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33Interdependenz und
Handelsvorteile
Institut für Wirtschaftswissenschaft. Universität Erlangen-Nürnberg
Warum ist es vorteilhaft, Außenhandel zu betreiben?
• Durch Spezialisierung der Produktion auf Güter und Dienstleistungen, bei denen ein komparativer Vorteil besteht, lässt sich der Lebensstandard erhöhen.
• Nehmen Sie an:
Land A: Benötigt zur Produktion von 2 Gütern 5 Arbeitsstunden
Land B: Benötigt zur Produktion von 2 Gütern 10 resp. 15 Arbeitsstunden.
• Wäre unter diesen Bedingungen Spezialisierung durch Handel sinnvoll?
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David Ricardo und der komparative Vorteil
Güter werden nicht unbedingt da produziert, wo die realen Kosten am geringsten sind: es kann vorteilhaft sein, Güter zu importieren, obwohl sie im eigenen Land zu geringeren realen Kosten produziert werden können (reale Kosten: z.B. Arbeitsstunden, nicht zu verwechseln mit nominalen Kosten).
David Ricardo (1772-1823) On the Principles of Political Economy and Taxation, 1817
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Handelsverflechtungen und Handelsvorteile
Zur Erinnerung: Die Wirtschaftswissenschaft befasst sich damit, wie Gesellschaften Güter produzieren und verteilen.
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Handelsverflechtungen und Handelsvorteile
Wie lassen sich Ökonomien organisieren? • Eine Wirtschaft kann autark („wirtschaftlich unabhängig“)
sein.
• Oder wir können uns spezialisieren,
Handel betreiben, womit sich
ökonomische Verflechtungen
ergeben.
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Interdependenz und Wohlfahrtsgewinne durch Handel
• Tatsächlich spezialisieren sich Individuen und Nationen und bauen auf Handel, um ihr Knappheitsproblem zu verringern.
• Das wirft zwei Fragen auf:• Warum ist Interdependenz die Norm? • Welche Faktoren bestimmen Produktions- und
Handelsströme?
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Interdependenz und Wohlfahrtsgewinne durch Handel
• Warum ist Interdependenz (Handel und Spezialisierung) die Norm?• Spezialisierung und Handel führen zu
Wohlstandsgewinnen.
• Was bestimmt die Struktur von Produktion und Handel?• Die Struktur und Produktion gründen sich auf
Unterschieden in den Opportunitätskosten.
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Ein Gleichnis für die moderne Volkswirtschaft
• Man stelle sich vor . . .• Es gibt nur zwei Güter: Kartoffeln und Rindfleisch.• Es gibt nur zwei Personen: einen Ackerbauer und
einen Viehzüchter. (Farmer + Rancher)
• Was sollten die beiden Personen produzieren? • Warum sollten sie Handel treiben?
Tabelle 1 Produktionsmöglichen des Ackerbauern und des Viehzüchters
Arbeitszeit für 1 Pfund: Produktionsmenge in 8 Stunden
Fleisch Kartoffeln Fleisch Kartoffeln
Ackerbauer 60 Minuten 15 Minuten 8 Pfund 32 Pfund
Viehzüchter 20 Minuten 10 Minuten 24 Pfund 48 Pfund
Sie stellen fest, dass der Viehzüchter produktiver ist sowohl in der Produktion von Fleisch als auch Kartoffeln. Trotzdem lohnt es sich für ihn, Handel zu betreiben.
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Produktionsmöglichkeiten
Betrachten wir uns die Produktions- und Konsummöglichkeiten bei Selbstversorgung und Spezialisierung• Selbstversorgung: Produktionsmöglichkeiten sind
auch die Konsummöglichkeiten.
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AckerbauerArbeitszeit für 1 Pfund:
Fleisch Kartoffeln
60 Minuten 15 Minuten
F Pfund Fleisch: F St.
K Pfund Kartoffeln : K/4 St.
F + K/4 = 8
K + 4F = 32
Abbildung 1 Die Produktionsmöglichkeitenkurven
Kartoffeln (Pfund)
4
16
8
32
A
0
Fleisch (Pfund)
(a) Produktionsmöglichkeiten des Ackerbauers
Konsum derAckerbauernohne Handel
K + 4F = 32
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ViehzüchterArbeitszeit für 1 Pfund:
Fleisch Kartoffeln
20 Minuten 10 Minuten
F Pfund Fleisch: F/3 St.
K Pfund Kartoffeln : K/6 St.
F/3 + K/6 = 8
K + 2F = 48
Abbildung 1 Die Produktionsmöglichkeitenkurven
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Kartoffeln(Pfund)
12
24
B
0
Fleisch(Pfund)
(b) Die Produktionsmöglichkeitenkurve des Viehzüchters’
48
24Konsum desViehzüchtersohne Handel
K + 2F = 48
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Der Ackerbauer sollte Kartoffeln produzieren.
Der Viehzüchter Fleisch.
Spezialisierung und Handel
Viehzüchter und Ackerbauer spezialisieren sich und handeln.• Durch Handel steigt die Gesamtproduktion und
beide sind in der Lage, mehr zu konsumieren.
Abbildung 2 Wie der Handel den Konsum des Ackerbauern steigert
Kartoffeln(Pfund)
4
16
5
17
8
32
A
A*
0
Fleisch(Pfund)
(a) Produktionsmöglichkeitenkurve des Ackerbauern’
Produktion /Konsumohne Handel
Konsum mit Handel
ProduktionmitHandel
-15
+5
Abbildung 2 Wie der Handel den Konsum des Viehzüchters steigert
Kartoffeln(Pfund)
12
24
13
27
B
0
Fleisch(Pfund)
(b) Die Produktions- und Konsummöglichkeiten des Viehzüchters
48
24
12
18
B*
Konsummit Handel
Produktionmit Handel
Produktion /Konsum ohne Handel
-5
+15
Tabelle 2 Die Handelsgewinne: Eine Zusammenfassung
Ackerbauer Viehzüchter
Fleisch Kartoffeln Fleisch Kartoffeln
Ohne Handel:• Produktion und
Konsum
4 Pfund 16 Pfund 12 Pfund 24 Pfund
Mit Handel:• Produktion
0 Pfund 32 Pfund 18 Pfund 12 Pfund
• Handel Bekommt
5 Pfund
Gibt
15 Pfund
Gibt
5 Pfund
Bekommt
15 Pfund
• Konsum 5 Pfund 17 Pfund 13 Pfund 27 Pfund
Handelsgewinn (Konsumanstieg)
+ 1 Pfund + 1 Pfund + 1 Pfund + 3 Pfund
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Das Prinzip des komparativen Vorteils
Wie kommt es, dass es sich für den Viehzüchter lohnt sich zu spezialisieren, obwohl er doch beides besser kann?
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Das Prinzip des komparativen Vorteils
• Entscheidend sind die Unterschiede in den Produktionskosten.
• Produktionskosten lassen sich auf zwei Arten feststellen:• Die Inputs (Zahl der Stunden), welche für die
Produktion eines Gutes erforderlich sind (also z.B. ein Pfund Kartoffeln).
• Die Opportunitätskosten: wie viel von einem Gut aufgegeben werden muss, um ein anderes zu erhalten.
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Der absolute Vorteil
Der Vergleich der Inputs (die Produktivität) je Einheit Output gibt und Auskunft über die Produktivität von Produzenten—absoluter Vorteil
• Dies beschreibt die Produktivität einer Person, eines Unternehmens oder eines Landes.
• Der Produzent, der eine kleinere Inputmenge benötigt um eine Gut herzustellen, hat einen absoluten Vorteil in der Produktion eines Gutes.
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Der Viehzüchter hat einen absoluten Vorteil in der Produktion sowohl von Fleisch als
auch von Kartoffeln.
Der absolute Vorteil
• Der Viehzüchter braucht nur 10 Minuten um ein Pfund Kartoffeln zu produzieren, der Ackerbauer 15 Minuten.
• Der Viehzüchter braucht nur 20 Minuten, um ein Pfund Fleisch zu produzieren, der Ackerbauer 60 Minuten.
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Opportunitätskosten und der komparative Vorteil
Hier werden die Opportunitätskosten verglichen.• Was wird aufgegeben um eine Einheit eines Gutes
zu erhalten?• Der Produzent mit den geringsten
Opportunitätskosten hat einen komparativen Vorteil in der Produktion eines Gutes.
Tabelle 3 Die Opportunitätskosten von Fleisch und Kartoffeln
•Opportunitätskosten von Fleisch: Wie viel Einheiten Kartoffeln muss ein Produzent für eine Einheit Fleisch aufgeben?
•Opportunitätskosten von Kartoffeln: Wie viel Einheiten Fleisch muss ein Produzent für eine Einheit Kartoffeln aufgeben?
Opportunitätskosten für 1 Pfund
Fleisch
(in Pfund Kartoffeln)
Kartoffeln
(in Pfund Fleisch)
Ackerbauer 4 ¼
Viehzüchter 2 ½
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Handel und der komparative Vorteil
• Komparative Vorteile, also unterschiedliche Opportunitätskosten, sind die Grundlage von Spezialisierung und Handel.
• Wenn potentielle Handelspartner unterschiedliche Opportunitätskosten haben, können sie durch Handel Vorteile erzielen.
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Das Vermächtnis von Adam Smith und David Ricardo• Adam Smith
• Adam Smith legte in seinem 1776 geschriebenen Buch An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations eine ausführliche Analyse von Handel und ökonomischer Interdependenz vor, welche bis heute ihre Gültigkeit behalten hat.
• David Ricardo• David Ricardo entwickelte in seinem 1816
erschienenen Buch Principles of Political Economy and Taxation die Analyse des komparativen Vorteils, auf die sich die moderne Handelstheorie gründet.
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Anwendungen des komparativen Vorteils
• Sollte Tiger Woods seinen Rasen selber mähen?
?? ?
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Zusammenfassung
• Interdependenz und Handel erlauben es, dass alle Beteiligten ihren Lebensstandard erhöhen können.
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Zusammenfassung
Es gibt zwei Möglichkeiten, Produktionskosten zu messen:• Die Person, welche ein Gut mit weniger Inputs
produzieren kann, hat einen absoluten Vorteil. • Die Person mit geringeren Opportunitätskosten hat
einen komparativen Vorteil.
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Zusammenfassung
• Handelsvorteile beruhen auf dem komparativen und nicht dem absoluten Vorteil.
• Wohlfahrtsgewinne entstehen, wenn sich Personen und Länder auf diejenigen Tätigkeiten spezialisieren, für die sie einen komparativen Vorteil haben.
• Das Prinzip des komparativen Vorteils ist sowohl auf Einzelpersonen als auch auf Länder anwendbar.