das versuchen die mit Wolken darzustellen, das interessiert die.
SPRECHER 2: Damals begannen Wolkengucker auch damit, Wolken zu klassifizieren, und damit auch
wissenschaftlich handhabbar zu machen. Denn.
BEXTE Bis Ende des 18Jh. waren Wolken namenlos, das muss man sich vergegenwärtigen.
SPRECHER 2: Luke Howard, ein britischer Apotheker, hat hier im frühen 19. Jahrhundert Wegweisen-
des geleistet. Goethe hat Howard bewundert und auch Hans Magnus Enzensberger lobte ihn im Ge-
dicht:
ENZENSBERGER Zum Aufklärer gereift und zum Wolkenjäger,
brachte er, was am Himmel wehte, entschieden in Ordnung:
SPRECHER 2: Luke Howard gab den Wolken ihre lateinische Namen und damit erstmals wissenschaft-
lich Kontur.
PRETOR-PINNEY: Luke Howard schrieb diesen legendären Vortrag: “On the modification of clouds”,
den er vor einer Londoner Wissenschaftsgesellschaft hielt. Er war derjenige der die Namen cumulus,
stratus, cirrus geprägt hat und auch die Art sie miteinander zu verbinden. Dieses System, die Wolken
zu benennen, wird heute noch genutzt. Natürlich erweitert. Der Gedanke dabei war: Er versuchte ein
Klassifizierungssystem zu entwickeln, wie es im Bereich der Tier- und Pflanzenwelt bereits existierte.
ENZENSBERGER »wodurch – wie er sagte –
die Gegenstände gestempelt werden«.
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PAGENKOPF Es gibt verschiedene Klassifizierungsansätze, die aber überwiegend darauf basieren, dass
man sich die Wolkenform ankuckt. Also man kuckt, wie sieht die Wolke aus, ist sie mehr großflächig
schichtartig oder eher so wie ein Wattebausch oder faserig, daher gibt man so ne gewisse Tendenz,
welcher Prozess ist der Hauptprozess bei der Wolkenbildung und dann kann man das noch unterklas-
sifizieren nach der Höhe, nach der Zusammensetzung der Wolke oder nach den Entstehungsprozes-
sen.
SPRECHER 2: Zehn Wolken-Hauptarten werden derzeit unterschieden – auf der Basis der drei Grund-
formen, die Luke Howard Anfang des 19. Jahrhunderts definiert hat. Cumulus, lateinisch für Anhäu-
fung ist womöglich die mit Abstand beliebteste Wolkengrundform, sofern sie sich nicht gerade zur
Gewitterwolke aufbauscht.
PLÖGER: Wenn es denn so die schönen Quellwolken sind, die cumulus humilis oder mediocris oder
später auch die größeren, die cumulus congestus – macht ja auch Spaß so ein Wort auszusprechen,
und dann gibt es eben im Unterschied dazu die flachen, die Schichtwolken, die wir manchmal etwas
langweilig finden: der Hochnebel, der Stratus –
SPRECHER 2: Lateinisch für ausdehnen, ausbreiten, mit einer Schicht bedecken. Wolkenschichten mit
sehr diffusen Rändern. Die am tiefsten hängenden Wolken
PLÖGER: Das ist dann dieses Einheitsgrau, das wir manchmal erleben – oder der Nimbo stratus, das
ist die Wolke, wo es dann tatsächlich herausregnet, also dieser klassische langweilige Dauerregen.
SPRECHER 2: Und schließlich die Zirrus- oder Federwolken, nach dem lateinischen Ausdruck für Haar-
locke oder Federbusch. Die höchsten Wolken aus zarten, weißen Streifen.
PLÖGER Und dann gibt es einen Begriff, der davor gesetzt wird, um die Höhe deutlich zu machen. Es
gibt ein unteres Stockwerk, etwa 0 bis 2 km, ein mittleres Stockwerk, etwa 2 bis 7 km Höhe. Das ist
dann mit der Vorsilbe alto, also alto-cumulus oder alto-stratus sind dann eben mittelhohe Schicht- o-
der Quellwolken, und dann gibt es das obere Stockwerk, oberhalb von 7 km bis über 10 km zur Tropo-
pause, das ist dann der Cirrostratus, wenn's de Schichtwolke ist oder der Cirro-Cumulus, wenn's diese
kleinen, netten Haufenwolken sind, und so teilt man's auf.
ENZENSBERGER Doch auch lateinisch getauft fahren sie fort, zu tun,
was sie wollen, die Wolken, keine der andern gleich,
LLOYD Ich versuche sie zu klassifizieren, in welche Genus und welche Form, ob die in Zusammenhang
mit andern Wolken entstanden haben oder wie hoch die sind.
DOSSLER Dann gibt's ein kleines Büchlein, was jeder cloudappreciator sich anschaffen kann.
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ENZENSBERGER Schwierig, den Himmel zu stempeln.
Ach, nicht unbedingt, braver Howard, ist es dir zu verdanken,
dass es aufklart, zuweilen.
LLOYD: Dieses Handbuch, das man als Mitglied der Society bekommt, das zeigt genau, was für ver-
schiedene Wolken es gibt, in welchen Schichten die vorkommen, und dann eine kurze Erklärung und
zeigt dann genau in welchen verschieden Formen die vorkommen.
DOSSLER So’n Logbuch, da kann man abhaken, welche Wolken man schon gesehen hat, mit schönen
Bildchen dabei.
ENZENSBERGER Dagegen diese fliegenden Bilderrätsel –
obwohl die Lösung immerfort wechselt.
kann sie ein jeder entziffern.
LLOYD Und das ist ganz gut nachzuschlagen, wenn man sich nicht sicher ist, zu sehen, aha, das ist
eine Stratuswolke usw. Man muss nicht so alles verinnerlichen, man hat es gleich in der Hand.
ENZENSBERGER Wolkenarchäologie –eine Wissenschaft für die Engel.
DOSSLER Es gibt sicherlich sehr seltene Wolkenformationen, aber ich bin nicht auf der Suche danach
wie son Twisterjäger, der sagt – das muss ich unbedingt sehen. Ich freu mich, wenn ich was sehe,
dann fotografier ich das, bearbeite es ein bisschen auf dem PC. – Wenn wir uns alle treffen würden,
würden wir uns nicht in die Augen sehen, sondern in den Himmel.
ENZENSBERGER Ja, ohne Wolken stürbe alles, was lebt.
PRETOR-PINNEY: Was wirklich wichtig für Wolkengucker ist, man muss hinschauen, denn Wolken
sind ja immer da und wir sind sie gewöhnt. Sie sind so alltäglich, dass wir blind für sie werden. Aus
dem Grund können wir so leicht vergessen, dass sie da sind; wir bemerken sie einfach nicht mehr.
Nur, wenn sie uns stören, wenn sie die Sonne verdunkeln oder auf uns herabregnen, nicht aber wenn
sie wunderschöne Formationen bilden, wie wunderschöne, abstrakte Naturkunst. Das Wichtigste für
einen Wolkengucker ist sie zu beobachten, denn die alltäglichsten Dinge können so exotisch sein wie
die, für die wir bis ans andere Ende der Welt reisen.
SPRECHER 2: Wolken verdüstern nicht nur die Stimmung. Auf Wolke 7 jedenfalls, scheint das Glück
wohl grenzenlos zu sein. Allerdings hat sie im britischen Verständnis eine andere Hausnummer.
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SONGAUSSCHNITT: GEORGE HARRISON: Cloud 9
Take my time
I'll show you cloud nine
Take my smile and my heart
They were yours from the start
The pieces to omit are mine
PRETOR-PINNEY: Cloud Nine ist fast überall auf der Welt ein Begriff. Man weiß nicht genau, warum,
aber eine Erklärung ist, dass in der Liste der 10 wichtigen Wolkenarten im internationalen Wolkenatlas
die neunte, also die Cumulonimbus-Wolke, die Sturmwolke, die 14km hoch in den Himmel wachsen
kann, – die höchste aller Wolken ist. Auf Wolke 9 zu sein bedeutet also, man ist ganz oben!
SONGAUSSCHNITT: MAX HERRE feat. Philip Poisel: Wolke 7
Also schließe ich die Augen, um an etwas zu glauben, das es wert ist zu lieben
um das Leben zu lieben, hier auf Wolke 7
SPRECHER 2: Die 7, eine magische Zahl, die sich wahrscheinlich aus der Theorie des griechischen Phi-
losophen Aristoteles erklärt, der von sieben Himmeln ausging und im siebten Himmel die unsichtbare
geistige Welt sah, die Welt der Phantasie, der Wünsche und Träume.
PLÖGER: Aber letztendlich: Wolken sind einfach nur in der Höhe befindlicher Nebel oder Nebel ist ne
auf dem Boden liegende Wolke, und das sind schlicht Wassertröpfchen, mehr nicht.
SPRECHER 2: Doch die können einem schon auf’s Gemüt schlagen, im Guten, wie im Schlechten, –
und sie müssen nur richtig in Szene gesetzt werden, um uns in Angst und Schrecken zu versetzen:
100 years ago between midnight and one something unknown came out of the fog. It has returned. -
Jesus! - Krach/Schreie. - SCHREI - The Fog.
MANFRED HOBSCH: In "The Fog" war's so, dass aus diesem Nebel Leute aufgetaucht sind, die vor
100 Jahren, in einer Nebelbank von diesem Ort vertrieben wurden, und die sind sozusagen wiederge-
kommen, um sich zu rächen bei den Bewohnern, die gerade dabei waren eigentlich ihr 100 jähriges
Bestehen des Ortes zu feiern.
SPRECHER 2: ... erinnert sich Manfred Hobsch, Autor des großen “Lexikons der Katastrophenfilme”
HOBSCH: Nebel ist deshalb bedrohlich, weil – wir kennen das ja alle, wenn wir (in Spätherbsttagen vor
die Tür treten und) uns mit einem mal nicht mehr so genau uns orientieren können und nicht wissen,
wo's langgeht. Und diese Stimmung, die der Nebel erzeugt, das ist das wichtigste Element, das im
Film dann auch für Spannung sorgt.
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SPRECHER 2: Doch “The Fog - Nebel des Grauens” ist nicht der einzige Film, der die Wolke als unbe-
rechenbares Naturereignis zum dramatischen Ausgangspunkt der Story nimmt.
Käpt’n - hier ist eine eigenartige Wolke. Eine Wolke wie - ahhh! Feuern Sie in die Wolke!
SPRECHER 2: Denn manchmal haben sie durchaus ein Eigenleben, wie z.B. in der Folge „Tödliche
Wolke“ der Serie Raumschiff Enterprise, in der die Wolke ein menschenmordendes Wesen ist.
Wie groß war dieses wolkenartige Gebilde, dass sie gesehen haben?
SPRECHER 2: Manchmal verbirgt sich in Ihnen auch...
...ein schreckliches Geschehen auf einer Hütte am Monteville. Ein Geschehen, dass die Menschen vor
Grauen erstarren lässt – Schrei! Überall wo Berge sind, gibt es auch Wolken. – Was für Geschöpfe ver-
birgt die Teufelswolke?
SPRECHER 2: Und auch die radioaktive Wolke findet im Film ihren verheerenden Niederschlag, wie in
der gleichnamigen Adaption des Jugendbestsellers von Gudrun Pausewang:
HOBSCH: Also es gibt den Supergau mitten in Deutschland und das ist ja ein Thema, das in vielen
anderen Katastrophenfilmen vorkommt – einerseits die Natur, und auf der andern Seite die Technik
SPRECHER 2: Vom Edgar Wallace Klassiker bis zum Horrorschocker, vom Seefahrerdrama bis zum
Bergfilm bietet das Wetter, und damit die Wolken, Dramatisches zur Spannungserzeugung. Vor allem
aber...
HOBSCH: ...in Katastrophenfilmen gibt's jede Menge Wolken. Es gibt Filme, die in oder über den Wol-
ken spielen, also die ganzen Katastrophenfilme, die was mit Flugzeugen zu tun haben, haben was mit
Wolken zu tun.
Die Wolke kommt immer näher, ihr müsst aufpassen
HOBSCH: Es gibt ja Katastrophenfilme zu verschiedensten Wetterphänomenen und Tornado ist si-
cherlich eins der wichtigsten und auch ein Thema, das immer wieder aufgegriffen wird. 1977 gab's ei-
nen Film "Tornado" oder "Tornando – Zorn des Himmels", "Tornado – Niemand wird ihm entkom-
men", "Tornado Warning", "Wirbelsturm über Florida", das sind so Titel, die da immer wieder auftau-
chen, und die Filme verraten im Titel schon, was da auf den Zuschauer zukommt, und da spielt immer
dieses unheimliche Wetter die Hauptrolle.
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GEWITTER
DOSSLER: Ich hab eine Aufnahme, das ist auch veröffentlicht, die hab ich in Köln gemacht. Da zogen
Gewitter auf am Kölner Dom, und ich sah einen Sturm kommen, und dann hab ich ein Panoramafoto
gemacht, 6,7, Aufnahmen zusammen und ich habe das Auge dieses Sturms erwischt. 5 Minuten später
hat's gegossen, wie noch nie, und ich saß da ganz allein unter meinem Regenschirm, es gab keine
Möglichkeit da wegzukommen, aber ich hab dieses beeindruckende Foto gemacht. Dieses, den Mo-
ment festzuhalten, das ist eigentlich das, es Anderen mitzuteilen.
SPRECHER 2: Wolkenfotografien sind die Trophäen des Wolkenguckers. Auf der Webseite der Cloud
Appreciation Society z.B. werden sie präsentiert. Doch nicht nur da. Das Netz ist voller Wolken – und
die “cloud” ihr allgegenwärtiges Speichermedium.
BEXTE: Das ist ein purer Bluff. Da benutzen sie eine Ikonographie, man sieht dann ja auch immer wie-
der in den Werbungen, dass da so Standardwölkchen sind, aus denen scheinbar Informationen herun-
terregnen. Man soll da hoch schauen auf Wolken, und eben nicht auf die Erde, wo die Rechencenter für
dieses sog. Cloudcomputing stehen, die closed communities sind, von Scharfschützen bewacht, mit
einem Energiebedarf, der bei jedem Rechenzentrum an das einer mittleren Stadt reicht – und das ist
sehr irdisch und gar nicht himmlisch.
SPRECHER 2: Die Wolken – ein weites Feld.
BEXTE: Und darum ist es wichtig, sich mal des ganzen Potenzials von Wolkenbildern zu vergewissern
und sich zu vergegenwärtigen, was für ne lange Geschichte bei Wolkenbildern dahinter steckt,
SPRECHER 2: Und die sind nicht nur auf die künstlerischen Abbildung beschränkt. Auch die Dichter
waren von Wolken betört
ENZENSBERGER: während dort oben
die Himmelskünstler, endlich,
wie wir, aus der Apathie erwacht,
ihre selbstlose Vorstellung geben.
SPRECHER 2: Und auch die Wolken selbst wurden bereits zu Klangkünstlern.
CLOUD HARP Bilder eines sonnigen Tages
SPRECHER 2: Das sind die “Bilder eines sonnigen Tages”. Töne, die Wolken durch die sogenannte
Wolkenharfe kreiert haben. Nicolas Reeves, ein Professor an der Universität in Quebec, hat sie konstru-
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iert. Ein Instrument, das durch einen Laserstrahl die Form der Wolken abtastet und in Töne verwan-
delt.
CLOUD HARP Song of a rainy day
PRETOR-PINNEY: We think that clouds are natures poetry and the most egalitarian of her displace
since everyone can have a fantastic view of them.
SPRECHER 2: Für Gavin Pretor-Pinney sind sie deshalb die demokratischste aller Naturschönheiten, da
jedermann einen freien Blick auf sie hat. Und ganz nebenbei, davon sind Wolkengucker überzeugt, er-
sparen die Wolken uns sogar den Psychotherapeuten.
BEXTE Wolken haben in hohem Maße etwas von einem himmlischen Rorschachtest, wenn man so
will, und das ist eine Herausforderung und auch ein Training der Fantasie
PRETOR-PINNEY: Es ist gut für uns, den Himmel zu beobachten, nicht, weil wir dann wissen, ob wir
einen Schirm zur Arbeit mitnehmen sollen, sondern in einem tieferen Sinn. Weil – wenn wir das, was
uns hier unten so beschäftigt, für nur wenige Minuten unterbrechen und uns auf den Himmel konzent-
rieren, dann vergessen wir für einen Moment unsere alltäglichen Probleme und das erlaubt uns, herun-
terzukommen. Wolkengucken ist eine völlig zielfreie Tätigkeit und daher sehr wichtig. Denn wir sind ja
alle einem ziemlichen Druck ausgesetzt, die ganze Zeit geschäftig zu sein in der modernen Welt. Wir
haben das Gefühl, wenn wir nicht arbeiten, dann müssen wir unsere E-Mails checken oder die Face-
bookseite updaten oder twittern. Aber eine so zweckfreie Tätigkeit wie das Wolkengucken ist eine Ent-
schuldigung nichts zu tun, und in diesem Sinn ist es wie eine Art meteorologische Meditation. Das ist
Gut für die Gesundheit, für den Körper und die Seele.
SONGAUSSCHNITT ALIN COEN: Wolken
Und wenn du dann gehst,
schau ich dir nach,
schau wie das Ende verdreht,
was der Anfang versprach;
das Wetter wird wieder
wolkig bis heiter.
Die Wolken ziehen weiter.
SPRECHER 2: Das war
AUTOR: Himmelslandschaften
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PLÖGER Leute freut Euch dran, dass Ihr die Wolken habt, die ja von vielen kritisiert wird, ach Wolken,
dann ist kein schönes Wetter, und das kann man gar nicht überleben und aushalten. Das ist ja nicht
so.
AUTOR: Über die Faszination der Wolken
DOSSLER Setzt Euch hin und schaut. Macht Eure Seelen und Eure Augen auf, und lasst einfach mal
zu, was Ihr seht. Lasst Eurer Fantasie freien Lauf. Setzt Euch dahin und sagt, ich möchte was Schönes
sehen. Und Ihr werdet was Schönes sehen, egal was. Wolken sind schön.
AUTOR: Ein Feature von Achim Hahn
mit Auszügen aus Hans Magnus Enzensbergers Gedichtzyklus „Die Geschichte der Wolken“.
Es sprachen:
SPRECHER 1: Simon Roden
und
SPRECHER 2: Jochen Langner
AUTOR: Regie: der Autor
SPRECHER 2: Redaktion: Klaus Pilger
SPRECHER 1: Produktion: Deutschlandfunk 2012
ENDE