Post on 26-Mar-2016
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Dr. Rudolf StämpfliPräsident des Verwaltungsrats der BLS AG
ie zahlreichen Meinungen in der vor-liegenden Gazette bestätigen mir: Reisen bewegt – und zwar im bes-ten Sinne des Wortes. Es lässt nicht unberührt. Reisen ist ein Gefühl und
der Anspruch unserer Fahrgäste hoch. Wir, die BLS mit ihren über 2800 Mitar-beitenden, möchten Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, das Reisen angenehm gestalten. Dieser Herausforderung stellen wir uns Tag für Tag – von der Buschauffeurin bis hin zum Mechaniker und von der Reinigungs-kraft bis zur Zugbegleiterin.
Gemeinsam wollen wir an den Herausforde-rungen wachsen und noch besser machen, was jetzt schon gut ist. Unsere Aufgabe ist es, die Zukunft zu antizipieren und bereits heute moderne und komfortable Züge zu bestellen, um die Reisebedürfnisse von morgen zu befriedigen. Der öV bietet sehr viel – und die Ansprüche wachsen. Deshalb fühlen wir uns verpflichtet, darauf hinzuweisen, wenn ein Wunsch zu einem bestimmten Preis nicht erfüllt werden kann. Denn Mobilität ist ein wichtiges Thema der Zukunft.
Dazu leisten wir leidenschaftlich unseren Bei-trag. Gerne bringen wir unsere Erfahrung und unser Know-how ein, schauen voraus, planen und setzen um. Die Lösung aller Probleme kön-nen wir aber nicht alleine bieten. Dazu braucht
es die Unterstützung der Politik genau so wie das verantwor-tungsbewusste Handeln jeder und jedes Einzelnen.
DLiebe Leserinnen und Leser
Leseanleitung
Die BLS-GAZETTE besteht aus sechs Druckbögen à vier Seiten. Jeder davon lässt sich aus dem Magazin lösen und bildet eine Einheit – etwa der Künstlerbogen, den Steff la Cheffe gestaltet hat oder die beiden Fotobögen. Auf einem anderen Bogen äussern sich zehn Prominente – von Alex Capus über Sara Stalder bis Benedikt Loderer – auf Ein-ladung der BLS zum Thema «unterwegs sein». Ergänzt mit vielen anderen Einblicken ergibt das einen Cocktail, der die Vielfalt des Unternehmens BLS widerspiegelt.
So viele Fahrgäste transpor-tierte die BLS letztes Jahr mit der Bahn. Erstmals überhaupt wurde die 50-Mio.-Grenze übertroffen.
so lang wie der Rhein war dieSchlange aller Autos, die der BLS Autoverlad 2011 durch den Lötschberg-Scheiteltunnel transportierte, nämlich 5134 Kilometer.
Um soviel steigt die Nach-frage nach Transport-leistungen der S-Bahn Bern bis ins Jahr 2025. Deshalb beschafft die BLS 28 neue, leistungsfähige Doppelstock-Triebzüge.
Im Rhythmus
der Zeit
Künstlerbogen von Stefanie Peter
alias Steff la Cheffe
Die 25-jährige Berner Rapperin und Beatboxerin Steff la Cheffe, Stefanie Peter, ist mit ihrem ersten Album «Bittersüessi Pille», das 2010 erschienen ist,
einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. In den letzten beiden Jahren hat sie mit ihrer
Band in unzähligen Clubs und an Festivals in der ganzen Deutschschweiz gespielt. Zur Zeit arbeitet
die Musikerin an ihrem zweiten Album. Steff la Cheffe besitzt keinen Fahrausweis,
dafür ein GA. Wenn immer möglich, reist sie mit der Bahn zu ihren Terminen.
www.stefflacheffe.ch
U immer wenn dä Zug amne Perron hautet.De luegi geng wär chunnt u geit, aus würdi d Lüt vrwaute.I zeue d Stopps u d Statione, aus würd i dä Zug bewohne.Viererabteil – Comfort-Zone, gseh mi i mim Sässu throne.
Wo chunnsch du här? wo schtigsch du us? Vrzeu mir dini Plän.I luege und i lose zue. I ha no Zyt bis Bärn.
U immer wenn dä Zug amne Perron hautet.De luegi geng wär chunnt u geit, aus würdi d Lüt vrwaute.I zeue d Stopps u d Statione, aus würd i dä Zug bewohne.Viererabteil – Comfort-Zone, gseh mi i mim Sässu throne.
Wo chunnsch du här? wo schtigsch du us? Vrzeu mir dini Plän.I luege und i lose zue. I ha no Zyt bis Bärn.
U immer wenn dä Zug amne Perron hautet.De luegi geng wär chunnt u geit, aus würdi d Lüt vrwaute.I zeue d Stopps u d Statione, aus würd i dä Zug bewohne.Viererabteil – Comfort-Zone, gseh mi i mim Sässu throne.
Wo chunnsch du här? wo schtigsch du us? Vrzeu mir dini Plän.I luege und i lose zue. I ha no Zyt bis Bärn.
U immer wenn dä Zug amne Perron hautet.De luegi geng wär chunnt u geit, aus würdi d Lüt vrwaute.I zeue d Stopps u d Statione, aus würd i dä Zug bewohne.Viererabteil – Comfort-Zone, gseh mi i mim Sässu throne.
Wo chunnsch du här? wo schtigsch du us? Vrzeu mir dini Plän.I luege und i lose zue. I ha no Zyt bis Bärn.
Am Abe wes de dämmeret ufem SchtreckenetzIsch Hochbetrieb, es lärmet lut u widr chunnt des GhetzMe tuuscht sech us, es pruschtet lut u teu si so ufkratzt,dass angeri, wo gschafft si, dänke: «Häb doch mau dr Latz!»U jede Platz isch heiss begehrt aus wäres Rettigsboot,me macht sech chli u quetsch sech dri, me nimmt, was’ het ir Not.U schpät ir Nacht, wes dunku isch, bi ganz ellei no uf de Gleis,schribi no a mim Ufklapptisch u dänke zrügg a mini Reis.
Am Namittag ir BLS wächsle widr ReisegäschtSi si entspannt u gniesse d Fahrt. U wit u breit ke Reiseschtress.Gseh paar Kids uf Klassefahrt fiire ihre freie Tag.D Lehrerin geits glasse a:«Ds Luzärn chöit dir es Glacé ha!»Götti, Grosi, Änkuchinder luege zäme Büechli aPaar Tourischte witr hinde si churz fürnes Bsüechli da.Si fötele begeisteret u haute aues fescht.Si chöme nüm zum Schwärme us:«Switzerland is Best!»
Zur Mittagszyt ischs nüm so vou es angers Vouk isch ungerwäx.I gniesse mini Beifreiheit! Ke Schtou meh uf de guete Plätz!Arzttermine, Businesslunch und Bewärbigsgschpräch.Paar Froue si ga shoppe u vrschtoue ihri Schätz.Ds Knurre i dr Magegägend macht e junge Ma vrläge.Är zückt es Sandwich, nimmt e Biss, gseht zfride us, aus würd ärs gniesse.Es brucht nid viu zum glücklech si: E Fänschterplatz, chli Fantasie,u au di Biuder zieh vrbi i merke nid wi Zyt vrschtricht.
Am Morge früeh, we ds Zügli chunnt u Jede a sis Plätzli hocktSi viu no müed u hei no Müeh u füege sech em Autagstrott.Si gähne u si strecke sich, vrstecke sech ir Zytig.Paar lehne sech am Fänschter a,vrlüre sech ir Witi.Angri si scho putzt u munter, schlürfe amne KaffiHange scho am Handy u dr Ruum füut sech mit GlaferVom Mänti bis am Friti,me kennt sech scho u grüesst sich.E Querschnitt vore Nation: Vor Schüelerin zum Büezer. Zyt bis Bärn
Steff la Cheffe im Originalton:facebook.com/BLS.Bahn
Eine Zugfahrt in 4/4Railway Sounds
Anfahrt und Bremsen
Türe, die sich schliesst
Ch tsch k pfffff ffffffffffffffffff k
Schhhhhhhhhhhhhhoooooooooooooooooooouuuuuuuuuuuuuuuuuuchchchchchchchchchchch chchchchchchchch iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii iiiiiiii iiiiiiiiii iiiiiiiiiiii iiiiiii iiiiii iiiiii iiiii iiii ii i
Schritte
Tägg Tägg Tägg Tägg Tägg Tägg Tägg Tägg .....Togg Togg Togg Togg Togg Togg Togg Togg Togg...Tagg Tagg Tagg Tagg Tagg Tagg Tagg Tagg Tagg...ToggToggToggToggToggToggToggToggTogg...
Türe, die sich öffnet
Ch tsch k pfffff ffffffffffffffffff k
Abfahrt und Weichenrumpeln
Sch Sch Sch Sch Sch Sch SchSchSchSchSchSchSchSchSchhhhhhhhhhhhh.....DaDamm DaDamm DaDamm DaDamm DaDamm....
Isch da no frei?
Schring Ring
Schring Ring
Hallo!Geits guet? Jaaa...
Schatz?
In Reisestimmungunterwegs
im Bernischen
Am Anfang jedes
Aufbruchs und jedes
Neubeginns steht ein Bahnhof.
Ich habe ein grosses Ziel. Bald breche ich zu einer Expedition in den Himalaya auf und will dort
drei Sechstausender und den Mount Everest besteigen. In vier
Wochen. Ich habe einen Plan, eine gute Strategie. Deshalb ist es wichtig, dass ich mich auf die
täglichen Ziele konzentriere. Schritt für Schritt nehme. Nur so komme ich sicher am Ziel an. Wobei das Ankommen für mich nicht im
Vordergrund steht: Für mich ist tatsächlich der Weg das Ziel. Und der Erfolg hängt in hohem Masse von der Fokussierung und einer
seriösen Vorbereitung ab.
Ich fahre gerne Zug. Ausser am Morgen um 7 und abends um 18 Uhr, wenn man sich auf der Strecke Zürich–Bern auch in
der 1. Klasse in Gladiatorenmanier mit der Laptoptasche und der NZZ als gerolltem Schlagknüppel einen Platz erkämpfen
muss. Ich fahre auch gerne Tram. Ausser im Sommer, wenn Heiri Meier im gerippten
Unterliibli ausgerechnet heute das Deo vergessen hat, und er sich lässig an der
Deckenstange festhält – ich mit meinen 162 cm darunter. Und im Regen. Wenn Hunde und Knirpse und Nasen unaufhörlich auf den Tramboden tropfen und man aus den
aufgeweichten Gratiszeitungen auf den Sitzen Papiermachéfigürli basteln könnte. Doch, ich mag den öV von heute. An den Passagieren könnte man noch arbeiten.
Zuhause tanke ich Ruhe und Energie für die Arbeit im Geschäft. Still ist es mit zwei kleinen Kindern aber nicht! Zuhause sein bedeutet
auch Heimat spüren. Während meinen Wanderjahren im Rhein-
land und in New York habe ich die Schweiz schätzen gelernt. Die kurzen Erreichbarkeiten, der
öffentliche Verkehr und die Nähe zur Natur tragen viel zur
Lebensqualität bei. Heute ist meine Heimat da, wo ich am Sonntag das Abendessen im Kreis der Familie geniessen kann. Mit ihr pflege ich
die Rituale, die ich von meiner Mutter überliefert bekam.
Tempo spielt für mich eine wichtige Rolle.
Im OL darf ich nur so schnell laufen, dass ich
den Kopf noch frei habe, um die Karte zu lesen. Meine Tage vergehen
momentan sehr schnell. Da ist es wichtig, auch mal innezuhalten und
Momente der Entschleu-nigung einzuplanen.
Alle sind gegen die Zersiedelung. Die BLS auch. Obwohl sie sie fördert. Massiv. Denn
wer den öffentlichen Verkehr fördert, fördert auch die Zersiedelung. Dass der
öffentliche weniger Schaden anrichtet als der individuelle, ist nur ein schwacher
Trost. Was tun? Die Kostenwahrheit einführen. Pendeln ist zu billig. Die BLS
subventioniert mit ihren Tarifen die Verhäuselung. Die roten Zahlen der Bahn
kommen daher, dass ich als Pendler teilweise schwarz fahre. Erst wenn ich
zahlen muss, was ich koste, überlege ich mir, wo ich wohnen will. Das Auto ist keine Alternative. Denn echte Kosten-
wahrheit heisst: Die Autopendler zahlen jedes Jahr die acht Milliarden an externen
Kosten, die heute die Allgemeinheit übernehmen muss.
2011 bin ich 30 000 Kilometer Bahn gefah- ren und doppelt so weit mit dem Flugzeug
gereist – in der Schweiz und in Deutschland, in Frankreich, Spanien, Indien und
Amerika. Das war schön, ich habe jeden Kilometer genossen. Aber gut war es nicht.
Wer so viel reist, ist schlecht organisiert. Oder nicht gern zuhause. Oder läuft vor was
davon. Und ganz sicher war ich ein schlechtes Vorbild. Wenn alle meine acht
Milliarden Mitmenschen so viel reisen würden wie ich, würde das Verkehrsnetz
kollabieren und die Energiequellen würden sich erschöpfen, die menschliche Gesell-schaft würde auseinanderbrechen und der Planet Erde unbewohnbar – für uns
Menschen zumindest. Das ist nicht Ansichtssache, sondern die Wahrheit.
Der öV ist für die
Schweiz ein touristischer Differenzie-rungsfaktor.
aufbrechen
ankommen
unterwegs sein
zuhause sein
innehalten
entwickeln
entdecken
ausblicken
Greis, Rapper und Hardcore-
Pendler
Ueli Steck, Extrem-Kletterer
Andrea Jansen, Journalistin und TV-Moderatorin
Nicole Loeb, Chefin der Loeb-Gruppe
Simone Niggli-Luder, 17-fache
OL-Weltmeisterin
Benedikt Loderer, Stadtwanderer
Alex Capus, Schriftsteller
Jürg Schmid, Direktor
Schweiz Tourismus
aufbrechen
ankommen
unterwegs sein
zuhause sein
innehalten
entwickeln
entdecken
ausblicken
Greis, Rapper und Hardcore-
Pendler
Ueli Steck, Extrem-Kletterer
Andrea Jansen, Journalistin und TV-Moderatorin
Nicole Loeb, Chefin der Loeb-Gruppe
Simone Niggli-Luder, 17-fache
OL-Weltmeisterin
Benedikt Loderer, Stadtwanderer
Alex Capus, Schriftsteller
Jürg Schmid, Direktor
Schweiz Tourismus
In Zukunft will ich nicht mehr der Arbeit hinterherrennen, die Arbeit soll zu mir kommen. Ich will keine rituellen Ferien mehr machen, auf die ich gar keine Lust habe. Ich will am selben Ort wach sein, an dem
ich auch schlafe. Ich will meine Zeit dort verbringen, wo ich etwas Gutes tun kann, weil ich mich
auskenne und etwas zu sagen habe. Natürlich will ich auch weiterhin
reisen, aber nur mit gutem Grund. Arbeit ist ein guter Grund, unstill-bare Neugier auch. Langeweile ist
kein guter Grund. Blosses Fernweh und Herdentrieb auch nicht.
Das ökologische Bewusstsein ist ein unaufhaltbarer Trend. Das Bedürfnis, nachhaltig zu handeln und zu reisen,
wird noch deutlich zunehmen und anhalten. Damit verbunden steigt die Bedeutung des öffentlichen Verkehrs,
der im Vergleich mit anderen Ländern schon heute eine Einzigartigkeit
darstellt. Dank dem öV sind wir in der Schweiz für diese Herausforderung hervorragend positioniert. Heute ist
nachhaltiges Reisen für viele Menschen ein «Nice to have». In Zukunft wird es immer mehr eine Notwendigkeit und ein Entscheidungskriterium werden.
Das Leben hält ganz verschiedene Tempi für einen bereit. Manchmal hat man den
Eindruck, es bewege sich fast nichts und in anderen Momenten merkt man, wie rasend
schnell wieder ein Monat vergangen ist. Gerade mit Kindern passiert das oft, wenn man sieht, welche Fortschritte sie gemacht
haben. Bei mir selber werden die Zeiten sicher etwas ruhiger, wenn ich meine
Karriere als Spitzensportlerin beendet habe. Aber ich bin ein Typ, der wohl immer etwas zu tun haben wird. Ich kann mir gar
nicht vorstellen, mal ein Time-Out zu nehmen, eine Kreuzfahrt zu machen oder mich auf eine einsame Insel zurückzuzie-hen. Ich versuche, aus dem Hier und Jetzt das Beste zu machen und nicht von der
Zukunft zu träumen.
In den letzten 60 Jahren haben wir in der Schweiz
mehr gebaut als alle Generationen seit den Römern vorher. Dieses
Dickwerden heisst Wohl-stand. Bis 2072 also noch-mals so dick? Wer an den Fortbestand des Golde-
nen Zeitalters glaubt, tut dies aus Zynismus oder
Ignoranz.
In 12 Minuten düse ich unterirdisch von Züri nach Bern. Mit einem
Skytrain umrunde ich die Stadt und geniesse die
Aussicht. Für Transporte kommt ein E-Taxi, im GA
inbegriffen. Es gibt nur noch Niederflurtrams. Und Heiri Meier klappt die Türe immer vor der
Nase zu.
Ich will meinen Kindern
Respekt und Dankbarkeit
für die Schweiz weitergeben.
Die Zeit wird immer schnelllebiger, die Hektik wird weiter zunehmen. Das Einzige, was kons-
tant bleibt, ist die Ruhe in den Zügen. Wenn ich
statt mit der Bahn mit dem Auto reisen würde,
fehlten mir jeden Tag rund vier Stunden Zeit für Erholung und neue
Ideen.
Ich werde mein Leben lang grosse Herausfor-
derungen suchen: Berge besteigen, Bücher
schrei ben, Vorträge halten. Ich setze meine Ziele hoch. Sehr hoch. Ich will nicht in der Komfort-Zone leben.
Wer sich nicht Grosses vornimmt, kann keine Grenzen verschieben.
In Reisestimmungunterwegs
im Bernischen
S5
S
S52
S51
S2
S1 S6
S4
S3 S31
S6
S7
S61
RE
RE
R
S44
1
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3
5
11
12
19
20
17
16
10
4
613
14
15
18
7
8
9
Streckenauslastung2011
Einsteiger
BLS-Züge total1. Bern 2. Thun 3. Konolfingen 4. Burgdorf 5. Spiez 6. Luzern 7. Bern Wankdorf 8. Münsingen 9. Lyss 10. Belp 11. Langnau
12. Biel / Bienne 13. Wolhusen 14. Bern Bümpliz Süd 15. Fribourg 16. Kerzers 17. Bern Brünnen Westside 18. Düdingen 19. Neuchâtel 20. Frutigen
12 202 204
2 588 722
1 389 353
1 388 860
1 337 618
1 282 772
1 153 968
1 109 787
887 617
856 691
817 774
754 697
664 988
651 260
620 998
529 100
482 640
464 860
433 410
605 381
Top-20-Bahnhöfe 2011
Die Dicke der Balken repräsentiert die Zahl der beförderten Personen auf der Strecke (Personenkilometer).
= 50 Mio. Personenkilometer
KapitänDer Kapitän muss auch mal einen Streit schlichten und das Bergpanorama erklären.
Die BLS beschäftigt auf dem Thuner- und Brienzersee 11 Kapitäne mit dem «weissen Hut». Die Ausbildung bis dahin ist lang: Vom Leichtmatrosen zum Matrosen, Schiffsfüh-rer auf kleinen und grossen Schiffen bis hin zum Dampfschiffkapitän sind zahlreiche Prüfungen zu bestehen. Die Kapitäne haben direkten Kundenkontakt: Sie begrüssen die Passagiere, erklären auch mal das Bergpa-norama oder schlichten einen Streit.
MaschinistDer Maschinist muss die Tücken aller Schiffsmotoren kennen und arbeitet im Winter in der Werft.
Zurzeit sind zehn Unter- und Obermaschi-nisten auf dem Thuner- und Brienzersee tätig. Sie können auf allen Schiffen der BLS eingesetzt werden. Für die Arbeit auf den Dampfschiffen «Blümlisalp» und «Lötsch-berg» braucht es eine Spezialausbildung. Das Heizen und Überwachen der Dampf-kessel erfordert viel Erfahrung, denn die Maschinen sind 100-jährig und haben ihre Tücken. Im Winter warten und revidieren die Maschinisten in der Werft die Maschi-nen und Schiffsmotoren, damit diese in der Saison rund laufen.
DispatcherDer BLS-Dispatcher sorgt auch auf dem SBB-Streckennetz für einen reibungslosen Zugverkehr.
In der dispositiven und operativen Leitstel-le Spiez (DOLS) überwachen 17 Dispatcher den Zugverkehr auf dem BLS-Streckennetz. Hinzu kommen einzelne SBB-Linien, zum Beispiel jene im Rhone- und Aaretal. Sie arbeiten in drei Schichten, rund um die Uhr, an sieben Tagen. Dank der Dispatcher kann der Fahrplan auch bei Schwierigkeiten eingehalten werden. Sie organisieren zum Beispiel Ersatzbusse bei Streckenunterbrü-chen, bewilligen Anschlüsse oder lenken Güterzüge nur durch jene Tunnel, die sie mit ihrer Höhe passieren können.
BuschauffeurinDie Buschauffeurin ist bis um 1 Uhr morgens unterwegs und verkauft auch Billette.
Acht weibliche und 80 männliche Buschauf-feure arbeiten bei der BLS-Tochtergesell-schaft Busland AG. Diese deckt ein über 200 Kilometer langes Busstreckennetz auf 18 Buslinien im Emmental ab. Buschauf-feure stehen in direktem Kundenkontakt und im Schaufenster der Öffentlichkeit. Sie absolvieren regelmässig Kurse für sicheres Fahren, aber auch für Stressbewältigung und Erste Hilfe. Sie sind bei Wind und Wet-ter unterwegs, und ihre Schichten dauern zum Teil bis um 1 Uhr morgens.
BauingenieurDer Bauingenieur misst Verformungen der Brücken und baut auch Wildunterführungen.
Rund zehn Bauingenieure sorgen bei der BLS dafür, dass Brücken, Tunnel und Tras-see in tadellosem Zustand sind. Die Ingeni-eure führen regelmässig Belastungsversu-che durch: Jede Stahlbrücke wird alle sechs Jahre, die Betonbrücken alle zwölf Jahre mit zwei gekoppelten, schweren Lokomoti-ven des Typs Re425 befahren, um die Ver-formungen zu messen. Die spielen sich im Millimeterbereich ab.
a b c d e
a
c
d
b
e
f
Aus Berufungunterwegs
zu Ihren Diensten
Werkstatt-MitarbeiterDer Prüfer darf nicht farbenblind sein.
Rund 450 Werkstatt-Mitarbeitende sind in Aebimatt (Bern), Oberburg, Spiez und Bö-nigen dafür zuständig, die etwa 1500 BLS-Fahrzeuge in Schuss zu halten. Spezialisten aus zehn Berufen arbeiten in den Werkstät-ten, darunter Maler, Schweisser, Elektroni-ker und Diagnostiker. Die Qualitäts- und Si-cherheitsstandards sind hoch: Wer etwa als Prüfer Drehgestelle und Radsätze auf Risse untersucht, muss nachweisen, dass er nicht farbenblind ist.
BeraterIn ReisezentrumDie BLS-Beraterinnen und -Berater in den Reisezentren stehen jährlich mit 1,8 Mio. Kunden im Kontakt.
118 Berater und Beraterinnen erleichtern den Kunden das Reisen mit der Bahn. Sie verkaufen vor allem Fahrkarten und Abon-nemente. In 29 Reisezentren kümmern sie sich um die Kundenzufriedenheit, nehmen Serviceleistungen wahr und bieten eine umfassende Beratung über das Angebot des öffentlichen Verkehrs. Die Profis in den Reisezentren vermitteln auch komplette Städtereisen, Ferienhäuser und Pauschal-reiseangebote.
ZugbegleiterinDie Zugbegleiterin trifft Menschen jeder Herkunft und hört viele Schicksals-geschichten.
Bei der BLS sind 74 uniformierte Zugbe-gleiter beschäftigt, knapp die Hälfte davon sind Frauen. Sie arbeiten auf den RegioEx-press-Zügen, kontrollieren Fahrausweise und beraten in Tarif-Fragen. Sie geben aber auch touristische Tipps und geografische Auskünfte. Zudem führen sie Bremspro-ben durch, erteilen dem Lokführer die Ab-fahrerlaubnis und managen Störfälle. Ein vielfältiger Job für offene Menschen mit Fingerspitzengefühl.
LokführerDer Lokführer hat Güterwagen mit einem Gewicht von mehr als 1000 Tonnen im Rücken. Oder fast 600 Fahrgäste.
Die BLS beschäftigt rund 650 Lokführe-rinnen und Lokführer für Personen- und Güterzüge. Gerade mal sieben davon sind Frauen. Jedes Jahr lässt die BLS im Schnitt zwölf neue Lokführer ausbilden. Wurden früher vom Beruf im Führerstand vor allem Techniker angesprochen, so sind heute ver-mehrt soziale Kompetenzen gefragt. In vie-len Zügen ist die Frau oder der Mann an der Spitze des Zuges einzige Ansprechperson für die Fahrgäste.
Security-MitarbeiterDer Security-Mitarbeiter wird gleich sorgfältig und vertieft ausgebildet wie ein Polizist.
Die BLS beschäftigt 15 Security-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen, die in den Zügen in Zweierteams patrouillieren. Sie werden in Sicherheitstechniken geschult, absolvieren zudem einen Teil der Zugbegleiter-Ausbil-dung. Sie sind in den Zügen präsent, helfen auch mal älteren Menschen beim Einstei-gen oder melden eine defekte Lampe. Ihre Dienste sind besonders zu später Stunde an Wochenenden oder in Sonderzügen bei Fes-ten und Sportveranstaltungen gefragt. Der Grundsatz lautet: deeskalierend auftreten.
Reinigungskraft Die BLS-Reinigungsequipe arbeitet in drei Schichten, rund um die Uhr, an sieben Tagen.
Gratiszeitungen einsammeln, Böden, Toilet-ten und Sitzpolster reinigen: das sind einige der Aufgaben der 70 BLS-Reinigungskräfte. Mehr als die Hälfte davon sind Schweizer, dabei nur gerade zwei Frauen. Immer mehr von ihnen haben eine dreijährige Gebäude-reinigungslehre absolviert. Je länger ein Zug in einem Bahnhof bleibt, desto umfang-reicher ist die Reinigung. In der Nacht wer-den alle Züge vollständig gereinigt. Jährlich fallen in den BLS-Zügen 255 Tonnen Abfall an, 102 Tonnen davon werden rezykliert.
g h i jf k
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Netzwerkgrafik
Netzwerkgrafik
Netzwerkgrafik
317 Einfamilien-
häuserBahn
Die BLS sparte 2011 gegenüber dem Vorjahr 1,33 Mio. kWh Bahnstrom ein. Das entspricht dem durchschnittlichen
Jahresverbrauch von 317 Einfamilienhäusern.
385 000Elefanten
Autoverlad
1 283 438 Fahrzeuge transportierte der BLS Autoverlad 2011 am Lötschberg. Für das
Gesamtgewicht dieser Autos von fast zwei Mio. Tonnen müssten 385 000 Elefanten auf die Waage stehen. Weil der Umweg via
Martigny ins Wallis dank dem Autoverlad wegfiel, sparten die Autos insgesamt
8,98 Mio. Liter Treibstoff ein.
31 782Gelegen-
heitenSchifffahrt
Insgesamt 31 782 Gelegenheiten gab es 2011, in ein BLS-Schiff zu steigen. Am Brienzersee legte die BLS-Flotte
letztes Jahr 8556 Mal an, am Thunersee 23 226 Mal.
1 500Buckelwale
Infrastruktur
40 155 Tonnen Schotter verbaute BLS Infrastruktur letztes Jahr. Das entspricht dem Gewicht von 1500 ausgewachsenen Buckel-
walen. Zudem wurden 37 Kilometer neue Schienen verlegt.
Einmal um den Aquator plus Bern-Peking
Lötschberg
Insgesamt 128 323 Züge durchquerten den Lötschberg-Basistunnel seit Inbetriebnahme
Ende 2007. Aneinandergereiht würden diese die Erde am Äquator umspannen und zusätzlich die Strecke Bern–Peking belegen.
Im Trendimmer mehr unterwegs –
die BLS in Zahlen
2011
1,29 Mio. transportierte Fahrzeuge96 860 Schiffskilometer
3 826 Mio. Tonnenkilometer13,7 Mio. Trassenkilometer
Die BLS ist «mein» Transportunterneh-men. Sechs bis zehn Stunden pro Woche bin ich in einem BLS-Zug unterwegs und lasse mich von meinem Wohnort im Emmental nach Bern und abends von Bern wieder nach Hause chauffieren. Ich verbringe also immerhin fast einen Arbeitstag pro Woche im Zug. Das ist die Zeit, die ich sonst nicht habe, um Dossiers zu studieren, Akten und Artikel nachzulesen, Mails zu bearbeiten und – hoffentlich ungestört – nachzuden-ken. Denn nicht selten werde ich gezwun-gen, die privaten Auseinandersetzungen meiner Mitreisenden mit anzuhören, auch die geschäftliche Terminsuche meines Sitznachbarn möchte ich eigentlich nicht mitverfolgen. Um eine Kolumne für die BLS-Gazette zu verfassen, bietet mein rollendes Büro jedoch eine ausgezeichnete, inspirieren-de Kulisse. Die Geräusche und Gespräche im Ohr, das Fenster eine Bildergalerie, welche im raschen Wechsel vor mir vorbei zieht: Ich beginne also mit den ersten Zei-len. Steige ich morgens am Bahnhof Bern aus und am Abend wieder in den Zug, bin ich regelmässig beeindruckt: Es ist im-ponierend, welche Masse von Reisenden während der Stosszeiten unterwegs ist. Und es ist erstaunlich, dass diese Masse verlässlich, sicher und zeitgerecht irgend-wo in der näheren oder weiteren Umge-bung von Bern wieder aussteigen kann. Es ist eine gewaltige Infrastruktur und Logistik, die hinter diesem Transportsys-tem «öffentlicher Verkehr» steckt, das aus Trams, Bussen, Postautos, Zügen und – im Falle der BLS – sogar aus Schiffen besteht. Das Zusammenspiel, die Pünktlichkeit und Sicherheit verblüffen mich und ich zie-he meinen Hut vor all den Leuten, die im unglaublich komplexen Gebilde mitarbei-ten und das Ganze in Fahrt halten. Wie unvorstellbar verzwickt muss bei-spielsweise das Erstellen der Fahrpläne sein, mit dem Koordinieren der verschie-denen Unternehmen und Strecken und
Anschlüsse, die zu berücksichtigen sind! Das gelingt zwar, wobei – das muss auch ge-sagt sein – , nicht immer ganz überzeugend: Versteckte politische Geplänkel beeinflus-sen die Abfahrtszeiten und den Takt nicht in jedem Fall zum Vorteil aller Fahrgäste. Im Grossen und Ganzen bin ich stolz auf unseren öffentlichen Verkehr und auch auf die BLS. Und ich bin gerne mit dem öf-fentlichen Verkehr unterwegs, nicht nur auf meiner Heimstrecke, sondern in der ganzen Schweiz. Doch manchmal komme ich auch ins Sinnieren und Hadern: Etwa dann, wenn der Verband öffentlicher Ver-kehr für den kommenden Herbst erneut eine Tariferhöhung bekannt gibt. 5,6 Pro-zent sollen es dieses Mal im Durchschnitt sein. Um wie viel wohl die BLS-Tarife hochklettern werden? Eigentlich wird mir ja seit Jahren deutlich gesagt, dass ich mit meinem Ge-neralabonnement 2. Klasse viel zu billig wegkomme: Das GA sei viel zu günstig, beziehungsweise werde von den Inhabe-rinnen und Inhabern zu stark genutzt, die Entschädigung pro Kilometer betrage nur noch 13 Rappen, bekomme ich regelmässig zu hören oder zu lesen. Das will man nun korrigieren: Mit der neuen Tarifanpassung werden also wiederum die treuen Kundin-nen und Kunden an die Kasse gebeten: Die Inhaber von GAs und Halbtaxabon-nementen. Das GA ist nun innerhalb von drei Jahren um 15 Prozent oder stattliche 460 Franken teurer geworden und kostet ab Dezember 2012 3560 Franken. Auch das Halbtax wird spürbar teurer. Ein fairer Preis für eine gute Dienst-leistung ist das eine. Wenn ich als Kundin Jahr für Jahr mehr bezahlen muss, ohne dass ich auf der anderen Seiten spürbare Verbesserungen geboten bekomme, ist das etwas Anderes. Denn wohin führt uns die Reise des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz? Auf diese Frage steht leider zur Stunde die Antwort immer noch aus. Ver-schiedene Beteiligte haben unterschied-lichste Visionen. Für mich sind nicht im-
mer schnellere Strecken wichtig – wenn die Reise Zürich–Genf um ein paar Minu-ten verkürzt wird, dann ist das nicht die Aufwertung des öffentlichen Verkehrs, die für mich zählt – auch wenn hinter solchen «Streckenverbesserungen» zum Teil Milli-ardenaufwände stecken. Was für viele Kunden des öffentlichen Verkehrs aber im Vordergrund steht, sind kundenfreundliche Verkehrsbetriebe mit guter Infrastruktur, wie einem genügend grossen und funktionalen Sitz- und Steh-platzangebot oder pünktliche, sichere und saubere Züge mit Toiletten, die benutzbar sind. Auch Personal, das die Reisenden freundlich und zuvorkommend behan-delt, mit seiner blossen Präsenz Sicherheit vermittelt oder bei Störungen umgehend und verständlich informiert, wird von den Fahrgästen sehr geschätzt. Nun muss man fairerweise auch sa-gen, dass die Preiserhöhungen von den Verkehrsbetrieben nicht ganz freiwillig vorgenommen werden: Der Bundesrat hat im letzten Sommer beschlossen, dass die Bahnen einen um 200 Millionen Franken höheren Trassenbeitrag leisten müssen. Dieser Beitrag wird für die Benutzung des Schienennetzes entrichtet. Mit den Mehr-einnahmen, die ab dem nächsten Fahr-planwechsel in die Kassen der Verkehrs-betriebe fliessen, lassen sich also nicht bessere Dienstleistungen, ein dichterer Fahrplan oder mehr Sicherheit finanzie-ren. Immerhin haben es die Verkehrsbe-triebe geschafft, nur einen Teil des Mehr-betrags auf die Kundinnen und Kunden abzuwälzen: Mit einer durchschnittlichen Teuerung von knapp 6 Prozent ist man tie-fer geblieben als mit den ursprünglich an-gedrohten 9 Prozent. Aber wenn nicht kräf-tig Gegensteuer gegeben wird, droht in den nächsten sechs Jahren eine Teuerung von 27 Prozent! Das erinnert mich – und vielleicht auch Sie – an ein anderes, leidiges Thema, das mich als Konsumentenschützerin Jahr
für Jahr beschäftigt und auch kräftig är-gert: Die Gesundheitskosten, beziehungs-weise die Krankenkassenprämien, welche für die Familien und weniger gut Ver-dienenden mittlerweile eine kaum mehr tragbare Belastung darstellen, finanzielle Unterstützung durch den Kanton hin oder her. Bei den Tarifen des öffentlichen Ver-kehrs scheint sich eine ähnliche «Dyna-mik» einzuschleichen: Müssen wir uns auf den Rhythmus einstellen, dass der VöV im-mer Anfang Jahr und die Krankenkassen im Herbst ihre jährlichen Tarif- und Prä-mienerhöhungen bekanntgeben? Besonders schlecht kommt die An-kündigung von Tariferhöhungen an, wenn zugleich Dienstleistungen abgebaut wer-den: Seit dem letzten Fahrplanwechsel werden auf den Fernverkehrsstrecken kei-ne Fahrkarten mehr verkauft. Wer es nicht schafft, eine solche vor Antritt der Reise zu besorgen, muss entweder den nächs-ten Zug abwarten oder einen Zuschlag von mindestens 90 Franken bezahlen. Es mag sein, dass ein kleiner Teil der Reisenden bisher darauf spekuliert hat, dass er nicht kontrolliert wird und gratis und franko ans Ziel kommen kann. Für den überwiegen-den Teil der Reisenden ist es jedoch eine Misstrauenserklärung und ein Serviceab-bau. Da lobe ich mir die BLS, die auf diesen Zug nicht aufspringt und bei der man – die S-Bahnen ausgenommen – noch immer Bil-lets im Zug kaufen kann! Jetzt werde ich gleich in Bern einfah-ren und muss daher mein schriftliches Gedanken-Sammelsurium abschliessen. Noch dies, zum Schluss: Es gilt, die Wei-chen gut zu stellen für eine Verkehrspla-nung, welche der zunehmenden Mobili-tät gerecht wird, die finanziellen Lasten gleichmässig verteilt und nicht einfach die Schwächsten im Glied, nämlich die Reisen-den, zur Kasse bittet. Aber vielleicht müss-te man die gewohnten Schienen auch mal verlassen und einen Blick auf die Strasse wagen: Dort sorgen starke wirtschaftliche und politische Kräfte dafür, dass diese Mo-bilitätsform nicht unter die Räder kommt.
Sara Stalder, Geschäftsleiterin Stiftung für Konsumentenschutz
Dieser Beitrag entstand auf Einladung der BLS. Die darin geäusserte Meinung muss sich nicht mit derjenigen des Unternehmens decken.
Kultur lebt von Unterschieden, sagt man. Also ist auch Eisenbahnkultur erst einmal Differenz. Das erweist sich sofort, wenn es um nationale Vergleiche geht. Wer meint, eine Reise mit der Österreichischen Bun-desbahn sei mehr oder weniger gleich wie eine mit der Deutschen Bahn, irrt sich gründlich. Und die Schweizer Bahnen sind ohnehin unvergleichlich, zumal aus Schweizer Sicht, und fordern damit den kritischen Blick erst recht heraus. Wie es der Zufall und mein Berufsle-ben so wollen, bin ich in allen diesen drei Ländern oft unterwegs. In meiner Tasche ein Schweizer Halbtax–Abo, die BahnCard 50 der DB und die Vorteilscard der ÖBB – sie belegen, dass ich weiss, wovon ich rede. (Dass gleich daneben noch die sil-berne Frequent Traveller Karte der Star Alliance bzw. der Swissair sowie die Sil-berkarte des topbonus-Programms der Air Berlin stecken, relativiert natürlich mei-nen ökologischen Fussabdruck sogleich. Aber man muss schliesslich zu seinen Le-bensverhältnissen stehen.) Das alles ergibt Jahr für Jahr eine hübsche Zahl an öffentlichen Bahnreiseki-lometern. Sowie eine Menge von Erfahrun-gen, die ich in diesen Ausführungen gerne mit Ihnen teile. Weil sie helfen, nicht nur so etwas Schwieriges wie nationale Identi-täten zu verstehen, sondern auch so etwas Einfaches wie nationale Logik.
* Einblicke * Die Voraussetzung dafür ist der Status als Wiederholungstäter. Interrail-Kreuzfahr-ten mögen Anekdoten produzieren – ein tieferes Verständnis nationaler Eigenhei-ten bleibt solch mehr oder weniger hekti-scher Oberflächlichkeit versagt. Um wirk-lich nachvollziehen zu können, warum sich so viele Mitreisende in Deutschland einge-hend über die Ticketpreise und deren Be-rechtigung – oder auch nicht – im Vergleich zu den Kosten einer Autofahrt auf der sel-ben Strecke unterhalten, muss man Struk-tur, Sachkompetenz, Rhetorik und Argu-mente solcher in der Regel typähnlicher Gespräche gleichsam verinnerlicht haben.Um darauf hin zum Schluss zu kommen,
dass in der Geschichte Deutschland die Eisenbahn mit Sicherheit später erfunden wurde als das Auto, und nicht umgekehrt. In Österreich und in der Schweiz habe ich derartige Gespräche übrigens noch nie mit gehört. Was wohl damit zu tun hat, dass in Österreich die Autofahrer ohnehin kaum je die Schiene benutzen (und der öf-fentliche Verkehr entsprechend als eine Art Minderheitenproblematik erscheint), während die Schweizerinnen und Schwei-zer mittlerweile Auto und Bahn primär dadurch unterscheiden, dass im einen Sys-tem die einzelnen Wagen miteinander ver-bunden sind und im anderen nicht. Zu erwähnen ist allerdings noch, dass primär auf Hauptstrecken und in mindes-tens interregionalen Zügen unterwegs bin. Wie sehr das die Wahrnehmung verengt, machten mir kürzlich Tiroler Winterferien klar. Nach Verlassen des Railjets auf der Paradestrecke Zürich-Wien herrschten die Gesetze der Wildnis – die Verkehrswelt lös-te sich umgehend in eine Reihe von Paral-leluniversen auf, die miteinander wenig zu tun hatten und dem Gast rasch klar mach-ten, dass etwa die Kommunikationsstan-dards strikte den Bedürfnissen der wort-kargen Einheimischen entgegen kommen.
* Spekulationen * Zurück zum Start: Worauf will ich hinaus? Ganz einfach: Ich möchte Sie dafür sensibi-lisieren, dass der Bahnalltag gerade in der nächsten Umgebung der zwei deutschspra-chigen Nachbarländer ein grossartiges Forschungsfeld abgibt. Denn anders als bei drastischen, exo-tischen Kitzel aufrufenden Vergleichen europäischer Bahnpraxis mit abenteuer-lichen Mutproben im Hohen Norden oder im Fernen Osten bietet sich hier die Chan-ce, im vermeintlich Bekannten Neues zu entdecken. Nicht die groben, sondern die feinen Unterschiede sind es, über die sich hier spekulieren lässt. Allein schon die Persönlichkeitsprofi-le der ZugbegleiterInnen sind eine Studie wert. Denn über die individuellen Charak-terunterschiede hinaus ist zu erkennen,
wie sehr da hinter aller Kundenorientie-rung nach wie vor verschiedene Rollen-bilder spürbar sind. Die mit dem Grad an Identifikation mit dem jeweiligen Arbeit-geber und seinem Sozialprestige zu tun ha-ben, und dem Stolz, der sich daraus ergibt. In dieser Sicht ist beispielsweise jede Ansage über Verspätungen ein Psycho-gramm. Wenn in Deutschland ein Zug ein-einhalb Stunden zu spät unterwegs ist, aus welchen Gründen auch immer, so hat das mit Unpünktlichkeit wenig mehr zu tun. Entsprechend ist jede Entschuldigung über die Zugslautsprecher samt obligater Bitte um Verständnis ein Schuldbekennt-nis – das sich natürlich höchstens in Zwi-schentönen oder demonstrativer Sachlich-keit äussert. Umgekehrt erweist sich der Hinweis auf eine eineinhalb Minuten verspätete Ankunft in Schweizer Zügen als ein Tri-umph im Kleid der Demut, während in Österreich die Universalausrede der fahr-planwidrigen Abfertigung an der ungari-schen Grenze jede weitere Begründung eh obsolet macht.
* Forschungen * Dann die verschiedenen Speisewagen, das Bordbistro und die mobilen Verpflegungs-angebote mit all ihren Komödien und Dramen. Oder die Reservationssysteme. Die Toiletten. Die Gepäckablagen. Die auf-liegenden Lektüren zwischen Marketing, Information, Lebensberatung und verord-neter Munterkeit. Vielleicht auch die sozi-ale Differenzierung zwischen erster und zweiter Klasse, welche die Österreicher durch ihre Premium Class zusätzlich auf die Spitze treiben. All dies sind kostenlose Forschungs-angebote. Sie halten eine Fülle von Beob-achtungspunkten bereit, die das Reisen im Zug und die damit verbundenen Eigenhei-ten und Gewohnheiten auf kulturell hoch spezifische Weise zu erklären vermögen. Unterwegs sein kennt immer auch, histo-risch gewachsene und resistente, mitunter zur nationalen Selbst- und Fremdwahr-nehmung gehörende Bedingungen, und In-
stitutionen wie die Bahnbetriebe bringen das sowohl gezielt als auch oft unbewusst zum Ausdruck.
* Grossversuch * Zu leben beginnt dieser Bedingungsrah-men allerdings erst durch die Menschen, die darin unterwegs sind, und das macht die Forschung doppelt vergnüglich. Sie, ich und alle die vielen anderen, die als Touris-tinnen, Pendler, Geschäftsreisende oder in sonstiger Mission unterwegs sind; wir bringen die sozialen Systeme der Bahn-gesellschaften zum Summen und Klingen, sorgen für Irritationen und Erkenntnismo-mente – und beobachten uns immer auch selbst. Was das im Grossversuch heissen kann, haben uns kürzlich die SBB mit ih-rer Ankündigung beschert, in den Zügen keine Fahrkarten mehr zu verkaufen und damit jede mentale Nachlässigkeit, jede mangelnde Voraussicht im Falle streiken-der Ticketautomaten oder unzuverlässiger Zubringer sowie natürlich unseren Hang zur Bequemlichkeit drakonisch abzustra-fen. Erstaunlicherweise haben die Schwei-zerinnen und Schweizer diese Kröte mehr oder weniger widerstandslos geschluckt. Keine Demonstrationen, kein Aufstand, kein Streik: Der Staatsbetrieb, der nur pro forma keiner mehr ist, hat befohlen, und wir haben gehorcht. Eine Ausnahme macht, glücklicher-weise, die BLS, die den Billettverkauf im Zug selbstverständlich weiterführt. Umso mehr bleibt im Zeichen der transnationalen Neugier die Frage, wie denn wohl die Deutschen und Österreiche-rInnen auf eine derartig massive Restrikti-on reagiert hätten. Die Antwort ist, so wage ich zu vermuten, klar: Weder die ÖBB noch die DB könnten es sich erlauben, ihren Kundinnen und Kunden eine solche Ohr-feige zu verpassen. So etwas geht nur in der Schweiz – in jenem Land also, in dem offen-bar erst die perfekte Eisenbahn erfunden wurde, und deutlich danach ihr zahlendes Publikum.
Martin Heller, selbstständiger
Kulturunternehmer
Dieser Beitrag entstand auf Einladung der BLS. Die darin geäusserte Meinung muss sich nicht mit derjenigen des Unternehmens decken.
Fahrt
Schschschschschschschschschschschschsch SchSchSchSchSchSchSchSchSchhhhhhhhhhhhh.....DaDamm DaDamm DaDamm DaDamm DaDamm....Chchchchchchchchchchchchchchchhchchchch.....
Fahrt
Gschschschschschschschschschschschschsch SchSchSchSchSchSchSchSchSchhhhhhhhhhhhhGschschschschschschschschschschschschsch.....
Fahrt
Sschschschschschschschschschschschschsch SchSchSchSchSchSchSchSchSchhhhhhhhhhhhh....DaDamm DaDamm DaDamm DaDamm DaDamm.....
Grüessech mitenang! Aui Billet u Fahrcharte,
bitte!Merci! Danke!
Hallo? Hallo! Ah, iz ghöri di
widr! Weisch, i bi drum
grad imne Tunnäu gsi....
Ds Zugorcheschter
Zügig fahrt dä Zug im Minutetakt.Vo Dorf zu Kaff i d Agglo u vo Stadt zu Stadt. Ghörsch ds Quiitsche vo dä Brämse u ds Rumple über d Weiche?Wär brucht schone Beat? I muess nume reise.Pfiffe, Zische, Ruusche. Ds ganze Zugorcheschtrsteit mir zur Vrfüegig u git, was’ het zum Beschte.Schritte, Hueschte, Raschle schtimme no mit iiZu dere Symphoni schrib i mini Riime.Au di vrschidne Gschichte haue no dür d Gäng,vrmische sich u flüschtere u singe mini Backings.iPhone-Nokia-Klinguton haue i mim Inne-OhrFunkloch schtiu «Hallo! Hallo?» setze ii, wi im Kanon.Es Ching schreit lut, es proteschtiert.Itz bäuets no, dr Hung soliert. E churze Break, es Tunnäu chunnt. S wird dumpf u au dä Lärm vrschtummt.Es ratteret und schouklet sanft, dä Rhythmus lullt mi ii.Geng hin und här im gliche Takt, wed d Bahn i Kurve ligt.I drifte ab, I nicke ii, vrsinke i däm Sitz.Entspanne mi, u hange chli u chille no es bitzli. I gönne mir e Pouse. Dr Mönsch muess o chli leueEs summet schön. I fade out u gleite ab i Tröim.Ersch d Aasag abem Band mit femininer Schtimm,erinneret mi dra, dass i nid im Bettli bi.
Gutes Ergebnisimmer besser unterwegs –
die grosse BLS Kundenumfrage 2011
Kunden-zufriedenheit Bahn gesamt+4,2 Pt.
+3.0 Pt.
+7,8 Pt.
+5,3 Pt.
+5,7 Pt.
+6,4 Pt.
+2,9 Pt.
20112008
Steigerung
+1,4 Pt.
+3,8 Pt.
+2,6 Pt.
+3,3 Pt.
+4,2 Pt.
+3,8 Pt.
+5,2 Pt.
Kunden-zufriedenheit S-Bahn Bern
Kunden-zufriedenheit
S-Bahn Luzern
Kunden-zufriedenheit
Regio
Kunden-zufriedenheit RegioExpress
Zuverlässigkeit
Fahrkomfort
Haltestellen-infrastruktur
Sicherheit
Bediente Verkaufsstellen
Haltestellen-Information
Sauberkeit Fahrzeuge
Tickets und Preise
Informationen bei
Verspätungen
BLS-Fahrgäste nach Klasse
Zweck der Reise
2008, 70,9 Pt. / 2011, 75,1 Pt.
Die allgemeine Zuverlässigkeit der BLS wird 2011 insgesamt um 6,4% besser eingeschätzt als noch 2008. Das Thema beinhaltet das Einhal-
ten der Fahrpläne sowie das Gewährleisten von Anschlusszügen.
Beim Fahrkomfort legte die BLS um 2,9 % zu. Hier geht es unter an-derem um das angenehme Ein- und Aussteigen, um wenig Lärm und gute Luft, angenehme Temperaturen im Sommer und im Winter und
die Attraktivität der Innenausstattung. Überdurchschnittlich war die Steigerung bei den Themen «genügend Sitzgelegenheiten» (+4,5%)
und «Sitzkomfort» (+3,4%).
Zur Beurteilung der Haltestelleninfrastruktur zählen unter anderem auch WC, Witterungsschutz, Sitzgelegenheiten, Beleuchtung
und Abstellplätze für Velos, Mofas und Autos. Sehr hoch sind die Werte der BLS im Bereich der Verkehrssicherheit beim Ein- und
Aussteigen (81,4%).
Markant konnte die BLS beim Thema Sicherheit zulegen. Hier geht es um das Gefühl von Sicherheit (am Tag und am Abend) sowie
um die Wahrnehmung von ausreichender Präsenz von Personen (Steigerung des Werts um 4,8%), die für die Sicherheit der Fahrgäste
zuständig sind.
Passende Öffnungszeiten, ausreichende, kompetente und freundliche Beratung sowie gutes Infomaterial und eine angenehme Atmosphäre
erwarten die Kunden von BLS-Verkaufsstellen. Hier konnten die BLS-Reisezentren gegenüber 2008 auf sehr hohem Niveau nochmals zulegen. Absolut top waren die Werte «Freundlichkeit der Verkaufs-
mitarbeiter» (85,9%) und «Sauberkeit der Räume innen» (87,5%).
Auch bei der Haltestellen-Information konnte sich die BLS nochmals verbessern. Hier geht es um eine klare Wegweisung in Form von ver-fügbaren Reiseinfos zu Fahrplan, um Umsteigemöglichkeiten, sowie um die Lesbarkeit und Ansage der Haltepunkte an den Haltestellen
und im Fahrzeug.
Ein deutliches Plus erreichte die BLS beim Thema Sauberkeit: Beur-teilt wird hier die Sauberkeit der Fahrzeuge innen und aussen sowie die Schnelligkeit bei der Behebung von Schäden und Schmierereien.
Die BLS-Kunden sind mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis der Tickets deutlicher zufriedener als noch vor drei Jahren. Neben den Preisen geht es hier auch einfache und verständliche Regelungen im Ticket-
Sortiment.
Bei der Kundeninformation im Verspätungsfall konnte sich die BLS sehr deutlich verbessern. Hier werden zusätzlich Infos über
Anschlüsse und alternative Reiserouten erwartet.
2011 waren 14% der BLS-Fahrgäste in der 1. Klasse und 86% in der 2. Klasse unterwegs. Gegenüber
2008 ist der Anteil der 1.-Klasse-Fahrgäste
um 1% gestiegen.
Basis dieser Zahlen ist die Kundenzufriedenheitsumfrage, welche die BLS im Herbst 2011 in ihren Zügen durchgeführt hat. Es wurden über 3000 Fragebögen ausgewertet.
Impressum Herausgeberin: BLS AG, 3001 Bern, www.bls.ch l Erscheinungsdatum: April 2012
Konzeption/Gestaltung; hilda design matters, Zürich l Text: BLS Unternehmenskommunikation, Bern und textatelier.ch l Künstlerbogen: Stefanie Peter Fotografie-Impressionen: Jiří Chmelik, hilda design matters, Zürich l Druck: RITZ AG Print und Media, Bern
Die meisten Fahrgäste der BLS sind beruflich unterwegs. Der Anteil
der Ausflügler und Feriengäste stieg
gegenüber 2008 um 4% auf 42% an.
2008, 71,5 Pt. / 2011 74,5 Pt.
2008, 66,6 Pt. / 2011 74,4 Pt.
2008 71,5 Pt. / 2011, 76,8 Pt.
2008 70,1 Pt. / 2011, 75,8 Pt.
2008 72,6 Pt. / 2011 79,0 Pt.
2008 68,4 Pt. / 2011 71,3 Pt.
2008 70,6 Pt. / 2011 72 Pt.
2008 68,4 Pt. / 2011 72,2 Pt.
2008 77,8 Pt. / 2011 80,4 Pt.
2008 75,1 Pt. / 2011 78,4 Pt.
2008 69,8 Pt. / 2011 74 Pt.
2008 63,3 Pt. / 2011 67,1 Pt.
2. K
lass
e 8
6%
1. K
lass
e 14
%
Arb
eit/
Ges
chäf
tsre
ise:
41%
Au
sflu
g/F
reiz
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32
%
Au
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g/F
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Bin
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Au
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un
g/S
chu
le: 1
0%
2008 57,6 Pt. / 2011 62,8 Pt.
Die Zufriedenheit der
BLS-Kunden mit der Bahn ist gegenüber
2008 um 4,2 Prozentpunkte (Pt.) auf 75,1 gestiegen.
Die höchsten Steigerungs-raten erzielten die S-Bahn
Luzern, die Regio - Express- und die
Regiozüge.