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HAMBURG Montagmorgen, 8.30 Uhr: Drei Frauen im Sport-Outfit joggen durch den Sandtorpark und spurten mit ihrem Trai-ner die zahlreichen Treppenstufen zu den Promenaden und Plätzen am Sandtor- und Grasbrookhafen hinunter. Liegestütze auf den breiten Bänken, Bauchmuskelübungen mit Blick auf die Segelschiffe im Traditions-hafen: Aussicht und Wetter stimmen. Das ist
ganz im Sinne von Coach Knut Haberkorn. Denn, so erklärt er: „Das Training soll natür-lich Spaß machen.“ Im Laufschritt führt er die Gruppe weiter, vorbei am Grasbrookpark, der an der Haltestelle Überseequartier fertigge-baut wird und in dem ein Kletterwald bald weitere neue Fitness-Möglichkeiten eröff-nen wird. Der Sommer lockt Anwohner und Besucher der HafenCity ins Freie. Wege, Plätze, und Grünflächen laden zu sportlicher Betätigung und erlebnisreichen Aufenthalten ein. Rund 25 Prozent der Landflächen in der HafenCity, immerhin 28 Hektar, werden einmal öffent-liche Freiflächen sein, hinzukommen 13 Pro-zent öffentlich nutzbare private Freiflächen. Direkt am Wasser entstehen 10,5 Kilometer neue Promenaden. In der westlichen und zentralen HafenCity sind davon bereits etli-
che Abschnitte fertiggestellt, darunter die Platzanlagen und Promenaden rund um vier von fünf Hafenbecken (Grasbrookhafen, Sandtorhafen, Magdeburger Hafen und Brooktorhafen) sowie der Sandtorpark. Der Grasbrookpark wird im August eröffnet, der Lohsepark ist im Norden bereits erlebbar.
So können Anwohner ihre Laufrunde direkt vor der Haustür starten und finden immer neue Routen. Radler können von der Ericus-spitze im Norden bis zur Elbphilharmonie im Westen weitgehend über die alten Kaimau-ern und am Wasser entlangfahren. Für Ju-gendliche bieten die Plätze und eine eigens eingerichtete Skater-Anlage viele Möglich-keiten. Zudem gibt es in der HafenCity von Juni bis August ein umfangreiches Programm mit Lesungen, Tanz, Picknicks und vielen wei-teren Freizeit- und Ferienaktionen für Kinder und Jugendliche (siehe S. 3). Ein Aktionswo-chenende am Baakenhafen lädt ein, das Ge-biet, das vor der Entwicklung zum großen grünen Wohn- und Freizeitquartier im Osten steht, im jetzt noch „wilden“ Zustand zu er-kunden. Die Nähe zum Wasser und zum Hafen bil-det für alle sportlichen Betätigungen und Veranstaltungen den besonderen Rahmen. Sie hat auch Knut Haberkorn dazu bewogen, in dem neuen Stadtteil das „Bootcamp Hafen City“ zu starten. Für seine Teilnehmer stellt er ein abwechslungsreiches Ganzkör-pertraining zusammen, das für Sportler aller Fitnesslevel geeignet ist – Hauptsache im Freien, bei jedem Wetter. Die vielfältig nutz-bare Anlage der Freiräume macht er sich da-bei gezielt zunutze. „Egal ob Sportskanone oder Anfänger – nach einer Stunde hat sich jeder ausgepowert“, so Haberkorn. Die meisten Teilnehmer des Bootcamps sind Anwohner. So auch Clare Kiersey, die im Quartier wohnt und vor dem Training ihre beiden Kinder die St. Katharinen-Kita am Sand torpark gebracht hat. „Ich gehe vor die Tür, mache eine Stunde Sport und bin fertig“, freut sich die Engländerin, die mit ihrem Mann nach Hamburg gezogen ist. Vier Freundinnen aus der Hausgemein-schaft sind inzwischen ebenfalls dabei. Bei schönem Wetter findet auch der Yogakurs, den Ada Stefanie Namani jeden Dienstag von 19.30 Uhr bis 21 Uhr in den Räumen der Martha Stiftung anbietet, draußen statt. „Bei einer Kombination aus Yoga und Wal-
king geht es den Kaiserkai hoch zum Sand-torpark und zum Anleger an der Elbphilhar-monie“, erklärt die Yogalehrerin. „Dabei werden Körper-, Atem- und Bewusstseins-übungen eingestreut.“ Ein „Streetworkout für jedermann“ bietet die Trainerin Floren-tine Pick vom 2. Juli bis zum 27. August jeden Dienstag von 19.15 Uhr bis 20 Uhr an den Magellan-Terrassen. Das Angebot ist für die Mitglieder des Veranstalters MeridianSpa und Gäste kostenlos.Das 25hours Hotel HafenCity im Übersee-quartier hat festgestellt, dass Geschäftsrei-sende oftmals nicht viel von der Stadt sehen und daher ein Format erfunden, das Joggen und Sightseeing verbindet. In einer Jogging-Ecke kann man sich mit Schweißbändern, die ein Tresorfach für den Schlüssel enthalten, Wasser, Obst und Handtüchern ausrüsten. Ebenfalls bereit liegt eine Laufkarte, in der zwei Touren eingezeichnet sind: Eine führt vom Hotel an der Elbphilharmonie vorbei bis zu den Landungsbrücken. Die andere leitet die Jogger über St. Annen in die Innenstadt bis zum Rathaus.
NEWSHAFENCITY HAMBURG
JUNI 2013
Fotos: Miguel Ferraz Araújo (1), Thomas Hampel/ELBE & FLUT (1)
Jogger, Radfahrer und Flaneure lieben die attraktiven Wege und Plätze direkt am Wasser. Aber auch zahlreiche Veranstaltungen machen die HafenCity im Sommer zu einem ganz besonderen Ausflugsziel. Höhepunkt: das Aktionswochenende „Auf zu neuen Ufern“ am 10. und 11. August am Baakenhafen
Summer in the City
Fortsetzung auf Seite 2 3
IN DIESER AUSGABE:
Abenteuerspielplatz: Ferienspaß für Kinder Seite 3
Testfall: Neue Strategien und Technologi-en für urbane Mobilität Seite 4–5
Inklusion: Barrierefreie HafenCity Seite 6–7
Soundcheck: Livemusik von Barock bis R&B Seite 7
Termine, Infos, AnmeldungenFührungen durch die HafenCity Kostenlos zu Fuß oder per Fahrrad: www.hafencity.com/de/ infocenter.html
Sommer in der HafenCityKostenlose Veranstaltungsreihe mit vielen Kultur- und Programmpartnern
„Auf zu neuen Ufern“ Info- und Aktionswochenende am Baakenhafen am 10./11. Augustwww.hafencity.com/de/leben/ veranstaltungskalender.html
Bootstourenwww.maritime-circle-line.de
Tango tanzen und und Straßensport (0ben) direkt an der Elbe
Joggen an der Elbphilharmonie
WWW.HAFENCITY.COM� 1
ELBTORQUARTIER Das traditions-reiche Hamburger Handelshaus Gebr. Hei-nemann erweitert seinen Hauptsitz im Elbtorquartier. Unmittelbar neben der Un-ternehmenszentrale an der Koreastraße entsteht ein Neubau mit Platz für rund 300 Mitarbeiter nach den Anforderungen des Umweltzeichens HafenCity in Gold. Den Ar-chitekturwettbewerb konnte das Hambur-ger Büro von Gerkan, Marg und Partner (gmp) für sich entscheiden. Der Neubau schließt das Ensemble ab, das den Magde-burger Hafen und den Brooktorhafen prägt: Der Kai speicher B von 1879, in dem das In-
ternationale Maritime Museum unterge-bracht ist, und der benachbarte Heine-mannspeicher, der von 2005 bis 2009 zum Hauptgebäude der Firma umgebaut wurde. „Als Zeitzeugen des 19., 20. und 21. Jahrhun-derts sollen die drei Gebäude einen harmo-nischen Dreiklang bilden“, so Claus Heine-mann, Inhaber von Gebr. Heinemann. Als „eine schlüssige Nachbarschaft von Alt und Neu“ bewertete auch Hamburgs Oberbau-direktor Jörn Walter den Siegerentwurf. Der Baubeginn für das Gebäude mit Tiefgarage, sechs Bürogeschossen und zwei Staffelge-schossen soll 2014 erfolgen.
Neubau für Gebr. Heinemann
Wer sich die HafenCity lieber systematisch erschließt, nimmt am besten an einer der Fahrradtouren teil, die noch bis September jeden ersten und dritten Sonntag im HafenCity InfoCenter im Kesselhaus (Sandtorkai 30) starten. Mit dem eigenen Rad geht es dann bis in den Oberha-fen hinein zu den verschiedenen Sehenswür-digkeiten und auch zu den jüngsten Projek-ten. Für Fußgänger stehen zwei neue Führungen auf dem Programm: Die Tour „NachtSicht“ macht jeden zweiten Freitag ab 21 Uhr die Atmosphäre nach Sonnenunter-gang erlebbar; Treffpunkt ist die U-Bahnsta-tion Überseequartier, Ausgang Grasbrook-park. „Neue Horizonte“ informiert jeden Sonntag um 15 Uhr über die neuen Entwick-lungen im Zentrum und im Osten der Hafen-City; Treffpunkt: NachhaltigkeitsPavillon Osaka 9 am Magdeburger Hafen. Bootstouren dürfen in der sommerlichen HafenCity ebenfalls nicht fehlen. An den bei-den Anlegern vor dem Internationalen Mariti-men Museum im Magdeburger Hafen und im Traditionsschiffhafen erreicht man die Mariti-me Circle Line. Die charakteristischen roten Barkassen steuern auf ihrer Hafen- und Muse-
umsrundfahrt viele Hamburger Sehenswür-digkeiten an, darunter die Speicherstadt, den Museumsfrachter Cap San Diego, die Ballin-stadt, das IBA-Dock in Wilhelmsburg und das Hafenmuseum Hamburg. Die Fahrt kann je-derzeit für eine Besichtigung unterbrochen werden. Mit einem ganz normalen Ticket für den öffentlichen Nahverkehr kann man vom Anleger an der Elbphilharmonie die Hafenfäh-re 72 nehmen, die im 30-Minuten-Takt zu den Landungsbrücken verkehrt. Dass die HafenCity einmal als „kleines Ska-ter-Mekka“ gelten würde, dürfte zu Beginn der Entwicklung wohl kaum jemand vermu-tet haben. Doch in den letzten Jahren hat sich auf den Plätzen und Promenaden ein Miteinander von jugendlichen Straßensport-lern, die dort tagsüber ausdrücklich erlaubt sind, und anderen Nutzern eingestellt. Ganz gezielt können sie sich auf der eigens für sie errichteten provisorischen Anlage am Cruise Center HafenCity austoben und vor der Kulis-se der anlegenden Ozeanriesen an sechs be-weglichen, bis zu 2,20 Meter langen Hinder-nissen ihre Geschicklichkeit beweisen. Wer es eher mit dem Ball hat, ist an den Basket-ballkörben auf dem Vasco-da-Gama-Platz
und auf dem provisorischen Fußballplatz auf der letzten Brachfläche im nördlichen Über-seequartier an der Singapurstraße richtig. An alle Altersklassen richtet sich das kos-tenlose Veranstaltungs- und Kulturpro-gramm „Sommer in der HafenCity“ jeden Sonntag bis Ende August auf den Plätzen und Promenaden. Einen Schwerpunkt neben Lite-ratur und Kinderprogramm: Tanzen. Swing zur Musik von Louis Armstrong, Ella Fitzge-rald oder Duke Ellington am Magdeburger Hafen, argentinischer Tango an der Elbpro-menade beim Unilever-Gebäude. „Tango wurde im Hafenviertel von Buenos Aires ge-boren und passt damit perfekt in die Hafen-City“, sagt Brigitte Gedak von der veranstal-tenden Tanzschule Tango Chocolate. „Wenn sich die Tänzer zu Livemusik in der Sonne drehen, hat das eine ganz eigene Magie.“ Ausgerollt wird der Tango-Tanzteppich nicht zuletzt am Abend des 10. August auf
der neuen Baakenhafenbrücke im Osten der HafenCity. Die Einweihung der Brücke bildet den Auftakt zur Entwicklung des gesamten Quartiers – beides wird mit einem zweitägi-gen Aktionswochenende gefeiert. Unter dem Motto „Auf zu neuen Ufern“ gibt es Rund-gänge, Gespräche und Informationsstände; Experten und Akteure aus Wohnungsbau, Immobilienwirtschaft, Verkehr und Nach-barschaft geben Einblick in die bisherige und künftige Entwicklung. Das große Rahmenpro-gramm bietet Mitmachaktionen für Groß und Klein. Ob Spaß mit Akrobaten oder Malen auf einem „Kunstturm“, ob Untersee-Abenteuer mit Käpt’n Kosto oder Kettcar-Rennen, Bag-gerfahren oder ein Lift mit der Hebebühne auf 20 Metern Höhe, ob ein Picknick oder ein Cocktail bei Sonnenuntergang auf der Baa-kenhafenbrücke mit Blick auf die Elbe: Am Aktionstag „Auf zu neuen Ufern“ ist am 10. und 11. August für jeden etwas dabei.
Wer in diesem Sommer durch die fertiggestellten Quartiere im Westen geht, kann sich vielleicht kaum vorstellen, dass die HafenCity in den nächsten Jahren ihr Gesicht noch einmal stark verändern wird. Viele Straßen, Promenaden und Plätze sind fertig-gestellt, Dutzende Gebäude mit Leben gefüllt durch Wohnen, Arbeiten und öffentliche Nutzungen in den Erdgeschossen. Vielfältige, oft kostenlose Kultur- und Freizeitakti-vitäten machen das Bild noch abwechslungsreicher. Ob Tanzen, Joggen, Straßenfuß-ball für Jugendliche oder Kinder-Piratentage; ob Großevents oder Liebhaber-Veranstal-tungen: Die Bandbreite der Angebote ist größer und die urbane Atmosphäre dichter denn je. Und doch kündigen sich an vielen Orten die nächsten Wachstumssprünge an, und vieles davon wird bis zum Herbst erlebbar: Die Vollendung des Grasbrookparks und der rasche Fortschritt des Lohseparks, die Fertigstellung und die Betriebsaufnahme des großen Gebäudeensembles im Osten des Magdeburger Hafens, der Umzug der Kühne Logistics University (KLU) in das Quartier am Sandtorpark/Grasbrook, der Bau und die Einweihung der Baakenhafenbrücke als Auftakt zur Quartiersentwicklung der östlichen HafenCity zum Beispiel. Andere, größere Projekte stehen vor dem Bau-beginn, der architektonischen Definition und der Anhandgabe und werden zum Teil in wenigen Monaten sichtbar sein. Wieder anderes entwickelt sich in einer längerfristigen Perspektive in weniger spek-takulären, aber sehr bedeutsamen Schritten – wie die nachhaltige Mobilität und der umfassende barrierefreie Zugang zu den Freiräumen. Zusammengenommen werden alle diese Entwicklungen die HafenCity deutlich neu prägen, ihre gebaute Gestalt verändern und die urbane Dichte und Vielfalt nochmals intensivieren. Die neue Ausgabe der HafenCity News spiegelt diese Vielfalt und das Ineinandergrei-fen der verschiedenen Entwicklungsebenen und -schritte, auch der nicht-baulichen, wider. Lassen Sie sich vom „Urban Buzz“ mitreißen und inspirieren!
Viel Vergnügen bei der Lektüre,
Ihr Jürgen Bruns-Berentelg,Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH
EDITORIAL
Bautraum: Kinder können auf den Magellan-Terrassen ihre eigene Stadt modellieren
Die Erweiterung der Firmenzentrale von Gebr. Heinemann im Entwurf von gmp (Hamburg)
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Fotos: Thomas Hampel/ELBE & FLUT (3), Bina Engel (1), Gärtner + Christ (1), Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt / lab3 mediendesign (1)
2� JUNI�2013��
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KURZ GEFRAGT
Frühstück im Internationalen Maritimen Museum, dann geht es los: Der Verein Action Family startet in seinen HafenCity-Tag für Weltentdecker von sechs bis 15 Jahren. Denn aus deren Sicht ist das frühere Hafen- und heutige Stadtentwicklungsgebiet ein großartiger Abenteuerspiel-platz voller spannender und geheimnisvoller Orte. Angefangen beim Schiffsuniversum des Maritimen Muse-ums über die Kultwagen des Automuseums Prototyp bis zum Traditionsschiffhafen gibt es da viel zu erleben – da-zu natürlich die imposante Speicherstadt und Großbau-stellen wie die Elbphilharmonie. Jeweils am 21.6. und am 1.7. bietet der Verein mit vielen Partnern vor Ort seine Entdeckungstouren durch die HafenCity an. Darüber hinaus sind auch zu anderen Programmpunkten täglich zehn Stunden Kinderbetreuung und Übernachtungen im Feriencamp möglich. Ein Shuttle-Bus holt die Kinder aus verschiedenen Hamburger Stadtteilen ab und bringt sie wieder zurück.Ein großes, kostenloses Kinderprogramm bietet jeden Sonntag bis Ende August der „Sommer in der HafenCity“. Auch er lebt vom Engagement zahlreicher Akteure in den neuen Quartieren. So bieten zum Beispiel die Hauptkirche
St. Katharinen, der Klub.K und das Spielhaus Hafen City Fußball, Graffiti und Streetdance auf dem Überseeboule-vard (21.7./18.8., 13–16 Uhr). Der 18. August ist dabei dem Fußball gewidmet, der 21. Juli Breakdance und Hip-Hop. Zu allen Terminen gibt es Graffiti-Workshops. Im Internatio-nalen Martitimen Museum sind am 30. Juni, 28. Juli und 18. August die Piraten los (jeweils 13–17 Uhr). Hier erfährt man alles vom wilden Leben der Seeräuber. Auf dem Fe rienparcours zeigt das Maskottchen Käpt’n Kuddel, wie Schiffe geentert werden (und wie man sich dagegen wehrt). An zwei Tagen (30.6./14.7., 13–17.30 Uhr) werden die Magellan-Terrassen zum Planungsbüro und zur Baustelle für Kinder. Hier können sie sich unter fachlicher Anleitung als Bauherren, Architekten, Künstler und Bauarbeiter erproben. Für alle Bücherratten gibt es die „Leselotte“ im Sandtorpark: Ebenfalls am 30.6./14.7. von 14–17 Uhr ist die mit Bilder- und Sachbüchern gefüllte Stoffraupe zu Besuch. Am schönsten ist ein Familienpicknick auf dem Rasen, bei dem es sich schmökern lässt. Der Aktionstag „Auf zu neuen Ufern“ bietet diese und viele weitere Attraktionen für Kinder auch am 10./11.8. am Baaken-hafen; darunter der „Bautraum“ und die „Leselotte“
(10.8., 14.30–18 Uhr; 11.08., 11–18 Uhr) sowie ein Parcours für Kettcars, Roller u. ä., Malen und Zeichnen an einem meterhohen Kunstturm, Abenteuer in dem voll ausge-statteten U-Boot von Käpt’n Kosto und vieles mehr. Und wenn die Ferien vorbei sind? Der Sportverein Störtebeker SV bietet neben den Klassikern wie Turnen und Karate in der Sporthalle der Katharinenschule immer wieder neue Kurse. So steht ab Schulbeginn Kindertanzen auf dem Programm: dienstags von 16–17.30 Uhr mit der Choreografin Elizabeth Ladrón de Guevara.
Termine, Infos, AnmeldungenWeltentdeckercamps von Action Family www.weltentdecker-camp.de
„Sommer in der HafenCity“ / „Auf zu neuen Ufern“www.hafencity.com/de/leben/ veranstaltungskalender.html
Störtebeker SVwww.stoertebekersv.de/start
WELCHE FERIENANGEBOTE GIBT ES FÜR KINDER IN DER HAFENCITY?
Baakenhafenbrücke vollendet sich Spektakuläre Montage der 170 Meter langen Stahlbrücke
BAAKENHAFEN Nach nur knapp ei-nem Jahr Bauzeit vollendet sich im Sommer das größte Brückenbauprojekt der Hafen-City, die Baakenhafenbrücke, mit einer spek-takulären Montage ihrer rund 170 Meter lan-gen und 2.000 Tonnen schweren Elemente. Seit Anfang Mai wurden auf der Baustelle mitten im größten Hafenbecken der Hafen-City zunächst die vier V-förmigen Stützpfei-ler eingesetzt. Sie wurden wie alle Stahlteile des Bauwerks in Belgien gefertigt und auf dem Wasserweg nach Hamburg transpor-tiert. Ende Juni ist der Einsatz des Brücken-überbaus geplant, über den sich die drei (da-von zunächst zwei genutzten) Fahrspuren, die beidseitigen Rad- und Fußwege und die großzügigen Aufenthaltsflächen erstrecken. Schwimmkrane mit den Ausmaßen einer großen Containerbrücke (bis zu 55 Meter Hö-he) kommen beim Einheben der drei Teilseg-mente zum Einsatz. Das Manöver zum Ein-hub des mittleren Brückenteils bildet den abschließenden Höhepunkt. (Es bleibt her-ausnehmbar und erlaubt größeren Schiffen dauerhaft den Zugang zum Baakenhafen, z. B. einem Museumsschiff.) In der Endmon-tage werden schließlich die Übergänge der Brücke zum Land hergestellt, die Asphaltde-
cke aufgebracht und vieles mehr. Bis voraussichtlich 2017 wird über die neue Brücke eine provisorische Route zwischen Hamburgs Süden und der City verlaufen. So lange wird der Verkehr, der bisher auf der Versmannstraße durch die östliche Hafen-City führt, umgeleitet. Zwischen den Elbbrü-cken und der HafenCity Universität verläuft die Strecke dann entlang der südlichen Kai-zunge des Baakenhafens direkt an der Elbe. Die Umleitung ist eine wesentliche Voraus-setzung für den Neubau der Versmannstraße und die Verlängerung der U-Bahntrasse bis zu den Elbbrücken. Die alte Vermannstraße muss dafür gesperrt werden. Nach der Fer-tigstellung wird sie eine neue Hauptstraße und grüne Allee in die HafenCity bilden. Die Baakenhafenbrücke bildet dann die zentrale Erschließungsachse des neu entstehenden großen Wohn- und Freizeitquartiers und des Baakenhöfts. Die Baakenhafenbrücke ist auch eines von fünf Pilotprojekten in Deutschland, an denen ein Gütesiegel für nachhaltige technische In-genieursbauwerke entwickelt wird. Kein Wunder, dass ein so besonderes Bauwerk mit einem zweitägigen Bürgerfest am 10. und 11. August eingeweiht wird.
Im Mai wurden die V-förmigen Strompfeiler montiert, auf denen die Brücke über den Baakenhafen führen wird
HafenCity ViewPoint kehrt zurück Neuer Standort am Baakenhafen mit Blick auf die neuen Quartiere im Osten
BAAKENHAFEN Pünktlich zur Einwei-hung der Baakenhafenbrücke wird auch der beliebte HafenCity ViewPoint neu eröffnet. Bis zu 25 Personen gleichzeitig können ab dem 10./11.8. wieder von dem orangefarbe-nen Aussichtsturm, der am Südende der Brü-cke auf dem Baakenhöft seinen neuen Stand-ort findet, ihre Blicke schweifen lassen. So kann man die beginnende Entwicklung des Baakenhafenquartiers bestens verfolgen. Der ViewPoint gehört seit acht Jahren zu den Markenzeichen der HafenCity und wech-selt mit dem Baufortschritt seine Position. Zuletzt befand er sich am Unilever-Haus zwi-schen dem Hamburg Cruise Center HafenCity und den Marco-Polo-Terrassen. Die rundher-umliegenden Quartiere sind jedoch bis auf einige Ausnahmen wie etwa die Spitze des Strandkais und die Elbphilharmonie fertigge-stellt. Zudem ging Ende 2012 an diesem Standort der Grasbrookpark, der ebenfalls im August eröffnet wird, in Bau. Im Februar 2013 waren daher die zehn Tonnen schwere Aus-sichtskanzel, der Treppenturm und das fast 48 Tonnen schwere Fundament abgebaut und zwischengelagert worden.
Der Entwurf des ViewPoints mit seiner fröh-lich leuchtenden Farbe und der sympathi-schen organischen Form stammt vom Ham-burger Architekturbüro Renner Hainke Wirth, das auch das temporäre Cruise Center plante. Die Architektin Karin Renner ließ sich bei der Gestaltung von „einem Periskop, das aus dem Nichts auftaucht und rundum schaut“ inspi-rieren. Am Baakenhafen, wo das größte Wohn- und Freizeitquartier der HafenCity künftig aus weitgehend leeren Flächen her-vorwächst, steht der ViewPoint in den nächs-ten Jahren dafür genau richtig.
Der beliebte ViewPoint musste am Unilever-Gebäude weichen, am Baakenhafen wird er wieder aufgebaut
(siehe Plan)
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HINTERGRUND
Fotos: Miguel Ferraz Araújo (1), Gärtner + Christ (1), Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO / Vivien Anders (1), Bina Engel (2)
HAFENCITY „Bei uns geht es nicht um ein Entweder-oder (Autofreaks gegen Auto-verächter). Bei uns geht es um ein modernes Mobilitätskonzept, das die unterschiedlichs-ten Angebote (ÖPNV, Car-Sharing, Privatwa-gen, Car-to-go, Leihräder, Elektromobilität usw.) miteinander verknüpft.“ Mit dieser unverkrampften Einstellung jenseits ideolo-gischer Debatten ist die Baugemeinschaft Dock 71 angetreten, um im Quartier Am Loh-separk eine Lebensform umzusetzen, die am Ende doch einer kleinen Revolution ent-spricht: eine Gemeinschaft, in der die Mehr-heit der Haushalte nicht auf das eigene Auto setzt, sondern die deutlich weniger Pkw be-sitzt als im Hamburger Durchschnitt. Die auf einer kleineren Garagenfläche Platz für Car-Sharing und Elektroautos schafft. Die für die gewerbliche Nutzung im Erdgeschoss ihres zukünftigen Wohngebäudes gezielt einen Fahrradladen sucht – als sichtbare Motivati-on und Anlaufstelle für alle, die verstärkt in die Pedale treten wollen. Das Mobilitätskonzept von Dock 71 ent-spricht in vieler Hinsicht dem, was in der Hafen City insgesamt angestrebt wird. Prag-
matisch, aber trotzdem sehr ehrgeizig geht es um nichts weniger als das Modell für ein neues, nachhaltiges Verkehrsverhalten – zu-geschnitten auf das Leben im Stadtzentrum. Bauherren und Nutzer sind in die Pionierar-beit für die nachhaltige urbane Mobilität ak-tiv eingebunden.Die Bausteine dieses Modells sind für sich genommen nicht neu. So wie die HafenCity in ihrer Anlage auf Elemente der europäi-schen Innenstadt des 19. Jahrhunderts zu-rückgreift, reinterpretiert und rekombiniert sie auch auf dem Gebiet der gemischt ge-nutzten Stadtstruktur und der intelligenten Mobilität. U-Bahn, Busse und Fahrradwege bzw. -streifen gehören zur selbstverständli-chen Grundausstattung. Der U4 kommt an-gesichts ihrer Kapazität, später bis zu 35.000 Menschen täglich zu transportieren und ca. 26.000 Pkw-Fahrten täglich einzusparen, dabei eine zentrale Rolle zu. Seit ihrer Einwei-hung im Dezember 2012 wird sie von Be-schäftigen, Besuchern und Bewohnern der HafenCity bereits sehr gut angenommen. Noch im Sommer beginnt der Ausbau der Strecke (siehe Meldung unten).
Doch um den Anteil des motorisierten Indi-vidualverkehrs (MIV) mittelfristig auf 20 bis 25 Prozent zu senken und damit gegenüber dem Hamburger Anteil von 47 Prozent zu hal-bieren und trotzdem den öffentlichen Cha-rakter der HafenCity zu erhalten, muss man mehrere Alternativen zum eigenen Auto an-bieten – und sie müssen Spaß machen. So lädt das engmaschige Wegenetz der Hafen-City auf vielen abwechslungsreichen Routen zum Gehen und Radfahren ein. Die Fußwege werden oft direkt am Wasser geführt, und auf den Bürgersteigen lädt die konsequente öffentliche Nutzung der Erdgschosse ständig zu neuen Entdeckungen ein. Für das schnelle Fortkommen auf dem Rad sind Radfahrstrei-fen entlang der stark befahrenen Straßen Standard. Leihradsta tio nen laden zur kosten-günstigen und spontanen Nutzung ein. Doch betreten die Mobilitätskonzepte der HafenCity auch genuines Neuland. Was für die Nachhaltigkeitsansprüche insgesamt gilt – sei es für den Bau und den Betrieb von Ge-bäuden nach dem HafenCity Umweltzei-chen, sei es für die klimafreundliche Wärme-energieversorgung mit deutlich reduzierten
CO2-Emmisionen – , gilt auch hier: Die Hafen-City verfolgt die Adaption und Umsetzung neuer Strategien und Technologien, um die Stadt von morgen mit der größtmöglichen Nachhaltigkeit auszustatten. In der östlichen HafenCity soll die Zahl der Stellplätze auf 0,4 pro Wohnung begrenzt werden. Zusammen mit Car-Sharing-Angeboten und dem Aus-bau der Elektromobilität entstehen hier wegweisende Strukturen urbaner Mobilität. Bisher gibt es zwei öffentliche Ladesäulen für Elektroautos in der HafenCity: eine an der Osakaallee und eine Schnellladestation am Heizwerk an der San-Francisco-Straße, wo der Energieversorger Vattenfall ab Juni eine Dauerausstellung zu „Smart Energy Hafen-City“ zeigt. (Themen sind hier neben Elektro-mobilität auch neue Speichervarianten und der Einsatz von smarten Sytemen. ) Doch in Zukunft soll die Infrastruktur für Elektromobile kräftig ausgebaut werden, be-sonders auch in privaten Garagen. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation und andere Experten ha-ben dafür im Auftrag der HafenCity Ham-burg GmbH einen Praxisleitfaden Elektro-
In der HafenCity sollen der öffentliche Nahverkehr, die Reduzierung von Stellplätzen sowie die Förderung von Car-Sharing und Elektromobilität eine neue Kultur der Mobilität schaffen. Bauherren und Nutzer sind in die Pionierarbeit für nachhaltige Verkehrsstrukturen aktiv eingebunden
Die dritte Station der U4 nimmt die klassische Form der nahen Elbbrücken auf. Entwurf: gmp (Hamburg)
Großzügige Rad- und Fußwege gehören ebenso zur Grundausstattung eines nachhaltigen neuen Quartiers wie eine gute Anbindung per Bus und U-Bahn. In der HafenCity findet man alles
Neue Strategien und Techniken für urbane Mobilität
ELBBRÜCKEN Ab Juni beginnen die Bauarbeiten zur Verlängerung der Strecke über die bisherigen Stationen Überseequar-tier und HafenCity Universität hinaus nach Osten. Wie die dritte Station an den Elbbrü-cken 2017/18 aussehen wird, steht ebenfalls fest: Bei einem Architekturwettbewerb setz-te sich der Entwurf des Hamburger Büros von Gerkan, Marg und Partner (gmp) durch. Ästhetisch nimmt die oberirdische Station mit einer gewölbten Stahlkonstruktion und einer innen liegenden Glasfassade die Konturen der Elbbrücken auf und interpretiert sie neu. Die Laufwege seien klar strukturiert und leicht erkennbar, lobte die Jury. (Die Station wird barrierefrei zugänglich sein, wie alle anderen Stationen der U4.) Der eigentliche Bahnbe-
reich und der weitere öffentliche Raum gehen fließend ineinander über und ermöglichen eine lebendige Nutzung unabhängig vom U-Bahnbetrieb. „Das Elbbrückenquartier wird sehr kosmopolitisch geprägt sein. Die neue U4-Haltestelle mit dem tollen Entwurf von gmp bildet – in Verbindung mit der S-Bahn – eine wesentliche Voraussetzung dafür“, so der Vorsitzende der HafenCity Hamburg GmbH, Jürgen Bruns-Berentelg. Der Staatsrat Andreas Rieckhof von Hamburgs Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation hob die Bedeutung der Station für den ÖPNV-An-schluss nach Hamburgs Süden hervor. „Die dritte Haltestelle reiht sich in die sehenswerte Architektur – sowohl ober- als auch unterir-disch – der HafenCity ein“, ergänzte er.
Weiterbau der U4 zu den Elbbrücken
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mobilität entwickelt. „Der Leitfaden soll Bauherren und ihren Fachleuten als Pla-nungshilfe dienen, um Immobilien bereits heute für die Mobilitätstechnologien von morgen auszustatten“, so die Autoren Su-sanne Schatzinger und Hannes Rose. Auf rund 70 Seiten folgt ein umfassender Über-blick zu allen baulichen, technischen und be-trieblichen Aspekten für den Aufbau der In-frastruktur für Elektrofahrzeuge – vom passenden Stecker über die Größe und An-ordnung der Parkplätze bis zu Fragen des La-demanagements, wenn mehrere Fahrzeuge gleichzeitig mit Strom versorgt werden sol-len, und zur Abrechnung. Im Anhang finden sich zwei Szenarien mit exemplarischen Kos-tenkalkulationen sowie eine Zusammenstel-lung von Praxisbeispielen mit Ansprechpart-nern bei den jeweiligen Anbietern und Serviceunternehmen. Der Praxisleitfaden wird als Grundlage die-nen, um die Förderung von Elektromobilität auch im Prozess der Grundstücksvergabe in der HafenCity stärker zu verankern. In Zu-kunft werden hier auch Angebote wie Car-Sharing-Plätze, Ladestationen für Elektro-fahrzeuge, die Integration von Smart Grids und Leihräder verlangt. Dies gilt besonders für die Ausschreibungen für die Quartiere Baakenhafen und Elbbrücken in der östlichen HafenCity. Aber auch für eine andere alternative An-triebstechnologie ist die HafenCity ein Pio-niergebiet: emissionsfreier Wasserstoff. An-fang 2012 ging an der Oberbaumbrücke Hamburgs erste öffentliche Wasserstoffsta-tion in Betrieb. „Man kann ehrlich sagen, dass es auch Kinderkrankheiten gab, aber nach 14 Monaten Betrieb funktionieren die Betankungen zuverlässig“, sagt der Projekt-leiter Daniel Hustadt von Vattenfall Europe Innovation. Rund 6,4 Tonnen Wasserstoff
wurden inzwischen abgegeben, die vor Ort per Elektrolyse erzeugt wurden – vor allem für die bisher sieben „Sauberbusse“ der Hamburger Hochbahn. Künftig kann die Sta-tion auch zur Entlastung des Stromnetzes eingesetzt werden und die Produktion von Wasserstoff anfahren, wenn sich im Netz Überkapazitäten aufgebaut haben. Dabei wird allerdings nur auf Strom aus regenerati-ven Quellen zurückgegriffen. Inzwischen ha-ben in Hamburg zwei weitere Wasserstoff-Tankstellen eröffnet – ein weiterer Schritt dahin, dass auch diese Antriebstechnik in absehbarer Zeit aus der Testphase zur Serien-reife gebracht wird.Fragt man die Baugemeinschaft Dock 71 nach ihren Erfahrungen, so verschweigt auch sie nicht, dass es manchmal schwierig sei. „Viele sind skeptisch: Kann das wirklich funk-tionieren? Was kostet mich das am Ende?“, weiß man in der Arbeitsgruppe Mobilität. Doch auch für diesen Prozess steht die Hafen-City: Hier kommen viele Akteure zusammen, die an den verschiedenen Aspekten einer zu-kunftsweisenden Mobilität arbeiten. Als Ent-wicklungsgesellschaft verpflichtet sich die HafenCity Hamburg GmbH selbst zum nach-haltigen Engagement und schafft Anreize für den Markt. So wurden zum Beispiel in der Ausschreibung des Grundstücks, das später Dock 71 erhielt, Nachhaltigkeitsstrategien wie ein verringerter Stellplatzbedarf oder Car-Sharing-Konzepte ausdrücklich zur Be-dingung gemacht. Zu Bedenken war dabei ein wichtiger Spareffekt: Da man bei solchen Strukturen vermutlich mit nur einer Tiefgara-ge unter Wohngebäuden auskommt, redu-zieren sich die Investitionen. Aus dem Einschlagen vieler neuer Pfade, ihrer Erprobung und Korrektur kann so am Ende ein gemeinsamer Weg in die urbane Mobilität von morgen entstehen.
Erhältlich in den HafenCity InfoCentern, kostenfrei
Die dichten Wege werden vielfältig genutzt
INTERVIEW
HafenCity News: Zusammen mit dem Bildungsprogramm für Schulen erwarten Sie in diesem Jahr über 3000 Besucher. Welche Themen ziehen die Menschen zum ExtremWetterKongress? Frank Böttcher: Wir freuen uns sehr, dass die Themen rund um Wetter und Klima stärker denn je interessieren. In diesem Jahr steht zeitgleich mit dem ExtremWet-terKongress auch die Veröffentlichung des ersten Teils des 5. IPCC-Sachstandsberichts an. Das IPCC (Intergovermental Panel on Climate Change) ist ein Gremium, das von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und den UN ins Leben gerufen wurde. Die Sachstandsberichte geben den aktuellen Wissensstand bezüglich der Kli-maänderung wieder. Daher werden die Themen, die in der neuen Veröffentli-chung behandelt werden, auch sicher im Kongressprogramm eine Rolle spielen. Da-bei wird es in dieser Woche ebenso um Fragen zur Tornado- und Gewitterentste-hung gehen wie auch um Zukunftsfragen im Städtebau und in der Mobilität. Neben führenden Wissenschaftlern werden auch die meisten der aus dem Fernsehen be-kannten Wettermoderatoren vor Ort sein und dem Publikum über ihre Arbeit Rede und Antwort stehen.HafenCity News: Stichwort Mobilität: Am 27.9. widmet sich die „Hamburger Forschernacht“ als öffentliche Veranstal-tung des Kongresses gezielt dem Thema. Frank Böttcher: Die Bedeutung der Mobi-lität wird uns in den kommenden Jahr-zehnten noch ganz erheblich beschäfti-gen. Und hier sind viele Fragen offen. Woher kommen die Rohstoffe für die in Elektrofahrzeugen verbauten Akkus, wenn wirklich Massen davon produziert werden? Welche Wege der Entsorgung oder Wiederaufbereitung von Akkus gibt es, und wie umweltverträglich sind diese? Können sich die Brennstoffzelle und Was-serstoff als Antrieb durchsetzen? Wie flie-gen Flugzeuge in fünfzig Jahren? Mit den Antworten zu den Fragen in den Berei-chen Mobilität und Logistik werden wir als Gesellschaft auch einen Teil der Ant-worten auf Klimawandel und Energie-wende geben. Dass das Thema für mich eine sehr hohe Priorität hat, liegt da nahe.HafenCity News: Das Bildungsprogramm richtet sich an Schüler von der 3. Klasse bis zum Abitur. Wie werden den Schülern die komplexen Zusammenhänge der Thema-tik vermittelt? Frank Böttcher: Mitmachen ist oberstes Gebot. Frontalunterricht und einen ein-fachen Diavortrag wird man vergebens suchen. Es geht darum, durch eigene Er-fahrung zu lernen. Auf diese Weise er-schließen sich komplexe Zusammenhän-ge leichter und prägen sich besser ein. Die anregende Atmosphäre in der Hafen-City wirkt dabei aus meiner Sicht beson-ders positiv auf den Lernerfolg. Hier fehlt den Schülern das tragische Erlebnis einer versemmelten Klassenarbeit. HafenCity News: Bis wann und wo kön-
nen sich die Schulen für die Teilnahme bewerben? Frank Böttcher: Die Anmeldung über www.extremwetterkongress.de kann bis 21.9. erfolgen. Die Kongresswoche liegt ja unmittelbar vor den Herbstferien, sodass sich die Tage als Projektwoche hervorra-gend anbieten. In diesem Jahr findet das Bildungsprogramm u. a. im Internationa-len Maritimen Museum, auf dem Wasser im Magdeburger Hafen, im Überseequar-tier und in der Kühne Logistics University (KLU) statt. Da wirkt schon der Lernort prägend auf die vermittelten Inhalte.HafenCity News: Welche Vorteile und Synergien bietet der Standort HafenCity sonst? Es ist zum Beispiel auffällig, dass Sie mit hiesigen Partnern aus Kultur und Wissenschaft zusammenarbeiten.Frank Böttcher: Die HafenCity ist für uns der ideale Standort. Dicht am Wasser spielt das Wetter hier immer eine Rolle. Dicht am Hafen sind die Themen prä-sent, auf die Wetter und Extremwetter eine enorme Wirkung haben können. Dicht an der Innovation ist die HafenCity auch der Stadtteil, in dem Klimaschutz mit neuen Ideen den Weg in die Stadt-planung findet. Das sind auch Gründe, warum mit der Internationalen Bauaus-stellung Hamburg-Wilhelmsburg (IBA) und HafenCity-Akteuren wie dem Inter-nationalen Maritimen Museum und der KLU Partner an Bord sind, die an vielen Stellen Berührungspunkte mit den Kon-gressthemen haben. Dicht an der Innen-stadt haben wir zudem kurze Wege nicht nur zwischen den einzelnen Veranstal-tungsorten, sondern auch für die An- und Abreise. Da ich ein großer Fan der HafenCity bin, würden mir sicher noch viele gute Gründe mehr einfallen.
ExtremWetterKongress:23.–27.9. in der HafenCity, darunter:
26.9. Tag der Logistik 26./27.9. IBA-Klimaanpassungskongress 27.9. FUTRA „Hamburger Forschungsnacht“ Ausstellung „Die Ästhetik des extremen Wetters“
www.extremwetterkongress.de
„Wie fliegen Flugzeuge in fünfzig Jahren?“ Der ExtremWetterKongress ist seit Jahren eine der erfolgreichsten Veranstal-tungen in Europa, auf der wissenschaftliche Erkenntnisse den Weg in die breite Öffentlichkeit finden. Die achte Ausgabe findet vom 23. bis zum 27. September erstmals in der HafenCity statt – mit einem Schwerpunkt auf Mobilität. Ein Gespräch mit dem Kongressgründer Frank Böttcher
Frank Böttcher an einem Regentag am Magdeburger Hafen
Rundgang zum Thema„Kritik im Wandeln“: Urbane Mobilität und neue Infrastrukturen
Auf einem Rundgang durch die Hafen City tauschen sich zwei Ex-perten über ihre Eindrücke aus. Das Publikum hört per Kopfhörer zu und tritt am Ende in die Diskussion ein. Mit Prof. Dr. Barbara Lenz (Berlin) und Dr. Reinhard Seiß (Wien).
Am 11.9. ab 18.30, Start im Hafen City InfoCenter im Kesselhaus, 8 Euro; Anmeldung unter: kesselhaus@hafencity.com
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IM FOKUS
Bei Rotwein und Käse haben sie sich bis spät am Abend ange-regt unterhalten: Neun Nachbarinnen aus der Martha Stiftung am Kaiserkai, die für klischeehafte Kaffeekränzchen nichts üb-righaben. Die lieber über Kunst und Kultur diskutieren statt über eventuelle Zipperlein. Deswegen sind sie überhaupt in die Hafen City gezogen: um sich nicht durch ihr fortgeschrittenes Alter definieren zu lassen und den Einschränkungen, die es – praktisch wie psychologisch – mit sich bringt, aktiv zu begegnen. Ursel Becher, die 73-jährige Gastgeberin des Abends, macht sich für eine breite Teilhabe aller Gruppen am gesellschaftli-chen Leben stark und sieht die HafenCity als gutes Terrain dafür. Nachweislich suchen hier nicht nur viele junge Paare, sondern auch ältere Menschen nach dem Berufsleben gezielt das anre-gende Umfeld mit vielen Kultur- und Freizeitmöglichkeiten, kurzen Wegen und einer nachbarschaftlichen Atmosphäre. Wie Ursel Becher, die zuerst als Drogistin arbeitete, später als Sozi-alarbeiterin und als Sozialwissenschaftlerin an der Fachhoch-schule Potsdam, die schließlich Professorin wurde und von 1987 bis 1992 Sozialdezernentin im Bezirk Eimsbüttel war.„Ab wann bin ich eigentlich alt?“, sagt sie so charmant wie provokant. „Mit 60, wenn ich für eine BahnCard die Hälfte zah-le? Mit 65, wenn ich in Rente gehe? Wenn ich viele Falten ha-be?“ Das Alter sei eben nur ein Aspekt des Andersseins. Des-halb gilt ihre Perspektive dem viel breiteren Thema der Inklusi-on, so wie es Bundespräsident Joachim Gauck auf dem Evange-lischen Kirchentag Anfang Mai in Hamburg und der HafenCity immer wieder betont hat. In der HafenCity wurde Inklusion recht gut umgesetzt, findet Ursel Becher. Der Fachbegriff meint die gleichberechtigte Teil-habe von Menschen mit und ohne Handicap an gesellschaftli-chen Prozessen, indem mögliche Einschränkungen von Anfang an „mitgedacht“ werden. Zum Beispiel in der barrierefreien Freiraumplanung (siehe S. 7). Ursel Becher hat selbst erste Er-fahrungen damit, wie wichtig dieser Aspekt ist, sie braucht inzwischen einen Gehstock. Sie fühlt sich dennoch körperlich fit und vor allem „sehr wohl“ in der HafenCity. Vielleicht auch, weil ihr Einzug 2009 eine Kindheitserinnerung zurückbrachte: Auf einem Bauernhof in Westfalen aufgewachsen, ging es für sie bei Verwandtschaftsbesuchen in Hamburg stets zuerst an die Landungsbrücken. Jetzt kann sie die Elbe und den Hafen
von ihrem Balkon aus sehen. „Aber wir wissen doch alle nicht, was mit uns passiert“, sagt sie nüchtern. „Jeder kann morgen nach einem Schlaganfall beeinträchtigt sein.“Wie also kann in der HafenCity jeder im Sinne der Inklusion umfassend am urbanen Leben teilnehmen? Wie plant man familien-, alters- und behindertengerechte Wohnungen, und zwar sowohl von der räumlichen Anlage als auch von den Kos-ten und der sozialen Anbindung her gesehen? Wie kann die Mehrgenerationen-Gesellschaft, die sich in den neuen Quar-tieren herausgebildet hat, am besten voneinander profitieren – zum Beispiel, indem die älteren Bewohner in der Kinderbe-treuung mitarbeiten? Die Arbeitsgruppe Soziales im Stadtteil-verein Netzwerk HafenCity hat sich intensiv damit auseinan-dergesetzt. Menschen sollten so lange es geht selbstbestimmt und aktiv in ihrem vertrauten Umfeld leben, lautet das Credo von Becher und ihren Mitstreitern. Wenn dies nicht mehr gehe, müsste aber auch betreutes Wohnen in verschiedenen Formen
her, etwa ambulant oder in Wohngemeinschaften. Die Martha Stiftung machte als erste Institution der Hafen-City so ein Angebot. Nach Wunsch erhalten ihre rund 50 Be-wohner Services und ambulante Pflege. Weitere bedarfsorien-tierte Projekte befinden sich jedoch im Aufbau: Am Lohsepark und am Grasbrookpark etwa entstehen Mehrgenerationen-häuser und eine Behinderten-Wohngemeinschaft. Lebens-mittelläden, Apotheken und Ärzte sind in der zentralen und westlichen HafenCity fußläufig zu erreichen. So bilden sich Strukturen heraus, die einem, „Quartier für alle Lebenslagen“ immer mehr entsprechen, auch wenn sie aus Sicht der Arbeits-gruppe im HafenCity Netzwerk verbesserungswürdig bleiben. Als „ein kluges Zusammenspiel aus Familien und Freunden, Nachbarschaftshilfe, ambulanter Betreuung und professio-neller Pflege“, beschreibt Ursel Becher ihre Vision. Am besten würde es künftig in dem neuen großen Wohnquartier am Baa-kenhafen umgesetzt.
Fotos: Bina Engel (2), Thomas Hampel/ELBE & FLUT (5), Miguel Ferraz Araújo (2)
PORTRÄT
AM SANDTORPARK „Viele Eltern trauen sich nicht, um Hilfe zu bitten – auch Familien, die gute Nachbarschaften pfle-gen“, weiß die Hebamme Esma Çetin aus Erfahrung. In der HafenCity gibt es nun eine professionelle Anlaufstelle, wenn nach der Geburt eines Kindes plötzlich alles zu viel wird: Am Sandtorpark eröffnete ein neuer Standort von wellcome. In der bundesweit tätigen gemeinnützigen Gesellschaft en-gagieren sich 2000 ehrenamtliche Helfer, davon allein 300 in Hamburg. Ihre Mission ist, den Baby-Stress in den ersten Monaten
durch praktische Unterstützung und ein-fühlsame Begleitung für die jungen Eltern abzubauen. Ob Einkäufe, Begleitung zum Arzt oder Betreuung älterer Geschwister: Die Freiwilligen von „wellcome“ kommen nach Hause und leisten Unterstützung, wo sie gebraucht wird. Das erklärte strategische Ziel dabei ist, ein Netz zwischen Sozialpoli-tik, Entbindungsstationen, Hebammen wie Esma Çetin und Ehrenamtlichen zu knüpfen – nun auch in der HafenCity und Umgebung. Die neue Anlaufstelle ist an die St. Kathari-nen-Kita und die benachbarte gleichnamige Hauptkirche angedockt. (Die Gründerin und Geschäftsführerin der wellcome gGmbH, Rose Volz-Schmidt, kommt aus der evangeli-schen Familienhilfe.) Die Koordinatorin Cora Putzke feierte die Eröffnung Ende April mit zahlreichen Unterstützern, darunter Ham-burgs Sozialsenator Detlef Scheele, Pastor Frank Engelbrecht von St. Katharinen und Vertretern der HafenCity Hamburg GmbH .
Kontakt: wellcome Hamburg HafenCity, Cora Putzke, Tel.: (040) 320 477 22, E-Mail: hamburg.hafencity@wellcome-online.de www.wellcome-online.de
ÜBERSEEQUARTIER Die Ausstel-lung „Stadt neu bauen“ wandert seit März 2012 durch Europa und präsentiert die bei-den großen Stadtentwicklungsprojekte Hamburgs im Kontext der zukunftsfähigen Stadtentwicklung. Nun ergänzen die Hafen-City und die Internationale Bauausstellung (IBA) Hamburg einen internationalen Fach-kongress zum Thema. Das Programm von „Building the City Anew“ am 20./21. Juni umfasst Exkursionen in die Projektgebiete südlich und nördlich der Elbe, einen Emp-fang im Rathaus durch den Ersten Bürger-meister der Freien und Hansestadt Ham-burg, Olaf Scholz, und die EU-Kommissarin für Klimaschutz, Connie Hedegaard, sowie Beiträge von nationalen und internationa-len Experten in vier Panels zu übergeordne-ten Urbanitätsthemen. Im neu eröffneten Wilhelmsburger Bildungszentrum „Tor zur Welt“ sind dabei unter anderem zu erleben: Brisbanes Leitende Verkehrsplanerin Rachel Smith, die Präsidentin der Bostoner Agentur Massdevelopment, Marty Jones, Prof. Iain Borden vom Lehrstuhl für Architektur und Urbane Kultur am University College Lon-don, Prof. em. Dieter Läpple von der Hafen-
City Universität, die Dekanin der Architek-tur-Fakultät an der TU München, Prof. Sophie Wolfrum, und Dr. Robert Kalten-brunner vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Zum Abschluss des Kongresse wird die Ausstellung „Stadt neu bauen“ im Überseequartier der HafenCity eröffnet und ist bis zum 5.7. zu erleben.
Kongress: 20.6.: ab 13.30 Uhr: Besichtigung von Hafen City und IBA Hamburg (ca. 3 Std.), ab 18.30 Uhr: Empfang im Rathaus 21.6.: ab 9 Uhr Fachkonferenz im Bildungs-zentrum „Tor zur Welt“, Krieterstr. 5, 21109 Hamburg-Wilhemsburg, 18 Uhr: Barkassenfahrt in die HafenCity 19 Uhr: Austellungsvernissage in der ON-OFF Gallery im Überseequartier Anmeldung zum Kongress erforderlich! Gebühren: regulär 120 Euro, ermäßigt 20 Euro Programm: www.iba-hamburg.de/wissen/kongresse-2013/stadt-neu-bauen
Ausstellung: ON-OFF Gallery, Osakaallee 16, 20457 Hamburg, Vernissage am 21.6. um 19 Uhr, bis 5.7., immer Di.–S0. 10–18 Uhr, Eintritt frei
„wellcome“ in der HafenCity Kongress „Building the City Anew“ Anlaufstelle für junge Eltern in der St. Katharinen-Kita eröffnet HafenCity und IBA Hamburg laden zu Vorträgen, Gesprächen und Ausstellung
Cora Putzke (l.) eröffnet „wellcome“ HafenCity
Wie kann man selbstbestimmt im vertrauten Umfeld leben und alt werden? Wie wird danach aber auch betreutes Wohnen in vielfältiger Form möglich? Eine Arbeitsgruppe um die 73-jährige Ursel Becher ist diesen Fragen für die HafenCity nachgegangen
Ein Quartier für alle Lebenslagen
Ursel Becher in ihrer Wohnung in der Martha Stiftung – ihr Blick richtet sich auf die HafenCity als ein „Quartier für alle Lebenslagen“
6� JUNI�2013��
HAFENCITY Silke Dammann sitzt in ei-nem Rollstuhl auf dem Platz der Deutschen Einheit vor der Elbphilharmonie und will hin-unter zum Wasser. Seit einem Autounfall vor 23 Jahren ist die 44-jährige Sozialpädagogin querschnittsgelähmt. Im öffentlichen Raum ist sie auf barrierefreie Rampen angewiesen, um Höhenunterschiede zu überwinden. Höchstens sechs Prozent Gefälle dürfen diese Rampen haben, damit es nicht allzu kraftrau-bend ist, und sie sollten alle sechs Meter durch eine waagerechte Fläche unterbrochen sein. „Zum Glück kann ich mich in der HafenCity fast überall darauf verlassen“, sagt Dammann und rollt über die sanftere der beiden hier vor-handenen Rampen abwärts.Dammann gehört zu den engagierten Ak-teuren, die sich für die umfassende barriere-freie Erschließung der HafenCity einsetzen. Mindestens zweimal im Jahr treffen sich Ver-treter der Entwicklungsgesellschaft für Ham-burgs großes Stadterweiterungsprojekt, der HafenCity Hamburg GmbH (HCH), mit Ver-tretern der Hamburger Landesarbeitsge-meinschaft für behinderte Menschen (LAG) und anderer Verbände wie Barrierefrei Leben e. V., dem Landes-Seniorenbeirat und dem Blinden- und Sehbehindertenverein. Auch die Hamburger Behörden sitzen mit am Tisch. (Seit Mai 2012 gelten weitreichende Hinweise zur Barrierefreiheit für die ganze Stadt, die auf die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen reagieren.) Gemeinsam berät man über die barrierfreie Gestaltung der neuen Stadträume. „Es geht um eine Fülle von großen und kleinen Maß-nahmen. Viele gab es von Anfang an, aber
viele andere kommen neu hinzu“, sagt die HCH-Projektmanagerin Barbara Schwöppe, die für die Umsetzung zuständig ist.So wurden die wichtigsten Laufwege von Anfang an durch behindertengerechte Ram-pen erschlossen und Treppen mit Handläu-fen versehen, doch erst die neueren Treppen haben Handläufe an zwei Seiten und sind zudem mit Kontraststreifen markiert. An Ampeln kann man akustische Signale abru-fen. Die Oberflächen auf den Promenaden wurden mit besonderem Blick auf die Geh- und Rollqualität realisiert, Plätze mit ge-schnittenem (und damit glattem) Großkopf-steinpflaster verlegt. So manche Maßnahme geht direkt auf den Beitrag der Betroffenen zurück. Zum Beispiel, dass man Orientie-rungshinweise für Rampen und Toiletten an-bringt, und das am besten in einer niedrigen Höhe, wo sie Rollstuhlfahrern ins Auge fallen – eine Initiative von Silke Dammann, die mit der Zusammenarbeit insgesamt zufrieden ist: „Am Anfang hatte es noch keine große Kontinuität“, sagt die LAG-Vertreterin, „aber heute fühlen wir uns weitgehend ernst ge-nommen.“ Verbesserungspotenzial für die barrierefreie Hafen City sieht sie aber immer noch. Bei den Straßenüberquerungen etwa sei der Höhenunterschied zwischen Straße und Bürgersteig zu groß. (In der endgültigen Ausbaustufe der Straßen wird dieser Unter-schied kleiner.) Bei einigen gastronomischen Betrieben fehlten die elektrischen Türöffner, und die Tische stünden oft zu eng beieinan-der oder auf Podesten. Die HafenCity stellt Menschen mit einge-schränkter Mobilität und Sehkraft grund-
sätzlich vor besondere Herausforderungen. Häuser, Straßen und Brücken liegen flutge-schützt bis zu 8,60 Meter über Normalnull, Promenaden und Plätze hingegen meist di-rekt an der Wasserkante und damit bis zu 3,50 Meter tiefer. Diese Topographie ist aller-dings besonders attraktiv und wurde in der Freiraumplanung zu einem spielerischen Ge-füge von immer neuen Wegen, Aufenthalts-räumen und Ausblicken rund um das Wasser. Daher schätzen auch Menschen mit Handi-caps die HafenCity und können sie sich sogar als Wohnort vorstellen: In der Baugemein-schaft BLISS haben sich Blinde, Sehbehinder-te und Sehende zusammengeschlossen. Bei einem Besuch Mitte Mai haben sie das Ge-biet erkundet und wollen sich um ein Grund-stück bewerben. Solche Entwicklungen freuen Barbara Schwöppe. „Wir möchten, dass sich alle Gruppen in der HafenCity wohlfühlen und engagieren uns sehr, um die Voraussetzun-
gen dafür zu schaffen“, sagt sie. Dabei weiß sie aus ihrer täglichen Arbeit, dass nicht Stan-dardkonzepte, sondern an den meisten Stel-len eigens zugeschnittene Lösungen her-müssen. So wurde am Fähranleger Elbphilharmonie auch eine Rampe auf dem Ponton gebaut, an dem die Barkassen halten. Sie weist ein etwas steileres Gefälle von acht Prozent auf – aber das war die einzige Alter-native zur Treppe. Die Augen von Karsten Warnke haben eine Sehkraft von zehn Prozent. Der 60-jährige Hamburger sitzt als Vize-Vorsitzender der LAG und des Blinden- und Sehbehinderten-vereins am Runden Tisch mit Silke Dammann, Barbara Schwöppe und den anderen. Warnke freut besonders, dass die Treppenanlage an der Westseite des Magdeburger Hafens vor-bildlich gestaltet werden soll: zwei Handläu-fe und ein Blindenleitstreifen, der zu den Stu-fen hinführt. Auch Warnke macht deutlich, dass der Teufel im Detail steckt, zumal blinde und sehbehinderte Menschen vor anderen Problemen stehen als Menschen mit Gehbe-hinderungen. Gefährliche Fallen für erstere seien Sitzbänke ohne Rückenlehne, die man mit einer Stufe verwechseln könne – hinter denen es aber sehr viel tiefer abwärts geht. Solche Bänke in der HafenCity hat Barbara Schwöppe inzwischen mit Lehnen nachrüs-ten lasssen. Ebenso haben neuere Treppenan-lagen wie die an der Elbpromenade am Unile-ver-Gebäude keinen Unterschnitt mehr, an dem der Fuß hängen bleiben könnte. Am Sandtorpark oder auf der Kibbelstegbrücke wurden die herausnehmbaren Poller aus der Hauptlaufrichtung gedreht, damit sie nicht zum unvermuteten Hindernis werden. Alles gut, also? Nicht ganz, wenn es nach Warnke geht: „Eine gelbe Markierung auf den grauen Pollern wäre hilfreich.“ Insgesamt aber sei man auf einem guten Weg: „Hier ha-ben wir die große Chance, beispielhaft für ganz Hamburg die Bedürfnisse von behinder-ten und älteren Menschen bewusst zu ma-chen und zu zeigen, wie Barrieren im öffent-lichen Raum abgebaut werden können oder gar nicht erst entstehen.“
Auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität und Sehkraft sollen sich in der HafenCity problemlos bewegen können. Betroffene arbeiten an den Planungen für neue und Verbesserungen für bestehende Freiräume mit
Orientierungshilfen auch auf Augenhöhe von Rollstuhlfahrern, geschnittenes Kopfsteinpflaster, Treppen mit „Taststreifen“, Bänke mit Rückenlehnen: Barrierefreie öffentliche Räume brauchen eine Fülle von Maßnahmen
Die Baugemeinschaft BLISS erkundet das Modell und die Realität der HafenCity (www.wohnprojekt-bliss.de)
Barrierefreie HafenCity
Silke Dammann engagiert sich für die umfassende barrierefreie Erschließung der HafenCity
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REPORTAGE
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AnwohnertrödelmarktJetzt kann man zum fünften Mal rund um den Sandtorhafen auf Schnäppchen-jagd gehen und nebenbei für einen guten Zweck spenden: Ein Teil des Umsatzes ist für ein Projekt reserviert, das jedes Jahr neu ausgewählt wird. 2012 kamen rund 1.100 Euro für die Jugendgruppe der ehrenamtlichen Katastrophen schutzorganisation THW Hamburg-Mitte zusammen. Am 7.7. von 11–17 Uhr, www.netzwerk-hafencity.de
Nachbarschaftsfest Die Fertigstellung des Grasbrookparks an der U-Bahnstation Überseequartier ist ein guter Grund zum Feiern. Zur Eröff-nung bietet ein Nachbarschaftsfest allen Bewohnern und Beschäftigten der Hafen-City (und solchen, die es werden wollen) die Gelegenheit zum Kennenlernen. Am 16.8. ab 14 Uhr, www.netzwerk-hafencity.de
Harbourfront Literaturfestival Mit über 20.000 Besuchern auf 80 Veranstaltungen bewies das Festival 2012, wie lebendig Literatur sein kann. Im September gibt es an zehn Tagen erneut Autoren, Moderatoren und Schauspieler hautnah zu erleben und die gesamte Breite der Genres von Lyrik bis Krimi zu entdecken. Veranstaltungsorte rund um den Hafen, darunter das HafenCity Cruise Terminal, bieten den ungewöhnlichen Rahmen. Vom 11.–21.9., www.harbour-front.org
KULTUR
IMPRESSUM
Verlag: HafenCity Hamburg GmbH, Osakaallee 11, 20457 Hamburg, www.hafencity.comV. i. S. d. P.: Susanne BühlerRedaktion: Henrike Thomsen Texte und Mitarbeit: Andrea Bittelmeyer, Eileen Stiller, Henrike ThomsenDesign: lab3 mediendesign, HamburgKorrektorat: Oliver HolzweißigDruckerei: Langebartels & Jürgens, Hamburg
Die Veröffentlichung von Texten oder Textauszügen darf nur nach Genehmigung der HafenCity Ham-burg GmbH erfolgen. Die in dieser Publikation ent-haltenen Informationen sind für die Allgemeinheit bestimmt; sie erheben weder Anspruch auf Vollstän-digkeit noch auf Richtigkeit.
32. Ausgabe, Hamburg, Juni 2013 © 2013 All rights reserved
Diese Publikation wurde auf umweltfreundlichem FSC-zertifiziertem Papier gedruckt.
TERMINE
Fotos: Miguel Ferraz Araújo (2), Thomas Hampel/ELBE & FLUT (2)
HAFENCITY Kery Fay steht im Club 20457 in der Osakaallee 6 und schaut auf die Bühne. Aufmerksam und auch ein kleines biss-chen stolz. Denn das, was sich vor ihr abspielt, hat die 24-jährige Profisängerin selbst ins Leben gerufen: An jedem ersten Dienstag im Monat jammen Musiker bei der „City Session – by Kery Fay!“. Manche spielen regelmäßig zusammen, andere sehen sich hier zum ersten Mal. Heute hat die A-cappella-Gruppe Mundial die Show eröffnet, es folgen Fay und weitere Sängerinnen und Sänger. Zu hören sind R&B, Pop und Blues, eigene und bekannte Stücke. Pro-fessionell klingen die Songs und zugleich angenehm frisch, mit viel Raum zum Improvisieren. „Es gibt so viele tolle Musiker in Hamburg“, sagt Fay, „ich wollte ihnen die Möglichkeit geben, sich hier zu präsentieren.“ Im Mai er-scheint die erste CD der gebürtigen Ukrainerin, Anfang März star-tete sie die Reihe im Club 20457, der Eintritt ist frei, „damit das Pu-blikum kein perfektes Konzert erwartet“, erklärt die Sängerin. „Ich finde, die HafenCity ist ein toller Ort für unsere City Session. Hier passt einfach alles. Und die Leute kommen gern.“Ob Jazz, Pop, Reggae, Soul oder Klassik: Längst hat Live-Musik in der HafenCity ihren festen Platz gefunden, zum Beispiel in Restau-rants wie La Baccara oder dem Carls an der Elbphilharmonie. Jeden Freitagabend laden das Bistro Paris und das 25hours Hotel Hafen-City zu Konzerten. Seit 2009 hat zudem das Elbjazz Festival eine Bühne in der HafenCity. „Der Stadtteil ist für uns Partner der ersten Stunde“, sagt die Organisatorin Tina Heine. „Ich freue mich, zu be-obachten, wie man sich hier des Themas Kultur annimmt und sehr bemüht ist, viele unterschiedliche Formate stattfinden zu lassen.“ Tatsächlich war es von Anfang Teil der Entwicklungsstrategie, die HafenCity mit temporären Veranstaltungen wie Ausstellungen, Le-sungen und Konzerten einem breiten Publikum zu erschließen. Auch künftig soll neben den großen Institutionen wie dem Interna-tionalen Maritimen Museum und der Elbphilharmonie (ab 2016) stets Raum bleiben für viele andere Formen und Anbieter. Tina Heine schätzt vor allem die maritime Kulisse bei den Open-
Air-Bühnen, „aber auch, dass viele Geschäftsleute in der HafenCity aufgeschlossen sind, wenn wir nach einer Location fragen.“ Marc Sternberg vom Marketing+Media Network kann das nur bestäti-gen. Im Auftrag der Werbegemeinschaft Überseequartier e. V. or-ganisiert und vermarktet seine Agentur die Konzertreihe „Übersee-boulevard live!“; das Programm stellt der 28-Jährige mit Markus Riemann vom Klub.K zusammen. Es reicht von Pop über Jazz, Samba und Salsa bis hin zu afrikanischer Musik. „Wir wollen mit Musik den Stadtteil beleben und kulturell stärken“, sagt Sternberg, „und das klappt sehr gut.“ Auch klassische Musik bereichert das kulturelle Leben in der Hafen-City. Am 24. und 25. Mai präsentierte der Hamburger Kammerkunst-verein erstmals das Musikfest OBERTÖNE, ein Kammermusikpro-gramm quer durch die Musikgeschichte der Hansestadt. Sechs Musiker spielten Werke von Johannes Brahms, Gustav Mahler oder Georg Philipp Telemann, aber auch moderne Kompositionen von Al-fred Schnittke oder Ali N. Askin. Dafür wurde eine alte Lagerhalle im Oberhafen zum Konzertsaal umfunktioniert. „Dieses weitgehend unentdeckte Areal ist ein spannender Ort, an dem sich Kunst und Kultur in den nächsten Jahren sicher entwickeln werden“, sagt der Organisator der OBERTÖNE, Thomas Mehlbeer. Das Publikum er-schien zahlreich, die Bühne war ebenerdig und man konnte die Kon-zerte auf Kaffeesäcken oder in Liegestühlen genießen. „Wir wollen die Kammermusik an einem ungewöhnlichen Ort zugänglich ma-chen und sie von einer Etikette befreien, die in vielen Fällen Schwel-lenängste bei unerfahrenem Publikum auslöst“, erklärt der Pianist und künstlerische Leiter Franck-Thomas Link. In der HafenCity wer-den solche Barrieren gegenüber Musik offenbar insgesamt selten.
Club 20457: www.eintrittskarten.de/club-20457Überseeboulevard Live: www.ueberseeboulevard.comKlub.K: www.klub-k.deElbjazz: www.elbjazz.deHamburger Kammerkunstverein: www.kammerkunst.de
Ob im Club 20457 oder dem Bistro Paris, im 25hours Hotel HafenCity oder einer alten Lagerhalle im Oberhafen: Live-Musik hat in der HafenCity ihren festen Platz gefunden
Grundsteinlegung für das Musikerhaus HafenCity im Elbtorquartier
Von R&B bis Barockmusik
Keine Berührungsängste: Die Musikszene in der HafenCity hat bereits eine große Vielfalt
INFO
ELBTORQUARTIER Im Elbtorquartier entsteht seit Ende April das Musikerhaus HafenCity. Der sechsgeschossige Klinkerbau am Südende der Shanghaiallee wird 36 Wohnungen bieten, davon
zwölf mit besonders isolierten Zimmern, aus denen kein Schall her-ausdringt. Unter der Projektleitung der Bürgerstadt AG haben sich Profi- und Hobbymusiker sowie andere Kreative aus zwölf Natio-nen zu dem Baugemeinschaftsprojekt zusammengefunden – zum Beispiel der Anwalt und leidenschaftliche Gitarrist Peer Leßmann. „Nachbarn sind in der Regel freundlich, aber Musik kann Konflikte produzieren“, sagt er. In seiner neuen Wohnung muss er sich dar-über keine Gedanken mehr machen. „Ich kann in der Nacht aufste-hen und mit gutem Gewissen krumm und schlecht spielen – das stört niemanden“, so Leßmann voller Vorfreude. Doch nicht nur die individuelle Freiheit, auch der kreative Aus-tausch und eine verantwortungsvolle Gemeinschaft zählen. Ne-ben den Übungszimmern laden Gemeinschaftsräume zum kollek-tiven Musizieren ein, eine Hausband hat sich bereits gefunden. Im Erd- und im ersten Obergeschoss entstehen auf rund 400 Qua-dratmetern Gewerbeflächen für das gesamte Dienstleistungs-angebot rund um die Musik. Das Gebäude wird nach höchsten Nachhaltigkeitskriterien gebaut und ist mit dem Umweltzeichen HafenCity in Gold vorzertifiziert. Die Fertigstellung ist für Som-mer 2014 geplant.
Hausband ist da, Gebäude folgt
Grundsteinlegung mit W. Hammann von der Bürgerstadt AG (vorn), Hamburgs
Oberbaudirektor J. Walter und HafenCity-Geschäftsführer G. Schulz-Berndt (rechts)
8� WWW.HAFENCITY.COM