Die Kreativität schläft nie - Ulf Eggert · 2020. 2. 28. · traste erzielt er vorzugsweise...

Post on 25-Jan-2021

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  • VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED JUTTA RUDEL

    Lichtenfels — Seine Steinskulp-turen hat Ulf Eggert schon vie-lerorts ausgestellt, unter ande-rem in Berlin, Florenz und Inns-bruck. Seit drei Jahren stehen sienun dauerhaft und vollständig inLichtenfels-Seubelsdorf. „DieLogistik, eine Ausstellung zu be-stücken, ist aufwendig. Deshalbhabe ich den Schwerpunkt hier-her gesetzt.“

    Die Werke erstrecken sichüber einen Freibereich, einenüberdachten Zwischenbereichund vier Räumen. Angrenzenddazu die Werkstadt und das La-ger. Neben seinen Arbeiten hän-gen auch Bilder von den Land-schaftsmalern Christine Hirsch-berg und Wieland Prechtl aus.

    „Acht Jahre Arbeit steckenhier bei mir in dieser Ausstel-lung“, sagt Eggert. Daher wun-dert es nicht, dass die Skulptu-ren „bunt gemischt“ sind.„Wenn ich nur eine Richtunghätte, würde ich mich langwei-len“, erklärt er.

    Von körperlichen, reliefarti-gen über abstrakt fantastischebis hin zu humorvollen Werkenist alles dabei. So beschäftigensich manche Statuen mit derMythologie und lassen viel Platzzur eigenen Interpretation – an-dere wiederum bringen einenzum Schmunzeln, wie der ge-schmolzene Käse „Überreif“.

    Das ist dem Bildhauer wich-tig. „Ein bisschen witzig muss esschon auch sein, sonst wird manja schwermütig, wenn man sichnur mit tiefgründigen Themenbeschäftigt.“

    Frei aus dem Kopf heraus

    Egal wie unterschiedlich die Ar-beiten sind, für jede gilt dassel-be: „Mein Anliegen ist es immer,dem Stein eine Anmutung zu ge-ben, dass er nicht mehr wie einStein aussieht.“ Zudem versuchter, die Form des Steines im Werkaufzugreifen und möglichst we-nig davon wegzumeißeln.

    Modelle fertigt er nur bei Auf-tragsarbeiten, wie dem Gedenk-stein in Roth oder der Schafs-skulptur für die Schäferei Wun-derlich, an. Ansonsten beginnter direkt am Stein zu arbeiten.Wenn etwas nicht klappt, „wirdeben umgedacht“. Zum Beispielwollte er einen Dinosaurier in ei-

    nem Stück machen, doch dannmusste er ihn in Einzelteile zer-legen. Diese hat der Bildhauerdann an der Wand befestigt.„Das war auch kein Problem, ichhabe ihn dann quasi aus derWand kommen lassen“, sagt erlachend.

    Es passiere aber ganz selten,dass etwas schief gehe. „Es for-dert mich, alles aus dem Kopf inden Stein zuübertragen. Manch-mal denke ich nachts daran, wasich morgen mache. Aber ichnenne das eine positive Quäle-rei.“ Trotzdem ist die Arbeitauch mühsam, staubig undschmutzig – und das Materialhart.

    An den meisten Werken arbei-tet der Lichtenfelser monate-lang. Etwa 200 Kilo bringt eineFigur auf die Waage. Das schwe-re Material besorgt er selbst, sobeispielsweise Kalkstein, Sand-stein, Granit und als zentralesElement den Marmor – vorzugs-weise italienischen. „Der Mar-mor kommt hier im Tageslichtbesonders gut zur Geltung“,schwärmt er. Die meisten seiner

    Werke sind nicht bemalt, wenigesind mit LED-Lichtern für be-sondere Effekte versehen. Kon-traste erzielt er vorzugsweise da-mit, verschiedene Techniken an-zuwenden. „Wenn ich den Steinschleife und poliere, sieht er wie-der ganz anders aus“, sagt er amBeispiel der Statue „Kleiner Pe-gasus“.

    Verkaufen ist nebensächlich

    Mit einem Sockel kosten die Ar-beiten etwa 100 bis 14 000 Euro.„Leben kann man davon nicht“,sagt der 62-Jährige. Daraufkommt es ihm aber auch nichtan. „Ich habe mir ein bisschenGeld erarbeitet“, erklärt er. Mit45 hat er sich dazu entschlossen,seinen Job als Diplomkaufmannaufzugeben und sich der Bild-hauerei gewidmet. „Es war einesuper Entscheidung“, sagt Eg-gert.

    „Es ist wunderbar, wenn ichfrüh hier rein komme, freue ichmich, wenn ich meine Arbeitensehe und wenn ich gehe, freueich mich immer noch. Wer kann

    das schon von seiner Arbeit be-haupten?“ Würde also jemandkommen und seine gesamtenSkulpturen auf einen Schlag auf-kaufen, so wäre das für ihn keinGrund zur Freude. Außerdem,klagt er, könne er mit seinen 62Jahren nicht mehr dieselbe Men-ge an Statuen herstellen. „Abernatürlich bin ich froh, wenn je-mand ein Werk von mir kaufenmöchte“, fügt er hinzu.

    Mit seiner Dauerausstellungstehe er nun vor der Aufgabe,nicht die Skulpturen zu denMenschen, sondern die Men-schen zu den Skulpturen zubringen. Das ist, so der Bildhau-er, gar nicht so einfach: „Leute,die sich ernsthaft für sowas in-teressieren, sind hier leiderMangelware.“

    Auf seiner Homepage bietetEggert einen Einblick in dieAusstellung, um das Interesseder Bevölkerung zu wecken.Dort sind auch Gedichte zu denWerken von Cornelia Stößel zulesen.

    Doch der Bildhauer ist über-zeugt, dass ein virtueller Rund-

    gang auf keinen Fall einen realenBesuch ersetzen kann. Skulptu-ren würden von der Dreidimen-sionalität leben: „Eine Skulpturauf dem Foto ist uninteressant,man muss darum herumlaufenkönnen, damit sie wirkt.“

    In diesen Käse sollte man besser nicht beißen – Bildhauer Ulf Eggert hat auch humorvolle Stücke in seiner Dauerausstellung. Fotos: Jutta Rudel

    „Eine Skulptur aufdem Foto istuninteressant, manmuss darumherumlaufen können,damit sie wirkt.“

    Das Werk „Überreif“Die Figur „Kleiner Pegasus“

    8Jahre Arbeit stecken in der Lichten-felser Steinskulpturenaustellung vonBildhauer Ulf Eggert.

    Der „Raptor“ kommt aus der Wand

    BildergalerieWeitere Bilder von der Ausstellungfinden Sie im Online-Artikel unter

    lichtenfels.inFranken.de

    Dauerausstellung

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    Öffnungszeiten Montag bisFreitag am VormittagTerminvereinbarung er-wünscht unter 0171/6253758oder kontakt@ulf-eggert.deKosten gratisAngebot unverbindliche undungestörte Besichtigung, beiWunsch ausführliche Erklärun-gen zu den ArbeitenAusstellungsort Wiesenstra-ße 4, Lichtenfels

    ULF EGGERTBildhauer

    AUSSTELLUNG Der Bildhauer Ulf Eggert stellt seine bunt gemischten Skulpturen aus acht Jahren Arbeit dauerhaft inLichtenfels aus. Für ihn zählt nicht das Geld, sondern die Freude an der „positiven Quälerei“.

    Die Kreativität schläft nie