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Arbeitslosenversicherung (2)
• Ist Arbeitslosigkeit strukturell bedingt (und nicht nur vorübergehend), so behindert die Versicherung eine notwendige Strukturanpassung, weil– der Anreiz zur Arbeitsplatzsuche abnimmt;– die regionale Arbeitsmobilität verringer wird;– Umschulungsmaßnahmen unterbleiben.
• Hinzu tritt ein moral hazard-Problem.
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Reallohnstarrheit
• Neben die Strukturaspekte tritt häufig das Versagen des Reallohns, Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage zum Ausgleich zu bringen.
• Aufgrund von Lohnstarrheiten kann der reale Effektivlohn längere Zeit über dem Gleichgewichtslohn liegen.
• In diesem Fall übersteigt das Arbeitsangebot die Nachfrage, der Markt wird nicht geräumt.
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o I Lohnstarrheit und
Rationierung von Arbeit
L
W/P
Arbeit
Sta
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Realloh
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Nachfrage
Angebot
Arbeits-losigkei
t
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Wartearbeitslosigkeit
• Wenn der Markt durch Lohnstarrheit nicht geräumt wird, spricht man von Wartearbeitslosigkeit.
• Arbeitnehmer warten einfach darauf, dass zum herrschenden Lohn Arbeitsplätze frei werden.
• Das Phänomen “Lohnstarrheit” erfordert eine Erklärung, da normalerweise eine Tendenz zum Gleichgewichtspreis besteht.
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Mindestlohngesetze
• Lohnstarrheit kann durch eine Mindestlohn-gesetzgebung hervorgerufen werden.
• Man vermutet, dass gesetzliche Mindestlöhne besonders die Einstellungschancen weniger Qualifizierter beeinträchtigen.
• Auch Jugendliche könnten dadurch benachteiligt werden, zumal zum Lohn noch die Ausbildungskosten hinzukommen.
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o I Sozialgesetze und relative
Einkommensposition (1)• Diese Argumentation um Mindestlöhne
ist zu einfach, weil Mindestlöhne meist sehr niedrig sind. [Z.B. beträgt er in den USA (seit 1994) $5,15 pro Stunde.]
• Allerdings liegen solche Löhne in der Nähe offizieller Armutsgrenzen, bei denen häufig Sozialleistungen gewährt werden.
• Dies kann den Anreiz zur Arbeit verringern.
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o I Sozialgesetze und relative
Einkommensposition (2)• Liegen Sozialleistungen bei oder über dem
Einkommen eines Mindestlohnbeziehers, so hat er keinen Anreiz, Arbeit anzubieten (auch wenn er sich registrieren lassen wird).
• Freilich gibt es in dieser Situation auch “echtes” Arbeitsangebot, so wenn ein Sozialleistungsempfänger sich diskriminiert fühlt oder eine Dequalifizierung befürchtet.
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o I Gewerkschaftliche Macht
und Tarifpolitik• Löhne sind das Ergebnis von
Verhandlungen zwischen Tarifpartnern.• Neben Löhnen erstreiten Gewerkschaften
auch Regelungen zu Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten und betriebl. Sozialleistungen.
• Tarifverträge betreffen Industriebereiche und sind regional differenziert, nicht aber nach Betrieben (Flächentarifvertrag).
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o I Der “standardisierte”
Arbeitsvertrag• Tarifverträge klassifizieren das Lohnentgelt
nach verschiedenen Kategorien von Tätigkeiten, die “standardisiert” sind.
• Nach Eingruppierung nimmt der Arbeitnehmer an der Einkommensentwicklung seiner Lohngruppe teil.
• Diese folgt der allgemeinen Entwicklung, wobei untere Löhne aber oft stärker steigen.
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o I Tarifverträge und
gewerkschaftliche Interessen• Tarifverträge
gelten für gewerkschaftlich organisierte und nicht organisierte Arbeitnehmer.
• Dualer Markt: “Insider” möchten Löhne hoch halten; “Outsider” möchten Tariflöhne unterbieten.
9,1
27
29,5
29,7
35,4
44,5
79
81
87,5
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Frankreich
Niederlande
Vereinigtes Königreich
Deutschland
Italien
Irland
Finnland
Schweden
Dänemark
Quelle: www.eiro.eurofund.ie
Gewerkschaftlicher Organisationsgrad
im Jahr 2000
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Effizienzlohntheorien
• Diese Theorien beruhen auf dem Gedanken, dass höhere Löhne produktivitätssteigernd wirken können.
• Sie gehen davon aus, dass ein wie auch immer “standardisierter” Arbeitsvertrag nie vollständig definiert werden kann.
• Der Lohn dient als Anreiz, den Vertrag um-fassend und effizienzsteigernd auszufüllen.
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Sam Goldwyn (Filmmagnat) über seinen besten Agenten:
“We are overpaying him, but he’s worth
it”
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Höhere Löhne ...
• sollen Transaktionskosten verringern, die durch häufige Kündigungen entstehen.
• sollen insbesondere qualifizierte Mitarbeiter halten und damit eine adverse Selektion verhindern.
• sollen Motivation und Arbeitsleistung der Belegschaft erhöhen und insbesonderemoral hazard reduzieren.
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Effizienzlohn und Arbeitslosigkeit
• Die Effizienzlohntheorie soll u.a. auch dafür herhalten, die Starrheit von Löhnen- und damit Arbeitslosigkeit- zu erklären.
• Dieser Ansatz ist fehlerhaft, denn der Arbeitsmarkt kommt wieder ins Gleichgewicht, wenn eine Produktivitätssteigerung eintritt,
d.h. es gilt wieder (W/P) = Y/ L.• Anders bei “dualem” Arbeitsmarkt:
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o I “Dualer” Arbeitsmarkt,
Effizienzlohn und Tarifvertrag• Besteht ein “dualer” Markt mit wenig
Qualifizierten (oder “outsidern”) und besser Qualifizierten (oder “insidern”); und
• sind die Löhne beider Märkte tarifvertraglich aneinander gekoppelt; und
• gilt für “insider” die Effizienzlohntheorie, für “outsider” aber nicht; dann
• produziert ein Lohnanstieg Arbeitslosigkeit.
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o I “Dualer” Arbeitsmarkt,
Effizienzlohn und Tarifvertrag
L1 L2
Vert
rag
lich
gekop
pelt
(W/P)1
Lohnzuwachswird durch Effizienz
“validiert”
Arbeitslosigkeit
Beschäftigungszuwachs
(W/P)2
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“Relative” Lohnstarrheit
• Es ist nicht “absolute” Lohnstarrheit, die Arbeitslosigkeit erzeugt, sondern “relative”.
• Das Modell erklärt auch, weshalb Arbeitslosigkeit mit Überbeschäftigung zusammen existieren kann (“Überstunden”).
• Die Effizienzlohnkomponente erklärt zudem den verminderten Widerstand der Arbeitgeber gegen Lohnsteigerungen.
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o I Globalisierung und Relevanz
des dualen Arbeitsmarktmodells• Durch die Globalisierung wird der Arbeitsmarkt
in weiten Teilen “geöffnet”. Dadurch entsteht eine “globale Reservearmee”.
• Der Wettbewerb nimmt aber auch für qualifizierte Leistungen zu (Dienstleistungen).
• Das “duale” Modell dürfte dadurch auch für OECD-Länder an Bedeutung gewinnen.
• Es muss zur Divergenz von Löhnen kommen.
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o I Segmentierter Arbeitsmarkt
und Bildung
Heft 17 vom 16. April 1998
‘ Der technologische Fortschritt steigert permanent die Nachfrage nach gut
ausgebildeten Leuten und senkt den Bedarf an Leuten mit geringen Fähig-keiten. Diesen
Effekt können wir nur ausgleichen, indem wir das Angebot an gut Ausgebildeten parallel zur
steigenden Nachfrage erhöhen ’ (Paul Romer).
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o I Ungleichheit der
Lohnentwicklung: Evidenz für die BRD• Die Ungleichheit
der Bruttolöhne pro Individuum nimmt zu
• Im Osten ist die Zunahme erheblich stärker als im Westen
0
0,05
0,1
0,15
0,2
0,25
0,3
0,35
1990 1993 1995 1998
Ost
West
Gini-Koeffizient
Quelle: R. Hauser & H. Fabig sowie Armutsbericht 2000
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Lohnnebenkosten
• Maßgeblich für die Nachfrage nach Arbeit sind Lohnkosten einschl. ihrer Nebenkosten.
• Lohnnebenkosten sind– Lohnsteuer, Solidarzuschlag;– Sozialabgaben (RV, KV, AV, UnfV, PflV);– Betriebliche Sozialleistungen
(z.B. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall);– Ausbildungs- und Umschulungskosten;– Friktionelle Kosten (z.B. Kündigungsschutz).
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o I Lohnbezogenes
Soziales SicherungssystemBeitragssätze der Sozialversicherungen
in Prozent des Bruttolohns
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o I Belastung der Einkommen
durch Steuern und Abgaben
Quelle: nach Heiner Flassbeck, DIW Berlin - Friedr.-Ebert-Stiftung
Westdeutschland Steuern und
Sozialversicherungsausgaben auf Löhne
Steuern auf Gewinne und
Vermögen
70
60
50
40
30
20
10
0
70
60
50
40
30
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10
01970 1975 1980 1985 1990 1995
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o I Internationale Belastung der
Bruttoarbeitskosten durch persönliche Einkommenssteuer und Sozialabgaben
0
10
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50
60
1979 1985 1991 1993 1995 1997
Australien
Belgien
Kanada
Deutschland
Japan
Großbritannien
USA
Quelle: OECD & Karl-Bräuer-Institut
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o I Lohnnebenkosten
und Faktorallokation• Der Faktor Kapital trägt weitaus geringere
Nebenkosten als der Faktor Arbeit.• Dadurch besteht ein Anreiz, Arbeit durch
Kapital zu substituieren.• Die höhere Kapitalintensität begünstigt
“insider”, die einen Effizienzlohn beziehen.• Entlassung von weniger Qualifizierten hebt
die Ø Produktivität und so den Effizienzlohn.
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Effizienz durch Entlassungen?
• Der Anstieg der Ø Produktivität bei Entlassungen von Minderqualifizierten erklärt auch den Anstieg von Aktienkursen bei gleichzeitiger Arbeitslosigkeit.
• Minderqualifizierte werden durch neue Technologien produktiv “ersetzbar”.
• Zudem kann Arbeitslosigkeit “disziplinierend” auf die verbleibenden insider wirken.
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o I Lohnnebenkosten
und AusweichstrategienFolgende Ausweichstrategien sind
üblich:– Überstunden (reduziert nicht alle
Nebenkosten);– Bezahlung unter Tariflohn im “dualen
Markt”;– “Schwarzarbeit”;– Entstehen eines “dritten Arbeitsmarkts”;
• “Zweiter” Job als Selbständiger;• “Outsourcing” und “Quasi-Selbständigkeit”;
– Verlagerung von Produktion ins Ausland.
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Die Bedeutung von VollzeitjobsDavon: 1970 1996Befristete Verträge 4,5 5,2Teilzeitbeschäftigte 4,7 11,2Geringfügig Beschäftigte 5,8 13,2Kurzarbeiter 0,2 0,8ABM-Jobs - 0,3Leiharbeiter 0,2 0,6Heimarbeiter 1,0 0,4"Quasi-Selbständige" 0,4 1,6
Quelle: Kommission für Zukunftsfragen (Freistaaten Bayern und Sachsen)
1970
1996
andere
Vollzeitjobs
andere
Vollzeitjobs
16%
84%
33%
67%
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Die Bedeutung von Vollzeitjobs
Anteil der Teilzeitbeschäftigten an den abhängig Beschäftigten in der BRD
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Die Bedeutung von Vollzeitjobs
Anteil der Teilzeitbeschäftigten an den abhängig Beschäftigten in der BRD
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... schafft den
Durchbruch ?
Welche Arbeitsmarktpolitik .
..
Welche Arbeitsmarktpolitik .
..
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o I Der naive Ansatz:
Arbeitszeitverkürzung
Varianten der These sind die Verkürzung: – der Wochenarbeitszeit (30-Stunden-Woche);– der Jahresarbeitszeit (Urlaub, “job sharing”)– der Lebensarbeitszeit (Frühverrentung).
Die These lautet: Wenn das erforderliche Arbeits(zeit)volumen zurückgeht, dann teilen wir
es besser auf “Köpfe” auf, indem wir die Arbeitszeit
pro Vertrag verkürzen.