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diabetesDE aktuell 4/2009 1
Newsletter von diabetesDE und der Deutschen Diabetes-Gesellschaft
Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,liebe Mitglieder von diabetesDE,
Ihr Expertenwissen ist notwendig, um unsere Einflussmöglichkeiten bei politischen Entscheidungen zu DiabetesThemen auszubauen: Ich sehe es als unsere wichtigste Aufgabe an, DiabetesPatienten eine möglichst optimale Therapie zu ermöglichen. Wir müssen deshalb mit diskutieren, wenn gesundheitspolitische Entscheidungsträger über Vor und Nachteile von Medikamenten, Wirkstoffen oder DiagnoseMaßnahmen reden. Dazu haben zahlreiche Mitglieder von DDG
und diabetesDE in den letzten Wochen einen wichtigen Beitrag geleistet. Entstanden sind Stellungnahmen zu den Themen Glitazone, Blutzucker selbst messung und kurz wirksame Insulinanaloga über die wir Sie in diesem Newsletter ab Seite 5 informieren.
Wie wir unsere Aktivitäten in der Qualitätssicherung, Schulung und Weiterbildung optimieren, ist zur Zeit eines unserer wichtigen Themen, über das wir auf Seite 3 berichten. Über den Ausbau der Ressorts und die nächsten Ziele informieren wir Sie im Bericht aus dem Vorstand auf Seite 2. Dort stellen wir Ihnen auch Details zur Wahl der Delegiertenversammlung – dem obersten Gremium von diabetesDE – vor. Alle Mitglieder von diabetesDE können Delegierte vorschlagen und diese in einem zweiten Schritt wählen. Unter anderem entscheidet die Delegiertenversammlung zukünftig über die Besetzung des diabetesDEVorstandes.
Die erste Versammlung der neu gewählten Delegierten findet bereits am 5. November 2009 in Berlin statt. Wir hoffen auf einen guten Start dieses wichtigen Gremiums und freuen uns, wenn Sie sich an der Wahl beteiligen beziehungsweise als gewählter Delegierter die künftigen Aktivitäten von diabetesDE mitbestimmen.
Ich möchte Sie außerdem schon heute zu zwei weiteren wichtigen Terminen nach Berlin einladen. Im Anschluss an die Delegiertenversammlung findet vom 5. bis 7. November 2009 die nächste Tagung der DDG und diabetesDE gemeinsam mit der Deutschen AdipositasGesellschaft im ICC Berlin statt. Eine Woche später, am 14. November 2009, gestaltet diabetesDE die öffentliche Veranstaltung zum Weltdiabetestag in Berlin. Informationen dazu finden Sie in diesem Newsletter auf Seite 12.
Mit den besten Grüßen aus dem Vorstand
Ihr
Professor Dr. med. Thomas DannePräsident der DDGVorstandsvorsitzender von diabetesDE
Das oberste Gremium von diabetesDE – die Delegiertenversammlung – wird erstmals in den nächsten Wochen gewählt. Details dazu finden Sie im Bericht aus dem Vorstand ab Ü Seite 2
Bericht aus dem Vorstand
Wie geht es weiter im Auschuss QSW? Ü Seite 3
Der GBA plant, die Verordnungs fähigkeit von Medikamenten aus der Wirkstoff gruppe der Glitazone für die Therapie bei Diabetes Typ 2 aufzu heben. Ü Seite 5
Eine Leitlinie wird in Kürze zur Blutzuckerselbstmessung bei Diabetes Typ 2 für Ärzte und Patienten erscheinen. Ü Seite 6
Die Arbeitsgemeinschaft Pädiatrischer Diabetologen befürchtet eine Verschlech terung des Therapieangebotes für Kinder und Jugendliche mit Diabetes Typ 1. Ü Seite 7
diabetesDE bietet Selbsthilfegruppen die Möglichkeit, einer eigenen Webseite auf diabetesde.org Ü Seite 8
Ab sofort elektronisch: Bewerbungen für Preise und Anträge auf Projektförderungen der DDG 2010. Ü Seite 9
diabetesDE aktiv
diabetesDE Termine
Am Weltdiabetestag, dem 14. November 2009, veranstaltet diabetesDE in Berlin ein informatives und abwechslungsreiches Programm rund um die Themen Diabetes, Ernährung und Bewegung. Ü Seite 12
Freiburger Diabetestage am 27. und 28. November 2009 Ü Seite 13
4/2009aktuell
Prof. Stephan Matthaei ist sei Mai 2009 VizePräsident der DDG. Im Interview mit diabetesDE aktuell erzählt er über seine Tätigkeiten für DDG und diabetesDE. Ü Seite 10
diabetesDE im Gespräch
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Bericht aus dem Vorstand
diabetes DEdiabetes DE
diabetesDE aktuell 4/2009
Bericht aus dem Vorstand
Bericht aus dem Vorstand
diabetes DEZiel: Nationale Diabetes-StrategieNeun Monate sind seit der Arbeitsaufnahme von diabetesDE vergangen, eine Zeit, die intensiv genutzt wurde. In Berlin arbeitet die Bundesgeschäftstelle eng vernetzt mit dem Vorstand von diabetesDE und den Geschäftsstellen der DDG in Bochum und des VDBD in St. Ingbert zusammen. Bewährt haben sich inzwischen regelmäßige Telefonkonferenzen und Strategiesitzungen, in denen Kompetenzen und Knowhow gebündelt werden, um den wichtigsten Zielen der neuen Organisation näher zu kommen: Stärkung der Prävention, Verbesserung der Versorgung und Ausbau der Forschung.
Wichtigstes Instrument hierfür wird eine nationale DiabetesStrategie sein, die sorgfältig entwickelt werden muss, eine begleitende Presse und Öffentlichkeitsarbeit, damit wir wahrgenommen werden, und eine sachkundige Interessenvertretung gegenüber der Politik. Dies ist ein anspruchsvolles Programm, das einen langen Atem erfordert und die Unterstützung aller Gruppen. Nur, wenn wir unsere Positionen gemeinsam vertreten, werden wir Erfolg haben. Organisationen, die bislang nicht unmittelbar an diabetesDE beteiligt sind, wie der Deutsche Diabetiker Bund (DDB), sind eingeladen, mit diabetesDE den partnerschaftlichen Dialog im Sinne der gemeinsamen Ziele voranzutreiben. Mehrere Gespräche auf Bundes und Landesebene haben bereits stattgefunden.
Mit den besten Grüßen aus dem Vorstand
Professor Dr. med. Thomas DanneVorstandsvorsitzender diabetesDEPräsident der DDG
Die Vorstandsarbeit ist gegenwärtig durch die Gestaltung der Ausbauteams und die Erarbeitung der Ressortarbeit von diabetesDE geprägt. Die nächste Tagung der DDG und diabetesDE findet zusammen mit der Deutschen AdipositasGesellschaft (DAG) im Herbst in Berlin statt. Das vorläufige Programm zur Tagung ist im Internet unter www.ddgdag.de neu eingestellt. In diesem Rahmen suchen wir natürlich den engen Austausch mit unseren Mitgliedern. Dazu wird es am Donnerstag, dem 5.11. von 16:30 bis 18:00 Uhr eine Podiumsdiskussion von Geschäftsführer und Vorstand von diabetesDE mit Ihnen geben. Am Tag zuvor wird es bereits ein Treffen der Regionalgesellschaften und der Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaften und Ausschüssen geben, um Einzelheiten der Zusammenarbeit gemeinsam zu erarbeiten. Und dann findet natürlich auch am Vormittag des 5.11. die Delegiertenversammlung statt, zu der wir Ihnen gerne noch weitere Informationen geben möchten.
diabetesDE: Die Delegiertenversammlung am 5. November und die nächsten SchritteMitglieder von diabetesDE wählen ihr oberstes Gremium – die Delegiertenversammlung. Am 5. November wird diese in Berlin in einer ersten konstituierenden Sitzung zusammentreten. Alle Mitglieder wurden zuvor angeschrieben, ihre Delegierten zu wählen. Für die Gruppe der Patienten/Interessierten konnten 34 Vertreter gewählt werden, für die Gruppe der Ärzte/Wissenschaftler und die Gruppe der Berater/Behandler je 20 Vertreter. Die Amtszeit der Delegierten beträgt vier Jahre. Die Delegiertenversammlung tritt einmal im Jahr zusammen. Ihre wichtigste Aufgabe ist die Wahl und Kontrolle des Vorstands, die Beschlussfassung über Anträge und die Erörterung der zukünftigen Strategie von diabetesDE.
Auf den Internetseiten www.deutsche-diabetes- gesellschaft.de undwww.diabetesde.orgfinden Sie stets zeitnah Informationen über die verschiedenen Aktivitäten.
Sollten Sie Fragen zu Ihrer Mitgliedschaft in DDG und diabetesDE haben, wenden Sie sich bitte an:DDG GeschäftsstelleBürkledelaCampPlatz 144789 BochumTel.: 0234 978 89 0Fax: 0234 978 89 21
Gemeinsame Tagung der DDG und DAG5. bis 7. November 2009Internationales Congress Centrum (ICC Berlin)
Vorläufiges Programm und weitere Informationenwww.ddgdag.de
Säule 1:Ärzte und Wissenschaftler
Säule 2:Berater/andere Profis
Säule 3:Betroffene/Interessierte
Vorschläge für Delegierte
Versand der Wahlunterlagen
Rücksendung der Stimmzettel bis 15.10.09
Auszählen der Stimmen, förmliches Festellen des Ergebnisses duch Vorstand
Versand der Einladung zur Delegiertenversammlung per email bis spätestens 22. Oktober 2009
1. Delegiertenversammlung 74 Mitglieder 5.11.2009 in Berlin
Vorstand (7 Ressorts) Bundesgeschäftsstelle diabetesDE Berlin
bis 05.09.09
bis 24.09.09
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diabetes DEVom DDG-Ausschuss Qualitäts-sicherung, Schulung und Weiter-bildung erarbeitete Programme und Richtlinien im Internet unter www.deutsche-diabetes- gesellschaft.de:
• Fortbildungen der DDG zum Diabetologen, Diabetesberater, Diätassistenten, Fachpsychologen, Apotheker, Med. Fußpfleger, Wundassistenten sowie DiabetesKompaktkurs für Hausärzte
• Anerkannte Einrichtungen zur Behandlung von Menschen mit Diabetes und die Qualitätsrichtlinien für die Einrichtungen
• Diabetes-Schulungs- und Behandlungsprogramme sowie die Richtlinien des Ausschusses
Bei einigen Mitgliedern der DDG/diabetesDE war der Eindruck enstanden, dass der Ausschuss QSW der DDG ohne weiteres abgeschafft werden soll. Daher gingen im Postfach des Vorstandsvorsitzenden Serienemails ein, um sich dagegen auszusprechen. Wir hatten bereits kurzfristig eine Tele fonkonferenz einberufen, um diese Missverständnisse aus dem Wege zu räumen. Im Sinne einer größtmöglichen Transparenz möchte ich an dieser Stelle aber noch einmal auf die Absprachen eingehen.
Es ist dem Vorstand von DDG und diabetesDE bewusst, dass die Arbeit im Ausschuss QSW eine enorme Fachkompetenz in allen wichtigen Bereichen der Diabetologie und den verschiedenen Versorgungsformen und –ebenen darstellt. Wir wollen auch in der neuen Organisation diabetesDE nicht auf diese Fachkompetenz verzichten. Andererseits darf diabetesDE natürlich auch nicht ‚alter Wein in neuen Schläuchen’ sein und wir müssen daran arbeiten, unsere Strukturen zu vereinfachen und zu verbessern und für größtmögliche Transparenz in den Abläufen sorgen.
In der Telefonkonferenz mit Mitgliedern des Ausschusses QSW sind wir übereingekommen, dass das Anerkennungsverfahren zur Behandlungseinrichtung Stufe 1 zum 1.1.2010 geändert werden soll. Ab diesem Zeitpunkt ist eine Einreichung nur noch auf elektronischem Wege möglich. Es wird in der nächsten Zeit noch geklärt, ob durch eine Programmierung eines elektronischen Antragsformulars hier eine weitere Vereinfachung des Verfahrens möglich ist, oder ob es sich dabei lediglich um eine Einreichung als PDFDatei handeln soll. Damit werden mögliche Verzögerungen der Bearbeitung durch eine postalische Aussendung vermieden. Es soll dabei weiterhin auf die Mitarbeit aus den Pools der bewährten Gutachter zurückgegriffen
werden, wobei sich die Auswahl der Gutachter danach richtet, wo die jeweilige Expertise vonnöten ist. Herr Prof. Müller wird dieses Begutachtungsverfahren in der Übergangsphase in verantwortlicher Position weiter begleiten. Allerdings ist eine Nachfolge in dieser Position angesichts seiner vielen anderen Verpflichtungen zeitnah zu suchen.
Im Ausschuss QSW wird eine Beschreibung der Abläufe und der aktuelle Sachstand in den nächsten Wochen erstellt. Auf Grundlage dieser Beschreibung wird im Ausbauteam des Ressorts QQ über die zukünftige Struktur der Zusammenarbeit beraten und im Laufe des 2. Halbjahres 2009 eine Beschlussvorlage für die Vorstände von diabetesDE und der DDG erarbeitet.
DDG-Ausschuss Qualitätssicherung, Schulung und Weiterbildung
Wie geht es weiter im diabetesDE-Ressort Qualität und Qualifizierung?
Weiterbildung, Zertifizierte Veranstaltungen, Seminare/Workshops des VDBD unter www.vdbd.de
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Bericht aus dem Vorstand
diabetes DEdiabetes DEAbschließend möchte ich noch auf die häufigsten Fragen in diesem Zusammenhang eingehen:
Wie wurden die Mitglieder des Ressorts QQ ausgewählt? Am 16.6. trafen sich die Vorstände der Deutschen DiabetesGesellschaft und diabetesDE zu einer Strategiesitzung. Bei dieser Strategiesitzung wurden die einzelnen personellen Besetzungen der Ressorts ausgewählt. Dabei handelt es sich um keine abschließende Auswahl. Eine Ergänzung durch weitere Mitwirkende kann nach Maßgabe der Ressorts jederzeit erfolgen.
Kann eine Diabetesberaterin für die Qualifizie rung´bei diabetesDE allein verant-wortlich sein?diabetesDE lebt vom partnerschaftlichen Miteinander zwischen Ärzten, Beratungsberufen und Patienten. So arbeitet Frau Schnellbächer in der Leitung dieses Ressorts eng mit Frau Dr. Fach aus dem Vorstand der DDG zusammen und auch Prof. Müller, der bisherige Leiter des Ausschuss QSW, ist im Ausbauteam vertreten. Insofern sind wir überzeugt, mit diesen Teammitgliedern die erforderliche Sachkompetenz gebündelt zu haben.
Warum wurde die Personenzahl des wichtigsten Arbeitskreises auf 7 begrenzt? Die Begrenzung auf 7 Ressortmitglieder wurde uns von unseren strategischen Beratern nahegelegt, da größere Gruppen die Entscheidungsprozesse deutlich verlangsamen. Wegen der besonders komplexen Sachverhalte im Ressort QQ wurden darüber hinaus noch 7 Vertreter für die ursprünglich 7 Ressortmitglieder benannt, so dass insgesamt eine möglichst breite Repräsentation auch des bisherigen Ausschusses QSW möglich ist. Dabei können selbstverständlich in einzelnen Sachfragen jederzeit weitere Experten hinzugezogen werden.
Wie soll eine Übergangsphase aussehen?Dieses muss jetzt im Ressort erarbeitet werden.
Wie wird ein neuer Qualitätsausschuss zusam-mengesetzt?Es wird die Aufgabe des Ausbauteams sein, eine Beschlussvorlage (siehe oben) zu erarbeiten.
Wie stellt sich dieser die Arbeit inhaltlich vor?Hier haben wir auf der Telefonkonferenz erste Gedanken miteinander ausgetauscht. Die Ausarbeitung liegt nicht allein in den Händen des Ressorts QQ. Alle Mitglieder des Ausschusses QSW sind aufgefordert, hierbei mitzuwirken.
Wie wird die Kontinuität der bisherigen Arbeit des QSW für die betroffenen Mitglieder der DDG sichergestellt?In jedem Fall wollen wir die Expertise der Gutachter im Ausschuss QSW und deren Erfahrung auch für die zukünftigen Strukturen erhalten. In der Telefonkonferenz wurde das Modell einer antragsbezogenen Zuständigkeit je nach Art und Umfang des Antrags aus einem Pool bewährter Gutachter favorisiert.
Was wird mit den anderen Ausschüssen der DDG?Hierzu findet am Vorabend der Herbsttagung, d.h. am 4.11.2009, in Berlin ein Treffen der Ausschüsse sowie der Arbeitsgemeinschaften der DDG und auch der Regionalgesellschaften statt, wo wir über zukünftige Strukturen unter diabetesDE gemeinsam beraten werden.
Professor Dr. med. Thomas DanneVorstandsvorsitzender diabetesDEPräsident der DDG
diabetesDE Ressort:Qualifizierung und Qualitäts-managementLeiterin: Elisabeth SchnellbächerBertramstr. 1255765 BirkenfeldTelefon: 06782 98 16 46EMail: schnellbaecher@vdbd.de
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diabetes DEStellungnahme von diabetesDE und DDG zur Erstattung der Glitazone vom 24.06.2009www.deutschediabetes gesellschaft.de/Aktuell
Der GBA wird bei seinen Entscheidungen vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) beraten. Dieses hatte im November 2008 in einem Gutachten festgestellt, dass die untersuchten Medikamente aus der
Wirkstoffgruppe der Glitazone für einige Patienten einen belegbaren Nutzen haben können. Im gleichen Gutachten hat das IQWiG auch die bekannten schädlichen Wirkungen von Pioglitazon und Rosiglitazon dokumentiert. Dazu zählen beispielsweise Ödeme, Herzinsuffizienz und vermehrte Frakturen bei Frauen. Der GBA plant deshalb, die Verordnungsfähigkeit für die beiden Wirkstoffe aufzuheben. Kassenpatienten könnten sie dann nur noch auf Privatrezept erhalten. Der GBA hat dazu ein Stellungnahmeverfahren eingeleitet und prüft derzeit die bis 21. Juli 2009 eingereichten Stellungnahmen.
Experten der DDG und diabetesDE kritisieren diese Pläne: Trotz der bekannten Risiken seien die beiden Wirkstoffe bei bestimmten Patienten als SecondLineMedikament unverzichtbar. Abhängig vom individuellen NutzenRisikoProfil des einzelnen Patienten, muss der Arzt entscheiden, ob der Einsatz der Präparate sinnvoll ist. Beschließt der GBA, Glitazone aus der Erstattung zu nehmen, müssten sich auch Patienten auf andere Medikamente umstellen, die diese bisher gut vertragen. Sie wären dann auf alternative Therapien angewiesen, wie etwa andere Antidiabetika oder Insuline, die – wie alle wirksamen Medikamente – auch Nebenwirkungen haben. Die DDG und diabetesDE fordern deshalb, dass Patienten weiterhin auf Kassenrezept von den genannten Glitazonen profitieren können.
Stellungnahme Pharmakotherapie-Ausschuss
Glitazonen droht Wegfall aus ErstattungDie Therapievielfalt in der Behandlung des Diabetes Typ 2 könnte zukünftig eingeschränkt werden: Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) plant, die Verordnungsfähigkeit für die Wirkstoffgruppe der Glitazone aufzuheben. Der Pharmakotherapie-Ausschuss der DDG und diabetesDE kritisierten in einer Stellungnahme vom 24. Juni 2009 die entsprechenden Pläne: Der Nutzen als Second-Line-Antidiabeti-ka übersteigt die bekannten Risiken und ist daher unverzichtbar.
Gutachten IQWiG Glitazone zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2www.iqwig.de
Presseerklärung vom 21.07.2009www.deutschediabetes gesellschaft.de/Medienarbeit/ Pressemitteilungen
Beschluss des G-BAArzneimittelRichtlinie/Anlage III (Einleitung eines SNVerfahrens: Glitazone zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2)www.gba.de
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diabetes DEExperten der DDG und diabetesDE kritisierten die isolierte Betrachtung des Einflusses der Blutzuckermessung und setzen sich in einer Stellungnahme für deren weitere Erstattung ein. Empfehlungen für eine individualisierte Messfrequenz sind nun veröffentlicht.
Die Selbstmessung bringt zwar – isoliert betrachtet – keinen Nutzen für die Verbesserung der Werte. Sinnvoll ist sie jedoch, wenn Patienten ihre Ernährung, Bewegung und Medikation den selbst gewonnenen Werten entsprechend anpassen und Ärzte sie zur Überprüfung ihrer Therapieempfehlungen heranziehen. „Es gibt bisher kaum Untersuchungen, die den Zusammenhang zwischen der diagnostischen Methode der Selbstmessung unter Berücksichtigung des Patienten und Arztverhaltens auf den Krankheitsverlauf untersucht haben“,
so die DiabetesExperten um Professor Dr. Stephan Martin, die die Stellungnahme verfasst haben.
Das Hauptproblem in der isolierten Bewertung liegt darin, dass die heutigen Behandlungskonzepte eine ganze Palette an Maßnahmen beinhalten. Entsprechend schwierig ist es, den Einfluss der Selbstmessung allein zu betrachten. diabetesDE und DDG fordern deshalb, die Selbstmessung weiterhin in der Therapie des Diabetes Typ 2 zu belassen. Eine praktikable Leitlinie für den sinnvollen Einsatz der Selbstmessung wurde von einer Expertengruppe entwickelt, die unter anderem die Pflichten von Patienten und Arzt nennt, wenn Blutglukoseteststreifen verordnet werden. Diese Empfehlungen sind in der Fachzeitschrift „Der Diabetologe“ publiziert und auf der Internetseite www.diabetesde.org veröffentlicht.
Diabetes Typ 2-Therapie ohne Insulin
Blutzuckerselbstmessung in der Diskussion Das IQWiG führt zurzeit eine Untersuchung zum Thema „Urin- und Blutzuckerselbstmessung bei Diabetes mellitus Typ 2“ im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) für die Behandlung des Diabetes Typ 2 ohne Insulin durch. Das Institut stellte in einem vorläufigen Ergebnis fest, dass die fünf herangezogenen Studien keine Verbesserung der Blutzuckerwerte durch Blutzuckerselbst-messung belegen.
Stellungnahme von diabetesDE und der Deutschen Diabetes-Gesellschaft zum Vorbericht des IQWiG zu dem Thema „Urin und Blutzuckerselbstmessung bei Diabetes mellitus Typ 2“ vom 06.07.2009www.deutschediabetesgesellschaft.de/Aktuell
Stellungnahme der Arbeits-gemeinschaft Psychologie und Verhaltensmedizin in der DDG / diabetesDE zum IQWiG Vorbericht Harn und Blutzuckermessung vom 24.07.2009www.deutschediabetesgesellschaft.de/Aktuell
Presseerklärung vom 30.07.2009www.deutschediabetesgesellschaft.de/Medienarbeit/Pressemitteilungen
IQWiG-Vorbericht vom 23.06.2009„A0508 Urin und Blutzuckerselbstmessung bei Diabetes mellitus Typ 2“www.iqwig.de
S. Martin et al.Rolle der Selbstanpassung der Blutglukose (SMBG) bei Diabetes mellitusDer Diabetologe 6/2009 Springer Medizin Verlag 2009www.diabetesde.org
7diabetesDE aktuell 3/2009
diabetesDE aktiv
diabetes DEStellungnahme der Arbeits-gemeinschaft Pädiatrische Diabetologie (AGPD) der DDG / diabetesDE vom 07.07.2009 zum IQWiGVorbericht „Kurzwirksame Insulinanaloga bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 (Auftrag A0801)“www.deutschediabetesgesellschaft.de/Aktuell
Viele Kinder und Jugendliche nutzen zurzeit unterschiedlich schnell und unterschiedlich lang wirkende Insuline. Die Therapievielfalt zahlt sich aus: In den letzten 15 Jahren habe sich der Stoffwechsel bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes Typ 1 messbar verbessert, betonen die DiabetesExperten in ihrer Stellungnahme. So sei der Anteil der Patienten, deren Blutzuckerwerte im angestrebten Normalbereich liegen, in diesem Zeitraum von 25 auf knapp 50 Prozent gestiegen.
Der Vorbericht des IQWiG zum Thema „Kurzwirksame Insulinanaloga bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1“ berücksichtige dies nicht: Der Nutzen sei nicht ausreichend belegt, um eine Erstattungsfähigkeit durch die Gesetzlichen Krankenkassen zu sichern, so das IQWiG. Nach Meinung der AGPD ist die Schlussfolgerung jedoch fehlerhaft: Aufgrund ethischer Bedenken bezüglich langfristiger pharmakologischer Studien mit Kindern und Jugendlichen liegt wenig Datenmaterial vor. Das IQWiG orientiert sich in seinem Bericht deshalb an Zielgrößen und Untersuchungen erwachsener Menschen. Er erfülle damit zwar formale Kriterien, so die AGPD, bilde jedoch nicht die Realität der pädiatrischen Diabetologie und den Bedarf chronisch kranker junger Menschen ab. Andere nationale Organisationen – wie beispiels
weise das National Institute for Health an Clinical Excellence in Großbritannien (NICE) – bewertet das vorliegende Datenmaterial anders und empfiehlt kurz wirksame Insulinanaloga als Standard.
diabetesDE und die Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie (AGPD) der DDG fordern, dass das Institut in seinem Abschlussbericht den tatsächlichen Bedarf chronisch kranker junger Patienten berücksichtigt und das Therapieangebot erhalten bleibt.
Stellungnahme AGPD
Kindern und Jugendlichen mit Diabetes Typ 1 droht schlechtere Behandlung
Experten der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrischer Diabetologen haben zu einem Vorbericht des IQWiG Stellung bezogen. Darin verneint das Institut den Zusatznutzen kurz wirksamer Insulinanaloga für Kinder und Jugendliche mit Diabetes Typ 1. Das Institut würdigt zurzeit die schriftlichen Stellung-nahmen und erarbeitet einen Abschlussbericht für den Gemeinsamen Ausschuss (G-BA). Sollte das IQWiG bei seinem Ergebnis bleiben und der G-BA sich dieser Meinung anschließen, werden kurz wirksame Insulinanaloga zukünftig nicht mehr von den Gesetzlichen Krankenkassen erstattet.
IQWiG-Vorbericht vom 25.06.2009www.iqwig.de
Presseerklärung vom 06.08.2009www.deutschediabetes gesellschaft.de/Medienarbeit/ Pressemitteilungen
8 diabetesDE aktuell 4/2009
diabetesDE aktiv
diabetes DEAusführliche Informationen rund um das Thema Diabetes finden Betroffene und Interessierte auf der InternetSeite von diabetesDE. Seit Juni 2009 lädt dort zusätzlich ein dialogischer CommunityBereich zum Erfahrungsaustausch ein. Zudem bietet diabetesDE Selbsthilfegruppen ab sofort eine InternetPlattform an, auf der sie ihre eigene Webseite gestalten und pflegen können. Zum Start stellt die gemeinnützige Organisation Interessierten dieses Angebot kostenfrei zur Verfügung. Die Sonderaktion läuft bis zum 30. September 2009.
Ein eigener professioneller Auftritt im Internet ist zeitaufwendig sowie arbeits und kostenintensiv. Das Internet ist jedoch ein wichtiges Informations und Kommunikationsinstrument, um Interessenten auf sich aufmerksam zu machen, Mitglieder zu binden und sich mit ihnen auszutauschen.
Deshalb hat diabetesDE zusammen mit minuskel screen partner ein passgenaues Redaktionssystem entwickelt. Dieses ermöglicht Selbsthilfegruppen in nur wenigen Schritten, eine Seite im Internet einzurichten. Hier ist Platz, Veranstaltungen anzukündigen, Ansprechpartner vorzustellen, Berichte zu veröffentlichen oder Bestellformulare anzulegen. Außerdem steht es den Selbsthilfegruppen frei, Pressemeldungen und TVTipps von der Internetseite www.diabetesde.org automatisch für den eigenen Auftritt zu nutzen. Vorkenntnisse und große technische Investitionen sind dafür nicht notwendig.
Das Angebot umfasst neben einer eigenen Homepage mit bis zu zwei Internetadressen auch bis zu 50 EMailAdressen für jede Gruppe. Auch für den Nutzerkomfort ist gesorgt: Besucher der Homepage können jede Seite nach Stichwörtern durchsuchen und ausdrucken.
Bis Ende September stellt diabetesDE dieses Angebot Selbsthilfegruppen einmalig kostenfrei zur Verfügung. Ab Oktober dieses Jahres zahlen Interessierte dafür sechs Euro pro Monat plus eine einmalige Einrichtungsgebühr von 50 Euro.
diabetesde.org erweitert Angebot für Betroffene
Austausch in der Diabetes-Community
diabetesDE bietet auf ihrer Internetplattform jetzt einen dialogischen Community-Bereich an, den Interessierte und Betroffene zum Erfahrungsaustausch nutzen können. Neu ist ebenfalls das Angebot an Selbsthilfegruppen, ihre eigene Webseite zu erstellen – ohne großen technischen und zeitlichen Aufwand.
Kennen Sie Gruppen, die das Angebot interessieren könnte? Wir freuen uns, wenn Sie uns dabei unterstützen können, diabetesDE und die Serviceleistungen be kannter zu machen. Informationsmaterial erhalten Sie direkt bei der Geschäftsstelle, info@diabetesde.org. Informationen zur eigenen Internetseite und eine Musterseite finden Interessierte unter www.diabetesdecms.de.
Kontakt für Selbsthilfegruppen:diabetesDELeiterin MarketingAngelika BergerTel: 030 201 677 13EMail: berger@diabetesde.org
Redaktionssystem für Selbsthilfegruppen auf diabetesde.org
diabetesDE aktuell 4/2009 9
diabetesDE aktiv
diabetes DEBewerbungen für Preise der DDG 2010 und Anträge auf Projektförderungen 2010 können ab sofort auf elektronischem Wege eingereicht werden. Wurde früher eine zehnfache Ausfertigung der Unterlagen an die Jury übergeben, ist das Verfahren nach erfolgreichem Start des OnlineSystems im vergangenen Jahr jetzt zeit und ressourcensparender. Bewerber erhalten nach einer Anmeldung auf der Internetseite der DDG einen Zugangscode an ihre EMailAdresse. Mit diesem Zugang können die Antragsteller ihre Daten und Dokumente auf dem DDGServer hinterlegen. Für Projektförderungen oder Bewerbungen für Forschungspreise gibt es jeweils unterschiedliche Anmeldeformulare im Internet.
Nach Ablauf der Bewerbungsfrist (30. November) sind keine Änderungen durch die Bewerber und Antragsteller mehr möglich – die Jurymitglieder können die eingereichten Dokumente und Arbeiten nun einsehen und bewerten. Die eingesendeten Daten und Unterlagen können selbstverständlich nur die jeweiligen Antragsteller
oder Bewerber sowie die Jurymitglieder einsehen. Die Jury entscheidet über die Vergabe der Preise und Projektfördermittel in einer Sitzung im Februar und informiert die Bewerber und Antragsteller über das Ergebnis. Die Preisverleihungen erfolgen im Rahmen der Jahrestagung der DDG im Mai des jeweiligen Jahres.
Gegenüber den Vorjahren haben sich für die Preise und Projektförderungen 2010 folgende inhaltlichen Änderungen ergeben:• Der Förderpreis der DDG wird ab 2010 von der Fir
ma SanoviAventis finanziert. Für das langjährige Engagement für diesen Preis sei an dieser Stelle der Firma BayerVital nochmals gedankt.
• Der Gerhard-Monike-Förderpreis entfällt.• Für den Werner-Creutzfeldt-Preis sind Nominie
rungen durch DDGMitglieder möglich.
Weitere Details finden Sie in den Satzungen der Preise und Erläuterungen der Projektförderungen auf unserer Homepage.
Papierlose Bewerbungen für DDG-Preise und -Projektförderungen:
Anträge und Bewerbungen jetzt einfach per Mausklick einreichen Der Weg zu den passenden
Eingabemasken:Zum Einreichungsformular für einen der Forschungspreise gelangen Interessierte über die Internetseite DDG, Rubrik „Wir über uns“ dann „Forschungspreise“.
Übersicht Forschungspreise
Registrierung für Preise
Ebenso finden Antragsteller die Eingabemaske für Projektförderung auf der Internetseite DDG unter der Rubrik „Wir über uns“, dann „Projektförderung“.
Übersicht Projektförderungen
Login für Antragssteller
Kontakt:Professor Dr. Dr. HansGeorg JoostSprecher der „Jury zur Förderung wissenschaftlicher Projekte“Deutsches Institut für Ernährungsforschung PotsdamRehbrückeArthurScheunertAllee 11411614558 NuthetalTel: +49(0)33200/88216EMail: joost@dife.de
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diabetes DEUmdenken bei politisch Verantwortlichen notwendig
Langfristig in die Gesundheit der Patienten mit Diabetes investierenProfessor Dr. med. Stephan Matthaei ist sei Mai 2009 Vize-Präsident der DDG und dort für das Ressort „Kooperation mit anderen Fachgesellschaften“ verantwortlich. Im Interview mit diabetesDE aktuell erzählt er über seine Tätigkeiten für die DDG und diabetesDE.
DA: Herr Professor Matthaei, Sie sind seit Mai 2009 Vizepräsident der DDG. Wo liegen im Vorstand die Schwerpunkte Ihrer Tätigkeiten?
Prof. Matthaei: Neben den allgemeinen Aufgaben eines Vizepräsidenten der DDG liegt zurzeit ein Schwerpunkt meiner Tätigkeit im Vorstand in der Kooperation mit anderen Fachgesellschaften. Hier gilt es zukünftig die erfolgreiche Arbeit meines Vorgängers in dieser Funktion,
Herrn Professor Dirk MüllerWieland, fortzusetzen, der sich sehr engagiert für die Intensivierung der Kooperation mit anderen Fachgesellschaften eingesetzt hat.
DA: Welche anderen wichtigen Projekte des Vorstandes gibt es zurzeit?
Prof. Matthaei: Eine wesentliche Tätigkeit während der Sommerwochen war die zeitnahe und objektive Information der Patienten sowie der Öffentlichkeit zum Thema Diabetestherapie, insbesondere über Lantus und Krebs. Durch die rasche Reaktion des Vorstands von DDG und diabetesDE sowie der zuständigen Ressorts ist es gelungen, die durch die Publikation der uneindeutigen Daten erzeugte Verunsicherung der Patienten durch entsprechende Aufklärung der Sachverhalte zeitnah beizulegen. Darüber hinaus bereiten wir im Ressort Politik und Öffentlichkeitsarbeit von diabetesDE unter anderem Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Weltdiabetestag 2009 vor, der am 14. November 2009 in Berlin stattfinden wird.
DA: Sie sind Chefarzt des DiabetesZentrums Quakenbrück, einer Fachabteilung für Diabetologie, Endokrinologie sowie Stoffwechselerkrankungen an einem Schwerpunktkrankenhaus. Wo sehen Sie Handlungsbedarf in der Diabetologie, um als Arzt erfolgreich arbeiten zu können?
Prof. Matthaei: Ein Teilaspekt einer erfolgreichen ärztlichen Tätigkeit als Diabetologe wird meines Erachtens in unserem Ziel definiert, dem Patienten zu ermöglichen, gesund zu bleiben und gesund älter zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es der kontinuierlichen Betreuung der Patienten, um gemeinsam mit ihnen die anzustrebenden Therapieziele zu erreichen. Gelingt dies, so wissen wir von den Ergebnissen der großen DiabetesStudien der vergangenen Jahre, können wir die diabetischen Folgeerkrankungen sowie die Sterblichkeit der Patienten deutlich reduzieren. Neben der Reduktion des individuellen Leids der Patienten ist damit auch eine deutliche Einsparmöglichkeit von Ressourcen möglich, wie Untersuchungen aus den USA gezeigt haben.
Vor diesem Hintergrund besteht zukünftig ein wesentlicher Handlungsbedarf darin, dass die Sozialgemeinschaft gut beraten wäre, in die Erreichung der Therapieziele unserer Patienten zu investie
ren, um langfristig die nachgewiesenen Vorteile dieser Therapie für den Patienten zu erzielen sowie die finanziellen Ressourcen des Gesundheitssystems zu schonen. Dies setzt
jedoch ein Umdenken der politisch Verantwortlichen sowie der Kostenträger voraus:
Aufgrund der langsam chronisch progredienten Natur des Typ 2 Diabetes gilt es, die entsprechenden Planungen langfristig über Dekaden vorzunehmen und nicht, wie üblich, in Quartals bis Jahresabständen, maximal in Wahlperioden zu
Professor Dr. med. Stephan Matthaei
ist seit 2003 Chefarzt des Diabetes Zentrums Quakenbrück, Fachabteilung für Diabetologie,Stoffwechselerkrankungen und Endokrinologie am Christlichen Krankenhaus.
Er absolvierte sein Medizinstudium in Freiburg und Hamburg und habilitierte 1993 für das Fach Innere Medizin. Von 1984 bis 1986 war Professor Matthaei als Auslandsstipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universität von Kalifornien in San Diego, USA. 1988 folgte ein Aufenthalt am Department of Endocrinology and Metabolism, Harvard Medical School, in Boston. Seine klinische Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin, Diabetologen, Endokrinologen und Gastroenterologen machte er an der Universität Hamburg, um danach an der Universität Tübingen als Oberarzt seine Ausbildung fortzusetzen.
„Aufgrund der Natur des Typ 2 Diabetes gilt es, die entsprechenden Planungen lang-fristig über Dekaden vorzunehmen und nicht, wie üblich, in Quartals- bis Jahresabständen, maximal in Wahlperioden zu denken und zu handeln.“
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diabetesDE im Gespräch
diabetes DEdenken und zu handeln. Kurzfristige Einsparungen, die auf Kosten der Therapiezielerreichung gehen, könnten sich langfristig sowohl für die betroffenen Patienten als auch für die Entwicklung der Gesundheitskosten als deletär herausstellen.
DA: Eines Ihrer Themengebiete ist die Erforschung von Ursachen und der Vorbeugung des Typ 2 Diabetes. Wird es Ihrer Einschätzung nach dort bald erfolgreiche Lösungen geben?
Prof. Matthaei: Im Bereich der Therapie des Typ 2 Diabetes wird intensiv nach neuen therapeutischen Optionen geforscht. Ich erwarte für die nahe Zukunft eine stärkere Individualisierung der Therapie, mit dem Ziel, eine der im Einzelfall vorliegenden Pathophysiologie des Patienten angepasste Therapie anbieten zu können, um seine Therapieziele unter Vermeidung von Nebenwirkungen zu erreichen.
Darüber hinaus wird zukünftig ein wesentlicher Aspekt in der Prävention sowie der Früherkennung des Typ 2 Diabetes liegen. Hier gilt es insbesondere, durch Gesundheitserziehungsangebote in den frühen Phasen des Lebens die Weichen für einen gesunden Lebensstil unter Vermeidung von Bewegungsmangel und ungesunder Ernährung zu stellen, um die Entwicklung von Übergewicht beziehungsweise Adipositas zu reduzieren.
Da diese Maßnahmen vermutlich nicht ausreichen werden, um die befürchtete starke Zunahme des Typ 2 Diabetes, bedingt durch ungesunden Lebensstil, zu vermeiden, sollte über Anreizsysteme nachgedacht werden, die das Erreichen beziehungsweise Halten von Normalgewicht für die Menschen vorteilhaft erscheinen lässt.
DA: Als Stipendiat und Arzt arbeiteten und forschten Sie einige Jahre In den USA. Gibt es dort im Vergleich zu Deutschland Unterschiede in der Versorgung von Patienten oder in der Ausrichtung der Forschung?
Prof. Matthaei: Die Versorgung der Patienten mit Diabetes mellitus in Deutschland ist sicherlich auf einem ähnlich hohen Niveau angesiedelt, wie die in anderen europäischen Ländern, wie zum Beispiel Skandinavien. Wesentlich dazu beigetragen hat während der letzten Jahrzehnte die durch die DDG vorangetriebene Entwicklung der neuen Berufsgruppen innerhalb der Diabetologie (Diabetesberaterinnen, DiabetologeDDG). Dadurch ist es in Deutschland möglich, eine nahezu flächendeckende, kompetente Versorgung der Patienten mit Diabetes mellitus anbieten zu können.
Auch die Tatsache, dass strukturierte Schulungen hierzulande zum Angebot der Kostenträger gehören, ist ebenfalls
eine entscheidende Voraussetzung für die gute Versorgungsqualität. Alle diese essenziellen Voraussetzungen für eine gute Versorgungsqualität sind in den USA nicht landesweit in durchgehend gleicher Qualität und Quantität gegeben, so dass dort noch vielerorts Optimierungsbedarf besteht.
Ganz im Gegensatz zur Grundlagenforschung. In diesem Bereich sind die USA sicherlich nach wie vor weltweit führend. Nicht ohne Grund lassen sich viele junge deutsche Wissenschaftler an einem amerikanischen Institut wissenschaftlich ausbilden.
Professor Matthaeis wissenschaftliche Schwerpunkte sind unter anderem „Ursache, Vorbeugung und Therapie des Diabetes mellitus Typ 2“, „Ursache und Therapie der Insulinresistenz“ sowie „Molekulare Mechanismen der antidiabetischen Therapie“. Zu seinen klinischen Schwerpunkten gehören unter anderem „Strukturierte Schulungen für Patienten“, „Multifaktorielle Therapie des Typ 2 Diabetes“, „Insulintherapie“ „Insulinpumpentherapie“ und „Therapie des diabetischen Fußsyndroms“.
Kontakt: Prof. Dr. Stephan Matthaei DiabetesZentrum Quakenbrück Danziger Str. 10 49610 Quakenbrück Tel.: 05431/152831 Fax: 05431/152833 EMail: S.Matthaei@ckqgmbh.de
„Zukünftig wird ein wesentlicher Aspekt in der Prävention sowie der Früherkennung des Typ 2 Diabetes liegen.“
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Ergänzung der medizinischen Betreuung werden lassen. Ich selbst bin seit 50 Jahren Betroffene und habe so manch wertvolle Unterstützung aus der Trickkiste der Selbsthilfe bekommen. Leider erhält die Selbsthilfe seitens der Ärzte und Kostenträger meines Erachtens noch immer zu wenig Aufmerk-samkeit. Kein Wunder. Diabetes mellitus hat ein schlechtes Image in der Öffentlichkeit. Deshalb machen Personen des öffentlichen Lebens hier-zulande ihren Diabetes auch nur selten publik. Nicht nur aus diesem Grunde wird sich das Ressort ‚Selbsthilfe‘ von diabetesDE für eine realistische Darstellung der chronischen Erkrankung einsetzen und einen positiven, offenen Umgang mit Diabetes mellitus auf dem Weltdiabetestag 2009 propagie-ren. Zudem gilt es aufzuzeigen, dass die Prävention des Diabetes eine wichtige gesundheitspolitische Aufgabe mit gesamtgesellschaftlicher Relevanz ist.
Eine weitere bemerkenswerte Aktion zum 14. November wird von Elisabeth Schnellbächer, Vorstandsmitglied diabetesDE und stellvertre-tende Vorsitzende des VDBD, organisiert. Auch in diesem Jahr gehen wieder zeitnah zum Weltdiabe-testag Schulungs- und Beratungsprofis des VDBD deutschlandweit in Kindergärten und Grund-schulen, um spielerisch und altersgerecht über Typ-2-Diabetes, dessen Prävention sowie über den Umgang mit der Erkrankung zu informieren. Die Aktion im Vorjahr stieß auf derart große Resonanz, dass die Wiederholung einfach ein Muss ist.
IhreMichaela Bergerstellvertretende Vorsitzende diabetesDEVerantwortliche für das Ressort Selbsthilfe
Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Mitglieder von diabetesDE,
am 20. Dezember 2006 verabschiedete die General versammlung der Vereinten Nationen die Resolution 61/225 und erklärte damit den 14. November, den Weltdiabetestag, zu einem ab dem Jahr 2007 jährlich zu begehenden Tag der Vereinten Nationen. Diabetes mellitus ist damit die zweite Krankheit nach HIV/AIDS, die einen offiziellen UN-Tag erhalten hat.
Zum diesjährigen Weltdiabetestag wird diabetesDE eine öffentliche Informations- und Mitmach-Veranstaltung in Berlin ausrichten. Das diesjährige Motto der International Diabetes Federation (IDF) lautet: Diabetes verstehen und die Kontrolle übernehmen. Das Programm setzt sich aus Vorträgen, Workshops und Filmbeiträgen, aber auch aus interaktiven Elementen für alt und jung zusammen. Ein Ausstellungsbereich ist angeglie-dert. Primäres Ziel des Events ist es, Lebensfreude durch Motivation für eine gesündere Ernährung und mehr Bewegung zu vermitteln. Im Rahmen der Veranstaltung werden sich junge mit älter gewordenen Menschen treffen. Wie wichtig ein gemeinsamer Erfahrungsaustausch ist mag die Tatsache verdeutlichen, dass von den für 2010 in Deutschland geschätzten 10 Millionen Menschen mit Diabetes, mehr als zwei Drittel älter als 65 Jah-re alt sein werden – Hundertjährige inklusive.
Die Veranstaltung zum Weltdiabetestag findet am 14. November 2009 in der Zeit von 11:00 Uhr bis 16:00 Uhr im Hotel Berlin,Berlin, Lützowplatz 17, 10785 Berlin statt. diabetesDE lädt zu dieser Veran-staltung herzlich ein. Der Eintritt ist frei.
Der Vorstand von diabetesDE hat das Ressort ‚Selbsthilfe‘ beauftragt, der Bundesgeschäfts stelle von diabetesDE in Berlin bei der Organisation inhaltlich zur Seite zu stehen. Hier kann konkret die Erfahrung des Weltdiabetestages aus dem letzten Jahr eingebracht werden. Selbsthilfe ist für viele Menschen mit Diabetes und ihre Angehörigen ein wichtiges Angebot, um mit den vielfältigen Belas-tungen der chronischen Erkrankung im täglichen Leben besser umgehen zu können. Gemein-same Freizeitaktivitäten sowie die Beispiele von Mitbetroffenen haben die Selbsthilfe bei vielen chronischen Erkrankungen zur unverzichtbaren
Weltdiabetestag 2009
Öffentliche Veranstaltung von diabetesDEam 14.11.2009von 11.00 bis 16.00 Uhrim Hotel Berlin, Berlin Lützowplatz 17, 10785 Berlin
Motto: Diabetes verstehen und die Kontrolle übernehmenVorträge, Workshops, Mitmach-Aktionen, Ausstellung und Rahmenprogramm rund um die Themen Diabetes, Ernährung und Bewegung.
Programmam 14.11.2009, Berlin
Ansprechpartner:Michaela Bergerberger@vdbd.deTel.: 0172 390 15 95
diabetesDELeiterin Public RelationsNicole Mattig-Fabianmattig-fabian@diabetesde.orgTel.: 030 201 677 12
BLEIBEN SIENICHT STEHEN.BEWEGUNG SCHÜTZT VOR DIABETES.
www.diabetesde.org
Besuchen Sie den WeltdiabetestagSamstag, 14.11.09, 11-16 Uhr, Hotel Berlin, Berlin, Lützowplatz
Eintritt frei
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Einladung zum Weltdiabetestag am 14. November 2009 in Berlin
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diabetes DE(ADBW) veranstaltet, die ihren Jahreskongress in diesem Jahr in Freiburg durchführt.
Auf der ärztlichen Fortbildungsveranstaltung werden sämtliche klinisch relevanten Aspekte der komplexen Erkrankung Diabetes mellitus und ihrer Folgeerkrankungen zur Sprache kommen und neueste Erkenntnisse auf höchstem wissenschaftlichen Niveau praxisrelevant dargestellt werden. Schwerpunkte liegen dabei auf der Prävention, der multifaktoriellen Behandlung einschließlich der Konsequenzen aus den neuen Endpunktstudien, den Folgekomplikationen der Erkrankung sowie auf zukünftigen neuen Therapieansätzen.
Im Wechsel von Übersichtssymposien und Workshops werden praxisrelevante Erkenntnisse für die Behandlung des Diabetes mellitus von Experten im jeweiligen Gebiet dargestellt werden. Ein Schwerpunkt soll jedoch nicht nur auf der reinen Vermittlung von Fakten, sondern auch auf der gemeinsamen Diskussion und dem gemeinsamen Austausch von persönlichen Erfahrungen liegen.
Wir hoffen, dass wir für Sie ein rundum attraktives und interessantes Programm gestalten konnten und dass Sie für Ihre tägliche Arbeit zum Wohle Ihrer Patienten wichtige Impulse und Neuerungen mit nach Hause nehmen werden. Darüber hinaus kann ich Sie nur dazu ermutigen, während der Freiburger Diabetestage auch die Stadt Freiburg und deren Umgebung kennen zu lernen.
Ich freue mich besonders, dass die Arbeitsgemeinschaft Diabetologie BadenWürttemberg (ADBW) die Freiburger Diabetestage als Forum für ihren Jahreskongress gewählt hat und würde mich freuen, Sie alle in gemeinsamer Runde in Freiburg begrüßen zu dürfen.
Prof. Dr. med. Jochen Seufert Schwerpunktleiter Endokrinologie / Diabetologie
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
ganz herzlich lade ich Sie zu den Freiburger Diabetestagen in das Konzerthaus nach Freiburg ein.
Unter dem Motto „Diabetes verstehen und engagiert behandeln“ sind die Ziele dieser Veranstaltung auf der einen Seite eine fundierte und aktuelle Fortbildung für behandelnde Ärzte und Diabetesassistenzberufe; aber auch im Rahmen eines Patiententages am 28.11.2009 das Bewusstsein für die Volkskrankheit Diabetes mellitus in der Bevölkerung zu steigern und differenzierte Behandlungsmöglichkeiten darzustellen.
Die Freiburger Diabetestage werden gemeinsam vom Universitätsklinikum Freiburg und der Arbeitsgemeinschaft Diabetologie BadenWürttemberg
27. und 28. November 2009, Freiburg
Freiburger Diabetestage mit Diabeteskongress Baden-Württemberg
Freiburger Diabetestage mit Diabeteskongress Baden-Württembergam 27. und 28. November 2009Konzerthaus FreiburgKonradAdenauerPlatz 179098 FreiburgMotto: Diabetes verstehen und engagiert behandelnSymposien, Workshops und Industrieausstellung
Programm und Informationen im Internet:www.freiburgerdiabetestage.de
Wissenschaftlicher Leiter:Prof. Dr. med. Jochen SeufertUniversitätsklinikum FreiburgAbteilung Innere Medizin IIHugstetter Str. 5579106 Freiburg
Veranstalter und Kongress-organisation:Intercongress CmbHKarlsruher Str. 379108 FreiburgTel.: 0761 696 99 0Fax: 0761 696 99 11info.freiburg@intercongress.de
PatiententagSamstag, 28.11.2009im Konzerthaus FreiburgMotto: Mit Diabetes auf dem richtig Weg – Schritt für Schritt zum Ziel!Kurzvorträge, Beratungsinseln, Aktivitäten, Kinderprogramm und Diabetesmarkt/ Industrieausstellung rund um die Themen Diabetes, Ernährung, Folgeerkrankungen und Risikofaktoren
Ansprechpartnerinnen:Bärbel Hruby, baerbel.hruby@uniklinikfreiburg.de, oder Susanne Tränkle, susanne.trankle@uniklinikfreiburg.de
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27.–28. November 2009 | Konzerthaus Freiburgwww.freiburger-diabetestage.de