Höhen und Tiefen gemeistertNach dem Zweiten Weltkrieg erlebte der Verein

seine Blütezeit – 2003 drohte kurzzeitig die Auflösung

Von unserer RedakteurinTanja Weilemann

Auch in den 1920er Jahren ha-ben sich die Selbstständigenin Neuenstein gut halten

können. Mit diesem Erfolg im Hin-tergrund konnte man auch wohltäti-ge Ziele berücksichtigen. So wur-den immer wieder verschiedene so-ziale Einrichtungen durch den HGVunterstützt. „Wenn es sich dabeiauch teilweise nur um einen Betragvon zehn Mark handelte“, sagt derErste Vorstand Dieter Gebert.

Die dunkle Zeit des Zweiten Welt-krieges verschonte auch den HGVNeuenstein nicht. Die Tätigkeitenwurden eingestellt – es existierenkeine Protokolle aus der Zeitspannevon 1932 bis 1946. Bis ins Jahr 1932waren nur zwei Vorstände notiert.Müllermeister Kuhn von 1905 bis1920 und Küfermeister Höfer von1920 bis 1932. Er wird anschließendnochmals von 1949 bis 1951 als Ers-ter Vorsitzender vermerkt. In diesenJahren begann der Verein neu aufzu-blühen. Von 1951 bis 1957 war derSchreinermeister Weißmann alsErster Vorsitzender tätig, danachübernahm Apotheker Schwedlerden Vorsitz von 1957 bis 1965.

Fortschritt Mit der Blütezeit nachdem Zweiten Weltkrieg hielt derFortschritt Einzug ins Vereinsge-schehen, und ein Schwerpunkt galtder Werbung und der Steigerungder Attraktivität der Geschäft fürKunden. Unter Vorstand Otto Heimwurden viele Aktivitäten und Aktio-nen ins Leben gerufen: der Früh-lingsball, der Weihnachtsmarkt, derNeuensteiner Taler und einige gro-

ße Festveranstaltungen. In den frü-hen 60er Jahren wurde in Neuen-stein lebhaft über Einkaufszentrendiskutiert, und es wurden Pläne ge-schmiedet, wie man die Geschäfteder Stadt attraktiver machen könne.Die Leuchtreklamen hielten Einzugan den Fassaden der Händler undDienstleister. „Dies gefiel nicht al-len Bürgerinnen und Bürgern, aberdies war zum damaligen Zeitpunkteinfach modern und fortschrittlich“,sagt Dieter Gebert.

Der Neuensteiner Landtagsabge-ordnete Hermann aus Neureut warmehrmals mit Vorträgen im HGVaktiv. Die Vorstände klagten ihm ge-genüber, dass nur zwölf Handwer-ker im Bundestag vertreten seien.„Also auch zu dieser Zeit waren dieNeuensteiner Selbstständigen poli-tisch sehr aktiv“, bemerkt der heuti-ge Vorstand Gebert. Die modernenWerbemaßnahmen wurden immervielfältiger: Im Rahmen der Weih-nachtsmärkte wurden Autos, Gänse-

braten, Reisen nach Sri Lanka ver-lost – und das bereits Ende der 70erund Anfang der 80er Jahre. OttoHeim war von 1965 bis 1982 ErsterVorsitzender des HGV Neuensteinund war mit verantwortlich dafür,dass hier einer der ersten Weih-nachtsmärkte im Hohenloher Raumveranstaltet wurde.

Konfrontationen Nach Otto Heim,der aus Gesundheitsgründen seinAmt aufgab, übernahm der ZweiteVorsitzende Klaus Haag die Geschi-cke im HGV. In dieser Zeit wurdendie Festveranstaltungen weiterent-wickelt – und der HGV konnte gutbestehen. „Die Protokolle aus die-ser Ära lesen sich sehr schwer, dennes gab immer wieder große Kon-frontationen zwischen der StadtNeuenstein und dem HGV“, erzähltDieter Gebert. „Klaus Haag hatte daeinen schweren Stand, aber ermachte absolut das Beste aus der Si-tuation. Er ist seiner Linie treu ge-

blieben und konnte den HGV gut er-halten.“ Haag hat den Verein von1982 bis 1988 und von 1992 bis 2002,also insgesamt 16 Jahre lang, durchzum Teil schwierige Zeiten geführt.

Suche Danach war es nicht einfach,einen Ersten Vorsitzenden zu fin-den, der mit dem bewährten Enga-gement sein Amt antrat. Von 2002bis 2003 hatte Helmut Link das Sa-gen, er war unter Klaus Haag derZweite Vorsitzende gewesen und ei-gentlich nur kommissarisch derHGV-Chef. Vergeblich suchte mannach einem Bewerber. Es wurdeschon eine Sitzung einberufen, umden Verein aufzulösen, als sich 2003Gerd Hüftle bereit erklärte, das un-geliebte Amt zu übernehmen. Erwar bis September 2007 der ErsteVorsitzende des HGV Neuenstein.2007 wurde Dieter Gebert gewählt.

Zu den bedeutenden Veranstaltungen in der jüngeren Zeit des HGV Neuenstein zähltdie Durchführung einer Gewerbeschau im Jahr 2013. Foto: Archiv/Lutz

EinzigartigeDokumente

Historische Protokollbücher bergen so mancheAnekdote und Besonderheit

Insgesamt zwölf Protokollbücherdokumentieren die bisherige Arbeitund das Geschehen im Handels- undGewerbeverein Neuenstein. Zweidavon sind handgeschrieben.

Von den Jahren 1866 bis 1906existieren keine Protokolle oder Ab-schriften. „Wir wissenauch nichtexakt, wielange derHGV-GründerLouis Vogel-sang die Funkti-on des Ersten Vor-sitzenden inne hat-te“, sagt der heutigeVorstand Dieter Ge-bert. Wirklich schrift-lich nachverfolgen lässtsich die Geschichte desHGV ab dem Jahr 1907.Aus diesem Jahr stammtdas erste Protokollbuch, dasin altdeutscher Handschrift

verfasst wurde. Ein Blick hinter dendurch die Jahre leicht vergilbtenEinband offenbart so einige beson-dere Anekdoten und Besonderhei-ten. Dieter Gebert hat die Aufschriftausführlich studiert, hat aber selbstSchwierigkeiten, die Namen der Alt-vorderen zu lesen. „Da musste mirschon meine Schwiegermutter et-

was Hilfestellung geben“, sagt derheutige HGV-Chef. Eingeklebte

Zeitungsausschnitte und alteWahlzettel schmücken die

historische Entwicklungdes Vereins auf spannen-

de Weise aus. „Proto-kollbücher wurden

handschriftlich bisetwa in die 1980er

Jahre geführt“,sagt Dieter Ge-bert. Danach

hielten Schreibma-schine und Computer

Einzug. tawe

Verschiedene Handschriften – für Laien nicht einfach zu entziffern – wechseln sichmit eingeklebten Zeitungsausschnitten ab. Fotos: Tanja Weilemann

Das Programm zu einem Festakt wurdesorgfältig auf Papier festgehalten.

Die erste noch erhaltene Aufschriftstammt aus dem Jahr 1907.

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150 JAHRE HGV NEUENSTEINGewerbeverein der Stadt feiert 2016 ein außergewöhnliches Jubiläum

Samstag,30. 1. 2016

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Die Protokollbücher geben nur un-vollständig Auskunft zur Chrono-logie der Vorsitzenden:Ab 1866 Louis Vogelsang1905 -1920 Müllermeister Kuhn1920 -1932 Küfermeister Höfer1932 -1949 Verein ruhte1949 -1951 Küfermeister Höfer1951 -1957 Schreiner Weißmann1957 -1965 Apotheker Schwedler1965 -1982 Otto Heim1982-1988 Klaus Haag1988-1991 Helmut Link1992- 2002 Klaus Haag2002- 2003 Helmut Link

(kommissarisch)2003- 2007 Gerd HüftleAb 2007 Dieter Gebert

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