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© Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Einführung in die Arbeitswissenschaft
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Christopher M. Schlick
Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft
RWTH Aachen
Bergdriesch 27
52062 Aachen
Tel.: 0241 80 99 440
E-Mail: c.schlick@iaw.rwth-aachen.de
Lehreinheit 5
Modellierung und Optimierung manueller Arbeitsprozesse mit MTM
Sommersemester 2016
5 - 2 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Lernziele
Grundlagen der sequenzanalytischen Zeitmodellierung (Systeme
vorbestimmter Zeiten) von manuellen Arbeitsprozessen erlernen
Verfahren „Methods Time Measurement“ (MTM) kennenlernen
und in Grundzügen selbst anwenden können
verdichtete MTM-Datensysteme kennen
Auswahl des richtigen Datensystems in der Praxis vornehmen
können
MTM-Anwendungsmöglichkeiten und -grenzen kennen
5 - 3 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Einführung: Automobilmontage
Wie kann man eine
„Austaktung“ der manuellen
Tätigkeiten in der Montagelinie
vornehmen, so dass die
Auslastung der Linie möglichst
hoch ist, die Mitarbeiter jedoch
durch die Prozessgestaltung
nicht überfordert werden?
Arbeitsstation 1 A 1.1
Arbeitsstation 2
A 2.2
Arbeitsstation 3
Taktzeit
...
A 2.3
A 2.1.1
A 1.2
A 1.3
A 2.1.2
Zeitbanddarstellung
(Gantt-Chart) zur
Austaktung:
Quelle: DPA; Spiegel Online 2008 M
ate
rialflu
ss
5 - 4 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Zeitermittlungsverfahren
Zeitermittlung
durch Fremd- aufschreibung
durch Selbst- aufschreibung
durch Zusammensetzen
• durch Arbeitsperson -Tätigkeitsliste mit Angabe der Dauer und Häufigkeit der Vorkommnisse
• durch Arbeitsmittel (z.B. Computer- logfiles)
durch Berechnen von Prozesszeiten
• mit technischen
Prozeßmodellen
(z.B. für Drehen)
• mit biomechanischen
Mensch-Modellen
• mit quantitativen
Modellen menschlicher
Informations-
verarbeitung
durch Vergleichen und Schätzen
• Vergleich des Arbeitsablaufes, für den die Zeit zu ermitteln ist, mit ähnlichen Arbeiten, für die Zeiten vorliegen
• beim Schätzen wird die Soll-Zeit für den Arbeitsablauf aus der Erfahrungen bestimmt
sequenzanalytische Zeitmodelle statistische Zeitmodelle
rechnerische Methoden (Soll-Zeiten)
experimentelle Methoden (Ist-Zeiten)
• Manuelle Zeiterfassung - Stoppuhr - Videoanalyse - Motion Tracking
• Zeiterfassung mit Hilfe
statistischer Verfahren – Multimoment-
Häufigkeitsverfahren (MMH)
– Multimoment-Zeit-messverfahren (MMZ)
• Interview Verfahren
• Systeme vorbe-stimmter Zeiten – Work Factor (WF) – Methods Time
Measurement (MTM)
• Planzeiten (auch
Zeitnorm, Richtzeit oder Zeitrichtwert genannt) - Planzeitkatalog - Nomogramm - etc.
5 - 5 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
MTM als System vorbestimmter Zeiten
Die Methode
bestimmt
die Zeit
Methods
Time
Measurement
MTM ist ein System vorbestimmter Zeiten (SvZ).
Systeme vorbestimmter Zeiten sind Verfahren, manuelle, vom Arbeitenden
beeinflussbare Arbeitsabläufe in Bewegungselemente aufzugliedern und
diesen Normzeitwerte zuzuordnen.
2 3 4 5
Zeit
Bewegungselemente
3
3
4
4
5
5 2
Bewegung rechte Hand
Bewegung linke Hand
1
2 1
1
5 - 6 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Zweck von Systemen vorbestimmter Zeiten
• Arbeitsprozess-
planung
• Arbeitsprozess-
optimierung
• Werkzeug- und
Vorrichtungs-
gestaltung
• Erzeugnisgestaltung
• Planzeitbildung
• Vorgabezeit-
bestimmung für
leistungsabhängige
Entlohnung
• Vorkalkulation
• Beschreibung von
Arbeitsprozessen als
Schulungs- und
Unterweisungs-
unterlagen
SvZ-Anwendungen
Arbeitsunterweisung Zeitermittlung Gestaltung des Arbeitssystems
5 - 7 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Meilensteine in der Entwicklung von SvZ
1900
1910
1920
1930
1940
1950
F. W. Taylor: Scientific Management
(Arbeitsaufgabe zerlegen und Einzelzeiten
messen)
F. B. Gilbreth (1911) Motion Study
R. Thun (1925)
(Vorschläge zur Entwicklung
eines Systems vorbestimmter Zeiten)
(Durch Filmaufnahmen fand Gilbreth heraus, dass alle
menschlichen Bewegungen auf 17 Grundbewegungs-
elemente - Therbligs - zurückzuführen seien.)
WF (Work Factor) Entwicklungsbeginn (1934)
WF 1945 veröffentlicht (Quick et al.)
MTM Entwicklungsbeginn (1940)
MTM 1948 veröffentlicht
(H. B. Maynard, J. L. Schwab, G. J. Stegemerten)
1970 MOST 1972 veröffentlicht (K. Zandin)
5 - 8 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Entwicklung des MTM-Grundverfahrens -
Vorgehensweise
Erfassen von Bewegungsabläufen und deren Einflussgrößen
bei unterschiedlichen Arbeitsaufgaben mit verschiedenen
Arbeitspersonen anhand von Filmaufnahmen
(Einzelbilder mit Frequenz von 16 Bildern/s)
Ermittlung von Ist-Zeiten mittels Auszählen einzelner Bilder
Ausgleich interpersoneller Leistungsstreuungen durch
Anwendung des Lowry-Maynard-Stegemerten-Verfahrens
(LMS-Verfahren)
Ausgleich von Streuungen durch Regressionsrechnung
Ergebnis: MTM-Normzeitwertkarte
5 - 9 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Leistungsgrad
nach LMS
Anstrengung Geschick-
lichkeit
Gleichmäßigkeit
der Ausführung
Arbeits-
bedingungen (Beleuchtung etc.)
vom Menschen
unabhängige Einflüsse
vom Menschen
abhängige Einflüsse
= Ist-Zeit gemäß
Filmanalyse/
Zeitaufnahme
mittlerer LMS-
Leistungsgrad der
Beurteilungsgruppe
MTM-
Normleistung
Die Normleistung von 100% wird beim LMS-Verfahren beschrieben als
„Leistung eines mittelgut geübten Menschen, der diese Leistung ohne
Arbeitsermüdung auf Dauer erbringen kann“.
Entwicklung des MTM-Grundverfahrens -
Lowry-Maynard-Stegemerten-Verfahren
LMS: Lowry, Maynard, Stegemerten
(Namen der Verfahrensentwickler)
5 - 10 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Entwicklung des MTM-Grundverfahrens -
Ergebnisse
Ergebnis der Entwicklung:
MTM-Normzeitwertkarte
MTM-Normzeitwertkarte enthält
Zeitwerte für Grundbewegungen
in Abhängigkeit von Zeiteinfluss-
größen
Zeitwerte sind in TMU (Time
Measurement Unit) angegeben
1/100.000 Std. = 1 TMU
0,036 Sek. = 1 TMU
Deutsche MTM-
Vereinigung e.V.
5 - 11 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
MTM-Grundverfahren:
Grundbewegungen im Überblick (1a)
5 Grundbewegungen des Finger-, Hand-, Armsystems
Loslassen
(Release)
Hinlangen
(Reach)
Greifen
(Grasp)
Bringen
(Move)
Fügen
(Position)
Deutsche MTM-
Vereinigung e.V.
Bewegungs-
zyklus
5 - 12 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
MTM-Grundverfahren:
Grundbewegungen im Überblick (1b)
Die Leistung bei der
Ausführung einfacher
Bewegungselemente
wie Hinlangen und
Bringen lässt sich auch
durch zusätzliche
Übung kaum
verbessern.
Schwierige Bewegungs-
elemente wie Greifen
und Fügen sind der
Übung zugänglich und
können durch sie
verbessert werden. (Quelle: Rohmert & Kirchner, 1969)
Vergleich des Lernfortschritts bei verschiedenen Bewegungselementen
Zeit pro
Bewegungs-
element
Greifen
Hinlangen
Montieren
(Fügen)
Bringen
Person A
Person B
Person C
Übungsdauer Übungsdauer
5 - 13 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
3 weitere Grundbewegungen
des Finger-, Hand- und Armsystems:
Drehen
MTM-Grundverfahren:
Grundbewegungen im Überblick (2)
Trennen
Drücken
Deutsche MTM-
Vereinigung e.V.
Zu überwindender
Widerstand bei
Öffnen der
Kühlschranktür
5 - 14 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
2 Grundbewegungen für Augen:
D = 30 cm
T =
4 0
c m
MTM-Grundverfahren:
Grundbewegungen im Überblick (3)
Prüfen
Blick verschieben
Deutsche MTM-
Vereinigung e.V.
5 - 15 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
15 Grundbewegungen für Körperbewegungen:
MTM-Grundverfahren:
Grundbewegungen im Überblick (4)
Körper-
bewegungen
ohne
Verschiebung
der Körperachse
mit
Verschiebung
der Körperachse
mit Neigung der
Körperachse
Fußbewegung
Beinbewegung Seitenschritt
Körperdrehung
Gehen
Beugen
Aufrichten vom Beugen
Bücken
Aufrichten vom Bücken
Knien auf ein Knie
Aufrichten vom Knien auf
einem Knie
Knien auf beide Knie
Aufrichten vom Knien auf
beiden Knien
Setzen
Aufstehen vom Setzen
5 - 16 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
MTM-Grundverfahren:
Zeiteinflussgrößen am Beispiel des Hinlangens
bis 2 2,0 2,0 2,0 2,0 1,6 1,6 0,4
4 3,4 3,4 5,1 3,2 3,0 2,4 1,0
6 4,5 4,5 6,5 4,4 3,9 3,1 1,4
8 5,5 5,5 7,5 5,5 4,6 3,7 1,8
10 6,1 6,3 8,4 6,8 4,9 4,3 2,0
12 6,4 7,4 9,1 7,3 5,2 4,8 2,6
14 6,8 8,2 9,7 7,8 5,5 5,4 2,8
16 7,1 8,8 10,3 8,2 5,8 5,9 2,9
18 7,5 9,4 10,8 8,7 6,1 6,5 2,9
20 7,8 10,0 11,4 9,2 6,5 7,1 2,9
22 8,1 10,5 11,9 9,7 6,8 7,7 2,8
24 8,5 11,1 12,5 10,2 7,1 8,2 2,9
26 8,8 11,7 13,0 10,7 7,4 8,8 2,9
28 9,2 12,2 13,6 11,2 7,7 9,4 2,8
30 9,5 12,8 14,1 11,7 8,0 9,9 2,9
35 10,4 14,2 15,5 12,9 8,8 11,4 2,8
40 11,3 15,6 16,8 14,1 9,6 12,8 2,8
45 12,1 17,0 18,2 15,3 10,4 14,2 2,8
50 13,0 18,4 19,6 16,5 11,2 15,7 2,7
55 13,9 19,8 20,9 17,8 12,0 17,1 2,7
60 14,7 21,2 22,3 19,0 12,8 18,5 2,7
65 15,6 22,6 23,6 20,2 13,5 19,9 2,7
70 16,5 24,1 25,0 21,4 14,3 21,4 2,7
75 17,3 25,5 26,4 22,6 15,1 22,8 2,7
80 18,2 26,9 27,7 23,9 15,9 24,2 2,7
R-E
E
Verlegen der Hand in eine nicht be-
stimmte Lage, sei es zur Erlangung
des Gleichgewichts, zur Vorberei-
tung der folgenden Bewegung oder
um die Hand aus der Arbeitszone zu
entfernen.
Beschreibung der Fälle
Beweg.-
Länge
in cm
Normzeitwerte in TMU
R-C
R-DR-BR-A
m-Wert
für B
mR-B
R-Bm
mR-A
R-Am
A
Hinlangen zu einem allein stehen-
den Gegenstand, der sich immer an
einem genau bestimmten Ort be-
findet, in der anderen Hand liegt oder
auf dem die andere Hand ruht.
B
Hinlangen zu einem allein stehen-
den Gegenstand, der sich an einem
von Arbeitsgang zu Arbeitsgang
veränderten Ort befindet.
C
Hinlangen zu einem Gegenstand,
der mit gleichen oder ähnlichen Ge-
genständen so vermischt liegt, dass
er ausgewählt werden muss.
D
Hinlangen zu einem Gegenstand,
der klein ist oder sehr genau oder
mit Vorsicht gegriffen werden muss.
2. Bewegungs-
fall
3. Typ des
Bewegungsverlaufs
1. Bewegungs-
länge
Hinlangen (R - Reach) ist die Grundbewegung,
um die Finger oder die Hand zu einem be-
stimmten oder unbestimmten Ort zu bewegen.
Messpunkt
Messpunkt
Bewegungslänge in cm
Messpunkt
Messpunkt
Bewegungslänge in cm
dargestelltes Beispiel: R-B
v
t
v
t
v
t
v
t Typ II
R30Bm mR30B
v
t Typ I
R30B
5 - 17 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
MTM-Grundverfahren:
Zeiteinflussgrößen am Beispiel des Greifens
Greifen (G - Grasp) ist die Grundbewegung, die
ausgeführt wird, um mit den Fingern oder der Hand
eine ausreichende Kontrolle über einen Gegenstand
oder mehrere Gegenstände zu erhalten, so dass die
nächste Grundbewegung ausgeführt werden kann. Symbol TMU
G1A 2,0 Zufassgriff:
G1B 3,5
G1C1 7,3 > 12 mm Ø
G1C2 8,7 6 bis 12 mm Ø
G1C3 10,8 < 6 mm Ø
G2 5,6 Nachgreifen:
G3 5,6 Übergabegriff:
G4A 7,3
G4B 9,1
G4C 12,9
G5 0,0 Berührungsgriff:
Greifen eines ungefähr zylindrischen Gegenstandes, wo-
bei dies durch Hindernisse von einer Seite und von unten
erschwert wird.
Beschreibung der Fälle
Greifen eines sehr kleinen Gegenstandes oder eines Gegenstandes, der flach
auf einer Ebene liegt.
Greifen eines leicht zu fassenden, allein liegenden Gegen-
standes
< 6x6x3 mm
Auswählgriff:
Greifen eines mit anderen vermischten Gegen-
standes, so dass dieser ausgesucht und aus-
gewählt werden muss.
Durch Berührung genügend Kontrolle über einen Gegen-
stand erhalten, so dass die nachfolgend Grundbewegung
ausgeführt werden kann.
Verlegen des Kontrollpunktes an einem Gegenstand,
ohne die Kontrolle über diesen zu verlieren
Eine Hand übernimmt die Kontrolle über einen Gegen-
stand, während die andere Hand diese aufgibt.
> 25x25x25 mm
6x6x3 bis 25x25x25 mm
Zeiteinflussgrößen:
1. Art des Greifens
2. Lage des
Gegenstandes
3. Beschaffenheit
des Gegen-
standes
5 - 18 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Zufassgriff G 1
Nachgreifen G 2
Übergabegriff G 3
Auswählgriff G 4
MTM-Grundverfahren: Zeiteinflussgrößen am Beispiel
des Greifens: Art des Greifens
kommt in der Praxis seltenvor
kommt in der Praxishäufig vor
kommt in der Praxis amhäufigsten vor
G 1 A G 1 B G 1 C
Bewegungsanfang Bewegung Bewegungsende
rechte Hand (gestrichelt)zur linken Hand
Übergaberechte Hand (gestrichelt)
hat Kontrolle über das Teilübernommen
G 4 A G 4 B G 4 C
Zwei Teilabmessungen sollen in die jeweilige Klasse fallen
> 25 x 25 x 25 mm > 6 x 6 x 3 mm
< 25 x 25 x 25 mm< 6 x 6 x 3 mm
7,3 TMU 9,1 TMU 12,9 TMU
5 - 19 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Anwendung des MTM-Grundverfahrens -
Vorgehensweise
Bewegungsanalyse
Zerlegung des Bewegungsablaufes in
Bewegungselemente, z.B. Hinlangen
Zeitanalyse
Bestimmung der Zeiteinflussgrößen für jedes
einzelne Bewegungselement, z.B.
Bewegungslänge, Gewicht des Teils
Kodierung
des Bewegungselementes und der Einflussgrößen
Addition
der Elementarzeiten zu der gesuchten
Grundbewegungszeit
Entnehmen
der Elementarbewegungszeit aus Tabellen
5 - 20 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Hinlangen
zum Bolzen
• Bewegungslänge: 40 cm
• Bolzen liegt vermischt mit anderen R 40 C 16,8 TMU
Greifen
des Bolzens
• Abmessungen: 8 x 12 mm
• Bolzen liegt vermischt mit anderen G 4 B 9,1 TMU
Bringen
des Bolzens
zur Vorrichtung
• Bewegungslänge: 40 cm
• Platziergenauigkeit: genau M 40 C 18,5 TMU
Fügen
des Bolzens
in Öffnung
• Fügetoleranz: eng
• Symmetrie: vollsymmetrisch
• Handhabung: einfach
P2SE 16,2 TMU
Loslassen
des Bolzens
• Öffnen der Finger RL 1 2,0 TMU
Bewegungsablauf-
beschreibung
Für Zeitzuordnung notwendige
Informationen
Codierung Zeitwert
Gesamtzeitbedarf 62,6 TMU
2,25 s
Anwendung des MTM-Grundverfahrens -
Beispiel
5 - 21 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Beschreibung A H Code TMU Code A H Beschreibung
12.8 R30B zu Stiften
2.0 G1A
15.1 M30C in Vorrichtung
5.6 P1SE
2.0 RL1
Anwendung des MTM-Grundverfahrens -
Systematik der Bewegungsfolge (1)
gleichzeitige
Bewegungen
kombinierte
Bewegungen
nacheinander erfolgende
Bewegungen
nicht nacheinander erfolgende
Bewegungen
Bewegungsfolge
Nacheinander erfolgende Bewegungen
sind einzelne oder eine Serie von
Bewegungen, die von gleichen oder
verschiedenen Körperteilen ohne zeitliche
Überlappung und Unterbrechung
nacheinander ausgeführt werden. rechte Hand
5 - 22 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Anwendung des MTM-Grundverfahrens -
Systematik der Bewegungsfolge (2)
gleichzeitige
Bewegungen
kombinierte
Bewegungen
nacheinander erfolgende
Bewegungen
nicht nacheinander erfolgende
Bewegungen
Bewegungsfolge
Kombinierte Bewegungen
sind zwei oder mehrere
abgeschlossene Bewe-
gungen, die von einem
Körperteil gleichzeitig
ausgeführt werden.
Im Beispiel findet während der Bringbewegung ein nicht zeitbestimmendes Nachgreifen (mit derselben Hand) statt.
TMU Code A H Beschreibung
9.1 G4B
10.5 (M16C in Vorrichtung
(G2
5.6 P1SE
5 - 23 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Anwendung des MTM-Grundverfahrens -
Systematik der Bewegungsfolge (3)
gleichzeitige
Bewegungen
kombinierte
Bewegungen
nacheinander erfolgende
Bewegungen
nicht nacheinander erfolgende
Bewegungen
Bewegungsfolge
Gleichzeitige Bewegungen sind
einzelne oder eine Serie von
Bewegungen, die von verschiedenen
Körperteilen gleichzeitig ausgeführt
werden.
Beschreibung A H Code TMU Code A H Beschreibung
zu Stiften R20C 11.4 [R10C zu Stiften
9.1 G4B
G4B 9.1
in Vorrichtung M16C) 10.5 (M16C in Vorrichtung
G2) (G2
P1SE 5.6 P1SE
RL1 2.0 RL1
linke Hand rechte Hand
5 - 24 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Anwendung des MTM-Grundverfahrens -
Systematik der Bewegungsfolge (4)
Kontrollgrad der
Grundbewegungen
Übungsgrad der
Arbeitsperson
Lage des
Ausführungsortes/
der Gegenstände
Ablesebeispiel zur Gleichzeitigkeit von Bewegungen:
Bestimmungskriterien
für die Gleichzeitigkeit
von Bewegungen:
V6-1 Beidhandarbeit
5 - 25 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Anwendungsbeispiel: Montage zweier Bolzen -
Analyse mittels MTM-Grundverfahren
Hinlangen R30C 14,1 TMU
Greifen G4B 9,1 TMU
Bringen M30C 15,1 TMU
Fügen P2SE 16,2 TMU
Loslassen RL1 2,0 TMU
Hinlangen R30C 14,1 TMU
Greifen G4B 9,1 TMU
Bringen M30C 15,1 TMU
Fügen P2SE 16,2 TMU
Loslassen RL1 2,0 TMU
Gesamtzeit 113 TMU
linke Hand rechte Hand
R30C 14,1 TMU R30C
G4B 9,1 TMU
9,1 TMU G4B
M30C 15,1 TMU M30C
16,2 TMU P2SE
P2SE 16,2 TMU
RL1 2,0 TMU RL1
81,8 TMU
5 - 26 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Möglichkeiten und Grenzen der Anwendung des MTM-
Grundverfahrens
Anwendung des MTM-Grundverfahrens
Mengenfertigung in großen Losen
geringe Variantenvielfalt
kurzzyklische Abläufe
exakt definierte Rahmenbedingungen
routinierte Mitarbeiter mit hoher
Fertigkeit
detailliert gestaltete Arbeitsplätze
Vergleich von
Prozessen
Vergleich von
Gestaltungs-
alternativen
Prozess-
optimierung
Bewertung
kurzzyklischer
Abläufe
Arbeitsplan-
erstellung und
Schulung
5 - 27 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Weiterentwicklung von MTM (1)
Veränderung des
Marktes
Anforderungen an
Analysiersysteme
Weiterentwicklung
mit dem Ziel
Verkürzung der Produkt-
lebenszyklen
Erhöhung der
Variantenanzahl
kleinere Losgrößen
häufig wechselnde
Fertigungsaufträge
hohe Analysier-
geschwindigkeit
hinreichende
Genauigkeit
der Zeitdaten
Transparenz und
Reproduzierbarkeit
der Zeitdaten
Anpassung an das
Methodenniveau
in den Anwendungs-
bereichen:
Einzel- und Kleinserien-
fertigung
Serienfertigung
5 - 28 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
MEK -
Aufbaustufen
MEK
UAS -
Aufbaustufen
Grundverfahren Grundbewegung
Bewegungsfolge
Grundvorgang
Vorgangsschritt
Vorgangsfolge
Arbeitsvorgang
UAS
Fertigungsbereichswerte
Basiswerte
Einzel-/ Kleinserien Serienfertigung Massenfertigung
Methodenniveau niedrig hoch
Date
nverd
ichtu
ng
Universelles Analysier System
MTM für Einzel- und Kleinserienfertigung
Weiterentwicklung von MTM (2)
Deutsche MTM-
Vereinigung e.V.
5 - 29 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
MTM-
Grundverfahren
Aufnehmen
und Platzieren
MTM-Standarddaten/
-Basiswerte
MTM-UAS/
-MEK
Bewegungsfolgen Grundvorgänge
Hinlangen
Greifen
Bringen
Fügen
Loslassen
Aufnehmen
Platzieren
Grundbewegungen
Weiterentwicklung von MTM (3)
Datenkonstruktion durch Höher-
und Querverdichtung
Deutsche MTM-
Vereinigung e.V.
5 - 30 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Anwendungsbeispiel: Vergleich MTM-Grundverfahren
und UAS zur Analyse eines Lötvorgangs
Bezeichnung Kode TMU
Aufnehmen und
genaues Platzieren
des Zinns
AC2 55
Handhaben des
Lötkolben HC2 70
Löten PT 100
Zinn ablegen PA2 20
Gesamt 245
Linke Hand Rechte Hand
Bezeichnung Kode TMU Kode
Hinlangen R30B 12,8 [R35A
Greifen G1A 2,0 G1A
Bringen M30C 15,1
Bringen 16,8 M35C
Fügen P2SE 16,2
Fügen 43,0 P3SE
Löten 100,0 PT
Bringen M30B] 16,8 M35C
Fügen 5,6 P1SE
Loslassen RL1 2,0 RL1
Gesamt 230,3
MTM-Grundverfahren MTM-UAS
5 - 31 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
0 250 500 750 1000
146
Anwendungsbeispiel:
Teilmontage Vergaser vom Typ Stromberg 175 CD-2
MTM-1 MTM-UAS
Vorhergesagte Ausführungsdauer 140s 146s
Benötigte Anzahl an Bausteinen 975 182
Gegenüberstellung von MTM-1 und MTM-UAS am Beispiel
des Lernfortschritts bei der Teilmontage eines Vergasers
T [s]
n
Industriemechaniker,
grafischer Arbeitsplan
1 2 3 4 5
146
291
603
TUAS =
T1 =
TUAS =
T [s]
T5 =
n
5 - 32 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Vor- und Nachteile der MTM-Methodik
Vorteile
Arbeitsprozesse und Ausführungszeiten lassen sich bereits in der Planungs-
phase eines Arbeitssystems detailliert festlegen.
Anlernzeiten können reduziert werden, da Mitarbeiter bereits vor Einführung
eines neuen Arbeitsprozesses geschult werden können.
Durch MTM-Methodik werden Einflussgrößen auf die Ausführungszeit
transparent, so dass das Arbeitssystem zielgerichtet gestaltet werden kann.
MTM-Zeitwerte basieren auf einer 100 %-Normleistung. Eine Leistungsgrad-
beurteilung wie bei einer REFA-Zeitaufnahme ist nicht erforderlich.
Die Codierung der Bewegungselemente führt zu einer international gleich-
artigen, reproduzierfähigen Beschreibung der Arbeitsabläufe.
Nachteile
Die Anwendung von MTM ist auf manuelle Tätigkeiten beschränkt.
Der Analysieraufwand ist hoch.
Subjektiver Beurteilungsspielraum vorhanden.
V6-2 Abschlussbsp.
5 - 33 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Lernerfolgsfragen
Was ist der Zweck von Systemen vorbestimmter Zeiten?
Wie wurde bei der Entwicklung des MTM-Grundverfahrens vorgegangen?
Welche fünf Grundbewegungen des Finger-, Hand- und Armsystems
können im MTM-Grundverfahren unterschieden werden?
Wie ist die Vorgehensweise bei der Anwendung der MTM-Methode?
Was sind die Voraussetzungen zur Anwendung des MTM-Grundverfahrens?
Aus welchen Gründen wurden verdichtete MTM-Verfahren entwickelt?
Wie bestimmen Sie, welches MTM-Analysiersystem in der betrieblichen
Praxis zur Anwendung kommen soll?
Was sind die Vor- und Nachteile der MTM-Methodik?
5 - 34 © Lehrstuhl und Institut für Arbeitswissenschaft, RWTH Aachen
Literaturverzeichnis
Antis, W.; Honeycutt, J.M.; Koch, E.N. (1973): The Basic Motions of MTM, The Maynard Foundation, fourth
edition.
Bokranz, R.; Landau, K. (2006): Produktivitätsmanagement von Arbeitssystemen – MTM-Handbuch, Schäffer-
Poeschel Verlag Stuttgart.
Gilbreth, F.B. (1911): Motion Study: A Method for Increasing the Efficiency of the Workman, Van Nostrand, New
York.
Jeske, T.; Schlick, C. (2012): A New Method for Forecasting the Learning Time of Sensorimotor Tasks. In:
Advances in Ergonomics in Manufacturing, S. 241-250, Boca Raton (FL).
Maynard, H.B.; Stegemerten, G.J.; Schwab, J.L. (1948): Methods-time Measurement. McGraw-Hill Book
Compony, New York.
Rohmert, W.; Kirchner, J.H. (1969): Anlernung sensumotorischer Fertigkeiten in der Industrie. Beuth, Berlin.
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