Post on 23-Oct-2021
transcript
Geschichte der EpilepsieEpilepsie ist griechisch und heisst aufDeutsch "gepackt werden", ergriffenwerden oder angefallen werden. In derÜbersetzung steckt der "Anfall" bereitsdrin.Kaum eine andere Krankheit lässt sich
in der Medizingeschichte so weit zurück verfolgen, wie die Epilepsie. Früher sprach man von der Fallsucht, demWest-Syndrom oder der heiligen Krankheit.
Der Name die "Heilige Krankheit" entstand durch die Verbindung mit demGötti ichen, welche sich während desKrankheitsverlaufes herstellt.Bis zum Ende des 19. jahrhunderts wur
den epileptische Anfälle für eine Gei-steskrankheit gehalten. Epileptiker kön- Rüdiger Dahlke vergleicht einen epi- Dass Epilepsie so auffallend häufig the-nen die gleichen psychischen Sympto- leptischen Anfall mit einem Erdbeben. matisiert wird, mag wohl daran liegen,me aufweisen: traurig, vergesslich, un- Gewaltige Kräfte entladen sich in ruck- dass diese Krankheit tatsächlich sehrkonzentriert, depressiv - aber sie sind artiger Bewegung. Die Erde bebt, bis häufig ist. Vielleicht liegt es auch daran,nicht geisteskrank! Esgibt eine Menge die grössten Spannungen vorüber sind, dass sich die Symptome und das Er-hachbegabtet und betühm\er Per~ön- \.mo komm~ nach kle}l)eH:'1) Nachbeben scnelnungsb;}d se'nr dramatisch ~
....~\)~1i6i~\tdJ.,~~<'1~1~.~/ii<'!.~uJi_1it~~;~d::';~':':~~~~,:,,,,~':k'70""'i:"':"'~;;':t::'~'~>c:__<':"C<ftt~'&':~~"""'~"~~::-}:O·.·~);""="~':o\.I,::,,-... ~,-,- ..l.; .. ,I,:.:..•.~.'"
Epilepsie im Horoskop
Heike Untermoser
Epilepsie ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen des zentralen Nervensystems.jeder Mensch kann unter extremen Voraussetzungen einen epileptischen Anfall erleiden. Ausgelöst durch Stress,Fieber oder chronischen Alkoholismus.
Ein Anfall ist noch keine Epilepsie, es istnur ein Symptom. Erst nach zwei Anfällen, die im Abstand von mindestens 24Stunden eintreten, spricht man von Epilepsie.Auffallend ist das grosse Informationsdefizit in unserer Gesellschaft über das
Leiden von Epilepsie.jeder ist ausreichend informiert überden kindlichen Autismus, eine eher seltene Krankheit, die eines von mehrerentausend Kindern trifft. Gleichzeitig weissbeinahe niemand etwas über Epilepsie,die einen von hundert befällt.
Teil I
gibt sie in der heutigen Zeit noch dasFluidum des Unerklärlichen und Un
heimlichen, viele Ängste und Vorurteile kreisen um diese Krankheit.Trotz unsererfortschrittlichen medizini
schen Erkenntnisse gehört die Epilepsienoch immer zu den grossen Rätseln.Streng genommen ist Epilepsie keineKrankheit im klassischen medizini
schen Sinne, sondern ein Symptom,wie Kopfschmerzen, Schnupfen ...Warum löst ein epileptischer Anfallmehr Aufregung aus, als jedes andereebenso erschreckende Krankheitsbild?
Liegt es daran, dass der Kranke im Anfall zu sterben scheint? Daran, dass dieser "Pseudo-Tod" an den wirklichenTod erinnert?
Es wird noch lange dauern, bis manwirklich sicher sagen kann, was dieseMenschen befallen hat, nur eine Krankheit wird es wohl nicht sein.
Krankheitals Zuflucht oder Selbstfluchtjedes Krankheitsbild, das sich im Körper niederschlägt, hat auch eine seelische Bedeutung. Wenn wir uns dieMühe machen, den Wegweiser zu erkennen, öffnet sich die Chance, der jeweiligen Lebensaufgabe auf die Spur zukommen.
Bei Epilepsie geht es in erster Linie umden Bewusstseinsverlust. Das Bewusst
sein verlässt den Körper und wird ineine andere Realität gerissen, wo sichder Betreffende nicht zurecht findet und
im Normalfall bringt er auch keine Erinnerungen zurück.
anderen Seins-Zustand gebracht. Daskann nur passieren, wenn wir uns nichtim Einklang mit dem Leben befinden.Man befindet sich in einer geistig-seelisch labilen Situation, wo ein Anstossoder ein Unfall genügt, um in einenanderen Bewusstseinszustand zu rutschen. Ob dieser Zustand schlechteroder besser ist, dürfen wir nicht beurteilen. Es könnte durchaus sein, dassman höhere, geistige Energien mobilisiert und dadurch "erhoben" in einen
anderen Bewusstseinszustand gerät.Wenn man diese Energie nicht haltenkann, fällt man wieder zurück in seinbisheriges Energiefeld.
Bei Menschen, die an Epilepsie leiden,scheint die Affinität zu Unfällen, einestarke Identifikation mit einem Toten
oder einem Trauma grass. Es hat denAnschein, dass sich diese Menschennicht wirklich von ihrer Krankheit be
freien wollen. Anscheinend gibt Ihnenerst diese Krankheit ihre eigene Identität. Durch diesen Zustand haben siesich ein Selbstbild erschaffen, indem siejeder erkennt. Man möchte diesen einen Teil von sich, von dem man eigentlich keine klare Vorstellung hat, nichtaufgeben.In unerträglichen Situationen zieht maneine Flucht in den Anfall vor und hatsomit erst einmal seine Ruhe und mussnicht mehr hinschauen.
Epilepsie in der KunstEpilepsie ist eine chronische Krankheit,welche den Menschen in der berufli
chen Tätigkeit, in zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Bereichenbis hin zur Freizeitgestaltung beeinträchtigen kann.Die Kunst zeigt an diesem Krankheitsbild ein immerwährendes Interesse. Es
gibt viele Bilder, Skulpturen und zeitgenössische Darstellungen, in denendie Epilepsie als Motiv dient.
Epilepsie in der LiteraturSeit der Antike bis heute ist Epilepsiedas Thema von Romanen und Gedichten so wie von Dramen und Erzählun
gen: z.B. Cervantes im Don Quichotte,Shakespeare im Lear - im Hamlet, Thomas Mann - der Zauberberg, AgathaChristie - das Schicksal in Person, Mordauf dem Golfplatz, die Morde desHerrn ABC. Der russische Schriftsteller
Fjodor Dostojewski litt selbst an Epilepsie und hat sein eigenes Krankheitsschicksal in seine Werke einbezogen.Der Idiot, der Doppelgänger und dieDämonen geiten als die bekanntestenWerke. Dostojewski war einer der grössten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts.Für die Medizin lieferte er sehr wesent
liche Beiträge, durch die genaue Schilderung seiner häufigen epileptischenAnfälle.
Das Gehirn
Unser Gehirn ist ein komplexes Organ,vergleichbar mit dem leistungsfähigstenComputer, wobei das Gehirn in allenBelangen noch überlegen ist. Wie derComputer ist dieses Wunder vonGehirn auch störungsanfällig.Neben dem Grosshirn, Kleinhirn undZwischenhirn befinden sich hier auch
die Schläfenlappen, (hinter dem Ohr),wo ein grosser Teil des limbischenSystems liegt. Das limbische System hatdie Aufgabe, Emotionen zu verarbeiten.Bedeutendes graviert sich somit unvergesslich in unsere Hirnzellen.
E p'physe
Patienten mit einer Schläfenlappenepilepsie zeigen gehäuft "Spirituelle Visionen" und neigen zu tiefer Religiösität.Sind epileptische Anfälle auf diese kleine Hirnregion begrenzt, gehen diese oftmit Erlebnissen göttlicher Gegenwart,dem Gefühl in Flammen zu stehen undsich in unmittelbarem Kontakt mit Gottzu befinden einher. Die Gefühle kön-
Astrolog Nr. 163
nen von tiefster Verzweiflung bis zuhöchster Ekstaseführen.
Ein generalisierter Anfall umfasst dasganze Gehirn, beide Seiten gleichzeitig.Was aber passiert nun qenau in denTemporallappen (Schläfenlappen)? Psychische oder nervliche Erregungszustände verstärken die Anzahl der elek
trischen Nervenimpulse im Gehirn.Das führt zu einem Impulsstau und einer explosiven, plötzlichen Entladung.Ein epileptischer Anfall ist eine unspezifische Antwort des Gehirns auf eine
Anzahl möglicher Schädigungen undReize.
Ursachen für die Schädigung desGehirngewebes können sein:HirnhautentzündungHirnblutungSauerstoffmangel unter der GeburtHirnverletzung durch UnfallSchlaganfallStoffwechselstörung des GehirnsTumor oder Fehlbildung in der Hirnentwicklung
Heilungschancen von EpilepsienEs gibt inzwischen eine grosse Anzahlvon Medikamenten, die wirksam sind,auch wenn sie längst nicht in jedem Fallausreichend sind. In vielen Fällen sind
diese Anti-Epileptika lebensnotwendig,um die Krampfanfälle zu verhindern,oder wenigstens auf ein erträglichesMass zu reduzieren.
Leider sind alle Anti-Epileptika mit verschieden starken Nebenwirkungen behaftet: starke Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Energiemangel, Hautreaktionen,Haarausfall sind nur einige davon.Epilepsiespezifische Forschungen wären dringend nötig, um ein wirksameresund vor allem nebenwirkungsärmeresMedikament zu erhalten.
Alternativen
Esgibt einige hervorragende Mittel ausder Naturmedizin, aber ein allopathisches Medikament soll auf keinen Fall
von einem Tag auf den anderen abgesetzt werden.
Aethusa-Hundspetersi/ie hat eine besondere Wirkung auf das Nervensystem.Asteria rubens-Seestem ist ein traditio
nelles Epilepsiemittel.Cuprum-metallisches Kupfer hat Wirkung bei allen Formen von Krämpfen.Hyoscyamus-Bi/senkraut deckt als
Heilpflanze den gesamten Beschwerden und Symptomkomplex dieser Erkrankung ab.
Weitere Möglichkeiten, die den Heilungsverlauf unterstützen können, wären:BachblütenSchüssler-Salze
FarbtherapieHomöopathieum nur einige zu nennen.Jede Erkrankung ist auch immer eineBotschaft und ein Lernweg. Nicht immer bedeutet Heilung, das Wegnehmen einer Krankheit. Es ist durchaus
möglich, dass vom Kranken das höchstmögliche Mass an Bewusstwerdunggefordert wird, bevor Heilung geschehen kann. Wenn die Information der
Krankheit erkannt wird, geschieht inder Regel auch Linderung oder meistens sogar Heilung.
Zusammenfassunq und WichtigesVon einer Epilepsie spricht man erstnach mehreren Anfällen ohne erkennbare Ursache.Durch Anfälle werden keine Gehirnzellen zerstört.
Epilepsie ist genau genommen keineKrankheit, sondern eine Störung desGehirns.
Esgibt mehr als 20 Arten von Epilepslen.
Esgibt keinen typischen Epileptiker.Menschen mit Epilepsie unterscheidensich voneinander ebenso, wie Menschen mit hohem Blutdruck oderZuckerkrankheit.
Epilepsie ist keine Geisteskrankheit,ebenso wenig wie andere neurologischen Krankheiten.
Die meisten Menschen mit Epilepsiesind nicht geistig behindert.Mehr als 90% aller Epilepsien sindnicht erblich.
Epileptische Anfälle sind kurz undhören von selbst wieder auf.
Geregelte Arbeit, Ruhe und genügendSchlaf, helfen Anfälle zu vermeiden.
Friedrich NietzseheHerkunft des NihilismusNietzsche ist nicht bereit feststehendeWahrheiten zu übernehmen und wen
det sich gegen die christliche Religion.Im Atheismus findet er keine Alternati
ve. Eine komplette Desorientierung undein Werteverlust sind die Folgen davon.Friedrich Nietzsche hatte eine exzentri-
21
I
sche und rebellische innere Einstellungund wendet sich bewusst gegen denWillen zum System. Seine Andersartigkeit und der Drang zum Universalwissen, lassen ihn zum Aussenseiter werden. Erwird zur damaligen Zeit von seinen Mitmenschen nicht oder falsch verstanden. Nietzsche hat die Sinn- und
Orientierungslosigkeit unserer Gesellschaft schon vorausgesehen.
Der Aphorismus entspricht NietzschesLebenswandel. Durch seine ständigeKrankheit und auf der Suche nacheinem festen Ort kann er seine Gedanken nicht kontinuierlich ausarbeiten.
So wird der Aphorismus massgeblichfür sein schriftstellerisches Verfahren.
Der erste Aphoristiker war Hippokrates,der in aphoristischer Form medizinische Lehrsätze aufstellte.
lebenslaufFriedrich Nietzsche wurde am 15.
Oktober 1844 in Sachsen in eine protestantische Familie und Umgebung hineingeboren. Sein Vater war Pfarrer undmusisch begabt, starb aber schon sehrfrüh (1849) infolge eines Sturzes an Ge-
:::.:t
wc:o>
musischen und literarischen Bereich
ermöglicht ihm eine glänzende Ausbildung in der strengen humanistischenInternatsschule in Pfort. Er ist sensibel,introvertiert und zieht sich von seinenMitschülern immer mehr zurück. Er
hängt seinen Gedanken nach, schreibtund komponiert, wobei er schon in dieser Zeit unter ständigen Kopfschmerzenleidet. In der 11. Klasse schreibt er den
Aufsatz "Zweifel am Kinderglauben".
Mit 18 jahren gründet er die literarischmusikalische Vereinigung Germaniaund hält seinen ersten Vortrag "Dasganze Christentum gründet sich aufAnnahmen". Weil es zu Hause verbo
ten war, über jegliche moderne Theologie zu sprechen, errichtete er sich seineeigene Welt. Geplagt von Zweifeln undisoliert entfremdete er sich von derMutter.
Als Theologiestudent entdeckt er 1864in einem Antiquariat Schopenhauer. Ervertrat als einer der ersten Philosophendes 19. jahrhunderts die Überzeugung,dass die menschliche Vernunft nicht
fähig ist, die Zusammenhänge undGesetzmässigkeiten der objektiven Realität zu erkennen. Seine These stützt
sich auf Kants und Platos Philosophie.Schopenhauers Hauptwerk ist "DieWelt als Wille und Vorstellung". DieseAnschauung veranlasste Nietzsche,sein Theologiestudium aufzugeben. Erverabschiedete sich in Form eines Gedichtes vom christlichen Glauben. Da
nach besucht er unregelmässig Vorlesungen in verschiedenen Sachgebieten,kann sich aber nicht entschliessen
etwas zu Ende zu bringen.1865 wechselt er an die Universität
Leipzig, um Philologie zu studieren.Die folgenden Studienjahre sind entscheidend für den Denker Nietzsche.In der Militärzeit stürzt er von einem
Pferd, die Verletzung wird falsch diagnostiziert und führt zu einem langenKrankenhausaufenthalt (evt. Auslöserfür Epilepsie).Als 24-jähriger wird ihm noch vor derPromotion eine Professur in Basel angeboten. Er nimmt an und bekleidet denLehrstuhl mit Griechisch und Literatur.
Er plant sein Studium ordentlich abzuschliessen und seine Dissertation über
Diogenes Laertius zu schreiben. Tatsächlich aber erhält er die Promotion
ohne Disputation, auf Grundlage dervorher veröffentl ichten Arbeiten.
Für das 24-jährige Genie ist Basel einGlücksfall. Er lernt Richard Wagnerkennen, dessen Musik ihn fasziniert.Seine Schwester führt ihm den Haushalt und hält ihm den Rücken frei. Den
noch lässt ihn sein enormer Ehrgeizimmer unzufriedener werden, was sichin häufigen Krankheiten niederschlägt.
Nietzsche sieht seinen Wahlspruch"Werde, der du bist" insgesamt verfehlt.In Wagner sah Nietzsche einen grossartigen Menschen und er unterstützte ihnbei seiner grossen Aufgabe nur zu gerne, um den Universitätspflichten zuentkommen. Er dachte sogar daran,sich beurlauben zu lassen. Auch war er
nicht abgeneigt sich öfter in WagnersHaus aufzuhalten, weil er sich in dievierundzwanzig jahre jüngere GeliebteWagners, Cosima, verliebt hatte. Siegabihm das Gefühl, ein besonders wichtiger Gast zu sein.Sein Sexualleben ist uns völlig unbe-
hirnleiden. Sein jüngerer Bruder starbein jahr darauf. Diese Verluste, dieAngst des Verlassenwerdens prägensein weiteres Leben. Friedrich wächstin einem reinen Frauenhaushalt mit sei
ner jüngeren Schwester Elisabeth, seiner Mutter, Grossmutter, Tanten undeinem Dienstmädchen auf.
Durch die Erziehung alles frömmelnderFrauen, assoziierte er den Glauben mitweiblich, schwach und dekadent. Eswar ihm zu Hause nicht erlaubt, Fragenbezüglich des Glaubens zu stellen.Schon hier dürfte der Grundstein für
seine ersten Schritte in Richtung Atheismus gewesen sein. Seine Begabung im
22
Radix Friedrich Nitzsche, 15.10.1844,09.14, Röcken bei Lützcn 0 Häuserhoroskop
Astrolog Nr. 163
kannt, aber er war ein leidenschaftlicher Briefe Schreiber, aus diesen, obenGenanntes hervorgeht. Hauptthemenseiner Briefe sind Krankheit und Einsamkeit.
Richard Wagner sieht in Nietzsche ver-
11 \ 1~
' •.•.' •..•.•. '/".''''''. MC
a\··\~···,;·:!,··,::·%~'// "./. (,.{( ~~>~,,,"-.. d' ..~/~./" ~,.\/~./)':... ". '.N~" L j . ", \. ~-"" .. - . ;
AC f-bc; j': >-~L 1DC
. , ~ ;. ~ . -
;.,. ~ ,e .,- n~~ ", f j'; ... .-' i../'y. i f'
,u:~·>~~ A .• ···/·:.;Z') .f::.C!JJI~.,., ....• \ .•,.."
" ....• "..,.~ ~ ~:',.\:. "'."". ~"
IC ..'..."....;...,,\'1' .• "
" ,Richard Wagner, 22.05.1813, Leipüzig D
mutlich den Bewunderer, dessenschriftstellerische und geistige Kräfte erfür sich nutzen will. Er findet in ihm
einen euphorischen, genialen Propagandisten. Die Fassade der Freundschaft beginnt zu bröckeln, und 1876kommt der endgültige Bruch. Nietzsche hat sich von Wagner zu wenigbeachtet und geschätzt gefühlt. Ineinem Brief an Cosima schreibt er, dassdie Schopenhauer Philosophie überwunden sei, damit hat er die Freundschaft symbolisch gekündigt.Im Winter 1876/77 wird dem Basler
Professor ein Urlaubssemester zugestanden, wegen permanenter Migräne,Übelkeit und Augenschmerzen.
Bei seinen Vorlesungen lernte er PaulRee kennen - daraus entwickelte sicheine Freundschaft. Zusammen verbrin
gen Sie den Urlaub in Italien, undschmieden Pläne, wo Nietzsche einereiche Frau kennen lernen könnte, damit er nach der Heirat endgültig Abschied nehmen könnte, von der Universität. Nietzsche ist sehr ungeübt beider Suche nach der geeigneten Partnerin und spürt instinktiv, dass es für ihneine unwahrscheinliche Sache bleibenwird (auch diese Freundschaft mit PaulRee, wird später von Nietzsche beendet).
In späteren jahren unternimmt er nochein paar Mal den Versuch, eine Frau fürsich zu gewinnen, aber es bleibt alles
Astrolog Nr. 163
beim Alten, so wie er es von Anfang angespürt hat.
Immer öfter muss der Professor Urlaub
nehmen, wegen der zunehmenden Anfälle, den Verdauungsproblemen und
~ \'.,.,.,.....:~~J."l1\..···:..·\..·,·,.. ~·t,·,,!·r,:·,,·/' ••.... - ..-- •..•.. -,,,,, ~''',: ..,,1
., ...~.< .~.,, v.~··· ....~...;f; ..~{ ..-:'
rA7'r/;"~ " l' ,,/' ".•'--..~... , "\F~./
.:'f--/ ~ ~.,j~,-7,4-' 0 . [-DC---; "0 .. c; - -.-
AC!~, +' .i~:~/--l'---::.~"' ···0 .•/./'-.....'" .." / .............•.... ",,' ".
/' ~ •• M
u>,···'''~Z·_··..~-,..,_·!. ..\·<''·..Z··-'·(.:(.""." -- \,.,1 ""'''' ,.\''. ".~'" ... ,~..~'
•, { •• ," •• ' •••. L •••••.• ,
, • OJ
IC
Cosima Wagner, 24.12.1837, 20.00, Bellagio I
Augenschmerzen. Hinzu kommen immer länger anhaltende Depressionen.Genau zehn jahre nach der Professurrichtet er sein offizielles Entlassungsgesuch an Carl Burckhart, den Regierungspräsidenten von Basel.Hier ein Auszug aus seinem Brief:"Hochgeachteter Präsident! Der Zustand meiner Gesundheit, derentwegenich schon mehrere Male mich miteinem Gesuche an Sie wenden musste,lässt mich heute den letzten Schritt tun
und die Bitte aussprechen, aus meinerbisherigen Stellung als Lehrer an derUniversität ausscheiden zu dürfen. Die
inzwischen immer noch gewachseneäusserste Schmerzhaftigkeit meinesKopfes, die immer grösser gewordeneEinbusse an Zeit, welche ich durch diezwei- bis sechstägigen Anfälle erleide,die von neuem (durch Hrn. Schiess)
festgestellte erhebliche Abnahme meines Sehvermögens, welches mir kaumnoch zwanzig Minuten erlaubt ohneSchmerzen zu lesen und zu schreiben
dies alles zusammen drängt mich einzugestehen, dass ich meinen akademischen Pflichten nicht mehr genügen, jaihnen überhaupt von nun an nichtnachkommen kann, nachdem ichschon in den letzten jahren mir mancheUnregelmässigkeit in der Erfüllung dieser Pflichten, jedes Mal zu meinemgrossen Leidwesen nachsehen musste."
Nietzsche wird im Alter von 35 jahren
pensioniert. Ständig auf der Suche nach
dem richtigen Ort (Wetterfü hIigkeit)verschlimmert sich sein physischer Gesundheitszustand zusehends. Gleich
zeitig berichtet er in seinen Briefen, voneinem Sprung in neue Welten und geistiger Entwicklung. Innere Leere und niegekannte Höhenflüge wechseln einander ab.
Nietzsche zieht sich vollkommen in die
Einsamkeit zurück, um geistig arbeitenzu können. Seine philosophischen Gedanken sind mit keinem Menschen teil
bar. Erplant, sich selbst ein Arzt zu seinund sich im tiefsten Inneren treu zubleiben und auf nichts Fremdes mehrzu hören. Seine Schaffenskraft währendseiner Krankheit bleibt ein Rätsel.
Literatur1881 wird sein erstes Werk
"Morgenröthe" veröffentlicht1882 Die fröhliche Wissenschaft
1883 Also sprach Zarathustra1886 jenseits von Gut und Böse1887 Zur Genealogie der MoralDer AntichristEcce homo1889 Götzendämmerung
Fortsetzung im nächsten Heft
23