Post on 06-Apr-2015
transcript
Empirisches Forschungsseminar: Managergehälter und Emergenz
spontaner sozialer NormenKatja Rost
IOU Universität Zürich
Einleitende Bemerkungen• Organisation des Seminars
– Fällt evtl. an einigen Terminen aus; bitte regelmässig Mail und Homepage ansehen
– Bitte Gruppen bilden (3-4 Personen)• Mein Beitrag
– Vorgehensweise bei empirischer Forschung am Beispiel (relevant für viele Berufe, Abschlussarbeiten)
– Vorgehensweise bei einer Managementpräsentation• Ihr Beitrag
– Mithilfe bei der Erhebung (teils kleinere Hausaufgaben (ca. 1 Stunde Aufwand/Woche), Befragung von 20 Personen nach Stichprobenplan (ca. 10 Stunden Aufwand)
– Vorbereitung der Abschlusspräsentation (Zeit steht im Seminar zur Verfügung)
Zeitplan nächste 3 Sitzungen
• Sitzung 1: Besprechen der Forschungsfrage/ Theorie/ erste Vorschläge
• Sitzung 2: Erhebungs- und Fragebogendesign; evtl. Vergabe der Fragebögen (Zeit für die Befragung: 2 Wochen), Formulierung von Hypothesen
• Sitzung 3: Einführung in empirische Auswertungen
Vorgehensweise bei empirischer Forschung
• Forschungsfrage, Theorie, Hypothesen• Umsetzung in ein Erhebungsdesign• Erhebung• Auswertung
Forschungsfrage• Höhe der Managergehälter international sehr kontrovers diskutiert• Zwei Sichtweisen:
– Millionengehälter sind gerechtfertigt, da Kampf um Talente und Leistung
– Millionengehälter sind nicht gerechtfertigt -> keine Leistung, Kontrolle des Verwaltungsrates versagt
• Trends:– Diskussion findet zunehmend in der Oeffentlichkeit statt,
Regulierungsvorstösse• In der Forschung bislang offen:
– (1) Welche Meinung hat die breite Oeffentlichkeit zu den Millionengehältern?
– (2) Wann werden hohe Gehälter als nicht gerechtfertigt erlebt? – (3) Folgen hieraus Konsequenzen für die Wirtschaft?
165 grössten SMI/SPI Unternehmen (Rost & Osterloh 2008, S. 16)
Entwicklung der Managergehälter in der Schweiz
61%61%
22%22%
16%16%14%14%
29%29%
56%56%
14%14%
37%37%
49%49%
12%12%
70%70%
18%18%
25%25%
52%52%
23%23%
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Entwicklung der Managergehälter in den USA
S&P 500 Unternehmen (Jensen et al. 2004, 31)
2'986
368'2
1'668
646
0
500
1'000
1'500
2'000
2'500
3'000
+362%
2007200520001995
+158%
+42%
+26%
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Entwicklung der Managergehälter in
Deutschland
DAX30-Unternehmen (Schwalbach, 2008, S. 131)
Zwei alternative ErklärungenEmpirische Evidenz Erklärung:
funkt. Arbeitsmarkt(z.B. Kaplan, 2008; Martin & Moldoveanu, 2003; Murphy & Zábojník, 2007)
Erklärung: Managermacht(z.B. Bebchuk & Grinstein, 2005; Bogle, 2008; Tosi et al., 2000)
Anstieg der Gehälter (Murphy, 1999)
Wettbewerb Kontrollversagen
Geringe Korrelation Gehalt-Firmenerfolg in grossen Unternehmen (Jensen & Murhpy, 1990)
Verträge sind optimal Verträge sind suboptimal
Hohe Korrelation Gehalt-Firmengrösse (Baker et al., 1988, Murphy, 1999, Tosi et al., 2000)
„War for Talent“ steigt mit Unternehmensgrösse
Kontrollversagen steigt mit Unternehmensgrösse
Auswahl der Theorie
Befürwortung hohe Manager-
gehälter?Gründe Konsequenzen
Forschungsfrage:
Theorien/Konzepte:• (1) Theorie sozialer Normen
•Gründe = Externalitäten für die Betroffenen (Welche?)•Befürwortung= soziale Norm•Konsequenzen = Sanktionen zur Stützung der sozialen Norm
• (2) Legitimationstheorien•Legitimation zur Beschreibung von Externalitäten
• (3) Moralische Urteilsfähigkeit•Messung moralischer Legitimation
Legitimation hoher Managergehälter
(pragmatisch, moralisch, kognitiv)
Informale Norm Nachfrage nach Regulierung Sanktionen
Zusammenfassung des theoretisches Modells der Untersuchung
• Externaltäten führen zu Interesse an Norm– Negative = Betroffene haben Interesse an Verboten– Positive = Erzeuger haben Interesse an Kompensation
• Zwei Arten von Normen– Regulierung– Spontane Norm mit Regulierungsinteresse
• Normen äusseren sich in Sanktionen– Exit, d.h. Verlassen der Situation mit Externalitäten– Voice Option, d.h. Änderung der Situation mit Externalitäten
• Normen sind konditionsabhängig– Kosten vs. Nutzen für die Betroffenen
• Fazit: Brauchbare Theorie für Wahrnehmung der Managergehälter in Oeffentlichkeit -> aber Externalitäten der Gehälter bleiben in dieser Theorie unklar
Schritt 1: Theorie sozialer Normen
Beispiel für einen Test der Theorie sozialer Normen
• Legitimacy is a generalized perception or assumption that the actions of an entity are desirable, proper, or appropriate within some socially constructed system of norms, values, beliefs, and definitions. – Passt gut zur Normtheorie; beschreibt Externalitäten
(negative: etwas wird als nicht legitim anerkannt) • Pragmatische Legitimität: Was ist der Nutzen?
– Kosten-Nutzen Abwägungen der Evaluatoren• Moralische Legitimtät: Was ist richtig?
– Richtigkeit des Verhaltens aus Sicht der Evaluatoren• Kognitive Legitimität: Wer bin ich?
– Akzeptanz in Folge kultureller, sozialer Erfahrungen
Schritt 2: Legitimationstheorien
Beispiel für Legitimationstheorien
• Pragmatische und kognitive Legitimität gut messbar• Problem der Messung von „Moral“• Moralische Entwicklungstheorie Kohlbergs
– Grundaussage: inhaltliche Entscheidungsrichtung eher unwichtig sondern Begründungsstruktur
• Stufen moralischer Reife– 1 Handlungen werden als falsch beurteilt, wenn ihnen eine Strafe folgt. – 2 Richtig ist, was auf konkreter gegenseitiger Vereinbarung beruht. – 3 Moralisch richtig ist, was den Erwartungen nahe stehender Personen in ihrer
Rolle als Sohn, Bruder, Freund usw. entspricht. – 4 Gesetze sind aufrechtzuerhalten, außer in Fällen, in denen sie mit anderen
festen Verpflichtungen in Konflikt geraten. – 5 Perspektive eines rationalen Individuums eingenommen, das Werte und
Rechte anerkennt, die gesellschaftlichen Vereinbarungen vorgeordnet sind. – Stufe 6 Perspektive eines moralischen Gesichtspunktes, d.h. selbstgewählter,
universalisierbarer Prinzipien.
Schritt 3: Moralische Urteilsfähigkeit
Beispiel für den Test moralischer Urteilsfähigkeit
Vorgehensweise bei empirischer Forschung
• Forschungsfrage, Theorie, Hypothesen• Umsetzung in ein Erhebungsdesign• Erhebung• Auswertung
Legitimation hoher Managergehälter
(pragmatisch, moralisch, kognitiv)
Informale Norm Nachfrage nach Regulierung Sanktionen
Theoretisches Modells der Untersuchung
Standard-skalen
Standard-skalenVignette
Pragmatisch: Vignette (Konditionen für Kosten-Nutzen)Moralisch: MJT-Test (Moralische Urteilsfähigkeit Person)Kognitiv: Demographie, relative Deprivation (Erfahrungen der Person)
Beispiel pragmatische Legitimität
Im international Vergleich hochqualifizierte Spitzenkraft nein
Maximierung Unternehmensgewinn nein
Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland ja
Optimierung von Steuerzahlungen ja
Reklamationen von Kunden ja
Verstoss gegen Gesetze im In- und Ausland ja
Auf keinen Fall in jedem Fall
-3 -2 -1 0 +1 +2 +3
Situation 1: Ein Top-Manager (CEO) einer bedeutenden Publikums-AG hat folgende Leistungsbilanz:
Rechtfertigen die Leistungen des Top-Managers ein Jahresgehalt von 10 Millionen SFR?
Informale Norm
Pragmatische Legitimität
Restvarianz über moralisches Urteil
und kognitive Legitimtät
Beispiel kognitive Legitimität
Sehr viel weniger
Etwas weniger
Gerechter Anteil
Mehr als gerechter
Anteil
1 2 3 4
Unten Oben
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
4. In unserer Gesellschaft gibt es Bevölkerungsgruppen, die eher oben stehen und solche, die eher unten stehen. Wir haben hier eine Skala, die von oben nach unten verläuft. Wenn Sie an sich selbst denken: Wo auf dieser Skala würden Sie sich einordnen?
3. Im Vergleich dazu, wie andere hier in der Schweiz leben: Glauben Sie, dass Sie Ihren gerechten Anteil (an den angenehmen Dingen des Lebens) erhalten, mehr als Ihren gerechten Anteil, etwas weniger, oder sehr viel weniger? (Kreuzen Sie in den vorgesehenen Kästchen die zutreffende Antwort an.)
Beispiel moralische Legitimität
Regulierungen und SanktionenAbstimmung Shareholder
Höchstgrenzen
Bonussteuer
1:12 Initiative
Langfristiger Aktienerfolg
Fixgehälter & Gewinnbeteil.Norm zur Akzeptanz von
Millionengehältern für Manager
Nachfrage nach
Regulierungen
Innerliche Kritik
Peer Kritik
Öffentliche Kritik
Beziehungsabbruch
Protest
Sanktionen
Beispiel Sanktionen12. Inwiefern haben Sie im Zusammenhang mit der Diskussion um die hohen Managervergütungen schon einmal Gebrauch von folgenden Verhaltensweisen gemacht? Stimmt nicht Stimmt
1 2 3 4 5Ich habe über den Manager schlecht gedacht.
Ich habe über das Unternehmen schlecht gedacht.
Ich habe über Mitarbeiter dieses Unternehmens schlecht gedacht.
Ich habe über Kunden dieses Unternehmens schlecht gedacht.
Ich habe über den Manager schlecht gesprochen.Ich habe über das Unternehmen schlecht gesprochen.
Ich habe über Mitarbeiter dieses Unternehmens schlecht gesprochen.
Ich habe über Kunden dieses Unternehmens schlecht gesprochen.
Ich kaufe keine Produkte mehr von diesem Unternehmen.
Ich habe Mitarbeiter dieses Unternehmens vor anderen verurteilt.
Ich habe Kunden dieses Unternehmens vor anderen verurteilt.
Ich habe meine Meinung über das Unternehmen geändert: Als Arbeitsgeber kommt es für mich nicht mehr in FrageIch habe bei so einem Unternehmen gekündigt.
Ich habe Beziehungen zu Personen abgebrochen, die bei dem Unternehmen arbeiten.
Ich habe Beziehungen zu Personen abgebrochen, die bei dem Unternehmen Produkte beziehen.
Ich habe meine Meinung über Personen geändert, die sich bei dem Unternehmen um einen Job beworben haben.
Ich habe mich in Leserforen oder im Internet kritisch geäussert.Ich habe eine Initiative / ein Volksbegehren unterstützt.
Hausaufgabe
• Hausaufgabe in Gruppen (bis nächsten Mittwoch früh per Mail an mich)
• Entweder:– Ziehung repräsentative Stichprobe Schweiz: Recherche beim
Bundesamt für Statistik zur Bevölkerung der Schweiz (Geschlecht, Ausbildung, Alter, Beruf); Erstellung eines Stichprobenplans: Wie müssen diese Merkmale verteilt sein, wenn jeder Student 20 Personen befragt?
• Oder: – Pragmatische Legitimation der Managergehälter: Erstellen einer
Vignette mit den wichtigsten Gründen für bzw. gegen hohe Gehälter