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Evaluierung von 31 Kärntner Fremdenverkehrsgemeinden
1973 – 2010 Der vorzuschlagenden Evaluierungsstudie wird die Aufgabe zugewiesen, sowohl im „long
run trend“ ( 1973 – 2010) als auch mittelfristig (1991 – 2010) die Ursachen für die unter-
schiedlichen Entwicklungen im Fremdenverkehr von 31 Kärntnern Gemeinden zu bestim-
men – und für jede Gemeinde unterschiedlich nach Lösungsvorschlägen zu suchen.
Die Ergebnisse dieser Analysen können auch zur Formulierung zukünftiger strategischer
wie auch operativer Ziele oder zur Argumentation bei Marketingaktivitäten herangezogen
werden.
In die Analyse sollen alle Kärntner Fremdenverkehrsgemeinden mit über 100.000 Nächti-
gungen 2008 einbezogen werden (31 Gemeinden).
Kärntner Fremdenverkehrsgemeinden mit über 100.000 Nächtigungen pro Jahr
Gemeinde Übernachtungen
2010 Einwohner 2008 Übernachtungen
pro Einwohner Althofen 104.620 4.628 23 Bad Kleinkirchheim 764.379 1.807 423 Feld am See 110.872 1.163 95 Feldkirchen 139.456 14.360 10 Finkenstein 511.342 8.401 61 Flattach 170.725 1.316 13 Gitschtal 109.692 1.286 85 Heiligenblut 251.064 1.105 254 Hermagor/Presseggersee 985.556 7.133 138 Keutschach am See 287.675 2.475 116 Klagenfurt 381.855 93.360 4 Kötschach – Mauthen 120.136 3.495 34 Krumpendorf 121.761 3.276 37 Lesachtal 112.791 1.486 76 Mallnitz 155.479 892 174 Maria Wörth 130.817 1.423 92 Millstatt 314.538 3.416 92 Ossiach 324.548 745 44 Pörtschach 294.868 2.624 112 Radenthein 385.755 6.453 60 Reichenau 209.942 1.975 106 Rennweg 407.324 1.918 212 St.Kanzian 665.529 4.421 151 Schiefling 99.040 2.549 39 Seeboden 304.793 6.127 50 Steindorf / Ossiachersee 323.412 3.690 88 Treffen 196.623 4.429 44 Velden am Wörthersee 458.309 8.807 52 Villach 804.519 58.928 14 Weißensee 399.274 786 508
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Wolfsberg 142.398 25.321 6
Statistik Austria hat im Auftrag des IT-Instituts für jede dieser 31 Gemeinden über die letzten
38 Jahre (1973 – 2010) signifikante statistische Daten zum Fremdenverkehr wie Ankünfte
und Übernachtungen im Tourismusjahr, in der Sommer- sowie in der Wintersaison, Über-
nachtungen (Sommer- und Wintersaison) nach wichtigen Herkunftsländern und Unterkunfts-
arten gegliedert in einem eigenen Datenfile zusammengefasst. (Siehe dazu im Anhang als
Beispiel das Datenfile zur Gemeinde Bad Kleinkirchheim )
Um – bezogen auf die jeweilige Gemeinde – gezielte Fragen für die schriftliche Befragung
entwickeln zu können, wurde eine erste Vorauswertung des von Statistik Austria erstellten
Datenfiles durchgeführt.
A. Lang- und mittelfristige Trends im Kärntner Tourismus
Aus der Entwicklung der Ankünfte und Übernachtungen zwischen 1973 – 2010 sowie 1991 –
2010 in 31 untersuchten Fremdenverkehrsgemeinden lassen sich dreizehn lang- und mittel-
fristige Trends herausdestillieren. Natürlich kann der Kärntner Fremdenverkehr durch weite-
re Trends, die dessen Entwicklung nachhaltiger geprägt haben, beschrieben werden.
Beispielsweise die stark kleingewerbliche Struktur, die zu geringe Eigenkapitaldecke oder
der zu geringe unternehmerische Weitblick der Akteure in der Kärntner Fremdenverkehrs-
wirtschaft. Aber die Auswirkungen solcher „Handikaps“ schlagen sich nicht unmittelbar in
der Fremdenverkehrsstatistik nieder bzw. können nicht an einzelnen Zahlengruppen festge-
macht werden.
Langfristige Tourismustrends 1973 – 2010
(1) Sommersaison: Rückgang des Sommerreiseverkehrs als Paradigmawechsel vom aus-
schließlichen Erholungsurlaub als Einzel-Urlaub (Sommerfrische) hin zum Mehrfachurlaub,
Chartertourismus und zu mediterranen Destinationen.
(2) Sommersaison: Der Mehrfachurlaub bedingte einen Rückgang der durchschnittlichen
Aufenthaltsdauer von durchschnittlich 13 Tagen 1973 auf ungefähr 5 Tagen in den Seen-
Fremdenverkehrsgemeinden.
(3) Sommersaison: Abnahme der Auslastung in der Vor- (Juni) und in der Nachsaison (Sep-
tember) und Konzentration auf die beiden Hochsommermonate Juli und August.
(4) Sommersaison: drastischer Rückgang der bundesdeutschen Breitenschichten mit ihrer
Präferenz für preislich günstige Unterkünfte.
(5) Sommersaison: Und damit direkt verbunden der drastische Rückgang der nicht gewerbli-
chen Privatvermietung (nicht auf Bauernhöfen), die in vielen Fremdenverkehrsgemeinden
praktisch zum Erliegen kam.
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(6) Rückgang der gewerblichen Bettenauslastung und Unterschreiten der kritischen 100-
Tage Auslastung auf das Tourismusjahr bezogen.
(7) Stabilisierung des Jahresergebnisses in einer Fremdenverkehrsgemeinde durch den
Ausbau der Wintersaison. Durch den Ausbau der Wintersaison kann der Rückgang im
Sommerreiseverkehr abgeschwächt werden. Wer in der Wintersaison den Urlaubsort auf-
sucht, der kommt auch in den Sommermonaten. Die umgekehrte Entwicklung ist aber nicht
nachweisbar, dass nämlich die Sommergäste zu einer besseren Auslastung in der Winter-
saison beitrügen.
(8) Der Inländertourismus gewinnt immer mehr an Bedeutung: eine sehr starke Zunahme in
der Wintersaison (Index 252 % mit 100 % im Jahr 1973 als Ausgangspunkt) und eine starke
Zunahme im Sommer (Index 159% mit 100% im Jahr 1973). Beim Winter - Inländertouris-
mus kam es gegenüber 1973 zu einer Steigerung der Übernachtungen um + 152 % und in
der Sommersaison um + 59 %.
Mittelfristige Trends 1991 - 2010
(1) Sommersaison: Zunahme des individuell gestalteten Familienurlaubes durch das
spezielle Angebot von Ferienwohnungen.
(2) Sommersaison: Signifikante Abnahme der Akzeptanz des naturnahen Urlaubes (Ur-
laub auf dem Bauernhof)
(3) Sommersaison: Zunehmendes Interesse des italienischen Urlaubsgastes an Kärnten
(4) Wintersaison: Entdecken neuer nationaler Zielgruppen: MOEL-Länder, Staaten des
ehemaligen Jugoslawiens, Italiener
(5) Weitere leichte Zunahme des inländischen Urlaubsgastes im Winter (Index: 106 %
gegenüber 100 % 1991) und eine stärkere Abnahme in der Sommersaison (Index: 80 %
gegenüber 100% 1991)
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B. Diskussion der lang- und mittelfristigen Trends in den 31 Untersuchungs-
gemeinden
a) Statistische Analyse der lang- und mittelfristigen Trends
Als erster Schritt soll die statistische Analyse gesetzt werden. Es sollen aber nicht nur Aus-
sagen darüber getroffen werden, ob es statistisch gesicherte Trends gab und auch gibt, die
den Kärntner Fremdenverkehr beeinflussten bzw. ihn immer noch beeinflussen, sondern es
soll auch die Art des Einflusses untersucht und beschrieben werden.
Um die Art des Einflusses auf die Übernachtungen wie Typ der Fremdenverkehrsgemeinde,
Dominanz des Sommerfremdenverkehrs, Dominanz bzw. Fehlen bestimmter Herkunftsgrup-
pen von Gästen u. ä. m. bestimmen zu können, soll eine einfaktorielle Varianzanalyse durch-
geführt werden. Die Analyse soll für die beiden Saisonen – Sommer- und Wintersaison ge-
trennt - erstellt werden.
Auch ohne eine solche Analyse ist bekannt, dass für den langfristigen negativen Trend im
Kärntner Sommer - Fremdenverkehr der Paradigmawechsel im Urlaubsverhalten der bun-
desdeutschen Breitenschichten verursachend war. Mit Hilfe der Varianzanalyse soll aber
eine Quantifizierung dieses Einflusses und auch anderer Einflüsse erreicht werden.
Es sollen aber nicht nur die langfristigen Trends (1973 – 2010) analysiert werden, sondern
auch die mittelfristigen (1991 – 2010)
Statistische Kennziffern zu den
31 Fremdenverkehrsgemeinden insgesamt
Entwicklung der Übernachtungen zwischen 1973 und 2010
Übernachtungen
Index 1
Korrela- tionen 2
1973 2010
Tourismusjahr
12.886.932
9.789.002
76%
- 0,70
Sommer
11.961.293
7.018.465
59 %
- 0,86
Winter
962.719
2.893.865
301 %
+ 0,87
1 Index: Die Übernachtungen im Bezugsjahr 1973 wurden 100 gesetzt. Index = Aktuelles Jahr (2010)/ Bezugsjahr
(1973) * 100. Die Übernachtungen im Tourismusjahr 2010 machen beispielsweise nur mehr 76 % des Jahres 1973 aus. D. h. die Abnahme betrug - 24 % 2 Die Höhe der Korrelation gibt die Stärke des Trends an. Ab 0,70 kann man von einem starken und signifikan-
ten Trend spreche, der nicht mehr als zufällig angesehen werden kann. Das Vorzeichen bestimmt die Richtung: + Steigerung im Laufe des Jahre
- Abnahme im Laufe der Jahre
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Entwicklung der Übernachtungen zwischen 1991 und 2010
Übernachtungen
Index
Korrela- tionen
1991
2010
Tourismusjahr
14.251.893
9.789.002
69 %
- 0,80
Sommer
11.639.113
7.018.465
59 %
- 0,87
Winter
2.394.648
2.893.865
121 %
+ 0,89
b) Diskussion der Entwicklungen im Fremdenverkehr in den Untersuchungs-
gemeinden
In jeder dieser 31 Fremdenverkehrsgemeinden sollen die lang- und mittelfristigen Entwick-
lungen im Sommer- und Winterreiseverkehr anhand eines Liniendiagrammes 1973 – 2010,
einer statistischen Übersicht mit Erläuterungen sowie mit gezielten, darauf bezugnehmen-
den Fragen zur Diskussion gestellt werden. (Siehe dazu die Liniendiagramme von allen 31
Untersuchungsgemeinden im Anhang)
Dafür wird die Delphi-Methode gewählt: Vier bis sechs Experten in jeder Gemeinde nehmen
zu den lang- und mittelfristigen Trends und Entwicklungen in ihrer Gemeinde Stellung.
Es sollen Antworten auf folgende Fragen gefunden werden:
Ob und inwieweit zeitigten die lang- und mittelfristigen Trends in der Sommer- wie auch
in der Wintersaison ihre Auswirkungen auf die Übernachtungen in der Untersuchungs-
gemeinde?
In welchen Jahren gab es Abweichungen – in die positive wie auch in die negative Rich-
tung – zu den lang- und mittelfristigen Trends? Und was könnten die Ursachen für diese
dispersen Entwicklungen sein?
Welche Lösungen werden für die Heimatgemeinde als sinnvoll erachtet?
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C. Fremdenverkehrstypologie der 31 zu untersuchenden Fremdenverkehrsge-
meinden
Die Lokation von Investitionen im Fremdenverkehr ist sehr stark standortbezogen und die
Grenzen sind aufgrund der naturräumlichen Faktoren sehr eng gesteckt.
Daher soll in einer weiteren Evaluierungsstufe darauf Bezug genommen werden. Die Frage
sollte daher nicht lauten, warum es in einer einsaisonalen Sommerfremdenverkehrsgemein-
de zu keinem Aufbau einer zweiten Saison kam, sondern wie sich die jeweilige Gemeinde
innerhalb ihrer Gruppe von Fremdenverkehrsgemeinden entwickelt hat.
Aus der Kombination folgender Faktoren wie hoher Anteil des Winterreiseverkehrs (40 %
und mehr der Übernachtungen in einem Tourismusjahr entfallen auf die Wintersaison) und
die naturräumliche Ausstattung (Seeanteil) wurde eine praktikable Typologie entwickelt. Da-
zu kommen noch die drei Ausnahmen: Villach (urbane Seegemeinde mit einem starken An-
teil der Wintersaison), Klagenfurt und Althofen (Kurtourismus).
Typologie der 31 Kärntner Fremdenverkehrsgemeinden
A. Zwei-Saisonen-Tourismusgemeinden (neun Gemeinden):
Flattach, Rennweg, Reichenau, Wolfsberg, Hermagor, Gitschtal, Heiligenblut, Bad Klein-
kirchheim, Mallnitz
B. Sommersaison-Tourismusgemeinden mit Seeanteil (sechzehn Gemeinden):
Feld am See, Weißensee, Ossiach, Steindorf, Velden, Finkenstein, Pörtschach, St. Kanzian,
Keutschach, Seeboden, Millstatt, Feldkirchen, Schiefling, Treffen, Krumpendorf, Maria Wörth
C. Sommersaison-Tourismusgemeinden ohne Seeanteil (drei Gemeinden):
Kötschach, Lesachtal, Radenthein
D. Urbane Tourimusgemeinden mit inkorporierten Fremdenverkehrszentren (zwei Ge-
meinden):
Villach, Klagenfurt
E. Kurtourismus (eine Gemeinde):
Althofen
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Benchmark Analyse 1991 – 2010
A. Zwei-Saisonen-Tourismusgemeinden (neun Gemeinden):
.
Gemeinden
2010 Tourismusjahr
2010 Sommersaison
2010 Wintersaison
Anteil Sommer in % 3
absolut Index 4 (1991=100)
absolut Index absolut Index
Bad Kleinkirchheim 764.379 72 % 302.817 56 % 461.562 90 % 40 %
Flattach 170.725 216 % 73.300 166 % 97.425 280 % 43 %
Gitschtal 109.692 86 % 63.183 61 % 46.509 201 % 58 %
Heiligenblut 251.064 80 % 99.091 68 % 151.973 89 % 39 %
Hermagor 985.556 90 % 447.586 67 % 537.970 126 % 45 %
Mallnitz 155.479 65 % 66.442 61 % 89.037 69 % 43 %
Reichenau 209.942 128 % 86.614 105 % 123.328 151 % 41 %
Rennweg 407.324 190 % 182.158 187 % 225.166 192 % 45 %
Wolfsberg 142.388 92 % 65.781 68 % 76.617 134 % 46 %
Benchmark (Durchschnittswert)
113 %
93 %
148 %
44 %
B. Sommersaison-Tourismusgemeinden mit Seeanteil (sechzehn Gemeinden):
Gemeinden
2010 Tourismusjahr
2010 Sommersaison
2010 Wintersaison
Anteil Sommer in % absolut Index absolut Index absolut Index
Feld am See 110.782 83 % 78.359 71 % 32.423 145 % 71 %
Feldkirchen 139.456 49 % 117.563 44 % 21.893 138 % 84 %
Finkenstein 511.342 56 % 442.465 51 % 68.877 120 % 87 %
Keutschach 287.675 53 % 277.441 52 % 10.234 111 % 96 %
Krumpendorf 121.761 42 % 108.293 39 % 13468 167 % 89 %
Maria Wörth 130.817 37 % 117.393 35 % 13.424 113 % 90 %
Millstatt 314.538 51 % 283.175 47 % 31.363 153 % 90 %
Ossiach 324.548 76 % 284.311 70 % 40.237 205 % 88 %
Pörtschach 294.868 54 % 280.087 52 % 14.781 166 % 95 %
St. Kanzian 665.529 54 % 649.779 54 % 15.750 107 % 98 %
Schiefling 99.040 47 % 95.594 47 % 3.446 72 % 97 %
Seeboden 304.793 52 % 245.209 43 % 59.584 316 % 80 %
Steindorf 323.412 69 % 235.874 55 % 87.538 224 % 73 %
Treffen 196.623 45 % 137.305 38% 59.318 87 % 70 %
Velden 458.309 60 % 416.214 57 % 42.095 134 % 91 %
Weißensee 399.274 81 % 293.121 69 % 106.153 165 % 73 %
Benchmark (Durchschnittswert)
56 %
52 %
151 %
86 %
3 Anteil Sommer in %: Prozentueller Anteil der Übernachtungen bezogen auf das gesamte Tourismusjahr. Ein
solcher Anteil von 44 % besagt, dass bereits fast sechs von zehn Übernachtungen in einem Tourismusjahr auf die Wintersaison entfallen. 4 Die Übernachtungen 1991 wurden 100 % gesetzt. Indexberechnung: Aktuelles Jahr (2010)/ Bezugsjahr (1991)
* 100. Ein Index von 113 besagt, dass die Zahl der Übernachtungen im Tourismusjahr zwischen 1991 und 2010 um 13 % gestiegen ist.
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C. Sommersaison-Tourismusgemeinden ohne Seeanteil (drei Gemeinden):
Gemeinden
2010 Tourismusjahr
2010 Sommersaison
2010 Wintersaison
Anteil Sommer in % absolut Index absolut Index absolut Index
Kötschach - Mauthen 102.136 72 % 88.885 66 % 31.251 97 % 74 %
Lesachtal 112.791 93 % 87.976 82 % 24.815 184 % 78 %
Radenthein 385.755 76 % 341.834 72 % 43.921 130 % 89 %
Benchmark (Durch-schnittswert)
80 %
73 %
137 %
80 %
D. Urbane Tourismusgemeinden mit inkorporierten Fremdenverkehrszentren (zwei Gemeinden):
Gemeinden
2010 Tourismusjahr
2010 Sommersaison
2010 Wintersaison
Anteil Sommer in % absolut Index absolut Index absolut Index
Klagenfurt 381.855 95 % 263.711 86 % 118.144 129 % 69 %
Villach 804.519 69 % 609.908 62 % 194.611 109 % 76 %
Benchmark (Durchschnittswert)
82 %
74 %
114 %
73 %
E. Kurtourismus (eine Gemeinde):
Gemeinde
2010 Tourismusjahr
2010 Sommersaison
2010 Wintersaison
Anteil Sommer in % absolut Index absolut Index absolut Index
Althofen 104.620 66 53.668 64 50.952 68 51
Eine weitere Überlegung bezieht sich auf den Zeitpunkt für den Beginn der Zeitreihenanaly-
se. Der Zusammenbruch des Kommunismus und die Öffnung der mittel- und osteuropäi-
schen Märkte (MOEL-Länder), aber auch die Neuorganisation der Kärntner Tourismusver-
bände lassen es zweckmäßig erscheinen, den Beginn der Analyse mit dem Jahr 1991 anzu-
setzen.5
5 Die Festlegung des Beginnes der zu untersuchenden Zeitreihe zu einem bestimmten Zeitpunkt wie z.B. 1991
haftet immer etwas Zufälliges an und kann auch zu Fehlschlüssen führen. So hatte beispielsweise die Gemeinde Feld am See einen drastischen Rückgang in der Sommersaison im Jahr 1990 zu verzeichnen (- 44 % in einem Jahr). Der Grund war die Trennung von der Gemeinde Afritz 1991!
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In jeder der 31 zu untersuchenden Fremdenverkehrsgemeinden sollen wiederum in Form
einer schriftlichen Befragung drei Fragengruppen erhoben werden:
(1) Was sind die Ursachen dafür, dass sich die Gemeinde ……. in einzelnen Parametern –
nach Sommer- und Wintersaison getrennt – schlechter oder auch besser als der Durch-
schnitt (Benchmark) in der jeweiligen Fremdenverkehrsgemeindegruppe entwickelt hat?
(2) Und welche Lösungsvorschläge wurden und werden entwickelt, um die Benchmark zu
verbessern.
(3) In den letzten zwanzig Jahren wurden von den verantwortlichen Stellen in Bund und
Land verschiedene Marketingpläne entwickelt und strategische Maßnahmen zu Erhöhung
der Übernachtungszahlen in der Sommer- wie auch in der Wintersaison ergriffen. Die
Benchmarkanalyse 6 bietet sich auch dafür an, die Wirkung dieser Maßnahmen zu untersu-
chen.
6 In diesem Fall werden bei der Benchmark-Analyse die Ergebnisse der jeweiligen Untersuchungsgemeinde mit
dem Gruppendurchschnitt verglichen – und Ursachen für allfällige Abweichungen erforscht. Neben dem Durch-schnittswert als Benchmark sind aber noch weitere Vergleichsmaßstäbe denkbar:
Es wird ein bestimmter zu erreichender Wert vorgegeben. Die Vorgaben dürfen aber nicht nachträg-lich formuliert werden. Post festum – „Vorgaben“ sind immer willkürlich und es haftet ihnen immer der Charakter einer nachträglichen Rechtfertigung an.
Man orientiert sich an einem Vorzeigebeispiel, z. B. eine „Musterfremdenverkehrsgemeinde in Öster-reich oder im vergleichbaren Ausland („best practice“).
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D. Exemplarische Darstellung der schriftlichen Befragung in der Fremdenver-
kehrsgemeinde Bad Kleinkirchheim
Für jede der 31 Gemeinden soll ein eigener Erhebungsbogen ausgearbeitet werden, der auf
die spezielle Entwicklung des Fremdenverkehrs in der Untersuchungsgemeinde Bezug
nimmt.
Vier bis sechs Fremdenverkehrsexperten (Bürgermeister bzw. der Fremdenverkehrsreferent
als politische Vertreter, Leiter des kommunalen Tourismusverbandes, Fremdenverkehrsex-
perten wie Hoteliers, Geschäftsführer touristischer Einrichtungen usw.) sollen in die Delphi-
Studie einbezogen werden.
Im Folgenden soll der Erhebungsbogen anhand der Fremdenverkehrsgemeinde Bad Klein-
kirchheim exemplarisch verdeutlicht werden:
Erhebungsbogen zur Entwicklung des Fremdenverkehrs
In Bad Kleinkirchheim 1973 - 2010
Einleitungssätze zum Aufbau der Erhebung und Sinnhaftigkeit einer solchen Studie.
Der Fremdenverkehr in Bad Kleinkirchheim ist durch folgende Entwicklungslinien charakteri-
sierbar:
-
200.000
400.000
600.000
800.000
1.000.000
1.200.000
19
73
19
75
19
77
19
79
19
81
19
83
19
85
19
87
19
89
19
91
19
93
19
95
19
97
19
99
20
01
20
03
20
05
20
07
20
09
2 Bad Kleinkirchheim
(4) Insgesamt
(5) Sommer
(6) Winter
(13) Inländer Sommer
(27) Inländer Winter
Linear ((4) Insgesamt)
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Statistische Kennziffern zur Lage des Fremdenverkehrs
in der Gemeinde Bad Kleinkirchheim
Entwicklung der Übernachtungen zwischen 1973 und 2010
Übernachtungen
Index 7
1973
2010
Tourismusjahr
647.241
764.379
118 %
Sommer
428.992 302.817
71 %
Winter
218.249 461.562 211 %
Entwicklung der Übernachtungen zwischen 1991 und 2010
Übernachtungen
Index
Benchmark aus den 9 Zwei-Saiso-nen - Ge-meinden
1991
2010
Tourismusjahr
1.057.179 764.379 72 % 113 %
Sommer
542.177 302.817 56 % 93 %
Winter
515.002 461.562 90 % 148 %
7 Index: Die Übernachtungen im Bezugsjahr 1973 wurden 100 gesetzt. Index = Aktuelles Jahr (2010)/ Bezugsjahr
(1973) * 100. Die Übernachtungen im Tourismusjahr 2010 machen beispielsweise 118 % des Jahres 1973 aus. D. h. die Zunahme innerhalb dieser 40 Jahre betrug + 18 %
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Erhebungsfragen:
(1) Im langfristigen Trend von 1973 – 2010 hat Bad Kleinkirchheim in den Sommermo-
naten weniger schlecht als die 31 Fremdenverkehrsgemeinden, die zum Vergleich heran-
gezogen werden, abgeschnitten.
Abnahme der Übernachtungen in allen 31 Fremdenverkehrsgemeinden zusammen: - 41 %
Abnahme der Übernachtungen in Bad Kleinkirchheim: - 29 %
Worauf führen Sie dieses bessere Abschneiden in Ihrer Gemeinde zurück?
(2) Nicht so positiv wie im langfristigen Trend stellen sich die mittelfristigen Entwick-
lungen in den Sommersaisonen zwischen 1991 und 2010 dar. Während es zwar – ver-
glichen mit allen 31 Fremdenverkehrsgemeinden – keinen signifikanten Unterschied gibt,
bestehen aber beträchtliche beim Vergleich mit anderen Zwei-Saisonen - Fremdenverkehrs-
gemeinden.
Leichte Abnahme der Übernachtungen in den neun Zwei-Saisonen- Gemeinden: - 9 %
Starke Abnahme der Übernachtungen in Bad Kleinkirchheim: - 44 %
Worauf führen Sie diese schlechtere Entwicklung, als es der Benchmark (Durchschnitt aus
den neun 2-Saisonen-Fremdenverkehrsgemeinden) entspricht, zurück?
(3) Zwischen 1991 und 2010 haben die Übernachtungen im Winterfremdenverkehr in allen
31 untersuchten Fremdenverkehrsgemeinden um + 21 % zugenommen, in den neun unter-
suchten 2-Saisonen-Fremdenverkehrsgemeinden sogar um + 48 %. In Bad Kleinkirchheim
kam es aber zu einem Rückgang um – 10 %.
Worauf führen Sie dieses Zurückfallen von Bad Kleinkirchheim seit 1991 in der Wintersaison
zurück?
(4) Die gewerblichen Betriebe in Bad Kleinkirchheim sind besser als anderswo ausge-
lastet.
Welche Maßnahmen wurden mittelfristig ergriffen, um diese bessere Auslastung zu errei-
chen?
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(5) Die Privatvermietung (Nicht- Bauernhöfe) kam im Kärntner Fremdenverkehr prak-
tisch zum Erliegen.
Übernachtungen /Sommersaison
1973 – 2010 1991 - 2010
Index Veränderung Index Veränderung
In allen 31 Gemeinden: 6 % - 94 % 18 % - 82 %
Bad Kleinkirchheim 9 % - 91 % 25 % - 75 %
a) Worauf führen Sie diese drastischen negativen Entwicklungen zurück?
b) Welche Maßnahmen sollten ergriffen werden und halten Sie solche Maßnahmen über-
haupt für zweckmäßig, um dieses Unterkunftsangebot für die Urlaubsgäste wieder attraktiver
zu machen?
(6) In Bad Kleinkirchheim kam es in den Sommersaisonen ab 1991 auch zu einer Ab-
nahme des Angebotes „Urlaub auf dem Bauernhof“. Allerdings nicht so drastisch wie in
den anderen Fremdenverkehrsgemeinden.
Abnahme der Übernachtungen in allen 31 Fremdenverkehrsgemeinden: - 76 %
Abnahme der Übernachtungen in Bad – Kleinkirchheim: - 60 %
Worauf führen Sie mangelnde Attraktivität dieser naturnahen Unterkunftsform zurück?
(7) Bad Kleinkirchheim hatte in der Sommersaisonen 1973 bis 2010 bei den inländi-
schen Touristen eine signifikante Zunahme der Übernachtungen (+ 48%) zu verzeich-
nen, mittelfristig zwischen 1991 bis 2010 kam es aber in dieser Zielgruppe zu einer
Abnahme der Übernachtungen (- 9 %).
Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück, dass nach einem kurzen Höhepunkt in den
Jahren zu Beginn der 90er Jahre die inländischen Urlaubsgäste wieder zögerlich Bad Klein-
kirchheim als Urlaubsdestination wählten?
(8) Zwischen 1991 und 2010 mieden die inländischen Touristen in der Wintersaison
Bad Kleinkirchheim noch stärker als in der Sommersaison.
Zunahme der Übernachtungen in allen 31 Gemeinden: + 6 %
Abnahme der Übernachtungen in Bad Kleinkirchheim: - 35 %
Worauf führen Sie diese für Bad Kleinkirchheim so negative Entwicklung zurück?
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(9) Die Krise des Kärntner Fremdenverkehrs ist vor allem durch das Ausbleiben der bundes-
deutschen Urlaubsgäste in den Sommermonaten charakterisierbar.
Übernachtungen
1973 – 2010 1991 - 2010
Index Veränderungen Index Veränderungen
Alle 31 untersuchten Gemeinden 31 % - 69 % 40 % - 60 %
Bad Kleinkirchheim 27 % - 73 % 25 % - 75 %
Welche Erklärungen gibt es Ihrer Meinung nach für den überdurchschnittlichen Rück-
gang bundesdeutscher Gäste in Bad Kleinkirchheim – vor allem seit 1991?
(10) Kommentieren Sie die Entwicklungen der Übernachtungszahlen in der Wintersai-
son zwischen 1991 und 2010 folgender ausgewählter Zielgruppen.
Index Veränderung
a) Bundesdeutsche Urlaubsgäste
Neun Zwei-Saisonengemeinden insgesamt 71 % - 29 %
Bad Kleinkirchheim 34 % - 66 %
b) Italienische Urlaubsgäste
Neun Zwei-Saisonengemeinden insgesamt 153 % + 53 %
Bad Kleinkirchheim 144 % + 44 %
c) MOEL-Länder (Tschechien, Slowakei, Ungarn)/1996
Neun Zwei-Saisonengemeinden insgesamt 689 % + 589 %
Bad- Kleinkirchheim 442 % + 342 %
d) Länder des ehemaligen Jugoslawiens
Neun Zwei-Saisonengemeinden insgesamt 133 % + 33 %
Bad - Kleinkirchheim 115 % + 15 %
e) Urlaubsgäste aus den Benelux-Ländern
Neun Zwei – Saisonengemeinden insgesamt 128 % + 28 %
Bad Klein-Kirchheim 318 % + 218 %
f) Urlaubsgäste aus den skandinavischen Ländern
Neun Zwei – Saisonengemeinden insgesamt 103 % + 3 %
Bad- Kleinkirchheim 169 % + 69 %
(11) Bad Kleinkirchheim hatte in der Wintersaison 2010 461.562 Übernachtungen zu ver-
zeichnen. Wieviel schätzen Sie, dass es in der Wintersaison 2020 sein werden?
Zahl der geschätzten Übernachtungen in der Wintersaison 2020 anführen:
Begründen Sie kurz Ihre Festlegung:
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(12) Bad Kleinkirchheim hatte in der Sommersaison 2010 302.817 Übernachtungen zu ver-
zeichnen. Wieviel schätzen Sie, dass es in der Sommersaison 2020 sein werden?
Zahl der geschätzten Übernachtungen in der Sommersaison 2020 anführen:
Begründen Sie kurz Ihre Festlegung:
(13) Welche mittel- und langfristigen Ziele hat sich Ihre Gemeinde in Bezug auf den
Fremdenverkehr gesetzt? ( bestimmte Übernachtungszahl zu erreichen, Stabilisierung der
Übernachtungszahlen durch Maßnahmen in der Vor- und Nachsaison, Neu - Positionierung
der Fremdenverkehrsgemeinde, Anbieten neuer Urlaubsformen, Ausbau der Wintersaison
usw.)
(14) Welche Maßnahmen im touristischen Bereich werden bzw. müssen in Bad Klein-
kirchheim / Land und Bund ergriffen werden, um die obigen lang- und mittelfristigen
Ziele zu erreichen?
E. Leistungsbeschreibung und Kosten
Für die Erstellung der Datenanalyse, der Ausarbeitung der gemeindespezifischen Erhe-
bungsbögen, der Durchführung und Auswertung der Erhebung, der Erstellung von 31 Ge-
meindeprofilen und einer Zusammenfassung der Ergebnisse mit der Darstellung der allge-
mein gültigen Entwicklungslinien und deren Abweichungen davon wird ein Pauschalhonorar
in der Höhe von ………in Rechnung gestellt.
Dauer der Projektarbeit: sechs Monate ab Auftragserteilung
Bei Auftragserteilung ersuchen wir um eine Akontozahlung in der Höhe von der Hälfte des
Auftragswertes.
Wir stehen für zusätzliche Erklärungen sowie weiterführende Gespräche jederzeit zur Verfü-
gung und
verbleiben mit vorzüglichen Hochachtung
(MMag. Dr. Kurt Traar)
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