Post on 14-Oct-2019
transcript
RuossMarisa RUNDBRIEF 2018/NR.1
DAR ES SALAAM | TANSANIA
WASSER UND HYGIENE ALS TREIBENDE FAKTOREN FÜR TANSANIAS ENTWICKLUNG
02 WASSER UND HYGIENE ALS TREIBENDE FAKTOREN FÜR TANSANIAS ENTWICKLUNG RUNDBRIEF 2018/NR.1
WASH IN TANSANIADie wirtschaftliche Entwicklung von Tansania und das Wohlergehen der tansanischen Bevölkerung ist stark geprägt vom Wasser. Viele Interessengruppen sind involviert und beeinflussen die Verfügbarkeit von Wasser. Ein verbessertes Wasserressourcenmanage-ment, die Sicherstellung von sauberem Trinkwasser und der Aufbau von sanitären Einrichtungen ist für die Zukunft Tansanias essentiell.
Tansania hat sich in der Vision 2025 zum Ziel gesetzt, bis zu
besagtem Jahr zu den Schwellenländern gezählt zu werden.
Obwohl die Armutsrate, durch das jährliche Wirtschafts-
wachstum von 6-7 Prozent, in den letzten Jahren sank, ist die
absolute Zahl der von Armut betroffenen Bevölkerung wegen
dem rasanten Bevölkerungswachstum nicht gesunken. Die
tansanische Bevölkerung hat sich in den letzten 25 Jahren auf
53 Millionen Einwohner verdoppelt. Der Schritt zum Schwel-
lenland ist auch im Jahr 2018 noch immer gross und die Be-
mühungen müssen in den nächsten Jahren noch verstärkt
werden.
WASSERRESSOURCENTansania ist ein grundsätzlich regenreiches Land, auf des-
sen Gebiet sich mehrere grosse Seen befinden und durch das
grosse Flüsse fliessen. Die grossen Seen sind der Viktoriasee
(der zweitgrösste Süsswassersee weltweit) im Norden des
Landes, der Tanganyikasee (der zweittiefste See weltweit) im
Westen, der Nyasasee (oder Malawisee) im Südwesten, sowie
die Seen im Landesinnern, der Rukwasee, der Eyasisee und
der Lake Manyara. Tansania hat die grösste Wasseroberflä-
che von allen afrikanischen Ländern. Die grössten Flüsse im
Land sind der Malagarasi der in den Tanganyikasee mündet,
der Pangani und der Ruvuma die in den indischen Ozean
münden, als auch der Ruaha und der Rufiji.
Aufgrund des grossen Süsswasservorkommens, würde man
nicht erwarten, dass Tansania als Land mit Wasserstress
bezeichnet werden muss. Die pro-Kopf-Menge an erneuer-
barem Süsswasser ist in den letzten 25 Jahren von mehr als
3’000 m3 auf etwa 1’600 m3 pro Person gesunken. Die inter-
nationale Marke für wassergestresste Länder liegt bei 1’700
m3 pro Person. Ein eindrückliches Bild, welches das Aus-
mass des Wasserstresses erfasst, ist der Great Ruaha River,
der im Süden des Landes durch die Usangu-Feuchtgebie-
te und den Ruaha National Park in den Rufiji River fliesst.
Der als «Grossartig» genannte Fluss, hat sich komplett ver-
ändert und wird seiner Bezeichnung nicht mehr gerecht.
Der Fluss trocknet jedes Jahr für zwei bis vier Monate kom-
plett aus. Da die Wasserströmungen inzwischen sogar in der
Regenzeit bedroht sind, sind Gemeinden und Industrien, die
stromabwärts liegen - einschließlich der Wasserkraft - zuneh-
mend unter Druck. Die Situation gefährdet auch die Tierwelt
im Ruaha-Nationalpark und das damit verbundene touris-
tische Einkommen. Der Hauptgrund für diese Veränderung
ist die zunehmende informelle Bewässerung stromaufwärts.
Davon profitieren können einzelne Bauern, die durch die Be-
wässerung dringend benötigtes Einkommen erwirtschaften
können. Die gesamtheitliche Wirkung auf das Flusssystem ist
jedoch nicht nachhaltig.
Bei starken Regenfällen während der Regenzeit wiederum,
führen die Verdichtung des Bodens, die intensive Landwirt-
schaft und die Abholzung zu Erdrutschen und Überschwem-
mungen. Der grosse Einfluss des menschlichen Handelns auf
die Wasserressourcen wird in der Regenzeit auch in den städ-
tischen Gebieten sichtbar. So wird Dar es Salaam während
der Hauptregenzeit vom April bis Juni durch die beeinträch-
tigte Versickerung und unzureichende Ableitung des Wassers
regelmässig überflutet. Die Schäden an der Infrastruktur
und für die Bewohner der Stadt sind nach den Überflutungen
hoch und fordern sogar regelmässig Todesopfer. Neben der
Infrastruktur wird auch die Umwelt stark belastet. Der Müll
und die Fäkalien aus der Stadt werden mit den Wassermas-
sen ins Meer gespült.
Wasser ist eine vielseitige Ressource, die nicht nur für das
menschliche Wohlergehen und die Umwelt, sondern auch für
das wirtschaftliche Schicksal eines Landes von entscheiden-
der Bedeutung ist. Die proaktive Lösungsfindung für Zielkon-
flikte bei der Wassernutzung durch die vielen verschiedenen
Interessengruppen und ein besseres Wasserressourcenma-
nagement sind essentiell, um sicherzustellen, dass Wasser
die Entwicklung Tansanias nicht bremst.
TRINKWASSERVERSORGUNGEin wichtiger Faktor für die Verbesserung der sozio-ökono-
mischen Situation der Bevölkerung, aber auch ein Indikator
für die Klassifizierung als Schwellenland ist die Trinkwas-
serversorgung der Bevölkerung. Die Sustainable Develop-
ment Goals der Vereinten Nationen sehen vor, bis 2030 den
allgemeinen und gerechten Zugang zu einwandfreiem und
bezahlbarem Trinkwasser für alle zu erreichen. Neben dem
verbesserten Zugang zum Wasser sind jedoch auch die Si-
cherstellung von nachhaltig genutzten, sauberen und gut
verwalteten Wasserquellen eine grosse Herausforderung.
DAR ES SALAAM | TANSANIA RUOSS | MARISA
03
WASSER UND HYGIENE ALS TREIBENDE FAKTOREN FÜR TANSANIAS ENTWICKLUNG RUNDBRIEF 2018/NR.1 03
Die grossen Städte in Tansania wie Dar es Salaam, Arusha
und Morogoro beziehen ihr Wasser von gestressten Flüssen
mit ungenügend geschützten Quellen. Dodoma, die Haupt-
stadt des Landes, ist komplett vom Grundwasser abhängig.
In den letzten 40-50 Jahren wurde vor allem durch internatio-
nale Geldgeber viel investiert um die Trinkwasserversorgung
im Land zu verbessern. In Tansania ist die Zahl der Haushal-
te mit Zugang zu Trinkwasser auf 63 Prozent gestiegen. Ver-
schiedene Faktoren haben dazu geführt, dass der Prozentsatz
der versorgten Bevölkerung jedoch nur gering gestiegen ist.
In ländlichen Gegenden ist der Prozentsatz der versorgten
Bevölkerung in den letzten 10 Jahren gar nicht angestiegen.
Einerseits ist sicherlich die Misswirtschaft zu erwähnen.
Da das Geld im Laufe eines Projekts durch viele Hände floss,
war der Betrag der am Ende wirklich in die Infrastruktur in-
vestiert wurde, oft nur ein Bestandteil des ursprünglichen Be-
trages. Weiter ist der langfristige Unterhalt der Infrastruktur
ein grosses Problem. Vor allem in ländlichen Gebieten gibt es
keine professionellen Wasserversorger. Der Unterhalt und
die Instandsetzung der Infrastruktur wurden deshalb der lo-
kalen Regierung und der Bevölkerung überlassen. In vielen
Dörfern wurden Wasserkomitees gegründet, die sich um die
Wasserstellen kümmern sollen. Dadurch will man sicherstel-
len, dass sich die Bevölkerung zum schonungsvollen Umgang
mit der Wasserstelle verpflichtet fühlt und als Gemeinschaft
agiert. Diese Arbeit wird jedoch von allen Beteiligten als un-
vergütete Freiwilligenarbeit verrichtet.
01 Für eine Verbesserung der hygienischen Verhältnisse im Dorf braucht es nur Wasser, Seife, Plastikflaschen und ein paar Holzstäbe. Die Gesundheitsministerin eröffnet die National Sanitation Campaign und zeigt gleich vor, wie einfache Handwaschanlagen funktionieren. 02 Im Dorf wurden anlässlich der Kampagne neue sanitären Einrichtungen gebaut. 03 Die Frauen des Dorfes empfangen die Gäste mit Trommeln. Für sie bedeuten die neuen sanitären Anlagen bessere Gesundheit für sie und ihre Familien und dadurch weniger Arbeitsausfälle und Ausgaben für Krankenhausbesuche und Medizin. 04 TAWASANET und seine Mitgliedsorganisationen sind ein wichtiger Partner der National Sanitation Campaign. 05 Die TAWASANET-Vorstandsvorsitzende erklärt der tansanischen Samia Suluhu Hassan Vizepräsi-dentin das Netzwerk.
01
04
0502
04 WASSER UND HYGIENE ALS TREIBENDE FAKTOREN FÜR TANSANIAS ENTWICKLUNG RUNDBRIEF 2018/NR.1
Auch das technische Wissen der Zuständigen ist nicht immer
ausreichend, um ein langfristiges Funktionieren zu garantie-
ren. Ein weiterer blockierender Faktor für eine nachhaltige
Trinkwasserversorgung ist das rasante Bevölkerungswachs-
tum. In städtischen Gebieten ist zwar das Versorgungsnetz
relativ weitläufig, jedoch in sehr marodem Zustand. Durch
die vielen Lecks sind die Wasserverluste sehr hoch und die
Qualität des eigentlich gut aufbereiteten Trinkwassers leidet.
Auch wenn viel investiert wird, hinkt die Infrastruktur dem
schnellen Wachstum in Tansania immer hinterher.
Die schlechte Trinkwasserversorgung führt dazu, dass das
Wasserholen vor allem in ländlichen Gegenden immer noch
sehr viel Zeit in Ansprung nimmt. Dies hindert vor allem
Frauen und Kinder daran, anderen Tätigkeiten nachzugehen
und beeinträchtigt so ihre persönliche Entwicklung. Zudem
ist das Wasser oft von schlechter Qualität und verursacht
Krankheiten. In urbanen Gebieten sind die Kosten besonders
für die ärmere Bevölkerung sehr hoch und die Versorgung
mit Wasser ist nicht immer gewährleistet. Die ökonomische
Produktivität und die nationale Entwicklung sinken als di-
rekte Folge dieser Probleme.
SANITÄRE ANLAGENObwohl sich die Situation der sanitären Einrichtungen in
Tansania verbessert hat, ist sie immer noch dramatisch. Die
Bevölkerung mit Zugang zu einer grundlegenden sanitären
Einrichtung liegt in Tansania gemäss der Weltbank zurzeit
bei nur 27 Prozent. Als grundlegende sanitäre Einrichtungen
werden Toiletten und Latrinen bezeichnet, die mindestens
die hygienische Nutzung und die Entsorgung der Fäkalien
sicherstellen. Zugang zu diesen Einrichtungen zu haben, be-
deutet auch, dass die Sicherheit und Privatsphäre gewährleis-
tet sind. Viele Haushalte in Tansania verfügen über gar keine
Toiletten bzw. Latrinen, so dass die Bewohner ihr Geschäft
mit einem Eimer oder in der freien Natur verrichten müssen
oder sie teilen sich die Toiletten mit mehreren Nachbarn. Die
bestehenden Einrichtungen sind oft ungedeckte Gruben, aus
denen sich Krankheiten einfach verbreiten.
Besonders schlimm ist die Situation in Schulen und Kranken-
häusern bzw. -stationen. 96 Prozent der Schulen in Tansania
verfügen über eine ungenügende Anzahl Toiletten für die
Schülerinnen und Schüler. Der Standard der Regierung sieht
mindestens eine Toilette pro 20 Mädchen, bzw. eine Toilette
pro 25 Knaben vor. Die 4 Prozent der Schulen mit genügend
Toiletten, sind grösstenteils private Schulen. Tansania hat
2016 die kostenlose Bildung für alle Kinder eingeführt. Seit-
dem ist es für alle Eltern zwingend ihre Kinder in die Schu-
le zu schicken. Das hat dazu geführt, dass die Schülerzahl in
kurzer Zeit drastisch gestiegen ist. Das Budget für die Bildung
wurde jedoch nur gering erhöht. In ländlichen Gegenden
fehlt daher oft das Geld um genügend sanitäre Anlagen zu
errichten. In urbanen Gebieten ist zusätzlich der Platz auf
dem Schulareal für Toiletten für die stark steigende Schüler-
zahl ungenügend. Besonders für die Mädchen und für Kinder
mit einer Behinderung ist die Situation so prekär, dass diese
Kinder einige Tage pro Monat in der Schule fehlen oder so-
gar nicht in eine öffentliche Schule gehen können. Auch die
Situation in Krankenhäusern und Krankenstation ist sehr
schlecht. Nur 44 Prozent der Krankeneinrichtungen verfügen
über genügende sanitäre Anlagen. Dies birgt die grosse Ge-
fahr, dass die Leute sich während der Behandlung in einem
Krankenhaus mit einer anderen Krankheit anstecken.
DIE NATIONAL SANITATION CAMPAIGN Im November 2017 hat die tansanische Regierung die zwei-
te Phase der National Sanitation Campaign gestartet um der
prekären Situation der sanitären Einrichtungen und den
hygienischen Zuständen entgegenzuwirken. Zusammen mit
internationalen Partnern und NGOs wird der Fokus auf die
Verbesserung der sanitären Einrichtungen in Haushalten
und im öffentlichen Raum sowie auf die Sensibilisierung der
Bevölkerung zum Thema Hygiene gelegt.
TAWASANET und seinen Mitgliedsorganisationen kommt bei
der Kampagne als Partner der Regierung eine wichtige Rolle
zu. Durch die Mitgliedsorganisationen werden Projekte im
Feld umgesetzt und die Situation für einen grossen Teil der
Bevölkerung verbessert. TAWASANET auf nationaler Ebene
ist dafür zuständig, dass der Informationsaustausch zwi-
schen den Ministerien und den NGOs verbessert wird. Nur
mit einer gemeinsamen Abstimmung der Projekte und der
Investitionen kann eine langfristige Verbesserung der Si-
tuation erreicht werden. Ausserdem kann TAWASANET den
Austausch zwischen den Organisationen erleichtern und
so die Erfahrungen aus den Projekten teilen. TAWASANET
ist immer bemüht das Netzwerk bekannter zu machen und
neue Mitglieder zu finden um damit eine möglichst breite Ab-
deckung über das Land zu erreichen. Der Anlass zum Start
der National Sanitation Campaign war eine gute Gelegen-
heit dafür, sich mit anderen Organisationen und Firmen zu
vernetzen. TAWASANET war mit einem Informationsstand
vertreten und hatte sogar die Gelegenheit der tansanischen
Vizepräsidentin das Netzwerk vorzustellen. Seit dem Anlass
vor einigen Monaten wurden in Zusammenarbeit mit der Re-
gierung und anderen Organisationen schon mehrere Projek-
te gestartet und Workshops durchgeführt.
DAR ES SALAAM | TANSANIA RUOSS | MARISA
WASSER UND HYGIENE ALS TREIBENDE FAKTOREN FÜR TANSANIAS ENTWICKLUNG RUNDBRIEF 2018/NR.1 05
01
02ALAN ZEIGT WIE MAN RICHTIG HÄNDE WÄSCHT Warum es so wichtig ist, sich die Hände zu waschen und wie es richtig gemacht wird, muss von den Kindern von klein auf gelernt werden. Auf unterhaltsame oder spielerische Art lernen es die Kinder am besten. Alan war einer der Schüler der von einem Hygienetraining anlässlich des globalen Handwashing Days profitiert hat, das Medizinstudentinnen und -studenten aus Dar es Salaam mit Unterstützung von TAWASANET organi-siert haben.
Neben der fehlenden sanitären Infrastruktur ist die alltäg-
liche Hygiene oft ein Problem bei Schulkindern. Die Schüle-
rinnen und Schüler haben ungenügendes Wissen über das
richtige Händewaschen, was dazu führt, dass sich Krank-
heiten einfach verbreiten. Die Kinder fehlen regelmässig in
der Schule wegen Krankheiten, wie Durchfallerkrankun-
gen, Cholera oder Hepatitis A, die durch schlechte Hygiene
verursacht werden. Regelmässiges Händewaschen ist die
effektivste Methode um die Verbreitung dieser Krankheiten
zu bekämpfen. Das Gesundheitsministerium geht davon aus,
dass 2015-2016 in Tansania über 2,7 Millionen Menschen
Krankheiten hatten, die mit ungenügendem Händewaschen
verbunden waren, die meisten davon waren Kinder unter 14
Jahren. Insgesamt wurden in einem Jahr rund 18’500 Todes-
fälle registriert, die darauf zurückzuführen sind.
DAS PROJEKT ZUM GLOBALEN HANDWASHING DAYIm Oktober 2017 war der globale Handwashing Day. TA-
WASANET hat anlässlich dieses Tages eine Gruppe von Stu-
dierenden der Tanzania Environmental Health Studies
Association (TEHSA) bei einer Kampagne zum richtigen Hän-
dewaschen an Schulen in Dar es Salaam unterstützt. Bei der
Kampagne ging es darum, die Primar- und Sekundarschüle-
rinnen und -schüler auf die Wichtigkeit des richtigen Hände-
waschens aufmerksam zu machen und ihnen vorzuzeigen,
wie es richtig geht. Die Studierenden haben gemeinsam mit
TAWASANET sechs Schulen besucht und den Lernenden den
richtigen Gebrauch von Seife gezeigt, erklärt wann und wie
die Kinder die Hände waschen sollen, aber auch wie Früchte
und Gemüse richtig gewaschen werden.
DER LERNEFFEKTAlan war einer der Schüler der Alahsan Mwinyi Primary
School der von der Kampagne profitiert hat. Nachdem die
Studentinnen und Studenten den Kindern die richtigen Hand-
waschpraktiken erklärt und vorgezeigt hatten, konnte Alan
das Gelernte direkt anwenden und mit seinen Mitschülerin-
nen und Mitschülern zusammen alles nochmals auffrischen.
Die Kinder an den Schulen haben begeistert mitgemacht und
das Wissen regelrecht aufgesaugt. Gleichzeitig wurden auch
die Lehrpersonen geschult. Nur durch regelmässiges Wieder-
holen des Gelernten und die tägliche Anwendung kann ein
langfristiger Effekt erzielt werden.
Durch richtiges Händewaschen werden Alan und seine Mit-
schülerinnen und Mitschüler weniger oft krank und fehlen
dadurch auch weniger in der Schule. Insgesamt konnten an
zwei Tagen etwa 1’000 Schülerinnen und Schüler geschult
werden. TAWASANET und seine Mitgliedsorganisationen
sind auch weiterhin aktiv, um eine langfristige Verbesserung
der hygienischen Bedingungen vor allem für die Kinder in
Tansania zu erreichen.
01 Die Studenten von der TEHSA zeigen den Schülerinnen und Schülern das richtige Händewaschen. 02 Alan übt mit seinen begeisterten Mitschülern wie man sich richtig die Hände wäscht. 03 Insgesamt sechs Primar- und Sekundarschulen mit insgesamt etwa 1000 Schülern konnten an zwei Tagen geschult werden.
03
06 WASSER UND HYGIENE ALS TREIBENDE FAKTOREN FÜR TANSANIAS ENTWICKLUNG RUNDBRIEF 2018/NR.1
TANSANISCHE WEIH-NACHTEN & DIE BEGEG-NUNG MIT DEM WALHAI Tropisches Klima am Fuss des Kilimanjaro, brühende Hitze an den Stränden auf Sansibar und schweben in der Unterwasserwelt des Indischen Ozeans; dafür fliegen viele um die halbe Welt. Für mich sind diese Paradiese in wenigen Stunden von Dar es Salaam zu erreichen.
Letztes Jahr beschloss ich, über Weihnachten und Silvester in
Tansania zu bleiben und die tansanische Art die Feiertage zu
verbringen, kennenzulernen. Diese Tage haben mich an den
Fuss des Kilimanjaro und nach Sansibar geführt. Ausserdem
entdeckte ich letztes Jahr die Unterwasserwelt von Tansania
beim Tauchen auf Mafia Island.
WEIHNACHTEN IN MARANGU Letztes Jahr habe ich beschlossen, über Weihnachten und
Silvester in Tansania zu bleiben. Zu Weihnachten bin ich mit
einer deutschen Freundin und meiner Arbeitskollegin Ju-
liette in ihr Herkunftsdorf Marangu am Fuss des Kilimanja-
ro gefahren. Zuerst haben wir die 9-stündige Busfahrt nach
Arusha auf uns genommen. Da die Strecke bei Touristen be-
liebt ist, findet man Busse in einem guten Zustand vor. Ange-
kommen in Arusha, sind wir für die erste Nacht bei Juliettes
Schwester untergekommen. Der Plan für den nächsten Tag
war, auf dem Markt ein paar Früchte und Gemüse für die
Festtage einzukaufen und danach mit einem Bus nach Maran-
gu zu fahren. Der erste Teil es Plans hat sehr gut funktioniert.
Das Gebiet um Arusha ist sehr fruchtbar und das Einkaufen
auf dem Markt durch die grosse Diversität an Früchten und
Gemüse weckte grosse Vorfreude auf das Essen. Nach dem
Markt, hat uns Juliettes Schwester zur Busstation gefahren.
Schon nahe der Busstation haben wir festgestellt, dass sich
riesige Menschenmassen ansammelten. Bei der Busstation
angekommen, erfuhren wir, dass es keine Busse mehr gibt
in die Dörfer. Wir waren also nicht die Einzigen mit diesem
Plan. Die Chaga (die ethnische Gruppe aus der Kilimanjaro
Region) sind bekannt dafür, dass sie über die Festtage nach
Hause fahren. Aus dem ganzen Land haben sich in diesen
Tagen die Leute in Arusha versammelt um von dort weiter
in die Dörfer zu fahren. Die wenigen Busse, die noch an der
Busstation standen, waren völlig überfüllt und die Leute ha-
ben sogar versucht durch die Fenster zu klettern um noch ei-
nen Platz im Bus zu finden. Wir haben uns also mit Juliettes
Schwester einen ruhigen Parkplatz gesucht, um erst mal zu
überlegen, was wir machen können. Die beiden Schwestern
haben angefangen Familie und Bekannte durchzutelefonie-
ren um rauszufinden, ob jemand anderes auch ins Dorf fah-
ren will. Eine weitere Schwester hat sich einverstanden er-
klärt, dass wir ihr Auto ausleihen können. Allerdings musste
dieses erst noch in die Garage gebracht werden, um sicher zu
gehen, dass das Auto in einem guten Zustand ist. Das hiess
also, auf ungewisse Zeit warten. So haben wir uns erst einmal
ein ausgiebiges Mittagessen gegönnt. Nach mehreren Stun-
den ist Juliettes Neffe mit dem Auto vorgefahren und hat uns
und unsere Einkäufe aufgeladen. Die 3-stündige Fahrt nach
Marangu ist dann problemlos verlaufen, nur dass wir nicht
wie geplant am Nachmittag, sondern erst abends um 20 Uhr
im Dorf angekommen sind. Wir waren jedoch froh, sind wir
überhaupt ins Dorf gekommen. Beim Rausfahren aus Arusha
haben wir unzählige Leute auf der Suche nach einer Mitfahr-
gelegenheit am Strassenrand stehen sehen.
Die Festtage in Arusha waren sehr friedlich und erholsam.
Das Klima am Kilimanjaro ist sehr erfrischend und eine sehr
willkommene Abwechslung zur Hitze in Dar es Salaam. Die
Gegend ist auch sehr grün und fruchtbar. Dies hat uns ein-
geladen eine kurze Wanderung durch die Hügel zu einem
Wasserfall zu machen. Ein Sprung ins kalte Wasser hat für
Abkühlung gesorgt. Die Weihnachtsfeiern laufen ähnlich ab
wie bei uns. Es wird mit Familienmitgliedern viel gegessen
und viel getrunken. In Tansania kommt natürlich auch das
Tanzen nicht zu kurz. Da wir am Fuss des Kilimanjaro wa-
ren, wollten wir natürlich auch die Spitze des Berges sehen.
Die beschwerliche Wanderung wollten wir dieses Mal je-
doch nicht auf uns nehmen. Tagsüber ist der Berg meistens
in Wolken gehüllt. Juliettes Mutter wusste einen Ort im Dorf,
an dem man anscheinend um 18:30 Uhr die Spitze des Berges
sehen kann. Kurzum sind wir um 18:15 losgefahren um fünf-
zehn Minuten später am richtigen Ort zu stehen. Und tatsäch-
lich, um 18:30 Uhr haben sich, wie auf Bestellung, die Wolken
gelichtet und die Spitze des Berges kam zum Vorschein. Weni-
ge Minuten später war der Berg wieder von Wolken bedeckt.
Welche Kräfte da zwischen Juliettes Mutter und dem Berg ak-
tiv waren, konnten wir uns nicht so recht erklären.
TAUCHEN UND WALHAI-TOUR AUF MAFIA ISLANDIm November letzten Jahres habe ich den Besuch eines Freun-
des aus der Schweiz genutzt, um mit ihm auf die Mafia Insel
zu fliegen. Der Flug von Dar es Salaam nach Mafia Island dau-
ert nur etwa 30 Minuten. Das Flugzeug ist so klein, dass ein
Passagier sogar auf Co-Pilotensitz mitfliegen kann. Auf dem
Rückflug kam mir diese Ehre zuteil und ich konnte während
dem ganzen Flug die Frontsicht auf die Küste Tansanias ge-
niessen. Mafia Island ist die südlichste Insel des Sansibar
Archipels und befindet sich im Süden von Tansania.
DAR ES SALAAM | TANSANIA RUOSS | MARISA
03
WASSER UND HYGIENE ALS TREIBENDE FAKTOREN FÜR TANSANIAS ENTWICKLUNG RUNDBRIEF 2018/NR.1 07
01 02
Ein grosser Teil der Insel befindet sich im Mafia Island Ma-
rine Park. Die etwa 46’000 Einwohner leben grösstenteils in
der Hauptstadt Kilindoni und arbeiten als Fischer, im Touris-
mussektor oder betreiben Subsistenzlandwirtschaft.
Nach dem hektischen und lauten Leben in Dar es Salaam war
die Ruhe auf Mafia Island eine totale Umstellung. Im kleinen
Hotel gingen die meisten Gäste nach dem Abendessen schla-
fen und Musik hörte man auch kaum. Der perfekte Ort zur Er-
holung also. Beim Tauchen konnten wir wundervolle Koral-
lenriffe mit unzähligen Fischarten, Schildkröten, Muränen,
Nacktschnecken und vielem mehr entdecken. Leider gibt es
immer noch Fischer, die Dynamit benutzen um in kurzer Zeit
viele Fische zu fangen. Die Regierung der Insel versucht das
Dynamitfischen durch Sensibilisierung der Bevölkerung und
durch regelmässige Patrouillen einzudämmen. Aus diesem
Grund kann man glücklicherweise immer noch intakte Koral-
lenriffe mit einer intakten Unterwasserwelt finden.
Einen Tag beschlossen wir auf die andere Seite der Insel zum
Schnorcheln mit Walhaien zu fahren. Der Walhai ist der
grösste Hai weltweit und damit auch der grösste Fisch. Das
Wetter war schon morgens wechselhaft, aber wir haben uns
trotzdem mit voller Zuversicht auf das Wasser gewagt, da die
Walhaie an den Tagen davor schon gesichtet worden waren.
Kurz nach dem Start setzte jedoch schon der Regen ein. Da
es trotzdem warm war, konnten wir am Anfang darüber la-
chen. Nach mehreren Stunden auf dem Boot in fast dauer-
haftem Regen, waren wir allerdings ziemlich durchgefroren.
Wegen dem Regen auf der Wasseroberfläche, war es den
Tourguides nicht möglich die Walhaie zu sehen. Nach der er-
folglosen Suche beschlossen wir nach drei Stunden die Tour
völlig enttäuscht abzubrechen. Der Gedanke, die Insel zu ver-
lassen ohne die Walhaie gesichtet zu haben, liess uns die da-
rauffolgenden Tage keine Ruhe. So beschlossen wir, die Tour
am letzten Tag auf der Insel zu wiederholen. Unsere Entschei-
dung hat sich ausbezahlt und wir genossen den Ausflug dieses
Mal umso mehr. Wir waren an dem Tag eins von vier Booten,
die sich auf die Suche nach den Walhaien machten. Sobald
eines der Boote die Tiere sichteten, sprangen die Schnorchler
ins Wasser. Dadurch konnte man selbst vom Boot aus erah-
nen wie die Schwimmrichtung des Walhais war. Mehrere
Male wurden wir von unserem Bootsführer vor das Tier ge-
lenkt und konnten in sicherem Abstand ins Wasser springen.
Durch die Schwimmer im Wasser konnte man zwar erahnen
wo sich das Tier befindet, wenn der Hai jedoch plötzlich aus
dem Blau auftauchte, begann mein Herz vor Aufregung trotz-
dem jedes Mal schneller zu schlagen. Die zwei Haie schwam-
men in aller Ruhe nahe der Wasseroberfläche durchs Was-
ser und schienen sich durch die Schnorchler nicht gestört zu
fühlen. Man konnte mehrere Minuten mit ihnen schwimmen
und sie bewundern. Wenn es ihnen dann vielleicht doch zu
viel wurde, tauchten sie ab und verschwanden im Dunkeln
des Meeres. Nach der Tour waren wir unglaublich froh, dass
wir uns noch ein zweites Mal aufs Wasser gewagt hatten. Das
Schwimmen mit den Walhaien ist auf jeden Fall bisher eines
meiner imposantesten Erlebnisse hier in Tansania.
01 Weihnachten mit meiner Kollegin Juliette und ihrer Mutter in Marangu. 02 Wasserfall in Marangu. 03 Um Punkt 18:30 Uhr haben sich die Wolken zurückgezogen und die Spitze des Kilimanjaro ist zum Vorschein gekommen. 04 Ein Walhai mit Schnorchlerin auf Mafia Island (Foto Big Blu Mafia Island Dive Center). 04
010201 Blick auf die Küste von Mafia Island vom Co-Piloten Sitz. 02 Mit Schulkindern beim
Global Handwashing Day.
GANZ HERZLICHES «DANKESCHÖN»Ich möchte mich herzlich bei all jenen bedanken, die INTERTEAM eine Spende zukommen liessen. Mit meinem Einsatz kann ich einen konkreten und wertvollen Beitrag leisten, um armutsbetroffenen Kindern und Jugendlichen in meinem Einsatzland ein besseres Leben zu ermöglichen. Jedoch ist dies nur durch die Mitfinanzierung von privaten Spenden möglich. Ich und INTERTEAM freuen uns daher über jede finanzielle Unterstützung.
PC-Konto 60-22054-2 INTERTEAM Luzern ; Vermerk: Marisa Ruoss, Tansania
INTERTEAM setzt sich für Kinder und Jugendliche in Afrika und Lateinamerika ein, damit diese ihre Po-tentiale entfalten und als Hoffnungsträger die Zukunft ihrer Gesellschaft selbstbestimmt mitgestalten können. Die Hilfe erfolgt durch mehrmonatige bis mehrjährige professionelle Einsätze von Fachleuten, kombiniert mit gezielten Projektfinanzierungen.
Als Schweizer Hilfswerk der Personellen Entwicklungszusammenarbeit steht INTERTEAM für langjährige Erfahrung, effiziente Strukturen sowie starke Partnerschaften im Globalen Süden. In der Schweiz ist INTERTEAM die führende Ansprechstelle für qualifizierte Berufsleute, die einen Einsatz in der Entwick-lungszusammenarbeit im Sinne eines solidarischen Engagements leisten wollen.
Der 1964 gegründete Verein INTERTEAM finanziert sich über öffentliche, private und kirchliche Gelder und garantiert als ZEWO-zertifizierte Non-Profit-Organisation einen verantwortungsvollen, zweckbe-stimmten und wirkungsvollen Mitteleinsatz.
ZEWO-Gütesiegel Das ZEWO-Gütesiegel belegt, dass INTERTEAM seine Spendengelder zweckbestimmt, wirtschaftlich und wirksam einsetzt.
INTERTEAMUnter-Geissenstein 10/12CH 6005 LuzernT 041 360 67 22F 041 361 05 80info@interteam.chwww.interteam.chwww.facebook.com/interteamwww.youtube.com/interteamluzernPC 60-22054-2
Spenden inCHF PostFinance, 6005 Luzern
IBAN: CH37 0900 0000 6002 2054 2 BIC-Code: POFICHBE
EUR Raiffeisenbank, 6003 Luzern, IBAN: CH63 8120 3000 0074 2397 0 Swift: RAIFCH22
USD Raiffeisenbank, 6003 Luzern IBAN: CH71 8120 3000 0074 2392 3 Swift: RAIFCH22
Ich hoffe, dass euch/Ihnen mein Rundbrief wieder interes-
sante Informationen geliefert hat und ich euch/Ihnen dieses
faszinierende Land etwas näherbringen konnte.
Inzwischen ist die Hälfte meines Aufenthaltes in Tansania
vorbei. Ich bin noch immer motiviert und freue mich auf die
zweite Halbzeit!
Wie immer, freue ich mich auch auf Neuigkeiten von eurer
Seite auf marisa.ruoss@bluewin.ch. Bitte teilt mir auch allfäl-
lige Adressänderungen auf diesem Weg mit. Macht es gut und
bis zum nächsten Rundbrief.
| marisa.ruoss@interteam.ch