Post on 12-Mar-2016
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Die Welt zu Gast in Annaberg-Buchholz
Nach erfolgreicher Teilnahme an einem Workcamp in Wales, welches
ich noch heute mit ausschließlich positiven Erinnerungen im
Gedächtnis habe, dachte ich mir: Warum nicht einmal selber ein
Camp in Deutschland leiten? Neue nette Menschen kennenlernen,
die Englischkenntnisse erweitern, organisatorische Fähigkeiten
verbessern, Spaß haben – was will man mehr?
Gesagt – getan, nach supertollem Campleitungsseminar mit IBG und
einer Menge an Vorbereitungen habe ich mich mit meiner Co-
Campleitung Kathrin zwei Tage vor Campbeginn in der Alten Brauerei
in Annaberg-Buchholz getroffen.
Die „Alte Brauerei“, bestehend aus zwei
Gebäuden und einem Hof, bietet massig
Freizeitaktivitäten für Jugendliche
(besonders im musikalischen Bereich).
Das dazugehörige Cafe wird abends von
vielen Einheimischen des Ortes zum
Biergenuss und Plaudern aufgesucht.
Alle Teilnehmer kamen am
geplanten Ankunftstag an
und die Gruppe verstand
sich zu Beginn blendend.
Die Jungs und Mädchen schliefen in getrennten Zimmern in sehr
bequemen Doppelstockbetten. Dass es nur eine Dusche für uns 12
Teilnehmer gab, weckte anfangs Bedenken in mir, reichte jedoch
erstaunlicherweise völlig aus, da nie alle zur gleichen Zeit das
Bedürfnis hatten, diese zu benutzen.
Die Arbeit erstreckte sich im
hinteren Bereich des alten
Friedhofes von Annaberg-
Buchholz um das Denkmal der
berühmten Barbara Uthmann
und der legendären
Widerauferstehungslinde.
Eingewiesen wurden wir von
einer humorvollen und mit dem Englisch kämpfenden (doch dies gut
meisternden) Landschaftsarchitektin. Wir entfernten alte Fußwege,
verteilten tonnenweise Erde,
gruben um, jäteten Unkraut
und pflanzten letztlich neue
Pflanzen. Die Arbeit war
besonders in der ersten
Woche anstrengend, lockerte
sich jedoch in der zweiten.
Die Feedbackbögen der
Teilnehmer am Ende zeigten,
dass sich viele physisch weniger anstrengende Aufgaben und mehr
ein gemeinsames Arbeiten anstelle verschiedener Stationen
gewünscht hätten. Die Feedbacks verrieten mir jedoch auch, dass die
Vorstellungen der Teilnehmer bezüglich der Arbeit im Vorfeld sehr
unterschiedlich waren.
Mit dem Geld unseres Campbudgets sind wir sehr gut ausgekommen,
wobei wir aus Unerfahrenheit anfangs nur die preiswertesten
Produkte kauften, um nicht das Budget zu sprengen. Jeden Tag
kochte und putze ein Team aus jeweils drei Personen. Nicht immer
lief alles reibungslos in der Küche, doch gemeinsam konnten wir es
schließlich meistern.
Außerdem finanzierte uns die Stadt
Annaberg-Buchholz
wunderbarerweise alle
Freizeitaktivitäten. Diese bestanden
aus Stadtbesichtigung mit Führung,
Besuch der Rocky-Horror-Show,
Klettern im Hochseilgarten, jede
Menge Sport, Besichtigung einer
alten Silbermine (hier hatte ich meine große Not, die vielen
Bergmannsbegriffe ins Englische zu übersetzen), eine Geocachingtour
und anderen Angeboten. Außerdem waren wir bei der sehr netten
Bürgermeisterin eingeladen. Somit wurde
den Teilnehmern nie langweilig.
Hier sei noch einmal ein herzliches
Dankeschön an Sven, den Leiter der Alten
Brauerei, gerichtet, der viele unserer
Ausflüge organisiert und begleitet hat.
Waren mal keine Aktivitäten geplant, verbrachten wir unsere Freizeit
im Cafe der Alten Brauerei bei gemütlichem Zusammensitzen mit den
Einheimischen oder duellierten uns bei einer Runde Fußballkicker
oder Tischtennis. Schwimmen gehen konnten wir leider aufgrund des
Wetters nicht, was alle sehr bedauerten.
Der seit Anfang an bestehende
sehr gute Kontakt zu den
Jugendlichen (und jung
gebliebenen Erwachsenen) aus
Annaberg-Buchholz wurde zum
Ende hin immer stärker. Demnach
fiel auch der Abschied am letzten
Abend schwer.
Trotz der vielen schönen Stunden, die wir zusammen erleben
konnten, möchte ich die Probleme, welche in unserem Camp
auftraten, nicht verheimlichen. Bereits am zweiten oder dritten Tag
löste sich eine kleine Gruppe von den übrigen Teilnehmern ab.
Während wir uns mit Sport und Spiel vergnügten oder in
Unterhaltungen vertieft waren, standen diese Drei für sich, tranken
Alkohol und rauchten Zigaretten. Unternahmen wir gemeinsame
Ausflüge, wollten sie sich nicht anschließen. Während der Arbeit
saßen sie zum Verdruss der anderen oft nur unterhaltend zusammen
oder verließen sogar ungemeldet das Camp und besuchten die Stadt
in Annaberg.
Die Kluft zwischen dieser kleinen Gruppe und allen anderen
Teilnehmern wuchs immer größer. Hinzu kam, dass wir Campleiter
uns in vielen Problemen uneinig waren und nicht alle Sorgen
gemeinsam besprachen. Dies führte zu häufigen und teilweise
gravierenden Missverständnissen. Eine klare Kommunikation von
Anfang an ist unumgänglich – das habe ich jetzt gelernt.
Ein langes Gespräch mit der
kleinen Gruppe sowie der
Besuch von Nanine aus dem
IBG-Büro und Telefonate
zwischen Agenturen und
Teilnehmern entschärften
schließlich unsere Probleme. Die
Mitarbeit, die Stimmung und das
Zusammenleben funktionierten
von nun an besser.
Wir erlebten einen wunderschönen Abschiedsabend mit vielen
eingeladenen Gästen und netten Gesprächen bei Köstlichkeiten vom
Grill. Manche Abreise der verbleibenden 11 Teilnehmer (einer war
völlig unerwartet am Morgen des vorletzten Tages aufgebrochen)
wurde sogar von Tränen begleitet.
Alles in allem war es eine sehr wertvolle Erfahrung für mich. Ich habe
Unmengen hinzugelernt und trotz problembeladener Tage
überwiegte die schöne Zeit.
Vielen Dank an IBG für diese Möglichkeit und allen Campleitungs-
Interessenten – nur Mut und viel Erfolg!
Christian