Post on 18-Sep-2018
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Björn Daum Fachkrankenpfleger für Psychiatrische Pflege 1
Empowerment Resilienz Salutogenese
Gesundheitserhaltende und gesundheitsfördernde Konzepte in der
pflegerisch-pädagogischen Arbeit
Björn Daum Fachkrankenpfleger für Psychiatrische Pflege
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Björn Daum
•seit Oktober 2000 Krankenpfleger•seit Oktober 1997 in der Rhein-Mosel-Fachklinik•Zertifikatkurs psychiatrische Pflege absolviert•seit Dezember 2007 Fachkrankenpfleger
für psychiatrische Pflege
Im Rahmen der Fachweiterbildung Resilienz, Empowermentund Saltugenese als Thema der Facharbeit gewählt
Björn Daum Fachkrankenpfleger für Psychiatrische Pflege
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Übersicht:
1. Was ist Gesundheit?
2. Definitionen und Basisinformationen:2.1 Empowerment 2.2 Resilienz2.3 Salutogenese
3. Haltungsalternativen am Beispiel empowermentorientierter Arbeit
Björn Daum Fachkrankenpfleger für Psychiatrische Pflege
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1. Was ist Gesundheit?
Die WHO (World-Health-Organisation) definiert die Gesundheit mit folgendem Satz:
„Gesundheit ist ein Zustand des vollkommenen phsyischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens“.
Macht uns diese Definition nicht alle zu mehr oder weniger kranken Menschen???
Seit einiger Zeit zeichnet sich allerdings ein Paradigmenwechsel ab.
Gesundheit wird nicht mehr als statische Größe sondern als dynamischer Prozess mit Höhen und Tiefen verstanden.
Nach diesem Verständnis lässt sich die Gesundheit fördern erhalten und wiederherstellen.
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Ein möglicher empowermentorientierter Gesundungsverlauf
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2.1:Empowerment
Definition:
Empowerment bedeutet im Deutschen, Selbstbefähigung
oder Selbstbemächtigung.
Im psychiatrischen Sinne meint Empowerment die
Zurückgewinnung von Stärke.
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Basiswissen:
Empowerment versteht sich nicht als Pflegekonzept, sondern mehr als innere Haltung der Pflegenden.
Im Mittelpunkt des Empowerment steht das ressourcenorientierte Arbeiten.
In der Praxis zeigt sich leider oftmals ein anderes Bild:
die Patienten werden „pathologisiert“ es wird mehr über Defizite als über Fähigkeiten gesprochen.
Empowermentprozesse können nur von den Betroffenen selbst initiiert werden. Aufgabe professionell Pflegender ist die empathische Begleitung auf diesem Weg.Dazu gehört:
- Ressourcen erkennen, stärken und fördern
- Den Betroffenen die Möglichkeit geben, Fehler machen zudürfen
- Wünsche die die Behandlung betreffen so weit wie möglich umsetzten
- das Recht auf Selbstbestimmung der Betroffenen würdigen und respektieren
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Um den Betroffenen Selbstwirksamkeit spüren zu lassen, muss der professionell Pflegende sich selbst etwas zurücknehmen. Es gilt der Grundsatz der sogenannten „passiven Aktivität“.Faktoren die die Eigenaktivität und damit auch Selbstwirksamkeit stören sind unter anderem:
- Mitarbeiter die Passivität schlecht ertragen können
- Mitarbeiter die wegen Zeitnot etwas schnell selbst erledigen möchten
- Settings die die Diskussion mit Betroffenen aus verschiedensten Gründen ablehnen
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Ebenen auf die Empowerment eine positive Auswirkung hat:
- Förderung der Compliance
- Verhinderung von Selbststigmatisierungen
- Verhinderung von Hospitalismus
- Förderung und Festigung der professionellen Beziehung Abbau von Aggression und Gewalt
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„Man hilft den Menschen nicht, wenn man für sie tut, was sie selbst tun könnten“.
Der frühere amerikanische Präsident Abraham Lincoln sagte einmal:
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2.2 Resilienz:
Definition:
Der Begriff Resilienz kommt ursprünglich aus den
Ingenieurwissenschaften und kann mit Schlagfestigkeit
oder Widerstandskraft eines Werkstoffes übersetzt werden.
Im psychiatrischen Sinne meint Resilienz die
Widerstandskraft der Psyche gegen widrige Umstände und
die Fähigkeit sich nach Krisen wieder zu erholen.13Björn Daum Fachkrankenpfleger für Psychiatrische
Pflege
Basiswissen:
Wissenschaftliche Studien belegen das sich Resilienz in
der frühen Kindheit ausbildet.
Dazu benötigen Kinder eine feste Bezugsperson von
denen sie lernen und Hilfe erhalten können. Diese Person
ist idealerweise ein Elternteil, möglich sind aber auch
andere Bezugspersonen zu denen eine tragfähigen
Beziehung besteht.
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Resilienz bildet sich vor allem in Krisensituationen heraus die erfolgreich bewältigt wurden.
Auch wenn sich Resilienz besonders in der Kindheit ausprägt, ist sie doch keine konstante Größe. So lässt sie sich auch im Erwachsenenalter beeinflussen. Sie kann verloren und wieder erlangt werden.
Diese Dynamik bietet auch den Ansatz für pflegerische Intervention.
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Eine Studie an 19 Schizophreniebetroffenen arbeitete heraus das die Resilienz bei Betroffenen zyklischen Schwankungen unterlag.
Die Betroffenen denen es gelang sich an ihre Erkrankung anzupassen und diese zu akzeptieren erhielten ihre Resilienz oder erlangten diese wieder.
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Hier ist die Begleitung durch eine emphatische und professionelle Pflegekraft gefragt.Damit die Betroffenen Krisen meistern und ihre Erkrankung akzeptieren lernen benötigen sie von Pflegenden:
- ein hohes Maß an Information z.B. durchPsychoedukation
- Eine professionelle, tragfähige Beziehung um Krisen und deren Lösungen zu begleiten und zu reflektieren
- Vertrauen und Akzeptanz
- Hilfe beim Erlernen funktionaler Bewältigungsstrategien17Björn Daum Fachkrankenpfleger für Psychiatrische
Pflege
Das widererlangen von Resilienz kann sehr quälend und
mit Wut verbunden sein. Besonders wenn sich der
Betroffene mit Defiziten abfinden muss, die er vor seiner
Erkrankung nicht hatte.
Auch hier ist eine emphatische und vor allem
verständnisvolle Begleitung durch professionelle Helfer
unerlässlich.
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Durch die scheinbar plötzliche Anpassung an die Erkrankung die immer möglich ist, besteht auch Hoffnung für sogenannte „Chronisch Kranke“.
Meiner Meinung nach, besteht der Hauptnutzen der Resilienzforschung in dem vermitteln von Hoffnung denn:
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2.3 Salutogenese:
Definition:
Das Wort Salutogenese setzt sich aus den beiden Worten
„salus“ (Unverletzlichkeit, Heil, Glück) und „genesis“
(Entstehung) zusammen. Somit kann man Salutogenese
als Gesundheitserhaltung oder Entstehung übersetzen.
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Basiswissen
Das Konzept der Salutogenese wurde in den 70er
Jahren von dem israelisch-amerikanischen Sozial-
wissenschaftler Aaron Antonovsky entwickelt.
Salutogenese stellt die Frage, warum jemand trotz
widrigster Lebensumstände gesund bleibt.
Die Salutogenese stellt somit einen Gegenpol zur klassisch
pathogenen Ausrichtung der Medizin dar.
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„Der gefährliche Fluss des Lebens „
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Zentrale These der Salutogenese ist das sogenannte Kohärenzgefühl, dass Antonovsky wie folgt definiert:
„ eine grundlegende Lebenseinstellung, die ausdrückt, in welchem Ausmaß jemand ein alles durchdringendes, überdauerndes und zugleich dynamisches Gefühl der Zuversicht hat, das seine innere und äußere Erfahrungswelt vorhersagbar ist und eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass sich die Angelegenheiten so gut entwickeln, wie man vernünftigerweise erwarten kann“.
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Das Kohärenzgefühl unterteilt sich in drei „Unteraspekte“:
Verstehbarkeit meint die Fähigkeit Sinneseindrücke, als geordnete Informationen zu verarbeiten.
Handhabbarkeit drückt das Gefühl aus, dass Schwierigkeiten lösbare Aufgaben sind.
Sinnhaftigkeit oder Bedeutsamkeit meint die Fähigkeit einen Sinn in der eigenen Existenz zu sehen. Probleme werden als Herausforderung erlebt und die Lösung als lohnenswert empfunden.
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Neben dem Kohärenzgefühl spielen die generalisierten Widerstandsressourcen eine große Rolle in Antonovskys Konzept, dazu gehören:
- körperliche Faktoren
- Intelligenz
- Bewältigungsstrategien
- soziale Unterstützung
- finanzielles Vermögen und
- kulturelle Faktoren
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Die Widerstandsressourcen und das Kohärenzgefühl beeinflussen und verstärken sich wechselseitig:
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Möglichkeiten um das Kohärenzgefühl zu steigern sind eventuell:
- Steigern der Handhabbarkeit und Bewältigbarkeit
- Fördern der Verstehbarkeit
- Fördern der Sinnhaftigkeit der Existenz
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Abschließen möchte ich diesen kurzen Überblick mit einigen kritischen Fragen und Anmerkungen die in der Fachliteratur oft gestellt werden:
Ist ein mündiger Patient überhaupt erwünscht?
Wieweit kann Selbstbestimmung gehen, bei Störungen die die Wahrnehmung und Urteilsfähigkeit betreffen?
Forscher stellten fest, dass gerade die Betroffenen, die selbstbewusst auftreten und sich für ihren Gesundungsprozess interessieren, immer wieder in Konflikte mit der Institution geraten!
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3. Haltungsalternativen am Beispiel desEmpowerment
Empowermentorientiert arbeiten bedeutet auch, die
Handlungen und Reaktionen eines Betroffenen, deuten zu
können.
Manchmal stecken hinter, auf den ersten Blick, unlogischen
Verhaltensweisen funktionale Bewältigungsstrategien.
Dazu einige Beispiele:
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Beispiel 1:
Ein Betroffener verbringt den größten Teil des Tages in seinem Bett. Es hat den Anschein das er sich den Therapien und der Gemeinschaft entziehen will.
Mögliche funktionale Erklärung:
Der Betroffene hat Abgrenzungsprobleme und fühlt sich reizüberflutet. Da er dies wahrnimmt zieht er sich zurückum sich selbst zu schützen.
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Beispiel 2:
Eine Betroffene mit emotional instabiler Persönlichkeit verletzt sich trotz gemachter Behandlungsvereinbarung. Scheinbar ist sie nicht bündnisfähig.
Mögliche funktionale Erklärung:
Die Betroffene hat sich verletzt um sich vor schlimmeren Folgen wie massiven Verletzungen oder Suizid zu schützen.
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Beispiel 3:
Ein Betroffener lehnt bis jetzt sämtlich gemachte Therapieangebote ab. Er scheint keine Therapiemotivation zu haben.
Mögliche funktionale Erklärung:
Empowerment geht davon aus, dass es keine unmotivierten Menschen gibt, es stellt sich vielmehr die Frage, wozu ist jemand motiviert. Um dies herauszufinden eignet sich zum Beispiel Biografiearbeit.
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Beispiel 4:
Ein Betroffener kommt zur Aufnahme, im Aufnahmegespräch dreht sich alles um die Einweisungsproblematik. Wie lange existiert das Problem? Seit wann? Wie stark? usw.
Mögliche Alternative:
Die Frage „ und wann haben sie dieses Problem nicht?“lenkt mit einfachen Mitteln vom Krankheitsgeschehen ab und lenkt schon in der Aufnahme den Blick auf Ressourcen und Selbstwirksamkeit.
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!!