Post on 05-Apr-2015
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Erwartungsbildung bei LehrernWortbildung: „Warten“ ist der Wortstamm.
Warten bezeichnet also eine Situation zwischen Vergangenem und Zukünftigem.
Beispiel zu „Warten“: Ich warte auf den Bus. Die Haltestelle und Uhrzeit sind mir bekannt. Nun warte ich also auf diesen Zeitpunkt der Abfahrt. Schließlich ist die Wartezeit vorüber und der erwartete Bus hält an und nimmt mich mit.
Erwartungsbildung bei Lehrern
Definition des Erwartungsbegriffes:
Erwartungen sind Schlussfolgerungen auf die Eintrittswahrscheinlichkeit
zukünftiger Ereignisse, Prozesse und Zustände sowie antizipierte
Bewertung.
Erwartungsbildung bei Lehrern
Wie bildet sich die Erwartung bei einem Lehrer aus?
Was erwartet ein Lehrer?
Erwartungsbildung bei Lehrern
Pygmalion im Klassenzimmereine Studie von Rosenthal & Jacobsen, 1971
Die Ergebnisse der Studie trafen in den sechziger Jahren auf eine sensibilisierte Öffentlichkeit, in der sich die Überzeugung durchgesetzt hatte:
Erwartungsbildung bei Lehrern
Fähigkeits-, Bildungs- und Leistungsunterschiede zwischen Individuen seien in erster Linie auf differente Sozialisationsbedingungen und damit verbundene ungerechte Bildungschancen zurückzuführen.
Erwartungsbildung bei Lehrern
Bei diesem Pygmalioneffekt, wurden Lehrern manipulierte Schülerdaten am Anfang des Schuljahres vermittelt. Die Erwartungshaltung richtete sich dann sehr stark nach dem Informationsbild des einzelnen Schülers. Die Gesellschaft sah sich in diesem Ergebnis bestätigt.
Erforschung von Lehrererwartung
1. Die theoretische und empirische Rekonstruktion der postulierten Wirkungskette zwischen interindividuell variierten Erwartungen.
Wirkungsanalyse von Lehrererwartungen
Erforschung von Lehrererwartung
2. Die theoretische und empirische Aufklärung der Genese von Lehrererwartungen, d. h. der Ausbildung, Fixierung, Veränderung und Beeinflussung von Erwartungen und die dabei wirksamen person- bzw. situationsspezifischen Einflüsse.
Entwicklungsanalyse von Lehrererwartungen
Erwartungsbildung bei Lehrern
Theoretische Probleme (bei Rosenthal & Jacobsen)
Lehrer registrieren nach der Übernahme einer neuen Schulklasse einige wichtige Hinweise zu den Schülern:
Herkunft (z. B. Schichtzugehörigkeit)
Verhalten (z. B. Interaktionsstil)
Leistungen (vor allem im sprachlichen Bereich)
Erwartungsbildung bei LehrernA Die Unbestimmtheit des Begriffs
LehrererwartungKlassifikation von Lehrererwartung
a)Situations-Ergebnis-Erwartungenin denen aufgrund früherer Erfahrungen mit gleichen oder ähnlichen Konstellationen antizipiert wird, wohin eine bestimmte Situation führt, wenn man selbst nicht handelt, sondern den Ergebnissen ihren Lauf lässt.
Erwartungsbildung bei Lehrern
b)Handlungs-Ergebnis-Erwartungenin denen für verschiedene Handlungsalternativen wahrscheinliche oder mögliche Resultate eigenen Handelns vorweggenommen werden.
Erwartungsbildung bei Lehrern
c)Ergebnis-Folge-Erwartungenin denen mit bestimmten Handlungsergebnissen regelhaft assoziierte weitere Folgen berücksichtigt werden.
Erwartungsbildung bei Lehrern Die Die
unterschiedenen unterschiedenen Klassen Klassen von Erwartungen sind in Erwartungen sind in erster Linie auf die erster Linie auf die eigene Person, das eigene Person, das individuelle Handeln individuelle Handeln und die persönliche und die persönliche Wirksamkeit Wirksamkeit gerichtet. gerichtet.
Die Persönlichkeit eines Lehrers kann man nur sehr schwer schemati-sieren. Die äußeren Einwirkungen tragen wesentlich zu dem Entscheidungsver-halten bei.
Erwartungsbildung bei LehrernB Theoretische Modelle zur Beschreibung und
Erklärung der Erwartungsbildung bei Lehrern
Silbermann klassifizierte 1969 vier Arten von Schülertypen:
Zuneigungs-Schüler
Sorge-Schüler
Ablehnungs-Schüler
indifferenten Schüler
Erwartungsbildung bei Lehrern
Willis & Brophy, 1974
Sie suchten nach Schülermerkmalen, welche die Entwicklung der unterschiedlichen Lehrereinstellungen beeinflussen.
Erwartungsbildung bei Lehrern Erstinterview: Lehrer hatten keine
Testinformationen Kinder bearbeiten einen Schulreifetest,
den die Lehrer dann auswerten Bei der Befragung sollten die
Pädagogen für jedes Kind alle erinnerbaren Verhaltensmerkmale nennen und Stellungnahmen dazu abgeben
Erwartungsbildung bei Lehrern
Cross-lagged-panel-Analyse (1978)
Crano & Mellon versuchten „kausale
Beziehungen“ zwischen Lehrererwartungen und Schülerleistungen zu überprüfen. Dabei wurden 5200 siebenjährige Kinder und deren Lehrer über einen Zeitraum von vier Jahren in jährlichen Abständen getestet und befragt.
Erwartungsbildung bei Lehrern
Ergebnis: Es gibt Auswirkungen in beide Richtungen, aber der Einfluss von Lehrererwartungen auf Schülerleistungen gegenüber jenem der Leistungen auf die Erwartungen überwiegt erheblich.
Erwartungsbildung bei Lehrern
C Methodische Methodische Probleme bei derProbleme bei der
Erfassung und Erfassung und Analyse von von ErwartungsbildungErwartungsbildungen bei Lehrernen bei Lehrern
Erwartungsbildung bei Lehrern
Experimentelle Arbeiten Feldstudien Induzierte Erwartungen natürlich
gebildete Erwartungen Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Information und Erwartung Analyse der Erwartungsbildung
Direkte indirekte Erfassung der Lehrererwartung
Erwartungsbildung bei Lehrern
2. Empirische BefundeStudie von Storch (1978)
Ziel dieser Untersuchung: Bildung von Lehrererwartungen in den ersten
drei Wochen des ersten Schuljahres
Teilnehmer: Einbezogen waren 93 Schüler und die vier
Lehrerinnen einer Grundschule
Erwartungsbildung bei Lehrern
1. Interview einige Tage vor SchulbeginnEruierung des Vorwissens bei den Lehrern im Bezug auf die Schüler durch
- Namenslisten- Milieuhintergründe- Geschwister
Verlauf der Untersuchung:
Erwartungsbildung bei Lehrernund subjektive Gewichtung unspezifischer
Indikatoren
- Beruf des Vaters- Wohngegend- Geschlecht des Kindes
Erwartungsbildung bei Lehrern2. Interview am Nachmittag des ersten
Schultages
Jede Lehrerin hatte an diesem Tag zwei Stunden Kontakt mit der Klasse.
Erfragt wurden:
- Kontakte positiver/ negativer Art mit Kindern
- Erfahrung mit auffälligen Schülern
Erwartungsbildung bei Lehrern
3. Interview am Nachmittag des dritten Unterrichtstages
- Lehrer benannten Schülerphotos- Frage zu dem Thema, welche Kinder einen positiven bzw. negativen Eindruck
machten- Ordnen der Schülerphotos nach eigenen erstellten Kriterien
Erwartungsbildung bei Lehrern4. Interview am 13./14. Unterrichtstag
- Klassifikation nach der Silbermann-Typologie- kurz- und langfristige Leistungsbeurteilunngs- entwicklung
5. Drei Wochen später wurde mit den Kindern ein Schulreifetest durchgeführt, der von Lehrern und von Studenten beurteilt wurde.
Erwartungsbildung bei Lehrern
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Erwartungsbildung bei Lehrern
Schülermerkmale, die die Erwartungsbildung beeinflussen
Information über die familiäre HerkunftGeschlecht des Kindesäußeres ErscheinungsbildPersönlichkeitsmerkmaleVerhaltensmerkmale
Erwartungsbildung bei LehrernVerlaufsformen der Erwartungsbildung
Rolle des ersten Eindrucks – besonders wichtig sind:
- Kontakt- und Interaktionsverhalten- Arbeitsverhalten- Leistungsverhalten- häusliches Milieu
Fixierung von ErwartungLehrerreaktion auf erwartungswidrige
Informationen
Erwartungsbildung bei Lehrern3. Pädagogische Perspektiven
Schon im Alltagsverständnis bedeuten Erwartungen geistige Brücken zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Theoretisch ermöglichen Erwartungen dem Handelnden Voraussicht und Kontrolle, und sie verleihen dem Handeln im Strom des Geschehens Gerichtetheit und Kontinuität.
Viele Forschungsergebnisse sind sehr theoretisch und streifen die Realität lediglich.
Erwartungsbildung bei Lehrern
Zur Erwartungsbildung wird man in den nächsten Jahren neue Studien und Analysen „erwarten“ können.
Erwartungsbildung bei Lehrern
Kleine Anekdote
Ein Student der Astrophysik, der kurz vor der Promotion stand, erinnerte seinen früheren Lehrer daran, dass er einst vorhergesagt habe, es wäre ein „verdammtes Wunder“, wenn er ein Universitäts-studium absolvieren würde.Kurz vor der Promotionsfeier erhielt der angehende Doktor der Astrophysik telegraphisch die lapidare Antwort des Lehrers: „Es ist ein verdammtes Wunder!“
Erwartungsbildung bei Lehrern
Diskussion:Angenommen jeder Lehrer würde einem allgemeinen Erwartungsmodell folgen, sozusagen als futuristischer optionalisierter Roboter, so dass sein Handeln und seine Erwartung immer vorherbestimmbar sind, könnte dieser Lehrer seinen Unterricht interessant gestalten, so dass Schüler noch interessiert und engagiert mitarbeiten würden? Oder lebt Unterricht von allen Persönlichkeiten, die ihm Leben verleihen?
Erwartungsbildung bei Lehrern
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