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EMAS – VErAntwortungSVoll. InnoVAtIV. ZukunftSfähIg!DokuMEntAtIon DEr konfErEnZ 2008
Impressum
Herausgeber:Bundesministeriumfürumwelt,Naturschutzundreaktorsicherheit(Bmu)referatÖffentlichkeitsarbeit
11055Berlin e-mail:service@bmu.bund.de Internet:www.bmu.de
redaktion: AdelphiConsult,Annetteschmidt-räntsch(Bmu),peterFranz(Bmu),reinhardpeglau(uBA)
Gestaltung: neueshandelnGmbH
Druck: silberDruckoHG
Abbildungen: Titel©Bmu/H.G.OedInnenteil©Bmu/ThomasImo,photothek.net
stand: August2009
1.Auflage: 2.000exemplare
InhAltSVErZEIchnIS
A DIE konfErEnZ 5
hintergrund und Ziel der konferenz 7
teilnehmer und Zielgruppe 8
Programm 8
B InhAltE unD ErgEBnISSE DEr konfErEnZ 9
1. Zusammenfassung der Vorträge 11
1.1 Astrid klug, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium 11
1.2 reinhard Peglau, umweltbundesamt 13
1.3 Manfred greis, generalbevollmächtigter der Viessmann werke gmbh & co. kg 14
2. forum 1: EMAS – klimaschutz und ressourceneffizienz 19
3. forum 2: EMAS und Berichterstattung 25
4. forum 3: EMAS und öffentliche Auftragsvergabe 33
5. forum 4: EMAS und Mittelstand 37
6. Schlussdiskussion 41
c fAZIt 43
D AnlAgEn: 47
Übersicht: Stand der EMAS-novelle nach der Ersten lesung im europäischen Parlament
Auswertung der konferenz
hintergrundpapiere zu den themenforen
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A
DIE konfErEnZ
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hIntErgrunD unD ZIEl DEr konfErEnZ
AM 2. DEZEMBEr 2008 fAnD IM DBB foruM In BErlIn DIE konfErEnZ „EMAS – VEr-AntwortungSVoll. InnoVAtIV. ZukunftSfähIg!“ StAtt. ZIEl wAr, ErfAhrungEn unD InforMAtIonEn Zu EMAS AuSZutAuSchEn. DABEI gIng ES InSBESonDErE uM DIE frAgE, wElchE VortEIlE EMAS BrIngt unD wIE SIch SEInE PotEnZIAlE noch BESSEr nutZEn lASSEn. VErAnStAltEr wArEn BunDESuMwEltMInIStErIuM, uMwEltBunDES-AMt, DEr uMwEltgutAchtErAuSSchuSS, DIE DEutSchE AkkrEDItIErungS- unD ZulAS-SungSgESEllSchAft fÜr uMwEltgutAchtEr MBh unD DEr DEutSchE InDuStrIE- unD hAnDElSkAMMErtAg.
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tEIlnEhMEr unD ZIElgruPPE
AnderKonferenznahmenrund280VertretervonUnternehmen,Behörden,Politik,Bildung,WissenschaftundNichtregierungsorganisationenteil.Dieseverteiltensichfolgendermaßen:
unternehmen rund 4� Prozent Behörden und Politik rund 22 Prozent wirtschafts- und Berufsverbände rund 14 Prozent Bildung und wissenschaft rund 10 Prozent umweltverbände, kirchen und gewerkschaften rund 6 Prozent Sonstige rund 1 Prozent
ProgrAMM
11:00 -13:00 Uhr Plenum
11:00 Uhr AstridKlug,ParlamentarischeStaatssekretärinimBundesum-weltministerium
11:30 Uhr Dr.ThomasHolzmann,Vizepräsi-dentUmweltbundesamt
12.30 Uhr ManfredGreis,Generalbevoll-mächtigterderViessmannWerkeGmbH&Co.KG
14:00 -15:30 Uhr Parallele Themenforen1.EMAS–KlimaschutzundRessourceneffizienz
2.EMASundBerichterstattung
3.EMASundöffentlicheAuftrags-vergabe
4.EMASundMittelstand
16:00 Uhr PodiumsdiskussionEMASaufneuenWegen?!
–Dr.MichaelSchemmer,VorsitzenderUmweltgutachter-ausschuss
–Dr.RainerSontowski,LeiterderZentralabteilungundGrund-satzangelegenheitendesUm-weltschutzesimBundesumwelt-ministerium
–Dr.MarkusRacke,Geschäftsfüh-rerDeutscheAkkreditierungs-undZulassungsgesellschaftfürUmweltgutachtermbH(DAU)
–Prof.Dr.EdeltraudGünther,TechnischeUniversitätDresden
Moderation:VolkerAngres,ZDF
EinegemeinsameKonferenzvonBMU,UBA,UGA,DAU,DIHK
DAUDAU – Deutsche Akkreditierungs- und
Zulassungsgesellschaft für Umweltgutachter mbH
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InhAltE unD ErgEBnISSE DEr konfErEnZ
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1. ZuSAMMEnfASSung DEr VorträgE
1.1 AStrID klug, PArlAMEntArISchE StAAtSSEkrEtärIn IM BunDESuMwElt-MInIStErIuM
hintergrund Europaweitgibtes6.9921Standorte,dieanEMASteilnehmen.Dassindrund1.000mehralsnocheinJahrzuvor.InDeutschlandsindes1.8732Standorte.HierstagniertdieZahlseitetwazweiJahren.Rund68ProzentdereuropäischenStandortegehörenzukleinenundmittlerenUnternehmen.InDeutschlandistdieserAnteilinetwagleichhoch.Dasproduzie-rendeGewerbestelltetwadieHälftederTeilnehmer.EsbestehtjedochauchNachfrageimBereichderEnergie-undWasserversorgung,beiTourismus-undVerkehrsunternehmenundöffentlichenVerwaltun-gen.ZudemmachensichdieerstenSchulenaufdenWeg,umeinEMAS-Zertifikatzuerhalten.Alldiesreichtjedochnicht.EMASbietetfürUnternehmeneinengroßenMehrwert.DasBundesumweltminis-teriumwirbtdafür,dassdiesergenutztwird.
1 StandbeiderKonferenzam2.12.2008.
2 StandbeiderKonferenzam2.12.2008.
herausforderungInsbesonderebeimKlimaschutzsowiederRessour-cen-undEnergieeffizienzbestehtfürUnternehmeneinenormerHandlungsbedarf.SiesolltenhierausihremureigenstenInteressehandeln,umihreeigeneWettbewerbsfähigkeitzustärken.Europaistbereit,beimKlimaschutzeineVorreiterrollezuübernehmen.DaherhatdieEuropäischeUnionunterdeutscherRatspräsidentschaftbeschlossen,bis2020dieTreib-hausgasemissionenum30Prozentzusenken,fallseininternationalesKlimaregimenach2012zustandekommt.Selbstwenndiesnichtgelingt,willdieEUihreTreibhausgasemissionenbis2020umeinFünftelsenken.DerStaatalleinkanndiesesZielnichterrei-chen.HierzubrauchtesdieMitwirkungderUnter-
nehmen.EMASkannhelfen,dieseMinderungszielezuerreichen.EsistdasanspruchsvollsteUmweltma-nagementsystem,dasesderzeitgibt.EsisteinBeitragfürnachhaltiges,ressourceneffizientesWirtschaftensowiezumKlima-undUmweltschutz.
Vorteile für EMAS-teilnehmerEMAShilft,interneKostenzuverringernunderhöhtdieGlaubwürdigkeit.AußerdemerleichtertesdieRe-duktionvonTreibhausgasen.DennimRahmenderEMAS-ZertifizierungwirdauchderEnergieverbrauchfestgestellt.HierfürwerdenIndikatorenentwickelt,dieeserlauben,denEnergieverbrauchzubeobach-tenunddienotwendigenSparmaßnahmenzuidenti-fizieren.ÜberdieseVorteilehinauswilldiePolitikerreichen,dassdieTeilnahmeanEMASeinenzusätz-lichenMehrwerterhält.Beispielehierfür:
– NovelledesErneuerbaren-Energien-Gesetzes:SieermöglichtErleichterungenfürstromintensiveUnternehmen.Voraussetzungist,dassdieseihrenEnergieverbrauchsowieihreMöglichkeiten,denEnergieverbrauchzusenken,mitZahlenbelegen.ZudemmüssensiedieseAngabenzertifizierenlassen.VorteilfürEMAS-Unternehmen:SiehabendieseDatenbereitserhobenundvoneinerunab-hängigenStellebestätigenlassen.Siemüssenda-hernichtnocheinmalneuantreten,umdiesenBelegzuliefern.
– FörderungderenergetischenGebäudesanierung:HierinvestiertderStaatseitJahrenvielGeld.ImRahmendesKonjunkturpaketserhöhtedieBun-desregierungdasProgrammnocheinmalumdreiMilliardenEuro.VorteilfürEMAS-Unternehmen:SiekönnendieseFörderungschnellerundohnegroßenzusätzlichenAufwandinAnspruchneh-men,dasiedienotwendigenDatenbereitserho-benhaben.
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– WeitereErleichterungen:DasBundesumwelt-ministeriummöchteinZukunftErleichterungenimRahmenderÖkosteuersowieandereFörder-instrumenteanunternehmensinterneEnergie-Managementsystemekoppeln.AuchhieristdieEMAS-ZertifizierungdasidealeInstrument,umdennotwendigenNachweisvorzulegen.
DieserMehrwertsolldazubeitragen,dassEMASzu-nehmendzumSelbstläuferwird.
parlamentarischestaatssekretärinimBmuAstridKlug
Baustein für ökologische IndustriepolitikEMASisteinwichtigerBausteininderStrategiedesBundesumweltministeriumsfüreineökologischeIndustriepolitik.UndzwarausfolgendenGründen:
– Ressourcenwerdenknapperundteurer.SomitsinddieLeitmärktederZukunft„grüneMärkte“fürerneuerbareEnergien,Energieeffizienz-undUmwelttechnologien.DieBundesregierungwilldieseMärktefürdieheimischeIndustrieundfürneueArbeitsplätzenutzen.DieseBranchensindstarkexportorientiertundindenletztenJahrenenormgewachsen.HierliegenauchinZukunftgroßePotenziale.DerzeitbeträgtinDeutschlandderAnteilderUmwelttechnologienanderindus-triellenProduktionvierProzent.BiszumJahr2020könnteerauf16Prozentsteigen.AktuellarbeiteninDeutschlandrund1,8MillionenBe-schäftigeindiesemBereich.AuchdieseZahlsollweiterhinwachsen.AlleindurchdasErneuerbare-Energien-GesetzentstandenindenvergangenenJahrenetwa250.000Arbeitsplätze.DieseZahlsollsich–nachdemWillenderBundesregierung–nocheinmalverdoppeln.Insbesonderedieauf-strebendenMärkteAsiensundOsteuropasiniti-iereneinezusätzlicheNachfragenachdiesenProdukten.DeutscheProduktegenießeneinehoheReputationinderWelt.EntsprechendgroßistdieNachfragenachdeutschenUmwelttechno-logien.
– BereitsheutegibtesinDeutschlandRegionen,dievonUmwelttechnologienbesondersprofitie-ren.VielederneuenBundesländerhabensichimBereichdererneuerbarenEnergien,vorallembeiderSolarenergie,eindeutlichesProfilerarbeitet.InmanchenRegionenbietensolcheUnterneh-menbereitsheutediemeistenArbeitsplätze.Daherlohntessich,dieseStrategieweiterzuver-folgen.AuchalsBeitragzurSicherungvonBeschäftigunginDeutschland.
– ImproduzierendenGewerbeverursachtderVer-brauchvonEnergieundRohstoffenheutzutagerund40ProzentderKosten.Nur20bis25ProzentsindLohnkosten.InderVergangenheitgingesimmerdarum,dieLohnkostenzusenken,umdieWettbewerbsfähigkeitzustärken.InzwischenliegtdereigentlicheHebelwoanders:beimeffizientenEinsatzvonEnergieundRohstoffen.Gelingtes,hiereffizienterzuwirtschaften,spartdiesKosten.DadurchsteigtdieWettbewerbsfähigkeit.Gleich-zeitigwerdenKlimaundUmweltgeschont.
Motivation kleiner und mittlerer unternehmenDiepolitischeStrategiefüreineökologischeIndustrie-politikgenügtalleinnicht.ZusätzlichnotwendigsindUnternehmen,dieauseigenerMotivationmitmachenunddieRessourcen-undEnergieeffizienzzuihrerUnternehmensstrategieerklären.DieBundesregie-rungwillhierbeivorallemkleinenundmittlerenUnternehmen(KMU)helfen.NochimmerhabenzuwenigeKMUihreÖko-Effizienz-Potenzialeerkannt.Zumindestwendensiediesenichtwirklichan.DieshatverschiedeneUrsachen,wieetwaArbeitsüber-lastungundZeitmangel.EsliegtjedochnichtanzuwenigInformation.ImGegenteil:EsgibteherzuvieleInformationen,dieerdrückenunddaherab-schrecken.DaherwilldasBundesumweltministeriumeineumfassendeKompetenz-undInformationsplatt-formaufbauen.DiesesolldasverfügbareKnow-howbezüglichRessourcen-undEnergieeffizienztechnolo-gienbündelnunddenUnternehmenalsmaßge-
schneiderteEntscheidungshilfenanbieten.DiePlatt-formrichtetsichspeziellanKMU.Siesollihnenhelfen,klima-undressourcenschonendeTechnolo-gieneinzuführenundProduktionsprozessezuopti-mieren.SiedientalsErstberatungsstelle,umdenInformationsbedarfzuklärenundzielgenauanwei-terhelfendeInstitutionenzuvermitteln.Beispiels-weiseandieDeutscheEnergieagentur(DENA),dieKreditanstaltfürWiederaufbau(KfW)oderdieDeut-scheMaterialeffizienzagentur.ZentralesElementisteineInternetplattform.DieseenthältunterAnderemeineöffentlicheDatenbankmitBest-Practice-Techno-logienundBezugsmöglichkeiten.DieseInternetplatt-formwirdvoraussichtlichimFrühjahr2009ansNetzgehen.WeiterhingeplantsindWorkshops,Pilotpro-jekte,Fach-undBranchendialogesowielokaleundregionaleNetzwerkemitIndustrie-undHandelskam-mern.EMASkönnteeinNetzwerksein,indemdieUnternehmenvoneinanderprofitieren.IneinigenBundesländerngibtessolcheNetzwerkeinFormvonUmweltpartnerschaften.DortbegleitenBeraterUn-ternehmenbeimProzessderEMAS-Zertifizierung.DieErfahrungzeigt,dassdieDichteanEMAS-Unter-nehmenhöherist,woessolcheModellegibt.
novelle der EMAS-VerordnungDieEuropäischeKommissionlegteimJuli2008denEntwurffüreineÄnderungderEMAS-Verordnungvor.RahmenhierfüristderAktionsplanfürNachhal-tigkeitinProduktionundVerbrauchfüreinenach-haltigeIndustriepolitik.HierzugabeseineSitzungderRatsarbeitsgruppeUmwelt.Dabeizeigtesich,dassvieleMitgliedstaatenzwardenVorstoßgrund-sätzlichbegrüßen,imDetailjedochnochNachbesse-rungsbedarfsehen.DerdeutscheBundesrathatdiesebenfallsineinerStellungnahmezumAusdruckge-bracht.DenndurchbestimmteneueVerfahrensab-läufebestehtdieGefahr,dassKMUeherabgeschrecktalsmotiviertwerden,anEMASteilzunehmen.EsgehthierumeineGradwanderung:EinerseitssollendieStandardshochsein.AnderseitsdarfdieHürdenichtsohochsein,dasssiekaumnocheinernehmenkann
oderwill.ZielderBundesregierungist,dassmög-lichstvieleUnternehmenEMASnutzen.
reinhardpeglau,uBA;VolkerAngres,ZDF
Öffentliche Beschaffung und EMASDieBundesregierungwilldieEMAS-ZertifizierungalsSchnittstellezunochmehrpolitischenInstrumentennutzen.BeispielhierfüristdieöffentlicheBeschaf-fung.Am1.Dezember2008stelltedasBundesum-weltministeriumeineneueMcKinsey-Studievor.DiesezeigtdasgroßePotenzialderöffentlichenBe-schaffung,umdenMarktfürUmwelteffizienztech-nologienzufördern.JährlichinvestiertdieöffentlicheHand(Bund,LänderundKommunen)rund260Milli-ardenEuroindieBeschaffungvonProduktenundDienstleistungen.Davonhabenmehrals50MilliardenEuroeineunmittelbareKlima-undUmweltrelevanz.DieBundesregierungwilldahergemeinsammitdenLändernundKommuneneinenInvestitions-undBe-schäftigungspaktinitiieren,umdiesesPotenzialaus-zuschöpfen.HierzubietetdasVergaberechtheutemehrMöglichkeitenalsnochvorwenigenJahren.
1.2 rEInhArD PEglAu, uMwEltBunDES-AMt – In VErtrEtung fÜr Dr. thoMAS holZMAnn, VIZEPräSIDEnt uMwElt- BunDESAMt
EMAS und corporate Social responsibilityDieEMAS-ValidierungspielteinegroßeRollefürdieGlaubwürdigkeiteinesUnternehmens.AllerdingskannEMASnichtalsalleinigerBelegfürWahrheit,Klarheit,Transparenz,InnovationundVerantwor-tungsbewusstseindienen.AlldieseDingemüssenbereitsvordemBesuchdesUmweltgutachterserwor-benwerdenunddürfendanachnichtzurRoutineverkommen.DiegeplanteISO-NormzurCorporateSocialResponsibility(CSR)enthältimjetzigenStadi-umeineDefinition,dieFolgendesklarhervorhebt:
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DieVerantwortungeinerOrganisationodereinesUnternehmensergibtsichausdenWirkungenvonEntscheidungenundAktivitätengegenüberderGesellschaftundderUmwelt.SiesinddasErgebniseinestransparentenundethischenVerhaltens.Ent-scheidendesMerkmalerfolgreicherNachhaltigkeits-undCSR-PolitikistdieBereitschaftderUnternehmenzumoffenenDialogmitdemgesellschaftlichenUm-feld,derPolitik,denGeschäftspartnernundKunden.ErfahrungendesUmweltbundesamtesbestätigen:EMASistdassolideFundamentfürnachhaltigesundumweltgerechtesAgierenunterderPrämissederge-sellschaftlichenVerantwortung.
Von EMAS zum nachhaltigkeitsbericht EMASistdasidealeSprungbrettzueinerumfassendenNachhaltigkeitsberichterstattung.DerGrund:IndenEMAS-ErklärungenberichtendieUnternehmenbe-reitsumfassendüberdieökologischenAspekteihresHandelns.GrößereUnternehmengehenteilweisenocheinenSchrittweiterunddehnenihreBericht-erstattungzumBeispielanhandderLeitlinienderGlobalReportingInitiativeaus–aufökonomischeundsozialeThemenimSinnederNachhaltigkeit.DasProblem:VielemittelständischeUnternehmenverfügennichtüberdiepersonellenundfinanziellenKapazitäten,umderartigeLeitlinieneffektivumzu-setzen.ObwohlbeivieleneinentsprechendesInteres-sebesteht.BundesumweltministeriumundUmwelt-bundesamthabendaherimJahr2007einenLeitfadenherausgegeben,dervorallemmittelständischenUn-ternehmenAnregungengebensoll,um–aufbauendaufderEMAS-Umwelterklärung–einenNachhaltig-keitsberichtzuerstellen.SolassensichdiedurchEMASgeschaffenenManagementstrukturenauchüberdieUmwelterklärunghinausnutzen.Derge-nannteLeitfadenzeigt,wiesichmitvertretbaremAufwandeineUmwelterklärungumsozialeundöko-nomischeAspekteerweiternlässt.EinigeUnterneh-mensinddiesenWegbereitsgegangen.SiehabenzunächsteineEMAS-UmwelterklärungveröffentlichtunddiesedanndurcheinAddonderNachhaltigkeitergänzt.Beispielehierfürsind:NeumarkterLamms-bräu,Grundfos,Engelbrechtsmüller,Vinnolit,GEALAN,WeledaundHiPP.
Erfahrungen des umweltbundesamtes mit EMAS DasUmweltbundesamtwar2001dieersteUmwelt-behörde,dienachEMASausgezeichnetwurde.Inzwi-schensindfünfUBA-Standorteauditiert.ZudemhatdasUmweltbundesamteinekonsequenteumwelt-freundlicheBeschaffungeingeführt.Eshatsichver-pflichtet,VertragspartneraufseineEMAS-Umwelt-leitlinienhinzuweisen.EinsinnvollerWegist,sichzunächstdieVerdingungsverordnungunddieKom-mentarezurBeschaffungbestimmterGüteranzuse-
hen.DortwirddasPreis-/Leistungsverhältnisdefiniert.DernächsteundentscheidendeSchrittistdann,indieKöpfeder„Beschaffer“reinzubringen,Ökologiesozuberücksichtigen,dassesauchmachbaristun-terdenrechtlichenVorgaben.Esgehtnichtdarum,miteinembestimmtenProduktzubeginnen.Ent-scheidendistvielmehr,dieIdeesotiefherunterzu-brechen,dasswirklichdasgesamteSpektrumderBeschaffungberücksichtigtwird.DabeigehtesnichtnurumStühle,sondernauchumandereLeistungen,wieetwadieVergabevonDienstleistungenundFor-schungsvorhaben.
1.3 MAnfrED grEIS, gEnErAlBEVoll-MächtIgtEr DEr VIESSMAnn wErkE gMBh & co. kg
hintergrund / unternehmen DieViessmannWerkesindeinFamilienunternehmeninder3.Generation.Esentwickelt,produziertundvertreibtHeiz-undKlimatechnik.DerHauptstandortliegtinNordhessen.DortistdasUnternehmenmit4.000MitarbeiternmitAbstanddergrößteArbeit-geber.WeltweitbeschäftigtdasUnternehmenrund8.600Mitarbeiter.DerUmsatzbetrugimJahr2008rund1,7MilliardenEuro.DerExportanteilstiegindenletztenzehnbiszwölfJahrenvonzehnauf60Prozent.DieserAnstiegwareinentscheidenderFak-tor,umdieArbeitsplätzeinDeutschlandzusichern.DennderheimischeMarktzeigteindieserZeiteinegewisseSättigung.BislangumfasstedasKomplettpro-grammvorallemSystemefürGasundÖl.Wachsen-deBedeutunghabeninzwischenauchdieerneuer-barenEnergien–Solar,BioenergieundNaturwärme,diemitWärmepumpennutzbargemachtwird.DasUnternehmenistinzahlreicheinternationaleVer-triebsgesellschaftenstrukturiertundverfügtüber16ProduktionsstätteninsiebenLändern.
unternehmensgrundsätze DasUnternehmenhatdasintegrierteUmweltma-nagementindenUnternehmensgrundsätzenveran-kert.DiesbildeteinenwesentlichenErfolgsfaktorimBetrieb.BeidenProduktenheißtesindenUnterneh-mensgrundsätzen,dasssiezuverlässigundleichthandhabbarseinmüssen.Weiterhin:„SiesparenEnergie,schonendieUmweltundhabeneineigen-ständigesDesign.“DiesenGrundsätzenistvonvorn-hereinjedeNeuentwicklungverpflichtet.ImUnter-nehmensgrundsatz„Verantwortung“heißtes:„WirbekennenunszurgesellschaftlichenundsozialenVerantwortung.WirachtenaufdieUmweltverträg-lichkeitallerProzesseundförderndenEinsatzerneu-erbarerEnergien.“FürdasUnternehmenisteseine
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Dasplenum
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FragederGlaubwürdigkeit,dassProdukte,diederUmweltentlastungundderEnergieeinsparungdie-nen,entlangdergesamtenProzesskettebzw.wäh-renddesgesamtenLebenszyklusdiesenGrundsätzengenügen.SowirdauchbeiderBeschaffungaufUm-weltverträglichkeitgeachtet.EbensoinderProduk-tionundimVertrieb.EinweiteresElementistdiehoheDauerderProduktnutzung.AberauchbeiderAufbereitung,VerwertungsowiederRohstoffgewin-nungdurchRecyclingsiehtesdasUnternehmenalsPflicht,aufUmweltverträglichkeitzuachten.
Entwicklung des umweltmanagements im unternehmenSchonvorderÖlkriseimJahr1973beganndasThe-ma„Umwelt“imUnternehmeneineRollezuspielen.DamalswurdendiedieselbetriebenenGabelstaplergegenelektrobetriebeneausgetauscht,umdieMitar-beiterindenWerkshallenvorAbgasenzuschützen.Bereitsseit1974verwendetdasUnternehmenlöse-mittelfreiePulverbeschichtungen.ImJahr1985wurdedererstehauptamtlicheUmweltbeauftragteernannt.1992erklärtedasUnternehmenalserstesseinerBranche,umweltverträglichzuproduzieren,zuverwertenundzuentsorgen.DreiJahrespäter–1995–warViessmanneinesdererstenUnterneh-men,dasdieEMAS-Zertifizierungerhielt.1998er-hieltesdenASU-UmweltpreisfürumweltbewussteUnternehmensführung.SeitdemJahr2000sindalledeutschenStandorteeinschließlichderVertriebsnie-derlassungennachEMASzertifiziert.ImJahr2003schlossdasUnternehmenmitdemzuständigenRe-gierungspräsidenteninKasseleinenVertrag.DieserenthieltkonkreteZiele,umimdamaligenHeizwerkderHauptzentraledieEmissionenzuverringern.Zwischen2005und2007wurdedieserStandortunterEffizienzgesichtspunktenkomplettumgebaut.HierfürinvestiertedasUnternehmeninsgesamt220MillionenEuro.DerStandorterhieltnichtnureineneueEnergiezentrale,sonderneinevölligneuaufge-bauteFertigung,diesichamGrundsatzderEffizienzorientiert.
BeidenumweltverträglichenProzessengehtesimWesentlichenumFolgendes:DieKonstruktionmusswerkstoff-undrecyclinggerechtsein.DieProduktewerdenaufLanglebigkeitausgelegt.DieBeschaf-fungslogistikistebenfallsnachUmweltgesichtspunk-tenausgelegt.BisvorwenigenJahrengingenbiszu60ProzentderTransporteüberdieBahn.Noch1998entstandeinneuesLogistikzentrummitBahnanschluss.Dieserwirdinzwischennichtmehrbetrieben,dadieBahnanWaggon-TransportenkeinInteressemehrhatte.WassersparendeProzesse,Abfallvermeidung,konsequenteGetrenntsammlungvonAbfällen,Rück-nahmevonTransportverpackungenundAltgerätensindwesentlichePunkte,dieweiterentwickeltwur-den.
Beispiele für Effizienzgewinne— Produktentwicklung:Inden90erJahrenwogein
typischerHeizkessel130bis140kg,leistete20KilowattWärmeundhattealsNiedertemperatur-kesseleinenNormnutzungsgradvonetwasunter90Prozent.HeutewiegteinHeizkesselnurnoch50Kilogramm.AufgrundderBrennwerttechnikbeträgtderNutzungsgradnahezu100Prozent.Dasbedeutet:Binnen15JahrenstiegderNut-zungsgradum11Prozent.ZugleichsankderMaterialeinsatzum63Prozent.
— Wasserverbrauch:SeitderEMAS-ZertifizierungimJahr1995hatsichderWasserverbrauchhalbiert–undzwarbeisteigenderProduktionsleistung.DieswurdedurchWiederaufbereitungsanlagenerreicht.DasUnternehmenbrauchtWasserinbestimmtenProzessen–beispielsweisezurRei-nigung.HeutewerdennurnochVerdunstungs-verlusteergänzt.
— Stahlverbrauch:DurchsinkendeGrößederPro-duktesankderStahlverbrauchseitden90erJahrenum50Prozent.
— EinbeziehungderMitarbeiter:AmHauptstandorthabendieMitarbeiterindenerstendreiQuar-talendesJahres2008rund30.000Verbesserungs-vorschlägeeingebracht.DiesewurdenzumgroßenTeilumgesetzt.SiebedeutenzwarmeistkleineSchritte.InderSummeerbrachtensiejedochEinsparungeninHöhevonrunddreiMillionenEuro.RundzehnProzent–300.000Euro–wurdenandieIdeengeberausgezahlt.
Zielwar/istjedochnichtnur,beiMaterialundEner-giedieRessourceneffizienzzusteigern.VielmehrgehtesdemUnternehmenauchdarum,dieArbeits-undFlächeneffizienzzuerhöhen.DiesgipfelteinderÜberlegung,diekompletteProduktionneuaufzubau-enunddabeileanproductioneinzuführen.DasErgebnis:Rund30ProzentderFlächeließsichein-sparen.DiessenktezumeinenHeiz-undBeleuch-tungskosten.ZumanderenkonntedasUnternehmensozweiZweigwerkeschließenundindasHauptwerkintegrieren.DiesspartewiederumTransporteundTransportkosten.DurchdieneueEnergiezentraleerhöhtesichdieEnergieeffizienzum22Prozent.Zugleichwurden18ProzentderfossilenEnergiendurcherneuerbareersetzt.DieFolge:DasUnterneh-menkannanseinemHauptstandortrund40ProzentseinesfossilenEnergieverbrauchseinsparen.Alser-neuerbareEnergienkommenSolarenergie,Umwelt-wärmeundBiomassezumEinsatz.FürdieBiomassehatdasUnternehmen200HektarLandgekauft,dasvorhernichtoderkaumgenutztwurde.Dorthates(inAbstimmungmitderörtlichenLandwirtschaftunddemNaturschutzbundDeutschland)einePappel-plantageangelegt,derenHolzzuHackschnitzelnver-
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arbeitetwird.WeiterhinerrichtetedasUnternehmeneineneueAkademie,umMitarbeiterundMarktpart-nerbeimThemaNachhaltigkeitfortzubilden.
Schlussfolgerungen, Anregungen und wünsche– MandarfnichtbeiEnergieoderbestimmtenRes-
sourcenstehenbleiben.Vielmehristesnotwen-dig,Systemgrenzenzuüberschreiten.Dasbedeu-tet:ManmussauchzuKundenundLieferantenschauenundgemeinsamFortschrittemachen.
– EMASisteinGütesiegel,das–auchinternational–beimMarketinghilft.InsofernschaffteseinenklarenWettbewerbsvorteil.
– WiederkehrendeAuditierungundZertfizierungsicherndieProduktionsprozesseab.AufdieseWeiseerhöhtsichfürdasUnternehmenauchdieRechtssicherheit.
– DieSensibilisierungundStärkungdesUmwelt-bewusstseinsderMitarbeiterspielteinegrundle-gendeRolle.DieMitarbeitermüssenmitmachenundihreeigeneKreativitätundQualifikationeinbringen.DieserfordertjedocheinegewisseVeränderungderUnternehmenskultur.DennbisherverbindenMitarbeiterRationalisierungvorallemmitdemVerlustvonArbeitsplätzen.EsmussdaherdasVertrauenentstehen,dassEffizienzsteigerungendieWettbewerbsfähigkeitstärkenunddeneigenenArbeitsplatzsichern.
– WünschenswertwärenVerwaltungserleichte-rungenfürEMAS-zertifizierteUnternehmen.
– DieöffentlicheBeschaffungsollteumweltscho-nendeProduktestärkerberücksichtigen.
– DiePolitiksollteVorleistungen,dieUnternehmenimRahmenvonEMASerbringen,aufproduktbe-zogeneRegelungenausweiten.BeispielhierfüristdiegeplanteEG-RichtliniezumÖkodesign.
manfredGreis,ViessmannWerke
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DiepodiumsteilnehmerderForums1
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2. foruM 1: EMAS – klIMASchutZ unD rESSourcEnEffIZIEnZ
Moderation:Dr. Michael Schemmer,VorsitzenderdesUmwelt-gutachterausschusses,BereichsleiterArbeitssicherheitundUmweltschutzbeiBombardierTransportation,Berlin.
Podiumsgäste: – Manfred Greis,Generalbevollmächtigterder
ViessmannWerkeGmbH&Co.KG,Allendorf/Eder.
– Dr. Peter Illini,SiemensAGHealthCareSector,Erlangen.SiemensgehörtezwarzudenEMAS-Pionieren.InzwischenistjedochderBereichHealthCaredieletzte„EMAS-Insel“imUnterneh-men.AnsonstenorientiertsichSiemensanISO14001.SiemensHealthCarelässtimRahmenvonEMASauchproduktbezogeneAussagenvalidie-ren.ZudemwerdengebrauchtemedizinischeGroßgeräteaufgearbeitet.
– Lennart Schleicher,SchaefflerKG,Herzogenau-rach.DasUnternehmenerhielt2005denEMAS-PreisderEuropäischenKommission–vorallemwegenseinerPionierrollebeimGlobalEMAS,derEinbeziehungderaußereuropäischenStandortebeiEMAS.Alledamaligen21Produktionsstand-orte,davonzehninÜbersee,wurdenEMASvali-diert.DadurchwurdeEMASauchinLändernwieIndien,SüdkoreaundUSAverbreitet.
– Bertram Späth,BestWesternPremierHotelVic-toria,FreiburgimBreisgau.DiesesHotelwurdemehrfachausgezeichnet.EswirdausschließlichmitregenerativenEnergienbetriebenundhateinumfassendesNachhaltigkeitskonzeptfüralleBereichedesHotelalltags.
2.1 DArStEllung DEr PoDIuMSDISkuSSIon
Einführung Dr. Schemmer: Angesichtsmittel-bislangfristigsteigenderKostensolltenMaßnahmenzurSteigerungderEnergie-undRessourceneffizienzeigentlichSelbstläufersein.FürvieleUnternehmengehörensieauchzumselbstver-ständlichenWerkzeugimRahmenihresManage-mentsystems.StandardswieISO14001habenzumZiel,dieAuswirkungenaufdieUmweltzuverringern–umgesetzlicheVorgabenzuerfüllenoderimRah-menfreiwilligerZiele.OberstesZielvonEMASistbereitsseit1993,dieUmweltleistungkontinuierlichzuverbessern.BeiISO14001wurdedieserstmitderRevisionimJahr2004verankert.AndersalsbeiEMASgibtesdortjedochnachwievorkeineTransparenzüberdietatsächlicheVerbesserungderUmweltleis-tung.DagegenistdiesebeiEMASdurchdieUmwelt-erklärungfürjedennachvollziehbar.Danebenverdie-nenweitereEMAS-AspekteBeachtung:
– DiestrikteEinhaltunggesetzlicherVorgaben–diesogenannteLegalCompliance.
– DieVorgabezurEinbeziehungderMitarbeiter,diehäufigImpulsefürEffizienzsteigerungengeben.
– EMAShatvonAnfangangefordert,auchsoge-nannteindirekteUmweltaspektezuberücksich-tigen.AufdieseWeisewurdeauchdasProduktselbstindiekontinuierlicheVerbesserungderUmweltleistungeinbezogen.DennmanchePro-duktehabenbeiderNutzungeinenerheblichgrößerenEinflussaufEnergieverbrauch,Ressour-ceneffizienzundTreibhausgasealsderProzess,derzuihrerHerstellungführt.DieRevisionvonEMASimJahr2001machteessogarmöglich,produktbezogeneAussagendurchdenUmwelt-gutachterprüfenzulassenundsoderenGlaub-würdigkeitzuerhöhen.
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Dasplenum
was hatten Sie ursprünglich mit EMAS beabsichtigt? wurden Ihre Anforderungen erfüllt?3
Greis:BeiunswaresseinerzeiteigentlichkeineFra-ge,beiEMASmitzumachen.DennwirhabenunsschonimmeralsumweltengagiertesUnternehmengesehen.NatürlichwolltenwirunsdamitauchimWettbewerbprofilieren.MancheunsererWünschewurdenbishernochnichtganzerfüllt.Hierzuge-hört,EMAS-TeilnehmernochmehrvonderBürokra-tiezuentlasten.WünschenswertwärenzudemVor-teilebeiderVergabeöffentlicherAufträge.Zudemwürdenwirunswünschen,EMASnochstärkerindieTagesarbeitdesUnternehmenszuintegrieren.WirsindhieraufgutemWeg,habenjedochnochnichtalleZieleerreicht.
Dr. Illini:BeiunskamderAnstoßausderUnterneh-menszentrale.ZuBeginnhattensichsehrvieleBe-reichefürEMASinteressiert.Esgabu.a.gemeinsameArbeitsgruppen,sodassauchdamalsdieMedizin-technikmitallenStandorteninEMASeinstieg.Daswar1996.
Schleicher:BayernwareinesdererstenBundeslän-der,dasdenUmweltpakteinführte.EsgabdazueinendirektenKontaktzwischenderbayrischenLan-desregierungundderUnternehmensleitung,FrauSchaeffler.DiesefanddieIdeegutundwollteanEMASteilnehmen.InsofernhatzumeinendieLan-desregierunggeholfen,dasThemabeiunsimUnter-nehmeninsRampenlichtzustellen.ZumanderengibtesnatürlichRückenwind,wenndieInhaberinEMAShabenmöchte.EinweitererAnreizbestanddarin,dassBayernEMAS-BetriebenGebührenermäßi-gungengewährt:30Prozentbeigenehmigungs-pflichtigenAnlagen.DiesmachtschonmaleinigeTausendEuroaus.AufdieseWeiselassensichdieGutachterkostenschnellkompensieren.
Späth:Bereits1985,alsichdenBetriebübernommenhabe,wurdeeinUmweltschutzkonzeptentwickelt.ImJahr1998habenwirdannnochdenSchritthinzueinemEnergiekonzeptgemacht.Dasheißtwirhabengeschaut,woundwiesichimHotelEnergiesparenlässt.Zudemsolltenzu100Prozenterneuer-bareEnergienzumEinsatzkommen.Alldieswarbe-reitsvorhanden,alssichdasHotelnachEMASzertifi-zierenließ.VonVorteilwareineKooperationmitderUniversitätStuttgartimRahmenverschiedenerUm-weltprojekte.DabeientstandeineSoftwarefürHotels.Siehilftdabei,Umweltschutzmaßnahmenleichtum-zusetzen.HinzukamdieKonvoiIdee.Dasheißt:sichgemeinsammitinsgesamtsiebenHotelszertifizierenzulassen.DieswardanndereigentlicheAnlass.DurchdieEMAS-Zertifizierunggelanges,denUm-weltstandardzuhaltenundnochweiterauszubauen.
3 ImerstenTeilderDiskussionstammenalleFragenvomModerator.Siewerdendahernichtweiternamentlichgekennzeichnet.
Siemens health care ist der einzige Bereich bei Siemens, dessen Standorte noch nach EMAS zertifiziert sind. warum sind die anderen abgesprungen? und was hält Ihren Bereich bei EMAS?Dr. Illini:Ichkannnursagen,warumwirnochdabeisind.ZunächstgibteseinenformalenUnterschiedzudenanderenGeschäftsbereichen.DieMedizintechnikhatEndkunden.DiesspieltsicherlicheineRolle,weshalbwirbeiEMASgebliebensind.EinwichtigerGrundfürEMASistnämlichdasEMAS-Logo.WirerzeugenüberunserUmweltmanagementgezieltgeprüfteInformationenüberunsereLeistungen.WirerstellensogenannteProduktumweltdeklarati-onen.DamitgebenwirunseremVertriebArgumenteindieHand,umzubelegen,dassunsereProduktebessersindalsdiederKonkurrenz.BeispielhierfüristeinneuesKernspintomograph-Gerät,daswirneuaufdenMarktgebrachthaben.EswiegtetwavierTonnenwenigeralsseinVorgängermodell.DasisteineGewichtseinsparungvonetwa30Prozent.ZudemlässtsichimnormalenklinischenBetriebdas
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verwendeteHeliumzurückgewinnen.AufdieseWei-sesparteinKrankenhausbiszu6.000EuroimJahr.
Forum1.Vonlinksnachrechts:Bertramspäth,manfredGreis,Dr.michaelschemmer,Lennartschleicher,Dr.peterIllini
EMAS erfordert im Vergleich zu ISo 14001 mehr Aufwand. lohnt sich dies?Greis:Wirsinddavonüberzeugt,dassessichzumin-destauflangeZeitrechnet.
Späth:BeinormalenHotelgästenspieltderUmwelt-schutzeineuntergeordneteRolle.AndersdagegenbeiFirmenkunden.DiesenehmendenUmweltaspektschonwahr,abereristnichtausschlaggebendfürBuchungen.AllerdingsisterdasSahnehäubchen,dasunsvielleichteinenkleinenVorteilgegenüberun-serenMitbewerberngibt.
wie beeinflusst die firma Schaeffler das klima? wo kümmert sie sich um die ressourceneffizienz? liegt der Schwerpunkt bei den Produkten oder den Standorten? welche rolle spielt EMAS in diesem Zusammenhang?Schleicher:AlsMetallverarbeiterhabenwireinengroßenEnergieverbrauch.InsoferngehteshierumwesentlicheKosten.AlleinimStammwerkliegendieEnergiekostenimzweistelligenMillionenbereich.Seit1981erstellenwirjährlichEnergieberichte.Siezei-gen,dasssichderEnergieverbrauchimStammwerkseit1981gehaltenhat,obwohlsichdieNutzflächeseitherverdoppelte.ImProduktbereichsiehtesfol-gendermaßenaus:WirproduzierenWälzlagerfürdieAutomobilherstellersowiefürandereIndustrie-bereiche.BeidiesenProduktengehtesnatürlichumReibungundEnergieeinsparung.DiesesThemabe-schäftigtdasUnternehmenseitden50erJahrenundistsomitindenKöpfenderForschungsabteilungfestverankert.Insofernkannmandiesnurnochergän-zen,etwadurchÖkobilanzen.DasUnternehmenhatbegonnen,fürProdukteÖkobilanzenzuerstellen.AberbeieinerPalettevon140.000Produktenistdiesschwierig.EMASselbsthatFolgendesbewirkt:WirstellendiePunkte,diewirbehandeln,stärkerinsRampenlicht.Dieswiederumführtdazu,dasswirsie
mitmehrNachdruckundSystemverfolgen.ZudemforcierenwirdieseDingedannnichtnurimStamm-werk,sondernkopierensieauchweltweitinanderenWerken.EinguterWeghierfürist,indenanderenWerkenBegehrlichkeitenzuwecken.Werkekommu-nizierenmiteinander.UndwenndieseuntereinanderVorteile–etwadurchEnergieeinsparung–sehen,istesgarnichtmehrsoschwierig,EMASinBrasilienoderKoreaeinzuführen.
wie nutzen Sie EMAS? Als Anstoß für Innovationen oder zur kommunikation? Späth: Beides.WirhabenunsereUmwelterklärungsogestaltet,dasssiesichangenehmlesenlässt.WirverteilensieandieGäste.Zudembeschäftigenwirunsnochmehrdamit,waswirverbessernkönnen.WirsammelnIdeenvonMitarbeiternundGästen.AlsErgebnisbauenwirderzeiteinenTeildesHotelszumPassivhausumunderrichtenaufdemDacheinenökologischenGartenderSinne.
Siemens health care arbeitet im großen umfang ge-brauchte medizinische geräte auf. welche rolle spielt dabei die EMAS-Zertifizierung? Dr. Illini:EinegroßeBedeutunghat,dasswirfrüh-zeitigBilanzzumProduktlebenszykluszogen.Dabeizeigtesich,dassdiePhasedesGebrauchseinegroßeRollespielt.Daherhabenwirschonfrühbegonnen,Geräte–sofernsienichtzualtsind–zurückzuneh-men,aufzuarbeitenundwiederindenVerkehrzubringen.AllerdingsgibtesinbestimmtenMärktenkeineAbsatzchancenfürgebrauchteGeräte.Bei-spielsweiseinChina.DagegenwurdederjapanischeMarkterfolgreichgeöffnet,indemmandortKundenundPatientenerklärthat,dasssiedamiteinenBei-tragzumUmweltschutzleisten.
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welche rolle spielt EMAS bei der Produktentwicklung? Greis:EMAShatzwarEinflussaufdieProduktent-wicklung.GleichwohlisthiereinedifferenzierteBe-trachtungerforderlich:Wirbemühenuns,emissions-arme,energieeffizienteProdukteherzustellen.DaswäreauchohneEMASso.AllerdingshatEMASeinengroßenEinfluss,wennesumdengesamtenProdukt-lebenszyklusgeht.DasindwirdankEMASeingutesStückweitergekommen.ZumBeispiel:Alswirinden90erJahrenmitEMASbegannen,lagdieRecycling-quotebeiAbfällen,dieinderProduktionanfielen,bei90Prozent.HeutebeträgtderRecyclinganteil99,2Prozent.Somitgehennurnoch0,8ProzentderAbfälleindieEntsorgung.AllesanderegehtzurückindenStoffkreislauf.DieswurdeentscheidenddurchEMASbewirkt.
führt EMAS stärker als andere Systeme zu energieeffi-zienten Produkten? Greis:ÜberdieGesamtbilanz–alsodenProdukt-lebenszyklus–ja.AberinderNutzungderProdukteseheichdiesetwasanders.WennSieeinGerätha-ben,dasnahezu100ProzentderEnergie,dieSiezu-führen,inWärmeumwandelt,kanndiesauchEMASnichtmehrverbessern.
Mit der revision der EMAS-Verordnung soll sich die nut-zung des EMAS-logos weiter öffnen. Bringt dies Vorteile?Späth:LeidergibtesimBereichTourismusvieleÖko-label.DiesminderteinwenigdenWerteinesjedeneinzelnen.FürunsistEMASdasglaubwürdigsteLogo.Insofernwäreeshilfreich,wennesweiterverbreitetwäreundesmehrMenschenkennenwürden.
Greis:EntscheidendistinderTat,dassdasEMAS-LogoeinAlleinstellungsmerkmalist.ZudemmussesinderÖffentlichkeitwesentlichmehrbekanntwer-den.
Die Eu-kommission möchte, dass die EMAS-Bericht-erstattung künftig anhand von leistungsindikatoren erfolgt. was halten Sie von solchen Angaben zum Mate-rialeinsatz oder zum Energieverbrauch in Bezug auf die wertschöpfung der Standorte? Dr. Illini: Esistsinnvoll,Leistungsindikatoreneinzu-führen,dieeinemsagen,obmanaufdemrichtigenWegist.AllerdingshabeichmirinunseremHausesagenlassen,dassesschwierigist,Leistungsindika-toreninBezugaufdieWertschöpfungeinzuführen.Zudemistessehrarbeitsintensiv,dieseWertschöp-fungzuermitteln.UnserZielwarimmer,dieLeis-tungsindikatorenzunutzen,dieschonermitteltwaren.HeutehabenwireinenjährlichenVergleichbestimmterAspekte–Abfall,Abwasser,Emissionen.WirhabeneinenMixverschiedenerTätigkeiten.
Ichglaubedahernicht,dassLeistungsindikatoren,diesichaufdieWertschöpfungbeziehen,hierwirk-lichsehrvielweiterführen–außerdasssievielArbeitmachen.
Schleicher:BeiunshabennichtalleWerkeähnlicheProdukteundProzesse,diesichvergleichenlassen.Wirsehensogar,dasswirimRahmenderUmwelter-klärungschonoftandieGrenzenstoßen,umfüreinunddasselbeWerkzuentscheiden,obinnerhalbvonzweiJahrenderErdgasverbrauchbesseroderschlech-terwurde.EtwaweileinWinterbesonderskaltwar.Hinzukommenu.a.folgendeFragen:HatdasWerkmehroderwenigerMitarbeiter,hatsichdieFlächeverändert,wassinddieUrsachenfürdieSchwan-kung.Wirsehenesdaherkritisch,wennderGesetz-gebervorschreibenwill,welcheKennzahleninwel-cherBranchezuveröffentlichensind.Wirfinden,dassdiesjedesWerkoderjederGutachterselbstent-scheidensoll,wasbeobachtetundveröffentlichtwer-densoll.Zudemsehenwirbesonderskritisch,wennunsereWertschöpfungveröffentlichtwerdensoll.DieswärefürunseventuelldasK.O.-KriteriumfürEMAS.WirveröffentlichenkeineGewinnzahlen,son-derneineUmsatzzahlweltweit,ebensodieZahlun-sererMitarbeiterunddieHöheunsererInvestitioneninForschungundEntwicklung.Aberwirveröffentli-chenvermutlichauchinZukunftkeineZahlenzurWertschöpfung.
2.2 DISkuSSIon IM PlEnuM (BEIträgE, frAgEn, AntwortEn)
thema kennzahlen– Ichbinseit1996Umweltgutachter.InBerlin-
Brandenburggibtes15Bus-undVerkehrsunter-nehmen.DiesehabenvoreinigenJahrenüberlegt,einUmweltsystemmitKennzahleneinzuführen.Eshatnichtfunktioniert.Eszeigtesich,dassKennzahlennurinnerhalbeinesUnternehmensfunktionieren–abernichtinnerhalbeinerBran-che.EMASistspitzenmäßig–aberimmernuraufdeneinzelnenStandortbezogen.
unterschied EMAS und ISo 14001– ISO14001undEMASunterscheidensichdadurch,
dassISO14001selbstkeineAnforderungenandenGutachterenthält.DagegenverlangtEMAS,dassderGutachterübereineentsprechendeAusbildungverfügtundderstaatlichenÜberwa-chungunterliegt.InsofernistbeiEMASdieQua-litätderGutachtergesichert.
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– EsgibtnocheinenUnterschied:EMASistfreiwil-lig,ISO14001inderPraxisfürvieleUnternehmendagegennicht.BeispielsweiseverlangeninderAutomobilindustrieHerstellerwieFordundGeneralMotorseinzertifiziertesUmweltmanage-mentsystem.Nurwerdieshat,wirdZulieferer.DabestehtnatürlichdieMöglichkeit,dasssichUnternehmenmöglichstschnell,einfachundbilligeinZertifikatbesorgenundnichtdenEMAS-Weggehen.ZumalauchvieleausländischeUnter-nehmenEMASundsomitdenUnterschiedzuISO14001garnichtkennen.
– WirhabeninunseremUnternehmenStandorte,dienurnachISO14001auditiertsind.ImVer-gleichzuunserenEMAS-zertifiziertenStandortengibteshierdeutlicheQualitätsunterschiedebeiderBewertung.Insofernsolltemannocheinmalbetonen,dassEMASnichtnureinManagement-systemist,sondernaucheingesamtesAuditsys-temeinschließlichderQualitätssicherungfürdieAuditorenumfasst.
– UmweltgutachtersindwesentlichuniversellerausgebildetunddaherbesseralsandereAudito-rengeeignet,umweltbezogeneDatenundFaktenzuvalidieren.DieswiederumhatauchAuswir-kungenaufdieGlaubwürdigkeit.
Schulung von Mitarbeitern / Multiplikatoreneffekte – JenachRegionundKulturkreissindhiersehr
unterschiedlicheKonzeptenötig.DashabenwirinunseremWerkinBrasiliengesehen.DieMen-schendortgehenbeispielsweisesehrvielemotio-nalermitThemenumalswir.UnsereSchulungenfindendaherdortinderRegelnichtsofrontalstattwiehier,sonderninkleinenGruppenmit8oder9Leuten,meistsogaralsTheaterstück.VonChinawirdoftgesagt,dassesdortkeinUmwelt-bewusstseingibt.DieseErfahrunghabenwirnichtgemacht.VielmehrmangeltesdorteinfachanKenntnissen.
– DieFrage,obMitarbeiterihreErfahrungenmitdemUmweltschutzausdemBetriebinihrPrivat-lebenmitnehmen,wurdekontroversdiskutiert.EinigeTeilnehmerbezweifeltendies.Anderever-wieseneheraufdenumgekehrtenWeg(privateÜberzeugungen,dieinbetrieblicheVerbesse-rungsvorschlägemünden).EinTeilnehmer,dessenSchuleanEMASteilnimmt,bejahtedenMultipli-katoreneffekteindeutig.ErsiehtdarinebenfallseinZielvonEMAS,SchülerundMitarbeiterauchfürUmwelt-undKlimaschutzzuHausezusensibi-lisierenundzumotivieren.
wer nimmt an EMAS teil? wie hoch sind die kosten? wie groß ist der bürokratische Aufwand?– AnfangshatteEMASinDeutschlandetwa2.000
bis2.500Teilnehmer.Heutesindesetwa1.800.ImPrinziphatsichdieZahlnichtsehrverändert.EshatjedochunterdenTeilnehmerneinWechselstattgefunden.HeutekommtetwadieHälfteausderIndustrie,HandwerksbetriebenundKleinun-ternehmen.DieandereHälftesindVerwaltungen,Schulen,UniversitätenundKirchengemeinden.Tatsacheistjedoch,dassvieleGroßunternehmenEMASwiederverlassenhaben.Dasliegtu.a.daran,dasssichvieleIndustrieunternehmen,diezudenerstenEMAS-Teilnehmerngehörten,alsÖkopio-niereverstehenunddaherursprünglichandie-semneuenSystemteilnehmenwollten.ManchehabensichdannnochzusätzlichnachISO14001zertifiziert.ZudementstanddurchdieEMAS-RevisionauchfürnichtgewerblicheOrganisatio-nendieMöglichkeit,anEMASteilzunehmen.ZwarbietetEMASdurchauseinenZusatznutzen.DochdieserkompensiertnichtunbedingtdenMehraufwand.Vielmehristschoneinlangfris-tigesDenkenundEngagementerforderlich,umdenEMAS-Wegweiterzugehen.
– Kosten:EineZertifizierungnachISO14001mussnichtschlechtsein.EsgibtUnternehmen,diedassehrvernünftigmachenundebennichtaufdiebilligsteArt.FührteinUnternehmenISO14001ein,weilderKundediesfordert,isteseineKosten-frage,obeszusätzlichnocheineUmwelterklä-rungveröffentlicht.JenachUnternehmenkannderAufwanddurchausüberschaubarsein.
– EMAShatdenAnspruch,einPremiumproduktzusein.Mankanndahernichterwarten,dassesebensovieleTeilnehmerhatwiedasStandardsys-tem(ISO14001).
– ÄnderungzwischenEMASIundII:BeiEMASIgenügteeineAuditierunginnerhalbvondreiJahren.SeitEMASIImussderGutachterjährlichprüfen.ObsichdieserzusätzlicheAufwandineinerhöherenGlaubwürdigkeitniederschlägt,bezweifeltderTeilnehmer.ErstelltdieFrage,obesnichtsinnvollwäre,zumaltenIntervallvondreiJahrenzurückzukehren.
wünsche / forderungen– EMASmusseinallgemeinbekanntesGütesiegel
werden.
– ErleichterungenfürEMAS-TeilnehmerbeiVerwal-tungsverfahren,insbesondereGenehmigungsver-fahren.
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3. foruM 2: EMAS unD BErIchtErStAttung
Moderation:Sabine Braun,akzentekommunikationundberatunggmbH,München
Podiumsgäste: – Dr. Dagobert Achatz,LeiterBetrieblicherUm-
weltschutzAudiAG,Ingolstadt.AudihatStand-orteinIngolstadt,NeckarsulmundBrüssel.HinzukommtmitLamborghinieinehundertprozentigeTochterinItalien.AudiistEMAS-TeilnehmerdererstenStunde.DerStandortNeckarsulmistseit1995validiert.AudiwillauchweiterhinanEMASfesthalten.WesentlichespositivesKriteriumistdieEinbeziehungderÖffentlichkeit.NachAnsichtvonHerrnDr.AchatzistEMASeinwichtigesIns-trumentfürdasUmweltmanagement.
– Bernd Wiederholt,GEALANFenster-SystemeGmbH,Oberkotzau.DasmittelständischeUnter-nehmenstelltKunststofffensterprofileher.EshatzweiStandorteinDeutschland(Oberfranken/Nord-bayernundThüringen).Beidesindseit1996nachEMASzertifiziert.HinzukommenStandorteinPolen,RumänienundLitauen,diebereitsnachISO14001zertifiziertsind.AufgrundderenormenWachstumsgeschwindigkeitandiesenStandortenwarnochkeineZeit,diesenachEMASzuzertifi-zieren.
– Michael Werner,PricewaterhouseCoopersAG,Wirtschaftsprüfungsgesellschaftmitknapp9.000MitarbeiterninDeutschland.HerrWernerarbeitetimFrankfurterBürodesUnternehmensundistseit1998Umweltgutachter.ErerstelltUmweltgut-achteninverschiedenenBranchen.ZusätzlichbetreutereinenBereich,dersichmitBerichter-stattungundPrüfungnicht-finanziellerInformati-onenbefasst.Nicht-finanzielleInformationensindu.a.InformationenüberUmwelt,Mitarbeiterbe-lange(Stichworte:CorporateResponsibility,
CorporateSocialResponsibility,Nachhaltigkeit).HinzukommteinweitererAspekt:BereitsheutegibteseinegesetzlichgeregelteBerichtspflichtfürUnternehmen,dieweitüberEMAShinausgeht,nämlichdieLageberichterstattungfürgroßeKa-pitalgesellschaftennach§289HGB.HierwerdendurchdenWirtschaftsprüfernichtnurfinanzielleIndikatorengeprüft.HerrWernerleitetauchdiesenBereich.
– Dr. Volker Teichert,ForschungsstättederEvan-gelischenStudiengemeinschafte.V.HeidelbergsowieVorsitzenderderJuryUmweltzeichen.DieForschungsstätteisteinenachgeordneteForschungseinrichtungderevangelischenKircheinDeutschland.Dr.TeichertbeschäftigtsichseitdenAnfängenmitUmweltmanagement.ErhatdiesselbstzuAnfangineinemkleinenmittelstän-dischenUnternehmeneingeführt.DanachwareralsexternerBeratertätig.ErhatsichindiesemRahmenmitderEinführungvonEMASinSchulenbefasst.HinzukamenspäterKlöster,Verwaltun-genundKirchengemeinden.ImJahr2007haterdenDeutschenEvangelischenKirchentagund2008die9.BiodiversitätskonferenzinBonnbeiderEinführungvonEMASunterstützt.
3.1 DArStEllung DEr PoDIuMSDISkuSSIon
welchen nutzen bringen umwelterklärungen? was sind die Zielgruppen? 4
4 ImerstenTeilderDiskussionstammenalleFragenvomModerator.Siewerdendahernichtweiternamentlichgekennzeichnet.
Dr. Achatz:ZielgruppensindganzklarexterneStel-len,sowieesdieEMAS-Verordnungfestlegt.Esisteineklare,knappeundverständlicheInformationfürdieBevölkerung,umdieUmweltauswirkungendesStandortstransparentzumachen.DieseZielgruppe
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hattenwirzunächstimVisier.MitderZeitstelltesichjedochheraus,dassesnocheinezweitewichtigeZiel-gruppegibt:dieMitarbeiter.DieUmwelterklärungwareingutesDokument,umdasUmweltmanage-mentzuetablieren,dieMitarbeiterüberunsereUm-weltzielezuinformierenundsiezumMitmachenzumotivieren.InletzterZeitgeselltsichzunehmendeinedritteZielgruppehinzu:Kunden,Händler,Im-porteure.VieleHändlerundImporteurewolleninzwischeneineUmwelterklärung,daesimMarkteinenentsprechendenDruckgibt.
DerNutzenbestehtdarin,dasseinestrukturierteVor-gehensweisebeimUmweltschutzauchKostenvorteilebringt:ManspartbeispielsweiseWasserundvermei-detAbfall.Hinzukommt:DieUmwelterklärungmachteserforderlich,konkreteZahlenzuerfassenundda-beiaucheineSystematikfestzulegen.Dieswiederummachtesleichter,interneZielefestzulegen.ZudemnutzenwirSynergien.ZumBeispielmüssenwirre-gelmäßigdenBehördenmelden,wievielWasserbeiunsverdunstet,waswirinsAbwassereinleitenetc.Hiergehtesumsechs-bissiebenstelligeEuro-Beträ-ge.HierzuhabenwirfrühereigeneGutachtenge-macht.JetztistesinderUmwelterklärungenthalten.DerGutachtererklärtesfürvalide.DamithabenwireinzweitesGutachteneingespart.GenausomachenwiresmitdenKohlendioxidemissionenfürdenTreibhausgashandel.
Wiederholt:Vorabmussichbemerken,dasswirder-zeitinunsererBranchedieeinzigensind,dieEMASnutzen.WirsindBauzulieferer.HierbestehtbislangnochkeinegroßeNachfragenachUmwelterklärun-gen.DahermacheichimmerWerbungfürEMAS.WirsindeinmittelständischesUnternehmen.AndersalsbeiDAX-UnternehmenistbeiunsdieUmwelter-klärungdereinzigeBericht,denwirveröffentlichen.DahernutzenwirdiesesMediumauchsehrstark,umunsereZieleunddieMitarbeitereinzubeziehen.AnunserenStandorteninNordbayernundThüringenistesnichteinfach,qualifiziertesPersonalbekommen.BeidiesemWettbewerbumArbeitnehmerhilftes,wenneinUnternehmen–nebendenfinanziellenLeistungen–auchzeigt,dassessichgesellschaftlichengagiert.HierzugehörenbeiunsnebenderUmweltnochandereBereiche,wieetwaunsereUnterstüt-zungfür„Jugendforscht“.
Die Validierung durch den umweltgutachter ist das zen-trale Qualitätsmerkmal der umwelterklärung. kann man ihr tatsächlich mehr vertrauen als einem „normalen“ umweltbericht, der kein gutachtersiegel trägt? Werner:Jaundnein.NatürlichistdiePrüfungeinQualitätsmerkmal.DennsieerzeugtdieSicherheit,dasssicheinDritterdasGanzeangesehenundmitseinemSachverstandsowieseinerErfahrunggeprüft
hat.AllerdingsistdasValidiereneinerUmwelterklä-rungetwasanderesalseinTestieren/Testat.Dahermussmanschontieferschauenunddifferenzieren,wasGegenstandderPrüfungist,aufwelcheWeisesieerfolgteundwasdasPrüfurteilkonkretaussagt.
wird derjenige, der mehr Vertrauen in der Bevölkerung oder beim konsumenten schafft, auch mit mehr umsatz belohnt?Dr. Teichert:NachmeinerAnsichtistdasEMAS-LabelinersterLinieeinTestatfürdieOrganisation,aberkeinesfüreinProduktbzw.fürAußenstehende.UmwelterklärungenwerdenvorallemvonWissen-schaftlernundMitarbeiternnachgefragt.VonAn-wohnern,Kundenetc.inderRegelnurdann,wenndasUnternehmenzuvordieUmwelterklärungoffen-sivnachaußenproklamierthat.DieUmwelterklä-runghilft,indemsiedieRechtssicherheitschafft,dassdasUnternehmenallegesetzlichenVorgabeneinhält.SieinformiertMitarbeiter,Kunden,Liefe-rantenetc.darüber,wasdasUnternehmeninRich-tungUmweltschutzplant.SiehilftzudembeiderInanspruchnahmevonFörderprogrammen.IchhabejedochZweifel,obEMASwirklichKostenspart.EshilftzuAnfang,beiWasser,EnergieundHeizungetwa20bis25ProzentderKostenzusenken.WennmandarüberhinausKostenverringernwill,mussmanzunächstinvestieren.Wichtigfindeich,EMASsehrvielstärkermitanderenInstrumentenzuverbin-den.BeispielsweisemitErmäßigungenbeiderÖko-steuer,wiedasimVortragvonFrauKluganklang.AuchmussdieVergabevonGeldernausFörderpro-grammenandieVoraussetzunggeknüpftwerden,dassEMASeingeführtwird.ZudemsolltenBankenundVersicherungenEMAS-Unternehmenbevorzugtbedienen.
gibt es einen Druck auf Zulieferer, ein umweltmanage-mentsystem einzuführen? Dr. Achatz: Audisiehtesnatürlichgerne,wennZu-lieferereinUmweltmanagementsystemhaben.Wirzwingenjedochniemandendazu,denndasGanzehängtsehrvondemeinzelnenUnternehmenab(Stichworte:Größe,Struktur).EsgibtjedochHerstel-ler,derenVerträgedieseBedingungenthalten.DiesistjedochaucheineDurchsetzungsfrage.Allerdingsistessicherlichrichtig,dasswirinZukunft–ange-sichtsdesGlobalCompact–sehrvielstärkerschauenmüssen,wasinderVorkettegeschieht.Leute,diesichfürunserUmweltmanagementinteressieren,wollenauchwissen,wasaußerhalbvonAudipassiert.ZumaldieFertigungstiefeinderAutomobilindustrieetwa30ProzentbeträgtunddieZuliefererquoteso-mithochist.
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Forum2.Vonlinksnachrechts:sabineBraun,michaelWerner,Dr.VolkerTeichert
Werner:Ichdenke,dieseEntwicklung–AbfrageeinesUmweltmanagementsystemsnachEMASoderISO14001–wirdindennächstenJahrenstarkzuneh-men.DieErfahrungzeigt,dassbereitsheutegroßeUnternehmen,dieaufdemdeutschenMarkteinkau-fen,diesenPunktinihreglobaleEinkaufsplattformintegrieren.DabeigehtesimÜbrigennichtnurumUmwelt,sondernauchumdasThemasozialeVerant-wortung,CorporateResponsibility.IchhaltediesfüreinenTrend,dernichtmehraufzuhaltenist.
Vorteile und nutzen. Sollen EMAS-teilnehmer entlastet werden?Dr. Achatz:EMASisteinPremiuminstrumentundwirdesauchbleiben,wennessoweiterentwickeltwird,wiedasindenVorträgenderVeranstaltunganklang.EsstelltgewisseAnforderungenandieTeil-nehmer.DahersolltensieaucheineGegenleistungerhalten–inFormvonbehördlicherDeregulierung.Hieristbislangzuweniggeschehen.IchkommeausBayernunddagibtesdurchdenUmweltpaktbereitsErleichterungenfürEMAS-Unternehmen.AberfürsogroßeUnternehmenwieunssinddaseherKleinig-keiten.ZwarhatsichdurchEMASdasVertrauenzwi-schenBehördenundUnternehmenverbessert.Aberesfehltetwas,dassichauchinEuroausdrückt:WiekanndieWirtschaftdurchEMASentlastetwerden?WielässtsichdieEigenverantwortungderUnterneh-menstärken?
Wiederholt:WirhabenhierPositivbeispiele.UnsergrößterProduktionsstandortliegtinThüringen.DorthabenwirganzaktuellineinemGenehmigungsver-fahrendurchEMASrund30ProzentderKostengespart.IndenvergangenenJahrenhatdieUmwelt-behördezudemimmerdenBerichtdesUmweltgut-achterszuunserenAnlagenmitwassergefährdendenStoffenanerkannt.DieseErleichterungengabesnurfürEMAS,ISO14001hättehierfürnichtgereicht.
Werner:AlsUmweltgutachterfrageichmich,wa-rumdiezuständigenLandesbehördenEMASnicht
mehrvertrauen.DasSystemdientejaauchdazu,dieBehördenzuentlasten.Zudemgibtesjaeinestaatli-cheAufsichtfürdieUmweltgutachter.
Beiträge hierzu aus dem Publikum: – Unternehmen,dieanEMASteilnehmen,müssen
eigentlichvonderBehördenichtmehrindergewohntenWeiseüberwachtwerden.Daherver-steheichnicht,warumEMASimEntwurffürdasUGBnureinebescheideneRollespielt.
– DieEuropäischeUnionhatzwardieEMAS-Ver-ordnungerlassen,aberbeispielsweiseauchdieIVU-Richtlinie.DieseverlangteinGenehmigungs-verfahrenbeiderÄnderungeinerAnlage.NichtalleInformationen,dieindiesemVerfahrennot-wendigsind,findensichjedochunbedingtinderUmwelterklärung.
– EMASisteingutesInstrument,umdenUmwelt-schutzinUnternehmenkontinuierlichzuverbes-sern.DieaktuellenErfahrungenimFinanzbereichzeigenjedoch:HändewegvonderDeregulierung.Diesführtnämlichdazu,dasssichbereitsvorhan-deneSchwachstellenverstärken.UmweltgutachterhaftennichtfürihrePrüfergebnisse.UnddassalsGrundlagefüreineGenehmigungdiePlausibili-tätsprüfungeinesGutachtersdientundnichtmehrderAntragdesUnternehmens,istabzuleh-nen.EswarvonAnfanganfalsch,EMASalsfrei-willigesSystemzugestalten.EssolltezurPflichtwerden.NursolassensichauchgleicheWettbe-werbsbedingungenschaffen.
welche themen sollte eine umwelterklärung beinhalten? welche rolle spielen transparenz und Vergleichbarkeit?Dr. Teichert: WirhabennachdemZufallsprinziphundertUmwelterklärungenausdenBereichenIn-dustrieundDienstleistunguntersucht.AllestammenausdenletztenfünfJahren.DabeikonntenwirFol-gendesfeststellen:EsgibtüberwiegendeineKonzen-trationaufoperativeLeistungskennzahlen–also
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Forum2.Vonlinksnachrechts:Dr.DagobertAchatz,BerndWiederholt,sabineBraun,michaelWerner,Dr.VolkerTeichert
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ZuhörerimForum2
Heizenergie,Strom-undWasserverbrauch,Abfallauf-kommen.ManchmaltauchennurAbsolutzahlenauf–alsoetwa:wiehochistderHeizenergieverbrauch.ManchmalsindbeispielsweisenochdieHeizenergie-kostenwitterungsbereinigt.ZahlenzuCO
2-Emissio-
nenenthaltendieUmwelterklärungenbislangkaum.InmanchenUmwelterklärungengibteszudemnochweitereKennzahlen,diejedochinnerhalbeinerBran-cheüberhauptnichtvergleichbarsind.Dereinebe-ziehtdieZahlaufeineTonneProdukt,dernächsteaufdenUmsatzetc.GänzlichfehlenQuerschnittsver-gleiche.AufgrundderunterschiedlichenKennzahlensinddieseauchnichtmöglich.Managementleistungs-zahlengibtesüberhauptnicht–alsobeispielsweiseinBezugaufveranstalteteSchulungen,Rechtsverstö-ßeetc.FragennachVergleichswerten–wosteheichmitmeinemStromverbrauchinderBranche?etc.–lassensichsomitderzeitnichtbeantworten.Esistauchäußerstschwierig,Vergleichskennzahlenzuschaffenoderdiesesindrelativwillkürlich.DerGut-achterhateigentlichnurdieChance,dieseZahlenaufihrePlausibilitäthinzuprüfen.InsofernsolltemanKennzahlenundDaten,dieinUmwelterklärun-genstehen,stetseinStückweitkritischhinterfragen.Manchmalistessogarschwierigzuklären,wodurchbestimmteVeränderungen,diesichüberdieJahreergebenhaben,tatsächlichverursachtwurden.
Werner:Esistgenauso,wieHerrDr.Teichertsagt.WirbrauchendaherhierfüreinenStandard.VieleinternationaleUnternehmen,dieauchinDeutsch-landihrenSitzhaben,investierengeradeindiesesThema,umEmissionenimUnternehmenzuerfassenundabzubilden.Fraglichistjedoch,wiepraktikabeldasfürdenMittelstandist.WirkennenesausdemHandelsrecht,dassesfürMittelständleroftschwierigist,vondenAnforderungendesHandelsgesetzbuchsaufinternationaleRechnungslegungumzustellen.NachmeinerAnsichtlassensichstandortbezogeneUmweltauswirkungensehrgutüberdieEMAS-Um-welterklärungabdecken.HinzukommenmüssenjedochnochandereInformationen:WohingehtdieProduktenwicklung?WasistdasProgrammdesUn-
ternehmens?WassinddieVorhabendernächstenZukunft?DieKunstist,eineStrategieundZielezuhabenundsichdaranauchmessenzulassen.DiesmachtdieeigentlicheQualitätaus.DieUmwelterklä-rungistkeineReinschrift,indernurdieschönenDingestehen.SiemussauchSelbstkritischesenthal-ten,umdieWirklichkeitabzubilden.
Dr. Teichert:Ichbinjanichtverpflichtet,meineZieleeinzuhalten.Ichkannjabegründen,warumdiesnichtgeschah.DieseFreiheithabeichalsUnterneh-menundderGutachtermusssichmitderBegrün-dungzufriedengeben.
Dieser Aussage widerspricht Herr Wiederholt.Ermeint,dassderGutachterdiesnichtdurchgehenlas-senwürde.Erverweistzudemdarauf,dassdieZieleimmerkleinerwerden,jeweitermanfortschreitetundjemehrmanerreicht.
Dr. Achatz:ZurückzudenKennzahlen.DiesesindschonbeigrößerenStandortenineinemUnterneh-menschwierig.InterneKennzahlenexistierenjainjedemUnternehmen,umdieseszusteuern.DasPro-blemistdieVergleichbarkeit.
Beiträge aus dem Publikum: – WennwirEMASwollen,brauchenwirgewisse
QualitätskriterienundAnforderungen.Sinddiesejedochzuhoch,gehendieLeuteineinanderesUmweltmanagementsystemoderführengarkeinesein.
– EMASistaucheinAbstimmungsergebnisinEuro-paüberdieEigenverantwortungvonUnterneh-men.Nur0,1PromillewollendieseEigenverant-wortungzuübernehmen.Manistnichtbereit,einhöherwertigesSystemzubeschreiten.VielmehrgehtmannachdengeringstenAnforderungenundhättedafüramliebstennocheineDeregulie-rungundErleichterung.
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EMAS und nachhaltigkeitsberichterstattung – wie geht es weiter?Braun:DieUmwelterklärungistdasInstrument,dasTransparenzschafftüberdieLeistungendesUnter-nehmens.DieUmwelterklärunggibtesvonallenUn-ternehmen,dieEMASgemachthaben.Viele–vorallemMittelständler–habensieindenvergangenenJahrenzumNachhaltigkeitsberichtweiterentwickelt.IstdieseinsinnvollerWeg?Hilfter,EMASindieBrei-tederBevölkerungzutreiben?
Dr. Teichert:IchstehederWeiterentwicklungzumNachhaltigkeitsberichteherskeptischgegenüber.ErstkommtdieUmwelterklärung,danndieNachhal-tigkeitserklärungusw.DiesisteinimmerweiteresAufsatteln.Ichplädieredafür,stattdessenEMASweitflächigeinzuführenunddieUmwelterklärungsohinzubekommen,dasssieglaubwürdigerwird.
Dr. Achatz:IchstimmeHerrnDr.Teichertzu.DieUmwelterklärungmussvernünftigsein.DannkannjedernochNachhaltigkeitsaspektehinzufügen,wennerdiesfürrichtighält.Wirergänzenebenfallsunse-reUmwelterklärungdurchNachhaltigkeitsaspekte,wenndiespasst.IchbinnichtgegenNachhaltigkeits-berichte.DiesehabendurchausihreBerechtigung.Aberwennichdasmache,braucheicheindurchgän-gigesNachhaltigkeitsmanagementimUnternehmen.EinUmweltbericht,denicheinwenigaufpeppe,ver-dientausmeinerSichtnichtdenTitelNachhaltig-keitsbericht.
Werner:EsgibteineninternationalenTrendzurNachhaltigkeitsberichterstattung.Dieserlässtsichnichtmehraufhalten.EsgibtnichtinallenLändernGewerkschaften,Mitbestimmungetc.VielmehrwirdinvielenStaatenuntervölliganderenBedingungengearbeitetundgewirtschaftet.FürglobalagierendeUnternehmen,dieinsolchenLändernFabrikeneröff-nen,hatderNachhaltigkeitsberichteineandereBe-deutung.DennesgibtStakeholder,dieeinberech-tigtesInteressehaben,übersozialeAspektegenausoinformiertzuwerdenwieüberUmweltbelange.Dies
verringertnichtdieBedeutungderUmwelterklärungnachEMAS,sondernrichtetsichaneinenanderen–ebensoberechtigten–Adressatenkreis.
Forum2:Dr.DagobertAchatzundBerndWiederholt
3.2 fAZIt Von frAu BrAun
– EMASisteinSystem,dasGlaubwürdigkeitschafftundSicherheitvermittelt.
– EMAShatnichtzuletzteinengroßeninternenNutzen.
– DieUmwelterklärunghatexterneinenNutzen,indemsiebeigroßenUnternehmenanderePubli-kationenergänzt.SiekanndortimWesentlichensobleiben,wiesieist.BeimittelständischenUnter-nehmenistsiedieeinzigePublikation(odereinevonwenigen),diedazudient,TransparenzundGlaubwürdigkeitzuschaffen.HieristeineWeiter-entwicklungdurchdieErgänzungvonNachhal-tigkeitsaspektenvorhersehbarundsicherlichauchwichtigundrichtig.
– EingroßesFragezeichengibtesbeimThemaLeistungskennzahlen,dasimForumsehrkontro-versdiskutiertwurde.
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Forum1:Zuhörer
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4. foruM 3: EMAS unD ÖffEntlIchE AuftrAgSVErgABE
Vorbemerkung:AufgrundtechnischerProblemeenthieltdasAufnah-mebandnurdenBeginndesThemenforums.DaherwirddieDiskussionalsZusammenfassungdargestellt.
Moderation:Reinhard Peglau,Umweltbundesamt
Podiumsgäste: – Prof. Dr. Edeltraud Günther,Lehrstuhlfür
BetrieblicheUmweltökonomie,TechnischeUniversitätDresden
– Dr. Daniel-Sascha Roth,UmweltStrategieundMobilität,VolkswagenAG,Wolfsburg
– Dr. André Witthöft-Mühlmann,BürofürUmwelt&Energie,Ev.LandeskircheBaden,Karlsruhe
Einführung durch herrn Peglau:DieNovellierungderEG-VergaberichtliniehateindeutlichesZeichengesetzt.DieöffentlichenVergabe-stellenkönnenundsollennunmehrinnovative,sozi-aleundökologischeAspektebeiderVergabeöffent-licherAufträgeberücksichtigen.DievorherigenRechtsunsicherheiten–StichwortvergabefremdeKri-terien–wurdensobeseitigt.Aberisteswirklichso?DieneuenBestimmungennehmendirektBezugaufEMASundISO14001undräumenregistriertenUnter-nehmeninbestimmtenFällenWettbewerbsvorteileein.DasUmweltbundesamtbekommtseitherzuhö-ren,dassmanmitEMASnichtbesserdastehtalsmitISO14001.Überwww.emas.dedurchleuchteteineSuchmaschinetagesaktuellalleöffentlichenAus-schreibungeninderEuropäischenUnion.DabeihatdasUmweltbundesamtfestgestellt,dassdieAus-schreibungenüberwiegendbeidesnennen:EMASundISO14001.
Vortrag von frau Prof. Dr. Edeltraud günther:AnderTechnischenUniversitätDresdenbestehtseit2003einUmweltmanagementsystemnachEMAS.SukzessivekamendieanderenStandortehinzu.Im
Jahr2006erfolgtedieRevalidierung.DieTUDresdenbestehtaus14Fakultäten.Siehatca.7.000Mitarbei-terundrund35.000Studenten.EsgibtdortTextilma-schinen,Kunststoffverarbeitung,Lackiererei,elektro-technischeAnlagenundähnliches.HinzukommendieBürosderWirtschaftswissenschaften.VordiesemHintergrundwirktdieTUDresdenwieeinAgglome-ratmittelständischerUnternehmen.DerzeitistdieTUDresdendabei,ihreBeschaffungsrichtlinienum-zustellen.DabeimachtsiedieErfahrung,dassnachwievorVorbehaltegegeneineökologischeBeschaf-fungbestehen.HinzukommenRechtsunsicherheiten.DieseseienzwarfaktischzumTeilgeklärt,aberebennichtinderWahrnehmungderMitarbeiter.FolgendefünfPunktesindbeideröffentlichenAuftragsvergabeentscheidend:
– Definition des Auftragsgegenstandes:SieistKernpunktderVergabeundderGrundsteinfürdieUmweltrelevanz.DieKernfragelautethierbereits:KaufeicheinProduktodereineDienst-leistung.
– Technische Spezifikation: –Einbeziehen von Produktspezifikationenwie
etwaGrundstoffeoderAusgangsmaterialien,AuswahlgefährlicherStoffe,MinimalvorgabenfürRecyclingmaterial.
– Berücksichtigen von Herstellungsverfahren: umweltfreundlicheProduktionsprozesseund-methoden,beispielsweise„grünerStrom“.
–Berücksichtigen von Umweltzeichen:ISO14021,14024,14025,BlauerEngel,Euroblume,expliziteAngabevonKriterien.
–Zulassen von Varianten (Nebenangeboten) zurLeistungsbeschreibung,ErmöglichenvonÄnderungsvorschlägen.Beispielhierfür:Einweg-undMehrweglösungen.DieTUDresdenhatdurchJuristeneineMusterausschreibungerstel-lenlassen,dieNebenangebotezulässt.BieterkönnensodurchausAlternativenanbieten,diedieAusschreibungbeiderDefinitiondesAuf-tragsgegenstandesnochgarnichtgesehenhat.
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AufdieseWeisewerdenauchInnovationengefördert.
– Auswahl der Bieter:Bieter,diegegenUmwelt-rechtverstoßen,werdenausgeschlossen.ZudemlassensichbeimBewertendertechnischenLeis-tungsfähigkeitfolgendeKriterienberücksichtigen:
–NachweisfürerforderlichespezifischeErfah-rungenimUmweltbereich;
–AngabedertechnischenFachkräfte; –BeschreibungdertechnischenAusrüstungdes
Lieferanten; –ErklärungüberGeräteundtechnischeAusrüs-
tung; –Umweltmanagementsystem
(EMASoderDINENISO14001ff.).
– Bewertung der Angebote:EssolltennebendenAnschaffungskostenauchdieLebenszykluskostenbetrachtetwerden.DasneueVergaberechterlaubtdiesexplizit.AufdieseWeiselassensichauchInvestitionsgütermithöherenAnschaffungskostenerwerben,dielangfristigjedochKostensparen.BeispielehierfürsindEnergiesparlampenstattGlühbirnensowieenergieeffizientePumpen/Heiz-systeme.
– Zusätzliche Vertragsbedingungen:AuchhierlassensichUmweltaspekteeinbeziehen:–VerpackenundLiefernvonWareningrößerenPartien;
–WiederverwendenvonVerpackungenundProduktendurchLieferanten;
–LieferungderWareninwiederverwendbarenBehältnissen;
–Einsammeln,Rücknahme,WiederverwendenoderRecycelnvonAbfällen,diewährendodernachderNutzungoderdemVerbraucheinesProduktesanfallen,durchdenLieferanten;
–TransportundAuslieferungvonChemikalien(z.B.Reinigungsprodukten)inKonzentratform/VerdünnenamOrtderVerwendung.
Unterwww.beschaffung-info.defindensichMuster-ausschreibungen,dieimRahmeneinesForschungs-projektesdesUmweltbundesamteserarbeitetwurden.
Forum3:Dr.AndréWitthöft-mühlmann,prof.Dr.edeltraudGünther
Zusammenfassung der Diskussionsergebnisse– Zwarwäreeswünschenswert,allesökologischzu
beschaffen.JedochsiehtderAlltagdesBeschaffersandersaus.Erwirdnachwievordurchdietraditi-onellenVorgabenbestimmt–QualitätundPreis.
– EsexistierennochimmergroßeRechtsunsicher-heitenbeimEinbezugökologischerKriterien.ZwarwurdendiesezumgroßenTeildurchdieRevisionderVergaberichtliniengeklärt.AberinderWahrnehmungderzuständigenMitarbeitergibtesnachwievorUnsicherheiten.
– KernpunktderAusschreibungistdieDefinitiondesAuftragsgegenstandes.HierzugibteszwarkeinespeziellenVorgabenzuEMASundISO14001.BeidentechnischenSpezifikationenkannmanaberProdukteigenschafteneinbeziehen,diesichaufUmweltlabelsbeziehen.EbensokannmaninbestimmtenFällenAngabenzuHerstel-lungsverfahrenmachen,diesichdannwiedermitBlickaufdenvorgegebenenRahmenaufEMASbeziehen.UmgekehrtkannmanauchBieterausschließen,diegegenUmweltrechtverstoßen.DieTechnischeUniversitätDresdenhathierzuMusterausschreibungenvonJuristenerstellenlassen.SiefindensichaufderWebsitedesUmweltbundesamtesaufderSeitebeschaffung-info.de.
– Wichtigist,inLebenszykluskostenzurechnen.DiesmachendieneuenVergaberichtlinienmöglich.
– EswurdederWunschgeäußert,einezentraleDatenbankvonLieferanten,Herstellernetc.einzurichten,inderdieseihreUmweltkennzei-chensowieZertifikateablegen.Esgabsoetwas
35
inSchweden.DortkonntejedesUnternehmenselbstanticken,welchesUmweltzeichenesträgt.DieErfahrungzeigte,dassdabeiniebetrogenwurde.ZugleichwirddadurcheinegewissePräsenzgeschaffen–auchfürBeschaffer.
– DieErfahrungzeigt:EsgibtDefiziteimWissenderöffentlichenAuftraggeber,werinderentspre-chendenRegionüberhauptEMAS-zertifiziertist.
– DasEMAS-LogounddieEMAS-AnwendermüsseninderÖffentlichkeitbekannterwerden.EssolltejedochnichtnurdasLogo,sondernauchdieUmweltleistungderUnternehmenbesserheraus-gestelltwerden.
– DerMittelstandfordertalsZuliefererundAnbie-tereinebessereöffentlichePräsenzseinesEMAS-Engagements.
– DieöffentlicheHandsolltedasEMAS-LogovielstärkeralsMarketing-Instrumentnutzbarmachen.
www.emas.detagesaktuellnationaleundinterna-– EMAS-undISO-14001-Unternehmenfindenunter
tionaleAusschreibungen,dieeineZertifizierungalsVergabebedingungvoraussetzen.
Forum3.Vonlinksnachrechts:Dr.AndréWitthöft-mühlmann,prof.Dr.edeltraudGünther,reinhardpeglau,Dr.Daniel-sascharoth
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Forum4.DiepodiumsteilnehmerunterLeitungThomasIlka,DIHK
3�
5. foruM 4: EMAS unD MIttElStAnD
Moderation:Thomas Ilka, BereichsleiterEuropa,Umwelt,Ener-gie,VerbraucherpolitikbeimDeutschenIndustrie-undHandelskammertag(DIHK),Berlin.
Podiumsgäste: – Martina Fuchs-Buschbeck,Geschäftsführerin,
OktoberdruckAG,Berlin.DieDruckereiistseitihrerGründungeinProjektinSelbstverwaltung.ImJahr1994beganndasUnternehmen–damalsmit30Mitarbeitern–sichmitdemThemaUmweltmanagementauseinanderzusetzen.
– Ulrike Schweizer,Umweltmanagement,LincolnGmbH,Walldorf.DasUnternehmenproduziertSchmiersystemeundbegann1995mitBeteiligungderArbeitnehmereinUmweltmanagementsystem.DaswardamalsetwasBesonderes,dadieÖko-auditverordnungkeineMitarbeiterbeteiligungvorsah.DerAnstoßkamdamalsvomBetriebsrat.DieGeschäftsführungwarmitdemVorschlageinverstanden.Seit1997istdasUnternehmenEMAS-validiert.DanebenistesnochnachISO14001zertifiziert.
– Dr. Stephan Hirsch,Umweltzertifizierungen,Saar-Lor-LuxUmweltzentrumGmbH,Saarbrücken.DasZentrumberätrund12.000Handwerksbe-triebeimSaarland.ZudenGeschäftsfelderngehörtu.a.dieEinführungvonUmweltmanage-mentsystemen.DasZentrumhatsiebenMitarbei-terundistselbstnachEMASzertifiziert.
– Dr. Stefan Müssig,Geschäftsführer,WürzburgerUmwelt-undQualitätsmanagementGmbH,Würz-burg.HerrMüssigbietetseit15JahrenManage-mentberatungmitSchwerpunktUmwelt-undArbeitsschutzan.
5.1 DArStEllung DEr PoDIuMSDISkuSSIon
Es gibt derzeit die finanzkrise. Interessiert sich da noch jemand für EMAS? Dr. Hirsch: Wirstellenimmerwiederfest,dasseinSystemwieEMASfürKleinbetriebe–nebendemAspektUmwelt–eingesamtbetrieblichesKonzeptdarstellt.DennesisthäufigdasersteMal,dasssiesichsystematischmiteinerDokumentation,mitderEinbeziehungvonMitarbeiternundeinerAußendar-stellungbefassen.DiesführthäufigzueinemDyna-mikschubimUnternehmen.EMASistjedochkeinSelbstläufer.TrotzdemwirddieZukunfteherfürEMASsprechen.DenndiebehördlichenKontrollensindaufdemRückzug.DiesbefreitdieUnternehmenallerdingsnichtvonihremHaftungsrisiko.DiesesVakuumkönnensiedurchEMASausfüllen–bevorirgendwannderStaatsanwaltanihreTürklopft.
Dr. Müssig: EMASisteinesystematischeMethode,umsichdenSpiegelvorAugenzuhalten,obeinUn-ternehmenumweltgerechtwirtschaftet,dieGesetzeeinhältundseineeigenenLeitlinienerfüllt.EinSchlüsselistdabeidieMitarbeiterbeteiligung.ZudemhabeichdieErfahrunggemacht,dassKonvoiprojekte–alsoGruppenberatungen–besondersgutfunktio-nieren.SieerzeugeneineregelrechteAufbruchstim-mung.
Ist EMAS mehr als ein umweltinstrument? wie hat es sich mit der Zeit im unternehmen entwickelt?Schweizer:AlswirEMASeingeführthaben,gingesdemUnternehmenschlecht.WirhabendaherdieEinführunggenutzt,umalleMitarbeiterindenneu-enVerbesserungsprozesseinzubeziehen.WirhabensieindieStruktureneingebunden,indasFindenneuerUmweltzieleund-programme.ZudemhabenwirWorkshopsveranstaltet.NatürlichgibtesMitar-beiter,diedasnichtmöchten.Aberesgibteinenhar-tenKern,dersichhiergerneengagiert.
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Fuchs-Buschbeck:DerentscheidendeVorteilistderkontinuierlicheVerbesserungsprozess.WirhabenEMASebenfallsinschwierigenZeiteneingeführt.DamithabenwirdenMitarbeiternundnachaußensignalisiert:WeruntersolchenUmständensovielineinManagementinvestiert,dermeintesernstmitdemÜberleben.
Forum4:Dr.stephanHirsch
was sind die haupthürden bei der Einführung von EMAS?Dr. Hirsch: DasErfassenvonVerbrauchsdaten,diejenachAusarbeitungTückenundFallstrickeenthaltenkönnen,sowiedieLegalCompliance–dieEinhaltungvongesetzlichenVorgaben.EsgibtUnternehmen,indenendieskeinProblemist.BeianderenkannmanjedochböseÜberraschungenerleben.Diesgiltinsbe-sonderebeiBaugenehmigungenundwasserrecht-lichenGenehmigungen.
Schweizer: DaswarbeiunsinderTatdieDatener-fassung.EinegroßeHerausforderungwarauchdieBewertungderUmweltaspekte.EineweitereHürdeistdiemangelndeAkzeptanzvonEMASbeiVersiche-rungen.DiesevertrauennichtaufEMAS.VielmehrmachendiesenochimmerselbstPrüfungen.
Fuchs-Buschbeck: Schwierigistaußerdem,tatsäch-lichKennzahlenzufinden,diefunktionierenundvergleichbarsind.
Dr. Müssig: IchforciereindenBetriebendeninte-grativenAnsatz.FürmichgehörtdasThemaUmweltwieQualität,Sicherheit,GesundheitundRisikoma-nagementandieProzesseangedockt.DannwirdeszurSelbstverständlichkeit.DasistderKippschalter,denmanumlegenmuss.AuchindenKöpfenderFührungskräfte.WirhabenjetztinBaden-Württem-bergbeieinemModellprojektakribischdieStundenerfasst.Rund25ProzentderZeitwurdebenötigt,umRechtskonformitätherzustellen.DeshalbmachtEMASauchSinn.DennesisteineMethode,umimUnter-nehmenRechtskonformitätherzustellen.EinweiteresProblemsinddieKosten.HierhelfendieKonvoi-
MethodengeradebeikleinenundmittlerenUnter-nehmen,eineangemesseneKosten-Nutzen-Relationzuerreichen.
gibt es ein Spannungsverhältnis zwischen EMAS und ISo 14001?Dr. Müssig:EMAShatdenVorteilderUmwelterklä-rung.DaswirdzwaralszusätzlicherAufwandgese-hen.JedochistsiegeradefüreinenkleinenBetrieb,derineinerRegionverhaftetist,gutzukommuni-zieren.ErmussdieErklärungnurineinesinnvolle,knackigezwei-bisdreiseitigeFormbringen.ZudemistEMASeinhoheitlichlegitimiertesSystem,dasstaatlichePrivilegienermöglicht.DagegenistISO14001letztlicheinzivilrechtlicherVertragzwischenzweiFirmen–demUnternehmenunddemBerater.
Fuchs-Buschbeck:EMASisteineArtvonAuszeich-nung.DagegenistISO14001dasinternationalbe-kanntereSystem.
5.2 DISkuSSIon IM PlEnuM
kann ich als Verbraucher oder Einkäufer in EMAS ein leistungsversprechen sehen? Fuchs-Buschbeck:Ichwürdesagen,SiehabendenbesserenProzessgekauft.AbernichtunbedingteinbesseresProdukt.
Dr. Müssig:SiekaufendasVersprechen,dassdieseFirmaihreUmweltleistungkontinuierlichverbessert.
Schweizer: SeitwirunsanEMASbeteiligen,überar-beitenwirunsereProzesseständiginSachenUm-weltfreundlichkeit.DaswirktsichauchaufdiePro-dukteaus.
Dr. Hirsch:WenneinBäckereinEMAS-Systemhat,schmeckenseineBrötchennichtunbedingtbesser.
3�
AnderssiehtesaberbeispielsweiseinderBaubran-cheaus.EinEMAS-zertifizierterDachdeckersetztsichimZweifelandersmitderEnergieeinsparverordnungauseinanderalseinnichtzertifizierterBetrieb.
Forum4:martinaFuchs-Buschbeck,Dr.stefanmüssig
wie schaffen wir es, mehr unternehmen zu EMAS zu brin-gen? In Deutschland gibt es insgesamt fast 30 verschie-dene (niedrigschwellige) umweltmanagementsysteme. Ist diese Vielzahl ein hindernis für das Premiuminstru-ment EMAS? – Statement aus dem Publikum: Wirhabenteil-
weisedieErfahrunggemacht,dassBetriebeersteinmalmitniederschwelligenAnsätzenanfangenunddannweitergehenundeineZertifizierungmachen.Anderengenügtes,aufhalbemWegstehenzubleibenundabzuwarten.AlldieshängtvonverschiedenenFaktorenab.DerStaatsolltegezielteMaßnahmenergreifen,ummehrAnreizefürEMASzusetzen.
– Dr. Müssig:Ichseheeszwiespältig.Unterschwel-ligeAnsätzesindofteineMotivationeinzusteigen.Essollteabereinenweiteren,klardefiniertenBau-steingeben,umzueinemvollwertigenEMASzukommen.WichtigsindFördermittel–abgestufteFördermittel:FürdenunterschwelligenAnsatzgibtesetwasundfürEMASebenmehr.
Ich nutze EMAS bei jeder Ausschreibung. Aber ich tue mich schwer, selbst EMAS im unternehmen zu starten. unsere Mitarbeiter reisen mit fahrzeugen. und die geschäftspartner erwarten nicht das 3-liter-Auto, sondern den 3-liter-hubraum.Fuchs-Buschbeck:DieseHemmungentspringtdemGefühl,manmussschongutsein,umanzufangen.Ichdenke,manmusseinfachbeginnen,auchwennderAnfangvielleichtnichtsotollist.
Dr. Hirsch:SiesindderidealeEMAS-Einsteiger.SiestartenaufeinemhohenUmweltbelastungsniveauundhabenfürdienächstenJahreVerbesserungs-
potenzial.DerUmweltgutachtersagtIhnenjanicht,SiemüsseninnerhalbvonzweiJahrenauf3-Liter-Autosumsteigen.VielmehrdefinierenSieIhreZieleselbst.
was ist Ihr hauptwunsch an EMAS III?Dr. Hirsch: Ichmeine,wirbrauchenkeinEMASIII.Ichhättemirgewünscht,mitEMASIIeinfachweiterzuverfahren.Bedenklichfindeich,dassdieÜberprü-fungderRechtskonformitätdadurchweiterbürokra-tisiertwerdensoll,indemeineaktiveÜberprüfungdurchdieBehördenerfolgensoll.Ichweißnicht,obEMASdannnochlangelebenwird.
Schweizer:MeinHauptwunschwäreeineinheit-lichesKennzahlensystemfürEMAS-Betriebe.
Fuchs-Buschbeck:Ichwürdemirebenfallswün-schen,dasseseinpaarKennzahlengibt.
Dr. Müssig: FürKleinbetriebeunter50MitarbeitermussesweiterhinKleinstbetriebsregelungengeben.DieseRegelungenkönntemanauchaufBetriebemit100odersogarmehrMitarbeiternausweiten.DennesgibtvieleBetriebeindieserGrößenordnung,de-renUmweltrelevanznichtsehrhochist.ZudemmussEMASbeimVerbraucherbekanntgemachtwerden.DemBürgeristdurchauszuzumuten,zwischeneinemproduktbezogenenUmweltlabelundeinemprozessbezogenenEMAS-LogoaufProduktenzuun-terscheiden.
40
Dieschlussdiskussion(podium)
41
6. SchluSSDISkuSSIon
Moderation:Volker Angres,LeiterderRedaktion„Umwelt“beimZDF,Mainz.
Podiumsgäste: – Prof. Dr. Edeltraud Günther,Lehrstuhlfür
BetrieblicheUmweltökonomie,TUDresden.– Dr. Susanne Lottermoser,LeiterinderUnter-
abteilung„GrundsätzlicheundwirtschaftlicheFragenderUmweltpolitik,fachübergreifendesUmweltrecht“imBundesumweltministerium,Berlin.
– Dr. Michael Schemmer,VorsitzenderdesUm-weltgutachterausschusses,BereichsleiterArbeits-sicherheitundUmweltschutzbeiBombardierTransportation,Berlin.
– Dr. Markus Racke,GeschäftsführerderDeutschenAkkreditierungs-undZulassungsgesellschaftfürUmweltgutachtermbH,Bonn.
EMAS und tu Dresden – was haben Sie schon gemacht? was ist in Planung? und wie wirkt sich EMAS aus?Prof. Dr. Günther:DieTechnischeUniversitätDres-denhat14Fakultäten,35.000Studentenund7.000Mitarbeiter.DieTUführte2003einUmweltmanage-mentsystemnachEMASein.SeitherkamensukzessivealleweiterenStandortedazu.ImJahr2006wurderevalidiert.EsgibtdortTextilmaschinen,Kunststoff-verarbeitung,Lackierereien,elektrotechnischeAnla-gen,Bürosetc.InsofernsindwirwieeinAgglomeratverschiedenerUnternehmen.WirhabenneueBe-schaffungsleitlinienerarbeitetundsindnundabei,siekonsequentumzusetzen.Wirmultiplizierendas,waswirmachen,aufzweierleiArt:ZumeinendurchunsereForschungsprojekte.ZumanderenschulenwirandereUniversitätenundhabenhierzuaucheinenArbeitskreis.ZudemistEMASGegenstandderLehre.AllerdingserreichtEMASdarübernurmaxi-malzehnProzentderStudenten.
EMAS III begann 2005 mit einer Evaluierungsstudie. Die änderung der EMAS-Verordnung wird frühestens 2010 in kraft treten – basierend auf einer Datenbasis von 2005. Ist das ein Problem?Dr. Racke: DasEMAS-Instrumentisteigentlichso,wiewireshaben,gut.EswirdzwarunterManage-mentsystemsubsumiert.Dasistjedochfalschbzw.nichtgenug.EsisteininnovativesInstrumentzurkontinuierlichenLeistungsverbesserungimUmwelt-schutz.DasistderKernundderistfürjedenzuge-brauchen.DasBeiwerkdarumherumkannverbes-sertwerden.DasistinEMASIIgutgelungenundkanndurchEMASIIIgarnichtweiterverbessertwer-den.IchkanndahermitEMASIIgutleben.FallsEMASIIIallerdingsso,wiederEntwurfderzeitaus-sieht,inKrafttretensollte,hättenwireingroßesProblem.
Dr. Schemmer:EsgibtAspekte,beidenenEMASIIIeineVerbesserungdarstellt.BeispielsweisedieErwei-terungaufeineweltweiteAnwendung.IchhabemirimmerinallenLänderneinheitlicheStandardsgewünscht–unabhängigvonderlokalenGesetzge-bung.EinkritischerAspektsinddiePerformanceIndicators(Kennzahlen),dieauchimUmweltgut-achterausschusssehrheftigundkontroversdiskutiertwerden.ProblematischistdieAbschwächungderRolledesUmweltgutachters,indemdiePrüfungderRechtmäßigkeitletztlichwiederzurückaufdieBe-hördenverlagertwerdensoll.DadurchstelltsichdanndieFrage,warumeinUnternehmenüberhauptnochEMASmachensoll.
wie groß sind die Spielräume, EMAS III noch in diesem Sinne zu verändern?Dr. Lottermoser: WirstehenjanochganzamAn-fangderDiskussionundderBeratungüberdiesenKommissionsentwurf.ImKerngehtesdarum,dieUmweltleistungauseinemfreiwilligenSystemzuver-bessern.Ebensogehtesdarum,diesesSystemundseinegutenAnsätzeweiterzuverbreiten,attraktiverzumachenundnochmehrUnternehmenundInsti-
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tutionenzumMitmachenzubewegen.HierzubietetdieNovelleguteElemente,beispielsweisedieverein-fachteVerwendungdesEMAS-Logos,umEMASstärkerpublikzumachen.ZudemsiehtsieeinigeErleichte-rungenvor.DanebenenthältsieteilweiseElemente,dievielleichtneueBürokratienaufbauen.Hiermüs-senwirnocheinmalnachschauen,waszumBeispieldieKMUunddieValidierungszyklenanbelangt,umdaraufindenRatsberatungenhinzuweisen.
Diepodiumsteilnehmerderschlussdiskussion.Vonlinksnachrechts:Dr.markusracke,prof.Dr.edeltraudGünther,VolkerAngres,Dr.susanneLottermoser,Dr.michaelschemmer
thema umweltkennzahlenDasThemawurdesowohlaufdemPodiumalsauchseitensdesPublikumssehrkontroversdiskutiert.HierzueinigeStimmen:– Prof. Dr. Günther: Kennzahlendienendazu,die
Unternehmenssteuerungzuunterstützen.Somitzielensiedarauf,nachinnenzuwirken.DaherhabensiegeradebeiEMASihreBerechtigung,daesdortumdiekontinuierlicheVerbesserungderUmweltleistunggeht.Ichdenkeschon,dassesaucheinAnreizist,Kennzahlennachaußendar-zustellen.BeiderKennzahlenbildungsolltedieWertschöpfungstiefeunbedingtberücksichtigtwerden.Ichplädieredafür,dassUnternehmenausgewählteMaßnahmenauchvorstellenimSinnevonBest-Practice-Beispielen.BeidenLeistungs-indikatorenwäremirwichtig,dieLebenszyklus-kosteneinzubeziehen.
– Dr. Racke: IchkanndieKritikandenUmwelt-kennzahlennachvollziehen.IchkannhierzueininteressantesBeispielerzählen.IchwarMitglieddernationalenJuryfürdenEMAS-Award2008.DawurdederVersuchgestartet,KennzahlenalsKriteriumfürdiePreisverleihunganzugeben.InsbesonderedenIndikatorCO
2-Emissionenpro
BruttowertschöpfunghatdaskeinesderUnter-nehmen–soweitichmicherinnere–richtigdar-gelegt.Ichhabedannselbstversucht,ausdem,wasichgelesenhabe,einenIndikatorzubilden.DabeikamenvölligverrückteZahlenheraus.
– Herr Guhle (Stellvertreter von Dr. Schemmer im Umweltgutachterausschuss):Umweltkenn-zahlensindeininteressanterAnsatz,denmannichttabuisierensollte.
– Dr. Lottermoser:DieKennzahlenbeispielsweisezuWasser,EnergieundAbfalllegendieEMAS-TeilnehmerschonjetztinihrerUmwelterklärungvor.Esistalsonichtso,dasswiretwasganzNeueseinführenwollen.DieFrageist,obdieKernindi-katorenerweitertwerdenmüssen.UndobwirdabeisoetwasbrauchenwieeineBruttowert-schöpfung.AberdieKritikdaranistbeiunsan-gekommen.UndeshatsichjaauchschonimKreisderMitgliedstaatendagegenWiderstandformiert.
kann man in die Beschaffungsausschreibung aufnehmen, dass EMAS-unternehmen bevorzugt behandelt werden?DiemehrheitlicheAntwort:Diesistbereitsheuteschonmöglich.DasstehtsoimEuropäischenVerga-berecht.Wirmüssenesnuranwenden.
Dr. Lottermoser:DasProblemistallerdings,dassesdorteineGleichwertigkeitvonEMASundISO14001gibt.DasisteinPunkt,andemwiransetzenmüssen.EMASmussbevorzugtbehandeltwerden.
wie ist das Verhältnis zwischen EMAS, umweltbericht und nachhaltigkeitsbericht?Dr. Schemmer: NichtalleunsererStandorteliegeninEuropa.InsoferngibtesbeiunsUmwelterklärun-genohnehinnurvoneinerbegrenztenAnzahlvonStandorten.DagegenistderNachhaltigkeitsbericht,CR-oderCSR-BerichtimmereinReport,derdasge-samteUnternehmenumfasst.NatürlichnutzenwirhierfürauchdieInformationenderUmwelterklärungdereinzelnenStandorte.
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InsgesamtwurdenausderVeranstaltungfolgendeSchlüssegezogen:
1. EMAS nützt den unternehmen in mehrfacher hinsicht:– EsschafftRechtssicherheit.– Esidentifiziert–insbesondereamAnfang–
Kosteneinsparpotenziale.– EshilftbeiderkontinuierlichenVerbesserungder
UmweltleistungsowiebeiderStrukturierungdesManagements.
– EMASmotiviertdieMitarbeiterundfördertderenKreativität.
– EsgibtpositiveErfahrungen,auchgeradewennEMASineinerkritischenPhasedesUnternehmenseingeführtwurde.
2. EMAS muss noch attraktiver werden. hierbei kann insbesondere folgendes helfen:
– EMASundEMAS-Logomüssenbekannterwerden.– DieVerwendungdesEMAS-Logosmusseinfacher
werden.– EMAS-UnternehmenmüssenbeiFörderprogram-
men,Erleichterungen,öffentlicherBeschaffungetc.bevorzugtbehandeltwerden–auchimVer-gleichzuISO14001.
– ZahlreicheTeilnehmerforderten,EMASimFach-umweltrechteinegrößereRollezugeben,indemhiereinestärkereVerknüpfunghergestelltwird.AufdieseWeisekönnteesfürEMAS-UnternehmenErleichterungenbeiGenehmigungsverfahrengeben.DieswürdeeinenzusätzlichenAnreizfürEMASgeben.
– EssollteeinezentraleDatenbankgeben,woUnternehmenihrUmweltmanagementoutenkönnen.
3. Die richtlinien für die öffentliche Beschaffung müssen besser ausgeschöpft werden.
– DieBeschaffungsrichtlinienerlaubenzwarinzwi-schendieEinbeziehungökologischerAspekte.DasRechtistsomitda.Esmusseigentlichnurgenutztwerden.InderWahrnehmungderzuständigenMitarbeiterbestehtjedochnachwievoreinegroßeRechtsunsicherheit.Diesegilteszubeseiti-gen.HierbestehtsomitHandlungsbedarf.
– BeiöffentlichenAusschreibungensolltenLebens-zykluskostenmitberücksichtigtwerden.
4. Die gruppen- / konvoimethode ist ein guter und wich-tiger Ansatz, um EMAS bei kMu einzuführen.
5. ISo 14001 ist außerhalb der Europäischen union bekannter als EMAS. Daher besteht für international agierende unternehmen der Anreiz, zumindest auch / oder auch nur ISo 14001 zertifiziert zu sein.
6. Bei EMAS III sind vor allem die geplanten umweltkenn-zahlen heftig umstritten.
– ZwarwurdeteilweisederWunschnacheinheit-lichenUmweltkennzahlenvorgetragen.Überwie-gendwurdejedochaufdieSchwierigkeitenvoneinheitlichenUmweltkennzahlenhingewiesen.ZudenBedenkengehörenvorallemfolgendeAspekte:Umweltkennzahlensindnursehrauf-wendigfürdenjeweiligenStandortzuermitteln.Diesgiltinsbesondere,wennsichdieseaufdieWertschöpfungbeziehensollen.VieleUnter-nehmenwürdenstandortbezogeneWertschöp-fungszahlengrundsätzlichnichtveröffentlichenunddannausEMASaussteigen.
– EineweitereSorgebeziehtsichdarauf,dassdurchEMASIIIdiePrüfungderRechtssicherheitaufdieBehördenzurückverlagertwird.AufdieseWeisewürdeeinwesentlicherMehrwertvonEMASbeseitigt.DadurchkönntedieAttraktivitätdesSystemssinken.
�. Die weiterentwicklung der umwelterklärung zum nachhaltigkeitsbericht wird zwiespältig gesehen.
Eswurdekontroversdiskutiert,obessinnvollist,dieUmwelterklärungmitNachhaltigkeitsaspektenauf-zupeppen.DieswurdefürKMUbejaht,dahierdieUmwelterklärungoftdieeinzigeDokumentation/Publikationist.Grundsätzlichwurdejedochdaraufhingewiesen,dasseinNachhaltigkeitsberichtauchdieVerankerungeinesentsprechendenNachhaltig-keitsmanagementsimUnternehmenerfordert.
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AnlAgEnÜbersicht: Stand der EMAS-novelle nach der ersten lesung im Europäischen Parlament
Auswertung der konferenz
hintergrundpapiere zu den themenforen
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Maßstab: 1 : 4 250 000Stand: 09/2008 www.schimmelmann-consult.de
EMAS in Deutschland
HannoverPotsdam
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MainzWiesbaden
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I n f o r m a t i o n e n ü b e r d a s e u r o p ä i s c h e U m w e l t m a n a g e m e n t s y s t e m
EMAS AKTUELL2. Apr i l 2009
ThEMA: Einigung über die EMAS Novelle – Stärkung des freiwilligen betrieblichen Umweltschutzes
Am 02.04.2009 hat das Europäische Parlament (EP) in erster Lesung der Novelle der EMAS-Ver-ordnung (EMAS) zugestimmt. Schwerpunkte der Änderungen der „Verordnung über die freiwillige Teilnahme von Organisationen an einem Gemein-schaftssystem für Umweltmanagement und Um-weltbetriebsprüfung“ liegen in den Bereichen Be- richterstattung(Einführung von Kernindikatoren) und in der Förderung der Teilnahme von kleinen und mittleren Organisationen (KMU). Die Umwelt-gutachterzulassung kann wie bisher im Wege des besonderen Berufszulassungsverfahrens gere-gelt werden. Es wird davon ausgegangen, dass die Verordnung nun vom Rat wie beschlossen in 2009 in Kraft treten wird.Hier einige wichtige Neuerungen / Änderungen:
Umwelterklärung / IndikatorenDie „Umwelterklärung“ nebst der „aktualisierten Umwelterklärung“ wird beibehalten werden. Ein ursprünglich noch vorgesehener „Umweltleis-tungsbericht“ entfällt. Präzisiert werden die An-forderungen an die Darstellung der wesentlichen direkten Umweltauswirkungen durch die Schaf-fung von Kernindikatoren in den Bereichen Ener-gieeffizienz, Materialeffizienz, Wasser, Abfall, Flächenverbrauch und Emissionen (z. B. bei Treib-hausgasen). Ist eine Organisation allerdings der Auffassung, dass einer oder mehrere Kernindika-toren für ihre direkten Umweltaspekte nicht we-sentlich sind, und dies begründen kann, muss sie keine Informationen zu diesen Kernindikatoren geben. Das gleiche gilt bei großen Unternehmen für die an sich erforderliche Angabe der Brutto-wertschöpfung in Mio. Euro oder alternativ des gesamten jährlichen Outputs in Tonnen. Bei KMU kann darüberhinaus anstatt der Bruttowertschöp-fung oder des jährlichen Outputs der jährliche Gesamtumsatz, alternativ die Anzahl der Beschäf-tigten, gewählt werden. Im nicht produzierenden Gewerbe (Verwaltungen, Dienstleister) kann die Größe der Organisation, ausgedrückt durch die Anzahl der Beschäftigten, angegeben werden.
Validierungszyklen für kleine undmittlere UnternehmenAls Grundregel gilt, dass wie bisher eine jährliche Überprüfung von Organisationen durch den Um-weltgutachter stattfindet. Die jeweils von der Organisation zu aktualisierende Umwelterklärung ist von diesem zu „validieren“, also für gültig zu erklären, alle drei Jahre ist eine konsolidierte Fas-sung der Umwelterklärung zu validieren. Erleich-terungen gibt es für kleine Organisationen. Da-runter versteht die EMAS-Verordnung:
– KMU im Sinne der Empfehlung der EU-Kommis-sion 2003/361/EC, d.h. solche mit u. a. weniger als 250 Beschäftigten
– Stellen öffentlicher Verwaltung, die für weniger als 10.000 Einwohner zuständig sind, oder son-stige Behörden, die u. a. weniger als 250 Per-sonen beschäftigen (einschl. sonstigen Stellen, die nach staatlichem Recht öffentliche Aufgaben wahrnehmen oder öffentliche Dienstleistungen erbringen).
Diese kleinen Organisationen brauchen auf Antrag bei den zu-ständigen Stellen hin lediglich alle vier Jahre eine validierte komplette Umwelterklärung und alle zwei Jahre eine validierte Aktualisierung der Umwelterklä-rung vorzulegen. Dabei dürfen jedoch (wie bisher) keine we-sentlichen Änderungen bei der Organisation und keine wesent-lichen Umweltrisiken oder lokalen Umweltpro-bleme vorliegen. Das Vorliegen dieser Vorausset-zungen hat der Umweltgutachter zu bestätigen. Gegenüber der bisherigen Lage ergeben sich hierdurch Erleichterungen für Organisationen mit 50 bis 250 Mitarbeitern, die nach der EMAS-Ver-ordnung von 2001 bislang einer jährlichen Vali-dierungspflicht unterlagen. Allerdings ist eine nicht validierte Aktualisierung der Umwelterklä-rung in jedem Fall jährlich den zuständigen Stel-len zu übersenden.
Eine weitere Erleichterung, die im Wesentlichen KMU betreffen wird, stellt die Möglichkeit der förmlichen Anerkennung oder Teilanerkennung zertifizierter Umweltmanagementsysteme oder -ansätze dar. Die Mitgliedstaaten können eine solche Anerkennung bei der EU-Kommission be-antragen, über den Antrag wird im Regelungsaus-schuss beschlossen. Organisationen, die an EMAS teilnehmen möchten, brauchen dann jene Be-standteile von EMAS nicht durchzuführen, die als den Bestimmungen dieser Verordnung gleichwer-tig anerkannt wurden.
Logo-VerwendungDie Logoverwendung wurde entgegen dem Kom-missionsvorschlag, dem Votum Deutschlands und anderer Mitgliedstaaten nicht auf Produkte und deren Verpackungen ausgedehnt. Begründet wur-de dies seitens des Europäischen Parlamentes mit Bedenken hinsichtlich einer Verwechslungs-
gefahr mit dem Umweltzeichen – Bedenken, die nicht vollständig überzeugen. In der Erschei-nungsform wird das Logo beibehalten. In Zukunft wird es der Klarheit halber nur noch ein Logo mit dem Zusatz „geprüftes Umweltmanagement“ ge-ben.
Weltweites EMASOrganisationen von außerhalb der Gemeinschaft können teilnehmen und müssen sich an die für sie gel-tenden Umweltvorschriften und die Umweltvorschriften halten, die für ähnliche Organisationen in den Mit-gliedstaaten gelten, in denen sie einen Antrag stellen wollen. Sie dürfen allerdings nur in einem Mit-gliedstaat registriert werden, in dem der Umweltgutachter, der die Organisation geprüft hat, zugelas-sen ist. Dieser Mitgliedstaat wiede-rum muss über eine zuständige Stelle für außereuropäische Orga-
nisationen verfügen. Die EU-Kommission wird ei-nen Leitfaden für die Registrierung außereuropä-ischer Standorte vorbereiten.
Pflichten der Mitgliedstaaten und der EU-KommissionDie Mitgliedstaaten werden verpflichtet, die Ver-breitung von EMAS insbesondere bei KMU zu fördern und diese zu unterstützen. Die EU-Kom-mission wird u. a. eine Datenbank für Umwelter-klärungen und eine für bewährte EMAS-Verfahren aufbauen sowie eine Liste der gemeinschaftlichen Finanzierungsquellen für die Umsetzung von EMAS führen. Ferner ist die EU-Kommission ver-pflichtet zu prüfen, inwiefern bei der Ausarbeitung neuer bzw. Überarbeitung geltender Rechtsvor-schriften EMAS berücksichtigt werden kann, ins-besondere in Form von regulatorischer Entlastung und besserer Rechtsetzung. Weitere Hilfestel-lungen stellen sektor- bzw. branchenspezifische Referenzdokumente dar, die von der EU-Kommis-sion in den nächsten Jahren erstellt werden sol-len. Bei der nächsten Begutachtung einer Organi-sation prüft der Umweltgutachter, ob sie die neuen Anforderungen der vorliegenden Verord-nung erfüllt. Hat die nächste Begutachtung früher als 6 Monate nach Inkrafttreten der vorliegenden Verordnung zu erfolgen, so kann die Frist im Ein-vernehmen mit dem Umweltgutachter und den zuständigen Stellen bis zur nächsten Begutach-tung um 6 Monate verlängert werden.
Quelle: Bundesumweltministerium
Auszug aus dem Newsletter EMAS Aktuell Nr. 20/April 2009, Herausgeber: Geschäftsstelle des Umweltgutachterausschusses,Veit Moosmayer (v.i.S.d.P.), Gertraudenstraße 20, 10178 Berlin, Tel: +49 (0) 30 297732-30, Fax: -39, info@uga.de
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EMAS – KliMASchutz und RESSouRcEnEffiziEnzWoRKingPAPER 1
inhAltSvERzEichniS
1. hERAuSfoRdERungEn: KliMAWAndEl und KnAPPE RESSouRcEn 66
2. WiE KAnn EMAS hElfEn, diE hERAuSfoRdERungEn zu MEiStERn? 68
3. EnERgiE- und RESSouRcEnEffiziEnzPotEnziAlE von EMAS 70
3. EMAS noch bESSER nutzEn! 71
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1. hERAuSfoRdERungEn: KliMAWAndEl und KnAPPE RESSouRcEn
„Der steigende Weltenergieverbrauch stellt eine echte und wachsende Bedrohung für die globale Versorgungssicherheit dar.“
Internationale Energie-Agentur (IEA)
World Energy Outlook 2007. Dt. Zsfg. S. 10.
Die Welt steht vor einer Vielzahl von Herausforde-rungen. Das globale Bevölkerungswachstum und der weltweite Wachstumsschub insbesondere in den Schwellenländern führen zu einer immer stär-keren Nachfrage nach Energie und Ressourcen. Die Knappheitsfolgen und der bereits jetzt erfahrbare Klimawandel werden neben humanitären Katastro-phen auch enorme wirtschaftliche Kosten verursa-chen, wenn nicht ein grundlegendes Umdenken stattfindet. Die Dimensionen dieser globalen Heraus-forderungen lassen sich wie folgt umreißen:
— Die Weltbevölkerung wird Prognosen zufolge bis 2050 um 2,5 Milliarden Menschen wachsen, womit eine Gesamtzahl von etwa 9,2 Milliarden erreicht wird. Damit stellt die zunehmende Konkurrenz um begrenzte Ressourcen Wirt-schaft, Politik und Gesellschaft vor immer schwie-riger werdende Verteilungsfragen.
— Aufgrund der verstärkten Nachfrage aus China und Indien wird sich der Primärenergiever-brauch zwischen 2005 und 2030 voraussichtlich um 55 Prozent erhöhen, so die Berechnungen der Internationalen Energie-Agentur. Damit wird
die Deckung des Energiebedarfs zunehmend schwieriger und kostspieliger. Zwar sind Preisprog-nosen schwierig, da Schwankungen auf dem Öl-Markt zum Tagesgeschäft gehören. Doch der generelle Trend ist klar: Steigende Nachfrage bei begrenzter Verfügbarkeit wird langfristig den Ölpreis weiter erhöhen.
— Einer aktuellen Studie des Bundeswirtschaftsminis-teriums1 zufolge ist bei bestimmten Rohstoffen (Aluminium, Zink, Platin, Chrom, Kupfer, Germa-nium, Eisenerz etc.) ein gewisses Versorgungsrisi-ko nicht mehr auszuschließen. Hier könnte es in manchen Sektoren zu erheblichen Preissteige-rungen und im Extremfall sogar zu vorüberge-henden Produktionsausfällen kommen.
— Spätestens seit dem Bericht des ehemaligen Chefökonomen der Weltbank, Sir Nicholas Stern, ist bekannt, dass effektiver Klimaschutz kosten-günstiger ist als Nichtstun.2 Die letzte Prognose des IPCC3 lautet, dass die globale Durchschnitts-temperatur bis zum Jahr 2100 um 1,8°C bis 4°C steigen wird. Erfolgen keine wirksamen Maßnah-men, um den Temperaturanstieg auf maximal 2°C zu begrenzen, könnten die Folgen des Klima-wandels jährlich bis zu 20 Prozent des Welt-bruttosozialprodukts verschlingen. Dagegen genügt laut Stern-Report jährlich rund 1 Prozent des Weltbruttosozialprodukts, um den Klimawan-del wirksam zu bekämpfen.
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Milliarden Tonnen ROE pro Jahr
2005 2015 20252010 2020 2030
Weltweiter Primärenergieverbrauch Prognose bis 2030
Quelle: adelphi consult GmbH in Anlehnung an IEA (2007): World Energy Outlook 2007
All dies zeigt, dass das bisherige Wirtschaften mittel- oder langfristig zu Engpässen in der Energieversor-gung, zu Problemen bei der Verfügbarkeit von Res-sourcen sowie teilweise zu irreversiblen ökologischen Schäden (z.B. durch Rohstoffabbau) führt. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf die enormen Klima-folgekosten ist eine deutliche Steigerung der Ener-gie- und Ressourceneffizienz unabdingbar. Nur so lässt sich einer Kostenexplosion auf den globalen Energie- und Ressourcenmärkten wirksam entgegen-treten, und nur so können die ökonomischen und ökologischen Herausforderungen des 21. Jahrhun-derts gemeistert werden.
1 BMWi (2007): Trends der Angebots- und Nachfragesituation bei
mineralischen Rohstoffen. S. 40.
2 Nicholas Stern (2006): The Economics of Climate Change. The Stern
Review.
3 IPCC 2007: Climate Change 2007: The Physical Science Basis.
Working Group I Contribution to the Intergovernmental Panel on
Climate Change. Fourth Assessment Report.
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Ökologische industriepolitik
Das Bundesumweltministerium hat bereits vor knapp zwei Jahren das „Memorandum ökolo-gische Industriepolitik“ vorgelegt und damit eine breite Debatte über den Umbau der Indus-triegesellschaft angestoßen. Zur inhaltlichen Weiterentwicklung wurde Anfang August 2008 ein Diskussionspapier an Umwelt- und Wirt-schaftsverbände, Gewerkschaften und For-schungseinrichtungen mit der Bitte um Stel-lungnahme übersandt.
Darin werden Instrumente und konkrete Maß-nahmen zur Umsetzung einer ökologischen Industriepolitik dargestellt. Das Bundesumwelt-ministerium will mit dem Papier einen Impuls für diese dringend erforderliche Debatte geben, zu der auch die dritte Innovationskonferenz am 22. Oktober 2008 in Berlin entscheidend beigetragen hat.
Das aktuelle Diskussionspapier steht im Internet zum Download bereit:
http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/ application/pdf/oeip_themenpapier.pdf
Unternehmen, die sich frühzeitig diesen Themen stel-len und ihre Strategie als „First-Mover“ entsprechend nachhaltig ausrichten, verschaffen sich einen deut-lichen Vorsprung vor konventionell reagierenden Konkurrenten.
Das Bundesumweltministerium leistet bei der nach-haltigen Unternehmensausrichtung aktiv Unterstüt-zung: Mit dem Konzept der Ökologischen Industrie-politik wurde ein umfassendes Konzept entwickelt, das umwelt- und sozialverträgliche Modernisierung mit der Nutzung wirtschaftlicher Chancen verbindet. Nur wenn Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Wis-senschaft an einem Strang ziehen, können die ge-nannten Herausforderungen gemeistert werden.
„Im internationalen Vergleich können wir fest-stellen, dass EMAS-geprüfte Standorte nicht nur deutlich geringere Umweltrisiken aufweisen, sondern auch Umweltbelastungen wie z.B. Emis-sionen und Energieverbrauch konsequent redu-zieren.“
Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender Daimler AGUGA-Kampagne „Wir für EMAS“
Erste Analysen bestätigen die seit einigen Jahren ein-geleitete Kurswende: Moderner Umweltschutz ist keine Wachstumsbremse, sondern schafft Arbeits-plätze und Investitionen. So kommt eine aktuelle Studie4 zu den Auswirkungen des Integrierten Energie- und Klimaschutz-Programms der Bundesregierung zu folgendem Ergebnis: Durch das Klimapaket entstehen bis 2020 mindestens 500.000 neue Arbeitsplätze. Zusätzlich ist mittelfristig mit klimaschutzbedingten Nettoinvestitionen von jährlich 30 Milliarden Euro zu rechnen und das Bruttoinlandsprodukt wird durch die Klimaschutzmaßnahmen pro Jahr um etwa 70 Milliarden Euro wachsen.
Zu den bewährten Instrumenten der Ökologischen Industriepolitik gehört auch das europäische Um-weltmanagementsystem EMAS. Es steht für ein hohes Maß an Umwelt- bzw. Klimaschutz und birgt gleichzeitig ökonomische Potenziale im Bereich der Energie- und Ressourceneffizienz. Die folgenden Kapitel legen dar, warum sich EMAS als Standard für modernen Umweltschutz etabliert hat.
4 BMU (2008): Investitionen für ein klimafreundliches Deutschland –
Zwischenbericht vom Mai 2008. Die Studie wird unter Federführung
von Prof. Dr. Carlo Jaeger (Potsdam Institut für Klimafolgenfor-
schung) und Prof. Dr. Eberhard Jochem (Fraunhofer ISI, Karlsruhe)
durchgeführt.
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2. WiE KAnn EMAS hElfEn, diE hERAuSfoRdERungEn zu MEiStERn?
Dr. Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer DIHKUGA-Kampagne „Wir für EMAS“
„Umweltmanagement lohnt sich. Ökonomisch, weil gerade in der Aufbauphase eines Umwelt-managementsystems viel Geld gespart werden kann. Ökologisch, weil Energie- und Ressour-cenverbrauch gesenkt werden. Und gut auch für die Politik: Was freiwillig umgesetzt wird, entlastet den Gesetzgeber.“
Auch Unternehmen, die nicht auf den boomenden „GreenTech“-Märkten agieren, können durch intelli-gentes Umweltmanagement von Kostenvorteilen profitieren und ihr Öko-Engagement nebenbei noch für Image- und Marketingzwecke nutzen.
Potsdam fährt umweltbewusst – viP erfolgreich EMAS validiert
Fahrgäste in Potsdam werden umweltbe-wusst befördert durch den Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH
Seit Anfang August 2008 ist der Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH ViP erfolgreich EMAS validiert. „Der Schutz der Umwelt nimmt in un-serem Unternehmen seit langem einen bedeutenden Stellenwert ein. Ein konsequentes und umfassendes Umweltmanagementsystem ist unsere aktuelle Antwort auf die weltweit wachsenden Herausforde-rungen. Mit der „Umwelterklärung 2008“ geben wir erstmals einen zusammenfassenden Überblick über Wesen und Struktur dieses Um-weltmanagements“, erklärt ViP den Entschluss zur EMAS-Teilnahme.
Der ViP befördert jährlich ca. 27 Millionen Fahrgäste zur Arbeit, zur Schule, zu Freizeiteinrichtungen oder zu den Sehenswürdigkeiten des Potsdamer Weltkulturerbes. Durch die EMAS Einführung hat der Ver-kehrsbetrieb seinen betrieblichen Umweltschutz verbessert und konn-te damit auch Kosten und Ressourcen einsparen. Seit 2005 stieg der Anteil an verwertbaren Abfällen durch eine verbesserte Abfalltren-nung von 32 Prozent auf 72 Prozent der Gesamtmenge. Anfang 2007
wurden 20 Busse mit CRT-Filtern nachgerüstet und reduzierten damit den Partikelausstoß der Busflotte um 43 Prozent. Auch für die Zukunft hat sich ViP im Bereich Umweltschutz viel vorgenommen. Mit der geplanten Modernisierung der Fahrzeugflotte soll die Emission von Stickstoff, Kohlenmonoxid und Koh-lenwasserstoff um mehr als 40 Prozent vermindert werden. Insgesamt 11 Busse mit der Euro-II-Norm sollen durch den anspruchsvollsten europäischen Abgasstandard, EEV (EEV – Enhanced Environmental Friendly Vehicle ersetzt werden.
Weitere Informationen zum Unternehmen und die Umwelterklärung finden Sie hier: http://www.swp-potsdam.de/swp/de/verkehr/ueber-uns-vip/umwelterklaerung/st_umwelt.php
),
Der europäische Umweltmanagementstandard EMAS hilft bei der systematischen Identifikation betrieblicher Ressourcen- und Energieeffizienz- potenziale und leistet so gleichzeitig einen bedeu-tenden Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Denn gerade im Bereich Energie- und Ressourceneffizi-enz existieren viele Möglichkeiten zur Optimierung und Kostensenkung, die ihrer Erschließung harren. EMAS ist das geeignete System, um diese verbor-genen Schätze zu heben. Es stellt zahlreiche anwen-dungsorientierte Leitfäden zur Verfügung und gibt Impulse zu strukturellen Veränderungen im Ma-nagement- und Controlling-Bereich. Unter den zahl-reichen Umweltmanagementsystemen bzw. -ansätzen hat sich EMAS als Premium-Standard etabliert. Es kann mittlerweile erfolgreich auf mehr als 10 Jahre Anwendungspraxis zurückblicken. EMAS ist Aus-
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druck moderner europäischer Umwelt- und Wirt-schaftspolitik, die dazu beiträgt, den globalen Her-ausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden, ohne dabei auf eine wirtschaftliche Divi-dende zu verzichten. Da EMAS auf dem Prinzip der Freiwilligkeit aufbaut, sind die teilnehmenden Un-ternehmen nur an die Ziele gebunden, die sie sich selbst durch ihre Umweltpolitik stecken. Sie können somit ihre Verbesserungspotenziale selbst identifi-zieren und realisieren.
Die folgende Auswahl EMAS-spezifischer Instrumente verdeutlicht, wie EMAS den Unternehmen hilft, ihre Energie- und Ressourceneffizienzpotenziale zu er-schließen:
— Der von der Europäischen Kommission speziell für EMAS-Anwender herausgegebene Leitfaden zur Auswahl und Verwendung von Umweltleis-tungskennzahlen liefert eine Reihe von Indika-toren, die zur Messung der Öko-Effizienz genutzt werden können.5 Zudem stellt er eine Systematik vor, die den Unternehmen zeigt, wie die unter-schiedlichen Kennzahlen in der betrieblichen Praxis angewandt werden. Auf diese Weise kön-nen sie ihre Energie- und Ressourceneffizienz kontinuierlich verbessern (vgl. auch Working Paper 2: EMAS und Berichterstattung).
— Das EMAS Energy Efficiency Toolkit for Small and Medium sized Enterprises bietet eine detail-lierte, anwendungsorientierte Gebrauchsanlei-tung für mittelständische Unternehmen, um Kos-teneinsparpotenziale im Energiebereich zu erschließen.6 Darüber hinaus enthält es vorbild-liche Beispiele aus der Unternehmenspraxis.
— Das mehrsprachig verfügbare „EMAS easy“-Toolkit beschreibt, wie KMU ganz einfach in 10 Tagen mit 10 Personen auf 10 Seiten eine EMAS-Validierung erreichen können. Zudem finden sich darin Schemata zur Erfassung der betrieb-lichen Energie- und Ressourcennutzung (vgl. auch Working Paper 4: EMAS und Mittelstand).
— Die UGA-Geschäftsstelle bietet eine umfangreiche Liste mit zielgruppenspezifischen EMAS-Praxis-leitfäden (siehe Kasten). Diese befassen sich u.a. mit der nachhaltigen Nutzung von Energie und Ressourcen.
Die aufgeführten Beispiele zeigen nur einen Aus-schnitt des umfangreichen Instrumenten-Spektrums, das EMAS-Anwendern zur Verfügung steht, um ihre Energie- und Ressourceneffizienz kontinuierlich zu verbessern.
5 Leitfaden: 2003/532/EG (ABl. EG 2003 Nr. L 184 S. 19).
6 EU-KOM (2004): EMAS Energy Efficiency Toolkit for Small and Medi-
um sized Enterprises.
internet-tipp
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Versuchen Sie es damit:http://emas.de/images/uploads/Image/Praxisleitfaeden_0604.pdf
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3. EnERgiE- und RESSouRcEnEffiziEnz- PotEnziAlE von EMAS
Die erwarteten Einsparungen zählen zu den Haupt-gründen, warum sich Unternehmen für eine Teilnah-me an EMAS entscheiden.7 Zahlreiche Unterschungen haben gezeigt, dass sich grundsätzlich durch nor-mierte Umweltmanagementsysteme wie EMAS oder ISO 14001 in den unterschiedlichsten Betriebs-bereichen Kosten reduzieren lassen.8 So können beispielsweise durch die detaillierte Erfassung des Energiebedarfs nach Verbrauchsstellen oder Ver-brauchsarten einzelne Kostentreiber anhand von Jah-res- oder Branchenvergleichen schnell identifiziert und ggf. eliminiert werden. Mit der Verringerung des Energieverbrauchs sinken in der Regel auch die klimaschädlichen CO
2-Emissionen. In einer Umfrage
für das Bayerische Landesamt für Umwelt gaben 75 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie mithilfe ihres Umweltmanagementsystems auf Dauer (61 Prozent) oder zumindest kurzfristig (14 Prozent) Kosten reduzieren konnten.9
führt umweltmanagement zu Kosteneinsparungen?
ja, nur am Anfang 14 Prozent
ja, auf Dauer 61 Prozent
k.A. 4 Prozent
nein 21 Prozent
Quelle: adelphi consult GmbH in Anlehnung an LfU (2006): Ökologische und ökonomische Wirkungen von UM
Die Höhe der Ersparnisse variiert stark innerhalb des EMAS-Anwenderkreises. Sie ist von unterschiedlichen Faktoren (Branche, Standort, Unternehmensgröße, Managementstrategie etc.) abhängig. Diverse Studien konnten allerdings die Bereiche identifizieren, in de-nen Umweltmanagementsysteme wie EMAS oder ISO 14001 besonders kostenmindernd wirken. Demnach werden regelmäßig die größten Einsparungen in den Bereichen Abfall, Energie und Wasser erzielt.10 Unternehmensbefragungen bestätigen, dass EMAS positiv auf die Entwicklung der Ressourcen- und Energieeffizienz wirkt. Doch können viele Betriebe nicht immer klar differenzieren, ob eine umweltbe-zogene Kostensenkungsmaßnahme ausschließlich auf EMAS oder auch auf andere Faktoren zurückzufüh-ren ist.
Laut einer Umfrage im Rahmen der von der EU-Kom-mission in Auftrag gegebenen EMAS-Evaluierungs-studie EVER ist weit mehr als die Hälfte (62 Pro-zent) aller EMAS-Unternehmen davon überzeugt, dass EMAS ein effektives Instrument ist, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.11 Allerdings ist auch ein nicht geringer Anteil der Öko-Audit-Teil-nehmer (38 Prozent) noch nicht vollständig von der Durchschlagskraft dieses Systems überzeugt. Hier wird deutlich, dass EMAS stark auf die unternehme-rische Eigeninitiative setzt. Werden die zur Verfü-gung gestellten Instrumente entsprechend genutzt, ist EMAS eindeutig ein Instrument der Produktivitäts-steigerung und bietet das Potenzial eines hohen Return on Investment. Viele Unternehmen, die an EMAS teilnehmen – insbesondere Firmen, die sehr energie- und ressourcenintensiv produzieren – kön-nen bereits kurz nach Einführung auf weitreichende Material- und Energieeinsparungen verweisen. So nannten befragte Unternehmen als durchschnitt-liche Amortisationsdauer der EMAS-Investitionen 1,5 bis 2,8 Jahre.12
Entscheidend für die Nutzung der EMAS-Potenziale ist jedoch die strategische Ausrichtung des Unterneh-mens und die jeweilige Ausgestaltung des Öko-Audit-Systems im Betrieb.
„Ich möchte alle die Unternehmen, die noch kein Umweltmanagementsystem eingeführt haben, ermutigen, diesen Schritt – auch unter ökonomischen Gesichtspunkten – zu erwägen.“
Michael Glos, Bundesminister für Wirtschaft und TechnologieUGA-Kampagne „Wir für EMAS“
7 EVER (2005): Evaluation of EMAS and Eco-Label for their Revision.
Report 2: Research findings. S. 27 ff.
8 Baumast (2001), BMU (2000), Clausen et al. (2002), EVER (2005),
Hamschmidt (2002), UBA (1999), IRIS (2000) u.v.m.
9 Bayer. Landesamt für Umwelt (2006): Ökologische und ökonomische
Wirkungen von Umweltmanagementsystemen in Bayern. S. 18.
10 EVER (2005): S. 48 ff.
11 EVER (2005): S. 39 ff.
12 EVER (2005): S. 50 f.
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4. EMAS noch bESSER nutzEn!
„Die Einführung eines ‚Umweltmanagements‘ allein bewirkt gar nichts, solange der Firmen-inhaber oder das verantwortliche Management es nicht versteht, die Begeisterung bei allen Mit-arbeitern zu wecken. Dies gilt übrigens nicht nur für ein Umweltmanagement. In meiner Firma hat die Einführung des Umweltmanage-ments eine neue Denkweise geweckt und mit der Übergabe von Verantwortungen auf ver-schiedene Mitarbeiter und Abteilungen auch eine umsichtigere und unternehmerisch den-kende Arbeitsstruktur geschaffen (…)“
Anonym, Meinung eines Unternehmers
Sind bei der ersten EMAS-Validierung die Kostenein-sparpotenziale noch relativ leicht zu erschließen (picking of low hanging fruits), werden mit der Zeit mehr Anstrengungen nötig, um die Energie- und Ressourceneffizienz weiter zu verbessern. Deshalb empfiehlt es sich, EMAS nicht nur im operationalen Bereich eines Unternehmens anzusetzen, sondern den Ansatz von Anfang an auch ins strategische Management zu integrieren. Nur wenn EMAS im Bewusstsein eines jeden Mitarbeiters angekommen ist, kann es stets neue Verbesserungen und Umwelt-innovationen im Betrieb anstoßen. Untersuchungen13 zeigen, dass sich Umsatz und Beschäftigung dort überdurchschnittlich gut entwickeln, wo EMAS starke Lernprozesse ausgelöst hat. Denn nur wenn EMAS-Beauftragte, F&E-Abteilung, Personal und Ma-nagement an einem Strang ziehen, kann ein Unter-nehmen seine Öko-Effizienz über das picking of low hanging fruits hinaus verbessern. So wird sicherge-stellt, dass EMAS auch auf lange Sicht ausreichend ökonomische und ökologische Früchte trägt.
„Heute gilt mehr denn je: Nachhaltigkeit und Innovation bestimmen die Zukunftsfähigkeit je-des Unternehmens. (…) Aber nach wie vor stellt sich nur eine Minderzahl von Unternehmen dieser Herausforderung. Staat und Wirtschaft müssen dem Umweltmanagement einen neuen Schwung geben.“
Dr. Volker Hauff, Vorsitzender Nachhaltigkeitsrat der BundesregierungUGA-Kampagne „Wir für EMAS“
Um die Umweltleistung stetig zu verbessern, ist ne-ben der strategischen Unternehmens-Ausrichtung auch ein kontinuierliches Monitoring der umweltre-levanten Faktoren wichtig. Daher wird im Rahmen der EMAS-Revision diskutiert, inwiefern die verbind-liche Festlegung von wichtigen Umweltleistungs-kennzahlen dazu beitragen kann, die EMAS-Perfor-mance nachhaltig zu steigern (vgl. auch Working Paper 2: EMAS und Berichterstattung). Möglicherwei-se könnte die Pflicht, betriebsinterne Umweltdaten darzulegen, zu Wettbewerbsrisiken führen. Ande-rerseits würden diese verbindlichen Indikatoren völ-lig neue Möglichkeiten und Chancen eröffnen: Denn sie helfen, die Entwicklung der betrieblichen Um-weltleistungen im standardisierten Jahresvergleich nachzuvollziehen und sorgen so für ökologische Transparenz innerhalb eines Unternehmens, einer Branche oder gar einer ganzen Region. Ein EMAS- gestütztes Öko-Benchmarking würde darüber hi-naus Umweltinnovationen fördern und verbreiten. Denn EMAS könnte künftig ökonomisch relevante Vergleichsdaten liefern, die als Grundlage für Investi-tionsentscheidungen dienen.
13 z.B. Rennings et al. (2005): Innovationen durch Umweltmanage-
ment. Empirische Ergebnisse zum EG-Öko-Audit. Heidelberg 2005.
72
zusammenfassung:
Klimawandel, Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum können weltweit zu Engpässen in der Energie- und Ressourcenversorgung und zu drastischen Kostenexplosionen führen.
Aus ökonomischen und ökologischen Gründen ist die Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz dringend erforderlich.
Ökologie ist die Ökonomie des 21. Jahrhunderts. Die „Ökologische Industriepolitik“ verbindet die umwelt- und sozialverträgliche Modernisierung unseres Industriestandorts mit den enormen wirtschaftlichen Chancen, die Umwelttechnologien und -innovationen bieten. Sie ist die intelligente Antwort auf die glo-balen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Moderner Umweltschutz schafft Innovationen, Investiti-onen und Beschäftigung.
EMAS ist ein wichtiges Instrument der „Ökologischen Industriepolitik“. Durch EMAS können enorme Kos-teneinsparpotentiale im Energie- und Ressourceneffizienzbereich erschlossen werden. Dies schafft Wett-bewerbsvorteile und leistet gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz bzw. zum nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen.
Die größten EMAS-bedingten Kosteneinsparungen werden im Regelfall in den Bereichen Abfall, Energie und Wasser erzielt.
Bei der Umsetzung der Umweltziele ist unternehmerische Eigeninitiative gefragt. Nur wenn EMAS in alle betrieblichen Bereiche vordringt, kann es sein Potenzial voll entfalten.
Ein EMAS gestütztes Öko-Benchmarking könnte Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik neue Vergleichsmöglichkeiten eröffnen und Umweltinnovationen fördern.
EMAS und BErichtErStAttungWorkingPAPEr 2
inhAltSvErzEichniS
1. diE EMAS-uMWEltErklärung StEht für PrEMiuM-QuAlität 76
2. Mit dEr EMAS-uMWEltErklärung Win-Win-PotEnziAlE nutzEn 77
zehn gute Argumente für eine umwelterklärung aus unternehmersicht 77
Mehrwert für die gesellschaft 77
3. MEhr inforMAtionSgEhAlt durch uMWEltkEnnzAhlEn 78
4. EMAS iM kontExt von cSr und nAchhAltigkEitSBErichtEn 79
verantwortung übernehmen 79
von der umwelterklärung zum nachhaltigkeitsbericht 79
76
1. diE EMAS-uMWEltErklärung StEht für PrEMiuM-QuAlität
InDeutschlandveröffentlichenderzeitrund70Unter-nehmenundOrganisationeneinenUmweltberichtundrund130einenNachhaltigkeitsbericht.IndiesenmeistjährlicherscheinendenDokumentenwirddas ökologische Engagement des Unternehmensdar-gelegt.Demgegenüberlegenrund1.800Unterneh-menundOrganisationendezidiertRechenschaftüberihrebetrieblichenUmweltschutzmaßnahmenab.Eine nach Wirtschaftszweigen gegliederte Sammlung aktueller Umwelterklärungen findet sich unter www.emas.de/seite-62.
Einwichtiges QualitätsmerkmalderEMAS-Umwelt-erklärungistauch,dassbestimmteinhaltliche As-pekte standardmäßig vorgegebensind.SiemussfolgendePunkteenthalten:— Angaben zum Unternehmenundseinen
Tätigkeiten;— eineBeschreibungderunternehmenseigenen
UmweltpolitikunddesUmweltmanagement-systems;
— eineSchilderungallerwesentlichen Umwelt-aspektedesUnternehmensundeinequalitativeAnalysederUmweltauswirkungen;
— KonkretebetriebsinterneUmweltzielemitBlickaufdiewesentlichenUmweltaspekteund-auswir-kungen;
— eineZusammenfassungderverfügbarenDaten über die Umweltleistung(z.B.Schadstoffemissi-onen,Rohstoffverbrauch,etc.);
— eineDokumentationderEinhaltung von Rechts-vorschriften.
DurchdieseVorgabenerhaltenalleEMAS-Umwelter-klärungeneineklare Linie.UndgeradedaswirdvonKunden,Mitarbeitern,BehördenundanderenGesell-schaftsgruppeninhohemMaßegeschätzt.
gute Berichterstattung wird belohnt
DasBerlinerInstitutfürökologischeWirt-schaftsforschung(IÖW)unddieUnternehmer-vereinigungfuturee.V.kürenimAbstandvonca.zweiJahrendenbesten Nachhaltigkeitsbe-richtder150größtendeutschenUnternehmen.ZentraleBewertungskriteriensinddabeiGlaub-würdigkeit,WesentlichkeitundVollständigkeit.WeitergehendeInformationenfindenSieunter:www.ranking-nachhaltigkeitsberichte.de
MitdemEMAS-AwardzeichnetdieEU-Kommis-sionseit2005jährlichUnternehmenoderOrga-nisationenaus,diesichalsVorbilderbeiderEMAS-Umsetzunghervortun.EinefundierteUmwelterklärungistdabeiderersteSchrittaufdemWegzurSiegerehrung.WeitereInformati-onenzumEMAS-Awardunter:www.emas.de/unterrubrik-19.html.www.emasawards.eu
Eineweiteres QualitätsmerkmalderEMAS-Umwelt-erklärungistdieValidierung durch einen exter-nen Umweltgutachter.VondiesemwerdendieRichtigkeitderAngaben,dielückenloseDokumenta-tionderwesentlichenUmweltaspekteunddieKon-formitätmitallenumweltrechtlichenBestimmungengeprüftundbestätigt.AuchhierhebtsichdieEMAS-Umwelterklärungdurchdiegarantierte Unabhän-gigkeit und Kompetenz der Gutachtervonande-renzertifiziertenUmweltberichtenab.DafürtragendieDeutscheAkkreditierungs-undZulassungsgesell-schaftfürUmweltgutachter(DAUGmbH)undderUmweltgutachterausschussbeimBundesumweltminis-terium(UGA)mitihrenstrengenZulassungsregelnundKontrollroutinenSorge.DieumfassendeQuali-tätssicherunginnerhalbdesSystemsrechtfertigtesweitergehendauch,dieDatenausderUmwelterklä-rungimRahmendesUmweltrechtszuverwendenunddenEMAS-Unternehmenz.B.ErleichterungenbeibestimmtenBerichtspflichtenzugewähren.
77
2. Mit dEr EMAS-uMWEltErklärung Win-Win- PotEnziAlE nutzEn
DieEMAS-Umwelterklärungistmehralseineallge-meineBroschürezumThemaUmweltschutzimBe-trieb.VonderErstellungundVeröffentlichungderUmwelterklärungprofitierenUnternehmenundGe-sellschaftinvielerleiHinsicht.
zEhn gutE ArguMEntE für EinE uM-WEltErklärung AuS untErnEhMErSicht
WelchenkonkretenNutzenziehendieUnternehmenausderEMAS-Umwelterklärung?DiefolgendenzehnArgumenteverdeutlichen,warumessichfürUnter-nehmerlohnt,überihreUmweltaktivitätenzube-richten:1. DurchdietransparenteDarstellungderumwelt-
bezogenenAktivitätenwirddieÖffentlichkeitsar-beitdesUnternehmensoptimiert.DieserhöhtdieGlaubwürdigkeitinUmweltfragenundverbes-sertdas ImagedesUnternehmens.
2. DieUmwelterklärungstärktdasVertrauen der KundenindieProduktedesUnternehmens.DieEntwicklungenimKonsumverhaltenzeigen,dassökologischeAspektenebenPreisundQualitätzunehmendeineRollespielen.
3. DieOffenlegungallerwesentlichenUmweltaspekteinderUmwelterklärungkannzueinembesseren Verhältnis zu Behörden und Verwaltungenführen.
4. DienachhaltigeBerichterstattungverbessertdieVerhandlungsposition bei Kapitalgebern und Versicherungen.MitderUmwelterklärungzeigtdasUnternehmen,dassesimökologischenBereichnachhaltigausgerichtetist.DiesmindertdieUm-weltrisikenundkanndenUnternehmenswertsteigern.
5. DurchdieUmwelterklärungkannganzallgemeinderBekanntheitsgrad des Unternehmensgesteigertwerden.
6. DieUmwelterklärungdientalswichtigesKommu-nikationsmittelnachinnen,durchdasdieMitar-beiterüberdieökologischenZieledesUnterneh-mensinformiertwerden.
7. GleichzeitigwirddurchdieUmwelterklärungdasUmweltbewusstsein und die Motivation der BelegschafterhöhtsowiedieinnerbetrieblicheKommunikationundKoordinationverbessert.
8. EineUmwelterklärungdokumentiertdieSelbst-überprüfungdesUnternehmensnachökologi-schenKriterien.DadurchkönnendieUnterneh-menszieleumfassendeingeschätztundbetrieb-liche Umweltrisiken und -chancenfundiert bewertet werden.
9. DurchEMASwerdendieumweltbezogenenSchwachstellenidentifiziertundinderUmwelter-klärungwerdendieKostenverursacher konkret beim Namen genannt.HiervonkönnenImpulse zur Steigerung der KosteneffizienzindenentsprechendenProduktionsbereichenausgehen.
10.DieUmwelterklärungliefertinnovative Anregun-gen für die Neugestaltung betriebsinterner Abläufe.
MEhrWErt für diE gESEllSchAft
DergesellschaftlicheNutzeneinerEMAS-Umwelter-klärungistvielfältig.SieschafftzunächsteinmalTransparenz für alle Beteiligten.ZudemwirddurchdieinhaltlichenMindestanforderungen(vgl.Kapitel1)einegewisseVergleichbarkeit der betrieblichen Umweltleistungenerreicht.DieUmwelterklärungbietetaußerdemeineguteInformationsbasisfürdiezuständigenUmweltbehörden,fürAnwohnerundanderevondenUmweltauswirkungenbetroffenen Gruppensowiefürumweltbewusste Konsumenten.EbensoistdieUmwelterklärungInformationsquellefürBerater, Wissenschaftler und Umweltschutzor-ganisationen.DiesekönneninbesonderemMaßealsMultiplikatorenwirken,indemsiederÖffentlich-keitvermehrtgute Beispiele aus der Unternehmens-praxisvorstellen.Wirddarüberhinausüberinnova-tiveUmweltschutzmaßnahmenberichtet,kanndieszueinerVerbreitung von UmweltinnovationenüberdieUnternehmensgrenzenhinwegbeitragen.
umweltmanagement bei den Stadtwerken karlsruhe
Seit1996nehmendieStadtwerkeKarlsruhemitwichtigenBetriebsstandortenanEMASteil.NebendenProduktenStrom,Erdgas,FernwärmeundTrinkwasserbietendieStadtwerkeunteranderemWärme-undKälteservice,Contracting,Betriebs-führungensowieBeratungsdienstleistungenimEnergie-,Arbeitsschutz-undUmweltbereichan.ZusätzlicheErlöseeinesbesonderenStromtarifsfließenzumBeispielvollständigindenAusbauregenerativerEnergieerzeugungsanlagenimStadt-gebietvonKarlsruhe.DieVerwendungvonKenn-zahlenimRahmenderUmwelterklärungschafftTransparenzundVertrauenbeimKunden.http://www.stadtwerke-karlsruhe.de/swka/PDF/Service/Infomaterial/Unternehmen/umwelterklae-rung2008.pdf
78
3. MEhr inforMAtionSgEhAlt durch uMWEltkEnnzAhlEn
Leistungskennzahlen(KeyPerformanceIndicators–KPI)wurdeninderBetriebswirtschaftslehreeinge-führt,umdenErfüllungsgradhinsichtlicheinerbestimmtenZielsetzungzumessen.AuchbeiEMASkönnenKPIalsFortschrittsindikatoren für be-stimmte Umweltzieleeingesetztwerden.Umwelt-kennzahlen erhöhen den Informationsgehalt einer Umwelterklärung deutlich.Siebietendieop-timaleErgänzungzudenvonEMASgefordertenqua-litativenAnalysenderwesentlichenUmweltaspekte.MitihrerHilfelässtsicheinegroßeMengeanInfor-mationenaufwenige,zentraleAussagenreduzierenundinübersichtlichenTabellenoderDiagrammendarstellen.SiegebenbeispielsweiseAuskunftdarüber,wievielEnergieoderwievielWasserproProdukti-
onseinheitineinemJahrverbrauchtwird.Umwelt-kennzahlenstellen–genausowiedieKPIimtraditio-nellenControlling–Entscheidungshilfen für das Management dar.DurchderartigeIndikatorenkön-nenUmweltzieleeindeutigdefiniertundFortschrittebzw.Problemstellenbesserundschnellererkanntwerden.EinMissmanagementvonAbfallaufkommen,vonEnergie-undRessourcenverbrauchkannsichkaumeinUnternehmenaufDauerleisten.MitdenUmwelt-KPIkönnendieAuswirkungen umweltbe-zogener Kosten auf das Betriebsergebnisbessernachvollzogenwerden.AufdiesenDatenkanndasManagementaufbauen,wennesdarumgeht,ent-sprechendeÖko-Effizienz-Maßnahmenrechtzeitigeinzuleiten.
EMAS-revision: verbindliches Set von kernkennzahlen für mehr vergleichbarkeit
ImEntwurfderneuenEMAS-VerordnungistfüralleUnternehmeneinstandardisiertesundverbindlichesKernkennzahlensetvorgesehen.InVerbindungmitbranchenspezifischen BenchmarkssolldieszurbesserenMessungundVergleichbarkeitderbetrieblichenUmweltleistungenbeitragen.Esistgeplant,diejährlicheAktualisierungderUmwelterklärungdurcheinen„Umweltleistungsbericht“,deraufderGrundlagederverbindlichenKPIerstelltwird,zuersetzen.DervorgeschlageneUmweltleistungsberichtaufeinenBlick:— Zentrale,füralleUnternehmenverbindliche IndikatorensindfürdieBereicheEnergieeffizienz,
Materialeffizienz, Wasser, Abfall, Biodiversität und Emissionenvorgesehen.— InderRegelberechnensichdieKennzahlenfürjedenBereichausdemVerhältnis des gesamten
jährlichen Inputs zum gesamten jährlichen Output.ImBereichWasserermitteltsichdieUmwelt-leistungskennzahldannbeispielsweiseausdemgesamtenjährlichenWasserverbrauch(inm2)geteiltdurchdengesamtenjährlichenOutput.
— DieAngabedesjährlichen Gesamtoutputs desUnternehmensistalsBerechnungsgrundlagefür alle Bereiche identisch.BeigroßenUnternehmenwirdhiereinheitlichderjährlicheGesamtumsatzherangezogen.BeikleinenUnternehmenkommthierteilsdieAnzahlderMitarbeiteralsalternativeBerechnungsgrundlageinBetracht.
DieÜberlegung,ineinzelnenBereichenkünftigBenchmarkseinzusetzen,darfnichtmitderVorgabevonGrenzwertenverwechseltwerden.DieseVergleichswertesollenlediglicheineBest-Practice-Orientierunggeben(vgl.WorkingPaper5:„EMAS–Revision“).
Input Einheit 2005 2006 2007 2005 zu 2007 in %
Energie MWh 24.422,73 18.470,98 15.845,99 – 35,1
spez. Gesamtbedarf Wh/m2 8,71 6,73 5,73 – 34,1
Strom MWh 12.439,34 11.945,20 11.282,84 – 9,3
Erdgas MWh 11.983,39 6.525,78 4.563,15 – 61,9
Wasser m3 39.279 29.658 24.704 – 37,1
spez. Wassereinsatz/m2 Papier ml/m3 14,00 10,81 8,94 – 36,6
Quelle: Axel Springer AG: Aktualisierte Umwelterklärung 2008, S. 8
79
4. EMAS iM kontExt von cSr und nAchhAltigkEitSBErichtEn
vErAntWortung üBErnEhMEn
SeiesdurchLebensmittelskandaleoderdurchunzu-lässigeMitarbeiterüberwachung–Unternehmenste-henheutezunehmendimFokusderTagespresseunderntendeutlicheKritikfürFehlerundgrobeVersäum-nisseinihrerGeschäftspolitik.GesellschaftlicheVer-antwortungalsElementderUnternehmensstrategie(CorporateSocialResponsibility–CSR)einzuführenunddiesauchzudokumentierenistvordiesemHin-tergrundmehrdennjeerforderlich.SohatsichlautCorporateRegisterzwischen2000und2007weltweitdieAnzahl der Unternehmen,dieeinenUmwelt- oder Nachhaltigkeitsberichtverfassen,mehr als verdreifacht.
1997 2006
graphik 3.1: Art nicht finanzieller unternehmensberichte in deutschland 1997 und 2006
0
10
Nachhaltigkeit Umwelt Umwelt, Gesundheit und
Sicherheit
andere
20
30
40
50
60
70
80
90
100
38 %
0 %
92 %
50 %
5 % 5 %6 %3 %
Quelle: BMU (2007): Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen, S. 20
InDeutschlanddominierenbeidennichtfinanziellenUnternehmensberichtenbishernochdieUmweltbe-richte.Allerdingsgehthier,wieauchinternational,derTrend zur Nachhaltigkeitsberichterstattung:DerAnteilderNachhaltigkeitsberichteandennichtfinanziellenUnternehmensberichtenistinnerhalbvonzehnJahrenvonnullauf38Prozentgestiegen.UngefährzweiDrittelderUnternehmen,dieheuteintegriertüberNachhaltigkeitsthemeninformieren,habenzuvorUmweltberichteoderEMAS-Umwelter-klärungenherausgegeben.
WährendderTrend,übernachhaltigesEngage-mentzuberichten,mittlerweilealleBranchenerfassthat,istdieErstellungeinesNachhaltig-keitsberichtsweiterhinvonderUnternehmens-größeabhängig:GroßeUnternehmensindhierüberproportionalvertreten.Ursachedafürist,dassAktiengesellschaftenhöherenInformati-onsansprüchengerechtwerdenmüssen.Zudemverfügensieübergrößerefinanzielleundperso-nelleRessourcenfürdieBerichterstattung.DiestrifftjedochnichtaufdieUmweltberichterstat-tungzu:HiersorgenvorallemdieEMAS-Teil-nehmerfüreinehoheRepräsentanzvonklei-nenUnternehmen.
von dEr uMWEltErklärung zuM nAch-hAltigkEitSBEricht DieEMAS-Umwelterklärungisteinesehrgute Ba-sis,umeinenNachhaltigkeitsberichtzuentwickeln.ZahlreicheUnternehmenhabendiesenSchrittbereitsvollzogen.IndemdieUmwelterklärungumsozialeundwirtschaftlicheAspekteergänztwird,kannmitverhältnismäßigwenigAufwandeinNachhaltigkeits-berichtentstehen.DieMehrkostenhierfürhaltensichaufgrund zahlreicher Anknüpfungspunkte in Grenzen.SiebelaufensichinderRegelauf30 – 50 Prozent der Erstellungskosten für die reine Um-welterklärung.Ansatzpunkte,wieeineEMAS-Um-welterklärungmiteinemNachhaltigkeitsberichtver-knüpftwerdenkann,gibtesviele.ZahlreicheguteBeispielekönnenhierweiterhelfen.
Sie sind EMAS validiert und wollen einen nachhaltig-keitsbericht erstellen?InformierenSiesichimInternet:www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/applica-tion/pdf/emas_leitfaden_web_070913.pdfEineanschaulicheAnleitungzurErstellungeinesNachhaltigkeitsberichtsgibtderLeitfadenvonUmweltbundesamtundBundesumweltminis-terium:EMAS – Von der Umwelterklärung zum Nachhaltigkeitsbericht.DieseBroschüreerklärtleichtverständlichundmitvielenprakti-schenTipps,wiedieUmwelterklärungaufein-facheWeisezumNachhaltigkeitsberichtausge-bautwerdenkann.Siestehtunterderobenge-nanntenInternetadressezumDownloadbereit.
80
zusammenfassung
EMAS-Umwelterklärungensindmehrals„normale“Umweltberichte.InEMAS-UmwelterklärungenwirdeinumfassendesundobjektivesBildgezeichnetunddieKontrolledurchdenUmweltgutachterverleihtihneneinehoheGlaubwürdigkeit.DurchdiefestgelegtenInhalteistzudemstetseineklareLinieerkennbar.
VonUnternehmenwirdzunehmenderwartet,dasssietransparentsindunddieÖffentlichkeitüberihreUmweltleistungeninformieren.MitihrerUmwelterklärungkommenEMAS-TeilnehmerdiesemWunschnach.
EMAS-UmwelterklärungenbergenvielfältigeVorteilefürUnternehmenundGesellschaft.EineverbesserteMitarbeiterkommunikationzählthierzuebensowiebeispielsweiseeineklareIdentifizierungundBe-schreibungvonEnergie-undRessourcenkosten.
UmweltkennzahlenerhöhenschonheutedenInformationsgehaltunddieVergleichbarkeitvielerUmwelt-erklärungen.ImEMAS-Revisionsentwurfistgeplant,dieseKennzahlenzustandardisieren,umdiePerfor-mancevonEMASgeradeindieserHinsichtweiterzuverbessern.
WeltweitsteigtdieZahldernichtfinanziellenUnternehmensberichte,wobeivorallemingrößerenUnter-nehmeneinTrendzurNachhaltigkeitsberichterstattungauszumachenist.VonderUmwelterklärungzumNachhaltigkeitsberichtistesnureinkleinerSchritt.ZahlreicheAnknüpfungspunkteführendazu,dassdieMehrkostenrelativgeringsind.
EMAS und öffEntlichE AuftrAgSvErgAbEWorkingPAPEr 3
inhAltSvErzEichniS
1. ökonoMiSchE PotEnziAlE dEr öffEntlichEn bESchAffung 84
2. buying grEEn: SynErgiEEffEktE für StAAt und WirtSchAft 86
3. rEchtSSituAtion: bEvorzugung von EMAS-untErnEhMEn 88
EMAS als nachweis für die technische leistungsfähigkeit des bieters 89
EMAS als zusätzliche bedingung bei der Auftragsausführung 90
84
1. ökonoMiSchE PotEnziAlE dEr öffEntlichEn bESchAffung
Bund,LänderundKommunenkaufenjährlich Gü-ter, Bau- und Dienstleistungen im Wert von rund 260 Milliarden Euroein.AnderSpitzederAuftrags-vergabestehtdasBundesministeriumderVerteidi-gung.EshatteimJahr2006AufträgeimWertvonknapp2MilliardenEurozuvergeben.AuchdasBun-desministeriumfürVerkehr,Bau-u.StadtentwicklungzähltmiteinemAuftragsvolumenvonrund1,6Milli-ardenEurozudengroßenstaatlichenBeschaffern.DasGesamtvolumenderbundesweitenöffentlichenAufträgeentsprichteinemAnteil von etwa 12 Pro-zent am deutschen Bruttoinlandsprodukt.Entspre-chenddieserenormen MarktmachtkannderStaatdieöffentlicheBeschaffungnutzen,umgesellschaft-licheZielevonderNachfrageseiteherzuunterstüt-zen.GleichzeitignimmterdurchseinEinkaufsverhal-teneineVorbild-undVorreiterrolleeinundsetztTrends im Produktions- und Konsumverhalten.
AuchdieBundesregierungsiehtinderöffentlichenAuftragsvergabeenormePotenziale,wiez.B.beiderFörderung von Innovationen.Sohatsiedasöffent-licheBeschaffungsweseninihreHigh-Tech-Strategiemiteinbezogen.ImRahmendiesersollendieInfor-mationsbasisunddieRahmenbedingungenfüreineninnovationsorientiertenEinkaufgestärktwerden.NurwennbeiderErmittlungdeswirtschaftlichgünstigs-tenAngebotseinlangfristiger Planungshorizontangesetztwird,bestehtRaum für nachhaltige Inno-vationen.DeshalbsollnebenderEinbeziehungvonLebenszykluskostenrechnungenunteranderemauchaufdieverstärkteNutzungderrechtlichenMöglichkeitenhingewirktunddieKompetenzderBe-schafferdurchentsprechendebetriebswirtschaftlicheundtechnischeLehrinhaltegestärktwerden.
AuchUmweltmanagementsysteme wie EMASsol-lenaufgrundihrergutenökonomischenundökologi-schenPerformancekünftig eine größere Rolle bei der öffentlichen Auftragsvergabeeinnehmen.MitderNovellierungdereuropäischenVergaberichtli-nienhatdieEUeindeutlichesZeichengesetzt:Inno-vative, soziale und umweltbezogene Aspektekön-nenundsollenvondenBeschaffungsstellennunoffiziellbeiderVergabevonöffentlichenAufträgenmiteinbezogenwerden.Diediesbezüglichverbrei-tetenRechtsunsicherheiten–Schlagwort:„vergabe-fremdeKriterien“–wurdensomitendgültig aufge-hoben.
85
die Einkäufe der bundesregierung
0 200 400 600 800 1.000 1.200
Bundesministerium des Innern
Bundesministerium der Finanzen
Bundesagentur für Arbeit
Bundesministerium der Verteidiung
Bundesministerium für Verkehr, Bau- u. Stadtentwicklung
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Sonstige
leistungen im Jahr 2006
Auftragswert unter 137.000 Euro Auftragswert über 137.000 Euro
Gesamtvolumen der Aufträge (nach VOL/A) in Mio. Euro
0 100 200 300 400 500 600 700 800
Bundesministerium des Innern
Bundesministerium der Finanzen
Bundesagentur für Arbeit
Bundesministerium für Arbeit und Soziales
Bundesministerium für Verkehr, Bau- u. Stadtentwicklung
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Sonstige
bauleistungen im Jahr 2006
Gesamtvolumen der Aufträge (nach VOB/A) in Mio. Euro
Auftragswert unter 5.278.000 Euro Auftragswert über 5.278.000 Euro
0 50 100 150 200 250 300
Bundesministerium des Innern
Bundesministerium der Finanzen
Bundesagentur für Arbeit
Bundesministerium der Verteidiung
Bundesministerium für Verkehr, Bau- u. Stadtentwicklung
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Sonstige
freiberufliche leistungen im Jahr 2006
Gesamtvolumen der Aufträge (nach VOF) in Mio. Euro
Auftragswert unter 137.000 Euro Auftragswert über 137.000 Euro
Quelle: adelphi consult GmbH in Anlehnung an das Bundeswirtschaftsministerium, Jährliche Statistische Gesamtaufstellung nach § 30a Nr. 2 VOL/A für das Jahr 2006.
86
2. buying grEEn: SynErgiEEffEktE für StAAt und WirtSchAft
„GrüneBeschaffung“liegtimTrend.Abernichtdes-halb,weildieunterSparzwangstehendenöffent-lichenundprivatenEinkäuferAlmosenandenUm-weltschutzzuvergebenhaben,sondernweilsichnachhaltigesEinkaufenrechnet.BesorgungsstellenmitWeitblickwissenlängstumdieökonomischenVorteileeinesnachhaltigenBeschaffungsmanage-ments.SoverdeutlichenbetriebswirtschaftlicheIn-strumentewiez.B.dieLebenszykluskostenrechnung,dasssichviele„grüne“ Investitionen auf mittel- oder langfristige Sicht auszahlen.
DieEtablierungeinesgrünenöffentlichenBeschaf-fungswesens(GreenPublicProcurement–GPP)birgtfürStaatundGesellschaftbesondereSynergien:Ne-benEinsparungenimHaushaltkönnengleichzeitigUmweltschutzzieleverfolgtwerden.Diessindschlag-kräftigeArgumente,dieauchaufdenprivatwirt-schaftlichenSektorübertragenwerdenkönnenmitdemzusätzlichenVorteil,dassderkostensparende UmweltschutznebenbeinochfürImage- und Mar-ketingzweckegenutztwerdenkann.
ZwarsindumweltfreundlicheProdukteundLeistun-genbeiihrerAnschaffungoftteureralsherkömm-liche,dochamortisiertsichdieseInvestitionmeistlangfristigaufgrundeinesniedrigeren Energie- und RessourcenverbrauchsunddurchdenWegfall diverser umweltbezogener Kostenwiez.B.Müllent-
sorgungskosten,Abwassergebühren,Emissionszerti-fikateetc.
AllerdingsgiltnachwievorsowohlfürprivatealsauchfüröffentlicheBeschaffungsverantwortlichedieMaxime:DerzusätzlicheAufwandfürdas„MehranGrün“mussdurchdenzusätzlichenNutzenmindes-tensaufgewogenwerden,damitdieInvestitionausbetriebswirtschaftlicherSichtSinnmachtbzw.auswettbewerbsrechtlichenGründenlegitimist.FürdieBeurteilungdesKosten-Nutzen-Verhältnissesistje-dochofteinelängerfristigeVorausschauerforderlich,weshalbdiemeistrechtknappen Planungshorizonte und Budgetrestriktionenderöffentlichenundpri-vatenBeschaffungsstellenzunehmendins Zentrum der Diskussion rücken.DennfürdieexakteBewer-tungdesNutzenseinerInvestitionmüssenzwingendauchdielangfristigenNutzenaspektemitberück-sichtigtwerden.WährendsichfaktenorientierteEntscheiderhierbeiaufmonetäreGrößen–wiesiebeispielsweisedieUmweltkostenrechnungliefert–verlassenkönnen,sehenanderenebendenKosten-vorteileneinerökologischenBeschaffungverstärktauchnichtmonetärewertbildendeFaktoren,diebei-spielsweiseimPR-undMarketingbereichanzusiedelnsind.
Potenzielle vorteile für die umwelt
DieEuropäischeKommissionhateinProjektmitdemTitelReliefmitfinanziert,umeinewissenschaftlicheBewertungderpotenziellenUmweltvorteilevorzunehmen,dieeineumfassende,EU-weiteEinführungeinesumweltorientiertenöffentlichenBeschaffungswesensermöglichenwürde.DabeiwurdenfolgendeSchlussfolgerungengezogen:
—WürdenallestaatlichenStelleninderEUaufÖkostromumstellen,würdendadurch60MiotCO2einge-
spart,was18ProzentdervonderEUimRahmendesKyoto-ProtokollseingegangenenVerpflichtungzurVerringerungderTreibhausgasemmissionenentspricht.AnnähernddieselbenEinsparungenkönntenerzieltwerden,wennsichallestaatlichenStellenfürGebäudemithoherUmweltqualitätent-schieden.
—WürdenEU-weitallestaatlichenStellenenergieeffizientereComputerverlangen–undwürdedadurcheineMarktentwicklungindieseRichtunginGanggebracht–würdedieszuEinsparungenvon830.000tCO
2führen.
—WürdensichallestaatlichenStelleninEuropafürsparsameToilettenundWasserhähneentscheiden,würdedadurchderWasserverbrauchum200Mio.tsinken(was0,6ProzentdesGesamtverbrauchsderHaushalteinderEUentspricht).
Quelle:EU-KOM(2005):UmweltorientierteBeschaffung!GPP-Handbuch.
AuchderAufbaueineskonsequentenUmweltma-nagementsystems,wiez.B.EMAS,istsolcheinenach-
87
haltigeInvestition,diemittel-undlangfristignebenbetrieblichenKostenersparnissenweiterenNutzenfürUnternehmenundGesellschaftgeneriert.DiedurchEMAShervorgerufenen,überdiePflichthinaus-gehenden,freiwilligenUmweltleistungeneinesUn-
ternehmens(positiveexterneEffekte)könnenauchalsArgumentationsbasisdafürdienen,dassEMAS-UnternehmenbeiderVergabevonöffentlichenAuf-trägenbevorzugtwerdenkönnen.
der internationale trend zu green Public Procurement (gPP)
DaspolitischeEngagementfürGPPhatweltweitindenletztenJahrendeutlichzugenommen.Promi-nenteErwähnungfanddiegrüneBeschaffungerstmalsbeiderinternationalenKlimakonferenz von Marrakesch (2002).SeitdemwurdenverstärktGPP-AnsätzeinzahlreichenIndustrie-undSchwellenlän-dernlanciert.AuchdieEU-Kommissionhatbereits2003ersteMaßnahmenzurUmsetzungvonGPPindenMitgliedstaatenskizziertundmitderNovelle des Vergaberechts (2004)dierechtlichenRahmenbe-dingungenfüreinenachhaltigeBeschaffunggestärkt.ImJuni2008hatsiedieMitteilung „Umweltori-entiertes Öffentliches Beschaffungswesen“herausgegeben,diesichmitdemPotenzialvonGPPbefasstundkonkreteEinzelmaßnahmenundZielediesbezüglichfestlegt.SofindetgrüneBeschaffunginEuropamittlerweileeinebreiteAnhängerschaft:NahezujederMitgliedstaathatinzwischenkonkreteFördermaß-nahmeneingeleitet.BesondershervorzuhebenistdasEngagement der Niederlande,diebereits1999einnationalesGPP-ProgramminsLebengerufenhabenmitdemehrgeizigenZiel,bis 2010 sämtliche Beschaffungsvorgänge der Regierungsowie50ProzentderrestlichenöffentlichenAufträgeauf Nach-haltigkeit umzustellen.
DiezumGroßteilin2006erfolgteUmsetzungderneuenEG-RichtlinienindeutschesRechtunddieMög-lichkeitenderBerücksichtigungvonUmweltaspektensowievonUmweltmanagementsystemenimVerga-beverfahrenwerdenindemRechtsgutachten des Umweltbundesamtes (2007) „Nationale Umsetzung der neuen EU-Beschaffungs-Richtlinien“praxisorientierterörtert.EbensofürdenGebrauchinderVer-waltungspraxisgeeignetistdasvonderKommission2005herausgegebeneHandbuch „Umweltorien-tierte Beschaffung“.
Wichtige internet-links zum thema „grüne beschaffung“
–www .beschaffung-info.de(DerInformationsdienstdesUmweltbundesamtesfürumweltfreundlicheBeschaffung)
–http://ec.europa.eu/environment/gpp(UmfangreichesInformationsportalderEU-Kommission)–http://www.greenlabelspurchase.net(praxisorientierteBeratung,gefördertdurchdasBMU)
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3. rEchtSSituAtion: bEvorzugung von EMAS-untErnEhMEn
DurchdieneueneuropäischenVergaberichtlinien1undihreentsprechendeUmsetzunginsnationaleVergaberechtwurdendieMöglichkeiteneinerökolo-gischorientiertenöffentlichenBeschaffungdeutlichverbessert.WährenddesgesamtenöffentlichenVer-gabeverfahrens–vonderFestlegungdesAuftragsge-genstandesüberdieLeistungsbeschreibungbishinzurAuswahlderBieterundderAngebotswertung–bestehennunzahlreicheRegelungen,diedieEinbe-ziehungvonumweltrelevantenAspektenimVergabe-prozessexpliziterlauben.2
DieeuropäischenRichtliniensindfürdeutscheBe-schaffungsstellenseitdemInkrafttretenderneuenVergabeverordnungin20063rechtsverbindlichundsollenzusätzlichmitderNovelledesGesetzesgegenWettbewerbsbeschränkungen(GWB)eineformal-rechtlicheKlarstellungerfahren.4SonehmendieneuenBestimmungenauchdirekt auf die Umwelt-managementsysteme EMAS und ISO 14001 BezugundräumenregistriertenUnternehmenin bestimm-ten Fällen Wettbewerbsvorteileein.Allerdingskön-nennachderzeitigemRechtsstandEMAS-Unterneh-menbeiderVergabevonöffentlichenAufträgennicht generell bevorzugtwerden,nurweilsieübereineEMAS-Eintragungverfügen.DiePrivilegierung
musssachlichgerechtfertigtsein,ansonstenwärediesmitdenGrundsätzendesWettbewerbs-undVer-gaberechtsnichtvereinbar.
KonkretspielenEMAS und ISO 14001imRahmendesVergabeverfahrensbeiderLeistungsbeschrei-bungbzw.beiderAuswahlderBieter,dersogenann-tenEignungsprüfung,einewichtigeRolle.DarüberhinauskönnendiebeidenStandardsauchbeidenBedingungenfürdieAusführungdesVertragseinegewisseBedeutunghaben.
1 2004/17/EGund2004/18/EG
2 ZudenrechtlichenMöglichkeitendesGPPentlangdereinzelnen
SchritteimVergabeverfahrensiehe:UBA(2007):Rechtsgutachten:
NationaleUmsetzungderneuenEU-Beschaffungs-Richtlinien.S.28ff
3 InkrafttretenderneuenVergabeverordnungsowiederangepassten
VOB/A2006,VOL/A2006,VOF2006am1.11.2006.
4 Kabinettsbeschlussvom21.5.2008:GesetzentwurfzurModerni-
sierungdesVergaberechtsmitErgänzungdes§97Abs.4GWBum
soziale,umweltbezogeneundinnovativeAspekte(BR-Drs.349/08v.
23.5.2008).
internet-tipp
Sie wollen wissen, wie man GPP richtig macht?
SuchenSiesicheinVorbildimInternet:http://www.greenlabelspurchase.net/de-Gute-Praxis-Beispiele.html
AufdieservomBundesumweltministeriummitfinanziertenInternetseitefindetsicheineReihevorbild-licherAnwendungsbeispieleausderöffentlichenBeschaffungspraxisindenBereichen:Beleuchtung,Fahrzeuge,GrünerStromundIT/Bürogeräte.
Gutes Beispiel:DieStadtMünsterspartdurchdenWechselvonRöhren-aufFlachbildschirme(TFT)jährlichrund65,5TonnenCO
2undentlastetwegendesgeringerenStromverbrauchsihrenHaushalt
um14.000EuroproJahr.BeidenMonitor-AusschreibungenwurdeauffolgendeStandardsverwiesen:BlauerEngel,EnergyStar4.0,GSPrüfzeichengem.ENISO924RoHSkonformgem.EG-Richtlinie2002/95/EG
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EMAS AlS nAchWEiS für diE tEchniSchE lEiStungSfähigkEit dES biEtErS
NachdenallgemeinenGrundsätzendesVergabever-fahrensdürfenöffentlicheAufträgenuranfachkun-dige,leistungsfähigeundzuverlässigeUnternehmenvergebenwerden.5EMASkannbei geeigneten um-weltrelevanten Bau- und Dienstleistungsaufträ-gen6alsNachweisfürdietechnischeLeistungsfähig-keiteinesUnternehmensherangezogenwerden.7
Wann ist ein Auftrag umweltrelevant?
– Entweder:DerAuftragsgegenstandselbstbirgteinerhöhtesGefährdungsniveaufürdieUmwelt
– Oder:DieArtundWeisederLeistungserbrin-gungbegründetUmweltrelevanz
Beispiele:Transportleistungen,Reinigungsleistungen,Entsorgungsleistungen,Bauleistungen,AufträgeinNaturschutzgebieten
➜ Einzelfallentscheidung,stetsabhängigvomAuftrag
BeidieserArtvonAufträgenkanndieVergabestellevomBieterAngaben zu Umweltmanagementmaß-nahmenfordern,diedieserbeiderAusführungdesAuftragsgegebenenfallsanwendenwird.Diegefor-dertenAngabenmüssenallerdingsindirektemZu-sammenhangmitdemAuftragsgegenstandstehen.
IndengesetzlichenBestimmungenwerdendieUm-weltmanagementsystemeEMAS und ISO 14001 aus-drücklich als geeignete Nachweise für Umweltma-nagementmaßnahmen genanntundeswirdvorgeschrieben,dasssichanderegleichwertigeNach-weiseandenVorgabendieserStandardsorientierenmüssen.8Diesbedeutet,dassderAnbieterumweltbe-deutsamerAuftragsleistungennichtzwangsläufigeineRegistrierungnachEMASoderISO14001besit-zenmuss.Eristaberverpflichtetnachzuweisen,dasseralleMaßnahmendurchführt,dievondiesenStan-dardsvorgegebenwerden,soferneinangemessenerZusammenhangmitdemAuftragsgegenstandbe-steht.DieseNachweisemüssenimRegelfallvonun-abhängigenZertifizierungsstellen9bestätigtwerdenundkönnenu.a.folgendeAspekteumfassen:
– Eingerichtetes Umweltmanagementsystem:DasUnternehmenmusseingeeignetesUmweltmanage-mentsystemzurkontinuierlichenVerbesserungsei-nerUmweltleistungeingerichtethaben.DasSystemverfährtnachdemPrinzip„Plan-Do-Check-Act“.10DiesmussvonderzuständigenZertifizierungsstellebestätigtwerden.
– Externe Compliance-Bestätigung:Eineunabhän-gigeGutachterstellemussbestätigen,dassdasUn-ternehmensichandiegeltendenUmweltrechtsvor-schriftenhält.EinRechtsverstoßdarfbeiderÜberprüfungnichtfestgestelltwerden.
DieNachweise,dieeinKonkurrentohneEMAS-bzw.ISO-14001-Eintragungerstnocherbringenmuss,be-deutenfürdieseneinenerheblichenMehraufwandundschaffenbeibereitsregistriertenUnternehmenWettbewerbsvorteile:Erstensfallenbei EMAS-Unter-nehmen keine ZusatzkostenfürdiespezifischenGutachtenmehran.Zweitenserhöhtdiebereitsvor-handeneRegistrierungdiePlanungssicherheit.DennmitdervorhandenenEMAS-ValidierungkannzumindestdasRisikoeiner„umweltbezogenenNichteignung“ausgeschlossenwerden.Ferneristesprinzipiellmöglich,dasspotenzielleBieterbeiderErwähnungvonEMASbzw.ISO14001indenVerdin-gungsunterlagenvorderErstellungeinesAngeboteszurückschrecken,weilSiekeineKenntnisüberdenUmfangdereinzurichtendenUmweltmanagement-maßnahmenbesitzenundder(zeitliche)Aufwand für die entsprechend einzuholenden Informati-onenzugroßist(Informationskosten).VordiesemHintergrundkanndieBezugnahmeaufEMASinöf-fentlichenAusschreibungeneineMarkteintrittsbar-riere für nicht registrierte Konkurrentendarstel-len.
5 Vgl.§97Abs.4,1HSGWB
6 GeeigneteumweltbedeutsameAufträgesindsolcheBau-undDienst-
leistungsaufträge,„derenAusführungdieUmweltgefährden
könnte,sodasswährendihrerAusführungMaßnahmenzumSchutz
derUmwelterforderlichwerden“,vgl.EU-KOM(2005):Umweltorien-
tierteBeschaffung.S.30.
7 Vgl.Art.48Abs.2lit.f)i.V.mArt.50RL2004/18/EGbzw.inden
sog.Sektoren(Wasser-,Energie-,Verkehrsversorgung,Postdienste)
entsprechendArt.52Abs.3RL2004/17/EG.
8 Vgl.Art.50RL2004/18/EGbzw.Art.52Abs.3RL2004/17/EG;für
dieBRDgilt:§5Abs.2VOL/A
9 Eigenerklärungensindnachh.M.bzw.imAnalogschlusszuden
rechtlichenAnforderungenandasQualitätsmanagementnichtaus-
reichend.Vgl.hierzu:UBA(2007):Rechtsgutachten:NationaleUm-
setzungderneuenEG-Beschaffungs-Richtlinien.S.46f.
10 Vgl.EMAS-Verordnung2001/761/EG,AnhangIbzw.ENISO14001,
Abschnitt4.
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EMAS AlS zuSätzlichE bEdingung bEi dEr AuftrAgS-AuSführung
ZusätzlichzudenobenaufgeführtenMöglichkeiteneinerEMAS-BerücksichtigungbeiderEignungsprü-fungkannderAuftraggeberdenAuftragnehmerun-tergewissenVoraussetzungendazuauffordern,be-stimmteUmweltmanagementmaßnahmenbeiderAusführungdesAuftrageszuergreifen.Sollbeispiels-weiseeineBrückedurcheinNaturschutzgebietge-bautwerden,sokanndieBehördedenUnternehmerauffordern,systematischeMaßnahmenzuergreifen,umdieTiereundPflanzenindiesemGebietwährenddesBauvorhabenszuschützen.NachgeltendemEu-ropäischemRechtkanndieBeschaffungsstellenurdannzusätzlicheBedingungenfürdieAusführungdesAuftragsvorschreiben,wennsiediesebereitsindenVerdingungsunterlagenangibtundeinangemes-senerZusammenhangmitdemAuftragbesteht.Im
GesetzestextwerdendiesbezüglichsogarsozialeundumweltbezogeneAspekteexplizithervorgehoben.11AllerdingsmüssendieseZusatzbedingungenmitdemeuropäischenGemeinschaftrecht,insbesonderedemDiskriminierungsverbot,vereinbarsein.12EMASkannauchhieralsNachweisdafürdienen,dassbestimmteUmweltmanagementmaßnahmenbeiderAuftrags-ausführungergriffenwerden.AnderegleichwertigeNachweisesindaberauchhier,wieobenschonbe-schrieben,anzuerkennen.
11 Vgl.Artikel26,RL2004/18/EGunddiegeplanteErgänzungdes§97
Abs.4GWB.
12 NachderständigenRechtsprechungdesEuropäischenGerichts-
hofes(vgl.EuGH,Urt.v.20.2.1979„CassisdeDijon“)sindtatsächlich
diskriminierendeoderhandelsbehinderndeUmweltanforderungen
nurdanngerechtfertigt,wennzwingendeGründedesUmwelt-
schutzesdieseMaßnahmeerforderlichmachen.
insider-info
Öffentliche Ausschreibungen mit direktem EMAS-Bezug
DierechtlichenGrundlagenfüreineBerücksichtigungvonEMASbeiderVergabevonöffentlichenAuf-trägenwurdengeschaffen.DieBehördeninGroßbritannienhabenesvorgemachtundmittlerweileziehenimmermehrBeschaffungsstellenandererLänder(u.a.auchDeutschland)mit:SienehmenindenAusschreibungsunterlagendirektundwörtlichBezugaufEMAS.
SiewollendieseAusschreibungspraxisweiterverfolgen?Schauen sie nach im Internet: www.emas.de
UnterderRubrik „Ausschreibungen“findetsicheineimmergrößerwerdendeAuswahlaneuropawei-tenAusschreibungen,diesichexplizitaufEMASbeziehen.DieserServicewirdseitJuli2008vomUmwelt-gutachterausschussbeimBundesumweltministeriuminZusammenarbeitmitderAgenturMeltwaternewszurVerfügunggestellt.
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zusammenfassung:
AngesichtsseinerEinkaufsmacht(ca.12ProzentdesBIP)kannderStaatdurchseinBeschaffungsverhaltenEinflussaufdasProduktions-undKonsumverhaltennehmen.
GrüneBeschaffungliegtimTrend:SowohlStaatalsauchPrivatsektorkönnenmit„grünenEinkäufen“SynergienausÖkonomieundÖkologieerzielen.DennnachhaltigeInvestitionenzahlensichmittel-bislangfristigausundschaffendarüberhinauszusätzlicheNutzeneffekte.
DurchdieNovellierungdereuropäischenVergaberichtlinienunddieentsprechendeRechtsangleichungaufnationalerEbenewurdendierechtlichenRahmenbedingungengeschaffen,dieeinegrüneöffentlicheBeschaffungermöglichenundfördernsollen.
EMASspieltbeiderVergabevonumweltbedeutsamenöffentlichenAufträgeneinewichtigeRolleundver-schafftregistriertenUnternehmenhierbeiWettbewerbsvorteile.
EineZusammenstellungvonAusschreibungenmitEMAS-BezugfindetsichaufderInternetseitewww.emas.de(Rubrik„Ausschreibungen“).
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EMAS und MittElStAndWorkingPAPEr 4
inhAltSvErzEichniS
1. dEr MittElStAnd: grundPfEilEr dEr SoziAlEn MArktWirtSchAft 96
rückgrat von Wirtschaft und gesellschaft 96
going green 97
2. EMAS und MittElStAnd – EinE vErbindung Mit PotEnziAl 98
EMAS – vorteile für unternehmen 98
gegenwärtige herausforderungen 98
3. WElchE untErStützung gibt ES bErEitS für kMu? 100
EMAS nach Anleitung 100
finanzielle unterstützung 101
4. WElchE zuSätzlichEn MASSnAhMEn Sind gEPlAnt? 102
clusteransatz – gemeinsam zum Erfolg 102
Stufenweise in richtung von EMAS 102
96
1. dEr MittElStAnd: grundPfEilEr dEr SoziAlEn MArktWirtSchAft
99,7 %
Unternehmen 1) 2)
kMu-Anteile in deutschland 2007
Umsatz 1) 2) Auszubildende in Betrieben 3)
Beschäftigte 3) Nettowertschöpfung der Unternehmen 1) 2)
38,3 % 70,6 % 83,0 % 52,8 %
Anteil KMU1) Abgrenzung der KMU nach Merkmal Umsatzgröße. 2) Angaben für 2008.3) Abgrenzung der KMU nach Merkmal Beschäftigungsanzahl.
Quelle: Statistisches Bundesamt; Bundesagentur für Arbeit; Berechnungen des IfM Bonn 08/2008
rückgrAt von WirtSchAft und gESEllSchAft
DerdeutscheMittelstandistfürdieWirtschaftderBundesrepublikvonzentralerBedeutung.Dieüber-wiegendeMehrheit (99,7 Prozent) aller deutschen Betriebe sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU).ImJahr2006erwirtschaftetensieeinenJah-resumsatzvon1.889MilliardenEuro.DenBerech-nungendesInstitutsfürMittelstandsforschung(IfM)zufolgehaltensieeinenAnteil von 47,2 Prozent an der gesamtdeutschen Nettowertschöpfung.Gleich-zeitigsindsiediegrößten Arbeitgeber des Landes:KMUbeschäftigtenimJahr2007über 70 Prozentaller AngestelltenundbildetendieMehrheit aller Lehrlinge (83 Prozent)aus(sieheAbbildung).1DieBedeutungdesMittelstandesspiegeltsichinderEMAS-TeilnahmekleinerundmittlererUnternehmenwieder.EU-weithaben68ProzentallerEMAS-Teilneh-merbiszu250BeschäftigteundgehörendamitzurGruppekleinerundmittlererUnternehmen.
OftsindesdieErfindungen,PatenteundInnovationensmarterMittelständler,diefürfrischen Wind und neuen Wettbewerb auf den nationalen bzw. glo-balen MärktensorgenunddamitverkrusteteMarkt-strukturenaufbrechen.DennnurmitgutenIdeenundkreativenUnternehmenskonzeptenkönnensichmittelständischeUnternehmengegendiemiterheb-lichmehrKapitalausgestattetenGroßunternehmenbehaupten.SosindStudienzufolgespeziellauchbeidenkleinstenUnternehmendieAufwendungsanteilefürForschung und Entwicklung (F&E)besondershoch.AufgrundihrerFunktionalsgrößterArbeitge-berundwichtigerWettbewerbs-undInnovations-
treiberkönnenKMUauchalsMotor der deutschen Wirtschaftbezeichnetwerden.Zahlreicheeuropä-ische und deutsche FörderprogrammesetzenaufdasenormePotenzialdesMittelstandes.Sohatbei-spielsweisedieInitiativederBundesregierung„Impul-sefürWachstum“zumZiel,diedeutscheWirtschaftdurchdiegezielteStärkungvonKMUinternationalnochwettbewerbsfähigerzumachen.SeinerPositionbewusst,zeigtsichderdeutscheMittelstandengagiertundverantwortungsvoll:SoförderterbeispielsweiseseineMitarbeiterdurchAus-undWeiterbildungsan-
gebote,durcheineflexibleArbeitszeitgestaltungso-wiedurchMaßnahmenzurIntegrationbeeinträch-tigterMitarbeiter.DarüberhinausbekenntsichderGroßteilallerKMUzuseinenWurzeln,fühltsichsei-nemStandort verbundenundzeichnetsichdurchseingesellschaftliches Engagementaus.GeradewegenderräumlichenNäheunddessozialenBezugsderUnternehmensführungzudenMitarbeitern,An-wohnernundBehördenvorOrtengagierensichKMUfürihrunmittelbaresgesellschaftlichesUmfeld.DiesäußertsichbeispielsweiseinderUnterstützung von
1 AlleZahlenangabenzuKMU:StatistikdesInstitutsfürMittelstands-
forschung(IfM),Bonn2008.
„Insbesondereinder,Experimentierphase‘(…)spielenErfinderundUnternehmensgründer,alsoauchschnellwachsendeKMU,eineheraus-ragendeRolle.“
Dr. Bernhard Lagemann, RWI Essen Lagemann (2001): Sind KMU besonders innovativ?
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sozialen Einrichtungen, Bildungs- und Kulturiniti-ativen sowie Sportvereinen.
going grEEn
NebenihremgesellschaftlichenEngagementnehmenmittelständischeUnternehmenzunehmendaucheineVerantwortung im Umweltschutzwahr.WieauseinerStudieimAuftragderEU-Kommissionher-vorgeht,ergreifen weit mehr als die Hälfte aller befragten KMU Maßnahmen,umdenEnergie-undRessourcenverbrauchzureduzierenunddasRecyc-lingsowieeineumweltfreundlicheProduktentwick-lungzufördern(sieheAbbildung).
Engagement für die umwelt
Reduzierung des Energieverbrauchs
Maßnahmen zur Senkung des Ressourcenverbrauchs
Recyclingmanagement vorhanden
Entwicklung umweltfreundlicher Produkte/Dienstleistungen
Umweltfreundliches Herstellungsverfahren
7550250 100 %
ja nein geplant
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an EU-KOM (2007): Gesellschaftliches Engagement in KMU in Deutschland, S. 9
WelchesUnternehmenistinwelcherUmwelt-technologieführend?WembietendiegrünenLeitmärktewelcheChancen?DerUmwelttech-nologie-AtlasGreenTechmadeinGermanygibtAntwortenaufdieseundandereFragen.ErkannbeimBundesumweltministeriumangefor-dertwerden.
GeradediekleinenundmittlerenUnternehmensindesauch,dieinvielenBranchenüberdenbetrieblichenUmweltschutzhinausfüreinen„grünenWandel“inderWirtschaftsorgen.SotragenKMUvorallemimUmwelttechnologiesektorundinsbesondereimBereicherneuerbareEnergieninerheblichemMaßedazubei,dasseinnachhaltigesWirtschafteninsge-samtmöglichwird.„Erneuerbare Energie ist mit-
telständisch“,proklamiertdieZeitschrift„DerMittel-stand“nichtohneGrund.
Allerdingsistdergrüne Trend noch nicht bei allen mittelständischen Unternehmen angekommen.Studienhabenergeben,dassdasBewusstseinüberdieeigenenUmweltauswirkungenvorallembeiklei-nerenUnternehmennochnichtvollständigausgereiftist.2AufgrunddergeringenUnternehmensgrößeun-terschätzensieoftmals,dassihrevergleichsweisemar-ginalenUmweltauswirkungen–inderSummemitdengeringenEmissionenandererBetriebe–erheb-licheUmweltfolgenhabenkönnen.Deshalbsindsowohlkleine wie auch große Betriebegefragt,sichmitdenökonomischen und ökologischen Aspek-ten ihrer Betriebsführungauseinanderzusetzen.
EMASkannbeiderVerbesserungderbetrieblichenUmweltperformancebehilflichsein.EsistdasidealeWerkzeug,umdasBewusstsein über die eigenen Umweltauswirkungenzuschärfen,Verbesserungs-potenzialezuidentifizierenundkonsequentgegen die Schwachstellen vorzugehen.
2 Siehez.B.SME-nvironment2005inhttp://www.netregs.gov.uk
bergsport und naturschutz im Einklang: vAudE Sport gmbh & co. kg
DieSportmarkeVAUDEmitca.350MitarbeiternzähltzudenführendenBergsportmarkeninEuropa.DerOutdoor-Ausrüstersetztsich–unterandereminZusammenarbeitmitdemDeutschenAlpenverein(DAV)–fürdenEinklangvonNaturschutzundBergsportein.DennerundseineKundensindinbesonderemMaßeaufeineintakteUmweltangewiesen.SohatdasUnternehmenbeispielsweiseschon1994eineige-nesPolyester-Recycling-SystemeingeführtunddamiteinenerstenSchrittzurProduktioningeschlossenenKreisläufengemacht.NacheingehenderwissenschaftlicherPrüfungwillVAUDEdiesesSystemnunals„Branchenlösung“vorantreiben.BereitsdiegesamteUnterwäschen-KollektiondesHerstellerswirdnachdeminternationalenQualitätsstandard„bluesign“produziert.DiesergarantiertmaximaleSchadstofffrei-heitundRessourcenschonung.VAUDEistseitJuli2008EMASvalidiert.
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2. EMAS und MittElStAnd – EinE vErbindung Mit PotEnziAl
EMAS – vortEilE für untErnEhMEn
„EMAS(ist)inbesondererWeisegeeignet,(…)betrieblichenUmweltschutzzuverbessern,KosteneinzusparenundneueMarktchancenzuerschließen.“
Helmut Link, Interstuhl GmbH & Co. KGUGA-Kampagne „Wir für EMAS“
NebendenallgemeinenVorteilen,diesichfürdiegesamteGesellschaftergeben,bietetdiesystemati-scheAufarbeitungderUmweltauswirkungenauchgroßeChancenfürdenBetriebinsgesamt.KonkretermöglichteineumweltorientierteBetriebsführungdurchEMASfolgendeVorteile:
— EineVerbesserung der Kommunikationinner-halbdesUnternehmensundeineSteigerung der Mitarbeitermotivation.
— Kosteneinsparungen durch Ressourceneffi-zienz.AngesichtssteigenderEnergiepreisegehenUnternehmensogareinbesonderesRisikoein,wennsienichtvondenwirtschaftlichenVorteileneinesUmweltmanagementsprofitierenwollen.
— EineVerbesserung des ImagesundeineSteige-rungdesBekanntheitsgradsüberdieBranchehinaus.
— EineErhöhung der RechtssicherheitundeineVerminderung des Haftungsrisikos.ImValidie-rungsverfahrenvonEMASwirddieEinhaltungallerumweltrechtlichenVorschriftenüberprüft.DadurchwerdeneventuelleRechtsverstößefrüh-zeitigerkannt.Sielassensichsobereitspräventivbeheben.
— EineSteigerung der KonkurrenzfähigkeitimglobalenKontext.GroßeUnternehmen(wiez.B.HP,VWetc.)achtenverstärktaufdieEinhaltungvonUmweltvorschriftenindergesamtenWert-schöpfungskette.Sieforderndaherimmerhäu-figervonihrenmittelständischenZuliefererneinenNachweisüberdieUmweltauswirkungen.
„DankunseresEngagementsmitundfürEMASkenntmanunsalsMittelständlerauchaußer-halbderFenster-Branche.“
Jürgen Küspert, GEALAN GmbHUGA-Kampagne „Wir für EMAS“
DurchdieAnforderungenvonEMASsinddieverlangtenDokumentebereitsverfügbarundtransparentaufbereitet.AuchdurchEMASange-triebeneUmweltinnovationenzahlensichimWettbewerbzunehmendpositivaus.
nachhaltige insel: Mainau gmbh
DieInselMainauimBodenseewirdvondergleichnamigenGmbHgeführt,dieabhängigvonderSaison150bis300Mitarbeiterbeschäf-tigt.Bereitsseit1998istdasUnternehmenEMASvalidiert.ZudenzahlreichenMaßnahmenge-hörendieEinrichtungvonBlockheizkraftwer-ken,dieUmwandlungvonkonventionellenRasenflächeninnatürlicheBlumenwiesenunddieUmstellungaufBio-Pflanzenschutzmittel.2006wurdedasUnternehmenmitdemEMAS Awardausgezeichnet.
gEgEnWärtigE hErAuSfordErungEn
KleineundmittelständischeBetriebemachenzweiDrittelderEMAS-Teilnehmeraus.Bedenktmanje-doch,dassKMUeinenAnteilvon99,7ProzentallerUnternehmenstellen,istderEMASvalidierteAnteilnochstarkausbaufähig.Insgesamtverfügteuropa-weitnureinsehrgeringerAnteilanmittelständi-schenUnternehmenübereinUmweltmanagement-system.DergeringeProzentsatzspiegeltdieexternenundinternenHerausforderungenwider,diePolitikundMittelstandnurgemeinsammeisternkönnen:
— EMASisteinUmweltmanagementsystemvonsehrhoherQualität,verknüpftmithohen Anforde-rungen.EineintensiveAuseinandersetzungmitderThematikistunerlässlich.DaKMUdurcheineflexibleUnternehmensstrukturohnegroßeRechts-oderUmweltabteilunggekennzeichnetsind,be-stehtoftderBedarf,dienochfehlendeExpertiseerstaufzubauen.KleineUnternehmenmüssendieseAufgabemitbegrenztenfinanziellenundpersonellenRessourcenmeistern.HierzuistexterneUnterstützunghilfreich.
— DieTeilnahmeanEMASerfordertInvestitionenindieVerbesserungderUmweltleistungen.AuchhierkannUnterstützungvonaußengewährtwer-den,umdieFinanzierungsolcherMaßnahmenzuerleichtern.VerschiedeneProgrammederKfWsindhierfüreinBeispiel.
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— ÖffentlichkeitswirksameAuszeichnungenundrechtlicheVorzügekönnenzusätzlicheAnreizesetzen,dieseerforderlichenAusgabenzutätigen.DasSpektrumderbisherangebotenenpolitischen, rechtlichen und marktbezogenen Anreize istnochausbaufähig.
— DieVorteilevonEMASrealisierensichofterstineinemlängerenZeitraum.InsbesonderekleineBetriebehabenjedocheinenrelativkurzfristigenPlanungshorizont.Einebessere Kenntnis der potenziellen VorteileeinesUmweltmanagementskanndieTeilnahmevonkleinenUnternehmenfördern.
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3. WElchE untErStützung gibt ES bErEitS für kMu?
DieobengenanntenHerausforderungenmachendeutlich,dassmittelständischeUnternehmeneinespezielleUnterstützungbrauchen,umdasehrgeizigeZielderEMAS-Validierungzuerreichen.EineganzeReihevonMaßnahmenwurdedeshalbbereitsvorge-schlagenundinitiiert,dieaufdiebesondereSituationderKMUeingehen.ImFolgendenwirdstellvertre-tendeineAuswahlvonHilfestellungenundInitiati-venvorgestellt.
„EMASeasymitseinemvisuellenAnsatzisteinesehreffizienteMethode,mitderalleMitarbeiterproblemlosindengesamtenAufbaudesUm-weltmanagementsintegriertwerdenkönnen.“
Jürgen Küspert, GEALAN GmbHUGA-Kampagne „Wir für EMAS“
EMAS nAch AnlEitung
MittelständischeUnternehmenverfügenüberknap-pezeitlichesowiepersonelleRessourcenundhabenoftmalsgeringesKnow-howimUmweltmanagement.DeshalbwurdenverschiedeneLeitfädenundBroschü-renentwickelt,diedieUnternehmenaufklareundpragmatischeWeisevondererstenBestandsaufnah-mesukzessivbishinzurEMAS-Validierungbegleiten.
EinProjekt,dasbereitsinderErprobungsphasegroßeErfolgeaufweisenkonnte,istderKMU-Praxis-leitfaden(deutscheÜbersetzungdeseuropäischen„EMASToolkitforsmallorganisations“).ErbietetdenUnternehmenübersichtlicheAnleitungenundprak-tischeBeispielezudeneinzelnenBausteinender
EMAS-Implementierung„Planen–Umsetzen–Kon-trollieren–Handeln“(Plan,Do,Check,Act).SoerklärterinwenigenSchrittengenau,welcherAuf-wandaufdasteilnehmendeUnternehmenzukommtundwieesdiebenötigtenSchritteameffektivstenumsetzenkann(Zugriffunterwww.emas.de).DerEMAS-easy-Ansatz(sieheKasten)ermöglichtKMU,anEMASaufvereinfachteundgeleiteteWeiseteilzu-nehmen.DieseMethodewurdebereitserfolgreichinBelgien,Frankreich,EstlandsowieUngarneingesetztundhatihrehervorragendeAnwendbarkeitauchinDeutschlandunterBeweisgestellt.DerAnsatzistinsbesonderefürGruppenprojektegeeignet,dadieBeratungs-undZertifizierungskostenunterdenUnternehmengeteiltwerdenkönnen.DerLeitsatz„10 Leute – 10 Tage Arbeit – 10 Seiten Papier“veranschaulichtdengeringeninternenAufwand.
EMAS easy: umweltmanagement für kleinste und kleine unternehmen
EMASeasyberuhtaufderMethodedessogenannten„ecomappings“.Sieermöglicht,dieUmweltaspekteund-auswirkungenanschaulichundleichtverständlichzuerfassen.DieBestandsaufnahmeerfolgtunterEinbeziehungderMitarbeiterfürdiesechsThemenWasser, Bodenschutz, Luft, Energie, Sicherheit und Abfall.EMASeasyhilftdannaufeinfacheundschnelleWeise,diegesammeltenInformationensozusammenzufassenundzuergänzen,dassdieAnforderungenvonEMASerfülltwerden.BeiderPlanungdesUmweltmanagementshelfenanschaulicheFormulare,mitdenenbeispielsweisedieermitteltenAus-wirkungenbewertetwerdenkönnen.AuchbeimAufbaudesUmweltmanagementsystems(UMS)bietetEMASeasyHilfestellung:Eine„Werkzeugkiste“unterstütztdieFestlegungvonVerantwortlichkeiten,dieBeschreibungvonAufgabenetc.
BeiderÜberwachungundOptimierungstehteinnützlichesÖko-LogbuchzurVerfügung.DieUmwelter-klärungkannkurzundknappgehaltenwerden;meistgenügteinezweiSeitenlangeVersion.EinLeitfa-denvonBMUundUBAgibtaufanschaulicheWeiseAuskunftüberdieMethodedesEcomappings(„SchrittfürSchrittinsUmweltmanagement–BeispielEcomapping“,erhältlichunter:http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2879.pdf).
WeitereInformationenzuEMASeasyfindenSieimInternetunter:http://www.emas-easy.de/
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finAnziEllE untErStützung
FüralleEMAS-Teilnehmer,unabhängigvonderUn-ternehmensgröße,sindfinanzielleErleichterungenvorgesehen.DerErlassbzw.dieMinderungvonGe-bühren(z.B.beiAbfällenundimGenehmigungsver-fahren)wirdaufLänderebenegeregelt,wobeisichunteranderemBayernvorbildlichzeigt.Darüberhi-nauskönnenspeziellkleineUnternehmenvonver-schiedenenSeitenfinanzielleUnterstützungfürdieVerbesserungihresbetrieblichenUmweltschutzeserfahren:
— InvielenBundesländernstehenfinanzielleMittelfürdieFörderungeinerbetrieblichenUmweltpoli-tikvonKMUzurVerfügung.Größtenteilshandeltessichdabeiumdiemonetäre Unterstützung von Umweltberatungen sowie bei der Einfüh-rung von Umweltmanagementsystemen.InBayernbeispielsweisewirdbeidesinFormeinerAnteilsfinanzierungbezuschusst.Antragsberech-tigtsinddabeiausschließlichkleineundmittlereUnternehmendergewerblichenWirtschaft.InBremenwirdexplizitdieEinführungeinesUm-weltmanagementsystemsbeiKMUnachISO14001oderEMASgefördert.ImSaarlandwirdausschließ-lichdieImplementierungvonEMASbeikleinenBetriebenbezuschusst.
— AufBundesebeneexistierteinSonderfonds Energieeffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen.Erdientdazu,Energieeffizienz-potenzialezuerschließen.Bezuschusstwerden60bis80ProzentderBeratungskosten.ImRah-mendes„ERP-Energieeffizienzprogramms“werdenzudemInvestitionenzurUmsetzungvonEnergieeinsparmaßnahmenmitzinsgünstigenKrediten(durchdieKfW)finanziert.DieseMaß-nahmenkönnenHandinHandmitderEinfüh-rungvonEMASgehen.MithilfedesFörderpro-grammslassensichsodieUmsetzungskostendesbetrieblichenUmweltprogrammssenken.
EinenÜberblicküberalleFörderprogrammeundFinanzhilfenerhaltenSieunter:www.foerderdatenbank.de
WeitereInformationenfindenSieunter:http://www.energieeffizienz-beratung.de
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4. WElchE zuSätzlichEn MASSnAhMEn Sind gEPlAnt?
Nebendengenannten,bereitserfolgreichgeleistetenHilfestellungengibtesweitereÜberlegungen,wiesichdieAttraktivitätvonEMASgenerellundinsbe-sonderefürdenMittelstandzukünftigweiterstei-gernlässt.EinigedieserinnovativenAnsätzehabensichschoninbestehendenModellprojektenbewie-sen.DerFokusaufdieUnterstützungvonkleinenUnternehmenzeigt,welchhoherStellenwertihnenbeigemessenwird.
cluStErAnSAtz – gEMEinSAM zuM Erfolg
WiedieRedewendung„gemeinsamsindwirstark“schonbetont,istvielesinderGruppeleichter.DiesgiltauchfürdieEinführungvonEMAS.DaherstelltdieVernetzung und Gruppierung von KMUeinenweiterenAnsatzdar,umdieTeilnahmeanEMASzuvereinfachen.BeimCluster-Ansatzkooperierenmeh-
rereUnternehmenwährenddesImplementierungs-prozesses,wobeibeispielsweiseeinexternerBeraterimAuftragderganzenGruppehandelt.AuftretendeProblemekönnenimVerbunddiskutiertundLösungs-wegegemeinsamgesuchtwerden.Derfinanzielle Aufwand wird dadurch spürbar gesenkt.ZudemkönnenSynergieeffekte genutzt werden.Mittelsöffentlich-privaterPartnerschaftenundweitererIniti-ativenkanndieImplementierungvonEMAS nach spezifischen Cluster- oder Lieferkettenkonzeptenunterstütztwerden.DieRevisionderEMAS-II-Verord-
nungstrebtdaherdieEinrichtungsolcherClusteran.(SiehehierzuauchWorkingPaper5:„EMAS-Revision“)
hohenlohe e.v. – im konvoi zum Ökoaudit
DasModellHohenlohee.V.hatdasGruppen-undEMAS-easy-PrinzipbereitserfolgreichineinemsogenanntenKonvoi-Ansatzumgesetzt.GroßeEMASregistrierteUnternehmenstellendabeidieBeratungundMittelfür3–6KMUmitähnlichenWirtschaftsaktivitäten.
WährenddieerstenumwelttechnischenBe-standsaufnahmenindividuellerfolgen,nehmendieUnternehmengemeinsamanWorkshopsteilundteilensichauchdieDokumentation.NachdiesemPrinzipkonntenseitdemStartimJahr200231 Betriebe EMAS validiertwerden.KofinanziertwirddasProjektdurchdasBaden-WürttembergischeUmweltministerium.
StufEnWEiSE in richtung von EMAS
UmdasHindernisknapperPersonal-undFinanzres-sourcenzuüberwinden,kanndieschrittweiseImple-mentierungeinesUmweltmanagementsystemsmitniedriger Eintrittsschwelle und klarer Anleitunghilfreichsein.DadurchwirdUnternehmeneineTrep-peangeboten,diesiebiszurEMAS-Validierungbzw.ISO-Zertifizierunghinaufschreitenkönnen(sieheKasten).
EinestufenweiseImplementierunghatdenVorteil,dasseinzelneSchrittebessergeplantwerdenkönnenundsichsoetwaeventuelleFehlinvestitionen ver-hindern lassen.EinweitererZugewinnistdiegebo-teneFlexibilität:DasUnternehmenkann–jenachzeitlichenundfinanziellenMitteln–freientscheiden,wieschnellesdasUmweltmanagementsystemauf-baut.DieIdeeeinesStufenansatzestrifftbei KMU auf große Zustimmung.BeieinerBefragungspra-chensichfast60Prozentdafüraus.3
InDeutschlandgibteszudemeineReihevereinfach-ter Umweltmanagementansätze,diesichalsEin-stieginssystematischeUmweltmanagementeignen.
iSo guidance Standard
ZurzeitisteinderartigerstufenweiserAnsatzunterderBezeichnungISOGuidanceStandard(ISO14005)inderAusarbeitungsphase.DieserStandardsollsichprimäranKMUrichten,ohnejedochdieRichtlinieISO14001zuersetzen.DieVeröffentlichungwirdfürdenSeptember2010angestrebt.AlsOrientierungundVorbildfun-giertderBritishStandard(BS)8555,deraufbau-endaufPilotprojektenalsLeitfadenfürKMUentwickeltwurde.Zielistes,Unternehmenzuermöglichen,einUmweltmanagementsystemgemäßISO14001in fünf Stufeneinzuführen.AlsfünfteStufeistdieZertifizierungvorgese-hen.DieEMAS-ValidierungistdanndiesechsteStufe.
3 EVERStudie(2005),S.42
103
ImUnterschiedzudenStufenansätzenbietensiezwarselbstkeinschrittweisesVorgehen.Jedochbilden die meisten eine Vorstufe zu EMAS oder ISO 14001.SieermöglichendahereinenschrittweisenEinstieg.Insbesondereals„Sprungbrett“oderVorstufefürEMASkannderAnsatzECOCAMPINGdienen,dersichaufCampingplatzbetreiberbezieht.EbensodaskirchlicheUmweltmanagement„Grüner Gockel“.BeideverwirklichendieUmweltmanagementele-mentevonEMASundweichenlediglichimVerfah-renzurexternenPrüfungab.AuchdasaufkleineBetriebeausgerichteteEcomappingfolgtweitge-hendEMAS.DaherhatsichdieWeiterentwicklungvonEcomappingzuEMASeasyalserfolgreichbe-währt(sieheoben).UmdenÜbergangdieserverein-fachtenAnsätzezuEMASzuoptimieren,sollennachdemEntwurfderneuenEMAS-Verordnungkünftig
dieMitgliedstaatenprüfen,welchenationalenAnsätzeinsgesamtoderinTeilenzurEinführungvonEMASanerkanntwerden.(SieheWorkingPaper5:„EMAS-Revision“).
DieBroschürenreihe„SchrittfürSchrittinsUm-weltmanagement“vonUBAundBMUinformiertüberAufwandundNutzensowiedenAblaufausgesuchterKonzepte,diesichinderPraxisbe-währthaben.ErhältlichsinddieBroschürenaufderWebseitedesUmweltbundesamtes:www.umweltbundesamt.de
zusammenfassung:
AlsWirtschaftsmotorundHauptarbeitgeberistsichderdeutscheMittelstandseinerbesonderenPositionbewusstundzeichnetsichdurchseinenengagiertenEinsatzfürMitarbeiterunddasgesellschaftlicheUmfeldaus.
KleineundmittlereUnternehmensetzensichimUmwelt-undKlimaschutzein.EMASkannihnendabeihelfen,ihrLeistungsvermögenindiesemBereichweiterauszubauen.
DurchdieEinführungvonEMASkönnenKMUzahlreicheVorteilegenerieren.AllerdingsstehendieseUnternehmenbeiderImplementierungdesÖko-AuditsspeziellenHerausforderungengegenüber.
EsgibtvielfältigeHilfen,umdieseHerausforderungenzubewältigen:— MaßgeschneiderteLeitfädenundEMASeasyerleichterndieEMAS-Einführung.— FinanziellerSupportistvonverschiedenenStellenerhältlich.
WeitereFördermaßnahmen,diesichteilsschoninModellprojektenbewiesenhaben,sindgeplant:— derkostenreduzierendeClusteransatz,— derStep-by-Step-AnsatzmiteinerodermehrerenVorstufenzuEMAS.
104
EMAS-REviSionWoRkingPAPER 5
inhAltSvERzEichniS
1. WiE WEitER Mit EMAS? 108
2. Mit EMAS iii zu nEuEn höhEn 109
3. EMAS iii: DiE nEuERungEn Auf EinEn Blick 110
4. gEnAuER hingESchAut – zEntRAlE vERänDERungEn 111
EMAS weltweit 111
verbindungen zu umweltmanagementansätzen schaffen 111
Ein zeichen setzen 112
Mehr zeit für kMu 112
gruppenregistration leicht gemacht 112
108
1. WiE WEitER Mit EMAS?
DieEMAS-VerordnungbefindetsichzurzeitineinemRevisionsprozess.DieinregelmäßigenAbständenvorgeseheneÜberprüfungdesbewährtenStandardsträgtdazubei,dasserkontinuierlichverbessertwirdunddadurchimmerzeitgemäßbleibt.PraktischeEr-fahrungenfließenhierebensoeinwieinternationaleEntwicklungen.DurchzahlreicheNeuerungensollnundieAttraktivitätderTeilnahmeamSystemweitergesteigertwerden.DieWeiterführung des existie-
renden „Premium-Standards“ EMAShatallerdingsklarePriorität;grundlegendeÄnderungensindsomitnichtgeplant.DeroffizielleEntwurfderneuenVer-ordnungwurdeimJulidiesesJahresvonderEU-Kommissionvorgelegt.1Dasrevidierte System wird voraussichtlich Anfang 2010 in Kraft treten.DerzeitlicheAblaufderÜberarbeitunggehtausfolgen-derDarstellunghervor:
zeitplan der Revision
Evaluierungs- studien: EVER, REMAS
Stakeholder- konsultationen
Informeller Vorschlag der Kommission
Weitere Kon-sultation von Stakeholdern
Offizieller Revisions-entwurf der Kommission
Abstimmungs-prozess in Rat und Parlament
Inkrafttreten der neuen Verordnung
2005 2007 2008 2009
Quelle: adelphi consult GmbH 2008
AusgangspunktdesProzesseswaru.a.dieStudie„EvaluationofEMASandEco-labelfortheirRevision(EVER,2005)“,inderverschiedeneVorschlägefürdieRevisionerarbeitetwordenwaren.EineweitereGrundlagederÜberarbeitungistdasREMASProjekt.Mittelseinerdetaillierten,statistischenAnalysewur-deindiesemRahmenderEinflussverschiedenerUmweltmanagementsystemeaufdieUmweltleistungvonUnternehmenuntersucht.AusdenStudienginghervor,dassEMASdeutlicheökologischeundöko-nomischeVorteilebringt,abernochnicht alle Potenziale des Systems ausgeschöpftsind.UmdasbestehendeOptimierungsvermögenbesseridentifi-zierenundumdetaillierteVerbesserungsvorschlägeentwerfenzukönnen,sindindieRevisionsarbeitauchdieErfahrungenvonBeteiligtenunddieExper-tisederMitgliedstaateneingeflossen.
NachderVeröffentlichungdesneuenVerordnungs-entwurfsstehtnunalsnächsterSchrittderoffizielleRevisionsprozessunterBeteiligungdesRatesunddesEuropäischenParlamentesbevor.DieseBeratungs- und Abstimmungsprozesse werden etwa zwei JahreinAnspruchnehmen,bevoreszumInkrafttre-tenderneuenVerordnung(EMASIII)kommenkann.IndieserZeitkönnennochweitereIdeenundAnre-gungenindenRevisionsprozessmiteinfließen.DieNeuerungen,diedieEMAS-Teilnehmernachderzei-tigemDiskussionsstanderwarten,werdenindennachstehendenAbschnittenerläutert.
1 Bundesrats-Drucksache532/08:VorschlagfüreineVerordnungdes
EuropäischenParlamentsunddesRatesüberdiefreiwilligeTeilnah-
mevonOrganisationenaneinemGemeinschaftssystemfürUmwelt-
managementundUmweltbetriebsprüfung(EMAS),KOM(2008)402
endg.;Ratsdok.12108/08;s.auchdieStellungnahmedesBundes-
ratesv.10.10.2008,BR-Drs.532/08(Beschluss).
109
2. Mit EMAS iii zu nEuEn höhEn
DieEMAS-RevisionistTeileinesumfassendenEU-Paketes,dasdaraufabzielt,eineumweltfreundliche Produktionsweise und ein bewussteres Konsum-verhaltenzufördern.2FüreinnachhaltigesWirt-schaftenisteinsystematischesUmweltmanagementwieEMASunerlässlich.UmdiedoppelteDividende,d.h.dieresultierendenökonomischenundökologi-schenVorteileeines„grünenWirtschaftens“zumulti-plizieren,isteineweiteVerbreitungvonEMASbeab-sichtigt.DasHauptanliegenderEuropäischenUnion,dassiemitdenÄnderungenderEMAS-Verordnungverfolgt,istdaherdieSteigerung der Effizienz von EMASsowiederAttraktivität für die Anwender.KonkreteZielesind:— DieMarktdurchdringung von EMASdeutlichzu
erhöhen.DieNeuerungensollendazubeitragen,dieTeilnehmerzahl von derzeit 4.213Organi-sationen(entsprechend6.692Standorten,StandNovember2008)binnen der nächsten 5 Jahre auf 23.000zusteigern.
— Eineregionale VerbreitungdesUmweltmanage-mentsystemszuerreichen.Dafüristgeplant,dieImplementierungvonEMASfortanauchweltweitzuermöglichen.
— EineStoßwirkung über die EMAS-Teilnehmer hinausauszulösen.AusdiesemGrundwerdenEMAS-Anwenderangehalten,UmweltaspektebeiderAuswahlvonLieferantenundDienstleisternkünftigverstärktzubeachten.
— EMAS als Markenzeichenzuetablieren,d.h.alseinUmweltmanagementsystemvonhöchsterQualität.DeshalbwirdderMehrwertdesSystemsgegenüberISO14001undniedrigschwelligenUmweltmanagementansätzenbetont,aberauchdieNutzbarkeitandererSystemefürEMASermög-licht.
— DieVerknüpfung mit anderen EG-Rechtsvor-schriftenundInstrumentenzuverstärkenunddasZusammenwirkensukzessivzuverbessern.Synergiensollenauchdurcheinumweltorien-tiertesöffentlichesBeschaffungswesenentstehen(SieheauchWorkingPaper3:„EMASundöffent-licheBeschaffung“).
GeradefürkleineundmittlereUnternehmengestal-tetessichaufgrundihrerbesonderenVerhältnisseoftschwierig,dasanspruchsvolleSystemzuimple-mentieren.UmdieAttraktivitätvonEMASinsbeson-dere für KMUzusteigern,wurdendieinhaltlichenVeränderungenmitFokusaufihreBedürfnissevorge-nommen.VerschiedeneAusnahmeregelungensinddaherausdrücklichaufsiezugeschnitten.EineÜber-sichtüberdiegeplantenNeuerungengibtdienach-stehendeTabelle.ZentraleAspektewerdenimnach-folgendenAbschnittnäherausgeführt.
2 KOM/2008/397:MitteilungderKommissionüberdenAktionsplan
fürNachhaltigkeitinProduktionundVerbrauchundfüreinenach-
haltigeIndustriepolitik.
110
3. EMAS iii: DiE nEuERungEn Auf EinEn Blick3
3. EMAS iii: Die neuerungen auf einen Blick
Umweltmanagementsystem
Verbesserte Garantie der Einhaltung von Rechtsvorschriften
– Aufzeigen der Konformität mit den rechtlichen Vorgaben bereits vor der Registrierung
– Genauere Definition der Pflichten
Verbesserte Umweltberichterstattung– Verbindliche standardisierte Kern-Kennzahlen
– Umweltleistungsbericht, der die jährliche Aktualisierung der Umwelterklärung ersetzt (siehe Working Paper 2: „EMAS und Berichterstattung“)
Bereitstellung bereichs– und branchenspezifischer Referenzdokumente
– Referenzdokumente für Umweltmanagementpraktiken und Umweltleistungsindikatoren
Vereinfachung administrativer Verfahren und Schaffung von Anreizen
Vereinfachte Verwendung des EMAS-Zeichens– Vereinfachung der Verwendung
– Abbau von Restriktionen
Umweltrechtliche Anreize und Zugangserleichterungen
– Angemessene Registrierungsgebühren für kleine Organisationen, um deren Teilnahmemotivation zu steigern
– Senkung der administrativen Hürden auf nationaler Ebene für EMAS-Unternehmen
Vereinfachtes Verfahren für die Gruppenregistrierung
– Besondere Unterstützung von Unternehmen, die in einer regional oder sektoral zusammen- geschlossenen Gruppe an EMAS teilnehmen wollen.
Verlängerter Validierungszyklus– Fristverlängerung bei der Umwelterklärung für KMU von 3-jährlichen Anforderungen auf
einen 5-Jahres-Zeitraum
Verbessertes Verhältnis von EMAS zu anderen Umweltmanagementsystemen
– Zulassung anderer zertifizierter Umweltmanagementsysteme oder Teile davon als Einstieg in EMAS
Erweiterung der geographischen Reichweite – Ausweitung des Anwendungsbereichs von EMAS auf außereuropäische Länder
Werbeaktionen für EMAS– Weiterführung des europäischen EMAS-Awards
– Informationskampagnen auf nationaler und europäischer Ebene
Pflichten der Mitgliedstaaten – Jährliche Aufstellung von Aktionsplänen sowie Berichte gegenüber EU-Kommission
3 ZumaktuellenStandderNovellesieheÜbersichtSeite49
111
4. gEnAuER hingESchAut – zEntRAlE vERänDERungEn
EMAS WEltWEit
DiewohlgrößtevorgeseheneÄnderungderbisheri-genVerordnungstelltdieAusweitung des Systems auf alle außereuropäischen Länderdar.BisherkanndasanspruchsvolleGemeinschaftssystemnurindenEU-MitgliedstaatenundindenangrenzendenEFTA-Ländernangewendetwerden(sieheKarte).Pro-duktionsstandorteninanderenLändernbliebderStandardbisherverwehrt.
KünftigsollenEMAS-Unternehmen,dieimaußereu-ropäischenAuslandStandortehaben,sowieandereinteressierteUnternehmendasMarkenzeichennachderValidierungzukünftigauchdortverwendenkön-nen.UmeinengesamtenBetriebodereinenStandortineinemNicht-EU-Staatvalidierenzulassen,bedarfesderPrüfungdurcheinenUmweltgutachter,derineinemderEU-Mitgliedstaatenzugelassenist.Indie-semMitgliedstaatwirdschließlichauchdieRegistrie-rungvollzogen,soderEntwurf.
DabereitseinigeUnternehmenaußereuropäischeStandortemiteinemgutenUmweltmanagementsys-temführen,istesfürsievonbesonderemInteresse,nunauchdieseins„EMAS-Boot“zuholen.EndlichkönntensiedenNutzendesbewährtenPremium-StandardsauchandiesenStandortenrealisierenundwärennichtaufdenbishereinzigeninternationalenStandardfürUmweltmanagementISO14001be-schränkt.EMASsollbewusstalsdasweltweit an-spruchsvollste Umweltmanagementsystemeta-bliertwerden.Esistzuerwarten,dasssichder
BekanntheitsgradvonEMASdurchdieAusweitungdergeographischenReichweiteerhöhenwird.
vERBinDungEn zu uMWEltMAnAgEMEnt-AnSätzEn SchAffEn
ObgleichesindenMitgliedsländernvieleregionaleundnationaleUmweltmanagementansätzegibt,exis-tiertbisdatonochkeinoffiziellerAnsatz,diesemitdemeuropäischenGemeinschaftssystemzuverbin-den.WieimWorkingPaper4„EMASundMittel-stand“angesprochen,wirdimRahmenderRevisionüberlegt,denAusbau von anderen Umweltma-nagementsystemen hin zu EMASzuerleichternunddieVerbindungenmitEMASzustärken.DenMitgliedstaatenkommtdabeidieRollevonBrücken-bauernzu.SiehabendenAuftrag,bestehendenatio-naleoderregionaleSystemeaufIhreKongruenzmitdenAnforderungenderEMAS-Verordnungzuüber-prüfen.LiegteineÜbereinstimmungvor,könnensieimvorgesehenenAusschussverfahren–gesamt oder in Teilen – zur Einführung von EMAS anerkannt werden.DiesezugelassenenTeilemüsstendannnichtmehrvomUmweltgutachterbeiderValidie-runggeprüftwerden.InsofernkönntedieEinstiegs-funktionvonniedrigschwelligenAnsätzenkünftigbessergenutztwerden.
DadieVerbreitungdieseroftregionalbegrenztenAnsätzebeträchtlichist,gibteseinegroßeAnzahlanUnternehmen,fürdieEMASdurchdieVereinfa-chungattraktiverwird.Insbesonderekleineundmit-tlereUnternehmenwerdendadurchangesprochen.FürdieÜberprüfungderAnsätzeistDeutschlandbereitsgutaufgestellt.DennfürdieBewertungderAnforderungserfüllungkannbereitsaufeineEvalua-tionsstudiedesBundesumweltministeriumsunddesUmweltbundesamteszurückgegriffenwerden.4TrotzgeäußerterBefürchtungenistnichtmiteinerSchwä-chungoderVerwässerungderPremiummarkeEMASzurechen,daesvoraussichtlichkeine „EMAS-light“-VersioninFormvonvalidiertenVorstufengebenwird.DasEMAS-Logowerdenauchkünftignurdie„voll“-validiertenUnternehmenführendürfen.
4 BMU&UBA(2005),UmweltmanagementansätzeinDeutschland,
http://www.ums-fuer-kmu.de/upload/Downloads/broschuere_um-
weltmanagementansaetze.pdfundhttp://www.bmu.de(EMAS,
downloads,Oktober2005)
112
Ein zEichEn SEtzEn
SeitderletztenRevisionderEMAS-Verordnungkön-nensichdieerfolgreichenEMAS-TeilnehmermitdemEMAS-Logoschmücken.DasLogostehtfür:
1.dieVerlässlichkeit und Glaubwürdigkeit der In-formationendesUnternehmensimHinblickaufseineUmweltleistung,ProdukteundDienstleis-tungenund
2.denEinsatzdesUnternehmenshinsichtlichderkontinuierlichen Verbesserung seiner Umwelt-leistungen.DasEMAS-LogobestätigtzudemdieAusführungeineseinwandfreienUmweltmanage-mentsystems.
3.EinzusätzlicherNebeneffektist,dassdieAufmerk-samkeit der ÖffentlichkeitaufdasSystemgelenktwird.
InderaktuellenEMAS-II-Verordnungistgenaufest-gelegt,unterwelchenBedingungendasZeichenver-wendetwerdenkann.DieWerbemöglichkeitensindbisherzumTeilsehrrestriktiv.Währenddaseinpräg-sameZeichenBriefköpfeschmückendarf,istdieVer-wendungaufwerbewirksamenVerpackungenfastunmöglich.DurchdielediglichpunktuelleAnwen-dungserlaubniskonntedasMarketingpotenzialdesZeichensbislangnochnichtvollausgeschöpftwer-den.
AufgrundlangjährigerForde-rungenvondeutscherSeitewurdeimEntwurfnundieVereinfachung der RegelnfürdasEMAS-Logoumgesetzt.ZumeinenliegtstattzweiMo-dellenmitverschiedenenBe-zeichnungen(indenverschie-denenLandessprachen)nurnocheineinheitlichesLogozurVerwendungvor,dasalsBezeichnungmitderRegistrie-
rungsnummerauskommt(sieheAbbildung).DesWei-terenistesvorgesehen,die bestehenden Restrikti-onenabzuschaffen.AllerdingsistdieAnwendungsozuhandhaben,dassdasEMAS-LogonichtzuVer-wechslungenmitdeneuropäischenUmwelt-Produkt-Labelsführt.
DiegenanntenNeuerungentragendazubei,EMASalseinattraktives Kommunikations- und Marke-tinginstrumentweiterauszubauen.DurchdieÄnde-rungenistzuerwarten,dassdieVerwendungdesZeichenssehrvielbreiterzumTragenkommt.BeieinerInternetbefragungzurEMAS-Revisionbefürwor-teten74ProzentderBefragteneinebessereVerwend-barkeitdesLogos.5WirddergeplanteZuwachsanEMAS-Teilnehmernrealisiert,dürftesichinVerbin-
dungmitdervermehrtenNutzungderWerbemög-lichkeitenauchderBekanntheitsgrad von EMAS deutlich steigern.
MEhR zEit füR kMu
FüreineEMAS-Registrierungmüssennachderbeste-hendenVerordnungalleerforderlichenKomponen-tenregelmäßigineinemZeitraumvonmaximal36Monatenvalidiertwerden.Darüberhinausistfestge-legt,dassdieUnternehmenfürdieAufrechterhal-tungderEMAS-EintragungjährlichaktualisierteIn-formationenveröffentlichenundÄnderungenvomUmweltgutachterüberprüfenlassenmüssen.
DerRevisionsentwurfsiehtnunvor,speziellfürklei-neundmittlereBetriebeundOrganisationendenValidierungszyklus von drei auf fünf Jahreauszu-weiten.VoraussetzungdafüristnebeneinemAntragandiezuständigeRegistrierungsstelle,dasskeinewesentlichenVeränderungeninderOrganisations-strukturvorliegen.AußerdemdarfvondemUnter-nehmen,daseineFristverlängerungbeantragt,keineakuteUmweltgefahrausgehen.DesWeiterenkönntendie jährlich vorgeschriebenen AktualisierungendesUmweltberichtskünftigbeikleinenundmittle-renOrganisationenauf zwei Jahre verlängertwer-den.Stattderjährlichen,geprüftenÜberarbeitungwürdedanneinnichtvalidierterUmweltleistungs-berichtausreichen.
PrinzipiellsinddieZyklusverlängerungenalspositivzubewerten,denndurchdieAusweitungdesBegut-achtungszeitraumswirdderjährlich anfallende Aufwand reduziert.EswäreallerdingsvonVorteil,denadministrativenAufwandfürdieVerlängerun-gennichtzuerhöhen.AnstelleeinesAntragskönntendieFristverlängerungenauchdurcheineVereinba-rungmitdemUmweltgutachtererzieltwerden.
5 http://www.emas.de/datenbank/Bericht_Internetkonsultation.pdf
gRuPPEnREgiStRAtion lEicht gEMAcht
Nachsehrpositiven Erfahrungen mit Gruppen- registrierungeninverschiedenenModellprojekten–wiezumBeispieldenKonvoi-ProjekteninDeutschland(sieheWorkingPaper4„EMASundMittelstand“)–istimRevisionsentwurfnunexplizitdieFörderung von UnternehmensclusternbeiderImplementie-rungvonEMASvorgesehen.LokaleBehördensollenzusammenmitIndustrieverbänden,Handelskam-mernundinteressiertenKreisenhelfen,dassUnter-nehmen,diedieselbenoderähnlicheTätigkeitenaus-üben,inKooperationmiteinanderdieValidierung
113
erreichenkönnen.InsbesonderewirdauchdasVer-fahrenfürdieClustereintragungvereinfacht.
DurchdieseInitiativenkannderadministrative Auf-wand für KMU deutlich gesenktwerden.ImGrup-penverfahrenprofitierendieTeilnehmernichtnurvongeringerenunternehmensspezifischenKosten,sondernauchvomErfahrungsaustausch und der Nutzung der gleichen Infrastruktur.EinHauptan-liegenderRevision–EMASinteressanterfürKMUzumachen–kanndamiterreichtwerden.AngesichtsdesüberwiegendenAnteilsderKMUanalleneuropä-
ischenUnternehmenkanndieFörderungvonCluster-registrierungeninerheblichemMaßezudemZielvon23.000EMAS-Teilnehmerninnerhalbdernäch-stenfünfJahrebeitragen.
zusammenfassung:
DeraktuelleRevisionsprozessderEMAS-VerordnungstrebtdieFortsetzungdesPremium-StandardsmitdiversenVerbesserungenan.DieüberarbeiteteVerordnungsoll2010inKrafttreten.
ZielderRevisionistes,dieEffizienzundAttraktivitätvonEMASzusteigern.
ZentralegeplanteVeränderungensind:— stärkereSichtbarmachungderUmweltleistungundderRechtskonformität— AusweitungvonEMASaufalleaußereuropäischenLänder— ErleichterungdesEin-undAufstiegszuEMAS,ohneMinderungderhohenAnsprüche— vermehrteWerbemöglichkeitenmitEMASIII— EMAS-(Re-)ValidierungimgedrosseltenTempofürkleineUnternehmen— ErleichterungderGruppenregistrierung
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„DerStaatschütztauchinVerantwortungfürdiekünftigenGenerationendienatürlichenLebensgrundlagen...”
Grundgesetz,Artikel20a
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