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Denken und Problemlösen:
Einsicht und Umstrukturierungbeim Problemlösen
25. 11. 2004
Vanessa Mayer
I. Einsicht und Umstrukturierungbeim Problemlösen
Einsicht als plötzlicher Geistesblitz Vier-Phasen–Modell von Wallas:
1. Vorbereitungsphase2. Inkubationsphase3. Illuminationsphase4. Verifikationsphase
II. Definition von Einsicht:
Die phänomenale Dimension Die Aufgabendimension Die Prozessdimension
III. Einsicht in derGestaltpsychologie
Leitsatz: „das Ganze ist mehr alsdie Summe seiner Teile“.Eine Voraussetzung für dasProblemlösen ist somit derÜberblick über die gesamteProblemsituation, denn nur dann istman imstande, die Teile zu einemGesamtbild zusammenzufügen.
1) Wolfgang Köhler: Einsicht beiSchimpansen
drei Merkmale des Problemlösens
1. Zielgerichtetheit: Das Verhalten isteindeutig auf ein bestimmtes Ziel hinorganisiert.
2. Zerlegung in Teilziele: Entscheidendbei der Lösung des Problems ist, dass daseigentliche Ziel in Teilaufgaben oderTeilziele zerlegt wird.
3. Auswahl der Operatoren: Operatorensind Handlungen, durch die ein Ziel direkterreicht wird. Das Lösen desGesamtproblems ist eine Folge aussolchen bekannten Operatoren.
2) Maiers Untersuchungen zuLösungshinweisen
a) Gerichtetheit des Problemlösensb) Ganzheit und Bewusstsein von
Lösungen
a) Gerichtetheit des Problemlösens
Rolle des Vorwissens beim Problemlösen:
Lösung:
Ergebnis:
die Lösung von Problemen kann nichtallein durch die Kombination einzelnerErfahrungselemente zustande kommen,sondern direction (Richtung,Gerichtetheit)stellt einen entscheidender Faktor beimProblemlösen dar.
Direction: „die Art in der ein Problemangegangen wird oder die Schwierigkeit,die in dem Problem gesehen wird.“
b) Ganzheit und Bewusstsein vonLösungen: „Zwei-Seile Problem“
Ergebnisse:
mangelnde Fähigkeit, Objekte in dergewohnten Umwelt auf eine neue Art zurepräsentieren.
Funktionale Fixierung: die Tendenz,Objekte in ihren üblichenProblemlösefunktionen zu betrachten,wodurch das Erkennen neuer Funktionenverhindert wird.
Lösungshinweis, der das Seil inSchwingung versetzte, führte dazu, dasseine „Pendelorganisation“ der Situation inden Vordergrund trat.
3) Duncker:a) Problemlösen als Umformulierung
Lösungsstammbaum
b) Problemanalyse und heuristischeMethoden
drei Analysetypen: Situationsanalyse als Konfliktanalyse Situationsanalyse als Materialanalyse Zielanalyse
c) Funktionale Gebundenheit
Aufgabe:„An der Tür, inAugenhöhe, sollennebeneinander dreikleine Kerzenangebracht werden.Auf dem Tisch liegenunter vielen anderenGegenständen einigeReißnägel und einekleine Pappschachtel.“
Lösung:Mit je einem Reißnagelwerden die dreiSchachteln an der Türbefestigt, um je einerKerze als Standflächezu dienen.
4) Wertheimers Analyse desproduktiven Denkens
folgende Eigenschaften sind für das produktive Denkencharakteristisch:
Vorstellen und Realisieren struktureller Merkmale undNotwendigkeiten
bestimmt von diesen strukturellen Notwendigkeiten und esverändert die Situation in Richtung auf strukturelleVerbesserungen
realisiert strukturelle Transponierbarkeit und strukturelleHierarchie; es separiert periphere Merkmale vonfundamentalen Merkmalen der Situation
besteht in der Suche nach struktureller Wahrheit und nicht inder Suche nach stückweiser Wahrheit.
Zusammenfassung:
Gestaltpsychologische Annahmen Umstrukturierung ist der essentielle
Denkprozess ist. Umstrukturierung führtzur Einsicht in die Problemstruktur.
Umstrukturierungen ist umsowahrscheinlicher werden, je tieferProblemlöser die gegebene Situationanalysiert haben
Umstrukturierungen ist mit bestimmtenErlebnisqualitäten verbunden
IV. Einsicht und Umstrukturierung inder kognitiven Psychologie
Es überwiegt die Ansicht, dass zurErklärung von Einsicht undUmstrukturierung spezifischekognitive Prozesse postuliertwerden müssen.
1) Problemraumtheorie
Wie wird ein Problem in einer realenSituation definiert?
man nimmt den Unterschied zwischendem gegenwärtigen Zustand und einemerwünschten Ziel wahr.
Lösung eines Problems, als Suche nachdem richtigen Weg durch ein Labyrinth(Problemraum).
formale Definition eines Problems:
Aggregatzustand: die unvollständigeInformation, mit der man anfängt bzw.der unbefriedigende Zustand in dem mansich befindet
Zielzustand: die Information bzw. derZustand der Dinge, den man erreichenmöchte
Reihe von Operationen: die Schritte,die vom Ausgangszustand zumZielzustand führen
Zentrale Annahme:
Menschen durchsuchen nichtzufällig den Problemraum, sondernbenutzen allgemeine Heuristiken(Daumenregeln)
Bsp.: Mittel-Ziel-Analyse
3 Schritte der Mittel-Ziel-Analyse
1. Schritt: Feststellung der Differenzzwischen aktuellem Zustand undZielzustand
2. Schritt: ein Teilziel wird gebildet,dessen erreichen die Differenz zwischenaktuellem Zustand und Zielzustandreduziert.
3. Schritt: der mentale Operator wirdangewandt, der zum Erreichen desTeilziels führt.
Bsp.: Turm von Hanoi
2) Theorie der repräsentationalenVeränderung (Ohlsson)
Zentrale Annahmen: selektive Problemrepräsentation Veränderung der Repräsentation
des Problems
Problem der Streichholzarithmetik
3) Theorie dynamischerEinschränkungen
Aufgabe:Verbinde alle Punktedes Musters, indemSie 4 gerademiteinanderverbundene Linienziehen, ohne den Stiftvom Papier zu heben.
Lösung:Um die 9 Punkte zuverbinden, mussteerkannt werden, dassdie Instruktionen keinenHinweis darauf erhalten,dass man sich auf dasvon den Punkteneingenommene Feld
beschränken soll.
4) Einsicht: Bewusst oder unbewusst?
Prozesse, die zur Veränderung derRepräsentation führen, sindProblemlösern nicht bewusst
Beispiel:
DunckersTumorproblem:Die Abbildungzeigteinen Laser,dessenStrahlungdirektauf denTumorgerichtet ist.
V. NeurowissenschaftlicheErgebnisse zu Einsicht
Hypothese: beide Hirnhälften leistenunterschiedliche Beiträge zumProblemlösen.
Anknüpfung an dieHemmisphärensymmetrie
V. Weitere Aspekte von Einsicht undverwandte Phänomene
Emotionale Aspekte Intuition und Einsicht Inkubation Einstellungseffekte Strategiewechsel Gebrauch von Analogien beim
Problemlösen