Post on 24-Mar-2020
transcript
Hessische Landesregierung
FortschrittsberichtSTRATEGIE DIGITALES HESSEN
FortschrittsberichtSTRATEGIE DIGITALES HESSEN
Stand: August 2018
© Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung
Vervielfältigung und Nachdruck – auch auszugsweise – nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung.
Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesregierung herausgegeben.Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwahlen.Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteiensowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen und Werbemittel. Untersagtist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung.
Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwen-det werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstandenwerden könnte. Die genannten Beschränkungen gelten unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und inwelcher Anzahl diese Druckschrift dem Empfänger zu gegangen ist. Den Parteien ist es jedoch gestattet, dieDruckschrift zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden.
BILDNACHWEIS
Illustration Umschlag:
Schumacher. Visuelle Kommunikation, www.schumacher-visuell.de
Unter Verwendung der Fotos: Frau mit Fahrrad: iStock.com/franckreporter;
Groß eltern mit Enkelkind: iStock.com/OJO_Images; Geschäftsmann:
iStock.com/skynesher
Alle Fotos im Innenteil: fotolia.com
Robert Kneschke (S.9); contrastwerkstatt (S.14); momius (S.19); VRD (S.22);
Robert Kneschke (S.25); industrieblick (S.27 + S.47); alphaspirit (S.31);
vege (S.35); Florian Biber (S.39); maxsim (S.42); Antonioguillem (S.50);
REDPIXEL (S.53); kosta_iliev (S.54); cristovao31 (S.58); Firma V (S.67);
Tierney (S.69)
HERAUSGEBER
Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und LandesentwicklungKaiser-Friedrich-Ring 7565185 Wiesbadenwww.wirtschaft.hessen.de
REDAKTION
Dr. Marei Waidmann
PROJEKTBEGLEITUNG
Hessen Trade & Invest GmbHKonradinerallee 965189 Wiesbaden
GESTALTUNG
Theißen-Design, www.theissen-design.de(in Zusammenarbeit mit Nina Sangenstedt)
DRUCK
www.printworld.comKlimaneutraler Druck
INHALT
1 Einleitung ............................................................................... 1
2 Auf einen Blick: erfolgreiche Digitalisierungsprojekte in Hessen („Highlights“) ......................................................... 2
3 Gestaltungsbereich ................................................................ 8
3.1 Bildungswesen .......................................................................................................... 8
3.2 Verwaltung .............................................................................................................. 13
3.3 Verbraucherschutz .................................................................................................. 18
3.4 Telekommunikation und Regulierung .................................................................. 20
3.5 Wissenschaftsförderung ........................................................................................ 23
3.6 Wirtschafts- und Technologieförderung .............................................................. 26
4 Technologiebereich .............................................................. 30
4.1 Breitbandnetze ....................................................................................................... 30
4.2 Rechenzentren ........................................................................................................ 38
4.3 IT-Sicherheit und Datenschutz ............................................................................... 40
4.4 Geoinformationen .................................................................................................. 43
5 Anwendungsbereich ............................................................. 44
5.1 Industrie ................................................................................................................... 44
5.2 Handel, Finanzen, Dienstleistung und Handwerk ............................................... 48
5.3 Kultur- und Kreativwirtschaft .................................................................................. 51
5.4 Energie .................................................................................................................... 54
5.5 Mobilität .................................................................................................................. 59
5.6 E-Health ................................................................................................................... 64
5.7 Wohnen und Leben ................................................................................................ 66
6 Vernetzung der Handlungsfelder ......................................... 69
6.1 Plattformen für den branchenübergreifenden Wissenstransfer ........................ 69
6.2 Strategien für „Smarte Städte und Regionen“ ..................................................... 71
1 EINLEITUNG
Die Digitalisierung durchdringt alle Wirtschafts- und Lebensbereiche. Sie beschleunigt Kommunika-
tionsflüsse, macht Wissen zu jeder Zeit und an jedem Ort verfügbar, vernetzt Menschen ebenso wie
Maschinen und generiert einen Kosmos von Daten, deren automatisierte Auswertung völlig neue
Anwendungen ermöglicht. Sie setzt Unternehmen und Volkswirtschaften hohem Veränderungsdruck
aus; gleichzeitig ist sie eine Voraussetzung zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen wie der
Energiewende, der Mobilitätswende und dem Klimaschutz.
Hessen begreift diese Entwicklung als Gestaltungsaufgabe und als Chance. Die Strategie Digitales
Hessen zielt darauf ab, die Potenziale der Digitalisierung zu nutzen, um die Lebensqualität und die
wirtschaftliche Entwicklung unseres Bundeslandes zu verbessern. Gleichzeitig besteht die Chance
mittels der Digitalisierung Ressourcenverbrauch und wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig zu
entkoppeln. Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sondern dient der Gesellschaft.
Die Strategie Digitales Hessen wurde in enger Abstimmung mit 500 Vertreterinnen und Vertretern
von Industrie, Handel und Dienstleistungsgewerbe, von Forschungseinrichtungen und Verbänden
erarbeitet. Sie adressiert die klassischen Handlungsfelder, in denen das Land Hessen direkten Einfluss
nehmen kann, ebenso wie Technologie- und Anwendungsbereiche, in denen die Landespolitik durch
Anreize und Unterstützung wirkt. Die Strategie verbindet die Aktivitäten von sieben Landesministeien,
die im Rahmen ihrer Zuständigkeiten die Digitalisierung in Hessen vorantreiben.
Handlungsfelder der Strategie Digitales Hessen [Quelle: HMWEVL]
Die Digitalisierung in Hessen ist sehr vielfältig und wird von vielen verschiedenen Akteuren gestaltet.
Dieser erste Fortschrittsbericht bietet einen Überblick über den Umsetzungsstand der Vielzahl an
Maßnahmen und Projekten aus den verschiedenen Handlungsfeldern der Digitalstrategie. In allen
Bereichen der Strategie konnten bereits sehr erfolgreich Projekte umgesetzt werden. Im Aufbau
orientiert sich der vorliegende Fortschrittsbericht an der Strategie Digitales Hessen und zeigt für
jede der in der Strategie formulierten Maßnahme die bislang erfolgten Umsetzungsschritte auf.
Diese Momentaufnahme kann keinesfalls den Anspruch erheben vollständig zu sein, bietet aber
einen guten Einblick in die Aktivitäten, die in ganz Hessen die Digitalisierung begleiten und gestalten.
1. Einleitung
1
Technologie-
bereich
Gestaltungsbereich
Handlungsfelder
Anwendungs-
bereich n Bildungswesen
n Verwaltung
n Verbraucherschutz
n Telekommunikationund Regulierung
n Wissenschafts-förderung
n Wirtschafts- undTechnologie-förderung
n Breitbandnetze
n Rechenzentren
n IT-Sicherheit / Datenschutz
n Geoinformationen
n Industrie
n Handel, Finanzen,Dienstleistung, Handwerk
n Kultur- und Kreativwirtschaft
n Energie
n Mobilität
n Gesundheit
n Wohnen und Leben
2 AUF EINEN BLICK:
ERFOLGREICHE DIGITALISIERUNGS-
PROJEKTE IN HESSEN („HIGHLIGHTS“)
Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung
Das Online-Zugangsgesetz verpflichtet Bund, Länder und Kommunen ihre Verwaltungsleistungen
bis Ende 2022 auch elektronisch über Verwaltungsportale anzubieten. Alle so entstehenden Verwal-
tungsportale werden zu einem großen Portalverbund verknüpft, damit jede Leistung zeit- und orts-
unabhängig rund um die Uhr online und auch mobil für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen
nutzbar ist. Hessen hat hierfür bereits jetzt wichtige Bausteine entwickelt und in das neue, thematisch
strukturierte Verwaltungsportal „service.hessen.de“ mit dem eingebundenen Hessenfinder integriert.
Hier können Online-Antragsverfahren genutzt werden, beispielsweise im Bereich des elektronischen
Rechtsverkehrs, des Einheitlichen Ansprechpartners oder der Online-Anhörung in Ordnungswidrig-
keits-Verfahren mit Zahlungsmöglichkeit bei der zentralen Bußgeldstelle.
Mit dem Projekt Digitale Modellbehörde werden die drei Regierungspräsidien mit einem sehr
umfangreichen Leistungsspektrum nach außen modellhaft in digitale Servicedienstleister transfor-
miert. Im Mittelpunkt stehen hierbei sowohl die Kommunikation- und Verwaltungsbeziehungen zu
externen Partnern als auch die in Folge notwendige Digitalisierung der internen Verwaltungsabläufe.
Aufbau eines Cyber Competence Center
Im Kampf gegen Internetkriminalität und Cyberangriffe baut Hessen derzeit ein eigenes „Cyber
Competence Center“ auf. Unter dem Namen „Hessen 3C“ sollen künftig Fachleute aus Polizei,
Landeskriminalamt, Verfassungsschutz und dem IT-Bereich des Landes Maßnahmen zur Cybersicher-
heit identifizieren, um daraus konkrete Handlungsempfehlungen für den Kampf gegen Datendieb-
stahl, Cyberspionage und virtuelle Straftaten zu erarbeiten und die eigene Informationstechnik
besser vor Angriffen zu schützen. Ein Baustein des neuen „Hessen3C“ und ein wichtiges Warn- und
Alarmierungsinstrument ist das „Computer Emergency Response Team“ (CERT) des Landes Hessen.
Es unterstützt die Landesverwaltung, Kommunen und Unternehmen der kritischen Infrastruktur bei
der Lösung von IT-Sicherheitsvorfällen, warnt vor besonderen Gefahren und erstellt ein tägliches
Lagebild zur Cybersicherheit in Hessen.
Elektronischer kreditorischer Rechnungs- und Gutschriften Workflow (E-KRW)
Der elektronische Workflow für die Bearbeitung und Genehmigung von Eingangsrechnungen und
Gutschriften wurde auf Basis der verbindlichen landesweiten Staffelplanung seit Anfang 2017 in der
hessischen Landesverwaltung ausgerollt. Inzwischen sind bereits mehr als die Hälfte aller Buchungs-
kreise/Organisationeinheiten der hessischen Landesverwaltung in der Lage, eingehende Rechnun-
gen effizient und medienbruchfrei zu bearbeiten. Die Staffelplanung geht davon aus, dass bis Ende
2019 die gesamte Hessische Landesverwaltung mit dem elektronischen Workflow arbeiten kann.
2. Auf einen Blick: erfolgreiche Digitalisierungsprojekte in Hessen („Highlights“)
2
Der E-KRW wird derzeit so ergänzt, dass die Erfordernisse der EU-Richtlinie 2014/55/EU eingehalten
werden. Die für den vom IT-Planungsrat beschlossenen Standard XRechnung erforderlichen Funk-
tionalitäten werden ergänzt. Eine E-KRW Beispielimplementierung wurde dazu als hessischer Beitrag
im Rahmen des Auftritts des IT-Planungsrats auf der diesjährigen CEBIT sehr erfolgreich vorgestellt.
Alle Lieferanten der hessischen Verwaltung können demnach zukünftig ihre Rechnungen vollständig
elektronisch an die Landesverwaltung übermitteln und dadurch die möglichen Effizienzgewinne bei
der Rechnungserstellung und zum Rechnungsversand realisieren.
Erprobung der elektronischen Gerichtsakte
Die Justizverwaltung erprobt in einem Pilotprojekt beim Landgericht Limburg die elektronische
Gerichtsakte. Der Geschäftsprozess läuft vollständig elektronisch. Gegenüber der Papierakte wird
die E-Akte die Arbeit in der Justiz effizienter gestalten und die Zusammenarbeit der Justizbehörden
verbessern.
Erleichterter Zugang der Bürger zum Recht durch elektronischen Rechtsverkehr
Die Anwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien in der Justiz (E-Justice) machen
den Rechtsstaat leistungsfähiger und gleichzeitig bürgernäher. Durch den elektronischen Rechts -
verkehr mit den Gerichten wird der Zugang der Bürgerinnen und Bürger zum Recht erleichtert und
die Kommunikation der Verfahrensbeteiligten beschleunigt.
Medienbildung als prioritäres Thema der Lehrerbildung etabliert
Das Fortbildungs- und Beratungsangebot für Schulen wurde neu ausgerichtet und Medienbildung
wurde als prioritäres Thema der landesweiten und regionalen Fortbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte
und der pädagogischen Beratungsangebote für Schulen etabliert. Über die Fachberatung „Medien-
bildung“ an den Staatlichen Schulämtern werden Schulen gezielt bei der Erarbeitung von Medien-
bildungskonzepten unter Berücksichtigung des Einsatzes digitaler Medien im Unterricht unterstützt.
Den Schulen wurde eine „Checkliste Medienbildung“ zur schulinternen Bestandsaufnahme und als
Grundlage für Beratungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt.
Über die Hessische Lehrkräfteakademie wird das landesweite Fortbildungsangebot zur Qualifizie-
rung der Lehrkräfte im Einsatz digitaler Medien im Unterricht kontinuierlich ausgebaut. U.a. werden
Angebote zum didaktischen Einsatz von mobilen Endgeräten/Lernplattformen, zum Arbeiten mit
ePortfolios und zum kompetenzorientierten Unterrichten mit digitalen Medien zur Verfügung gestellt.
Über eine Fortbildungsdatenbank auf der Internetseite der Lehrkräfteakademie können Lehrkräfte
gezielt Angebote der Lehrkräfteakademie, der Staatlichen Schulämter, der kommunalen Medien -
zentren und weiterer Anbieter auswählen.
Für die phasenübergreifende Medienkompetenzförderung in der Lehrerbildung bestehen Koope-
rationsverträge des Landes mit allen hessischen Universitäten. In den hessischen Studienseminaren
werden Ausbilderinnen und Ausbilder für die Arbeit mit digitalen Medien qualifiziert. An 19 Semi-
naren werden seit 2016 die Möglichkeiten des mobilen Lehrens und Lernens mit Tablets erprobt. Im
Jahr 2017 wurde ein phasenübergreifendes Portfolio Medienbildungskompetenz für Lehrkräfte
eingeführt. Dieses freiwillige Instrument ermöglicht es Lehrkräften in allen Ausbildungsphasen, ihre
erworbenen digitalen Kompetenzen zu dokumentieren.
2. Auf einen Blick: erfolgreiche Digitalisierungsprojekte in Hessen („Highlights“)
3
Digitalisierung der Schulen wird vorangetrieben
Im Schuljahr 2018/2019 soll in einem Pilotprojekt zur Digitalisierung von Schulen mit den Schul -
trägern Fulda im Rahmen des Projekts „Bildungsverwaltung aus einer Hand“ Schulentwicklung mit
digitalen Medien erprobt werden. Auch werden 2018/2019 Schulen exemplarische Unterrichtsein-
heiten für den Medienkompetenzaufbau im Fachunterricht über einen Praxisleitfaden zur Verfügung
gestellt. Eine nutzerfreundliche pädagogische Lern- und Arbeitsplattform für Schulen ist im Aufbau.
Verbesserte digitale Infrastruktur der hessischen Hochschulen
Auf der Basis des Strategiepapiers „Die Zukunft der wissenschaftlichen Infrastruktur in Hessen bis
2020“ hat sich eine Vielzahl von gemeinsamen, hochschulübergreifenden Projekten ergeben, mit
denen die hessischen Hochschulen gemeinsame wichtige Maßnahmen für eine zukunftsgerechte
digitale Infrastruktur umsetzen. Bis 2020 sind für diese Vorhaben insgesamt 18 Millionen Euro
vorgesehen, bevor die Vorhaben ab 2021 in den Regelbetrieb an den hessischen Hochschulen
übergehen. Themen der Projekte sind: HeFIS – Hessische Forschungsinformationssysteme, HeFDI –
Hessische Forschungsdateninfrastrukturen, Hessenbox – Cloud-Speicher der hessischen Hochschu-
len, Mobil & Digital – Innovative Medienversorgung, LAVAH – Langzeitverfügbarkeit an hessischen
Hochschulen, HKHLR – Hessisches Kompetenzzentrum für Hochleistungsrechnen.
Darmstadt – Digital Hub für Cybersecurity
Im Raum Darmstadt ist mit dem Center for Research in Security and Privacy (CRISP) ein international
angesehenes Zentrum der IT-Sicherheitsforschung entstanden. Im Dezember 2016 wurde das Fraun-
hofer-Leistungszentrum „Sicherheit und Datenschutz in der Digitalen Welt“ durch Ministerpräsident
Bouffier eröffnet. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat Darmstadt in Ergänzung
zum FinTech-Hub in Frankfurt zum „Digital Hub für Cybersecurity“ ernannt. Beispiele für aktuelle
Aktivitäten der Cybersicherheitsforschung in Darmstadt: CRISP ist ein Haupt-Akteur der neuen
Werbekampagne von „Hessen schafft Wissen“ (Juni 2017); Volksverschlüsselung des Fraunhofer SIT
für kleine und mittlere Unternehmen (März 2017); Hotspot der Cybersicherheitsforschung in Deutsch-
land (November 2016); CRISP-Forscher erhalten Deutschen IT-Sicherheitspreis (Oktober 2016);
Forschungsförderung im Bereich IT-Sicherheit. Der erste Cybersicherheits-Gipfel Hessen und die
Initiierung „Runder Tisch Cybersicherheit@Hessen“ erfolgte am 26.02.2016.
Digitale Transformation der Wirtschaft wird unterstützt
Das Land unterstützt kleine und mittlere Unternehmen bei der digitalen Transformation: Seit 2017
wird ein kostenloser Digitalisierungs-Check angeboten, mit dem Unternehmen den Grad ihrer Digi-
talisierung einschätzen lassen und zugleich umfangreiche Hinweise zu Entwicklungspotenzialen und
weiterführenden Beratungsangeboten erhalten können. Für eine intensivere Beratung in kleinen und
mittleren Unternehmen hat das Land seit 2016 die Förderung einer individuellen Digitalisierungs-
beratung im Unternehmen (Digitalisierung von Geschäftsprozessen, Produkten und Dienstleistun-
gen) eingerichtet; die Abwicklung erfolgt durch das RKW Hessen. Für die Digitalisierung von
Geschäftsprozessen und Dienstleistungen sowie insbesondere zur Verbesserung der IT-Sicherheit
können kleine und mittlere Unternehmen seit Frühjahr 2018 einen Digitalisierungs-Zuschuss von bis
zu 10.000 Euro erhalten. Besonders innovative Digitalisierungsvorhaben können nach den Richtlinien
des Landes Hessen zur Innovationsförderung gefördert werden.
2. Auf einen Blick: erfolgreiche Digitalisierungsprojekte in Hessen („Highlights“)
4
Mit der Eröffnung des FinTech-Zentrums TechQuartier (www.techquartier.com) in Frankfurt wurde im
November 2016 ein zentraler Baustein zur Stärkung des FinTech-Standortes Frankfurt Rhein-Main
umgesetzt. Hier werden Start-ups Arbeitsplätze und Konferenzräume geboten und durch das breite
Netzwerk von Firmen- und Technologiepartnern, Dienstleistern, Investoren, akademischen Institutionen
und Regierungsvertretern bietet das TechQuartier ein ideales Umfeld, um Ideen zu vertiefen und
gemeinsam umzusetzen. Frankfurt wurde im Rahmen der Digital Hub Initiative der Bundesregierung
als Digital Hub mit Schwerpunkt Finanzdienstleistungen/FinTech benannt.
Zudem ist Darmstadt der Gewinner des Bitkom-Wettbewerbs Digitale Stadt. Durch die Verdichtung
vieler Einzelprojekte in den Bereichen Energie, Verkehr, Verwaltung, Gesundheit, Bildung, Handel,
Sicherheit und Gesellschaft im urbanen Raum entsteht eine digitale Vorzeigestadt. Das Land Hessen
hat die Bewerbung von Darmstadt unterstützt – und unterstützt die Stadt nun auf dem Weg zur
„Digitalen Stadt“ mit bis zu 5 Millionen Euro Landesmitteln und bis zu 5 Millionen Euro EFRE-Mitteln
für KMU.
Digitalisierung von Netzsektoren: Internet, Mobilität, Energie
Leistungsfähige Breitbandnetze sind die notwendige Voraussetzung für die digitale Transformation.
Hessen ist beim Breitbandausbau bislang gut vorangekommen und gehört inzwischen zu den best-
versorgten Flächenländern. Es verfügen heute bereits 84 Prozent der hessischen Haushalte über eine
Breitbandversorgung mit 50 Mbit/s. Vier der zehn bestversorgten Landkreise Deutschlands liegen
in Hessen. Auch bei der breitbandigen Anbindung von Gewerbegebieten gehört Hessen bundesweit
zur Spitzengruppe. Die im Juni 2018 veröffentlichte Gigabitstrategie beschreibt den weiteren Weg
hin zu den superschnellen Netzen.
Der Standort Frankfurt Rhein-Main ist bereits Deutschlands wichtigster Rechenzentrumsstandort und
wächst stetig weiter. Das Land unterstützt die Vernetzung der Branche als Kooperationspartner von
Leitveranstaltungen und setzt sich für die Bedarfe der Branche ein, damit der Rechenzentrumsstand-
ort Hessen weiter gestärkt wird.
Neben den Breitbandnetzen wird die Digitalisierung auch in den anderen Netzsektoren wie dem
Verkehrs- und Energiesektor vorangetrieben: So hat Hessen Mobil mit dem DRIVE-Testfeld Hessen
für automatisierten und vernetzten Verkehr – rund 200 km Autobahn und Bundesstraße rund um
Frankfurt am Main – und dem DRIVE-Center Hessen mit der ersten kooperativen Verkehrszentrale
ein optimales und europaweit einzigartiges Projektumfeld. Aktiv wird die Forschung und Entwicklung
intelligenter Stromnetze gefördert und mit dem 2016 freigeschalteten Solar-Kataster können
hessische Dächer und Freiflächen auf ihre Eignung für eine Solaranlage geprüft werden.
2. Auf einen Blick: erfolgreiche Digitalisierungsprojekte in Hessen („Highlights“)
5
Landwirtschaft 4.0
Hessen unterstützt die Landwirtschaft und die ländlichen Räume bei der digitalen Transformation
und sichert damit ihre Wettbewerbsfähigkeit sowie die Qualität der Lebensbedingungen der dort
lebenden und arbeitenden Bevölkerung. Durch das so genannte „Precision Farming“ als Verfahren
ortsdifferenzierter und zielgerichteter landwirtschaftlicher Nutzflächen beispielsweise kommen
umwelt- und ressourcenschonende Techniken zum Einsatz. Hessen unterstützt diese Techniken durch
Förderung der überbetrieblichen Maschinenverwendung sowie durch Förderung der Anschaffung
von Maschinen und Geräten, die mittels elektronischer Reihenführung, beispielsweise über GPS, der
mechanischen Unkrautbekämpfung dienen und damit Kosten senken und den Einsatz von Herbi-
ziden verringern.
Digitalisierung in der Landwirtschaft soll auch dazu dienen, die Abwicklung der komplexen Antrags-
verfahren in der Landwirtschaft für Landwirte zu vereinfachen. Hierfür wird derzeit ein Pilotprojekt
zur digitalen Antragstellung für landwirtschaftliche Fördermaßnahmen gestartet.
Digitalisierung des ländlichen Raums
Die Digitalisierung des ländlichen Raumes ist eine der wichtigsten Voraussetzungen zur Herstellung
gleicher Lebens- und Arbeitsbedingungen zu den urbanen und suburbanen Räumen. Im Rahmen
des Entwicklungsplans für den ländlichen Raum fördert das Land u.a. den Ausbau der Versorgung
mit schnellem Breitband im ländlichen Raum mit mindestens 50 Mbit/s, z.B. in Nordhessen, wo fünf
Landkreise gemeinsam den Ausbau realisieren. Im Rahmen von LEADER können Vorhaben zur Digi-
talisierung gefördert werden, wenn in den jeweiligen Regionalen Entwicklungskonzepten entspre-
chende Bedarfe enthalten sind, wie z.B. die Sicherstellung der Mobilität für Menschen ohne eigenes
Auto oder die Organisation von Nachbarschaftshilfe mit einer App. Die „Servicestelle Vitale Orte
2030“ untersucht und initiiert Chancen der digitalen Vernetzung im ländlichen Raum. Die Förderung
der Dorfentwicklung in anerkannten Förderschwerpunkten kann z.B. die Schaffung so genannter
Co-Working-Spaces unterstützen, indem leerstehende Gebäude im Ortskern für diesen Zweck saniert
werden.
Darüber hinaus hat das HMUKLV ein Internetangebot über die Zusammenarbeit von Frauen im länd-
lichen Raum eingerichtet, mit spezifischen Informationsangeboten über Netzwerkpartnerinnen sowie
Informationen über welche Instrumente und Maßnahmen und in welchen Themenfeldern Frauen im
ländlichen Raum Hessens unterstützt werden und wo sie sich über diese Unterstützungsleistung infor-
mieren können.
Beraterfachtage 2018: Fachkräfte sichern: Chancen der Digitalisierung nutzen in kleinen und mittleren Unternehmen
Die Landesregierung gestaltet förderliche Rahmenbedingungen für das Finden, Binden und Halten
von Fach-, Arbeits- und Führungskräften. Sie setzt bei der nachhaltigen Fachkräftesicherung u.a. auf
die Unterstützung der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Hierbei stehen die betrieblichen
Beraterinnen und Berater im Fokus. Zur Sensibilisierung der KMU für die Daueraufgabe der nach-
haltigen Fachkräftesicherung im Wandel der Arbeitswelt Hessen, zur Vernetzung und Gewinnung
von Synergieeffekten zwischen Multiplikatoren und Betrieben sowie zur Bereitstellung von Praxis-
hilfen für den Betriebsalltag, wurden von der Stabsstelle Fachkräftesicherung in Hessen die Berater-
fachtage initiiert und durch das RKW Hessen durchgeführt. Sie fanden im Jahr 2016 und 2017 mit
unterschiedlichen Themenschwerpunkten statt.
2. Auf einen Blick: erfolgreiche Digitalisierungsprojekte in Hessen („Highlights“)
6
Im Jahr 2018 standen die Beraterfachtage angesichts der besonderen Bedeutung der Digitalisierung
für Arbeitgeber, Arbeits-, Fach- und Führungskräfte unter dem Themenschwerpunkt „Digitalisierung:
Chancen und Herausforderungen in der Personalarbeit“. Die Beraterfachtage fanden am 20.08.2018
in Eschborn und am 23.08.2018 in Kassel statt. Denn um mit der technischen Entwicklung Schritt
halten zu können, gilt es die Beschäftigungsfähigkeit der Arbeits-, Fach- und Führungskräfte durch
eine permanente Fort- und Weiterbildung zu erhalten und zu stärken. Zudem können sich durch die
Digitalisierung der Arbeitswelt und den verstärkten Einsatz von IT auch Chancen eröffnen – beispiels-
weise wenn es gelingt, die Beschäftigten für die nachgefragten anspruchsvolleren Tätigkeiten zu
qualifizieren und so auch neue Potenziale mittels digitaler Technologien und technischer Hilfsmittel
zu heben und zu nutzen.
JOBLINGE-Projekt „digital aufholen!“
Das im Rahmen der JOBLINGE-Initiative im Januar 2018 gestartete Projekt erschließt die Möglich-
keiten digitalen Lernens für die Zielgruppe der benachteiligten Jugendlichen: Ziel des Projekts ist
die Entwicklung von mindestens drei Trainings für pädagogische Fachkräfte bzw. ehrenamtliche
Nachhilfelehrkräfte und von drei Workshop-Formaten zur digitalen Kompetenzentwicklung von
benachteiligten Jugendlichen. Das Projekt wird aus dem Programm „Impulse der Arbeitsmarktpolitik“
(IdeA) mit ESF-Mitteln in Höhe von über 320.000 Euro gefördert. Es läuft zwei Jahre bis zum
31.12.2019.
2. Auf einen Blick: erfolgreiche Digitalisierungsprojekte in Hessen („Highlights“)
7
3 GESTALTUNGSBEREICH
3.1 BILDUNGSWESEN
Verbesserung der IKT-Ausstattung der Schulen sowie der Versorgung hessischerSchulen mit Breitbandverbindungen
Über die Medieninitiative Schule@Zukunft unterstützt das Land die IT-Ausstattung der
Schulen, derzeit mit insgesamt 2,75 Millionen Euro jährlich, um eine zeitgemäße digitale
Bildungsinfrastruktur an Schulen landesweit zu fördern.
Das Land fördert die flächendeckende Versorgung hessischer Schulen mit schnellen Breit-
bandverbindungen mit 36 Millionen Euro, finanziert aus Mitteln aus der Digitalen Dividende
II. Die Kommunen können mit diesen Mitteln die Breitbandversorgung ihrer Schulen bedarfs-
gerecht ausbauen. Kommunen und kreisfreie Städte können als Schulträger für ihre Schulen
eine Förderung für Glasfaseranschlüsse erhalten.
Eine umfassende Strategie wird derzeit erarbeitet.
Ausbildung und Weiterbildung müssen flexibel auf
die Veränderung der Qualifikationsanforderungen
reagieren und Fachkräfte sichern.
ZIEL
3.1.1 Digitalisierung der Schulausbildung
Das Land Hessen wirkt darauf hin, dass die digitale Kompetenz des Lehrpersonals sowie der
Schülerinnen und Schüler konsequent gefördert werden. Die Lehrinhalte in den Grundschulen
und weiter führenden Schulen sind weiterzuentwickeln, die IKT-Ausstattung der Schulen zu ver-
bessern und das Lehrpersonal optimal auf die Vermittlung digitaler Kompetenz vorzubereiten.
Dafür wird das Land eine Strategie erarbeiten.
3. Gestaltungsbereich | 3.1 Bildungswesen
8
Förderung digitaler Kompetenzen, Weiterentwicklung der Lehrinhalte und Vorbereitung des Lehrpersonals auf Vermittlung digitaler Kompetenz
Das Fortbildungs- und Beratungsangebot für Schulen wurde neu ausgerichtet. Medien-
bildung wurde als prioritäres Thema der landesweiten und regionalen Fortbildungsmaß-
nahmen für Lehrkräfte und der pädagogischen Beratungsangebote für Schulen etabliert.
Schulen wurde eine „Checkliste Medienbildung“ zur schulinternen Bestandsaufnahme
und als Grundlage für Beratungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt.
Über die Fachberatung „Medienbildung“ an den Staatlichen Schulämtern werden Schulen
gezielt bei der Erarbeitung von Medienbildungskonzepten unter Berücksichtigung des
Einsatzes digitaler Medien im Unterricht unterstützt.
Über die Hessische Lehrkräfteakademie wird das landesweite Fortbildungsangebot zur
Qualifizierung der Lehrkräfte im Einsatz digitaler Medien im Unterricht kontinuierlich aus -
gebaut. U.a. werden Angebote zum didaktischen Einsatz von mobilen Endgeräten / Lern -
plattformen, zum Arbeiten mit ePortfolios und zum kompetenzorientierten Unterrichten
mit digitalen Medien zur Verfügung gestellt.
Für die phasenübergreifende Medienkompetenzförderung in der Lehrerbildung bestehen
Kooperationsverträge des Landes mit allen hessischen Universitäten. In den hessischen
Studienseminaren werden Ausbilderinnen und Ausbilder für die Arbeit mit digitalen Medien
qualifiziert. An 19 Seminaren werden seit 2016 die Möglichkeiten des mobilen Lehrens und
Lernens mit Tablets erprobt.
3. Gestaltungsbereich | 3.1 Bildungswesen
9
Im Jahr 2017 wurde ein phasenübergreifendes Portfolio Medienbildungskompetenz für
Lehrkräfte eingeführt. Dieses freiwillige Instrument ermöglicht es Lehrkräften in allen Aus-
bildungsphasen, ihre erworbenen digitalen Kompetenzen zu dokumentieren.
Hessens Schulen werden bei der kritischen Medienbegleitung über einen Landeskoordinator
für Jugendmedienschutz mit einer landesweiten Fortbildungsreihe „Jugendmedienschutz-
berater/in an Schulen“ sowie vielfältigen Informations- und Beratungsangeboten unterstützt.
Mit der Fachberatung Medienbildung stehen Schulen in allen Regionen Ansprechpartner für
Jugendmedienschutz zur Verfügung.
Mit der Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien Hessen (LPR) wird seit dem
Jahr 2013 das Kooperationsprojekt Internet-ABC für Grund- und Förderschulen umgesetzt.
Dieses vermittelt landesweit Schülerinnen und Schülern den sicheren Umgang mit dem
Internet und bildet Lehrkräfte dafür fort. Das in Kooperation mit der LPR geförderte Peer-
to-peer-Projekt „Digitale Helden“ wird mittlerweile in mehreren Landesteilen an Schulen
umgesetzt. Schülerinnen und Schülern aus den Klassen 7 bis 9 werden dabei zu Mentoren
ausgebildet, die jüngeren Schülerinnen und Schülern den sicheren Umgang mit digitalen
Medien vermitteln.
Auf Basis eines Kooperationsvertrags des Landes mit dem Hessischen Rundfunk werden
schulische Projekte zur Medienbildung (u.a. Hörspiel, Filmwettbewerbe), Videoclips und
digitale Unterrichtsmaterialien sowie Fortbildungsangebote (Medientage) für Lehrkräfte
angeboten und seitens des Landes finanziell unterstützt.
Gerade für die Förderung von lernungewohnten Personen bietet die Digitalisierung ein
besonderes Potenzial: Heterogene Lerngruppen können individuell angesprochen, Lern-
geschwindigkeit und Bildungsinhalte können auf den einzelnen Teilnehmer und seine Fähig-
keiten und Bedarfe zugeschnitten werden. Um diese Potenziale der Digitalisierung zu heben,
hat das HMSI das Programm „Impulse der Arbeitsmarktpolitik“ (IdeA) seit 2017 mit dem
Förderschwerpunkt „Digitales Lernen“ ausgeschrieben. Das Projekt wird mit ESF-Mitteln in
Höhe von über 320.000 Euro gefördert. Es läuft zwei Jahre bis zum 31.12.2019.
3. Gestaltungsbereich | 3.1 Bildungswesen
10
Bis 2019 wird im vom Land geförderten Projekt DIGITaLzubi des Bildungswerks der Hessi-
schen Wirtschaft e.V. eine Zusatzqualifizierung „digitale Kompetenzen“ für Auszubildende
sowie eine Schulung für betriebliche Ausbildungskräfte ausgearbeitet.
Die vom Land geförderte Servicestelle der Bildungszentren des hessischen Handwerks hat
im Jahr 2016 ihre Arbeit aufgenommen. Hier wird die Zusammenarbeit der überbetrieb-
lichen Bildungsstätten unterstützt, damit auch die überbetriebliche Ausbildung das Thema
Digitalisierung angemessen berücksichtigen kann.
Das Land fördert die digitale Ausstattung der überbetrieblichen Bildungsstätten.
Die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main hat eine Förderung für das Fachzentrum
Elektrotechnik erhalten zur Ausstattung eines funkgesteuerten Smart Home-Systems.
In den geplanten Kursen werden Grundlagen zur Beherrschung unterschiedlicher Smart
Home-Anwendungen vermittelt.
In Hessen werden derzeit eine Vielzahl an dualen Studiengängen an Hochschulen und staat-
lich anerkannten Berufsakademien angeboten, die Themen der Digitalisierung adressieren.
Darunter befinden sich Studiengänge zu den Bereichen Informatik und Informationstechnik,
Digital Management und Software-Technologie. Auskunft über das gesamte Studienangebot
gibt www.dualesstudium-hessen.de.
Zum Wintersemester 2017/2018 startete der bundesweit einmalige berufsbegleitende
Master of Digital Transformation Management. Dieser neue MBA wurde vom House of IT in
Kooperation mit der Goethe Business School sowie den Universitäten Darmstadt, Kassel und
Frankfurt und mit Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr
und Landesentwicklung konzipiert.
3.1.2 Führungsposition in der Digitalisierung der dualen Berufsausbildung erreichen
Das Land Hessen wird Lernende optimal auf die digitale Transformation in den verschiedenen
Berufen vorbereiten. Einen Schwerpunkt bildet hierbei wie bisher die Verzahnung der
theoretischen Ausbildung mit der beruflichen Praxis. Die Geschwindigkeit der technologischen
Umwälzungen erfordert eine Weiterentwicklung der grundlegenden Strukturen der einzelnen
Bildungswege.
3.1.3 Digitalisierung zum Thema dualer Studiengänge machen
Das Land Hessen wird sich dafür einsetzen, die Digitalisierung auch zum Inhalt der dualen
Studiengänge zu machen, damit deren Absolventen das Thema in der beruflichen Praxis
umsetzen können.
3.1.4 Hochschulausbildung stärker mit digitalem Wissen verzahnen
Um die Chancen der Digitalisierung in allen Gesellschaftsbereichen zu nutzen, wird das Land
Hessen darauf hinwirken, dass die Hochschulausbildung in allen Wissenschaftsfeldern stärker
Inhalte aus der Informatik sowie den Einsatz und die Effekte digitaler Anwendungen vermittelt.
3. Gestaltungsbereich | 3.1 Bildungswesen
11
Von 2016 bis 2018 wurde das Projekt „Wirtschaft digital“ zur Ermittlung von Informationen
und Bedarfen hessischer Betriebe im Bereich Weiterbildung sowie der Angebote der hessi-
schen Weiterbildner gefördert. Die aus den identifizierten Digitalkompetenzen resultieren-
den Weiterbildungsbedarfe der Betriebe erfordern in der Regel arbeitsprozessintegrierte,
betriebsspezifische Weiterbildungsformate.
Auf Grundlage des Projektes „Wirtschaft digital“ unterstützt das Land Hessen seit Dezember
2017 das Projekt „Auswirkungen der Digitalisierung auf die berufliche Weiterbildung –
Konzeptionelle Grundlage für Bildungsanbieter“, das vom Verein Weiterbildung Hessen
durchgeführt wird. Ziel ist die Verbesserung des Informationsstandes der hessischen
Bildungsanbieter über die (möglichen) Auswirkungen der fortschreitenden Digitalisierung
auf die berufliche Weiterbildung und die sich aus dem technologischen Wandel ergebenden
Anpassungen an Lehrinhalte und Lernformate.
Die in den Zielvereinbarungen im Rahmen des Hessischen Hochschulpaktes 2016–2020
mit den hessischen Hochschulen vereinbarte „Plattform digitalisierte Lehre“ hat die Arbeit
aufgenommen. Ziel ist es u.a., die Chancen der Digitalisierung für eine weitere Verbesserung
der Hochschullehre zu nutzen. Die Besetzung eines Gutachterrats aus externen Expertinnen
und Experten wurde vorgenommen. Das Vorhaben wird im Rahmen des Hessischen Hoch-
schulpaktes bis 2020 mit insgesamt 6 Millionen Euro unterstützt.
3.1.5 Förderung des Themas Digitalisierung bei den Weiterbildungseinrichtungen
Das Land Hessen wird Weiterbildungseinrichtungen dabei unterstützen, die Digitalisierung
stärker in ihren Lehrplänen und ihrer IT-Ausstattung zu berücksichtigen. Ein Konzept wird das
Land Hessen gemeinsam mit Weiterbildung Hessen e.V. erarbeiten.
3.1.6 E-Learning stärker in die berufliche und Hochschulbildung integrieren
Das Land Hessen wird die Nutzung digitaler Lehrmittel in der beruflichen Aus- und
Weiter bildung unterstützen. Die Hochschulen werden die Einrichtung einer gemeinsamen
landesweiten E-Learning-Plattform vorantreiben.
3. Gestaltungsbereich | 3.1 Bildungswesen
12
3.2 VERWALTUNG
Ende Januar 2017 startete das neue, thematisch strukturierte Verwaltungsportal
service.hessen.de. Erste Online-Antragsverfahren können über das neue Portal in Anspruch
genommen werden, beispielsweise im Bereich des elektronischen Rechtsverkehrs, des
Einheitlichen-Ansprechpartners oder der Online-Anhörung mit Zahlungsmöglichkeit der
zentralen Bußgeldstelle. Die Angebote werden stetig ausgebaut und bestehende Angebote
werden für die aktuellen Anforderungen, weiterentwickelt.
Der im Verbund der Länderkooperation Linie6+ betriebene Hessenfinder stellt für Bürgerinnen
und Bürger sowie die Wirtschaft Informationen zu Leistungen der hessischen Kommunal- und
Landesverwaltung in möglichst barrierefreier Form bereit.
Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen in Hessen sollen in Zukunft rund um die Uhr
online und auch mobil auf Verwaltungsdienstleistungen zugreifen können. Zudem verpflichtet
das Online-Zugangsgesetz Bund, Länder und Kommunen, ihre Leistungen bis Ende 2022
auch elektronisch über Verwaltungsportale anzubieten. Die Verwaltungsportale der Länder
und des Bundes werden zu einem Portalverbund verknüpft, damit jede Leistung über jedes
der Portale zeit- und ortsunabhängig auffindbar ist und Nutzer sie über interoperable
Servicekonten beantragen können.
Hessen hat auf Basis eines Kabinettbeschlusses ein Vorprojekt im Innenministerium auf-
gesetzt, um bis Ende August 2018 die Grundlagen in Form organisatorischer, inhaltlicher
und finanzieller Konkretisierungen für die darauffolgende Umsetzung in der hessischen
Landesverwaltung zu schaffen.
Die Umsetzung wird auf Basis der in Hessen bereits etablierten oder im Rahmen der
Digitalisierung des Landes geplanten Bausteine erfolgen, z.B. Verwaltungsportal
service.hessen.de mit dem eingebundenen Hessenfinder, dem Bürger- und Unterneh-
mensservice (BUS) Hessen mit den Bausteinen Servicekonto mit Postfach, Antragsmana-
gement und ePayment-Lösung.
Digitalisierte Dienstleistungen machen Hessens
Verwaltung bürgerfreundlicher, schneller und
effizienter.
ZIEL
3.2.1 Neue E-Service-Angebote für Bürgerinnen und Bürger verfügbar machen
Um die Bürgerfreundlichkeit zu erhöhen, wird das Land die Mehrzahl der Verwaltungsdienste
für Bürgerinnen und Bürger über eine Online-Plattform verfügbar machen. Zudem baut
Hessen sein Informationsangebot zum digitalen Verbraucherschutz deutlich aus.
3. Gestaltungsbereich | 3.2 Verwaltung
13
Mit dem Projekt Digitale Modellbehörde sollen die Voraussetzungen geschaffen werden,
die drei Regierungspräsidien als Mittelbehörden mit einem sehr umfangreichen Leistungs-
spektrum modellhaft in digitale Servicedienstleister zu transformieren. Im Mittelpunkt stehen
hierbei sowohl die Kommunikations- und Verwaltungsbeziehungen zu externen Partnern,
im Sinne der Erfüllung der Vorgaben des Onlinezugangsgesetzes, als auch die in Folge
notwendige Digitalisierung der internen Verwaltungsabläufe.
Ziel ist es zukünftig die Leistungen des Landes digital und serviceorientiert über ein Online-
Antragsmanagement bereitzustellen, die Datenübermittlung medienbruchfrei zu gestalten
und eine schnellere, effizientere und wirtschaftlichere Bearbeitung sicherzustellen.
Mit der Novelle der Hessischen Bauordnung (2018) werden unter bestimmten Umständen
komplett elektronische Baugenehmigungsverfahren ermöglicht. So werden die Genehmi-
gungsverfahren beschleunigt.
Anträge auf Reisekosten-, Trennungsgeld- und Umzugskostenabrechnung werden inzwischen
anstelle des früheren überwiegend dezentralen und papiergebundenen manuellen Verfahrens
landesweit einheitlich nach elektronischer Selbsterfassung durch die Beschäftigten zentral
bei der Hessischen Bezügestelle (HBS) abgerechnet.
Die elektronische Beantragung und Genehmigung von Abwesenheiten wie Urlaub und
Gleittagen wird derzeit erfolgreich erprobt. Bei anhaltend positiven Erfahrungen wird ein
Rollout auf weitere Dienststellen angestrebt.
3.2.2 E-Administration optimiert die Verwaltung
Digitalisierung ist ein laufender Prozess. Die Verwaltung stellt sich der Herausforderung,
dauerhaft schneller, effizienter und transparenter zu werden.
3. Gestaltungsbereich | 3.2 Verwaltung
14
Die elektronische Personalakte soll zunächst als Pilot im Hessischen Ministerium des Innern
und für Sport eingeführt werden. Nach einer Erprobungsphase erfolgt eine Evaluierung, auf
deren Grundlage dann Empfehlungen für eine hessenweite Einführung erarbeitet werden.
Die schrittweise Umsetzung (150.000 papiergebundene Personalakten) ist bis 2025 geplant.
Mit Einführung des elektronischen Bezügenachweises wird den Landesbeschäftigten die
Möglichkeit gegeben, den Nachweis der jeweils letzten Bezügeabrechnung von einem
dienstlichen oder privaten PC aus über das Intranet/Internet aufzurufen und bei Bedarf
auszudrucken. Eine Umsetzung erfolgt bis Ende 2018.
Die E-Akte als Ablösung der Papierakte wird in der hessischen Landesverwaltung bereits an
vielen Stellen eingesetzt, ist aber noch nicht vollständig ausgerollt. Mit dem durch das HMdIS
initiierten Vorhaben der Modernisierung des bestehenden Dokumentenmanagementsystems
soll die flächendeckende Bereitstellung der eAkte in der Landesverwaltung erreicht und die
Grundlage für die Erstellung eines Digitalen Verwaltungsarbeitsplatzes Hessen geschaffen
werden.
Das in den letzten Jahren aufgebaute IT-Portfolio – Erstellung einer Gesamtübersicht über
alle IT-Anwendungen, IT-Projekte und IT-Mitarbeiterkompetenzen – soll in enger ressortüber-
greifender Abstimmung zu einem zentralen IT-Portfolio-Management-Werkzeug weiter-
entwickelt werden.
Potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern soll mit einem eRecruiting Verfahren die
Möglichkeit gegeben werden, sich über das Internet online auf in Hessen ausgeschriebene
Stellen zu bewerben. Das Projekt befindet sich derzeit in der Einführung.
Für die Bearbeitung und Genehmigung von Eingangsrechnungen und Gutschriften wurde seit
Anfang 2017 ein elektronischer Workflow ausgerollt. Bis Ende 2019 wird dieser elektronische
kreditorische Rechnungs- und Gutschriften Workflow (E-KRW) in der gesamten Hessischen
Landesverwaltung eingeführt sein. Es wird davon ausgegangen, dass bis Ende 2018 bereits
mehr als ein Drittel der Rechnungen elektronisch bearbeitet werden können.
Im Juli 2017 wurde das „Hessische Statistische Informationssystem“ freigeschaltet. Diese
Datenbank bietet allen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, Tabellen unterschiedlicher
Themenbereiche wie beispielsweise Arbeitsmarkt, Berufsbildung oder Gesundheitswesen
abzurufen.
Zur Umsetzung der hessischen Belange auf Landes- und kommunaler Ebene im Kontext der
Flüchtlingsverwaltung wurde im Jahr 2016 vom HMdIS das Projekt „Digitalisierung Asylver-
fahren Hessen – (DigitAH)“ ins Leben gerufen. Ziele des Projektes waren u.a. die Identifizie-
rung von Verbesserungsmöglichkeiten bei den eingesetzten Prozessen durch den Einsatz
von IT und/oder Prozessoptimierungen sowie die Konzeption und Spezifikation der Schnitt-
stellen von (Fach)Verfahren. Das Projekt wird Ende des Jahres 2018 abgeschlossen und die
aufgebauten Verfahren in Betrieb genommen.
Im Bereich der organisatorischen IT-Sicherheit der Landesverwaltung wurden wirksame Maß-
nahmen ergriffen, um den Schutz der Daten der Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen
weiter zu verbessern und der ständig steigenden Bedrohung im IT-Sicherheitsumfeld Rech-
nung zu tragen: Besonders hervorzuheben sind die Benennung eines zentralen Informations-
sicherheitsbeauftragten für die Landesverwaltung (Chief Information Security Officer) und die
personelle und finanzielle Unterstützung des Informationssicherheitsmanagements in den
Ressorts sowie der weitere Ausbau des CERT-Hessen (Computer Emergency Response Team).
3. Gestaltungsbereich | 3.2 Verwaltung
15
Im Bereich der Justiz kommunizieren die Gerichte seit der bundesweiten Öffnung am 01.01.2018
in vielen Verfahren bereits jetzt vollständig elektronisch mit Anwälten und Behörden.
Die hessische Justiz führt seit 01.01.2016 für alle deutschen Gerichte ein vollautomatisches
elektronisches Schutzschriftenregister. Die dort eingereichten Verteidigungsschriftsätze
gegen erwartete Anträge auf Arrest oder einstweilige Verfügung haben die Gerichte in den
Verfahren einzusehen. Die zentrale Registratur und Einsichtnahme stellt für die Gerichte
einen deutlichen Vorteil gegenüber der vorherigen Rechtspraxis dar.
Anfang des Jahres 2018 startete bei dem Landgericht Limburg die Pilotierung der ersten
vollständig elektronischen Gerichtsakte in der hessischen Justiz. Damit ist ein bedeutender
Meilenstein auf dem Weg zur flächendeckenden Ablösung der Papierakte und Einführung
vollelektronischer Geschäftsabläufe in der hessischen Justiz erreicht.
In 2017 wurden erstmals Online-Beteiligungsverfahren zur Lärmaktionsplanung bei den drei
hessischen Regierungsbezirken durchgeführt.
Bei der Anhörung / Öffentlichkeitsbeteiligung zur dritten Änderung des Landesentwicklungs-
plans Hessen 2000 (2017) gab es die Möglichkeit zur Online-Beteiligung. Etwa 50 % aller
Stellungnahmen sind digital eingegangen. Die Erfahrungen aus diesem Anhörungsverfahren
werden ausgewertet, die Übertragbarkeit auf andere Beteiligungsprozesse wird geprüft.
Das HMWEVL hat in Abstimmung mit dem Innenministerium die Federführung für das Anliegen
„Online-Beteiligungsverfahren im Bau- und Planungswesen“ im Digitalisierungsprogramm des
IT-Planungsrats übernommen. Dort sollen der online umzusetzende fachliche Prozess durch
eine länderübergreifende Arbeitsgruppe beschrieben und funktionale Anforderungen zusam-
mentragen werden, zudem soll die Integrationsfähigkeit im Portalverbund betrachtet werden.
Abschließend sollen bestehende Lösungen bewertet und ggf. empfohlen werden.
3.2.3 Bürgerbeteiligung und Datenauskunft werden mit elektronischen Plattformen gestärkt
Hessen wird eine Open-Government-Strategie entwickeln, um die Beteiligungsmöglichkeiten
der Bürgerinnen und Bürger an politischen Entscheidungsprozessen zu stärken und wichtige
Verwaltungsdaten für die Wirtschaft digital verfügbar zu machen.
3.2.4 Zusammenarbeit und Kooperationen ausbauen
Effizienzgewinne in IT-gestützten Verwaltungsprozessen können von jeder Kommune, jedem
Land oder dem Bund alleine realisiert werden. Größere Synergieeffekte lassen sich jedoch
erzielen, wenn Verwaltungsebenen übergreifend zusammenarbeiten.
3. Gestaltungsbereich | 3.2 Verwaltung
16
Das im Juli 2017 freigeschaltete Hessische Statistische Informationssystem HESIS stellt wich-
tige statistische Daten aus verschiedenen Fachbereichen auf regionaler Ebene in Zeitreihen
zur Verfügung. Neben der rein tabellarischen Darstellung der statistischen Daten werden
künftig auch grafische Darstellungen der Gemeinde-/Kreisdaten im Vergleich zum Regie-
rungsbezirks- und Landeswert abrufbar sein.
Mit dem Vorhaben KONSENS (Koordinierte neue Software-Entwicklung der Steuerverwaltung)
wird von allen Bundesländern in einem abgestimmten Verfahren einheitliche Software für das
Besteuerungsverfahren gemeinsam entwickelt, beschafft und eingesetzt. Hessen ist eines der
fünf Länder der Steuerungsgruppe IT, die die Strategie und Architektur der Informationstech-
nik der Steuerverwaltungen für alle 16 Länder einvernehmlich bestimmen und verantworten.
Im Bereich der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder wurde die ämterübergreifende
elektronische Aufgabenerledigung in der amtlichen Statistik durch eine entsprechende
Rahmenvereinbarung weiter ausgedehnt. Ein Beispiel ist der Agraratlas der Statistischen Ämter
des Bundes und der Länder. Der nächste Atlas der Statistischen Ämter des Bundes und der
Länder, zum Thema Straßenverkehrsunfälle, wird derzeit finalisiert und anschließend veröffent-
licht. Hier werden die Unfälle auf der Ebene von Straßenabschnitten dargestellt.
Im Rahmen des Modellvorhabens „Kooperatives E-Government in föderalen Strukturen“, das
zwischen Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg sowie dem Verband der Metro-
polregion Rhein-Neckar geschlossen wurde, werden Ebenen übergreifende E-Government-
Projekte erprobt. Seitens Hessen wurde im De-Mail-Pilot für das Fachverfahren ELISA bei dem
es um den Austausch von Emissionsmessberichten zwischen Wirtschaft und Verwaltung geht,
erstmalig De-Mail erfolgreich eingesetzt.
Die Umsetzung des Online-Zugangsgesetzes wird in Teilen als bund-länder-übergreifendes
Vorhaben unter Einbindung der kommunalen Ebene geplant. Hessen beteiligt sich gemein-
sam mit dem Bund und wenigen weiteren Bundesländern aktiv an der Entwicklung des für
den Portalverbund grundlegenden sog. „Online-Gateway“ beim vorbereitenden Proof-of-
Concept und der darauf aufbauenden Pilotlösung. Hessen repräsentiert hierbei den Verbund
der acht Länder Linie6+. Die Linie 6+ ist ein technischer Entwicklerverband von mehreren
Bundesländern.
Der IT-Planungsrat soll durch den Aufbau eines leistungsfähigen operativen Unterbaus, der
sogenannten „Föderalen IT-Kooperation“ (FITKO) gestärkt werden. Hessen hat sich maßgeb-
lich in die konzeptionelle Entwicklung eingebracht. Der Aufbaustab ist als Referat im hessi-
schen Finanzministerium eingerichtet und treibt die weiteren Schritte voran. Die als rechts-
fähige Anstalt des öffentlichen Rechts in gemeinsamer Trägerschaft aller Länder und des
Bundes geplante Einrichtung wird, wie der Aufbaustab schon jetzt, ihren Sitz in Frankfurt
am Main haben.
Hessen beteiligt sich am Digitalisierungsprogramm des IT-Planungsrats insbesondere mit der
Federführung in den länder- und ebenenübergreifenden Vorhaben „Wirtschaftliche Jugend-
hilfe“ (PR Kassel), „Antragsverfahren im Rahmen des Arbeitsschutzes“ (PR Darmstadt) und
„Online Beteiligung in der Raumordnung“ (HMWEVL).
2015 wurde durch das Land Hessen – vertreten durch die HZD, die ekom21 und die Johann
Wolfgang von Goethe-Universität Frankfurt – eine „Kooperationsplattform IT öffentliche
Auftraggeber“ (KOPIT) gegründet. In der Genossenschaft, der in der Zwischenzeit als erstes
außerhessisches Mitglied die Stadt Mainz beigetreten ist, werden IT-Bedarfe zur gemein-
samen Beschaffung gebündelt (Einkaufskooperation).
3. Gestaltungsbereich | 3.2 Verwaltung
17
3.3 VERBRAUCHERSCHUTZ
Das Beratungsangebot der Verbraucherzentrale Hessen wurde 2015 durch eine E-Mail-
Beratung ergänzt. Diese Beratung hat sich erfolgreich etabliert.
Als zentrale Plattform hat das Verbraucherinformations-Portal der Hessischen Landesregierung
www.verbraucherfenster.de das Ziel, Verbraucher in Hessen neutral, unabhängig und praxis-
orientiert zu informieren. Das Angebot umfasst Informationen zu den Themen Gesundheit,
Soziales, Wirtschaft und Umwelt/Technik. Das Angebot wird täglich von rund 1000 Leserinnen
und Lesern genutzt.
Das Portal www.lebensmittelklarheit.de des Verbraucherzentrale Bundesverbands und der
Verbraucherzentrale Hessen hat zum Ziel, Verbraucherinnen und Verbrauchern, die sich
durch die Aufmachung von Produkten oder durch Werbung getäuscht fühlen, allgemeine
Informationen zur Kennzeichnung zu geben, Fragen zu konkreten Produkten zu beantworten
und Raum für Diskussionen zu bieten. Hessen hat sich bei der Verbraucherschutzministerkon-
ferenz (VSMK) dafür eingesetzt, dass die Maßnahme auch weiterhin vom Bund finanziert wird.
Für Seniorinnen und Senioren gibt es mit dem „Senior Surfer Stammtisch“ der Verbraucher-
zentrale Hessen ein Schulungsmodul mit dem Ziel, ältere Menschen auf Gefahren im Internet
aufmerksam zu machen. Zudem hat Hessen im Juni 2017 eine Informationskampagne mit
neuen Beratungsangeboten speziell für Seniorinnen und Senioren gestartet.
Verbraucherfreundliche Rahmenbedingungen sind
die Grundvoraussetzung, dass Online-Dienste in der
Breite genutzt werden können. Dazu zählen der faire
Zugang zu Daten, der Schutz vor Belästigung und
Betrug sowie ein ausgewogener Umgang mit dem
Urheberrecht.
ZIEL
3.3.1 Qualifizierte Online-Verbraucherberatung
Zusätzlich zum bestehenden Angebot hat die Verbraucherzentrale Hessen eine
niedrigschwellige E-Mail-basierte Verbraucherberatung eingeführt.
3.3.2 Umfassendes Online-Informationsangebot zu Verbraucherthemen
Um den Verbraucherschutz zu fördern, baut Hessen sein Informations-Angebot mit
digitalen Verbraucherinformationen weiter aus.
3. Gestaltungsbereich | 3.2 Verbraucherschutz
18
Im Rahmen des erfolgreich eingeführten Beratungsprojektes „Alltagskompetenzen – Durch-
blick gehört dazu“ der Verbraucherzentrale Hessen und dem DHB-Netzwerk Haushalt wird
ein Modul „Smartphones, Tablets und Soziale Netzwerke“ angeboten. Dieses trägt dazu bei,
dass vor allem junge Verbraucherinnen und Verbraucher und ihre Eltern nicht in Kostenfallen
bei Smartphone und Tabletcomputer tappen.
Die digitalen Kompetenzen speziell von Seniorinnen und Senioren werden mit oben
genannten Angeboten gestärkt (siehe 3.3.2).
Der Service der außergerichtlichen und kostenlosen Streitbeilegung steht den Hessischen
Verbraucherinnen und Verbrauchern unverändert zur Verfügung. Bei Problemen mit einem
Online-Händler können sie sich über www.online-schlichter.de an den Online-Schlichter
wenden. Das Projekt des Zentrums für Europäischen Verbraucherschutz e.V. wird vom Land
Hessen weiter finanziell gefördert.
3.3.3 Digitale Kompetenz der Verbraucher steigern
Im Rahmen des Beratungsprojekts „Alltagskompetenzen – Durchblick gehört dazu“
werden seit 2015 Module für die Smartphone- und Tablet-Nutzung angeboten.
3.3.4 Pilotprojekt „Online-Schlichter“: Streitfälle bei Online-Geschäftenschnell klären
Hessen fördert den Betrieb einer Online-Schlichterstelle, um Verbraucherinnen und
Verbrauchern eine niedrigschwellige und kostenfreie Möglichkeit zur außergerichtlichen
Streitbeilegung bei Konflikten mit Online-Händlern zu bieten.
3. Gestaltungsbereich | 3.2 Verbraucherschutz
19
3.4 TELEKOMMUNIKATION UND REGULIERUNG
Durch das Engagement Hessens im Bundesrat wurden die Rahmenbedingungen für schnelles
und sicheres Internet für alle verbessert. So setzte sich Hessen erfolgreich dafür ein, dass die
Länder von den Einnahmen der Versteigerungserlöse der Digitalen Dividende II profitieren
und diese Mittel zweckgebunden für den Breitbandausbau einsetzen können.
Mitgestaltung eines geeigneten Rechtsrahmens für elektronische Kommunikation, der auch
die Interessen der Nutzer berücksichtigt: Dies zeigt sich insbesondere durch das Engagement
Hessens in der Novellierung des europäischen Rechtsrahmens für die Telekommunikation
(sog. TK-Review) und eine hessische Initiative im Bundesrat zur Stärkung des Datenschutzes
und der Datensouveränität bei digitalen Produkten und Dienstleistungen, die insbesondere
Sicherheitslücken bei Messengerdiensten thematisiert hatte.
Hessen hat sich im Bundesrat für die Abschaffung der Störerhaftung engagiert.
Der Länderarbeitskreis Telekommunikation, Informationswirtschaft, Post als ständiger
Arbeitskreis der Wirtschaftsministerkonferenz stimmte den Schwerpunkt „Digitalisierung“
der Wirtschaftsministerkonferenz 2017 fachlich ab.
Die zunehmende Digitalisierung erfordert einen neuen
rechtlichen Rahmen für den Telekommunikationsmarkt.
Er muss Anreize für Investitionen und Innovationen
geben und die Interessen von Unternehmen und
Endnutzern in Einklang bringen.
ZIEL
3.4.1 Hessen nutzt seine Mitbestimmungsmöglichkeiten im Bundesrat
Hessen setzt seine Mitbestimmungsmöglichkeiten im Bundesrat aktiv ein und begleitet
Gesetzentwürfe und Vorhaben der EU durch Stellungnahmen und Anträge.
3.4.2 Aktive Mitarbeit im Länderarbeitskreis Telekommunikation, Informationswirtschaft, Post
Die hessischen Aktivitäten im Bundesrat sind über den Länderarbeitskreis Telekommunikation,
Informationswirtschaft, Post, einem ständigen Arbeitskreis der Wirtschaftsministerkonferenz,
mit den Aktivitäten anderer Bundesländer verzahnt. So können Länderinteressen gemeinsam
formuliert und durchgesetzt werden.
3. Gestaltungsbereich | 3.4 Telekommunikation und Regulierung
20
Im Länderarbeitskreis hat Hessen die gemeinsame Stellungnahme der Bundesländer zum
Grünbuch „Digitale Plattformen“ des BMWI koordiniert. Diese ist Grundlage eines Beschlusses
der Wirtschaftsminister zum entsprechenden Weißbuch. Anliegen von Stellungnahme und
Beschluss sind der Erhalt des vorhandenen Wettbewerbsniveaus, die Schaffung eines hohen
Datenschutz- und Sicherheitsniveaus unter Berücksichtigung der Datensouveränität sowie
die Ermöglichung des Ausprobierens von innovativen digitalen Lösungen.
Durch das Engagement Hessens im Beirat bei der Bundesnetzagentur wurden die Rahmen-
bedingungen für schnelles und sicheres Internet für alle verbessert, insbesondere durch die
Begleitung der Regulierungsverfahren für Vectoring, die Mitgestaltung der Versorgungsver-
pflichtungen für Mobilfunknetzbetreiber im Rahmen der Versteigerung der Frequenzen der
Digitalen Dividende II: Bis Ende 2019 muss jeder Zuteilungsnehmer mindestens 98 Prozent
der hessischen Haushalte mit schnellem Mobilfunk versorgt haben.
Hessen hat die Vorschläge der EU-Kommission zu ihrem TK-Review-Entwurf im Bundesrats-
verfahren kritisch begleitet und die Berücksichtigung der Kritik auf Fachebene und politisch
in der Wirtschaftsministerkonferenz aktiv vertreten.
Laufender Einsatz im Bundesrat und Beirat bei der Bundesnetzagentur für den Bestand und
die Weiterentwicklung des Best-Effort-Internets bzw. die Wahrung der Netzneutralität.
3.4.3 Aktive Mitarbeit im Beirat der Bundesnetzagentur
Der hessische Wirtschaftsminister ist Mitglied im Beirat der Bundesnetzagentur. Dieser Beirat
begleitet die regulatorischen Aktivitäten der Bundesnetzagentur auch in Fragen der Telekom-
munikationsregulierung. Hier stehen auch Wettbewerbsfragen bei der Breitbandversorgung
im Fokus.
3.4.4 EU-Strategie zum digitalen Binnenmarkt (DSM) aktiv begleiten
Die EU-Kommission verfolgt mit ihrer Strategie eines digitalen Binnenmarktes (Digital Single
Market / DSM) das begrüßenswerte Ziel, innerhalb der EU einen elektronischen Binnenmarkt
zu etablieren, der die globale Wettbewerbsfähigkeit erhöht. Diesen Prozess wird Hessen aktiv
begleiten.
3.4.5 Einsatz für Netzneutralität
Hessen setzt sich für Netzneutralität ein. Nach der Entscheidung des Europäischen Parlaments,
Spezialdienste zuzulassen, wird Hessen den Umsetzungsprozess und das Monitoring dazu
begleiten.
3. Gestaltungsbereich | 3.4 Telekommunikation und Regulierung
21
Der Telekommunikationstag Hessen (TK-Tag) wird weiter regelmäßig veranstaltet.
Studie „Regionale TK-Akteure im globalen Wettbewerb“ von WIK Consult GmbH im Auftrag
des Breitbandbüros Hessen bei der Hessen Trade & Invest GmbH vom 29.09.2016
Studie „Schutz und Sicherheit in der elektronischen Kommunikation“ von Baker & McKenzie
im Auftrag der Hessen Trade & Invest GmbH (HTAI) wurde am TK-Tag 2017 (08.11.2017)
veröffentlicht.
In die 2016 veröffentlichten Richtlinien des Landes Hessen zur Innovationsförderung wurde
eine Vorgabe zur Berücksichtigung der Umweltauswirkungen aufgenommen.
3.4.6 Dialog und Wissen durch Konferenzen und Studien befördern
Studien, Recherchen und Diskussion mit Experten bieten die Grundlage für fundiertes
Handeln. Hessen hat z.B. mit seinem jährlich stattfindenden TK-Tag ein Veranstaltungsformat
etabliert, in dem aktuelle Fragen der Telekommunikation mit Experten und einem Fach-
publikum diskutiert werden.
3.4.7 Nachhaltigkeit in der IKT-Branche verankern
Das Land Hessen wird auf Basis von Studien Ansätze entwickeln, wie Nachhaltigkeit stärker in
der IKT-Branche verankert werden kann.
3. Gestaltungsbereich | 3.4 Telekommunikation und Regulierung
22
3.5 WISSENSCHAFTSFÖRDERUNG
Die Hessische Landesregierung hat von 2008 bis 2017 insgesamt rund 729 Millionen Euro
für das bundesweit einmalige Programm LOEWE bereitgestellt. Insgesamt hat das Land Hes-
sen mit LOEWE Investitionen von mehr als 1,5 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung
ausgelöst.
Zwei neue LOEWE-Zentren und sieben neue LOEWE-Schwerpunkte in Frankfurt, Darmstadt,
Gießen, Kassel, Geisenheim und Offenbach werden in der 10. Förderstaffel (01.01.2018 bis
31.12.2021) unterstützt. Darunter befindet sich der LOEWE-Schwerpunkt „Software-Factory
4.0“. Dieser Forschungsschwerpunkt wird unter der Federführung der TU Darmstadt realisiert
(bewilligte LOEWE-Förderung: rd. 4,8 Millionen Euro). Drei Ziele stehen im Fokus der For-
schung: die Flexibilisierung spezialisierter Softwaresysteme im Anwendungsfeld Industrie
4.0, die Parallelisierung existierender Software im Anwendungsfeld High-Performance
Computing (HPC) und die Vereinfachung des Reengineerings in beiden Anwendungsfeldern.
Hessen unterstützt Hochschulen und Forschungs -
institute beim Aufbau digitaler Infrastrukturen,
um ihre Angebote insbesondere für kleine und mittlere
Unternehmen besser zugänglich zu machen.
ZIEL
3.5.1 LOEWE Exzellenz-Förderung von IT-Forschungsprojekten
Für IT-Forschungsprojekte können in Hessen die Mittel der LOEWE-Förderung in Anspruch
genommen werden. LOEWE ist ein unbefristetes Landesprogramm außerhalb des Hochschul-
pakts und der institutionellen Förderung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen.
LOEWE finanziert seit 2008 hervorragende wissenschaftliche Vorhaben in den drei Förder -
linien LOEWE-Zentren, LOEWE-Schwerpunkte und LOEWE-KMU-Verbundvorhaben. LOEWE-
Projekte konzentrieren sich auf Themen mit großer gesellschaftlicher und wirtschaftlicher
Relevanz. Hierzu zählen auch zahlreiche IT-Vorhaben.
3. Gestaltungsbereich | 3.5 Wissenschaftsförderung
23
Im Rahmen der Landeshochschulentwicklungsplanung hatte das HMWK mit den hessischen
Hochschulen das Strategiepapier „Die Zukunft der wissenschaftlichen Infrastruktur in Hessen
bis 2020“ erstellt. Aus den Überlegungen haben sich hochschulübergreifende Projekte
ergeben, die sich derzeit in der Umsetzung befinden. Bis 2020 sind für diese Vorhaben
insgesamt 18 Millionen Euro vorgesehen. Die Ergebnisse der Projekte sollen nach Auslaufen
der Projektförderung spätestens ab 2021 in die Verantwortung der hessischen Hochschulen
über-gehen.
HeFIS – Hessische Forschungsinformationssysteme
Das Projekt versetzt die Hochschulen in die Lage, ihre Forschungsaktivitäten vollumfänglich
abzubilden und unter Implementierung des vom Wissenschaftsrat empfohlenen „Kerndaten-
satz Forschung - KDFS“ zu berichten.
HeFDI – Hessische Forschungsdateninfrastrukturen
Die Aufbewahrung und der Zugang zu digitalen Forschungsdaten dienen u.a. der Über -
prüfung und der Nachvollziehbarkeit von wissenschaftlichen Ergebnissen sowie der Nach -
nutzung und Analyse in anderen als den ursprünglichen Forschungskontexten. Dies ist
Gegenstand der Etablierung einer gemeinsamen hessischen Forschungsdateninfrastruktur.
Hessenbox – Cloud-Speicher der hessischen Hochschulen
Die technische Möglichkeit zur Kooperation und der dazu notwendige Austausch von
Informationen werden dringend an allen Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen
benötigt. Mit der Hessenbox implementieren alle 13 staatlichen hessischen Hochschulen
eine den gültigen Datenschutzgesetzen und den Grundsätzen der IT-Sicherheit entspre-
chende Alternative zu kommerziellen Anbietern.
Mobil & Digital – Innovative Medienversorgung
Das Projekt fokussiert die Bereitstellung von Informationen und Inhalten als digitales Produkt
und deren Nutzbarkeit über mobile Endgeräte. Die hessischen Hochschulen und das Hessische
Bibliotheksinformationssystem arbeiten zu diesem Zweck in einer Entwicklungspartnerschaft
an den Kernkomponenten einer technischen Infrastruktur, wobei deren Oberflächen und
standort-spezifische Funktionalitäten an den Bedarf der nutzenden Hochschulen angepasst
werden.
LAVAH – Langzeitverfügbarkeit an hessischen Hochschulen
Im Rahmen des Projekts LaVaH wird schrittweise eine Infrastruktur für die Langzeitverfügbar-
keit digitaler Objekte an hessischen Hochschulen aufgebaut. Die zu entwickelnde Lösung soll
digitale Objekte möglichst vieler Formate aufnehmen können. LaVaH ist eng verzahnt mit
den anderen o.a. Projekten, da ein Teil der dort entstehenden digitalen Daten hier archiviert
werden soll.
3.5.2 IT-Infrastruktur an hessischen Hochschulen fördern
Im Rahmen des Hochschulpakts werden die IT-Infrastrukturen der hessischen Hochschulen
weiterentwickelt, um die Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschaftsstandortes Hessen zu sichern.
3. Gestaltungsbereich | 3.5 Wissenschaftsförderung
24
HeIDI – Hessisches Identity Management System
Die Einführung eines hessenweiten Identity Management Systems der hessischen Hoch-
schulen wird vorbereitet und soll noch in diesem Jahr in die Projektförderung aufgenommen
werden.
HKHLR – Hessisches Kompetenzzentrum für Hochleistungsrechnen
Die hessische Landesregierung unterstützt die Steigerung der Rechenkapazitäten und die
Erforschung neuer Rechnerarchitekturen. Das HKHLR ist eine Initiative der fünf hessischen
Universitäten, gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Die
Geschäftsstelle mit Sitz in Darmstadt koordiniert die Aktivitäten. Das Kompetenzzentrum
unterstützt die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der Anpassung ihrer
Programme für eine optimale Nutzung der teuren und komplizierten Hochleistungsrechner-
hardware.
An den Universitätsstandorten in Darmstadt und Frankfurt werden zwei neue wissenschaft-
licher Hochleistungsrechner angeschafft. Bund und Land teilen sich die Investitionskosten
in Höhe von 22,5 Millionen Euro. Der Hessischen Landesregierung ist die Wichtigkeit des
Hochleistungsrechnens als Querschnittswissenschaft und Standortfaktor bewusst. Damit bleibt
Hessen einer der leistungsfähigsten Standorte für Hochleistungsrechnen in Deutschland.
3. Gestaltungsbereich | 3.5 Wissenschaftsförderung
25
3.6 WIRTSCHAFTS- UND
TECHNOLOGIEFÖRDERUNG
Vorhaben des Wissens- und Technologietransfers sowie innovative digitale Forschungs- und
Entwicklungsvorhaben werden mit Landesmitteln und mit Mitteln des Europäischen Fonds
für regionale Entwicklung gefördert.
Der Forschungsfinder Hessen bringt mehr Transparenz in die hessische Forschungslandschaft
und hilft Unternehmen, Ansprechpartner für gemeinsame Forschungs- und Entwicklungs -
vorhaben zu identifizieren. Der Forschungsfinder greift auf die webbasierten Informations -
angebote der wissenschaftlichen Einrichtungen in Hessen zurück und bereitet diese einheitlich
auf.
Das HMWEVL fördert aus Landes- und EFRE-Mitteln das Wissens- und Technologietransfer-
projekt „ArePron – Agiles ressourceneffizientes Produktionsnetzwerk“ an der TU Darmstadt.
Ziel ist es, Methoden zu entwickeln, den Ressourcenverbrauch entlang einer gesamten
Produktionskette über Unternehmensgrenzen hinweg zu messen und zu bewerten, um die
Ressourceneffizienz in den Produktionsprozessen zu erhöhen.
Auf dem von der HTAI im Auftrag des HMWEVL veranstalteten Hessischen Ressourcen-
effzienz-Kongress 2018 diskutierten in Frankfurt rund 400 Kongressteilnehmer aus Wirtschaft,
Wissenschaft und Politik Möglichkeiten der ressourceneffizienten Produktion durch
Digitalisierung.
IKT-Markt Studie: für 2018 geplant. Weitere Studien und Leitfäden in anderen Themen-
und Handlungsfeldern sind vorgesehen (vgl. entsprechende Kapitel).
Die hessische Wirtschaftspolitik stärkt die Innovations-
kraft des Mittelstands, begleitet den Strukturwandel
und fördert junge digitale Unternehmen.
ZIEL
3.6.1 Wissens- und Technologietransfer optimieren
Der Wissens- und Technologietransfers zwischen Wissenschaft, Anbietern und Anwendern
wird weiter gefördert. Ziel ist, dass wissenschaftliche und technologische Erkenntnisse immer
rascher in der Praxis eingesetzt werden können.
3. Gestaltungsbereich | 3.6 Wirtschafts- und Technologieförderung
26
Mit dem 1. Hessischen Innovationskongress am 06.12.2017 mit rund 700 Teilnehmern wurde
die Marke „Technologieland Hessen“ erfolgreich etabliert. Hier wurde ein breites, zielgruppen-
orientiertes Angebot geschaffen, um die Innovationskultur in hessischen Unternehmen zu
befördern.
Die Geschäftsstelle Digitales Hessen (www.digitalstrategie-hessen.de) unterstützt im Auftrag
des Wirtschaftsministeriums die Umsetzung der Strategie Digitales Hessen im operativen
Bereich. Sie ist angesiedelt bei der hessischen Wirtschaftsfördergesellschaft Trade & Invest
(HTAI). Die folgenden Maßnahmen führt die Geschäftsstelle Digitales Hessen für das Wirt-
schaftsministerium u.a. durch:
Firmengemeinschaftsstand (jährlich) auf der CeBIT
Hessen war auf der HANNOVER-MESSE 2018 (23.-27.04.2018) erstmals mit einem
Firmengemeinschaftsstand vertreten.
Future Internet Kongress am 13.04.2016 und 18.05.2017 durchgeführt. Seit 2018 wird
der Kongress als Digital-Kongress unter neuem Namen weitergeführt: Hauptfokus des
Digital-Kongresses am 11.04.2018: Künstliche Intelligenz
Beteiligung bei über 40 Veranstaltungen zu IT- und Digitalisierungsthemen in 2016 und
2017, weitere für 2018 in Planung (aktuelle Informationen finden sich auf der Internet-
präsenz der Geschäftsstelle Digitales Hessen www.digitalstrategie-hessen.de).
3.6.2 Das Land unterstützt innovative Technologien aus Hessen bei der Vermarktung
Instrumente zur Vermarktung sind vor allem Veranstaltungen sowie Fach- und Leitmessen.
3. Gestaltungsbereich | 3.6 Wirtschafts- und Technologieförderung
27
Die „Houses of“ haben eine zentrale Bedeutung für den Digitalen Transfer. Mit den „Houses
of“ sind in Hessen überregional aufgestellte Plattformen geschaffen worden, die Schlüssel-
bereiche der Hessischen Wirtschaft abdecken und die Stakeholder aus Wirtschaft, Wissen-
schaft und Politik einbeziehen. Zu den „Houses of“ zählen das House of Finance, das House
of Logistics & Mobility (vgl. 5.5.5 und 5.5.6), das House of Pharma & Healthcare, das House
of Energy (vgl. 5.4.4) sowie das House of IT (vgl. 6.1.2).
Weiterentwicklung der Förderschwerpunkte: Förderung der Breitbandversorgung, Innovati-
onsförderung, Gründungs- und Mittelstandsförderung
Als Sensibilisierungsinstrument für die Digitalisierung in Unternehmen wurde 2017 der
Digitalisierungs-Check, ein kostenloses Online-Tool, bei der Geschäftsstelle Digitales Hessen
gestartet. Kleine und mittlere Unternehmen können ihren Digitalisierungsgrad ermitteln und
erhalten umfangreiche Hinweise zu Entwicklungspotenzial und Beratungsangeboten.
Für eine intensivere Beratung in kleinen und mittleren Unternehmen hat das Land die
Förderung einer individuellen Digitalisierungsberatung in Unternehmen (Digitalisierung
von Geschäftsprozessen, Produkten und Dienstleistungen) aus dem Europäischen Fonds
für Regionalentwicklung eingerichtet; die Abwicklung erfolgt durch das RKW Hessen.
Oftmals ergibt sich durch die Nutzung des Digitalisierung-Checks oder die Durchführung
einer (geförderten) Digitalisierungsberatung der Bedarf betrieblicher Investitionen in die
Digitalisierung, die über den Einkauf von Standard Soft- und Hardware hinausgeht. Für
die Digitalisierung von Geschäftsprozessen und Dienstleistungen sowie insbesondere zur
Verbesserung der IT-Sicherheit können kleine und mittlere Unternehmen seit Frühjahr 2018
einen Digitalisierungs-Zuschuss von bis zu 10.000 Euro erhalten.
Seit 2017 ist eine Förderung von digitalen Innovationsvorhaben im Rahmen des Digitalen
Hessen möglich. Die Geschäftsstelle Digitales Hessen berät zu inhaltlichen Fragen, die
WIBank setzt die Förderung um. Weitere Fördermöglichkeiten für innovative Digitalvorhaben
bietet die Unterstützung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Die
Abwicklung erfolgt über die WIBank Hessen.
Neue Finanzierungs- und Beteiligungsangebote zur Förderung von Start-ups und innovativen
Unternehmen:
3.6.3 Branchenspezifische Kompetenzzentren („House-of-“ Strategie) fördern
Das Land unterstützt Innovationen in wichtigen hessischen Wirtschaftsbereichen durch
branchenspezifische Kompetenzzentren unter dem Markennamen „House of“.
3.6.4 Digitale Infrastrukturen und Digitalisierung fördern und finanzieren
Das Land bietet umfangreiche Förderinstrumente und betriebliche Finanzierungshilfen, um
Infrastrukturen zu entwickeln und die Digitalisierung Hessens voranzutreiben. Hinzu kommen
dedizierte Förder- und Finanzierungsmaßnahmen für Start-ups in Hessen.
3. Gestaltungsbereich | 3.6 Wirtschafts- und Technologieförderung
28
„Innovationskredit Hessen“ ist im Juli 2016 gestartet (Kreditbetrag von 100.000 Euro bis
7,5 Millionen Euro)
Beteiligungskapitalfonds Technologiefonds Hessen TFH III ist im April 2016 gestartet und
richtet sich an technologieorientierte und innovative kleine und mittelständische Unter-
nehmen mit hohen Wachstumsperspektiven (Fondsvolumen von 12 Millionen Euro)
Hessen Kapital III (EFRE) ist im November 2017 gestartet und stellt 33,5 Millionen Euro
zur Verfügung. Ein Viertel des Volumens ist für Hochschulausgründungen reserviert, ein
weiteres Viertel für sonstige Gründungen, die verbleibende Hälfte für Innovations- und
Wachstumsinvestitionen.
Futury Venture Fonds Deutschland-Hessen GmbH mit insgesamt 20 Millionen Euro
Beteiligungsvolumen zwischen Land Hessen und Privaten unter Nutzung des Futury-
Netzwerkes vereinbart. Investitionsschwerpunkt sind offene Beteiligungen in der frühen
Gründungs- / Seed- und Start-up-Phase in Hessen, aber auch deutschlandweit.
Förderung von Start-ups mit Schwerpunkt Rhein-Neckar-Raum / Südhessen über WIBank-
Beteiligung bis 3 Millionen Euro am LEA Venturepartner GmbH & Co. KG Wagniskapital-
fonds (gemeinsam mit L-Bank Baden-Württemberg, privaten Investoren und Land Baden-
Württemberg).
Spezialisierte Gründerzentren betreuen und unterstützen neu gegründete innovative Unter-
nehmen.
Im Rahmen der Digital Hub Initiative der Bundesregierung verstärkt Darmstadt seit 2017 den
FinTech Hub in Frankfurt (vgl. 5.2.2) um den Schwerpunkt Cyber Security. Dieser Doppel-Hub
verbindet mit den Themen IT-Sicherheit und Fintech zwei wichtige Kernthemen der Digitali-
sierung mit hohem Potenzial für Innovationen, neue Geschäftsmodelle und Unternehmens-
gründungen. Zentral ist der Kontakt zwischen jungen Start-ups und etablierten Unternehmen.
Die Stadt Darmstadt wurde beim Wettbewerb „Digitale Stadt“ des Digitalverbands Bitkom in
Zusammenarbeit mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) am 12.06.2017 als
Gewinnerstadt ausgezeichnet.
Vom 15.05. bis 17.05.2018 fand unter Leitung von Herrn Staatsminister Al-Wazir eine Delega-
tionsreise mit Unternehmen der Digital- und Kreativwirtschaft nach Wien / Österreich statt.
Am 18.08.2018 wurde der Hessische Mobilitätskongress mit dem Schwerpunkt Digitalwirt-
schaft und Verkehr im House of Logistics and Mobility in Frankfurt erfolgreich durchgeführt.
Regelmäßig ist Hessen mit einem Firmengemeinschaftsstand auf der CEBIT präsent. Erst-
malig konnten sich im Jahr 2018 auch auf der Hannover Messe acht hessische Unternehmen
präsentieren.
Durch einen HMWEVL-Gemeinschaftsstand wird Hessen auch vom 16.10. bis 18.10.2018 auf
der Intergeo in Frankfurt vertreten sein.
3.6.5 Standortmarketing des IKT-Standortes Hessen weiter ausbauen
Das Land wird seine Bemühungen zur weltweiten Vermarktung des IKT-Standortes Hessen
intensivieren, um weitere Niederlassungen ausländischer IT-Firmen zu gewinnen.
3. Gestaltungsbereich | 3.6 Wirtschafts- und Technologieförderung
29
4 TECHNOLOGIEBEREICH
4.1 BREITBANDNETZE
Bis Ende 2018 soll in Hessen ein flächendeckender
Zugang zu Internet-Anschlüssen von mindestens 50 Mbit/s
bestehen. Bis zum Jahr 2020 werden 60 Prozent der
Haushalte durch den marktgetriebenen Ausbau und
Einsatz innovativer Technologien über bestehende
Infrastrukturen mit bis zu 400 Mbit/s versorgt. Im
ersten Schritt sollen in Hessen insbesondere Schulen,
Gesundheitseinrichtungen und Gewerbegebiete
bedarfsgerecht an das Glasfasernetz angeschlossen
werden.
Im Anschluss wird die stufenweise Realisierung der
ultraschnellen Breitbandnetze bedarfsgerecht erfolgen.
ZIEL
4.1.1 Verstetigung der Landesaktivitäten durch Aufbau des Breitbandbüros Hessen
Das Land hat die Moderation, Koordination und Beratung des Breitbandausbaus in den
hessischen Kommunen bislang in Projektform organisiert. Um den weiter steigenden
Anforderungen dieser Daueraufgabe gerecht zu werden, wird das Land sein Engagement
institutionell verstetigen. Hierfür wird ein personell verstärktes Breitbandbüro aufgebaut.
4. Technologiebereich | 4.1 Breitbandnetze
30
Seit März 2017 ist das Breitbandbüro Hessen (BBH) bei der HTAI erster Ansprechpartner des
Landes für alle Fragen zum Breitbandausbau. Zusätzlich wurde das Fachgebiet Fördermittel-
beratung im BBH aufgebaut.
Im Oktober 2017 wurde die Hessische Gigabit-Allianz ins Leben gerufen. Sie besteht aus
Vertretern aus Politik, Verwaltung, kommunalen und wirtschaftlichen Spitzenverbänden, Tele-
kommunikationsunternehmen und anderen in den hessischen Breitbandausbau involvierten
Organisationen. Sie hat die Aufgabe, im gemeinsamen Dialog Ansätze zur Netzentwicklung
zu diskutieren. Die Gigabit-Allianz Hessen hat auch am Konsultationsprozess der hessischen
Gigabitstrategie teilgenommen.
Zur Weiterentwicklung des digitalen Infrastrukturausbaus ist die Einbindung aller relevanten
Akteure notwendig. Einen wichtigen Bestandteil des gemeinsamen Vorgehens bildet der
regelmäßige Informationsaustausch. Beim Hessischen Breitbandgipfel informieren sich über-
regional regelmäßig rund 600 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit über aktuelle
Entwicklungen im Breitbandausbau. Beim 9. Hessischen Breitbandgipfel am 06.06.2018
präsentierten mehr als 75 Aussteller und Partnerunternehmen ihre Angebote rund um
digitale Datennetze.
4.1.2 Intensivere Aktivierung der Marktkräfte
Das Land wird den Dialog mit den in Hessen ausbauenden TK-Unternehmen und regionalen
Projekten durch die Einberufung einer „Netzallianz Hessen“ intensivieren.
4. Technologiebereich | 4.1 Breitbandnetze
31
Zum Stand Ende 2017 verfügen 84 Prozent der hessischen Haushalte über eine Breitband-
versorgung mit 50 Mbit/s. Das ist Platz 3 der Flächenländer. Bzgl. einer Breitbandversorgung
mit 30 Mbit/s sind in Hessen sogar 90,2 Prozent der Haushalte versorgt (Platz 2 der Flächen-
länder). Um weitere Projekte für eine bessere Versorgung der Bevölkerung mit schnellen
Breitbandanschlüssen durchführen zu können, setzt Hessen sich für eine Anhebung der aktuell
gültigen Aufgreifschwelle von 30 Mbit/s ein (z.B. per Schreiben des Ministerpräsidenten an
Kommissionspräsident Juncker, per Einbringung im Breitband-Förderbeirat beim Bund und
anderen geeigneten Gremien und Konferenzen).
In Abstimmung mit dem Bund konnte bereits erreicht werden, dass die Aufgreifschwelle für
Schulen dahingehend angepasst wurde, dass die 30 Mbit/s am Klassenzimmer und nicht am
Gebäude gemessen werden. Eine geförderte Breitbandanbindung von Schulen ist somit jetzt
dort möglich, wo nicht mindestens 30 Mbit/s am Klassenzimmer ankommen.
In geförderten Ausbaugebieten durfte zum Zeitpunkt der Erstellung der Strategie Digitales
Hessen aufgrund des EU-Beihilferechts noch kein Vectoring eingesetzt werden. Dazu war die
Notifizierung eines Ersatzprodukts, eines sogenannten VULA-Produkts (Virtual Local Unbundled
Access) durch die EU-Kommission Voraussetzung. In einem Schreiben des Ministerpräsidenten
an den Kommissionspräsidenten wurde neben der Anhebung der Aufgreifschwelle auch eine
schnelle Genehmigung eines VULA-Produkts zum Einsatz von Vectoring in geförderten
Gebieten thematisiert. Diese Genehmigung ist zwischenzeitlich erfolgt.
Die im August 2016 veröffentlichte Richtlinie zur Förderung der Breitbandversorgung im
Land Hessen bündelt alle Breitband-Fördermaßnahmen.
Der auf Hessen entfallende Länderanteil aus den Versteigerungserlösen der Digitalen Divi-
dende II in Höhe von rund 46 Millionen Euro wird sowohl für die Finanzierung von investiven
als auch für konsumtive Maßnahmen eingesetzt. Dies beinhaltet sowohl die Förderung direkt
in den Breitbandausbau fließender Investitionen als auch die Finanzierung des hessischen
Breitbandbüros, der regionalen Breitbandberatungsstellen sowie von Machbarkeits- und
Konzeptstudien.
4.1.3 Ausschöpfen ordnungspolitischer Potenziale
Das Land wird sich im Rahmen seines politischen Engagements auf Bundes- und EU-Ebene
weiter dafür einsetzen, dass rechtliche und regulatorische Hürden für eine bessere Versorgung
der Bevölkerung mit schnellen Breitbandanschlüssen – sowohl festnetz- als auch funkbasiert –
beseitigt werden.
4.1.4 Einsatz und Nutzbarmachung von Fördermitteln
Neben den bereits laufenden Förderprogrammen werden die Mittel aus der Digitalen
Dividende II und aus den Kommunalinvestitionsprogrammen für den Breitbandausbau bereit-
gestellt.
4. Technologiebereich | 4.1 Breitbandnetze
32
Im Zuge des Breitbandförderprogramms des Bundes werden Unternehmen, Bildungsein-
richtungen, Gesundheitseinrichtungen sowie Verwaltungseinheiten mit schnellen Internet-
anschlüssen, auch auf FTTB/H-Technologie basierend, versorgt. Das Land Hessen unterstützt
und kofinanziert diese Maßnahmen mit Landesmitteln in Höhe von bislang insgesamt bis zu
23,1 Millionen Euro.
Zur Kofinanzierung der Bundesbreitbandförderung und erwarteter neuer Bundesförderpro-
gramme werden im Zeitraum von 2019 bis 2021 weitere 27,7 Millionen Euro Landesmittel zur
Verfügung gestellt. Davon werden 20 Millionen Euro zweckgebunden für die Kofinanzierung
des (erwarteten) Bundesprogramms zur Glasfaseranbindung von Schulen bereitgestellt.
Im Jahr 2018 soll die Richtlinie zur Förderung der Breitbandversorgung im Land Hessen
um einen WLAN-Fördertatbestand erweitert werden, für den das Land Hessen insgesamt
2 Millionen Euro bereitstellt. Der Richtlinienanpassung ist eine enge Abstimmung mit den
hessischen kommunalen und wirtschaftlichen Spitzenverbänden vorausgegangen. Details
zur WLAN-Förderung: siehe Abschnitt 4.1.9.
Nach Auslaufen des Darlehens- und Bürgschaftsprogramms wird die alternative Finanzierungs-
möglichkeit durch das Bundesförderprogramm für den Breitbandausbau vom Oktober 2015
genutzt. Hinsichtlich der Kofinanzierung der Bundesbreitbandförderung durch Mittel des
Landes siehe Abschnitt 4.1.4.
Mit dem Hessischen Breitband-Informationssystem hesbis stellt das Land ein Werkzeug für
alle am Breitbandausbau beteiligten Akteure zur Verfügung.
Um die durch das DigiNetzG eröffneten Synergiepotenziale konsequent zu heben, werden
Bedarfe für eine Novellierung analysiert. Zudem informiert das Breitbandbüro Hessen in ver-
schiedenen DigiNetzG-Workshops Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bauämtern, Bürger-
meisterinnen und Bürgermeister sowie Kommunalverantwortliche für den Breitbandausbau
über das Gesetz (z.B. am 05.12.2017 in Heppenheim und am 26.02.2018 in Fulda; weitere
Workshops im Jahr 2018 sind in Planung).
4.1.5 Neues Darlehens- und Bürgschaftsprogramm zur Finanzierung kommunaler Ausbauprojekte
Das Darlehens- und Bürgschaftsprogramm mit einem Volumen von 350 Millionen Euro hat
maßgeblich zur Ausbaudynamik in Hessen beigetragen. Es war bis Ende 2015 befristet.
Da es sich bewährt hat, wird eine Neuauflage geprüft.
4.1.6 Reduzierung der Kosten des Ausbaus von Hochgeschwindigkeitsnetzen
Grabungsarbeiten sind der zentrale Kostentreiber des Breitbandausbaus. Damit jeder Breitband -
anbieter in Hessen die Chance hat, Kosten für Erdarbeiten durch Mitverlegung oder Mitnutzung
bestehender Infrastruktur zu reduzieren, prüft das Land weitere Synergiemaßnahmen.
4. Technologiebereich | 4.1 Breitbandnetze
33
Die durch den Bund im Koalitionsvertrag angekündigten Fördermittel für den Breitbandaus-
bau führen in Verbindung mit der bereits bestehend hohen Nachfrage zu Ressourceneng-
pässen, insbesondere bei Netzplanungs- und Tiefbauleistungen. Zur Reduzierung dieser
Kapazitätsengpässe werden durch Gespräche, etwa mit dem Maschinenring Hessen e.V.,
Lösungen gesucht. Weiter werden Möglichkeiten zum Einsatz alternativer Verlegemethoden
geprüft (z.B. Micro- oder Nanotrenching).
Hessen gehört bei der Anbindung von Gewerbegebieten bundesweit zur Spitzengruppe
(Platz 2 der Flächenländer; 84,5 Prozent bzgl. 50 Mbit/s, Stand: Ende 2017). Das Breitband-
büro Hessen trifft sich in regelmäßigen Abständen mit Breitbandvertretern der Arbeits-
gemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern, um mit diesen den aktuellen
Ausbaustatus in Hessen, mögliche Kooperationen und gemeinsame Themen zu diskutieren
und Lösungsansätze zu erarbeiten.
Sechs bislang im „Sondercall Mittelstand“ gestellte Förderanträge wurden bereits durch den
Bund bewilligt. Insgesamt rund 400 Unternehmen sollen mit Hilfe der Förderung einen
schnellen Internetzugang erhalten.
Eine Überprüfung der aktuellen Versorgungslage von Schulen hat gezeigt, dass diese vieler-
orts bereits durch einen Vertrags- oder Anbieterwechsel kurzfristig verbessert werden kann.
Die Aufgreifschwelle für Schulen wird auf maßgebliche Initiative Hessens in Abstimmung mit
dem Bund seit Juli 2017 nutzerorientiert definiert. Dadurch können seither mehr Schulen
einen geförderten direkten Glasfaseranschluss erhalten (vgl. Nr. 4.1.3 Tiret 2).
Als Ergebnis des Austauschs im Rahmen von Schule@Zukunft wurde die Anbindung von
Schulen in den Fokus der Landkreise gerückt. Dies führte zu dem Ergebnis, dass je rund
4.000 Unternehmen, 600 Schulen, 20 Gesundheitseinrichtungen sowie 70 Verwaltungs-
einheiten breitbandig angeschlossen wurden bzw. werden (Stand 12.06.2017).
4.1.7 Ausstattung von Gewerbegebieten mit leistungsfähiger Breitbandinfrastruktur
Im Rahmen einer Bestandsaufnahme werden die aktuelle Versorgungssituation und der
bestehende Bedarf der Gewerbegebiete in Hessen analysiert. Darauf aufbauend werden
Maßnahmen und Instrumente entwickelt, die die Versorgung der Gewerbegebiete mit
ultraschnellen Breitbandnetzen forcieren.
4.1.8 Anbindung öffentlicher Einrichtungen u. a. aus den Bereichen Bildung, Kultur und Gesundheit an das ultraschnelle Netz
Die aktuelle Versorgungssituation sowie der zukünftige Bedarf nach ultraschnellen
Breitbandanschlüssen werden erhoben und beim weiteren Ausbau berücksichtigt.
4. Technologiebereich | 4.1 Breitbandnetze
34
Um den Aufbau öffentlicher WLAN-Netze und damit letztlich die mobile Konnektivität zu
fördern, hat das Land Hessen im Mai 2017 einen WLAN-Leitfaden, der sich explizit an die
hessischen Kommunen richtet, herausgegeben.
Das Land Hessen unterstützt im Rahmen der Offensive „Land hat Zukunft – Heimat Hessen“
den Ausbau des mobilen Internets über WLAN mit 2 Millionen Euro. Im Jahr 2018 soll dazu
die Richtlinie zur Förderung der Breitbandversorgung im Land Hessen um einen WLAN-
Fördertatbestand erweitert werden. Für das WLAN-Förderprogramm, das unter dem Titel
„Digitale Dorflinde – WLAN-Förderung Hessen“ laufen wird, stehen 1 Million Euro pro Jahr
für die Jahre 2018 und 2019 an Zuwendungen für Investitionsvorhaben zur erstmaligen
Ausstattung von Hotspots in relevanten öffentlichen Bereichen zur Verfügung. Die breite
Öffentlichkeit soll dadurch an geeigneten Plätzen und Räumen einfach und kostenlos mit
mobilen Endgeräten einen performanten Internet-Zugang über WLAN erhalten. Vorgesehen
ist eine Förderung bis zu 1.000 Euro pro installiertem Hotspot und bis zu 10.000 Euro pro
hessischer Kommune. Die Förderung soll im zweiten Halbjahr 2018 beginnen.
4.1.9 Unterstützung des Aufbaus öffentlicher WLAN-Netze
Das Land setzt sich für den Aufbau öffentlicher WLAN-Netze zur Förderung der mobilen
Konnektivität ein.
4. Technologiebereich | 4.1 Breitbandnetze
35
Die Landesregierung setzt sich durch das Einbringen hessischer Interessen in den entspre-
chenden Gremien als auch durch einen kontinuierlichen Austausch mit den Mobilfunknetz-
betreibern für gute Rahmenbedingungen für den Ausbau und die Weiterentwicklung der
Mobilfunknetze in Hessen ein.
Das Breitbandbüro Hessen hat seit Juni 2017 auf seiner Startseite unter www.breitband-in-
hessen.de die Mobilfunkversorgung hinsichtlich UMTS und LTE aller hessischen Landkreise
veröffentlicht. Basis der Auswertung sind die Daten des BMVI / TÜV Rheinland (Bundesbreit-
bandatlas).
Die Landesregierung hat sich auf Bundesebene erfolgreich für die rasche Bereitstellung der
Frequenzen der sogenannten Digitalen Dividende I und II zur Mobilfunknutzung eingesetzt.
Bis zum 01.01.2020 muss jeder Zuteilungsinhaber eine Abdeckung von mindestens 97 Prozent
der Haushalte in jedem Bundesland und 98 Prozent bundesweit erreichen. Für die Haupt -
verkehrswege ist eine vollständige Versorgung sicherzustellen. Zur systematischen Analyse
bestehender „weißer“ Mobilfunkflecken und zur bedarfsgerechten Schließung dieser, setzt
sich Hessen für ein entsprechendes Monitoring-Instrument auf Bundesebene ein.
Die Landesregierung steht in ständigem Austausch mit den relevanten Unternehmen, um
bestehende Versorgungslücken schnellstmöglich zu schließen. Hierzu werden Synergien
gehoben und die Anbindung von Funkmasten beim kabelgebundenen Breitbandausbau
bestmöglich berücksichtigt.
Die am 06.06.2018 veröffentlichte Gigabitstrategie für Hessen berücksichtigt auch den
neuen Mobilfunkstandard 5G. Ab 2020 soll der Start des 5G-Rollouts und schrittweiser Ausbau
der 5G-Netze unter vorrangiger Berücksichtigung wichtiger Verkehrstrassen erfolgen.
Der Beirat bei der Bundesnetzagentur, in dem der hessische Wirtschaftsminister Mitglied ist,
befasst sich intensiv mit der Frage der Bereitstellung von geeigneten Frequenzen als
notwendige Voraussetzung für den 5G-Roll-Out.
4.1.10 Begleitung der flächendeckenden mobilen Breitbandversorgung
Das Land setzt sich weiterhin für gute Rahmenbedingungen zum Ausbau der Mobilfunknetze
in Hessen ein.
4.1.11 Förderung von Gigabitstudien
Landkreise und Kommunen erstellen Gigabitstudien, die durch Bundes- und Landesmittel
gefördert werden. Diese Studien entwickeln Modelle für eine stufenweise Migration des
kreisweiten oder interkommunalen Ausbaus hin zu gigabitfähigen Infrastrukturen. Ziel ist
dabei eine bestmögliche Ausschöpfung der Potenziale bestehender Technologien und der
bereits im Rahmen des NGA-Ausbaus geschaffenen Infrastrukturen.
4. Technologiebereich | 4.1 Breitbandnetze
36
Sowohl Bund als auch Land fördern die Erstellung von Gigabitstudien. Von den hessischen
Kommunen wurden beim Bund bislang 53 Anträge auf Beratungs- und Planungsleistungen
gestellt, von denen bereits 45 Anträge bewilligt wurden. Das Bewilligungsvolumen beläuft
sich auf insgesamt rund 2,25 Millionen Euro.
Der Ausbau gigabitfähiger Infrastrukturen ist eine langfristige Aufgabe, bei der eine Vielzahl
von Informationen in einem dynamischen Umfeld berücksichtigt werden muss. Zur Sicherstel-
lung eines strategischen Vorgehens und zur Nutzung der Synergien bei Baumaßnahmen
ist eine umfassende Planung notwendig, die im Rahmen von regionalen Masterplänen auf
Kreisebene erfolgen soll. Das Land setzt sich für eine Erweiterung der Beratungsförderung
auf Bundesebene ein, um die Erstellung der Masterpläne zu unterstützen.
Die Entwicklung von Kriterien der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit
im Rahmen des Breitbandausbaus erfolgte im Rahmen einer Gigabit-Studie. Im Rahmen
der Gigabit-Strategie Hessen, die am 06.06.2018 auf dem 9. Hessischen Breitbandgipfel
veröffentlicht wurde, wurden diese Kriterien aufgegriffen und weiter präzisiert. So sollen z.B.
nur noch glasfaserbasierte Infrastrukturen gefördert werden.
Ökonomische und soziale Nachhaltigkeit wird durch Investitionen in langlebige und zukunfts-
fähige Glasfaserinfrastrukturen sowie der Verhinderung der sogenannten digitalen Spaltung
durch insbesondere die Berücksichtigung des ländlichen Raums beim Breitbandausbau
gesichert.
4.1.12 Entwicklung von Nachhaltigkeitskriterien
Das Land wird auf Basis einer Studie Kriterien der ökonomischen, ökologischen und sozialen
Nachhaltigkeit eruieren und die Umsetzung dieser Kriterien bei der Weiterentwicklung der
Telekommunikationsnetze prüfen.
4. Technologiebereich | 4.1 Breitbandnetze
37
4.2 RECHENZENTREN
4.2.1 Weitere Vernetzung der Rechenzentrumsbetreiber unterstützen
Um die Rechenzentrumsbranche in Hessen weiter zu vernetzen und die Rahmenbedingungen
sowie die Innovationsförderung weiter zu verbessern, hat das Land die Innovationsallianz
Rechenzentren in Hessen initiiert.
Im Rahmen der hessischen Innovationsallianz Rechenzentren wurden best-practice-Beispiele
für innovative, energieeffiziente Rechenzentren identifiziert, dokumentiert und veröffentlicht.
Nach drei erfolgreichen Expertenworkshops fand am 22.01.2016 die Fachtagung der Innova-
tionsallianz Rechenzentren statt.
Es wurde vereinbart, die Innovationsallianz in Eigenregie der Branche fortzusetzen. Hieraus
ist seit März 2017 das vom Bund geförderte „Netzwerk energieeffiziente Rechenzentren“
entstanden.
Die Geschäftsstelle Digitales Hessen unterstützt als Kooperationspartner Leitveranstaltungen
der Branche wie den Rechenzentrumskongress future thinking in Darmstadt. In diesem
Rahmen wurde zur future thinking 2018 ein Fachforum zum Rechenzentrumsstandort Hessen
gestaltet und durchgeführt.
Die Geschäftsstelle Digitales Hessen unterstützt als Kooperationspartner die überregionale
Rechenzentrums- und Cloudmesse Cloud Expo Europe in Frankfurt.
4.2.2 Genehmigungsprozesse für Neubauten und Modernisierung von Rechenzentren beschleunigen
Schon heute wird die Ansiedelung von Rechenzentren in Hessen von den entsprechenden
Behörden gezielt unterstützt. Dieser Standortvorteil wird weiter ausgebaut.
Der Standort Frankfurt Rhein-Main ist bereits Deutschlands wichtigster Rechenzentrums-
standort und wächst stetig weiter. Um die Rahmenbedingungen für Rechenzentren weiter
zu verbessern, setzt sich das Land für einen Dialog der Branche mit den entsprechenden
Behörden von Stadt, Land und Bund ein.
Hessen wird Standort der weltweit sichersten und
energieeffizientesten Rechenzentren.ZIEL
4. Technologiebereich | 4.2 Rechenzentren
38
4.2.3 Energieeffiziente Rechenzentrums-Konzepte unterstützen
Best Practice-Ansätze in hessischen Rechenzentren werden vom Land unterstützt. Darüber
hinaus setzt das Land bei Beschaffung und Betrieb der eigenen Rechenzentren auf Green-IT.
Im April 2018 wurde von der Geschäftsstelle Digitales Hessen im Auftrag des HMWEVL eine
Studie zum „Potenzial von Energieeffizienztechnologien bei Colocation Rechenzentren in
Hessen“ veröffentlicht.
Die eigenen Rechenzentren des Landes, der Hessischen Zentrale für Datenverarbeitung
arbeiten nach den Grundsätzen der Green IT.
4.2.4. Forschung zu Rechenzentren vernetzen
Das Land stärkt die Rechenzentrumsforschung in Hessen durch Vernetzung und Unterstützung
neuer Projekte.
Das Umweltbundesamt erforscht neue Methoden zur Berechnung der Energie- und Ressour-
ceneffizienz von Rechenzentren. Die Forschungsergebnisse wurden erstmals im Rahmen
eines u.a. von der Geschäftsstelle Digitales Hessen ausgerichteten Fachforums auf der future
thinking 2018 vorgestellt.
In einer gemeinsamen Fachkonferenz des Digitalen Hessen mit dem Umweltbundesamt und
dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit werden Ende
August 2018 aktuelle Forschungsergebnisse zu den Umweltwirkungen einer Verlagerung
von IT-Leistungen in die Cloud in Frankfurt vorgestellt und diskutiert werden.
4. Technologiebereich | 4.2 Rechenzentren
39
4.3 IT-SICHERHEIT UND DATENSCHUTZ
4.3.1 IT-Sicherheit und Datenschutz im hessischen Mittelstand stärken
Um die Sicherheitsstandards in hessischen Unternehmen zu erhöhen, wird das Land neben
Leitfäden spezifische passgerechte Beratungsangebote etablieren, insbesondere für kleine
und mittlere Unternehmen. Zudem wird die Landesregierung durch ihre Beratungseinrichtungen
bereits bestehende Förderinstrumente noch transparenter machen.
Die Veröffentlichung eines Leitfadens „Zukunftssichere IT für alle Branchen“ ist für 2018
geplant (auf Basis des Leitfadens „Vertraulichkeitsschutz durch Verschlüsselung“ aus 2015).
Beratung für KMU im Bereich IT-Sicherheit findet über unterschiedliche Maßnahmen der
Strategie Digitales Hessen statt wie bspw. Leitfäden, Veranstaltungen, Gespräche auf Messen
usw.; Beratung zu Sicherheitsthemen darüber hinaus auch über (geförderte) Digitalisierungs-
Beratungen.
Eine vom IT-Netzwerk „IT FOR WORK e.V.“ bis Frühjahr 2018 durchgeführte und vom Land
geförderte Studie ermittelt Hemmnisse und Probleme des Mittelstandes in Bezug auf
IT-Sicherheitsmaßnahmen.
Mit dem Hessen Cyber Competence Center wird der hessischen Wirtschaft bei Cyber-Angriffen
ein zentraler Ansprechpartner angeboten. Cybersicherheitsexperten aus der Polizei, dem
Computer Emergency Response Team Hessen und dem digitalen Wirtschaftsschutz beraten
betroffene Unternehmen bei konkreten Vorfällen und bei konzeptionellen Fragen der
Cybersicherheit.
Das HMdIuS unterstützt in Kooperation mit der ekom21 die Verbesserung der Cybersicher-
heit in der kommunalen Verwaltung durch das Förderprogramm „Kommunales Dienstleis-
tungszentrum Cybersicherheit“ und in Kooperation mit den kommunalen Spitzenverbänden
durch einen Arbeitskreis „Kommunale Cybersicherheit“. Der Warn- und Informationsdienst
und die Beratungsangebote des CERT-Hessen stehen auch den hessischen Kommunen
(kostenfrei) offen.
Das HMdIuS baut in der Polizei den Bereich „Bekämpfung Cyber-Crime“ weiter aus. Dazu
gehört auch eine entsprechende Spezialisierung im Rahmen der polizeilichen Ausbildung.
Die gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern durchgeführten Sensibilisierungs-
Veranstaltungen für die hessischen KMUs werden fortgesetzt.
Hessens Unternehmen und Behörden streben die
höchsten IT-Sicherheits- und Datenschutzstandards an.ZIEL
4. Technologiebereich | 4.3 IT-Sicherheit und Datenschutz
40
4.3.2 Innovationen und Transfer auf dem Gebiet der IT-Sicherheit vorantreiben
Hessen wird in der IT-Sicherheit den Wissenstransfer in die Anwendungsbranchen vorantreiben
und gemeinsam mit den Anwenderbranchen Innovationen entwickeln. Hierzu werden institu-
tionelle Partnerschaften gefördert. Intensiviert werden zudem Kooperationen mit hessischen
Unternehmen, die IT-Security-Produkte entwickeln oder solche Produkte und Dienst-
leistungen anbieten.
In Hessen (Raum Darmstadt) ist mit dem CRISP (Center for Research in Security and Privacy)
bereits ein international angesehenes Zentrum der IT-Sicherheitsforschung entstanden.
Dieses soll in den kommenden Jahren als ein nationales Forschungszentrum für angewandte
Cybersicherheit verstetigt werden.
Im Dezember 2016 wurde das Leistungszentrum für Sicherheit und Datenschutz in der
Digitalen Welt durch Ministerpräsident Bouffier eröffnet.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat Darmstadt in Ergänzung zum
FinTech-Hub in Frankfurt zum „Digital Hub für Cybersecurity“ ernannt (vgl. 3.6.5).
Beispiele für aktuelle Aktivitäten der Cybersicherheitsforschung in Darmstadt: CRISP ist
ein Haupt-Akteur der neuen Werbekampagne von „Hessen schafft Wissen“ (Juni 2017);
Volksverschlüsselung des Fraunhofer SIT für kleine und mittlere Unternehmen (März 2017);
Hotspot der Cybersicherheitsforschung in Deutschland (November 2016); CRISP-Forscher
erhalten Deutschen IT-Sicherheitspreis (Oktober 2016); Forschungsförderung im Bereich
IT-Sicherheit.
Die Förderung der Cybersicherheitsforschung ist eine Säule der Agenda
Cybersicherheit@Hessen, mit der die Hessische Landesregierung einen ganzheitlichen
Ansatz im Thema „Schutz in der virtuellen Welt“ verfolgt. Der Runde Tisch unter Federführung
des Innenministeriums und Beteiligung des Wissenschaftsministeriums sowie der vier
Forschungspartner (Technische Universität Darmstadt, Hochschule Darmstadt/University of
Applied Sciences, Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie, Fraunhofer-Institut
für Graphische Datenverarbeitung) hat sich mit der Unterzeichnung des Darmstädter
Kommuniqués auf dem ersten Cybersicherheitsgipfel Hessen im Februar 2016 konstituiert.
Daraus hervorgegangen ist die Förderung der Cybersicherheitsforschung:
Das Innenministerium fördert anwendungsnahe Forschung zum Thema in bisher zwei
Clustern. Das erste ist unter dem Titel „Gestaltung ausbalancierter Schutzinteressen für die
digitale Verwaltung“ im September 2016 mit rund 1,2 Millionen Euro Fördermitteln gestartet,
das zweite („Cybersicherheit für die digitale Verwaltung“) mit ebenfalls rund 1,2 Millionen
Euro im September 2017.
4. Technologiebereich | 4.3 IT-Sicherheit und Datenschutz
41
Das HMdIuS fördert Projekte hessischer Hochschulen im Bereich der angewandten Cyber-
sicherheitsforschung. So wird einerseits der Technologie-Transfer unterstützt, andererseits
die Kompetenz der hessischen Hochschulen durch Herstellung eines Anwendungsbezugs/
Praxisbezugs erweitert.
Unterstützung von Kooperationen von hessischen Forschungseinrichtungen für IT-Sicherheit
und Datenschutz mit Unternehmen und weiteren Institutionen: Workshop IT-Sicherheit
bei der Umsetzung der Energiewende am 06.06.2017 in Darmstadt sowie Beteiligung an
weiteren Veranstaltungen im Kontext von IT-Sicherheit.
4.3.3 Start-ups im Markt für IT-Sicherheit fördern
Das Land wird konkrete Unterstützungsmöglichkeiten für Start-ups im IT-Sicherheitsbereich
erarbeiten und umsetzen.
Seit Dezember 2017 wird ein Projekt zur Erforschung der Effektivierung von Start-up-
Beratungsangeboten Cybersicherheit an der TU Darmstadt vom Land Hessen gefördert.
4. Technologiebereich | 4.3 IT-Sicherheit und Datenschutz
42
4.4 GEOINFORMATIONEN
4.4.1 Geodatenbasierte Wertschöpfungsprozesse in Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft weiter unterstützen
Hessen wird Geobasisdaten verstärkt bereitstellen, um Digitalisierungsprozesse in den
einzelnen Gestaltungs-, Technologie- und Anwendungsfeldern der Strategie Digitales Hessen
zu unterstützen.
Die Geobasisdaten werden durch die Hessische Verwaltung für Bodenmanagement und
Geoinformation digital geführt und insbesondere über das Shopsystem „Geodaten online“
angeboten. Daneben wird die internetbasierte Bereitstellung der Geobasisdaten mittels
zielgerichteter Webdienste weiter ausgebaut.
Das Bodenrichtwertinformationssystem BORIS sowie der Immobilien-Preis-Kalkulator sind
etabliert und werden umfangreich genutzt. Zudem bietet die HVBG den Kommunen das
automatisierte Leerstandskataster an und stellt das Digitale Deichkataster gemeinsam mit
dem Regierungspräsidium Darmstadt bereit.
Das „Solar-Kataster Hessen“, welches im Auftrag des HMWEVL entwickelt wurde, kalkuliert
die Wirtschaftlichkeit einer Solaranlage. Grundlage der Berechnung sind hochauflösende
Geodaten der Fernerkundung (Laserscannerdaten oder Stereoluftbilder). Im Juni 2017 wurde
das Solar-Kataster als bestes Digitalisierungsprojekt im Wettbewerb zur Digitalisierung und
Modernisierung der öffentlichen Verwaltung (eGovernment-Wettbewerb) ausgezeichnet.
4.4.2 Nutzung von Geobasisdaten durch Internettechnologien und Metadaten erleichtern
Um die Geodateninfrastruktur Hessen auszubauen, werden ausgewählte Geobasisdaten über
Metadaten beschrieben und standardisierte Geodatendienste bereitgestellt. Die entsprechen-
den Daten und Informationsangebote sind über das Geoportal Hessen online abrufbar.
Die verschiedenen Angebote an Geodaten werden über Internettechnologien für die Nutze-
rinnen und Nutzer in einem zentralen Geoportal des Landes (Geoportal Hessen) gebündelt.
Die Hessische Verwaltung für Bodenmanagement
und Geoinformation (HVBG) unterstützt durch ein
umfassendes Angebot digital aufbereiteter Geoinfor-
mationen die Digitalisierung auf allen Ebenen.
ZIEL
4. Technologiebereich | 4.4 Geoinformationen
43
5 ANWENDUNGSBEREICH
5.1 INDUSTRIE
5.1.1 Verbesserung der Rahmenbedingungen für Industrie 4.0
Das Land wird die Rahmenbedingungen für die hessische Wirtschaft verbessern, damit sie aus
der vierten industriellen Revolution gestärkt hervorgeht. Industrie 4.0 wird zu einem Schlüssel-
thema ausgebaut, auf dessen Erfordernisse die Wirtschaftspolitik ausgerichtet wird. Hierzu
zählen vor allem Breitbandausbau, Bildung und IT-Sicherheit.
Breitbandausbau
Siehe Breitbandausbau (Kapitel 4.1)
Bildung
Zum Thema additive Fertigung organisiert die HTAI im Rahmen des Technologielandes
Hessen mit unterschiedlichen Kooperationspartnern eine Vielzahl von Veranstaltungen
(Start 2016 bis Dezember 2018). Es wird über neue Fertigungsverfahren und Werkstoffe
informiert sowie Potenziale, Anwendungen und Herausforderungen aufgezeigt.
IT-Sicherheit
Siehe Kapitel 4.3 IT-Sicherheit und Datenschutz
Hessen unterstützt die Industrie bei der digitalen
Transformation und sichert damit ihre internationale
Wettbewerbsfähigkeit.
ZIEL
5. Anwendungsbereich | 5.1 Industrie
44
5.1.2 Unterstützung der Einführung von Industrie 4.0
Das Land Hessen unterstützt und begleitet die hessische Wirtschaft bei der Einführung
von Industrie 4.0. Dafür stehen verschiedene Programme bereit; weitere werden geprüft.
Darüber hinaus unterstützt das Land Initiativen und Maßnahmen der Wirtschaft, Unternehmen
an Industrie 4.0 heranzuführen.
Das Land unterstützt kleine und mittlere Unternehmen bei der digitalen Transformation
mit verschiedenen Maßnahmen: So bietet Hessen einen kostenlosen Digitalisierungs-Check
an, mit dem Unternehmen den Grad ihrer Digitalisierung einschätzen können und zugleich
Informationen über weiterführende Beratungsangebote erhalten können. Seit April 2016
können hessische Unternehmen über das RKW eine geförderte Digitalisierungsberatung
in Anspruch nehmen. Zudem können hessische Unternehmen seit Frühjahr 2018 einen
Digitalisierungs-Zuschuss von bis zu 10.000 Euro für die Umsetzung von Projekten zur
Digitalisierung von Geschäftsprozessen und Dienstleistungen erhalten (vgl. 3.6.4).
Start-ups und Gründer profitieren von den klassischen hessischen Instrumenten wie
zinsgünstigen Krediten, Bürgschaften, Beteiligungen und Beratungsförderung.
Das HMWEVL ist Schirmherr und über die HTAI Hauptsponsor der Digitalisierungskonferenz
für den Mittelstand „KonM4.0“. Auf dieser Konferenz Mittelstand 4.0 wird mittelständischen
Unternehmern vermittelt, wie sie von der Digitalisierung profitieren und langfristig wett-
bewerbsfähig bleiben können.
Auch hessische Best Practice-Beispiele geben auf der „Landkarte Industrie 4.0“ der bundes-
weiten Plattform „Industrie 4.0“ einen Einblick zu Lösungen mit digitalen Technologien.
Das HMWEVL unterstützt die Veranstaltungs- und Besuchsreihe „Wirtschaft digital für KMU“.
Hier haben KMUs die Gelegenheit, vor Ort gute Digitalisierungsbeispiele anderer Unter-
nehmen kennenzulernen und sich im Rahmen von Vorträgen und Diskussionsrunden mit
den Herausforderungen der digitalen Transformation zu beschäftigen. Die Reihe, die von
IT FOR WORK zusammen mit Hessen Trade & Invest (HTAI) veranstaltet wird, startete im
Herbst 2017 und umfasste insgesamt fünf Termine.
Die LOEWE-Förderlinie 3 fördert auch Verbundvorhaben zu Industrie 4.0.
Erstmalig zeigt eine Studie, dass Maßnahmen der digitalen Transformation in produzieren-
den Unternehmen zu Ressourceneinsparungen führen können. Das HMWEVL finanzierte
die Studie „Ressourceneffizienz durch Industrie 4.0 – Potenziale für KMU des verarbeitenden
Gewerbes“, deren Ergebnisse im Juni 2017 veröffentlicht wurden, als Länderpartner mit.
Förderprogramm PIUS-Invest unterstützt die Senkung des Ressourcenverbrauchs durch
Prozess- und Organisationsinnovationen, darunter auch die Einführung digitaler Techno-
logien.
5. Anwendungsbereich | 5.1 Industrie
45
5.1.3 Förderung einer von der Wirtschaft getragenen Akteursplattform Industrie 4.0 Hessen
In Hessen hat bereits eine Reihe von Akteuren – Wirtschaftsverbände, Kammern und Gewerk-
schaften – Initiativen zu Industrie 4.0 entwickelt. Eine engere Zusammenarbeit könnte deren
Wirksamkeit und Sichtbarkeit noch verstärken. Hierfür bietet das Land Hessen an, eine von der
Wirtschaft getragene Akteursplattform Industrie 4.0 zu unterstützen.
Die Akteursplattform wurde nach Abstimmungsrunden des HMWEVL mit potenziellen
Akteuren aufgrund mangelnden Bedarfs nicht weiterverfolgt. Eine enge Zusammenarbeit
und Vernetzung zwischen den verschiedenen Akteuren der Wirtschaft wird weiterhin
beispielsweise durch Veranstaltungen unterstützt.
5.1.4 Förderung von Innovationsprojekten und Aufbau von Kompetenzzentren im Bereich des 3D-Drucks
Die additive Fertigung durch den 3D-Druck stellt eine radikale Innovation dar, die die Ferti-
gung von Produkten in kleinsten Serien erlaubt. Hessen hat mit dem Fraunhofer IGD und der
TU Darmstadt starke Forschungseinrichtungen auf diesem Gebiet. Das Land prüft, ob der
3D-Druck über Innovationsprojekte und die Einrichtung eines Kompetenzzentrums noch
intensiver gefördert werden soll.
Das Fraunhofer IGD hat einen LOEWE-Antrag für den 3D-Druck gestellt. Dieser Antrag
konnte sich im Sommer 2017 im wettbewerblichen Auswahlverfahren jedoch nicht
durchsetzen.
Die Einrichtung eines Kompetenzzentrums wird derzeit noch geprüft.
5.1.5 Betrieb des Projektbüros Intelligente Fabrik
Die Hessen Trade & Invest GmbH (HTAI) betreibt als Wirtschaftsförderer des Landes das Pro-
jektbüro Intelligente Fabrik, das den Ergebnistransfer des an der TU Darmstadt angesiedelten
Forschungsprojekts „Effiziente Fabrik“ unterstützt.
Das Projektbüro Intelligente Fabrik fungiert als zentraler Ansprechpartner für Unternehmen in
Fragen zu Industrie 4.0 und ist eine Schnittstelle zu und Kooperationspartner für Wirtschaft
und Wissenschaft.
5. Anwendungsbereich | 5.1 Industrie
46
5.1.6 Unterstützung des an der TU Darmstadt angesiedelten Bundes-Kompetenzzentrums Mittelstand 4.0
Rund um die an der Technischen Universität Darmstadt vorhandenen Lernfabriken „Effiziente
Fabrik 4.0“ und „Prozesslernfabrik CiP“ entsteht eines von fünf Informations- und Demonstrations-
zentren Mittelstand 4.0 des Bundes. Das Land Hessen wird das Kompetenzzentrum Mittelstand
4.0 über die Bundesförderung hinaus flankierend unterstützen, um den Ergebnistransfer für
hessische Unternehmen zu optimieren.
Seit November 2017: Förderung einer Transferstelle am Kompetenzzentrum Mittelstand 4.0
durch das HMWEVL. Die neue Transferstelle hat die Aufgabe, die kostenfreien Angebote des
Kompetenzzentrums hessenweit zu vermarkten und weiterzuentwickeln.
Die Geschäftsstelle Digitales Hessen ist seit Dezember 2016 Kooperationspartner des
Kompetenzzentrums und unterstützt die Bekanntmachung der Angebote und den Wissens-
und Technologietransfer in die Unternehmen.
5. Anwendungsbereich | 5.1 Industrie
47
5.2 HANDEL, FINANZEN, DIENSTLEISTUNGEN
UND HANDWERK
5.2.1 Beratungsangebote für kleine und mittlere Unternehmen intensivieren
Das Land wird die Digitalisierungsprozesse bei kleinen und mittleren hessischen Handels-
und Dienstleistungsfirmen unterstützen. Hierzu zählen vor allem Beratungs- und Transfer-
maßnahmen zu IT-Ausstattung, Online-Handel und Geschäftsmodellentwicklung.
Das Land Hessen stellt seit Mai 2017 einen kostenlosen online Digitalisierungscheck zur
Verfügung mit dem kleine und mittlere Unternehmen ihren Digitalisierungsgrad ermitteln
und umfangreiche Hinweise zum Entwicklungspotenzial und zu Beratungsangeboten
erhalten können (siehe 3.6.4).
Seit April 2016 werden im Beratungsprogramm „Digitalisierung im Mittelstand“ über das
RKW Hessen Beratungen, insbesondere zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen von
kleinen und mittleren Unternehmen, gefördert (siehe 3.6.4).
Die Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern erhält seit 2017 eine EFRE-
Förderung für den Einsatz von Digitalisierungsberatern für das Handwerk.
Um kleine und mittlere Unternehmen bei der nachhaltigen Fachkräftesicherung zu unter-
stützen, wurden von der Stabstelle Fachkräftesicherung u.a. die Beraterfachtage initiiert
(durchgeführt vom RKW Hessen). Sie fanden im Jahr 2016 und 2017 mit unterschiedlichen
Themenschwerpunkten statt. Im Jahr 2018 stehen die Beraterfachtage angesichts der beson-
deren Bedeutung der Digitalisierung für Arbeitgeber, Arbeits-, Fach- und Führungskräfte
unter dem Themenschwerpunkt „Digitalisierung: Chancen und Herausforderungen in der
Personalarbeit“. Termine: 20.08.2018 in Eschborn und 23.08.2018 in Kassel.
Die Unterstützung und Stärkung der Regionen und Arbeitgeber in Zeiten zunehmender
Digitalisierung und Vernetzung bilden einen zentralen Schwerpunkt des 2016 gestarteten
„Hessischen Zukunftsdialogs“. So wurden u.a. Unternehmen, Kammern, Verwaltungen,
Gewerkschaften, Wirtschaftsförderungen und Arbeitsagenturen im Jahr 2017 unter dem
Motto „Fachkräftesicherung im Wandel der Arbeitswelt: Attraktive Regionen & attraktive
Arbeitgeber zwischen Tradition und Moderne“ zum Zukunftsdialog nach Nord-, Mittel- und
Südhessen eingeladen. Eine Fortführung des erfolgreichen Formats erfolgt im Jahr 2018
unter dem Motto „Fachkräftesicherung im Wandel der Arbeitswelt: Das Miteinander von
Jung und Alt im Zeitalter der Digitalisierung und Vielfalt. Potenziale nutzen und Zukunft
sichern.“
Hessen unterstützt die Digitalisierung von Handel,
Dienstleistungen, Finanzbranche und Handwerk, um
deren Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
ZIEL
5. Anwendungsbereich | 5.2 Handel, Finanzen, Dienstleistungen und Handwerk
48
5.2.2 Potenziale der FinTech-Branche für Hessen nutzbar machen
Das Land wird die Ansiedlung von Finanztechnologie-Unternehmen (FinTechs) fördern. Dies
umfasst sowohl Start-ups aus dem Finanzbereich als auch länger bestehende, hoch-innovative
Unternehmen mit „FinTech“-Entwicklungen. Die Maßnahmen dazu werden gemeinsam mit der
Stadt Frankfurt, den Universitäten, der Finanzwirtschaft, Inkubatoren und Geldgebern erarbei-
tet und umgesetzt.
Mit der Eröffnung des FinTech-Zentrums TechQuartier (www.techquartier.com) in Frankfurt
wurde im November 2016 ein zentraler Baustein zur Stärkung des FinTech-Standortes Frank-
furt Rhein-Main umgesetzt. Hier werden Start-ups Arbeitsplätze und Konferenzräume geboten
und durch das breite Netzwerk von Firmen- und Technologiepartnern, Dienstleistern, Investoren,
akademischen Institutionen und Regierungsvertretern bietet das TechQuartier ein ideales
Umfeld, um Ideen zu vertiefen und gemeinsam umzusetzen. Seit seiner Eröffnung fanden im
TechQuartier über 100 Veranstaltungen mit mehr als 10.000 Besuchern statt.
Aufgrund der hohen Nachfrage nach Arbeitsplätzen wurde bereits kurz nach der Eröffnung
der Ausbau des TechQuartiers beschlossen. Seit Juni 2017 steht eine weitere Etage mit ca.
115 Arbeitsplätzen zur Verfügung. Die Gesamtzahl der Arbeitsplätze im TechQuartier beträgt
damit 235. Mittlerweile umfasst die Community des TechQuartiers 90 Start-ups, 13 Corporate
Partners, 12 Investoren und 5 Universitäten.
Frankfurt wurde im Rahmen der Digital Hub Initiative der Bundesregierung als einer der
ersten fünf so genannten Digital Hubs benannt. Der Branchenschwerpunkt des Digital Hubs
Frankfurt liegt im Bereich Finanzdienstleistungen und FinTech. Seit April 2017 verstärkt
Darmstadt den FinTech Hub in Frankfurt um den Schwerpunkt Cyber Security.
Im Rahmen der hessischen Förderlandschaft können Start-ups und Gründer von den
klassischen Instrumenten wie zinsgünstigen Krediten, Bürgschaften, Beteiligungen und der
Beratungsförderung, profitieren.
Am 15.02.2018 wurde der vom TechQuartier erarbeitete Masterplan für die Start-up-Region
Frankfurt Rhein-Main gemeinsam mit dem Hessischen Wirtschaftsministerium sowie wich-
tigen Unterstützern aus Wirtschaft und Wissenschaft vorgestellt. Ziel der Initiative ist es, die
Region innerhalb von fünf Jahren zum führenden FinTech-Hub in Kontinentaleuropa und
zu einer international anerkannten Tech-Region zu entwickeln. Der Masterplan umfasst 20
konkrete Maßnahmen aus den Bereichen Talentaktivierung, Förderung von Kooperationen,
Zugang zu Finanzkapital sowie Standortmarketing, deren Umsetzung wesentlich zur
Erreichung dieses Ziels beitragen soll.
5.2.3 Rahmenbedingungen für die Digitalisierung in Hessen verbessern
Das Land schafft die Rahmenbedingungen für die Digitalisierung der hessischen Wirtschaft in
Handel, Dienstleistung und Finanzwirtschaft und verbessert diese kontinuierlich. Hierzu zählen
vor allem Breitbandausbau, Bildung und Datenschutz.
Siehe Kapitel 3.1 Bildungswesen, 4.1 Breitbandnetze und 4.3 IT-Sicherheit und Datenschutz
5. Anwendungsbereich | 5.2 Handel, Finanzen, Dienstleistungen und Handwerk
49
5.2.4 Kompetenzen und Rahmenbedingungen der Tourismusbranche verbessern
Das Land unterstützt die hessische Tourismusbranche darin, die Chancen der Digitalisierung
optimal zu nutzen. Hierzu zählen die Schaffung von Wettbewerbsgleichheit durch flächen-
deckende Breitbandnetze sowie die Förderung der digitalen Kompetenzen der Betriebe.
Den gewerblichen Tourismusunternehmen stehen die Fördermöglichkeiten des Landes für
kleine und mittlere Unternehmen zur Verfügung.
Das Engagement des Landes Hessen zur flächendeckenden Versorgung mit NGA-Breitband-
anschlüssen ermöglicht auch Tourismusbetrieben im ländlichen Raum die Nutzung eines
schnellen Internetzugangs für die eigenen Online-Aktivitäten und die Bereitstellung schneller
Internetzugänge für deren Gäste.
Digitalisierung in der Tourismusbranche ist ein wichtiges Handlungsfeld bei der Umsetzung
des Tourismuspolitischen Handlungsrahmens 2015. Mit dem Umsetzungsmanagement hat
das HMWEVL den Hessischen Tourismusverband bis Mitte 2019 beauftragt.
Gemeinsam mit der Hessen Agentur konzipierte das HMWEVL eine Workshopreihe
„Digitalisierung im Hessen-Tourismus“. Bislang fanden fünf Workshops zum Social Media
Marketing statt.
Die 2017 eingerichtete Online-Plattform „Tourismusnetzwerk Hessen“ (www.hessen.touris-
musnetzwerk.info) dient der Kommunikation sowie dem effizienten Austausch der touristi-
schen Partner und stellt für alle touristischen Unternehmen in Hessen die wichtigsten Infor-
mationen rund um das Bundesland zentral und gebündelt bereit. Die HA Hessen Agentur
GmbH und der Hessische Tourismusverband e.V. betreiben das Tourismusnetzwerk Hessen
als gemeinsames Projekt.
5. Anwendungsbereich | 5.2 Handel, Finanzen, Dienstleistungen und Handwerk
50
5.3 KULTUR- UND KREATIVWIRTSCHAFT
5.3.1 Ausbau und Vernetzung von Zentren für die digitale Kultur- und Kreativwirtschaft unterstützen
Gründerzentren und Vernetzungsplattformen schaffen ein attraktives Ökosystem für die
Kreativwirtschaftsbranche in Hessen. Hessen setzt auf eine stärkere räumliche Konzentration
der Kreativbranche und auf die Unterstützung kommunikativer Netzwerke. So entsteht eine
Struktur für den unmittelbaren Austausch von Unternehmen, Forschung, Investoren und
Kunden.
Seit Sommer 2016 kümmert sich der Beauftragte des HMWEVL für Räume für die Kultur-
und Kreativwirtschaft um die Identifikation und Vermittlung günstiger Räume. Seit Frühjahr
2018 informiert und vernetzt ein Weblog des Raumbeauftragten Kreativzentren in Hessen
(www.kreativ-raeume.de).
Seit Februar 2017 ist der Blog „Feels like Hessen“ Radar und Pulsmesser für kreatives Leben
und Arbeiten in Hessen.
5.3.2 Kreativstandort Hessen durch digitale Leitveranstaltungen stärken
Das Land Hessen wird Branchenevents und etablierte Leitmessen für die Profilierung des
Landes als attraktiven Standort der digitalen Kultur- und Kreativwirtschaft nutzen.
Das Land veranstaltet seit 2017 jährlich den Kreativwirtschaftag als herausgehobenes
Branchenevent unter Beteiligung von Branchenfestivals wie SEE Conference, NODE und
FRAVR, der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen und Hessen Design e.V..
Entsprechend des Wunsches der Branche bietet www.kreativwirtschaftstag.de ein digitales
tool für Matchmaking. Beide Kreativwirtschaftstage wurden von rund 600 Branchenvertretern
besucht.
Das vom Land geförderte renommierte Branchenfestival NODE Forum for Digital Arts findet
biannual in Frankfurt statt. Es behandelt Creative Technologies, digitale Kunst und angren-
zende Wissenschaften im internationalen Netzwerk.
Hessen schafft die Rahmenbedingungen für digitale
Innovationen in der Kultur- und Kreativwirtschaft,
damit sie auch künftig Impulse für die Gesamtwirt-
schaft geben kann.
ZIEL
5. Anwendungsbereich | 5.3 Kultur- und Kreativwirtschaft
51
Die vom Land geförderte jährliche SEE Conference in Wiesbaden befasst sich maßgeblich
mit der Visualisierung von Informationen, neuen Technologien, Nachhaltigkeit und neuen
Ansätzen in Design, Kunst, Architektur und Multimedia im digitalen Zeitalter.
Das Land fördert den im Rahmen der Seriale stattfindenden „Business Day“, dem führenden
deutschen Festival für Webserien, aus Mitteln der Kreativwirtschaftsförderung.
Das Land fördert die jährliche Durchführung des World Usability Day in Frankfurt, der
Designer und Programmierer zusammenführt.
5.3.3 Digitale Technologien für kreative Produkte und Dienstleistungen nutzen
Das Land Hessen fördert den Transfer zwischen Kultur- und Kreativwirtschaft, Industrie, Handel
und Dienstleistung. Ziel ist es, zu zeigen, wie sich Kundenbedürfnisse mittels digitaler Produkte
und Dienstleistungen bedienen lassen. Die Zusammenarbeit innerhalb der Kreativbranchen ist
dabei sehr effizient. Clusterbildung in Bereichen wie Computergames und Design verbessert
den Wissenstransfer.
Im Mai 2017 organisierte die Geschäftsstelle Kreativwirtschaft im Auftrag des Landes und in
Kooperation mit dem Handelsverband die Kooperationsveranstaltung „Kreativwirtschaft
meets...Handel“
Im August 2018 werden im Rahmen der Hessen Design Routes Design- und Kreativagenturen
in sechs hessischen Städten (Frankfurt am Main, Darmstadt, Wiesbaden, Offenbach, Kassel
und Hanau) an zwei Wochenenden ihre Pforten öffnen. Das Land fördert den innovativen
Ansatz aus Mitteln der Kreativwirtschaftsförderung.
Der Into The Wild – Designrundgang, dessen innovativer Ansatz ebenfalls aus Mitteln der Krea-
tivwirtschaft des Landes gefördert wird, fand erstmals im September 2016 in Offenbach statt.
Das Land veranstaltet die Reihe „Kreativer Sonnengruß“ in Kooperation mit der Landes-
anstalt für privaten Rundfunk und neue Medien in Frankfurt, Kassel und Darmstadt
(www.kreativer-sonnengruss.de).
Das HMWEVL fördert das Landeskompetenzzentrum Hessen Design e.V. in Darmstadt und
die bundesweite Stiftung Rat für Formgebung in Frankfurt am Main.
Das RKW Hessen bietet in Kooperation mit Hessen Design e.V. Designberatung für KMU an;
das Land fördert diese Angebote.
Computerspiele:
Das Land unterstützt Plattformen und Veranstaltungen der Computerspielbranche in Hessen
insbesondere über die Geschäftsstelle Digitales Hessen:
GAMEplaces: Veranstaltungsreihe der Wifö Frankfurt zu Games-Themen
(in Kooperation mit gamearea FRM und Land Hessen).
GameDays: Jährliche Veranstaltung der TU-Darmstadt zu Serious Games in Kooperation
u.a. mit dem Land Hessen.
gamearea FRM und gamescom: Die gamearea FRM veranstaltet als Interessenvertreter
von Spiele-Firmen des Rhein-Main-Gebietes bei Bedarf einen Stand der hessischen
Branche auf der gamescom.
GermanDevDays am 23. und 24.05.2017 in Frankfurt
5. Anwendungsbereich | 5.3 Kultur- und Kreativwirtschaft
52
Das Land Hessen hat mit dem Bund, dem Senat Berlin und den maßgeblichen Branchenver-
bänden BIU und Games eine bundesweite Studie zur Games-Branche in Deutschland (2016)
finanziert.
Der Landeshaushalt stellt 2018 und 2019 je 200.000 Euro zur Förderung von Serious Games
zur Verfügung. Die entsprechende Förderrichtlinie ist derzeit in der Endabstimmung.
Zur Förderung von Serious Games unterstützt die Geschäftsstelle Digitales Hessen den
Aufbau des „Serious Games Information Center“ (SG-IC) der httc e.V. /TU Darmstadt und
entwickelt mit dem DIN-Institut eine DIN secifiation serious games.
5.3.4 Sichtbarkeit der hessischen Kultur verbessern und Zugang erleichtern
Mit Hilfe der Digitalisierung erleichtern wir den Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zu
Kunst und Kultur.
Insbesondere in den Landesmuseen, Schlössern und Gärten wird der digitale Sammlungs-
bestand der Kulturgüter zu Zwecken der Onlinepräsentation, der Forschung und Wissens-
vermittlung ausgebaut. Apps und Multimediaguides werden als Angebote zeitgemäßer
Besucherführung entwickelt. Künftig erfolgt die Fortschreibung und Aktualisierung des
Denkmalverzeichnisses über das digitalisierte Geoinformationssystem „DenkXWeb“.
5. Anwendungsbereich | 5.3 Kultur- und Kreativwirtschaft
53
5.4 ENERGIE
5.4.1 Studie zum Ausbau der regionalen Verteilnetze durchführen
Das Land Hessen lässt zusammen mit den großen hessischen Verteilnetzbetreibern eine Ver-
teilnetzstudie erstellen. Im Vordergrund stehen technische Fragen der Versorgungssicherheit
bei einer weiter wachsenden Einspeisung erneuerbarer Energien.
Das HMWEVL hat mit regionalen Verteilnetzbetreibern die zukünftigen Anforderungen an
die Verteilnetze für das Land Hessen in der hessischen Verteilnetzstudie ermitteln lassen
(Veröffentlichung der Studie: 16.04.2018).
Die Ergebnisse zeigen, dass neben konventionellem Netzausbau in vielen Fällen auch
„intelligente“ Maßnahmen, d.h. auf digitalen Systemen beruhende Steuerungen, die
günstigste Antwort darstellen.
Hessen erschließt die Potenziale der Digitalisierung
für die Energiewende. Intelligente Stromnetze leisten
einen wesentlichen Beitrag für ein auf erneuerbaren
Quellen basierendes Energiesystem.
Hessen erschließt die Potenziale der Digitalisierung
für die Energieeffizienz von Unternehmen und Privat-
haushalten.
ZIEL
5. Anwendungsbereich | 5.4 Energie
54
5.4.2 Förderung der Forschung und Entwicklung intelligenter Netze
Das Land Hessen fördert innovative Ansätze zur Implementierung und Entwicklung von
intelligenten Netzen und der zugehörigen Technologiekomponenten. Diese Projekte werden
in Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft durchgeführt. Im Anschluss erfolgt ein
Ergebnistransfer an weitere interessierte Stakeholder in Hessen.
SOLVER-Projekt: Ziel des mit 450.000 Euro aus Landesmitteln geförderten Projektes ist die
Realisierung einer offenen, unabhängigen Handelsplattform für Speicherdienstleistungen
in Verteilnetzen. Die Plattform soll diskriminierungsfrei, abwicklungssicher und netzstabili-
sierend arbeiten.
ENKA-II-Projekt: Im Rahmen des Projektes wird die integrierte Steuerung und Verknüpfung
von elektrischen und thermischen Lasten, Stromspeichern und lokaler Strom- und Wärme-
erzeugung in einem Quartier-Kraftwerk untersucht.
Regio:VK-Projekt: Das aus LOEWE-Mitteln geförderte Projekt hat im Zeitraum 2013 – 2015
die optimierte Integration erneuerbarer Energieerzeugung in die Energiebeschaffung von
Versorgungsunternehmen untersucht. Kernelement war ein regionales virtuelles Kraftwerk.
Projektpartner waren Fraunhofer IEE, Städtische Werke Kassel, Stadtwerke Wolfhagen,
Stadtwerke Witzenhausen, Stadtwerke Eschwege und CUBE Engineering. Derzeit ist ein
Nachfolgeprojekt (Regio:VK2) in Vorbereitung.
Energie-Agenda 2015 stellt 4,8 Millionen Euro für Forschungs- und Pilotprojekte zur
Verfügung.
Förderbescheid für das F&E-Projekt „Enervator“ (Entwicklung einer integrierten Steuerung
und Verknüpfung von elektrischen und thermischen Lasten, Stromspeichern sowie lokaler
Strom- und Wärmeerzeugung im QuartierKraftwerk „Am Mainblick“ in Kelsterbach) wurde
im Juni 2017 übermittelt.
Weitere Förderanträge mit Bezügen zu intelligenten Netzen befinden sich in Abstimmung
zwischen Antragstellern und HMWEVL.
5.4.3 Anstoß und Begleitung für ein „Schaufenster intelligente Energie“
Das Land Hessen wird zusammen mit Baden-Württemberg und Bayern Testgebiet für intelli-
gente Stromnetze der Zukunft. Mit einem Gesamtprojektvolumen von 120 Millionen Euro –
davon ca. 25 Millionen Euro aus Hessen – werden rund 60 Partner aus Industrie, Energiewirt-
schaft und Wissenschaft in den nächsten vier Jahren in den drei Bundesländern das Projekt
C/sells umsetzen.
01.01.2017: Start des vom BMWi geförderten Projekts C/sells als eines von fünf Projekten
im Großprojekt SINTEG: Mit einem Projektvolumen von 50 Millionen Euro werden rund
50 Partner aus Industrie, Energiewirtschaft und Wissenschaft in Bayern, Baden-Württemberg
und Hessen dezentral verbundene Energiesysteme installieren und demonstrieren. Das
Projekt hat eine Laufzeit von 2017 bis 2020.
5. Anwendungsbereich | 5.4 Energie
55
5.4.4 Aufbau des House of Energy für Entwicklung und Transfer der Energiewende
Im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft unterstützt das Land Hessen den Aufbau
eines House of Energy (HoE) in Nordhessen, das als Plattform für einen Verbund aus Wirt-
schaftsministerium, hessischen Industrie- und Energieunternehmen, wissenschaftlichen
Einrichtungen und anderen Institutionen fungiert. Übergeordnetes Ziel ist es, neben den
ökologischen auch die ökonomischen Potenziale der Energiewende und der Energieeffizienz-
technologien auszuschöpfen und damit nachhaltige Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern.
Gründung des House of Energy Ende 2015. Das HoE arbeitet als Ideengeber, Kompetenz-
zentrum, Kommunikations-, Koordinations- und Wissenstransferplattform. Hierzu gehören unter
anderem die Ausrichtung von Fachveranstaltungen (jährlicher HoE-Kongress zu speziellen
Aspekten der Energiewende etc.), die Initiierung und Begleitung energietechnologischer
Projekte, Aus- und Weiterbildungsangebote sowie eine Forschungs- und Technologiedatenbank.
Koordination der hessischen Teilnehmer des Projekts c/sells durch die Geschäftsstelle des
House of Energy.
5.4.5 Unterstützung der Flexibilisierung des Strommarktes durch Datenplattform im Energiebereich
Das Land Hessen prüft den Bedarf und die mögliche Unterstützung einer neuen regionalen
Datenplattform für die Flexibilisierung des regionalen Strommarktes. Die Idee besteht darin,
Daten zu den regionalen Photovoltaik- und Windenergieanlagen sowie Geoinformationen des
Landes mit weiteren Daten aus den intelligenten Stromnetzen zu koppeln, um den Wirtschafts-
akteuren Investitionen in intelligente Netze und Flexibilitätsmärkte zu erleichtern.
Am 01.09.2016 wurde mit dem Solar-Kataster Hessen ein Planungsinstrument für Endver-
braucher freigeschaltet, mit dem hessische Dächer und Freiflächen auf ihre Eignung für eine
Solaranlage geprüft werden können. Von September 2016 bis März 2018 wurden 140.000
Zugriffe auf das Kataster verzeichnet, im Juni 2017 wurde das Solar-Kataster als bestes
Digitalisierungsprojekt im eGovernment-Wettbewerb ausgezeichnet.
Eine umfassende Erhebung von Bereitstellung energiewirtschaftlicher Daten für Unternehmen
durch das Land wurde nach Prüfung nicht als sinnvoll erachtet, da den Unternehmen bereits
eine Vielzahl energiewirtschaftlicher Daten zur Verfügung steht. Darüber hinaus wird voraus-
sichtlich ab Dezember 2018 für alle Marktakteure und Behörden das sogenannte Markt-
stammdatenregister bei der Bundesnetzagentur zur Verfügung stehen, ein umfassendes
behördliches Register des Strom- und Gasmarktes.
5.4.6 Verbesserung der IT-Sicherheit im Bereich der intelligenten Stromnetze
Das Land Hessen unterstützt die etablierten und neuen Anbieter im Energiesektor mit
Best-Practice, Beratung und Vernetzung, die bestmöglichen Sicherheitsstandards auch in
dezentralen Stromnetzen einzuhalten.
5. Anwendungsbereich | 5.4 Energie
56
06.06.2017: Durchführung eines Workshops zum Thema „IT-Sicherheit bei der Umsetzung
der Energiewende“ in den Räumen des Fraunhofer SIT in Darmstadt, durchgeführt durch das
Bürgerforum Energieland Hessen mit den Projektpartnern GENIUS GmbH und team ewen,
unterstützt vom Verband kommunaler Unternehmen (VKU).
Landesweiter Faktencheck speziell zur Digitalisierung der Energiewende am 25.10.2017 in
Darmstadt.
5.4.7 Start-up-Förderung im Bereich E-Energy
Mit dem neuen Gründer-Wettbewerb „Energy4Life“ unterstützt das Land Hessen junge
Start-ups im Energiesektor bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen. Die Start-ups bekommen
Unternehmensberater und erfahrene Praktiker an ihre Seite. Das Land finanziert diese Bera-
tung mit insgesamt 400.000 Euro in vier Jahren.
Im Juni 2017 wurde erstmals im Rahmen des Start-up Wettbewerbs SCIENCE4LIFE mit dem
„Science4life Energy Cup“ ein Spezialpreis für den besten Businessplan im Bereich Energie
vergeben. Er dient der Förderung von Gründern mit Geschäftsideen, die die Energiewende
voranbringen. Die zweite Auflage des Wettbewerbs startete im September 2017. Mit einem
großen Expertennetzwerk und attraktiven Preisgeldern werden besonders Gründerteams in
den Bereichen Erneuerbare Energien, System-, Speicher- und Netztechnik, Digitalisierung
und Energieeffizienz gefördert. Mit der Firma Viessmann konnte ein weiterer Sponsor gewonnen
werden, der die Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen in sein Portfolio
aufgenommen hat.
5.4.8 Verbesserung der Aus- und Weiterbildung im Bereich der Energiewende
Das Land Hessen treibt die Aus- und Weiterbildung von Energietechnikern auf allen Ebenen
voran, damit hessischen Unternehmen genügend qualifiziertes Personal für das Management
der Energiewende zur Verfügung steht.
Die Bildungsinitiative wird derzeit vorbereitet und soll ab dem Jahr 2019 umgesetzt werden.
5.4.9 Energieeffizienz über Smart-Home-Systeme erhöhen
Das Land Hessen fördert die Einführung von Smart-Home-Systemen zur Steigerung der
Energieeffizienz insbesondere über Aufklärungsarbeit.
Modellprojekt „Smarte Energie für hessische Schulen“: Derzeit wird ein beispielhafter Einsatz
smarter Komponenten zur Energieeinsparung in mehreren Schulen vorbereitet. Die Landes-
energieagentur unterstützt die Schulträger und Schulen bei der Koordination und Abwick-
lung des Projektes.
5. Anwendungsbereich | 5.4 Energie
57
Veranstaltung „Welcome smart living“ am 23.08.2017 im Rahmen der Reihe „Energiewende –
Region Frankfurt RheinMain – Quo vadis?“ des Regionalverbands FrankfurtRheinMain, der
IHK Hessen innovativ und der IHK Frankfurt am Main, unterstützt durch die Geschäftsstelle
Digitales Hessen.
Förderung von Eigenstromversorgung: Hessen fördert die Umrüstung der Mess- und Zähler-
einrichtungen in Mietshäusern, die Einrichtung datenbankbasierter Abrechnungssysteme
sowie weitere Anlaufkosten; der Zuschuss beträgt 50 Prozent, maximal 500 Euro pro Wohn-
einheit bei einem pauschalen Sockelbetrag von 10.000 Euro pro Fördervorhaben; das Pilot-
projekt soll für insgesamt 1.000 Wohneinheiten solche Mieterstrommodelle umsetzen; dafür
stehen bis zu 1,5 Millionen Euro bereit. Im Rahmen des Förderprogramms wurden insgesamt
20 Vorhaben mit rund 800 Wohneinheiten eingereicht.
Programm PIUS-Invest: Hessen stellt zwölf Millionen Euro bereit für innovative Innovations-
projekte kleiner und mittlerer hessischer Unternehmen und für Investitionen in ressourcen-
effiziente Technologien und Prozesse gibt es Zuschüsse von bis zu 30 Prozent, maximal aber
500.000 Euro.
Beratung der Hessischen Initiative für Energieberatung im Mittelstand (HIEM): 290 hessische
KMU haben sich von Oktober 2015 bis Dezember 2016 bei der HIEM über Energieeinspar-
potenziale im eigenen Haus informiert. Durchgeführt und weiterhin angeboten wird die für
die Unternehmen kostenlose und vom HMWEVL geförderte Impulsberatung durch das RKW
Hessen.
Seit 2017 fördert das Land die Bildung von Energieeffizienz-Netzwerken (EEN) mit Zuschüs-
sen: Im Bereich der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bestehen erhebliche Poten-
ziale zur Einsparung von Energie, beispielsweise durch Optimierung von Prozessen oder
durch bauliche Maßnahmen. Mit Hilfe von Energieeffizienz-Netzwerken sollen Unternehmen
ihre diesbezüglichen Erfahrungen untereinander austauschen, voneinander lernen und auf
dieser Grundlage zu eigenen Investitionen in eine verbesserte Energieeffizienz angeregt
werden. Auf diese Weise soll der Energieverbrauch im KMU-Sektor insgesamt gesenkt werden.
5. Anwendungsbereich | 5.4 Energie
58
5.5 MOBILITÄT
5.5.1 Vernetztes und automatisiertes Fahren fördern
Hessen wird sein großes Engagement auf dem Gebiet des vernetzten Fahrens weiter verstärken.
So konnten bereits erste Anwendungen kooperativer Systeme in Europa am Markt eingeführt
werden. Schrittweise sollen weitere Funktionen des automatisierten Fahrens integriert werden,
um Verkehrssicherheit und -effizienz im gesamten Straßennetz weiter zu verbessern.
Hessen Mobil hat mit dem DRIVE-Testfeld Hessen für automatisierten und vernetzten Verkehr
– rund 200 km Autobahn und Bundesstraße rund um Frankfurt am Main – und dem DRIVE-
Center Hessen mit der ersten kooperativen Verkehrszentrale ein optimales und europaweit
einzigartiges Projektumfeld.
Im Rahmen der Initiative „Cooperative ITS Corridor Rotterdam – Frankfurt am Main – Wien“
zur Einführung kooperativer Systeme in enger Kooperation der EU-Mitgliedsstaaten Nieder-
lande, Deutschland und Österreich werden als erste Anwendungen zwei Funktionen – die
Warnung vor Tagesbaustellen und die Ermittlung einer verbesserten Verkehrslage durch
fahrzeugbasierte Daten – realisiert. Hierbei ist Hessen Mobil federführend für die technische
Vorentwicklung und die betriebliche Organisation des Systems verantwortlich.
Nach erfolgreichem Abschluss der Erprobung des Systems im Jahr 2017 hat Hessen als
erstes Bundesland mit dem Roll-out, d.h. der sukzessiven Ausstattung aller fahrbaren
Absperrtafeln zur Baustellensicherung mit den erforderlichen Kommunikationssystemen
begonnen. Gleichzeitig wurden in der Verkehrszentrale Hessen die erforderlichen Software-
module implementiert.
C-Roads ist eine europaweite Kooperation nationaler Pilotprojekte mit dem Ziel der Förde-
rung einer verstärkten und harmonisierten Einführung von kooperativen ITS-Diensten.
Hessen Mobil leitet den Aufbau eines hessischen Piloten, in dem u.a. die kooperativen
Anwendungen Einsatzfahrzeugwarnung, Warnung vor einem Stauende, Vermeidung der
Stauentstehung und Ampelassistent realisiert werden.
Ziel des Verbundprojekts „IMAGinE“ ist die Entwicklung neuer Fahrerassistenzsysteme
entlang der Prinzipien kooperativen Verhaltens, um teilautomatisiertes Fahren in komplexen
Verkehrssituationen zu realisieren. Hessen Mobil ist dabei als Straßeninfrastrukturbetreiber
in hohem Maße an der Entwicklung neuer Assistenzsysteme beteiligt.
Hessen entwickelt die digitale, vernetzte Mobilität
für ökologisch und ökonomisch effizientere
Verkehrssysteme der Zukunft.
ZIEL
5. Anwendungsbereich | 5.5 Mobilität
59
Im Projekt Ko-HAF wird bis Ende des Jahres 2018 erstmals das kooperative hochautomati-
sierte Fahren auf Autobahnen im Geschwindigkeitsbereich bis 130 km/h unter realen Ver-
kehrsbedingungen erprobt. Die Testfahrten finden dabei, neben ersten Erprobungen auf
einem Fahrzeugprüfgelände, im DRIVE-Testfeld Hessen für automatisierten und vernetzten
Verkehr – rund um Frankfurt am Main – statt.
Das Projekt aFAS hat die Entwicklung eines Absicherungsfahrzeuges zum Ziel, das einem weiter
vorne operierenden Arbeitsfahrzeug in einem vorgeschriebenen Sicherheitsabstand automatisch
– und ohne Einsatz eines Fahrers – folgt. Damit zielt das Projekt auf das vollautomatisierte
(autonome) Fahren im niedrigen Geschwindigkeitsbereich (bis 12 km/h). Die Testphase auf
abgesperrtem Testgelände ist abgeschlossen, die Pilotphase im Rhein-Main-Gebiet begann im
April 2018. Am 20.06.2018 wurde das Projekt der Öffentlichkeit präsentiert, dabei war erstmals
die Fahrt eines fahrerlosen Fahrzeugs auf einer deutschen Autobahn zu sehen.
5.5.2 Hessen entwickelt eine Strategie für Mobilitätsdaten
Das Land wird eine Strategie entwickeln, um verkehrstechnische Daten zu erfassen, zu fusionieren
und sie den Verkehrsteilnehmern zur Verfügung zu stellen. Ziel ist, die sichere und intelligente
Mobilität zu unterstützen. Die Strategie berücksichtigt auch Systemarchitekturen, Cloud-Anwen-
dungen und Geschäftsmodelle einschließlich der Rechts- und Finanzierungsgrundlagen.
Das Land hat die Strategie „Mobiles Hessen 2020“ entwickelt. Diese Strategie stellt eine Leitlinie
für die zukünftige Mobilitätspolitik des Landes dar. Dies gilt u.a. für die Bereiche Verkehrsinfra-
struktur, Leistungen des ÖPNV, Intelligente Verkehrssysteme sowie Elektromobilität. Die Strate-
gie „Mobiles Hessen 2035“ zielt mittelfristig auf eine multimodale, vernetzte und autonome
Mobilität ab, formuliert hierfür als Leitlinie u.a. die Förderung sicherer Mobilitätsdatenflüsse und
beschreibt „Digitalisierung und Intelligenten Verkehr vorantreiben“ als eines der Fokusfelder.
Das Bestandsystem der Verkehrsrechnerzentrale Hessen wird im Rahmen des Projekts E21X
für die Anforderungen des vernetzten Verkehrs gerüstet. Das Projekt wurde im Juni 2017 als
„Bestes Modernisierungsprojekt 2017“ im Rahmen des 16. eGovernment-Wettbewerbs zur
Digitalisierung und Modernisierung der Öffentlichen Verwaltung ausgezeichnet. Herzstück ist
die sogenannte SOA-Architektur, die darauf abzielt, übergeordnete Prozesse zu schaffen und
neue Komponenten, die u.a. zur Realisierung künftiger Mobilitätsstrategien dienen, einfach
in diese Architektur integrieren zu können. Derzeit läuft das Vergabeverfahren.
Mit NORA als Teilprojekt von E21X wurde zu Jahresbeginn 2017 ein Projekt zur Schaffung
eines umfassenden Systems zur automatischen Netzsteuerung gestartet. Dieses schafft die
Voraussetzungen zur Bereitstellung dynamischer strategischer Verkehrsdaten und ermöglicht
weitergehende strategische Kooperationen zur Mobilitätssicherung. Im Herbst 2018 wird
NORA in Betrieb gehen.
DIVA als Teilprojekt von E21X integriert die Prozesse der Berechnung der Verkehrslage, der
Reise- und Verlustzeiten sowie der Generierung von Verkehrsmeldungen im hessischen Auto-
bahnnetz und Teilen des nachgeordneten Netzes und kann dabei Daten der statischen Mess-
stellen, Daten aus der Reisezeiterfassung mittels Bluetooth, fahrzeuggenerierte Daten und
Daten externer Datenanbieter integrieren und bereitstellen. Da DIVA die Basisinformationen
für viele Dienste bereitstellt, wird es – zeitgleich zu NORA – eines der ersten Teilprojekte von
E21X sein, das im Herbst 2018 in Betrieb geht.
5. Anwendungsbereich | 5.5 Mobilität
60
5.5.3 Das Land stärkt digitale Infrastrukturen des ÖPNV für die multimodaleVerkehrsnutzung
Hessen arbeitet daran, dass die Digitalisierungsstrategien der Verkehrspartner im ÖPNV und
die hierfür verwendeten Softwareplattformen besser synchronisiert werden. Denn vernetzte
digitale Infrastrukturen bedienen die Informations- und Kommunikationsbedürfnisse der
Fahrgäste deutlich besser. Dabei ist die Nutzung der Chancen zur Vernetzung des ÖPNV auch
mit anderen Verkehrsträgern und Verkehrsangeboten besonders wichtig.
Car-Sharing
Mit 335.000 Euro unterstützt das Land Hessen den Aufbau eines mit E-Autos betriebenen
Carsharing-Angebots in Mörfelden-Walldorf und in Friedrichsdorf.
ÖPNV
Das Land Hessen ist Mitglied in der Steuerungsgruppe „digitale Vernetzung im öffentlichen
Personenverkehr“, der Vertreter der Länder, des Bundes und anderer wichtiger Stakeholder
angehören. Aufgabe der Steuerungsgruppe ist es, die zahlreichen Aktivitäten zur Digitalisie-
rung im ÖPNV in verschiedenen Bereichen zu koordinieren und institutionell zu unterstützen.
Hessen hat sich in der Verkehrsministerkonferenz im Herbst 2017 für den erfolgten Beschluss
zur Stärkung der Aktivitäten stark gemacht.
Die in Hessen tätigen Verkehrsverbünde erhalten bis 2021 insgesamt nahezu 800 Millionen €
jährlich vom Land. Hiervon werden nicht nur die regionalen Verkehrsleistungen bestellt, son-
dern auch digitale Infrastruktur (z.B. Datendrehscheiben) vorgehalten und in Abstimmung
mit dem Land und der weiteren Gesellschafter Zukunftsprojekte zur Digitalisierung finanziert:
2016 startete der Pilotversuch RMVSmart als zusätzliches Angebot für die Nutzerinnen
und Nutzer des RMV. Mit einem entfernungsabhängigen Tarif haben Nutzer die Möglich-
keit, insbesondere Preissprünge an den Tarifgrenzen abzumildern. Die Pilotphase wird
verlängert, um unterschiedliche Tarifmodelle testen zu können.
Die Verkehrsverbünde RMV und NVV sind darüber hinaus in mehreren Projekten der
Initiative „Digitale Vernetzung im Öffentlichen Personenverkehr“ des Bundes engagiert.
Dabei steht einerseits die Weiterentwicklung von Tarifen und Bezahl- / Buchungsvorgängen
und andererseits die Entwicklung von interoperablen Koordinations- und Mobilitätsplatt-
formen im Vordergrund. Mit der Initiative Mobility Inside werden die Aktivitäten für eine
bundesweit einheitliche Vertriebsplattform gebündelt (www.mobilityinside.de).
Flächendeckende Einführung des e-Ticket (auch als Zugang für Car- und Bikesharing-Ange-
bote sowie für Parkhäuser nutzbar). Mit Fördermitteln des Landes ist das eTicket seit 2017
auch im VRN und NVV eingeführt.
In Hessen wird eine stärkere Verknüpfung der bestehenden Angebote zur Fahrplanauskunft
und für den Radverkehr (Radroutenplaner des Landes Hessen) angestrebt. Hierzu arbeitet
das Land mit den Verkehrsverbünden zusammen.
5. Anwendungsbereich | 5.5 Mobilität
61
5.5.4 Intelligente Verkehrssysteme (IVS) werden in Hessen weiter ausgebaut
Hessen wird mit den Betreibern von Informations- und Navigationsdiensten ein „Netzwerk für
Intelligente Mobilität in Hessen“ aufbauen. Die Erfolge zahlreicher hessischer Initiativen und
Projekte für innovative Mobilitätslösungen sind eine gute Ausgangsposition, um die großen
Potenziale Intelligenter Verkehrssysteme optimal zu nutzen, im Straßenverkehr wie bei der
Verbesserung der Sicherheit und der Umweltbilanz des Verkehrs.
Intelligente Verkehrssysteme werden in Hessen weiter ausgebaut. So sind verschiedene neue
Streckenbeeinflussungsanlagen im Bau.
Derzeit wird, auf dem Intelligente Verkehrssysteme (IVS)-Rahmen aufbauend, ein „Netzwerk
für intelligente Mobilität in Hessen“ aufgebaut.
Strategische Kooperation zwischen öffentlichem Verkehrsmanagement und individuellen
Navigationsdiensten: Hessen Mobil leitet eine Arbeitsgruppe, die im Rahmen der europäi-
schen Kooperation URSA MAJOR die Voraussetzungen für eine zuständigkeitsübergreifende
Bereitstellung strategischer Informationen zu Umleitungsempfehlungen für Navigations-
dienste schafft.
Entwicklung von Strategien zur Mobilitätssicherung in der europäischen Zusammenarbeit –
Beteiligung an der European IST Platform (EU-EIP): Hessen Mobil vertritt in Expertengremien
von Straßenbetreibern den Bereich Netzsteuerung / Strategiemanagement.
Erarbeitung einer Referenzarchitektur für zuständigkeitsübergreifendes Verkehrsmanage-
ment (SINA) unter Federführung Hessen Mobils im Auftrag der Bundesanstalt für Straßen-
wesen (BASt).
LISA-Länderübergreifende Initiative für strategische Anwendungen im Verkehrsmanagement
unter der Leitung von Hessen Mobil.
Automatisierung und Datennetze eröffnen neue Möglichkeiten für einen flüssigen und sicheren
Straßenverkehr. Es gibt zahlreiche Projekte, mit denen sich Hessen für die Entwicklung und
Erprobung dieser Technologien engagiert (z.B. Dynamische Wegweiser mit integrierten
Stauinformationen, automatisierte Baustelleninformationen, Erprobung fahrerloser Baustellen-
absperrfahrzeuge, Erprobung hochautomatisierten Fahrens bei 130 km/h)
Ein flüssigerer Verkehrsfluss in der Limburger Innenstadt ist das Ziel des Projektes „Zentrale
Netzsteuerung Limburg“ von Hessen Mobil. In dem Projekt werden derzeit 24 Ampelanlagen
in Limburg, vorrangig an der B 8 in der Innenstadt, an einen zentralen Rechner angeschlossen
und abhängig von der Verkehrslage in verschiedenen Szenarien geschaltet.
Seit dem 01.04.2018 müssen alle neu zugelassenen PKW mit einem automatischen Notruf
e-Call ausgestattet sein. Auch in Hessen werden derzeit die Rettungsleitstellen so ausgestattet,
dass sie die Notrufe empfangen und bearbeiten können.
Unter www.verkehrsservice.hessen.de stellt Hessen Mobil seit 2016 Verkehrsinformationen
wie Staumeldungen, Baustelleninformationen und Verkehrskameras aus erster Hand den
Verkehrsteilnehmern in Echtzeit zur Verfügung. Dieser Service wird 2018 erweitert. Ein indivi-
dueller Nutzerbereich gehört ebenso zur Erweiterung wie Trends zur Verkehrsentwicklung
und Alternativroutenempfehlungen.
5. Anwendungsbereich | 5.5 Mobilität
62
5.5.5 Förderung von Start-ups im Mobilitätssektor ausbauen
Das Land Hessen wird die bisherige Unterstützung von Start-ups mit innovativen Mobilitäts-
lösungen durch stärkere Vernetzungsaktivitäten ausweiten und verstetigen.
Das Land Hessen fördert den Einzug von Mietergruppen, wie Start-ups im Bereich Logistik
und Mobilität, welche sich im Rahmen der Errichtung eines Gründerhauses (HOLM Start-up
Förderung) im HOLM niederlassen.
Die HOLM GmbH bindet die Start-ups in das bundesweite Netzwerk des House of Logistics &
Mobility ein. Die Start-ups werden von der HOLM GmbH und ihren Partnern inhaltlich
betreut. Jedes Start-up hat die Chance, von einem Mentor aus dem HOLM-Netzwerk betreut
zu werden, der auf Management-Ebene arbeitet. Zudem gibt es verschiedene Veranstaltun-
gen zum Coaching und zur Vernetzung der Start-ups. Die Betreuung erfolgt in enger Koope-
ration mit weiteren regionalen Gründernetzwerken.
5.5.6 Digitale Transformation im House of Logistics & Mobility (HOLM) etablieren
Das Land wird den Aufbau des Themenfeldes „Digitale Transformation“ im House of Logistics
& Mobility unterstützen und dazu beitragen, dass es gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft
und Wissenschaft in Hessen etabliert wird.
Das Handlungsfeld „Digitale Transformation“ hat sich vor allem auch in seiner Funktion
als Schnittstellenthema fest in der inhaltlichen Arbeit sowie in den Vernetzungsaktivitäten
zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft am HOLM etabliert.
Mehrere Projekte und Aktivitäten wurden im Handlungsfeld „Digitale Transformation“ am
HOLM umgesetzt. Dazu gehören eine Zukunftsstudie, Projektanträge zum automatisierten
und vernetzten Fahren, Digitalisierung im ÖPNV, uvm.
Im Rahmen der HOLM-Förderrichtlinie wurden bisher insgesamt neun Projekte gefördert und
vermarktet.
Mit der Initiierung der HOLM-Lenkungskreise hat die GmbH ein jährlich tagendes Gremium
für jedes der insgesamt sieben Handlungsfelder ins Leben gerufen. Digitale Transformation
bietet dabei zu allen Handlungsfeldern eine entscheidende Schnittstelle – sei es im Bereich
„Intelligente Verkehrssysteme“ oder auch „Urbane Logistik und Mobilität“.
Mit dem Aufbau eines ÖPNV Branchenlabores am HOLM in der zweiten Jahreshälfte 2018
wird eine weitere Plattform zur Realisierung von Innovationsprojekten initiiert. Hier werden
neue Geschäftsmodelle diskutiert, zukunftsweisende Prototypen kreiert. Innovative Ver -
netzungsformate werden zusätzlich hessische Unternehmen auf dem Weg der digitalen
Trans-formation begleiten.
5. Anwendungsbereich | 5.5 Mobilität
63
5.6 E-HEALTH
5.6.1 „E-Health-Initiative Hessen“ einführen
Das Land Hessen strebt eine „E-Health-Initiative Hessen“ an, um die föderale Zusammenarbeit
zu stärken.
Das Land Hessen startete am 01.08.2017 die E-Health-Initiative Hessen. Im Rahmen dieser
Initiative wurde zur Technik-Beratung von Gesundheitsdienstleistern ein Kompetenzzentrum
für Telemedizin und E-Health gegründet und ein Landesprogramm zur Förderung von Inno-
vationsprojekten in Telemedizin und E-Health geschaffen.
5.6.2 Kompetenzzentrum für Telemedizin und E-Health aufbauen
Das Land Hessen wird ein Kompetenzzentrum einrichten, um modellhafte Ansätze und Erfolge
zu kommunizieren, die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung und -wirtschaft in Hessen
voranzutreiben und den Standort Hessen weiterzuentwickeln und zu profilieren.
Die Hessische Landesregierung hat gemeinsam mit der Technischen Hochschule Mittel-
hessen und der Justus-Liebig-Universität Gießen ein Kompetenzzentrum für Telemedizin
und E-Health eingerichtet. Das Zentrum ist an der Technischen Hochschule Mittelhessen
angesiedelt und hat zum 01.04.2018 seine Arbeit aufgenommen.
5.6.3 Innovationsprojekte initiieren und fördern
Das Land Hessen wird zur Stärkung der hessischen Gesundheitsversorgung und -wirtschaft die
Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger intra- und intersektoraler Innovationsprojekte in
Telemedizin und E-Health fördern.
Hessen erschließt die Potenziale der Digitalisierung
für das Gesundheitssystem. Telemedizin und E-Health
ermöglichen eine bessere und wohnortnahe Versor-
gung. Hessen wird ein führendes Innovationszentrum
der Gesundheitswirtschaft.
ZIEL
5. Anwendungsbereich | 5.6 E-Health
64
Die Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger intra- und intersektoraler Innovationsprojekte
in Telemedizin und E-Health werden seit 2017 finanziell, über die Richtlinie des Landes
Hessen zur Förderung von Innovationsprojekten in Telemedizin und E-Health, gefördert.
5.6.4 Mobile digitale Technologien fokussieren
Das Land Hessen erkennt in mobilen Informations- und Kommunikationstechnologien
und -anwendungen ein besonderes Potenzial für eine hochwertige flächendeckende und
patientennahe Gesundheitsversorgung sowie für innovative Produkte, Dienstleistungen
und Gründungen (Mobile Health).
Das Land unterstützt hierbei u.a. die Bestrebungen des Hessischen Hausärzteverbands, mit
den Verbänden der Krankenkassen Verträge zur Einführung des Models TeleArzt in Hessen
abzuschließen.
5.6.5 Akteure und Einrichtungen vernetzen
Das Land Hessen wird die Vernetzung von Akteuren und Einrichtungen im hessischen Gesund-
heitswesen unterstützen, um Dialog und Kooperation anzuregen.
Auf Landesebene hat diese Funktion der E-Health-Beirat übernommen, der sich am
05.06.2018 konstituierte.
5.6.6 Rahmenbedingungen innovationsfreundlich gestalten
Das Land Hessen wird sich zu einem führenden Innovationsstandort für Telemedizin, E-Health
und Mobile Health mit internationaler Sichtbarkeit weiterentwickeln, um Innovationen, Investi-
tionen und Gründungen zu fördern. Hierfür werden weitere innovationsfreundliche Rahmen-
bedingungen geschaffen. Von zentraler Bedeutung sind der Breitbandausbau, das Bildungs-
wesen und die landesrechtliche Regulierung.
Auf Landesebene soll bis Ende 2018 eine flächendeckende Versorgung mit Internet-
anschlüssen von mindestens 50 Mbit pro Sekunde erreicht werden. Bis zum Jahr 2020
werden 60 Prozent der Haushalte mit bis zu 400 Mbit pro Sekunde versorgt sein
(vgl. zur Breitbandversorgung 4.1.)
2016 wurden die Richtlinien des Landes Hessen zur Innovationsförderung veröffentlicht.
Für Informationen zum Bildungswesen siehe Kapitel 3.1
5. Anwendungsbereich | 5.6 E-Health
65
5.7 WOHNEN UND LEBEN
5.7.1 Akteure und Aktivitäten vernetzen
Das Land unterstützt beim Thema AAL (Altersgerechte Assistenzsysteme / Aktives Assistiertes
Leben) und Smart Home die Vernetzung von Akteuren und Aktivitäten. Zur Information und
Kommunikation nutzt es vielfältige Mittel: Beratungsstellen über Messe-Gemeinschaftsstände
bis hin zu eigenen Veranstaltungen.
Am 22.02.2018 fand eine Informationsveranstaltung zum Thema „Wohnen, Leben, Arbeiten
in der digitalen Welt. Smart Home & Smart Living in Hessen“ mit Minister Al-Wazir an der
THM in Gießen statt.
Am 23.08.2017 fand eine Veranstaltung „Welcome Smart Living“ in der IHK Frankfurt statt.
Veranstalter sind der Regionalverband FRM, IHK Hessen innovativ und die IHK Frankfurt am
Main. Die HTAI war Kooperationspartner.
Am 20. und 21.04.2016 haben HMWEVL/ HTAI einen Gemeinschaftstand des Landes Hessen
auf der Kongressmesse „Zukunft Lebensräume“ ausgerichtet.
Am 12.07.2016 fand im Wohn- und Quartierzentrum Weiterstadt ein Expertenworkshop
zur Umsetzung der Digitalstrategie im Anwendungsbereich „Wohnen und Leben“ mit rund
30 ausgewählten Teilnehmern statt.
5.7.2 Ansätze, Erfolge und Herausforderungen kommunizieren
Das Land unterstützt die Kommunikation erfolgreicher Konzepte und Praxisbeispiele bei AAL
und Smart Home mit Transferveranstaltungen, Internetangeboten und Themenbroschüren.
Begleitend zum hessischen Gemeinschaftsstand auf der Kongressmesse „Zukunft Lebens-
räume“ 2016 wurde im April 2016 die Broschüre „Digitales Hessen: Wohnen und Gesundheit
im demografischen Wandel“ publiziert.
Das Land fördert digitale Technologien für ein selbst -
bestimmtes Leben im Alter. Digitale Assistenzsysteme
und Dienste steigern die Lebensqualität. Smarte Platt-
formen werden Standard in hessischen Wohnungen
und Häusern.
ZIEL
5. Anwendungsbereich | 5.7 Wohnen und Leben
66
Am 13.05.2016 wurde der Anwendungsbereich „Wohnen und Leben“ der Digitalstrategie im
Rahmen einer AAL-Fachveranstaltung in einem Vortrag vorgestellt. Der Beitrag wurde in einer
Dokumentationsbroschüre publiziert.
Best-Practice-Beispiele wurden im Technologieland-Magazin des Landes vorgestellt
5.7.3 Innovationsprojekte initiieren und fördern
Das Land fördert die Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Innovationsprojekte. Schwer-
punkte sind der Nutzen für die Anwender, die Einbettung in regionale und soziale Strukturen
und die Initiierung nachhaltiger Geschäftsmodelle. Angestrebt wird eine technische Basis-
plattform, die Anwendungen und Dienste verschiedener Anbieter modular integrieren kann
(wie z.B. die Plattform UniversAAL).
Im März 2017 wurde die bundesweite Wirtschaftsinitiative Smart Living gegründet, die u.a.
einheitliche Qualitäts- und Sicherheitsstandards für den Smart Living-Markt entwickeln wird.
Das Land Hessen hält u.a. über die HTAI Kontakt zur Wirtschaftsinitiative Smart Living und
befürwortet eine überregionale Abstimmung insbesondere bei technischen und rechtlichen
Aspekten wie zum Beispiel bzgl. der Interoperabilität von Plattformen und Systemen.
Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg ist die Nutzung von altersgerechten Assistenz-Plattformen
und -Diensten geplant. Dafür wurde die Initiative „Zuhause.Gut.Vernetzt“ ins Leben gerufen.
Mit LEADER-Mitteln finanziert wurden eine Machbarkeitsstudie, Forumsveranstaltungen, die
wissenschaftliche Begleitung und eine Arbeitsgruppe zum Thema „Altersgerechte Assistenz-
systeme“. Zudem wurde der Aufbau eines Senioren-Internet-Cafés (HICS Haunecker Internet
Café für Senioren), in dem Beratung, Schulung und Austausch im Vordergrund stehen,
gefördert.
Im Rahmen von LOEWE3 wird das Projekt „BASE MoVE – sicher, multiprotokollfähig, energie-
effizient und aktualisierbar, die Basis einer zukunftsfähigen IoT-Sensorik“ unter der Leitung
der Hochschule Darmstadt vom HMWK gefördert.
5. Anwendungsbereich | 5.7 Wohnen und Leben
67
5.7.4 Visionen entwickeln – Technik erleben
In Hessen kann man schon vielerorts intelligente Wohnassistenten erleben – in Ausstellungen
und realen Umsetzungen. Das Land will die Entwicklung kreativer Lösungsansätze unterstützen
und die positiven Effekte für das Leben der Menschen stärker kommunizieren und erfahrbar
machen.
Am 12.07.2016 fand im Wohn- und Quartierzentrum Weiterstadt ein von der HTAI orga-
nisierter Expertenworkshop zur Umsetzung der Digitalstrategie im Anwendungsbereich
„Wohnen und Leben“ mit rund 30 ausgewählten Teilnehmern statt (s.o).
5.7.5 Bildungsangebote zu neuen Technologien und Angeboten werden ausgebaut
In Hessen gibt es interdisziplinäre Studiengänge mit dem Schwerpunkt intelligente Wohn-
assistenz- und Gebäudetechnik. Diese Technologien sollen auch Bestandteil der Aus- und
Weiterbildung von Fachplanern werden.
Das Land Hessen hat die Modernisierung der Ausbildungsverordnungen der Elektroberufe
hinsichtlich der Digitalisierung und Smart Home Techniken unterstützt.
5. Anwendungsbereich | 5.7 Wohnen und Leben
68
6 VERNETZUNG DER HANDLUNGSFELDER
6.1 PLATTFORMEN FÜR DEN BRANCHEN-
ÜBERGREIFENDEN WISSENSTRANSFER
6.1.1 Innovationsplattform Digitales Hessen
Ziel der Innovationsplattform Digitales Hessen ist der brancheninterne und branchenüber-
greifende Wissenstransfer.
Das Land wird über ein Internetportal ausführlich über digitale Innovationsprojekte und
Best-Practice in der Umsetzung der digitalen Transformation infor-mieren. Hierbei steht der
Anwendungsbereich der Strategie Digitales Hessen im Fokus.
Dazu zählen die Handlungsfelder Industrie, Handel, Finanzen, Dienstleistung und Handwerk,
Kultur- und Kreativwirtschaft, Mobilität, Energie, Gesundheit sowie Wohnen und Leben.
Mit Veröffentlichung der Strategie Digitales Hessen wurde im März 2016 die Innovations-
plattform Digitales Hessen online gestellt, unter der Domain www.digitales-hessen.de wird
die Plattform kontinuierlich ausgebaut.
6. Vernetzung der Handlungsfelder | 6.1 Plattformen für den branchenübergreifenden Wissenstransfer
69
6.1.2 Das House of IT
Als Kompetenzzentrum für innovative Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT)
stellt das House of IT (HIT) die Digitalisierung in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Es verfolgt
dabei einen interdisziplinären Ansatz im Rahmen einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit
zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Die Aktivitäten des HIT gliedern sich in:
Forschung & Wissenstransfer, Weiterbildung & Lehre sowie Gründung & Wachstum.
In einer Kooperation mit der Goethe Business School (GBS) initiierte das House of IT den
in Deutschland einmaligen Weiterbildungsstudiengang Master of Digital Transformation
Management (MBA). Der Fach- und Führungskräfte zu interdisziplinär versierten Digital
Leaders ausbildet. Start des Studiengangs war im Wintersemester 2017/2018.
Der seit 2011 vom House of IT in Kooperation mit der hessischen Wirtschaftsfördergesell-
schaft Hessen Trade & Invest GmbH durchgeführte Future Internet Kongress wird seit 2018
unter dem neuen Namen Digital-Kongress fortgeführt. Hier werden Themen wie Cyber-
sicherheit und Künstliche Intelligenz von Teilnehmern aus Wirtschaft, Wissenschaft und
Politik aus interdisziplinärer Perspektive diskutiert.
Das House of IT-Veranstaltungsformat #Digiforum fördert den Wissenstransfer aus der
IT-Forschung in die Anwendung und bündelt die Kompetenzen relevanter Akteure aus
Wirtschaft, Gesellschaft und Digitalkultur.
Das House of IT hat die Teilnahme Darmstadts am Bitkom-Wettbewerb „Digitale Stadt“
aktiv unterstützt.
6.1.3 Software Cluster
Der Software-Cluster im Südwesten Deutschlands ist europaweit führend. In seiner Zusammen-
setzung aus international hoch angesehenen Forschungs- und Ausbildungsinstitutionen sowie
großen, mittleren und kleinen Unternehmen bildet er Europas leistungsstärkstes IKT-Netzwerk
mit Spezialisierung auf Unternehmenssoftware.
Das Software Cluster wird seit Januar 2017 von Darmstadt, Kaiserslautern, Karlsruhe und
Saarbrücken gemeinschaftlich gesteuert.
Das Clustermanagement des Software Clusters wird in Zukunft gemeinschaftlich durch die
vier regionalen Netzwerke geleistet.
Forschungs- und Entwicklungsprojekte PERMIDES und SCIKE stehen beispielhaft für neue
Form der Kooperation im Software Cluster.
6. Vernetzung der Handlungsfelder | 6.1 Plattformen für den branchenübergreifenden Wissenstransfer
70
6.1.4 Transferveranstaltungen des Landes
Darüber hinaus unterstützt das Land über die Technologielinie Hessen-IT der Wirtschafts-
fördergesellschaft Hessen Trade & Invest den Wissenstransfer durch eigene Veranstaltungs-
formate und die Beteiligung an Veranstaltungen wie dem Future Internet Kongress, dem
Mobile Health Forum, dem Hessischen Breitbandgipfel und dem Telekommunikationstag
Hessen.
Das erfolgreiche Format des jährlich von HTAI und House of IT gemeinsam veranstalteten
Future Internet Kongresses wird seit 2018 unter dem Namen Digital-Kongress fortgeführt.
3. Mobile Health Forum fand am 31.08.2016 in Frankfurt mit 300 Teilnehmern statt.
Regelmäßig stattfindender Telekommunikationstag Hessen.
Jährlich stattfindender Hessischer Breitbandgipfel.
Hessische Beteiligung am Digital-Gipfel des Bundes im Juni 2017.
6.2 STRATEGIEN FÜR
„SMARTE STÄDTE UND REGIONEN“
Smarte Städte und Metropolregion
Darmstadt ist Gewinner des Bitkom-Wettbewerbs Digitale Stadt. Das Land Hessen hat die
Bewerbung von Darmstadt unterstützt – und unterstützt die Stadt nun auf dem Weg zur
„Digitalen Stadt“ mit bis zu 5 Millionen Euro Landesmitteln und bis zu 5 Millionen Euro EFRE
Mitteln für KMU.
Die Metropolregion Rhein Neckar, zu der ein Teil von Hessen gehört, wurde zum 01.01.2017
zur Modellregion für intelligente Vernetzung benannt. Gemeinsam mit Baden-Württemberg
und Rheinland-Pfalz Beteiligung an der Durchführung des Digital-Gipfel des Bundes 2017 in
der Metropolregion Rhein-Neckar.
Digitaler ländlicher Raum
Die Breitbandversorgung im ländlichen Hessen ist weit vorangeschritten. Bis Ende 2018
soll eine flächendeckende Versorgung mit schnellen Internetanschlüssen von mindestens
50 Mbit/s erreicht sein (vgl. zur Breitbandversorgung 4.1).
Zum Ausbau des mobilen Internets im Rahmen der Offensive „Land hat Zukunft – Heimat
Hessen“ („Digitale Dorflinde“) siehe 4.1.9.
Für die Erstellung eines Konzeptes zur Entwicklung von smarten Regionen wurde die
Urban Software Institute GmbH von der Geschäftsstelle Digitales Hessen mit einer Studie
beauftragt, die noch 2018 fertig gestellt wird.
6. Vernetzung der Handlungsfelder | 6.2 Strategien für „Smarte Städte und Regionen“
71
Am 15.08.2018 fand mit Unterstützung des HMUKLV das Praxisforum Gut vernetzt – Chancen
der Digitalisierung für ländliche Räume der Servicestelle Vitale Orte 2030 statt.
Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg werden im Rahmen der Initiative „Zuhause.Gut.Versorgt“
über das HMSI Altersgerechte Assistenzsysteme eingesetzt und erprobt (Projektstart: April
2018; -dauer: 2–3 Jahre). Ziel ist der regionale Netzwerkaufbau für die gesellschaftliche
Inklusion und Teilhabe von Älteren und Menschen mit Einschränkungen.
Durch eine LEADER-Förderung des Projekts „schöner mobil“ konnte der Verein „Gemeinsam
unterwegs“ bislang zwei Elektroautos anschaffen. Ziel ist es, durch dieses Car-Sharing Projekt,
das Leben auf dem Dorf kostengünstiger und attraktiver für diejenigen Menschen zu gestalten,
die sich kein eigenes Auto leisten können.
Im Auftrag des HMWEVL betreibt die HA Hessen Agentur GmbH die touristische Informations-
plattform www.hessen-tourismus.de als zentrale Website für den Tourismus in Hessen. Für
eine mobile Nutzung werden kostenfreie Apps bereitgestellt.
Das Internetangebot „Frauen im ländlichen Raum“ des HMUKLV bündelt seit Dezember 2016
Angebote des Landes u.a. für Gründerinnen und Berufsrückkehrerinnen.
Landwirtschaft 4.0
Das Land Hessen und die WI-Bank starten ein Pilotprojekt zur digitalen Antragstellung im
Rahmen der landwirtschaftlichen Fördermaßnahmen.
Im Rahmen der Europäische Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und
Nachhaltigkeit“ (EIP-Agri) werden auch in Hessen Akteure u.a. im Bereich der landwirtschaft-
lichen Forschung und Praxis in sogenannten operationellen Gruppen besser vernetzt und ein
schnellerer Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Praxis ermöglicht. Forschungs-
inhalte sind u.a. Projekte zur digitalen Diagnose pflanzenbaulicher Prozesse und deren
Steuerung.
Die Förderung der überbetrieblichen Maschinenverwendung trägt dazu bei, durch landwirt-
schaftlich-technische Gemeinschaftsvorhaben die technische Entwicklung der Betriebe zu
sichern und deren Investitionsaufwand für die Einführung innovativer, schlagkräftiger und
insbesondere zunehmend umweltschonender Technik (Precision Farming) in die Praxis zu
minimieren. Dies trifft insbesondere auf Maschinen und Geräte mit digitaler Hochleistungs-
technik zu.
Die zukunftsorientierte Tierhaltung (Precision Livestock Farming) bedarf der Unterstützung
durch die Digitalisierung, um ihre Möglichkeiten der Effizienzsteigerung (z.B. automatisierte
Melk- und Fütterungstechnik, leistungsgerechte Kraftfutterzuteilung), Steigerung erwünschter
Produkteigenschaften, Gesunderhaltung der Tierbestände und tiergerechten Haltung ent-
falten zu können.
Kombinierte Warndienst- und Prognosemodelle, deren umfangreiche Datenbasen digital
ausgewertet werden, erlauben schlagbezogene, situationsangepasste Maßnahmen in der
Anwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.
Das Land Hessen fördert die Anschaffung von Maschinen und Geräten, die mittels elek-
tronischer Reihenführung über GPS, Ultraschall oder optischer Sensoren der mechanischen
Unkrautbekämpfung dienen und damit den Einsatz von Herbiziden verringern.
6. Vernetzung der Handlungsfelder | 6.2 Strategien für „Smarte Städte und Regionen“
72
Hessische Landesregierung
FortschrittsberichtSTRATEGIE DIGITALES HESSEN