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www.books.ch
«Ich bin ganz und gar in diese
Figur hineingekrochen»
Interview mit Charles Lewinsky
Sagenhafte GeschichtenLiteratur aus Island
Das begehbare BuchEin Buchspektakel in der
Zürcher Villa Mainau – präsentiert von Orell Füssli
Für die Küche viel zu schade
Illustrierte Kochbücher
Mit Wettbewerb!
books – das Magazin der Orell Füssli Buchhandlungen – September 2011
Liebe Leserin, lieber Leser
Lieben Sie es auch, wenn Sie ein Buch derart in Bann schlägt, dass Sie sich durch die Geschichte bewegen – sie beinahe spüren, riechen und hören? Das ist Lesevergnügen pur. Und jetzt haben Sie das erste Mal die Gele-genheit, sich wirklich in Büchern zu bewegen: im «begehbaren Buch».
Dieses einmalige Projekt bieten wir Ihnen im September im Zürcher See-feld. Dort wartet die romantische Villa Mainau neben dem bekannten ehe-maligen Kino Razzia auf den Abriss. Doch vorher treibt die Villa eine letzte, spektakuläre Blüte: «Das begehbare Buch» präsentiert in 36 Zimmern viel-seitige Installationen zu Büchern von 17 Verlagen.
Spazieren Sie durch die Erlebniswelten für Belletristik, Thriller oder Kinder-bücher. Jedes Buch ist originell und dreidimensional in Szene gesetzt und wartet darauf, von Ihnen entdeckt zu werden. Abgerundet wird das Programm mit einem bunten Strauss hochkarätiger Abendveranstaltungen. Weitere Informationen dazu finden Sie in der Heftmitte.
Ich wünsche Ihnen anregende Streifzü-ge durch die Welt des Buchs – sei diese zwei- oder dreidimensional.
Ihr András NémethMitglied der Geschäftsleitung
Die nächste Ausgabe von books, dem Magazin der Orell-Füssli-Buchhandlungen, erscheint am 18. November 2011. Sie er-halten books kostenlos in jeder Filiale. Bestellungen nehmen wir gern entgegen über www.books.ch, orders@books.ch und Telefon 0848 849 848. Buchhandlungen von Orell Füssli fin-den Sie in Bern, Frauenfeld, Luzern, St.Gallen, Winterthur und Zürich sowie am Flughafen Zürich.
Streifzüge durchs Buch
Inhalt4 Notizen
10 «Ich bin ganz und gar in diese Figur hineingekrochen»: Interview mit Charles Lewinsky
15 Mein Buch
16 Saison: Literatur aus Island
20 Kaffeepause: Die Debatte
23 Special: Das begehbare Buch
32 Fantastisch! Fantasy-Neuerscheinungen
36 Kinderwelt: Zwei Jubiläen auf einen Streich
40 Kochbücher: Für die Küche viel zu schade
44 Kreuzworträtsel
48 Veranstaltungskalender
50 Kolumne: So schreibe ich
ImpreSSum
Herausgeber: Orell Füssli Buchhandlungs AG Dietzingerstrasse 3Postfach8036 Zürich Gesamtherstellung: Media Tune AG, Zürich Redaktion: Die Blattmacher GmbH, Zürich Gestaltung: Strichpunkt GmbH, Winterthur Coverfoto: Caro Bonink
101640
Alle so gekennzeichneten Bücher sind auf www.books.ch auch als eBook erhältlich.
Alle Preise ohne Gewähr. Preisänderungen bleiben vorbehalten.
SO BEREITET LESEN NOCH MEHR FREUDE
– Gültig in allen Orell Füssli Buchhandlungen,
bei Rösslitor Bücher und auf www.books.ch
– Jeder bezahlte Franken wird mit Punkten belohnt. Für 300
gesammelte Punkte erhalten Sie einen Gutschein von 10 Franken.
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Book POINTS Book POINTS
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Notizen
Notizen
DAS LEBEN IST EIN CHAOS …
KEIN & ABER
»Genialer Einfall eines ordentlichen Schweizers.« Die Welt
gebunden, 48 Seiten, ISBN 978-3-0369-5297-0
Der Basler Zoologe Jörg Hess hat während Jahrzehnten das Verhal-ten von Menschenaffen beobach-tet – im Zoo Basel, aber auch im Regenwald Ruandas. Da er auch als freiberuflicher Tierfotograf tä-tig ist, entstand in dieser Zeit eine riesige Sammlung beeindruckender Aufnahmen. Oder, wie es Jörg Hess
selber ausdrückt, ein «Berggorilla-Bilderberg». Jetzt hat Hess die schöns-ten Fotos der Öffentlichkeit in einem prunkvollen Bildband zugänglich gemacht: «Berggorillas – eine Hommage», erschienen bei Echtzeit. Der 256 Seiten dicke Band kommt fast ohne Text aus, doch in diesem Fall sprechen die Bilder wirklich für sich selbst: Sie erzählen von Freundschaft, von Elternliebe, von Lebensfreude und der ganzen Üppigkeit des Daseins.
Zwei grosse, sowohl beim Publikum wie bei der Kritik beliebte Deutsch-schweizer Autoren haben fast gleich-zeitig ein neues Buch vorgelegt: Bei Diogenes ist «Stille post» des 73-jährigen urs Widmer erschie-nen, bei Luchterhand «Der Stein» des 68-jährigen Franz Hohler. Die jüngsten Publikationen der vielfach ausgezeichneten Autoren sind mit jeweils weniger als 180 Seiten zwar schmal, aber gehaltvoll. «Stille Post» vereint kurze Geschich-ten, die von Widmers elegant-einfacher Spra-che und seiner unverkennbaren Ironie geprägt sind. «Der Stein» umfasst mehrere Erzählungen im typischen präzis-knappen Hohler-Ton: Sie handeln vom Kleinen im
Grossen und umge-kehrt – und sie lassen den zuweilen melan-cholischen Humor ihres Verfassers auf jeder Seite spüren.
Parallelen zwischen den beiden Neuerscheinungen gibt es also viele, und Vergleiche darf man durchaus anstellen. Aber wie sagte Urs Widmer eben erst in einer Rede, die er anlässlich der Verleihung des Ingeborg-Bachmann-Preises hielt? «Literatur funktioniert nicht nach dem K.o.-System, in dem am Schluss einer der Sieger ist. Die Frage ist nicht, ob Goethe oder Kleist oder Büchner, die Antwort auf diese Fra-ge ist: Goethe und Kleist und Büch-ner.» Und darum lautet die Wahl in diesem Spätsommer ganz klar: Wid-mer UND Hohler.
Haben Sie in den Sommerferien den Entschluss gefasst, nach Spanien auszuwandern? Dann lesen Sie doch einmal «Alles inklusive» des deutschen Multitalents Doris Dörrie. Danach werden Sie Ihren Entscheid entweder noch einmal überdenken – oder Sie werden wissen, dass Sie wirklich reif sind für die iberische Halbinsel. In ihrem neuen, bei Diogenes erschie-nenen Roman erzählt Doris Dörrie die Geschichte von Apple, die in ihrer Kindheit jeden Sommer mit ihrer chaotischen Hippie-Mutter Ingrid in Torremolinos verbringen musste – bis eine Liebesgeschichte mit tödlichen Folgen das Leben aller Beteiligten erschütterte. Seit-her sind 30 Jahre vergangen, und jetzt kommen die Protagonisten wieder in Torremolinos zusammen. Aus dem früher halbwegs malerischen Fischerdörfchen ist eine Betonhölle ge-worden, und verschwunden ist auch die sommerliche Unbeschwertheit von damals. «Alles inklusive» ist ein Buch übers Älterwerden, über Ferien, über die Einsamkeit unter Freunden, über die Liebe, über Haustiere, über die Familie und was von ihr übrig bleibt – und auch über Spanien. An Stimmungen löst das Buch die ganze Palette aus, von Trauer und Melancholie über (Schaden-)Freude bis zur hellen Aufregung. Sie sehen: Der Titel die-ses lesenswerten Buchs ist wahrlich keine Übertreibung.
Oft ist die letzte Seite eines Buchs jene, die man am wenigsten gern mag – weil man nicht möchte, dass das Lesevergnügen schon zu Ende ist. Glückli-cherweise können einem Fachleute in solchen Momenten weiterhelfen und Bücher mit vergleichbaren Qualitäten empfehlen. Heute macht das Marcel Rauber. Der 41-Jährige ist Abteilungsleiter Parterre bei Rösslitor Bücher in St.Gallen, der führenden Buchhandlung der Ostschweiz. Das Lesen entdeck-te Marcel Rauber während seiner Lehre zum Bäcker-Konditor. «Wegen der Arbeitszeiten lebte ich an den Menschen meines Bekanntenkreises vorbei – und so füllte ich mir die Zeit mit Lesen», erinnert er sich. Bücher begeisterten ihn damals derart, dass er sich auch noch zum Buchhändler ausbilden liess.
«‘Zwei an einem Tag’ von David Nicholls war äusserst beliebt, und ich werde immer wieder von Kundinnen und Kunden nach einem ähnlichen Buch gefragt. Jetzt kann ich ihnen eines empfehlen: ‘elf Leben’ von mark Watson. Das ist ebenfalls ein Buch, das einen hervorra-
gend unterhält und das man nicht mehr weglegen kann, wenn man darin zu lesen begonnen hat. Im Mittelpunkt steht ein 35-jähriger Mann, der aus unerklärlichen Gründen von Austra-lien nach London reist und dort eine neue Identität annimmt. Bald moderiert er eine erfolgrei-che Radio-Nachtsendung, bei der Menschen ihre Probleme erzählen. An einem Speed-Dating lernt der Mann schliesslich eine Putzfrau kennen. Er engagiert sie – und verliebt sich in sie, obwohl sie überhaupt nicht sein Typ ist. Sie entlockt ihm das Geheimnis seiner Flucht aus Australien ... Im Buch geht es um elf Menschen. Man lebt mit diesen Figuren mit, sie gehen einem mit der Zeit richtig nahe. Die Protagonisten von ‘Elf Leben’ erinnern stark an jene von ‘Zwei an einem Tag’ – sie stecken in ähnlichen Situationen, haben die gleichen Probleme, Sorgen und Ängste. Ausserdem spielen beide Bücher in London, und sie liegen atmosphärisch nah beieinander. Ja, ich bin sicher: Wer Nicholls mochte, wird auch Watson lieben!»
Leute, die das mögen, mögen auch ...
Siobhan Dowd zählte zu den vielversprechendsten Jugendbuchautorinnen. Ihr Debüt «Ein reiner Schrei» kam 2007 auf die Auswahlliste des Deutschen Jugendbuchpreises, ihr drittes Buch «Anfang und Ende allen Kummers ist dieser Ort» gewann 2009 die be-gehrte Carnegie Medal. Da war die irisch-britische Schriftstellerin aber bereits tot – sie starb mit nur 47 Jahren an Brustkrebs. Zu ihrer Hinterlassenschaft zählte unter anderem die Skizze zu einem Buch über ei-nen Jungen, dessen Mutter an Krebs sterben wird. Die unendlich traurige Geschichte handelt vom Lieben und Loslassen, von schweren Krisen und der Notwendigkeit, sich der Wahrheit zu stellen: Der 13-jährige Connor wird jede Nacht von einem Monster besucht, doch der Bub hat viel mehr Angst vor einem Albtraum, der ihn ebenfalls re-gelmässig heimsucht ...Dowds Vorlage überzeugte derart, dass der Verlag der Verstorbenen einen Autor such-te, der daraus einen eigenständigen Text macht. Mit patrick Ness fand er diesen Spe-zialisten. Der junge US-Amerikaner, selber ein bereits vielfach ausgezeichneter Autor, verarbeitete Siobhan Dowds Vorlage zum Buch «Sieben minuten nach mitternacht» – und landete damit im englischsprachigen Raum einen grandiosen Überraschungser-folg. Ende August erschien das Buch in 13 Sprachen, darunter auch auf Deutsch. «Ein so anrührendes, bewegendes, so poetisches, erschütterndes, kluges und wichtiges Buch habe ich seit vielen Jahren nicht mehr gelesen», meint Jürgen Weidenbach, Verleger bei cbj. Der renommierte Jugendbuchverlag ist nicht der einzige, der das Werk von Dowd und Ness auf Deutsch publiziert – gleichzeitig erscheint es auch bei Goldmann in einer Aufmachung für Erwachsene. Wie ein Selbstversuch in der Familie zeigt, ist «Sieben Minuten nach Mitternacht» mit den düsteren Zeichnungen von Jim Kay und seiner unprätentiösen Sprache tatsächlich ein überwältigendes Erlebnis für alle Generationen. «Es ist gut, wenn man dieses Buch daheim liest», schreibt ein weiblicher Fan auf einer Kritikerseite, «denn die Art des Weinens, die es auslöst, gehört ins Private.» Und ein anderer Fan meint: «Das ist schlicht und einfach eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe.»
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Gottfried Keller ist einer der wichtigsten Schriftsteller der Schweiz
– und «martin Salander» einer seiner interessantesten Romane.
Doch zu kaufen gab es das Alterswerk des Zürchers während lan-
ger Zeit nicht mehr, frühere Ausgaben waren allesamt vergriffen.
Diese Lücke gab den Anstoss zur «Kollektion Nagel & Kimche»: 2003 legte der Zürcher Verlag «Martin Salander» neu auf. Seither
publiziert er regelmässig Kostbarkeiten der Schweizer Literatur, die
nicht mehr oder in dieser Form noch nie erhältlich waren. Mittlerweile umfasst die Kollektion zehn
Bände; herausgegeben wird sie vom Schweizer «Literaturpapst» Peter von Matt, der auch meistens
das Nachwort zu den Büchern beisteuert. Zu den interessantesten Folgen der Serie zählen «Der ver-
hinderte Schauspieler» von Arnold Kübler, «Herr Tourel» von Otto F. Walter und «Die grosse Angst
in den Bergen» von Charles Ferdinand Ramuz. Der Star ist in diesem Fall aber das Ensemble: die
schön gemachte Gesamtkollektion, die eigentlich in das Regal aller Liebhaberinnen und Liebhaber von
Schweizer Literatur gehört.
Notizen Notizen
Was lesen Sie gerade ?Daniel Jositsch, Sp-Nationalrat, Winterthur
«Der erfolgreiche Anwalt Wörle sitzt in Untersuchungshaft, nachdem er einen Mann scheinbar ohne Grund umgebracht hat. Doch Wörle ist kein normaler Täter – er ist ein Spieler. Das ganze Leben besteht für ihn nur aus spielerischen Herausforderungen, die er begierig annimmt. Nachdem er alle Spiele, die das Leben ihm bieten konnte, gewonnen hat, muss er eine neue Herausforderung suchen. Deshalb hat er den ihm völlig unbekannten Mann getötet. Nun geht es für Wörle darum, seine Verteidigung vorzubereiten – auch sie ist für ihn nur ein Spiel. ‘Das Napoleon-Spiel’ von Christoph Hein ist als Schreiben Wörles an seinen Anwalt gestaltet. Der Täter erzählt dabei sein Leben, erklärt seine Denkweise und bereitet sein letztes Spiel vor, den Kampf um seine Freiheit. Der Roman von Hein überzeugt mich einerseits durch die analytische Darstellung einer Persönlichkeit, deren kühle und nihilistische Intelligenz einen frösteln lässt. Andererseits ist Heins grossartige und federleichte Sprache ein Genuss.» (Foto: admin.ch)
Notizen
... und ausserdem
Vielleicht erinnern Sie sich: Als Kind gab es kaum etwas Schöneres, als nach einem Schaumbad in ein warmes Tuch eingewickelt ein Bilderbuch erzählt zu bekommen. Damit dieser Moment wirklich perfekt ge-
lingt, braucht es natürlich auch das richtige Badeset. Das bekommt man jetzt – wie auch das passen-de Bilderbuch – in allen Filialen von Orell Füssli. Das Geschenkset «Bärenstark» bietet neben 200 ml Badeschaum mit Apfelaroma ei-nen lustigen Badeschwamm. Und die «Zaubermaus» bringt farbige Schaumwolken und Erdbeeraro-ma ins Bad. Beide Produkte kosten je CHF 19.90 und enthalten aus-schliesslich Inhaltsstoffe natürli-chen Ursprungs.
Aus dem Leben einer Buchhändlerin
Kundin: Wo haben Sie Bücher über Lo-gistik?Buchhändlerin 1: Ähm, über Logistik, Sie möchten ...? Kundin: Jaja, ich muss mein logistisches Denken trainieren!
(Dialoge in dieser Rubrik sind authentisch und wurden in einer Filiale von Orell Füssli geführt.)
Wettbewerbs-GewinnerIn der letzten Ausgabe von books verlosten wir Büchergutscheine. Gewonnen haben:
1. preis: elsbeth Aebischer, Zürich2. preis: Jacqueline Dossenbach-Schuler, Baar3. preis: Freddy Hummel, eglisau
Herzliche Gratulation! Die Gewinnerinnen und Gewinner der Preise 4 bis 10 werden schriftlich benachrichtigt.
Terry pratchett ist einer der erfolg-reichsten Autoren der Welt. Seine fast 40 Scheibenwelt-romane wurden in 37 Sprachen übersetzt und über 60 millio-nen mal verkauft. Besonderen respekt gebührt dem Briten aber aus einem an-deren Grund: 2007 gab er öffentlich be-kannt, dass er an Alzheimer leidet. Seit-her hat er über eine million pfund für die erforschung der tückischen Krankheit gespendet und sich stark in der Debatte über die Sterbehilfe engagiert. unter an-derem produzierte er einen auch bei uns stark beachteten BBC-Film über zwei engländer, die in die Schweiz reisen, um hier unter Aufsicht von Dignitas zu ster-ben. Trotz viel Düsterkeit in seinem Leben fin-det pratchett offenbar immer noch die musse, weiter an seinem literarischen universum zu basteln. eben ist der dicke neue Scheibenwelt-roman «Das mitter-nachtskleid» erschienen. er handelt von der Junghexe Tiffany Weh, die bereits in drei Büchern vorkam und sich hier einer ganz besonderen Herausforderung stel-len muss. Das neue Werk von pratchett ist homogener als frühere Scheibenwelt-romane, in denen geniale einfälle zu-weilen arg überdrehtem Slapstick ge-genüberstanden. es eignet sich daher besonders gut für Scheibenwelt-ein-steiger – zumal pratchett seinen unver-gleichlichen Humor trotz Krankheit nicht verloren zu haben scheint: Im neuen ro-man präsentiert er eine seiner schönsten Schöpfungen, das raufende, saufende und fluchende Volk der Wir-sind-die-Grössten. Diese Winzlinge sind eigent-lich Feen – aber das sollte man ihnen wirklich nur sa-gen, wenn man auf bösen Ärger aus ist.
rang Name Autor/Autorin erscheinungsjahr Verkaufte exemplare in
millionen
1. Eine Geschichte aus zwei Städten Charles Dickens 1859 200
2. The Lord of the Rings J.R.R. Tolkien 1954/55 150
3. Und dann gab’s keines mehr Agatha Christie 1939 100
Der kleine Hobbit J.R.R. Tolkien 1937 100
Der Traum der Roten Kammer Cao Xueqin 1759 100
6. Der König von Narnia C.S. Lewis 1950 85
7. Sie Henry Rider Haggard 1887 83
8. Der kleine Prinz Antoine de Saint-Exupéry 1943 80
Sakrileg Dan Brown 2003 80
10. Der Fänger im Roggen J.D. Salinger 1951 65
Der Alchimist Paulo Coelho 1988 65
11. Lolita Vladimir Nabokov 1955 50
Heidis Lehr- und Wanderjahre Johanna Spyri 1880 50
Anne auf Green Gables Lucy Maud Montgomery 1908 50
Black Beauty Anna Sewell 1877 50
Der Name der Rose Umberto Eco 1980 50
Die erfolgreichsten Bücher der Geschichte
Regelmässig erscheinen Listen der erfolgreichsten Filme – und die Berichte über die neu-esten Produktionen aus Hollywood und ihre Einspielergebnisse lesen sich zuweilen wie Wirtschaftsartikel. Da wollen wir Bücherfreunde natürlich nicht nachstehen und fragen uns: Welches sind denn die «Titanics» und «Avatars» unter den Büchern? Welcher Autor kann für sich in Anspruch nehmen, das meistverkaufte Werk der Literaturgeschichte verfasst zu haben?Die folgende Liste, die im Internet kursiert und auf unzähligen Daten beruht, erhebt nicht den Anspruch, vollständig zu sein – zu komplex ist die Aufgabe, die Auflagen aller Übersetzungen und Editionen zu addieren. Religiöse Bücher wie der Koran oder die Bibel wurden weggelassen, weil sich da überhaupt keine Zahl mehr festlegen lässt. Ebenfalls nicht auf die Liste schafften es Bücher, die von obskuren Autoren wie Adolf Hitler und Mao verfasst und dann in grosser Zahl unters Volk gebracht wurden. Auch Ratgeber-Publikationen haben wir weggelassen, denn wir reden hier von Literatur.Die grösste Überraschung auf dieser Liste ist wohl der Spitzenrang – oder kennen Sie jemand, der kürzlich «Eine Geschichte aus zwei Städten» verschlang? Dass früher mehr gelesen wurde, ist offensichtlich: Die riesige Weltbevölkerung des 21. Jahrhunderts kaufte bislang erst ein Buch in die Top 15.
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Jahrestage spezial: 125 Jahre S. Fischer
Einer der wichtigsten Verlage für deutsche Literatur hat Geburtstag: Der S. Fischer Ver-lag ist 125 Jahre alt. Gegründet hat ihn 1886 der Buchhändler und -enthusiast Samuel Fischer in Berlin. Zu den ersten Publikationen gehören Kursbücher für die Eisenbahn, doch schon bald greift Fischer nach höheren Sternen: Er veröffentlicht ein Schauspiel von Henrik Ibsen. Das ist typisch für ihn, denn Fischer hat einen Hang zum Natura-lismus, zu skandinavischen Autoren und zum Theater. Bald wird er auch für deutsche Schriftsteller wichtig. Zum Beispiel für Thomas Mann, dessen Erstling vom jungen Ver-lag publiziert wird. Manns Roman «Buddenbrooks» wird später zum grössten Erfolg der Verlagsgeschichte. Zu den weiteren prägenden Autoren der ersten Jahrzehnte zählen Arthur Schnitzler, Hermann Hesse, Alfred Döblin und Gerhard Hauptmann.
Dann ergreifen die Nazis die Macht in Deutschland. Samuel Fischer nimmt die Bedrohung, die von der neuen Diktatur ausgeht, nicht besonders ernst – und er muss auch nur noch am Rand erleben, welche Auswirkungen der Naziterror auf seinen Verlag hat, denn er stirbt 1934. Weil viele Fischer-Au-toren verboten werden, einigt man sich in der Verlagsleitung auf eine Zweiteilung des Programms: Samuel Fischers Schwie-gersohn und Nachfolger Gottfried Bermann geht nach Wien, um von dort aus die Werke der jüdischen und unerwünschten Autoren zu publizieren, und Vorstandsmitglied Peter Suhrkamp betreut in Berlin die nicht verbotenen Autoren. Der Anschluss Ös-terreichs an Nazideutschland zwingt Gottfried Bermann erneut ins Exil; sein Verlag zieht mit ihm nach Schweden und schliesslich nach New York. In Berlin wird der Fischer-Verlag inzwischen in Suhrkamp-Verlag umbenannt, denn der jüdische Verlagsgründer darf nicht mehr erwähnt werden.
Nach dem Krieg dauert es mehrere Jahre, bis die zwei Verlage wieder in Frankfurt ver-eint werden. Peter Suhrkamp scheidet aus dem Unternehmen aus und gründet einen eigenen Verlag. Die meisten Autoren, darunter Bertolt Brecht und Hermann Hesse, folgen ihm, doch der Verlag S. Fischer geht nicht unter. Im Gegenteil: Mit der Ver-öffentlichung des Werks von Franz Kafka landet er einen Coup. Zu den Bestsellern des Hauses zählen in der Folge auch «Das Tagebuch der Anne Frank» oder «Doktor Shiwago». Einen besonderen Namen macht sich der Verlag zudem mit seiner literari-schen und historischen Aufarbeitung der Nazi-Zeit.
Seit 1962 gehört S. Fischer zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. Ihm unter-stehen heute auch die Verlage Fischer Taschenbuch, Krüger, Scherz, Fischer FJB und Schatzinsel. Die Traditionen, die Samuel Fischer begründete, haben Bestand: Der Ver-lag ist weiterhin bedeutend im Bereich der Modernen Klassiker und der deutschen Gegenwartsliteratur. Daneben publiziert er auch wichtige Werke der internationalen Gegenwartsliteratur und hochkarätige Sachbücher. Die Liste der Autorinnen und Au-toren umfasst Hunderte von bekannten Namen – darunter Herta Müller, Markus Werner, Elias Canetti, Alice Munro, Carlos Ruiz Zafón, Julia Franck, Judith Her-mann und Peter Stamm.
Die wichtigste literarische Auszeichnung im englischsprachi-gen Raum ist der Pulitzerpreis; für Schriftsteller hat er fast die gleiche Be-deutung wie der Os-car für Schauspieler. Gestiftet wurde er vom Journalisten Joseph pulitzer, der am 29. Oktober 1911 starb, also vor genau 100 Jahren. Zur Welt kam Pulitzer 1847 in Ungarn. Er wollte Söldner werden, wurde aber fast überall abgelehnt. Schliesslich erbarmten sich die New Yorker seiner und schickten ihn in den amerikanischen Bürgerkrieg. Nach dem Krieg blieb Pulitzer in den USA; er wurde Journalist bei einer deutschspra-chigen Zeitung und machte sich von die-sem Posten aus daran, den US-amerikani-schen Zeitungsmarkt zu erobern: Er kaufte serbelnde Blätter auf und führte sie auf die Erfolgsstrasse zurück. Erst setzte Pulitzer ganz auf den Sensationsjournalismus – der Begriff «Yellow Press» geht auf einen sei-ner Titel zurück –, dann wandte er sich der verantwortungsvollen Berichterstattung zu. In seinem Testament setzte Pulitzer ei-nen Teil seines grossen Vermögens für ei-nen Journalisten-Preis ein. Seit 1917 wird der Pulitzer-Preis vergeben, heute gibt es Ehrungen in 21 Kategorien. Auf der Liste der Preisträger finden sich fast alle Stars der englischen und amerikanischen Litera-tur – von Ernest Hemingway über Thorn-ton Wilder, Eugene O’Neill, Tennessee Williams, William Faulkner, Norman Mai-ler, John Updike, Neil Simon bis zu Philip Roth.
Am 5. Oktober wür-de Flann O’Brien 100 Jahre alt, wäre er nicht bereits 1966 gestorben. Berühmt wurde der Ire vor allem dank einer äusserst komischen Ko-lumne, die er ab 1940 26 Jahre lang täglich zur «Irish Times» bei-steuerte. Zu seinen wichtigsten Themen zählten neben der irischen Tagespolitik der Kultur- und Wissenschaftsbetrieb, die Trunksucht sowie das Velofahren. «Seine Humorskala reichte von aggressiv über
Normalerweise erinnern wir hier an Schriftstellerin-nen und Schriftsteller, doch für einmal sei eine Ausnah-me erlaubt: Vor 100 Jah-ren, am 1. August 1911, starb Konrad Duden, der die deutschsprachige Lite-
ratur so stark prägte wie mancher Autor. Zeitlebens beschäftigte sich der Direktor des Königlichen Gymnasiums in Hersfeld damit, die Orthographie der deutschen Sprache zu vereinheitlichen. Ehe er Regeln aufstellte, durfte man zwar nicht gerade schreiben, wie man wollte, es galten jedoch überall andere Grundsätze – praktisch je-der Verlag und jede Schule verteidigte eine andere Orthographie. 1880 veröffentlichte Duden sein Hauptwerk, das «Vollständi-ge orthographische Wörterbuch der deut-schen Sprache» mit 28’000 Stichwörtern. Zwei Jahrzehnte später wurde es von den deutschsprachigen Staaten als verbindlich für die Rechtschreibung erklärt. Auf der Website des Duden-Verlags wird der Na-mensgeber übrigens mit keinem Wort er-wähnt. Ver|gäng|lich|keit die.
Dieser Tage wäre der Pole Stanislaw Lem 90 Jahre alt geworden – er kam am 12. September 1921 zur Welt. Lem gilt als einer der wichtigsten Science-Fiction-Autoren überhaupt; seine Werke sind von einem einzigartigen Ideenreichtum sowie einem hohen philosophischen Gehalt ge-prägt und haben auf der ganzen Welt eine glühende Anhängerschaft gefunden. Man geht davon aus, dass Lem bis zu seinem Tod 2006 rund 45 Millionen Bücher ver-kaufte. Sein berühmtester Roman ist ver-mutlich «Solaris», der bis anhin dreimal verfilmt wurde – zuletzt mit George Clooney in der Rolle eines Psychi-aters, der auf einem bi-zarren Planeten landet. Das Werk von Stanis-law Lem erscheint bei Suhrkamp.
Jahrestage kryptisch bis irr», schrieb ein Kritiker – und meinte das durchaus wohlwollend. Dass der langjährige Ministerialbeamte auch ein grossartiger Romanautor war, blieb zeit seines Lebens mehr oder weni-ger unbeachtet; literarische Anerkennung erhielt O’Brien erst posthum. In unserem Sprachraum verdankt er seine Bekannt-heit vor allem dem begnadeten Übersetzer Harry Rowohlt, der sein Werk kongenial auf Deutsch interpretiert hat. Lesenswert ist zum Beispiel O’Briens Erstling «Auf Schwimmen-zwei-Vögel», der als einer der ersten Romane der Postmoderne gilt. Oder der eben bei Kein & Aber erschiene-ne Band «Trost und Rat», der einige der besten Kolumnen von O’Brien vereint.
50 Jahre ist es hier, seit «Breakfast at Tiffany’s» ins Kino kam. Einem gehobe-nen Magazin wie «books» verbietet sich eigentlich ein so abgedroschener Begriff wie Kultfilm, aber in diesem Fall lässt er sich wirklich kaum vermeiden: Blake Ed-wards bittersüsse Komödie IST ein Kult-film. Diesen Status verdankt er vor allem seiner mehr als bezaubernden Hauptdar-stellerin Audrey Hepburn, die als It-Girl Holly Golightly das kleine Schwarze zur Standardausstattung jeder jungen Dame machte, sowie dem Soundtrack von Hen-ry Mancini mit dem wunderschönen Lied «Moon River». Anlässlich des Premieren-Jubiläums hat Knesebeck jetzt einen um-fassenden Bildband veröffentlicht, der je-den denkbaren Aspekt des Films beleuchtet und der in die Sammlung jedes Cineasten gehört: «Frühstück bei Tiffany – das gros-se Buch zum Film».
Der Gründer: Samuel Fischer (1859 bis 1934)
Der Star: Thomas mann (1875 bis 1955) veröffentlichte seine Bücher bei S. Fischer.
Das Logo des Verlags wurde bereits 1895 erstmals verwendet: es symbolisierte Fischers Bestreben, gute Literatur aller Länder «einzuholen».
Alle Notizen von marius Leutenegger
10 – www.books.ch – September 2011 www.books.ch – September 2011 – 11
jederzeit den Eindruck, Sie könnten aus dem Vollen schöpfen, so viele Details und Anekdoten reihen Sie aneinander. Der Rechercheaufwand war ja auch sehr gross. Um wirklich jede erhältliche Infor-mation über Gerron zusammenzutragen, habe ich Leute beauftragt, für mich in Holland oder in Deutschland ins Archiv zu gehen. Ich selber habe neben den gezielten Recherchen vor allem das betrieben, was ich als «unscharfes Recherchieren» be-zeichne und auch viel interessanter finde:
10 – www.books.ch – September 2011
ReportageInterview: Marius Leutenegger – Fotos: Erik Brühlmann
Reportage
«Ich bin ganz und gar in diese
Figur hineingekrochen»
Nach dem Grosserfolg «Melnitz» legt Charles Lewinsky wieder einen gewaltigen Roman vor: «Gerron». Im grossen books-Interview erzählt der Zürcher Autor, wie er zu sei-nem aufwühlenden Stoff kam, was ihn an seiner Hauptfigur interes-sierte und wie er für das Buch die passende Form fand.
books: «Gerron» erzählt die wahre Ge-schichte des Juden Kurt Gerron, der nach dem Ersten Weltkrieg Kabarettist und Schauspieler wird. Berühmt macht ihn seine Mitwirkung bei der legendären Erstauffüh-rung von «Die Dreigroschenoper»; als Film-star ist er in «Der blaue Engel» zu sehen, als Regisseur arbeitet er mit Heinz Rühmann und Hans Albers zusammen. Später landet er im KZ von Theresienstadt, wo der Lager-kommandant von ihm verlangt, einen be-schönigenden Film über das Lagerleben zu drehen ... Wie sind Sie auf Kurt Gerron und seine Geschichte gestossen?Charles Lewinsky: Sehr naheliegend war das tatsächlich nicht. In den frühen 1930er-Jahren war Kurt Gerron zwar rich-tig berühmt, aber als ich während meinen Recherchen zu diesem Buch Kollegen nach ihm befragte, kannte ihn nur ein einziger. Viele erinnern sich an die Figur, die Gerron in «Der blaue Engel» spielte, aber sie ver-binden diese nicht mit seinem Namen. Ich selber hörte einmal vor vielen Jahren eine Radiosendung über Künstler, die im Holo-caust ermordet wurden, und dort kam Kurt Gerron vor. Seither brachte ich seine Ge-schichte nicht mehr aus dem Kopf.
Was hat Sie denn daran interessiert?Schwer zu sagen. Vielleicht kennen Sie das Gefühl, dass Ihnen eine Melodie im Ohr hängt. Bei mir ist es manchmal ein Gedan-ke, den ich nicht loswerde – dann muss ich ihn irgendwann verarbeiten, um ihn ab-haken zu können. An Gerrons Geschichte hat mich zum Beispiel die Frage bewegt, warum er nicht rechtzeitig in die USA ging wie seine Kollegen Peter Lorre und Marle-ne Dietrich. Und noch mehr hat mich wohl der Auftrag beschäftigt, den er vom Lager-kommandanten erhielt. Gerron stand vor einer Entscheidung über Leben und Tod: Soll er diesen Propagandafilm drehen und
alles verhöhnen, was er selber erlebt? Oder soll er ablehnen – und in Kauf nehmen, dass er und seine Frau sofort nach Ausch-witz kommen?
Man kann sich kaum vorstellen, dass je-mand in Gerrons Situation einen solchen Auftrag ablehnen würde. Gab es für ihn tatsächlich einen inneren Konflikt? Das kann man nicht beantworten. Das Filmdrehbuch ist zwar überliefert, ebenso ein Stapel Notizen von Gerron – doch über seine innere Verfassung in Theresienstadt wissen wir nichts. Ich habe die wenigen be-kannten Fakten als Leinwand genommen, um darauf mein Porträt von Kurt Gerron zu zeichnen. Das Buch ist keine Biographie, sondern gibt wieder, wie ich mir Gerron vorstelle. Und ich kann mir schon vorstel-len, dass er einen inneren Konflikt austrug.
Dass über Gerrons Leben in Theresien-stadt wenig bekannt ist, erstaunt nicht. In Ihrem Buch lassen Sie Kurt Gerron als Ich-Erzähler aber sein ganzes Leben passieren. Wie viel weiss man denn über den Kurt Gerron vor Theresienstadt?Es gibt Unmengen Material, Fotos und Interviews aus der Zeit, in der er berühmt war. Doch das alles betrifft nur das Äus-sere. Über den inneren Gerron weiss man praktisch nichts. Ich musste aus sehr we-nigen Informationen ein Gesamtbild her-stellen. Ein Beispiel: Gerron war offenbar ein grosser Kinderfreund, hatte selber aber keine Kinder. Im Ersten Weltkrieg war er verwundet worden – wie, wann und wo, ist aber unbekannt. Man weiss zudem, dass er gelegentlich Machosprüche machte, und auf Fotos sieht man, dass er sehr dick war und einen so genannten «eunuchoiden Ha-bitus» hatte. Ich habe dann versucht, das alles zusammenzubringen, unterhielt mich mit Fachleuten für Medizin – und so kam ich auf die Idee, er sei im Ersten Weltkrieg durch einen Granatsplitter an den Hoden verletzt worden. Plötzlich ging alles auf! Ich musste grosse Teile des Lebens von Gerron auf diese Weise konstruieren. Doch deswegen ist der Roman nicht einfach Fik-tion: Alles, was bekannt ist, blieb unverän-dert, das Gerüst der Handlung entspricht den Tatsachen. Doch alles, was privat war, ist unbekannt.
Dass Sie so viel konstruieren mussten, er-staunt mich – denn ich hatte beim Lesen
Charles Lewinsky: ein Tausendsassa
ml. Gibt es etwas, das Charles Lewinsky als
Autor nicht kann? Bis jetzt scheint der Zür-
cher mit Jahrgang 1946 jedenfalls nirgendwo
an Grenzen zu stossen, im grossen Haus der
Literatur bewegt er sich mit imponierender
Sicherheit auf allen Parketten: Lewinsky hat
über 1000 TV-Shows verfasst, darunter die
erfolgreichste Sitcom des Schweizer Fern-
sehens, «Fascht e Familie»; seine Kolumnen
in der NZZ am Sonntag sind kleine Juwelen;
seine Drehbücher und Theaterstücke ent-
sprechen allen Regeln der Kunst. Und darü-
ber hinaus ist Lewinsky auch ein grosser Ro-
mancier: «Melnitz» verkaufte sich in Europa
bis jetzt rund 600’000 Mal und wurde 2006
in China als bester deutscher Roman sowie
2008 in Frankreich mit dem «Prix du meilleur
livre étranger» ausgezeichnet. Etwas weniger
bekannt ist, dass Lewinsky auch 700 Liedtex-
te verfasste, darunter «Das chunnt eus spa-
nisch vor», mit dem Maja Brunner einst den
Grand Prix der Volksmusik gewann.
Lewinsky studierte Germanistik und Thea-
terwissenschaft, schloss aber kein Studium
ab. An verschiedenen Bühnen arbeitete er als
Dramaturg und Regisseur, später wurde er
Redakteur und Ressortleiter beim Schweizer
Fernsehen.
12 – www.books.ch – September 2011 www.books.ch – September 2011 – 13
Zwischendurch musste ich das Buch weg-legen, weil mich derart anwiderte, was Gerron widerfährt. Wie erging es Ihnen diesbezüglich beim Schreiben? Wollten Sie manchmal nicht einfach nichts mehr mit diesem Grauen zu tun haben?Das hat mich meine Frau auch gefragt. Schrei- ben gibt mir aber eine gewisse Distanz. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass mich Geschichten mehr treffen, wenn ich ihren Ausgang nicht kenne, als wenn ich weiss, wo sie hinführen. Bei «Gerron» war mir das Ende von Anfang an bekannt, und damit kann ich besser umgehen – warum das so ist, kann ich auch nicht erklären. Aber natürlich gab es Dinge ... nun, es war nicht so, dass ich in der Nacht nicht schlafen konnte, aber etwas zu beschreiben heisst ja zunächst, sich etwas exakt vorzu-stellen. Und manche Dinge hätte ich mir lieber nicht vorgestellt.
Worin lag denn Ihr ganz persönlicher Lustgewinn beim Schreiben dieses Buchs? Vielleicht darin, ein handwerkliches Prob-lem zu lösen. Normalerweise erzählt man eine Geschichte chronologisch. Wenn ich in «Melnitz» Ereignisse von 1871 beschreibe, muss ich nicht wissen, was 1938 passiert. Bei «Gerron» ist der Blick aber rückwärts gerichtet. Weil Gerron sich an sein Leben erinnert, musste ich jederzeit sein ganzes Leben kennen – denn man erinnert sich ja nicht einfach schön der Reihe nach, son-dern springt in den Zeiten herum.
Wie Sie diese Herausforderung bewälti-gen, ist faszinierend: Sie spulen vor und zurück, trotzdem kann man der Geschich-te jederzeit problemlos folgen. Das Buch wirkt raffiniert konstruiert. Haben Sie es auf einer Flipchart entworfen?
Rotpunktverlag. www.rotpunktverlag.ch
Der letzte Coup35 Jahre nach Pinochets Putsch treffen sich die Exilanten Cacho, Lolo und Lucho in ihrer Heimat Chile wieder. Sie sind der verschollenen Beute eines legen dären Bank-überfalls auf der Spur…
Humor und WehmutDer Priester, Landwirtschafts experte, Journalist und Weltreisende beschreibt in seinen Kindheitserinnerungen, wie die Käserei vor Ort einging, die histo rischen Wirtshäuser der Roten und der Schwarzen verschwanden und aus seinem Dorf eine bloße Ortschaft wurde.
Zwischen Berg und MeerEine Familiensaga, episch, schmerzlich, leidenschaftlich und komisch: Rocco und Marittimo kommen 1965 im fahrenden »Zug der Hoffnung« zur Welt, der die Emigranten aus Süditalien in die Schweiz bringt. Fatalerweise werden die Neu-geborenen miteinander vertauscht. Es ist der Anfang einer aufregenden Geschichte.
Luis Sepúlveda
Der Schatten dessen, was wir warenRoman
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160 Seiten, gebunden, 2011isbn 978-3-85869-455-3Fr. 24.90
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Wie die Arche Noah auf den Napf kamKindheitsgeschichten aus dem Luzerner Hinterland
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280 Seiten, gebunden, 2011ISBN 978-3-85869-456-0, Fr. 29.90
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Reportage
Weitere Bücher von Charles Lewinsky
melnitz (2006)772 SeitenCHF 19.90dtv
«Melnitz» brachte Charles Lewinsky den Durchbruch als Romancier. Das auf jeder Seite fesselnde Buch erzählt die Geschichte einer weit verzweigten jüdischen Familie in der Schweiz von 1871 bis 1930 – ein Meisterwerk.
Johannistag (2009)315 SeitenCHF 15.90dtv
Ein Fremder kommt in ein verschlafenes Dorf in der französischen Provinz und wird bald Teil undurchsichtiger Intrigen. Der Roman er-schien erstmals 2000 und wurde nach dem Grosserfolg von «Melnitz» neu aufgelegt.
Zehnundeinenacht (2008)189 SeitenCHF 29.90Nagel & Kimche
Eine alternde Prostituierte als Scheherazade, die einem Ganoven jede Nacht eine Ge-schichte erzählt. Die raffinierten Erzählungen mit ihren oft überraschenden Wendungen kreisen alle um die Frage der Identität: Was macht ein Menschenleben aus?
Doppelpass (2009)319 SeitenCHF 29.90Nagel & Kimche
Dieser Roman entstand als Fortsetzungsge-schichte für die «Weltwoche»: In 50 Folgen erzählt Lewinsky von zwei Männern aus dem Ausland, die in der Schweiz Fuss fassen wol-len. Der eine ist ein Fussballstar, der andere ein illegaler Immigrant. Scharfsinnig und satirisch nimmt Lewinsky Vorurteile und das Schweizer Asylwesen ins Visier.
Ich habe eine Unmenge Bücher aus der Zeit gelesen. Nicht gezielt, aber sehr bewusst – die Autobiografie von Max Schmeling zum Beispiel oder Bücher über die Kultur der 1920er-Jahre. Dort fand ich viele Details, die ich brauchen konnte.
Wie lange haben Sie am Buch gearbeitet?Drei Jahre lang. Ich recherchiere und schreibe parallel. Beim Schreiben merke ich erst, welche Informationen mir noch feh-len.
Gibt es nach der langen Beschäftigung mit Kurt Gerron noch Lücken in Ihren Recher-chen, die Sie gern füllen würden?Ja, ich würde zum Beispiel wahnsinnig gern wissen, wie Gerron seine Frau Olga wirk-lich kennenlernte. Wie kommt ein Schau-spieler aus Berlin zu einer Röntgenassisten-tin aus Hamburg?
In einem Interview mit der SonntagsZei-tung antworteten Sie 2006 auf die Frage, warum Ihr Roman «Melnitz» mit dem Zweiten Weltkrieg ende: «Weil der Holo-caust eine absolute Zäsur war. Einerseits ist diese Geschichte oft erzählt worden, andererseits ist sie so gewaltig gross, dass sie auch vorhanden ist, wenn man sie nicht beschreibt.» Jetzt haben Sie sie doch beschrieben. Warum dieser Sinneswandel?Ich habe den Holocaust nicht beschrieben! «Gerron» endet im Zug nach Auschwitz. Ich könnte Auschwitz nicht beschreiben. Kurt und Olga Gerron waren in zwei La-gern interniert, in denen man in Privat-kleidern herumlief. Das war schon etwas anderes.
Trotzdem ist mir beim Lesen die Ungeheu-erlichkeit des Holocaust nach Jahren wie-der einmal richtig bewusst worden ...Die Geschichte von Kurt Gerron im Alltag des Grauens eignet sich gut, um den Wahn-sinn des Holocaust zu transportieren. Sieht man eines dieser Bilder von Leichenhaufen in einem Ermordungslager, kann man das nicht mehr verarbeiten, weil es so unsagbar grauenhaft ist. Ich könnte das als Schrift-steller jedenfalls nicht adäquat behandeln. Doch die Schrecklichkeit lässt sich oft an Details oder an alltäglichen Dingen zeigen. Es gibt doch dieses Bild mit einem ganzen Berg von Brillen in einem Konzentrations-lager – in gewisser Hinsicht ist es fast gräss-licher als ein Berg von Toten.
Gerron 544 SeitenCHF 39.90Nagel & Kimche
Das kann ich nicht! Ich muss das ganze Material verinnerlichen, dann beginne ich einfach einmal zu schreiben, um den rich-tigen Ton zu finden. Sehen Sie, es gibt zwei Sorten von Autoren. Legt Ihnen jemand fünf Zeilen von Thomas Mann vor, wis-sen Sie sofort: Das ist Thomas Mann. Sie erkennen seine persönliche Sprache und Erzählweise. Ich gehöre zur anderen Sor-te: Ich erfinde bei jedem Buch die Form und Sprache anhand der Geschichte neu. Ich muss herausfinden, welchen Satzbau eine Geschichte hat, wie sie klingen soll. Bei «Melnitz» ist der Satzbau durchkons-truiert, denn dort spricht ein allwissender Erzähler. «Gerron» ist aber ein innerer Mo-nolog, da löst ein Gedanke den nächsten aus – und das gibt dann ganz andere Sätze. Es dauert manchmal Jahre, bis ich die rich-tige Form gefunden habe. Bei «Gerron» verfasste ich zuerst einmal 150 Seiten. Ich zeigte sie dann der besten Lektorin Westeu-ropas, meiner Tochter. Sie sagte: «Wenn du dieses Buch so schreibst, läufst du an die Wand. Diesen Ton hältst du nicht durch.» Ich sah, dass sie Recht hatte, und schrieb eine neue Version. Sie sagte: «Schon bes-ser, aber das ist es immer noch nicht ganz.» Also begann ich noch einmal. Entscheidend war, von welcher Perspektive aus Kurt Ger-ron seine Geschichte erzählt. Was weiss er schon? Welche Gedanken hat er sich schon gemacht?
«Melnitz» erzählt die Geschichte von Schweizer Juden, «Gerron» jene eines jü-dischen Filmstars. Fürchten Sie nicht, dass Sie in eine Schublade gesteckt werden – und fortan als Schriftsteller gelten, der jü-dische Schicksale beschreibt?Grundsätzlich glaube ich, dass ich schwie-rig in eine Ecke zu stellen bin – und ich will auch nicht in eine Ecke gestellt werden. Ich mache zu viele verschiedene Sachen zu gern. Gerade erst lief in Thun das Musical «Gotthelf», dessen Text ich schrieb, und das ist etwas völlig anderes als «Gerron». Das finde ich ja auch so traumhaft schön am Schriftsteller-Beruf: Man kann den Be-ruf wechseln und trotzdem im gleichen Be-ruf tätig sein. Ich will auch nicht zweimal das gleiche Buch schreiben. Die Vorstel-lung, den siebten Roman über Kommissar XY zu verfassen, finde ich grauenhaft.
«Melnitz» war ein riesiger Publikumser-folg. «Gerron» ist viel härtere Kost – fürch-
ten Sie nicht, dass Sie damit weniger gut ankommen?Ich schreibe nicht, um möglichst hohe Umsatzzahlen zu bolzen! Ich schreibe ein Buch, weil ich eine bestimmte Geschichte interessant genug finde, um mich mehrere Jahre lang damit zu beschäftigen. Nach «Melnitz» schrieb ich zum Beispiel erst einmal ein Buch zum Privatvergnügen. Ich wusste, «Zehnundeinenacht» kann kein Erfolg werden, aber ich hatte einfach Lust, dieses Buch zu schreiben. Ich habe mir ei-nen wahnsinnigen Luxus erarbeitet: Ich kann heute jene Sachen schreiben, die ich gern schreibe.
Und welches ist das nächste Buch, das Sie gern schreiben werden?Jetzt sind die Batterien total leer. Wenn ich an einem Buch arbeite, tue ich das wäh-rend sieben Tagen in der Woche von früh bis spät. Ich kann mir momentan nicht vor-stellen, je wieder ein Buch zu schreiben. Ich weiss aber, dass noch immer wieder etwas Neues kam.
Liest man «Gerron», hat man stets das Ge-fühl, dem Schauspieler persönlich zuzuhö-ren. Wie viel Gerron steckt in Ihnen?Diese Frage wird mir immer gestellt! Man steckt wohl in jedes Buch mehr Persönli-ches hinein, als einem bewusst ist. Ich hätte sicher nicht die Geschichte eines Theater-manns beschrieben, wenn ich nicht selber Theatermann wäre – denn ich weiss, wie Theaterleute denken. Ich bin ganz und gar in diese Figur hineingekrochen, am Schluss habe ich so gedacht, wie die Figur denkt. Aber mein Gerron bleibt immer eine Figur, die ich mir ausgedacht habe.
«Sieht man eines dieser Bilder von Lei-chenhaufen in einem Ermordungslager, kann man das nicht mehr verarbeiten, weil es so unsagbar grauenhaft ist.»
www.books.ch – September 2011 – 1514 – www.books.ch – September 2011
Buchtipps
1916 in der Todeszelle des Pentonville Prison in London: Roger Case-
ment denkt zurück an seine Kindheit in Ulster, an die Zerrissenheit seiner
Herkunft mit einem streng protestantischen Vater und einer tiefgläubi-
gen katholischen Mutter. Er erinnert sich an die Jahre in Afrika, als er im
Auftrag der britischen Regierung einen
Bericht über die Menschenrechtsverlet-
zungen im damaligen belgischen Kon-
go verfassen musste. Mit Ausbruch des
Ersten Weltkriegs hat der ehemalige
Diplomat die Unterstützung der deut-
schen Regierung für die irische Unab-
hängigkeitsbewegung gesucht. Er ist
mitten im Krieg heimlich nach Berlin ge-
reist; doch sein Begleiter und Geliebter
Eivind Adler Christensen hat ihn an den
britischen Geheimdienst verraten ...
447 Seiten
CHF 39.90
Suhrkamp
ISBN 978-3-518-42270-0
Der Traum des Kelten Mario Vargas Llosa
Mein Buch
mein Name sei GantenbeinMax Frisch287 SeitenCHF 14.90Suhrkamp
Wir möchten von Orell-Füssli-Kundin-nen und -Kunden wissen: Welches ist Ihr liebstes Buch? Heute antwortet Thomas Hügi aus Kilchberg.
Aufzeichnung: Erik Brühlmann
Thomas Hügi ist ein Nacht- und Ferien-leser. Er würde zwar schon gern häufiger lesen – doch durch seinen Beruf als Anwalt und durch seine vier Kinder ver-lagert sich das Lesen fast au-tomatisch an die Randzei-ten. «Dafür liegen immer zwei, drei Bücher auf meinem Nachttisch», verrät der 45-Jähri-ge, der meist mehrere Bücher parallel liest. Manchmal bleibe ein Buch auch länger liegen. «’Der Zauberberg’ von Tho-mas Mann ist ein Beispiel dafür. Einen solchen Roman kann man nicht ein-fach im Vorbeigehen lesen, dafür muss man Zeit und Musse haben.» Die ausgelesenen Bücher kommen in ein eigenes Zimmer − «die Bibliothek sozusagen. Ich gebe meine Bücher nach dem Lesen nicht weiter. Re-gale voller Literatur sind etwas Schönes!»
Literatur ist für Thomas Hügi ein viel-schichtiger Begriff. Neben Fachbüchern und verständlich geschriebenen philosophi-schen Abhandlungen stehen Romane auf seinem Lesemenü. «Ein eigentliches Lieb-lingsgenre habe ich nicht», sagt der gebür-tige Basler. Nur Theaterstücke seien nicht seine Lesewelt. Zu seinen Lieblingsbüchern zählt unter anderem «Der Fechtmeister» von Arturo Pérez-Reverte. «Ich habe frü-
her selbst gefochten und konnte die Faszination der Fechtszenen gut
nachvollziehen», sagt er.
Auch Schweizer Autoren haben es Thomas Hügi angetan. «Durch den Schweiz-Bezug fühlt man sich als Leser in einer Ge-
schichte sofort heimisch», findet er. Generell faszinieren
den Anwalt Geschichten, in de-nen sich die Protagonisten verwan-
deln. «Ich mag das Spiel mit verschiedenen Identitäten», sagt er, «und auch Geschich-ten, welche die Suche nach ungelebten Träumen beschreiben.»
Genau diese Vorlieben sind es, die Max Frischs «Mein Name sei Gantenbein»
zu einem besonderen Buch für Thomas Hügi machen. Im brillanten Verwirr- und Maskenspiel hinterfragt Max Frisch scho-nungslos das Wesen des Menschen und seine Rolle in der Gesellschaft, indem er seinen Erzähler verschiedene Charaktere wie Kleidungsstücke an- und ausprobieren lässt. «Einerseits ist es eben dieses Spiel mit den Identitäten, das mich fasziniert», sagt Thomas Hügi. «Andererseits ist es aber auch höchst spannend zu verfolgen, wie die Menschen dem Erzähler die verschiedenen Rollen abkaufen.» Es sei irgendwie wie im richtigen Leben: Werde eine Rolle überzeu-gend genug gespielt, hinterfrage sie kaum jemand. «Und mir gefällt auch Max Frischs ganz eigene, sehr direkt wirkende Spra-che», ergänzt Thomas Hügi. Man merke beim Lesen auch, wie sehr sich die Welt in den wenigen Jahrzehnten seit dem Erschei-nen des Romans 1964 verändert habe. «Da gibt es Szenen, die einen glauben lassen, man sei in einer völlig anderen Welt.»
«Ich mag das Spiel mit Identitäten»
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Allan Karlsson hat Geburtstag. Er wird 100 Jahre alt − eigentlich ein
Grund zu feiern. Doch während sich der Bürgermeister und die lokale
Presse auf das grosse Spektakel vorbereiten, hat der Hundertjährige
ganz andere Pläne: Er verschwindet ein-
fach. Bald steht ganz Schweden Kopf
wegen seiner Flucht. Doch so etwas ist
sich Allan gewöhnt, schliesslich hat er
schon in jungen Jahren die ganze Welt
durcheinandergebracht ...
Jonas Jonasson erzählt von einer ur-
komischen Flucht und zugleich von
der irrwitzigen Lebensgeschichte eines
Mannes, der sich zwar nicht für Politik
interessiert, aber trotzdem in die gros-
sen historischen Ereignisse des 20.
Jahrhunderts verwickelt war.
Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand Jonas Jonasson
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In der Nacht waren Einbrecher gekommen und hatten sie beraubt. Hat-
ten in ihren Sachen gewühlt, ihren Schmuck entwendet. Hatten sie wahr-
scheinlich im Schlaf beobachtet. Die Vorstellung, eine weitere Nacht in
diesem Haus zu verbringen, ist ihr unerträglich geworden. Deshalb hat
sie fort gewollt, in ihr Sommerhaus. Mit
der 14-jährigen Tochter einer Bekann-
ten fährt sie aufs Land. Doch wie ver-
bringen eine Frau in den Fünfzigern und
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drei Tage in völliger Abgeschiedenheit
miteinander?
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Im Süden Englands, in London, Paris und im zügellosen Schwabing su-
chen die Familien Wellwood, Fludd und Cairn am Ende des 19. Jahrhun-
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16 – www.books.ch – September 2011 www.books.ch – September 2011 – 17
Saison
schwierigen und konfliktreichen Leben der ersten Siedler vom 9. bis zum 11. Jahrhun-dert. Aber auch von ihren weiten Seefahr-ten, die viel zum rauen Ruf der Isländer beitrugen. Noch heute sind die isländische Identität und das literarische Schaffen eng mit diesen Sagas verknüpft.
Belehrungen des NobelpreisträgersDer 1902 geborene und 1998 verstorbene Halldór Laxness erneuerte die isländi-sche Erzähltradition und wurde zum ersten grossen Autor der modernen isländischen Literatur. 1955 erhielt er den Nobelpreis für Literatur – dies machte Island zum Staat mit der höchsten Nobelpreisdichte pro Einwohner. Erstmals liegt nun Laxness’ «Das Volksbuch. Über Island und Gott und die Welt» auf Deutsch vor. Mit die-sem 1929 erschienenen Essay versuchte der junge Schriftsteller, die Isländer zu beleh-ren. Er wollte seine damals noch stark vom Rest der Welt isolierten Landsleute teilha-ben lassen an seinen Erkenntnissen, die er im Ausland gewonnen hatte; diese betrafen die kleinen praktischen Dinge ebenso wie die grossen gesellschaftlichen Fragen, die noch heute von Bedeutung sind.
Abenteuer eines GelehrtenWie stark alte Geschichten und Mythen auch junge Schriftsteller von heute inspi-rieren können, zeigt besonders eindrück-lich das Beispiel von Sigurjón B. Sigurds-son alias Sjón. Der Autor, der auch Texte fürs Theater und die Popsängerin Björk schreibt, hat sich für sein neues Buch «Das Gleissen der Nacht» auf autobiografische Schriften von Jón Guðmundsson Lærði ge-stützt, eines von Paracelsus beeinflussten isländischen Forschers (1574 bis 1658). Er habe diese Texte mit «jener Verantwor-tungslosigkeit und Sorglosigkeit behandelt,
Wenn in den letzten Jahren von Island die Rede war, ging es meist um kollabierende Banken oder aschespeiende Vulkane, die den Flugverkehr lahmlegten. Doch die weit-ab im Nordatlantik liegende Insel verdient auch Beachtung wegen ihrer reichen und lebendigen literarischen Tradition. Obwohl das Land nur 320’000 Einwohner zählt, also weniger als die Stadt Zürich, hat der Isländische Schriftstellerverband 391 Mit-glieder. Rund 70 von ihnen können allein von ihrer schriftstellerischen Tätigkeit leben – in der Schweiz sind es nur knapp doppelt so viele. Rekordverdächtig ist auch, dass die Isländer durchschnittlich acht Bücher pro Jahr kaufen. Die herausragende Stellung der Literatur in Island erklärt man sich damit, dass der Inselstaat während Jahrhunderten zu den ärmsten Ländern Europas gehörte. Das kulturelle Angebot war auch wegen der abgelegenen Lage lange sehr beschränkt, so- dass fast nur das Lesen blieb.
Sagas des mittelaltersDer Ausgangspunkt der isländischen Lite-ratur liegt im 13. und 14. Jahrhundert, als die beiden von skandinavischen Göttern und Helden handelnden «Edda»-Werke sowie die Isländersagas niedergeschrie-ben wurden. Letztere gelten innerhalb der europäischen Literatur als einzigartig, weil sie von Autoren geprägt wurden und die Schilderungen wirklichkeitsnah sind. Schon Dashiell Hammett soll ihre Dialoge und Jorge Luis Borges ihren zynischen Re-alismus bewundert haben. Im Hinblick auf die Frankfurter Buchmesse wurden 64 Sa-gas neu auf Deutsch übersetzt, wobei es die erklärte Absicht war, den Lesern die Ge-schichten leichter verständlich zu machen und sie literarisch zu akzentuieren. Die Texte der fünfbändigen Sammlung «Islän-dersagas» berichten sehr anschaulich vom
die das Spiel des Dichters von der Arbeit des Wissenschafters unterscheiden». So ist ihm ein hinreissender Schelmenroman mit Hang zur Groteske geglückt, der manch-mal an «Der abenteuerliche Simplicissi-mus» erinnert und sich doch durch einen ganz eigenen Grundton auszeichnet. Sjón lässt die gewitzte Hauptfigur Jónas in quir-liger Sprache erzählen, wie er schon als Kind mit höchst unkonventionellen For-schungsmethoden nach Erklärungen für die kleinen und grossen Rätsel des Lebens sucht. Jónas wird zum Gelehrten, der mit seinem Eigensinn überall aneckt und in al-lerlei Abenteuer verwickelt wird – bis er im Bauch eines Wals seine Ruhe findet.
Wir werden IslandEin eigenwilliger Kerl ist auch die Hauptfi-gur in Huldar Breiðfjörðs Roman «Liebe Isländer». Der junge Mann, vermutlich der Autor selbst, hat das gemütliche Le-
Saison
Sagenhafte GeschichtenIsland ist ehrengast an der Frankfurter Buchmesse im Oktober. Nicht weniger als 180 Neuerscheinungen in deutscher Übersetzung unterstreichen, welch grosse Bedeutung die Literatur im kleinen Inselstaat hat. Ob mittelalterliche Sagas oder zeitgemässe romane: Im Zentrum stehen spannend erzählte Geschichten.
Text: Markus Ganz
Die landschaftlichen reize von Island sind berühmt. Weniger bekannt sein dürfte hingegen, dass der Inselstaat auch ein Bücherland ist: Jede einwohnerin, jeder einwohner kauft pro Jahr durchschnittlich acht Bücher.
ben in Reykjavík satt. Mitten im Winter beschliesst er, mit dem Auto Island zu um-runden, um seine Heimat, seine Landsleute und sich selbst kennenzulernen. Denn er will endlich ein richtiger Isländer werden, und das geht nur im Januar und Febru-ar: «Das sind eindeutig die isländischsten Monate. (...) Unsere Stimmung schwankt in dieser Zeit genauso wie die der Wet-tergötter. Wir werden Island.» Mit einem kapriziösen Jeep namens Lappi zieht er los und erlebt nicht nur mit diesem einige Abenteuer. Bald bereut er seinen Übermut und hinterfragt seine Mission: Sollte er etwa wie einst Halldór Laxness herumzie-hen und dann den Leuten in der Stadt ra-ten, die Zähne zu putzen? In Begegnungen mit allerlei merkwürdigen Menschen baut er bald seine Vorurteile gegenüber dem Le-ben in der Provinz ab. Und lernt dabei auch anspruchsvolle Tugenden der Isländer wie gemeinsames Schweigen. Mit «Liebe Islän-
der» hat Huldar Breiðfjörðs ein amüsantes literarisches Roadmovie geschrieben, das zugleich ein Buch der Selbstfindung wie auch ein anrührendes Porträt Islands und seiner Bewohner ist.
Wahn einer NationÜber ein Drittel der Isländer wohnt in Reykjavík. Und selbst viele Bewohner der geschäftigen Hauptstadt fühlen sich dort abgeschnitten vom Puls der weiten Welt. Kommissar Sigurður Óli, die Hauptfigur im Krimi «Abgründe» von Arnaldur In-driðason, fühlt sich eigentlich nur in sei-nen eigenen vier Wänden wohl. Reisen in Island sind ihm ein Gräuel – und Ferien im Ausland macht er nur, um an die Sonne zu kommen und nicht etwa der Sehenswürdig-keiten wegen. So schaut er sich zu Hause im Fernsehen nur Actionfilme aus Hollywood an und schaltet sofort aus, wenn nicht eng-lisch gesprochen wird; Isländisch findet er
infantil. Und so charakterisiert Sigurður Óli auch seine «Klienten». Er zeigt kein Verständnis für die Gründe, die sie auf Ab-wege geführt haben. Bis er merkt, dass hin-ter dem Tod einer sexuell freizügigen Frau mehr als ein plumper Erpressungsversuch mit Bildern steckt. Unversehens ergeben sich Verbindungen zum Tod eines Bankers. Und Sigurður Ólis Augenmerk wechselt von unbedarften Kleinganoven zu durch-triebenen Finanzspezialisten, welche die Isländer noch vor wenigen Jahren bewun-dernd «Expansionswikinger» nannten. Ar-naldur Indriðason thematisiert mit diesem Krimi nicht nur die «Abgründe» mancher Finanzgeschäfte, sondern auch den «absur-den Grössenwahn einer winzigen Nation», wie es einmal in diesem feinsinnigen Buch heisst. Kein Wunder, ist Arnaldur Indriða-son auch im deutschsprachigen Raum ein Bestsellerautor geworden.
Die Kälte der moderneAuch in «ein Herz so kalt» von Árni Thó-rarinsson ist von der «Magie moderner Finanzgeschäfte» die Rede. Aber diese steht als Metapher dafür, dass auch hin-ter scheinbar unerklärlichen Phänomenen oft nur profane menschliche Absichten stehen. In diesem unterhaltsam geschrie-benen Krimi geht es um einen einsamen Lokaljournalisten in einer Kleinstadt, der einer Spukgeschichte nachgeht, weil gerade Sauregurkenzeit ist. Als Einar zum zweiten Mal dem Telefonanruf eines weiblichen Mediums folgt, findet er in einem leerste-henden Haus zwar keinen Geist, aber die Leiche einer jungen Frau. Die sich aber nicht selbst umgebracht hat, wie die auf-geschnittenen Pulsadern andeuten sollen, sondern die erwürgt wurde – und dies be-stimmt nicht von einem Geist. Gleichzeitig findet ein Stadtfest statt, an dem die alko-holisierten Besucher und Einars minderjäh-rige Tochter zunehmend die Hemmungen verlieren. Und da taucht auch noch eine amerikanische Filmcrew mitsamt zweier Stars auf, die viele Dollars in die Kleinstadt pumpen wollen, um im besagten Haus ei-nen Erotikthriller drehen zu können. Kurz:
18 – www.books.ch – September 2011 www.books.ch – September 2011 – 19
Saison Saison
Literarische Meisterwerke der
Schweiz neu entdeckt
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Liebe IsländerHuldar Breiðfjörðs224 SeitenCHF 24.50Aufbau
Weitere lesenswerte isländische Bücher
eine Frau bei 1000°Hallgrímur Helgason530 SeitenCHF 29.90Tropen bei Klett-Cotta
Der isländische Kultautor erzählt mit isländi-scher Skurrilität von der 80-jährigen Herb-jörg, die mit einem Laptop und einer alten Handgranate in einer Garage lebt. Nun hat sie genug und möchte für sich einen Termin für die Einäscherung buchen. Was allerdings erst möglich ist, wenn die betroffene Person tot ist.
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Der Postbote Jens entrinnt knapp dem Tod: Festgefroren auf seinem Pferd, erreicht er mit letzter Kraft die Herberge, im Gepäck zwei Leichen und die Postkiste. Auf seine nächste Reise in die weiten Fjorde wird ihn ein Junge begleiten und mit ihm sein Leben für ein unge-wöhnliches Poststück aufs Spiel setzen.
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2008 erschüttert die Finanzkrise Island. Mar-kús verliert über Nacht seinen Job bei einer Bank und ist völlig perplex, dass der Verzehr von Foie gras Vergangenheit sein soll und er täglich 24 Stunden ohne Arbeit bewältigen muss. Auch seine Lebensgefährtin Harpa verliert ihre Stelle als Bankerin. Doch eines Tages zeigt sich, dass sie ein Geheimnis hat, das sein Leben erneut auf den Kopf stellt. Isländischer Literaturpreis 2009.
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Eine Saga aus dem mittelalterlichen Island. Die Eskimofrau Naaja wird verstossen, weil sie mit ihren Zauberkräften Unheil über ihr Dorf gebracht haben soll. Sie überlebt und findet einen neuen Mann, den isländischen Jäger Mikjáll, dem sie das Leben rettet. Aber die Isländer betrachten die Ungläubige mit Misstrauen.
Vorübergehend nicht erreichbarEinar Már Guðmundsson332 SeitenCHF 29.90Hanser
Es ist die Geschichte einer schwierigen Liebe, denn die beiden Hauptfiguren sind alkohol- und drogenabhängig – und der Mann sitzt in den Niederlanden im Gefängnis. So schreiben die Liebenden einander Briefe, in denen sie ihr Leben erzählen und dadurch letztlich von ihrer Sucht loskommen. Speziell an dieser Ge-schichte ist auch, dass der Autor sein eigenes Alkoholproblem in die Geschichte eingewoben hat.
Traumland - Was bleibt, wenn alles verkauft ist?Andri Snær Magnason285 SeitenCHF 35.90Orange press
In Island soll der grösste Staudamm Europas entstehen – und einem US-Konzern Strom zur Aluminiumherstellung liefern. Welchen Prozess hat die drastische Ressourcenausbeutung zur Folge? Der Autor liest am 29. November 2011 um 20.30 Uhr bei Orell Füssli am Bellevue.
Einar hat es nicht einfach, den Überblick zu behalten und den Fall zu lösen.
eine pastoralsonateWie der Protagonist in «Liebe Isländer» will auch jener in «Am Sandfluss» von Gyrðir elíasson zu sich und zum «wirk-lichen» Leben finden. In einem ruhig fliessenden Monolog erzählt ein geschie-dener Mann von seinem Leben auf einem Campingplatz in der isländischen Wildnis. Er versucht Bäume des in Island seltenen Waldes zu malen, ist mit den Ergebnissen aber nie zufrieden. Zwischendurch streift er durch die Gegend, beobachtet ab und zu Leute, sucht aber keinen Kontakt. Er fragt sich, ob er oder die anderen Bewohner des Campingplatzes von einem anderen Plane-ten stammen, doch die anderen verschwin-den im Herbst ohnehin zunehmend. Allein bleibt er schliesslich in der Kälte zurück. Das Buch bietet eine eindrücklich lyrische Beschreibung der Beziehung zwischen Mensch und Natur. Die Bedeutung der Kunst und der Endlichkeit schwingt stets mit – der Untertitel des Buchs, «Pastoralso-nate», passt daher gut.
AbgründeArnaldur Indriðason432 SeitenCHF 29.90Bastei Lübbe
ein Herz so kaltÁrni Thórarinsson416 SeitenCHF 33.90Droemer
Am SandflussGyrðir Elíasson124 SeitenCHF 26.90Walde+Graf
20 – www.books.ch – September 2011 www.books.ch – September 2011 – 21
wundert sich, dass ihr niemand auf die Schliche kommt, ist hin- und hergerissen von ihren Gefühlen – bis die Geschichte zu einem dramatischen Ende führt. Immanuel peter (Ip): Ich fand ziemlich heftig, worauf sich Maria da einlässt. pm: Maria entscheidet sich ja nicht be-wusst für die Liebesbeziehung mit Henner, sondern wird von ihren Gefühlen fortge-rissen. Ich finde nachvollziehbar, wie sie in diese Geschichte hineinrutscht, und ich konnte mir genau vorstellen, wie sich das Leben an der Schwelle zum Erwachsen-werden für sie anfühlt. Jetzt bin ich aber gespannt, wie dieses Buch bei dir angekom-men ist – du stehst Maria altersmässig ja viel näher.Ip: Ich las das Buch gern, fand es spannend und hatte keinen einzigen Durchhänger. Mich interessierte auch die Zeit, in der es spielt. Insgesamt ging mir der Text aber nicht so nahe wie dir; mich berührte zum Beispiel auch das dramatische Ende nicht so sehr. Das hat vermutlich damit zu tun, dass ich das Verhalten von Maria weniger gut nachvollziehen konnte. pm: Sie wird doch einfach von ihrer Lei-denschaft fortgetragen!Ip: Diese Leidenschaft hat aber auch eine destruktive Komponente. Maria lebt mit Henner zum Beispiel eine gefährliche Art
Kaffeepause
Was machen eine Buchhändlerin und ein Buchhändler in der Kaffeepause? Sie plaudern über Bücher. books hat sich im «Starbucks» der Filiale Kram-hof zu den Orell-Füssli-mitarbeitenden patrizia melaugh und Immanuel peter gesetzt.
Aufzeichnung: Marius Leutenegger
books: Beginnen wir mit dem schmalsten der drei Bücher, die auf unserem Tisch lie-gen: «Irgendwann werden wir uns alles er-zählen», dem Debütroman der Deutschen Daniela Krien.patrizia melaugh (pm): Die Geschichte spielt 1990 in der DDR, also unmittelbar nach der Wende. Im Mittelpunkt steht die 16-jährige Ich-Erzählerin Maria. Sie ist ge-rade zu ihrem Freund Johannes gezogen, der mit seiner Familie auf einem Bauern-hof lebt. Maria steht im letzten Schuljahr, schwänzt aber meistens und hilft auf dem Hof mit. Alles ist sehr intensiv und sinnlich beschrieben: die Natur, die Menschen, der Alltag. Ganz in der Nähe des Hofs der Fa-milie von Johannes steht jener des 40-jäh-rigen Henner. Mit diesem attraktiven Aus-senseiter beginnt Maria schon bald eine leidenschaftliche Affäre. Die junge Frau
von Sexualität aus. Zu Beginn entsteht fast der Eindruck, er vergewaltige sie – bis man erkennt, dass Maria auch etwas Unterwür-figes hat. Ich hatte ein bisschen Mühe da-mit, dass sie sich alles gefallen lässt und ihr die Affäre sozusagen einfach zustösst.pm: Ist das jetzt eine Kritik am Buch oder an der Person?Ip: Mehr an der Person, doch das wirkt sich natürlich auch auf die Gesamteinschätzung aus. Ich hatte Mühe, der Hauptfigur nahe zu kommen, und deshalb konnte ich auch nicht richtig ins Buch eintauchen. pm: Ich verstehe schon, was du meinst. Beim Lesen des ersten Teils des Buchs dachte ich auch immer wieder: Was macht die jetzt für einen Quatsch? Das ist doch ein leichtsinniges junges Mädchen, jemand sollte sie davon abhalten solche Dummhei-ten zu machen! Aber je länger ich las, desto besser konnte ich nachvollziehen, wie Ma-ria in einen Strudel von Liebe und Erotik gerät. Ihre Leidenschaft ist wirklich sehr gut dargestellt.Ip: Ja, das stimmt auf jeden Fall. pm: Interessant finde ich auch die Perspek-tive des Buchs. Es gibt ja bereits viele Ro-mane über die Beziehung älterer Männer mit jungen Frauen – die nehmen aber meis-tens die Männerperspektive ein. Hier wird die Geschichte aus der Sicht einer jungen Frau beschrieben.
Auch unser zweites Buch erzählt eine Ge-schichte aus der Perspektive eines jungen Menschen: «Alle Toten fliegen hoch» von Joachim Meyerhoff. Du hast diesen Titel vorgeschlagen, Immanuel.Ip: Der Autor Joachim Meyerhoff ist ein sehr erfolgreicher Schauspieler, der auch schon am Schauspielhaus Zürich zu sehen war. Zu seinen grossen Erfolgen gehört das Projekt «Alle Toten fliegen hoch». In die-sem sechsteiligen autobiografischen Büh-nenprogramm, das zuerst am Burgtheater Wien gezeigt wurde, erzählt Meyerhoff auf lustige und nachdenkliche Weise aus seinem Leben. Den ersten Teil «Amerika» gibt es jetzt auch in Buchform. Er spielt in den 1980er-Jahren: Joachim ist 17 Jahre alt, lebt mit seiner Familie in einer nord-deutschen Kleinstadt und giert nach Neu-em. Er plant ein Austauschjahr in den USA, das ihm die Grosseltern finanzieren. Schliesslich landet er in einer Kleinstadt in Wyoming – und verbringt dort ein Jahr, das für seine Entwicklung sehr wichtig ist. Der
Kaffeepause
Die Debatte tödliche Unfall seines Bruders holt ihn vor-
übergehend nach Deutschland zurück, aber weil Joachim die Trauer seiner Familie fast nicht ertragen kann, flieht er wieder nach Wyoming. Das Buch präsentiert eine riesi-ge Fülle von Episoden und Nebensträngen: Joachim erzählt von seiner Freundin, die er in Deutschland zurücklässt, von seiner Kindheit, seinen Wutanfällen, die er in den Griff bekommt, und vom Erwachsenwer-den.Es handelt sich also um einen Entwick-lungsroman?Ip: Ja, und zwar um einen wirklich lustigen. Ich lachte beim Lesen häufig, vor allem zu Beginn. Am Ende liess mich das Buch aber auch mit einer gewissen Trauer zurück; es bekommt mit der Zeit immer mehr Tiefe und steckt voller überraschender Wendun-gen. Genau das macht für mich auch seine Qualität aus: Es ist unglaublich vielseitig, sowohl bezüglich Figuren als auch hin-sichtlich der Stimmungslagen.pm: Aber grundsätzlich ist das Buch schon sehr unterhaltsam. Viele Figuren sind gera-dezu bizarr und manche Erlebnisse äusserst witzig. Ich muss jetzt noch lachen, wenn ich daran denke, wie Joachim seine ältesten Erinnerungen hervorholt – und dann die Geschichte erzählt, wie seine Schulklasse einen Ausflug zu einer riesigen Rutschbahn machte.Ip: Alle Kinder steigen die Rutschbahn hoch und freuen sich darauf, dass sie nach-einander hinuntersausen dürfen. Doch Jo-achim bringt die ganze Anordnung zum Stillstand – er bleibt auf der Rutschbahn stecken, weil er Lederhosen trägt. Dabei sagte ihm die Mutter noch, er müsse stolz
Kaffeepause
darauf sein, als einziger eine solche Hose zu besitzen. Da kriegt Joachim gleich einen seiner legendären Wutanfälle.pm: Der Grundton des Buchs verrät ei-nen ausgeprägten Hang zur Selbstironie und hat mich manchmal an Nick Hornby erinnert. Schön ist auch, wie zwei Welten gezeigt werden, wie der junge Deutsche aus der Kleinstadt das Leben in einer ländli-chen Gegend der USA wahrnimmt. Ip: Das Buch ist eigentlich genau so wie sein Cover. Das finde ich auch ziemlich wit-zig, und es zeigt sofort: Hier geht es um die 1980er-Jahre. Ich habe aber gemerkt, dass es den meisten Leuten überhaupt nicht ge-fällt, und darum habe ich das Buch bis jetzt leider noch nicht so oft verkaufen können, wie ich es gern getan hätte.pm: Auch der Titel ist nicht sehr verkaufs-fördernd. Ich habe das Buch ein paar Mal als Geschenk empfohlen – aber wer ver-schenkt schon ein Buch namens «Alle To-ten fliegen hoch»! Ich weiss übrigens nicht einmal, warum das Buch so heisst.Ip: Das ist der Name des sechsteiligen Pro-gramms und wird vermutlich erst in einer anderen Folge aufgelöst.
Das dritte Buch, über das wir heute spre-chen, hast du empfohlen, Patrizia: «Rote Spur» von Deon Meyer.pm: Ich wählte diesen Titel, weil mich Meyers Krimi «Weisser Schatten» begeis-terte. Hauptfigur dieses Romans war Body-guard Lemmer, um den es auch in «Rote Spur» geht. An «Weisser Schatten» gefiel mir, dass das Buch in Südafrika spielt und dass es auch etwas zum Schmunzeln gab. Ich lese gern einen Krimi, in dem ein Nas-
Irgendwann werden wir uns alles erzählenDaniela Krien240 SeitenCHF 29.90Graf
Alle Toten fliegen hochJoachim Meyerhoff319 SeitenCHF 29.90Kiepenheuer & Witsch
rote SpurDeon Meyer625 SeitenCHF 32.90rütten & Loening
Immanuel Peter: Ich hatte ein bisschen Mühe damit, dass sich Maria alles gefallen lässt und ihr die Affäre sozusagen einfach zustösst. Patrizia Melaugh: Ist das jetzt eine Kritik am Buch oder an der Person? Immanuel Peter: Mehr an der Person, doch das wirkt sich natürlich auch auf die Gesamtein-schätzung aus. Ich hatte Mühe, der Hauptfigur nahe zu kommen, und deshalb konnte ich auch nicht richtig ins Buch eintauchen.
22 – www.books.ch – September 2011 www.books.ch – September 2011 – 23
Kaffeepause
Immanuel peter, 27, lebt in Zürich und arbeitet in der Abteilung «Besser Leben» der Filiale Kram-hof. Er liest gern ganz unterschiedliche Romane sowie Sachbücher im Bereich Gesundheit und Meditation.
patrizia melaugh, 59, lebt in Schaffhausen und arbeitet in der Abteilung Belletristik der Filiale Kramhof. Sie mag vor allem Bücher aus dem englischen Sprachraum. Ihre zwei Kinder sind bereits erwachsen.
Ein Buchspektakel in der Zürcher Villa Mainau – präsentiert von Orell Füssli
17 Verlage – 36 Zimmer
Auch dabei: FCZ, Zürcher Hochschule der Künste, restaurant Hiltl und viele andere
eintritt kostenlos
Abendprogramm im ehemaligen Kino razzia: 30 Veranstaltungen – von der Lesung bis zum Konzert
horntransport vorkommt oder eine Giraffe über eine Strasse spaziert. Und die Figur von Lemmer finde ich stark: Er ist ein sym-pathischer, aber zwielichtiger Kerl mit einer dunklen Vergangenheit. Wovon handelt denn der neue Lemmer-Roman?pm: Das lässt sich gar nicht so leicht beant-worten. Deon Meyer hat unheimlich viel in seinen Krimi hineingepackt, es geht um Di-amantenschmuggel, Waffenhandel, um den Geheimdienst, um einen Anschlag auf die Fussball-Weltmeisterschaft durch islamis-tische Extremisten ... das ist ein ziemlich bunter Cocktail!Ip: Im Zentrum der ersten 150 Seiten steht Milla Strachan. Sie hat einen fast erwachse-nen Sohn und einen untreuen Mann. Jetzt lässt sie ihr Hausfrauendasein hinter sich und landet als ehemalige Journalistin beim Geheimdienst, der einen Anschlag auf die Fussball-Nationalmannschaft der USA ver-hindern muss. Welche Rolle spielt Lemmer?pm: Der kommt erst im zweiten Teil des Buchs vor. Bei seiner Geschichte geht es um einen Diamantenschmuggel, der als Nashorntransport getarnt ist. Die beiden Handlungsstränge werden später zusam-mengeführt. Ip: Aufbau und Themenreichtum des Buchs sind anspruchsvoll. Ich hatte jedenfalls Mühe, den Überblick zu behalten – auch hinsichtlich der Figuren. Als ich begann, die wichtigen Personen auf einer Liste fest-zuhalten, war ich schnell bei zwölf Namen. Interessant ist die Themenvielfalt zwar schon, aber ich finde die Erzählweise von
Meyer im ersten Teil zu kompliziert und auch zu trocken. Die Geschichte bekommt erst Fahrt, als Lemmer auftaucht – dieser Nashorn-Transport ist wirklich sehr span-nend beschrieben.pm: Aber es dauert wirklich zu lange, bis diese Episode endlich kommt. Ip: Bei Krimis mache ich oft die gleiche Er-fahrung: Vieles wird unnötig ausgeschmückt, und das, was die Geschichte ausmacht, er-fährt man erst am Ende eines Kapitels. Na-türlich hat dies auch mit Spannungsaufbau zu tun, aber manchmal verliere ich beim Le-sen einfach die Geduld. Vor allem, wenn der Text sprachlich zu wenig bietet.Und das ist bei «Rote Spur» der Fall?Ip: Ja, ich finde, Meyers Roman gibt dies-bezüglich viel weniger her als die beiden anderen Bücher, über die wir gesprochen haben.
Patrizia, kannst du nach der Lektüre denn noch dahinterstehen, dass du dieses Buch für unsere Runde empfohlen hast?pm: Eher nicht. «Weisser Schatten» hat mir sehr gut gefallen, und ich dachte, die Fort-setzung liesse sich damit vergleichen. Doch die Handlung von «Rote Spur» erscheint mir fast zu komplex. Als Buchhändlerin würde ich einer Kundin oder einem Kun-den daher eher den vorhergehenden Krimi ans Herz legen.Ip: Es kommt natürlich darauf an, was einen interessiert. In «Rote Spur» gibt es zum Beispiel genaue Beschreibungen von Waffen- oder Kameratypen. Technisch In-teressierte kommen da voll auf ihre Kosten. Wer Spionage-Thriller mag, ist mit diesem Buch wohl gut bedient. Ich persönlich hätte aber gern mehr über die Figuren erfahren.
Das begehbare Buch
© 2011 Starbucks Coffee Company. All rights reserved. Printed in Germany.
Eine Empfehlung der Starbucks Coffeehouses in den Orell Füssli Buchhandlungen im Westside (Bern), im Kramhof und am Stadelhofen (Zürich).
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Deutsch von Brigitte JakobeitGebunden. 384 Seiten. sFr 32,90
Als Will Miller sieben Jahre altist, stirbt seine Mutter. Währendsich sein Vater Big Bill und seineBrüder mit Bodybuilding weitereMuskeln antrainieren, hört Willauf zu wachsen. Das ändert sicherst an dem Tag, an dem Big Billsneue Frau mit ihrer Tochter Lulueinzieht. Denn Will verliebt sichunsterblich in Lulu.
Anz Evison books 68 x 272:Anz 16.08.2011 9:2
ein projekt wie «Das begehbare Buch» in der Villa mainau hat es noch nie ge-geben: 17 Verlage und weitere part-ner thematisieren in 36 räumen je ein Buch auf ganz unterschiedliche Wei-se. Die projektverantwortlichen Dani-ela mitidieri und Giulio pè sagen, wie «Das begehbare Buch» zustande ge-kommen ist – und was die Besuchen-den erwartet.
Interview: Marius Leutenegger
«Das begehbare Buch» ist ein ausgespro-chen originelles Projekt. Wie ist es ent-standen?Giulio pè: Während einer Auslandsreise begegnete ich der Idee, ein Abbruchhaus kulturell zu bespielen. Das Konzept gefiel mir sehr, und ich wollte es nach Zürich ho-len. Bei meinen Recherchen sah ich, dass es in Deutschland oder Österreich schon ähnliche Aktionen gab – allerdings ging es meines Wissens dabei noch nie ums Buch.
Das heisst, die Idee war zuerst da – und Sie suchten dann ein passendes Gebäude?Giulio pè: Genau! Es dauerte ein halbes Jahr, bis wir das passende Haus fanden.
Die Villa Mainau bietet dem begehbaren Buch ein sehr atmosphärisches Umfeld. War es schwierig, die Eigentümer vom Projekt zu überzeugen?Giulio pè: Im Gegenteil. Die Villa Mainau gehört der Ledermann Immobilien AG, die im Seefeld viel investiert. Urs Ledermann und sein Team waren von der Idee schnell angetan und erteilten uns die Bewilligung innerhalb weniger Wochen.
Welches ist denn das Ziel des Projekts?Giulio pè: Eine Erlebniswelt für das Buch zu schaffen. Für uns Buchhändler ist es
Daniela mitidieri, freischaffende Kultur-agentin und projektverantwortliche: «es gibt wirklich für jede und jeden etwas, die palette reicht vom Kinderbuch über Architektur, Belletristik und Biografie bis zu Drogen, mord und Krimi.»
Giulio pè, Verkaufsleiter von Orell Füssli und Initiator des projekts: «Wir wollten kei-ne Werbeveranstaltung aufziehen, sondern den Besuchenden ein richtiges erlebnis bieten.»
wichtig zu zeigen: Wir verkaufen Bücher nicht nur, wir identifizieren uns damit. Wir leben für das Buch und wollen unsere Be-geisterung für dieses Medium weitergeben.Daniela mitidieri: Darüber hinaus kön-nen wir zeigen, dass es auch in Zürich eine enorme Vielfalt an schönen Verlagen gibt. Dieser grosse, weitgehend unbekannte kul-turelle Schatz soll einen Monat lang eine attraktive Bühne erhalten.
Was bieten Sie den Besuchenden?Giulio pè: In der Villa Mainau finden Be-sucherinnen und Besucher 36 Zimmer und Orte mit Installationen zu einem Buch – zu einer Neuerscheinung oder einem bereits erhältlichen Titel. Einige Zimmer werden auch von Partnern ausserhalb der Verlags-welt bespielt, zum Beispiel vom FCZ oder von der Zürcher Hochschule der Künste. Auch in diesen Fällen hat das Zimmer aber einen eindeutigen Bezug zu Büchern. Daniela mitidieri: In jedem Zimmer wird ein einzelner Titel dreidimensional thematisiert – auf sehr unterschiedliche, subjektive und unterhaltsame Weise. Die Zimmer sind selbstredend und brauchen keine Erklärungen. Man muss kein Leser oder Bücherfan sein, um «Das begehbare Buch» zu geniessen; man kann einfach von einem Raum zum nächsten spazieren und wird überall emotional berührt. Die Instal-lationen sprechen alle Sinne an: Die Besu-chenden werden zum Schauen, Tasten, Hö-ren, Malen ermuntert. Das Tolle an diesem Projekt ist ja, dass es in einer Abbruchvilla stattfindet; der Fantasie und Kreativität sind fast keine Grenzen gesetzt.
Wie gross ist die Vielfalt der Zimmer?Daniela mitidieri: Sehr gross – es gibt wirklich für jede und jeden etwas, die Palette reicht vom Kinderbuch über Ar-chitektur, Belletristik und Biografie bis zu
Drogen, Mord und Krimi. In einem Zim-mer können Kinder eine Bilderbuchfigur gestalten. Ein anderer Raum ist einem Psy-chothriller gewidmet: Man begibt sich in eine Dunkelkammer und wird dazu aufge-fordert, in Kästen zu greifen und heraus-zufinden, was darin liegt. Im Zimmer des Restaurants Hiltl geht es ums Riechen von Gewürzen und Düften. Wir haben auch ein Zimmer, das sich ständig verändert: Der Verlag Hochparterre beschäftigt sich mit dem Thema Zersiedelung und veranschau-licht täglich, wie viel Schweiz gerade wie-der verbaut worden ist. Und im Dachstock zeigt die Zürcher Hochschule der Künste «Und alles, was dazwischen war – die Le-ben der Mina Schirmherr». Erstmals wer-den in den ehemaligen Wohn- und Arbeits-räumen der legendären Büchersammlerin und Autorin Mina Schirmherr Arbeiten von ihr und über sie einer breiten Öffent-lichkeit zugänglich gemacht.
Wie wurden die Verlage, die ein Zimmer gestaltet haben, ausgewählt?Giulio pè: Wir erstellten eine Liste mit un-terschiedlichen Prioritäten – und kontak-tierten dann unsere Wunsch-Partner.
Wie kam die Idee bei den Verlagen an?Giulio pè: Es war überhaupt kein Prob-lem, die Zimmer zu füllen – im Gegenteil. Am Anfang waren die kleineren Verlage noch etwas zurückhaltend, weil sie dach-ten, das Projekt sei für sie zu gross. Aber als sie sahen, wie gut es sich für sie eignete, waren auch sie gern dabei.
Haben die Verlage ihr Zimmer völlig frei gestalten können?Giulio pè: Sie mussten uns ein ausführli-ches Konzept vorlegen. Wir wollten ja kei-ne Werbeveranstaltung aufziehen, sondern den Besuchenden ein richtiges Erlebnis bie-ten. Die meisten Konzepte gefielen uns auf Anhieb, bei einigen wünschten wir noch feine Anpassungen.
Die Villa Mainau bildet mit dem früheren Kino Razzia einen Gebäudekomplex. Das Projekt nutzt dieses Potenzial: In der Villa findet die Ausstellung statt, im Razzia gibt es während des ganzen Septembers beina-he jeden Abend eine andere Veranstal-tung. Wie haben Sie das Abendprogramm zusammengestellt?
Giulio pè: Ganz einfach: Jeder unserer Partner in der Villa Mainau hat sich ver-pflichtet, einen Abend zu bestreiten.Daniela mitidieri: Das Abendprogramm ist daher genauso vielfältig wie das Ange-bot in der Villa. Es finden viele Lesungen statt, der Globi-Verlag präsentiert ein Kin-derkonzert mit dem Zürcher Kammeror-chester, an einem Abend kommen Spieler des FCZ vorbei, das «Du» setzt auf Bar-betrieb mit Kulturschaffenden, die sich als DJ versuchen. «Das begehbare Buch» ist täglich von 11.30 bis 19 Uhr offen – das Razzia öffnet um 19 Uhr. Man kann also das begehbare Buch geniessen und sich dann im Razzia bei einem Apéro auf das Abendprogramm freuen. Die BegehBar im Razzia ist immer bis Mitternacht geöffnet.
Kann man sich eigentlich auch im begeh-baren Buch verpflegen?Daniela mitidieri: Selbstverständlich! Das Café Mainau im Erdgeschoss bietet rund 30 Sitzplätze und flirtet mit der Dolce Vita: Hier bekommt man Pasta, Pizza und Köst-lichkeiten für zwischendurch, vom Mit-tagessen bis zum Aperitivo. Das Bistro ist jeden Tag ab 11.30 Uhr geöffnet, und wir hoffen, dass es sich auch zu einem tempo-rären Treffpunkt entwickelt. Der Eintritt ins begehbare Buch ist kostenlos, man kann also immer wieder vorbeikommen.
«Wir wollen unsere Begeisterung fürs Buch weitergeben!»
Wenn der Eintritt gratis ist, geniessen die Kundinnen und Kunden von Orell Füss-li bei dieser Aktion also kein besonderes Privileg?Giulio pè: Doch: Die Abendveranstaltun-gen im Razzia sind nicht kostenlos, und dort bezahlen unsere Bookpoints-Kunden nur den halben Preis.
Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Welches ist Ihr Lieblingszimmer?Giulio pè: Da ich mich sehr für die russi-sche Sprache und Kultur interessiere, freue ich mich besonders auf die Installation der Galerie Brykina mit dem Künstler Andrei Krasulin. Daniela mitidieri: Muss ich mich entschei-den? Ich bin von jedem Zimmer begeistert.
Sie müssen.Daniela mitidieri: Dann nehme ich das Hochparterre-Zimmer. Dieses Konzept habe ich als erstes erhalten; ich war to-tal begeistert und dachte: Wenn wir noch mehr solche tolle Ideen bekommen, wird das begehbare Buch spektakulär. Und das ist es auch geworden. Und auch wenn ich gar nicht ans Ende der Villa Mainau den-ken möchte, freue ich mich ganz beson-ders auf den Abschlussabend im Razzia. Da werden wir in Anwesenheit von Boris Blank und Dieter Meier die Vernissage des Buchs über Yello feiern.
www.books.ch – September 2011 – 27www.books.ch – September 2011 – 26
Do, 01.09., 19 h* Orell Füssli: Geschlossener Eröffnungsanlass
Fr, 02.09., 19.30 h, Eintritt frei* ZHdK: Stefan Zweifel begrüsst zur oulipoetischen Lektüre
Sa, 03.09., 21 h, CHF 15.-* swissandfamous: 10 Jahre Märli für Erwachsene
So, 04.09., 20 h, CHF 30.-* Orell Füssli: Iris Berben liest Némirovskys «Rausch»
Mo, 05.09.*Manic Monday – Programm gemäss
www.dasbegehbarebuch.ch
Di, 06.09., 19 h, CHF 10.-*Graf: «Canta Napoli», canzoni e antipasti
Mi, 07.09., 14.30 h, Eintritt frei NordSüd: «Mein liebster Geschichtenschatz»
mit Jolanda Steiner
Mi, 07.09., 20 h, Eintritt frei* Hochparterre: «Jede Sekunde ein m2»
mit Gabriel Vetter
Do, 08.09., 19.30 h, CHF 15.-*Droemer Knaur: «Der Augensammler»
mit Sebastian Fitzek
Fr, 09.09., 20.30 h, CHF 24.-*Galiani: «Anständig essen» mit Karen Duve
Sa, 10.09., 20 bis 02 h, CHF 15.-Geschlossene Veranstaltung der Kanti Rämibühl
So, 11.09., 19.30 h, CHF 15.-*Walde+Graf: Rabenmutter – die ganze Wahrheit
über das Mutter werden und Mutter sein
Mo, 12.09.*Manic Monday – Programm gemäss
www.dasbegehbarebuch.ch
Di, 13.09., 19.30 h, CHF 15.-*Wörterseh: «Der Blindgänger – das gewagte Leben
des Steven Mack» – Buch-Vernissage
Mi, 14.09., 20.30 bis 02 h, CHF 20.-Du Kulturmagazin: Jazz and more, danach Party
mit DJs aus dem Kulturbereich
Do, 15.09., 19.30 h, Eintritt frei* ZHdK: «99 Bücher aus der Sammlung
Mina Schirmherr» – Katalog-Vernissage
Das begehbare Buch – das Buchspektakel von Orell Füssli«Das begehbare Buch» in der Villa mainau ist täglich von 11.30 bis 19.00 uhr geöffnet. Die BegehBar im razzia öffnet um 19 uhr. Der eintritt in die Villa mainau ist kostenlos. Tickets für die Abendveranstaltungen gibt es im La-den mainBuch in der Villa mainau sowie in den Orell Füssli Buchhandlungen Kramhof und am Bellevue in Zürich. Kundinnen und Kunden mit Bookpoints-Karte erhalten eine ermässigung von 50 prozent. Tickets und weitere Informationen finden Sie unter www.dasbegehbarebuch.ch.
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Z hdk —Zürcher Hochschule der KünsteDepartement Kulturanalysen und Vermittlung
Café Mainau – Essen, Trinken &
Schmökern ab 11.30 h
Spiel und Spass mit Globi und Papa Moll persönlich.
Tagesprogramm unterwww.dasbegehbare-
buch.ch
«Bücher fürs Leben». 60 Buchempfehlungen von schreibgewandten Persönlichkeiten aus
Kultur, Politik und Medien
Ein Trip durch Hollywoods
dunkle Seiten: Willkommen
in «Sick City»!
Telefonbücher sind soziale Netzwerke.
www.helden-desalltags.
ch
«Die Bekeh-rung», eine begehbare
Graphic Novel von Matthias
Gnehm
Märli am Örtli
Erzähler/Verfasser: Reeto von Gunten
Erzählerin/Verfasserin:Fritz Bisenz
Dunkelkammer zum Thriller
«Der Augensammler» von Sebastian Fitzek
Magnificent Obsession
The Love Affair Between Movies And
Literature
Objekte aus der besonderen Biographie des
FCZ
Kritzeln, malen, kleckern und
toben!
Märli am ÖrtliErzähler/Verfasser:
Beat Schlatter
Die Besuchenden treten aktiv in den
Austausch mit dem «Du»
Genuss für alle Sinne: bepflanzt,
behängt, besprayt, beduftet und
betwittert
Wie anständig essen Sie? Setzen Sie Ihr Zeichen an
die Wand!
Nur Du, und nur Ich. Eine Hingabe an Sprache und
Liebe in Bild, Ton und Wort
«Jede Sekunde ein m2»: Zwei Künstler gestalten die
Zerstörung der Schweiz
erlebt & erinnert Reise durch die Hörbiographien von Schweizer
PersönlichkeitenMärli am Örtli
Erzähler/Verfasser: Timmermahn
1000 Tipps und Tricks für unsere
Schönheit und unser Wohlbefinden
Tratsch- und Twitterküche
Begehbare Raumins-tallation zum Thema «Rückeroberung»
Bücher über Künstler, die erst heute anerkannt
sind. Mitgestaltet von Andrey Krasulin
Inszenierung des Romans
«Das Gewicht des Schmet-terlings» von Erri de Luca
Märli am ÖrtliErzähler/Verfasser:
Patrick Frey
«99 potentielle Bücher» – die Spuren der Mina
Schirmherr
«99 potentielle Bücher» – die Spuren der Mina
Schirmherr
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Z hdk —Zürcher Hochschule der KünsteDepartement Kulturanalysen und Vermittlung
RAzziA: DAS PROGRAMM
Installation «Neue Menschen» von Rico Scagliola und
Michael Meier
Fr, 16.09., 20 h, CHF 20.-*Edition Moderne: Konzert zum
30-Jahr-Jubiläum
Sa, 17.09., 20 h, CHF 15.-*Salis: «Hautsache wohl» – Buch-Vernissage
mit Erica Matile
So, 18.09., 11 h, Eintritt frei NordSüd: Kinderkonzert mit Bruno Hächler
Mo, 19.09., 20 h, CHF 30.-*swissandfamous: Carla Del Ponte und Bernard Thurnheer
erzählen aus ihren Leben
Di, 20.09., 20 h, CHF 15.-*Edition Patrick Frey: Buchpräsentation «Neue Menschen»
mit Special Guest
Mi, 21.09., 19 h, CHF 10.-*Pretty in pink – DJ’ette Diva D. bittet zum Tanz
für dragonflycambodia.org
Do, 22.09., 19.30 h, CHF 10.-*FCZ: 90 Minuten FCZ, danach lauter gute Fussballmusik
Fr, 23.09., 20.30 h, CHF 18.-*Walde+Graf: «Sick City» mit Tony O’Neill
und Robert Stadlober
Sa, 24.09., 23 bis 05 h, CHF 25.-Hiltl AG: «Letztes Kapitel» – Party by Club Hiltl
So, 25.09., 11 h, CHF 20.-Globi-Verlag: Globi im Orchester – Kinderkonzert des ZKO
Mo, 26.09., 20 h, CHF 15.-*Nadja Brykina Gallery: «Venushaar» mit Mikhail Shishkin
Di, 27.09., 20 h, CHF 15.-*Römerhof: Gespräch übers Schreiben von Biographien
Mi, 28.09., 19.30 h, Eintritt frei*local.ch: Was mach ich? Heiteres Beruferaten
mit Bruno Weisskopf
Do, 29.09., 19.30 h, CHF 15.-*Secession: Christian Uetz mit «Nur Du, und nur Ich» –
Performance
Fr, 30.09., 20 h, CHF 20.-*Orell Füssli & Echtzeit: Buch-Vernissage mit Yello
und Daniel Ryser
* Barbetrieb bis Mitternacht
Im stockdunklen «Blindgänger-zimmer» liest man wie Blinde
– hörend
.ch
Medienpartner: .ch
Buchhandlung MainBuch
Infodesk
Veranstaltungstickets
www.books.ch – September 2011 – 29www.books.ch – September 2011 – 28
36 Zimmer gibt es in der Villa mainau zu sehen, zu bestaunen und zu bege-hen – so viele, dass man fast schon ein eigenes Buch über die räume schrei- ben könnte. Deswegen sollen einige Appetithäppchen genügen, um die Lust auf das ganze literarische menü zu wecken.
Text: Erik Brühlmann
Walde+Graf präsentiert:
«Sick City»Es ist, als hätte man eine Zeitreise ins kitschig-trashige Amerika der 1980er-Jahre unternommen. Alles ist ein bisschen extrem, alles ein biss-
chen «over the top» − passend zum Ro-man «Sick City», den der Zürcher Verlag Walde+Graf in seinem Raum thematisiert. Die grossformatigen Illustrationen aus dem Buch lassen erahnen, worum es im Roman von Tony O’Neill geht: um Sex, Drugs und blutiges Geld. Nicht gerade ein massenkompatibles Thema! «Das haben wir mit Absicht so gewählt», erklärt Verle-gerin Anaïs Walde. «Wir haben vermutet, dass der Mainstream im begehbaren Buch schon gut vertreten sein wird. Also können
Hereinspaziert!wir ruhig etwas präsentieren, das jenseits davon liegt.» Die Kapitel, die zu den je-weiligen Illustrationen gehören, bekommt man mittels ausgeklügelter Soundinstal-lationen vorgelesen. Anaïs Walde: «So machen wir aus dem zweidimensionalen Buch ein multimediales Kopfkino!» Tony O’Neill wird am 23. September im Razzia aus «Sick City» lesen.
Wörterseh präsentiert:
«Der Blindgänger – Das zweite Leben des Steven Mack»
Vergessen Sie alle Ihre bisheri-gen Leseerfahrungen, denn im Raum des Wörterseh-Verlags werden Sie eines ganz be-stimmt nicht können: sehend
lesen. «Wir möchten zeigen, wie ein Blin-der ein Buch liest – mithilfe eines Com-puters», begründet Verlegerin Gabriella Baumann-von Arx das Konzept der Total-verdunkelung. So nämlich − hörend − liest auch Steven Mack, der nach einem freien Fall aus 150 Metern Höhe das Augenlicht verlor. «Für ihn ist diese Art zu lesen Rea-lität, und wir wollen den Besuchenden be-
nicht mehr, doch seine Blindheit hält ihn nicht davon ab, am 1. September anlässlich der Eröffnung des «Begehbaren Buchs» die Fassade der Villa Mainau zu erklettern. Am 13. September wird er dann im Rah-men seiner Buchvernissage das Publikum im Dunkeln in seine Welt entführen.
edition moderne präsentiert:
«Die Bekehrung»«Dieser Raum ist eine echte Weiterentwick-lung für mich und mein Buch», schwärmt Matthias Gnehm, Autor der Graphic No-vel «Die Bekehrung». Matthias Gnehm hat den Raum, der das Zimmer seiner Hauptfi-gur Kurt zum Leben erweckt, gleich selbst ausgestattet. «Ich bin ja Architekt und ar-beite auch als Szenograf. Da habe ich gern zugesagt, als Edition Moderne mich an-fragte, für das begehbare Buch einen Raum zu gestalten.» Natürlich sei es aufwendig, das Zimmer eines 14-Jährigen aufzubau-en – komplett mit Modelleisenbahn und allem, was dazugehört. «Aber es ist gross-artig auszuprobieren, ob die Atmosphäre des Buchs auch in der dritten Dimension wirkt», meint Gnehm. Der Künstler wird auch am Anlass der Edition Moderne am 16. September im Razzia anwesend sein. «Und wer weiss», ergänzt er schmunzelnd, «vielleicht gefällt mir mein Zimmer ja so gut, dass die Besuchenden in der Villa Mai-nau mal einen schlafenden Autor auf dem Bett antreffen werden.»
Globi-Verlag präsentiert:
Globi und Papa MollGlobi ist ein Phänomen: Seit Jahrzehnten ist der blaue Papagei der Liebling aller Schweizer Kinder. «Eine ähnliche Erfolgs-geschichte ist auch Papa Moll», sagt Gisela Klinkenberg, Verlagsleiterin des Globi-Ver-lags. Klar, dass die beiden beliebten Figuren höchstpersönlich im begehbaren Buch an-wesend sein und mit ihren Fans spielen und basteln werden. Und die Eltern? «Für die ist kein Platz!», sagt Gisela Klinkenberg la-chend. «Natürlich können die Eltern blei-ben und auf ihre Kleinen aufpassen, aber mitmachen dürfen sie nicht.» Dafür gibt es für die Kinder in den Räumen des Globi-Verlags umso mehr zu spielen, zu basteln und zu staunen. «Gleich zu Anfang werden wir zum Beispiel ein Murmelspiel bauen, das dann Teil des Raums wird», verrät die Verlagsleiterin. Sie hofft auf möglichst vie-le Kinder, die den Globi-Raum mit Leben füllen. In der Zwischenzeit können deren Eltern in Ruhe den Rest des begehbaren Buchs erkunden, denn für ihre Kleinen ist bestens gesorgt: Sie erhalten Schutzklei-dung, und für den Fall der Fälle lassen die Eltern ihre Handynummern bei den Auf-sichtspersonen.
Das programm:3.9.2011: Wände bemalen 4.9.2011: Murmelspiel bauen 7.9.2011: Globi-MixMax-Spiel10./17.9.2011 Globi-Abenteuer malen 11./25.9.2011: Raketen im Kometenregen 14.9.2011: Globi-Domino-Spiel basteln
18.9.2011: Pfannkuchengesichter kreieren und essen 21.9.2011: Spiel und Spass mit Papa Moll 24.9.2011: Globi-Girlanden basteln25.9.2011: Gespenster erobern die Ritter-burg!28.9.2011: Spiel und Spass mit Globi und Papa Moll
Die ersten drei Veranstaltungen beginnen jeweils um 13 Uhr. Die Kinder können bis 18 Uhr durchgehend mitmachen. Die üb-rigen Veranstaltungen dauern jeweils etwa eine Stunde und werden mehrmals am Nachmittag durchgeführt.
Die genauen Termine und weitere Informationen erhalten Sie unter http://globi.ch/veranstaltungen/
Die einzelnen Räume
Der Blindgänger trainiert: Steven mack klettert die Fassade der Villa mainau hoch.
wusst machen, wie sich diese Realität an-fühlt.» Steven Mack ist früher viel in den Bergen geklettert. Dies kann er jetzt zwar
DER TRUE-CRIME-KLASSIKER DES AUTORS VON ™
»Das beste Buch, das je ein amerikanischer Autor über die Ermittler einer Mordkommission geschrieben hat.« NORMAN MAILER
832 Seiten, KlappenbroschurSFr 39,90; ISBN 978-3-88897-723-7
kunstmannverlag antje
WWW.TATORT-BALTIMORE.DE:
anzeige_Homicide_booklet2_Layout 1 12.08.11 12:27 Seite 1
VON DER IDEE ZUM EIGENEN BUCH Sie träumen schon lange davon, ein Buch zu schreiben? Sie haben eine wunderbare Idee für einen spannenden Krimi, eine romantische Liebesgeschichte, wissen aber nicht genau, wie daraus ein Buch entstehen kann? Sie haben ein aufregendes Leben geführt und wollen Ihre Biographie schreiben?
Im Seminar erfahren Sie, wie erfun-dene Figuren lebendig werden, was einen Spannungsbogen ausmacht, warum ein Manuskript den Leser packt – oder eben nicht. Und Sie erfahren, wie es in der aufregenden Bücherwelt zugeht.
KURSDATENMontag, 12. September 18.00 – 21.00Montag, 17. Oktober 18.00 – 21.00Samstag, 5. November 12.00 – 16.00
Kursgebühr CHF 350.- inkl. Besprechung Ihres Manuskripts an einem der drei Daten.
Kursort: Zürich, der genaue Ort wird mit der Anmeldebestätigung bekannt gegeben. Anmeldung unter: www.books.ch/Buchidee
SEMINAR-LEITUNG:Anne Rüffer, Verlegerin rüffer&rub Sachbuch-verlag und Römerhof Verlag, Zürich
Buchtipps
www.books.ch – September 2011 – 31
römerhof präsentiert:
«Magnificent Obses-sion – The Love Affair Between Movies And Literature»Eine Szene aus dem Film «Hairspray»: Pia Zadora liest «Howl» von Allen Ginsberg. Ein Ausschnitt aus «Dead Poets Society»: Robin Williams erklärt seiner Klasse die Kraft der Poesie. Ein Stückchen von «Belle de Jour»: Jean Sorell liest Catherine De-neuve etwas vor. Eine riesige Fülle solcher Filmsequenzen flimmert kunstvoll umge- setzt über die Wände des Raums des Römer- hof-Verlags. «Wir versuchen, dem Buch eine weitere Dimension hinzuzufügen, denn die Verbindung zwischen Buch und Film ist eng – nur schon deswegen, weil die Grundlage für jeden Film ein Dreh-buch ist», erklärt Verlegerin Anne Rüffer die Hintergründe der Installation, die Ki-nospezialist This Brunner entwickelt hat. Zudem bestehe auch ein enger Zusam-menhang zwischen dem Film und dem biografisch gewichteten Programm des Römerhof-Verlags: «Eine Biografie ist ja nichts anderes als ein spannender Lebens- film, der vor dem inneren Auge des Lesenden abläuft.» Um dies zu verdeutlichen, betreten die Besuchenden den Raum durch den Rü-cken eines riesigen aufgeschlagenen Buchs.
swissandfamous präsentiert:
«erlebt&erinnert» und «Märli am Örtli»
Hörbuchverlage gehören noch immer zu den Exoten der Buchwelt. «Deshalb ist das begehbare Buch für uns auch eine tolle Gelegenheit, uns einem breiteren Pu-blikum zu präsentieren», sagt Verlegerin Rea Eggli. Im Rahmen des Projekts stellt der Verlag sein Hörbiografien-Programm «erlebt&erinnert» vor: «Man hört be-rühmte Schweizer Personen wie Bertrand Piccard und Trudi Gerster, die Erlebnisse aus ihrem Leben erzählen.» Sehen wird man diese Persönlichkeiten ebenfalls – wenn auch «nur» auf stimmungsvollen Porträtfotografien. «Das stimmt allerdings nicht ganz», korrigiert Rea Eggli, «Carla Del Ponte und Bernard Thurnheer, deren Hörbiografien ebenfalls erscheinen, wer-den am 19. September im Rahmen eines Gesprächs auftreten!» Das zweite Verlags-projekt ist ungleich kleiner und intimer: «Das ‚Märli am Örtli’ ist im eigentlichen Sinn ein Märli-WC», sagt die Verlegerin. Die Besuchenden haben dabei die Gele-genheit, am «stillen Örtchen» modernen Märchen für Erwachsene zu lauschen − «eine Art ‚Best of’ unserer Veranstaltungen ‚Märli am See’».
echtzeit präsentiert:
«Yello.»Gibt es jemanden über 30, der «Yello» nicht kennt? Kaum, denn das Duo Dieter Mei-er und Boris Blank sorgte in den 1980er- und 1990er-Jahren mit seinem Elektropop weltweit für Furore. Die beiden Musiker erzählten dem Zürcher Journalisten Daniel Ryser, wie Yello entstand, was der Erfolg für sie bedeutete und wie es sich anfühlte, ein Lied für Shirley Bassey zu komponie-ren. Ryser befragte aber auch Musiker wie Moby und Afrika Bambaataa über ihre Bewunderung für das Duo. Den riesigen Berg an Material hat er jetzt in einem reich bebilderten Buch aufbereitet. Orell Füssli ist stolz darauf, dass dieses Standardwerk seine Buchvernissage im Rahmen des Pro-jekts «Das begehbare Buch» erlebt: Am 30. September 2011 bestreitet der Verlag Echtzeit gemeinsam mit Orell Füssli den Schlussabend der Veranstaltungsreihe im Kino Razzia. Selbstverständlich werden die Zürcher Weltstars Dieter Meier und Boris Blank ebenso mit dabei sein wie Autor Daniel Ryser. Aber Achtung: Besorgen Sie sich die Karten frühzeitig im Shop Main-Buch der Villa Mainau – die Platzzahl ist beschränkt.
Madrid 1935/36, am Vorabend des Spanischen Bürgerkriegs: Ignacio
Abel, ein erfolgreicher Architekt, beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit
der attraktiven Amerikanerin Judith Biely. Als Ignacios Frau das Verhält-
nis entdeckt, versucht sie, sich umzubringen. Judith, geschockt und ge-
plagt von Gewissensbissen, verschwin-
det spurlos. Auf der Suche nach ihr irrt
Ignacio durch die Straßen von Madrid,
in denen die politische Lage sich zu-
spitzt. Wie durch ein Wunder gelingt es
ihm, einem Erschiessungskommando
zu entkommen und nach Amerika zu
fliehen. Dort trifft er überraschend Ju-
dith wieder, mit der er eine letzte Nacht
verbringt: die grosse «Nacht der Erinne-
rungen».
1008 Seiten
CHF 45.90
DVA
ISBN 978-3-421-04499-0
Die Nacht der Erinnerungen Antonio Muñoz Molina
Ein verlottertes Provinzstädtchen am Ende der Welt. Kurz vor Heilig-
abend behauptet die 16-jährige Delia, einen Ausserirdischen gesehen
zu haben. Sie wird von allen ausgelacht. Das ändert sich, als in einem
Kornkreis eine plattgewalzte Kuh entdeckt wird − und als das schöne
Mädchen merkt, dass es schwanger
ist, obwohl es mit keinem der jungen
Männer im Ort intimen Kontakt hatte.
Als Delias besten Freundinnen Lucinda
und Yvonne dasselbe widerfährt, kann
selbst der Pfarrer dieses Wunder nicht
erklären. Nun versuchen drei Männer,
jeder auf seine Art, das Geheimnis zu
ergründen: der Pfarrer, der Skandaljour-
nalist Vic und der gutaussehende neue
Bibliothekar Phillip.
368 Seiten
CHF 39.90
Diogenes
ISBN 978-3-257-06764-4
Liebe am Ende der WeltAnthony McCarten
Lenny Abramov träumt vom ewigen Leben, von seinen Büchern − und
vor allem von Eunice Park, einer viel jüngeren koreanischstämmigen
Amerikanerin, die Gift für ihn ist: sexuell erfahren, gewitzt, abgebrüht.
Doch gewisse Umstände − ihre nervigen Eltern, sein weiches Herz und
der allgemeine Zustand Amerikas − er-
möglichen das Unwahrscheinliche: eine
superaltmodische, superromantische
und supertraurige Liebesgeschichte,
frei nach Tschechow und Tolstoi. Denn
die Liebenden leben in einem zuneh-
mend bedrohlichen und bedrohten
Land: Technologisch hochgerüstet, auf
ewig verschuldet bei den Chinesen und
kontrolliert vom «grossen Bruder», ste-
hen die USA vor einem Bürgerkrieg ...
464 Seiten
CHF 32.90
rowohlt
ISBN 978-3-498-06414-3
Super Sad True Love StoryGary Shteyngart
Ines und Daniel sind aus ihrer Pfälzer Heimat nach Hamburg gezogen,
in eine der begehrten Immobilien der HafenCity. Daniel ist Städteplaner,
Ines führt eine Weinhandlung in Alsternähe. Die beiden lieben sich – zu
ihrem Glück fehlt nur noch ein gemeinsames Kind. Doch ihr Wunsch will
nicht so schnell in Erfüllung gehen wie
erhofft. Langsam und zunächst fast un-
merklich zeigen sich feine Risse in der
Beziehung. Schliesslich gerät das Paar
in einen Strudel, dem sich beide nicht
mehr entziehen können.
Behutsam und schonungslos zugleich
legt der Autor Stefan Moster die Psy-
chologie hinter dem rücksichtsvollen
Umgang zwischen den Liebenden frei.
Brillant!
416 Seiten
CHF 35.90
mareverlag
ISBN 978-3-86648-163-3
Lieben sich zweiStefan Moster
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ORELL FÜSSLI PRÄSENTIERT
D A S B E G E H B A R E B U C H
VILLA MAINAU / KINO RAZZIASEEFELDSTRASSE 82, 8008 ZÜRICH
Infos: www.dasbegehbarebuch.ch
MEHR ALS 20 VERLAGE LADEN EIN, DER WELT DER BÜCHER EINE NEUE SEITE HINZUZUFÜGEN.
01. – 30.09.2011
www.books.ch – September 2011 – 30
32 – www.books.ch – September 2011 www.books.ch – September 2011 – 33
eine junge mitarbeiterin von Orell Füssli präsentiert Neuerscheinungen und Geheimtipps aus dem Fantasy-Genre: Bücher für alle, die sich gern in fremde Welten entführen lassen.
Aufzeichnung: Marius Leutenegger
«Die ersten zwei Bücher, die ich Ihnen heute ans Herz legen möchte, stehen in einem the-matischen Zusammenhang: Es geht in bei-den Fällen um die Jagd auf Drachen. ‚Die Drachenjägerin 1. Das Hohe Spiel’ von maja Winter ist der erste Teil einer Trilo-gie. Das Buch spielt in einer Fantasy-Welt, die ans Mittelalter erinnert. Hauptfigur ist Linn. Sie lebt in einem Dorf und träumt im-mer wieder davon, von Drachen angegrif-fen zu werden. Eines Tages muss das Dorf tatsächlich einen Drachenangriff erleben, und die Bewohner glauben, Linn hätte die-sen mit ihren Träumen heraufbeschworen.
Das Mädchen wird verstossen und geht in die Stadt. Dort will sie der Drachengarde beitreten und sich zur Drachenjägerin aus-bilden lassen. Erstens will sie beweisen, dass sie nicht für den Angriff der Drachen verantwortlich ist, zweitens war schon ihr verstorbener Vater ein berühmter Drachen-jäger. Doch sie kann nicht in seine Fussstap-fen treten, denn sie erfährt, dass ihr Vater einst einen Pakt mit den Drachen schloss und damit den Namen der Familie in Ver-ruf brachte.
Linn wird gezwungen, bei einem ‚hohen Spiel’ mitzumachen. Bei diesem Wettkampf verliert der Unterlegene alle seine Rechte, fortan muss er dem Gewinner als Diener zur Verfügung stehen. Um diesem Schick-sal zu entrinnen, flieht Linn aus der Stadt, obwohl eine solche Flucht mit der Todes-strafe geahndet wird. Zum Glück hat sich Linn zuvor mit dem Schreibgesellen Nival
und dem Narren des Königs verbündet. Die beiden helfen ihr – und sind natürlich bei-de nicht das, was sie zu sein scheinen. Der Narr erweist sich sogar als Drachenjäger. Er bringt Linn alles bei, was er kann, und verrät ihr ein grosses Geheimnis: dass die Welt ohne Drachen aus den Fugen geriete ...
Maja Winter ist ein Pseudonym von Lena Klassen, der Autorin von ‚Magyria’. Ihre neue Heldin Linn macht die besondere Qualität dieses Buchs aus. Die letzten drei Bücher, die ich gelesen habe, hatten entwe-der eine total hilflose Heldin, die man selbst vor Ameisen und Mäusen retten muss, oder eine unglaubwürdige Hauptfigur, die im Alleingang ganze Reiche erobert. Linn hingegen ist ein starker und glaubwürdiger Charakter, der eine interessante Wandlung durchmacht. Die Geschichte ist gut nach-vollziehbar, und anders als bei vielen an-deren Fantasy-Romanen gibt es hier keine Wendungen, bei denen man denkt: Warum tun sie das jetzt, obwohl ja völlig klar ist, dass sie das nicht tun sollten? Das Buch ist derart spannend und seine Sprache so harmonisch, dass es sich gleichermassen für Erwachsene und Jugendliche eignet. Ich konnte es jedenfalls nicht mehr aus der Hand legen, nachdem ich es zu lesen be-gonnen hatte. Einzig Fans von gigantischen Schlachten mit Tausenden von Rittern und Trollen werden hier vielleicht nicht das fin-den, was sie suchen – aber in den nächsten Folgen der Serie werden offenbar auch sie auf ihre Kosten kommen.
Wie fühlen sich die Drachen, wenn sie ge-jagt werden? Eine mögliche Antwort dar-auf gibt mein zweiter Buchtipp: ‚Firelight – Brennender Kuss’ von Sophie Jordan. Die 17-jährige Hauptfigur Jacinda ist eine so genannte Draki, ein Drache, der sich in einen Menschen verwandeln kann. Jacin-da wohnt mit ihrer Drachensippe in den Bergen und geht in der Stadt zur Schule. Strenge Verhaltensregeln verhindern, dass die Menschen erfahren, wer sie ist – denn es gibt Jäger, die Drachen töten. Jacindas Vater starb durch einen Drachenjäger, und deshalb ist es auch verständlich, dass Jacin-da von ihrer Mutter bös drangenommen wird, nachdem sie verbotenerweise in der Gegend herumgeflogen ist.
Eigentlich sollte Jacinda den Führer ihrer Sippe heiraten, den coolen und sehr mys-
Fantastisch!
Der elfjährige Samuel ist eigentlich ein ganz normaler Junge, doch leider hat er voll-kommen bescheuerte Nachbarn, die in ih-rer Freizeit gern ein bisschen Dämonenbe-schwörung betreiben. Blöderweise gelingt es ihnen tatsächlich, ein Portal zu öffnen, das den Dämonen den Eintritt in unsere Welt ermöglicht. Bald ist die ganze Nach-barsfamilie besessen. Die Dämonen möch-ten die Weltherrschaft antreten und machen jetzt erst einmal Jagd auf Samuel und sei-nen Dackel Boswell. Der Junge recherchiert im Internet, wie man mit Dämonen fertig wird und nebenher die Welt rettet, holt sich überall Ratschläge ein – und schafft es nach manchen Fehlschlägen am Ende tatsäch-lich, die Dämonen zu bannen.
John Connolly beherrscht sein Metier, und darum ist auch dieses Buch sehr spannend. Dazu ist es superschräg – manchmal musste ich beim Lesen einfach loslachen, und das erlebt man ja nicht so oft. Was Samuel alles unternimmt, um die Dämonen wegzubrin-gen, ist wirklich sehr originell. Natürlich richtet sich das Buch vor allem an Kinder ab zehn Jahren, aber ich denke, dass sich auch viele Jugendliche, die auf lustige Bü-cher stehen, dafür begeistern können.
Fantastisch!
teriösen Cassian. Doch sie verliebt sich in Will, einen Jungen aus ihrer Klasse. Der weiss natürlich nicht, dass sie eine Dra-ki ist, und nimmt sie zu sich nach Hause. Dort entdeckt Jacinda, dass Will zu den Drachenjägern gehört. Doch sie vertraut ihm weiterhin, denn schon nach dem ersten Kuss wird klar: Die beiden sind füreinander geschaffen ...
Dieses Buch, das in der heutigen Zeit spielt, ist äusserst temporeich, ab der ersten Seite gibt es viel Action – und Jacinda hüpft so-fort von einem Schlamassel in den nächs-ten. Die US-amerikanische Autorin Sophie Jordan schreibt einfach, aber eindrücklich; die Beschreibungen der Drachen sind sehr schön, und das Geschehen schlägt einen sofort in den Bann. Das Romeo-und-Julia-Motiv von zwei Liebenden, die verfeindeten Gruppen angehören, ist natürlich immer eine gute Basis für eine interessante Ge-schichte. Im Unterschied zu ‚Die Drachen-
jägerin’ eignet sich ‚Firelight – Brennender Kuss’ aber eher für ein junges Publikum, zum Beispiel für alle, denen die ‚Bis(s)’-Bü-cher gefallen haben.
Mein absoluter Favorit unter den Neuer-scheinungen ist ‚Die enklave’ von Ann Aguirre. Es ist superdüster und furchtbar negativ – also genau so, wie ich es liebe. Die Geschichte spielt in der Zeit nach dem Weltuntergang durch Säureregen. Einige Überlebende haben im Tunnelsystem unter-halb New Yorks eine Art gesicherte Stadt gegründet – die Enklave. Sie wird von den Ältesten regiert, doch diese sind kaum äl-ter als 20, denn keiner lebt lang. Das Mäd-chen Zwei gehört zu jenen Mitgliedern der Enklave, die Nahrung beschaffen und die Gemeinschaft vor verwesenden Halbtoten beschützen müssen. Ihr wird als Begleiter auf ihren Patrouillen Bleich zugeteilt, ein Junge, der auf der Erdoberfläche zur Welt kam und schon als Kleinkind in die Enkla-ve gelangte. Die beiden beginnen, die Ent-scheide der Ältesten zu hinterfragen, und das führt schliesslich zu ihrer Verbannung. Diese wäre der sichere Tod, doch Zwei und Bleich beschliessen, sich zur Erdoberfläche hochzukämpfen, wo es irgendwo im Nor-den noch andere, glücklichere Überlebende geben soll ...
Wie gesagt: Das alles ist wirklich düster, aber wer so etwas mag, wird ‚Die Enklave’ lieben. Ich habe dieses Buch in einem einzi-gen Tag gelesen, weil ich es hammerspan-nend fand. Beeindruckt haben mich vor allem die sehr realistisch anmutenden Schil-derungen der Welt im Untergrund – sie ist bis ins Detail durchdacht und in sich völlig stimmig. Dieses Buch hat die Messlatte für weitere Weltuntergangs-Geschichten sehr hoch gelegt. Glücklicherweise ist es erst der Auftakt zu einer ganzen Serie, deren nächs-ten Teile für 2012 und 2013 angekündigt sind. Ich freue mich darauf!
Zuletzt noch ein Buch für jüngere Leserin-nen und Leser. Momentan erscheinen im-mer wieder Jugend- und Kinderbücher von sehr renommierten Erwachsenenautoren. Auch ‚Das portal’ ist so ein Fall – denn ver-fasst hat es John Connolly, der berühmte irische Krimi-Schriftsteller. In seinen Bü-chern vermischen sich oft realistische und übersinnliche Elemente, und das ist auch hier der Fall.
Die Drachenjägerin 1. Das Hohe Spiel Maja Winter540 SeitenCHF 22.90Blanvalet
Firelight – Brennender KussSophie Jordan375 SeitenCHF 29.90Loewe
Die enklaveAnn Aguirre352 SeitenCHF 23.90Blanvalet
Das portalJohn Connolly320 SeitenCHF 25.90cbj
Katharina Iten
Katharina Iten, 24, lebt in Dübendorf. Fantasy-
bücher liebt sie, weil «die Geschichten in ei-
ner anderen Welt spielen, aber meistens sehr
realistisch klingen. Sie erlauben mir, für kurze
Zeit in eine völlig andere Welt einzutauchen.
Zudem haben sie fast immer ein Happy End.»
Wer eine persönliche Leseempfehlung von Ka-
tharina Iten erhalten möchte, kann sich von ihr
jeden Mittwoch und Freitag beraten lassen – in
der Fantasyabteilung von Orell Füssli Kramhof
an der Zürcher Bahnhofstrasse.
Buchtipps
www.books.ch – September 2011 – 3534 – www.books.ch – September 2011
Fantastisch!
Tim Lenny George, 16, absolviert im Kramhof in
Zürich das zweite Jahr seiner Buchhändler-Leh-
re. Weil Tim in einem Dorf ausserhalb von Bern
lebt, braucht er täglich vier Stunden, um mor-
gens zur Arbeit und danach wieder nach Hause
zu gelangen. «Den weiten Weg nehme ich aber
gern auf mich», sagt er. «Denn die Zeit im Zug
kann ich zum Lesen nutzen.» Sein Tipp: «Höl-
lendämmerung» von richard Kadrey. «Los
Angeles. Die Stadt der Engel. Oder etwa nicht?
Ausser den Engeln leben hier zum Beispiel auch
Luzifer, Jaden und Stark. Stark war der bes-
te Magier von Los Angeles, bis ihn sein Zirkel
in die Hölle beförderte. Jetzt ist er entkommen
– nach elf Jahren –, und er will sich genüsslich
an seinem Zirkel rächen. Doch es gibt eine noch
grössere Gefahr, von der Fegefeuer und Him-
melstrompete noch gar nichts ahnen ...
Dieses Buch und seine Hauptfigur erinnern
mich stark an den Mystery-Thriller ‘Constanti-
ne’ mit Keanu Reeves und Rachel Weisz – auch
dort geht es um die Hölle. Das Buch trieft nur
so von Sarkasmus und schwarzem Humor. Ein
bitterböser Urban-Fantasy-Roman, gleichzeitig
sehr spannend und zum Totlachen. Vor Kraft-
ausdrücken und Gewaltexzessen wird allerdings
gewarnt!»
HöllendämmerungRichard Kadrey 428 Seiten CHF 24.90rowohlt polaris
Junge mitarbeitende von Orell Füssli geben weitere Tipps:
Cornelia Steck, 20, wohnt im kleinen Dorf
Seelmatten bei Turbenthal. Ihre Lehre zur
Buchhändlerin bei Orell Füssli Winterthur
schloss sie vor einem Jahr ab. «Mir gefällt vor
allem die Vielseitigkeit», begründet sie ihre
Berufswahl. «Und ich finde es toll, mit Bü-
chern zu arbeiten, denn sie verströmen eine
schöne Atmosphäre.» Cornelia Steck liest
selber viel – «aber langsam» – und mag vor
allem Fantasy-Literatur. Ihr Tipp: «Gerechte
engel» von mary Stanton. «Bree Winston-
Beaufort ist einerseits eine ganz gewöhnliche
Anwältin für Sterbliche – andererseits arbeitet
sie für bereits Verstorbene, die von der Höl-
le verschont bleiben wollen. In ihrem vierten
Fall muss Bree das Geheimnis um den Mord
an einer berühmten Tänzerin in den 1950er-
Jahren lösen, gleichzeitig vertritt sie eine alte
Dame, die in der Verfilmung des Lebens eben
dieser Tänzerin eine Rolle spielt ... Die Idee
einer Anwältin, welche die Toten vertritt, finde
ich sehr originell. Jeder Band bietet zwar eine
abgeschlossene Geschichte, man sollte aber
schon mit dem ersten der überirdischen Fälle
beginnen, um Bree, ihre Freunde und Mitar-
beiter gut kennenzulernen. ‚Gerechte Engel’
eignet sich für junge Frauen, die gern lesen
und nicht unbedingt auf grosse Action und
Spannung stehen – sondern eher auf eine
starke Hauptprotagonistin, die sich selbst,
ihre Gefühle und Stärken gut kennt. Wer die
TV-Serie ‚Ghost Whisperer’ mag, wird sich
auch über die überirdischen Fälle freuen!»
Die überirdischen Fälle der Bree Winston 4. Gerechte engelMary Stanton340 Seiten CHF 15.90piper
raffi marty, 18, steht im dritten Lehrjahr;
gegenwärtig arbeitet er am Kundendienst
im Kramhof. «Ich wollte im Verkauf arbeiten
und schaute mir die verschiedenen Branchen
an», erzählt er. «Der Buchhandel gefiel mir
sofort am besten.» Denn zum einen sei das
Gespräch mit den Kundinnen und Kunden
in dieser Branche besonders intensiv – zum
anderen ist Raffi ein begeisterter Leser, der
sich gern mit Büchern umgibt. Er liest aller-
dings fast nur dicke Fantasy-Romane, «et-
was anderes geht praktisch nicht. Warum
das so ist, weiss ich auch nicht.» Sein Tipp:
«piratenmond» von Chris Wooding. «Der
Autor fackelt nicht lang und zieht uns sofort
hinein in den absolut verrückten Alltag der
Luftschiffcrew um den Kapitän und Teilzeit-
piraten Darian Frey. Der anscheinend leich-
te Auftrag, das Luftschiff ‘Ace of Skulls’ zu
überfallen, geht mit dessen versehentlichem
Abschuss völlig schief – und plötzlich werden
Frey und Co. von der Navy als Piraten gejagt.
Für die Crew eine nicht allzu ungewöhnliche
Situation, da sie doch immer wieder schein-
bar leichte Aufträge annimmt, viel zu wenig
Profit macht und in den Schlamassel gerät.
gerät. ‘Piratenmond’ ist erfrischend anders
und strotzt nur so vor scharfem Humor. Für
alle Liebhaber humoristischer Fantasy ein
absolutes Muss!»
piratenmondChris Wooding576 Seiten CHF 17.90Heyne
Als Christine aufwacht, ist sie verstört: Das Schlafzimmer ist fremd, und
neben ihr im Bett liegt ein unbekannter älterer Mann. Sie kann sich an
nichts erinnern. Schockiert muss sie feststellen, dass sie nicht Anfang
zwanzig ist, wie sie denkt – sondern 47, verheiratet und seit einem Un-
fall vor vielen Jahren in einer Amnesie
gefangen. Jede Nacht vergisst sie alles,
was gewesen ist. Sie ist völlig angewie-
sen auf ihren Mann Ben, der sich immer
um sie gekümmert hat. Doch dann fin-
det Christine ein Tagebuch. Es ist in ih-
rer Handschrift geschrieben – und was
darin steht, ist mehr als beunruhigend.
Was geschah wirklich mit ihr?
400 Seiten
CHF 24.90
Scherz
ISBN 978-3-651-00008-7
Ich. Darf. Nicht. Schlafen. S. J. Watson
Der Mord an einer ohnehin todgeweihten Frau stellt die Polizei in Turku
vor mehrere Rätsel: Wer bringt in einem Krankenhaus eine Koma-Patien-
tin um? Und welcher Mörder hinterlässt auf dem Bettlaken des Opfers
eine einzige Spur –Tränenflüssigkeit? Eigentlich müsste Kimmo Joentaas
ganze Aufmerksamkeit der ungewöhnli-
chen Tat gelten, aber der junge Ermittler
hat gerade eine andere Sorge: Larissa,
die Frau, die wieder Licht in sein Leben
brachte, ist verschwunden. Während
dem Täter weitere Menschen zum Op-
fer fallen, führt Kimmo Joentaa die Su-
che schliesslich in ein kleines Dorf in der
tiefsten finnischen Provinz – und mitten
in die Dunkelheit eines lange vergange-
nen Sommers.
320 Seiten
CHF 32.90
Galiani
ISBN 978-3-86971-016-7
Das Licht in einem dunklen Haus Jan Costin Wagner
Auch seinen fünften Geburtstag feiert Jack in Raum. Raum hat eine im-
mer verschlossene Tür, ein Oberlicht und ist 12 Quadratmeter gross. Dort
lebt der Kleine mit seiner Mutter. Dort wurde er auch geboren. Jack liebt
es fernzusehen, denn da sieht er seine «Freunde», die Cartoonfiguren.
Aber er weiss, dass die Dinge hinter der
Mattscheibe nicht echt sind – echt sind
nur Ma, er und die Dinge in Raum. Bis
der Tag kommt, an dem Ma ihm erklärt,
dass es eine Welt draussen gibt und
dass sie versuchen müssen, aus Raum
zu fliehen.
Ein packender, von der wahren Ge-
schichte von Elisabeth Fritzl angeregter
Roman, der 14 Wochen lang auf der
Bestsellerliste der «New York Times»
stand.
416 Seiten
CHF 32.90
piper
ISBN 978-3-492-05466-9
RaumEmma Donoghue
34 Jahre arbeitete der Italiener Fabrizio Collini als Werkzeugmacher bei
Mercedes-Benz. Unauffällig und unbescholten. Dann ermordet er in ei-
nem Berliner Luxushotel einen alten Mann − grundlos, wie es scheint.
Der junge Anwalt Caspar Leinen bekommt die Pflichtverteidigung in
diesem Fall zugewiesen. Was für ihn
zunächst wie eine vielversprechende
Karrierechance aussieht, wird zu einem
Albtraum, als er erfährt, wer das Mord-
opfer ist: der Grossvater seines besten
Freundes, ein freundlicher, warmherzi-
ger Mensch. Collini gesteht zwar den
Mord, aber zu seinem Motiv schweigt
er sich aus. Und so muss Leinen einen
Mann verteidigen, der gar nicht vertei-
digt werden will.
200 Seiten
CHF 28.90
piper
ISBN 978-3-492-05475-1
Der Fall ColliniFerdinand von Schirach
36 – www.books.ch – September 2011 www.books.ch – September 2011 – 37
Die Gründer von Atlantis: Bettina Hürlimann- Kiepenheuer und martin Hürlimann.
Kinderwelt
Weil Kinder und Jugendliche am besten wissen, was Gleichaltrigen gefällt, gibt es im Kramhof an der Zürcher Bahnhofstras-se eine Testleser-Gruppe. Wer dazugehört, kann sich während eines halben Jahres kostenlos Neuerscheinungen ausleihen. Über jedes gelesene Buch schreiben die jun-gen Leseratten eine Kritik, die in der Buch-handlung aufgehängt und von den Besu-cherinnen und Besuchern mit viel Interesse gelesen wird. Die Testleserinnen und -leser bewerben sich schriftlich um die Aufnahme in die Gruppe und werden dann von den Buchhändlerinnen ausgewählt.
Ein neues Mitglied ist Anna Maria Köll-ner aus Bad Zurzach. Die 13-Jährige eig-net sich ideal für die Gruppe, denn sie liest enorm viel; manchmal verschlingt sie ein ganzes Buch in einem Tag. «Mein Vater hat auch schon gesagt, ich solle lieber ein biss-chen mehr Wörter für die Schule büffeln», erzählt Anna, die seit den Sommerferien die 3. Klasse der Bezirksschule besucht. Grundsätzlich freuen sich die Eltern aber, dass ihre Tochter eine derart begeisterte Leserin ist.
Am liebsten mag Anna Fantasy-Romane wie «Harry Potter» oder die Arena-Thril-ler – «alles von romantisch bis spannend». Bei diesen Vorlieben erstaunt der Tipp, den sie den jungen Leserinnen und Lesern von «books» gibt, nicht besonders: Anna emp-fiehlt die vierte Folge der «Twilight»-Saga, «Bis(s) zum ende der Nacht» von Ste-phenie meyer. «Das Buch habe ich inzwi-schen achtmal gelesen», sagt die Schülerin, «aber ich kenne es noch immer nicht ganz auswendig – bei jedem Durchgang erfahre ich noch etwas, das ich beim letzten Mal übersehen habe.»
Worum geht es im letzten Band der Serie? Anna erzählt: «Bella und Edward haben
geheiratet und fahren in die Flitterwo-chen. Schon bald müssen sie aber wieder nach Hause: Bella ist schwanger. Weil ihr Kind ein Halbvampir ist und sehr schnell wächst, hat sie enorme Schmerzen. Bei der Geburt der Tochter namens Renesmee stirbt Bella fast – aber Edward kann sie ret-ten, indem er sie zur Vampirin macht. Auf-atmen kann die junge Familie allerdings noch nicht, denn in der Welt der Vampire darf es eigentlich keine Kinder wie Renes-mee geben.» Wie die Geschichte weiter-geht, wie Bellas zweiter Verehrer Jacob zu seinem Glück findet und wie es am Schluss doch noch für alle ein Happy End gibt, will Anna nicht verraten. «Aber eines kann ich sagen: Als ich das Buch zu Ende gelesen hatte, war ich traurig darüber, dass die Se-rie jetzt fertig ist. Ich hätte gern noch einen Roman über Renesmee gelesen.»
Gerüchten zufolge ist es nicht ganz un-wahrscheinlich, dass Annas Wunsch in Erfüllung geht: In Interviews hat Stephenie Meyer bislang offen gelassen, ob sie ein Buch über Renesmee schreiben wird. Und sollte es keine weiteren Bis(s)-Bücher mehr geben, können Fans sich damit trösten, dass demnächst die Verfilmung des vierten Teils in die Kinos kommt.
Die KinderweltIn den Filialen von Orell Füssli im Zürcher Kramhof und in Winterthur sind attrak-tive neue Abteilungen für junge und ganz junge Leser entstanden: die Kinder-welten. Auch in «books» haben Bücher für Kinder und Jugendliche ihren ganz besonderen raum – diesmal sogar auf drei Seiten!
Alle Beiträge von markus Ganz und marius Leutenegger
Kinderwelt
Der Bilderbuch-TippIrene Yoker, 53, lebt in Zürich-Altstetten. Die
frühere Sozialpädagogin wollte schon immer
bei Orell Füssli arbeiten. Sie begann mit einem
Teilzeitpensum im Kundendienst, absolvierte
dann einen «Seiteneinsteigerkurs» und arbeitet
jetzt seit drei Jahren mit viel Leidenschaft als
Buchhändlerin in der Kinderwelt im Kramhof.
Die Mutter von drei Töchtern liebt vor allem
Bilderbücher, denn «mich fasziniert die Kom-
bination von Bild und Text». Ihr aktueller Tipp:
«Das grosse Waldorchester» von Guido van
Genechten. «In diesem Buch geht es um ein
Thema, das nur ganz selten in Bilderbüchern
vorkommt: um den Beginn des Tags. Ein Vogel
nach dem anderen erwacht und singt, bis ein
ganzes Waldorchester erklingt. Gezeichnet ist
das Buch in Pastellkreide; auch das sieht man
eher selten bei Bilderbüchern, ist aber sehr
hübsch. Der Hintergrund wandelt sich von Bild
zu Bild, zuerst ist es noch tiefe Nacht, dann
wird das Blau des Himmels heller und heller.
Das Buch berührt einen in seiner Schlichtheit
und ist für Kinder bestimmt sehr eindrücklich.»
Das grosse WaldorchesterGuido van Genechtenab 3 Jahren32 SeitenCHF 24.90Bloomsbury
Anna maria Köllner, besucht die 3. Klasse der Bezirksschule in Bad Zurzach – und liest enorm viel.
Bis(s) zum ende der NachtStephenie Meyerab 14 Jahren 800 SeitenCHF 19.90Carlsen
Hans de BeerKleiner EisbärLars, bring uns nach Hause!32 Seiten, inkl. Hörbuch22.90 CHFISBN: 978-3-314-10028-4
Lars liebt es, im Schnee herumzutollen. Dabei entdeckt er ein grosses U-Boot und macht Bekanntschaft mit Dackel Fredi. Fredis Herrchen sind Forscher, die im Polarmeer nachmessen, wieviel Eis bereits weggeschmolzen ist. Dabei haben sie zwei kleine Eisbär-Findelkindergefunden. Lars beschliesst, die beiden zurück zu ihren Eltern zu bringen.
www.nord-sued.com
Drollige Eiszeit
Der kleine Eisb
är im
Orell Füssl
i Kramhof.
am 24.09.11
um 12 Uhr.
Vor 75 Jahren veröffentliche Atlantis erstmals ein Kinderbuch. Dank Albert-li, Xaver und Wastl oder Barbapapa – sowie einer grossen Zahl heraus-ragender Autoren und Illustratoren – zählt der Verlag heute zu den wich-tigsten der Schweiz.
Es ist eine Geschichte, wie man sie kaum schöner erfinden könnte. Der aus Zürich stammende Historiker und Fotograf Mar-tin Hürlimann gründet im Berlin der frühen 1930er-Jahre die Kulturzeitschrift «Atlan-tis» und einen gleichnamigen Verlag. Dann heiratet der junge Verleger seine Mitarbeite-rin Bettina Kiepenheuer, eine Verlegertoch-ter und Schriftsetzerin aus Weimar. Der Ver-lag wächst, und das Paar wird zur Familie. Doch als der Vater seiner zweijährigen Toch-ter ein Kinderbuch schenken will, findet er kaum etwas, das seinen hohen Ansprüchen genügt. Kurzerhand beschliesst das Paar, sel-ber Bücher für Kinder zu verlegen.
Ein Jahr später, im Herbst 1936, erschei-nen bei Atlantis die ersten Kinderbücher. «Eia Popeia» mit deutschen Tex-ten und «Alti Versli und Liedli» in Schweizer Mundart zeigen bereits zwei Anliegen des Kinderbuchpro-gramms von Atlantis auf: Das Ei-gene soll bewahrt und das Fremde vermittelt werden. Für die Illustra-tion der Bücher werden angesehene Künstler engagiert. Dank ihrer in-ternationalen Kontakte kann Bettina Hürlimann bald Lizenzen für Bücher aus al-ler Welt erwerben. Sie zeigt zudem ein gutes Gespür für junge Talente. «Der Xaver und der Wastl» stammt von der damals 14-jäh-rigen Heidrun Petrides und ist heute noch gefragt.
Als 1967 Martin Hürlimann und 1974 auch seine Frau Bettina aus der Leitung des mitt-lerweile nach Zürich umgezogenen Verlags zurücktreten, gerät Atlantis in eine schwie-rige Phase. 1982 übernimmt Pro Juventute den Bereich Kinderbücher. Dann geht es wieder aufwärts: 1987 erscheint «Albertli» von Albert Manser und verkauft sich über 100’000 Mal. Zu den berühmten Illustrato-ren und Künstlern, die für Atlantis arbeiten, gesellen sich in der Folge viele neue Leute:
Lorenz Pauli, Kathrin Schärer, Linard Bar-dill, Claudia de Weck, Angelika Waldis, Christoph Badoux oder Anne Möller. 2003 stösst der Verlag zu Orell Füssli, weil Pro Juventute im Rahmen einer Umstruk-turierung das Verlagsgeschäft verkauft. Seit 2004 ist Hans ten Doornkaat für Atlantis verantwortlich. Er verleiht dem Programm mit Grosserfolgen wie «mutig, mutig» oder mit der Neuauflage aller Barbapapa-Bücher neuen Schub. «Ich liebte die Bar-bapapas in meinen frühen Buchhandels-jahren heiss», sagt der Verleger. «Und als ich merkte, dass auch andere Erwachsene diese Figuren für ihre Kinder suchen, war mir klar, dass ich die Barbapapas neu auf-legen will. Die frühen Bände sind Toptitel der Pop-art und zugleich wirklich populäre Bücher.» Die Barbapapas entsprächen auch seiner Programm-Philosophie, so Hans ten Doornkaat: «Wir präsentieren Eingängi-ges und Experimente nebeneinander – so haben Überraschungen eine bessere Platt-form.»
Atlantis: Grosse Vergangenheit, spannende Gegenwart
Viele Bücher von Atlantis sind zu moder-nen Klassikern geworden: der Bestseller «Albertli», der Grosserfolg «mutig, mutig» oder die Geschichten um die Familie von Barbapapa.
Buchtipps
www.books.ch – September 2011 – 3938 – www.books.ch – September 2011
Kinderwelt
es gibt gleich noch ein Jubiläum in der Schweizer Kinderbuch-Verlagsland-schaft zu feiern: Der NordSüd-Verlag, der die Geschichten um den kleinen eisbären Lars und den regenbogen-fisch publiziert, wird 50 Jahre alt.
Der NordSüd-Verlag gilt als traditionsrei-cher Schweizer Kinderbuchverlag. Wenig bekannt ist, dass er mit den beiden Toch-tergesellschaften NorthSouth Books in den USA und Editions NordSud in Frankreich sowie zahlreichen Vertriebs- und Partner-verlagen auch international stark vertreten ist.
Der Zürcher Verlag pflegt ein überraschend grosses und vielfältiges Programm. Dieses umfasst zurzeit etwa 220 Titel, jährlich werden rund 40 Neuerscheinungen verlegt. Das Verlagsprogramm zeichnet sich durch ein breites Spektrum an prächtig illustrier-ten Büchern aus, die mit viel Liebe zum Detail und hoher Originalität kleine und grosse Leute anzusprechen vermögen.
Gegründet wurde der NordSüd-Verlag 1961 von Dimitri und Brigitte Sidjanski. Viele der bis heute für den Verlag arbei-tenden Künstler wie Bernadette, Eleonore Schmid oder Binette Schroeder veröffent-lichten bei NordSüd ihre ersten Bilderbü-cher. Junge Illustratoren wie Janosch, Da-vid McKee, Józef Wilkón oder Celestino Piatti bereicherten später das Verlagspro-gramm. Viele Titel wurden mehrfach aus-gezeichnet und zählen zu den Klassikern der Bilderbücher. International bekannt wurden vor allem «Der Regenbogenfisch» und «Der kleine Eisbär». Die von Hans de Beer geschaffenen Bücher über den kleinen Eisbären Lars wurden in 26 Sprachen über-
Die märchenwand im Kramhof
Im September 2011 nehmen Märchen einen besonderen Platz in der Kinderwelt im Kram-hof ein: Während des ganzen Monats wer-den die schönsten Bilderbücher zu Märchen an einer eigenen Wand präsentiert. Anlass für die aussergewöhnliche Präsentation ist die Tatsache, dass in diesem Sommer einige ausnehmend schöne neue Titel erschei-nen – nachdem Bilderbücher zu Märchen in den letzten Jahren eher ein Schattendasein fristeten.
Wer wissen möchte, warum Märchen für Kinder so bedeutsam sind, findet in der Kinderwelt ein empfehlenswertes Buch zu diesem Thema: «Von der Weisheit der Mär-chen» von Susanne Stöcklin-Meier.
Von der Weisheit der märchenSusanne Stöcklin-Meier256 SeitenCHF 31.90Kösel
50 Jahre lang jung geblieben
setzt und verkauften sich allein im deutsch-sprachigen Raum über zwei Millionen Mal.
Mitte 2004 übernahm der heutige Verleger Urs Gysling mit einer Gruppe von Aktionä-ren den in einen Liquiditätsengpass gerate-nen Verlag. Die neuen Besitzer legten das Fundament für die erfolgreiche Weiterfüh-rung. Seit Mitte 2009 gehört der NordSüd-Verlag durch Mehrheitsbeteiligung zur Ver-lagsgruppe Oetinger.
2011 kann der Verlag gleich mehrere Ju-biläen feiern: Er veröffentlicht mit «Was macht die Farben bunt?» das 50. (!) Bilder-buch von Marcus Pfister, dem Schöpfer des Regenbogenfischs. Im August sind zudem das zehnte Abenteuerbuch von «Der kleine Eisbär» und ein günstiger Sammelband mit zehn der beliebtesten Bilderbücher aus der 50-jährigen Verlagsgeschichte erschienen. Natürlich mit dabei: Eisbär Lars und der Regenbogenfisch!
Was macht die Farben bunt?Marcus Pfisterab 4 Jahren32 SeitenCHF 24.90NordSüd
mein liebster Geschichten-schatzab 4 Jahren288 SeitenCHF 24.90NordSüd
eine Legende aus dem NordSüd-Verlag: Das Kätzchen pitschi, das gern ein Hahn, eine Ziege oder ente wäre.
Dieses Buch vereint vier der schönsten isländischen Sagas: die Saga von
Egil Skalla-Grimsson, die Saga von Grettir Asmundarson, die Saga von
Bard, dem Schutzgeist des Snaefell, sowie die Saga vom einhändigen
Egil und dem Berserkertöter Asmund.
Die Sagas erzählen von einer fernen
fremden Welt hoch im Norden, von ih-
ren geheimnisvollen und sagenhaften
Bewohnern: von Wikingern, die sich
das ganze Nordmeer erschliessen; von
unangepassten Häuptlingssöhnen der
Island-Siedler, die schon als Baby oft
blau sind und ein böses Ende nehmen;
von sturen Bauernschädeln und hoch-
begabten Dichtern; von Riesen, Trollen
und Halbtrollen; und vom ebenso be-
rüchtigten wie rätselhaften Berserker.
596 Seiten
CHF 52.−
reclam
ISBN 978-3-15-010799-7
Sagas aus Island – von Wikingern, Berserkern und Trollen Reinhard Hennig, Rudol Simek (Hrsg.)
Tracy Waterhouse, eine ehemalige Polizistin und absolut gesetzestreue
Bürgerin, kauft ein Kind. Niemand ist davon mehr überrascht als sie
selbst. Zwar handelt es sich dabei um eine Rettungsaktion − doch legal
ist das Ganze keineswegs. Plötzlich befindet sich Tracy auf der Flucht
vor dem Gesetz, das sie früher selbst
vertrat. Da kommt es ihr höchst unge-
legen, dass ein gewisser Privatdetektiv
namens Jackson Brodie sie unbedingt
wegen eines 30 Jahre alten Falls spre-
chen möchte. Tracy hat diesen spezi-
ellen Fall nie so ganz verwunden. Auch
damals ging es um ein Kind, und nun
ist Tracy fest entschlossen, das Richtige
zu tun.
464 Seiten
CHF 33.90
Droemer Knaur
ISBN 978-3-426-19910-7
Das vergessene KindKate Atkinson
Mike ist tot – und staunt nicht schlecht, als er plötzlich an der oft zitierten
Himmelspforte steht und sich lebendiger denn je fühlt. Völlig überrascht
stellt er fest, dass jetzt nicht etwa alles zu Ende ist, sondern dass das
wahre Leben erst richtig losgeht. Zusammen mit neuen Gefährten bricht
er auf, um dem Geheimnis des ewigen
Abenteuers auf die Spur zu kommen.
Auf dieser unglaublichen und verrück-
ten Reise kreuz und quer durch unzäh-
lige Universen erfährt Mike auf witzige
und zugleich dramatische Weise, dass
in dieser gigantischen Schöpfung alles
miteinander verbunden ist. Doch wer
hat sich das alles überhaupt ausge-
dacht?
247 Seiten
CHF 21.90
Wagner
ISBN 978-3-86729-048-7
Das ewige AbenteuerRoger Kappeler
Tante Martha liebt geknüpfte Deckchen und kitschige Malerei – und ist
eine Despotin. Das bekommt auch die Familie ihrer Nichte zu spüren, als
Martha plötzlich zwischen den Kindern auf der Rückbank des Kombis
sitzt: im karierten Reisekostüm, mit einem Koffer auf dem Schoss und mit
einem Regenschirm bewaffnet. Selbst-
verständlich kommt die Tante mit in den
Schottlandurlaub! Doch es ist kaum
zu glauben, Tante Martha zeigt auf den
Britischen Inseln Seiten, die ihr niemand
zugetraut hat. Sie zockt Truckfahrer
beim Kartenspiel ab, bringt die Familie
im Schloss eines Liebhabers unter und
entpuppt sich als Whiskey-Expertin.
Und sie hat noch mehr Trümpfe im Är-
mel.
272 Seiten
CHF 26.90
marion von Schröder
ISBN 978-3-547-71180-6
Martha im GepäckUlrike Herwig
40 – www.books.ch – September 2011 www.books.ch – September 2011 – 41
Die meisten Kochbücher regen heute mit prächtigen Fotos den Appetit an. es gibt aber auch eine kleine, aus-gesprochen feine Nische illustrierter Kochbücher.
Text: marius Leutenegger
Dank Digitalisierung kann heute fast jeder Hobbyfotograf erstklassige Bilder schies-sen. Doch ein Bereich bleibt weiterhin den Profis vorbehalten: die so genannte Food-Fotografie. Es braucht viel Erfahrung, Fingerspitzengefühl und ein vorzügliches technisches Equipment, um Speisen so aufzunehmen, dass sie appetitlich wirken – wer das nicht glaubt, muss nur einmal die Schilder von Döner-Lokalen studieren.
Zeit- und kostenintensivDa das Auge bekanntlich immer mitisst, sind die meisten Kochbücher Meisterwer-ke der Food-Fotografie. Kochbücher, die auf Fotografie verzichten, bilden nur eine kleine Nische – aber eine sehr interessan-te. Denn wer nicht die üblichen brillanten
Nahaufnahmen von gluschtigen Menüs präsentieren will, muss schon besonders kreativ sein, um ein Publikum zu finden. Etwa so kreativ wie der junge Zürcher Ver-lag WALDE+GRAF. Für das Buch «meta kocht» der Fernsehköchin meta Hilte-brand engagierten die Verleger den nieder-ländisch-spanischen Gestalter Jose Luis Garcia Lechner. Er schuf exzellente Bilder in kräftigen Farben, die sich auch an jeder Küchenwand vorzüglich machen würden. Für Peter Graf, der den Verlag zusammen mit Anaïs Walde leitet, war die Verbindung von Kochbuch und Illustration naheliegend – denn die beiden Verleger haben eine gros-se Affinität zur Illustration und arbeiten bei fast jeder Publikation mit diesem Stilmittel. «Die Illustrationen zeichnen unser Verlags-programm aus», so Peter Graf. «Denn ich bin überzeugt, dass Publikationen, welche die physische Qualität eines Buches heraus-arbeiten, sich auch in Zukunft unentbehr-lich machen werden – das E-Book kann dieses Erlebnis nicht bieten, es gibt nur Inhalte wieder.» Bücher illustrieren zu las-sen, sei aber zeit- und kostenintensiv. «Vie-
le Verlage scheuen den Aufwand», weiss Graf, «und weil die meisten Kochbuchver-lage grosse Häuser sind, die auch auf ein grosses Publikum abzielen, gibt es nur we-nige Experimente in diesem Bereich.»
unendliche VielfaltFür «Meta kocht» hat der Verlag eine appetitlich-sinnliche Form gesucht. Peter Graf: «Wir wollten eine ganz bestimmte Ästhetik transportieren, die gleichermassen für Retro wie für Modernität steht.» Dieses Ziel wurde zweifellos erreicht. Aber «Meta kocht» ist natürlich nicht nur der Illustra-tionen wegen empfehlenswert. Die Rezep-te sind so originell wie einfach – und man staunt wieder einmal, was jungen Köchin-nen und Köchen alles einfällt. Man könnte denken, dass irgendwann jede Kombinati-on ausprobiert ist, aber die Vielfalt in der Küche ist offenbar unendlich. Nun gut – aus gerade einmal zwölf verschiedenen Tönen sind ja auch schon unendlich viele Musikstücke entstanden.
Für die Küche viel zu schadeKochbücher
Schöne Verbindung von alt und neu: Lorenz meiers radie-rungen zu marianne Kaltenbachs «Aus Italiens Küchen».
Für Sie probiert: Zitronentörtchen mit meringue-Haube
(rezept aus dem links besprochenen Buch «meta kocht»)
Kochbücher
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Dessert für 4 personen:Zutaten:Für die Zitronentörtchen:
250 g Butter
250 g Zucker
3 Zitronen, davon Saft und hauchdünne
Streifen der Schale (Zeste)
5 Eier
8 Mürbeteigtörtchen
Für die Meringues:
4 Eiweiss
200 g Kristallzucker
1 EL Zitronensaft
Zum Fertigstellen:
4 Zitronenschnitze
4 Minzespitzen
Puderzucker
Zubereitung:Zitronentörtchen:
Die Butter schmelzen. Zucker, Zitronensaft und
Zitronenzeste dazugeben. Die 5 Eier aufschla-
gen und unter kräftigem Rühren mit der Masse
vermischen.
Auf dem Herd die Masse unter kräftigem Rüh-
ren erwärmen. Die Masse darf nie kochen, sonst
stockt das Ei! So lange rühren, bis die Masse zu
einer Creme eingedickt ist. In die Mürbeteigtört-
chen füllen.
Meringue:
Eiweiss in einer Schüssel schaumig schlagen.
Den Zucker während des Rührens dazurie-
seln lassen. Zuletzt den Zitronensaft beige-
ben und alles weiter zu einer schaumigen
Schneemasse schlagen.
Das steife Eiweiss in einen Spritzsack füllen
und Hauben auf die Törtchen spritzen.
Das Küchlein in der Mitte des auf 180 Grad
vorgeheizten Ofens 7—10 Minuten lang ba-
cken. Etwas Puderzucker darüberstreuen und
mit Minze und Zitronenschnitzen dekorieren.
Buchtipps
www.books.ch – September 2011 – 4342 – www.books.ch – September 2011
Kochbücher
ein KüchencomicWährend bei «Meta kocht» die Illustra-tionen der Visualisierung von Rezepten dienen, gibt es auch Kochbücher, bei de-nen die Zeichnungen ganz im Zentrum stehen. Ein schönes Beispiel dafür ist «ein eingeklemmtes» von Andy Fischli. Der Illustrator aus Zürich hat unter anderem regelmässig für die «WochenZeitung» gearbeitet. Für sie zeichnete er 2005 ein Rezept für zwei Zöpfe. «Es folgten eine Rührei- und eine Riesenschnitzelgeschich-te», erzählt der Künstler. «Über die Jahre ist mir die Kochfigur immer mehr ans Herz gewachsen, und es entstand die Idee, ihr ein ganzes Buch zu widmen.» Jetzt ist diese eigenwillige und höchst vergnügliche Mi-schung aus Comic und Kochbuch erschie-nen. Wie der Titel bereits andeutet, werden nur super-alltägliche Gerichte vorgestellt – vom Gemüserührei bis zum Zimtstern. Es geht eben vor allem um den Spass am Zeichnen. Lustig ist, dass Text und Bild oft ganz unterschiedliche Geschichten er-zählen. Während die Legenden im Kapitel «Birchermüesli» das Originalrezept genau wiedergeben, dokumentieren die Bilder den erfolglosen Kampf des Kochs gegen die Stubenfliegen. Manchmal kann man dem Koch dabei zuschauen, wie ihm alles daneben geht – doch das Rezept wird un-beirrt weiter kolportiert. Beim Rezept für ein Zucchetti-Süppchen schnipselt sich der arme Kerl zum Beispiel eine Fingerbeere ab, und das freut dann die gestreiften Eier. Sie treten als Nebenfiguren auf und sprin-gen herum wie das Rumpelstilzchen, wenn sie für Nahrungsmittel gehalten werden.
meta kochtMeta Hiltebrand, Jose Luis Garcia Lechner144 SeitenCHF 49.90WALDe+GrAF
ein eingeklemmtesAndy Fischli96 SeitenCHF 38.90pica
Aus Italiens KüchenMarianne Kaltenbach, Lorenz Meier560 SeitenCHF 70.00echtzeit
Himmlische KüchengelüsteEl Tipico, Michaela Drux208 SeitenCHF 62.00el Tipico
ein Klassiker – schön illustriertIllustrationen haben manchmal etwas Alt-ehrwürdiges, und darum eignen sie sich auch ideal für Kochbuchklassiker. Das beweist eine andere Neuerscheinung. Ma-rianne Kaltenbach (1921 –2005) war eine der bekanntesten Kochbuch-Autorinnen der Schweiz. Ihr beliebtestes Werk «Aus Italiens Küchen» war schon lange vergrif-fen, jetzt hat es der Echtzeit-Verlag wieder neu herausgebracht – als abschliessenden Teil einer Trilogie, zu der auch die Klassi-ker «Aus Frankreichs Küchen» und «Aus Schweizer Küchen» gehören. Wie diese bei-den Bände wurde auch «Aus Italiens Kü-chen» mit Radierungen von Lorenz Meier illustriert. Die filigranen und äusserst atmo-sphärischen Werke des Zürcher Künstlers, der an der Hochschule Design & Kunst in Luzern doziert und sich vor allem mit Ar-beiten für die NZZ einen Namen gemacht hat, rechtfertigen allein schon den Kauf des Buchs. Es ist bemerkenswert, welchen Aufwand der Verlag für diese Publikati-on betrieb, denn Marianne Kaltenbachs Rezepte wären selbst dann unentbehrlich, wenn man sie auf billiges Zeitungspapier drucken würde. So viel Liebe zum schönen Buch gehört belohnt, und deshalb gibt es nur eine Empfehlung: Kaufen!
Himmlisches von den ChamäleonsUnd gleich noch ein illustriertes Kochbuch aus der Schweiz bringt Freude in die Küche: «Himmlische Küchengelüste» von el Ti-pico. Hinter dem Namen steht ein Winter-thurer Verein, dessen Mitglieder in der Re-gion an kulturellen oder privaten Anlässen
kochen. Die besten Rezepte seiner «Welt-küchenchamäleons» präsentiert der Verein als «amouröse Zusammenstellung» in einer kulinarisch weltumspannenden Reise. Illus-triert (und in Form von Illustrationen auch kommentiert) hat das Ganze die deutsche Karikaturistin und Kabarettistin micha-ela Drux – mit so spitzer Feder, dass man gelegentlich vergisst, ein Kochbuch in den Händen zu halten, weil man nur noch die Cartoons anschaut. Für «Himmlische Kü-chengelüste» gilt daher das Gleiche wie für die drei anderen vorgestellten Bücher: wun-derbar – aber für die Küche, wo gelegentlich das Fett spritzt, natürlich viel zu schade!
«ein eingeklemmtes» von Andy Fischli: Kochen lernt man bei diesem Kochbuch eher nicht – aber dem Genuss dient es trotzdem.
10 Jahre nach dem Swissair-Grounding erscheint der faszinierende Er-
fahrungsbericht von Dieter Eppler. Er ist Captain bei der Swissair. Dann,
am 2. Oktober 2001, liegt die einstmals stolze Airline am Boden, Epplers
Lebensstelle ist infrage gestellt. Doch eines Tages landet ein Angebot
von Etihad Airlines auf seinem Schreib-
tisch. Hautnah und mit feinsinnigem
Humor erzählt der Captain von seinen
Abenteuern im Land der Scheichs und
über den Wolken.
288 Seiten
CHF 28.90
WOA
ISBN 978-3-9523657-0-0
Blindflug Abu DhabiDieter Eppler
Anne Weiss und Stefan Bonner fragen: Wären wir ohne Religion wirklich
besser dran? Tatsächlich können viele mit Religion nichts mehr anfangen
und halten ALDI für glaubwürdiger als den Papst. Sonntägliche Gottes-
anbetung passt nicht mehr zum Lifestyle, und Gott hat bei Facebook nur
137 Freunde. Sind wir von allen guten
Geistern verlassen?
Das Autoren-Duo nimmt Ahnungslo-
se und Erleuchtete unter die Lupe und
stellt fest: Immer mehr Menschen fin-
den, dass sie auch als Heidenkinder ei-
nen Heidenspas haben können.
256 Seiten
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Bastei-Lübbe
ISBN 978-3-404-60187-5
Heilige ScheisseStefan Bonner, Anne Weiss
Freiberufler verdienen mit sich selbst und ihrem Wissen Geld. Sie können
ihre eigene Arbeit bestenfalls teilweise an Mitarbeitende übergeben. Das
sorgt für ganz besondere Probleme und typische Krisen: ständiger Ho-
norardruck, Abhängigkeit von schwierigen Kunden und Auftraggebern,
aggressive Konkurrenz oder ausufernde
Büroarbeit. Finanzielles Wachstum ist
zudem schwer, wenn parallel zum Auf-
bau neuer Standbeine oder der Erwei-
terung des Geschäftsmodells Geld ver-
dient werden muss. Dieses Buch greift
über 70 typische Schwierigkeiten von
Freiberuflern auf, die allein oder mit bis
zu zehn Mitarbeitern arbeiten, und zeigt
humorvoll und mit vielen Beispielen aus
der Praxis, wie man sie erfolgreich be-
wältigt.
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ISBN 978-3-7093-0353-5
SurvivalGuide für Selbstständige Svenja Hofert
Für echte Mountainbiker sind gute Karten so wichtig wie die Luft in den
Reifen. Die speziellen Karten von Hallwag, entwickelt in Zusammenarbeit
mit «GPS-Tracks.com» und «Scott», garantieren allen, denen Velo fahren
zu wenig ist, Bike-Erlebnisse pur. Sie liefern Ihnen tolle Routenvorschlä-
ge ohne Ende. Der ideale Massstab von
1:50 000 verschafft einen raschen Über-
blick über die geplante Tour. Die Karten
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ser- und reissfest. Zudem erlauben es
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stellen, wo man sich genau befindet. 12
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Mountainbike Map 11: Engadin–St. Moritz
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Wasser für die ElefantenDrama
Fluch der Karibik 4 – Fremde GezeitenAbenteuer
Secretariat – Ein Pferd wird zur LegendeDrama
KonfuziusAbenteuer
Während der Weltwirtschaftskrise
1931 schliesst sich der verarmte
Student Jacob einem Zirkus an.
Dort verliebt er sich auf den ersten
Blick in die schöne Kunstreiterin
Marlena. Doch die Romanze der
beiden wird zum riskanten Draht-
seilakt, denn Marlena ist mit dem
tyrannischen Zirkusdirektor Au-
gust Rosenbluth verheiratet und
glaubt nicht an eine gemeinsa-
me Zukunft mit Jacob. Das Blatt
wendet sich erst, als Jacob das
Geheimnis der scheinbar undres-
sierbaren Elefantendame Rosie
lüftet ...
Captain Jack Sparrow ist wieder
da! Diesmal kreuzen sich seine
Wege mit jenen einer mysteriö-
sen Frau aus seiner Vergangen-
heit – der attraktiven Angelica
(Penélope Cruz). Sie hat Sparrow
schnell am Haken und treibt ihn
aufs Schiff des legendären Pira-
ten Blackbeard. Auf der Suche
nach der sagenhaften Quelle der
Jugend nimmt Captain Sparrow
erneut Kurs auf ein atemberau-
bendes Abenteuer und stösst da-
bei auf anmutige Meerjungfrauen
sowie seinen alten Rivalen Hector
Barbossa ...
In einer Zeit, in der das chinesi-
sche Reich noch nicht geeint ist,
wird Konfuzius als Berater an den
Hof von Lu berufen. Dort macht er
sich jedoch wegen seines milden
Herrschaftsstils schnell Feinde.
Obwohl Konfuzius sogar einen
Staatsstreich verhindert, wird er
durch eine List des Herrschers
von Qi vom Hof gejagt. Fortan
widmet er sich auf der Reise ins
Ungewisse seiner Arbeit an anti-
ken Schriften, die er überarbeitet
und lehrt. Doch seine Dienste
werden noch benötigt.
Hinter jeder Legende verbirgt sich
ein scheinbar unerfüllbarer Traum:
In einer Zeit, iin der der Pferde-
rennsport eine reine Männerdo-
mäne ist, übernimmt die Hausfrau
Penny Chenery den einst erfolg-
reichen Rennstall ihres kranken
Vaters. Allen Zweifeln zum Trotz
gelingt ihr mithilfe des exzentri-
schen Trainers Lucien Laurin (John
Malkovich) das Unglaubliche: Sie
führt den Hengst Secretariat zum
Triumph. Eine aussergewöhnliche
Geschichte nach einer wahren Be-
gebenheit.
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Bis am 21. Oktober 2011 in einer der Orell-Füssli-Filialen in Zürich, Bern, Luzern, Win-terthur, Frauenfeld, am Flughafen Zürich oder bei Rösslitor Bücher in St. Gallen abgeben – oder per E-Mail an: books@books.ch. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.
Wettbewerb
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DVD
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Gossip Girl – 3. StaffelTV-Serie
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König der Löwen – Diamond EditionZeichentrick
1956, die Zeit des Kalten Kriegs:
Der Schweizer Staatsschutz über-
wacht zehn Prozent der eigenen
Bevölkerung. Als ein kompromittie-
rendes Foto den Star-Reporter Wer-
ner Eiselin als sowjetischen Spion
entlarvt, ist dieser dem Druck nicht
gewachsen und nimmt sich im Ver-
hörraum das Leben. Spezialagent
Urs Rappold von der Antispionage-
Abteilung plagen Zweifel: Waren die
Fotos wirklich echt? Bald realisiert
Rappold, dass er selber Teil eines
Komplotts ist.
Jahrelang haben sich die Bewoh-
ner des Dorfs Daggerhorn mit ei-
nem Werwolf arrangiert. Doch das
Monster bricht den Waffenstillstand
und tötet die ältere Schwester der
jungen Valerie. Als ein Werwolfjäger
davor warnt, dass die Bestie tags-
über menschliche Gestalt annimmt,
bricht Panik aus – und die Zahl der
Opfer steigt. Valerie merkt, dass sie
auf aussergewöhnliche Weise mit
dem Wolf verbunden ist. Dadurch
macht sie sich verdächtig und wird
zum Köder.
Auch auf dem College halten Liebe
und Skandale die beliebten Upper
East Siders in Atem. Neue Figuren
und bekannte Gesichter (Georgina
ist wieder da!) sorgen für neuen
Herzschmerz. Alte Geheimnisse
führen zu neuen Verwicklungen.
Chuck und Serena arbeiten ihre
Vergangenheit auf – mit unerwar-
teten Konsequenzen. In den 22
Episoden auf den fünf DVDs der
dritten Staffel trügt oft der Schein.
Zum Glück deckt Gossip Girl ver-
lässlich all die Lügen, Affären und
Intrigen auf.
Unter der Obhut seines gutmütigen
Vaters Mufasa wächst der aufge-
weckte Löwenjunge Simba unbe-
schwert heran. Eines Tages soll er
dessen Platz als König einnehmen.
Aber bis dahin ist es ein langer Weg.
Begleitet von seinen witzigen Freun-
den Timon und Pumbaa – sowie
deren gemütlicher Lebensphiloso-
phie «Hakuna Matata» – muss sich
Simba schliesslich dem Kampf mit
seinem hinterhältigen Onkel Scar
um die Herrschaft über das Land
stellen.
Lily lebt in ihrer eigenen skurrilen
Fantasiewelt und macht meistens
das, wozu sie gerade Lust hat. Zu-
sammen mit ihrer Mutter wohnt sie
in einem idyllischen Landhaus. Als
die Mutter plötzlich stirbt, kommt
Lily zu ihrer Schwester Clara, die
mit einem Anwalt in Paris lebt. Un-
ter dem Einfluss der eigenwilligen
und freiheitsliebenden Lily findet
Clara mehr und mehr Geschmack
an der von Lily vorgelebten Unge-
bundenheit ...
Der wichtigste Mensch im Leben
von Betty Anne Waters ist ihr gros-
ser Bruder Kenny. Als Kenny zu
lebenslanger Haft verurteilt wird,
trifft Betty Anne eine mutige Ent-
scheidung: Sie will ihren Schulab-
schluss nachholen, Jura studieren
und den Prozess neu aufrollen.
Mithilfe ihrer besten Freundin Abra
besteht sie Jahre später die An-
waltsprüfung, doch Kennys Fall ist
bereits verjährt. Trotzdem kämpft
Betty Anne weiter – und entdeckt
schliesslich eine heisse Spur.
Paris 1942. Der elfjährige Joseph
ist ein aufgeweckter Bengel, der
sich auf die Sommerferien freut.
Doch an einem Junimorgen ist al-
les anders: Joseph bemerkt, dass
er von einem Tag auf den anderen
keinen Zutritt mehr zu Kinos, Jahr-
märkten und öffentlichen Parks hat.
Dennoch geniessen er, seine Fami-
lie und Freunde die bescheidene
Idylle auf der Butte Montmartre. Sie
fühlen sich trotz deutscher Besat-
zung in Sicherheit – bis zum Mor-
gen des 16. Juli ...
Ein Kloster in den maghrebinischen
Bergen in Algerien. Acht christliche
französische Mönche leben in Ein-
tracht mit ihren muslimischen Brü-
dern. Als islamische Extremisten
in das Kloster eindringen, müssen
sich die Mönche entscheiden: blei-
ben oder flüchten? Im Einklang mit
der Lehre ihres Gründers und ihrem
Glauben folgend harren sie aus –
und zahlen einen hohen Preis. Ver-
filmung der wahren Geschichte der
Zisterziensermönche von Tibhirine
in Algerien.
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48 – www.books.ch – September 2011 www.books.ch – September 2011 – 4948 – www.books.ch – September 2011
Veranstaltungen von Orell Füssli
Buchvernissage: «Gallusland – Auf den Spuren des heiligen Gallus»von Christian Schmidmittwoch, 14. September 2011, 20 hrösslitor Bücher, multergasse 1-3, 9000 St. Gallen
Bilderbuchlesung für die Kleinenmit Karl RühmannSamstag, 17. September 2011, 14 hOrell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8001 Zürich
Lesung von Franz Hohler: «Der Stein» Rösslitor Bücher in Zusammenarbeit mit der Kellerbühne St. Gallenmontag, 19. September 2011, 20 hKellerbühne St. Gallen, St. Georgen-Strasse 3, 9000 St. Gallen
Lesung von miriam meckel: «erinnerungen an eine Zukunft ohne uns» mittwoch, 21. September 2011, 20 hrösslitor Bücher, multergasse 1-3, 9000 St. Gallen
Handanalysen mit monika HauserDonnerstag, 22. September, 17–20 h Orell Füssli Winterthur, marktgasse 3, 8400 Winterthur
«Der kleine eisbär» in Lebensgrösse auf Besuch in der KinderweltSamstag, 24. September 2011, 11–14 hOrell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8001 Zürich
Buchvernissage: «Switzerland» mit Robert Bösch (Fotograf), Jürg Schmid (Schweiz Tourismus) und Emil Zopfi (Autor)Donnerstag, 29. September 2011, 18 hOrell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8001 Zürich
Literatur-CaféBuchhändlerinnen und Buchhändler stellen neue Bücher vor.Donnerstag, 29. September 2011, 19 hOrell Füssli Winterthur, marktgasse 3, 8400 Winterthur
Lesung mit Amanda Hodgkinson: «22 Britannia road» (englisch)Freitag, 30. September 2011, 20.15 hOrell Füssli The Bookshop,Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich
mehr Veranstaltungen und Informationen finden Sie auf www.books.ch
Lesung von renate Dehner und Karla Kunz: «Karlaohneaugen»Literaturfest Wortlaut Samstag, 1. Oktober 2011, 18/19/20 hrösslitor Bücher, multergasse 1-3, 9000 St. Gallen
ein Nachmittag mit prinzessin Lillifeeund mit Sue Bachmann für Kinder ab 3 Jahrenmittwoch, 5. Oktober 2011, 15 hOrell Füssli Westside, Gilberte-de-Courgenay-platz 4, 3027 Bern
Als muhammad Ali Swissair-präsident werden wollteHans Kissenpfennig und Urs von Schroeder erzählen Geschichten von Swissair-Vertretern auf AussenpostenDonnerstag, 6. Oktober, 19–21 hOrell Füssli FlughafenAirport Center, 8060 Zürich-Flughafen
Lesung von markus A. Will: «Der Schwur von piräus»mittwoch, 18. Oktober 2011, 20 hrösslitor Bücher, multergasse 1-3, 9000 St. Gallen
Interview und Signierstunde mit Simon Ammann und Andreas Küttel, Buchpräsen-tation «Die ungleichen Zwillinge»Donnerstag, 19. Oktober 2011Orell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8001 Zürich
Lesung von Catalin Dorian Florescu: «Jacob beschliesst zu leben»Rösslitor Bücher in Zusammenarbeit mit der Kellerbühne St. Gallenmontag, 24. Oktober 2011, 20 hKellerbühne St. Gallen, St. Georgen-Strasse 3, 9000 St. Gallen
Handanalysen mit monika Hauser Donnerstag, 27. Oktober, 17–20 h Orell Füssli Winterthur, marktgasse 3, 8400 Winterthur
Herbstlese im Literatur-CaféBuchhändlerinnen und Buchhändler stellen neue Bücher vor; mitdiskutieren beim Apéro ist erwünscht! Im Rahmen von «Zürich liest»Freitag, 28. Oktober 2011, 19 hOrell Füssli Winterthur, marktgasse 3, 8400 Winterthur
Lesung mit erwin Koch: «Was das Leben mit der Liebe macht» Im Rahmen von «Zürich liest»Freitag, 28. Oktober 2011, 20.30 hOrell Füssli am Bellevue, Theaterstrasse 8, 8001 Zürich
Lesung mit A.L. Kennedy (englisch)Im Rahmen von «Zürich liest»Freitag, 28. Oktober 2011, 20.15 hOrell Füssli The Bookshop,Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich
Ü70: «Oh mein Gott!»Im Rahmen von «Zürich liest»: Die Gewinne-rinnen und Gewinner des Schreibwettbewerbs für ältere Menschen lesen aus ihren Texten. Moderation: Richard ReichSamstag, 29. Oktober 2011, 18.30 hOrell Füssli am Bellevue, Theaterstrasse 8, 8001 Zürich
Zürich liest:Bilderbuchlesung «Gugus? Dada!» von Claudia de Weck, 13 hOn parle français! – Lesung mit Dominique de Rivaz, Chansons interpretiert von Clara Moreau, 16 h«Zürich ermittelt» – Gespräch mit den Krimiau-toren Sunil Mann, Isabel Morf und Petra Ivanov und dem Kommissar der Stapo Zürich Daniel Mrawek, 18.30 hSamstag, 29. Oktober 2011 Orell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8001 Zürich
Vegetarisch kochen mit Globiund dem Haus Hiltl, für Kinder von 6 bis 12 Jahrenmittwoch, 2. November 2011, 14–17 hOrell Füssli Westside, Gilberte-de-Courgenay-platz 4, 3027 Bern
Literatur-Cafémontag, 7. November 2011, 20 hrösslitor Bücher, multergasse 1-3, 9000 St. Gallen
einstimmung auf die Adventszeit 14.–19. November 2011Mit grossen KalenderverkaufOrell Füssli Frauenfeld, eingangsbereich passageBahnhofstrasse 70/72, 8500 Frauenfeld
Handanalysen mit monika Hauser Donnerstag, 17. November, 17–20 h Orell Füssli Winterthur, marktgasse 3, 8400 Winterthur
Lesung von Charles Lewinsky: «Gerron» Rösslitor Bücher in Zusammenarbeit mit der Kellerbühne St. Gallenmontag, 21. November 2011, 20 hKellerbühne St. Gallen, St. Georgen-Strasse 3, 9000 St. Gallen
Literatur-CaféBuchhändlerinnen und Buchhändler stellen neue Bücher vor.Donnerstag, 24. November 2011, 19 hOrell Füssli Winterthur, marktgasse 3, 8400 Winterthur
Night-Shopping mit Glücksrad und weihnachtlichen Gesängen Donnerstag, 24. November 2011, 18 hOrell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8001 Zürich
Buchpräsentation mit Andri Snær magna-son: «Traumland – Was bleibt, wenn alles verkauft ist?»Dienstag, 29. November 2011, 20.30 h Orell Füssli am Bellevue, Theaterstrasse 8, 8001 Zürich
märlistundenfür Kinder ab 3 JahrenJeden letzten Samstag im monat um 10.30 h:Orell Füssli Frauenfeld, Bahnhofstrasse 70/72, 8500 Frauenfeld
Jeden ersten Samstag im monat um 14 h:Orell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8001 Zürich
Jeden ersten Samstag im monat um 10 h:an hour full of stories, fun and activitiesOrell Füssli The Bookshop,Bahnhofstrasse 70, 8001 Zürich
Kinderspezialprogrammimmer samstags – ausführliche Informationen unter www.books.chOrell Füssli Kramhof, Füsslistrasse 4, 8001 Zürich
Orell Füssli
Ein behagliches Wohnzimmer für Bücherfans Orell Füssli hat seine grosse Filiale in Winterthur rundum erneuert – und zur modernsten Grossbuchhandlung der Schweiz umgebaut.
Text: marius Leutenegger
1997 wagte Orell Füssli erstmals den Schritt aus der Stadt Zürich heraus: Das Unter-nehmen, das zu den ältesten der Schweiz gehört, eröffnete eine grosse Filiale an der Marktgasse 3 in Winterthur. Obwohl sich der Standort von Beginn weg gut entwickel-te, wurde er seither nie erneuert. Das sah man ihm in letzter Zeit auch an: Die Möbel, die Teppiche oder die Beleuchtung hatten das Ende ihres Lebenszyklus’ erreicht.
Statt da und dort zu flicken, entschied sich Orell Füssli vor einem Jahr, das 1500 Qua-dratmeter grosse Geschäft vollständig neu zu gestalten. «13 Jahre sind mehr als genug für einen Laden», begründet Filialleiterin Franziska Tschumi diesen Entscheid. «In einer so langen Zeit verändern sich auch die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden, und darauf muss man reagieren.»
Viel ist passiert – auch hinter den Kulissen: Die Technik wurde zum Beispiel auf den neuesten Stand gebracht. Offensichtlicher für die Besucherinnen und Besucher der
Filiale sind aber andere Neuerungen. Die Filiale wurde so gestaltet, dass sie jetzt ein angenehmes Wohnzimmer-Ambiente aus-strahlt; dafür sorgen die Farbgebung, die Wahl der Teppiche, die Beleuchtung, vor allem aber die Möglichkeit, sich immer und überall mit einem Buch hinzusetzen und darin zu schmökern. Auf jedem Stock-werk findet man mindestens eine einladen-de Lounge und im ersten Stock die beliebte Café-Bar in neuem Kleid.
Die Orientierung im riesigen Bücher-An-gebot wird den Kundinnen und Kunden nun auf vielerlei Art erleichtert. Wichtige Gebiete werden optisch besonders hervor-gehoben – mittels der so genannten «High-light-Wände». Sie präsentieren die neues-ten Bücher eines Genres, sorgen dabei für eine stimmige Atmosphäre und sind allein schon einen Besuch der Filiale wert. Bei den Kochbüchern hängen zum Beispiel unzäh-lige Löffel von der Decke, Plättli-Elemente gemahnen an die Küche.
Auch wenn sich bei Orell Füssli alles ums Buch dreht: Die neu eröffnete Filiale an der Marktgasse ist mehr als eine Buchhand-lung. Kundinnen und Kunden finden hier auch eine riesige Auswahl an Geschenkar-tikeln und ein breites Sortiment an Fami-lienspielen. Und wem die Kopfreisen, die ein Buch ermöglicht, nicht genug sind, der kann im Laden gleich eine richtigen Trip buchen: Im zweiten Stock, wo die Reisebü-cher zu finden sind, betreibt STA Travel ein grosses Reisebüro.
entspannung erwünscht: Auf jedem Stockwerk findet man jetzt mindestens eine einladende Lounge.
50 – www.books.ch – September 2011 www.books.ch – September 2011 – 5150 – www.books.ch – September 2011
Es ist einfacher zu erzählen, wie ich nicht schreibe: Ich liege nicht in der Hänge-matte meines Gartenpavillons und warte mit verzücktem, in die Ferne gerichtetem Blick auf den Musenkuss. Erstens besitze ich keine Hängematte, geschweige denn einen Gartenpavillon. Und zweitens küs-sen die Musen sehr unzuverlässig. Meis-tens tauchen sie auf, wenn sie nicht er-wünscht sind. Mitten in der Nacht zum Beispiel. Wenn ich nichts lieber tun möch-te als in den Schlaf zu gleiten, tanzen sie um mich herum, flüstern mir Ideen zu und nötigen mich, diese aufzuschreiben. In der Regel gehorche ich. Falls ich das Ge-kritzel am Morgen noch entziffern kann, staune ich über die Banalität der Worte, die mir im nächtlichen Halbdämmer als Inspirationen von unglaublicher Brillanz erschienen.
Und so schreibe ich: Vor ein paar Jahren sass ich in der S-Bahn, schaute gedanken-verloren auf die blauen Schliessfächer des Bahnhofs Stadelhofen und fragte mich, ob es möglich sei, jemanden darin einzusper-ren. Nicht in die kleinen Kästen für fünf Franken, sondern in die grossen für acht. Als Krimiautorin muss ich solchen Ge-danken nachgehen. Ich stieg also aus dem Zug und kroch ins Schliessfach Nummer 58. Ich hatte Platz. So entstand das ers-te Kapitel meines Buches «Filmriss», in dem sich ein junger Mann gefesselt und geknebelt in dieser Situation vorfindet. Nun hatte ich einen Anfang, aber keine Ahnung, wie die Story weitergehen sollte. Die Phase der Planung begann.
In dieser Phase mache ich jeweils eine Ka-pitelübersicht, auf der ich vermerke, wel-che Haupt- und Nebenfiguren sich wann an welchen Orten befinden, schreibe Na-men, Motive, Mordmethoden und Alibis auf, Täter, Opfer und falsche Fährten. Dann stelle ich Recherchen an. Ich suche
Kolumne
mitra Devi, 48, besuchte eine Kunstschule in Zürich und war in verschiedenen Berufen tätig, ehe sie sich als freie Autorin, bildende Künstlerin und Journalistin durchsetzen konnte. Sie hat sich vor allem mit ihren Kurzgeschichten eine Namen gemacht – und mit ihrer Krimiserie um die Zürcher Detektivin Nora Tabani. ende September erscheint Tabanis vierter Fall:
Das Kainszeichen336 SeitenCHF 38.90 Appenzeller
geeignete Schauplätze, forsche im Inter-net nach bestimmten Waffenmodellen, befrage Fachleute und lese Bücher über Pfeilgiftfrösche, Amnesien oder Wahnvor-stellungen. Einmal war ich am Institut für Rechtsmedizin bei einer Autopsie dabei, ein anderes Mal schenkte mir eine be-freundete Gärtnerin eine giftige Alraune zur Förderung des kreativen Schreibflus-ses. Für das aktuelle Buch liess ich mich durch die psychiatrische Klinik Burghölzli führen, da sich meine Detektivin für ihre Ermittlung in eine geschlossene Anstalt einweisen lässt.
Sobald ich genügend Informationen für die Story beieinander habe, setze ich mich an den Laptop, mache mich ans Schreiben und trinke dazu viel Grüntee. Eine diszi-plinierte Regelmässigkeit hilft mir, den
roten Faden nicht zu verlieren. Mehrere Monate lang arbeite ich von Montag bis Sonntag, bis die Erstfassung steht. Dann lasse ich das Manuskript einige Wochen ruhen, um es danach mit der nötigen Gnadenlosigkeit zu überarbeiten. Nach zwei bis drei Korrekturdurchgängen, die in erster Linie aus Straffen und Verdich-ten bestehen, schicke ich den Text meiner Lektorin. Zu ihrem Leidwesen habe ich eine Affinität zu Adjektiven. Immer wie-der muss sie mich überzeugen, dass viel-silbige, blumige Begriffe das Lesetempo hemmen, womit sie natürlich Recht hat. Das Streichen schmerzt trotzdem. Kürz-lich diskutierten wir über das Wort «zap-penduster», das ich endlich einmal ver-wenden konnte – freudvoll wie das Kind einer Vegetarierfamilie, das mit heimli-cher Lust in eine Bratwurst beisst. Ich meine, wann hat eine Autorin schon die Möglichkeit, dieses einmalige Wort ein-zubauen? Da können Jahre ins Land ge-hen. Leider passte das Adjektiv nicht zur Textstelle und wurde eliminiert. Das sind
Schweizer Autorinnen und Autoren erzählen in books, wie sie schreiben. Heute: Mitra Devi
so die Schattenseiten des Schriftstellerle-bens. Zu den Sonnenseiten gehören für mich Anfänge. In meiner Ideenbox habe ich Dutzende Anfangskapitel versammelt, unter anderem jenes des letzten Nora-Tabani-Bands, in dem meine Detektivin den Mord an ihrem Vater aufklären wird. Und in dem ich das Wort «zappenduster» einbauen werde.
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