Post on 29-Oct-2020
transcript
Frischer Mut 1-3 68305 Mannheim
Tel. : 0621 – 75 44 30
Marlies Durcak
Lieber Herr Peischl, gerne hätten wir Ihnen von der Insel Norderney eine Ansichtskarte
geschickt, aber uns fehlte Ihre Adresse. Es war uns ein großes Anliegen, Ihnen und dem Max–Josef–Strasse Team zu danken, ein super herzliches Dankeschön. Das holen wir auf diesem Wege nach, und möchten damit auch unsere
Begeisterung über diese erlebte Woche ausdrücken. Angefangen hat alles am Sonntagabend, und das Reisefieber der Erzieherinnen zeigte sich darin, dass wir alle früher, als zum verabredeten Zeitpunkt im Kinderhaus waren.
Eltern und Kinder übrigens auch. Nachdem das Chaos Messplatz
ähnliche Ausmaße annahm schoben wir die Eltern freundlich nach draußen. Kein Kind weinte, alle waren begeistert.
Die Nacht war kurz, aber freundliche Frauen haben durchgemacht und die übrigen um 3.00 Uhr mit frischem Kaffee versorgt. Noch nie haben
wir so viele gutgelaunte, freundliche Menschen um diese Uhrzeit erlebt. An dieser Stelle möchte ich einflechten, dass diese Reise unseren Teamgeist nachdrücklich geprägt und intensiviert hat. Wir wissen nun, dass wir gemeinsame und verschiedene Stresspunkt haben, dass wir
zusammen eine fröhliche und ausgelassene Gruppe sein können, dass wir, und das war neu, sogar wissen, wann wir gemeinsam schweigen müssen, und wann es angesagt ist, sich gegenseitig zu unterstützen. Aber ich möchte nichts vorweg nehmen.
Die Busfahrt war weniger anstrengend, als wir erwarteten und die
Kinder erlebten zum ersten Mal einen Sonnenaufgang, und das über der Silhouette von Frankfurts Bürotürmen. Das war auch für uns Erwachsene beeindruckend. Auf der Fahrt wurden wir von den Autobahn Securitys angehalten und es stellte sich heraus, dass unser Busfahrer
keinen Führerschein dabei hatte. Das führte zu einem ungeplanten Stopp.
Als wir dann doch in Norddeich ankamen regnete es in Strömen und wir mussten die Kinder und die Gepäckstücke auf die Fähre bringen, alles
innerhalb kürzester Zeit, denn die Fähre hat nur eine halbe Stunde Aufenthalt. Bei den Ausmaßen an Koffern, die manche Kinder dabei hatten war dies Schwerarbeit, aber noch waren wir frohen Mutes.
Die Begeisterung der Kinder zum ersten Mal das Meer zu sehen, auf einem Schiff zu reisen, bestätigte uns in unserem Vorhaben. Es regnete auch auf der Insel Norderney, und da es dort keine
öffentlichen Verkehrsmittel gibt, liefen wir im Regen eine halbe Stunde zu der Jugendherberge, und ließen uns das Gepäck von 3 Großraumtaxen dorthin fahren. Durchnässt kamen wir an. Von außen sah das Haus sehr einladend aus, doch schon der Blick in die
Aufenthaltsräume erfreute unsere Sinne nicht. Sie waren kahl und ungemütlich. Dann zeigte der Jugendherbergsleiter uns unsere Schlafzimmer, und auf den Gesichtern der Erwachsenen zeigte sich Trübsinn, sie waren klein, dunkel und schmuddelig. Wir wussten alle
gleichzeitig, ein falsches Wort oder ein Scherz und die Stimmung wäre
explodiert. Deshalb lächelten wir uns nur freundlich zu, wenn wir uns auf dem Flur begegneten, und schwiegen. Die Kinder fanden die Zimmer toll, und konnten es kaum erwarten, die
Betten zu beziehen. Das taten wir auch alle sofort, um unsere unglücklichen Gedanken zu verscheuchen. Wenn wir einen Koffer aufmachten, um frische Wäsche oder Bettwäsche zu holen, mussten wir die übrigen Koffer auf den Flur stellen, und da es keine Hocker gab, um
die Kleider für den nächsten Tag darauf zu legen, haben wir abends, wenn die Kinder im Bett lagen, vor jedes Bett den Koffer gestellt und die Kleidung darauf gelegt, damit diese nicht auf dem Boden herum lag. Dann gab es auch schon Abendessen, und wir hatten einen liebevollen
Schutzengel, denn in diesem Augenblick kam die Sonne heraus, und wir freuten uns alle auf einen Abendspaziergang. Da wir Frauen in dieser Woche nicht zunehmen wollten, war für uns das schlechte Essen
unerheblich. Den Kindern schmeckte es sehr gut, und da sie sich selbst
vom Buffet bedienen durften, waren die Mahlzeiten für sie ein zusätzliches Highlight. Die Sonnen hat alle unguten Gefühle überstrahlt, ab diesem Zeitpunkt, war alles gut. Wir liefen zum Strand und besichtigten noch die wirklich
schöne Kleinstadt, und waren mit allem versöhnt. Dank Ihrer großzügigen Spende konnten wir gleich Eis essen gehen, das taten wir in kleinen Gruppen übrigens öfters und setzten uns richtig vornehm ins Eiskaffee.
Abends, als die Kinder schliefen, und wir in geselliger Runde beisammen saßen, sprudelten die Worte über unseren ersten Eindruck aus uns
heraus, aber wir konnten nun darüber lachen. Obwohl sich an den
Räumlichkeiten und den damit verbunden Unannehmlichkeiten nichts verändert hatte, störten sie uns nicht mehr.
Am anderen Morgen schien die Sonne, und manche Gruppen wanderten
zum Leuchtturm, und wieder andere bummelten durch die Stadt. Wir, die wir zum Leuchtturm hatten ein lustiges Erlebnis. Der Weg dorthin wer mit 4 Kilometer ausgeschildert, da wir aber immer wieder die Dünen hinauf und hinunter liefen, weil die Kinder das so aufregend
fanden, dauerte der Hinweg schon 3 Stunden. Nach dem Picknick dann liefen wir durch die Dünen zum Strand, das waren 3 Kilometer. Dort angekommen, kam gerade die Flut zurück und die Kinder jubelten über das Meer, den vielen Sand und wir erschraken, denn bei genauerem
Hinsehen, im wahrsten Sinne des Wortes bemerkten wir, dass wir am Nacktbadestrand waren. Zügigen Schrittes wollten wir ihn hinter und lassen, aber mit Kindern, die Muscheln finden und einem Bollerwagen,
den wir durch den Sand schieben mussten, war das leichter geschrieben, als getan.
Aber der Himmel bemerkte unsere Bedrängnis, und ein kalter Wind kam auf und es fing heftig an zu regnen.
Doch schon weit am Himmel sahen wir blaue Streifen, und schnelle als wir dachten, war die Sonne wieder da, und die Kinder konnten ins
Wasser. Es war bitterkalt. Der Heimweg zog sich dann noch so lange hin, dass wir zu spät zum
Abendesse um 18.00 Uhr kamen. Wir waren von 10.00 Uhr bis 18.30 Uhr unterwegs in der Natur. Als wir abends dann wieder die Geschichte
erzählten, die am Sonntagabend mit dem Ankommen im Kinderhaus
begann und jedes Erlebnis eines Tages einschloss, schliefen alle schon, als wir bei der Fähre ankamen.
Am nächsten Tag schien morgens wieder die Sonne, die Gruppen wechselten, und die Leuchtturmgruppen gingen in die Stadt und die
anderen zum Leuchtturm. Nachmittags wurde es kalt und windig, und alle haben den Kindern eine riesige Freude gemacht und sind mit ihnen in kleinen Gruppen Pommes essen gegangen. Wir bekamen natürlich von der Jugendherberge Lunchpakete, aber die frische Luft ließ auch
noch Platz für Pommes zwischendurch, zumal einige Erzieherinnen und die meisten Kinder jeden Morgen vor dem Frühstück, zum Hafen und zurück joggten. Am Donnerstag wurden wir mit schlechtem Wetter bedacht, es regnete
und war kalt, gemeinsam machten wir einen Wattspaziergang, und
hatten damit alle einmal die ganze Insel umrundet. Das war für die Kinder sehr eindrucksvoll, denn sie wussten, dass sie von dem Abenteuerspielplatz den Leuchtturm sehen konnten, und von bis zum Spielplatz waren sie ja schon gegangen, und nun hatten sie den Rest
auch noch geschafft. Und alles was so im Watt herum läuft und kriecht, haben wir uns nachmittags in kleinen Gruppen im Museum angeschaut. Die Kuratorin war von der Begeisterung und dem Interesse der Kinder sehr angetan,
und bot allen Gruppen eine private Führung an, bei der sie geduldig alle Fragen beantwortete.
Abwechselnd haben wir den Kindern Wissen angeboten, oder sind mit ihnen in die Stadt zum Souvenierbummel. Leuchttürme aus Ton,
Seehunde mit ihren Jungen, Piratentücher, Schneekugeln und große Perlmuttmuscheln waren die beliebtesten Andenken. Diesen Abend verbrachten wir Frauen damit, uns auf die bevorstehende Neptunstaufe vor zu bereiten. Wir dachten uns für alle Kinder in
Anlehnung an das Meer, Phantasienamen aus und schrieben passende Urkunden. Am nächsten Morgen, unserem letzten Tag, strahlte die Sonne und nach dem wir gepackt und die Zimmer geputzt hatten, gingen wir zum
Strand. Das gute Wetter verschlechterte sich für kurze Zeit und da dicke
Wolken am Himmel aufzogen, passte diese Stimmung hervorragend zu unserem Vorhaben. Die meisten Kinder hatten Angst ins Wasser zu gehen und sich von Katja taufen zu lassen, weil die erzählte Geschichte, vom Meeresgott Neptun, der Kinder mit ins Meer nimmt, tauft, und mit
neuem Namen wieder an Land entlässt, wirklich gruselig war. Alle Kinder überwanden ihre Angst und waren mächtig stolz, als wir ihnen ihre Urkunden aushändigten.
Den restlichen Nachmittag verbrachten wir mit bilderbuchhaftem Nordsee Wetter.
Pommes und Eis essen rundeten diese Urlaubswoche ab, und da wir das Gepäck für einen Beitrag in der Kaffeekasse von der AWO abholen ließen, konnten wir entspannt zur Fähre gehen.
Der Stress, Kinder und Gepäck zuerst auf die Fähre zu bringen, und dann wieder hinunter wiederholte sich, und hinzu kamen noch etliche Tüten mit den köstlichen Krabbenbrötchen, die wir uns als Nachtimbiss mitnahmen.
Um 23.00 Uhr waren wir in Norddeich abfahrtsbereit, und um 5.00 Uhr erreichten wir das Kinderhaus.
Wir waren uns alle einig, dass es zwar eine anstrengende aber sehr schöne Woche war, und enden möchten wir mit dem Zitat des portugiesischen Schriftstellers, Jose Saramago „ Jedes Ende einer Reise, ist der Beginn der nächsten Reise.“
Einen guten Grund, wieder zu reisen und sich um die Finanzierung einer solchen zu kümmern, zeigen die Ergebnisse der Schuluntersuchungen
letzte Woche. Bei allen Kindern, die diesen Urlaub erlebt hatten, so meldete uns die Schulärztin zurück, konnte sie eine wesentliche Steigerung der Konzentration und der Ruhe feststellen. Das erfüllte uns mit Stolz und Freude.